Vorlesung 15 1 Junge Männer kehren vom Krieg zurück. Otto Dix “Prager Straße” (1920) Der Erste Weltkrieg, an dem hauptsächlich junge Männer teilgenommen haben, ist ein Schüsselerlebnis. Georg Grosz “Explosion” (1917) Die Weimarer Republik, 1919-1933 Ein Wortsalat… Inflation, Reparationen, viele politische Parteien, KPD, SPD, Nazis, die Dolchstoßlegende, Wirtschaftskrise (1929) Kino, Jazz, Boxkampfen, Verkehr, Radio, Grammaphon Kabarett Konsum, Mode, Sport, Körperkultur Dada, Bauhaus, Neue Sachlichkeit, Photomontage Die Neue Frau Die erotische Revolution, Abtreibung, Homosexualität Prostitution, Kokain, Lustmord, die Unterwelt Rasanter Aufschwung der kulturellen Strömungen Geprägt vom Expressionismus und Avantgardismus Menschen werden als Marionetten, Maschinen oder „Masse“ dargestellt Provokante Bekämpfung kaiserlicher Relikte („Ein Stück europäischer Kulturaufschnitt“, Otto Griebel) Gesellschaftliche Missstände werden aufgedeckt Enge Verwebung von Politik und Kultur „Bürgerliche Welt“ kapselt sich mit ihren Idealen ab Neue Sachlichkeit tritt an Stelle des Expressionismus Ein scharfes Bild der Wirklichkeit wurde skizziert In Design und Architektur trat „kühle Nüchternheit“ in den Vordergrund (Bauhaus) Schreibende Frauen erlangten neues Selbstvertrauen Massenmedien wie das Radio verbreiten sich Sport wird zur wichtigen Freizeitaktivität „Die Goldenen Zwanziger“ wurden durch Tanz und Unterhaltung ausgelebt („Der Charleston“) „Ungeschminkte“ Wiedergabe der Verelendung der Bevölkerung Hunger, Arbeitslosigkeit sowie der alltägliche Überlebenskampf wurden zu Leitthemen Verstärkte Konkurrenz zwischen „rechter“ und „linker“ Kultur Machtübernahme der Nationalsozialisten beendet schlagartig die kulturelle Vielfalt Frühe Strömungen vor dem 1. Weltkrieg Entwicklung der „12-Ton-Technik“ 1920 durch Arnold Schönberg Avantgardistische und „ernste“ Musik Später Verfechtung von Tonalität durch Strawinsky und Hindemith Prägung durch die Revolution 1918 Zunächst überwogen expressionistische, „revolutionäre“ Inhalte Linksorientiertes Theater thematisierte vorwiegend Pazifismus, Massenelend und Hunger „Masse Mensch“ von Ernst Toller Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ löste geteilte Meinungen aus Das Geschehen auf der Bühne soll die Zuschauer über gesellschaftliche Zustände reflektieren lassen Mit Einführung des Tonfilms trat ein „Theatersterben“ ein Zahlreiche Lichtspielhäuser, in denen Stummfilme gezeigt wurden Zahl der Kinos stieg von 1918 bis 1930 von 2.300 auf 5.000 an Expressionistische Effekte und romantischillusionistische Stilmittel „Das Kabinett des Dr. Caligari“, „Nosferatu“ „Metropolis“ als gesellschaftskritischer Meilenstein Ab 30er Einführung des Tonfilms große Emotionen/Gefühle die Wahrheit aussprechen große Kontraste zwischen Dunkel und Hell eine Protestbewegung soll schockieren sehr psychologisch orientiert oft unlogisch, schwer zu verstehen sehr stilisiert Abkehr von Idealismus Hinwendung zum alltäglichen Leben des Menschen „Wissenschaft von der Gesellschaft“ wurde politische Leitwissenschaft Neben einer linken entwickelte sich eine rechtsintellektuelle Gesellschaftskritik „Untergang des Abendlandes“ von Oswald Spengler Gründung des „Bauhaus“ durch Walter Gropius Proklamierte Modernität und Funktionalität Schüler konnten avantgardistische Visionen ausprobieren Setzte Maßstäbe für die damalige Architektur Sozialpolitische Forderungen an Architektur, da Wohnungsnot Bauhaus wurde 1933 durch Nationalsozialisten zerschlagen Orientierung zur „Neuen Sachlichkeit“ Große Vielfalt an Strömungen Der Roman gewann wieder an Bedeutung Inspiration durch Geschehnisse des 1. Weltkriegs „In Stahlgewittern“, „Im Westen nicht Neues“, „Der Steppenwolf“ etc. Später Augenmerk auf Vielschichtigkeit des Alltagslebens Versuch der nüchternen und authentischen Gesellschaftsanalyse Nur eine schmale Schicht nahm an dieser „kulturellen Blüte“ teil Heraustretende Tendenz während der Weimarer Republik (1918 – 1933) Neigung zu illusionslos-nüchterner Darstellung der Realität Die Neue Sachlichkeit ist eine Gegenbewegung zum (Spät-) Expressionismus objektiv und realistisch 23 Phasen Neue Sachlichkeit 1919-1924 1925-1929/ 30 1930-1933 Chaos, Arbeitslosigkeit, politischer Mord Dawes-Plan, internationale Kreditem Golden Twenties Chaos, Arbeitslosigkeit, politischer Mord Drei Phasen: 1. 1919-1923: Bürgerkriegsähnliche Zustände: von links Aufstände, von rechts Putschversuche); Besetzung des Ruhrgebiets 2.. 1923-1929: Abbruch des Ruhrkampfes, Sanierung der Währung – wirtschaftliche Erholung, politische Konsolidierung, “Ära Stresemann”. Dawesplan, Locarno, Aussöhnung mit Frankreich, Aufnahme in den Völkerbund Drei Phasen: 3. 1929-1933: Weltwirtschaftskrise; zunehmende Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, stark steigende Arbeitslosenzahlen, Auflösung der demokratischen Fundamente. Arbeitslose, Enttäuschte, Entwurzelte stärken die radikalen Flügel der Republikgegner. Reichstag unfähig, regierungsfähige Mehrheit zu bilden 1932 NSDAP stärkste Fraktion im Reichstag. III. Aspekte der Kulturgeschichte a) Technik und Arbeit immer positivere Bewertung alles Technischen Technikkult und Maschinenschwärmerei. Maschine macht religiöse und ästhetische Kompensation hinfällig Filmproduktion, Revue- und Operettenfilme, triviale Schmachtfetzen Ablenkung und Unterhaltung angesichts der Sorgen und Nöte der Wirtschaftskrise b) Liebe und Sexualität Frauentypen: •Vamp. •girl: knabenhafte Kindsfrau in möglichst sachlicher “Verpackung”. •Großstadtmädchen, in allen Lebenslagen up to date: knabenhaft schlank, Herrenhemd und Schlips Liebe •entpathetisiert zu Vergnügen, Abwechslung, Genuß. Sachlich statt menschlich, körperlich statt seelisch •Nüchternheit, effektiver Gebrauchswert der Liebe statt Geheimnisvollem und Unerklärlichem c) Berlin Vielvölkerstadt, multikulturelles Flair prägt das Leben der zwanziger Jahre Inflation dramatisch: 1923 verhungern in Berlin 103 Menschen, fast 2000 bringen sich um. 1924-29 stürmische Konjunktur durch amerikanische Kredite Berlin boomt: Lichtreklamen, die erste Ampel (Potsdamer Platz), 82000 Autos (1929) (1914: 7000). Sperrstunde wird auf 3 h heraufgesetzt, man amüsiert sich “Goldene Zwanziger”: gelebt nur in Berlin, und golden nur für wenige Schwarzer Freitag 25. Oktober 1929: alles zu Ende, Berlin wieder grau Fünf Richtungen Neue Sachlichkeit Neoromantik weisser Sozialismus roter Sozialismus Kosmik Huchel, Britting, Eich, Langgässer, Wilh. Lehmann Beobachtung Partialität Tucholsky, Kästner (Zit. Sachliche Romanze) Verzweifelter Optimismus Veränderung Brecht, Becher, Toller, Fleisser, F. Jung Dokumentarismus Technifizierung Lehrstück konservative Ästhetisierung Kunst-Legitimation Schröder, Carossa, Mann, Benn avantgardistisches Experiment beim Romanerzählen Döblin Musil Broch 1919 Brecht, Trommeln in der Nacht 1920 Brecht: Baal 1921 Hofmannsthal: Schwierige 1922 Mann: Felix Krull 1920 neue Sachlichkeit in der Malerei Der Toller: Maschinenstürmer 1923 Rilke: Duineser Elegien 1924 Ernst Egon Kisch: rasende Reporter Piscator: Rummel Revue Anthroposophische Gesellschaft gegründet Der Roter Breton: Surrealismus 1926 Brecht: Mann ist Mann. Eisenstein: Potemkim. Barlach: Blauer Boll. Panzerkreuzer 1927 Brecht: Im Dickicht der Städte Lindbergh-Flug 1928 Brecht: Dreigroschen-Oper Walt Disney: Mickey Mouse 1929 Brecht: Johanna. Mannheim: Ideologie und Utopie. Mahagonny. Zs. Die Linkskurve 1930 Musil: Mann Eigenschaften. 1931 Jünger: Mobilmachung. Kästner: Fabian. ohne Totale Gründung Institut Sozialforschung. Empire State Building. für Begriff Neue Sachlichkeit: 1925 Gustav Friedrich Hartlaub für eine Kunstausstellung realistischer junger Maler in Mannheim = Rückkehr zur Nüchternheit nach Expressionismus: neue Funktionsbestimmung für Kunst nach Scheitern “Kunst langweilt, man will Fakta, Fakta!” (Döblin) Epik •Wandlung des europäischen Romans: •Held wird zum Protagonisten; das Geschehen bestimmt ihn. •Gesellschaft im Zentrum •wissenschaftliches. Interesse (kollektives Unbewusstes, Wahrscheinlichkeitstheorie etc.) •Versachlichung der Sprache, Sozialismus Dokumentation (Seghers, A. Zweig) •stream of consciousness schon bei Joyce, Proust, Dos Passos Dramatik •Lehrstück – Episches Theater •Operatives Theater, Agitprop •Daneben traditionelle, neoklassische Dramatik, z.B. Zuckmayer Poetik/ Ästhetik Neue Sachlichkeit •Berliner Dadaisten Grosz und Hartfield: Kunstlump-Debatte •Brecht-Lukács-Debatte 30er Jahre. Einsicht in die Funktionslosigkeit der Kunst in einer Gesellschaft, die unter dem Primat der Wirtschaft steht hinterläßt Vakuum, in das die amerikanische Massenkultur einströmen konnte. Motive Neue Sachlichkeit •Bedeutung Sport, Technik, Brecht: “700 Intellektuelle beten einen Öltank an” •Übernahmen Amerika: Standardisierung, Rationalisierung, Massenproduktion, Monopolisierung, Konzernbildung. Funktionswandel Kunst in der Neuen Sachlichkeit •Funktionswandel der ästhetisch-autonomen Kunstliteratur zur essayistsichen politisch-moralischen Gebrauchsliteratur: Stärkung der Reflexions- und der Informationsfunktion der Literatur. •Daneben Kult der Zerstreuung (Kracauer) Ornament der Masse Motiv der Vermassung: Riesmann: statt alter Innenleitung Radartyp: Typ interrelationeller Aufmerksamkeit Weitere Typen. •Verbrauchertyp •Passant •Konsument(Entkernung des Individuums) •Vergnügen und Konsum Hauptangelegenheit: Literarisch war diese von Klassenauseinandersetzungen und Strukturkrisen erschütterte Epoche eine höchst widerspruchsvolle Zeit. Die rasche Abfolge von Richtungen und Moden - Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit - war Ausdruck der Orientierungsschwierigkeiten der literarischen Intelligenz. Auf die Erfahrung von Krieg und Revolution antwortete ein Teil der Autoren mit der Politisierung ihrer Kunstproduktion, andere mit einer programmatischen Absage der Kunst an die Politik. Dazwischen gab es eine Vielzahl von Positionen, in denen gesellschaftliche Verantwortung des Schriftstellers neben Individualismus, Traditionalismus, Nihilismus, extremem Subjektivismus und Innerlichkeit standen. 40 41 Geburtsdatum: 10.02.1898 Augsburg (D). Todesdatum: 17.08.1956 Berlin (DDR). Ab 1914 vereinzelte Veröffentlichungen von Brechts Werken in Zeitschriften Nach Abschluss des Abiturs 1917, Sanitätssoldat in Augsburg 1928/29 Brechts Dreigroschenoper Werke: Dreigroschenoper (1928), Baal (1918/19), Trommeln in der Nacht (1918/19) 42 London im Jahre 1902: Der „Bettlerkönig“ Peachum (eigentlich Geschäftsmann) beklagt die zunehmende Verhärtung der Menschen, da er von ihrem Mitleid lebt Seine Tochter Polly heiratet Mackie Messer Mackie muss fliehen, wird aber wenig später verhaftet In der Nacht bricht Mackie aus dem Gefängnis aus und die Bettler Londons rüsten sich zur Demonstration ihres Elends Mackie wird erneut verhaftet Später wird er begnadigt und bekommt neben einem Schloss eine ansehnliche Lebensrente 43 Neue Sachlichkeit Bertold Brecht: Das Lied von der Moldau Das Lied von der Moldau Am Grund der Moldau wandern die Steine Es liegen drei Kaiser begraben in Prag. Das Große bleibt groß und klein nicht das Kleine. Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt. Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne Es wechseln die Zeiten, da hilft kein' Gewalt. Am Grunde der Moldau wandern die Steine Es liegen drei Kaiser begraben in Prag Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine. Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. Remarque, Erich Maria (eig. E. Paul Remark) *22.6.1898 Osnabrück, †25.9.1970 Locarno Der Sohn eines Buchbinders besuchte das Lehrerseminar und kam 1916 von der Schulbank an die Front. Er war nach dem 1.Weltkrieg Junglehrer und lange Zeit Sportjournalist: Werke: Im Westen nichts Neues, 29 (Film 30); Arch of Triumph, 45 (dt. Arc de Triomphe, 46; Film 48) 46 Erich Maria Remarque schrieb im Jahre 1929 den Roman „Im Westen nichts Neues“. Das Buch gehört zu der Gruppe von Werken, in denen rund zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs das Kriegserlebnis des Frontsoldaten geschildert und direkt oder indirekt Anklage erhoben wurde gegen den Krieg. Kurz darauf wurde das Buch verfilmt und gewann so insgesamt 2 Oscars für den besten Film und die beste Regie im Jahre 1930. Der Autor schildert den Kriegsalltag aus der Ich-Perspektive des Paul Bäumer. Er und seine gesamte Klasse melden sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges freiwillig für das Deutsche Heer. Weiterhin wird die Ausbildung für den Krieg beschrieben. Bei einem Heimaturlaub Pauls wird die Entfremdung von den „normalen“ Leuten dargestellt. An einem der letzten Tage des Krieges im Oktober fällt Paul. 48 Döblin wurde am 10. August 1878 in Stettin geboren und starb am 28. Juni 1957 in Freiburg im Breisgau. Er kam 1888 mit seiner Mutter nach Berlin und studierte hier bis 1904 Medizin und Philosophie. Er wurde ein bedeutender deutscher Schriftsteller, war aber auch Arzt und Philosoph. Er war auch politisch aktiv und trat 1924 in die SPD ein. Leider wurden auch seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt. IRMGARD KEUN Als Tochter wohlhabender, liberal gesinnter Eltern verbrachte Irmgard Keun ihre Kindheit in Berlin und Köln – Städte, die unverwechselbar in ihre Romane eingehen durch die genau abgehörte Sprechweise der Figuren und die vielen visuellen Details. Nach einer kurzen Laufbahn als Schauspielerin wurde Keun fast über Nacht bekannt durch ihren ersten Roman Gilgi, eine von uns (1931), der in einem Jahr eine Auflage von 30 000 erreichte. Fast ebenso erfolgreich war Das kunstseidene Mädchen (1932); der Roman handelt wie Gilgi von einer jungen Frau, die sich über ihre kleinbürgerlichen Ursprünge hinaussehnt, sich im Geiste der Neuen Frau behaupten und unabhängig leben will, obgleich das, gerade in der späten Weimarer Zeit, als durchaus schwierig und problematisch geschildert wird. Keun mußte selbst ähnliche Schwierigkeiten erleben, als die Nazis an die Macht kamen und ihre Bücher verboten wurden. Mit einer für sie typischen Tollkühnheit versuchte sie, durch eine Klage gegen die Regierung das verlorene Geld wiederzubekommen, lenkte dadurch aber nur die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich. 1936 ging sie nach Ostende ins Exil. Ihr 27 Jahre älterer Gatte Johannes Tralow blieb in Deutschland zurück, während der heimliche Geliebte, der jüdische Arzt Arnold Strauss, in Amerika auf sie wartete. Anderthalb Jahre war Keun die Gefährtin des österreichischen Schriftstellers Joseph Roth, mit dem sie quer durch Europa reiste, beide unter ständigem Druck wegen Geld oder Visa. In dieser schwierigen Zeit verfasste sie trotzdem drei Romane, in denen sie ihre Erlebnisse in Nazi-Deutschland (Nach Mitternacht, 1937) oder im Exil (D-Zug dritter Klasse; Kind aller Länder, 1938) verarbeitete. Wieder ist es die scheinbar naive Perspektive einer jungen Frau oder eines Mädchens, die der Erzählung ihren besonderen Ton, ihre Frische und Unmittelbarkeit verleiht. Nach der Trennung von Roth und einem Besuch bei Strauss in Virginia Beach, USA, fand sich Keun 1940 bei Einmarsch der Deutschen ohne Geld und Pass in Amsterdam. Sie konnte sich noch retten, indem sie einen SS-Offizier überredete, ihr einen falschen Pass zu besorgen, mit dem sie wieder nach Deutschland reiste, wo sie illegal und anonym das Ende des Krieges abwartete. Nach dem Krieg versuchte Keun, mit Feuilletons und einem Roman (Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen, 1950) als Schriftstellerin wieder Fuß zu fassen. Die 1936 im Ausland erschienene Erzählung über ein im ersten Weltkrieg heranwachsendes aufsässig-scharfsinniges junges Mädchen (Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften) fand in der Radio-Bearbeitung großen Widerhall, aber sonst gelang Keun in der konservativen Nachkriegsära das Come-back nicht, und allmählich verstummte sie. 1951 gebar sie ihre Tochter Martina, deren Vater sie nie bekanntgab. Ihre Alkoholprobleme verschärften sich; zweimal ging sie deswegen in eine Anstalt, zuletzt für sechs Jahre (196672). Erst in den späten 70er Jahren wurde sie wiederentdeckt, ihre Werke wurden neu aufgelegt, und sie erhielt, ein Jahr vor ihrem Tod, den ersten Marieluise-Fleißer-Preis der Stadt Ingolstadt. Doris, 18 Jahre alt, arbeitet im Büro eines Rechtsanwalts Ihrem Traum ein Glanz zu werden, kommt sie näher als sie als Statistin im Theater arbeitet Durch Intrigen verschafft sie sich Zutritt zu einer Schauspielschule, nach ihrem ersten Auftritt entwendet sie einen Pelzmantel und flieht nach Berlin Doris wird konfrontiert mit dem Elend der Arbeiterfamilien, mit Prostitution und Brutalität, ist aber fasziniert von der glitzernden Großstadt und zeigt einen nahezu unerschütterlichen Optimismus 54 Gilgi, ein geschultes Mädchen im Köln der 1920er Jahre, erfährt, dass sie ein Adoptivkind ist Sie lernt Martin kennen, in den sie sich verliebt und mit dem ihm zusammenzieht Kurze Zeit später wird ihr von ihrem Chef gekündigt. Sie wird schwanger und erfährt von dem schweren Schicksal eines alten Freundes. Sie nimmt ihr Leben wieder in die eigenen Hände und macht sich auf in ein Leben voll Selbstständigkeit 55 Typisch für die Neue Sachlichkeit: Sachlich, Gefühle dürfen nicht artikuliert werden Wirklichkeit wird nüchtern und objektiv dargestellt Darstellung der wirtschaftlich-sozialen Realität Irmgard Keun – „Das kunstseidene Mädchen“ Situation, als Doris den Brief von Ernsts Frau bekommt – Gefühle werden nicht offenbart Hullas Selbstmord – Doris Reaktion wird „übersprungen“ Es werden Themen, wie Arbeit und Arbeitslosigkeit angesprochen 56 Der technische Fortschritt Themen wie z.B. Sekretärinnen, kaufmännische Angestellte, Arbeitslose, Schauspieler/innen standen im Vordergrund Sprache der Neuen Sachlichkeit war leicht verständlich Als Doris in Berlin ankommt, ist sei begeistert von der „leuchtenden“ Stadt Doris ist anfangs Sekretärin später auch Schauspielerin, ihr Vater arbeitslos Umgangsprachliche Wörter und Sätze werden gebildet: „Tut (S.5/Zeile 14) , nu (S.5/28) , heulen (S.52/Zeile 23) “ „Hand küsst. Er mir (S. 111/Zeile 17) .“ 57 Kurt Tucholsky wurde am 9. Januar 1890 in Berlin geboren und starb am 21. Dezember 1935 in Göteborg Jura Studium an der Friedrich-Wilhelm Universität in Berlin Pseudonyme: Tonaz, Horazio von Massarena, Peter Panta, Schigolch, Teobatia und Ignaz Wrobel 1919 gründete er zusammen mit Karl von Ossietsky den Friedensbund Als neues Pseudonym verwendete er Kasper Hauser 1924 heiratete er seine langjährige Freundin Mary Gerord Beitritt zu der Freimaurerloge Im Mai 1927 gibt Tucholsky die Redaktion der Weltbühne (deutsche Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft) an Carl von Ossietsky weiter Flucht durch Europa 1929 Reise mit seiner Freundin Lisa Matthias nach Schweden In Hindaas mietet er die Villa Nedsölund Für Rowohlt Verlag schrieb er das Manuskript für sein Werk „Schloss Gripsholm“ Tucholsky arbeitet an einem Theaterstück über Christof Kolumbus Im Jahre 1932 lebt Tucholsky in der Schweiz In Wien erscheint die österreichische Ausgabe der „Weltbühne“ Am 21. August lässt er sich von Mary Tucholsky scheiden. Am 21. Dezember 1935 stirbt Tucholsky in einem Krankenhaus in Göteborg unter ungeklärten Umständen. Das Schloss wurde im Jahre 1537 von Gustav I. Wasa in einer Schären- und Seenlandschaft außerhalb von Stockholm erbaut Frederik Liljekvis restaurierte das Schloss in den 1890er Jahren im Zuge der schwedischen Kulturdenkmalpflege. Die Novelle „Schloss Gripsholm“ lehnt sich eng an Tucholskys Erstlingswerk „Rheinberg“ an 1931 veröffentlicht Tucholsky „Schloss Gripsholm. Eine Sommergeschichte“, entstanden im Haus Läggesta in der Nähe von Schloss Gripsholm im Auftrag seines Verlegers Ernst Rowohlt Er verneinte autobiographische Zusammenhänge Besonders die „menage á trois“ spiegelt keine Beziehung zwischen Tucholsky, seiner Freundin Lisa Matthias und ihrer Freundin Yvonne wieder Tucholsky selbst bezeichnete die Sommergeschichte nur als Fingerübung, als „Omelette soufflée“ Man erkennt den „ästhetisch expandierten Rang einer teilweise psychologischen Erzählung“ in seiner Sommergeschichte In „Schloss Gripsholm“ setzt er die Mechanismen von Unterworfensein und Geltungsdrang um „Die Menschen waren von Ihren Sitzen aufgesprungen, sie starren verzückt nach unten, um nur ja keine Einzelheiten zu verlieren, hierhin sahen sie und dorthin; wohin sie blickten: Blut, Verzweiflung, Ächzen und Gebrüll-Menschen litten da, lebendes Fleisch zuckte, sich im Sande zu Tode zappelnd, sie oben in Sicherheit – es war herrlich! Der ganze Zirkus badete in Grausamkeit und Entzücken… Ausdünstung und Geheul, das Tier Masse wälze sich in einem Orgasmus von Lust. Es gebar Grausamkeit. Was hier vor sich ging, war ein einziger großer schamloser Zeugungsakt der Vernichtung. Es war die Wollust des Negativen – das süße Abgleiten in den Tod, der andern…“ Michael Hepp (1998), „Kurt Tucholsky“, Rowohlt: Taschenbuch Verlag GmbH, S.129. Schriftsteller, Dichter, Journalist Erich Kästners Porträt an einem Haus der sogenannten Kästner-Passage in der Dresdner Neustadt 23. Februar 1899 in Dresden geboren intensive Beziehung zu seiner Mutter keine Geschwister die Ausbildung zum Volksschullehrer – nicht beendet 1917 - zum Militärdienst einberufen und absolvierte seine Ausbildung in einer Einjährig-FreiwilligenKompanie der schweren Artillerie → antimilitaristisch Drill → lebenslange Herzschwäche 1919 – Leipzig – Studium - Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft Arbeit für Zeitungen auch Poesie (Abendlied des Kammervirtuosen) 1927 – Berlin – viele Werke 1933 – Nazis kamen an die Macht Opposition gegen Nazis; trozdem ist er nicht emigriert → Schwierigkeiten seine Bücher verbrannt Publikationsverbot mehrmals von der Gestapo vernommen 1945 – nach München umgezogen Arbeit für Rundfunk und Presse Später nicht zufrieden mit der Entwicklung Europas Alkoholismus erfolgreich, aber bekannt meistens nur als Kinderbuchautor lebenslang unverheiratet, aber hatte einen Sohn Bücher vorlesen 1951 wurde Kästner Präsident des westdeutschen P.E.N.Zentrums 1960: Hans-ChristianAndersen-Preis (auch andere Preise) July 29, 1974 gestorben Herz auf Taille, 1928 Emil und die Detektive, 1929 Lärm im Spiegel, 1929 Leben in dieser Zeit, 1929 Ein Mann gibt Auskunft, 1930 Das letzte Kapitel, 1930 Ballade vom Nachahmungstrieb, 1930 Arthur mit dem langen Arm, 1931 Pünktchen und Anton, 1931 Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee, 1932 Das verhexte Telefon, 1932 Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, 1931 Gesang zwischen den Stühlen, 1932 Das fliegende Klassenzimmer, 1933 Drei Männer im Schnee, 1934 Doktor Erich Emil und die drei Zwillinge, 1934 Die verschwundene Miniatur, 1935 Kästners Lyrische Hausapotheke, 1936 (Romanfragment), 1936 Georg und die Zwischenfälle (Der kleine Grenzverkehr), 1938 Das doppelte Lottchen, 1949 Die Konferenz der Tiere, 1949 Die dreizehn Monate, 1955 Die Schule der Diktatoren, 1957 Als ich ein kleiner Junge war, 1957 Über das Nichtlesen von Büchern, 1958 Die Ballade vom Nachahmungstrieb, 1959 Notabene 45, 1961 Das Schwein beim Friseur, 1962 Der kleine Mann, 1963 Der kleine Mann und die kleine Miss, 1967 ...was nicht in euren Lesebüchern steht, 1968 d a s E N D E Neue Sachlichkeit Erich Kästner: Ragout fin de siècle Ragout fin de siècle Hier wurden vor lauter Perversion vereinzelte wieder normal. Und käme Dante in eigner Person – er fräße vor Schreck Veronal. Hier können kaum die Kenner in Herz und Nieren schauen. Hier sind die Frauen Männer. Hier sind die Männer Frauen. Hier findet sich kein Schwein zurecht. Die Echten sind falsch, die Falschen sind echt, und alles mischt sich im Topf, und Schmerz macht Spaß, und Lust zeugt Zorn, und Oben ist unten, und Hinten ist vorn. Man greift sich an den Kopf. Hier tanzen die Jünglinge selbstbewusst im Abendkleid und mit Gummibrust und sprechen höchsten Diskant. Hier haben die Frauen Smokings an und reden tief wie der Weihnachtsmann und stecken Zigarren in Brand. Von mir aus, schlaft euch selber bei! Und schlaft mit Drossel, Fink und Star und Brehms gesamter Vögelschar! Mir ist es einerlei. Hier stehen die Männer vorm Spiegel stramm und schminken sich selig die Haut. Hier hat man als Frau keinen Bräutigam. Hier hat jede Frau eine Braut. Nur, schreit nicht dauernd wie am Spieß, was ihr für tolle Kerle wärt! Bloß weil ihr hintenrum verkehrt, seid ihr noch nicht Genies. Na ja, das wäre dies. Neue Sachlichkeit Erich Kästner: Sachliche Romanze Sachliche Romanze Als sie einander acht Jahre kannten (und man darf sagen: sie kannten sich gut), kam ihre Liebe plötzlich abhanden. Wie ändern Leuten ein Stock oder Hut. Sie waren traurig, betrugen sich heiter, versuchten Küsse, als ob nichts sei, und sahen sich an und wussten nicht weiter. Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei. Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken. Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken. Nebenan übte ein Mensch Klavier. Sie gingen ins kleinste Café am Ort und rührten in ihren Tassen. Am Abend saßen sie immer noch dort. Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort und konnten es einfach nicht fassen. Joseph Roth Die Kapuzinergruft Das Spinnennetz (1938) (1923) 1894 - 1939 2 Werke • Das Spinnennetz (1923) • Die Kapuzinergruft (1938) • Inhalt • Aufbau / Struktur • Sprache / Stil • Hauptpersonen • Entstehung / Rezeption • Interpretation • Webtipps • • • • • • • • • • • • *2. September 1894 (Ukraine) Sohn eines Juden Besucht jüdische Gemeindeschule, später Studium: Philosophie und Germanistik 1905-1913: erste Gedichte wird zu Beginn des Ersten Weltkriegs zunächst als untauglich für den Militärdienst zurückgestellt Freiwillige Teilnahme am 1. Weltkrieg als Feldjäger und Mitarbeiter des Pressedienstes (Publikation erster Feuilletonartikel und Gedichte in Zeitungen) Ende des Krieges in russischer Gefangenschaft 1922: Heirat mit Friederike Reichler 1926: Aufenthalt in der Sowjetunion führte zu seiner Abkehr vom Sozialismus 1928: Friederike erkrankt an Schizophrenie Freundschaft mit Stefan Zweig. +27. Mai 1939: Joseph Roth stirbt, von persönlichen Schicksalsschlägen und lebenslangem starkem Alkoholkonsum gezeichnet • Das Spinnennetz (1923) • Flucht ohne Ende (1927) • Hiob (1930) • Radetzkymarsch (1932) • Die Kapuzinergruft (1938) Das Spinnennetz (1923) Theodor Lohse, ein junger Leutnant, erlebt das Ende des Ersten Weltkriegs und den Niedergang der deutschen Monarchie. Nach dem Verlust seiner militärischen Karriere wird er von seiner Familie verachtet und arbeitet anfangs als Lehrer im jüdischen Haus der Efrussis. Doch Lohse will nach oben und so findet er Aufnahme in einer antidemokratischen, nationalistischen Geheimorganisation. Zu jeder Tat bereit, die seiner Karriere dient, wird er ein gewissensloser Helfer im Zentrum des Netzes aus Bespitzelung, Verrat und Mord an unliebsamen sozialistischen und kommunistischen Gegnern. Dabei trifft er auf den Ostjuden Benjamin Lenz, der als Informant für linke und rechte politische Auftraggeber arbeitet. In wenigen Jahren hat Lohse sein Ziel erreicht. Aus dem verachteten Kriegsheimkehrer ist ein einflussreicher Mann geworden. Wäre da nicht Benjamin Lenz, der die grausame Chronik seines Aufstiegs dokumentieren kann, der die Morde, die Lohse auf seinem Weg beging, gezählt hat, der sein sorgsam gewobenes Netz des Erfolges zerstören kann. Lohse muss ihn beseitigen. Man kann die Novelle nicht in bestimmte Teile zerlegen, jedoch kann man sie in bestimmte Abfolgehandlungen gliedern, nämlich in die Abschnitte seines Denkens und Handelns auf dem Wege bis hin zur erstrebten Macht: Theodor Lohse will sein Dasein nicht länger als unbeachteter Hauslehrer fristen. Mit Hilfe von unmenschlichen Methoden erkämpft er sich schrittweise seine Anerkennung und gilt schließlich mehr als der Polizeipräsident, mehr als der Staatssekretär für öffentliche Sicherheit, mehr als der Minister und wird so einer der führenden Männer, welcher der ganzen Welt ein Begriff ist. • Roman in der 3. Person • Ernster Grundton • grundsätzlich realistische Sprache, zum Teil aber auch beschönigender Ausdruck „Im Felde hatte er dieses Rot gesehen und gehört, es schrie, es brüllte wie aus tausend Kehlen, es flackerte, flammte wie tausend Feuersbrünste.“ „Glühende Funken tänzelten zwischendurch, verbanden sich zu sanft gewellten Funkenschlangen.“ • Schilderung der Gefühlswelten „Gerührt, mit einer schluchzenden Seele, betrachtete er den abendlich geröteten Himmel, und er pfiff wehmütige Lieder.“ • Hinterfragungen „Die ersten Schritte musste er bedächtig tun. War er ein Verräter? Er ist es nicht.“ • Theodor Lohse • Benjamin Lenz • Efrussi • Trebitsch Das Spinnennetz, welches 1923 entstanden ist, ist einer von Roths ersten, zumeist vom Stil einer objektiv-distanzierten Erzählhaltung geprägten, Romane. Das Spinnennetz wurde bereits in der Arbeiter-Zeitung, der Frankfurter Zeitung und im Berliner Vorwärts vorabgedruckt. Darüber hinaus arbeitete Roth während dieser Jahre u. a. beim Berliner Börsenkurier und beim Prager Tagblatt mit. Die Kapuzinergruft (1938) Franz Ferdinand Trotta, welcher dem Geschlecht aus Sipolje in Slowenien angehört, erzählt die Geschichte seines Lebens: in der Jugend war er wild und unbekümmert bis er auf einmal seinen Cousin Joseph Branco kennen lernt, welcher ihn zu sich einlädt. Dann rückt Franz Ferdinand zusammen mit seinem Cousin und einem jüdischen Fiaker in den Krieg ein. Nach einer Niederlage in Russland gerät er in Kriegsgefangenschaft, kann aber aus dem Arbeitslager in Sibirien flüchten. Über Umwege kehrt er zurück ins erschütterte Nachkriegs-Wien, wo er verzweifelt versucht sich als Hotelier in seiner eigenen Pension eine Existenz aufzubauen. Er heiratet eine Frau namens Elisabeth, welcher er ein Kind schenkt. Doch nicht lange währt das scheinbare Glück, denn schon bald verlässt ihn Elisabeth und Franz Ferdinand bleibt allein bei seiner kranken Mutter und seinem Sohn zurück. Nach dem Tod seiner Mutter ist Franz nicht mehr derselbe, nervlich zerstört endet seine Erzählung mit dem Aufenthalt in der Kapuzinergruft. • Die Novelle lässt sich in 2 Teile zerlegen: - Zeit vor dem Krieg - Franz Ferdinands zu Beginn noch heiteres, leichtsinniges, jugendhaftes Benehmen; - „Muttersöhnchen“ ängstliches Verhalten seinen Freunden gegenüber Angst vor Spott - Zeit in und nach dem Krieg Steigerung des Selbstbewusstseins; bildet eigene Meinung; Erkennung des wirklich Wichtigen und Unwichtigen; „Erwachsenwerdung“ • Ich – Form • Ernster Grundton • Realistische Sprache • Gedankenschilderungen • Genaue Beschreibung der Personen (Aussehen, momentanes Handeln) „Der Stellmacher war vorhanden, alt, eisgrau und gebeugt. Er saß da hinter dem alten Schreibtisch, in seinem alten Zimmer. Aber er war in Zivil, in einem seltsamen allzu weiten Anzug, der um seinen Körper schlotterte und außerdem noch gewendet war. Von Zeit zu Zeit griff er mit zwei Fingern zwischen Hals und Kragen. Das steife Leinen störte ihn. Seine Manschetten störten ihn. Er stieß sie immer wieder am Tischrand in den Ärmel zurück.“ • Franz Ferdinand • Joseph Branco • Manes Reisiger • Franz Ferdinands Mutter • Antisemitismus • Erotik • Liebe zur Armee • Frauenbegierde • Wunsch nach Anerkennung • Ungerechtigkeit führt zum Ziel • Gewalt und Mord zur Verwirklichung der Karriere • Rücksichtslosigkeit Kurzbiographie: *6.11.1880, 15.4.1942; Studium der Philosophie, Psychologie und Mathematik; ab 1922 freier Schriftsteller; 1938 Umzug von Italien nach Zürich; lebte zuletzt isoliert, einsam und fast mittellos in Genf; Werke: Der Mann ohne Eigenschaften (Roman, 1936); Drei Frauen, 1924. – Drama; Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer (Posse), 1924. - Essays: Nachlass zu Lebzeiten, 1936; VON ROBERT MUSIL NOVELLE Törless leidet in der Internatsschule an Heimweh Pubertät schließt sich zwei Schülern an (Beineberg und Reiting) Basini stiehlt Geld von einem Kameraden Basini wird von Reiting und Beineberg gequält Törless zugleich angezogen und abgestoßen von Quälereien bleibt innerlich leer und einsam durch eine Art Lynchjustiz wird Basini von Beineberg und Reiting gestraft Törless wird von der Schule verwiesen Zwei Teile: Der 1.Teil beschreibt das Heimweh von Törless (schickt zahlreiche Briefe an Eltern; fühlt sich im Internat nicht wohl) Der 2. Teil beschreibt die anwachsende Pubertät des Zöglings; (kein Heimweh mehr; schließt sich Beineberg und Reiting an) Quälereien beginnen Prosa Autobiographischer Stil Autor bedient sich einer allgemein verständlichen Sprache „Er hielt es für Heimweh, für Verlangen nach seinen Eltern. In Wirklichkeit war es aber etwas viel Unbestimmteres und Zusammengesetzteres. Denn der „Gegenstand dieser Sehnsucht“, das Bild seiner Eltern, war darin eigentlich gar nicht mehr enthalten. Ich meine diese gewisse plastische, nicht bloß gedächtnismäßige, sondern körperliche Erinnerung an eine geliebte Person, die zu allen Sinnen spricht und in allen Sinnen bewahrt wird, so dass man nichts tun kann, […] „Törless fühlte sich durch diese klagenden Laute angenehm berührt. Wie mit Spinnenfüßen lief ihm ein Schauer den Rücken hinauf und hinunter; dann saß es zwischen den Schulterblätter fest und zog mit feine Krallen seine Kopfhaut nach hinten. Zu seinem Befremden erkannte Törless, dass er sich in einem Zustande geschlechtlicher Erregung befand.“ Die Novelle („Die Verwirrungen des Zöglings Törless“) entstand 1903, erschien 1906. Die Drucklegung des Werks, das Musils erster und einziger großer Erfolg wurde, kam erst nach mehreren Fehlschlägen durch Vermittlung von Alfred Kerr zustande. Die Erzählmotive stammen aus der Biographie Musils (er war Schüler in Mährisch-Weißkirchen Tagebuch 1937–1942, Nr. 95, 156, 184) Das Erlebnis jugendlicher Homosexualität (Tagebuch 1903) Musil inszeniert sich in Törless selbst. Musil hat den Erzählstoff von seinem eigenen Leben, insbesondere auch von seiner eigenen Internatszeit. THEMA Probleme und Konflikte der Pubertät unter dem Aspekt einer „bürgerlich-autoritären Erziehung um 1900 und ihrer Institutionen“ autobiographische Entwicklungsgeschichte Aufkommen des Faschismus; Militarismus vor 1. Weltkrieg Sadismus entsteht; (auch psychische Misshandlungen) MUSIL UND NIETZSCHE Musil beschäftigte sich lebenslang mit Nietzsche Vorwurf von Musil an Nietzsche: „Er zeigt uns alle Wege, auf denen unser Gehirn arbeiten kann, aber er betritt keinen.“ Seine Denkbarkeit ist für Musil unvollendet Längere Beschäftigung äußert sich später doch lobend STEFAN ZWEIG * 28. 11. 1881 Wien, † 23. 2. 1942 Petropolis bei Rio de Janeiro (Brasilien; Selbstmord mit seiner 2. Frau) Erzähler, Dramatiker, Lyriker, Essayist, Übersetzer in erster Ehe verheiratet mit Friderike Maria Zweig. Stammte aus großbürgerlich-jüdischer Familie, studierte in Berlin und Wien Philosophie, Germanistik und Romanistik. Bis 1914 Reisen in aller Welt, während des 1. Weltkriegs Tätigkeit im Wiener Kriegspressequartier, ging 1917 als überzeugter Pazifist vorübergehend in die Schweiz und lebte 1919-34 meist in Salzburg. Aus Protest gegen Schikanen im Zuge der Februarkämpfe 1934 wählte er London zum neuen Hauptwohnsitz, 1940 britischer Staatsbürger, 1941 Übersiedlung nach Brasilien. Obzwar Kosmopolit und "Europäer", blieb Zweig zeitlebens ein Repräsentant alt-österreichischer Geistigkeit, sein Werk ist bestimmt von pazifistisch-humanistischem Gedankengut. Zunächst dem Wiener Impressionismus und der Neuromantik verpflichtet, errang er erste Erfolge als Lyriker ("Silberne Saiten", 1901) und wandte sich dann, beeinflusst von S. Freud und der Psychoanalyse, in novellistischer Erzählprosa den sexuellen Verwirrungen des zeitgenössischen Bürgertums zu ("Brennendes Geheimnis", 1913; "Amok. Novelle einer Leidenschaft", 1922; "Verwirrung der Gefühle", 1927). Internationale Erfolge feierte Zweig mit Romanbiographien, die im Gegensatz zur damals gängigen heroischen Biographie das "Heldentum einer inneren Überzeugung" gestalteten ("Marie Antoinette", 1932; "Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam", 1934; "Maria Stuart", 1935; "Magellan", 1938); zu einem der meistverkauften Bücher seiner Zeit überhaupt wurde der Essayband "Sternstunden der Menschheit" (1927). Weitere Werke Lyrik: Die frühen Kränze, 1906; Die gesammelten Gedichte, 1924. Romane: Ungeduld des Herzens, 1939; Rausch der Verwandlung, aus dem Nachlass herausgegeben von K. Beck, 1982; Clarissa. Ein Romanentwurf, aus dem Nachlass herausgegeben von K. Beck, 1992. Biographien und Essays: E. Verhaeren, 1910; Drei Meister. Balzac, Dickens, Dostojewski, 1920; Romain Rolland, 1921; Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin. Kleist. Nietzsche, 1925; Drei Dichter ihres Lebens, 1928; Joseph Fouché, 1929; Die Heilung durch den Geist, 1931; Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt, 1936; Amerigo, 1944; Balzac, 1946. Erzählungen: Der Zwang, 1920; Die Augen des ewigen Bruders, 1922; Angst, 1925; Kleine Chronik, 1929; Schachnovelle, 1941. Dramen: Tersites, 1907; Das Haus am Meer, 1912; Der verwandelte Komödiant, 1913; Jeremias, 1917; Legende eines Lebens, 1919; Quiproquo, 1928 (mit A. Lernet-Holenia); Das Lamm des Armen, 1929. Autobiographisches: Begegnungen mit Menschen, Büchern, Städten, 1937; Die Welt von Gestern, 1944. Ausgaben: Gesammelte Werke in Einzelbänden, herausgegeben von K. Beck, 1981ff.; Tagebücher, herausgegeben von K. Beck, 1984; Briefwechsel mit Bahr, Freud, Rilke und Schnitzler, herausgegeben von J. B. Berlin und anderen, 1987; Briefe, herausgegeben von K. Beck, 4 Bände, 1995ff.; Die Monotonisierung der Welt. Aufsätze und Vorträge, herausgegeben von V. Michels, 1988. Knappe Inhaltsangabe Stefan Zweig: Schachnovelle • Der Ich-Erzähler begegnet auf einer Dampferfahrt von New York nach Buenos Aires dem Schachweltmeister Mirko Czentovic • Czentovic wird von einem Millionär zu einer Simultanpartie herausgefordert die Erste wird verloren, in der zweiten wird durch Dr. B. aber Remis erreicht • Rückblende als Erläuterung für die Begabung des Dr. B. • Am nächsten Tag weitere Verabredung für eine Schachpartie • Bei der dritten Partie verfällt Dr.B fast wieder der Schachvergiftung zum Opfer, bricht aber davor ab, und beschließt nie wieder ein Schachbrett zu berühren. Mirco Czentovic: Aussehen, Herkunft, Bildungsweg Stefan Zweig: Schachnovelle Aussehen: blond, grotesk, komisch, verschlafener Blick Herkunft: Vater war südslawischer Schiffer (Ungarn) Pfarrer bemüht sich ihm häusliche Bildungsweg: Nachhilfe zu geben, da er in der Dorfschule kaum etwas aufnahm durch seine Teilnahmslosigkeit eignete er sich kaum Bildung an („Seine Unbildung war auf allen Gebieten gleich universell“) Entwicklung Stefan Zweig: Schachnovelle Nach dem Tod seines Vaters wurde er vom Pfarrer aufgenommen, wo er im Haushalt mithalf erster Kontakt mit Schach nach Sieg über Wachtmeister, brachte der Pfarrer ihn ins Café der Nachbarstadt zu Graf Simczic nach Wien nach mehreren Preisen wurde er mit 18 ungar. Meister; mit 20 Weltmeister => Eine doch ursprüngliche Unsicherheit verwandelte sich in einen kalten und plump zur Schau getragenen Stolz Denkweise und Art seines Schachspiels Stefan Zweig: Schachnovelle Denkweise: Schach und Geld sind die einzigen Sachen auf die er Wert legt, stur, phantasielos (Er konnte nicht eine einzige Partie auswendig spielen; deshalb führte er immer ein Taschenschach mit sich, um ein Problem zu lösen oder eine Partie zu rekonstruieren) Spielweise: Zäh, langsam, unerschütterlich, ohne ein einziges Mal vom Brett aufzuschauen und ohne jeden Ton von sich gebend; aber mit unwiderlegbarer Sicherheit; später arrogant, sobald er gemerkt hat, dass er seinem Gegner überlegen ist. Verhalten zur Schachrunde an Bord zu Dr. B Stefan Zweig: Schachnovelle Macht bei der ersten Partie Dr. B unbewusst nervös durch langes Überlegen Angetrieben von seiner Ungeduld schreit Dr.B Czentovic an Entstehung eines leidenschaftlichen Hasses Bewusste Verzögerung der Runden von Czentovic mit zunehmender Boshaftigkeit Reagiert mit „entzückter Kühle“ auf erneute Wutausbrüche Dr.B‘s Politische Deutung Stefan Zweig: Schachnovelle Parallelen zwischen Czentovics Schachspiel und Machtsystemen Czentovic symbolisiert einen Diktator und die Schachfiguren das Volk mit denen er beliebig „umspringt“. Dabei hat er auch kein Problem welche zu opfern, um zu gewinnen Dies ist allerdings nur bei Czentovic so, da er stur (den Blick nur aufs Feld gerichtet) seine Strategie verfolgt, den unbedingten Wille alle den Gegner zu besiegen Dr. B.: Herkunft Stefan Zweig: Schachnovelle ca. 45 Jahre alt Kommt aus einer hochangesehenen altösterreichischen Familie, in der es auch einen engen Freund von Schubert und einen Leibarzt des alten Kaisers gibt Aufgabe Stefan Zweig: Schachnovelle Führt mit seinem Vater eine Anwaltskanzlei, in der Gelder vom kaiserlichen Hof und vom Klerus aufbewahrt werden. Als Hitler an die Macht kommt, wird die Kanzlei als „Postamt“ genutzt. Aufgabe Stefan Zweig: Schachnovelle Jedoch stellt Dr.B einen Mann ein, der zum Spitzel wird und die Kanzlei verrät. Dr.B wird einen Tag, bevor Hitler nach Wien kommt, von der SS gefangen genommen. Haft Stefan Zweig: Schachnovelle Kommt nicht in ein KZ, sondern wird in einem Hotelzimmer eingesperrt 14 Tage vergehen bis er zum ersten Verhör gerufen wird 4 Monate lang versucht er sich vom krankhaften Rekapitulieren der Verhöre abzulenken Haft Stefan Zweig: Schachnovelle Er spürt, dass seine Kraft nachlässt und ist dann sogar bereit alles zu sagen Sein Zustand verbessert sich als er vor einem Verhör in einem „neuen“ Raum wartet In diesem Raum sieht er ein Buch aus einer Jacke schauen und klaut es Haft Stefan Zweig: Schachnovelle Zu seiner vorzeitigen Enttäuschung ist es eine Sammlung von Schachmeisterpartien Nachdem er sich aber ein Schachbrett und Figuren gebastelt hat, ist er entschlossen die Partien nachzuspielen Durch diese geistige Anstrengung fühlt er seine Denkfähigkeit nicht nur zurück, sondern er meint sie neu geschliffen zu haben Schachvergiftung Stefan Zweig: Schachnovelle Er versinkt wieder im Nichts, als er jede Partie schon bis zu 20mal im Kopf durchgespielt hat Zur Rettung will er gegen sich selbst spielen Spielfreude → Spiellust → Spielzwang Er wird sogar im Schlaf heimgesucht Schachvergiftung Stefan Zweig: Schachnovelle In den Verhören ist er sehr konfus und empfindet sie als Störung Er lebt nur noch in Schach-Ichs, die sich gegenseitig beschimpfen schneller zu spielen Die Besessenheit wirkt sich jetzt auch auf seinen Körper aus → Abmagerung, unruhiger Schlaf Haft Stefan Zweig: Schachnovelle Er erwacht eines Morgens ruhig und weich im Bett Er ist in einem Krankenhaus, weil er den Wächter angegriffen hat und völlig verrückt war Dank einem Arzt wird er nicht mehr in Haft genommen, muss aber das Land verlassen Schachvergiftung Stefan Zweig: Schachnovelle Er will nur ein Schachspiel bestreiten Am Anfang ist er ruhig und plaudert während des Spieles sogar mit den Leuten Czentovics Denkpausen bringen ihn jedoch aus der Ruhe Am Ende gewinnt er gegen den Schachweltmeister Schachvergiftung Stefan Zweig: Schachnovelle Doch Dr.B ist wieder völlig besessen und nimmt eine Revanche an Durch Czentovics Verzögerungstaktik ist er so aufgeregt, dass er auf den Tisch trommelt Dr.B murmelt nun unverständliche Sachen und spielt im Kopf andere Partien Zuletzt entschuldigt er sich und verspricht nie wieder Schach zu spielen Gattung Novelle Stefan Zweig: Schachnovelle Novellen (= novella (ital.) Neuigkeit) sind Erzählungen, welche... 1. Kürzer sind als ein Roman, keine Nebenhandlungen und nur wenige Hauptfiguren (=Protagonisten) haben. 2. Die Handlung konzentriert sich auf ein plötzliches, krisenhaftes Ereignis, durch welches der Lebensweg des Protagonisten eine schicksalhafte Wendung erfährt. 3. Die Struktur der Novelle ist der des Dramas ähnlich: Exposition - Hinführung zur Krise - Krise - Verzögerung - Lösung/Katastrophe Aufbau Stefan Zweig: Schachnovelle Aufbau, typisch für Novelle: 1. Ich-Erzähler 2. Rückblende 3. Spannende Handlungsführung Psychologische Analyse Stefan Zweig: Schachnovelle • Dr. B. erkrankt an, wie er es selber bezeichnet: „Schachvergiftung“ • Erleidet starke Schizophrenie • Schach als Droge/Sucht für geistige Abhängigkeit Biographische Parallelen Stefan Zweig: Schachnovelle Parallelen zu Dr. B: • Sohn eines angesehenen jüdischen Industriellen • Pazifistische Grundhaltung (1917/1918 Aushebung aus Wehrdienst) • Kampf für Ideale Ein Sklavenball Edmund (ungarisch "Ödön") Josef von Horváth geboren 1901 in Fiume (heute: Rijeka) an der Adria als Sohn eines österreichischen Diplomaten ab 1919 Studium in München 1924 Übersiedlung nach Berlin. 1930 - 32 Entstehung der vier großen Volksstücke Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wienerwald, Kasimir und Karoline und Glaube, Hoffnung, Liebe, auf denen die Horváth-Rezeption bis heute im wesentlichen beruht. Durchgängiges Thema dieser „umgekehrte Volksstücke“ genannten Dramen ist der Bewusstseinszustand der - kleinbürgerlichen - Figuren. Allerdings vertritt Horváth kein konkretes politisches Programm; Parteien und Ideologien waren dem einzelgängerischen Moralisten allesamt suspekt. Nach der Machtübernahme zunehmenden Anfeindungen der Nazis ausgesetzt, verlässt Horváth 1934 Berlin und lebt von da an in Pensionen und billigen Hotels, schreibt in Kneipen. Er hält sich in Wien, Salzburg, Budapest, Prag, Mailand, Zürich, Amsterdam und schließlich in Paris auf. Dort wird der knapp Siebenunddreißigjährige auf den Champs-Elysées am Abend des 1. Juni 1938 von einem herabfallenden Ast erschlagen. Glaube Liebe Hoffnung Die Unbekannte aus der Seine Der jüngste Tag Figaro lässt sich scheiden Don Juan kommt aus dem Krieg Kasimir und Karoline Geschichten aus dem Wienerwald Der punische Bankier, K.R. Thago, reist mit seiner Tochter, Idiotima, und deren Gatten, Gloriosus, nach Kreta, um dort den Urlaub zu verbringen. Toxilus, der Oberkammersklave, verfügt über die Aufsicht der Sklaven und die Villa. Er möchte die Hetäre, Lemniselenis, freikaufen, weil er sie liebt. Doch dies bleibt ihm erspart, weil am nächsten Tag die Nachricht überbracht wird, dass das Schiff der Herrschaft versunken ist. Von diesem Zeitpunkt an sind alle Sklaven der Villa frei und dies wird in Form einer Ballveranstaltung gefeiert. Die Handlung spielt innerhalb von 24 Stunden. drei Akte Vorerst wird die unterdrückte Situation der Sklaven beschrieben. Den Höhepunkt/Wendepunkt bildet die Nachricht über das versunkene Schiff. Ab dem Wendepunkt wird die Freiheit der Sklaven demonstriert. Poetisch (viele Gedichte und Gesang) Dialoge durchgehend in der Erzählung (oft wird auch ein Dialog von einer anderen Person unterbrochen) Satzbau: kurze Sätze, oft auch unterbrochene Die Sprache ist eine typische Alltagssprache des 20. Jahrhunderts Poetisch: „Auf dem Meer ist es so still, wie die Ruhe, kein Orkan drückt der Matrosen Schuh, Wölklein, die siehst schon von weitem wehen. Heut wird’s auch ohne Ruder gehen.“ K.R.Thago: „Warum so verzweifelt?“ „Vielleicht kauft dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer,….“ (Klimax) K.R.Thago Lemniselenis Toxilus Dordalus 1937 ~ Uraufführung des Stückes „Der jüngste Tag“, in dem das Stück „Der Sklavenball“ enthalten ist. 1945 ~ wurde das Stück gespielt Horvath entlehnte bei dem römischen Komödiendichter Plautus Motive und Personen für dieses Bühnenstück Die Ursprünge des Stückes finden sich in Ludwig Gurlitts Einleitung zu seiner Übersetzung von Persa des Plautus Zufall oder Belohnung für ein schwieriges Leben in der Vergangenheit?! Antike als Folie für Faschismuskritik (vgl. Brecht) Dieses Werk sollte das unglückliche Leben der Sklaven veranschaulichen und demonstrieren, wie wenig Freiheit solche Menschen besitzen. Horvath wollte mit der Sklaventhematik seinen Mitmenschen eine Alternative zur faschistischen Gegenwart bieten: ein Leben in Freiheit, Zufriedenheit und mit Hoffnung. DANKE!