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Vorlesung 15
1
 Junge Männer
kehren vom Krieg
zurück.
Otto Dix
“Prager Straße”
(1920)
Der Erste Weltkrieg, an dem hauptsächlich junge
Männer teilgenommen haben, ist ein
Schüsselerlebnis.
Georg Grosz
“Explosion”
(1917)
Die Weimarer Republik, 1919-1933
Ein Wortsalat…
Inflation, Reparationen, viele politische
Parteien, KPD, SPD, Nazis, die
Dolchstoßlegende, Wirtschaftskrise (1929)
Kino, Jazz, Boxkampfen, Verkehr, Radio,
Grammaphon Kabarett
Konsum, Mode, Sport, Körperkultur
Dada, Bauhaus, Neue Sachlichkeit,
Photomontage
Die Neue Frau
Die erotische Revolution, Abtreibung,
Homosexualität
Prostitution, Kokain, Lustmord, die Unterwelt
 Rasanter Aufschwung der kulturellen Strömungen
 Geprägt vom Expressionismus und
Avantgardismus
 Menschen werden als Marionetten, Maschinen
oder „Masse“ dargestellt
 Provokante Bekämpfung kaiserlicher Relikte („Ein
Stück europäischer Kulturaufschnitt“, Otto
Griebel)
 Gesellschaftliche Missstände werden aufgedeckt
 Enge Verwebung von Politik und Kultur
 „Bürgerliche Welt“ kapselt sich mit ihren Idealen
ab
 Neue Sachlichkeit tritt an Stelle des
Expressionismus
 Ein scharfes Bild der Wirklichkeit wurde
skizziert
 In Design und Architektur trat „kühle
Nüchternheit“ in den Vordergrund (Bauhaus)
 Schreibende Frauen erlangten neues
Selbstvertrauen
 Massenmedien wie das Radio verbreiten sich
 Sport wird zur wichtigen Freizeitaktivität
 „Die Goldenen Zwanziger“ wurden durch Tanz
und Unterhaltung ausgelebt („Der
Charleston“)
 „Ungeschminkte“ Wiedergabe der
Verelendung der Bevölkerung
 Hunger, Arbeitslosigkeit sowie der alltägliche
Überlebenskampf wurden zu Leitthemen
 Verstärkte Konkurrenz zwischen „rechter“ und
„linker“ Kultur
 Machtübernahme der Nationalsozialisten
beendet schlagartig die kulturelle Vielfalt
 Frühe Strömungen vor dem 1. Weltkrieg
 Entwicklung der „12-Ton-Technik“ 1920 durch
Arnold Schönberg
 Avantgardistische und „ernste“ Musik
 Später Verfechtung von Tonalität durch
Strawinsky und Hindemith
 Prägung durch die Revolution 1918
 Zunächst überwogen expressionistische,
„revolutionäre“ Inhalte
 Linksorientiertes Theater thematisierte vorwiegend
Pazifismus, Massenelend und Hunger
 „Masse Mensch“ von Ernst Toller
 Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ löste geteilte
Meinungen aus
 Das Geschehen auf der Bühne soll die Zuschauer
über gesellschaftliche Zustände reflektieren lassen
 Mit Einführung des Tonfilms trat ein „Theatersterben“
ein
 Zahlreiche Lichtspielhäuser, in denen
Stummfilme gezeigt wurden
 Zahl der Kinos stieg von 1918 bis 1930 von
2.300 auf 5.000 an
 Expressionistische Effekte und romantischillusionistische Stilmittel
 „Das Kabinett des Dr. Caligari“, „Nosferatu“
 „Metropolis“ als gesellschaftskritischer
Meilenstein
 Ab 30er Einführung des Tonfilms
 große
Emotionen/Gefühle
 die Wahrheit
aussprechen
 große Kontraste
zwischen
Dunkel und Hell
 eine
Protestbewegung
 soll schockieren
 sehr psychologisch
orientiert
 oft unlogisch,
schwer zu
verstehen
 sehr stilisiert
 Abkehr von Idealismus
 Hinwendung zum alltäglichen Leben des
Menschen
 „Wissenschaft von der Gesellschaft“ wurde
politische Leitwissenschaft
 Neben einer linken entwickelte sich eine
rechtsintellektuelle Gesellschaftskritik
 „Untergang des Abendlandes“ von Oswald
Spengler
 Gründung des „Bauhaus“ durch Walter
Gropius
 Proklamierte Modernität und Funktionalität
 Schüler konnten avantgardistische Visionen
ausprobieren
 Setzte Maßstäbe für die damalige Architektur
 Sozialpolitische Forderungen an Architektur,
da Wohnungsnot
 Bauhaus wurde 1933 durch
Nationalsozialisten zerschlagen
 Orientierung zur „Neuen Sachlichkeit“
 Große Vielfalt an Strömungen
 Der Roman gewann wieder an Bedeutung
 Inspiration durch Geschehnisse des 1. Weltkriegs
 „In Stahlgewittern“, „Im Westen nicht Neues“,
„Der Steppenwolf“ etc.
 Später Augenmerk auf Vielschichtigkeit des
Alltagslebens
 Versuch der nüchternen und authentischen
Gesellschaftsanalyse
 Nur eine schmale Schicht nahm an dieser
„kulturellen Blüte“ teil
 Heraustretende Tendenz während der Weimarer
Republik (1918 – 1933)
 Neigung zu illusionslos-nüchterner Darstellung
der Realität
 Die Neue Sachlichkeit ist eine Gegenbewegung
zum (Spät-) Expressionismus
 objektiv und realistisch
23
Phasen Neue Sachlichkeit
1919-1924
1925-1929/ 30
1930-1933
Chaos, Arbeitslosigkeit, politischer
Mord
Dawes-Plan, internationale Kreditem
Golden Twenties
Chaos, Arbeitslosigkeit, politischer
Mord
Drei Phasen:
1.
1919-1923: Bürgerkriegsähnliche Zustände: von links
Aufstände, von rechts Putschversuche); Besetzung des
Ruhrgebiets
2..
1923-1929: Abbruch des Ruhrkampfes, Sanierung der
Währung – wirtschaftliche Erholung,
politische Konsolidierung, “Ära Stresemann”. Dawesplan, Locarno,
Aussöhnung mit Frankreich, Aufnahme in den Völkerbund
Drei Phasen:
3.
1929-1933: Weltwirtschaftskrise; zunehmende
Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, stark steigende
Arbeitslosenzahlen, Auflösung der demokratischen Fundamente.
Arbeitslose, Enttäuschte, Entwurzelte stärken die radikalen Flügel
der Republikgegner.
Reichstag unfähig, regierungsfähige Mehrheit zu bilden 1932
NSDAP stärkste Fraktion im Reichstag.
III. Aspekte der Kulturgeschichte
a) Technik und Arbeit
immer positivere Bewertung alles Technischen  Technikkult und
Maschinenschwärmerei.
Maschine macht religiöse und ästhetische Kompensation hinfällig
Filmproduktion, Revue- und Operettenfilme, triviale Schmachtfetzen
 Ablenkung und Unterhaltung angesichts der Sorgen und Nöte
der Wirtschaftskrise
b) Liebe und Sexualität
Frauentypen:
•Vamp.
•girl: knabenhafte Kindsfrau in möglichst sachlicher “Verpackung”.
•Großstadtmädchen, in allen Lebenslagen up to date: knabenhaft
schlank, Herrenhemd und Schlips
Liebe
•entpathetisiert zu Vergnügen, Abwechslung, Genuß. Sachlich statt
menschlich, körperlich statt seelisch
•Nüchternheit, effektiver Gebrauchswert der Liebe statt
Geheimnisvollem und Unerklärlichem
c) Berlin
Vielvölkerstadt, multikulturelles Flair prägt das Leben der zwanziger
Jahre
Inflation dramatisch: 1923 verhungern in Berlin 103 Menschen, fast
2000 bringen sich um.
1924-29 stürmische Konjunktur durch amerikanische Kredite 
Berlin boomt: Lichtreklamen, die erste Ampel (Potsdamer Platz),
82000 Autos (1929) (1914: 7000).
Sperrstunde wird auf 3 h heraufgesetzt, man amüsiert sich
“Goldene Zwanziger”: gelebt nur in Berlin, und golden nur für
wenige
Schwarzer Freitag 25. Oktober 1929: alles zu Ende, Berlin wieder
grau
Fünf Richtungen Neue Sachlichkeit
Neoromantik
weisser Sozialismus roter Sozialismus
Kosmik
Huchel, Britting,
Eich, Langgässer,
Wilh. Lehmann
Beobachtung
Partialität
Tucholsky, Kästner
(Zit. Sachliche
Romanze)
Verzweifelter
Optimismus
Veränderung
Brecht, Becher,
Toller, Fleisser, F.
Jung
Dokumentarismus
Technifizierung
Lehrstück
konservative
Ästhetisierung
Kunst-Legitimation
Schröder, Carossa,
Mann, Benn
avantgardistisches
Experiment beim
Romanerzählen
Döblin
Musil
Broch
1919
Brecht, Trommeln in der
Nacht
1920
Brecht: Baal
1921
Hofmannsthal:
Schwierige
1922
Mann: Felix Krull
1920
neue Sachlichkeit in der
Malerei
Der
Toller: Maschinenstürmer
1923
Rilke: Duineser Elegien
1924
Ernst Egon Kisch:
rasende Reporter
Piscator:
Rummel
Revue
Anthroposophische
Gesellschaft gegründet
Der
Roter
Breton: Surrealismus
1926
Brecht: Mann ist Mann.
Eisenstein:
Potemkim.
Barlach: Blauer Boll.
Panzerkreuzer
1927
Brecht: Im Dickicht der
Städte
Lindbergh-Flug
1928
Brecht: Dreigroschen-Oper
Walt Disney: Mickey Mouse
1929
Brecht:
Johanna.
Mannheim: Ideologie und
Utopie.
Mahagonny.
Zs. Die Linkskurve
1930
Musil:
Mann
Eigenschaften.
1931
Jünger:
Mobilmachung.
Kästner: Fabian.
ohne
Totale
Gründung
Institut
Sozialforschung.
Empire State Building.
für
Begriff Neue Sachlichkeit:
1925 Gustav Friedrich Hartlaub für eine Kunstausstellung
realistischer junger Maler in Mannheim =
Rückkehr zur Nüchternheit nach Expressionismus: neue
Funktionsbestimmung für Kunst nach Scheitern
“Kunst langweilt, man will Fakta, Fakta!” (Döblin)
Epik
•Wandlung des europäischen Romans:
•Held wird zum Protagonisten; das Geschehen bestimmt ihn.
•Gesellschaft im Zentrum
•wissenschaftliches. Interesse (kollektives Unbewusstes,
Wahrscheinlichkeitstheorie etc.)
•Versachlichung der Sprache, Sozialismus Dokumentation (Seghers, A.
Zweig)
•stream of consciousness schon bei Joyce, Proust, Dos Passos
Dramatik
•Lehrstück – Episches Theater
•Operatives Theater, Agitprop
•Daneben traditionelle, neoklassische Dramatik, z.B. Zuckmayer
Poetik/ Ästhetik Neue Sachlichkeit
•Berliner Dadaisten Grosz und Hartfield: Kunstlump-Debatte
•Brecht-Lukács-Debatte 30er Jahre.
Einsicht in die Funktionslosigkeit der Kunst in einer Gesellschaft,
die unter dem Primat der Wirtschaft steht hinterläßt Vakuum, in
das die amerikanische Massenkultur einströmen konnte.
Motive Neue Sachlichkeit
•Bedeutung Sport, Technik, Brecht: “700 Intellektuelle beten einen
Öltank an”
•Übernahmen Amerika: Standardisierung, Rationalisierung,
Massenproduktion, Monopolisierung, Konzernbildung.
Funktionswandel Kunst in der Neuen Sachlichkeit
•Funktionswandel der ästhetisch-autonomen Kunstliteratur zur
essayistsichen politisch-moralischen Gebrauchsliteratur: Stärkung
der Reflexions- und der Informationsfunktion der Literatur.
•Daneben Kult der Zerstreuung (Kracauer) Ornament der Masse
Motiv der Vermassung:
Riesmann: statt alter Innenleitung Radartyp: Typ interrelationeller
Aufmerksamkeit
Weitere Typen.
•Verbrauchertyp
•Passant
•Konsument(Entkernung des Individuums)
•Vergnügen und Konsum Hauptangelegenheit:
 Literarisch war diese von
Klassenauseinandersetzungen und Strukturkrisen
erschütterte Epoche eine höchst widerspruchsvolle
Zeit.
 Die rasche Abfolge von Richtungen und
Moden - Expressionismus, Dadaismus, Neue
Sachlichkeit - war Ausdruck der
Orientierungsschwierigkeiten der literarischen
Intelligenz.
 Auf die Erfahrung von Krieg und Revolution
antwortete ein Teil der Autoren mit der Politisierung
ihrer Kunstproduktion, andere mit einer
programmatischen Absage der Kunst an die Politik.
Dazwischen gab es eine Vielzahl von Positionen, in
denen gesellschaftliche Verantwortung des
Schriftstellers neben Individualismus,
Traditionalismus, Nihilismus, extremem
Subjektivismus und Innerlichkeit standen.
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 Geburtsdatum: 10.02.1898 Augsburg (D).
 Todesdatum: 17.08.1956 Berlin (DDR).
 Ab 1914 vereinzelte Veröffentlichungen von
Brechts Werken in Zeitschriften
 Nach Abschluss des Abiturs 1917, Sanitätssoldat
in Augsburg
 1928/29 Brechts Dreigroschenoper
 Werke:
Dreigroschenoper (1928), Baal (1918/19),
Trommeln in der Nacht (1918/19)
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 London im Jahre 1902: Der „Bettlerkönig“
Peachum (eigentlich Geschäftsmann) beklagt die
zunehmende Verhärtung der Menschen, da er
von ihrem Mitleid lebt
 Seine Tochter Polly heiratet Mackie Messer
 Mackie muss fliehen, wird aber wenig später
verhaftet
 In der Nacht bricht Mackie aus dem Gefängnis
aus und die Bettler Londons rüsten sich zur
Demonstration ihres Elends
 Mackie wird erneut verhaftet
 Später wird er begnadigt und bekommt neben
einem Schloss eine ansehnliche Lebensrente
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Neue Sachlichkeit
Bertold Brecht: Das Lied von der Moldau
Das Lied von der Moldau
Am Grund der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.
Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein' Gewalt.
Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.
 Remarque, Erich Maria (eig. E. Paul Remark)
 *22.6.1898 Osnabrück, †25.9.1970 Locarno
 Der Sohn eines Buchbinders besuchte das
Lehrerseminar und kam 1916 von der Schulbank an
die Front. Er war nach dem 1.Weltkrieg Junglehrer
und lange Zeit Sportjournalist:
 Werke:
Im Westen nichts Neues, 29 (Film 30); Arch of
Triumph, 45 (dt. Arc de Triomphe, 46; Film 48)
46
Erich Maria Remarque schrieb im Jahre 1929 den Roman „Im Westen nichts
Neues“. Das Buch gehört zu der Gruppe von Werken, in denen rund zehn Jahre
nach dem Ende des Ersten Weltkriegs das Kriegserlebnis des Frontsoldaten
geschildert und direkt oder indirekt Anklage erhoben wurde gegen den Krieg.
Kurz darauf wurde das Buch verfilmt und gewann so insgesamt 2 Oscars für den
besten Film und die beste Regie im Jahre 1930.
 Der Autor schildert den Kriegsalltag aus der
Ich-Perspektive des Paul Bäumer.
 Er und seine gesamte Klasse melden sich zu
Beginn des Ersten Weltkrieges freiwillig für
das Deutsche Heer.
 Weiterhin wird die Ausbildung für den Krieg
beschrieben.
 Bei einem Heimaturlaub Pauls wird die
Entfremdung von den „normalen“ Leuten
dargestellt.
 An einem der letzten Tage des Krieges im
Oktober fällt Paul.
48
Döblin wurde am 10. August
1878 in Stettin geboren und
starb am 28. Juni 1957 in
Freiburg im Breisgau. Er
kam 1888 mit seiner Mutter
nach Berlin und studierte
hier bis 1904 Medizin und
Philosophie.
Er wurde ein bedeutender
deutscher Schriftsteller,
war aber auch Arzt und
Philosoph. Er war auch
politisch aktiv und trat
1924 in die SPD ein.
Leider wurden auch seine
Bücher von den
Nationalsozialisten
verbrannt.
IRMGARD KEUN
 Als Tochter wohlhabender, liberal gesinnter Eltern verbrachte
Irmgard Keun ihre Kindheit in Berlin und Köln – Städte, die
unverwechselbar in ihre Romane eingehen durch die genau
abgehörte Sprechweise der Figuren und die vielen visuellen
Details.
 Nach einer kurzen Laufbahn als Schauspielerin wurde Keun fast
über Nacht bekannt durch ihren ersten Roman Gilgi, eine von
uns (1931), der in einem Jahr eine Auflage von 30 000 erreichte.
 Fast ebenso erfolgreich war Das kunstseidene Mädchen (1932);
der Roman handelt wie Gilgi von einer jungen Frau, die sich
über ihre kleinbürgerlichen Ursprünge hinaussehnt, sich im
Geiste der Neuen Frau behaupten und unabhängig leben will,
obgleich das, gerade in der späten Weimarer Zeit, als durchaus
schwierig und problematisch geschildert wird.
 Keun mußte selbst ähnliche Schwierigkeiten erleben, als die Nazis an
die Macht kamen und ihre Bücher verboten wurden. Mit einer für sie
typischen Tollkühnheit versuchte sie, durch eine Klage gegen die
Regierung das verlorene Geld wiederzubekommen, lenkte dadurch
aber nur die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich.
 1936 ging sie nach Ostende ins Exil. Ihr 27 Jahre älterer Gatte
Johannes Tralow blieb in Deutschland zurück, während der heimliche
Geliebte, der jüdische Arzt Arnold Strauss, in Amerika auf sie wartete.
 Anderthalb Jahre war Keun die Gefährtin des österreichischen
Schriftstellers Joseph Roth, mit dem sie quer durch Europa reiste,
beide unter ständigem Druck wegen Geld oder Visa.
 In dieser schwierigen Zeit verfasste sie trotzdem drei Romane, in
denen sie ihre Erlebnisse in Nazi-Deutschland (Nach Mitternacht,
1937) oder im Exil (D-Zug dritter Klasse; Kind aller Länder, 1938)
verarbeitete. Wieder ist es die scheinbar naive Perspektive einer
jungen Frau oder eines Mädchens, die der Erzählung ihren besonderen
Ton, ihre Frische und Unmittelbarkeit verleiht.
 Nach der Trennung von Roth und einem
Besuch bei Strauss in Virginia Beach, USA,
fand sich Keun 1940 bei Einmarsch der
Deutschen ohne Geld und Pass in
Amsterdam. Sie konnte sich noch retten,
indem sie einen SS-Offizier überredete, ihr
einen falschen Pass zu besorgen, mit dem
sie wieder nach Deutschland reiste, wo sie
illegal und anonym das Ende des Krieges
abwartete.
 Nach dem Krieg versuchte Keun, mit Feuilletons und einem
Roman (Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen,
1950) als Schriftstellerin wieder Fuß zu fassen. Die 1936 im
Ausland erschienene Erzählung über ein im ersten Weltkrieg
heranwachsendes aufsässig-scharfsinniges junges Mädchen
(Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften) fand
in der Radio-Bearbeitung großen Widerhall, aber sonst gelang
Keun in der konservativen Nachkriegsära das Come-back nicht,
und allmählich verstummte sie.
 1951 gebar sie ihre Tochter Martina, deren Vater sie nie
bekanntgab. Ihre Alkoholprobleme verschärften sich; zweimal
ging sie deswegen in eine Anstalt, zuletzt für sechs Jahre (196672).
 Erst in den späten 70er Jahren wurde sie wiederentdeckt, ihre
Werke wurden neu aufgelegt, und sie erhielt, ein Jahr vor ihrem
Tod, den ersten Marieluise-Fleißer-Preis der Stadt Ingolstadt.
 Doris, 18 Jahre alt, arbeitet im Büro eines
Rechtsanwalts
 Ihrem Traum ein Glanz zu werden, kommt sie
näher als sie als Statistin im Theater arbeitet
 Durch Intrigen verschafft sie sich Zutritt zu einer
Schauspielschule, nach ihrem ersten Auftritt
entwendet sie einen Pelzmantel und flieht nach
Berlin
 Doris wird konfrontiert mit dem Elend der
Arbeiterfamilien, mit Prostitution und Brutalität, ist
aber fasziniert von der glitzernden Großstadt und
zeigt einen nahezu unerschütterlichen
Optimismus
54
 Gilgi, ein geschultes Mädchen im Köln der 1920er
Jahre, erfährt, dass sie ein Adoptivkind ist
 Sie lernt Martin kennen, in den sie sich verliebt
und mit dem ihm zusammenzieht
 Kurze Zeit später wird ihr von ihrem Chef
gekündigt.
 Sie wird schwanger und erfährt von dem
schweren Schicksal eines alten Freundes.
 Sie nimmt ihr Leben wieder in die eigenen Hände
und macht sich auf in ein Leben voll
Selbstständigkeit
55
Typisch für die Neue
Sachlichkeit:
 Sachlich, Gefühle dürfen
nicht artikuliert werden
 Wirklichkeit wird
nüchtern und objektiv
dargestellt
 Darstellung der
wirtschaftlich-sozialen
Realität
Irmgard Keun – „Das
kunstseidene
Mädchen“
 Situation, als Doris den
Brief von Ernsts Frau
bekommt – Gefühle
werden nicht offenbart
 Hullas Selbstmord –
Doris Reaktion wird
„übersprungen“
 Es werden Themen, wie
Arbeit und
Arbeitslosigkeit
angesprochen
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 Der technische
Fortschritt
 Themen wie z.B.
Sekretärinnen,
kaufmännische
Angestellte, Arbeitslose,
Schauspieler/innen
standen im Vordergrund
 Sprache der Neuen
Sachlichkeit war leicht
verständlich
 Als Doris in Berlin
ankommt, ist sei
begeistert von der
„leuchtenden“ Stadt
 Doris ist anfangs
Sekretärin später auch
Schauspielerin, ihr Vater
arbeitslos
 Umgangsprachliche
Wörter und Sätze
werden gebildet:
„Tut (S.5/Zeile 14) , nu (S.5/28) ,
heulen (S.52/Zeile 23) “
„Hand küsst. Er mir (S.
111/Zeile 17) .“
57
 Kurt Tucholsky wurde am 9. Januar 1890
in Berlin geboren und starb am 21.
Dezember 1935 in Göteborg
 Jura Studium an der Friedrich-Wilhelm
Universität in Berlin
 Pseudonyme: Tonaz, Horazio von
Massarena, Peter Panta, Schigolch,
Teobatia und Ignaz Wrobel
 1919 gründete er zusammen mit Karl von
Ossietsky den Friedensbund
 Als neues Pseudonym verwendete er
Kasper Hauser
 1924 heiratete er seine langjährige
Freundin Mary Gerord
 Beitritt zu der Freimaurerloge
 Im Mai 1927 gibt Tucholsky die Redaktion der
Weltbühne (deutsche Wochenzeitschrift für
Politik, Kunst und Wirtschaft) an Carl von
Ossietsky weiter
 Flucht durch Europa
 1929 Reise mit seiner Freundin Lisa Matthias
nach Schweden
 In Hindaas mietet er die Villa Nedsölund
 Für Rowohlt Verlag schrieb er das Manuskript
für sein Werk „Schloss Gripsholm“
 Tucholsky arbeitet an einem Theaterstück
über Christof Kolumbus
 Im Jahre 1932 lebt Tucholsky in der Schweiz
 In Wien erscheint die österreichische
Ausgabe der „Weltbühne“
 Am 21. August lässt er sich von Mary
Tucholsky scheiden.
 Am 21. Dezember 1935 stirbt Tucholsky in
einem Krankenhaus in Göteborg unter
ungeklärten Umständen.
 Das Schloss wurde im Jahre 1537 von
Gustav I. Wasa in einer Schären- und
Seenlandschaft außerhalb von Stockholm
erbaut
 Frederik Liljekvis restaurierte das Schloss in
den 1890er Jahren im Zuge der
schwedischen Kulturdenkmalpflege.
 Die Novelle „Schloss Gripsholm“ lehnt sich eng an
Tucholskys Erstlingswerk „Rheinberg“ an
 1931 veröffentlicht Tucholsky „Schloss Gripsholm. Eine
Sommergeschichte“, entstanden im Haus Läggesta in
der Nähe von Schloss Gripsholm im Auftrag seines
Verlegers Ernst Rowohlt
 Er verneinte autobiographische Zusammenhänge
 Besonders die „menage á trois“ spiegelt keine
Beziehung zwischen Tucholsky, seiner Freundin Lisa
Matthias und ihrer Freundin Yvonne wieder
 Tucholsky selbst bezeichnete die
Sommergeschichte nur als Fingerübung,
als „Omelette soufflée“
 Man erkennt den „ästhetisch expandierten
Rang einer teilweise psychologischen
Erzählung“ in seiner Sommergeschichte
 In „Schloss Gripsholm“ setzt er die
Mechanismen von Unterworfensein und
Geltungsdrang um
 „Die Menschen waren von Ihren Sitzen aufgesprungen,
sie starren verzückt nach unten, um nur ja keine
Einzelheiten zu verlieren, hierhin sahen sie und dorthin;
wohin sie blickten: Blut, Verzweiflung, Ächzen und
Gebrüll-Menschen litten da, lebendes Fleisch zuckte,
sich im Sande zu Tode zappelnd, sie oben in Sicherheit –
es war herrlich! Der ganze Zirkus badete in Grausamkeit
und Entzücken… Ausdünstung und Geheul, das Tier
Masse wälze sich in einem Orgasmus von Lust. Es gebar
Grausamkeit. Was hier vor sich ging, war ein einziger
großer schamloser Zeugungsakt der Vernichtung. Es war
die Wollust des Negativen – das süße Abgleiten in den
Tod, der andern…“ Michael Hepp (1998), „Kurt
Tucholsky“, Rowohlt: Taschenbuch Verlag GmbH, S.129.
Schriftsteller, Dichter, Journalist
Erich Kästners Porträt an einem Haus der sogenannten
Kästner-Passage in der Dresdner Neustadt
 23. Februar 1899 in
Dresden geboren
 intensive Beziehung
zu seiner Mutter
 keine Geschwister
 die Ausbildung zum
Volksschullehrer –
nicht beendet
 1917 - zum Militärdienst einberufen und absolvierte
seine Ausbildung in einer Einjährig-FreiwilligenKompanie der schweren Artillerie
→ antimilitaristisch
 Drill → lebenslange Herzschwäche
 1919 – Leipzig – Studium - Geschichte,
Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft
 Arbeit für Zeitungen
 auch Poesie (Abendlied des Kammervirtuosen)
 1927 – Berlin – viele Werke
 1933 – Nazis kamen an
die Macht
 Opposition gegen
Nazis; trozdem ist er
nicht emigriert
→ Schwierigkeiten
 seine Bücher verbrannt
 Publikationsverbot
 mehrmals von der
Gestapo vernommen
 1945 – nach München









umgezogen
Arbeit für Rundfunk und
Presse
Später nicht zufrieden mit der
Entwicklung Europas
Alkoholismus
erfolgreich, aber bekannt
meistens nur als
Kinderbuchautor
lebenslang unverheiratet, aber
hatte einen Sohn
Bücher vorlesen
1951 wurde Kästner Präsident
des westdeutschen P.E.N.Zentrums
1960: Hans-ChristianAndersen-Preis (auch andere
Preise)
July 29, 1974 gestorben






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
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


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

Herz auf Taille, 1928
Emil und die Detektive, 1929
Lärm im Spiegel, 1929
Leben in dieser Zeit, 1929
Ein Mann gibt Auskunft, 1930
Das letzte Kapitel, 1930
Ballade vom Nachahmungstrieb,
1930
Arthur mit dem langen Arm, 1931
Pünktchen und Anton, 1931
Der 35. Mai oder Konrad reitet in die
Südsee, 1932
Das verhexte Telefon, 1932
Fabian. Die Geschichte eines
Moralisten, 1931
Gesang zwischen den Stühlen, 1932
Das fliegende Klassenzimmer, 1933
Drei Männer im Schnee, 1934
Doktor Erich Emil und die drei
Zwillinge, 1934
Die verschwundene Miniatur, 1935
Kästners Lyrische Hausapotheke,
1936
 (Romanfragment), 1936
 Georg und die Zwischenfälle












(Der kleine Grenzverkehr), 1938
Das doppelte Lottchen, 1949
Die Konferenz der Tiere, 1949
Die dreizehn Monate, 1955
Die Schule der Diktatoren, 1957
Als ich ein kleiner Junge war,
1957
Über das Nichtlesen von
Büchern, 1958
Die Ballade vom
Nachahmungstrieb, 1959
Notabene 45, 1961
Das Schwein beim Friseur, 1962
Der kleine Mann, 1963
Der kleine Mann und die kleine
Miss, 1967
...was nicht in euren
Lesebüchern steht, 1968
d
a
s
E
N
D
E
Neue Sachlichkeit
Erich Kästner: Ragout fin de siècle
Ragout fin de siècle
Hier wurden vor lauter Perversion
vereinzelte wieder normal.
Und käme Dante in eigner Person –
er fräße vor Schreck Veronal.
Hier können kaum die Kenner
in Herz und Nieren schauen.
Hier sind die Frauen Männer.
Hier sind die Männer Frauen.
Hier findet sich kein Schwein zurecht.
Die Echten sind falsch, die Falschen sind echt,
und alles mischt sich im Topf,
und Schmerz macht Spaß, und Lust zeugt Zorn,
und Oben ist unten, und Hinten ist vorn.
Man greift sich an den Kopf.
Hier tanzen die Jünglinge selbstbewusst
im Abendkleid und mit Gummibrust
und sprechen höchsten Diskant.
Hier haben die Frauen Smokings an
und reden tief wie der Weihnachtsmann
und stecken Zigarren in Brand.
Von mir aus, schlaft euch selber bei!
Und schlaft mit Drossel, Fink und Star
und Brehms gesamter Vögelschar!
Mir ist es einerlei.
Hier stehen die Männer vorm Spiegel stramm
und schminken sich selig die Haut.
Hier hat man als Frau keinen Bräutigam.
Hier hat jede Frau eine Braut.
Nur, schreit nicht dauernd wie am Spieß,
was ihr für tolle Kerle wärt!
Bloß weil ihr hintenrum verkehrt,
seid ihr noch nicht Genies.
Na ja, das wäre dies.
Neue Sachlichkeit
Erich Kästner: Sachliche Romanze
Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie ändern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Joseph Roth
Die
Kapuzinergruft
Das
Spinnennetz
(1938)
(1923)
1894 - 1939
2 Werke
• Das Spinnennetz (1923)
• Die Kapuzinergruft (1938)
• Inhalt
• Aufbau / Struktur
• Sprache / Stil
• Hauptpersonen
• Entstehung / Rezeption
• Interpretation
• Webtipps
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*2. September 1894 (Ukraine)
Sohn eines Juden
Besucht jüdische Gemeindeschule, später Studium: Philosophie und
Germanistik
1905-1913: erste Gedichte
wird zu Beginn des Ersten Weltkriegs zunächst als untauglich für den
Militärdienst zurückgestellt
Freiwillige Teilnahme am 1. Weltkrieg als Feldjäger und Mitarbeiter des
Pressedienstes (Publikation erster Feuilletonartikel und Gedichte in
Zeitungen)
Ende des Krieges in russischer Gefangenschaft
1922: Heirat mit Friederike Reichler
1926: Aufenthalt in der Sowjetunion führte zu seiner Abkehr vom
Sozialismus
1928: Friederike erkrankt an Schizophrenie
Freundschaft mit Stefan Zweig.
+27. Mai 1939: Joseph Roth stirbt, von persönlichen Schicksalsschlägen
und lebenslangem starkem Alkoholkonsum gezeichnet
• Das Spinnennetz (1923)
• Flucht ohne Ende (1927)
• Hiob (1930)
• Radetzkymarsch (1932)
• Die Kapuzinergruft (1938)
Das Spinnennetz (1923)
Theodor Lohse, ein junger Leutnant, erlebt das Ende des Ersten Weltkriegs und
den Niedergang der deutschen Monarchie. Nach dem Verlust seiner militärischen Karriere
wird er von seiner Familie verachtet und arbeitet anfangs als Lehrer im jüdischen Haus
der Efrussis. Doch Lohse will nach oben und so findet er Aufnahme in einer
antidemokratischen, nationalistischen Geheimorganisation. Zu jeder Tat bereit, die seiner
Karriere dient, wird er ein gewissensloser Helfer im Zentrum des Netzes aus Bespitzelung,
Verrat und Mord an unliebsamen sozialistischen und kommunistischen Gegnern. Dabei
trifft er auf den Ostjuden Benjamin Lenz, der als Informant für linke und rechte politische
Auftraggeber arbeitet. In wenigen Jahren hat Lohse sein Ziel erreicht. Aus dem
verachteten Kriegsheimkehrer ist ein einflussreicher Mann geworden. Wäre da nicht
Benjamin Lenz, der die grausame Chronik seines Aufstiegs dokumentieren kann, der die
Morde, die Lohse auf seinem Weg beging, gezählt hat, der sein sorgsam gewobenes Netz
des Erfolges zerstören kann. Lohse muss ihn beseitigen.
Man kann die Novelle nicht in bestimmte Teile zerlegen, jedoch kann
man sie in bestimmte Abfolgehandlungen gliedern, nämlich in die
Abschnitte seines Denkens und Handelns auf dem Wege bis hin zur
erstrebten Macht:
Theodor Lohse will sein Dasein nicht länger als unbeachteter Hauslehrer fristen.
Mit Hilfe von unmenschlichen Methoden erkämpft er sich schrittweise seine
Anerkennung und gilt schließlich mehr als der Polizeipräsident, mehr als der
Staatssekretär für öffentliche Sicherheit, mehr als der Minister und wird so einer der
führenden Männer, welcher der ganzen Welt ein Begriff ist.
• Roman in der 3. Person
• Ernster Grundton
• grundsätzlich realistische Sprache, zum Teil aber auch beschönigender
Ausdruck
„Im Felde hatte er dieses Rot gesehen und gehört, es schrie, es brüllte wie
aus tausend Kehlen, es flackerte, flammte wie tausend Feuersbrünste.“
„Glühende Funken tänzelten zwischendurch, verbanden sich zu sanft
gewellten Funkenschlangen.“
• Schilderung der Gefühlswelten
„Gerührt, mit einer schluchzenden Seele, betrachtete er den abendlich
geröteten Himmel, und er pfiff wehmütige Lieder.“
• Hinterfragungen
„Die ersten Schritte musste er bedächtig tun. War er ein Verräter? Er ist es
nicht.“
• Theodor Lohse
• Benjamin Lenz
• Efrussi
• Trebitsch
Das Spinnennetz, welches 1923 entstanden ist, ist einer von Roths
ersten, zumeist vom Stil einer objektiv-distanzierten
Erzählhaltung geprägten, Romane.
Das Spinnennetz wurde bereits in der Arbeiter-Zeitung, der
Frankfurter Zeitung und im Berliner Vorwärts vorabgedruckt.
Darüber hinaus arbeitete Roth während dieser Jahre u. a. beim
Berliner Börsenkurier und beim Prager Tagblatt mit.
Die Kapuzinergruft (1938)
Franz Ferdinand Trotta, welcher dem Geschlecht aus Sipolje in Slowenien
angehört, erzählt die Geschichte seines Lebens: in der Jugend war er wild und
unbekümmert bis er auf einmal seinen Cousin Joseph Branco kennen lernt,
welcher ihn zu sich einlädt. Dann rückt Franz Ferdinand zusammen mit seinem
Cousin und einem jüdischen Fiaker in den Krieg ein. Nach einer Niederlage in
Russland gerät er in Kriegsgefangenschaft, kann aber aus dem Arbeitslager in
Sibirien flüchten. Über Umwege kehrt er zurück ins erschütterte Nachkriegs-Wien,
wo er verzweifelt versucht sich als Hotelier in seiner eigenen Pension eine
Existenz aufzubauen. Er heiratet eine Frau namens Elisabeth, welcher er ein Kind
schenkt. Doch nicht lange währt das scheinbare Glück, denn schon bald verlässt
ihn Elisabeth und Franz Ferdinand bleibt allein bei seiner kranken Mutter
und seinem Sohn zurück. Nach dem Tod seiner Mutter ist Franz nicht mehr derselbe,
nervlich zerstört endet seine Erzählung mit dem Aufenthalt in der
Kapuzinergruft.
• Die Novelle lässt sich in 2 Teile zerlegen:
- Zeit vor dem Krieg
- Franz Ferdinands zu Beginn noch heiteres, leichtsinniges, jugendhaftes
Benehmen;
-  „Muttersöhnchen“
ängstliches Verhalten seinen Freunden gegenüber  Angst vor Spott
- Zeit in und nach dem Krieg
Steigerung des Selbstbewusstseins; bildet eigene Meinung; Erkennung des
wirklich Wichtigen und Unwichtigen;
 „Erwachsenwerdung“
• Ich – Form
• Ernster Grundton
• Realistische Sprache
• Gedankenschilderungen
• Genaue Beschreibung der Personen (Aussehen, momentanes Handeln)
„Der Stellmacher war vorhanden, alt, eisgrau und gebeugt. Er saß da hinter
dem alten Schreibtisch, in seinem alten Zimmer. Aber er war in Zivil, in einem
seltsamen allzu weiten Anzug, der um seinen Körper schlotterte und
außerdem noch gewendet war. Von Zeit zu Zeit griff er mit zwei Fingern
zwischen Hals und Kragen. Das steife Leinen störte ihn. Seine Manschetten
störten ihn. Er stieß sie immer wieder am Tischrand in den Ärmel zurück.“
• Franz Ferdinand
• Joseph Branco
• Manes Reisiger
• Franz Ferdinands Mutter
• Antisemitismus
• Erotik
• Liebe zur Armee
• Frauenbegierde
• Wunsch nach Anerkennung
• Ungerechtigkeit führt zum Ziel
• Gewalt und Mord zur Verwirklichung der Karriere
• Rücksichtslosigkeit
Kurzbiographie:
 *6.11.1880, 15.4.1942;
 Studium der Philosophie, Psychologie und
Mathematik; ab 1922 freier Schriftsteller; 1938
Umzug von Italien nach Zürich; lebte zuletzt isoliert,
einsam und fast mittellos in Genf;
Werke:
 Der Mann ohne Eigenschaften (Roman, 1936); Drei
Frauen, 1924. – Drama; Vinzenz und die Freundin
bedeutender Männer (Posse), 1924. - Essays:
Nachlass zu Lebzeiten, 1936;
VON
ROBERT MUSIL
NOVELLE
 Törless leidet in der Internatsschule an Heimweh
 Pubertät schließt sich zwei Schülern an (Beineberg
und Reiting)
 Basini stiehlt Geld von einem Kameraden
 Basini wird von Reiting und Beineberg gequält
 Törless zugleich angezogen und abgestoßen von
Quälereien
 bleibt innerlich leer und einsam
 durch eine Art Lynchjustiz wird Basini von Beineberg
und Reiting gestraft
 Törless wird von der Schule verwiesen
Zwei Teile:
 Der 1.Teil beschreibt das Heimweh von Törless
(schickt zahlreiche Briefe an Eltern; fühlt sich
im Internat nicht wohl)
 Der 2. Teil beschreibt die anwachsende
Pubertät des Zöglings; (kein Heimweh mehr; schließt
sich Beineberg und Reiting an) Quälereien
beginnen
 Prosa
 Autobiographischer Stil
 Autor bedient sich einer allgemein verständlichen
Sprache
 „Er hielt es für Heimweh, für Verlangen nach seinen Eltern. In
Wirklichkeit war es aber etwas viel Unbestimmteres und
Zusammengesetzteres. Denn der „Gegenstand dieser Sehnsucht“, das
Bild seiner Eltern, war darin eigentlich gar nicht mehr enthalten. Ich
meine diese gewisse plastische, nicht bloß gedächtnismäßige, sondern
körperliche Erinnerung an eine geliebte Person, die zu allen Sinnen
spricht und in allen Sinnen bewahrt wird, so dass man nichts tun kann,
[…]
 „Törless fühlte sich durch diese klagenden Laute angenehm berührt.
Wie mit Spinnenfüßen lief ihm ein Schauer den Rücken hinauf und
hinunter; dann saß es zwischen den Schulterblätter fest und zog mit
feine Krallen seine Kopfhaut nach hinten. Zu seinem Befremden
erkannte Törless, dass er sich in einem Zustande geschlechtlicher
Erregung befand.“
 Die Novelle („Die Verwirrungen des Zöglings
Törless“)
 entstand 1903, erschien 1906.
 Die Drucklegung des Werks, das Musils erster
und einziger großer Erfolg wurde, kam erst nach
mehreren Fehlschlägen durch Vermittlung von
Alfred Kerr zustande.
Die Erzählmotive stammen aus der Biographie
Musils
(er war Schüler in Mährisch-Weißkirchen Tagebuch
1937–1942, Nr. 95, 156, 184)
Das Erlebnis jugendlicher Homosexualität (Tagebuch 1903)
Musil inszeniert sich in Törless selbst.
Musil hat den Erzählstoff von seinem eigenen Leben,
insbesondere auch von seiner eigenen Internatszeit.
 THEMA
Probleme und Konflikte der Pubertät unter
dem Aspekt einer „bürgerlich-autoritären
Erziehung um 1900 und ihrer Institutionen“
 autobiographische Entwicklungsgeschichte
 Aufkommen des Faschismus; Militarismus
vor 1. Weltkrieg
 Sadismus entsteht; (auch psychische
Misshandlungen)
 MUSIL UND NIETZSCHE
 Musil beschäftigte sich lebenslang mit Nietzsche
 Vorwurf von Musil an Nietzsche: „Er zeigt uns alle
Wege, auf denen unser Gehirn arbeiten kann, aber er
betritt keinen.“
 Seine Denkbarkeit ist für Musil unvollendet
 Längere Beschäftigung äußert sich später doch
lobend
STEFAN ZWEIG
 * 28. 11. 1881 Wien, † 23. 2. 1942 Petropolis bei Rio de Janeiro




(Brasilien; Selbstmord mit seiner 2. Frau)
Erzähler, Dramatiker, Lyriker, Essayist, Übersetzer
in erster Ehe verheiratet mit Friderike Maria Zweig.
Stammte aus großbürgerlich-jüdischer Familie, studierte in
Berlin und Wien Philosophie, Germanistik und Romanistik. Bis
1914 Reisen in aller Welt, während des 1. Weltkriegs Tätigkeit
im Wiener Kriegspressequartier, ging 1917 als überzeugter
Pazifist vorübergehend in die Schweiz und lebte 1919-34 meist
in Salzburg.
Aus Protest gegen Schikanen im Zuge der Februarkämpfe 1934
wählte er London zum neuen Hauptwohnsitz, 1940 britischer
Staatsbürger, 1941 Übersiedlung nach Brasilien.
 Obzwar Kosmopolit und "Europäer", blieb Zweig zeitlebens ein
Repräsentant alt-österreichischer Geistigkeit, sein Werk ist
bestimmt von pazifistisch-humanistischem Gedankengut.
Zunächst dem Wiener Impressionismus und der Neuromantik
verpflichtet, errang er erste Erfolge als Lyriker ("Silberne
Saiten", 1901) und wandte sich dann, beeinflusst von S. Freud
und der Psychoanalyse, in novellistischer Erzählprosa den
sexuellen Verwirrungen des zeitgenössischen Bürgertums zu
("Brennendes Geheimnis", 1913; "Amok. Novelle einer
Leidenschaft", 1922; "Verwirrung der Gefühle", 1927).
 Internationale Erfolge feierte Zweig mit Romanbiographien, die
im Gegensatz zur damals gängigen heroischen Biographie das
"Heldentum einer inneren Überzeugung" gestalteten ("Marie
Antoinette", 1932; "Triumph und Tragik des Erasmus von
Rotterdam", 1934; "Maria Stuart", 1935; "Magellan", 1938); zu
einem der meistverkauften Bücher seiner Zeit überhaupt wurde
der Essayband "Sternstunden der Menschheit" (1927).
Weitere Werke







Lyrik: Die frühen Kränze, 1906; Die gesammelten Gedichte, 1924.
Romane: Ungeduld des Herzens, 1939; Rausch der Verwandlung, aus dem
Nachlass herausgegeben von K. Beck, 1982; Clarissa. Ein Romanentwurf, aus
dem Nachlass herausgegeben von K. Beck, 1992.
Biographien und Essays: E. Verhaeren, 1910; Drei Meister. Balzac, Dickens,
Dostojewski, 1920; Romain Rolland, 1921; Der Kampf mit dem Dämon.
Hölderlin. Kleist. Nietzsche, 1925; Drei Dichter ihres Lebens, 1928; Joseph
Fouché, 1929; Die Heilung durch den Geist, 1931; Castellio gegen Calvin oder
Ein Gewissen gegen die Gewalt, 1936; Amerigo, 1944; Balzac, 1946.
Erzählungen: Der Zwang, 1920; Die Augen des ewigen Bruders, 1922; Angst,
1925; Kleine Chronik, 1929; Schachnovelle, 1941.
Dramen: Tersites, 1907; Das Haus am Meer, 1912; Der verwandelte Komödiant,
1913; Jeremias, 1917; Legende eines Lebens, 1919; Quiproquo, 1928 (mit A.
Lernet-Holenia); Das Lamm des Armen, 1929.
Autobiographisches: Begegnungen mit Menschen, Büchern, Städten, 1937; Die
Welt von Gestern, 1944.
Ausgaben: Gesammelte Werke in Einzelbänden, herausgegeben von K. Beck,
1981ff.; Tagebücher, herausgegeben von K. Beck, 1984; Briefwechsel mit Bahr,
Freud, Rilke und Schnitzler, herausgegeben von J. B. Berlin und anderen, 1987;
Briefe, herausgegeben von K. Beck, 4 Bände, 1995ff.; Die Monotonisierung der
Welt. Aufsätze und Vorträge, herausgegeben von V. Michels, 1988.
Knappe Inhaltsangabe
Stefan Zweig: Schachnovelle
• Der Ich-Erzähler begegnet auf einer Dampferfahrt von New York nach Buenos
Aires dem Schachweltmeister Mirko Czentovic
• Czentovic wird von einem Millionär zu einer Simultanpartie herausgefordert
die Erste wird verloren, in der zweiten wird durch Dr. B. aber Remis erreicht
• Rückblende als Erläuterung für die Begabung des Dr. B.
• Am nächsten Tag weitere Verabredung für eine Schachpartie
• Bei der dritten Partie verfällt Dr.B fast wieder der Schachvergiftung zum Opfer,
bricht aber davor ab, und beschließt nie wieder ein Schachbrett zu berühren.
Mirco Czentovic: Aussehen, Herkunft,
Bildungsweg
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Aussehen: blond, grotesk, komisch, verschlafener
Blick
 Herkunft: Vater war südslawischer Schiffer
(Ungarn)
Pfarrer bemüht sich ihm häusliche
 Bildungsweg: Nachhilfe zu geben, da er in der
Dorfschule kaum etwas aufnahm
durch seine Teilnahmslosigkeit eignete
er sich kaum Bildung an („Seine Unbildung
war auf allen Gebieten gleich universell“)
Entwicklung
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Nach dem Tod seines Vaters wurde er vom Pfarrer
aufgenommen, wo er im Haushalt mithalf
 erster Kontakt mit Schach
 nach Sieg über Wachtmeister, brachte der Pfarrer ihn ins Café
der Nachbarstadt
 zu Graf Simczic nach Wien
 nach mehreren Preisen wurde er mit 18 ungar. Meister; mit 20
Weltmeister
=> Eine doch ursprüngliche Unsicherheit verwandelte sich in
einen kalten und plump zur Schau getragenen Stolz
Denkweise und Art seines Schachspiels
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Denkweise: Schach und Geld sind die einzigen
Sachen auf die er Wert legt, stur, phantasielos (Er
konnte nicht eine einzige Partie auswendig spielen;
deshalb führte er immer ein Taschenschach mit sich, um
ein Problem zu lösen oder eine Partie zu rekonstruieren)
 Spielweise: Zäh, langsam, unerschütterlich, ohne
ein einziges Mal vom Brett aufzuschauen und ohne
jeden Ton von sich gebend; aber mit
unwiderlegbarer Sicherheit; später arrogant, sobald
er gemerkt hat, dass er seinem Gegner überlegen
ist.
Verhalten zur Schachrunde an Bord zu Dr. B
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Macht bei der ersten Partie Dr. B unbewusst nervös
durch langes Überlegen
 Angetrieben von seiner Ungeduld schreit Dr.B
Czentovic an
Entstehung eines leidenschaftlichen Hasses
 Bewusste Verzögerung der Runden von Czentovic
mit zunehmender Boshaftigkeit
 Reagiert mit „entzückter Kühle“ auf erneute
Wutausbrüche Dr.B‘s
Politische Deutung
Stefan Zweig: Schachnovelle
Parallelen zwischen Czentovics Schachspiel und Machtsystemen
 Czentovic symbolisiert einen Diktator und die
Schachfiguren das Volk mit denen er beliebig
„umspringt“. Dabei hat er auch kein Problem welche zu
opfern, um zu gewinnen
 Dies ist allerdings nur bei Czentovic so, da er stur (den
Blick nur aufs Feld gerichtet) seine Strategie verfolgt,
den unbedingten Wille alle den Gegner zu besiegen
Dr. B.: Herkunft
Stefan Zweig: Schachnovelle
 ca. 45 Jahre alt
 Kommt aus einer hochangesehenen
altösterreichischen Familie, in der es auch
einen engen Freund von Schubert und einen
Leibarzt des alten Kaisers gibt
Aufgabe
Stefan Zweig: Schachnovelle
Führt mit seinem Vater eine Anwaltskanzlei,
in der Gelder vom kaiserlichen Hof und vom
Klerus aufbewahrt werden.
Als Hitler an die Macht kommt, wird die
Kanzlei als „Postamt“ genutzt.
Aufgabe
Stefan Zweig: Schachnovelle
Jedoch stellt Dr.B einen Mann ein, der zum
Spitzel wird und die Kanzlei verrät.
Dr.B wird einen Tag, bevor Hitler nach
Wien kommt, von der SS gefangen
genommen.
Haft
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Kommt nicht in ein KZ, sondern wird in einem
Hotelzimmer eingesperrt
 14 Tage vergehen bis er zum ersten Verhör
gerufen wird
 4 Monate lang versucht er sich vom
krankhaften Rekapitulieren der Verhöre
abzulenken
Haft
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Er spürt, dass seine Kraft nachlässt und ist
dann sogar bereit alles zu sagen
 Sein Zustand verbessert sich als er vor einem
Verhör in einem „neuen“ Raum wartet
 In diesem Raum sieht er ein Buch aus einer
Jacke schauen und klaut es
Haft
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Zu seiner vorzeitigen Enttäuschung ist es eine
Sammlung von Schachmeisterpartien
 Nachdem er sich aber ein Schachbrett und
Figuren gebastelt hat, ist er entschlossen die
Partien nachzuspielen
 Durch diese geistige Anstrengung fühlt er
seine Denkfähigkeit nicht nur zurück, sondern
er meint sie neu geschliffen zu haben
Schachvergiftung
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Er versinkt wieder im Nichts, als er jede Partie
schon bis zu 20mal im Kopf durchgespielt hat
 Zur Rettung will er gegen sich selbst spielen
 Spielfreude → Spiellust → Spielzwang
 Er wird sogar im Schlaf heimgesucht
Schachvergiftung
Stefan Zweig: Schachnovelle
 In den Verhören ist er sehr konfus und
empfindet sie als Störung
 Er lebt nur noch in Schach-Ichs, die sich
gegenseitig beschimpfen schneller zu spielen
 Die Besessenheit wirkt sich jetzt auch auf
seinen Körper aus → Abmagerung, unruhiger
Schlaf
Haft
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Er erwacht eines Morgens ruhig und weich im
Bett
 Er ist in einem Krankenhaus, weil er den
Wächter angegriffen hat und völlig verrückt
war
 Dank einem Arzt wird er nicht mehr in Haft
genommen, muss aber das Land verlassen
Schachvergiftung
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Er will nur ein Schachspiel bestreiten
 Am Anfang ist er ruhig und plaudert während
des Spieles sogar mit den Leuten
 Czentovics Denkpausen bringen ihn jedoch
aus der Ruhe
 Am Ende gewinnt er gegen den
Schachweltmeister
Schachvergiftung
Stefan Zweig: Schachnovelle
 Doch Dr.B ist wieder völlig besessen und
nimmt eine Revanche an
 Durch Czentovics Verzögerungstaktik ist er
so aufgeregt, dass er auf den Tisch
trommelt
 Dr.B murmelt nun unverständliche Sachen
und spielt im Kopf andere Partien
 Zuletzt entschuldigt er sich und verspricht
nie wieder Schach zu spielen
Gattung Novelle
Stefan Zweig: Schachnovelle
Novellen (= novella (ital.) Neuigkeit) sind Erzählungen, welche...
1. Kürzer sind als ein Roman, keine Nebenhandlungen und nur wenige
Hauptfiguren (=Protagonisten) haben.
2. Die Handlung konzentriert sich auf ein plötzliches, krisenhaftes Ereignis, durch
welches der Lebensweg des Protagonisten eine schicksalhafte Wendung erfährt.
3. Die Struktur der Novelle ist der des Dramas ähnlich:
Exposition - Hinführung zur Krise - Krise - Verzögerung - Lösung/Katastrophe
Aufbau
Stefan Zweig: Schachnovelle
Aufbau, typisch für Novelle:
1. Ich-Erzähler
2. Rückblende
3. Spannende Handlungsführung
Psychologische Analyse
Stefan Zweig: Schachnovelle
• Dr. B. erkrankt an, wie er es selber bezeichnet: „Schachvergiftung“
• Erleidet starke Schizophrenie
• Schach als Droge/Sucht für geistige Abhängigkeit
Biographische Parallelen
Stefan Zweig: Schachnovelle
Parallelen zu Dr. B:
• Sohn eines angesehenen jüdischen Industriellen
• Pazifistische Grundhaltung (1917/1918 Aushebung aus Wehrdienst)
• Kampf für Ideale
Ein Sklavenball
Edmund (ungarisch "Ödön") Josef von
Horváth








geboren 1901 in Fiume (heute: Rijeka) an der Adria als Sohn eines
österreichischen Diplomaten
ab 1919 Studium in München
1924 Übersiedlung nach Berlin.
1930 - 32 Entstehung der vier großen Volksstücke Italienische Nacht,
Geschichten aus dem Wienerwald, Kasimir und Karoline und Glaube, Hoffnung,
Liebe, auf denen die Horváth-Rezeption bis heute im wesentlichen beruht.
Durchgängiges Thema dieser „umgekehrte Volksstücke“ genannten Dramen ist
der Bewusstseinszustand der - kleinbürgerlichen - Figuren. Allerdings vertritt
Horváth kein konkretes politisches Programm; Parteien und Ideologien waren
dem einzelgängerischen Moralisten allesamt suspekt.
Nach der Machtübernahme zunehmenden Anfeindungen der Nazis ausgesetzt,
verlässt Horváth 1934 Berlin und lebt von da an in Pensionen und billigen
Hotels, schreibt in Kneipen.
Er hält sich in Wien, Salzburg, Budapest, Prag, Mailand, Zürich, Amsterdam und
schließlich in Paris auf.
Dort wird der knapp Siebenunddreißigjährige auf den Champs-Elysées am
Abend des 1. Juni 1938 von einem herabfallenden Ast erschlagen.
Glaube Liebe Hoffnung
Die Unbekannte aus der Seine
Der jüngste Tag
Figaro lässt sich scheiden
Don Juan kommt aus dem Krieg
Kasimir und Karoline
Geschichten aus dem Wienerwald
Der punische Bankier, K.R. Thago, reist mit seiner Tochter,
Idiotima, und deren Gatten, Gloriosus, nach Kreta, um dort
den Urlaub zu verbringen. Toxilus, der Oberkammersklave,
verfügt über die Aufsicht der Sklaven und die Villa. Er
möchte die Hetäre, Lemniselenis, freikaufen, weil er sie
liebt. Doch dies bleibt ihm erspart, weil am nächsten Tag die
Nachricht überbracht wird, dass das Schiff der Herrschaft
versunken ist. Von diesem Zeitpunkt an sind alle Sklaven der
Villa frei und dies wird in Form einer Ballveranstaltung
gefeiert.
 Die Handlung spielt innerhalb von 24 Stunden.
 drei Akte
 Vorerst wird die unterdrückte Situation der Sklaven
beschrieben.
 Den Höhepunkt/Wendepunkt bildet die Nachricht über das
versunkene Schiff.
 Ab dem Wendepunkt wird die Freiheit der Sklaven demonstriert.
Poetisch (viele Gedichte und Gesang)
Dialoge durchgehend in der Erzählung (oft wird auch ein
Dialog von einer anderen Person unterbrochen)
Satzbau: kurze Sätze, oft auch unterbrochene
Die Sprache ist eine typische Alltagssprache des 20.
Jahrhunderts
Poetisch: „Auf dem Meer ist es so still, wie die Ruhe, kein
Orkan drückt der Matrosen Schuh, Wölklein, die siehst schon
von weitem wehen. Heut wird’s auch ohne Ruder gehen.“
 K.R.Thago: „Warum so verzweifelt?“ „Vielleicht kauft dich
ein Besserer, Schönerer, Reicherer,….“ (Klimax)
 K.R.Thago
 Lemniselenis
 Toxilus
 Dordalus
1937 ~ Uraufführung des Stückes „Der jüngste Tag“, in dem
das Stück „Der Sklavenball“ enthalten ist.
1945 ~ wurde das Stück gespielt
Horvath entlehnte bei dem römischen Komödiendichter
Plautus Motive und Personen für dieses Bühnenstück
Die Ursprünge des Stückes finden sich in Ludwig Gurlitts
Einleitung zu seiner Übersetzung von Persa des Plautus
 Zufall oder Belohnung für ein schwieriges Leben in der
Vergangenheit?!
 Antike als Folie für Faschismuskritik (vgl. Brecht)
 Dieses Werk sollte das unglückliche Leben der Sklaven
veranschaulichen und demonstrieren, wie wenig Freiheit solche
Menschen besitzen.
 Horvath wollte mit der Sklaventhematik seinen Mitmenschen
eine Alternative zur faschistischen Gegenwart bieten: ein Leben
in Freiheit, Zufriedenheit und mit Hoffnung.
 DANKE!
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