Sokrates Leben, Tod und Lehre 8. Sitzung 10.12. 2007 Sokrates - Leben Spärliche biographische Informationen: Platon und Xenophon Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen. Er wurde als Sohn des Bildhauers Sophronikos und der Hebamme Phainarete in Athen geboren. Er war mit Xanthippe verheiratet. (Die verbreitete Ansicht, sie sei ein durch und durch zänkisches Weib gewesen, wird durch die Quellen nicht belegt.) Aus dieser Ehe stammten drei Söhne. Die beiden Jüngsten waren zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters vermutlich unter 10 Jahre alt. Sokrates hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt, das ihm und seiner Familie ein bescheidenes aber unabhängiges Auskommen ermöglichte. Ob er den väterlichen Beruf eines Bildhauers erlernt hat, wird von der Forschung unterschiedlich beantwortet. Er nahm als Soldat an den Kämpfen von Potidaia (431-429), Delion (424) und Amphipolis (422) teil. Seine Tapferkeit und sein Mut werden von Platon und Xenophon erwähnt. 423 wird Sokrates als Hauptfigur der Komödie „Die Wolken“ von Aristophanes zur Zielscheibe des allgemeinen Spottes. 416 erscheint Sokrates als „Ehrengast“ auf einem berühmten Gastmahl (Symposion), das anlässlich des Trägödiensieges des jungen Agathon stattfindet. 406 nahm Sokrates als Ratsherr am Prozess gegen die Feldherren aus der Arginusenschlacht teil. Aus der Zeit der Gewaltherrschaft der Dreißig etwa um 403 sind einige Ereignisse überliefert. Sokrates – Tod I Jacques-Louis Davids "Der Tod des Sokrates" (1787) Prozess •Klagen: –Gottlosigkeit (Asebie) –verderblichem Einfluss auf die Jugend •In seiner überlieferten Verteidigungsrede stritt er beide Vorwürfe ab indem er die Gründe für sein öffentliches Verhalten offenlegte. •Er wurde mit knapper Stimmenmehrheit (281 von 500 Stimmen) von einem der zahlreichen demokratischen Gerichtshöfe (dikasteria) Athens für schuldig befunden. Sokrates – Tod II Prozess (Fortsetzung) Brauch: Sokrates durfte nach der Schuldigsprechung eine Strafe für sich selbst vorschlagen. Sokrates: Das Verhalten, das zu seiner Schuldigsprechung geführt hatte, hält er für höchst nützlich, er könne daher keine Bestrafung vorschlagen wo eine Belohnung angemessener sei. Die Richter verurteilten ihn mit einer Mehrheit von 361 Stimmen zum Tod durch Trinken des Schierlingsbechers. Sokrates hätte sein Leben retten können, wenn er bereit gewesen wäre, die Anklage als berechtigt anzuerkennen oder Athen zu verlassen Letzteres tat er nicht, da sein Daimonion ihm keinen Anlass dazu gab. Außerdem betrachtete er die Flucht als Tat politischen Unrechts gegenüber dem Rat der Athener Bürger. Die Anklage als berechtigt anzunehmen, kam ebensowenig in Frage. Er hielt die Wahrheit für wichtiger als sein Leben. Er versicherte, nur zum Besten des Staates gehandelt zu haben. Sokrates – Zitate „Erkenne dich selbst" : ein Spruch über dem Eingang des Apollon-Tempel in Delphi "Der Mensch handelt schlecht, wenn er das Gute nicht weiß.” „Ich weiß, dass ich nichts weiß" – falsch! Richtig: "Ich weiß, was ich nicht weiß." Grund: "Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er (gemeint ist ein anonymer Ankläger),...dass ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.” (Apologie) Sokrates – Philosophie I. „Liebe zur Weisheit“ : innere Bewegtheit. Die Liebe übrigens, so äußerte sich Sokrates einmal, sei das einzige, wovon er etwas versteht Sokrates nennt in seiner Apologie den Gott von Delphi als Garanten für die Wahrhaftigkeit seines Philosophierens. Vom Gott zur Weisheit berufen und nicht als Weiser bezeichnet, so verstand er dies schließlich. Er machte sich deshalb auf, andere, die als weise galten, zu befragen, um von ihnen zu lernen. Er war der Ansicht, dass der, der wisse, was gut ist, auch das Gute tun würde. Er glaubte, die richtige Erkenntnis führe zum richtigen Handeln. Sokrates – Philosophie II. „geistige geburtshiLfe“: Durch Fragen und nicht durch Belehren des Gesprächspartners – wie es die Sophisten gegenüber ihren Schülern praktizierten – sollte dessen eigene Einsichtsfähigkeit schließlich Wissen um Gutes (kalos) und Edles (agathos) selbst „gebären“, bzw. hervorbringen. Dieses Ziel war jedoch nicht ohne Einsicht in das eigene, meist fragwürdige Wissen möglich. Sokrates versuchte diese Schmerzlichkeit durch seine Menschlichkeit und seinen Respekt vor dem anderen zu mildern, die sich auch in seiner Ironie ausdrückt. Zitat von Alkibiades aus dem Symposion von Platon: Er verglich Sokrates mit den Silenfiguren. "Gemeinsam machten wir den Feldzug nach Poteidaia mit und waren dort Tischgenossen. Da übertraf er im Ertragen aller Beschwernisse nicht nur mich, sondern alle insgesamt. Wenn wir irgendwo abgeschnitten waren, wie es auf Feldzügen vorkommen kann, und dann fasten mussten, da konnten das die anderen lange nicht so gut aushalten. Durften wir es uns aber wohlergehen lassen, so vermochte er als einziger das zu genießen, besonders wenn er, was ihm freilich zuwider war, zum Trinken genötigt wurde; da übertraf er uns alle. Und worüber man sich am meisten wundern muss: Kein Mensch hat jemals den Sokrates betrunken gesehen [...] Das wäre das eine. [Noch erstaunlicher ist aber das andere:] Damals auf dem Feldzug [...] stand er, in irgendeinen Gedanken vertieft, vom Morgen an auf demselben Fleck und überlegte, und als es ihm nicht gelingen wollte, gab er nicht nach, sondern blieb nachsinnend stehen. Inzwischen war es Mittag geworden; da bemerkten es die Leute, und verwundert erzählte es einer dem anderen, dass Sokrates schon seit dem Morgen dastehe und über etwas nachdenke. Schließlich, als es schon Abend war, trugen einige von den Ioniern, als sie gegessen hatten, ihre Schlafpolster hinaus; so schliefen sie in der Kühle und konnten gleichzeitig beobachten, ob er auch in der Nacht dort stehen bleibe. Und wirklich, er blieb stehen, bis es Morgen wurde und die Sonne aufging! Dann verrichtete er sein Gebet an die Sonne und ging weg." Sokrates - Darstellungen Sokrates erkärt Alkibiades eine Angelegenheit, Christoffer Wilhelm Eckersberg (2.1.178322.7.1853) Sokrates in den Strassen von Athen A. Castaigne Sokrates, den Xanthippe mit Spülwasser übergießt, Reyer van Blommendael c. 1655