ADHS aus der Sicht der Psychoanalyse ADHS aus der Sicht der Psychoanalyse - AD(H)S liegen „spezifische intrapsychische und interpersonale Konflikte und Strukturdefizite“ zugrunde - Organische Beeinträchtigung nur ein Faktor neben mehreren Komorbidität vs. psychoanalytische Konflikttheorie - allgemeine Ansicht das mit AD(H)S häufig mit anderen psychischen Störungen einher geht, wobei AD(H)S ursächlich ist Konflikttheorie besagt (hier): psychische Störung ist primär! heißt : Aufmerksamkeitsdefizit, Impulsivität und Hyperaktivität liegen einen psychischen Konflikt zugrunde AD(H)S → Sammeldiagnose von Strörungbildern unterschiedlichen Ursachen mit Unterschiedliche Ausprägungen der AD(H)S - liegt an unterschiedlichen Strukturniveaus: von schweren narzisstischen Ausprägungen neurotischen Unruhezuständen bis zu leichten „Struktur ist definiert als eine Verfügbarkeit über psychische Funktionen, welche für die Organisation des Selbst und seine Beziehungen zu den inneren und äußeren Objekten erforderlich sind. Strukturelle Störungen beinhalten die unzureichenden Verfügbarkeit über diese Funktionen..“ (Rudolf, 2004) Ursachen für psychische Konflikte - prä- und perinatale Schädigungen - Traumata, (auch transgenerational ) - frühe Störungen von Objektbeziehungen - Bindungsströrungen - Entwicklungsstörungen in der Erziehung Häufig zugrunde liegende psychische Strörungen der AD(H)S - Trennungs- und Bindungstörungen - Inividuationsstörungen - Sexualisierung und Aggressivierung - Abwehr gegen Depression Bindungsstörungen - Bindungsstörung Ursache für Unaufmerksamkeit und Überaktivität durch ambivalente und desorganisierte Bindungsmuster zur Mutter Scheitert an der Einfühlungsvermögens der Mutter Versteckte Bindungswünsche werden auf der Verhaltensebene nicht mehr wahrgenommen Trennungsstörungen oft Ursache für hyperkinetisches Symptom durch frühe zeitweise Trennung (z.B: Krankenhausaufenthalt) → Unruhe fühlt Leere aus und verleugnet die Trennung „Unruhe hat dann den Charakter einer Plombe“ (Häußler/ Hopf 2002) Individuationsstörung Durch gesteigerte Körperaktivität → mehr Körperwahrnehmung können Defizite an Zuwendung kompensieren → Pseudounabhängigkeit Bewegungsunruhe als eine Angst vor dem Auseinanderfallen des Selbst → durch Bewegung soll das Selbst zusammen gehalten werden Individuationsstörung Projektionen der Eltern in Form von Erwartungen und Forderungen verhindert Individuation Verklebung zwischen Mutter und Kind Hyperaktivität ist Ausdruck des Schwankens zwischen Annäherung und Autonomiebestreben des Kindes → Unterdrückter Konflikt Sexualisierung und Aggressivierung Meinst durch fehlen der väterlichen Funktion: Vater dient als Triangulierungsobjekt zur Loslösung aus der früheren Mutter-Kind-Beziehung→wichtig zur Geschlechtsidenfikation Bei fehlendem Vater → nicht-Loslösung von der Mutter gerade bei Jungen gefährlich Sexualisierung und Aggressivierung Durch unlösbar Verstricktheit wächst der Wunsch nach der Nähe der Mutter aber gleichzeitig auch unterbewusst Inzest angst Hyperaktivität stellt die Bewegung zur körperlichen Trennung der der Mutter dar aber auch → Form von Sexualisierung → Bewegung erzeugt sexuelle Spannung die aber im Gegensatz zu der von der Mutter autonom erzeugt und selbst kontrolliert werden kan Sexualisierung und Aggressivierung Sexualisierung als Abwehrmechanismus dient der Abwehr passiv erlebter Ängste von inzestöser Überwältigung Hyperphalischen Verhalten (betont männlich) geht mit der Aggressivierung einher und dient der hier zur Ablösung und Individualisierung von der Mutter Reizschutz gegen Depression AD(H)S als Ausdruck depressiver Grundstörung Verträumtheit, Unkonzentriertheit und Autoagression dient zum narzistischen Rückzug Unruhe und Aggression wehrt manisch die zugrunde liegenden Depressionen ab „Durch das In-Aktion bleiben werden unerträgliche depressive Affekte und Leeregefühle abgewehrt und ein Beziehung zu sich selbst erhalten“ (Quint) Psychodynamik von ADHS: 1. Die Hyperaktivität eines Kindes basiert immer auf einer frühen und oft persistierenden Beziehungsstörung mit den primären Bezugspersonen, die sich als Verhaltensstörung zeigt. 2. Überproportional häufig sind traumatische Trennungserlebnisse des betroffenen Kindes selbst oder transgenerationale Traumata der Mutter festzustellen, die sie unverstanden in die frühe Beziehung mit ihrem Kind einbringt. 3. Der Vater ist als emotional haltender und verstehender Dritter in der Familie entweder abwesend oder er steht außerhalb einer ambivalent verwickelten MutterKind Dyade. 4. Der impulsive Bewegungsdrang des Kindes dient der Flucht vor dem eigenen Innenleben und der emotionalen Nähe in einer Beziehung. 5. Die aktive Flucht nach Vorne hat die Funktion, die Angst vor der regressiven Wiederkehr früher Ohnmachtserfahrungen im Zaum zu halten. 6. Der Stimulationsdrang des Kindes hat eine psychisch stabilisierende Funktion für die Mutter. Oft dient die Hyperaktivität des Kindes der Mutter als Antidepressivum. In diesen Fällen hält die Stimulation durch das Kind die Mutter psychisch lebendig. Unterschied von Jungen und Mädchen Jungen neigen mehr zu ADHS und Mädchen mehr zu ADS Da bei Jungs die manische Abwehr der Depressionen durch Bewegungsunruhe und die Aggressivierung durch die inzestöse Bedrohung der Mutter häufig auftritt Mädchen neigen eher zu depressiven Strukturen Vorgeschlagene Intervention psychoanalytische Therapie + Psychotherapie d.h. Ansätze wie Halten (Containment) Konfrontieren und Denken + Arbeit an Strukturdefiziten und Entwicklungsförderung von der reinen Verhaltenstherapie wird abgeraten weil auf die verdrängten Konflikte nicht wirklich eingegangen wird Eltern weißen jedes Bewusstsein von sich, dass Ereignisse in Familie, eheliche Spannungen, Bindungsprobleme, traumatische Vorgänge oder ähnliche Schwierigkeiten Einflüsse auf die Kinder ausüben Diagnose AD(H)S dient zur Abwehr und Verdrängung → gesellschaftliches Problem