V-04 Was tun mit Zappelphilipp und Co?

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Zappelphilipp und Co/ hyperaktive Kinder
1. Hyperaktivität – was ist das?
1.1 Definitionen
Hyperaktivität: motorische Unruhe; Kinder fallen durch Ruhelosigkeit und ständiges Zappeln in
verschiedenen Situationen auf; sie können nur kurze Zeit ruhig sein und sitzen bleiben.
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen: begonnene Tätigkeiten werden nicht zu Ende
geführt, leichte Ablenkbarkeit.
Impulsivität: plötzliches und unüberlegtes Handeln, kein Bedenken von Folgen, schlechte
Gefahreneinschätzung.
1 diese Symptome können auf ein ADS/ADHS hinweisen
AD(H)S: Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Störung; neurobiologische Störung;
Wahrnehmungsverarbeitungsstörung, beeinträchtigte Selbst- und Handlungssteuerung, tritt auch im
Erwachsenenalter auf.
1.2 Erscheinungsbilder und mögliche Ursachen für Hyperaktivität
Alterstypische Hyperaktivität: Kinder bewegen sich!; Grenzen zu einer gestörten Hyperaktivität
sind oft fließend; „normgesteuerte“ Kinder können sich in entsprechenden Situationen regelkonform
verhalten.
Emotionale Belastung/ psychische Probleme: Konzentrationsstörungen/ Hyperaktivität können
durch familiäre Konflikte und Traumen ausgelöst werden.
Intelligenzminderung/ Teilleistungsstörungen: oft in Verbindung mit AD(H)S (als Komorbidität) > genaue Abklärung erforderlich.
Chaotisches Familiensystem: ungünstige Entwicklungsbedingungen, Verwahrlosung, mangelnde
Erziehungskompetenz, Symptome verringern sich in einer geordneten Umgebung mit konstanter
Zuwendung und Erziehung.
Medikamentenbedingte Störungen: AD(H)S-Symptome können durch Medikamente für
Anfallsleiden, Allergien, Schilddrüse, Asthma und Chortisonpräparate ausgelöst werden. Auch eine
Erkrankung selbst kann zu Konzentrationsschwächen führen.
Reizüberflutung und mangelnde Bewegung: Dauerberieselung durch verschiedene Medien ohne
einen Ausgleich durch Bewegung.
Erhöhte Ablenkbarkeit durch mangelnde Sinnesintegration: Unfähigkeit des Gehirns wichtige
von wichtigen Reizeinflüssen zu unterscheiden oder auch zwei Dinge gleichzeitig zu tun (z.B.
balancieren und zuhören); als Folge gelangen bruchstückhafte, zu viele oder falsche Informationen ins
Gehirn, welche nicht richtig gedeutet werden können.
Störung der exekutiven Funktionen: Aktivierung (Organisation), Fokussieren, Konzentration;
Anstrengungsbereitschaft, Emotionsregulation, Gedächtnisfunktionen, Handlungskontrolle und
Selbstwahrnehmung sind beeinträchtigt und können nicht richtig ausgeführt werden.
Auffälligkeiten im Sozialverhalten: niedrige Frustrationstoleranz, geringes Selbstbild durch häufige
Negativerfahrungen, Fehleinschätzung von sozialen Handlungen anderer.
Taktile Überempfindlichkeit: das Kind hat eine Überempfimdlich keit im Fühlen -> der Pullover
kratzt, die Haut juckt, der Stuhl ist zu hart etc..
1.3 Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
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Bei Verdacht auf eine Hyperaktivitätsstörung eines Kindes erst mit anderen Bezugspersonen
sprechen, das Kind in verschiedenen Situationen betrachten, ein Gespräch mit den Eltern suchen
und dort Auffälligkeiten ansprechen.
Die Diagnose sollte nur durch geschultes Fachpersonal erfolgen, dabei ist erste Anlaufstelle der
Kinderarzt; in Therapiezentren wird zusammen mit Kinder- und Jugendpsychiatern eine
differenzierte Diagnostik durchgeführt (neurologische Untersuchung, motorische und
ergotherapeutische Testung, Intelligenzüberprüfung, psychologische Diagnose).
Als Behandlungsformen kommen Verhaltens- und Familientherapien, Ergotherapie,
Psychomotorik oder medikamentöse Therapien (diese sollten nur von Psychiatern verordnet
werden) in Frage.
2. Der Umgang mit hyperaktiven Kindern
1.4 Geeignete Interventionsmöglichkeiten
Beziehung als Grundlage: das Kind mit allen seinen Schwierigkeiten annehmen und respektieren;
negatives Verhalten in positives umdeuten (z.B. hyperaktiv -> energisch, impulsiv -> spontan); eine
klare Haltung und Konsequenz zeigen, aber trotzdem empathisch, authentisch sein.
Ressourcen erkennen: Stärken des Kindes erkennen und einsetzten, Misserfolge vermeiden und
Erfolgserlebnisse fördern.
Günstige Rahmenbedingungen schaffen: klare Strukturen schaffen (z.B. durch Rituale) und
Gruppenregeln mit den Kindern zusammen vereinbaren; bezogen auf den Raum gilt: weniger ist mehr
(Reizüberflutung vermeiden), Bewegungsangebote schaffen -> ruhige und aktive Einheiten
abwechseln.
Verhaltenstherapeutische Hilfen: Verstärker einsetzten, Belohnungen und Konsequenzen müssen
sofort erfolgen.
Störverhalten vermeiden: Kinder auf bestimmte Situationen vorbereiten, Aufgaben geben, Kind zu
sich setzten um sofort eingreifen zu können, unruhige Kinder auseinandersetzen.
1.5 Krisenmanagement
Verhalten in Konfliktsituationen: Kind mit Blickkontakt direkt ansprechen, es aus der Situation
entfernen, Einführung von Wutregeln.
Umgang mit Eskalationen: Kind entfernen, erlauben, die Wut auszudrücken (schreien, mit den
Füßen trampeln etc.), Verhalten dem Kind spiegeln, nicht zu einer Entschuldigung zwingen, mit dem
Kind zusammen überlegen , wie die Situation bewältigt werden kann.
Selbstwertgefühl stärken: dem Kind Anerkennung und Wertschätzung vermitteln, öfter loben als
kritisieren.
Vermeidung von Eskalationen: genügend Bewegungsangebote, genügend Platz, feste Spiel- und
Verhaltensregeln, keinen Zwang ausüben, Wechsel von ruhigen und aktiven Angeboten, Gelegenheit
zum Feedback geben.
1.6 Fördermöglichkeiten/ Praxisangebote
Konzentration: Spiele zur Ausdauer, Konzentration, aber auch zur Entspannung.
Auditive Wahrnehmung (Hören): Spiele zum genauen Zuhören, Geräuschdifferenzierung,
Gliederung von Lauten und der Hörmerkspanne.
Visuelle Wahrnehmung (Sehen): Spiele mit den Inhalten Unterschiede erkennen,
Raumbeziehungen, visuelles Gedächtnis….
Körperwahrnehmung: Spiele zur taktilen Wahrnehmung (Fühlen), zur Muskelspannung und
Kraftdosierung, zum Körperschema.
Grobmotorik: Spiele zur Förderung des Gleichgewichts, der Antriebs- und Reaktionsfähigkeit, des
Rhytmusgefühls, der Raumwahrnehmung und Orientierungsfähigkeit und der Koordination von
Bewegungsphasen.
Feinmotorik: Fingerspiele, basteln….
Graphomotorik (Schreibbewegung): Papierfliegerfalten, Arbeitsblätter mit Schwungübungen.
3. Literatur
Ruf, B./ Arthen, K.: AD(H)S und Wahrnehmungsaufffälligkeiten, 2008
Eitle, W.: Herausforderung ADHS, Grundwissen und Hilfen für Kindergarten, Schule, Hort und
Heim, 2008
Aust-Claus, E.: Das A-D-S-Buch, 1999
Sandberg, Vera.: Das überaktive Kind, 1999
Bartl, A.: Minutenspiele, 2002
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