Freizeitleitermarkt 2008 Zappelphilipp und Co/ hyperaktive Kinder 1. Hyperaktivität – was ist das? 1.1 Definitionen Hyperaktivität: motorische Unruhe; Kinder fallen durch Ruhelosigkeit und ständiges Zappeln in verschiedenen Situationen auf; sie können nur kurze Zeit ruhig sein und sitzen bleiben. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen: begonnene Tätigkeiten werden nicht zu Ende geführt, leichte Ablenkbarkeit. Impulsivität: plötzliches und unüberlegtes Handeln, kein Bedenken von Folgen, schlechte Gefahreneinschätzung. 1 diese Symptome können auf ein ADS/ADHS hinweisen AD(H)S: Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Störung; neurobiologische Störung; Wahrnehmungsverarbeitungsstörung, beeinträchtigte Selbst- und Handlungssteuerung, tritt auch im Erwachsenenalter auf. 1.2 Erscheinungsbilder und mögliche Ursachen für Hyperaktivität Alterstypische Hyperaktivität: Kinder bewegen sich!; Grenzen zu einer gestörten Hyperaktivität sind oft fließend; „normgesteuerte“ Kinder können sich in entsprechenden Situationen regelkonform verhalten. Emotionale Belastung/ psychische Probleme: Konzentrationsstörungen/ Hyperaktivität können durch familiäre Konflikte und Traumen ausgelöst werden. Intelligenzminderung/ Teilleistungsstörungen: oft in Verbindung mit AD(H)S (als Komorbidität) > genaue Abklärung erforderlich. Chaotisches Familiensystem: ungünstige Entwicklungsbedingungen, Verwahrlosung, mangelnde Erziehungskompetenz, Symptome verringern sich in einer geordneten Umgebung mit konstanter Zuwendung und Erziehung. Medikamentenbedingte Störungen: AD(H)S-Symptome können durch Medikamente für Anfallsleiden, Allergien, Schilddrüse, Asthma und Chortisonpräparate ausgelöst werden. Auch eine Erkrankung selbst kann zu Konzentrationsschwächen führen. Reizüberflutung und mangelnde Bewegung: Dauerberieselung durch verschiedene Medien ohne einen Ausgleich durch Bewegung. Erhöhte Ablenkbarkeit durch mangelnde Sinnesintegration: Unfähigkeit des Gehirns wichtige von wichtigen Reizeinflüssen zu unterscheiden oder auch zwei Dinge gleichzeitig zu tun (z.B. balancieren und zuhören); als Folge gelangen bruchstückhafte, zu viele oder falsche Informationen ins Gehirn, welche nicht richtig gedeutet werden können. Störung der exekutiven Funktionen: Aktivierung (Organisation), Fokussieren, Konzentration; Anstrengungsbereitschaft, Emotionsregulation, Gedächtnisfunktionen, Handlungskontrolle und Selbstwahrnehmung sind beeinträchtigt und können nicht richtig ausgeführt werden. Auffälligkeiten im Sozialverhalten: niedrige Frustrationstoleranz, geringes Selbstbild durch häufige Negativerfahrungen, Fehleinschätzung von sozialen Handlungen anderer. Taktile Überempfindlichkeit: das Kind hat eine Überempfimdlich keit im Fühlen -> der Pullover kratzt, die Haut juckt, der Stuhl ist zu hart etc.. 1.3 Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten 2 3 4 Bei Verdacht auf eine Hyperaktivitätsstörung eines Kindes erst mit anderen Bezugspersonen sprechen, das Kind in verschiedenen Situationen betrachten, ein Gespräch mit den Eltern suchen und dort Auffälligkeiten ansprechen. Die Diagnose sollte nur durch geschultes Fachpersonal erfolgen, dabei ist erste Anlaufstelle der Kinderarzt; in Therapiezentren wird zusammen mit Kinder- und Jugendpsychiatern eine differenzierte Diagnostik durchgeführt (neurologische Untersuchung, motorische und ergotherapeutische Testung, Intelligenzüberprüfung, psychologische Diagnose). Als Behandlungsformen kommen Verhaltens- und Familientherapien, Ergotherapie, Psychomotorik oder medikamentöse Therapien (diese sollten nur von Psychiatern verordnet werden) in Frage. 2. Der Umgang mit hyperaktiven Kindern 1.4 Geeignete Interventionsmöglichkeiten Beziehung als Grundlage: das Kind mit allen seinen Schwierigkeiten annehmen und respektieren; negatives Verhalten in positives umdeuten (z.B. hyperaktiv -> energisch, impulsiv -> spontan); eine klare Haltung und Konsequenz zeigen, aber trotzdem empathisch, authentisch sein. Ressourcen erkennen: Stärken des Kindes erkennen und einsetzten, Misserfolge vermeiden und Erfolgserlebnisse fördern. Günstige Rahmenbedingungen schaffen: klare Strukturen schaffen (z.B. durch Rituale) und Gruppenregeln mit den Kindern zusammen vereinbaren; bezogen auf den Raum gilt: weniger ist mehr (Reizüberflutung vermeiden), Bewegungsangebote schaffen -> ruhige und aktive Einheiten abwechseln. Verhaltenstherapeutische Hilfen: Verstärker einsetzten, Belohnungen und Konsequenzen müssen sofort erfolgen. Störverhalten vermeiden: Kinder auf bestimmte Situationen vorbereiten, Aufgaben geben, Kind zu sich setzten um sofort eingreifen zu können, unruhige Kinder auseinandersetzen. 1.5 Krisenmanagement Verhalten in Konfliktsituationen: Kind mit Blickkontakt direkt ansprechen, es aus der Situation entfernen, Einführung von Wutregeln. Umgang mit Eskalationen: Kind entfernen, erlauben, die Wut auszudrücken (schreien, mit den Füßen trampeln etc.), Verhalten dem Kind spiegeln, nicht zu einer Entschuldigung zwingen, mit dem Kind zusammen überlegen , wie die Situation bewältigt werden kann. Selbstwertgefühl stärken: dem Kind Anerkennung und Wertschätzung vermitteln, öfter loben als kritisieren. Vermeidung von Eskalationen: genügend Bewegungsangebote, genügend Platz, feste Spiel- und Verhaltensregeln, keinen Zwang ausüben, Wechsel von ruhigen und aktiven Angeboten, Gelegenheit zum Feedback geben. 1.6 Fördermöglichkeiten/ Praxisangebote Konzentration: Spiele zur Ausdauer, Konzentration, aber auch zur Entspannung. Auditive Wahrnehmung (Hören): Spiele zum genauen Zuhören, Geräuschdifferenzierung, Gliederung von Lauten und der Hörmerkspanne. Visuelle Wahrnehmung (Sehen): Spiele mit den Inhalten Unterschiede erkennen, Raumbeziehungen, visuelles Gedächtnis…. Körperwahrnehmung: Spiele zur taktilen Wahrnehmung (Fühlen), zur Muskelspannung und Kraftdosierung, zum Körperschema. Grobmotorik: Spiele zur Förderung des Gleichgewichts, der Antriebs- und Reaktionsfähigkeit, des Rhytmusgefühls, der Raumwahrnehmung und Orientierungsfähigkeit und der Koordination von Bewegungsphasen. Feinmotorik: Fingerspiele, basteln…. Graphomotorik (Schreibbewegung): Papierfliegerfalten, Arbeitsblätter mit Schwungübungen. 3. Literatur Ruf, B./ Arthen, K.: AD(H)S und Wahrnehmungsaufffälligkeiten, 2008 Eitle, W.: Herausforderung ADHS, Grundwissen und Hilfen für Kindergarten, Schule, Hort und Heim, 2008 Aust-Claus, E.: Das A-D-S-Buch, 1999 Sandberg, Vera.: Das überaktive Kind, 1999 Bartl, A.: Minutenspiele, 2002