Python - Konzepte imperativer Programmierung Klaus Becker 2009 2 Python 3 Teil 0 Vorbemerkungen zu Python 4 Entwicklungsgeschichte Die Sprache wurde Anfang der 1990er Jahre von Guido van Rossum am Centrum voor Wiskunde en Informatica (Zentrum für Mathematik und Informatik) in Amsterdam als Nachfolger für die Programmier-Lehrsprache ABC entwickelt, ursprünglich für das verteilte Betriebssystem Amoeba. Alle bisherigen Implementierungen der Sprache übersetzen den Text eines Python-Programms transparent in einen Zwischencode, der dann von einem Interpreter ausgeführt wird. Der Name geht nicht etwa (wie das Logo vermuten ließe) auf die gleichnamige Schlangengattung Pythons zurück, sondern bezog sich ursprünglich auf die englische Komikertruppe Monty Python. In der Dokumentation finden sich daher auch einige Anspielungen auf Sketche aus dem Flying Circus. Trotzdem etablierte sich die Assoziation zur Schlange, was sich u. a. in der Programmiersprache Cobra sowie dem Python Toolkit „Boa“ äußert. Quelle: Wikipedia 5 Ziele Python wurde mit dem Ziel entworfen, möglichst einfach und übersichtlich zu sein. Dies soll durch zwei Maßnahmen erreicht werden: Zum einen kommt die Sprache mit relativ wenigen Schlüsselwörtern aus, zum anderen ist die Syntax reduziert und auf Übersichtlichkeit optimiert. Dies führt dazu, dass Python eine Sprache ist, in der man schnell, einfach und leicht programmieren kann. Sie ist daher besonders dort geeignet, wo Übersichtlichkeit und Lesbarkeit des Codes eine herausragende Rolle spielen – z. B. in der Teamarbeit, bei Beschäftigung mit dem Quelltext nach längeren Pausen oder bei Programmieranfängern. Durch die Möglichkeit, auch Programme anderer Sprachen als Modul einzubetten, werden viele Nischen in der Programmierung abgedeckt. Bei Bedarf lassen sich so beispielsweise zeitkritische Teile durch maschinennah in C programmierte Routinen ersetzen, oder Python kann als Skriptsprache eines anderen Programms dienen (Beispiele: OpenOffice.org, Blender, Maya, PyMOL, SPSS und GIMP). Python ist eine Multiparadigmensprache. Das heißt, es zwingt den Programmierer nicht zu einem einzigen bestimmten Programmierparadigma, sondern erlaubt es, das für die jeweilige Aufgabe am besten geeignete Paradigma zu wählen. Objektorientierte und strukturierte Programmierung werden vollständig unterstützt, weiterhin gibt es Spracheigenschaften für funktionale und aspektorientierte Programmierung. Quelle: Wikipedia 6 Philosophie von Python # Schön ist besser als hässlich. # Explizit ist besser als implizit. # Einfach ist besser als kompliziert. # Kompliziert ist besser als undurchschaubar. # Flach ist besser als verschachtelt. # Spärlich ist besser als beschränkt. # Lesbarkeit zählt. # Spezialfälle sind nicht spezial genug, als dass sie die Regeln sprengen dürften. # Fehler sollten nie schweigend verlaufen. # Außer man hat sie explizit zum Schweigen gebracht. # Es sollten einen --- und bevorzugt genau einen --- offensichtlichen Weg geben, es zu tun. # Wenn die Implementierung schwer zu erklären ist, ist es eine schlechte Idee. # Wenn die Implementierung einfach zu erklären ist, könnte es eine gute Idee sein. # ... Quelle: http://www.python-kurs.eu/index.php Interne Abläufe 7 Der Quelltext eines Python Programms wird mit einem Texteditor geschrieben (z.B. Idle oder Pyscripter). Compiler Interpreter Der Python-Compiler erzeugt einen (maschinenunabhängigen) Byte-Code. Der Compiler entscheidet selbst, ob der Byte-Code nur als Zwischenprodukt im Arbeitsspeicher erzeugt wird, oder ob er auch als .pyc-Datei gespeichert wird. Der Python-Interpreter führt den vom Compiler erzeugten Byte-Code aus. Derselbe Byte-Code kann auf verschiedenen Plattformen ausgeführt werden, sofern diese einen PythonInterpreter zur Verfügung stellen. 8 Gängige Python-Versionen http://www.python.org/download/ http://portablepython.com/releases/ 9 Entwicklungsumgebung Idle 10 Entwicklungsumgebung PyScripter 11 Literatur Bücher: Johannes Ernesti, Peter Kaiser: Python 3. Das umfassende Handbuch. Galileo Computing 2009. (Preis: 40 €) Michael Weigend: Objektorientierte Programmierung mit Python. mitp 2008. (Preis: 40 €) Michael Weigend: Python Ge-Packt. mitp 2006. (Preis: 16 €) Thomas Theis: Einstieg in Python 3. Galileo Computing 2009. (Preis: 25 €) Gregor Lingl: Python für Kids. bhv 2008. (Preis: 20 €) ... 12 Materialien Internet: Python Official Website http://www.python.org/ Python-Tutorium von Guido van Rossum: http://starship.python.net/crew/gherman/publications/tut-de/tut-de-21.pdf http://starship.python.net/crew/gherman/publications/tut-de/online/tut/ offenes eBook von von Peter Kaiser und Johannes Ernesti (Python 2.5): http://openbook.galileocomputing.de/python/?GalileoSession=10541258A3Vg6VBUX8A PythonWiki: http://wiki.python.de/ Python-Kurs von W.Spiegel: http://www.wspiegel.de/pykurs/pykurs.htm Python, Programmieren macht Spaß : http://www.thomas-guettler.de/vortraege/python/einfuehrung.html BICS: http://schule.de/bics/inf2/programmiersprachen/python/ Unterrichtsmaterialien von Klaus Merkert: http://www.hsg-kl.de/faecher/inf/python/index.php Unterrichtsmaterialien auf www.inf-schule.de 13 Teil 1 Variablen 14 Mäusepopulation Modellannahmen: Unterteilung in drei Alterklassen: junge Mäuse, erwachsene Mäuse und alte Mäuse. In jedem Schritt erfolgt ein Wechsel der Altersklasse: Junge Mäuse werden erwachsen, erwachsene werden alt (und alte Mäuse leider nicht mehr jung). Nur ein bestimmter Anteil (siehe Diagramm) erreicht die nächste Altersstufe. Im Diagramm sind zusätzlich die Geburtenraten eingetragen. Wir gehen davon aus, dass jede erwachsene Maus (im Durchschnitt) vier junge Mäuse erzeugt und dass jede alte Maus (im Durchschnitt) zwei junge Mäuse erzeugt. Aufgabe 15 Schritt jung erwachsen alt 0 6 9 12 1 60 = 4*9+2*12 3 = 6/2 3 = 9/3 2 3 4 5 >>> >>> >>> >>> 6 >>> 9 >>> 12 >>> >>> >>> >>> 18 >>> 3 >>> 3 >>> jung = 6 erwachsen = 9 alt = 12 jung erwachsen alt alt = erwachsen // 3 erwachsen = jung // 2 jung = erwachsen*4 + alt*2 jung erwachsen alt Python-Dialog ... Berechne die Populationswerte (ohne / mit Python). Ist im gezeigten Python-Dialog alles ok?. Was ist eine Variable? 16 Variablen dienen in der Informatik dazu, Daten zu verwalten. Eine Variable ist ein Name, der mit einer Speicherzelle verknüpft ist. Mit der Variable kann man auf den in der zugehörigen Speicherzelle abgelegten Datenwert zugreifen. "Behältersemantik" Speicherzelle mit Datenwert Name Variablen dienen in der Informatik dazu, Daten zu verwalten. Eine Variable ist ein Name, der (in der Regel) mit einem Datenobjekt verknüpft ist. "Zeigersemantik" Name Zeiger Datenobjekt Variablen dienen in der Informatik dazu, Daten zu verwalten. Eine Variable ist ein Name, der (in der Regel) mit einem Wert verknüpft ist. "Wertsemantik" {jung -> 6; erwachsen -> 9; alt -> 12} Name Datenwert Variablen in Python 17 Variablen dienen in der Informatik dazu, Daten zu verwalten. Eine Variable ist ein Name, der (in der Regel) mit einem Datenobjekt verknüpft ist. "Zeigersemantik" Name Zeiger Datenobjekt Jedes Datenobjekt in Python hat eine Identitätsnummer, einen Typ und einen Wert. Die Identitätsnummer ist die Adresse des Objekts im Speicher. Sie ist also eine Zahl, mit der man ein Datenobjekt eindeutig identifizieren kann. >>> id(2) 505300136 >>> type(2) <class 'int'> >>> 2 2 Eine Variable ist ein Name, der (in der Regel) mit einem Datenobjekt verknüpft ist. Die Verknüpfung wird durch einen Verweis (Referenz) auf die Speicheradresse des Datenobjekts hergestellt. >>> id(2) 505300136 >>> zahl = 2 >>> id(zahl) 505300136 >>> type(zahl) <class 'int'> >>> zahl 2 18 Zuweisungen in Python Eine Veränderung eines Variablenwerts kann mit Hilfe einer Zuweisung erfolgen. Erst wird der Wert des Terms (auf der rechten Seite der Zuweisung) mit Hilfe des aktuellen Variablenzustands ermittelt. Dann wird ein Datenobjekt mit diesem Wert an die Variable (auf der linken Seite der Zuweisung) gebunden. Dieses Datenobjekt kann ein bereits existierendes Datenobjekt sein oder ein neu erzeugtes. Python entscheidet nach internen Strategien, welche Version günstiger ist. Je nach Programmablaufsituation können gleiche Zuweisungen durchaus zu unterschiedlichen Datenobjektkonstellationen führen. Entscheidend ist nur, dass der Variablen ein Datenobjekt zugeordnet wird, das den gewünschten Datenwert hat. Beachte: Auch wenn zwei Variablen denselben Wert haben, müssen sie nicht auf dasselbe Datenobjekt verweisen. >>> a = 2 >>> id(a) 505300136 >>> b = a >>> id(b) 505300136 [variable] = [term] Struktur Auswertung >>> a = "Test" >>> b = "Test" >>> id(a) 27764768 >>> id(b) 27757280 19 Mehrfachzuweisungen Python erlaubt Zuweisungen der Gestalt [variablentupel] = [termtupel]. >>> (jung, erwachsen, alt) = (6, 9, 12) >>> jung 6 >>> erwachsen 9 >>> alt Variablentupel Termtupel 12 >>> (jung, erwachsen, alt) = (erwachsen*4+alt*2, jung//2, erwachsen//3) >>> (jung, erwachsen, alt) (60, 3, 3) 20 Übungen Teste interaktiv die folgenden Zuweisungssequenzen mit Hilfe von Python-Dialogen: a=5 b=9 a=a-b b=a+b a=b-a x=5 y=9 (x, y) = (y, x) 21 Teil 2 Datentypen 22 Python als Taschenrechner >>> 365 * 17 + 212 6417 >>> (42 - 67) * 21 -525 >>> 14 // 4 3 >>> 14 / 4 3.5 >>> 14 % 4 2 >>> 2.4 * 6.3 15.119999999999999 >>> 2**500 32733906078961418700131 89696827599152216642046 04306478948329136809613 37964046745548832700923 25904157150886684127560 07100921725654588539305 3328527589376 Alles klar? >>> 1 + 1 2 >>> 1 + 1.0 2.0 >>> 1.0 + 1.0 2.0 >>> "1" + "1" '11' >>> 1,0 + 1,0 (1, 1, 0) >>> (1, 0) + (1, 0) (1, 0, 1, 0) >>> 1,0 + 1 (1, 1) >>> (1, 0) + 1 Traceback (most recent call last): File ... TypeError: can only concatenate tuple (not "int") to tuple >>> 1 + "1" Traceback (most recent call last): File ... TypeError: unsupported operand type(s) for +: 'int' and 'str' 23 Datentyp Zu verarbeitende Daten können von ganz unterschiedlichem Typ sein, z. B. Zahlen, mit denen man rechnen kann, oder Zeichenketten, die man hintereinanderhängen kann. Ein Datentyp beschreibt eine Menge von Datenobjekten, die alle die gleiche Struktur haben und mit denen die gleichen Operationen ausgeführt werden können. >>> 1 + 1 >>> type(1) 2 <class 'int'> >>> 1 + 1.0 >>> type(1.0) 2.0 <class 'float'> >>> 1.0 + 1.0 >>> type("1") 2.0 <class 'str'> >>> "1" + "1" >>> type(1,0) '11' Traceback (most recent call last): >>> 1,0 + 1,0 File ... (1, 1, 0) TypeError: type() takes 1 or 3 arguments >>> (1, 0) + (1, 0) >>> type((1,0)) (1, 0, 1, 0) <class 'tuple'> >>> 1,0 + 1 >>> <type 'tuple'> (1, 1) >>> (1, 0) + 1 TypeError: can only concatenate tuple (not "int") to tuple >>> 1 + "1" TypeError: unsupported operand type(s) for +: 'int' and 'str' 24 Datentypen in Python >>> 2 2 Datentyp: ganze Zahl int >>> 2.0 2.0 Datentyp: Dezimalzahl float >>> True True Datentyp: Wahrheitswert bool Datentyp: Zeichenkette string >>> ('Hans', 'Meier', 34, 'Koblenz') ('Hans', 'Meier', 34, 'Koblenz') Datentyp: Tupel tuple >>> [1, 2, 3, 4, 5] [1, 2, 3, 4, 5] Datentyp: Liste list ... ... >>> 'Hallo!' 'Hallo!' >>> "Hallo!" 'Hallo!' 25 Numerische Datentypen in Python Numerische Datentypen sind in Pythen Datentypen, die Rechenoperationen zur Verarbeitung der Daten vorsehen. Zu diesen Datentypen gehören int, float und auch bool. Beachte, dass die Wahrheitswerte False und True in vielerlei Hinsicht wie die Zahlen 0 und 1 behandelt werden. Für numerische Datentypen sind folgende Rechenoperationen definiert: Operator Bedeutung Rechenausdruck Ergebnis + Addition 1+1 2 - Subtraktion 4-2 2 * Multiplikation 3*4 12 // ganzzahlige Division 14//3 4 % Rest b. ganzzahliger Division 14%3 2 / Gleitkommazahldivision 3/4 0.75 ** Potenz 2**3 8 + positives Vorzeichen +1 1 - negatives Vorzeichen -1 -1 26 Typumwandlungen in Python Häufig benötigt man Operatoren, mit denen man aus einem Datenobjekt ein entsprechendes mit einem anderen Datentyp erzeugen kann. Der folgende Python-Dialog zeigt einige Möglichkeiten auf. >>> int("3") 3 >>> float("3") 3.0 >>> int(3.0) 3 >>> int(3.5) 3 >>> float(3) 3.0 >>> str(3) '3' >>> list("[1, 2, 3]") ['[', '1', ',', ' ', '2', ',', ' ', '3', ']'] >>> eval("[1, 2, 3]") [1, 2, 3] 27 Teil 3 Programme Body-Mass-Index 28 Der Body-Mass-Index (kurz: BMI) ist eine Zahl, mit der man abschätzen kann, ob man Unter-, Normal oder Übergewicht hat. Kategorie Untergewicht Normalgewicht Übergewicht BMI [kg/m2] bis 18.5 18.5 - 25 ab 25 Beachte aber, dass die hier vorgenommene Einschätzung umstritten ist, da sie Alter, Geschlecht, Statur usw. eines Menschen nicht berücksichtigt. >>> gewicht = 60.0 >>> groesse = 1.7 >>> bmi = gewicht / (groesse * groesse) >>> bmi 20.761245674740486 >>> interaktive Ausführung Gewicht BMI = -----------------Größe * Größe (in kg) (in m) # Eingabe gewicht = float(input("Gewicht in kg: ")) groesse = float(input("Größe in m: ")) # Verarbeitung bmi = gewicht / (groesse * groesse) # Ausgabe print("BMI:", bmi) Programm in Datei >>> Gewicht in kg: 75 Größe in m: 1.80 BMI: 23.1481481481 Programmausführung 29 Programm Ein (Python-) Programm ist eine Folge von (Python-) Anweisungen und Kommentaren. Der Programmtext wird auch Quelltext genannt. Jede Anweisung wird (in der Regel) im Quelltext in eine neue Zeile geschrieben. Die Verständlichkeit eines Programms wird durch sogenannte sprechende Bezeichner deutlich erhöht. Ein sprechende Bezeichner ist ein Name (z. B. für eine Variable), der die Bedeutung des bezeichneten Gegenstands möglichst gut wiedergibt. Kommentare dienen dazu, die Bedeutung von Programmteilen zu erläutern. Kommentare werden eigentlich nur für die Menschen ergänzt, die den Quelltext bearbeiten. Bei der Ausführung von Programmen werden sie ignoriert. In einem Programm dürfen Umlaute oder andere Sonderzeichen vorkommen, da standardmäßig eine UTF-8-Kodierung für Unicode-Zeichen benutzt wird. # Eingabe gewicht = float(input("Gewicht in kg: ")) groesse = float(input("Größe in m: ")) # Verarbeitung bmi = gewicht / (groesse * groesse) # Ausgabe print("BMI:", bmi) Quelltext EVA-Prinzip 30 Viele Programme lassen sich wie im folgenden Beispiel nach dem EVA-Prinzip strukturieren. EVA steht hier für Eingabe - Verarbeitung - Ausgabe. Auf einen Eingabeteil folgt ein Verarbeitungsteil und schließlich ein Ausgabeteil. Eingabe Verarbeitung Ausgabe # Eingabe gewicht = float(input("Gewicht in kg: ")) groesse = float(input("Größe in m: ")) # Verarbeitung bmi = gewicht / (groesse * groesse) # Ausgabe print("BMI:", bmi) Eingaben in Python: Der input-Operator gibt zunächst den Aufforderungstext aus, wartet dann, bis der Benutzer seine Eingabe mit der Return-Taste abgeschlossen hat und liefert diese Eingabe als Zeichenkette vom Typ str zurück. Ausgaben in Pythen: Die print-Anweisung gibt alle übergebenen Werte der Reihe nach (in einer Zeile) auf dem Bildschirm aus. 31 Übungen Aufgabe (siehe 1.6.3.7): Der optimale Puls bei Ausdauersportarten hängt vom Alter ab. Er lässt sich mit der Formel P = 165 - 0.75*A bestimmen. Schreibe ein Programm, das folgenden Dialog ermöglicht: Alter: 18 optimaler Puls: 151.5 32 Übungen Aufgabe (siehe 1.6.3.7): In der Fahrschule lernt man folgende Faustformeln zur Berechnung von Anhaltewegen: Reaktionsweg (in Metern) = (Geschwindigkeit (in km/h) geteilt durch 10) mal 3 Bremsweg (in Metern) = (Geschwindigkeit (in km/h) geteilt durch 10) mal (Geschwindigkeit (in km/h) geteilt durch 10) Anhalteweg (in Metern) = Reaktionsweg plus Bremsweg Entwickle ein Programm, mit dem man den Anhalteweg für eine beliebige eingegebene Geschwindigkeit bestimmen kann. 33 Teil 4 Entscheidungen 34 Aufgabe: Ergänze das bereits angefangene Programm. Achte genau auf Doppelpunkte und Einrückungen. # Eingabe jahr = int(input("Jahr: ")) # Verarbeitung if jahr % 4 == 0: if jahr % 100 == 0: if jahr % 400 == 0: schaltjahr = True else: ... # Ausgabe if schaltjahr == True: print(jahr, "ist ein Schaltjahr.") ... Schaltjahre 35 Fallunterscheidung Eine Fallunterscheidung dient dazu, alternative Abläufe bzw. Fallunterscheidungen zu beschreiben. zweiseitige Fallunterscheidung einseitige Fallunterscheidung Doppelpunkt if [Bedingung]: [Anweisungssequenz] else: [Anweisungssequenz] Schlüsselwort Einrückung if konto < 0: print("Der Kontostand ist negativ!") print("Bitte die Schulden begleichen!") else: print("Alles ok!") if [Bedingung]: [Anweisungssequenz] if konto < 0: print "Der Kontostand ist negativ!" print "Du hast Schulden!" if konto > 0: print "Der Kontostand ist positiv!" print "Eine Auszahlung ist möglich!" 36 Mehrfachfallunterscheidung Eine Fallunterscheidung dient dazu, alternative Abläufe bzw. Fallunterscheidungen zu beschreiben. if konto > 0: print "Der Kontostand ist positiv!" else: if konto < 0: print "Der Kontostand ist negativ!" else: print "Der Kontostand ist gleich Null!" Schlüsselwort Einrückung if zahl > 0: print "Die Zahl ist positiv!" elif zahl < 0: print "Die Zahl ist negativ!" else: print "Die Zahl ist gleich Null!" if [Bedingung]: [Anweisungssequenz] elif [Bedingung]: [Anweisungssequenz] elif [Bedingung]: [Anweisungssequenz] ... else: [Anweisungssequenz] Doppelpunkt 37 Übungen Aufgabe: Der Body-Mass-Index (kurz: BMI) ist eine Zahl, die darüber Auskunft gibt, ob man Normalgewicht hat. Sie berechnet sich so: Gewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in m!. Wenn man also 1.80 m groß ist und ein Gewicht von 75 kg hat, dann erhält man einen BMI von etwa 23. Wenn die so berechnete Zahl zwischen 18.5 und 26 liegt, dann hat man Normalgewicht. Wenn sie kleiner als 18.5 / größer als 26 ist, dann hat man Untergewicht / Übergewicht. Ergänze das Programm zur Berechnung des BMI um eine adäquate Rückmeldung. 38 Übungen Aufgabe (siehe 1.6.4.5): Mit Hilfe der Variablen a, b und c werden drei Zahlen verwaltet. Mit Hilfe eines Programms soll entschieden werden, ob die drei Zahlen verschieden sind. Entwickle erst ein geeignetes Struktogramm und anschließend ein hierzu passendes Programm. 39 Teil 5 Wiederholungen 40 Ein Blick in die Zukunft # Initialisierung kapital = float(input("Kapital: ")) zinssatz = float(input("Zinssatz: ")) jahr = 0 # Iterierung while jahr < 10: zinsen = kapital * (zinssatz/100) kapital = kapital + zinsen jahr = jahr + 1 # Ausgabe print("Kapital nach 10 Jahren: ", kapital) "Legen Sie ihr Geld zinsgünstig bei unserer Bank an. Nach einigen Jahren können Sie sich dann ihr Traum... leisten." 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 Aufgaben: Ändere das Programm so ab, dass folgende Aufgaben erledigt werden: In jedem Berechnungsschritt sollen die aktuell berechneten Werte ausgegeben werden. Der Benutzer kann selbst eingeben, wie viele Schritte simuliert werden sollen. Der Benutzer kann einen bestimmten Zielbetrag eingeben, bis zu der die Kapitalverzinsung durchgeführt werden soll. Ausgegeben werden soll, wie viele Jahre hierzu benötigt werden. 21 41 Wiederholung Eine Wiederholung dient dazu, wiederholte Abläufe zu beschreiben. Sie ist aus einer Bedingung und einer (eventuell einelementigen) Anweisungssequenz aufgebaut. Struktur Semantik # Initialisierung kapital = float(input("Kapital: ")) zinssatz = float(input("Zinssatz: ")) jahr = 0 # Iterierung while jahr < 10: zinsen = kapital * (zinssatz/100) kapital = kapital + zinsen jahr = jahr + 1 # Ausgabe print("Kapital nach 10 Jahren: ", kapital) Schlüsselwort Einrückung Doppelpunkt while [Bedingung]: [Anweisungssequenz] 42 wiederhole ... bis ... Eine Wiederholung dient dazu, wiederholte Abläufe zu beschreiben. Sie ist aus einer Bedingung und einer (eventuell einelementigen) Anweisungssequenz aufgebaut. # Initialisierung kapital = float(input("Kapital: ")) zinssatz = float(input("Zinssatz: ")) beginn = int(input("Beginn: ")) ende = int(input("Ende: ")) jahr = beginn # Iterierung while True: jahr = jahr + 1 zinsen = kapital * (zinssatz/100) kapital = kapital + zinsen if jahr == ende: break # Ausgabe print("Jahr: ", jahr) print("neues Kapital: ", kapital) Mit break und continue kann man sehr flexibel Wiederholungen modellieren. Im Unterricht reicht in der Regel die Solange-Schleife. for-Anweisung in Python 43 # Initialisierung kapital = float(input("Kapital: ")) zinssatz = float(input("Zinssatz: Liste ")) # Iterierung for jahr in [0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9]: zinsen = kapital * (zinssatz/100) kapital = kapital + zinsen # Ausgabe print("Kapital nach 10 Jahren: ", kapital) Schlüsselwort Einrückung # Initialisierung kapital = float(input("Kapital: ")) zinssatz = float(input("Zinssatz: ")) erzeugt Iterator # Iterierung for jahr in range(10): zinsen = kapital * (zinssatz/100) kapital = kapital + zinsen # Ausgabe print("Kapital nach 10 Jahren: ", kapital) Doppelpunkt for [Element] in [iterierbares Objekt]: [Anweisungssequenz] for-Anweisung in Python 44 Doppelpunkt Schlüsselwort Einrückung for [Element] in [iterierbares Objekt]: [Anweisungssequenz] for element in ["Heute", "ist", "ein", "Mittwoch", "."]: print(element) Liste als iterierbares Objekt for zeichen in "Informatik": print(zeichen) Zeichenkette als iterierbares Objekt for komponente in ("Petra", "Schmidt", 18): print(komponente) Tupel als iterierbares Objekt 45 Zählschleifen in Python for i in range(5): print(i) for i in range(2, 5): print(i) 0 1 2 3 4 2 3 4 for i in range(1, 5, 2): print(i) for i in range(5, 1, -1): print(i) 1 3 5 4 3 2 46 Übungen Aufgabe (siehe 1.6.4.5): Was leistet der folgende Algorithmus? Implementiere den Algorithmus in Python und versuche mit Hilfe von Tests herauszufinden, was er leistet. # Eingabe Eingabe: x, y # natürliche Zahlen größer 1 # Verarbeitung SOLANGE y > 0: h = x % y # Rest bei der ganzzahligen Division x=y y=h # Ausgabe Ausgabe: x Aufgabe: Entwickle ein Algorithmus / Programm, mit dem man die Anzahl der Teiler einer eingegebenen natürlichen Zahl bestimmen kann. 47 Übungen Aufgabe (siehe 1.6.5.5): Was leisten die folgenden for-Anweisungen? Stell zunächst jeweils eine Vermutung auf. Teste anschließend, ob die Vermutung stimmt. for i in [1, 2, 3]: print("Hallo") for i in [1, 2, 3]: print(i*i) for i in range(3): print(i) for i in range(3, 7): print(i) for c in ["a", "b", "c"]: print(c) 48 Teil 6 Bedingungen 49 Würfeln mit dem Computer from random import randint # Verarbeitung w1 = randint(1, 6) w2 = randint(1, 6) w3 = randint(1, 6) versuche = 0 while not ((w1 == w2) and (w1 == w3)): w1 = randint(1, 6) w2 = randint(1, 6) w3 = randint(1, 6) versuche = versuche + 1 # Ausgabe print(versuche) Aufgabe: Was leisten die Programme? from random import randint # Verarbeitung w1 = randint(1, 6) w2 = randint(1, 6) w3 = randint(1, 6) versuche = 0 while (w1 != w2) or (w1 != w3): w1 = randint(1, 6) w2 = randint(1, 6) w3 = randint(1, 6) versuche = versuche + 1 # Ausgabe print(versuche) Komplexe Bedingungen 50 Eine Bedingung wird aus elementaren Bedingungen und logischen Operatoren aufgebaut. while (w1 != w2) or (w1 != w3): ... logischer Operator el. Bedingung el. Bedingung Operator < > <= >= == != Bedeutung kleiner größer kleiner oder gleich größer oder gleich gleich ungleich Bsp. 2<1 4>2 3 <= 3 3 >= 4 4 == 3 2 != 3 Ergebnis False True True False False True Vergleichsoperatoren Operator not and or Bedeutung nicht und oder Bsp. not True True and False True or False Ergebnis False False True logische Operatoren 51 Übungen Aufgabe (vgl. 1.6.7.5): Was leistet das folgende Programm. Versuche es erst einmal durch Analyse des Quelltextes herauszufinden. Überprüfe deine Vermutung, indem du das Programm testest. genug = False richtig = True zahl = 1 while richtig and (not genug): print("Noch eine Quadratzahl?") antwort = input("Antwort (j/n): ") if antwort == "j": print(zahl, " * ", zahl) ergebnis = int(input("Ergebnis:")) if ergebnis != zahl * zahl: richtig = False print("falsch!") else: print("richtig!") zahl = zahl + 1 else: genug = True 52 Übungen Aufgabe (vgl. 1.6.7.1): Entwickle ein Programm, mit dem man bestimmen kann, wie viele Versuche man benötigt, bis man einen 3er-Pasch erhält. 53 Teil 7 Unterprogramme 54 halb so alt # Initialisierung datumGeburt = (21, 1, 1992) datumHeute = (5, 7, 2009) # Verarbeitung anzahl = 0 datum = datumGeburt while datum != datumHeute: (tag, monat, jahr) = datum if monat in [1, 3, 5, 7, 8, 10, 12]: maxtage = 31 elif monat in [4, 6, 9, 11]: maxtage = 30 elif (jahr % 400 == 0) or \ ((jahr % 4 == 0) and not (jahr % 100 == 0)): maxtage = 29 else: maxtage = 28 if tag < maxtage: tag = tag + 1 elif monat < 12: guter Stil? ... ... tag = 1 monat = monat + 1 else: tag = 1 monat = 1 jahr = jahr + 1 datum = (tag, monat, jahr) anzahl = anzahl + 1 halbeanzahl = anzahl // 2 datum = datumGeburt zaehler = 0 while zaehler < halbeanzahl: (tag, monat, jahr) = datum if monat in [1, 3, 5, 7, 8, 10, 12]: maxtage = 31 elif monat in [4, 6, 9, 11]: maxtage = 30 elif (jahr % 400 == 0) or \ ((jahr % 4 == 0) and not (jahr % 100 == 0)): maxtage = 29 ... 55 halb so alt def schaltjahr(jahr): return (jahr % 400 == 0) or ((jahr % 4 == 0) and not (jahr % 100 == 0)) def anzahlTageImMonat(monat, jahr): if monat in [1, 3, 5, 7, 8, 10, 12]: anzahl = 31 elif monat in [4, 6, 9, 11]: anzahl = 30 elif schaltjahr(jahr): anzahl = 29 else: anzahl = 28 return anzahl def naechstesDatum(datum): (tag, monat, jahr) = datum if tag < anzahlTageImMonat(monat, jahr): tag = tag + 1 elif monat < 12: tag = 1 monat = monat + 1 else: tag = 1 monat = 1 jahr = jahr + 1 return (tag, monat, jahr)... def anzahlTageZwischenDatum(datum1, datum2): anzahl = 0 datum = datum1 while datum != datum2: datum = naechstesDatum(datum) anzahl = anzahl + 1 return anzahl Unterprogramme 56 halb so alt def anzahlTageZwischenDatum(datum1, datum2): anzahl = 0 datum = datum1 while datum != datum2: datum = naechstesDatum(datum) anzahl = anzahl + 1 return anzahl def neuesdatum(datum1, anzahlTage): anzahl = 0 datum = datum1 while anzahl < anzahlTage: datum = naechstesDatum(datum) anzahl = anzahl + 1 return datum Unterprogramme datumGeburt = (21, 1, 1992) datumHeute = (5, 7, 2009) anzahlTage = anzahlTageZwischenDatum(datumGeburt, datumHeute) halbeAnzahlTage = anzahlTage // 2 datumHalbzeit = datum(datumGeburt, halbeAnzahlTage) print(anzahlTage) print(datumHalbzeit) Hauptprogramm 57 Unterprogramme Unterprogramme sind eigenständige Programmeinheiten. Sie werden innerhalb von Programmen benutzt, um Teilaufgaben zu implementieren. def anzahlTageZwischenDatum(datum1, datum2): anzahl = 0 ... return anzahl def neuesDatum(datum1, anzahlTage): anzahl = 0 datum = datum1 while anzahl < anzahlTage: datum = naechstesDatum(datum) anzahl = anzahl + 1 return datum Strukturierung des Quelltextes Vermeidung von Codeduplizierung datumGeburt = (21, 1, 1992) datumHeute = (5, 7, 2009) anzahlTage = anzahlTageZwischenDatum(datumGeburt, datumHeute) halbeAnzahlTage = anzahlTage // 2 datumHalbzeit = datum(datumGeburt, halbeAnzahlTage) print(anzahlTage) print(datumHalbzeit) Funktionen 58 Eine Funktion ist eine Unterprogrammeinheit, die übergebene Daten verarbeitet und den berechneten Funktionswert als Ergebnis zurückgibt. Die Verarbeitung wird über eine Funktionsdefinition (man sagt oft auch Funktionsdeklaration) festgelegt. Aktiviert wird eine Verarbeitung durch einen Funktionsaufruf. Schlüsselwort Funktionsname(Parameter) def anzahlTageImMonat(monat, jahr): Funktionsdefinition if monat in [1, 3, 5, 7, 8, 10, 12]: anzahl = 31 Doppelpunkt elif monat in [4, 6, 9, 11]: anzahl = 30 elif schaltjahr(jahr): anzahl = 29 else: anzahl = 28 return anzahl Einrückung anzahlTageImMonat(2, 2012) Funktionsaufruf Parameter 59 Parameter sind Platzhalter, mit deren Hilfe man Daten zur Laufzeit an Funktionen übergeben kann. formale Parameter def anzahlTageImMonat(monat, jahr): if monat in [1, 3, 5, 7, 8, 10, 12]: anzahl = 31 elif .... ... return anzahl aktuelle Parameter anzahlTageImMonat(2, 2012) Funktionsaufruf Funktionsdefinition 60 Komplexe Rückgaben Sollen mehrere Daten zurückgegeben werden, so nutzt man eine Datenstruktur (z.B. Tupel), um eine Dateneinheit zu bilden. def initialisierungDaten(): datum1 = (21, 1, 1992) datum2 = (5, 7, 2009) return (datum1, datum2) komplexe Rückgabe def ausgabeDaten(dGeburt, dAktuell, dHalbzeit): print("Geburtsdatum:", dGeburt) print("aktuelles Datum:", dAktuell) print("halb-so-alt-Datum:", dHalbzeit) # Initialisierung (datumGeburt, datumHeute) = initialisierungDaten() # Verarbeitung anzahlTage = anzahlTageZwischenDatum(datumGeburt, datumHeute) halbeAnzahlTage = anzahlTage // 2 datumHalbzeit = neuesDatum(datumGeburt, halbeAnzahlTage) # Ausgabe ausgabeDaten(datumGeburt, datumHeute, datumHalbzeit) 61 Prozeduren Eine Prozedur ist eine Verarbeitungseinheit, die kein Ergebnis zurückliefert. def initialisierungDaten(): datum1 = (21, 1, 1992) datum2 = (5, 7, 2009) return (datum1, datum2) def ausgabeDaten(dGeburt, dAktuell, dHalbzeit): print("Geburtsdatum:", dGeburt) print("aktuelles Datum:", dAktuell) print("halb-so-alt-Datum:", dHalbzeit) keine Rückgabe # Initialisierung (datumGeburt, datumHeute) = initialisierungDaten() # Verarbeitung anzahlTage = anzahlTageZwischenDatum(datumGeburt, datumHeute) halbeAnzahlTage = anzahlTage // 2 datumHalbzeit = neuesDatum(datumGeburt, halbeAnzahlTage) # Ausgabe ausgabeDaten(datumGeburt, datumHeute, datumHalbzeit) 62 Übungen Aufgabe (vgl. 1.6.8.7): Entwickle eine Funktion mit folgender Eigenschaft: * Die Funktion bestimmt die ganzzahlige Wurzel zu einer vorgegebenen natürlichen Zahl. Z. B. gibt sie den Wert 2 zurück, wenn man 5 als Eingabe wählt. * Die Funktion bestimmt die nächst größere Primzahl zu einer vorgegebenen natürlichen Zahl. Z. B. gibt sie 7 zurück, wenn man 5 als Eingabe wählt. Aufgabe (vgl. 1.6.8.7): Ergänze die Delaration der Funktionen succ (für Nachfolger einer Zahl), pred (für Vorgänger einer Zahl) und add (Addition von zwei Zahlen). Die Addition der beiden übergebenen natürlichen Zahlen soll dabei nicht mit dem vordefinierten Plus-Operator vorgenommen werden, sondern mit Hilfe der beiden Hilfsfunktionen succ und pred. # Unterprogramme def succ(n): ... def pred(n): ... def add(m, n): ... # Hauptprogramm zahl1 = int(input("Zahl 1: ")) zahl2 = int(input("Zahl 2: ")) summe = add(zahl1, zahl2) print("Summe: ", summe) 63 Teil 8 Lokale und globale Variablen 64 Experimente mit Variablen def d(x): y=x+x return y def d(a): a=a+a return a def d(): b=a+a return b # Test a=2 print(a) a = d(a) print(a) # Test a=2 print(a) a = d(a) print(a) # Test a=2 print(a) a = d() print(a) def d(): a=a+a # Test a=2 print(a) d() print(a) Das Zusammenspiel von Variablen des Hauptprogramms, von Variablen von Unterprogrammen und von Parametern ist nicht so einfach. Mit Hilfe von Experimenten sollen die Zusammenhänge erschlossen werden. Stell jeweils eine Vermutung auf, was die print-Anweisungen ausgeben. Kannst du die Ergebnisse erklären? 65 def d(x): y=x+x return y # Test a=2 print(a) a = d(a) print(a) def d(x): y=x+x print(locals()) return y # Test a=2 print(a) print(globals()) a = d(a) print(a) Experimente mit Variablen Erweitere in den oben gezeigten Vorschlägen die Funktionsdefinition und das Testprogramm jeweils um die Aufrufe print(locals()) bzw. print(globals()). Was wird hier ausgegeben? 66 Experimente mit Variablen Wie funktioniert die Parameterübergabe? Kann man es aus den Ausgaben der folgenden Testprogramme erschließen? def d(x): print("x:", x) print("id(x):", id(x)) y=x+x print("y:", y) print("id(y):", id(y)) return y def d(a): print("a:", a) print("id(a):", id(a)) a=a+a print("a:", a) print("id(a):", id(a)) return a # Test a=2 print("a:", a) print("id(a):", id(a)) a = d(a) print("a:", a) print("id(a):", id(a)) # Test a=2 print("a:", a) print("id(a):", id(a)) a = d(a) print("a:", a) print("id(a):", id(a)) 67 lokale / globale Variable Eine globale Variable ist (vereinfacht gesagt) eine Variable, die im Hauptprogramm eingeführt wird. Eine lokale Variable ist (vereinfacht gesagt) eine Variable, die nur innerhalb eines Unterprogramms benutzt wird. Beachte, dass die (formalen) Parameter eines Unterprogramms auch zu diesen lokalen Variablen zählen. def d(x): y=x+x print(locals()) return y # Test a=2 print(a) print(globals()) a = d(a) print(a) >>> 2 {'a': 2, ...} {'y': 4, 'x': 2} 4 a=2 {a -> 2} -------------------------d(a) {a -> 2, {x -> 2}} y=x+x {a -> 2, {x -> 2, y -> 4}} return y 4 -------------------------a = d(a) {a -> 4} a=2 {a -> 2} ---------------------d(a) {a -> 2, {a -> 2}} a=a+a {a -> 2, {a -> 4}} return a 4 ----------------------a = d(a) {a -> 4} globals(): globaler Namensraum locals(): lokaler Namensraum def d(a): a=a+a print(locals()) return a # Test a=2 print(a) print(globals()) a = d(a) print(a) >>> 2 {'a': 2, ...} {'a': 4} 4 68 lokale / globale Variable Eine lokale Variable ist nur innerhalb des Unterprogramms, in dem sie eingeführt ist, gültig bzw. sichtbar. Auf eine globale Variable kann man innerhalb eines Unterprogramms lesend zugreifen - sofern dort nicht eine gleichlautende Variable eingeführt ist. Wird eine Variable nicht im lokalen Namensraum gefunden, so wird sie im globalen Namensraum gesucht. def d(): b=a+a return b # Test a=2 print(a) a = d() print(a) a=2 {a -> 2} -------------------------d() {a -> 2} b=a+a {a -> 2, {b -> 4}} return b 4 -------------------------a = d() {a -> 4} def d(): a=a+a # Test a=2 print(a) d() print(a) Fehlermeldung def d(): global a a=a+a # Test a=2 print(a) d() print(a) Seiteneffekt 69 def d(x): print("x:", x) print("id(x):", id(x)) y=x+x print("y:", y) print("id(y):", id(y)) return y # Test a=2 print("a:", a) print("id(a):", id(a)) a = d(a) print("a:", a) print("id(a):", id(a)) a: 2 id(a): 505300136 x: 2 id(x): 505300136 y: 4 id(y): 505300168 a: 4 id(a): 505300168 Parameterübergabe 70 Übungen Aufgabe: Erkläre die Ergebnisse des unten gezeigten Programms mit Hilfe geeigneter Diagramme. def d(a): a=a+a print(locals()) return a # Test a=2 print(a) print(globals()) a = d(a) print(a) 71 Teil 9 Listen Lotto 72 # Version 2 Liste mit Zahlen tipp = [1, 12, 21, 31, 37, 46] ziehung = [1, 21, 25, 40, 44, 45] # Version 1 tipp1 = 1 tipp2 = 12 tipp3 = 21 tipp4 = 31 tipp5 = 37 tipp6 = 46 ziehung1 = 1 ziehung2 = 21 ziehung3 = 25 ziehung4 = 40 ziehung5 = 44 ziehung6 = 45 einzelne Zahlen # Version 3 Liste mit Wahrheitswerten tipp = [ \ True , False, False, False, False, False, False, \ False, False, False, False, True , False, False, \ False, False, False, False, False, False, True , \ False, False, False, False, False, False, False, \ False, False, True , False, False, False, False, \ False, True , False, False, False, False, False, \ False, False, False, True , False, False, False, \ ] ziehung = [ \ True , False, False, False, False, False, False, \ False, False, False, False, False, False, False, \ False, False, False, False, False, False, True , \ False, False, False, True , False, False, False, \ False, False, False, False, False, False, False, \ False, False, False, False, True , False, False, \ False, True , True , False, False, False, False, \ ] 73 Lotto Bearbeiten Sie die Aufgaben des Abschnitts 1.6.10.2: Aufgabe 1: Zugriff auf Listenelemente Aufgabe 2/3: Verarbeitung von Listen Aufgabe 4: Analyse von Programmen Aufgabe 5: Ergänzung von Programmen Aufgabe 6: Entwicklung eines Programms Bei Bedarf können Sie sich in den folgenden Abschnitten über Listen und ihre Verarbeitung informieren. 74 Lösungen - Aufgaben Aufgabe 2/3: Anzahl der Richtigen # Version 2 tipp = [1, 12, 21, 31, 37, 46] ziehung = [1, 21, 25, 40, 44, 45] # Anzahl der Richtigen richtige = 0 for t in tipp: for z in ziehung: if t == z: richtige = richtige + 1 print(richtige) # Version 3 tipp = [ \ True , False, False, False, False, False, False, \ False, False, False, False, True , False, False, \ False, False, False, False, False, False, True , \ False, False, False, False, False, False, False, \ False, False, True , False, False, False, False, \ False, True , False, False, False, False, False, \ False, False, False, True , False, False, False, \ ] ziehung = [ \ True , False, False, False, False, False, False, \ ... False, True , True , False, False, False, False, \ ] # Anzahl der Richtigen richtige = 0 for i in range(49): if (tipp[i] == True) and (ziehung[i] == True): richtige = richtige + 1 print(richtige) 75 Lösungen - Aufgaben Aufgabe 4/5: Erzeugung der Lottoziehung # Version 2 from random import * ziehung = [] for i in range(6): zahl = randint(1, 49) ziehung = ziehung + [zahl] print(ziehung) # Version 3 from random import * ziehung = [] for i in range(49): ziehung = ziehung + [False] for i in range(6): zahl = randint(1, 49) ziehung[zahl-1] = True for i in range(49): if ziehung[i] == True: print(i+1) # Version 3 from random import * ziehung = [] for i in range(49): ziehung = ziehung + [False] for i in range(6): ok = False while not ok: zahl = randint(1, 49) if ziehung[zahl-1] == False: ok = True ziehung[zahl-1] = True for i in range(49): if ziehung[i] == True: print(i+1) 76 Lösungen - Aufgaben Aufgabe 6: Wiederholte Lottoziehungen from random import * def tipp(): t=[\ True , False, False, False, ... ... False, False, False, True , ... ] return t def ziehung(): z = [] for i in range(49): z = z + [False] for i in range(6): ok = False while not ok: zahl = randint(1, 49) if z[zahl-1] == False: ok = True z[zahl-1] = True return z def richtige(z, t): r=0 for i in range(49): if (t[i] == True) and (z[i] == True): r=r+1 return r def simulation(n): t = tipp() haeufigkeiten = [0, 0, 0, 0, 0, 0, 0] i=0 while i < n: z = ziehung() r = richtige(z, t) haeufigkeiten[r] = haeufigkeiten[r] + 1 i=i+1 return haeufigkeiten def ausgabe(h): for i in range(7): print(i, " Richtige: ", h[i]) # Test haeufigkeiten = simulation(10000) ausgabe(haeufigkeiten) 77 Liste Eine Liste ist eine endliche Folge von Elementen, bei der man neue Elemente hinzufügen und vorhandene Elemente entfernen kann. Zur Darstellung von Listen verwenden wir - wie in Python - eckige Klammern. Alle Elemente einer Liste werden mit Kommata getrennt. Eine besondere Liste ist die leere Liste. Sie enthält keine Elemente. Die Elemente einer Liste können (in unserer Darstellung hier) von beliebigem - also auch unterschiedlichem - Typ sein. Eine Liste kann selbst wieder Listen als Elemente haben. Listen können also geschachtelt werden. ['[email protected]', '[email protected]', '[email protected]', ...] [1, 12, 21, 31, 37, 46] [] [1, 21, 25, 40, 44, 45, ("Zusatzzahl", 3), ("Superzahl", 5)] [[1, 12, 21, 31, 37, 46], [3, 8, 10, 30, 31, 49], [5, 12, 20, 22, 29, 40]] Brot Butter Joghurt Äpfel Schokolade Mehl Eier ... 78 Liste als sequentieller Datentyp Sequentielle Datenobjekte sind in Python zusammengesetzte Datenobjekte, die aus einer Folge von (gleichartigen oder auch verschiedenen) Datenobjekten bestehen. Die Elemente eines solchen sequentiellen Datenobjekts sind durchnummeriert Die Nummerierung beginnt dabei mit 0. Die Nummer wird auch Index genannt. Element [10, 15, 21, 33, 37, 40] 0 1 2 3 4 5 Index Während ein lesender Zugriff auf jedes Element der Sequenz bei allen sequentiellen Datenobjekten möglich ist, ist ein schreibender Zugriff nur bei veränderbaren Datenobjekten (wie Listen) möglich. >>> L = [10, 15, 21, 33, 37, 40] >>> L[0] 10 >>> L[1] lesender Zugriff 15 >>> L = [10, 15, 21, 33, 37, 40] >>> L [10, 15, 21, 33, 37, 40] >>> L[4] = 36 schreibender Zugriff >>> L [10, 15, 21, 33, 36, 40] 79 Liste als sequentieller Datentyp Element ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] 0 1 2 3 4 5 6 Index >>> L = ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] >>> L[0:2] ['g', 't'] >>> L[2:5] ['e', 'c', 's'] >>> L[1:5] ['t', 'e', 'c', 's'] >>> L[3:3] [] Teillisten Ein Zugriff auf eine Teilliste ist möglich: Wenn L eine Liste bezeichnet, dann beschreibt der Ausdruck L[i:j] die Liste, die alle Elemente der Ausgangsliste L mit den Nummern von i bis j-1 enthält. Beachte, dass diese Teilliste auch leer sein kann. >>> L = ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] >>> L[2:] ['e', 'c', 's', 'k', 'p'] >>> L[:2] ['g', 't'] >>> L[:] ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] 80 Liste als sequentieller Datentyp Element ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] 0 1 2 3 4 5 6 Index Bei der Konkatenation von Listen werden diese zu einer Gesamtliste verbunden. Wenn L und M zwei Listen bezeichnen, dann beschreibt der Ausdruck L+M die Liste, die zunächst alle Elemente von L und danach alle Elemente von M enthält. >>> L = ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] >>> M = ['a', 'g', 't'] >>> L + M ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p', 'a', 'g', 't'] >>> L + ['u'] ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p', 'u'] >>> [] + M ['a', 'g', 't'] Konkatenation Da Listen dynamisch wachsen oder schrumpfen können, benötigt man häufig eine Operation zur Bestimmung der Länge der Liste. Die Länge einer Liste beschreibt dabei die Anzahl der Listenelemente. Wenn L eine Listen bezeichnet, dann beschreibt der Ausdruck len(L) die Länge der Liste. >>> >>> 7 >>> 0 >>> 2 L = ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] len(L) len([]) len([1, [2, 3]]) Länge Liste als sequentieller Datentyp 81 Element ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] 0 1 2 3 4 5 6 Index Mit einem Ausdruck der Gestalt e in L kann man überprüfen, ob das von e verwaltete Datenobjekt in der von L verwalteten Liste vorkommt. Mit einer for-Anweisung der Gestalt for e in L: ... kann man alle Elemente einer Liste (Sequenz) der Reihe nach durchlaufen. >>> >>> >>> False >>> >>> True L = ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] for e in L: print(e) L = ['g', 't', 'e', 'c', 's', 'k', 'p'] e = 'a' e in L e = 's' e in L Konkatenation Länge 82 Übungen Bearbeiten Sie die Aufgaben des Abschnitts 1.6.10.7: Aufgabe 1: Eine Liste durchlaufen Aufgabe 2: Eine Liste auf eine Eigenschaft untersuchen Aufgabe 3: Eine neue Liste aufbauen Aufgabe 4: Eine Liste über die Elementnummern durchlaufen 83 Merkwürdiges Verhalten Im folgenden Python-Dialog wird ein Lotto-Tipp kopiert und anschließend etwas abgeändert. Was fällt auf? >>> tipp1 = [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp2 = tipp1 >>> tipp2[1] = 8 >>> tipp2 [4, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 [4, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 = [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp2 [4, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp2[0] = 3 >>> tipp2 [3, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 [4, 13, 21, 33, 34, 42] 84 Verwaltung von Listen mit Variablen Jedes Datenobjekt hat (in Python) eine Identitätsnummer, einen Typ und einen bestimmten Wert. >>> id([4, 13, 21, 33, 34, 42]) 12289008 >>> type([4, 13, 21, 33, 34, 42]) <type 'list'> >>> [4, 13, 21, 33, 34, 42] [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 = [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> id(tipp1) 12289008 >>> type(tipp1) <type 'list'> >>> tipp1 [4, 13, 21, 33, 34, 42] Variablen dienen in der Informatik dazu, Datenobjekte zu verwalten. Variablen werden an Datenobjekte angebunden, um die betreffenden Datenobjekte verwalten zu können. Eine Variable, die ein Datenobjekt referenziert, ist eine Art Name für das betreffende Datenobjekt. Mit dem Variablennamen kann man sich die Identitätsnummer, den Typ und den Wert des referenzierten Datenobjekts verschaffen. 85 Verwaltung von Listen mit Variablen >>> tipp1 = [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp2 = tipp1 >>> tipp2[1] = 8 >>> tipp2 [4, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 [4, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 = [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 [4, 13, 21, 33, 34, 42] >>> tipp2 [4, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp2[0] = 3 >>> tipp2 [3, 8, 21, 33, 34, 42] >>> tipp1 [4, 13, 21, 33, 34, 42] 86 Listen als Objekte Listen sind (in Python) Objekte vom Typ list, die Daten verwalten und die dem Benutzer Operationen zur Verarbeitung der Daten zur Verfügung stellen. >>> L [3, 7, 5, 4, 2] >>> L.__len__() 5 >>> L.__getitem__(1) 7 >>> L.__setitem__(1, 8) >>> L [3, 8, 5, 4, 2] >>> L.__delitem__(1) >>> L [3, 5, 4, 2] >>> L.__len__() 4 >>> L = [] >>> L [] >>> L.append(3) >>> L [3] >>> L.append(5) >>> L [3, 5] >>> L.insert(1, 7) >>> L [3, 7, 5] >>> L.insert(0, 5) >>> L [5, 3, 7, 5] >>> L.remove(5) >>> L [3, 7, 5] >>> L.extend([4, 2]) >>> L [3, 7, 5, 4, 2] 87 Listenverarbeitung L = Listenkonstruktor >>> L = [1, 2, 3] >>> L [1, 2, 3] >>> id(L) 12283056 >>> L = L + [4] >>> L [1, 2, 3, 4] >>> id(L) 12289008 >>> L = L[1:] >>> L [2, 3, 4] >>> id(L) 12257720 >>> L = [1, 2] + L[1:] >>> L [1, 2, 3, 4] >>> id(L) Erzeugung neuer Listen 12289008 L.Listenoperation >>> L = [1, 2, 3] >>> L [1, 2, 3] >>> id(L) 12283536 >>> L[1] = 5 >>> L [1, 5, 3] >>> id(L) 12283536 >>> L.remove(5) >>> L [1, 3] >>> id(L) 12283536 >>> L.insert(1, 2) >>> L [1, 2, 3] >>> id(L) 12283536 Veränderung einer bestehenden Listen 88 Übungen Bearbeiten Sie die Aufgaben des Abschnitts 1.6.10.7: Aufgabe 7: Kopieren von Listen Aufgabe 8: Ein Listenelement durch ein anderes ersetzen Aufgabe 9: Eine Liste umkehren Aufgabe 10: Seiteneffekte bei der Listenverarbeitung Übungen 89 Implementieren Sie Quicksort. ALGORITHMUS quicksort(liste) wenn liste mehr als 1 Element enthält: wähle ein Pivotelement pivot aus liste (z.B. das Element in der Listenmitte) pivot 5 1 8 4 3 7 2 2 1 3 4 8 7 5 kleinerPivot gleichPivot groesserPivot zerlege liste wie folgt: - kleinerPivot: alle Elemente, die kleiner als pivot sind - gleichPivot: alle Elemente, die gleich pivot sind - groesserPivot: alle Elemente, die größer als pivot sind Rückgabe: quicksort(kleinerPivot) + gleichPivot + quicksort(groesserPivot) sonst: Rückgabe: liste 90 Teil 10 Zeichenketten Caesar-Veschlüsselung 91 PYLZFOWBNQCYBUVNCBLGYC HYAYBYCGMWBLCZNYHNTCZY LN VDOYH FDHVDU A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z A B C Quelltext: SALVECAESAR Schlüssel: 3 Geheimtext: VDOYHFDHVDU Verarbeitung von Zeichen 92 >>> >>> 'A' >>> >>> 65 >>> >>> 68 >>> >>> 'D' zeichen = 'A' zeichen zahl = ord(zeichen) zahl neuezahl = zahl + 3 neuezahl neueszeichen = chr(neuezahl) neueszeichen Das "Verschieben von Buchstaben" im Alphabet kann man auch von einem Rechner ausführen lassen. Der folgende Python-Dialog zeigt, wie das gehen kann 93 Verarbeitung von Zeichenketten def textkopieren(text): neuertext = "#" for zeichen in text: neuertext = neuertext + zeichen neuertext = neuertext + "#" return neuertext # Eingabe ausgangstext = input("Klartext: ") # Verarbeitung neuertext = textkopieren(ausgangstext) # Ausgabe print("Ausgangstext: ", ausgangstext) print("neuer Text: ", neuertext) Das folgende Programm zeigt, wie man eine Zeichenkette durchläuft und mit den Zeichen dieser vorgegebenen Zeichenkette eine neue Zeichenkette aufbaut. Übungen 94 Quelltext: Schlüssel: 3 SALVECAESAR Geheimtext: VDOYHFDHVDU Entwickle eine Funktion textcodieren, mit deren Hilfe man kurze Texte mit dem CaesarVerfahren verschlüsseln kann. Es soll z.B. folgender Python-Dialog mit dieser Funktion möglich sein: >>> klartext = "SALVECAESAR" >>> verschiebung = 3 >>> textcodieren(klartext, verschiebung) 'VDOYHFDHVDU' Übungen 95 Geheimtext: Schlüssel: 3 VDOYHFDHVDU Klartext: SALVECAESAR Entwickle auch eine Funktion textdecodieren, mit deren Hilfe man kurze Texte mit dem CaesarVerfahren entschlüsseln kann. Es soll z.B. folgender Python-Dialog mit dieser Funktion möglich sein: >>> geheimtext = "VDOYHFDHVDU" >>> verschiebung = 3 >>> textdecodieren(geheimtext, verschiebung) 'SALVECAESAR' 96 Teil 11 Didaktik 97 Programmierstile imperativ: Am Anfang stehen Variablen zur Verwaltung von Daten und Anweisungen zur Verarbeitung der Daten. • wird vielfach praktiziert, da es historisch gesehen zuerst entwickelt wurde und da es relativ einfach erscheint • wird vielfach kritisiert, da das Denken stark an maschinenellem Vorgehen orientiert ist objektorientiert: Am Anfang stehen Objekte, die dem Nutzer Dienste zur Verfügung stellen. • wird heute oft propagiert, da Objekte das menschliche Denken prägen und Objekte in der Softwareentwicklung heute von zentraler Bedeutung sind • wird auch kritisch gesehen, da Objekte in der Regel komplex sind und ihre Gestaltung und Verwaltung schwierig ist funktional: Am Anfang stehen Funktionen, die aus (Übergabe-) Daten (Rückgabe-) Daten erzeugt. • wird selten praktiziert, weil es weniger bekannt ist • von Befürwortern wird herausgestellt, weil es konzeptionelles Denken schult und technische Details in den Hintergrund rückt objektbasiert: Am Anfang stehen vordefinierte Objekte, die die Basisoperationen für imperative Programme bereitstellen. 98 imperative Programmierung Warum mit imperativer Programmierung anfangen? • Nutzung einfacher und durchschaubarer Systeme (jede Zeile im Programm ist interpretierbar) • Idee der Automatisierbarkeit herausstellen und Ablaufmodellierung in den Vordergrund stellen • 99 Python als Programmiersprache Implementierungen in Python sind meist "nahe am Algorithmus" # Eingabe zahl1 = int(input("Zahl 1: ")) zahl2 = int(input("Zahl 2: ")) # Verarbeitung produkt = 0 while zahl1 > 0: if zahl1 % 2 == 1: produkt = produkt + zahl2 zahl1 = zahl1 // 2 zahl2 = zahl2 * 2 # Ausgabe print("Produkt: ", produkt) • • • • • einfache Syntax wenige Programmierkonstrukte mächtige und flexible Programmierkonstrukte (z.B. Listen) klare Strukturierung durch Einrückungen ... 100 Python als Programmiersprache def pivot(liste): return liste[len(liste) // 2]; ALGORITHMUS quicksort(liste) wenn liste mehr als 1 Element enthält: wähle ein Pivotelement pivot aus liste (z.B. das Element in der Listenmitte) def zerlege(liste, pivot): zerlege liste wie folgt: - kleinerPivot: alle Elemente, die kleiner als pivot sind kleinerPivot = [] - gleichPivot: alle Elemente, die gleich pivot sind gleichPivot = [] - groesserPivot: alle Elemente, die größer als pivot sind groesserPivot = [] Rückgabe: for element in liste: quicksort(kleinerPivot) + gleichPivot + quicksort(groesserPivot) if element < pivot: sonst: kleinerPivot = kleinerPivot + [element] Rückgabe: liste elif element > pivot: groesserPivot = groesserPivot + [element] else: gleichPivot = gleichPivot + [element] return [kleinerPivot, gleichPivot, groesserPivot] def quicksort(liste): if len(liste) > 1: (kleinerPivot, gleichPivot, groesserPivot) = zerlege(liste, pivot(liste)) return quicksort(kleinerPivot) + gleichPivot + quicksort(groesserPivot) else: return liste Implementierungen in Python sind meist "nahe am Algorithmus" 101 Python als Programmiersprache Python erlaubt interaktives und experimentelles Vorgehen und ist somit "lernerfreundlich". >>> (jung, erwachsen, alt) = (6, 9, 12) >>> jung 6 >>> erwachsen 9 >>> alt 12 >>> (jung, erwachsen, alt) = (erwachsen*4+alt*2, jung//2, erwachsen//3) >>> (jung, erwachsen, alt) (60, 3, 3) >>> geheimtext = "VDOYHFDHVDU" >>> verschiebung = 3 >>> textdecodieren(geheimtext, verschiebung) 'SALVECAESAR' • Dialoge mit dem Python-Interpreter • einfaches, direktes Austesten von Programmteilen • ... 102 Python als Programmiersprache Python erlaubt "Stilmix" - passend zur jeweiligen Problemlösung. def pivot(liste): return liste[len(liste) // 2]; def zerlege(liste, pivot): kleinerPivot = [] gleichPivot = [] groesserPivot = [] for element in liste: if element < pivot: kleinerPivot = kleinerPivot + [element] elif element > pivot: groesserPivot = groesserPivot + [element] else: gleichPivot = gleichPivot + [element] return [kleinerPivot, gleichPivot, groesserPivot] .. # Test from random import randint def datenErzeugen(anzahl, maximum): L = [] for i in range(anzahl): L = L + [randint(0, maximum)] return L daten = datenErzeugen(10, 10000) print(daten) print(quicksort(daten)) def quicksort(liste): if len(liste) > 1: (kleinerPivot, gleichPivot, groesserPivot) = zerlege(liste, pivot(liste)) return quicksort(kleinerPivot) + gleichPivot + quicksort(groesserPivot) else: return liste ... • imperativ + funktional (+ objektorientiert) • ... 103 Variablenkonzept Variablen dienen in der Informatik dazu, Daten zu verwalten. Eine Variable ist ein Name, der ... mit einer Speicherzelle verknüpft ist. Mit der Variable kann man auf den in der zugehörigen Speicherzelle abgelegten Datenwert zugreifen. (Speichersemantik - klassisch imperative Sicht) ... (in der Regel) mit einem Datenobjekt verknüpft ist. (Zeigersemantik - objektorientierte Sicht) ... (in der Regel) mit einem Wert verknüpft ist. (Wertsemantik - funktionale Sicht) Warum Zeigersemantik? • Die Variablen-Sichtweise soll ein mentales Modell liefern, das als Erklärungsmodell möglichst universell einsetzbar ist. Wenn man sich für Python als Implementierungssprache entschieden hat, dann sind manche Phänomene nur mit Zeigersemantik erklärbar. • Zeigersemantik orientiert sich - genauso wie Speichersemantik - an einer natürlichen Form der Verwaltung von Gegenständen: Speichersemantik: Ein Name wird mit einem Ort verknüpft. (Lokalisierung) Zeigersemantik: Ein Name wird mit einem Gegenstand verknüpft. (Identifizierung) • Zeigersemantik kann - genauso wie Speichersemantik - gut auf enaktiver und ikonischer Ebene dargestellt werden. 104 Kontrollstrukturen Kontrollstrukturen dienen dazu, die Reihenfolge der Abarbeitung von Anweisungen (eines Algorithmus / eines Programms festzulegen. Kontrollstrukturen benutzt man also zur Ablaufmodellierung. Ablaufmodellierung mit Kontrollstrukturen • Kontrollstrukturen liefern Standard-Ablaufmodelle, mit deren Hilfe man komplexe Abläufe beschreiben kann. • Programmiersprachen wie Python stellen geeignete Anweisungstypen zur Implementierung dieser Standard-Ablaufmodelle bereit. • Zur Verdeutlichung von Kontrollstrukturen (bzw. der Semantik der entsprechenden Anweisungen) eignen sich Flussdiagramme / Programmablaufpläne. • Zur Ablaufmodellierung eignen sich Struktogramme / Pseudo-Programmiersprachen, die Kontrollstrukturen als Bausteine zur Verfügung stellen. 105 Unterprogramme Unterprogramme sind eigenständige Programmeinheiten,. Sie werden innerhalb von Programmen benutzt, um Teilaufgaben zu implementieren. Unterprogramme benutzt man zur Modellierung funktionaler Verarbeitungssituationen. Funktionale Abstraktion mit Unterprogrammen • Unterprogramme dienen dazu, eine Programmeinheit mit einem bestimmten Verarbeitungsverhalten durch eine Operation / Anweisung zu ersetzen. • Hierdurch lassen sich Codeduplizierungen vermeiden und Programme besser strukturieren. • Unterprogramme haben in der Regel Schnittstellen zur Übergabe und Rückgabe von Daten. • Python stellt ein flexibles Funktionskonzept zur Implementierung von Unterprogrammen zur Verfügung. • Funktionen ordnen Übergabedaten Rückgabedaten zu. Prozeduren sind Funktionen ohne Rückgaben. • Bei der Konzeption von Unterprogrammen kommt funktionale Abstraktion ins Spiel: Das "Wie" wird in die Unterprogramm-Deklaration verlagert, bei der Verwendung von Unterprogrammen (durch Aufrufe) spielt das "Was" die entscheidende Rolle. • Bei der Verwendung von Unterprogrammen spielt Datenverwaltung eine Rolle (lokale Variablen, Parameterübergabe). Es ist hilfreich, über adäquate Erklärungsmodelle für die Datenverwaltung zu verfügen. 106 Datenstrukturen Datenstrukturen ermöglichen es, strukturierte Daten als Einheit zu verwalten. Standardmodelle zur Verwaltung komplexer Daten • Datenstrukturen liefern Standardmodelle zur Verwaltung komplexer Daten. • Programmiersprachen stellen geeignete Datenstrukturen zur Implementierung dieser Standardmodelle bereit. • Python stellt als zentrale Datenstruktur die Datenstruktur Liste zur Verfügung. Diese kann vielfältig zur Datenmodellierung benutzt werden. • Achtung: Die Verwendung von Listen in Python ist sehr einfach, wenn man sich an bestimmte Regeln hält, aber auch fehleranfällig, wenn man den objektorientierten Charakter von Listen nicht beachtet.