PowerPoint-Präsentation

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Retrovirus XMRV entdeckt
Überblick – Vortrag RG Berlin, 12-12-09
von Regina Clos*
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Studie wann, wo, Veröffentlichung Reaktionen
Was hat man entdeckt? Verbreitung bei Kranken und Gesunden
Was ist XMRV, was ist ein Retrovirus? Wo kommt es her?
Theorie über den Wirkmechanismus des XMRV bei CFS/ME
Bei welchen Erkrankungen kommt es noch vor?
Testung auf XMRV
Übertragbarkeit - Ansteckungsgefahren
Behandlungsmöglichkeiten – Forschung
Reaktion der Retrovirusforscher – Konferenzen – Arbeitsgruppe
XMRV beim US-Gesundheitsministerium
• Fragen für die zukünftige Forschung
• Konsequenzen für uns in Deutschland?
* Die Quellen für diesen Vortrag sind zu finden auf www.cfs-aktuell.de in den Artikeln des Monats November 09 und
Dezember 09. Die Folien Nr. 3 und Nr. 20 wurden mir freundlicherweise von Judy Mikovits zur Verfügung gestellt.
Retrovirus bei CFS/ME entdeckt
Fall der Berliner Mauer für ME/CFS-Patienten oder
blinder Alarm?
• Studie von Lombardi/Mikovits, veröffentlicht in Science,
am 8. Oktober 2009
• Ergebnis der Forschungsarbeit am Whittemore
Peterson Institute (WPI) in Reno/Nevada
• Presseerklärungen WPI und National Cancer Institute
• Breites Medienecho im In- und Ausland
• Ärztezeitung, SPIEGEL online, WELT online, Spektrum
der Wissenschaften, Deutschlandfunk
• Links zu zahlreichen Medienberichten und Videos auf
www.cfs-aktuell.de/november09_1.htm
XMRV, A New Human Pathogenic Retrovirus:
Detection In ME/CFS
Einführung
Die Veröffentlichung der Studie von Mikovits/Lombardi zur
Entdeckung des Zusammenhangs zwischen ME/CFS und einem
neuen, dem dritten humanen Retrovirus mit dem Namen XMRV hat
weltweit großes Aufsehen erregt – und das nicht nur in der ME/CFSGemeinde. Zur Zeit wissen wir noch nicht, ob es nur eine von
mehreren großen Hoffnungen ist, die wir in der Vergangenheit bereits
hatten, eine Erklärung, eine Ursache oder wenigstens einen Marker
für die so vernachlässigte und oft verspottete Erkrankung zu finden –
und die sich im Nachhinein durchaus als wichtiger Faktor, aber nicht
als alleinige Erklärung oder Marker erwiesen. Hatten wir nicht schon
das Epstein-Barr-Virus, das HHV-6-Virus, den RNase-LImmundefekt, die Entgleisung des NO/ONOO-Zyklusses und einige
andere „Bösewichter“ im Verdacht. Und nun das XMRV? Sehen wir
uns die Sache näher an:
„Entdeckung eines infektiösen Retrovirus,
dem XMRV, in Blutzellen von Patienten mit
Chronic Fatigue Syndrom“
Judy Mikovits & Vincent Lombardi
Lombardi VC, Ruscetti FW, Gupta JD, Pfost MA,
Hagen KS, Peterson DL, Ruscetti SK, Bagni RK,
Petrow-Sadowski C, Gold B, Dean M, Silverman
RH, and Mikovits JA. Detection of Infectious
Retrovirus, XMRV, in Blood Cells of Patients with
Chronic Fatigue Syndrome. Online October 8,
2009. Science.
Zusammenfassung
Das Chronic Fatigue Syndrom (CFS) ist eine
lähmende Erkrankung unbekannter Ursache, von der
weltweit schätzungsweise 17 Millionen Menschen
betroffen sind. Bei der Untersuchung der
mononukleären Zellen des peripheren Blutes
(PBMCs) von CFS-Patienten haben wir DNA eines
humanen Gammaretrovirus’, dem xenotropic murine
leukemia virus–related virus (XMRV) identifiziert, und
zwar bei 68 von 101 Patienten (67%) verglichen mit 8
von 218 (3,7%) bei gesunden Kontrollpersonen.
Versuche mit Zellkulturen offenbarten, dass von
Patienten gewonnenes XMRV infektiös ist und dass
sowohl eine zellassoziierte wie auch eine zellfreie
Übertragung des Virus möglich ist. Es wurden
sekundäre virale Infektionen in nicht infizierten
primären Lymphozyten und Indikatorzell-Linien
gefunden, nachdem sie aktivierten PBMCs, B-Zellen,
T-Zellen oder Plasma von CFS-Patienten ausgesetzt
waren. Diese Ergebnisse lassen die Möglichkeit
aufkommen, dass XMRV ein Faktor ist, der zur
Entstehung und Entwicklung des CFS beiträgt.
XMRV – Entdeckung
Xenotropic murine leukaemia virusrelated virus
2006 Robert H. Silverman, Professor an der
Cleveland Clinic, identifiziert als erster das XMRV,
und zwar bei Männern mit Prostatakrebs, die einen
spezifischen Defekt im Immunsystem haben
(RNase-L-Pfad).
2009 Lombardi/Mikovits, Whittemore-PetersonInstitute, Reno, haben mehr als 200 Patienten mit
ME/CFS, Fibromyalgie und atypischer Multipler
Sklerose auf XMRV gestestet und fanden bei den
CFS-Patienten eine Infektionsrate von über 95% .
Sie betonen, dass lediglich ein Zusammenhang
festgestellt, aber nicht bewiesen wurde, dass
XMRV auch die Ursache des CFS/ME ist.
XMRV – Zeichnung von
Robert H. Silverman
XMRV unter dem
Mikroskop – Bild WPI
Wichtige Zitate aus der Studie
• "Diese Befunde lassen die Möglichkeit aufkommen, dass XMRV
ein Faktor sein könnte, der zur Pathogenese des CFS beiträgt."
• “Um es zusammenzufassen, wir haben einen hoch signifikanten
Zusammenhang zwischen dem XMRV Retrovirus und CFS
entdeckt. Diese Beobachtung lässt mehrere wichtige Fragen
aufkommen.
• Ist die XMRV-Infektion ein verursachender Faktor in der
Pathogenese des CFS oder ein "passenger" Virus (also ein
opportunistisches Virus) in der Population der CFS-Patienten,
die unter einer Immunsuppression leidet?
• Wie ist der Zusammenhang zwischen dem Status der XMRVInfektion und dem Vorliegen oder Nicht-Vorliegen anderer Viren,
die oft mit CFS einhergehen (z.B. Herpesviren)?
• Verändert eine XMRV-Infektion das Risiko von CFS-Patienten,
an Krebs zu erkranken?“
Zentrale Ergebnisse der Studie
• XMRV ist das dritte humane Retrovirus, von dem
bekannt ist, dass es Krankheiten verursacht. Die beiden
anderen sind HIV und HTLV-1 und 2. HIV verursacht
bekanntlich AIDS, also eine Immunschwäche, HTLV-1
und 2 verursachen Lymphome und Leukämie.
• Die Studie ist der erste Beleg dafür, dass XMRV eine
Infektion des Menschen ist, dass sie übertragbar ist und
jetzt mit zwei komplexen Erkrankungen, Prostatakrebs
und CFS, in Zusammenhang gebracht werden kann.
Beides sind heterogene Erkrankungen mit
Untergruppen, und bei beiden gibt es einen
Zusammenhang mit chronischer Entzündung.
• XMRV konnte über Zellen, aber auch über zellfreies
Plasma auf andere Zellen übertragen werden. XMRV ist
also infektiös.
Wie sind die Forscher überhaupt darauf
gekommen, nach XMRV zu suchen?
Anlass waren die klinischen Forschungsergebnisse: CFS ist
eine Multisystemerkrankung, die sich unter anderem durch
inflammatorische Folgeerscheinungen manifestiert wie:
 Dysfunktion des antiviralen Enzyms (RNase L)
 Erniedrigte Anzahl und Funktion der natürlichen Killerzellen
(NK-Zellen)
 Aktivierung des angeborenen Immunsystems
 erhöhte Anzahl aktivierter T-Zellen
 erhöhte Produktion inflammatorischer
Zytokine/Chemokine
Die mit XMRV infizierten Prostatakrebspatienten hatten alle die
auch bei CFS/ME manchmal vorliegende Dysfuktion des
antiviralen Enzyms Rnase-L.
99 von 101 ME/CFS-Patienten mit
XMRV infiziert
• Science Studie besagt: XMRV-DNA bei 68 von 101
Patienten (bei 67%).
• Die verbliebenen 33 Patienten testeten wie folgt:
 19 von diesen 33 waren XMRV-Antikörper-positiv,
 30 von diesen 33 hatten ein übertragbares Virus im
Plasma
 10 von diesen 33 zeigten eine Proteinexpression.
• Insgesamt also bei 99 der 101 untersuchten
Patienten der Science Studie Beweise für eine
XMRV-Infektion.
Kommentar von Robert Silverman
Entdecker des XMRV
„Wir wissen zu diesem Zeitpunkt
noch nicht, ob das Virus
Prostatakrebs oder CFS
verursacht. Unsere Ergebnisse
lassen darauf schließen, dass
XMRV ein Kandidat für die
Verursachung von Krankheiten
beim Menschen ist. Wir sind
jedoch noch in einem relativ
frühen Stadium der Forschung.
Die Folgen dieses Virus für die öffentliche Gesundheit sind potentiell
schwerwiegend, weshalb es dringend ist, das herauszufinden und in
der Forschung voranzukommen.“
Aus: http://www.cleveland.com/healthfit/index.ssf/2009/11/top_scientists_to_meet_at_clev.html
Bedeutung der XMRV-Entdeckung in der
Retrovirusforscher-Gemeinde:
Auszüge Interview Robert Silverman:
Zunächst gab es nach der Entdeckung des XMRV in 2006 nur wenige
Veröffentlichungen dazu. … Jetzt gibt es eine Menge Publikationen, die das
zum Gegenstand haben. Das Forschungsfeld explodiert. Es hängt davon
ab, ob wir beweisen können, ob es ein krankheitserregendes Virus ist. Das
Potential ist enorm. Wenn man beweisen kann, dass XMRV Prostatakrebs
oder das Chronic Fatigue Syndrome verursacht, dann hätte man die
Potential für neue diagnostische Methoden, neue Behandlungsmethoden –
antivirale Mittel, sogar zur Prävention. Deshalb sind wir so aufgeregt über
die Aussichten.“
Francis Ruscetti, PhD, vom Labor für experimentelle Immunologie am
National Cancer Institute:
„Diese überwältigenden Daten erlauben die Entwicklung einer Hypothese
hinsichtlich der Ursache dieser komplexen und missverstandenen
Krankheit, da Retroviren eine bekannte Ursache für neurodegenerative
Krankheiten und Krebs beim Menschen sind."
Verbreitung des XMRV in der „gesunden“
Bevölkerung
• 12 von 320 gesunden Kontrollpersonen wurden
ebenfalls positiv auf XMRV getestet. Das sind 3,75%.
• Diese Zahlen müssen in weiteren Studien bestätigt
werden.
• Die Bedeutung einer solchen Verbreitung ist völlig
unklar.
• Der Retrovirologe John Coffin schreibt dazu in einem
Artikel, der ebenfalls in Science erschienen ist –
unter dem Titel „Ein neues Virus für alte
Krankheiten?“:
John Coffin zu XMRV
„Wenn diese Zahlen in größeren Studien
bestätigt werden, würde dies heißen,
dass vielleicht 10 Millionen Menschen in
den USA und Hunderte von Millionen
Menschen weltweit mit einem Virus
infiziert sind, dessen pathogenes (also
krankmachendes) Potential man noch
nicht kennt.
Es ist jedoch klar, dass nahe verwandte
Viren bei vielen Säugetieren eine Reihe
schwerer Krankheiten verursachen, unter
anderem Krebs.
Weitere Studien könnten aufdecken, dass XMRV eine Ursache von
mehr als einer wohlbekannten „alten“ Krankheit ist, und das hat
potentiell wichtige Auswirkungen für die Diagnose, Prävention und
Therapie.“
Harvard- Professor Anthony
Komaroff zur XMRV-Entdeckung
Kommentar: “Die bekannten humanen Retroviren verursachen
neurologische, immunologische und metabolische Anomalien und
können auch latente virale Infektionen reaktivieren.
Von daher ist es plausibel, dass dieses neue Virus XMRV ein
Erreger in der Ätiologie des CFS sein kann. Wir wissen, dass
CFS infolge von Infektionen mit anderen Erregern auftreten kann,
weshalb es unwahrscheinlich ist, dass XMRV der einzige
ätiologische Faktor des CFS ist. Selbst wenn der
Zusammenhang zwischen XMRV und CFS von anderen
Forschern bei anderen Patientengruppen bestätigt wird, würden
diese Daten allein noch keine Kausalität begründen.”
Aus: http://general-medicine.jwatch.org/cgi/content/full/2009/1022/1
Mögliche Kandidaten für XAND
XMRV-associated neuroimmune disease :
• Atypische MS: 3/3 positiv auf XMRV Proteine
und gag DNA
• Fibromyalgie: 12/20 positiv auf XMRV gag
DNA
• Autismus: 6/15 positiv auf XMRV gag DNA
und 4/7 positiv auf Antikörper gegen
Kapsidproteine des XMRV im Serum
• Golfkriegssyndrom: noch nicht getestet.
Vorläufiges Fazit:
• Es wurde „nur“ ein signifikanter
Zusammenhang zwischen XMRV und CFS
entdeckt.
• Das heißt nicht, dass XMRV die Ursache des
CFS sei. (Zitat Judy Mikovits: „Diese Veröffentlichung hat
nicht den Versuch gemacht, die Frage der Ursache anzugehen,
und diese Frage geht weit über die Möglichkeiten einer ersten
Veröffentlichung über einen Krankheitszusammenhang hinaus.“
• Diese Entdeckung ist erst der Anfang.
• Sie wirft mehr Fragen als Antworten auf.
2. Teil: Vertiefung
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Was ist XMRV?
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Wo kommt XMRV her?
Wie haben sich die Infizierten angesteckt?
Blutkonserven infiziert?
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Krankheitsmechanismen nach Daniel Peterson
XMRV notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für ME/CFS?
XMRV-Testung in USA und hier.
Entwicklung von Medikamenten
Fragen für die zukünftige Forschung
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Erste Replikationsstudie in Schweden
XMRV-Konferenzen
Arbeitsgruppe am US-Gesundheitsministerium eingerichtet
CFSAC-Tagung am 29.-30. Oktober 09 in Washington
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Retrovirusforscher-Konferenz an der Cleveland Clinic am 11.11.09
Konsequenzen für uns in Deutschland – Testung, Anerkennung etc.
XMRV? CFS? ME? XAND? ( Begrifflichkeiten und Abgrenzungen)
Was ist XMRV?
• XMRV = xenotropic murine leukemia virus
- related virus – ein Retrovirus
• Retroviren - (Reverse Transkriptase
Onkoviren) unterscheiden sich von anderen
Viren durch ihre Vermehrung
• Retroviren bauen sich in das Genom des
Wirts ein. Die meisten sind harmlos und seit
langem Bestandteil unseres Genoms (8%
sind ehemals Retroviren, endogene
Retroviren). Diese drei XMRV, HIV und
HTLV-1 und 2 sind jedoch pathogen und
und ansteckend.
Integration des viralen
Genoms in das Wirtsgenom
Gamma (Type-C) retrovirus XMRV
Envelope proteins
p15E
gp70
Core proteins
p30
p15
p12
p10
Core proteins
Envelope proteins
•XMRV ist ein einfaches Retrovirus – es kodiert nur vier strukturelle
Proteine
•Retroviren sind NICHT weit verbreitet und sind NICHT harmlos
• Sie stehen alle mit Krankheiten wie Krebs und neurologischen
Krankheiten im Zusammenhang
•Es gibt drei bekannte humane exogene Retroviren:
20
•HIV,
HTLV-1 (beides komplexe Retroviren) und XMRV
Knospendes XMRV
aus einer Zelle
Wo kommt XMRV her?
• War ursprünglich ein Retrovirus bei
Mäusen, das Leukämie auslöste –
Mäuseleukämievirus MLV
• Verlor seine krankmachende
Eigenschaft, weil die Mäuse –
wahrscheinlich durch
Selektionsdruck – den Rezeptor für
das Virus MLV verloren haben
• Ist irgendwie auf den Menschen
übergegangen – wie weiß man nicht
• Wird eventuell von Mensch zu
Mensch übertragen
Wo kommt das XMRV her?
Der renommierte Retrovirusforscher John Coffin sagt dazu:
• Mehr als 90% der DNA des XMRV ist identisch mit der DNA des
Xenotropen Mäuse-Leukämie-Virus (xenotropic MLV), und die
biologischen Eigenschaften sind praktisch nicht unterscheidbar.
• XMRV ist einer Gruppe von endogenen Mäuseleukämieviren
(MLVs) ähnlich, die man im Genom von gezüchteten und wilden
Mäusen gefunden hat.
• Von daher gibt es wenig Zweifel, dass XMRV aus XMLV
entstanden ist und durch ein oder mehrere Ereignisse die
Artenschranke überwunden hat.
• Aufgrund der geringen Diversität der DNA nimmt er an, dass
diese Überwindung der Artenschranke noch nicht lange her ist.
Wir wüssten auch nicht, ob dieser Übergang ständig passiert
oder einmalig war.
• Endogene Viren wie z.B. das xenotrope Mäuseleukämieviurs
entstehen, wenn Retroviren Zellen der Keimbahn infizieren. Sie
integrieren dann ihre virale DNA in die DNA des Wirts und
dieses sogenannte Provirus wird dann an die Nachkommen als
Teil des Wirtsgenoms weitergegeben.
Wie haben sich die Infizierten angesteckt?
• Die Infektionswege sind nicht bekannt.
• Mögliche Ansteckungswege müssen erforscht
werden.
• Retroviren werden nicht durch die Luft übertragen,
können aber durch Körperflüssigkeiten übertragen
werden.
• Infizierte aktivierte B- und T-Zellen konnten andere
Zelllinien im Labor infizieren.
• Auch zellfreies Blutplasma konnte andere Zellen
infizieren.
• Selbst Blut von einem Infizierten, das vor 25 Jahren
eingefroren wurde, war noch infektiös.
Empfehlungen des National Cancer
Institutes (NCI)
•
Wir wissen nicht, wie XMRV von Mensch zu Mensch übertragen
wird.
•
Die kürzlich geäußerten Vermutungen über eine Übertragung
durch Speichel oder Sexualkontakte beruhen nicht auf direkten
Beweisen, und zu diesem Zeitpunkt sind Schlussfolgerungen zur
Übertragbarkeit noch nicht zuverlässig.
•
Eine Übertragung durch Blut ist durchaus möglich.
•
Es ist eine unabdingbare Vorsichtsmaßnahme, dass
möglicherweise infizierte Personen zurzeit kein Blut spenden.
•
Im Moment gibt es noch keine Belege für eine Übertragung des
CFS zwischen Familienmitgliedern, obwohl XMRV ein
ansteckender Erreger zu sein scheint. Somit ist es unklar, ob
XMRV allein dem CFS zugrunde liegt.
Blutkonserven infiziert?
• Japaner melden geringe Durchseuchungsrate (laut
John Coffin), USA haben noch nicht nachgesehen
– ebenso andere Länder
• USA-Behörden wie CDC, NIH, FDA und andere
wollen jetzt die Prävalenz des XMRV in der
Population der Blutspender bestimmen.
• Dazu ist eine Studie in Zusammenarbeit mit
Whittemore Peterson Institute in Planung: 1000
gesunde Blutspender werden durch mehrere
Labore untersucht. Wird sechs Monate dauern,
weitere sechs Monate zur Genehmigung eines
Screeningtests durch die FDA
Daniel Petersons Theorie über den
Wirkungsmechanismus von XMRV und ME/CFS
• Dr. Peterson präsentierte anlässlich des Treffens des CFS
Advisory Committees der US-Behörden eine neue Version
einer Theorie über den Wirkmechanismus. Es ist eine Ironie,
dass diese Theorie einst als „X-Faktor-Theorie“ bezeichnet
wurde.
• Schritt 1: Infektion mit XMRV.
• Schritt 2: Infektion der B- und T-Lymphozyten und der
natürlichen Killerzellen (NK-Zellen).
• Schritt 3: Verminderung der Zahl und der Aktivität der
natürlichen Killerzellen.
• Schritt 4: Reaktivierung anderer Erreger.
Daniel Petersons Theorie über den
Wirkungsmechanismus von XMRV und ME/CFS
Dan Peterson beim CFSAC-Meeting , nach David Bell
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Dr. Peterson präsentierte eine neue Version einer Theorie über den Wirkmechanismus,
der bereits seit vielen Jahren die Runde macht. Es ist eine Ironie, dass diese Theorie
einst als „X-Faktor-Theorie“ bezeichnet wurde.
Schritt 1: Infektion mit XMRV. Ist unklar, wie diese zustande kommt. Könnte sein, dass
das winzige XMRV huckepack auf einem großen, schwerfälligen Virus wie EBV oder
HHV6 eindringt. Es ist bekannt, dass solche Mechanismen vorkommen. Es gibt eine
Menge anderer Möglichkeiten.
Schritt 2: Infektion der B- und T-Lymphozyten und der natürlichen Killerzellen (NKZellen). Dr. Klimas sagte, das bis zu 70% der Lymphozyten “aktiviert” seien.
Irgendetwas geht vor sich.
Schritt 3: Verminderung der Zahl und der Aktivität der natürlichen Killerzellen. Aufgrund
der retroviralen Infektion sind die NK-Zellen beeinträchtigt. Das entspricht dem, was bei
HIV mit den CD4-Lymphozyten geschieht.
Als Ergebnis der Verminderung der Zahl und Funktion der NK-Zellen (und anderer Tund B-Zell-Probleme) hat die betroffene Person jetzt einen Immundefekt. Die NK-Zellen
sind wichtig, um Herpesviren und andere Erreger unter Kontrolle zu halten.
Schritt 4: Reaktivierung anderer Erreger. Eine Erhöhung der Viruslast von EBV und
anderen Erregern verursacht die Produktion von Zytokinen, die Aktivierung der 2'-5'A
Synthetase, RNAse L, was dann zu den Symptomen beiträgt. Es ist interessant, sich zu
vergegenwärtigen, dass AIDS-Patienten sich besser fühlen, wenn man die sekundären
Infektionen unterdrückt. Das könnte erklären, warum eine Behandlung mit Antibiotika,
antiviralen Medikamenten, Gammaglobulinen und anderen Substanzen dazu führen,
dass sich manche ME/CFS-Patienten für eine Weile besser fühlen.
XMRV – notwendige, aber nicht
hinreichende Bedingung für ME/CFS?
These von Rich Van Konynenburg
• XMRV-Infektion ist notwendig, aber nicht hinreichend für die
Entwicklung eines ME/CFS. Weil 3.7% der gesunden Kontrollen
kein ME/CFS haben – zumindest noch nicht.
• Andere Faktoren müssen als Auslöser hinzukommen. Welche?
• Andere Infektionen?
• Ein beeinträchtigtes Immunsystem?
• Glutathionmangel? (siehe Glutathionmangel-MethylierungszyklusBlockade)
• (Erniedrigtes Glutathion führt zu oxidativem Stress, und das Virus
braucht offensichtlich oxidative Bedingungen um die
Disulfidbindungen in der Proteinhülle zu bilden.)
• Cortisolerhöhung? (führt zur Unterdrückung der zellvermittelten
Immunantwort und stimuliert das Virus)
• Daniel Peterson: Es müssen Co-Faktoren vorhanden sein, um
CFS/ME auszulösen
XMRV-Test(s)
• Es gibt zur Zeit keinen einfachen Test, der eine Aussage
darüber treffen kann, ob jemand XMRV hat oder ob das Virus in
seinem Körper aktiv ist. Zur Zeit ist es notwendig, verschiedene
Tests durchzuführen, um den XMRV-Status zu ermitteln:
• a) DNA-Test mittels PCR (Polymerase chain reaction)
• b) Ansteckungsfähigkeit des Virus
• c) Nachweis von Virusproteinen
• d) Antikörper auf die Virushülle des XMRV
• Und wir brauchen gute Kontrollstudien, in denen alle drei
Messverfahren eingesetzt werden, um die Präsenz des Virus
genau kontrollieren zu können.
Judy Mikovits zur Frage der
Standardisierung der XMRV-Testung:
• Es ist wichtig, dass wir die Tests weltweit
standardisieren und Standardreagentien verwenden,
damit wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Dazu
braucht man Zeit. Wir versuchen den Leuten zu sagen,
dass sie nicht voreilig schlechte Testverfahren benutzen,
weil das niemandem hilft.
• Das National Cancer Institute entwickelt Assays der
zweiten Generation und produziert eine Menge
Virusmaterial, Antikörper und klinische Standards und
wird sie den Forschern überall auf der Welt vielleicht
schon im Januar zur Verfügung stellen.
Tests in USA erhältlich
•
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•
Dr. Vincent Lombardi, Erstautor der XMRV-Studie, leitet die Arbeiten
zur Entwicklung und Lizensierung von Testverfahren, die von dem
Labor Viral Immune Pathology Diagnostics (VIP Dx), Reno, Nevada
zur Bestimmung des XMRV eingesetzt werden.
Am 23. Oktober 2009 stellten sie in einer Pressemitteilung die
Testreihen für neuro-immunologische Erkrankungen vor, die mit XMRV
zusammenhängen. Diese Krankheitsgruppe nennen sie XAND –
XMRV-associated neuro-immune disease
Die zur Diagnose von XAND erhältlichen Test sind:
XAND Untersuchung mit Hilfe von PCR (Polymerase Chain Reaction)
auf aktive Infektion mit XMRV: Test Code XAND ($400)
•
XAND1 Anlegen einer Viruskultur zur Diagnose einer latenten Infektion
mit XMRV: Test Code XND1 ($500)
•
XAND2 Untersuchung mit Hilfe von PCR auf aktive Infektion mit XMRV
Anlegen einer Viruskultur zur Diagnose einer latenten Infektion mit
XMRV : Test Code XND2 ($650)
Erste Testergebnisse des RKI
Meldung der Charité Berlin Mitte
XMRV beim CFS
Kürzlich wurde von Arbeitsgruppen vom National Institute of Health
und Whittemore Peterson Institute ein neuer Retrovirus XMRV als
Auslöser des CFS bei Patienten in den USA beschrieben*. Vom
Robert Koch-Institut wurden inzwischen auch deutsche Patienten
mit CFS auf XMRV untersucht. Die vorläufigen Ergebnisse sind
anders als in den USA, da sich XMRV bei den bisher untersuchten
Patienten nur selten nachweisen lässt. Es laufen weitere
Untersuchungen in Kooperation mit der US-Gruppe. Gegenwärtig
können wir daher noch nicht empfehlen sich auf XMRV testen zu
lassen. Aber auch die Studie aus den USA belegt ja noch nicht,
dass CFS dort durch XMRV verursacht wird, denn bislang zeigt sie
lediglich dass dieses Virus bei Patienten mit CFS häufiger
nachzuweisen ist.
*Lombardi VC, et al. Detection of an Infectious Retrovirus, XMRV, in Blood Cells of
Patients with Chronic Fatigue Syndrome. Science. 2009 Oct 8.
Aus: http://immunologie.charite.de/news/news/xmrv-beim-cfs/
Testung in Deutschland – besser abwarten
• Dr. Bieger – eine Studie in Arbeit (????)
• Heilpraktiker Hollmann (????) hat sein Angebot schon
zurückgezogen
• Robert-Koch-Institut (RKI) – in Zusammenarbeit mit
Charité/Prof. Scheibenbogen – siehe Meldung vorherige Folie
Dr. David Bell in seinem Lyndoville Newsletter vom November 09
zur Frage der Testung (in den USA):
„Ich bin sehr zurückhaltend, irgendjemandem vorzuschlagen,
zur Zeit viel Geld für einen kommerziellen Test auszugeben. Wir
wissen nicht, ob ein spezieller Test genau ist, und selbst wenn
er genau ist, wissen wir nicht, was es bedeutet, und selbst wenn
wir das wüssten, würden wir nicht wissen, was wir damit
anfangen sollen. Ich würde mich in Geduld üben.“
Entwicklung von Medikamenten
Judy Mikovits im Fernsehinterview Nevada Newsmaker:
• „Wir haben eine Menge Erfahrung in der Entwicklung von
Medikamenten, und diese Retroviren funktionieren alle gleich, so dass
wir bereits Medikamente haben, die von der FDA genehmigt und auf
dem Markt sind, so dass wir jetzt mit vernünftigen klinischen Studien
beginnen und behandeln können und dann dem Beweis der
Verursachung näher kommen, wenn wir die Leute gesünder machen
oder heilen können.“
• „Sie [die größten Pharmafirmen der Welt] wollen, dass wir ihnen das
(XMRV) Retrovirus schicken, so dass sie ihre riesigen Bibliotheken an
chemischen Verbindungen durchsehen können, um herauszufinden,
was sie bereits haben, das zur Behandlung geeignet sein könnte.Sie
haben bereits Medikamente zur Behandlung von HIV, so dass sie eine
Verbindung für das XMRV umbauen könnten. Da sie bereits eine
Genehmigung von der Arzneimittelbehörde der USA (der FDA) haben,
könnten sie sehr schnell etwas für die Patienten herausbringen.“
Neue Studie: XMRV reagiert empfindlich auf AZT
Auszüge aus dem Abstract:
• In dieser Studie haben wir 10 zugelassene Präparate für die Behandlung von HIV-1 auf
ihre Aktivität gegen das XMRV untersucht, einschließlich Proteasehemmern (PI),
Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI, Nichtnukleosidische ReverseTranskriptase-Inhibitoren (NNRTI) und Integrasehemmer.
• Proteasehemmer beeinträchtigten die XMRV-Produktion nicht; sogar hohe
Konzentrationen von Ritonavier hemmten die Reifung der XMRV-Gag-Polyproteine nicht.
• Unter den NRTI, NNRTI und Integrasehemmern, die in dieser Studie eingesetzt wurden,
blockierte allein AZT die XMRV-Infektion und die Replikation durch die Hemmung der
viralen reversen Transkriptase.
• Wenn XMRV als Krankheitserreger bei Prostatakrebs und anderen Krankheiten
nachgewiesen wird, dann könnte AZT für die Prävention oder Behandlung von XMRVInfektionen beim Menschen verwendbar sein.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez
Virology. 2009 Dec 1., Xenotropic murine leukemia virus-related virus is susceptible to AZT. Sakuma R, Sakuma T,
Ohmine S, Silverman RH, Ikeda Y. Department of Molecular Medicine, Mayo Clinic, 200 First Street SW, Rochester, MN
55906, USA.
Aufgrund der Giftigkeit dieses Medikaments und der häufig
bei CFS/ME vorliegenden Chemikaliensensitivität warnt
Malcom Hooper vor der Einnahme von AZT!
Fragen für zukünftige Forschung
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Rolle des XMRV in der Pathogenese des CFS/ME? Ursache? Zufälliger
Zusammenhang? Opportunistische Infektion durch anderweitig geschwächtes
Immunsystem?
Prävalenz bei Gesunden und ME/CFS-Patienten an anderen Orten gleich oder
verschieden? (Hierbei ist wichtig, dass die gleichen Testverfahren verwendet
werden und eine gut untersuchte CFS/ME-Population untersucht wird)
Bestätigen weitere Studien die von Dan Peterson und Judy Mikovits
geäußerten Vermutungen?
Bei welchen anderen chronischen Erkrankungen, bei denen man eine virale
Ursache vermutet (MS, Lymphknotenkrebs etc) kommt XMRV auch vor?
Ist XMRV ein harmloser Marker der Erkrankung oder Immundysfunktion?
Ein „Trittbrettfahrer“-Virus?
Spielt es tatsächlich im Krankheitsprozess und der Entwicklung der
Symptome eine Rolle?
Ist das Vorliegen des Virus bei gesunden Personen ein prädisponierender
Faktor für die Entwicklung des ME/CFS (möglicherweise dann, wenn ein
weiterer infektiöser Auslöser hinzukommt)?
Und/oder ein prädisponierender Faktor für Prostatakrebs oder andere
Erkrankungen?
Welche Auswirkung – wenn überhaupt – hat das Virus bei gesunden Personen,
die es bereits eine Weile in sich haben?
Weitere Studien folgen
Suzanne Vernon, die wissenschaftliche Leiterin der CFIDS Association
sagte, man müsse nur einen kurzen Blick auf das werfen, was man aus
anderen entscheidenden Entdeckung wie etwa des HIV gelernt habe:
nämlich, dass die Entdeckung eines Virus erst der Anfang ist.
Sie persönlich hoffe, dass die XMRV-Entdeckung bestätigt und das Virus
als Ursache des CFS bestimmt wird. Aber in keinster Weise würde die
Entdeckung des XMRV die Wichtigkeit fortgesetzter Erforschung anderer
Faktoren schmälern, wie etwa Immundysfunktion, andere Erreger, postinfektiöse Erschöpfung, Dysautonomie, der Dysfunktion der HPA-Achse,
oxidativer Stress und veränderter neurologischer Stoffwechsel.
Nach Aussage von Kim McCleary , der Leiterin der CFIDS Association
sind bereits zahlreiche Follow-up-Studien an akademischen Zentren
und Labors von offiziellen US-Regierungsstellen und auch in anderen
Ländern im Gange.
Replikationsstudie in Schweden
Prof. Jonas Blomberg (Leiter der
Forschungsgruppe für klinische Virologie an der
Universität Uppsala) und Prof. Carl-Gerhard
Gottfries (Gründer der Gottfries Klinik, Götland)
werden eine XMRV-Replikationsstudie durchführen,
um herauszufinden, ob sie in Schweden ähnliche
Ergebnisse erhalten wie das Whittemore Peterson
Institute in den USA.
Die Studie wird an Blutproben von 20 ME/CFSPatienten (nach der Fukuda-Definition), 20
Fibromyalgie-Patienten, 20 Patienten mit Irritable
Bowle Syndrom (Reizdarm) und 20 gesunden
Kontrollpersonen durchgeführt. Zusätzlich werden sie langfristig 120
Proben von ME/CFS-Patienten testen.
Finanziell gefördert wird die Studie vom Irish ME Trust und der
schottischen Forschergruppe ME Research UK.
Jonas Blomberg zur Entdeckung
des XMRV
• „Das ist das aufregendste, was seit der
Entdeckung des HIV Virus passiert ist.
Wir werden darüber in den nächsten
Jahren noch eine Menge hören.“
• „Das ist für ME/CFS-Patienten wirklich
das Licht am Ende des Tunnels.“
Konferenzen zu XMRV
• Zwei nicht-öffentliche Treffen innerhalb der NIH
• Internationale Tagung von Retrovirusforschern
August/September 09
• Treffen des CFSAC – des CFS-Beratungsgremiums
am 29./30. Oktober 2009 (online-Video)
• Internationale Tagung von Retrovirusforschern am
11.11.09 in Cleveland
• Der Entdecker des XMRV bei Prostatakrebs, Dr.
Robert Silverman von der Cleveland Clinic hat am 2.
Dezember für die Mitarbeiter des
Gesundheitsministeriums ein Seminar durchgeführt –
für die Mitarbeiter der
Blood XMRV Scientific Research Working Group
Konferenzen zu XMRV
• Zwei nicht-öffentliche Treffen innerhalb der NIH
• Internationale Tagung von Retrovirusforschern
August/September 09
Judy Mikovits zu diesen drei Konferenzen: „Wir haben diese Daten bei
drei Gelegenheiten vorgestellt, zweimal bei nicht-öffentlichen
Konferenzen bei den NIH und einmal bei einer internationalen Tagung
vor ein paar Wochen. Sie hätten im Saal eine Stecknadel fallen hören
können vor Erstaunen und Verblüffung, die Wissenschaftler sind
aufgeregt, jeder arbeitet daran. Wir wissen also, dass wir eine Menge
Hilfe bekommen werden. Aber es ist einfach nur Verwunderung, es ist
ein ganz neues Feld in der Medizin, und jeder der irgendwann einmal
mit dieser Virusfamilie gearbeitet hat, ist jetzt, wo wir bewiesen haben
dass es ein Erreger ist, der den Menschen krank machen kann, extrem
aufgeregt.“
• Treffen des CFSAC – des CFS-Beratungsgremiums
am 29./30. Oktober 2009 (online-Video)
• Internationale Tagung von Retrovirusforschern am
11.11.09 in Cleveland
Arbeitsgruppe XMRV am USGesundheitsministerium eingerichtet
Blood XMRV Scientific Research Working Group
Aufgaben: Programm zur Beantwortung von Fragen über den
Zusammenhang von XMRV und Erkrankungen
1. Stufe: Standardisierung und Validierung von Laborverfahren und
Reagentien für die Testung auf XMRV (dazu werden zunächst
1200 gesunde Blutspender und 100 CFS-Patienten aus der WPIGewebebank untersucht)
2. Stufe: Untersuchung der Prävalenz des XMRV in der
Allgemeinbevölkerung und in den Blutkonserven sowie in
anderen CFS-Patientengruppen
3. Stufe: Eine Reihe von Studien zu den Fragen, wie XMRV
übertragen wird, ob es beim Menschen Erkrankungen verursacht
und wie es verschiedene Untergruppen der Population
beeinträchtigt.
(Bericht darüber auf http://www.cfids.org/cfidslink/2009/120203.asp )
Diese Arbeitsgruppe wurde der Verantwortlichkeit der CFS-Gruppe
und Dr. Reeves entzogen und in die HIV/AIDS-Abteilung verlegt!
CDC: Reeves der Verantwortlichkeit für die
XMRV-Forschung enthoben
Die XMRV-Forschung wurde laut einem Blogspot der CFIDS
Association der Verantwortlichkeit des Leiters der ME/CFSArbeitsgruppe, Dr. William Reeves, entzogen und in die
Abteilung HIV/AIDS verlegt. Diese Gruppe ist beauftragt, die
Forschungsergebnisse des Whittemore Peterson Institutes zu
replizieren. Das ist ein bedeutender Schritt, der darauf
hinweist, dass die CDC die Entdeckung des XMRV ernst
nehmen. Die Entmachtung von Dr. Reeves scheint ein Zeichen
dafür zu sein, dass die CDC auf einen
Schadensbegrenzungsmodus umgeschaltet haben.
Die CDC werden Teil einer ressortübergreifenden
Arbeitsgruppe XMRV sein, die von Dr. Jerry Holmberg geleitet
wird, der Blood XMRV Scientific Research Working Group
CFS Advisory Committee-Tagung
•
Das CFS Advisory Committee CFSAC ist ein Beratungsgremium auf der
Ebene des US-Gesundheitsministeriums – Vorläufer bestehen bereits seit
1996.
•
Das 16. der halbjährlichen Treffen des CFS Advisory Committees
(http://www.hhs.gov/advcomcfs) fand am 29.-30. Oktober in der “Great
Hall” des Gesundheitsministeriums in Washington, D.C. statt. Zentrales
Thema waren die neuesten Ergebnisse der XMRV-Forschung, die
eindringlich von Daniel Peterson und John Coffin dargestellt wurden.
•
Anwesend waren Vertreter von vier der fünf Gesundheitsbehörden der USA
(Social Security Administration (SSA), National Institutes of Health (NIH),
Food and Drug Administration (FDA), Centers for Disease Control &
Prevention (CDC)), zahlreiche Wissenschaftler wie Nancy Klimas, Daniel
Peterson, Annette Whittemore, John Coffin, Leonard Jason etc. sowie 100
Zuhörer.
•
Zahlreiche Betroffene und Aktivisten trugen kurze Berichte bei.
•
Am Ende wurden – ungewöhnlich für dieses eher konservative und
unbewegliche Gremium – relativ kritische Empfehlungen abgegeben.
Empfehlungen des CFSAC
Aus dem Bericht der CFIDS Association www.cfids.org/cfidslink/2009/110401.asp
•
Empfehlung 1:
Das CFSAC wiederholt seine Empfehlung an den Gesundheitsminister der USA, Kompetenzzentren für
CFS einzurichten, die den Stand der Wissenschaft in Bezug auf Diagnose, klinisches Management und
Behandlung sowie die klinische Forschung effektiv umsetzen.
•
Empfehlung 2:
Das CFSAC wiederholt seine Empfehlung an den Gesundheitsminister der USA, die bereits vor sechs
Monaten abgegeben wurde, die CDC zu einer führenden Institution auf dem Gebiet zu machen. Das
Beratungsgremium ist entäuscht, dass es auf seine frühere Empfehlung keine Antwort bekam. Das
Beratungsgremium ist sehr daran interessiert, eine Rückmeldung zu bekommen, insbesondere im Licht
der in der New York Times abgedruckten Kommentare von Dr. Reeves, die eine unangemessene
Voreingenommenheit widerspiegeln und die CFS-Forschung anderer Wissenschaftler unterminieren.
•
Empfehlung 3:
Das CFSAC erhebt Einspruch gegen den fortgesetzten Gebrauch der unsachgemäßen und
unangemessenen sogenannten „empirischen“ Forschungsdefinition für CFS von 2005 durch die CDC. Das
CFSAC empfiehlt, dass die CDC diese empirsche Falldefinition fallenlassen ebenso wie die falsche
Konzeption, dass chronisches Unwohlsein gleichbedeutend sei mit CFS.
•
Empfehlung 4:
Das CFSAC hat erhebliche Bedenken hinsichtlich des Fünf-Jahresplans der CDC. Insbesondere die
Prioritäten in seiner Empfehlung vom Mai 2009 wurden im letzten Entwurf des Fünf-Jahresplans nicht
angemessen aufgenommen. Das CFSAC wiederholt seine Empfehlung, dass die CDC folgende Prioritäten
setzen: Identifikation von Biomarkern und der (viralen) Ätiologie des CFS; Partnerschaften mit
Organisationen, die das nötige Fachwissen haben, um Richtlinien zur Behandlung von Erwachsenen und
Kindern zu erstellen, Richtlinien zur Behandlung des CFS, die den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft
und die Ansichten der Experten widerspiegeln, im Internet anzubieten und umfassende Informationen
über CFS in Zusammenarbeit mit CFS-Experten für die Gemeinde der Wissenschaftler und der Anbieter
von Dienstleistungen im Gesundheitswesen, für Ausbildungsinstitutionen und die Öffentlichkeit
bereitzustellen, und zwar sowohl für Erwachsene wie für Kinder mit CFS. Diese Informationsangebote
sollten über die Ressourcen des Gesundheitsministeriums angeboten werden.
Empfehlungen des CFSAC
Aus dem Bericht der CFIDS Association www.cfids.org/cfidslink/2009/110401.asp
• Empfehlung 1:
Kompetenzzentren für CFS
• Empfehlung 2:
CDC zu einer führenden Institution auf dem
Gebietmachen – Dr. Reeves voreingenommen
• Empfehlung 3:
unsachgemäße „empirischen“ Forschungsdefinition
für CFS von 2005 durch die CDC fallenlassen
• Empfehlung 4:
Fünf-Jahresplans der CDC verändern, andere
Prioritäten setzen
Berichte über die CFSAC-Tagung
• Bericht der CFIDS Association
http://www.cfids.org/cfidslink/2009/110401.asp
• Videoaufzeichnungen der gesamten Konferenz Tag 1,
29.10.2009:
http://videocast.nih.gov/Summary.asp?File=15408 Tag 2,
30.10.2009:
http://videocast.nih.gov/Summary.asp?File=15409
• Beschreibung des Treffens von Hillary Johnson unter
http://www.oslersweb.com/blog.htm?post=646449
• Informationen über die Entstehung und Geschichte des
CFSAC auf http://www.cfids.org/advocacy/CFSAC.asp
• Kommentar und Aussage von Mary Schweitzer:
http://cfsknowledgecenter.ning.com/profiles/blogs/written
-testimony-presented-to
Retrovirus-Forscher Konferenz an der
Cleveland Clinic am 11.11.09
• 75 geladene Gäste, die führenden Wissenschaftler auf dem
Gebiet der Retrovirusforschung, 18 Vorträge; das National
Cancer Institute hat die entscheidenden Forscher
zusammengerufen
• Themen: Austausch der wissenschaftlichen Erkenntnisse rund
um XMRV und den möglichen Zusammenhang mit
Erkrankungen, Erkrankungsrisiko bei XMRV, Stand der
Forschung, Lücken in der Forschung, Bestimmung der nächsten
Schritte in der XMRV-Forschung.
• „Wir gewinnen in einer solchen Geschwindigkeit neue
Erkenntnisse, dass wir uns treffen müssen, um unsere Ideen
und Informationen auszutauschen,“Dr. Ila Singh, Professorin an
der Universität Utah
• „Das ist das erste Treffen der Hauptakteure auf dem Gebiet des
XMRV. Ich glaube, es wird sehr spannend und eine Menge
neuer Informationen werden präsentiert werden.“ John Coffin
von der Tufts University, Boston.
Konsequenzen für uns in Deutschland
mehr Fragen als Antworten…
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Testmöglichkeiten? Wer bezahlt sie?
Werden die „richtigen“ Tests verwendet? (siehe Dilemma mit
Borreliose-Testung)
Anerkennung der Diagnose und des ME/CFS als körperliche
Erkrankung durch das medizinische Establishment?
Anerkennung durch Krankenversicherungen und
Rentenversicherungsträger?
Behandlungsmöglichkeiten – wenn sie denn entwickelt und getestet
wurden – werden sie anerkannt und von den Kassen übernommen?
Wo können Studien stattfinden und wer finanziert sie?
Wie kann man die Informationen am besten, am wirkungsvollsten
verbreiten?
Beweist diese neueste Information ein für allemal, dass ME/CFS keine
psychologische oder psychosomatische Erkrankung ist? Und wie
können wir das vermitteln?
Was ist mit der These, CFS/ME sei eine
psychische/depressive/somatoforme Erkrankung?
•
Donnica Moore ABC News: „Wir wissen nicht, ob es einen Kausalzusammenhang gibt, wir
wissen nicht, ob es ein Zufall ist, ob es ein Huckepack-Virus ist oder eine falsche Fährte, aber
was wir definitiv wissen, was diese Studie vor allem zeigt und was am wichtigsten ist: es gibt
eine biologische Basis für CFS. Deshalb wollen wir nicht mehr hören, oh, sie haben eine
Depression, oder sie bilden sich das alles nur ein. Diese Argumente sind ein für allemal vorbei.
Diese Studie ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass diese Krankheit biologischer Natur ist. Sie
ist nicht der erste Beweis, aber dieser ist der alarmierendste und der, der am meisten
Aufmerksamkeit auf sich zieht. … sie ist das, was Nancy Klimas einen game changer nennt.“
•
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Martin Pall: „Es gab Kommentare in den Medien in dem Sinne, dies bewiese nun endgültig,
dass CFS/ME eine physiologische und keine psychologische Erkrankung sei. Das ist wahr, aber
das ist sowieso schon lange und ganz offensichtlich wahr, zumindest schon seit sechs oder
sieben Jahren.“
Antwort aus Questions and Answers des Whittemore Peterson Institutes: „Ganz
eindeutig! Tatsächlich gibt es Tausende von Forschungsartikeln, die die ganz realen
biologischen Probleme belegen, an denen ME/CFS-Patienten leiden, wie beispielsweise eine
niedrige Anzahl und eine geringe Reaktionsfähigkeit der Natürlichen Killerzellen,
Veränderungen bei abbildenden Verfahren des Gehirns wie MRT und SPECT-Scans,
wiederkehrende Infektionen – um nur einige zu nennen. Nur die starrsinnigsten und falsch
informierten Leute lehnen es ab zu glauben, dass es sich um eine reale und schwerwiegende
Erkrankung handelt. Die Methode, noch nicht geklärte Krankheiten in eine psychologische
Kategorie einzuordnen ist dem sehr ähnlich, was in früheren Zeiten mit MS und Epilepsie
passierte, bevor Technologien aufkamen, mit denen man beweisen konnte, dass diese
Erkrankungen „real“ waren. Leider hat man in vielen wissenschaftlichen und medizinischen
Bereichen nichts aus den früheren Fehlern gelernt.“
CFS? ME? XMRV? XAND?
Gedanken von Mary Schweitzer
•
XMRV ist nicht CFS - XMRV ist ein Retrovirus, während CFS ein Syndrom ist, also eine
Ansammlung von Symptomen, ein Syndrom, das zudem noch unterschiedlichst definiert ist.
•
Die Krankheit, die man dann mit XMRV diagnostizieren kann, ist nicht CFS, sondern XAND:
XMRV Associated Neuro-immune Disease
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XMRV alleine ist auch noch nicht XAND, weil 3,7% der gesunden Kontrollen auch infiziert sind.
•
Was also ist XAND? Es müssen Co-Faktoren hinzukommen, z.B.
•
XMRV + Dysfunktion der Natürlichen Killerzellen = XAND
•
XMRV + aktive HHV-6-Infektion = XAND
•
XMRV + aktive Cytomegalie-Infektion = XAND
•
XMRV + T-Zell-Anomalien = XAND
•
XAND ist in Bezug auf XMRV das, was AIDS in Bezug auf HIV ist.
•
Was ist also unser "AIDS"? Ist es CFS? Nein. Warum nicht? Weil XMRV auch bei anderen
Krankheiten gefunden wird (Prostatakrebs, Autismus, Brustkrebs etc.)
•
Was ist mit ME (Myalgic Encephalomyelitis) und XAND? Theoretisch gibt es drei Möglichkeiten
•
1. Vielleicht ist M.E. dasselbe wie XAND. Das ist nicht sehr wahrscheinlich, weil ME in den 1950er
Jahren identifiziert wurde.
•
2. Vielleicht ist XMRV + ME = XAND.
•
3. Vielleicht gab es gleichzeitige Ausbrüche von XAND, M.E., und AIDS in den 1980ern.
•
Es gibt viele Menschen mit der Diagnose CFS, die nicht XMRV haben. Das
wird am schwierigsten zu akzeptieren sein: Viele mit der Diagnose CFS
werden weder XMRV noch XAND haben.
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