Deutsche Aussenbeziehungen in einer globalen Welt Diskussionsgrundlage für: CASS Klaus Segbers Freie Universität Berlin Beijing, 3. März 2003 Inhalt • 1 Globaler Kontext • 2 Nationaler Kontext • 3 Deutsche Agenda • 4 Deutsche USA- und Irak-Politik 1.1 Globaler Kontext (UV glob 1-4) • Multipolare Konfiguration • Vielzahl von Akteuren • Relativer Verlust staatlicher Steuerungsfähigkeit – im Innern und nach aussen • Deutliche Veränderungen bei Souveränität und Territorialität 1.2 Globaler Kontext (UV glob 5– 7) • Medialisierung der politischen Agenden • Ad-hocismus als vorherrschender Politikstil, abnehmende Konsistenz von Politik • Legitimationslücken 2.1 Nationaler Kontext (UV nat 1-3) • Zivilmacht • Korporatismus • Handelsstaat 2.2 Nationaler Kontext (UV nat 4-7) • Historische Kontingenzen • Integrationspolitik • Vereinigung 1991 • Europäischer Stabilitätspakt 2.3 Nationaler Kontext (UV nat 7-9) • Europäische Integration • Normalisierung deutscher Politik • Gesellschaftliche Dimension 3.1 Bedingende Faktoren (agenda setting) • Tägliche Medien-Berichterstattung • Ständige Wahlen • (Wechselnde) Koalitionen • Mehr-Ebenen-Spiele 3.2 Inhaltliche Themen und Interessen • • • • • • • • • Erhalt/ Ausbau von wirksamen Institutionen und Regimen Europa: Stabilitätspakt Europa: Institutionelle Reformen Europa: Erweiterung Europa: GASP/ CSDP Demographische Trends: Migrationen Situation der sozialen Sicherungssysteme Inter-, transnationale Organisationen and Regime Künftige Rolle der USA 4.1 Deutsche Aussenpolitik seit September 2002: Hintergründe • Taktische Aufgabe: Wahlkampf. Der Schlüssel zum rot-grünen Wahlsieg. • Handwerkliche Fehler... • ...führen beide zur Selbstbindung der Koalition: Parteien und Gesellschaft als Handlungsschranken • „Zivilmacht“ by default, not design... 4.2 Handlungsschranken für D • Versuch, Isolierung zu vermeiden. Abstimmung mit und Werben um Frankreich und Russland • Nicht-Kommunikation mit den USA • Wechselbeziehungen zwischen innerem Reformdruck und Aussenverhalten 4.3 Optionen • Changieren zwischen Taktik, Isolationsfurcht und der Substanz einer Gegenposition • (Unentschiedener) Versuch, eine Gewinn-Position aufzubauen >>> • Begrenzungen: militärische US-Interessen in D; NATOFestlegungen (Türkei) • Optionen: Mehrheit im UN SR; Abrüstung Irak ohne Regimewechsel durch VN; Beeinflussung des Nutzenkalküls der US-Regierung • Dennoch: USA werden agieren (Kosten der Nichtaktion; nationale Sicherheits-Ideologie; ...) 4.4 Substantielle Bedenken gegenüber der USA-Politik zum Irak • Entwicklung des Ölpreises, Wirkungen auf die Volkswirtschaften (vor allem in Deutschland) • Worum geht es? Unklarheiten der Mission: WMDs? Regimewechsel? Korea? • Auf- und Umbau des Irak: welche commitments gibt es? Demokratie schwierig? • Auswirkungen auf den Nahen und Mittleren Osten – politisch und gesellschaftlich • Folgen für den „Kampf gegen den Terror“ – gegen antisäkularen Furor • Folgen für künftiges Verhalten der USA – unzähmbar? 4.5 Folgen und Fragen • Gibt es eine neue Balance in der asymmetrischen globale Akteurskonfiguration? • Lassen sich die USA einbinden in einer multipolaren, fragmentierten Welt? • Kann die GASP der EU aus der Asche reaktiviert werden? • Was sind die Makrotendenzen zwischen Anarchisierung; Institutionalisierung; und selektiver Stabilisierung? 4.6Konturen einer neuen (Un)Ordnung • • • • Zukunft der Nato Zukunft der EU Europäische Interessen und Widersprüche Einhegung der USA oder Hilfe zum freundlichen Hegemonen oder Unterordnung? • Institutionalisierung oder selektive Stabilisierung? Oder – Anarchie? • Umgang mit staatlichen und nichtstaatlichen Gewaltunternehmern (rogue states, Banden, etc.) 5.1 German politics re. Eastern Europe • The space of EE ist nicht homogenious • The general attention span is becoming shorter • The role of stereotypes 5.2 German politics re. Eastern Europe • • • • There are important divergent interests Stability vs. dynamization of changes Gradual strategies vs. designer strategies Which are meaningul criteria for political, economic, social and cultural interventions? 5.3 German politics in Eastern Europe There is a complex context: • State-to-state interactions do have a high degree of simulative and symbolic elements • There are no aggregated „national interests“ • ... but we observe particularistic transnational strategies • Actors on both „sides“ are increasingly involved in networks and multi-level games • There is a mismatch between political activities and legitmimacy 5.4 German politics toward Eastern Europe Useful principles: • • • • • „Eastern Europe“ is not unique Political processes there are not irrational They are not concentrated on the state level Politics are not consistent Political governance is quite limited 5.5 German politics (not only) for Eastern Europe Let‘s try to avoid: Germanisierung Historisierung Emotionalisierung, Moralisierung Infantilisierung Selbstüberforderung 4.6 German politics (not only) for Eastern Europe? • • • • Entspannen wir uns - es ist Normalisierung Entwickeln wir pragmatische Einstellungen Akzeptieren wir die Flickenteppich-Lage Konzentrieren wir uns auf die Ausweitung von Regelsystemen • Sehen wir keine besondere Rolle für D vor • ...sondern eine flexible und funktionale Rolle für Europa