ppt

Werbung
4. Geld- und Finanzmärkte.
Motivation:
•Die Lehrbuchdarstellung ist ausreichend für die Entwicklung eines
makroökonomischen Modells, jedoch stark vereinfacht.
•Wir besprechen im IK die Institutionen und Instrumente der Geldpolitik
im Eurosystem ein wenig detaillierter,
•um etwas mehr über ein wichtiges wirtschaftspolitisches Thema in
Europa zu erfahren und um
•den scheinbaren Widerspruch zwischen
Wirtschaftsberichterstattung und Lehrbuchdarstellung
(Zinsfestsetzung vs. Geldmengensteuerung) aufzulösen.
SS 2002
1
Inhalt
•Institutionen und Regelungen im Eurosystem.
•Aufgaben des Eurosystems.
•Die konsolidierte Bilanz des Eurosystems.
•Geldpolitische Instrumente der Europäischen Zentralbank.
•Geldmengendefinitionen im Eurosystem.
SS 2002
2
4.1 Institutionen und Regelungen im Eurosystem
Historisches
•1962: Erste Pläne zu einer europäischen Währungsunion.
•1991: Vertrag von Maastricht.
•1979 - 1998: Europäisches Währungssystem.
•Seit 1999: Europäische Währungsunion (EWU).
•Vollendung mit 1. Jänner 2002 (Euro-Bargeld).
•Teilnehmerstaaten: Alle EU-Mitglieder bis auf Dänemark,
Großbritannien und Schweden. (Griechenland seit Anfang 2001).
•Beitritt zur EWU ist an die „Konvergenzkriterien“ geknüpft.
SS 2002
3
Konvergenzkriterien
•Inflationskriterium.
•Zinssatz-Kriterium.
•Wechselkurskriterium.
•Defizitquote.
•Schuldenquote.
Stabilitäts- und Wachstumspakt
•Nachhaltige Erfüllung der Konvergenzkriterien.
•Regelmäßige „Stabilitätsprogramme“.
•Sanktionen bei Nicht-Erfüllung.
•Raum für „antizyklische“ Budgetpolitik“.
SS 2002
4
Institutionen der EWU
•Europäisches System der Zentralbanken (ESZB):
•Nationale Notenbanken (z. B. OeNB) aller EU-Länder.
•Europäische Zentralbank in Frankfurt (EZB).
•Eurosystem:
•Nationale Notenbanken der EWU + EZB.
•„Zentrale Entscheidungsfindung – dezentrale Durchführung“.
•EZB-Rat:
•EZB-Direktorium.
•EWU-Notenbankpräsidenten.
•Sehr weitgehende Autonomie.
SS 2002
5
4.2 Aufgaben des Eurosystems
•Zentrale Aufgabe der EZB:
•Durchführung der Geldpolitik.
•Primäres Ziel:
•Gewährleistung von Preisstabilität, d. h. Inflationsrate unter 2%
(„Inflation targeting“).
•Geldmengen- und Zinssteuerung sind Zwischenziele.
•Weitere Aufgaben:
•Verwaltung und Veranlagung von Devisenreserven.
•Europäischer Zahlungsverkehr (TARGET).
•Bankenaufsicht.
SS 2002
6
4.3 Die konsolidierte Bilanz des Eurosystems
Konsolidierter Wochenausweis des Eurosystems
zum 12. Oktober 2001 (Angaben in Mrd. Euro):
Aktiva
Passiva
A.1 Währungsreserven
392,1 P.1 Banknotenumlauf
325,2
A.2 Forderungen in Euro an
Kreditinstitute im EuroWährungsgebiet
P.2 Verbindlichkeiten in
Euro gegenüber
176,5
Kreditinstituten im EuroWährungsgebiet
105,0
A.3 Sonstige Aktiva
213,5 P.3 Sonstige Passiva
351,9
Summe
782,1
782,1
SS 2002
7
4.4 Geldpolitische Instrumente der EZB
Mindestreservepolitik
•Verpflichtung der Geschäftsbanken zur Haltung von Mindestreserven bei der EZB.
•Täglich fällige Einlagen u. Einlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren: θ=2%.
•Andere Einlagen: Grundsätzlich reservepflichtig, derzeit jedoch θ=0%.
•Die Mindestreservepolitik ist für die EZB kein Instrument der laufenden
Geldmengensteuerung!
SS 2002
8
Offenmarktpolitik
Geschäftsarten:
•Hauptrefinanzierungsgeschäfte („Haupttender“):
•Wöchentlich.
•Laufzeit: 2 Wochen.
•Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte („Basistender“):
•Monatlich.
•Laufzeit: 3 Monate.
•Sind kurz- und mittelfristige „liquiditätszuführende Maßnahmen“.
•Geschäftspartner: „Monetäre Finanzinstitute“ (MFI).
SS 2002
9
•Refinanzierungsgeschäfte sind befristete Kredittransaktionen.
•Liquiditätszuführende Maßnahme:
•Erhöhung von Bilanzposition A.2
•Erhöhung von Bilanzposition P.2
•EZB steuert über das Kreditvolumen die Geldmenge.
•Expansive Offenmarktpolitik: Kreditvolumen wird erhöht.
•Kontraktive Offenmarktpolitik: Kreditvolumen wird reduziert.
SS 2002
10
Verfahren:
•„Tender“ = Ausschreibungen.
•„Standardtender“
•für Hauptrefinanzierungsgeschäfte und längerfristige
Refinanzierungsgeschäfte.
•Als „Mengentender“ oder
•als „Zinstender“ möglich.
Mengentender:
•EZB legt Zinssatz fest.
•MFI geben an, welche Beträge sie in Anspruch nehmen wollen
(Gebotsvolumen).
•EZB kann tatsächliches Transaktionsvolumen unter dem
Gebotsvolumen festsetzen („Repartierung“).
SS 2002
11
Beispiel: Liquiditätszuführender Mengentender.
Von drei MFI (A, B, und C) langen folgende Gebote (in Mio. €) ein:
MFI
Gebot
Zuteilung
A
30
22,5
B
40
30,0
C
70
52,5
Summe
140
105,0
Die EZB beschließt eine Geschäftsvolumen von 105 Mio. €.
Der Repartierungssatz beträgt 75% (=105/140).
SS 2002
12
Zinstender:
•MFI geben bekannt:
•Beabsichtiges Transaktionsvolumen und den Zinssatz.
•Bis zu zehn Gebote je nach Zinssatz.
•Zuteilung nach
•Marginalzinssatz („holländisches Verfahren“).
•Nach individuellen Bietungssätzen („amerikanisches Verfahren“).
•Zentralbank entscheidet über Transaktionsvolumen (ggf. Repartierung
beim Marginalzinssatz).
•Seit Juni 2000 führt die EZB Hauptrefinanzierungsgeschäfte
•als Zinstender nach amerikanischem Verfahren durch.
•Außerdem wird ein Mindestzinssatz vorgegeben.
SS 2002
13
Beispiel: Liquiditätszuführender Zinstender.
In Mio. €
MFI-Gebote
Zinssatz (%)
A
B
C
Insgesamt
Kumuliert
3,15
-
-
-
0
0
3,10
-
5
5
10
10
3,09
-
5
5
10
20
3,08
-
5
5
10
30
3,07
5
5
10
20
50
3,06
5
10
15
30
80
3,05
10
10
15
35
115
3,04
5
5
5
15
130
3,03
5
-
10
15
145
Insg.
30
45
70
145
Zuteilung
14
34
46
94
EZB beschließt ein Geschäftsvolumen von 94 Mio. €.
 Marginaler Zinssatz: 3,05%
 Repartierung beim Marginalzinssatz.
SS 2002
14
„Leitzinsen“: Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte: Main refinancing
operations minimum bid rate (dzt. 3,75%)
Main refinancing operations interest rates
5.00%
4.75%
4.25%
4.00%
Minimum bid rate
Marginal rate
3.75%
10.10.01
03.10.01
26.09.01
19.09.01
12.09.01
05.09.01
29.08.01
22.08.01
15.08.01
08.08.01
01.08.01
25.07.01
18.07.01
11.07.01
04.07.01
27.06.01
20.06.01
13.06.01
06.06.01
30.05.01
23.05.01
16.05.01
09.05.01
02.05.01
25.04.01
18.04.01
11.04.01
3.50%
04.04.01
percent
4.50%
week
SS 2002
15
Der Transmissionsmechanismus:
•Leitzinsen sind nicht unmittelbar relevant für die Güternachfrage!
•„Transmission“ zwischen Leitzinsen und nachfragerelevanten Zinsen.
•Leitzinsen haben Einfluß auf kurzfristige Zinssätze auf dem
Interbankengeldmarkt (EONIA, EURIBOR).
•Kurz- und langfristige Zinsen sind positiv korreliert.
Leitzinsen

InterbankengeldmarktZinsen
SS 2002

Anleiherenditen,
Kreditzinsen, ...
16
Kurz- und langfristige Zinssätze
6.0
4.0
3.0
EONIA (Taggeld)
EURIOBOR (1 Monat)
2.0
EURIBOR (3 Monate)
EURIBOR (6 Monate)
EURIBOR (12 Monate)
1.0
Leitzinssatz Hauptrefinanzierungsgeschäfte
Sekundärmarktrendite Österreich (alle Emittenten)
Sep.01
Aug.01
Jul.01
Jun.01
Mai.01
Apr.01
Mär.01
Feb.01
Jän.01
Dez.00
Nov.00
Okt.00
Sep.00
Aug.00
Jul.00
Jun.00
Mai.00
Apr.00
Mär.00
Feb.00
Jän.00
Dez.99
Nov.99
Okt.99
Sep.99
Aug.99
Jul.99
Jun.99
Mai.99
Apr.99
Mär.99
Feb.99
0.0
Jän.99
Zinssätze in Prozent
5.0
Monat
SS 2002
17
4.5 Geldmengenaggregate im Eurosystem
M1
= Bargeldumlauf + täglich fällige Einlagen.
M2
= M1 + Einlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren + Einlagen
mit einer Kündigungsfrist bis zu drei Monaten.
M3
= M2 + „Repogeschäfte“ + Bankschuldverschreibungen mit
einer Laufzeit bis zu zwei Jahren.
Geldmengenaggregat (in Mrd. €)
Bestand per
M1
M2
M3
31. Aug. 2000
1.981,0
4.164,6
4.885,6
31. Aug. 2001
2.063,2
4.447,1
5.327,6
SS 2002
18
Herunterladen