Europa-Union Main-Tauber / Hohenlohe besuchte Europäische Zentralbank Peter D. Wagner Main-Tauber-Kreis / Frankfurt. Das Thema Finanz- und Eurokrise, bei der auch immer wieder die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt für Gesprächsstoff sorgt, war für den Kreisverband MainTauber / Hohenlohe der überparteilichen und unabhängigen Europa-Union Anlass für einen Besuch bei der Zentralbank im "Eurotower", einem von derzeit drei EZB-Gebäuden in Frankfurt. Seit Februar 2010 entstehe im Frankfurter Osten der Neubau eines 185 Meter hohen Bürodoppelturms, der nach geplanter Fertigstellung Ende 2013 sowie nach Bezug 2014 neuer Sitz der Zentralbank werde, erklärte Niels Bünemann, Principal Press Officer bei der EZB, zur Begrüßung. Anschließend erläuterte er ausführlich unter anderem Organisation und Geschichte, rechtliche Grundlagen sowie Aufgaben der EZB und des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB), die gemeinsam das Eurosystem bilden, zudem auch Strategien zur Geldpolitik in der Europäischen Union. "Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten", nannte der Referent eine der wesentlichen Hauptaufgaben, die im Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft festgelegt sind. In diesem Rahmen habe die EZB unter anderem als Aufgaben, die Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets festzulegen und auszuführen, Devisengeschäfte durchzuführen, die offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten zu halten und zu verwalten sowie das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern. Zudem habe die EZB das ausschließliche Recht, die Ausgabe von Banknoten innerhalb des Euroraums zu genehmigen. Keine Aufgabe der EZB, sondern ihr vielmehr sogar verboten sei die monetäre Finanzierung von Staatsausgaben, stellte der Referent vor allem in Hinblick auf die Griechenland-Krise klar. Besonders wichtig sei, dass aufgrund ihrer Unabhängigkeit weder die EZB noch eine nationale Zentralbank oder eins derer Organe bei der Wahrnehmung der ihr übertragenen Aufgaben, Befugnisse und Pflichten Weisungen der Union, Regierungen oder Mitgliedstaaten weder einholen noch entgegennehmen dürfe. Wohl aber könne die EZB unter anderem als Mitglied der Troika eine Regierung mit technischen Hilfestellungen unterstützen, nachhaltiger zu wirtschaften. Das Eurosystem trage dazu bei, die von den zuständigen Behörden auf dem Gebiet der Aufsicht über die Kreditinstitute und der Stabilität des Finanzsystems ergriffenen Maßnahmen reibungslos durchzuführen, erklärte Bünemann weiter. Das ESZB unterstütze, soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich sei, die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur Verwirklichung der vertraglich festgelegten Ziele der EU beizutragen. Hierzu zähle unter anderem das Halten und Verwalten der Währungsreserven sowie ein maßgeblicher Einfluss auf die Bedingungen am Geldmarkt und auf die Geldmarktsätze durch Steuerung der Ausgabe von Banknoten. Betrachte man die gesamte Inflationsrate seit 1999, dem Jahr der Euro-Einführung, bis heute, könne man feststellen, dass sie in diesem Zeitraum im Durchschnitt jährlich zwei Prozent betragen habe, während sie zu Zeiten der D-Mark zum Beispiel in den 70er-Jahren bei fast neun Prozent gelegen habe, verdeutlichte der EZB-Sprecher. Im Anschluss an die EZB stand für den Kreisverband der Europa-Union ebenfalls in Frankfurt ein Besuch der Deutschen Bundesbank sowie des dortigen Geldmuseums auf dem Programm. Ziel der Exkursion, die in Kooperation mit dem Europa-Unions-Kreisverband Heilbronn organisiert wurde, sei es nach Angaben von Dr. Ulrich Derpa, Vorsitzender des Kreisverbands Main-Tauber / Hohenlohe, gewesen, den Mitgliedern und weiteren Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich gemeinsam vor Ort über Hintergründe und Zusammenhänge der EZB zu informieren. Viele Bürger würden sich vor allem hinsichtlich der Finanzstabilität, möglicher Inflationsgefahren und den Garantien, die Deutschland bei der Finanz- und Eurokrise trage, große Sorgen machen. "Gerade wegen der Schlüsselrolle der EZB bei der Geldstabilität war es eine gute Gelegenheit, einen Einblick zu bekommen, wie europäische Geldpolitik funktioniert. Dieser Besuch hat mein Vertrauen gestärkt, dass die EZB dem Ziel der Geldstabilität verpflichtet ist", zog Derpa ein zufriedenes Fazit. Fotos: Das Thema Finanz- und Eurokrise war für den Kreisverband Main-Tauber / Hohenlohe der überparteilichen und unabhängigen Europa-Union Anlass für einen Besuch der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. (Fotos: Peter D. Wagner) Die Besuchergruppe aus dem Kreisverband Main-Tauber/Hohenlohe vor dem Eurotower in Frankfurt/Main. Das 15 m hohe Eurosymbol wurde vom Wertheimer Künstler Prof. Ottmar Hörl anlässlich der Einführung der einheitlichen Euro-Währung 2001 geschaffen. . Das Eurozeichen wird umflort von Sternen als Symbolbilder für die beteiligten Staaten.