Modul GEO 131, Physische Geographie A, WS 10/11 Atmosphäre Priv.-Doz. Dr. Martin Gude Was bedeutet Klima? • Charakterisierung atmosphärischer Zustände • Bezug auf einen Ort oder eine Region • Generalisierung der Wetterzustände • Kennzeichnung durch mittlere und extreme Werte 1 Struktur des Modulteils Klimageographie Gliederung der Vorlesung • • • • • Atmosphäre und Energiehaushalt Globale Zirkulation der Atmosphäre Atmosphärische Feuchtigkeit und Niederschlag Klimazonen und regionale Klimasysteme Klimaänderungen und Klimamodelle Vor- und Nachbereitung (Strahler & Strahler 2005) Kapitel 3 Kapitel 5 Kapitel 8 Übungsaufgaben 20 S. 24 S. 20 S. 2 Klima im täglichen Leben 3 Klima im täglichen Leben Wetterextreme aus: BBC 2004 4 Klima und Wettervorhersage Satellitenaufnahme Aktuelles Satellitenbild 5 Klima und Wettervorhersage Wetterkarte Aktuelles Satellitenbild 6 Definition Klima Das terrestrische Klima ist die für einen Standort, eine definierbare Region oder ggf. auch globale statistische Beschreibung der relevanten Klimaelemente, die für eine nicht zu kleine zeitliche Größenordnung die Gegebenheiten und Variationen der Erdatmosphäre hinreichend ausführlich charakterisiert. Ursächlich ist es eine Folge der physiko-chemischen Prozesse und Wechselwirkungen im Klimasystem sowie der externen Einflüsse auf dieses System. Schönwiese (1994) aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 7 Meteorologisch-klimatologische Informationsquellen Neoklimatologie (Zeitreihen ab 1659 n. Chr., globale Daten seit ca. 1850/60) • direkte Punktmessungen der Klimaelemente • großräumige Messung von Klimaelementen mit Fernerkundung • Klimamodelle und Prognosen Paläoklimatologie (maximale Reichweite 3,8 Milliarden Jahre) • Geoarchive (Gletscher, Sedimente, Moore, Fossilien, etc.) • Witterungstagebücher verschiedener Gelehrter: z. B. C. Ptolemäus (151-127 v.Chr.) in Alexandria, W. Merle (1337-1344) in England oder J. Kepler (1617-1626) in Linz • Annalen bzw. Chroniken der öffentlichen Verwaltung • Inschriften und Markierungen • Mythen und Legenden • Höhlenmalereien in den heutigen Wüstengebieten Nordafrikas (ca. 5 Jahrtausende zurück reichend) • Erntechroniken 8 Die meteorologischen Elemente Physikalische Größen, mit deren Hilfe der Zustand der Atmosphäre in einem definierten Raum zu einem Zeitpunkt oder in einem Zeitabschnitt charakterisiert werden kann: Lufttemperatur: kinetische Energie der Moleküle, fühlbare Wärme Luftfeuchtigkeit: Wassergehalt der Luft, als Masse oder relative Sättigung Niederschlag: Menge des den Boden erreichenden Wassers in einer Zeiteinheit Bewölkung: atmosphärische Wasseransammlungen in Tropfen- oder Eisform Wind: Geschwindigkeit und Richtung der Luftbewegung Strahlung: Energiefluss durch elektromagnetische Wellen Luftdruck: statischer Druck der Atmosphäre auf eine Bezugsfläche 9 Zeitliche Dimensionen in Klimatologie und Meteorologie aus: Schönwiese 1995 • Wetter das dynamische Geschehen in der Atmosphäre bezogen auf Tage bzw. 1-2 Wochen • Witterung Phase aus der Aufeinanderfolge bestimmter Wettererscheinungen (mittlerer Charakter des Wetterablaufs), z. B. Goldener Oktober • Klima gesamter jährlich mehr oder weniger gleichbleibender Verlauf der Witterung an einem Ort, in einem Land etc.; zu Vergleichszwecken durch Mittelwerte und charakteristische Extreme beschrieben 10 Klimatische Extremwerte aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 11 Ausgewählte Literatur BLÜTHGEN, J. & W. WEISCHET (1980): Allgemeine Klimageographie. – Lehrbücher der Allgemeinen Geographie. Bd. 2, Berlin, New York FLOHN, H. (1960): Zur Didaktik der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre. – In: Geographische Rundschau 12, S. 129-142 u. 189-195. HÄCKEL, H. (2008): Meteorologie. – Stuttgart. LAUER, W. & BENDIX, J. (2006): Klimatologie. – Das Geographische Seminar, Braunschweig OKE, T. (1999): Boundary layer climates. – London SCHÖNWIESE, C.-D. (2008): Klimatologie. – UTB für Wissenschaft, Stuttgart WEISCHET, W. & Endlicher, W. (2008): Einführung in die Allgemeine Klimatologie. – Physikalische und meteorologische Grundlagen. Stuttgart IPCC (2007): Climate Change 2007: The Physical Science Basis IPCC (2007): Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability 12 Klimatologie Zusammenfassung Definition Klima • Charakteristierung atmosphärischer Zustände • Bezug auf einen Ort oder eine Region • Generalisierung der Wetterzustände • Kennzeichnung durch mittlere und extreme Werte Klimatologie: Grenzwissenschaft zwischen Geographie und Meteorologie Klimafaktoren Klimaelemente (messen/beobachten) • Temperatur • Niederschlag • Luftdruck • Feuchte • Strahlung • Verdunstung • Wind • Wolken • ... • • • • • • • geogr. Breite Meereshöhe Relief Vegetation Kryosphäre Ozeane Land/WasserVerhältnis • Böden/Gestein • Mensch 13 Astronomische Grundlagen Erdbahn und Erdumdrehung Äquinoktien Frühling 21. März Sommer 21. Juni Winter 21. Dezember 1b Solstiallinie 23,5° Herbst 23. September 14 Elektromagnetische Wellen 15 Strahlungsgesetze PLANCKsches Gesetz Energieanteile in Abhängigkeit von der Spektralverteilung STEFAN-BOLTZMANN-Gesetz Strahlungsstrom in Abhängigkeit von der Temperatur I = ε • σ • T4 I: Energieflussdichte ε: Emissionsverm. (schw. Körper = 1) σ: Konst. mit 5.6697 10-8 W m-2 K-4 T: abs. Temperatur WIENsches Verschiebungsgesetz Wellenlänge der intensivsten Abstrahlung λmax = • T-1 : Naturkonstante mit 2898 m K T: absolute Temperatur des Körpers 16 Strahlung Strahlungsgenuss in den Breitenzonen unter Vernachlässigung der Atmosphäre 17 Strahlung Beleuchtungsklimazonen (Solares Klima) unter Vernachlässigung der Atmosphäre Polarzone (> 66.5°) Solare Mittelbreiten Hohe Mittelbreiten (45 – 66.5°) Subtropen (23.5 - 45°) Tropenzone (zwischen Wendekreisen, < 23.5°) Solare Mittelbreiten Subtropen (23.5 - 45°) Hohe Mittelbreiten (45 – 66.5°) Polarzone (> 66.5°) 18 Strahlung Einfluss der Atmosphäre 19 Atmosphäre Vertikalgliederung aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 20 Atmosphäre Vertikaler Aufbau der Troposphäre 10 km aus: Schönwiese 1994 21 Strahlung Einfluss der Atmosphäre Was passiert in der Atmosphäre? Reflexion • • • Transmission Absorption (Extinktion) Streuung "Solarkonstante" Obergrenze Atmosphäre Streuung Absorption Edoberfläche 22 Strahlung Albedo Oberfläche Albedo (%) Oberfläche Grasfläche 16 - 20 Bewölkung Prärie 14 - 16 Cumulonimbus ca. 90 Nimbostratus 64 - 70 Cirrostratus 44 - 59 Stratocumulus 35 - 80 Ackerboden (dunkel) Wald (trop. Regenwald) Nadelwald 7 - 10 10 - 20 5 - 12 Albedo (%) Sand und Wüste 18 - 28 Stratus (300-600 m dick) 50 - 73 Gestein (Felsen) 10 - 40 Cirrus 15 - 20 Sümpfe 8 - 12 Siedlung 14 - 18 Schnee (frisch) 70 - 95 Schnee (alt) 45 - 70 Wasser (Sonne hoch) Wasser (Sonne tief) Erdoberfläche (Mittel) 15 System Erde-Atmosphäre 31 5 - 10 50 - 80 (aus: Lexikon der Geowissenschaften 2001, Schönwiese 1994) 23 Atmosphäre Zusammensetzung der reinen Luft (Prozentwerte = Volumenprozent) 100% Stickstoff (N2 ) 78.084% 0.970% Argon (Ar) 0.934% Sauerstoff (O2 ) 20.946% Kohlendioxid (CO2) 0.033% Rest 0.970% 0.003% Neon (Ne) 0.00182 % Helium (He) 0.00053 % Methan (CH4) 0.0002% Krypton (Kr) 0.00012% Xenon (Xe) 0.00009% Wasserstoff (H2) 0.00005% Distickstoffoxid (N2O) 0.00005% _____________ 0.00268% Rest 0.003% 24 Strahlung Absorption durch atmosphärische Bestandteile aus: Häckel 1999 25 Einfluss der Atmosphäre Globalstrahlung Strahlungsangebot an der Erdoberfläche (nur kurzwellige Strahlung) G = (IS + IH) - R IH = diffuse Strahlung (diffuses Himmelslicht) IS = direkte Strahlung IS + IH = Globalstrahlung R = Reflektierte Strahlung (Albedo) Albedo: Verhältnis von reflektierter zu einfallender (Global-)Strahlung (Angabe meist in %) 26 aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 Strahlung Strahlungshaushalt 27 Strahlung Globale Oberflächentemperatur 28 Strahlungsbilanz und geographische Breite mittlere jährliche Strahlungsbilanz des Systems Erde/Atmosphäre in Abhängigkeit von der geographischen Breite. 29 Energiehaushalt Globale Energietransporte Energiespeicherung und Energietransporte erfolgen durch: 1. 2. 3. Strahlung (Strahlungsenergie) Wärmeleitung (fühlbare Wärme) Energieträger (latente Energie, Wasser, Luft) 30 Energiehaushalt Typen der Energietransporte Troposphäre Strahlung H2O, CO², Aerosole, etc. fühlbare Wärme H2O, CO², Aerosole, etc. latente Wärme H2O. Erdoberfläche 31 Latente Energie Phasenübergänge aus: Baumgartner und Liebscher 1996 32 Latente Energie Absolute Wasserdampfmenge der Luft aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 33 Latente Energie Globale Wassertransfers aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 34 Fühlbare Wärme Wärmekapazität und Wärmeleitfähigkeit spezifische Wärmekapazität spez. Wärmekapazität bezogen auf Volumen Wärmeleitfähigkeit kJ / (kg · K) J / (cm3 · K) J / (s · m · K) Fels (Granit) 0.84 16.41 4.61 Wasser 4.19 14.24 0.42 Luft 1.00 10.05 0.02 Holz 1.34 10.05 0.17 Sand (trocken) 0.84 9.21 0.17 Sand (nass) 1.26 7.95 1.67 Moorboden (trocken) 1.84 6.28 0.06 Moorboden (nass) 3.35 5.86 0.84 Neuschnee 2.14 2.93 0.08 Altschnee 2.14 2.81 0.29 Eis 2.14 1.88 2.09 (aus: Weischet 1977) 35 Latente und fühlbare Energie Adiabatische Gradienten trockenadiabatisch 0,6 °C•100 m-1 Atmosphäre 1,0 °C•100 m-1 feuchtadiabatisch Erdoberfläche 36 Energiehaushalt Global 37 Strahlungsbilanz Gleichung für die Erdoberfläche Latenter Wärmestrom Fühlbarer Wärmestrom effektive Ausstrahlung (LW) LW Ausstrahlung Bodenwärmestrom LW Gegenstrahlung WB = [((IS + IH) - R) - (A - G)] + L + F + B Albedo Globalstrahlung (KW) Gesamtstrahlung 38 Temperatur Messgeräte Flüssigkeitsthermometer (Quecksilber (-39°C), Alkohol...) Min/Max-Thermometer Bimetallthermometer Widerstandsthermometer Englische Wetterhütte (2 m über Grund) Thermograph 39 Temperatur Globales Beobachtungssystem 40 Temperatur Skalen und Maßeinheiten Absolute Temperatur [K = Kelvin] abs. Nullpunkt: Molekülbewegung = 0 Celsius [°C] 0 °C = Gefrierpunkt des Wassers 100 °C = Siedepunkt des Wassers Fahrenheit [°F] 0 °F = tiefste Temp. in Königsberg 100 °F = Körpertemperatur Réaumur [°R] 0 °R = Gefrierpunkt des Wassers 80 °R = Siedepunkt des Wassers 41 Temperatur Jahresschwankung 10 5 °C 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 -35 25 °C 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 Nord Dublin Bonn Warschau Nowosibirsk 30 25 35 °C 30 25 20 20 15 10 5 0 Tunis 15 10 5 °C Libreville Rangun 0 42 Globales Klima Klimaerwärmung (IPCC 2007) Mittlere jährliche Temperaturen (schwarze Punkte) mit Trends für verschiedene Perioden 43 aus: Lexikon der Geowissenschaften 2002 Strahlung Strahlungshaushalt 44