Umwelt und Technik: Anwendung von Radionukliden Keimfrei durch radioaktive Strahlung Ein Anwendungsgebiet radioaktiver Strahlung ist die Sterilisation von medizinischen Instrumenten. Spritzen, Skalpelle und Zahnbohrer wurden früher in siedendem Wasser oder heißem Dampf sterilisiert. Um der Infektionsgefahr durch Keime (Bakterien, Viren usw.) vorzubeugen, verwendet man heute Einweginstrumente. Nach der Herstellung werden sie luftdicht verpackt und können dann erst sterilisiert werden, da Instrument und Verpackung keimfrei gemacht werden müssen. Die Sterilisation durch Hitze ist nicht möglich, da die Verpackung durch die dabei notwendigen hohen Temperaturen zerstört würde. Man setzt daher die verpackten Instrumente während der Fließbandproduktion einer sehr hohen Strahlendosis ( 25 kGy) aus. Zur Kontrolle hat jede Verpackungseinheit einen Teststreifen, der sich bei ausreichender Energiedosis verfärbt. Auch den Klärschlamm aus Kläranlagen setzt man z. T. ionisierender Strahlung aus, um ihn anschließend als Dünger zu verwerten. In einigen Ländern spielt die Bestrahlung von Lebensmitteln mit -Strahlung bei der Konservierung eine wichtige Rolle. Ganze Paletten mit Lebensmitteln können gleichzeitig bestrahlt werden. In Deutschland ist das Verfahren und auch der Import bestrahlter Lebensmittel (bis auf die Anwendung bei Gewürzen) verboten. Siehe auch die Datei "Text: Haltbarmachung von Lebensmitteln mit ionisierender Strahlung" Technik Die Abschwächung radioaktiver Strahlung in unterschiedlich dicker Materie wird auf unter schiedliche Weise genutzt. Häufig könnte dem prinzipiellen Verfahren nach auch Röntgenstrahlung eingesetzt werden. Dem steht allerdings oft die Größe und Schwere der Röntgenapparatur entgegen. In Walzwerken kann berührungslos die Dicke von Blechen kontrolliert und mit einem Sollwert verglichen werden. Eine Regeleinheit greift dann ggf. korrigierend in den automatisierten Produktionsprozess ein. Radionuklide werden zur zerstörungsfreien Werkstoffprüfung eingesetzt. Dabei können z. B. Schweißnähte auf Fehlerfreiheit überprüft werden. Auch kann man Werkstücke auf Hohlräume untersuchen. Das Verfahren wird überall dort angewendet, wo hohe Sicherheitsrisiken bestehen: Kernreaktorbau, Ölpipelines. Während früher zeitaufwändige fotografische Verfahren zum Einsatz kamen, kann heute mit computergestützten Bildwandlersystemen das Ergebnis sofort erhalten werden. Bei undurchsichtigen Tanks kann mit Hilfe von -Strahlung und Zählrohr der Füllstand gemessen werden. Auch hier macht man sich die Absorption der Strahlung durch das Füllgut zunutze. Eigenschaften von bestimmten Kunststoffen können verändert werden, indem man sie einige Zeit einer -Strahlung aussetzt. Die Strahlung bewirkt nämlich, dass sich die Molekülketten vernetzen. Bei Kunststoffrohren für die Heißwasserversorgung und bei der Ummantelung von Elektrokabeln erreicht man so, dass sie beständiger gegen Hitze und Chemikalien sind. Bei Weltraummissionen werden Radionuklide in sog. Radionuklidbatterien zur Erzeugung elektrischer Energie eingesetzt: Die beim Zerfall frei werdende Energie wird durch Absorption in Wärmeenergie ungewandelt. Die weitere Umwandlung in elektrische Energie erfolgt dann unter Ausnutzung des thermoelektrischen Effekts z. B. in Peltier-Elementen. Auch in Ionisations-Rauchmeldern werden radioaktive Strahler verwendet. In einer Messkammer werden durch ein Americium-241-Präparat Ionen erzeugt. Diese werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt, so dass ein messbarer Ionenstrom fließt. Gelangen nun Rauchpartikel ihn die Kammer, so lagern sich die Ionen an ihnen an. Wegen der größeren Masse bewegen sich die Ionen im elektrischen Feld nun langsamer. Die sich ergebende Abschwächung des Ionenstroms wird registriert und löst den Alarm aus. Die Energiedosisleistung des Am-241-Präparates liegt erheblich unter der Freigrenze für Schutzmaßnahmen.