Entwicklungstendenzen in Deutschland • bis 19 Jhd. • 2. Hälfte 19. Jhd. • Ab 1871 Geographie als Länderbeschreibung Produktenkunde Welthandelsgeographie Wirtschaftskunde (statistisch) Trennung in • Physiogeographie Ferdinand v. Richthofen Geologe- 1883 • Antrophogeographie F. Ratzel Apotheker 1882 Naturdeterminismus Entwicklungstendenzen in Deutschland Zwischen den Weltkriegen Naturdeterminismus als betriebswirtsch. Kosten Th. Kraus, O. Schlüter Morphologie der Kulturlandschaft R.Lütgens, A. Rühl Modell- theoretische Fragestellungen Thünen, Christaller Entwicklungstendenzen in Deutschland 60-er Jahre „quantitative Revolution“ • zunehmender Einsatz quantitativer Methoden in der empirischen Forschung • erstes wissenschaftstheoretisches Konzept der Wirtschafts- und Sozialgeogr. • Ziel: Allgemeingültige Erklärung der räumlichen Struktur und Organisation der Wirtschaft/ Gesellschaft und deren Entwicklungsprozesse Wechsel der wissenschaftstheoretischen Grundpositionen von: der Ontologie und der Hermeneutik zum kritischen Rationalismus Grundansätze der Wirtschaftsgeographie Funktionaler Ansatz Raumwirtschaftlicher Ansatz Grundansätze Wohlfahrtsansatz Verhaltens-/ entscheidungstheoretischer A. Funktionaler Ansatz • kennzeichnet die Leistung eines Teiles für andere Teile/Regionen • Wechselwirkung zwischen Objekten und Räumen im Sinne von Regelkreisen • Anwendung: Zuarbeit zur regionalen Planung • in den 70er und 80er Jahren umfassende Planungstätigkeit gesellschaftliche Anerkennung der WIGEO • Übernehmen von sozialwissenschaftlichen Verfahren der Datengewinnung und -aufbereitung dies eröffnete der „quantitativen Revolution“ den Zugang Wohlfahrtsansatz •Ausganspunkt sind die sozialen und regionalen Benachteiligungen (Disparitäten) in einer räumlich arbeitsteiligen Gesellschaft • die neue Norm Gerechtigkeit für alle basiert auf einem parteiischen Urteil des Wissenschaftlers zugunsten der Unterprivilegierten • Identifizierung von unterprivilegierten Gruppen oder Räumen diese variieren zeitlich und räumlich und müssen deshalb immer wieder neu definiert werden Zielkonflikt • soziale und regionale Defizite werden konstatiert (deskriptiv), es kommt aber nicht zu einem instrumentalen Beitrag im Sinne einer ausgleichenden Raumordnungspolitik Verhaltens-/ entscheidungstheoretischer A. •begründet die räumliche Differenzierung der Wirtschaft mit den subjektiv handelnden Menschen •betrachtet wir das Handeln einzelner daraus wird generalisiert auf das Verhalten aggregierter Gruppen geschlossen •im Gegensatz zum homo oeconomicus trifft jederzeit eine rationale Entscheidung zur Gewinnmaximierung satisfizer der Hauptakteur die subjektive Entscheidung des Menschen steht im Vordergrund Raumwirtschaftlicher Ansatz Es werden Erklärungsfaktoren gesucht, die nicht im unterschiedlich motiviertem Handeln der Menschen liegen. Diese sind: •die Ausstattung einer Region mit natürlichen und vom Menschen geschaffenen Ressourcen •die Kosten der Raumüberwindung •die Ersparnisse die sich aus der Konzentration von ökonom. Aktivitäten an einem Ort ergeben (Infrastruktur, Wissen, Kapital) „gemeint ist die Frage nach der optimalen Anordnung auf der Erdoberfläche von Objekten mit bekannten Funktionen, bei der die Austauschvorgänge durch minimalen Energieverlust oder maximale Wirtschaftlichkeit ausgezeichnet sind“ Quelle: Bahrenberg 1972, S. 14. In E. Schamp, 1983 :„Grundansätze der zeitgenössischen Wirtschaftsgeographie“, GR 35, H.2, S.75 Wirtschaftsgeographie nach dem raumwirtschaftlichen Ansatz Wissenschaft von der räumlichen Ordnung und der räumlichen Organisation der Wirtschaft Quelle: Schätzl L., 1993: Wirtschaftsgeographie Theorie Bd.1, Paderborn, S. 17 ff. Wirtschaftsgeographie nach dem raumwirtschaftlichen Ansatz Sie hat die Aufgabe, räumliche Strukturen und ihre Veränderungen auf Grund interner Entwicklungsdeterminanten und räumlicher Interaktion zu erklären (Theorie), zu beschreiben (Empirie) und zu bewerten (Politik). Quelle: Schätzl L., 1993: Wirtschaftsgeographie Theorie Bd.1, Paderborn Wirtschaftsgeographie nach dem raumwirtschaftlichen Ansatz Die Objekte der WiGeo sind ökonomische Raumsysteme unterschiedlicher Maßstabsgröße. Das ökonomische Raumsystem besteht aus drei Grundelementen mit wechselseitigen Abhängigkeiten: •Struktur = Verteilung ökonom. Aktivitäten innerhalb eines Raumes auf Regionen bzw. Standorte •Interaktion = Bewegung von mobilen Produktionsafktoren (Arbeit, Kapital, techn. Wissen), Gütern und Dienstleistungen zwischen den Regionen/Standorten •Prozeß = Dynamik von Standort-/Regionalstruktur als Folge standort- bzw. regionsinterner Wachstumsdeterminanten, sowie der Wirkung räumlicher Interaktion (externe Wachstumsdeterm.) Quelle: Schätzl L., 1993: Wirtschaftsgeographie Theorie Bd.1, Paderborn • die Ontologie, Philosophie: Lehre vom Wesen und von den Eigenschaften des Seienden, von den Seinsweisen und Seinsschichten, die zu zeigen hat, was allem Seienden als solchem gemeinsam ist; im Kritizismus Kants als Erkenntnismöglichkeit abgelehnt, erneuert durch M. Heidegger, N. Hartmann. • die Hermeneutik: ursprünglich die Lehre von der Textinterptretation, Weiterentwicklung zur philosophischen Disziplin: im Mittelpunkt steht das Verstehen bzw. das verstehende Denken. Der äußeren durch Wahrnehmung vermittelten Erfahrung der Naturwissenschaften wird die innere Erfahrung (von Sinnzusammenhängen) der Geistes-bzw. Kulturwissenschaften gegenübergestellt Kritischer Rationalismus: von Karl Popper entwickeltes philosophischerkenntnistheoretisches Programm mit drei wesentlichen verknüpften Merkmalen: • konsequenter Fallibilismus, d.h. die Einsicht in die prinzipielle Fehlbarkeit menschlicher Erkenntnis und des Problemlösungsverhaltens - Absage an Versuche über jeden Zweifel erhabene Ausgangspunkte und Basisinstanzen zu konstruieren. • methodischer Rationalismus, d.h. bisherige Problemlösungen werden einer kritischen Prüfung unterzogen bzw. Alternativen werden diskutiert • kritischer Realismus, d.h. im Gegensatz zum naiven R. der die Wirklichkeit so wahrnimmt wie sie ist, verfolgt der kritische R. das Ziel einer Erfassung der unabhängigen Wirklichkeit ( Sinneswahrnehmung und Meßinstrumente können ein unzutreffendes Bild der Wirklichkeit darstellen) durch allmähliches „Herantasten“ an die vom erkennenden Subjekt unabhängigen Wirklichkeit