8b. Bioelektrizitat2

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Elektrische und magnetische
Phänomene in Lebensvorgängen
II. Elektrodynamik
Péter Maróti
Professor für Biophysik, Universität von Szeged, Ungarn.
Lehrbücher:
Biophysik für Mediziner (Herausgeber S. Damjanovich, J. Fidy und J. Szöllősi) Medicina, Budapest, 2008.
Fercher A.F. Medizinische Physik, Springer, Wien, New York 1992.
Haas U. Physik für Pharmazeuten und Mediziner; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. Suttgart 2002.
Jerrentrup A. Physik für Mediziner, Original-Prüfungsfragen mit Kommentar, Schwarze Reihe, 19. Auflage, Thieme Verlag Stuttgart 2009.
Maróti P., Laczkó G.: Bevezetés a biofizikába, JATEPress, Szeged 1998 (Ungarisch)
P. Maróti, L. Berkes, F. Tölgyesi: Biophysics Problems. A Textbook with Answers. Akadémiai Kiadó, Budapest 1998 (Englisch).
Zeitliche Änderungen der elektrischen und
magnetischen Erscheinungen ausgelöst durch
Bewegung elektrischer Ladungen (Ströme)
0
Elektromagnetische Wellen
Versorgungsnetz
Gleichstrom
Wechselstrom
50
Hz
Mikrowellen
kHz
MHz
log (Frequenz, ν)
GHz
Der elektrische Strom, Grundgesetze
Der elektrischer Strom I ist die elektrische Ladungsmenge dQ, die, bezogen auf ein Zeitintervall
dt, durch einen Leiter flieβt:
dQ
I
oder Q  I  dt
dt

Das Ohmsches Gesetz: die Potentialdifferenz U an den Enden eines Leiter ist proportional zu
dem durch den Leiter flieβenden elektrischen Strom I. Der Proportionalitätsfaktor R heiβt
elektrischer Widerstand oder Resistanz des Leiters:
U  RI
Der elektrische Widerstand R eines Leiters ist einerseits abhängig von dessen geometrischen
Abmessungen, nämlich der Länge l und der Querschnittsfläche A, anderseits vom Leitermaterial.
Die Materialabhängigkeit wird als Resistivität (früher: spezifischer Widerstand) ρ bezeichnet:
R
l
A
Die elektrische Leistung einer Spannungsquelle ist
W
U K2
2
P
 U0  I  R  I  U K  I 
t
R
U0 heißt eingeprägte Spannung, Urspannung oder elektromotorische Kraft (EMK), UK ist die
Klemmenspannung.
Die zwei Kirchhoffschen Regeln:
1. Die Knotenregel: An jedem Verzweigungspunkt ist die Summe der
zufließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme. Das
Gesetz kommt von dem Erhaltungsgesetz der elektrischen Ladungen.
Wenn wir dem zufließenden Strom ein positives Vorzeichen, dem
abfließenden Strom ein negatives Vorzeichen geben, dann die Summe
der Ströme sollte verschwinden an dem Verzweigspunkt.
2. Die Schleifenregel: In einer geschlossenen Stromschleife
ist die Summe allerleier Spannungsabfälle entlang der
Schleife ist Null, weil die Spannung ist ein Potential(Zustand)funktion.
n
I
i
0
i
0
i 1
n
U
i 1
Die geschlossene Schleife besteht aus n Knoten (Abschnitten). Vorzeichenregel: die EMK der
Spannungsquelle zeigt vom positiven zum negativen Pol und die Spannung an einem Widerstand
hat die selbe Richtung wie der durchfließende Strom.
n
Parallelschaltung von Widerständen: Es folgt aus der Knotenregel,
daß sich die reziproken Werte der einzelnen Widerstände zum
reziproken Wert des Gesamtwiderstands RG addieren:
Reihenschaltung von Widerständen: Es folgt aus der
Schleifenregel, daß der Gesamtwiderstand RG einer
Reihenschaltung gleich der Summe der Einzelwiderstände Ri ist:
1

RG

i 1
1
Ri
n
RG 
R
i
i 1
Knotenregel
Parallelschaltung von Widerständen
n

1

RG
Ii  0
i 1
n

i 1
Schleifenregel
Reihenschaltung von Widerständen
n
n
U
i 1
i
0
RG 
R
i
i 1
1
Ri
Resistivitäten biologischer Substanzen
Resistivität, ρ in Ω·m
Stoff
Kupfer
1,8·10-8 (guter Leiter)
Bernstein
> 1016 (Isolierstoff)
Urin
0,3
Intrazellulärflüssigkeit
0,6
Plasma
0,63
Extrazellulärflüssigkeit
1
Blut
1,50
Zellmembran
106 bis 109
Herzmuskel
2,5 (longitudinal)
5,6 (transversal)
Fettgewebe
25
Nerven grau
Nerven weiβ
2,8 Mittelwert aus longitudinalem
6,8 und transversalem Wert.
Knochen
166
Körpersubstanzen bei
37 oC und Frequenzen
zwischen 20 Hz und 100
kHz. „Longitudinal” und
„transversal” bezieht sich
auf die Faserrichtung.
Die Angaben sind keinesfalls
exakte Werte, sondern nur
Beispiele.
- Es gibt eine erhebliche intraund interindividuelle Streuung.
- Die Werte sind oft stark vom
Meβverfahren abhängig:
1) Polarisation der
Meβelektroden kann die
Meβwerte stark verfälschen.
2) Postmortalen Veränderungen
bei in-vitro Messungen; z.B.
erhebliche Resistivitätsänderungen treten bei
Leberzellen bereits nach einer
halben Stunde auf.
Elektrischer Strom in körperlichen Leitern
In Leitern, bei welchen die Querschnittsabmessungen (r) im Vergleich zur Leiterlänge
(l) klein sind (r << l), ist die Bewegungsbahn der Ladungen, also der verlauf der
Stromlinien, weigehendst klar: sie folgen die geometrischen Form.
In körperlichen Stromleitern, das sind Leiter mit Querabmessungen in der Gröβe der
Längsabmessungen, ist der verlauf der Stromlinien nicht vorneherein bekannt.
Mechanism der Stromleitung in metallischen und elektrolytischen Leitern. Die vom
elektrischen Feld erzeugte Driftbewegung der Ladungen wird durch Kollisionen immer
wieder unterbrochen. Die Ladungen werden hier vom elektrischen Feld immer wieder
von Null aus erneut genau in Richtung des Felds beschleunigt.
Die Stromlinien werden daher denselben Verlauf nehmen, wie die elektrischen
Feldlinien.
Unsere Aufgabe reduziert sich somit auf das Auffinden der elektrischen Feldlinien in
körperlichen Leitern. In körperlichen elektrolytischen Leitern folgt der Strom den
elektrischen Feldlinien.
Spannungsabhängigkeit von Widerständen
Unabhängig von der anliegenden Spannung:
Ohmischer Widerstand
R = 32 kΩ
Die Schraffur deutet die Streuung,
bedingt durch unterschiedlichen
Körperbau und Funktionszustand, an.
Menschlicher Körper
von Hand zu Hand
Körperwiderstand
Mittelwert
(durchgezogene
Kurven)
von linker Hand zu rechter
Hand in Abhängigkeit von der
anliegenden Spannung
unmittelbar nach Beginn der
Durchströmung (nach Freiberger,
1934).
Hautwiderstand
Streubereich (schaffiert)
Innerer
Körperwiderstand
Der Hautwiderstand stellt nur
innerhalb der ersten Sekunde
einen gewissen Schutz dar:
Bei 220 V, er sinkt innerhalb von
3 s auf 1/3 oder weniger seines
Anfangswerts.
Bei 500 V, RHaut<<RInnerer nach 3 s.
Bei 5 kV bricht der Hautwiderstand nach 10 ms
zusammen.
Haut- und innerer Körperwiderstand
Hautwiderstand: hängt von mehreren Parametern ab.
- Er zeigt große Variabilität inter- und intraindividuell. Verantwortlich sind
- die Stärke der Verhornung,
- der Feuchtigkeitsgrad,
- die Dichte der Schweißdrüsen und
- die Durchblutung.
- Größe der Berührungsspannung und
- Einwirkungsdauer (er nimmt mit zunehmender
Spannung als auch mit der Dauer
der Einwirkung ab).
Innerer Körperwiderstand: im Gegensatz
zum Hautwiderstand, er ist – zumindest bei
außen angelegten Elektroden – relativ stabil.
Die angegebenen Prozentwerte beziehen sich auf
einen Gesamtwert des Widerstands von der Hand zum
Fuß von 1400 Ω, gemessen an der Leiche eines
Erwachsenen (nach Freiberger, 1934)
Strom im homogenen Raum (ρ ist Konst.)
Metallelektroden
im Gewebe
Metallelektrode
Gewebe
Äquipotentialflächen
Stromlinien
Zwei gut leitende Elektroden in mäβig leitender
Umgebung. Das Stromlinienbild ist durch die
elektrischen Feldlinien gegeben (durchgezogene
Linien). Die Äquipotentialflächen sind gestrichelt. Die
Elektrodenoberflächen sind Äquipotentialflächen.
Bei überall konstanter Resistivität ρ,
haben das elektrische Feld und auch die
Äquipotentiallinien bzw. –flächen
dieselbe Forme wie im elektrostatischen
Fall (siehe z.B. das Feldlinienbild eines
elektrischen Dipols).
Spezieller Fall: zwei gut leitende
ausgedehnte Elektroden in vergleichsweise schlecht leitender Umgebung (z.B.
Metallelektroden im Gewebe). Hier kann
man die Potentialdifferenzen auf den
Elektroden gegenüber jenen der
Umgebung vernachlässigen. Dann sind
die Elektrodenoberflächen
Äquipotentialflächen, und das Problem ist
gleich dem elektrostatischen Fall.
Strom im inhomogenen Raum.
Verlauf der Stromlinien an den Grenzflächen der Bereiche unterschiedlicher
Resistivitäten.
U I R I
E 
  i
l
l
A
für bessere Begründung
E1||  E2|| Siehe
die 3. Maxwell-Gleichung!
(i1  1 )||  (i2   2 )||
i1  1  sin 1  i2   2  sin  2
I: Stromstärke, E: Feldstärke, ρ: Resistivität,
i = I/A: Stromdichte
I1  i1  A' cos 1  i2  A' cos 2  I 2
Bilden wir
Quotienten!
Ein vollständiger Umlauf
einer Ladung entlang der
Elektrische Feldstärken gestrichelten Bahn ändert
E1 und E2 an der Grenze nicht die potentielle
zweier Bereiche mit den Energie dieser Ladung,
Resistivitäten ρ1 und ρ2. falls E 1|| = E 2||.
Der zwischen zwei Stromlinien der
Grenzfläche A’ zuflieβende Strom I1 muβ
auch abflieβen I2.
Normale auf GF
Brechungsgesetz für Stromlinien
Die Tangensfuktionen der Winkel,
die die Feldlinien mit den Normalen
auf die Grenzflächen einschlieβen,
verhalten sich umgekehrt wie die
Resistivitäten.
Grenzfläche zwischen zwei
Bereichen mit den
Resistivitäten ρ1 und ρ2.
Das Brechungsgesetz für elektrische Stromlinien
in speziellen Fällen
Der einfachste Fall ist wenn die Differenz der Resistivitäten zwischen den Medien sehr
groβ ist: ρ2 >> ρ1. Das Brechungsgesetz ergibt für die Tangensfunktionen der Winkel
tan α2 << tan α1.
Die Stromlinien stehen vom guten Leiter her kommend, im schlechten Leiter praktisch
normal auf die Grenzfläche. Entspechend bildet die Oberfläche des guten Leiters etwa
eine Äquipotentialfläche.
Stromlinien und Äquipotentiallinien (gestrichelt) in
inhomogenen Körpern.
Ein homogener Leiter mit
mäβiger Resistivität ρ1
befindet sich zwischen zwei
gut leitenden ebenen
Elektroden.
Ein zusätzlicher, sehr viel
besserer Leiter mit
ρ2 << ρ1 konzentriert die
Stromlinien auf sich.
Ein zusätzlicher, sehr viel
schlechterer Leiter mit
ρ2 >> ρ1 verdrängt die
Stromlinien.
Stromwärmeleistung; Erwärmung durch Strom
Die Stromwärme-Leistungsdichte ist
2
P I R  I 

      i2  
V
Al
 A
2
und ist proportional zum Quadrat der Stromdichte i und zur Resistivität ρ. Die
Stromwärmeleistung allein sagt aber noch nichts über die Temperaturerhöhung im
stromdurchflossenen Körper aus, weil wir auch die Wärmekapazität des Körpers in
Betracht nehmen müssen.
Die Erwärmung ΔT (Temperaturzunahme) im Zeitintervall Δt ist nicht nur von der
erzeugten Wärmeleistung P abhängig, sondern auch von der Wärmekapazität des
stromdurchflossenen Bereichs. Da die Wärmekapazität das Produkt aus Massendichte d
mal Volumen V mal spezifische Wärmekapazität c ist, es gibt – zumindest bei gleichem
Stoff:
P  t  c (d V ) T
P t
t
T 
 i2  
V cd
cd
Die Erwärmung ΔT ist proportional zum Quadrat der Stromdichte i und zur Resistivität
ρ des Stoffes.
Stromwärmeleistung in quer durchströmten
Gliedmaßen
Maximale Stromwärmeleistung tritt hier in den Bereichen mit der größten
Stromliniendichte auf, also an der linken Eintrittstelle und nahe am Knochen (oben
und unten).
U2
2 A
P U I 
U
R
l
U2
t
A t
2
T 

U
R d V c
ldV c
2
t
U 
T    
 l  dc
2 t
T  E
dc
Resistivität: ρ, Massendichte: d, spezifische
Wärmekapazität: c, Δt : Zeitintervall der
Erwärmung.
Und wirklich, die Temperaturerhöhung ΔT hängt
von dem Quadrat der elektrischen Feldstärke E
(und deswegen von der Stromliniendichte) ab.
Die im Körper erzeugten Stromdichten
sind von der Elektrodengröße abhängig
Verlauf von Strom- und
Äquipotentiallinien
(gestrichelt) bei
punktförmigen Elektroden
an der Oberfläche eines
Körpers.
Velauf der Stromlinien bei
oberfächlich angelegten
größeren Plattenelektroden
im Körper.
(Hoch)spannungsleiter
Elektrounfall
Geerdete
Metallleiter
Die Stromwärmeleistung ist nicht
die entscheidende Gefahr, sondern
die durch Stromfluß im Herzen
verursachte Fibrillation des
Herzmuskels.
Ungefährer Verlauf
von Stromlinien
vom Stromleiter
durch den Körper
(auch durch das
Herz) zu der Erde.
Gefährdungsgrenzen durch Wechselstrom (50 Hz) für
den Menschen
a: 50% Wahrscheinlichkeit für
Herzkammerflimmern
b: Sicherheitsgrenze auf der Basis
der Gefährdung durch I = 50 mA
während 1 s (Brinkman und
Schaufer, 1982). Aus Tierversuchen
ein Wert von Ieff = 400 mA folgt für
Kurzzeitdurchströmungen (< 0,1 s).
Der Übergangsbereich zwischen 100
ms und 1 s ist mangels genauer
Kenntnis der Determinanten der
Flimmerschwellen nicht exakt
festlegbar.
Leistungsanpassung im Gleichstromkreis
Bei welchem Lastwiderstand R wird die einer Spannungsquelle mit dem
Innenwiderstand Ri entnehmbare elektrische Leistung maximal?
Die Leistung im Lastwiderstand R ist
2
2


U
U
 R 
PR  I 2  R  

2
R

R


R

R
i


4 Ri  i
R
Der Nenner des letzten Ausdrucks wird minimal
(und damit PR maximal), wenn
R = Ri
Dieses Ergebnis bedeutet übrigens, daß in der
Stromquelle (an Ri) dieselbe elektrische Leistung in
Wärmeleistung verwandelt wird, wie am
Lastwiderstand R.
Widerstandsmodell für Gliedmaβen bei
Stromfluβ in Längsrichtung
In Längsrichtung stromdurchflossene Gliedmaßen können als Parallelschaltung von
Haut, Muskelgewebe, Blutgefäβen und Knochen betrachtet werden.
U2
2 A
P U I 
U
R
l
U2 A
P

l 
Die größte Stromwärmeleistungsdichte entsteht im Gewebe der kleinsten Resistivität
und grössten Querschnittfläche (Blut oder Skelettmuskel mit longitudinaler Faserrichtung: ρ = 1,5 Ω·m).
Gleichstromresistivität von weichem Gewebe
Diese wird wegen des hohen Membranwiderstands hauptsächlich von der Resistivität
der interstitiellen Flüssigkeit bestimmt. Die Interstitialspalten von weichem Gewebe
sind etwa 1 μm weit.
Eine Abschätzung der Resistivität des
Gewebes erhält man, wenn man es als
Parallelschaltung von Interstitialraum und
Zellen auffaßt.
Bei einer Zellgröße von 10 μm beträgt die
Fläche der Zelle: 10 μm · 10 μm = 100
(μm)2, die Fläche der Interstitialflüssigkeit:
4·10 μm·0,5 μm = 20 (μm)2, und der
Flächenanteil der Interstitialflüssigkeit: 1/5.
Vereinfachte Geometrie von
Interstitialraum (schaffiert) und Zellen.
Die Geweberesistivität ist daher etwa 5 mal
größer als die Resistivität der interstitiellen
Flüssigkeit, d.h. sie beträgt etwa 10 Ω·m.
Diese Resistivität wird allerdings je nach
Anteil des Interstitialraums in den
verschiedenen Gewebearten auch erheblich
andere Werte annehmen können.
Impedanz-Kardiographie
Blutvolumenänderungen
bei durchbluteter Organe
Laminar strömendes Blut hat kleinere
Resistivität als ruhendes Blut
Änderungen der elektrischen Impedanz der Brust
Herzzeitvolumen
KontraktionsSchweregrad bei
geschwindigkeit und HerzklappenKontraktilität des
insuffizienz
Herzmuskels
andere
Funktionsparameter
des Herzens
Messungen bei Frequenzen von 10 kHz bis
100 kHz, weil bei diesen Frequenzen
- Polarisationserscheinungen an den
Elektroden sowie
- Hautimpedanz vernachlässigbar sind und
- die roten Blutkörperchen im Vergleich zum
Plasma noch nichtleitend sind.
Die Weglänge des elektrischen Stroms
(gestrichelte Linie) durch das Plasma ist kürzer
bei strömendem Blut als bei ruhendem Blut.
Hochfrequenzchirurgie
Die Basis dieses Verfahrens ist die bei Hochfrequenz ausschließlich wirksame Joulesche
Stromwärme. Wir schätzen die in dem schaffierten Bereich (Dicke d, Fläche A) auftretende
Temperaturerhöhung ΔT im Zeitintervall Δt ab. Die zugeführte Stromwärmeleistung ist
2
2
P  I eff
 R  I eff

2
T  I eff
 d 
t
c A2 d
d
A
2
 ieff

t
c
wo c ist die spezifische Wärmekapazität und
ρ ist die Resistivität des Gewebes und i ist
die Stromdichte I/A.
Stromkreis in der (monopolaren) Elektrochirurgie. Die
Neutralelektrode wird mittels Gummiband am
Körperstamm befestigt. Die aktive Elektrode hat je nach
Eingriff unterschiedliche Form.
Die Temperaturzunahme wird also am Ort
der größten Stromdichte, d.h. direkt an der
Elektrode, am größten sein. Da A mit dem
Quadrat des Abstands von der Elektrode
zunimmt, nimmt ΔT mit der 4. Potenz des
Abstands von der Elektrode ab. ΔT hängt
ferner von der Verweildauer Δt bzw. der
Führungsgeschwindigkeit der aktiven
Elektrode ab.
Monopolare Operationstechnik ohne
Neutralelektrode für kleine Eingriffe
Ein besonders kritischer Punkt ist der großflächige Sitz der Neutralelektrode. Löst sie
sich, können an den verbleibenden Kontaktstellen hohe Stromdichten und damit
verbunden Hautverbrennungen auftreten. Ebenso muß verhindert werden, dass sich der
Stromkreis anders als über die Neutralelektrode schließt, weshalb er nicht geerdet
werden darf.
Das gilt nicht für die monopolare
Operationstechnik ohne
Neutralelektrode, bei der sich der
Stromkreis über die Teilkapazitäten des
Körpers zur Erde schließt. Da hier der
Verlauf des Stromes unkontrolliert
bleibt, ist dieses Verfahren von
vornherein auf sehr kleine Leistungen
beschränkt, etwa zum Kautern in der
Zahnmedizin.
Tödlicher kapazitiver Leckstrom bei defektem Schutzleiter
Von Herzsonden und Herzkatheter gehen eine besondere Gefährdung aus, weil sie etwaige
Fehlströme direkt zum Herz leiten. Es genügen daher schon die in gewöhnlichen Elektrogeräten
auftretenden kapazitiven Leckströme, um tödliche Herzströme hervorzurufen. Besonders kritisch
ist dies dann, wenn der Patient neben dem Katheter noch mit einem weiteren Elektrogerät, z.B.
einem Elektrokardiographen, verbunden ist, dessen Schutzleiter (SL) unterbrochen (UB) ist.
Es ist vollkommen unklar,
wieviele Unfälle in
Intensivstationen durch solche
Leckströme bedingt sind
(„Plötzliches Tod des Herzens”).
Der Stromkreis des
kapazitiven Leckstroms
schließt sich über die
Kapazität C1 zwischen
der Elektronik des
Druckmeßgeräts und
dem Druckwandler, die
Katheterflüssigkeit, das
Herz, die Kapazität C2
zwischen Körper und
leitenden Teilen der
Liege, sowie dem hierzu
gehörigen Schutzleiter
SL.
Elektromagnetische Wellen im biologischen Gewebe:
Eindringtiefe von Mikrowellen in Körpergeweben
Die magnetische Permeabilität von Gewebe ist etwa gleich der von Vakuum. Die elektromagnetische Wellen wirken daher auf Gewebe praktisch nur durch die elektrische Feldstärke.
Diese Feldstärke erzeugt über Polarisations- und Leitungsströme Joule-sche Stromwärme. Die im
Gewebe entstehende Wärme ist sowohl von der elektrischen Feldstärke E als auch von der
Dielektrizitätskonstanten ε und der Resistivität ρ des Gewebes abhängig.
Bei sehr hohen Frequenzen ist in wasserhaltigen Substanzen wie biologischen
Geweben die Orientierungspolarisation der
Wassermoleküle der wichtigste dissipative
Mechanismus. Die Eindringtiefe t nimmt
mit zunehmender Frequenz ν ab (etwa
proportional zu 1/√ν). Ferner wird t stark
von der Konzentration gelöster Elektrolyte
beeinflußt, weil diese der Strahlung durch
Leitungsstrom Energie entziehen können.
Gebundenes Wasser und
größere Moleküle wie
Proteine absorbieren stärker
bei niedrigeren Frequenzen
als freie Wassermoleküle.
Eindringtiefe (t):
Weglänge, bei der
die Strahlungsintensität auf den
Bruchteil 1/e2
abgesunken ist.
Ab etwa 1 GHz beschränkt
sich die Erwärmung
zunehmend auf die
Oberfläche.
Magnetfeldtherapie einer Knochenfraktur:
über Wärme hinausgehende Wirkung.
Bioelektrischer Regelkreis, der die Knochenbildung steuern kann:
1) piezoelektrischer Effekt des Knochenkollagens und 2) elektrische Gewebereizung
Äußere Spulen die von Wechselstrom
durchgeflossen sind.
Bei der operativen Frakturbehandlung wird
eine Induktionsspule mittels zweier
Elektroden an den Osteosyntheseschrauben
befestigt.
Das von der äußeren Spule erzeugte magnetische Wechselfeld B induziert in der an die
Bruchstelle implantierten Spule eine Wechselspannung, die einen entsprechenden Strom
und Wärme zur Folge hat.
Prinzip der Defibrillation
Kammerflimmern, egal welcher Ursache, bedeutet Kreislaufstillstand. Dauert dieser
Zustand länger als 3 bis 4 Minuten, wird das Gehirn irreversibel geschädigt. Durch
einen starken Elektroschock am Herzen, der alle Muskelfasern zur selben Zeit
kontrahieren läßt, kann sich die Herzmuskeltätigkeit wieder synchronisieren . Direkt am
Herzen, also bei (operativ) geöffnetem Thorax, sind dazu Spannungen um 1000 V und
Ströme um 20 A für die Dauer von etwa 5 ms erforderlich.
Der Kondensator C wird auf die erforderliche Spannung aufgeladen und liefert nach
Umlegen des Schalters den Defibrillationsstromstoβ. Die Elektroden werden an
gegenüberliegenden Enden der Herzachse angelegt.
RC-Kreis zum Modellieren der Vorgänge, die sich in
der Membran nahe dem Ruhepotential abspielen.
Aktionsstrom der
Reizprozesse
Membran
Transversaler
Membranwiderstand
Membrankapazität
Aufladen eines parallel geschalteten RC-Kreises
Strom
t 




I R  I  1  e RC 




IC  I  e

I  IR  IC
(U R ) R  I R 
IC 
I·RC
Ladung
t
RC
Nach den Kirchhoffschen
Gesetzen:
t 




Q  I  RC 1  e RC 




dQ
dt
Drei Unbekannten
(IR, IC und Q),
drei Gleichungen:
Q dQ

RC dt
dQ
dt 
Q
I
RC
t 




Q(t )  I  RC 1  e RC 




I
Spannung
t 




U R  U C  IR  1  e RC 




Q
( U C )
C
Zum Erreichen der Depolarisationsschwelle UDep ausgehend von dem Ruhepotential
URuhe, ist entweder ein niedriger aber langdauernder Stromimpuls, oder ein kurzer aber
starker Impuls erforderlich.
Bis zum Erreichen der Depolarisationsschwelle ändert sich das Membranpotential wie
die Exponentialkurve eines parallel geschalteten RC-Kreises (gemeinsamer Abschnitt
der schwarzen und roten Kurven).
Reizstromgesetz (nach Hoorweg und Weiss)
Eine wichtige Methode der Reizstromdiagnostik ist die Bestimmung
1) der Rheobase (Schwellstromstärke Imin zur Auslösung einer Muskelzuckung) und
2) der Chronaxie (erforderliche Reizzeit T bei zweifacher Schwellstromstärke) der
elektrischen Erregbarkeit. Ein Maß für die Schädigung eines Muskels.
Um die Schwelle der Zelle zu erreichen, ist eine Potentialzunahme UDep – URuhe erforderlich, was
bei einer Reizzeit T durch einen Reizstrom I erreicht ist
T 




U Dep  U Ruhe  IR  1  e RC 




Der Minimalwert von I , die sogenannte Rheobase Imin ist
Nach Einsetzen den Wert der Rheobase:
I
I min 
I min
T 



RC 
1

e




oder
U Dep  U Ruhe
R

I
T  R C  ln 
 I  I min




Dies ist die Reizschwellengleichung. Sie gibt qualitativ die Abhängigkeit des Reizstroms von der
Reizzeit wieder. Bemerkt sei, dass die bei klinischen Chronaxie-Bestimmungen benutzten
konstanten Stromstärken in einem festen Verhältnis zu Imin stehen, welches durch die
Quotientenbildung Imin/I herausfällt.
Herzschrittmacher
Wenn Medikamente nicht mehr zur Behandlung einer Herzrhytmusstörung ausreichen,
und wenn die verschiedenen natürlichen Taktgeber des Herzens versagen, dann wird
zum Anlegen eines Herzschrittmachers geraten.
Er gibt elektrische Spannungsimpulse in der Größe zwischen 2,5 V und 5 V über
Elektroden an den Herzmuskel und lösen dadurch Aktionspotentiale aus. Im prinzip
besteht ein Schrittmacher aus einem Kondensator, der periodisch auf die
Stimulationsspannung aufgeladen wird und sich über den Herzmuskel entlädt.
Die Reizschwellengleichung kann man anstatt für Ströme auch für Spannungen
schreiben:
U
U min
1 e
T / Tc
Die Chronaxiewerte für
Stimulationselektroden mit etwa
10 mm2 Kontaktfläche liegen in der
Größenordnung von
Umin = 1 V und Tc = 0,45 ms.
Sicherheit des Herzschrittmachers
Bei Schrittmacher wird meist eine 100% Sicherheit gewählt, d.h. man verdoppelt die
vom Schrittmacher bei der gewählten Stimulationszeit T mindestens erforderliche
Reizspannung. Nehmen wir an, es steht eine Schrittmacher-Ausgangsspannung von 5 V
zur Verfügung. Dann muß eine Stimulationszeit T gewählt werden, bei welcher bereits
U = 2,5 V eine Reize auslöst, d.h.
U
T  Tc  ln
U  U min
Das Magnetfeld,
das von vielen
Kopfhörern
ausgeht, kann
Herzschrittmacher aus dem
Takt bringen.
Umin = 1 V und Tc = 0,45 ms.
U (V)
T (ms)
2,5
0,23
5,0
0,10
Also, Sicherheit halber, man muß
lieber T = 0,3 ms Anregungszeit
einstellen um der Schrittmacher
auch bei U = 2,5 V Spannung
arbeiten zu können.
Iontophorese
Hier wird die elektrolytische Elektrizitätsleitung benutzt, um Medikamente mittels
Gleichstroms durch die unverletzte Haut lokal in den Körper zu transportieren. Als
Medikamente sind nur solche geeignet, die bei pH 4,5 bis 5,5 als Ionen vorliegen.
Basen können über die Anode, Säuren über die Kathode appliziert werden, z.B. von der
Anode her Adrenalin, Bienengift, Histamin, Procain u.a.
Leduc-scher Kaninchenversuch mit positiv
geladenem Strychnin. Die rot gezeichneten
Elektroden enthalten Strychnin in der Unterlage.
Das linke Kaninchen stirbt an Strychninvergiftung,
das rechte bleibt unversehrt.
Dazu wird die Elektrodenunterlage mit einer
Lösung oder einem entsprechenden Gelpräparat
getränkt. Da die Wanderungsgeschwindigkeit
dieser relativ großen Moleküle sehr klein ist,
bleibt ihre Eindringtiefe begrenzt. Sie werden in
der Subkutis vom Blut- und Lymphstrom erfaßt
und abtransportiert. Jedenfalls ist die Resorption
deutlich besser als bei bloßer Einreibung des
Medikaments. Da die Iontophorese elektronisch
steuerbar ist, kann damit ein medikamentöses
Regelsystem verwirklicht werden. IontophoresePflaster mit integrierter Elektronik und Batterie
können tagesrhytmische oder symtombedingte
Dosierungsschemata realisieren.
Hall-Effekt
Gleichgewicht ist zwischen der Lorentzkraft: FL  Q  v  B
und der Kraft des elektrischen Felds: FE  Q  E
Qv BQ E
Das Hall-Feld ist: E = v·B
Die Hall-Spannung ist:
oder
A: Leiterquerschnittsfläche,
n: Ladungsträgerdichte,
e: elektrische Elementarladung,
v: Ladungsträgergeschwindigkeit,
B: magnetische Induktion,
E: elektrische Feldstärke,
Q: Ladung des Teilchens und
d: Abstand zwischen den zwei HallElektroden.
UH  E d  v B d
I Bd
UH 
ne A
Die Bedeutung der Hall-Spannung ist die
Bestimmung
- der Magnetfeld Induktion,
- die Natur (+ oder -) der Ladungsträger (aus
der Polung der Hall-Spannung)
- Ladungsträgerdichte des betreffenden Leiters.
Elektromagnetische Blutflußmessung
Das Blut bewegt sich im Magnetfeld. Die operativ freigelegte Blutgefäße werden
zwischen die Pole eines Elektromagneten gebracht, dass das Blut senkrecht zum
Magnetfeld B strömt. Dann mißt man an der Gefäβwand mit zwei Elektroden die HallSpannung:
UH  v B d
aus der die Geschwindigkeit v berechnet werden kann. Um Polarisationseffekte zu
vermeiden, wird mit einem magnetischen Wechselfeld von etwa 1 MHz gearbeitet.
Hall-Spannungen treten auch dann auf, wenn die Blutgefäβe nicht freigelegt sind und
der Mensch sich in einem starken Magnetfeld aufhält. Bis zu Feldstärken von B = 2 T
treten nach den gegenwärtigen Einsichten hierbei keinerlei schädliche Störungen der
physiologischen Vorgänge im Körper auf. Hall-Spannungen treten darüber hinaus auch
an anderen bewegten Leitern im Körper auf, beispielweise am Herzmuskel.
Hausaufgaben
1. Berechnen Sie den elektrischen Widerstand eines Muskelgewebestücks von 1 mm
Durchmesser und 1 cm Länge.
2. Wie groß ist die Stromstärke einer 100 W Haushaltsglühlampe?
3. Wie groß ist die Kapazität eines Defibrillationskondenzators von 3 kV Spannung,
wenn die Defibrillationsenergie 360 J sein muß?
4. Berechnen Sie den inneren Körperstroms von der rechten Hand zum Gesäβ bei einer
Spannung von 220 V nach Zusammenbrechen des Hautwiderstands nach Angaben von
Freiberger (1934).
5. Wie groß ist der effektive kapazitive Strom, der über Gehäuse und Nulleiter fließt bei
Haushaltsgeräte? Typische Kapazität für Haushaltsgeräte liegt bei C = 10 nF.
6. Für die elektrolytische Wirkung von Strom ist die transportierte elektrische Ladung Q
ausschlaggebend. Wie groß ist Q für eine Wechselstromperiode in dem elektrischen
Nahversorgungsnetz (Ueff = 220 V, ν = 50 Hz)?
Hausaufgaben
7. Wie groß ist die Kapazität eines Kondensators, der sich über einen 500 kΩ
Widerstand mit einer Zeitkonstanten von 10 s entlädt?
8. In einem Zimmer sind (parallel geschaltet) eine Lampe von 100 W und ein Heizlüfter
von 1 kW in Betrieb. Die Netzspannung beträgt 230 V. Wie groß ist die
Gesamtstromstärke?
9. Eine mobile medizinische Notfallsituation mit einer Leistungsaufnahme von 2 kW
wird durch eine Batterie von Bleiakkumulatoren mit 220 Ah „Kapazität” (verfügbarer
Ladungsmenge) und 100 V Betriebsspannung versorgt. Die Versorgung würde
zusammenbrechen, wenn die „Kapazität” auf 10% gesunken ist. Bis zu diesem
Zeitpunkt bleibt die Spannung annähernd 100 V. Etwa wie lange kann die Station
betrieben werden, wenn die Akkumulatoren zunächst voll aufgeladen sind und nicht
ausgetauscht werden können?
10. Ein Elektroskalpell (zum „Schneiden” mit elektrischem Wechselstrom in der
Chirurgie) wird als „monopolare” Elektrode verwendet. Die Gegenelektrode
(„Neutralelektrode”) am Rücken des Patienten hat eine Kontaktfläche von atwa 500
cm2. Der Strom zwischen den Elektroden hat eine Frequenz von etwa 500 kHz und eine
Stromstärke von etwa 1 A. Die Ladungsträger treten senkrecht durch die Kontaktfläche.
Wie groß ist die Stromdichte an der Gegenelektrode?
Hausaufgaben
11. Welcher Strom fließt bei vollständigem Kurzschluß durch einen Akkumulator von
2 V und 0,05 Ω Innenwiderstand?
12. Wickelt man von einer Spule 10 m Draht ab, so erhöht sich bei derselben Spannung
der Strom von 1,52 A auf 1,54 A. Wieviel Meter Draht enthält die volle Spule?
13. Die Klemmenspannung einer Baterie hat bei einem äußeren Widerstand 17 Ω den
Betrag 4,4 V und bei 9 Ω den Betrag 4,3 V. Wie groß sind die elektromotorische Kraft
(EMK) und der innere Widerstand der Batterie?
14. Von einem geraden Stück Draht der Länge l wird ein Stück x abgeschnitten und der
Länge nach mit dem Rest verlötet. Wie lang mußdas Stück x sein, wenn der Widerstand
nunmehr den halben Wert haben soll?
15. In welchem Verhältnis stehen zwei Widerstände zueinander, die bei gleicher
Spannung in Parallelschaltung die 6-fache Leistung wie in Reihenschaltung
verbrauchen?
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