Die Lehre der Physiognomie im 3. Reich Facharbeit in Psychologie bei Frau Bardelle Von Christine Wendelborn Abb.:Carl Huter (Grimm_Matur_032005.pdf) Es gibt Menschen, die kann man von Anfang an nicht leiden. Sie betreten einen Raum, sie haben noch kein Wort gesagt, man kennt sie noch gar nicht und doch ist man ohne ersichtlichen Grund gegen sie voreingenommen. Und dann: Die Vorahnungen bestätigen sich, denn diese Person erweist sich auch beim näheren Kennenlernen als unsympathisch und bleibt das auch. Woher kommt das? Es gibt viele Theorien und Modelle, die Erklärungen dafür liefern, eine davon ist die Pseudowissenschaft Physiognomie. Inhaltsangabe/Verlauf 1.Einführung in die Pseudowissenschaft Physiognomie 1.1: Was ist die Pseudowissenschaft Physiognomie? 1.2: Entwicklung der Pseudowissenschaft der Physiognomie und wichtige Theoretiker 2.Bedeutung physiognomischer Theorien in der Zeit des Nationalsozialismus 3. Kritik an der Pseudowissenschaft Physiognomie 4.Alltagsrelevanz/Anwendung 1.1: Was ist die Pseudowissenschaft Physiognomie? Man kann den Charakter eines Menschen anhand seiner Physiognomie (unbewegte Gesichtsmerkmale) erkennen bestimmte physiognomische Merkmale stehen für bestimmte Charaktereigenschaften Sie gliedert sich heute in 2 Felder 1:Gefühlsphysiognomie: alltägliche, intuitive Beurteilung eines Menschen 2:huter´sche Psychophysiognomie: -Untersuchung der Ausprägung physiognomischer Merkmale -Interpretation der Merkmale einzeln oder als Ganzes Sie gehört als naive Wissenschaft nicht zu den anerkannten Wissenschaften Pseudowissenschaft • Inhaltsangabe/Verlauf 1.2:Entwicklung der Pseudowissenschaft Physiognomie und wichtige Theoretiker Evolution: -nonverbale Kommunikation -Versuch die Absichten des Gegenübers schnell zu erkennen um möglichen Gefahren aus dem Weg zu gehen -Kindchenschema (Großer Kopf und Augen, kleines Gesicht zu großem Hirnschädel, Stupsnase, Pausbacken...Beschützerinstinkt) -Im menschlichen Denken verankert (intuitiv) Antike: Die Griechen: -Gehörte zum Alltag -Platon, Socrates, Aristoteles (384-322 v. Chr.): Physiognomonica (Grundsatz: Wenn ein Mensch in seiner Gesichtsbildung einem Tier gleicht, sei dies ein Beweis, dass er auch die entsprechenden geistigen Eigenschaften besitze.) Die Römer: Verbot (Schönheitsideale selten auf die Kaiser passten oder ihnen negative Eigenschaften zuschrieben) Spätes Mittelalter/Renaissance: Kunst: Michelangelo, Leonardo da Vinci Theorien: Della Porta 18. Jahrhundert:Neue Blütezeit, das Modeereignis in der höheren Gesellschaftsschicht Abb.:Della Porta (Grimm_Matur_032005.pdf) Johann Caspar Lavater (1741-1801): Pfarrer und Geisteswissenschaftler -Physiognomische Fragmente (5 Bände 1775.1778) -Erkennen und Beurteilen des Charakters anhand der Siluhette -Forschung stützte sich auf Eigenbeschreibung des Charakters der Probanden Abb.:Gutenberg.spiegel.de/autoren/lavater.htm 19. Jahrhundert: Cesare Lombroso (1836-1909) Professor in Pavia -L`Uomo delinquente (1874):Verbrecher werden als solche geboren, Verbrechersein wird weitervererbt (was biologisch nicht möglich ist) -Veranlagung wird an bestimmten Körpermerkmalen sichtbar Abb.:www.biologie.de -(Einfluss der Rasse auf Genie und Irrsinn:These, dass unter Juden die Anzahl an Geisteskranken das 4- 6 fache der Anzahl unter Andersgläubigen sei. Für die Physiognomie unwichtig.) Carl Huter (1861-1912) -Gründer der Psychophysiognomie -Zuteilung bestimmter Charaktereigenschaften zu bestimmten Gesichtsmerkmalen -Ausprägung des Gesichtsmerkmals = Ausprägung der dazugehörigen Charaktereigenschaft abb::www.carl-huter.ch/huter/biographiecarlhuter.html • Inhaltsangabe/Verlauf Folie Abb.:Carl Huter (Grimm_Matur_032005.pdf) 2.Bedeutung physiognomischer Theorien in der Zeit des Nationalsozialismus Verbot der alten Physiognomie, Umbenennung in nationalsozialistische Ausdruckspsychologie, da die alte die Menschen nicht in Rassen einteilte und so ein Jude besser als ein „Arier“ sein konnte Lehre an den Hochschulen scheiterte jedoch meist am Widerstand des Lehrpersonals. NS-Propaganda/Rassenkunde: -Stereotyp des Ariers im vgl. zum „ewigem Juden“ (Zuordnung bestimmter Charaktereigenschaften zu den physiognomischen Merkmalen einer „Rasse“: Arier:Blond, blauäugig, kantiger Kiefer, hohe Stirn: Charakterstärke, Moral, Tatkraft... Jude: Lange, krumme Nase, niedrige Stirn, fleischige Lippen: Kapitalismus, Weltverschwörung, ! Lombroso ! Geisteskrankheit) -Abb.:Grimm_Matur_032005.pdf -Einteilung der Menschen in Rassen durch Messung der Ausprägung physiognomischer Merkmale (z.B.: Breite des Kiefers und Gesichts, Höhe der Stirn, Profil, Lage und Form der Ohren, Farbe von Augen, Haut, Haaren mit Anthpopometern, Stangen-, Tastenzirkel, Nasentiefenmesser, Haut-, Haar-, Augenfarbetafeln) Beurteilung der inneren Werte ist unwichtig, solange die Rasse stimmt, Qualifikationen sind so nicht mehr Wissen, Begabung etc. sondern Haar-, -Augenfarbe, Größe usw. Abwertung Menschen „niederer“ Rassen Begründung für den Versuch der Auslöschung der Juden und so ihres angeblich schlechten Charakters Die Einordnung von Osteuropäern ( z.B. Russen) als Arbeitssklaven ( Zwangsarbeiter) Lombrosos Theorien Sterilisation von Verbrechern Die Anwendung von Physiognomie im 3.Reich war zum Scheitern verurteilt, da: Offensichtliches Versagen dieser „Wissenschaft“ Eine Einteilung der Menschen durch exstierende Mischformen und Untergruppen nicht exakt ist und eine Zuordnung angeborener Charaktereigenschaften rein hypothetisch ist und jeglicher realer Erfahrung wiederspricht Der Versuch Physiognomie als Wissenschaft zu etablieren an dem Wiederstand des Universitären Lehrkörpers scheiterte Inhaltsangabe/Verlauf 3. Kritik an der Pseudowissenschaft Physiognomie Physiognomie ist eine naive Wissenschaft und stützte sich meist auf schlechte Forschungen Alle Versuche aus der Gefühlsphysiognomie eine Wissenschaft zu machen sind offensichtlich fehlgelaufen. Viele fühlten oder fühlen sich durch die Theorien angegriffen, da diese ihnen negative und oft falsche Charaktereigenschaften andichteten. Angewandte, falsche Physiognomie führt oft zu Vorurteilen selbsterfüllende Prophezeiung Es ist gar nicht möglich den Charakter eines Menschen allein an seinem Äußerem zu erkennen. Leider ist auf Gefühlsphysiognomie nicht zu verzichten, da diese intuitiv im menschl. Denken verankert ist. 4. Alltagsrelevanz/Anwendung Diagramm Überprüfung im Laufe der Facharbeit anhand einer Umfrage (Bogen weiter hinten) im Kinderzimmer: Kindchenschema (Kuscheltiere, Bücher..) Werbung (physiognomische Merkmale des Models sollen positive Eigenschaften des Produktes darstellen) Film-/Comicindustrie: Definition best. Charaktere (z.B.: Held und Bösewicht) Schönheitschirurgie (Nach der Lehre der Physiognomie könnte man durch einen chirurgischen Eingriff seinen Charakter vollständig ändern) Vorstellungsgespräche/ Bewerbungen Medizin (z.B bei der Erkennung von Gelbsucht) Inhaltsangabe/Verlauf Umfrage zur Wahrnehmung von Menschen Wie würden Sie diese Person beschreiben? intelligent offen gebildet ehrlich großzügig witzig entschlossen sportlich sanft dumm verschlossen ungebildet verschlagen geizig humorlos leicht beeinflussbar träge brutal Portraitaufnahme Welche Merkmale führten zu dieser Einschätzung? die Augenpartie die Stirn die Gesichtsproportionen der Mund die Kinnpartie der Blick der Person der Verlauf der Falten die Frisur ................................................ Ordne zu: Eng stehende Augen Hohe Stirn Kräftiges Kinn Schmale Lippen Große Augen Abstehende Ohren Zusammengewachsene Augenbrauen Blondine Ungleichmäßige Zahnstellung ehrlich intelligent entschlossen großzügig offen ehrlich sanft intelligent gebildet verschlagen dumm leicht beeinflussbar geizig verschlossen verschlagen brutal dumm ungebildet