PT_Präsentation Gesellschaftskonzepte und Planungsauffassungen

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Gesellschaftskonzepte
und
Planungsauffassungen
Altrock, Bruns, Bödding, Hoffmann, Säck-da Silva | WS 2007/2008 | Modul P l a n u n g s t h e o r i e PT
W o r u m g e h t ‘ s?
1.
2.
3.
4.
„Planung der große Zug unserer Zeit“
Wer war Schelsky? Wofür stand Schelsky?
Schelsky‘s Planungsbegriffe
Technische Planungsbegriff
Historisch-politscher Planungsbegriff
System-funktionaler Planungsbegriff
Institutioneller Planungsbegriff
Was nun? Lessons to be learned?
G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n
1. „P l a n u n g d e r g r o ß e Z u g u n s e r e r Z e i t“ (Kaiser 1966)
…die 1960er
_Wirtschaftswachstum
_Fortschritt
_Motorisierung
_Suburbanisierung
 Glauben an pol. Globalsteuerung
 auf dem Kurs der „Entwicklungsplanung“
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2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ?
Schelsky, Helmut (1912-1984)
_studierte Soziologie
_gründete mit anderen die Uni Bielefeld
1965 und damit auch die erste Fakultät für
Soziologie in Deutschland nach dem
2. Weltkrieg, an der er tätig war.
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2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ?
Schelsky meinte, dass Technik,
die sich immer mehr der
sozialen Beziehungen bemächtige:
_Die Eigendynamik der Technik
bestimme die sozialen Beziehungen.
_Die Sachgesetze der Technik
beherrschen die Menschen.
_Technik wird zur Sozialtechnik:
Technik der Organisation, Technik
der Beherrschung sozialer
Beziehungen, Psychotechnik
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2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ?
_Schelskys Technikpessimismus ist gegen den linken und liberalen
Zeitgeist der 1960er Jahre gerichtet
_Schelsky meinte, es sei illusorisch, zu glauben, soziale Beziehungen
ließen sich planvoll gestalten.
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2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ?
Schelsky war gegen den Geist der Zeit:
_Es herrschte die Vorstellung, eine „neue“ Gesellschaft ersetze die „alte“,
auf der Grundlage einer völligen Negation von Tradition und
gewachsenen Bindungen.
_Schelsky war das zutiefst fremd und schlug Reformen statt Revolution vor.
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2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ?
_Schelsky beschäftigte sich mit den „Abstraktheiten des Planungsbegriffes
in den Sozialwissenschaften“ (1966)
_Denn alle redeten vom „Plan“: Bauplan, Bildungsplan, Landesplanung,
„Planung der Zukunft“
_Lt. Schelsky werden dadurch verschiedene Ebenen des menschlichen
Handelns und Denkens werden auf einen scheinbar gleichen Nenner
gebracht; Dem „Schlüsselbegriff“ der Zeit droht, im „allgemeinen
Meinungsbrei zu ersticken“
_Wenn man sich über Planung verständigt, ist es deshalb sinnvoll, - über
die konkreten Anwendungsbezüge des Planungsbegriffes hinaus - sich
zunächst mit allgemeinen Grundzügen von Planung und mit der
Entwicklung des begrifflichen Verständnisses von Planung zu
beschäftigen.
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2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ?
_Schelsky bringt Licht ins Dunkel bringen und befasste sich mit
soziologischen Begriffen der Planung; identifizierte unterschiedliches
Planungsdenken; Planungsauffassungen
_Schelsky konzentrierte sich auf die Verwendung des Begriffes in der
Soziologie und in der Sozialphilosophie. Dort sind die
allgemeinsten Formen des Begriffs der Planung entwickelt worden.
_Bei den folgenden Planungsbegriffen geht es a) um das Verstehen einer
Theorie aber v.a. b) darum, die Theorie dahinter als eine
gedankliche Vorwegnahme von Handlungen zu sehen.
_Sein Anliegen besteht darin, das jeweilige gesellschaftliche
Verständnis und die Wirkungen für das Planungshandeln
herauszuarbeiten, die in den Planungsbegriffen angelegt sind.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Ursprung
_Saint-Simon (1760-1825),
Sozialaufklärer, Sozialutopist
„Das Goldene Zeitalter liegt nicht
hinter uns, sondern vor uns, und es
wird verwirklicht durch die Vervollkommnung der sozialen Ordnung„
_verbindet das sozial-aufklärerische und rationale Denken einer
Geschichts- und Sozialphilosophie MIT den technischen Vorstellungen
der „Machbarkeit“ der Welt und Zukunft
 Hoch abstraktes Vernunftsdenken & sehr konkrete Vorstellung vom
technischen Entwerfen und „Machenkönnen“
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
_Dieses Planungsverständnis ist älter als das Industriezeitalter.
Handwerker, Baumeister, Künstler etc. haben immer schon nach
„Plan“ gearbeitet.
Logik:
Ein in Grundzügen und Einzelheiten gedanklich vorweggenommenes
„Werk“ wird aus geeigneten Grundelementen hergestellt oder
„gemacht“; der Plan wird „verwirklicht“, indem ein in Gedanken
fertiges Gebilde durch einen Produktionsgang in eines in der
Wirklichkeit fertiges Gebilde verwandelt wird.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
_Dieses Denken ist eine „Vorstellung von Machbarkeit“, die auf das soziale
Geschehen übertragen wird. Ein Denken, das die soziale und
politische Lage als MATERIAL ansieht, indem ein „vorgedachter
Zustand sozialer Ordnung herzustellen ist“.
Folgen:
_Kontinuitäten des sozialen Geschehens (Traditionen, Interessen etc.)
werden aufgehoben.
_Vorstellung: von neuem „systematisch und rational“ beginnen zu müssen.
_Die technische Planvorstellung als machbare Ordnung des Sozialen trägt
unmittelbare Beziehung zur Revolution in sich im Sinne, dass das
Vorhandene abgewiesen wird; die „Gegebenheit“ wird aufgehoben.
_Prinzip: „Endzustand“ wird entworfen; soziale Handeln wird dem als Mittel
zur Verwirklichung unterworfen  Zweck-Mittel-Rationalität
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
_Vgl. klassischer Marxismus des Kommunistischen Manifestes: Lenins
Vorstellung: Herrschaft von Menschen über Menschen – als
Unrationalität – ablösen durch „Verwaltung von Sachen“ als
planmäßige Form Politik zu betreiben.
_Lenin war überzeugt, dass wenn die technische Arbeitsteilung auf den
Staat übertragen wird, „die öffentlichen Funktionen ihren politischen
Charakter verlieren und sich in einfache administrative Funktionen
verwandeln“. (Engels)
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Das heißt… zwei Abstraktheiten sind abzuleiten:
_Die politische Erscheinung der Herrschaft wird abgewiesen und verneint
gegenüber dem Führungsanspruch des rationalen Plans.
_Planungshandeln wird immer mit der betreffenden „Natur der Sache“
legitimiert.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Daraus folgt das weittragendste Prinzip:
_Soziales und politisches Geschehen wird als „Sache“ aufgefasst.
 Anspruch der „Sachlichkeit“ und „Versachlichung“ (Mensch wird als
„Material“ des Plans angesehen, z.B. Pläne des Militärs)
_Sachzwang = Planzwang, d.h. vorgesetzte Ziele erzwingen bestimmte
Mittel und Methoden, wobei aber Ziele selbst nicht kritisch-sachlich ,
sondern z.B. phantastisch sind („Pseudorationalität“).
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Nebenbei…
_Prinzip der „Sache“ erhält sich durchgehend in der Entwicklung des
Planungsbegriffes; ist aber starken Begriffswandlungen unterworfen,
so dass die „Natur des Menschen zum Planungsobjekt“ wird (anstatt
„die Natur der Sache“)
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Zur Verdeutlichung der Logik:
Je mehr ein Handlungsbereich ver-sachlicht wird, (Handlungsbereich wird
zu einer reinen Gegenständlichkeit), desto besser ist ein technisches
Planungsdenken auf diesen Bereich anzuwenden.

Planen von reinen „Sachen“ (Bauplanungen etc. werden als
subjektfreier Gegenstand angesehen)
Haben die Begriffe Raumplanung, Stadtplanung einen Gegenstand der
eine reine Sache ist?
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Haben die Begriffe Raumplanung, Stadtplanung einen Gegenstand der
eine reine Sache ist?
Es wird nicht primär Raum in sachlichen Strukturen geplant, sondern
raumbezogenes Verhalten von Menschen – das heißt es ist eine
soziale oder gesellschaftliche Planung.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
_Politische Neutralisierung des „Sach“-gebietes
„Gelingt am besten“
je weniger komplex der Planungsbereich ist
je kleiner die betroffene Gruppe ist
 d.h. je geringer der „Sozialumfang“ des Planungsbereiches ist.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Technischer Planungsbegriff
Architekten, Ingenieure, (Landes-)Planer haben eindeutige
Kompetenzbereiche – mit vergleichsweise geringem „Sozialumfang“ –
zur Vorraussetzung ihrer am technischen Modell ausgerichteten
Sachplanungen gemacht, ohne das Problem eine ganzheitlichen
Gesellschaftsplanung zu berücksichtigen.
 Technische Planungsdenken wird „von oben her“ angewendet –
vom Ganzen der Gesellschaft bei dem die einheitliche
Willensbildung der Planungsbetroffenen erst durch den Plan
erreicht werden soll.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
_Laut Schelsky haben sich der historisch-politische –und der systemfunktionale Planungsbegriff von dem technischen Planungsbegriff
abgesetzt und zugleich fortgeführt.
_Begriffe geben Hinweise auf Abstraktheiten und irreale sowie ideologische
Voraussetzungen.
_Denkerisch ungelöste, zum Teil falsch gestellte Probleme dieser
Planungsvorstellungen versucht S. im vierten – dem institutionellen –
Planungsbegriff zu lösen – Lt. Schelsky der eigentliche soziologische
Planungsbegriff.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Historisch-politischer Planungsbegriff
Vorstellungen gehen auf Hans Freyer zurück in seiner Schrift „Herrschaft
und Planung“ von 1933 und von Karl Mannheim mit dem Buch
„Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus“ (1940).

historisch-kulturwissenschaftliche Soziologie beeinflusst die
Planungsvorstellung – zwei Thesen:
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Historisch-politischer Planungsbegriff
1.
Geschichtliche Situation wird als Ausgangslage jeder Planung
anerkannt – setzt den Rahmen der Planungsziele  neue historische
Lagen entstehen und werden wiederum überholt. Gesellschaftliche
Planung ist als historisch-politischer Prozess zu verstehen.
2.
Die Existenz von politischer Herrschaft wird als Gegebenheit und
Trägerschaft jeder gesellschaftlichen Planung anerkannt. Der
politischen Herrschaft wird die normative Bestimmung und
Entscheidung der Planungsziele sowohl die Durchführung der Planung
zugeschrieben. Planung ist Teilfunktion der Herrschaft.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Historisch-politischer Planungsbegriff
…das heißt lt. Schelsky:
Es wird von technischer Planung ausgegangen…
…aber kritisiert wird: die Ignoranz der geschichtlichen Gewordenheit jedes
Planungsbeginns – das geschichtlich Gewordene und Vorhandene
ist nicht Material, sondern ihre Ausgangslage, „in die man ordnend
eingreift“.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Historisch-politischer Planungsbegriff
Mannheim sieht die Gesellschaft als ein sich selbst steuerndes System
– d.h. auch die Trennung zwischen Planer und Ausführendem wird
aufgehoben (da Gesellschaft als Ganze Subjekt und Objekt der
Planung zugleich sei)
_„Alte“ Planung: fix und fertiger Entwurf; steht fest
_„Neue“ Planung: keine fixen Ziele, sondern „offen“; Erwartungshorizont
als Horizont mit noch offenen Möglichkeiten. (planende Denken wie
ein Feldherr, der die in der Gesellschaft wirkenden Kräfte überwacht,
um neue Möglichkeiten rechtzeitig aufzunehmen; Steuern und
gegensteuern)
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
Historisch-politischer Planungsbegriff
Freyer wendet sich noch stärker vom technischen Planungsbegriff ab:
_Geschichte ist für die gesellschaftliche Planung DIE Ausgangslage;
geschichtliche Lage wird in der Planung nicht verwendet, sondern
geordnet – Planung ist für Freyer vervollkommende Ordnung der
historischen Gegebenheiten.
Diese gesellschaftliche Ordnung ist immer auch politische Handlung,
die Entscheidung verlangt.
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Historisch-politischer Planungsbegriff
Planung wird so zu einer Form der politischen Entscheidung erklärt.
_Politische Macht - oder pol. Herrschaft schafft überhaupt erst den
Handlungsraum für politische Entscheidungen und damit für
Planungen und Durchführungen. (Mannheim und Freyer)
_D.h. Planung nicht nur max. technische Rationalität …, sondern auch
max. Klarheit wofür oder wogegen operiert wird.
_D.h. Planung ist immer Teil und Auftrag einer Herrschaftsposition.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
System-funktionaler Planungsbegriff
_Frage, unter welchen politischen Bedingungen maximal bewusste und
weit reichende Planung möglich ist, wurde in modernen
Planungsvorstellungen vielfach übersehen, den Schelsky als „systemfunktionalen Planungsbegriff“ zusammenfasst.
_System-funktionale Planungsbegriff nimmt Elemente des technischen
Planungsdenkens in höherem Maße auf als das es der historischpolitische Planungsbegriff tut.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
System-funktionaler Planungsbegriff
Grundzüge:
1.
Im technisch und historisch-politischen Planungsverständnis wird an
der Gesellschaft als Ganzer festgehalten. Nun: jede soziale Einheit
wird zu einem sozialen System abstrahiert und Planung als eine
Funktion des sozialen Handelns in diesem System begriffen.
2.
Vorgang des sozialen Handelns wird einer differenzierten Analyse
unterworfen und Planung als Verarbeitung von Informationen und
bzgl. der Analyse hinsichtlich Wahlmöglichkeiten oder
Entscheidungsalternativen verstanden.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
System-funktionaler Planungsbegriff
Logik:
_Planung kann in ihren Zielen und Zwecken immer nur an das bestehende
System angepasst sein und es folglich nie ganz aufheben.
_Planung hat nur die Funktion, die Stabilität gesellschaftlicher Systeme
aufrechtzuerhalten und damit den gesellschaftlichen Status Quo in die
Zukunft fortzuschreiben.
Folge:
_"Verarmung der Zukunft" zugunsten einer "Perfektionierung der
Gegenwart"
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e
System-funktionaler Planungsbegriff
_Planung ist von der politischen Entscheidung stark getrennt.
_Der Planer ist in diesem Verständnis der unabhängige Experte für ein
Fachgebiet / Teilsystem.
_Experte wird der Planer durch die Ausschöpfung der wissenschaftlichen
Möglichkeiten, die ihm die moderne Datenverarbeitung und
Informationssammlung bieten.
_Die Rationalität von Planung liegt in der Kalkulation von
Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsalternativen.
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System-funktionaler Planungsbegriff
Kritische Konsequenzen:
_Durch handlungstheoretische Trennung von Planung auf der einen und
Entscheidung und Durchführung auf der anderen Seite wären Planer
und Politiker als entgegengesetzte Gruppen zu verstehen; ihr
Verhältnis bliebe ungeklärt. Planer hätten das rationalwissenschaftliche „Herrschaftswissen“.
_Die Umsetzung einer Planung würde dann bedeuten: gewählte
Handlungsentwürfe abzuspulen. Dies würde einen „Maschinenbegriff
des sozialen und politischen Handelns“ unterstellen.
_Aber menschliches Handeln richtet sich kaum nur nach
rationalwissenschaftlichen Kriterien, sondern wird sehr viel mehr
geprägt durch gesellschaftliche Konventionen, Werte und Moden, die
sich z.B. auch in geltendem Recht und in bindenden Normen
ausdrücken. Durch diese Handlungsformen wird vieles
vorentschieden, ohne dass es dadurch „irrational“ würde.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ?
Institutioneller Planungsbegriff
Anknüpfend an die drei Planungsbegriffe schlägt Schelsky den
institutionellen Planungsbegriff vor:
_These: Rationale Planung ist nur in Institutionen möglich.
_Denn: Institutionen regeln in einem umfassenden Sinn das soziale Leben:
in Bildung, Erziehung und Wissenschaft, in der Familie und der
sozialen Versorgung, der Arbeitswelt (Arbeitsrecht, Tarifverträge), im
Bereich der Stabilisierung des gesellschaftlichen Lebens nach innen
und außen (Rechtsnormen für legales und abweichendes, strafbares
Handeln)
_Ausschließlich Institutionen bieten Spielräume für alternative
Entscheidungen durch die soziale Organisation, Leitbilder, Recht,
Normen an.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ?
Institutioneller Planungsbegriff
_Institutionen garantieren so rationales Handeln und bestimmen auch das
Ausmaß der zu konzipierenden Handlungsentwürfe.
_Jede Institution hat in einer Weise ein Herrschafts- oder Autoritätsgefüge;
so kein Dilemma mehr zwischen Planern und Politikern; Planung ist
prinzipiell Auftrag (der Institution). Spannungen zwischen Entwurf,
Entscheidung und Durchführung werden zu Problemen der
arbeitsteiligen Kooperation innerhalb der Institution oder der
Kooperation zwischen mehreren Institutionen.
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3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ?
Institutioneller Planungsbegriff
Schelsky sieht das Recht als Planungskraft:
_Schelsky misst der Rechtsordnung und den in ihr verankerten
gesellschaftlichen Normen und Werten die zentrale Bedeutung für die
Steuerung gesellschaftlicher Entwicklung bei.
_Das Recht sichert nicht nur den Status Quo. Recht wird andauernd neu
geschaffen. Dadurch wird der Tatsache Rechnung getragen, dass
Gesellschaften und ihre Institutionen keine statischen Zustände
widerspiegeln, sondern in Bewegung und damit veränderbar sind.
_Planungen bleiben ohnmächtig, die nicht in den Kontext einer Institution
eingebettet sind (rechtliche Grundlage der Planung, institutionelle
Unterstützung v. Parteien, Verbänden, Unternehmen, Initiativen ...).
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Institutioneller Planungsbegriff
Planungsrationalität: Im Recht manifestiere sich eine Rationalität, die den
Menschen nicht nur als „Objekt sozialtechnischer Maßnahmen
ansieht, sondern ihn als rationales Subjekt betrachtet, indem sie ihm
rechtliches Verhalten als selbstbestimmendes Motiv seines sozialen
Handelns unterstellt.“ (Schelsky)
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Was nun?
Lessons to be learned?
4. W a s n u n ? L e s s o n s t o b e l e a r n e d ?
Lesson 1... technisches Planungsdenken identifizieren.
Planungsverständnis, das die Gesellschaft als Material zur Umgestaltung
begreift, ohne die sozialen Wirkungen auf Traditionen, Gewohnheiten
und historisch gewachsene Verhältnisse ernst zu nehmen
Lesson 2... Planungsexpertokratie kritisch hinterfragen.
Planungsziele, die mit rational-wissenschaftlichen Methoden gewonnen
wurden, müssen nicht unbedingt an die soziale Lebenswelt der
Planungsbetroffenen gekoppelt sein.
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4. W a s n u n ? L e s s o n s t o b e l e a r n e d ?
Lesson 3... Planung als Teil politischer Herrschaft verstehen.
Die Trennung von Planung und politischer Entscheidung und Ausführung
(wie im system-funktionaler Begriff behauptet) entspricht nicht der
Realität.
Lesson 4... Planung bedeutet nie nur maximale technische Rationalität und
maximale Bewußtheit über Bedingungen und Ziele, sondern immer
auch maximale Klarheit darüber, wofür und wogegen mit dem Plan
optiert wird: Planung bedeutet Standpunkte beziehen und „Haltungen“
vertreten.
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