Gesellschaftskonzepte und Planungsauffassungen Altrock, Bruns, Bödding, Hoffmann, Säck-da Silva | WS 2007/2008 | Modul P l a n u n g s t h e o r i e PT W o r u m g e h t ‘ s? 1. 2. 3. 4. „Planung der große Zug unserer Zeit“ Wer war Schelsky? Wofür stand Schelsky? Schelsky‘s Planungsbegriffe Technische Planungsbegriff Historisch-politscher Planungsbegriff System-funktionaler Planungsbegriff Institutioneller Planungsbegriff Was nun? Lessons to be learned? G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 1. „P l a n u n g d e r g r o ß e Z u g u n s e r e r Z e i t“ (Kaiser 1966) …die 1960er _Wirtschaftswachstum _Fortschritt _Motorisierung _Suburbanisierung Glauben an pol. Globalsteuerung auf dem Kurs der „Entwicklungsplanung“ G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ? Schelsky, Helmut (1912-1984) _studierte Soziologie _gründete mit anderen die Uni Bielefeld 1965 und damit auch die erste Fakultät für Soziologie in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, an der er tätig war. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ? Schelsky meinte, dass Technik, die sich immer mehr der sozialen Beziehungen bemächtige: _Die Eigendynamik der Technik bestimme die sozialen Beziehungen. _Die Sachgesetze der Technik beherrschen die Menschen. _Technik wird zur Sozialtechnik: Technik der Organisation, Technik der Beherrschung sozialer Beziehungen, Psychotechnik G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ? _Schelskys Technikpessimismus ist gegen den linken und liberalen Zeitgeist der 1960er Jahre gerichtet _Schelsky meinte, es sei illusorisch, zu glauben, soziale Beziehungen ließen sich planvoll gestalten. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ? Schelsky war gegen den Geist der Zeit: _Es herrschte die Vorstellung, eine „neue“ Gesellschaft ersetze die „alte“, auf der Grundlage einer völligen Negation von Tradition und gewachsenen Bindungen. _Schelsky war das zutiefst fremd und schlug Reformen statt Revolution vor. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ? _Schelsky beschäftigte sich mit den „Abstraktheiten des Planungsbegriffes in den Sozialwissenschaften“ (1966) _Denn alle redeten vom „Plan“: Bauplan, Bildungsplan, Landesplanung, „Planung der Zukunft“ _Lt. Schelsky werden dadurch verschiedene Ebenen des menschlichen Handelns und Denkens werden auf einen scheinbar gleichen Nenner gebracht; Dem „Schlüsselbegriff“ der Zeit droht, im „allgemeinen Meinungsbrei zu ersticken“ _Wenn man sich über Planung verständigt, ist es deshalb sinnvoll, - über die konkreten Anwendungsbezüge des Planungsbegriffes hinaus - sich zunächst mit allgemeinen Grundzügen von Planung und mit der Entwicklung des begrifflichen Verständnisses von Planung zu beschäftigen. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 2. W e r w a r S c h e l s k y ? W o f ü r s t a n d S c h e l s k y ? _Schelsky bringt Licht ins Dunkel bringen und befasste sich mit soziologischen Begriffen der Planung; identifizierte unterschiedliches Planungsdenken; Planungsauffassungen _Schelsky konzentrierte sich auf die Verwendung des Begriffes in der Soziologie und in der Sozialphilosophie. Dort sind die allgemeinsten Formen des Begriffs der Planung entwickelt worden. _Bei den folgenden Planungsbegriffen geht es a) um das Verstehen einer Theorie aber v.a. b) darum, die Theorie dahinter als eine gedankliche Vorwegnahme von Handlungen zu sehen. _Sein Anliegen besteht darin, das jeweilige gesellschaftliche Verständnis und die Wirkungen für das Planungshandeln herauszuarbeiten, die in den Planungsbegriffen angelegt sind. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Ursprung _Saint-Simon (1760-1825), Sozialaufklärer, Sozialutopist „Das Goldene Zeitalter liegt nicht hinter uns, sondern vor uns, und es wird verwirklicht durch die Vervollkommnung der sozialen Ordnung„ _verbindet das sozial-aufklärerische und rationale Denken einer Geschichts- und Sozialphilosophie MIT den technischen Vorstellungen der „Machbarkeit“ der Welt und Zukunft Hoch abstraktes Vernunftsdenken & sehr konkrete Vorstellung vom technischen Entwerfen und „Machenkönnen“ G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff _Dieses Planungsverständnis ist älter als das Industriezeitalter. Handwerker, Baumeister, Künstler etc. haben immer schon nach „Plan“ gearbeitet. Logik: Ein in Grundzügen und Einzelheiten gedanklich vorweggenommenes „Werk“ wird aus geeigneten Grundelementen hergestellt oder „gemacht“; der Plan wird „verwirklicht“, indem ein in Gedanken fertiges Gebilde durch einen Produktionsgang in eines in der Wirklichkeit fertiges Gebilde verwandelt wird. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff _Dieses Denken ist eine „Vorstellung von Machbarkeit“, die auf das soziale Geschehen übertragen wird. Ein Denken, das die soziale und politische Lage als MATERIAL ansieht, indem ein „vorgedachter Zustand sozialer Ordnung herzustellen ist“. Folgen: _Kontinuitäten des sozialen Geschehens (Traditionen, Interessen etc.) werden aufgehoben. _Vorstellung: von neuem „systematisch und rational“ beginnen zu müssen. _Die technische Planvorstellung als machbare Ordnung des Sozialen trägt unmittelbare Beziehung zur Revolution in sich im Sinne, dass das Vorhandene abgewiesen wird; die „Gegebenheit“ wird aufgehoben. _Prinzip: „Endzustand“ wird entworfen; soziale Handeln wird dem als Mittel zur Verwirklichung unterworfen Zweck-Mittel-Rationalität G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff _Vgl. klassischer Marxismus des Kommunistischen Manifestes: Lenins Vorstellung: Herrschaft von Menschen über Menschen – als Unrationalität – ablösen durch „Verwaltung von Sachen“ als planmäßige Form Politik zu betreiben. _Lenin war überzeugt, dass wenn die technische Arbeitsteilung auf den Staat übertragen wird, „die öffentlichen Funktionen ihren politischen Charakter verlieren und sich in einfache administrative Funktionen verwandeln“. (Engels) G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Das heißt… zwei Abstraktheiten sind abzuleiten: _Die politische Erscheinung der Herrschaft wird abgewiesen und verneint gegenüber dem Führungsanspruch des rationalen Plans. _Planungshandeln wird immer mit der betreffenden „Natur der Sache“ legitimiert. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Daraus folgt das weittragendste Prinzip: _Soziales und politisches Geschehen wird als „Sache“ aufgefasst. Anspruch der „Sachlichkeit“ und „Versachlichung“ (Mensch wird als „Material“ des Plans angesehen, z.B. Pläne des Militärs) _Sachzwang = Planzwang, d.h. vorgesetzte Ziele erzwingen bestimmte Mittel und Methoden, wobei aber Ziele selbst nicht kritisch-sachlich , sondern z.B. phantastisch sind („Pseudorationalität“). G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Nebenbei… _Prinzip der „Sache“ erhält sich durchgehend in der Entwicklung des Planungsbegriffes; ist aber starken Begriffswandlungen unterworfen, so dass die „Natur des Menschen zum Planungsobjekt“ wird (anstatt „die Natur der Sache“) G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Zur Verdeutlichung der Logik: Je mehr ein Handlungsbereich ver-sachlicht wird, (Handlungsbereich wird zu einer reinen Gegenständlichkeit), desto besser ist ein technisches Planungsdenken auf diesen Bereich anzuwenden. Planen von reinen „Sachen“ (Bauplanungen etc. werden als subjektfreier Gegenstand angesehen) Haben die Begriffe Raumplanung, Stadtplanung einen Gegenstand der eine reine Sache ist? G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Haben die Begriffe Raumplanung, Stadtplanung einen Gegenstand der eine reine Sache ist? Es wird nicht primär Raum in sachlichen Strukturen geplant, sondern raumbezogenes Verhalten von Menschen – das heißt es ist eine soziale oder gesellschaftliche Planung. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff _Politische Neutralisierung des „Sach“-gebietes „Gelingt am besten“ je weniger komplex der Planungsbereich ist je kleiner die betroffene Gruppe ist d.h. je geringer der „Sozialumfang“ des Planungsbereiches ist. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Technischer Planungsbegriff Architekten, Ingenieure, (Landes-)Planer haben eindeutige Kompetenzbereiche – mit vergleichsweise geringem „Sozialumfang“ – zur Vorraussetzung ihrer am technischen Modell ausgerichteten Sachplanungen gemacht, ohne das Problem eine ganzheitlichen Gesellschaftsplanung zu berücksichtigen. Technische Planungsdenken wird „von oben her“ angewendet – vom Ganzen der Gesellschaft bei dem die einheitliche Willensbildung der Planungsbetroffenen erst durch den Plan erreicht werden soll. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e _Laut Schelsky haben sich der historisch-politische –und der systemfunktionale Planungsbegriff von dem technischen Planungsbegriff abgesetzt und zugleich fortgeführt. _Begriffe geben Hinweise auf Abstraktheiten und irreale sowie ideologische Voraussetzungen. _Denkerisch ungelöste, zum Teil falsch gestellte Probleme dieser Planungsvorstellungen versucht S. im vierten – dem institutionellen – Planungsbegriff zu lösen – Lt. Schelsky der eigentliche soziologische Planungsbegriff. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Historisch-politischer Planungsbegriff Vorstellungen gehen auf Hans Freyer zurück in seiner Schrift „Herrschaft und Planung“ von 1933 und von Karl Mannheim mit dem Buch „Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus“ (1940). historisch-kulturwissenschaftliche Soziologie beeinflusst die Planungsvorstellung – zwei Thesen: G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Historisch-politischer Planungsbegriff 1. Geschichtliche Situation wird als Ausgangslage jeder Planung anerkannt – setzt den Rahmen der Planungsziele neue historische Lagen entstehen und werden wiederum überholt. Gesellschaftliche Planung ist als historisch-politischer Prozess zu verstehen. 2. Die Existenz von politischer Herrschaft wird als Gegebenheit und Trägerschaft jeder gesellschaftlichen Planung anerkannt. Der politischen Herrschaft wird die normative Bestimmung und Entscheidung der Planungsziele sowohl die Durchführung der Planung zugeschrieben. Planung ist Teilfunktion der Herrschaft. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Historisch-politischer Planungsbegriff …das heißt lt. Schelsky: Es wird von technischer Planung ausgegangen… …aber kritisiert wird: die Ignoranz der geschichtlichen Gewordenheit jedes Planungsbeginns – das geschichtlich Gewordene und Vorhandene ist nicht Material, sondern ihre Ausgangslage, „in die man ordnend eingreift“. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Historisch-politischer Planungsbegriff Mannheim sieht die Gesellschaft als ein sich selbst steuerndes System – d.h. auch die Trennung zwischen Planer und Ausführendem wird aufgehoben (da Gesellschaft als Ganze Subjekt und Objekt der Planung zugleich sei) _„Alte“ Planung: fix und fertiger Entwurf; steht fest _„Neue“ Planung: keine fixen Ziele, sondern „offen“; Erwartungshorizont als Horizont mit noch offenen Möglichkeiten. (planende Denken wie ein Feldherr, der die in der Gesellschaft wirkenden Kräfte überwacht, um neue Möglichkeiten rechtzeitig aufzunehmen; Steuern und gegensteuern) G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Historisch-politischer Planungsbegriff Freyer wendet sich noch stärker vom technischen Planungsbegriff ab: _Geschichte ist für die gesellschaftliche Planung DIE Ausgangslage; geschichtliche Lage wird in der Planung nicht verwendet, sondern geordnet – Planung ist für Freyer vervollkommende Ordnung der historischen Gegebenheiten. Diese gesellschaftliche Ordnung ist immer auch politische Handlung, die Entscheidung verlangt. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e Historisch-politischer Planungsbegriff Planung wird so zu einer Form der politischen Entscheidung erklärt. _Politische Macht - oder pol. Herrschaft schafft überhaupt erst den Handlungsraum für politische Entscheidungen und damit für Planungen und Durchführungen. (Mannheim und Freyer) _D.h. Planung nicht nur max. technische Rationalität …, sondern auch max. Klarheit wofür oder wogegen operiert wird. _D.h. Planung ist immer Teil und Auftrag einer Herrschaftsposition. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e System-funktionaler Planungsbegriff _Frage, unter welchen politischen Bedingungen maximal bewusste und weit reichende Planung möglich ist, wurde in modernen Planungsvorstellungen vielfach übersehen, den Schelsky als „systemfunktionalen Planungsbegriff“ zusammenfasst. _System-funktionale Planungsbegriff nimmt Elemente des technischen Planungsdenkens in höherem Maße auf als das es der historischpolitische Planungsbegriff tut. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e System-funktionaler Planungsbegriff Grundzüge: 1. Im technisch und historisch-politischen Planungsverständnis wird an der Gesellschaft als Ganzer festgehalten. Nun: jede soziale Einheit wird zu einem sozialen System abstrahiert und Planung als eine Funktion des sozialen Handelns in diesem System begriffen. 2. Vorgang des sozialen Handelns wird einer differenzierten Analyse unterworfen und Planung als Verarbeitung von Informationen und bzgl. der Analyse hinsichtlich Wahlmöglichkeiten oder Entscheidungsalternativen verstanden. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e System-funktionaler Planungsbegriff Logik: _Planung kann in ihren Zielen und Zwecken immer nur an das bestehende System angepasst sein und es folglich nie ganz aufheben. _Planung hat nur die Funktion, die Stabilität gesellschaftlicher Systeme aufrechtzuerhalten und damit den gesellschaftlichen Status Quo in die Zukunft fortzuschreiben. Folge: _"Verarmung der Zukunft" zugunsten einer "Perfektionierung der Gegenwart" G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e System-funktionaler Planungsbegriff _Planung ist von der politischen Entscheidung stark getrennt. _Der Planer ist in diesem Verständnis der unabhängige Experte für ein Fachgebiet / Teilsystem. _Experte wird der Planer durch die Ausschöpfung der wissenschaftlichen Möglichkeiten, die ihm die moderne Datenverarbeitung und Informationssammlung bieten. _Die Rationalität von Planung liegt in der Kalkulation von Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsalternativen. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e System-funktionaler Planungsbegriff Kritische Konsequenzen: _Durch handlungstheoretische Trennung von Planung auf der einen und Entscheidung und Durchführung auf der anderen Seite wären Planer und Politiker als entgegengesetzte Gruppen zu verstehen; ihr Verhältnis bliebe ungeklärt. Planer hätten das rationalwissenschaftliche „Herrschaftswissen“. _Die Umsetzung einer Planung würde dann bedeuten: gewählte Handlungsentwürfe abzuspulen. Dies würde einen „Maschinenbegriff des sozialen und politischen Handelns“ unterstellen. _Aber menschliches Handeln richtet sich kaum nur nach rationalwissenschaftlichen Kriterien, sondern wird sehr viel mehr geprägt durch gesellschaftliche Konventionen, Werte und Moden, die sich z.B. auch in geltendem Recht und in bindenden Normen ausdrücken. Durch diese Handlungsformen wird vieles vorentschieden, ohne dass es dadurch „irrational“ würde. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ? Institutioneller Planungsbegriff Anknüpfend an die drei Planungsbegriffe schlägt Schelsky den institutionellen Planungsbegriff vor: _These: Rationale Planung ist nur in Institutionen möglich. _Denn: Institutionen regeln in einem umfassenden Sinn das soziale Leben: in Bildung, Erziehung und Wissenschaft, in der Familie und der sozialen Versorgung, der Arbeitswelt (Arbeitsrecht, Tarifverträge), im Bereich der Stabilisierung des gesellschaftlichen Lebens nach innen und außen (Rechtsnormen für legales und abweichendes, strafbares Handeln) _Ausschließlich Institutionen bieten Spielräume für alternative Entscheidungen durch die soziale Organisation, Leitbilder, Recht, Normen an. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ? Institutioneller Planungsbegriff _Institutionen garantieren so rationales Handeln und bestimmen auch das Ausmaß der zu konzipierenden Handlungsentwürfe. _Jede Institution hat in einer Weise ein Herrschafts- oder Autoritätsgefüge; so kein Dilemma mehr zwischen Planern und Politikern; Planung ist prinzipiell Auftrag (der Institution). Spannungen zwischen Entwurf, Entscheidung und Durchführung werden zu Problemen der arbeitsteiligen Kooperation innerhalb der Institution oder der Kooperation zwischen mehreren Institutionen. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ? Institutioneller Planungsbegriff Schelsky sieht das Recht als Planungskraft: _Schelsky misst der Rechtsordnung und den in ihr verankerten gesellschaftlichen Normen und Werten die zentrale Bedeutung für die Steuerung gesellschaftlicher Entwicklung bei. _Das Recht sichert nicht nur den Status Quo. Recht wird andauernd neu geschaffen. Dadurch wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Gesellschaften und ihre Institutionen keine statischen Zustände widerspiegeln, sondern in Bewegung und damit veränderbar sind. _Planungen bleiben ohnmächtig, die nicht in den Kontext einer Institution eingebettet sind (rechtliche Grundlage der Planung, institutionelle Unterstützung v. Parteien, Verbänden, Unternehmen, Initiativen ...). G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 3. S c h e l s k y ‘ s P l a n u n g s b e g r i f f e ? Institutioneller Planungsbegriff Planungsrationalität: Im Recht manifestiere sich eine Rationalität, die den Menschen nicht nur als „Objekt sozialtechnischer Maßnahmen ansieht, sondern ihn als rationales Subjekt betrachtet, indem sie ihm rechtliches Verhalten als selbstbestimmendes Motiv seines sozialen Handelns unterstellt.“ (Schelsky) G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n Was nun? Lessons to be learned? 4. W a s n u n ? L e s s o n s t o b e l e a r n e d ? Lesson 1... technisches Planungsdenken identifizieren. Planungsverständnis, das die Gesellschaft als Material zur Umgestaltung begreift, ohne die sozialen Wirkungen auf Traditionen, Gewohnheiten und historisch gewachsene Verhältnisse ernst zu nehmen Lesson 2... Planungsexpertokratie kritisch hinterfragen. Planungsziele, die mit rational-wissenschaftlichen Methoden gewonnen wurden, müssen nicht unbedingt an die soziale Lebenswelt der Planungsbetroffenen gekoppelt sein. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n 4. W a s n u n ? L e s s o n s t o b e l e a r n e d ? Lesson 3... Planung als Teil politischer Herrschaft verstehen. Die Trennung von Planung und politischer Entscheidung und Ausführung (wie im system-funktionaler Begriff behauptet) entspricht nicht der Realität. Lesson 4... Planung bedeutet nie nur maximale technische Rationalität und maximale Bewußtheit über Bedingungen und Ziele, sondern immer auch maximale Klarheit darüber, wofür und wogegen mit dem Plan optiert wird: Planung bedeutet Standpunkte beziehen und „Haltungen“ vertreten. G e s e l l s c h a f t s k o n z e p t e und P l a n u n g s a u f f a s s u n g e n