Können Flugemissionen „kompensiert“ werden? Bedingungen für ein klimapolitisch glaubwürdiges Angebot an Flugreisende Dietrich Brockhagen, Germanwatch Überblick: 1. Emissionen: Die Klimawirkung des Flugverkehrs 2. Ausgleich: Prinzip, Ausgleichsprojekte 3. Marketing: Seriöse Botschaft 4. Initiative BMU-Germanwatch „klimabewußt fliegen“ 5. Fazit und Bewertung Grundidee: Einsparen meiner Flugemissionen an anderer Stelle durch eine freiwillige Abgabe oder Emissionshandel (CDM-Projekte) auf Ebene von einzelnen Personen Ist das Ablaßhandel? Nein, wenn: - Es gibt reelle Gegenleistung - Preis hängt von Emissionen ab - Transparenz (Preis – Gegenleistung) Fazit: Es kommt drauf an! Klimawirkung des Flugverkehrs (Auswahl): Schadstoff Wirkungsraum Wirkzeit nach Emission Kurzfristige lokale Erwärmung [°C] CO2 Global Jahrhundert ~0,01 Ozon Kontinental Wochen-Monate ~0,05 Kondensstreifen Regional Tage-Wochen ~0,1 Cirruswolken Regional Tage-Wochen ~0,5 Fazit: Kompensation nicht möglich, vereinfachte Kennzahlen problematisch. Wie sieht eine Kennzahl aus? Kandidaten (Auswahl): - Strahlungsantrieb (RFI) - Temperaturanstieg am Boden - Externe Kosten Grundwissen vorhanden, Lücken werden geschlossen Fazit: Jede Kennzahl derzeit vorläufig ! Das Ausgleichsprinzip Der Süden spart, damit der Norden fliegen darf? Emissionen Kerosinsteuer Ohne Zweckbindung Kerosinsteuer Mit Zweckbindung Freiwilliger Emissionshandel Anstieg Norden Reduktion Reduktion Unvermindert Anstieg Süden Unvermindert Reduktion Reduktion Global Anstieg Reduktion Neutral Fazit: Freiwilliger Emissionshandel: Second Best Instrument. Positive Ausnahme: Schrittmacherprojekte Ausgleichsprojekte Gold Standard (NROs): - Projektkategorien: Erneuerbare + Energieeffizienz - Strenge Zusätzlichkeitskriterien - Umwelt- und Sozialverträglichkeit) + strategische Komponente (Schrittmacher) Ausgleichsprojekte überzeugen spontan ! Ist Kompensation möglich? Naturwissenschaftlich: bedingt Klimapolitisch: kurzfristig ja, langfristig nein Fazit: Nicht „Kompensation“ Besser: „bedingter Ausgleich“ „Schadensbegrenzung“ o.ä. Botschaft: Zwei Komponenten: 1. Meine Flugreise verursacht erheblichen Klimaschaden 2. Wenn ich schon fliegen will, dann „klimabewußt“. Negativbeispiele: Senkenprojekte (Aufforstung, Waldschutz) WWF – LTU: - Kein Zusammenhang zwischen Emissionen und Abgabe - Slogan: „Fliegen für den Regenwald“ - Verheißt ein gutes Gewissen, obwohl der finanzielle Beitrag der LTU für den Regenwald gegenüber den Umweltkosten ihrer Flüge verschwindend gering ist. Ablaßhandel „klimabewußt fliegen“ Gemeinsame Initiative BMU-Germanwatch Umsetzung mit 500PPM und Forum Anders Reisen Erhoffter Start: Frühling 2004 Ziele: Etablierung Qualitätsstandard - Dienstreisen BMU - Einstieg in privaten Tourismusmarkt - EE-Konferenz 2004 Wie sieht eine gute Initiative aus? 1. Berücksichtigung der Klimawirkung nach Stand des Wissens 2. Angemessene Emissionsberechnung 3. Gold Standard CDM-Projekte mit strategischer Komponente 4. Seriöse Botschaft: „Wenn schon, denn schon.. Ich fliege klimabewußt“ 5. Angemessene Kohlenstoffpreise (Flug nach Mallorca > 10€) 6. Transparenz für den Kunden Technische Komponenten Emissionssoftware (Reisebüro, Internet) Internetseite: Buchungsmöglichkeit + Dokumentation Materialien (Broschüren, Flyer, etc.) Bewertung „klimabewußt fliegen“ Bei guter Ausgestaltung : Kein Ablaßhandel Klimapolitisch seriöser Second Best Ansatz