Inklusionsorientierte Jungenpädagogik

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Inklusionsorientierte
Jungenpädagogik
WiSe 2008/09
Burtscher Reinhard
Übersicht
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Was bedeutet Inklusion?
Jungenpädagogik
Die Situation von Jungen mit Behinderung
Assistenz und Selbstbestimmung
Die Frage nach der Macht / Macht-Minimierung
Gleichheit ohne Angleichung
Vielfalt und Differenz
Inklusive Pädagogik
Seit Ende der 90er Jahre - Mindestens 3 Bedeutungen
1.
Integration = Inklusion (mainstreaming)
2. Inklusion = optimierte Integration
Schwächen der Integrationspraxis werden systematisch
vermieden; z. B. Unterricht verändert sich für alle Kinder,
nicht nur für das zu integrierende Kind
3. Inklusion = erweiterte Integration
„Jeder Mensch ist willkommen!“
Vielfalt und Differenz statt Norm-Werte
z. B. keine Anpassung an eine Norm notwendig
Inklusion
Sich lösen von einer Zwei-Gruppen Theorie:
z. B. behindert – normal
 beinhaltet stets ein:
dazugehören – nicht dazugehören
Blick auf Strukturen / Strukturentwicklungen
Inklusion setzt Teilhabe voraus
Teilhabe von allen Menschen: unabhängig von Behinderung,
Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Sexueller Ausrichtung,
(nationaler und sozialer) Herkunft
Jungenpädagogik
… soziale Kategorie Geschlecht ist bei Zielsetzung, Planung,
Durchführung und Auswertung päd. Prozesse zentral.
… bezieht sich auf Jungen als auch auf deren Rollenverhalten
und die Prozessdynamik im koedukativen Kontext.
Dimensionen fachlicher Perspektive: der Körper, Biografie und
Soziales Netz (Mikroebene), Institutionen, Jugendkultur und
Sozialraum (Mesoebene), Jugendphase, Generation und
Gesellschaft (Makroebene)
Barrieren … überwinden
„Mit behinderten Jungen geht das
nicht, da läuft es ganz
anders.“
„Für behinderte Jungen braucht
es andere Rahmenbedingungen und ganz eigene
Methoden“.
 Ausgrenzende Statements?
 Inklusionsorientierte
Jungenpädagogik?
Der Weg zum Erwachsenwerden geht einher mit …
a) Zunahme einer persönlichen Bewusstheit
Wer bin ich?
Wo stehe ich und wo gehe ich hin?
Was kann ich? Was will ich?
Wer bin ich als Mann?
Wie ist meine eigene Geschichte?
b) Zunahme von Individualität
Wahrnehmung individueller Bedürfnisse steigt
Wunsch und Ziel: Ich will einmalig sein !
Ich will etwas besonderes sein !
Ich will mich von den anderen hervorheben !
Ich will geliebt werden als einmaliger Mann !
Der Weg zum Erwachsenwerden geht einher mit …
c) Zunahme von Wahlmöglichkeiten und des Sich-Entscheidens
auswählen können/dürfen
Entscheidungen treffen
Verantwortung übernehmen
d) Zunahme von Selbständigkeit
betrifft z. B.: Mobilität, verfügbares Geld, für sich sprechen können,
Ablösung von Eltern, Beziehungsgestaltung (körperliche
Annäherung, Aneignung von Sexualität)
e) Ausbalancieren von individuellen Wünschen und Bedürfnissen und
der äußeren Realität
Träume und Realität
Utopien und Tatsächliches
Bei Jungen mit Behinderung kann Thema sein …
a) Zunahme einer persönlichen Bewußtheit
+ Erfahrung: ich bin anders / nicht-normal / behindert
+ Behindert sein bedeutet … große Abhängigkeit, Barrieren
+ Das was ich will, bekomme ich nicht (z. B. eine Freundin).
+ Schwierigkeit: persönliche Veränderungen weniger gut oder
nicht verstehen zu können (kognitive Dimension)
b) Zunahme von Individualität
Wahrnehmung individueller Bedürfnisse steigt
+ Wie kann man in einer Behinderten-Gruppe Individualität
entwickeln?
+ Alle bekommen das gleiche Angebot, oder? …
+ Wie möchte ich gesehen werden? Wie sehen mich die
anderen bzw. wie werde ich wahrgenommen?
c) Zunahme von Wahlmöglichkeiten und des Sich-Entscheidens
+ Welche Wahlmöglichkeiten stehen im Alltagsleben zur
Verfügung?
+ Welche Entscheidungen werden abgenommen, aufgrund
von Überbehütung oder Sorge um die Gesundheit?
+ Wahl- und Teilhabemöglichkeiten im Konsum- und
Freizeitverhalten?
d) Zunahme von Selbständigkeit
+ Welche Kompetenzen können sich zur Selbständigkeit
entwickeln?
+ Worauf ist der Junge mit Behinderung stolz?
+ Selbstwirksamkeit – wo wird das erfahren?
e) Ausbalancieren von individuellen Wünschen und Bedürfnissen
und der äußeren Realität
Wie sieht die Realität aus:
… der Weg führt in die Sonderschule?
… der Weg führt in die Werkstatt für behinderte Menschen?
… der Weg führt ins Behindertenheim?
… der Weg führt ins Pflegeheim?
vgl. Wohlhüter 1996, 187ff in Walther (Hrsg.) 1996
Jungen mit Behinderung
… sind angewiesen auf Betreuung, auf Begleitung, auf
Assistenz.
Betreuung  Macht hat der Betreuer (über mich).
Begleitung  Ich entscheide, wo‘s lang geht.
Assistenz  „Beistand, Mithilfe“, beistehen, unterstützen
Ich entscheide …
Ziel: Kontrolle über das eigene Leben gewinnen
mit Hilfe von Assistenz.
Ziel: Stärkung von Selbstbestimmung
Selbstbestimmung - Definition
„Selbstbestimmt leben heißt, Kontrolle über das eigene Leben zu
haben, basierend auf der Wahlmöglichkeit zwischen
akzeptablen Alternativen, die die Abhängigkeit von den
Entscheidungen anderer bei der Bewältigung des Alltags
minimieren.
Das schließt das Recht ein, seine eigenen Angelegenheiten
selbst regeln zu können, an dem öffentlichen Leben der
Gemeinde teilzuhaben, verschiedenste sozialen Rollen
wahrnehmen und Entscheidungen fällen zu können, ohne
dabei in die psychologische oder körperliche Abhängigkeit
anderer zu geraten.
Unabhängigkeit ist ein relatives Konzept, das jeder persönlich
für sich bestimmen muß“ (Frehe 1990, 37)
Assistenz bei Personen mit Lernschwierigkeiten …
mögliche Aufgaben
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Informationsquelle zu sein
Aktivitäten unterstützend vor- und nachzubereiten
Neutral die Aktivitäten zu reflektieren
Sicherheit im Hintergrund zu vermitteln
Zu beraten
Komplexe Abläufe zu strukturieren
An Termine zu erinnern
Zu erfragen, welche Hilfe gebraucht werden
Ideen und Ratschläge geben
Wichtig: Entscheidungen, trifft die Person
mit Lernschwierigkeiten selbst
vgl. Schönwiese 2005, 141ff in Geiling / Hinz (Hrsg.) 2005
„Es ist normal, verschieden zu sein.“ (Weizsäcker 1993)
Normal ≠ ein Mittelwert
Normal = eine Ansammlung von unterschiedlichen Lebensstilen
und Bewältigungsweisen
Maßstab = die Vielfalt in ihrer Verschiedenheit
„Wir sind ja alle irgendwie behindert.“ = Quatsch, einfältig
Gleichheit ohne Angleichung
Zentral = sich über Unterschiede austauschen, ohne dass
Stigmatisierungsprozesse in Gang zu setzen
Zentral = sich über Gemeinsamkeiten austauschen
Projekt Bo(d)yzone
• Alter von 12 – 17 Jahren
• Jungen mit und ohne mit Behinderung;
 Jungen mit Assistenzbedarf
Ziele u.a.:
• mehr Selbstbestimmung
Selbstthematisierung als Beitrag zur
Selbstbemächtigung
„ … was (sonst noch) alles in mir steckt“
Online: www.pfunzkerle.de/bodyzone.htm
Literatur
Ute Geiling / Andreas Hinz (Hrsg.): Integrationspädagogik im
Diskurs. Auf dem Weg zu einer inklusiven Pädagogik?
Klinkhardt: Bad Heilbrunn 2005.
Joachim Walter (Hrsg.): Sexualität und geistige Behinderung.
Edition Schindele. 4. Aufl. Universitätsverlag C. Winter:
Heidelberg 1996.
Online:
Projekt Bo(d)yzone: www.pfunzkerle.de/bodyzone.htm
Abrufdatum: 21. Nov. 2008
Karsten Exner: Deformierte Identität behinderter Männern und
deren emanzipatorische Überwindung:
http://bidok.uibk.ac.at/library/exner-deformiert.html
Abrufdatum: 21. Nov. 2008
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