Makro I Verhältnis von Aktienund Kapitalmarkt MARKT FÜR KAPITALGÜTER AKTIENMARKT Marktwert des Kapitalbestandes (MW) Wiederbeschaffungskosten des Kapitals (WK) Tobins q ist dann: q = MW / WK Goethe-Universität, Frankfurt/Main 153 Makro I Anreizwirkungen des Aktienmarktes • Wenn q größer ist als eins, bewertet der Aktienmarkt den vorhandenen Kapitalstock höher als seine Wiederbeschaffungskosten. • Hier wird der Unternehmer den Marktwert des Unternehmens durch Zukauf von Kapitalgütern erhöhen, d.h. investieren. • Ist q kleiner als eins, wird er verschlissenes Kapital nicht ersetzen, d.h. “desinvestieren”. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 154 Makro I Tobin’s q und die Neoklassik • Tobin’s q und die Neoklassik sind eng miteinander verwandt. • Wenn der Wert des Grenzprodukts des Kapitals P MPK größer ist als die NKK, dann lassen sich mit vorhandenem Kapital Gewinne erzielen. Die Kurswerte der Aktien dieser Unternehmen werden steigen. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 155 Makro I Tobin’s q und der Wohnungsmarkt • Mit dem Anstieg des Aktienpreises steigt q und so der Anreiz zur Bildung von Realkapital. • Das Tobin’sche Modell läßt sich auch gut auf Wohnungsbauinvestitionen anwenden. • Zunächst bestimmt der Markt den Preis des vorhandenen Wohnungsbestands. • Dies erzeugt dann (negative oder positive) Anreize für die Neubautätigkeit. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 156 Makro I IV c. Die Nachfrage des Staates • Der Staatskonsum und die öffentlichen Investitionen sowie die Steuersätze werden in der Regel als exogen betrachtet, d.h. man unterläßt den Versuch, sie zu “erklären”. • Sie dienen im allgemeinen als “Politikvariable” im Sinne Tinbergens. • Einen Versuch, sie zu erklären, unternimmt die Finanzwissenschaft. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 157 Makro I Der Staatskonsum (G) und die öffentlichen Investitionen (IG) 18,9 20 18,9 20 15 10 15 10 3,5 5 5 1,8 0 % Anteil am BIP 0 Konsumausgaben des Staates Bruttoinvestionen des Staates % Anteil am BIP Konsumausgaben des Staates Bruttoinvestionen des Staates Quelle: Sachverständigenrat 2001 und http://www.destatis.de Goethe-Universität, Frankfurt/Main 158 Makro I Wo stehen wir in der Analyse ? Staatsdefizit Staatskonsum Faktormärkte Einkommen Faktorentgelte Finanzmärkte Ersparnis Staat Haushalte Konsum Investition Unternehmen Steuern Gütermärkte Goethe-Universität, Frankfurt/Main Unternehmenserlös 159 Makro I Zwischenbilanz • Wir haben die wichtigsten Größen des Makromodells besprochen (außer den exogenen Variablen Staat). • Es fehlen jetzt noch die Preise in den drei Märkten. – r und w in den Faktormärkten; – i im Finanzmarkt (Fisher-Gleichung); – P (numéraire), aber auch im Gütermarkt. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 160 Makro I Zwischenbilanz: Das reale Modell (ohne L-Markt) • Wir haben Y s F(K,L) Y C I G C C(Y T ) d I I netto (r) K K (1 )K 1 1 I K-1 ist nur in der ersten Periode exogen. • Die Gleichgewichtsbedingung lautet Ys = Yd Bestimmung von r. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 161 Makro I Bestimmung von r • Wir wissen, daß S = Y s - C (Y). • Da Y s durch die Produktionsfunktion gegeben ist, ist auch S gegeben. • Damit erhalten wir als Gleichgewichtsbedingung S = I (r), und damit r. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 162 Makro I Bestimmung von r (grafisch) S Realer Zinssatz r r* I(r) Investition, Ersparnis Goethe-Universität, Frankfurt/Main I, S 163 Makro I Verringerung des Sparangebots r S2 S1 r2* r 1* I(r) Investition, Ersparnis Goethe-Universität, Frankfurt/Main I, S 164 Makro I Erhöhung der marginalen Kapitalertragsrate r S r 2* I2(r) r 1* I1(r) Investition, Ersparnis Goethe-Universität, Frankfurt/Main I, S 165 Makro I V. Grundlagen der Wachstumstheorie • Wenn sich das reale BIP im Zeitablauf erhöht, (absolut oder pro Kopf der Bevölkerung) sprechen wir von Wirtschaftswachstum. • Wachstum ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Güternachfrage und -angebot. • Ein wichtiges Modell zur Analyse wirtschaftlichen Wachstums geht auf Robert Solow zurück. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 166 Makro I Solow-Modell: Der Ansatz • Das Solow-Modell beschreibt die Angebotsseite mit Hilfe einer Produktionsfunktion (PF) Robert M. Solow * 1924. Nobelpreis Y = F(K, L). 1987 • Es werden konstante Skalenerträge unterstellt. Die PF hat dann die Eigenschaft: Y = F(K, L) und speziell für = 1/L Y/L = F(K/L, 1). Goethe-Universität, Frankfurt/Main 167 Makro I Die Produktionsfunktion • Wir definieren Y/L = y und K/L = k. Dann ist die Pro-Kopf-Produktionsfunktion y = f(k). dy/dk = MPK y Produkt pro Beschäftigten k Goethe-Universität, Frankfurt/Main Grenzprodukt pro Beschäftigten k 168 Makro I Güternachfrage • Die (Pro-Kopf)-Nachfragefunktion im SolowModell sieht wie folgt aus: y=c+i Achtung! i ist hier I/L • Die Konsumfunktion hat die Form c = (1 - s) y • Damit erhalten wir y = (1 - s) y + i und schließlich i = s y. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 169 Makro I Wachstum des Kapitalstocks • Investieren in Höhe von i führt zur Akkumulation von Kapital. • Gleichzeitig verschleißt Kapital in Höhe der Abschreibungen d = k. • Insgesamt ergibt sich k = i - k. • Da i = s y = s f(k) ist, ergibt sich schließlich k = s f(k) - k. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 170 Makro I “Steady state” (langfristiges Gleichgewicht) • Wir betrachten die zwei gegenläufigen Funktionen i und d [bzw. s f(k) und k]. y,i d f(k)=y c k sf(k)=i i k Goethe-Universität, Frankfurt/Main k 171 Makro I “Steady state” (langfristiges Gleichgewicht) Das Niveau des Kapitalstocks k*, bei dem sich das dynamische Gleichgewicht k = 0 einstellt, nennen wir “steady state”-Niveau. i, d k sf(k)=i k* Goethe-Universität, Frankfurt/Main k 172 Makro I Dynamische Anpassung • Befinden wir uns links (unterhalb) von k*, so sind die Nettoinvestitionen positiv (i > d ) und der Kapitalstock wächst. • Befinden wir uns rechts (oberhalb) von k*, so sind die Nettoinvestitionen negativ (d > i ) und der Kapitalstock schrumpft. • Auf dem Niveau k* erreichen wir ein dynamisches Gleichgewicht mit k = 0. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 173 Makro I Dynamische Anpassung: Beispiel Wir betrachten ein numerische s Beispiel (Mankiw, 3. Aufl., S.99): y k s 0,3 ; 0,1; k 0 4 • Dann ist y0 = 2; i0 = 0,6; d0 = 0,4 und damit die Nettoinvestition k0 = 0,2. • Danach ist k1 = k0 + k0 = 4 + 0,2 = 4,2. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 174 Makro I Anpassung von k, y, c, i, a, und delta k an den “steady state” 10 1 8 0,8 i k 0,6 6 a y 4 c 0,4 2 0,2 0 0 0 20 40 60 80 100 Goethe-Universität, Frankfurt/Main delta k 0 20 40 60 80 100 175 Makro I Analytische Lösung • Das steady-state-Niveau des Kapitalstocks läßt sich auch direkt ermitteln. • Es gilt im steady state 0 = s f(k*) - k* oder k* / f(k*) = s / und damit k* / (k*) = 0,3/0,1 = 3 oder k* = 9. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 176 Makro I Was lehrt das Solow-Modell ? • Die Kapitalbildung (bzw. Nettoinvestition) bestimmt das Wirtschaftswachstum. • Bei gegebenem Abschreibungssatz begrenzt die Sparquote s das Wachstum. • Das Wachstum ist umso höher, je höher die Sparquote s und je niedriger der Kapitalstock k0 in der Ausgangsperiode. • Langfristig sinkt die Wachstumsrate auf 0 ab. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 177 Makro I Veränderungen der Sparquote • So lange Wachstum allein auf die Kapitalbildung zurückgeführt wird, ist die Sparquote die einzige “strategische” Größe. • Läßt sich Wachstum durch Erhöhung von s steigern? • Die Antwort ist ja, aber auch für die höhere Sparquote kommt das Wachstum wieder zu einem steady state und damit zum Erliegen. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 178 Makro I Erhöhung der Sparquote i, d k s2 f(k)=i2 s1 f(k)=i1 k1* Goethe-Universität, Frankfurt/Main k2* k 179 Makro I Die “goldene Regel” • Gesetzt der Fall, wir könnten die Sparquote wirtschaftspolitisch bestimmen: Ist es dann beliebig, welche Sparquote wir wählen würden ? Die Antwort ist nein! • Bei s = 0 würde der Kapitalstock langfristig aufgezehrt, das BIP würde gegen 0 gehen. • Bei s = 1 wächst das Kapital mit maximaler Rate, für den Konsum bliebe nichts übrig. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 180 Makro I Die “goldene Regel” Da der Konsum das eigentliche Ziel des Wirtschaftens ist - nicht die Investition -, suchen wir diejenige Sparquote s *, für die der Konsum im steady state maximiert wird (“goldene Regel”). Goethe-Universität, Frankfurt/Main 181 Makro I “Goldene Regel”: Herleitung • Wir betrachten die steady-state-Gleichung c* = y* - i* = f(k*) - k*. • c* soll maximiert werden, d.h. wir suchen die erste Ableitung dieser Funktion nach k*. Sie ist c*/ k* = f(k*) / k* - = MPK - . • Im Maximum ergibt diese Ableitung 0, also ist die “goldene Regel”: MPK* = Goethe-Universität, Frankfurt/Main 182