Kein Folientitel

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Hormonell Aktuell, 29 Oktober 2011
Rechtliche Probleme in der
Reproduktionsmedizin
Christoph Brezinka
Innsbruck
Wenn Sie bei Gericht erscheinen…
…als Zeuge/Zeugin
…als Sachverständige(r)
Achten Sie auf Ihre Kleidung!
Damen
Herren:
KEIN PippiKEIN Trachtenanzug
Langstrumpf-Look
KEIN Jeans-Schlabberlook KEIN gewagtes,
gestyltes Kleid!
Wie zum Begräbnis der Erbtante !
Kaum etwas beschäftigt Ärzte so sehr,
kaum etwas prägt ihr Denken und
Handeln so nachhaltig, wie
Gerichtsurteile in Arzthaftungsverfahren
In der Konsequenz haben Urteile und
Urteilsbegründungen massiven Einfluss
auf das ärztliche Handeln – wesentlich
mehr als Lehrbücher und Leitlinien,
vielfach ersetzt das Urteil dann die
Leitlinie und das Lehrbuchkapitel
Auch wenn man meint, alles richtig
gemacht zu haben, es wird geklagt!
Auch wegen Jahrzehnte zurückliegender Fälle!
•Jährlicher Anstieg Beschwerden
Patientenanwaltschaften um 30%!
Auch Sie und Ihre Kollegen werden demnächst
geklagt!
Vor Gericht und auf hoher See sind
wir immer in Gottes Hand
Hinter 90% aller Klagen steht ein Arzt,
der die Patientin mit „um Gottes
Willen, was haben die denn da mit
ihnen gemacht, da müssen sie
klagen, da kriegen sie ein Geld!“
anstiftet
Jede diagnostische Technik Harnstic, Blutdruck, Waage oder
Doppler
hängt davon ab
•ob sie in der richtigen Situation
eingesetzt wird
•ob aus ihrem Einsatz die richtige
Konsequenz gezogen wird
Deutliche Verlagerung der Klagen - weg vom
Vorwurf der fehlerhaften Geburtshilfe
•mangelhafte Beratungsund Aufklärungspflicht
•fehlerhafte pränatale
Diagnostik
•fehlerhafte Mitteilung
von Befunden
•Versäumnisse in der
Schwangerenbetreuung
Im Klagefall wird das
Gericht feststellen ob....
• Diagnoseaufklärung und Warnpflichten
ebenso wie „begleitende
Sorgfaltspflichten“ erfüllt wurden
• „ultra posse nemo tenetur“
• Schadenersatz nur bei Kausalität,
Sorgfaltswidrigkeit und Verschulden
Ch.Kopetzki
)
Der Chirurg
unterscheidet
sich vom
Messerstecher
nur durch die
Aufklärung!
Dr.Franzki, Präsident des
OLG Celle
Aufklärung
…soll Patientin in die Lage
versetzen, die Tragweite ihrer
Einwilligung zu überblicken
Um so wichtiger, je
weniger dringlich der
Eingriff/die Verschreibung!
•Woher sollen wir wissen, auf was wir
aufklären sollen ?
•Welche Risiken müssen wir speziell
erwähnen ?
•Was sind „typische
Risiken“ ?
OGH
„Frage der Typizität ist
eine Rechtsfrage,
keine Tatfrage“
„Typische
Komplikation“
•Nicht die Häufigkeit einer
bestimmten Komplikation in Prozent
•Risiko haftet speziell dem
geplanten Eingriff an
„Typische
Komplikation“
•Risiko ist auch bei Anwendung größter
Sorgfalt und einwandfreier Durchführung
nicht ganz sicher zu vermeiden
•Eintreten des Risikos würde den nicht
informierten Patienten überraschen, weil er
nicht damit rechnet
„Euch kriegt man eh nur
über die mangelnde
Aufklärung!“
Richter
Auch der dümmste und faulste Anwalt wird
alles versuchen, die klagende Patientin so zu
coachen, dass sie vor Gericht stereotyp
wiederholt:
“Niemand hat mich aufgeklärt”
“ Niemand hat mir die Konsequenzen und
die möglichen Defizite von Diagnostik und
Therapie erklärt”
•“Hätte man mir das erklärt, so hätte ich
mich anders entschieden”
Die Unzufriedenheit nimmt zu....
Wer bei einer minimalen
Irritation den maximalen
Leidensdruck empfinden
kann, ist ein wahrhaft
moderner Mensch
Prof.Berg, DGGG
• Einwilligung ist keine rechstgeschäftliche
Vereinbarung
•Wirksamkeit einer Einwilligung braucht lt
BGH keine Unterschrift und keinen
Austausch von Dokumenten.
"vertrauensvolles Gespräch ohne
bürokratischen Formalismus“
•Aber: Einwilligung in und bewußtes Ablehen
von invasiver und nicht-invasiver
Pränataldiagnostik schriftlich dokumentieren!
Beispiele für vom OGH und BGH als
„typisch“ erkannte Risiken
•Recurrensparese nach Struma-OP
Deutschland BGH VI ZR 225/60 26.9.1961
•Apallisches Syndrom in Folge Herz-OP
3 Ob 562/84 ; 19.2.1984
•Durchtrennung ductus choledochus bei
Gallen-OP (Inzidenz lt SV 0,25%) 4 Ob 509/95 ;
13.1.1995
Beispiele für vom OGH und BGH als „typisch“ erkannte Risiken
•Übertragung HCV/HIV durch
Bluttransfusion (Inzidenz 1 auf 7 Mio)
Deutschland, zitiert bei Weissauer 1995
•Peronäuslähmung nach Varizen-OP
2 Ob/505/96, 11.1.1996
•Ruptur der a vertebralis bei
chiropraktischem Eingriff (Inzidenz lt
Beklagter 0,0005% - 1 auf 20.000) 4 Ob 335/99p
23.2.1999
Beispiele für vom OGH als „typisch“ erkannte Risiken
•Ösophagusperforation bei Magen-OP 4 Ob
1690/95 16.1.1996
•Nachblutung nach Nasenseptum-OP
(Inzidenz lt SV 2,6%) 7 Ob 233/01s 28.2.2001
•Näseln“ nach Tonsillektomie 6 Ob 318/00h
17.1.2001
Beispiel für vom OGH als „inherente“, „spezifisch
anhaftend“ erkannte Risiken
•Darmperforation bei Colonoskopie (Inzidenz
lt SV 0,32%) 4 Ob 132/06z ; 28.9.2006
•Dammriss III° bei Vaginalgeburt mit
Lageanomalie des Kindes 7 Ob 299/03a
17.2.2003
•Kompartmentsyndrom durch
Lagerungsschaden 8 Ob 113/09i 29.9.2009
„Typische
Komplikation“
•Nicht die Häufigkeit einer
bestimmten Komplikation in Prozent
•Risiko haftet speziell dem
geplanten Eingriff an
„Typische
Komplikation“
•Risiko ist auch bei Anwendung größter
Sorgfalt und einwandfreier Durchführung
nicht ganz sicher zu vermeiden
•Eintreten des Risikos würde den nicht
informierten Patienten überraschen, weil er
nicht damit rechnet
Gynäkologische Arzthaftungsverfahren:
•Vorwurf des fehlerhaften Tumorscreenings
•Bei Infektionen Vorwurf der mangelnden
Hygiene und/oder Antibiotikaprophylaxe
•Vorwurf der „exzessiven“ Operation
•Vorwurf Weiterbestand Inkontinenz
•Vorwurf der mangelnden Aufklärung in allen
Varianten
Wo wird derzeit am ehesten geklagt ?
1. Nicht erkannte Eileiterschwangerschaft
2. Thrombose unter Kontrazeption
3. Kinderwunsch/Schlechter Ausgang
einer IVF Schwangerschaft
4. Geburt eines Kindes mit Fehlbildung
nach „normalem“ Ultraschall/NT Test
Wo wird derzeit am ehesten geklagt ?
1. Nicht erkannte Eileiterschwangerschaft
2. Thrombose unter Kontrazeption
3. Kinderwunsch/Schlechter Ausgang
einer IVF Schwangerschaft
4. Geburt eines Kindes mit Fehlbildung
nach „normalem“ Ultraschall/NT Test
Datum
Ereignis
Details
1.3.2008
Frau Holzer sucht ihren Facharzt,
Dr.Möller, in München auf
Wegen Kinderwunsch
wird Clomiphen
verschrieben
1.4.2008
Im Österreich-Urlaub sucht Frau
Holzer mit Schmerzen und vag
Blutung die Ambulanz des KH
St.Wendelgard auf
Dr.Peroni macht
Ultraschall, verschreibt
Mexalen bei Diagnose
Dysmenorrhoe
28.4.2008 Frau Holzer bei Tagung in
Hannover, zunehmende
Unterbauchschmerzen
Muss auf der Heimfahrt nach
Kollaps notfallmässig aus dem Zug
geholt und ins Krankenhaus
eingeliefert werden
Operation einer
Eileiterschwangerschaft
mit Resektion des
Eileiters
Gutachterliche Beurteilung:
a) die Anamnese durch die Ambulanzschwester, auf
die sich der Arzt verließ….
• Erfolgte glaubhaft im für die Patientin fast
unverständlichen „österreichischem Dialekt“
•Erfolgte mit von der Patientin als distanzlos
empfundenen Duzen
•Frage nach Geschlechtsverkehr wurden offenbar
unter Verwendung eines der Patientin nicht
bekannten lokalen umgangssprachlichen Ausdrucks
für Kohabitation gestellt
Gutachterliche Beurteilung:
b) die Untersuchung durch Dr.Peroni
• Im Ultraschall Menstruations-typisches
cavum uteri gesehen, unauffällige Adnexe,
keine freie Flüssigkeit
•Keine Frage gestellt, warum kein
Schwangerschaftstest, kein Verdacht auf
Abortus oder EU
Die Nicht-Durchführung des
Schwangerschaftstests entsprach nicht
dem zu erwartenden Standard in einem
österreichischen Bezirkskrankenhaus,
welches ambulant eine Patientin mit
Blutung und Schmerzen nach Amenorrhoe
versorgt
Organisationsverschulden
Der Arzt hat die Pflicht zu
sachgerechter Organisation
und Koordination der
Behandlungsabläufe
Typisches
Organisationsverschulden:
Patientin wird nach
Ultraschallbefund mit
Verdacht auf ektope
Schwangerschaft
von der Sekretärin
heimgeschickt, der
Befund folgt per Post
Wo wird derzeit am ehesten geklagt ?
1. Nicht erkannte Eileiterschwangerschaft
2. Thrombose unter Kontrazeption
3. Kinderwunsch/Schlechter Ausgang
einer IVF Schwangerschaft
4. Geburt eines Kindes mit Fehlbildung
nach „normalem“ Ultraschall/NT Test
LG Graz als Berufungsgericht 8C 201/07i (2008)
•Gesunde, normalgewichtige 23-jährige Nichtraucherin mit blander Anamnese bekommt
Pille verschrieben
•Monate später nach 5 Tagen Durchfall
Wadenvenenthrombose und Lungenembolie
homozygoter Defekt des Faktor V (Leiden) mit
aktivierter Protein C (APC)-Resistenz festgestellt
LG Graz als Berufungsgericht 8C 201/07i (2008)
•Klage…..nicht gegen den/die für den Durchfall
verantwortlichen..(Gurkenhändler??),sondern…
•…gegen die Ärztin, die die Pille verschrieben
hatte
•Aus dem Urteil: Ärztin hat….“ihre Aufklärungspflicht verletzt, da sie nicht darauf
hingewiesen hatte, dass es die Möglichkeit
gab, zur Abklärung der Thrombosegefahr
einen APC-Resistenztest durchführen zu
lassen“
„Da die Klägerin, wenn sie über die
Möglichkeit der Durchführung eines
APC-Resistenztests aufgeklärt worden
wäre, von der Einnahme der Pille
Abstand genommen hätte, haftet die
Beklagte grundsätzlich auch für die
Folgen der unterlassenen Aufklärung“.
Das Berufungsgericht
•„je weniger der Eingriff aus der Sicht eines
vernünftigen Patienten vordringlich oder gar
geboten ist“
•Pillenverschreibung ist wie „wenig dringlicher
Eingriff “
• Ärztin hätte beim ersten
Beratungsgespräches über die Pille
hinsichtlich des wesentlich erhöhten (sic!)
Risikos einer Thromboseerkrankung
aufklären müssen.“
Wo wird derzeit am ehesten geklagt ?
1. Nicht erkannte Eileiterschwangerschaft
2. Thrombose unter Kontrazeption
3. Kinderwunsch/Schlechter Ausgang
einer IVF Schwangerschaft
4. Geburt eines Kindes mit Fehlbildung
nach „normalem“ Ultraschall/NT Test
„Der
Spiegel“ beschrieb das Asherman-Syndrom
2003 als „ein Gebärmutterleiden, das selten
vorkommt, kaum erkannt und fast immer falsch
behandelt wird“
Das Asherman Syndrom
Asherman-Syndrom nach Joseph G. Asherman
(1889-1968) benannt, der 1948 das Ausbleiben der
Regel nach einer Verklebung des Uterus
beschrieb(Asherman, 1948).
Auch als Fritsch-Syndrom oder Fritsch-AshermanSyndrom bekannt, da Heinrich Fritsch (1844-1915)
das selbe Zustandsbild bereits 1894 beschrieben
hatte (Fritsch, 1894).
Asherman JG (1948). Amenorrhoea traumatica (atretica). J Obstet Gynecol
Br Commonwealth 84:23-30.
Fritsch H (1894). Ein Fall von völligem Schwund der Gebärmutterhöhle
nach Auskratzung. Zentralbl Gynakol 18:1337-1342.
„
Was ist ein Asherman-Syndrom ?
•sieben verschiedene, sich widersprechende
Klassifikationssysteme
•Keine Definition allgemein akzeptiert
•keines der einzelnen Klassifikationssysteme ist validiert
•große Zahl Behandlungstechniken ohne kontrollierte
vergleichende Studien
• Erfolge in Fertilität und Wiederauftreten der Menstruation
nach Behandlung sind nicht standardisiert sondern rein
deskriptiv und daher schwer vergleichbar
(Deans and Abbott, 2010)
•GynäkologInnen bei denen jede dritte Patientin
ein Asherman-Syndrom hat
•GynäkologInnen, die es in ihrem ganzen
Berufsleben gerade ein- oder zweimal
diagnostiziert haben (Dan et al, 2008)
•Viele der operativen Eingriffe zur Therapie des
Asherman-Syndroms finden im Rahmen von
ambulanten tageschirurgischen Operationen
statt
•Mit Zunahme des tageschirurgischen Angebots
in den letzten Jahren rapider Anstieg der
Asherman-Diagnosen
Bei entsprechend präpariertem Anwalt….
….einem Gutachter, der selbst fest an das
Asherman-Syndrom glaubt
…bestehen hohe Erfolgschancen für eine
Klage wegen
•Amenorrhoe nach Abortcurretage/
Abrasio/hysteroskopischer OP
•Infertilität nach manueller Plazentalösung
Infektiöse Komplikationen nach IVF, Literatur
Komplikationen der niederländischen und finnischen
IVF-Programme,
6 von 2495 Frauen mit IVF wurden kurz nach der
Punktion wegen entzündlicher Komplikationen
stationär aufgenommen
Roest J, Mous HV, Zeilmaker GH, and Verhoeff A (1996). The incidence of major clinical complications in
a Dutch transport IVF programme. Hum Reprod Update 2:345-353.
Ähnliche Zahlen bei 10.000 IVFs
Klemetti R, Sevon T, Gissler M, and Hemminki E (2005). Complications of IVF and
ovulation induction. Hum Reprod 20:3293-3300.
Kleinserien und Kasuistiken:
drei Frauen mit Peritonitis nach IVF-Punktion, alle
drei hatten ausgeprägte Endometriose (Younis et al,
1997).
Younis JS, Ezra Y, Laufer N, and Ohel G (1997). Late manifestation of pelvic abscess
following oocyte retrieval, for in vitro fertilization, in patients with severe endometriosis and
ovarian endometriomata. J Assist Reprod Genet 14:343-346
Versehentlich bei IVF in vorbestehende Pyosalpinx
punktiert mit Peritonitis als Folge
Kihaile P, Misumi J, and Utsunomiya T (2003). Peritonitis after a ruptured left
pyosalpinx in a patient undergoing in vitro fertilization. Fertil Steril 79:1034-1036.
Zum Vorwurf der fehlenden Antibiotikaprophylaxe
am Tag der Follikelpunktion
Gutachten:
Eine Antibiotikaprophylaxe ist schon deshalb
nicht klinischer Standard, weil Antibiotika
potenziell teratogen (schädlich für den
Embryo) sind und gerade in der
empfindlichsten Phase des gerade
entstehenden neuen Lebens nur mit
äußerster Zurückhaltung zur Anwendung
kommen dürfen.
Wo wird derzeit am ehesten geklagt ?
1. Nicht erkannte Eileiterschwangerschaft
2. Thrombose unter Kontrazeption
3. Kinderwunsch/Schlechter Ausgang
einer IVF Schwangerschaft
4. Geburt eines Kindes mit Fehlbildung
nach „normalem“ Ultraschall/NT Test
Klagen nach Geburt von Down-Kind:
„hätte die Ärztin eine richtige NT-Messung
durchgeführt, wäre sicher etwas aufgefallen und
wir hätten die Geburt des Kindes verhindern
können“
•Schwangere.…… Arzt klärt über
Amniocentese, CVS und Ultraschall auf
•Patientin hat Angst vor Fehlgeburt
•Will „nur“ die Nackenfaltenmessung
•Lehnt nach „normaler“ Nackenfaltenmessung
auch den angebotenen Organschall in der 20
SSW ab
•Es kommt zur Geburt eines Kindes mit DownSyndrom
Der Anwaltsbrief
„Von Beginn an war für meine Mandantin
klar, dass sie das Kind nur bekommen
wollte, wenn es gesund ist.“
„Nach den ihr erteilten Informationen ging
meine Mandantin davon aus, dass es sich
bei der NT-Messung nicht nur um eine
Risikoermittlung, sondern um die
Möglichkeit handelt, ein Down-Syndrom
definitiv auszuschließen“.
Die typische Situation bei Gericht:
Arzt: „Die Patientin hatte so große Angst vor
einer Fehlgeburt, dass sie jegliche invasive
Diagnostik ablehnte und mir auch erklärte,
sie würde aus einem ungünstigen Befund
keine Konsequenz ziehen“
Patientin: „Ich habe dem Arzt von Anfang an
gesagt, dass die Schwangerschaft nicht
geplant war und ich sie nur fortsetzen
werde, wenn das Kind ganz sicher gesund
ist“
Tip für Ärzte: Überlegen Sie sich gut, ob Sie
die NT-Messung in Ihr „Programm“ aufnehmen
•Haben Sie die Zeit, die Geduld, das Gerät und
die notwendige Dokumentation?
•Tun Sie es nur, wenn Sie den FMF-Kurs und
die Zertifizierung haben
•Ein Großteil der
Schwangeren erlebt die
Nackenfaltenmessung als
einen protektiven
Abwehrzauber, egal was Sie
erklären !
Vorsicht bei NT-Messung „light“
•Nur mal schnell drüber schauen, ob es
eh in Ordnung ist….
•Messung nach pi mal Daumen ohne
Referenztabelle
•Verzicht auf Biochemie und weitere
Abklärung weil es Patientin eigentlich
ablehnt
Mit Übernahme des
Ideengebäudes und
des Instrumentariums
des
Pränatalscreenings……
….. wird der Arzt in den
Augen der Gerichte
zum Wächter, der
persönlich
verantwortlich ist, daß
nur perfekte WunschKinder zur Geburt
kommen!
Ultraschall bei mangelnder Qualifikation….
•
…..„Stufe 1 Organschall“ ….
•
….Religiös/weltanschaulich motiviertes „gar nicht
erst auf Fehlbildung schauen“ oder
„Fehlbildungsverdacht nicht mitteilen“
•
….Psychosozial motiviertes „die Patientin nicht mit
einem Verdacht beunruhigen und lieber in ein paar
Wochen noch einmal kontrollieren“…
•
……ist bei Klagen für die ärztliche Seite eine
sehr schlechte Ausgangsposition!
der psychosoziale und forensische
Grenzwert im Hinterkopf des Arztes
bis wann darf ich die Patientin
beunruhigen?
ab wann muß ich die Patientin über
potentielle Risiken, die sich z.B.aus dem
grenzwertigen Ultraschallbefund ergeben,
informieren?
Der bestehende oder vermutete Zwang
zur Horror-Aufklärung
Die Gerichte wollen, dass Sie
aufgeklärt werden ?
Ich werrrrde Sie aufklären !
Neu hinzugekommen: Die Klage nach
Uterusruptur
...auch am nicht-voroperierten Uterus möglich
…z.B. in Adenomyosisherden
Fall 1)
Bekannte tief infiltrierende Adenomyose: Pat wird spontan
schwanger, zunächst problemlose Vaginalgeburt, unauff CTG
Bei den Presswehen fällt Hebamme auf, dass Kopf plötzlich
„weiter oben und hinten ist“, ordnet dem Assistenten eine MBU
an, diese pH 6,80
Bei Aktusectio Kind mit pH 6,78 und Base Excess -24 geboren
Uterusruptur vom obersten Anteil der Vagina entlang
der linken Uteruskante hinauf.
Durch diesen Riss linke arteria uterina ausgerissen
Roche M, Ibarrola M, Lamberto N, Larranaga C, and Garcia MA (2008). Spontaneous
hemoperitoneum in a twin pregnancy complicated by endometriosis. J Matern Fetal Neonatal
Med 21:924-926.
Fall 2)
1999 Endometriose-Diagnose
2000 Sectio
2007 erneute Schwangerschaft, Vaginalgeburt mit KiwiVakuum und kräftigem Mit-Kristellern
Kind: Knabe,3240g, 51 cm, pH 7,15 Apgar 6/10/10
Pat klagt nach Partus über Schulterschmerzen, bekommt
Auskunft, sie sei verkrampft, bekommt Sportgel zum
Einreiben
Wg Hb-Abfall von Wochenstation aus CT, dabei Blut im
Bauch.
Hysterektomie: Alte Sectionarbe bland, aber Blutung aus
Adenomyoseherd im Fundus, keine eigentliche Ruptur
Und wenn es einmal wirklich passiert ist
….
Sie bekommen einen Brief von einem
Anwalt…ein Kind, bei dessen Mutter Sie vor
drei Jahren einen Ultraschall in der
Schwangerschaft gemacht haben, wurde mit
einer Behinderung geboren.
•Hätten Sie die Behinderung im Schall
entdeckt, hätte die Frau das Kind abtreiben
können.
•Sie sollen für sämtliche Pflegekosten,
Therapien, Hilfsmittel, Delfintherapie in Florida,
Verdienstentgang der Eltern, die sich nun full
time um das Kind kümmern müssen,
aufkommen
In der Praxis:
•Sofort alles, was zu diesem Patientenkontakt
vorliegt, kopieren!
•Elektronisch gespeicherte Ultraschallbilder auf
DVD extra sichern.
•Eigene Versicherung informieren
•Anwalt, Berufsrechtsschutzversicherung
informieren.
Im Spital:
•Gesamte Dokumentation auf Papier
kopieren und elektronisch sichern!
•Sofort Einwilligungserklärungen/
Patientenaufklärung (so hoffentlich
vorhanden) einscannen
Im Spital - Fehler vermeiden:
Keine Zusammenstellung hochsensibler
Dokumente durch lustlose Assistenten, die
zum Famulanten delegieren ……
Gerade in UltraschallFällen dürfen nur
äußerst sachkundige
Mitarbeiter mit der
Suche nach
Dokumenten betraut
werden
Richtiger Umgang mit Fehlern
Keine standrechtlichen
Schnellgerichtsverfahren gegen ärztliche
Mitarbeiter im Gang vor den
Patientenzimmern!
•Wann war die Patientin an der Abteilung, wer
hat sie gesehen, was wurde im Ultraschall fotodokumentiert, gibt es evtl Videobänder/DVDs
oder Videoclips ?
•Wenn Diskrepanzen durch falsch eingestellte
Ultraschalluhren, dann gleich auf diese
hinweisen !
•Zum Entkräften Betrugsvorwurf gleich 3
weitere am selben Tag geschallte Frauen
„anbieten“
•Besser gleich auf richtige Einstellung achten!
Dann die gesammelten Fakten auf den
Tisch und die Beteiligten um den Tisch
versammeln - Was liegt vor, wie ist die
Dokumentationslage, kann sich noch
jemand an den Fall erinnern und ein
Gedächtnisprotokoll verfassen?
.
Bei
Gericht
•Ruhig und sachlich
bleiben
•Nicht angeödet-gequältherablassend auf Fragen
von Richter, Anwalt,
Gutachter antworten
•Keine Schriftstücke oder Ultraschallbilder
hervorziehen, die der eigene Anwalt nicht
kennt
•Nicht aggressiv mit Anwälten oder dem
80
Sachverständigen streiten
Medienmanagement
•Geht nur in Zusammenarbeit und mit
Unterstützung des Trägers
•Nicht der hübschen, verständnisvollen
Journalistin sein Herz ausschütten!
•„Maulkorb“ für Beteiligte ärgert
Journalisten, kann sehr nützlich sein
Verdrängung
Verdrängung ist der wohl
bekannteste Abwehrmechanismus, ein psychischer
Vorgang, mit dem
unangenehme Vorstellungen
ins Unbewusste abgeschoben
werden.
Gerald Mackenthun 1997
Widerstand und Verdrängung
Und noch was – in der ganzen Zeit:
Hände weg vom Alkohol!
Größte Vorsicht mit Psychopharmaka!!
Keine Scheu mit Psychiater oder
Psychologen zu reden, sich jemand Neutralen
vermitteln lassen! Ärzte haben 4 mal höhere
Selbstmordrate als Normalos!
Bereit sein zu zahlen – für Anwalt, für
Psychologen
Und wenn alles abgeschlossen ist – nicht das
große Schweigen, das große Tuscheln
Gerüchte und Getuschel
vergiften die Atmosphäre
an einer Abteilung auf
Jahre.
Klare und sachliche
Schlussbesprechung, die
unter dem Motto steht
„was können wir davon
lernen“.
Drei Tips
• Qualifizierten,
strukturierte
Medizin
betreiben
• Zu jedem Zeitpunkt Kontext und Limits
der Diagnostik (z.B. Schall) und
Therapie (z.B. Pille oder Clomifen)
kommunizieren und dokumentieren
• Vorsicht mit „Organschall light“
Arzthaftungsurteile als
darwinistische
Auslesemechanismen
Einen erwischt es – viele andere haben
einen Nutzen davon und können sich in
ihrem Biotop weiterdifferenzieren
Problem der zunehmend GerichtsSachverständigen – zentrierten Medizin
Einzelne, immer wichtiger werdende
Gutachter können ihre persönlichen
Vorlieben bei der Methodenwahl fördern
und gleichzeitig Personalpolitik machen
Der mühsame Weg über Leitlinien und
Empfehlungen muss nicht mehr
begangen werden, das erledigt das
Gericht
Was wir fordern müssen:
In den eigenen Reihen:
Keine Berufspolitik per Gutachten
(„wer bei mir keinen Kurs
gemacht hat, den hau ich in die
Pfanne“)
Was wir fordern müssen:
Gegenüber der Justiz:
Mehr Vorsicht bei der Übernahme
ganzer Passagen „wie es sein soll“ aus
Gutachten in Urteilen. Mehr Wissen um
die berufspolitischen Eigeninteressen von
Sachverständigen
Die Juristen als
die natürlichen
Feinde der
Ärzte ??
Die Ärzte, die über Gutachten mit gut
platzierten Urteilen die wirtschaftlichen
und berufspolitischen Interesse ihrer
Gruppe sehr gut durchzusetzen wissen ??
„Vor Schelme, die den
Mantel der Justiz
gebrauchen, um ihre
üble Passiones
auszuführen, vor
diesen kann sich kein
Mensch hüten, die sind
ärger wie die gröbsten
Spitzbuben, die in der
Welt sind“
Friedrich II 1778
Friedrich II. von
Preussen (1712-1786))
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Und einen schönen Ausklang !
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