Konzepte von Interkultureller Pädagogik Vorlesung zu Kapitel 3.1 Interkulturelle Pädagogik: Die Differenz der Kulturen 4. Vorlesung Vier Konzepte Interkultureller Pädagogik Differenz Defizit „Ausländer“ oder „multikulturelle Gesellschaft“ „Ausländer“ oder „multikulturelle Gesellschaft“ Alle Bewohner Entpolitisierung der Pädagogik Entstehung von Ausländerexperten mit Alibifunktion Deutschlands sind von dessen Multikulturalität betroffen und Adressaten der Pädagogik Solidarität mit ethnischen Minderheiten Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Boos-Nünning, Neumann, Reich, Wittek (1984): Kulturen sind unter Berücksichtigung der „konkreten sozialen Strukturen“ zu integrieren. Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Bolte-Zwiebel Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Neufert (1974): Durch die Deklassierung der Gastarbeiter können die deutschen Arbeiter zur „Arbeiteraristokratie“ avancieren. Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Vorwurf von Boos-Nünning et al.: Interkulturelle Pädagogik stellen der „realen sozialen Ungleichheit“ lediglich ein „emphatisches Pochen“ auf der gleichen Würde aller Kulturen entgegen. Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Entgegnung der interkulturellen Pädagogen: Kulturelle Sichtweise integriert Frage ökonomischer Probleme „Arbeitsmigration“ ist eine „Kulturmigration“ (Essinger/Graf 1984) Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Exemplarisches Zitat von Essinger/Graf (1984, S. 20): „Das Einbringen des Faktors ‚Kultur’ in die Migrationsdiskussion differenziert das Gesamtproblem insofern, als die Migranten nicht länger ausschließlich als Arbeitskräfte gesehen werden können, die man je nach Bedarf bzw. Nicht-Bedarf holen bzw. zurückschicken kann. Die Tatsache, daß jeder einzelne Mensch ein kulturelles Wesen ist, das in seiner Enkulturation bestimmte kulturell geprägte Werte und Normen, Techniken und Traditionen, Verhaltensweisen und Arbeitstechniken erlernt hat, macht jede Arbeitsmigration auch zu einer Kulturmigration“ Kulturelle Differenz oder soziale Ungleichheit Exemplarisches Zitat von Essinger/Graf: 1. Fokus auf Kultur soll emanzipatorisches Projekt sein 2. Die Gesellschaft ist bedingt durch die Einwanderung multikulturell 3. Argumentation beginnt mit ökonomischer Perspektive, endet aber mit der kulturellen. Elemente der interkulturellen Pädagogik Friedenspädagogik Community-Education Interkulturelle Pädagogik und Community-Education Es geht um „communities im multi- ethnischen Aufnahmestaat (samt ihrer Geschichte, ihrer Rückbindung zur Herkunft, ihrer sozialen Lage)“ (Hohmann 1989, S. 13) Interkulturelle Pädagogik und Community-Education Definition der ethnischen Gruppe bei Max Weber (1972, S. 237): „Wir wollen solche Menschengruppen, welche auf Grund von Ähnlichkeiten des äußeren Habitus oder der Sitten oder beider oder von Erinnerungen an Kolonisation und Wanderung einen subjektiven Glauben an einen Abstammungsgemeinschaft hegen, derart, dass dieser für die Propagierung von Vergemeinschaftungen wichtig wird, dann, wenn sie nicht ‚Sippen‘ darstellen, ‚ethnische‘ Gruppen nennen, ganz einerlei, ob eine Blutgemeinsamkeit objektiv vorliegt oder nicht.“ Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Islam im Ethikunterricht (1986): „Die folgenden Texte zeigen auf, wie sehr das alltägliche Leben der Moslems von ihren religiösen Grundlagen her bestimmt ist.“ Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Islam im Ethikunterricht (1986): Fünf Säulen: 1. Bekennen 2. Gebet 3. Almosen 4. Fasten 5. Pilgerfahrt Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Islam im Ethikunterricht (1986): „Am anschaulichsten läßt sich die traditionelle türkische Lebens- und Gemeinschaftsform aus der Perspektive der Frau schildern.“ Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Islam im Ethikunterricht (1986): „Herr Üzok lebt mit seiner Familie in einer mittelgroßen süddeutschen Industriestadt. … Der Vater ist Arbeiter …, die Mutter ist als Putzfrau tätig. Der 17jährige Sohn Hassan hat einen Gelegenheitsjob, die 16jährige Aysche hat die Schule ohne Hauptschulabschluß verlassen, die 10 Jahre als Keziban schwänzt die Schule, da sie auf den kleinen Bruder Mustafa … aufpassen muß.“ Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Islam im Ethikunterricht (1986): „Wer muslimischen Familien mit ihren vielen Schwierigkeiten richtig begegnen will, sollte über die Gründe der Auswanderung informiert sein und etwas von der Welt wissen, aus der sie kommen und die ihr Denken, Empfinden und Verhalten geprägt hat. Die meisten von ihnen kommen aus der Türkei. Man darf jedoch nicht übersehen, daß viele Muslime auch aus anderen Regionen… kommen.“ Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Zusammenziehung von Religion, Sprache, Musik, Folklore, Kultur. Einwanderer werden über ihre Herkunftskulturen definiert. Nicht die Einwanderer, sondern die Herkunftskulturen werden analysiert. Beispiele für frühe Ansätze interkultureller Pädagogik Begegnungspädagogik Repräsentation der Kulturen Interkultureller Austausch Interkulturelle Bereicherung Konfliktpädagogik Bekämpfung von Ausländerfeindlichkeit Beseitigung von Ethnozentrismus Herstellung von Chancengleichheit Etablierung der interkulturellen Pädagogik Essinger (1984): „jeder Entwurf einer Interkulturellen Erziehung“ stößt bei politisch Verantwortlichen „auf Ablehnung“ Empfehlung Nr. R 18 (84) an die Mitgliedsstaaten über die Ausbildung von Lehrern zu einer Erziehung für interkulturelle Verständigung. Empfehlung der Kultusministerkonferenz vom 25.10.1996 Etablierung der interkulturellen Pädagogik „Auf dieser Grundlage sollen die Schülerinnen und Schüler sich ihrer jeweiligen kulturellen Sozialisation und Lebenszusammenhänge bewußt werden; über andere Kulturen Kenntnisse erwerben; Neugier, Offenheit und Verständnis für andere kulturelle Prägungen entwickeln; anderen kulturellen Lebensformen und orientierungen begegnen und sich mit ihnen auseinandersetzen und dabei Ängste eingestehen und Spannungen aushalten; … Etablierung der interkulturellen Pädagogik …Vorurteile gegenüber Fremden und Fremdem wahr- und ernstnehmen; das Anderssein der anderen respektieren; den eigenen Standpunkt reflektieren, kritisch prüfen und Verständnis für andere Standpunkte entwickeln; Konsens für gemeinsame Grundlagen für das Zusammenleben in einer Gesellschaft bzw. in einem Staat finden; Konflikte, die aufgrund unterschiedlicher ethnischer, kultureller und religiöser Zugehörigkeit entstehen, friedlich austragen und durch gemeinsam vereinbarte Regeln beilegen Nächstes Mal: Theoretisch fundierte Ansätze interkultureller Pädagogik