2. Wissenschaftstheoretische Fragestellungen 2.1 Eine gängige Differenzierung ist Brezinkas Unterscheidung von „Erziehungswissenschaft“ und „Pädagogik“. Erläutern Sie diese Unterscheidung! Erziehungswissenschaft = empirische Wissenschaft – arbeitet mit messbaren Werten, erforscht die Situation, wie sie ist. Es ist nicht Aufgabe der Wissenschaft zu werten oder zu deuten. Zielt auf nomologisches Wissen. (Philosophie der Erziehung) Pädagogik = eine für das Handeln taugliche oder zu neuem Handeln befähigende normative Theorie der Erziehung (starker Praxisbezug) 2.1.1 Halten Sie diese Unterscheidung für sinnvoll? Ja, entscheidend bleibt aber die starke Verbindung beider, da weder die eine noch die andere alleine dem Feld „Erziehung-Pädagogik“ gerecht werden würde. Vgl. dazu auch die Kritik der kritischen Erziehungswissenschaft: 2.1.2 Finden Sie im Sinne Brezinkas in Ihrer Uni-Ausbildung eher erziehungswissenschaftliches oder pädagogisches Denken oder möglicherweise keines von beiden? Begründen Sie Ihre Antwort! Es wird eine Mischform dargeboten, aus fundierten Zahlen und deren Auslegung. Dabei könnte von Anfang an eine im jeweiligen Gespräch klärende Haltung, welcher Richtung man sich im Moment zuwendet hilfreich sein. 2.2. Eine andere wichtige Unterscheidung stammt von Erich Weniger, der zwischen Wissensbeständen ersten zweiten und dritten Grades differenziert. Erläutern Sie diese Unterscheidung! Erich WENIGER faßte dieses Erziehungswissen auch als 'Theorien zweiten Grades'. Damit wollte er dessen Stellung in der Praxis zum Ausdruck bringen: Es liegt zwischen den unmittelbaren Einstellungen in der konkreten Praxis, den 'Theorien ersten Grades', und der 'Theorie dritten Grades. Die Theorie dritten Grades hatte in der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik eine besondere Bedeutung: 'Stellvertretende Besinnung' wurde nicht nur von der wissenschaftlichen, sondern auch von der pädagogischen Verantwortung des Wissenschaftlers bestimmt. Es ging also nicht um 'reine Erkenntnis'; dies wurde als unzureichend angesehen. Dem wissenschaftlichen Kriterium der Wahrheit wurde das professionsbezogene Kriterium der Identifikation mit der pädagogischen Aufgabe an die Seite gestellt. WENIGER nannte dies "die Befangenheit an die Sache" (1952, S. 21). Reine Erkenntnis ohne die Beachtung einer besonderen pädagogischen Sinndimension war für die Geisteswissenschaftliche Pädagogik wertlos (vgl. auch FLITNER 1957). 'Engagierte Reflexion' war die entsprechende Forderung. 2.2.1 Halten Sie diese Unterscheidung für sinnvoll? 2.2.2 Was für einen Typus erziehungswissenschaftlicher Literatur im Sinne Wenigers haben Sie vor allem im Studium gelesen? keine 2.2.2 Was für Beziehungen bestehen zwischen Brezinkas und Wenigers Differenzierung? 2.3 Schauen Sie sich die folgende Liste theoretischer Konzepte oder Positionen an und wählen Sie eine aus, die sie in Umrissen charakterisieren und auf schulpädagogische Fragestellungen anwenden können: Praxeologische Pädagogik, Psychoanalytische Pädagogik, Phänomenologische Pädagogik, Transzendentalphilosophische Pädagogik, Strukturalistische Erziehungswissenschaft, Feministische Ansätze in der Erziehungswissenschaft, Ökologische Ansätze in der Erziehungswissenschaft, Konstruktivistische Ansätze in der Erziehungswissenschaft, Postmoderne Ansätze in der Erziehungswissenschaft… Ernst von Glaserfeld: 1) Wissen wird vom denkenden Subjekt nicht passiv aufgenommen sondern aktiv aufgebaut 2) Die Funktion der Kognition ist adaptiv und dient der Organisation der Erfahrungswelt, nicht der Entdeckung der ontische Realität Lernen = Herstellen eines Einklangs von Konstrukten des Individuums und der es umgebenden Umwelt; Es wird ein viables (gangbares) Modell konstruiert. Intersubjektive Übereinstimmung = Viables Modell wird zwischen den Lernenden kommuniziert ? didaktisches Konzept der Subjektorientierung schulpädagogisch: konstruktivistische Ermöglichungsdidaktik ? Statt Vermittlung und Nachvollzug vorgegebenen Wissens Entwicklung und Konstruktion reflexiven Wissens 2.4 Man spricht auch in der Pädagogik oder Erziehungswissenschaft häufig von „Epochen“: 2.4.1 Charakterisieren Sie allgemein den Begriff Epoche? Epoche = großer geschichtlicher Zeitabschnitt, dessen Beginn und Ende durch einen deutlichen Wandel der Verhältnisse gekennzeichnet ist. ? vgl. epochaltypische Schlüsselfragen (Klafki) Epoche im Zusammenhang mit Unterricht: Epochenunterricht 2.4.2 Ist der Begriff „Epoche“ für Sie ein sinnvoller Begriff in Erziehungswissenschaft und Pädagogik? Begründen Sie Ihre Zustimmung, Ablehnung oder vermittelnde Position auch unter Einbeziehung der Reformpädagogik! Die Verwendung des Begriffs erscheint mir nicht sinnvoll, da er gerade in den Anfängen der Pädagogik die Differenz zwischen Theorie und tatsächlicher Praxis undeutlich macht. Auch heute noch hinken die Umsetzungen neuer Erkenntnisse oft Jahre hinter der Wissenschaft hinterher. Zudem wiederholen sich bestimmte Grundgedanken der Pädagogik (z.B.: GärtnerHandwerker) in unterschiedlicher Ausprägung immer wieder (z.B.: Rousseau – Reformpädagogik). Von Epochen zu sprechen wäre höchstens in übergreifenderem Denken möglich: Bis Mittelalter – religiöses Bild: Lebenskreis Bis Heute – Aufklärerischer Grundgedanke: Verbesserung des Menschen/ der Menschheit Ab Heute – Zweifel am Fortschrittsgedanken der Aufklärung Oelkers: Reformpädagogik ist ein prinzipiell unabgeschlossenes Projekt Reformpädagogik gilt auch als Bezeichnung für eine Epoche