Kinderwunsch Centrum München , Dr. Fiedler, Dr. v. Hertwig, Dr. Krüsmann Prof. Dr. Würfel Lortzingerstraße 26, 81241 München www.ivf-muenchen.de Die Medikamente (Hormone) und ihre Nebenwirkungen, die wir zur Förderung der Eireifung und natürlich auch bei der IVF-Behandlung einsetzen, haben alle ein gemeinsames Ziel. Sie verstärken die Funktion Ihres Eierstocks. Normalerweise reift dort nur eine Eizelle heran. Mehrere Eizellen sind aber für eine Behandlung sinnvoller, da sich nicht jede Eizelle befruchten lässt und auch längst nicht alle befruchteten Eizellen (Embryonen) zu einer Schwangerschaft führen. Durch eine hormonelle Stimulation kann die Anzahl der Eizellen erhöht werden und damit auch Ihre Chance schwanger zu werden. Bei jeder Hormonbehandlung ist das Mehrlingsrisiko, allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß, zu berücksichtigen. Als weitere Nebenwirkung ist das Eintreten einer Überstimulation zu nennen. Dabei vergrößern sich die Eierstöcke und es entstehen Zysten. Diese Zysten bedeuten aber nur eine kurzfristige Beeinträchtigung und vergehen wieder von selbst. Auch Stimmungsschwankungen und andere psychische Veränderungen können auftreten. Die häufig diskutierte Frage, ob die Hormonbehandlung zu einem erhöhten Krebsrisiko führt oder gar bei einer Schwangerschaft dem werdenden Kind schaden kann - dieser Verdacht hat sich bisher in allen großen Untersuchungen nicht bestätigt. Eine Gewichtszunahme von mehr als 2-3 kg ist selten, kommt aber ebenso wie bei der „Pilleneinnahme“ nicht vom Hormonpräparat selber, sondern von Veränderungen des Essverhaltens, Stoffwechsel, Wassereinlagerung. Clomifen (Clomid) gehört zu den einfacheren Medikamenten der Hormonbehandlung (sanftere Stimulation) und muss nicht gespritzt, sondern kann in Tablettenform eingenommen werden. Clomifen bewirkt auf indirektem Weg an der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) eine vermehrte Freisetzung der körpereigenen Hormone FSH und LH. Man kann Clomifen auch mit anderen Medikamenten wie HMG/FSH/HCG kombinieren. Diese kombinierte Stimulation nennen wir „MünchnerProtokoll“ und so wird sie von uns auch wissenschaftlich und international als Möglichkeit der „sanften Stimulation“ vertreten. Als Nebenwirkungen wird in Einzelfällen über Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schwindelgefühle und Sehstörungen berichtet.Diese Nebenwirkungen gehen aber meist sofort nach Absetzen des Medikaments zurück. FSH (Gonal F/ Puregon) Das heute fast ausschließlich biotechnisch (gentechnisch = rekombinant) gewonnene FSH bewirkt, genau wie das im normalen Zyklus von der Hypophyse produzierte FSH, eine Stimulation der Eierstöcke und führt dadurch zu einer vermehrten Eizellreifung. Seite 1 von 4 Kinderwunsch Centrum München , Dr. Fiedler, Dr. v. Hertwig, Dr. Krüsmann Prof. Dr. Würfel Lortzingerstraße 26, 81241 München www.ivf-muenchen.de Durch die heute meist übliche Darreichungsform in einem so genannten Pen (füllerartige Fertigspritze mit Patrone für mehrere Tage) oder als Fertigspritzen ist es wesentlich einfacher geworden sich dieses Medikament auch selber zu spritzen, da zum einen die Nadel des Pens wesentlich dünner und damit weniger schmerzhaft beim Einstechen ist und zum zweiten eine fehlerhafte Anwendung kaum mehr passieren kann. HMG (Menogon‚ Menogon HP) ist eine Mischung aus FSH und LH in etwa gleichem Verhältnis. Einen wesentlichen Unterschied zur Wirkungsweise des alleinigen FSH gibt es nicht. Es muss allerdings weiterhin, im Gegensatz zu dem meist gentechnisch hergestellten FSH, aus menschlichem Urin (durch ein seit Jahrzehnten erprobtes Verfahren) extrahiert werden. HMG war die erste Gonadotropinzubereitung, die zur Stimulation der Eierstöcke zur Verfügung stand und hat auch heute noch eine verbreitete Anwendung. Der Zusatz HP beschreibt eine bestimmte Aufbereitungsform, durch die eine mögliche allergische Reaktion an der Einspritzstelle weitestgehend vermieden wird. LH (Luveris) Im Gegensatz zu dem im HMG enthaltenden LH wird reines LH gentechnologisch hergestellt und ist in Kombination mit der FSH-Stimulation einsetzbar. HCG (Choragon‚ Ovitrelle) = „Eisprung-Spritze“ HCG ist das Haupthormon, insbesondere in der frühen Schwangerschaft. Es ist in seiner Struktur ähnlich aufgebaut wie LH. In der Stimulationsbehandlung wird es daher vor allem zum Auslösen des Eisprunges eingesetzt und bewirkt an der Eizelle die für die Befruchtung sehr wichtige, so genannte zweite Reifeteilung (Metaphase II). Aufgrund der Ähnlichkeit wirkt HCG wie LH und kann so den Eisprung auslösen. Ca. 40 Stunden nach der HCG- Spritze ist der Eisprung zu erwarten. Deswegen erfolgt bei einer IVFBehandlung die Punktion (Entnahme der Eizellen) etwa 34 bis 36 Stunden nach der HCG-Gabe. Die Insemination erfolgt meist 1 bis 1,5 Tage nach der Eisprungspritze. Hier besteht aber, genauso wie beim „natürlichen Verkehr“, ein großer zeitlicher Spielraum, so lange der Eisprung nicht mehr als 6–12 Stunden zurückliegt. Seite 2 von 4 Kinderwunsch Centrum München , Dr. Fiedler, Dr. v. Hertwig, Dr. Krüsmann Prof. Dr. Würfel Lortzingerstraße 26, 81241 München www.ivf-muenchen.de Östrogen (Progynova‚ Estramon-Pflaster) Die Östrogene zählen zu den wichtigsten Hormonen überhaupt und werden in jedem Zyklus in ansteigender Konzentration in den Follikeln und später auch im Gelbkörper gebildet. Sie sind im Rahmen der Kinderwunschbehandlung v. a. für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wichtig. In dieser Eigenschaft setzen wir sie auch für die Vorbereitung zum Kryotransfer ein. Progesteron (Utrogest‚ Duphaston) ist das Haupthormon des Gelbkörpers. Die Bezeichnung "Gelbkörper" stammt daher, weil sich das Blut, das sich nach dem Eisprung in dem geplatzten Eibläschen ansammelt, später gelblich verfärbt. Das Gelbkörperhormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung des Embryos vor und schützt ihn in der Frühschwangerschaft. Es wird meist in Form von Scheidenzäpfchen verabreicht. So kann der Wirkstoff direkt in die Gebärmutter gelangen und muss nach seiner Aufnahme aus dem Darm nicht erst auf dem Umweg über die Blutbahn dorthin transportiert werden. "Down-Regulation" = GnRH-Agonisten (Decapeptyl‚ Synarela‚ Suprecur) Mit Hilfe der GnRH-Agonisten, auch GnRH-Analoga genannt, ist es möglich, den Zyklus besser zu steuern. Sie haben einen gegenteiligen Effekt zur Stimulation und werden zur sog. Down-Regulation verwendet. (In den ersten drei bis vier Tagen ihrer Applikation bewirken sie an der Hypophyse noch eine vermehrte FSH- und LH-Freisetzung.). Erst nach etwa einer Woche entfalten sie ihre „Bremswirkung“, die die Eireifung koordinierter ablaufen lässt und einen Zyklusablauf leichter planbar macht. Deshalb verwenden wir den GnRH-Agonisten meist auch nur im sogenannten langen Protokoll, d. h. er muss über einen längeren Zeitraum gegeben werden und man beginnt mit seiner Gabe (entweder als tägliche Einmalspritze oder auch als Nasenspray) bereits vor der Blutung des späteren Behandlungszyklus, damit er seine zunächst stimulierende Wirkung verloren hat und wir die eigentlich gewollte Bremswirkung besser ausnützen können. Bei Eintritt der Blutung ist diese Bremswirkung dann erreicht. Wir sprechen jetzt von der Phase der sogenannten Down Regulation. Der Agonist wird nun mit FSH/HMG, eventuell auch LH, kombiniert und die eigentliche Stimulation beginnt. Long Protokoll Der Vorteil liegt also zum einen in der besseren Planbarkeit des Stimulationsbeginns, der unabhängig vom Ablauf des natürlichen Zyklus willkürlich festgelegt werden kann. Zum anderen liegt er aber auch in vielen Fällen ganz wesentlich darin, dass es leichter möglich ist, gleichzeitig (synchron) mehrere Eizellen heranreifen zu lassen. Nachteilig ist, dass es bei Verwendung der Agonisten häufiger und auch zu ausgeprägteren Überstimulationen kommen kann. Seite 3 von 4 Kinderwunsch Centrum München , Dr. Fiedler, Dr. v. Hertwig, Dr. Krüsmann Prof. Dr. Würfel Lortzingerstraße 26, 81241 München www.ivf-muenchen.de "Münchner Protokoll" = GnRH-Antagonisten (Cetrotide‚ Orgalutran) Im Gegensatz zu den oben erwähnten Agonisten hat der Antagonist sofort eine blockierende Wirkung auf die Freisetzung von FSH und LH aus der Hypophyse. Daher kann er ganz anders eingesetzt werden. Meist wird er erst wenige Tage vor dem zu erwartenden Eisprung gegeben, um einen zu frühen Eisprung zu verhindern. Wir verabreichen ihn sehr gerne im Zusammenhang mit einer Clomifen/FSH/HMGStimulation. So kann bei bereits bekanntem oder zu erwartendem hohen Überstimulationsrisiko diese sanftere Stimulation (unser „Münchener Protokoll“) als Alternative eingesetzt werden. Anleitung zum selber spritzen Die verwendeten Medikamente lassen sich, abgesehen von den Tabletten (Clomifen) und dem Nasenspray, alle subkutan, d. h. unter die Bauch- oder Oberschenkelhaut, spritzen. Wir sind gerne bereit, Ihnen oder Ihrem Ehemann/Partner die Spritzentechnik beizubringen. So können Sie selbst dazu beitragen, den zeitlichen Aufwand zu reduzieren und die Behandlung vielleicht sogar etwas stressfreier zu machen (Informationsbroschüre "Selbstanleitung zum Spritzen", die wir Ihnen auf Wunsch gerne aushändigen). Seite 4 von 4