09.07.2014 Blut im Urin - Martha

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Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg
Vortragsreihe „Ihrer Gesundheit zuliebe!“
Dr. med. Reinhold Nützel, Leitender Oberarzt der Urologischen Klinik
Telefon (0911) 959-1351:
Blut im Urin: Abklärung des blutigen Urin und der zugrundeliegenden Erkrankungen
Eine plötzlich auftretende Rotverfärbung des Urins stellt für den Betroffenen immer ein
erschreckendes Alarmsymptom dar. Medizinisch wird dies als Makrohämaturie bezeichnet
und kann mit oder ohne Schmerzen auftreten. Eine schmerzhafte Hämaturie tritt im
Rahmen einer Blasenentzündung und bei Harnsteinen auf. Von einer akuten Blasenentzündung sind meist Frauen und Kinder, sowie Männer in höherem Alter im Zusammenhang mit einer Prostatavergrößerung betroffen. In 80 Prozent besteht eine Infektion mit
dem Darmkeim E. coli. Die Therapie beinhaltet eine Blasenspülung über einen Katheter
und vor allem eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika. Als Komplikationen bei
verschleppter Infektion kann eine Nierenbeckenentzündung mit Schmerzen in der Flanke
und mit Fieber, eine Blutvergiftung (Sepsis) und auch Eiterherde (Abszesse) in der Niere
auftreten. Bei Männern ist auch eine Entzündung der Prostata mit Fieber, Blutvergiftung
und Abszessbildung möglich.
Eine weitere Ursache für eine schmerzhafte Makrohämaturie können Harnsteine sein, von
denen in Deutschland etwa 4,7 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Zahl der
Neuerkrankungen (Inzidenz) hat sich in den letzten zehn Jahren von 0,54 Prozent auf
1,47 Prozent verdreifacht. Männer sind häufiger betroffen (Männer: Frauen = 2-3: 1), der
Altersgipfel liegt zwischen 30 bis 50 Jahren. Heute ist fast jeder 20. Bundesbürger einmal
oder mehrfach im Leben betroffen. Etwa 1,2 Millionen Patienten müssen jährlich aufgrund dieser Erkrankung behandelt werden. Bei Nierensteinen ist eine Hämaturie möglich, aber das führende Symptom ist die Nierenkolik. Blasensteine finden sich bei Männern in höherem Alter in Zusammenhang mit einer Prostatavergrößerung. Die Therapie
beinhaltet eine Schmerzbekämpfung, eventuell Spülung über einen Katheter, eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika und die Entfernung der Steine. Bei Männern mit
Blasensteinen ist neben der Steinentfernung auch eine Prostataresektion erforderlich. Als
Komplikationen kommt es zu einer Harnstauungsniere mit Fieber, Blutvergiftung (Sepsis)
und Vereiterung der Niere.
Für eine schmerzlose Makrohämaturie ist eine wesentliche und in den letzten Jahren
zunehmende Ursache die Störung der Blutgerinnung. Diese kann angeboren sein, häufiger
wird sie jedoch durch sogenannte Blutverdünnung bei Herz- und Gefäßerkrankungen und
nach Schlaganfall erworben. Etwa jeder zweite Patient mit Makrohämaturie nimmt Medikamente zur Blutverdünnung (ASS, Clopidrogel, Marcumar, Xarelto, Pradaxa). Eine Abklärung ist notwendig, da sich bei ungefähr der Hälfte eine konkrete Ursache für die Blutung findet. Mit ca. 19 Prozent Wahrscheinlichkeit liegt der Blutung eine bösartige Erkrankung zugrunde.
Bei einer Prostatavergrößerung können sich am Blasenauslass sogenannte Prostatavarizen ausbilden, die zur Blutung führen können. Die Prostatavergrößerung ist sehr häufig,
so haben etwa 60 Prozent der Männer über 60 Jahren eine gutartig vergrößerte Prostata.
Bei einer Blutung ist es oft erforderlich, dass die Prostata operiert werden muss, dies
geschieht meist durch die Harnröhre.
Ein Blasentumor ist die fünfthäufigste bösartige Tumorerkrankung des Menschen. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen, es ist der vierthäufigste Tumor bei Männern und der zehnthäufigste Tumor bei Frauen. Bei Männern treten rund 30 Neuerkrankungen/Jahr/100.000 Männern, bei Frauen etwa acht Neuerkrankungen/Jahr/100.000
Frauen auf.
In Deutschland treten ungefähr 16.000 Neuerkrankungen/Jahr auf. Das Durchschnittsalter des Auftretens liegt zwischen 65 bis 70 Jahre. Symptome des Blasentumors sind
Mikrohämaturie, Makrohämaturie, Miktionsbeschwerden, Unterbauchschmerzen, Flankenschmerzen und Lymphstau. Diagnostisch kann ein Blasentumor mit der Sonografie
und vor allem mit einer Zystoskopie diagnostiziert werden. Um festzustellen wie weit der
Tumor fortgeschritten ist, wird in der Regel ein Computertomogramm durchgeführt. Mit
einer Häufigkeit von ca. 70 bis 80 Prozent ist die Hämaturie das führende Symptom des
Nierenbeckenkarzinoms. Schmerzen könne bei Verstopfung des Harnleiters durch ein
Blutgerinnsel auftreten. Ein Nierenbeckentumor wird mit der Sonografie einem Ausscheidungsurogramm, einem Computertomogramm und dem retrogrades Pyelogramm diagnostiziert. Die Behandlung besteht in einer operativen Entfernung der betroffenen Niere
mit dem Harnleiter und der sogenannten Blasenmanschette, zugehörige Lymphknoten
werden mit entfernt.
Der klassische Nierenkrebs entsteht im Gegensatz zum Nierenbeckenkarzinom aus dem
eigentlichen Nierengewebe. Er ist der dritthäufigste Tumor in der Urologie und es erkranken bei uns 11.000 Menschen pro Jahr daran. Auch hier sind Männer 1,5-mal häufiger
betroffen als Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 61 Jahren. Als
Spätsymptomatik tritt eine Makrohämaturie auf. Eine Frühsymptomatik gibt es nicht,
Nierentumore werden heutzutage zufällig bei einer Sonografie entdeckt. Der Verdacht
wird durch eine Computertomografie und oder durch eine Magnetresonanztomografie
abgesichert. Die Therapie besteht bei Tumoren kleiner als 4 cm im Ausschneiden des Tumors aus der Niere. Bei Tumoren größer als 4 cm und bei einer gesunden zweiten Niere
wird die gesamte Niere entfernt.
Der blutige Urin ist ein Alarmsymptom, da bei ca. 19 Prozent eine bösartige Erkrankung
wie Blasenkrebs, Harnleiter-, Nierenbeckenkrebs oder Nierenkrebs zugrunde liegt. Eine
Abklärung durch den Urologen ist daher immer erforderlich.
Auch mit dem bloßen Auge nicht sichtbares Blut im Urin, eine sogenannte Mikrohämaturie, muss abgeklärt werden. Die Mikrohämaturie geht der sichtbaren Blutung oft voraus.
Neben den genannten Erkrankungen kommen hier auch entzündliche Erkrankungen der
Nieren in Frage.
Vortrag am 9.7.2014
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