Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg Vortragsreihe „Ihrer Gesundheit zuliebe!“ Dr. med. Reinhold Nützel, Leitender Oberarzt der Urologischen Klinik Telefon (0911) 959-1351: Blut im Urin: Abklärung des blutigen Urin und der zugrundeliegenden Erkrankungen Eine plötzlich auftretende Rotverfärbung des Urins stellt für den Betroffenen immer ein erschreckendes Alarmsymptom dar. Medizinisch wird dies als Makrohämaturie bezeichnet und kann mit oder ohne Schmerzen auftreten. Eine schmerzhafte Hämaturie tritt im Rahmen einer Blasenentzündung und bei Harnsteinen auf. Von einer akuten Blasenentzündung sind meist Frauen und Kinder, sowie Männer in höherem Alter im Zusammenhang mit einer Prostatavergrößerung betroffen. In 80 Prozent besteht eine Infektion mit dem Darmkeim E. coli. Die Therapie beinhaltet eine Blasenspülung über einen Katheter und vor allem eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika. Als Komplikationen bei verschleppter Infektion kann eine Nierenbeckenentzündung mit Schmerzen in der Flanke und mit Fieber, eine Blutvergiftung (Sepsis) und auch Eiterherde (Abszesse) in der Niere auftreten. Bei Männern ist auch eine Entzündung der Prostata mit Fieber, Blutvergiftung und Abszessbildung möglich. Eine weitere Ursache für eine schmerzhafte Makrohämaturie können Harnsteine sein, von denen in Deutschland etwa 4,7 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Zahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) hat sich in den letzten zehn Jahren von 0,54 Prozent auf 1,47 Prozent verdreifacht. Männer sind häufiger betroffen (Männer: Frauen = 2-3: 1), der Altersgipfel liegt zwischen 30 bis 50 Jahren. Heute ist fast jeder 20. Bundesbürger einmal oder mehrfach im Leben betroffen. Etwa 1,2 Millionen Patienten müssen jährlich aufgrund dieser Erkrankung behandelt werden. Bei Nierensteinen ist eine Hämaturie möglich, aber das führende Symptom ist die Nierenkolik. Blasensteine finden sich bei Männern in höherem Alter in Zusammenhang mit einer Prostatavergrößerung. Die Therapie beinhaltet eine Schmerzbekämpfung, eventuell Spülung über einen Katheter, eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika und die Entfernung der Steine. Bei Männern mit Blasensteinen ist neben der Steinentfernung auch eine Prostataresektion erforderlich. Als Komplikationen kommt es zu einer Harnstauungsniere mit Fieber, Blutvergiftung (Sepsis) und Vereiterung der Niere. Für eine schmerzlose Makrohämaturie ist eine wesentliche und in den letzten Jahren zunehmende Ursache die Störung der Blutgerinnung. Diese kann angeboren sein, häufiger wird sie jedoch durch sogenannte Blutverdünnung bei Herz- und Gefäßerkrankungen und nach Schlaganfall erworben. Etwa jeder zweite Patient mit Makrohämaturie nimmt Medikamente zur Blutverdünnung (ASS, Clopidrogel, Marcumar, Xarelto, Pradaxa). Eine Abklärung ist notwendig, da sich bei ungefähr der Hälfte eine konkrete Ursache für die Blutung findet. Mit ca. 19 Prozent Wahrscheinlichkeit liegt der Blutung eine bösartige Erkrankung zugrunde. Bei einer Prostatavergrößerung können sich am Blasenauslass sogenannte Prostatavarizen ausbilden, die zur Blutung führen können. Die Prostatavergrößerung ist sehr häufig, so haben etwa 60 Prozent der Männer über 60 Jahren eine gutartig vergrößerte Prostata. Bei einer Blutung ist es oft erforderlich, dass die Prostata operiert werden muss, dies geschieht meist durch die Harnröhre. Ein Blasentumor ist die fünfthäufigste bösartige Tumorerkrankung des Menschen. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen, es ist der vierthäufigste Tumor bei Männern und der zehnthäufigste Tumor bei Frauen. Bei Männern treten rund 30 Neuerkrankungen/Jahr/100.000 Männern, bei Frauen etwa acht Neuerkrankungen/Jahr/100.000 Frauen auf. In Deutschland treten ungefähr 16.000 Neuerkrankungen/Jahr auf. Das Durchschnittsalter des Auftretens liegt zwischen 65 bis 70 Jahre. Symptome des Blasentumors sind Mikrohämaturie, Makrohämaturie, Miktionsbeschwerden, Unterbauchschmerzen, Flankenschmerzen und Lymphstau. Diagnostisch kann ein Blasentumor mit der Sonografie und vor allem mit einer Zystoskopie diagnostiziert werden. Um festzustellen wie weit der Tumor fortgeschritten ist, wird in der Regel ein Computertomogramm durchgeführt. Mit einer Häufigkeit von ca. 70 bis 80 Prozent ist die Hämaturie das führende Symptom des Nierenbeckenkarzinoms. Schmerzen könne bei Verstopfung des Harnleiters durch ein Blutgerinnsel auftreten. Ein Nierenbeckentumor wird mit der Sonografie einem Ausscheidungsurogramm, einem Computertomogramm und dem retrogrades Pyelogramm diagnostiziert. Die Behandlung besteht in einer operativen Entfernung der betroffenen Niere mit dem Harnleiter und der sogenannten Blasenmanschette, zugehörige Lymphknoten werden mit entfernt. Der klassische Nierenkrebs entsteht im Gegensatz zum Nierenbeckenkarzinom aus dem eigentlichen Nierengewebe. Er ist der dritthäufigste Tumor in der Urologie und es erkranken bei uns 11.000 Menschen pro Jahr daran. Auch hier sind Männer 1,5-mal häufiger betroffen als Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 61 Jahren. Als Spätsymptomatik tritt eine Makrohämaturie auf. Eine Frühsymptomatik gibt es nicht, Nierentumore werden heutzutage zufällig bei einer Sonografie entdeckt. Der Verdacht wird durch eine Computertomografie und oder durch eine Magnetresonanztomografie abgesichert. Die Therapie besteht bei Tumoren kleiner als 4 cm im Ausschneiden des Tumors aus der Niere. Bei Tumoren größer als 4 cm und bei einer gesunden zweiten Niere wird die gesamte Niere entfernt. Der blutige Urin ist ein Alarmsymptom, da bei ca. 19 Prozent eine bösartige Erkrankung wie Blasenkrebs, Harnleiter-, Nierenbeckenkrebs oder Nierenkrebs zugrunde liegt. Eine Abklärung durch den Urologen ist daher immer erforderlich. Auch mit dem bloßen Auge nicht sichtbares Blut im Urin, eine sogenannte Mikrohämaturie, muss abgeklärt werden. Die Mikrohämaturie geht der sichtbaren Blutung oft voraus. Neben den genannten Erkrankungen kommen hier auch entzündliche Erkrankungen der Nieren in Frage. Vortrag am 9.7.2014