Wert: Eine Handlungsorientierung, die den Charakter des Sollens hat und sich an freie Zustimmung wendet, bezeichnet der Begriff Wert. Werte im sittlichpraktischen Zusammenhang, Werte als Ziele richtigen Wollens und Handelns, bezeichnen ebenfalls Verbindlichkeiten des menschlichen Lebens, jedoch nicht – wie die Normen – in Form von Ge- und Verboten, sondern auf die Weise von Zielen und Zwecken, die durch das Tun und Lassen der Menschen realisiert werden sollen. Norm: Normen (norma = Winkelmaß, Regel, Muster, Maßstab) sind Verbindlichkeiten für menschliches Verhalten (Sitte, Brauch, Vorschrift, Gesetz, Gebot), die in einer Gemeinschaft (Stamm, Land, Staat, Kirche) in Geltung sind und den Anspruch erheben, befolgt zu werden. Es gibt z.B. ästhetische, wirtschaftliche, industrielle Normen. Ethische Normen reichen von Kleidungs- und Speiseregeln über Standesvorschriften für Berufsgruppen bis zu Verboten, die Menschenrechte nicht zu verletzen. Die Einhaltung von Normen zu betonen und einen Verstoß gegebenenfalls zu bestrafen, ist nur dann sinnvoll, wenn diesen bestimmte Grundwerte zugrunde liegen. Güter: Reale Gegebenheiten, die unabhängig vom persönlichen Wollen und Denken existieren, aber unserem Handeln vorgegeben sind, z.B. Leben, Eigentum, Gewissensfreiheit, Familie, Staat. __________________________________________________________ __________________________________________________________ Funktionen von Normen: • _______________________________________________________ • _______________________________________________________ • _______________________________________________________ • _______________________________________________________ Aber: _____________________________________________________ Güterabwägung ist eine Methode in der Ethik, die angewendet wird, wenn zwei oder mehrere gleichwertige Güter nicht gleichzeitig verwirklicht werden können und somit eine Interessenkollision vorliegt. Die Verwirklichung der bestmöglichen Folge(n) einer Handlung erfordert dabei, mehrere infrage kommende Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer vorhersehbaren KonseBITTE UMDREHEN! quenzen und damit auch ihres ethischen Wertes abzuwägen. … … Um zu einer verantwortbaren Entscheidung zu kommen, sind Wertvorzugsregeln bei der Güterabwägung hilfreich: Der höhere Wert ist dem niederen vorzuziehen, z.B. Menschenleben dem Tierleben. Die Sorge für eine größere Anzahl Menschen geht – bei gleicher Hilfsbedürftigkeit – der Sorge für eine kleinere Zahl. Die Handlung mit größerer Erfolgsaussicht geht einer Handlung mit geringerer Erfolgschance vor, z.B. passiver Widerstand einer fast aussichtslosen Revolution. Die dringlichere Handlung geht der weniger wichtigen vor, z.B. Rettung eines Verunglückten vor der Sorge um die eigene Familie, die sich nicht in einer gleich großen Notlage befindet. Der besser Geeignete ist eher zu einer bestimmten Handlung verpflichtet als der weniger Geeignete, z. B. ein guter Schwimmer eher zur Rettung eines Ertrinkenden als ein ungeübter. Gemeinnutz geht vor Eigennutz, solange nicht die Grundrechte des Einzelnen missachtet werden, z.B. Umweltschutz geht privatem Naturgenuss vor. Diskussion um Werte, Normen, Güter und deren Abwägung Arbeitsauftrag: 1. Stellen Sie in ein bis zwei Sätzen sachlich das politische Problem dar! Nutzen Sie dazu auch Ihre Allgemeinbildung, der Text dient Ihnen nur als Anhaltspunkt. 2. Wenden Sie anschließend die in dieser Stunde erlernten Fachbegriffe auf diesen Sachverhalt an. Differenzieren Sie heraus, welche Werte, Normen, Güter, … dabei verhandelt werden. Machen Sie dies graphisch auf einer Folie deutlich. Krieg in Syrien - EU will Sanktionen verschärfen Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Assad im März 2011 wurden in dem Bürgerkrieg laut Angaben von Aktivisten mehr als 20.000 Menschen getötet. Die Europäische Union will die Sanktionen gegen das Regime in Syrien verschärfen. Russland und China hatten ein entschlossenes Vorgehen im Syrien-Konflikt mehrfach im UN-Sicherheitsrat blockiert. Derweil weitet sich der Syrien-Konflikt auf die Nachbarländer aus: Im irakischen Grenzgebiet wurde eine Frau durch eine syrische Panzerfaustgranate getötet. Die Außenminister der EU sind sich einig: Es soll weitere Strafmaßnahmen gegen die Führung um Präsident Baschar al-Assad geben. Zudem will die EU ihre humanitäre Hilfe für die Opfer des Konflikts aufstocken. Die EU verhängte bereits mehrfach Strafmaßnahmen gegen Syriens Machthaber. Mehr als 150 Vertreter und Unterstützer der Regierung dürfen nicht mehr in die EU reisen, ihre Vermögen in Europa sind eingefroren. Außerdem verhängte die EU seit Konfliktbeginn ein Embargo für Waffen, Öl sowie Industriegüter und kappte die geschäftlichen Verbindungen von syrischen Banken und Unternehmen nach Europa. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte nach dem Treffen auf Zypern, über die zusätzlichen Sanktionen solle im Oktober beraten werden. Vor allem im Finanzsektor könne man bei den Sanktionen gegen Syrien noch „aufstocken“. Natürlich muss man dann wissen, dass nicht nur Syrien betroffen wird, sondern vielleicht auch Mitgliedsländer der EU. Auch schloss sich Asselborn einer Forderung an, Krankenhäuser in Syrien zu schützen. Mit allen Ländern im UN-Sicherheitsrat müsse diskutiert werden, „damit man einen Zugang bekommt zu den vielen Zehntausenden Verletzten und zu den Krankenhäusern, damit sie abgeschirmt und geschützt werden.“ Quelle: Spiegel online, 08. September 2012 [cbu/dpa/afp ], verändert. Normen gründen auf, konkretisieren und schützen Werte. Funktionen von Normen: Orientierungsfunktion Entlastungsfunktion Stabilisierungsfunktion Identifikationsfunktion aber: Einschränkung von Handlungs- und Entscheidungsfreiheit Papst Benedikt XVI., Rede im Deutschen Bundestag vom 22.09.2011 Aufgabe der Politik: Problem: Große Frage: (gut/böse) Christliche Regel: Mühe um die Gerechtigkeit Grundvoraussetzung für Frieden Mensch kann Welt zerstören Mensch kann Mensch vom Menschsein ausschließen NS-Zeit, Rassentrennung Mehrheit allein sagt nichts über Richtigkeit, v.a. nicht im Bereich der Menschenwürde Widerstand gegen Gesetze erlaubt, wenn dieses Recht eigentlich Unrecht ist Verantwortliche müssen Kriterien der Orientierung suchen Was ist das wahrhaft Rechte? Natur und Vernunft geben Recht vor Nicht allein funktional nicht positivistisch missverstehen absolut setzen geschieht dies Gefahr: Aufgabe: Ethos und Religion allein subjektiv Fallen aus Diskurs heraus Fatale Situation! Beitrag des Glaubens zu wahrer Vernunft = Anspruch und Aufgabe Ein antikes Modell der Normenbegründung: Der Hedonismus (mdl) Ursprung: größere philosophische Strömung des „Eudämonismus“: geglücktes, gelungenes Leben εὐδαιµονία: „einen guten Dämon (Geist) habend Aristoteles: Nikomachische Ethik: kluger Mann überlegt gut und nützlich ihm dem Leben / anderen tugendhafter Lebenswandel! Lebensende: Bilanz ob Leben geglückt TA: Ein antikes Modell der Normenbegründung: Der Hedonismus (mdl) Entwicklung: Epikur: Philosophie: Reden und Überlegungen Ziel: glückliches Leben Maximum an Lebensfreude Mittel: Lust-Unlust-Kalkül aus vernünftiger Einsicht Nicht völliger Rausch in Lust – sondern Kontrolle der Begierden für Seelenfrieden! Grundbedürfnisse: - Essen - Trinken - Schutz vor Kälte Kunst: in äußeren Dingen völlig unabhängig machen Vierfaches Heilmittel: Kein Schrecken durch Gott keine Angst vor Tod Gutes gibt’s leicht Bedrohliches geht Papst Benedikt XVI., Rede im Deutschen Bundestag (22.09.2011) Aufgabe der _________________________________________ Politik: _________________________________________ Problem: _________________________________________ _________________________________________ _________________________________________ _________________________________________ Große Frage: Welche Kriterien und Quellen gibt es für die Entscheidung zwischen gut und böse und damit für die Rechts-Bildung _________________________________________ _________________________________________ _________________________________________ _________________________________________ Verantwortliche müssen Kriterien der Orientierung suchen Was ist das wahrhaft Rechte? Christliche Regel: ________________ und ________________ geben Recht vor Gefahr: _________________________________________ _________________________________________ _________________________________________ Aufgabe: _________________________________________ _________________________________________ TA: Das Naturrecht – gottgebene Ordnung oder unnütze Beweisführung? Normenbegründung: jede Norm rückführbar natürliche Ordnung weist Seiendem Platz zu im Kosmos Spezifika: wesensgemäß (in Natur liegend) besondere Stellung: Mensch → rationales Verhältnis zur Welt Aufgabe: - Erkennen der Gesetzmäßigkeiten - Förderung der natürlichen Zwecke durch Handeln Das Naturrecht (mdl) theoret. Durchdringung: Thomas von Aquin (1225/6–1274): (antikes Naturrecht vor biblisch-begründeter Weltsicht weiter- entwickelt) Schöpfungsordnung als Ausgangspunkt Erkenntnis mit Vernunft gegenseitiger Ausschluss Grundsatz: lex aeterna (im Schöpfungsplan Gottes begründetes natürliches Sittengesetz) lex humana (Anwendung des Sittengesetzes auf konkrete Situation) Was ist gut? Was ist böse? Tue das Gute – meide das Böse! Welches Handeln folgt daraus? Oberste Zielsetzung: bonum commune (Allgemeinwohl) Unterordnung des Einzelnen Einordnung: Es gibt ein übergeordnetes Recht Gegensatz zum Rechtspositivismus Kritik: Unüberprüfbarkeit – was ist natürlich, was unnatürlich? Historisch: Auch absolute Monarchie als ‚natürlich‘! Naturrecht vs. Beliebigkeit – Ansatz Benedikts XVI. (Rede) Rechtspositivismus versus Naturrecht Rechtspositivismus Positives Recht = gesetztes Recht Lat.: ponere, positum = gesetzt - was gut oder böse ist, hängt von formaler Richtigkeit ab - Gesetz wird gut/gültig durch Ermessen des Gesetzgebers - ein ewiges, alle Menschen bindendes Gesetz existiert nicht Hintergrund: Ausbildung im Zuge der Rationalisierung des gesamten Staatswesens (Aufklärung – Blütezeit: 19. Jahrhundert) Problem: Ausklammerung der Beziehung von Recht und Moral (NS-Unrechtsurteile; Mauerschützen) Definition: Gegenposition: Problem: Naturrecht (antiker Denkansatz, Mittelalter: Thomas von Aquin) nach 1945 weiterentwickelt: Gustav Radbruch: Radbruch’sche Formel: Wenn ein Gesetz ein „unerträgliches Maß“ an Unrecht erreicht: Gesetz hat der (ewigen) Gerechtigkeit zu weichen was natürlich ist, wandelt sich in der Anschauung ständig (Absolute Monarchie wurde z.B. auch mit Naturrecht begründet!) Pflichtethik: Die Pflichtethik wurde als Modell der Normbegründung entscheidend von Immanuel Kant geprägt. Vor dem Hintergrund der Philosophie der Aufklärung sieht Kant den Menschen als das Wesen der Vernunft; seine Bestimmung ist es deshalb, soweit möglich frei und verantwortlich zu handeln. Der Mensch ist in sittlichen Fragen sein eigener Gesetzgeber, er ist in seinem Handeln autonom. Das bedeutet jedoch auch, dass er in Konfliktfällen grundsätzlich seinen inneren Überzeugungen zu folgen hat, in denen sich nach Auffassung von Kant das natürliche Sittengesetz verkörpert. „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille" (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten). Der gute Wille und die daraus abgeleiteten Pflichten sind für ihn oberste Handlungsprinzipien, die im Kategorischen Imperativ zusammengefasst werden können: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Diese Handlungsprinzipien gelten Kant zufolge absolut und uneingeschränkt – ohne jede Rücksicht auf mögliche negative oder positive Folgen der Tat. Utilitaristische Theorien (lat. utilitas = Nutzen): Grundlage für die ethische Bewertung einer Handlung ist die Bewertung ihrer ‚Nützlichkeit’. Danach ist die Handlung geboten, die den größtmöglichen Nutzen bringt bzw. die das maximale Übergewicht der positiven über die negativen Folgen bewirkt. Dieses Maximum wird rein summarisch bestimmt. Jeremy Bentham (1748-1832) formulierte das Prinzip des Nutzens, das besagt, dass alles gut ist, was ‚das größte Glück der größten Zahl’ hervorbringt. Darin kommt umgekehrt zum Ausdruck, dass ein Nachteil für einen Einzelnen oder wenige in dieser Theorie ‚ausgeglichen’ wird durch den Nutzen für viele. Um ein Nutzenkalkül in einer konkreten Entscheidungssituation durchführen zu können, muss näher bestimmt werden, was genau unter »Nutzen« zu verstehen ist. Die Utilitaristische Interpretation identifiziert Nutzen mit Lust (pleasure), Glück (happiness) und setzt dem Unlust (pain) oder Unglück (unhappiness) entgegen. Im Grunde müsste jede einzelne Handlung immer wieder neu dem utilitaristischen Nutzenkalkül unterzogen werden - eine im Alltag kaum zu bewältigende Aufgabe. TA: Immanuel Kant: Pflichtethik – ein deontologischer Ansatz der Normenbegründung [= Ergänzung] Voraussetzung: Philosophie der Aufklärung Mensch als Wesen der Vernunft in sittlichen Fragen autonom Konfliktfall: innerer Überzeugung folgen = Verkörperung des natürlichen Sittengesetzes Theorie: guter Wille daraus abgeleitet oberste Handlungsmaximen Pflichten „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Gelten absolut und uneingeschränkt Oberstes Ziel: Selbstbehauptung des Menschen als Wesen der Vernunft, das zum autonomen Handeln befähigt ist Der Utilitarismus – das größtmögliche Glück aller Menschen als Ziel Ein teleologisches Modell der Normenbegründung Grundlage der Moral/des Handelns: Nutzen, Theorie: (John Stuart Mill) Handlungen dann falsch richtig, wenn Tendenz Gegenteil von Glück Glück zu befördern Pain /Leid pleasure / Glück Kritik: Glück (= Freisein von Un-Lust) als einziges Lebensprinzip? Oberstes Ziel: größtmögliches Glück für die größtmögliche Zahl von Menschen Grundtypen ethischer Argumentation/ Ansatz der Normenbegründung Utilitarismus Einordnung: teleologischer Ansatz der Normenbegründung τέλος télos ,Zweck, Ziel, Ende’ λόγος lógos ,Lehre’ TA Grundtypen ethischer Argumentation Normenbegründung deontologisch griech. Deon/ δέον = Pflicht normative Vorgaben teleologisch griech. Telos/ τέλος = Ziel zielorientiertes Handeln Was soll ich tun? Wie muss ich leben, um glücklich zu werden? nimmt Realität wahr Anspruch des Unbedingten Grundtypen ethischer Argumentation – normative Ethik In der normativen Ethik bilden Werte (und Normen) den Ausgangspunkt von Entscheidungen. Die normative Ethik kann in drei Richtungen unterteilt werden, die sich jeweils nach der Verfahrensweise rund um diesen Ausgangspunkt der Entscheidung differenzieren lassen. Gesinnungsethik: Der zentrale Wert ist in diesem Modell die richtige Gesinnung, die von Vernunft und Gewissen erkannt wird. Was der Handelnde als richtig erkennt, muss er tun, ohne Rücksicht auf die Folgen zu nehmen – vielmehr geht es um seine gute Absicht. Man kann die Gesinnungsethik mit der Pflichtethik vergleichen, denn es ist die absolute Pflicht, gemäß der Überzeugung zu handeln und das Gute zu tun. Das bedeutet also nicht, eine rein äußerliche Pflichterfüllung zu betreiben oder in blinder Gesetzesmoral zu handeln, stattdessen entscheidet die eigene Gesinnung bzw. das eigene Gewissen. Erfolgsethik: Wie der Begriff bereits verrät, ist der Erfolg eines Handelns in diesem Modell das Wesentliche; es geht um den Nutzen, den eine Handlung bewirkt. Die Absicht muss erreicht werden, wobei die Methoden und Mittel möglichst gut sein sollen, sie sind aber nicht das ausschlaggebende Kriterium für das Handeln, denn der Erfolg legitimiert das Vorgehen. Was Erfolg ist, definiert jeder für sich – für manchen mag es eine gute Gesellschaft sein, für manchen die Lust. Verantwortungsethik: Einen Ausgleich zwischen Erfolgsethik und Gesinnungsethik stellt die Verantwortungsethik dar. Einerseits sind die Folgen einer Handlung ein zentraler Wert, also ist die Handlung teilweise von Ziel und Zweck her zu beurteilen. Andererseits aber werden vor der eigentlichen Handlung deren zugrunde liegende Werte abgewogen. Dies führt dann zur Güterabwägung, d.h. dass derjenige Wert durchgesetzt wird, der der höhere Wert, der Grundwert oder der mehrere Menschen betreffende Wert ist. Die Verantwortungsethik fordert vom Menschen ein freies Handeln, das gleichzeitig nicht überfordert werden darf. Ordne folgende Aussagen den drei Modellen zu: „Ist mir doch egal, wo du dabei bleibst.“ „Jetzt muss ich aber gut überlegen!“ „Meine Absicht wenigstens war gut und dadurch stehe ich vor meinem Gewissen gut da!“ „Der Zweck heiligt die Mittel!“ (Historische) Modelle der Normenbegründung Naturrecht Rechtspositivismus Pflichtethik Hedonismus Utilitarismus In der göttlichen Schöpfung wird ein Recht begründet, das von Natur aus besteht. Das natürliche Sittengesetz konkretisiert dies als allgemein anerkannte Übereinkunft. Das Naturrecht steht über jedem anderen vom Menschen erlassenen Recht. Der Mensch findet es in seinem Gewissen eingeschrieben und er kann es mit Vernunft erkennen. Positives Recht bedeutet „gesetztes“, erlassenes, vom Menschen verabschiedetes Recht. Ziel ist es, formal und dem Gesetz nach richtig zu handeln. Gut ist ein Gesetz, wenn es formal richtig erlassen und legitimiert ist. Der Inhalt des Gesetzes spielt dabei keine Rolle. Ziel ist die rigorose Pflichterfüllung, d.h. das Befolgen des moralischen Sittengesetzes, das nach dem Werk „Die Kritik der praktischen Vernunft“ jeder in seinen inneren Überzeugungen findet. Als Richtlinie dient der Kategorische Imperativ, aus dem sich der gute Wille und die daraus abgeleiteten Pflichten ergeben. Freude und Lust sind Ziel und Sinn des Lebens. Unlust und Schmerz sollen vermieden werden durch vernunftgesteuertes Handeln, das zu einem umfassenden Gelingen (das bedeutet dann Freude und Lust) des Lebensentwurfs führt. Ziel des Handelns ist der größtmögliche Nutzen, wobei die Methoden dazu vernachlässigt werden. Bestimmend ist das Ergebnis einer Handlung. Ursprünglich soll mit dem Handeln „das größte Glück der größten Zahl“ hervorgebracht werden; es gibt aber auch individuellen Utilitarismus. Tafelbild GRUNDTYPEN ETHISCHER ARGUMENTATION Ausgangspunkt von Entscheidungen Gesinnungsethik Wert Verantwortungsethik Wert Wert Erfolgsethik Wert Der neue kategorische Imperativ? Hans Jonas: Eine Ethik der (ökologischen) Verantwortung Hintergrund: Ölpreisschock – Ökologische Krise etc.: Grenzen des Wachstums Umdenken Hans Jonas 1979: Das Prinzip Verantwortung Neuansatz: Verhalten des Menschen beeinflusst künftige Generationen noch stimmlos, aber betroffen Konsequenz: Verantwortung für Zukunft: Aus Nahethik muss Fernethik werden! Imperativ der Verantwortung: „Handle so, dass die Wirkungen Deiner Handlungen mit der Permanenz (Fortdauer) menschenwürdigen Lebens verträglich sind!“ Blick aufs Ganze, auf den Erhalt der Menschheit steht vor allem anderen (Basis: Immanuel Kant) Prinzipien ➢ sorgfältiges Abwägen aller denkbaren Folgen technischer Entwicklungen und menschlicher Verhaltensweisen ➢ Vorrang der Unheilsprognose vor der Heilsprognose (‚In dubio pro malo‘) ➢ Einbeziehung langfristiger Perspektiven (sog. „Fernethik“) Oberste Zielsetzung: Bewahrung der Schöpfung als Lebensraum für Menschen und Tiere (Mensch als „Wächter der Schöpfung“) gewährleisten, dass ➢ es auch in Zukunft auf der Erde Menschen gibt, ➢ diese unter menschenwürdigen Bedingungen leben können, ➢ die Schöpfung insgesamt nicht der „technologischen Zivilisation“ geopfert wird. WDH Versuch einer Verbindung von deontologischer und teleologischer Normenbegründung normative Vorgaben zielorientiertes Handeln Was soll ich tun? Wie muss ich leben, um glücklich zu werden? Pflicht Klugheit Anspruch des Unbedingten nimmt Realität wahr Vermittlung beider Aspekte in einer konkreten Situation Gegenstück: Gesinnungsethik Max Weber: Verantwortungsethik Normative Ethik Ausgangspunkt von Entscheidungen Situationsethik je nach Situation Normenwandel in der kirchlichen Ethik am Beispiel Organspende Als 1954 erstmals Organtransplantation möglich war und eine Mutter eine ihrer Nieren opferte, um dadurch das Leben ihres todkranken Kindes zu retten, reagierte die Kirche zunächst spontan von ihrer Tradition des Naturrechts her mit Ablehnung: Dies sei eine „Selbstverstümmelung“, damit aber eine in sich schlechte und immer unerlaubte Handlung, die auch durch die gute Absicht nicht gerechtfertigt sei. Mit der Organspende hatte sich - so wurde damals argumentiert - die Mutter ein Verfügungsrecht über ihren Leib angemaßt, das allein Gott als dem absoluten Herrn über Leib und Leben zukomme. Im aktuellen deutschen Erwachsenenkatechismus heißt es: „Die christlichen Kirchen sehen insgesamt in der Organspende eine Möglichkeit, über den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren, treten aber zugleich für eine sorgfältige Prüfung der Organverpflanzung im Einzelfall ein.“ (DEK, 316). Benedikt XVI.: Organtransplantation - ein großer Fortschritt (Nov. 2008) „Gewebe- und Organtransplantationen stellen einen großen Fortschritt der medizinischen Wissenschaft dar“, erklärte Papst Benedikt XVI, und „für viele Menschen seien sie ein Zeichen der Hoffnung“, fügte er hinzu. „Bedauerlicherweise ist das Problem der Verfügbarkeit von lebenswichtigen Organen für die Transplantation nicht theoretisch, sondern dramatisch real“, so der Papst vor einer Expertenrunde. Das bekundeten „die langen Wartelisten für viele kranke Menschen“, deren einzige Hoffnung auf Überleben Organspenden seien und die in den Krankenhäusern oft äußerst schwere Augenblicke durchmachen müssten. „Der Leib“, so mahnte der Papst, „darf nie nur als Objekt gesehen werden“, sonst würde die Logik des Marktes siegen. Der Leib jedes Menschen bilde zusammen mit dem Geist, der jedem gegeben sei, ein unteilbares Ganzes, dem das Bild Gottes selbst eingeprägt sei. „Es gilt also vor allem die Menschenwürde und die personale Einheit des Menschen zu schützen“, bekräftigte Papst Benedikt. Das bedeute für die Technik der Organverpflanzung, dass man nur etwas geben könne, wenn das keine ernste Gefahr für die eigene Gesundheit und Identität mit sich bringe. „Eine Logik des Organverkaufs oder diskriminierende Organspende-Kriterien … sind moralisch nicht erlaubt“, gab der Papst zu bedenken. Der Missbrauch beim Verpflanzen und beim Handel mit Organen treffe oft Unschuldige. „Die Forschungs- und Ärzte-Gemeinschaft sollte zusammenhalten, um diese inakzeptablen Praktiken zurückzuweisen“, so Benedikt XVI. Der Papst äußerte sich auch zum Thema Hirntod: „Vitale Organe“ dürften nur „ex cadavere“ entnommen werden. Wenn Sterbende Organe spendeten, dann müsse „der Respekt vor dem Leben des Spenders“ das „Hauptkriterium“ sein. Bildung und Information rund um diese Thematik sei wichtig, um Vorurteile und Missverständnisse zu überwinden, „damit in allen Menschen ein immer stärkeres Bewusstsein für das große Geschenk des Lebens“ geweckt werde, so Benedikt. Erläutere den Normenwandel in der kirchlichen Ethik am Beispiel der Organspende. Inwiefern ist eine Organspende bzw. die Bereitschaft dazu ein Dienst am Nächsten? Weitere Modelle der Normenbegründung Diskursethik (Habermas) Prinzip Verantwor- Gesetzesethik/ Gesinnungsethik tung (Jonas) Legalismus In der Öffentlichkeit, mit Aufrichtigkeit, Gewaltlosigkeit und gleichen Kommunikationsrechten für alle sollen neue Regelungen ständig diskutiert werden. Am Ende des Gesprächsprozesses ist der ethische Konsens die „Wahrheit“. Dann kann die vereinbarte Norm auch von allen akzeptiert werden. Alles Handeln muss die Verantwortung für die Folgen und die Zukunft aller Menschen im Blick haben, insbesondere in den Bereichen Umwelt, Technik, Fortschritt. Jede mögliche negative Auswirkung muss eine neue Technologie stoppen. Furcht vor kommendem Übel soll bei Entscheidungen Anteil haben. Handeln ist dann gut, wenn das vom Gesetz Geforderte (ohne Rücksicht auf die Folgen) strikt umgesetzt wird. Zentraler Wert ist die richtige Gesinnung, die von Vernunft und Gewissen erkannt wird. Was der Handelnde als richtig erkennt, muss er tun, ohne Rücksicht auf die Folgen zu nehmen – vielmehr geht es um seine gute Absicht. Es entscheidet die eigene Gesinnung bzw. das eigene Gewissen. Situationsethik Verantwortungsethik Erfolgsethik Verzicht auf Handlungsvorgaben: Jede Situation verlangt konkrete Entscheidungen. Sowohl die Folgen einer Handlung als auch die der Handlung zugrunde liegenden Werte sind relevant. Dies führt zu einer Güterabwägung. Die Verantwortungsethik fordert vom Menschen ein freies Handeln, das gleichzeitig nicht überfordert werden darf. Zentral ist der Erfolg eines Handelns. Es geht um den Nutzen, den eine Handlung bewirkt. Die Absicht muss erreicht werden, wobei die Methoden und Mittel möglichst gut sein sollen: Der Erfolg legitimiert das Vorgehen. Was Erfolg ist, definiert jeder für sich. (Historische) Modelle der Normenbegründung Naturrecht Rechtspositivismus Pflichtethik Hedonismus Utilitarismus In der göttlichen Schöpfung wird ein Recht begründet, das von Natur aus besteht. Das natürliche Sittengesetz konkretisiert dies als allgemein anerkannte Übereinkunft. Das Naturrecht steht über jedem anderen vom Menschen erlassenen Recht. Der Mensch findet es in seinem Gewissen eingeschrieben und er kann es mit Vernunft erkennen. Positives Recht bedeutet „gesetztes“, erlassenes, vom Menschen verabschiedetes Recht. Ziel ist es, formal und dem Gesetz nach richtig zu handeln. Gut ist ein Gesetz, wenn es formal richtig erlassen und legitimiert ist. Der Inhalt des Gesetzes spielt dabei keine Rolle. Ziel ist die rigorose Pflichterfüllung, d.h. das Befolgen des moralischen Sittengesetzes, das nach dem Werk „Die Kritik der praktischen Vernunft“ jeder in seinen inneren Überzeugungen findet. Als Richtlinie dient der Kategorische Imperativ, aus dem sich der gute Wille und die daraus abgeleiteten Pflichten ergeben. Freude und Lust sind Ziel und Sinn des Lebens. Unlust und Schmerz sollen vermieden werden durch vernunftgesteuertes Handeln, das zu einem umfassenden Gelingen (das bedeutet dann Freude und Lust) des Lebensentwurfs führt. Ziel des Handelns ist der größtmögliche Nutzen, wobei die Methoden dazu vernachlässigt werden. Bestimmend ist das Ergebnis einer Handlung. Ursprünglich soll mit dem Handeln „das größte Glück der größten Zahl“ hervorgebracht werden; es gibt aber auch individuellen Utilitarismus. Die „Quellen“ der christlichen Moral UND die entscheidende Rolle des Gewissens[ggf. nachträglich ergänzen] Aufgabe: Festlegung von Handlungsnormen durch das Kirchliche Lehramt Nicht alleine Auslegung biblischer Weisungen! Vorgehen: Beachtung der sog. „Quellen der Moral“ 1. materiale Quelle: 2. materiale Quelle: Heilige Schrift UND Vernunft Auslegungstradition (Erfahrungen, Wissenschaft) formale Quelle: Lehramt der Kirche - Auswertung der materialen Quellen - Entwicklung verbindlicher Handlungsrichtlinien Letztverbind- Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten lichkeit: Handlungssituation Gewissen des/der Einzelnen (Gaudium et spes 16) Im Inneren: Gesetz = Thomas von Aquin (Lex aeterna) Verborgenste Mitte – Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott Rolle des „irrigen Gewissens“ Kirchliche Dokumente zur christlichen Ethik Katechismus der Katholischen Kirche I. Die Quellen der Sittlichkeit 1750 Der sittliche Charakter der menschlichen Handlungen hängt ab - vom gewählten Objekt; - vom angestrebten Ziel oder von der Absicht; - von den Umständen der Handlung. Das Objekt, die Absicht und die Umstände bilden die Quellen oder wesentlichen Elemente der Sittlichkeit menschlicher Handlungen. 1751 Das gewählte Objekt ist ein Gut, auf das sich der Wille bewusst richtet. Es ist der „Stoff“ einer menschlichen Handlung. Das gewählte Objekt bestimmt den sittlichen Charakter des Willensaktes, je nachdem, ob es gemäß dem Urteil der Vernunft dem wahren Gut entspricht oder nicht. Die objektiven Regeln der Sittlichkeit drücken die vernunftgemäße Ordnung des Guten und des Bösen aus, die durch das Gewissen bezeugt wird. 1753 Eine gute Absicht (z. B. die, dem Nächsten zu helfen) macht ein an sich falsches Verhalten (wie Lüge oder Verleumdung) nicht zu etwas Gutem oder Richtigem. Der Zweck rechtfertigt die Mittel nicht. Darum kann man etwa die Verurteilung eines Unschuldigen nicht als ein legitimes Mittel zur Rettung des Volkes rechtfertigen. Hingegen wird eine an sich gute Handlung (z. B. Almosengeben) [Vgl. Mt 6,2-4] zu etwas Schlechtem, wenn eine schlechte Absicht (z. B. Eitelkeit) hinzukommt. 1754 Die Umstände, einschließlich der Folgen, sind zweitrangige Elemente einer sittlichen Handlung. Sie tragen dazu bei, die sittliche Güte oder Schlechtigkeit menschlicher Handlungen zu steigern oder abzuschwächen (ein solcher Umstand ist z. B. die Höhe des Betrages eines Diebstahls). […] II. Gute und schlechte Handlungen 1756 Somit ist es falsch, bei der Beurteilung des sittlichen Charakters der menschlichen Handlungen einzig die ihr zugrunde liegende Absicht oder die sie begleitenden Umstände (wie Milieu, gesellschaftlicher Druck, Zwang oder Notwendigkeit zu handeln) zu beachten. Es gibt Handlungen, die wegen ihres Objekts in schwerwiegender Weise, unabhängig von den Umständen und den Absichten, aus sich und in sich schlecht sind, z. B. Gotteslästerung und Meineid, Mord und Ehebruch. Es ist nicht erlaubt, etwas Schlechtes zu tun, damit etwas Gutes daraus entsteht. ARBEITSAUFTRAG: Ordnen Sie die Aussagen aus dem Katechismus der Katholischen Kirche in die Ihnen bekannten ethischen Begriffssysteme ein! Die Würde des sittlichen Gewissens: Gaudium et spes 16 „Im Inneren seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und, wo nötig, in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes. Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist, und gemäß dem er gerichtet wird. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist. Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch die Treue zum Gewissen sind die Christen mit den übrigen Menschen verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsmäßigen Lösung all der vielen moralischen Probleme, die im Leben der Einzelnen wie im gesellschaftlichen Zusammenleben entstehen. Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt, desto mehr lassen die Personen und Gruppen von der blinden Willkür ab und suchen sich nach den objektiven Normen der Sittlichkeit zu richten. Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass es dadurch seine Würde verliert. Das kann man aber nicht sagen, wenn der Mensch sich zuwenig darum müht, nach dem Wahren und Guten zu suchen, und das Gewissen durch Gewöhnung an die Sünde allmählich fast blind wird.“ (GS 16) ARBEITSAUFTRAG: 1. Womit wird das Gewissen verglichen und woher hat es seinen Ursprung? 2. Was ist die Aufgabe des Gewissens? 3. Was sind die Folgen von Gewissensentscheidungen? 4. Was passiert, wenn das Gewissen irrt und man eine falsche Entscheidung trifft? Die „Quellen“ der christlichen Moral UND die entscheidende Rolle des Gewissens II Letztverbindlichkeit: Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten Handlungssituation Irriges Gewissen? GS 16: ein irrendes Gewissen verliert seine Würde nicht Aber Aufgabe: ernsthaftes Bemühen um Gewissensbildung Lehramt: Recht und Pflicht: Gewissen über Sittennormen belehren Zunehmende Schwierigkeit, für konkrete Situation zu benennen, was ‚objektiv’ richtig oder falsch ist Das eigentlich Wichtige: Transzendentale (= den Menschen übersteigende) Erfahrung ermöglichen: Sittlichkeit soll Menschen zu Gott hinführen Fazit: Keine Menschendressur durch kirchliche Normen, sondern Freiheit auf Gott hin! Biblische Beiträge zur ethischen Urteilsbildung: Die zehn Weisungen als Gottes Wort für die Freiheit der Menschen Vorurteil: Vermeintliche jüdische Gesetzeshörigkeit (dauernd Ge- und Verbote) Zehn Gebote nicht mehr aktuell, im AT erfunden Gegenteil: Zehn Gebote wörtlich eingegeben (Fundamentalismus) große Frage: ethische Fundierung des Handelns der Christen durch die Bibel? Neusituierung der biblischen Botschaften Bibel: Gotteswort in Menschenwort! Dekalog: Prolog: „Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten herausgeführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Ex 20,2) Dreh- und Angelpunkt der gesamten Auslegung – Ziel des Dekalogs: Gelingendes Leben in Freiheit! „Gottes in Gebote des Lebens gefasste Liebe“ Übersetzung: die zehn Weisungen Der Dekalog (δέκα λόγος) - zehn Weisungen als Gottes Wort für die Freiheit der Menschen Prolog: „Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten herausgeführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ zweifache, unterschiedliche Überlieferung: Ex 20, 2 –17 | Dtn 5,6 – 21 Unterschiede Ex Dtn - theologische Begründung z.B. Sabbatgebot: schöpfungstheologisch geschichtlich-sozial - Milieu (nicht halbnomadisch): handwerklich bäuerlich (Rind als Zugtier!) - Aufbaumuster: theologische & sozialethische Gebote Komposition lineare zentral um Sabbatgebot - Formulierung - Inhalt Ziel des Dekalogs: gelingendes, würdevolles Zusammenleben in Freiheit! Bibel: Gotteswort in Menschenwort! Ex 20,2-17 2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. 3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 4 Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 5 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; 6 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. 7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht. 8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Dtn 5,6-21 6 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. 7 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 8 Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgend etwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 9 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation; 10 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. 11 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht. 12 Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. 13 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 14 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. 15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten. 12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange 16 Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du 13 Du sollst nicht morden. lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der 14 Du sollst nicht die Ehe brechen. Herr, dein Gott, dir gibt. 17 Du sollst nicht morden, 18 15 du sollst nicht die Ehe brechen, 19 du sollst nicht Du sollst nicht stehlen. 16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten ausstehlen, 20 du sollst nicht Falsches gegen deinen sagen. Nächsten aussagen, 21 du sollst nicht nach der Frau 17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht das verlangen. Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seiDu sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlan- nen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen gen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört. Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört. Weisung ursprünglich 1. Weisung Es gab andere Götter, die Unterwerfung forderten: „Ich gebe Regen, gute Ernte usw., wenn du dich mir unterwirfst"; der ExodusGott will Freiheit des Volkes erhalten, keine neuen Abhängigkeiten; das Fremdgötterverbot ist Götzenkritik, kein Götzendienst Weisung ursprünglich 2. Weisung Wer den Namen eines ändern kennt, hat Macht über ihn (vgl. Rumpelstilzchen; Fluch, Zauber); deshalb ist der Gottesname „Jahwe“ eigentlich kein Name, sondern ein Versprechen: „Ich bin für euch da.“ Weisung ursprünglich 3. Weisung Zeit für Gott bedeutet Zeit für sich selbst und für andere; betroffen sind auch die Sklaven und Arbeitstiere (demokratisch); in Ex: Ruhepflicht aufgrund der göttlichen Schöpfungsruhe; in Dtn: soziales Ruherecht, das besonders den Sklaven zugutekommen soll Weisung ursprünglich 4. Weisung an Erwachsene gerichtet; Generationenvertrag wegen fehlender Alterssicherung; Solidarität der Befreiten mit denen, die sich nicht mehr selbst helfen können; es heißt aber durchaus auch „ehren“, nicht nur „versorgen“ Weisung ursprünglich zu schützender Wert heute zu schützender Wert heute zu schützender Wert heute zu schützender Wert heute zu schützender Wert heute 5. Weisung hebr. „rasach“ ist mit „töten“ nicht zutreffend wiedergegeben: Es bezieht sich nie auf Tiere, wird nie auf Töten im Krieg oder aus Notwehr und auch nicht auf Selbsttötung bezogen, sondern meint immer die Tötung eines Menschen durch einen Mitmenschen aus persönlichen Motiven, nicht im staatlichen Auftrag. zu schütWeisung zender ursprünglich Wert 7. Weisung Es geht nicht um Kleinigkeiten; Mundraub z.B. war erlaubt, da das Objekt fehlt => zwei Thesen: a) Menschenraub b) jede illegale Aneignung von fremdem Besitz; Adressaten sind Besitzende, die anderen die Lebensgrundlage entziehen können (hohe Zinsen, Verschuldung, Versklavung) zu schütWeisung zender ursprünglich Wert 9. und 10. Weisung öffentliche, gewaltsame Aneignung des gesamten fremden Besitzes; Frau aber nicht Besitz des Mannes, daher das 9. Gebot in der späteren Fassung vorangestellt; statt „begehren“ sollte man lieber „trachten“ sagen, weil damit das Element der Tat impliziert ist; es sind konkrete Pläne und Machenschaften gemeint; im Unterschied zur 7. Weisung geht es um die legale Aneignung fremden Besitzes; insgesamt geht es also darum, im Inneren des Menschen zu verhindern, dass er auf den Besitz eines anderen aus ist. heute heute DIE „QUELLEN“ DER CHRISTLICHEN MORAL & DIE ENTSCHEIDENDE ROLLE DES GEWISSENS 1. materiale Quelle: 2. materiale Quelle: Heilige Schrift UND Vernunft Auslegungstradition (Erfahrungen, Wissenschaft) formale Quelle: Lehramt der Kirche - Auswertung der materialen Quellen - Entwicklung verbindlicher Handlungsrichtlinien Letztverbindlichkeit: Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten Handlungssituation Irriges Gewissen? GS 16: ein irrendes Gewissen verliert seine Würde nicht ABER Aufgabe: ernsthaftes Bemühen um Gewissensbildung Lehramt: Recht und Pflicht: Gewissen über Sittennormen belehren Zunehmende Schwierigkeit, für konkrete Situation zu benennen, was ‚objektiv’ richtig oder falsch ist. Das eigentlich Wichtige: Transzendentale (= den Menschen übersteigende) Erfahrung ermöglichen: Sittlichkeit soll Menschen zu Gott hinführen Fazit: Keine ‚Menschendressur’ durch kirchliche Normen, sondern Freiheit auf Gott hin! DEKALOG (Ex 20,2-17 | Dtn 5,6-21) 1) Welche Unterschiede stellen Sie bzgl. Ex 20,8-11 | Dtn 5,12-15 fest? 2) In welchem Milieu sind die Texte verortet (Ex 20,17 | Dtn 5,21)? 3) Entdecken Sie ein grobes Aufbaumuster in der Ex- bzw. Dtn-Fassung? 4) Welche Funktion nimmt die Selbstvorstellungsformel in Ex 20,2 | Dtn 5,6 ein? Zehn Weisungen (nach Ex 20,2-17) Weisung zu schützender Wert heute Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus 1. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen! 3. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 4. Du sollst Vater und Mutter ehren! 5. Du sollst nicht morden! 6. Du sollst nicht ehebrechen! 7. Du sollst nicht stehlen! 8. Du sollst nicht falsch aussagen! 9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau! 10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut! Regelungen der Schule Der Unterricht in Pflichtfächern und in gewählten Fächern muss von allen Schülerinnen und Schülern besucht werden, soweit nicht in Rechtsvorschriften Ausnahmen vorgesehen sind. [BayEUG Art. 50 Abs.1 Nr. 1] Alle Schülerinnen und Schüler haben sich so zu verhalten, dass die Aufgabe der Schule erfüllt und das Bildungsziel erreicht werden kann. [BayEUG Art. 56 Abs. 4 Nr. 1] Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, auszuschalten. … Bei Zuwiderhandlung kann ein Mobilfunktelefon oder ein sonstiges digitales Speichermedium vorübergehend einbehalten werden. [BayEUG Art. 56 Abs. 5 Nr. 1 und 3] An einem Tag darf nicht mehr als eine Schulaufgabe, in einer Woche sollen nicht mehr als zwei Schulaufgaben abgehalten werden. [GSO § 54 Abs. 4 Satz 2] Du wirst nicht töten! DIE BERGPREDIGT NACH MATTHÄUS Mt 4,25 Und es folgten ihm [Jesus] große Volksmengen von Galiläa und dem Zehnstädtegebiet und Jerusalem und Judäa und von jenseits des Jordan. Mt 5,1 Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: 3 Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. 5 Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. 6 Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. 7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren. 8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. 9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. 10 Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. 12 Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren. 13 Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden. 14 Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. 16 So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen. 17 Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. 19 Wer nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel. 20 Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen. 21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr! der Hölle des Feuers verfallen sein wird. 23 Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar! 25 Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist! Damit nicht etwa der Gegner dich dem Richter überliefert und der Richter dem Diener und du ins Gefängnis geworfen wirst. 26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast. 27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. 28 Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 31 Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, gebe ihr einen Scheidebrief. 32 Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei, macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch. 33 Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. 34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht! Weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt; 36 noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder schwarz machen. 37 Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen. 38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar; 40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch den Mantel! 41 Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei! 42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will! 43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? 48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Mt 6,1 Habt acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr sie nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist. 2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut; 4 damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 7 Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen, 29 dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet. 9 Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; 10 dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden! 11 Unser tägliches Brot gib uns heute; 12 und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben; 13 und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen! 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; 15 wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben. 16 Wenn ihr aber fastet, so seht nicht düster aus wie die Heuchler! Denn sie verstellen ihre Gesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinst, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß zerstören und wo Diebe durchgraben und stehlen; 20 sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen! 21 Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. 22 Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; 23 wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis! 24 Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. 25 Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? 26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? 27 Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? 28 Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. 30 Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen ? 31 So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? 32 Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt. 33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden. 34 So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug. Mt 7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß 8 ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? 4 Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? 5 Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen. 6 Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen! 7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden! 8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden. 9 Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? 10 Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten! 12 Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten. 13 Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. 14 Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden. 15 Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? 17 So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte. 18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein fauler Baum gute Früchte bringen. 19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 20 Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. 21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. 22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 23 Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter! 24 Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute; 25 und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet. 26 Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann zu vergleichen sein, der sein Haus auf den Sand baute; 27 und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war groß. 28 Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre; 29 denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Mt 8,1 Als er aber von dem Berg herabgestiegen war, folgten ihm große Volksmengen. 3 QUELLEN CHRISTLICHER ETHIK – NEUTESTAMENTLICHE TEXTE z.B. WDH: DIE ZWEI-QUELLEN-THEORIE (1) Mk ist das älteste der drei synoptischen Evangelien. (2) Mt und Lk haben unabhängig voneinander zwei Quellen benutzt: (a) Markusevangelium (b) „Spruchquelle Q“ (gemeinsame Stoffe des Mt & Lk über Mk hinaus) (3) Zudem hat jeder Evangelist. „Sondergut-Material“ verwendet, d.h. Stoffe, die sich nur jeweils in einem Evangelium finden. Q Mk SMt SLk Mt WDH: ZUM MATTHÄUSEVANGELIUM Datierung Lokalisierung Ausrichtung ZUR BERGPREDIGT Lokalisierung/Setting Rede-‚Komposition’ Inhalte, z.B. Lk Bergpredigt im Matthäusevangelium Die Antithese von der Vergeltung Zuhörer Jude Darstellung von Jesus: Prediger/Lehrer Lokalisierung/ Setting Berg / Volk Parallelisierung mit AT-Figur MtEv: 1. Rede Ethische Lehre als Predigt Mose Literarische Gestaltung durch Matthäus Mose; Aufbau Thema: Gerechtigkeit Die Antithese von der Vergeltung GESTALTEN SIE ZU DEN KERNAUSSAGEN DES TEXTVERGLEICHS EINE FOLIE. NUTZEN SIE ZUR TEXTERSCHLIEßUNG DIE ABGEDRUCKTEN LEITFRAGEN! PRÄSENTIEREN SIE IHRE ERGEBNISSE IM ANSCHLUSS VOR DER KLASSE (CA. 2 MIN.). DIE ERSTELLTEN FOLIEN WERDEN IN DER NÄCHSTEN STUNDE ALS KOPIE AUSGETEILT. GRUPPE 1: Mt 5,38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: „Auge für Auge“ und „Zahn für Zahn“. Gen 4,23 (aus den 613 Weisungen der Tora – Datierung: vorstaatlich): „… Fürwahr, einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Knaben für meine Strieme.“ Das ‚ius talionis’ ist ein im Orient verbreitetes Vergeltungsrecht; es ist allerdings nicht im Sinne von Rache, sondern als Ausgleich bzw. Ausgleichszahlungen zu verstehen. In Ex 21,22-25 (aus den 613 Weisungen der Tora – Datierung: frühe Königszeit) heißt es dazu: „22 Wenn Männer sich raufen und dabei eine schwangere Frau stoßen, so dass ihr die Leibesfrucht abgeht, aber kein weiterer Schaden entsteht, so muss dem Schuldigen eine Geldbuße auferlegt werden, je nachdem, wie viel ihm der Eheherr der Frau auferlegt, und er soll nach dem Ermessen von Schiedsrichtern geben. 23 Falls aber ein weiterer Schaden entsteht, so sollst du geben Leben um Leben, 24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.“ Leitfragen Arbeiten Sie gegenüberstellend aus den beiden alttestamentlichen Texten den Umgang mit dem erlittenen Schaden heraus. Erklären Sie das Missverständnis, das im heutigen Sprachgebrauch auf der Formulierung „Auge um Auge“ beruht! GRUPPE 2: Mt 5,39 Ich [Jesus] aber sage euch: „Leiste dem Bösen keinen Widerstand! Sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, wende ihm auch die andere hin! Anmerkung: Das Schlagen auf die rechte Wange gilt im Judentum als ernsthafte Beleidigung. Josephus Flavius ist ein jüdischer Geschichtsschreiber (1. Jh. n.Chr.) Zur Situation (~ 26 n.Chr.): Pontius Pilatus, der römische Stellvertreter in Judäa, droht den im Stadion versammelten Juden – umstellt von römischen Soldaten –, mit dem Tod, wenn sie sich nicht mit den in die Stadt Jerusalem gebrachten Kaiserbildern abfinden, welche allerdings für einen religiösen Juden ein Sakrileg darstellen, da dadurch die Stadt und der Tempel von Jerusalem entweiht wird. „Die Juden aber warfen sich – wie auf ein verabredetes Zeichen – auf die Erde nieder, boten [den römischen Schwertern] ihren Nacken dar und schrieen, sie wollten sich lieber niedermetzeln lassen, als das Gesetz zu übertreten. Zutiefst erstaunt über eine so feurige Religiosität und Frömmigkeit gab Pilatus den Befehl, die Bilder [des Kaisers] sofort aus Jerusalem zu entfernen.“ (Jüdischer Krieg 2,174) Leitfragen Arbeiten Sie aus beiden Texten vergleichend heraus (1) welcher Streitpunkt angesprochen wird, (2) welche Arten von Gewalt hierbei eine Rolle spielen und (3) wie die Juden damit umgehen. Beurteilen Sie jeweils die Umsetzbarkeit! GRUPPE 3: Mt 5,40 Und dem, der mit dir vor Gericht streiten und dir dein Untergewand nehmen will, lass ihm auch das Obergewand! Die Tora-Weisung in Ex 22,26 betrifft die z.T. extreme Ausbeutung der Armen: „Wenn du das Obergewand eines anderen zum Pfand nimmst, so sollst du ihm dasselbe zurückgeben bevor die Sonne untergeht; es ist doch seine einzige Decke, die Hülle seines Leibes. Worauf sollte er sonst schlafen?“ Leitfragen Arbeiten Sie vergleichend heraus, wer welche Aufforderung bekommt. Schildern Sie die Folgen, die dies für das Verhalten beider Gesellschaftsgruppen hat. GRUPPE 4: Mt 5,41 Und wer dich zwingt zu einer Meile, geh mit ihm zwei! Anmerkung: Der Text bezieht sich auf den Frondienst (Fachterminus: Aggareia), der für die römische Besatzungsmacht von der Bevölkerung zu leisten ist, z.B. als Träger (für schwere Waffen etc.), meist für eine Meile. Der Philosoph Epiktet (50-130 n.Chr.) gibt auch diesbezüglich Lebensratschläge: „Wenn Aggareia ist und ein Soldat deine Körperkraft in Anspruch nehmen will, lass es geschehen, widersetze dich nicht und murre nicht. Sonst bekommst du Schläge und kannst sogar deinen Körper (= Leben) verlieren.“ (Lehrgespräch IV 1,79) Leitfragen Arbeiten Sie gegenüberstellend heraus, wie jeweils mit der Machtdemonstration der überlegenen römischen Soldaten umgegangen werden soll. Führen Sie textbezogen Gründe für die Handlungsempfehlung an! ARBEITSAUFTRAG FÜR SCHNELLE GRUPPEN: Beschreiben Sie zusammenfassend die Entwicklung vom alttestamentlichen Gesetz hin zu den ethischen Forderungen Jesu in der Bergpredigt! Jesu Stellung zu den jüdischen Weisungen Mt 5,17-18 Anmerkung: 17 Meint nicht, dass ich [Jesus] gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Jota = kleinster Buchstabe im griechischen Alphabet Strichlein = kleines Zeichen im hebräischen Alphabet Mose (Dekalog: 8.-6./ 5-4. Jh. v.Chr.) Mt 5,38 Mt 5,17-18 Jesus ~ 30 n.Chr. Mt 5,39-41 Aktualisierung nach Jesu Antithese von der Vergeltung Matthäusevangelium ~ 80 n.Chr. Mt 5,42 Dem, der dich bittet, gib, und den, der von dir leihen will, weise nicht ab! Unterstreichen Sie Wesentliches! Der Vers vom „Betteln und Borgen“ zeigt sich allgemeiner und weniger radikal als die drei vorausgehenden Verse. Er steht bei Matthäus im Kontext vom Verzicht auf Widerstand und Gewalt, hat aber konkrete Gewalt nicht zum Inhalt. Zudem wird hier nicht mehr die Perspektive des Armen oder Unterlegenen eingenommen, sondern des Besitzenden. Der persönliche Feind tritt in der Rolle des Bettlers und Bittstellers auf. Matthäus nimmt hierbei eine Aktualisierung als praktikable Anwendung für seine sesshafte Gemeinde vor mit einer allgemeinen Mahnung zur Freigebigkeit und Wohltätigkeit. SETZEN SIE DEN FILMAUSSCHNITT IN EIN VERHÄLTNIS MIT DEN BISHERIGEN POSITIONEN ZUR VERGELTUNG! 1 „... Jeder von uns hat gesiegt. Der weiße Südafrikaner ist nicht länger unser Feind. Sie sind unsere südafrikanischen Landsleute, unsere Verbündeten in der Demokratie. Und sie schätzen das Rugby-Spiel der Springboks. Wenn wir ihnen das wegnehmen, 5 verlieren wir sie. Beweisen wir, dass wir genauso sind, wie sie es befürchtet haben. Wir müssen uns als besser erweisen. Wir müssen sie überraschen durch unser Mitgefühl, unsere Zurückhaltung und Großherzigkeit. Ich weiß, all jene Dinge, die sie uns verwehrt haben. 10 Aber das ist jetzt nicht der Augenblick für kleinliche Rache. Das ist der Augenblick für den Aufbau unserer Nation …“ Zitat aus dem Film Invictus (2009) HAUSAUFGABE: Finden Sie min. zwei weitere Beispiele, in denen die Handlungsoption „Gewaltverzicht“ praktiziert wurde/wird (Politik, Alltag etc.). Das Doppelgebot der Liebe (Mk 12,28-34) „Bergpredigt“ (bei Lk als „Feldrede“ bezeichnet) Mt 5–7 // Lk 6,17/20–49 (= Logienquelle Q) Kernpunkt: Feindesliebe Hinzuziehung: Mt 5,43–48: es wurde gesagt: Mk 12,28–34: liebe Nächsten – hasse Feind Gottesliebe Ich aber sage euch: UND SELBST- wie liebt Feinde – betet für sie NÄCHSTENliebe Weg zu christlicher Vollkommenheit Weg zum Reich Gottes Ansatz: Verantwortungsethik Streit: Umsetzung – Lehramt und Leben Die Frage nach dem wichtigsten Gebot 28 Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? 29 Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. 30 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. 31 Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. 32 Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, 33 und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. 34 Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen. Augustus Jesus Kaiser Kind Weltstadt Rom Davidstadt Bethlehem Pax Romana messinaischer Friede / Heil Legionen himmlisches Heer Prunkvoll einfach, niedrig (Krippe, Hirten) Retter / Soter Retter / Soter Evangelium Evangelium Herrschen Dienen Mensch wird Gott Gott wird Mensch Lk 2,1-20: Geburt Jesu 1 Es geschah aber in jenen Tagen: Ein Erlass ging heraus von Kaiser Augustus, dass sich der ganze Erdkreis in Listen eintrage. 2 Diese erste Zählung geschah, als Quirinius über Syrien herrschte. 3 Und es gingen alle sich in Listen einzutragen, ein jeder in seine Stadt. 4 Es stieg aber auch Josef von Galiläa, aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus (dem) Haus und dem Geschlecht Davids war, 5 um sich einzutragen mit Maria, der ihm Verlobten, die schwanger war. 6 Es geschah aber, während sie dort waren, erfüllten sich die Tage ihrer Geburt, 7 und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, und sie wickelte ihn in Windeln, und sie legte ihn nieder in eine Krippe, denn sie hatten keinen Ort in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend, die unter freiem Himmel lebten und des Nachts bei ihrer Herde Wache hielten. 9 Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen und Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten eine große Furcht. 10 Und es sagte ihnen der Engel: „Fürchtet euch nicht, siehe nämlich, ich verkündige [euangelizomai] euch eine große Freude, welche dem ganzen Volk sein wird, 11 dass euch heute geboren wurde ein Retter [soter], der ist (der) Messias [christos], (der) Herr [kyrios], in der Stadt Davids. 12 Und dies (ist) euch das Zeichen: Ihr werdet einen Säugling finden, der in Windeln eingewickelt ist und in einer Krippe liegt“. 13 Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge (des) himmlischen Heeres, die Gott lobten und sprachen: 14 „Herrlichkeit in Höhen Gott, und auf (der) Erde Friede unter Menschen guten Willens.“ 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen weg in den Himmel gingen, sprachen die Hirten zueinander: „Lasst uns bis nach Bethlehem gehen und das Wort sehen, das geschehen ist, welches der Herr uns kundgetan hat.“ 16 Und sie kamen eilend und fanden Maria und Josef und den Säugling liegend in der Krippe. 17 Als sie aber sahen, gaben sie das Wort weiter, das ihnen über dieses Kind gesprochen worden war. 18 Und alle, die (es) hörten, wunderten sich über das, was von den Hirten zu ihnen gesprochen wurde. 19 Maria aber bewahrte alle diese Worte, indem sie (sie) in ihrem Herzen erwog. 20 Und die Hirten kehrten zurück, indem sie Gott verherrlichten und priesen bezüglich allem, was sie hörten und sahen, gleichwie zu ihnen gesprochen worden war. Dieser Tag, der Geburtstag … hat der Welt ein anderes Gesicht gegeben. Sie wäre dem Untergang verfallen, wenn nicht in dem heute Geborenen für alle Menschen ein gemeinsames Heil aufgestrahlt wäre ... Wer richtig urteilt, wird in diesem Geburtstag den Anfang des Lebens und der Lebenskräfte für sich erkennen. Es ist unmöglich, in gebührender Weise für so große Wohltaten zu danken, die dieser Tag uns gebracht hat. Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heile der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, dass er uns und den kommenden Geschlechtern als Retter [soter] gesandt ist. Jedem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich machen. In seiner Erscheinung sind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt. Er hat nicht nur die früheren Wohltäter der Menschheit allesamt übertroffen, es ist unmöglich, dass ein Größerer käme, da für die Welt der Geburtstag des Gottes [theos] den Anfang der ihm geltenden guten Nachrichten [euangelion] darstellte. TA: Diverse Normenbegründungsmodelle gegensätzliche Grundtypen ethischer Argumentation individuelle Entscheidungen (Mischformen) ????? oder Frage nach dem ethischen Grundkonsens Gewissen Kategorischer Imperativ (Kant)/Goldene Regel (u.a. Bibel) Menschenrechte und Menschenwürde Gott Ein Versuch: Projekt Weltethos (Küng) FRAGE NACH EINEM ETHISCHEN GRUNDKONSENS: KATEGORISCHER IMPERATIV ETC. 1. Differenzieren Sie die exakte Aussage der drei Formulierungen! 2. Welche Kritik kann man jeweils den drei Formulierungen entgegenbringen, wenn man auf der Suche nach dem ethischen Grundkonsens ist? 3. Lesen Sie weiterführend untenstehende ‚Leserbrief-Frage‘ samt Antwort. Klären Sie die unterschiedlichen Begründungsansätze (Stärke/Schwäche)! Sprichwort: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu! Mt 7,12: Goldene Regel Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen Kategorischer Imperativ (I. Kant): Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. BLITZ GESCHEIT? „Jeder hat vermutlich schon einmal beim Autofahren erlebt, dass entgegenkommende Fahrzeuge durch die Lichthupe auf eine Radarfalle aufmerksam machen. Genauso wird vermutlich jeder langsamer gefahren sein und sich darüber gefreut haben, nicht geblitzt worden zu sein. Nun die Frage: Dürfen andere Autos gewarnt werden? Schließlich ist der Zweck einer Radarfalle, dass die Autofahrer langsamer fahren - was sie ja tun, wenn entgegenkommende Autofahrer ihnen ein Zeichen geben. Muss ich sie, wenn man so argumentiert, nicht sogar warnen?“ (Johannes M., Brühl) Ihre Frage ist aus allgemeinen ethischen Erwägungen heraus interessant. Sie haben nämlich zwei bekannte ethische Grundsätze verwendet: die Goldene Regel und Kants Kategorischen Imperativ, welche oft fälschlicherweise als inhaltsgleich angesehen werden. Sie sind es aber nicht und deshalb kommen Sie zu Recht zu widersprüchlichen Ergebnissen. Die Goldene Regel lautet positiv formuliert: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst!“ Sie ist ein guter, weil einfacher und praktikabler sittlicher Maßstab, der, würde er stets befolgt, vieles im Zusammenleben verbessern könnte. Sie hat aber auch Schwächen: Sie bleibt zum einen subjektiv an den eigenen Werten orientiert. So dürfte nach ihr beispielsweise, wer zu stolz dazu ist, sich helfen zu lassen, auch niemandem anderen helfen. Dies ist hier kein Problem, denn jeder wünscht sich, rechtzeitig gewarnt zu werden, wenn er zu schnell fährt. Aber ob dieser Wunsch richtig ist, kann die Goldene Regel nicht abschließend beantworten, denn sie hat eine zweite Schwäche: Sie vernachlässigt die Pflichten, denen man auch gegenüber sich selbst unterliegt. Mit anderen Worten, sie stellt keine absoluten Maßstäbe auf, wie sich jeder verhalten soll. Anders der Kategorische Imperativ, der die persönlichen Lebensgrundsätze überprüft. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Ihr Grundsatz wäre ja, Schnellfahrer zu warnen und so aus Altruismus [Selbstlosigkeit] vor Strafe zu bewahren. Dies als allgemeines Gesetz können Sie nicht wollen; Sie sehen ganz zu Recht den Zweck der Radarfalle darin, das Rasen zu begrenzen. Gäbe es die Maxime, andere stets zu warnen, als Gesetz, hätten die Kontrollen aber keine Wirkung mehr. Jeder könnte bedenkenlos Gas geben: Er würde ja rechtzeitig gewarnt. Ohne den Überraschungseffekt verlören die Radarfallen ihre allgemeine präventive Funktion, auf die es gerade ankommt: Viele fahren nur langsam, weil sie nicht wissen, ob sie hinter der nächsten Kurve geblitzt, werden. Die Gewissheit, gewarnt zu werden, käme einer faktischen Freigabe der Geschwindigkeit gleich. Das kann niemand wollen, denn Raserei ist die Ursache für viele tödliche Verkehrsunfälle. Hält man sich an den Kategorischen Imperativ, lässt sich das Warnen deshalb nicht vertreten; auch wenn es die Goldene Regel empfiehlt, weil man sich selbst freut, gewarnt zu werden. Aber eben pflichtwidrig. Rainer Erlinger A) Fassen Sie die Aussagen von Hans Küng thesenartig zusammen. B) Beurteilen Sie, inwiefern Sie die Argumentation überzeugt/nicht überzeugt. Begründen Sie Ihre Meinung auch anhand von Beispielen.