Funktionen von Normen:

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Wert: Eine Handlungsorientierung, die
den Charakter des Sollens hat und sich
an freie Zustimmung wendet, bezeichnet der Begriff Wert. Werte im sittlichpraktischen Zusammenhang, Werte als
Ziele richtigen Wollens und Handelns,
bezeichnen ebenfalls Verbindlichkeiten
des menschlichen Lebens, jedoch nicht –
wie die Normen – in Form von Ge- und
Verboten, sondern auf die Weise von
Zielen und Zwecken, die durch das Tun
und Lassen der Menschen realisiert
werden sollen.
Norm: Normen (norma = Winkelmaß,
Regel, Muster, Maßstab) sind Verbindlichkeiten für menschliches Verhalten
(Sitte, Brauch, Vorschrift, Gesetz, Gebot), die in einer Gemeinschaft (Stamm,
Land, Staat, Kirche) in Geltung sind und
den Anspruch erheben, befolgt zu werden. Es gibt z.B. ästhetische, wirtschaftliche, industrielle Normen. Ethische
Normen reichen von Kleidungs- und
Speiseregeln über Standesvorschriften
für Berufsgruppen bis zu Verboten, die
Menschenrechte nicht zu verletzen. Die
Einhaltung von Normen zu betonen und
einen Verstoß gegebenenfalls zu bestrafen, ist nur dann sinnvoll, wenn diesen
bestimmte Grundwerte zugrunde liegen.
Güter: Reale Gegebenheiten, die unabhängig vom persönlichen Wollen und
Denken existieren, aber unserem Handeln vorgegeben sind, z.B. Leben, Eigentum, Gewissensfreiheit, Familie, Staat.
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Funktionen von Normen:
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Aber: _____________________________________________________
Güterabwägung ist eine Methode in der Ethik, die angewendet wird, wenn zwei oder mehrere
gleichwertige Güter nicht gleichzeitig verwirklicht werden können und somit eine Interessenkollision vorliegt. Die Verwirklichung der bestmöglichen Folge(n) einer Handlung erfordert dabei,
mehrere infrage kommende Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer vorhersehbaren KonseBITTE UMDREHEN!
quenzen und damit auch ihres ethischen Wertes abzuwägen. …
… Um zu einer verantwortbaren Entscheidung zu kommen, sind Wertvorzugsregeln bei der Güterabwägung hilfreich:
Der höhere Wert ist dem niederen vorzuziehen, z.B. Menschenleben dem Tierleben.
Die Sorge für eine größere Anzahl Menschen geht – bei gleicher Hilfsbedürftigkeit – der Sorge für
eine kleinere Zahl.
Die Handlung mit größerer Erfolgsaussicht geht einer Handlung mit geringerer Erfolgschance vor,
z.B. passiver Widerstand einer fast aussichtslosen Revolution.
Die dringlichere Handlung geht der weniger wichtigen vor, z.B. Rettung eines Verunglückten vor
der Sorge um die eigene Familie, die sich nicht in einer gleich großen Notlage befindet.
Der besser Geeignete ist eher zu einer bestimmten Handlung verpflichtet als der weniger Geeignete, z. B. ein guter Schwimmer eher zur Rettung eines Ertrinkenden als ein ungeübter.
Gemeinnutz geht vor Eigennutz, solange nicht die Grundrechte des Einzelnen missachtet werden,
z.B. Umweltschutz geht privatem Naturgenuss vor.
Diskussion um Werte, Normen, Güter und deren Abwägung
Arbeitsauftrag:
1. Stellen Sie in ein bis zwei Sätzen sachlich das politische Problem dar! Nutzen Sie dazu auch Ihre Allgemeinbildung, der Text dient Ihnen nur als Anhaltspunkt.
2. Wenden Sie anschließend die in dieser Stunde erlernten Fachbegriffe auf diesen Sachverhalt an. Differenzieren Sie heraus, welche Werte, Normen, Güter, … dabei verhandelt werden. Machen Sie dies graphisch
auf einer Folie deutlich.
Krieg in Syrien - EU will Sanktionen verschärfen
Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Assad im März 2011 wurden in dem Bürgerkrieg laut Angaben von
Aktivisten mehr als 20.000 Menschen getötet. Die Europäische Union will die Sanktionen gegen das Regime in
Syrien verschärfen. Russland und China hatten ein entschlossenes Vorgehen im Syrien-Konflikt mehrfach im
UN-Sicherheitsrat blockiert. Derweil weitet sich der Syrien-Konflikt auf die Nachbarländer aus: Im irakischen
Grenzgebiet wurde eine Frau durch eine syrische Panzerfaustgranate getötet.
Die Außenminister der EU sind sich einig: Es soll weitere Strafmaßnahmen gegen die Führung um Präsident
Baschar al-Assad geben. Zudem will die EU ihre humanitäre Hilfe für die Opfer des Konflikts aufstocken. Die
EU verhängte bereits mehrfach Strafmaßnahmen gegen Syriens Machthaber. Mehr als 150 Vertreter und Unterstützer der Regierung dürfen nicht mehr in die EU reisen, ihre Vermögen in Europa sind eingefroren. Außerdem verhängte die EU seit Konfliktbeginn ein Embargo für Waffen, Öl sowie Industriegüter und kappte die
geschäftlichen Verbindungen von syrischen Banken und Unternehmen nach Europa.
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte nach dem Treffen auf Zypern, über die zusätzlichen Sanktionen solle im Oktober beraten werden. Vor allem im Finanzsektor könne man bei den Sanktionen gegen Syrien
noch „aufstocken“. Natürlich muss man dann wissen, dass nicht nur Syrien betroffen wird, sondern vielleicht
auch Mitgliedsländer der EU. Auch schloss sich Asselborn einer Forderung an, Krankenhäuser in Syrien zu
schützen. Mit allen Ländern im UN-Sicherheitsrat müsse diskutiert werden, „damit man einen Zugang bekommt zu den vielen Zehntausenden Verletzten und zu den Krankenhäusern, damit sie abgeschirmt und geschützt werden.“
Quelle: Spiegel online, 08. September 2012 [cbu/dpa/afp ], verändert.
Normen gründen auf, konkretisieren und schützen Werte.
Funktionen von Normen:
Orientierungsfunktion
Entlastungsfunktion
Stabilisierungsfunktion
Identifikationsfunktion
aber: Einschränkung von Handlungs- und Entscheidungsfreiheit
Papst Benedikt XVI.,
Rede im Deutschen Bundestag vom 22.09.2011
Aufgabe der
Politik:
Problem:
Große Frage:
(gut/böse)
Christliche Regel:
Mühe um die Gerechtigkeit
Grundvoraussetzung für Frieden
Mensch kann Welt zerstören
Mensch kann Mensch vom Menschsein ausschließen
NS-Zeit, Rassentrennung
Mehrheit allein sagt nichts über Richtigkeit,
v.a. nicht im Bereich der Menschenwürde
Widerstand gegen Gesetze erlaubt, wenn dieses Recht eigentlich Unrecht ist
Verantwortliche müssen Kriterien der Orientierung suchen
Was ist das wahrhaft Rechte?
Natur
und
Vernunft geben Recht vor
Nicht allein funktional
nicht positivistisch
missverstehen
absolut setzen
geschieht dies
Gefahr:
Aufgabe:
Ethos und Religion allein subjektiv
Fallen aus Diskurs heraus
Fatale Situation!
Beitrag des Glaubens zu wahrer Vernunft
= Anspruch und Aufgabe
Ein antikes Modell der Normenbegründung: Der Hedonismus (mdl)
Ursprung:
größere philosophische Strömung des „Eudämonismus“:
geglücktes, gelungenes Leben
εὐδαιµονία: „einen guten Dämon (Geist) habend
Aristoteles: Nikomachische Ethik: kluger Mann
überlegt
gut und nützlich
ihm
dem Leben / anderen
tugendhafter Lebenswandel!
Lebensende: Bilanz ob Leben geglückt
TA: Ein antikes Modell der Normenbegründung: Der Hedonismus (mdl)
Entwicklung: Epikur:
Philosophie: Reden und Überlegungen
Ziel:
glückliches Leben
Maximum an Lebensfreude
Mittel: Lust-Unlust-Kalkül aus vernünftiger Einsicht
Nicht völliger Rausch in Lust – sondern
Kontrolle der Begierden für Seelenfrieden!
Grundbedürfnisse:
- Essen
- Trinken
- Schutz vor Kälte
Kunst: in äußeren Dingen völlig unabhängig machen
Vierfaches Heilmittel:
Kein Schrecken durch Gott keine Angst vor Tod Gutes gibt’s leicht Bedrohliches geht
Papst Benedikt XVI., Rede im Deutschen Bundestag (22.09.2011)
Aufgabe der
_________________________________________
Politik:
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Problem:
_________________________________________
_________________________________________
_________________________________________
_________________________________________
Große Frage: Welche Kriterien und Quellen gibt es für die Entscheidung
zwischen gut und böse und damit für die Rechts-Bildung
_________________________________________
_________________________________________
_________________________________________
_________________________________________
Verantwortliche müssen Kriterien der Orientierung suchen
Was ist das wahrhaft Rechte?
Christliche Regel:
________________ und ________________ geben Recht vor
Gefahr:
_________________________________________
_________________________________________
_________________________________________
Aufgabe:
_________________________________________
_________________________________________
TA: Das Naturrecht – gottgebene Ordnung oder unnütze Beweisführung?
Normenbegründung:
jede Norm
rückführbar
natürliche Ordnung
weist Seiendem Platz zu im Kosmos
Spezifika:
wesensgemäß (in Natur liegend)
besondere Stellung:
Mensch
→ rationales Verhältnis zur Welt
Aufgabe:
- Erkennen der Gesetzmäßigkeiten
- Förderung der natürlichen Zwecke durch Handeln
Das Naturrecht (mdl)
theoret. Durchdringung:
Thomas von Aquin (1225/6–1274):
(antikes Naturrecht vor biblisch-begründeter Weltsicht weiter-
entwickelt)
Schöpfungsordnung als Ausgangspunkt
Erkenntnis
mit Vernunft
gegenseitiger
Ausschluss
Grundsatz:
lex aeterna
(im Schöpfungsplan Gottes
begründetes natürliches
Sittengesetz)
lex humana
(Anwendung des
Sittengesetzes auf
konkrete Situation)
Was ist gut?
Was ist böse?
Tue das Gute –
meide das Böse!
Welches Handeln folgt
daraus?
Oberste Zielsetzung:
bonum commune
(Allgemeinwohl)
Unterordnung des Einzelnen
Einordnung:
Es gibt ein übergeordnetes Recht
Gegensatz zum Rechtspositivismus
Kritik:
Unüberprüfbarkeit – was ist natürlich, was unnatürlich?
Historisch: Auch absolute Monarchie als ‚natürlich‘!
Naturrecht vs. Beliebigkeit – Ansatz Benedikts XVI. (Rede)
Rechtspositivismus versus Naturrecht
Rechtspositivismus
Positives Recht = gesetztes Recht
Lat.: ponere, positum = gesetzt
- was gut oder böse ist, hängt von formaler Richtigkeit ab
- Gesetz wird gut/gültig durch Ermessen des Gesetzgebers
- ein ewiges, alle Menschen bindendes Gesetz existiert nicht
Hintergrund: Ausbildung im Zuge der Rationalisierung des gesamten Staatswesens
(Aufklärung – Blütezeit: 19. Jahrhundert)
Problem:
Ausklammerung der Beziehung von Recht und Moral
(NS-Unrechtsurteile; Mauerschützen)
Definition:
Gegenposition:
Problem:
Naturrecht (antiker Denkansatz, Mittelalter: Thomas von Aquin)
nach 1945 weiterentwickelt:
Gustav Radbruch: Radbruch’sche Formel:
Wenn ein Gesetz ein „unerträgliches Maß“ an Unrecht erreicht:
Gesetz hat der (ewigen) Gerechtigkeit zu weichen
was natürlich ist, wandelt sich in der Anschauung ständig
(Absolute Monarchie wurde z.B. auch mit Naturrecht begründet!)
Pflichtethik: Die Pflichtethik wurde als Modell der
Normbegründung entscheidend von Immanuel Kant
geprägt. Vor dem Hintergrund der Philosophie der
Aufklärung sieht Kant den Menschen als das Wesen
der Vernunft; seine Bestimmung ist es deshalb,
soweit möglich frei und verantwortlich zu handeln.
Der Mensch ist in sittlichen Fragen sein eigener Gesetzgeber, er ist in seinem Handeln autonom. Das bedeutet jedoch auch,
dass er in Konfliktfällen grundsätzlich seinen inneren Überzeugungen zu folgen hat, in denen sich nach Auffassung von Kant das natürliche Sittengesetz
verkörpert. „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten
werden, als allein ein guter Wille" (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten).
Der gute Wille und die daraus abgeleiteten Pflichten sind für ihn oberste
Handlungsprinzipien, die im Kategorischen Imperativ zusammengefasst
werden können: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Diese Handlungsprinzipien gelten Kant zufolge absolut und uneingeschränkt – ohne jede Rücksicht auf mögliche negative oder positive Folgen der Tat.
Utilitaristische Theorien (lat. utilitas = Nutzen):
Grundlage für die ethische Bewertung einer Handlung ist die Bewertung ihrer ‚Nützlichkeit’. Danach ist
die Handlung geboten, die den größtmöglichen Nutzen bringt bzw. die das maximale Übergewicht der
positiven über die negativen Folgen bewirkt. Dieses
Maximum wird rein summarisch bestimmt. Jeremy
Bentham (1748-1832) formulierte das Prinzip des Nutzens, das besagt, dass
alles gut ist, was ‚das größte Glück der größten Zahl’ hervorbringt. Darin
kommt umgekehrt zum Ausdruck, dass ein Nachteil für einen Einzelnen oder
wenige in dieser Theorie ‚ausgeglichen’ wird durch den Nutzen für viele. Um
ein Nutzenkalkül in einer konkreten Entscheidungssituation durchführen zu
können, muss näher bestimmt werden, was genau unter »Nutzen« zu verstehen ist. Die Utilitaristische Interpretation identifiziert Nutzen mit Lust
(pleasure), Glück (happiness) und setzt dem Unlust (pain) oder Unglück
(unhappiness) entgegen. Im Grunde müsste jede einzelne Handlung immer
wieder neu dem utilitaristischen Nutzenkalkül unterzogen werden - eine im
Alltag kaum zu bewältigende Aufgabe.
TA: Immanuel Kant: Pflichtethik
– ein deontologischer Ansatz der Normenbegründung [= Ergänzung]
Voraussetzung:
Philosophie der
Aufklärung
Mensch als Wesen der
Vernunft
in sittlichen Fragen autonom
Konfliktfall:
innerer Überzeugung folgen
= Verkörperung des natürlichen Sittengesetzes
Theorie:
guter Wille
daraus abgeleitet
oberste Handlungsmaximen
Pflichten
„Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die du zugleich wollen kannst,
dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Gelten absolut und uneingeschränkt
Oberstes Ziel: Selbstbehauptung des Menschen als Wesen der Vernunft, das zum autonomen Handeln befähigt ist
Der Utilitarismus – das größtmögliche Glück aller Menschen als Ziel
Ein teleologisches Modell der Normenbegründung
Grundlage der Moral/des Handelns: Nutzen,
Theorie:
(John Stuart Mill)
Handlungen dann
falsch
richtig,
wenn Tendenz
Gegenteil von
Glück
Glück
zu befördern
Pain /Leid
pleasure / Glück
Kritik:
Glück (= Freisein von Un-Lust) als einziges Lebensprinzip?
Oberstes Ziel: größtmögliches Glück für die größtmögliche Zahl von Menschen
Grundtypen ethischer Argumentation/ Ansatz der Normenbegründung
Utilitarismus Einordnung: teleologischer Ansatz der Normenbegründung
τέλος télos ,Zweck, Ziel, Ende’
λόγος lógos ,Lehre’
TA
Grundtypen ethischer Argumentation
Normenbegründung
deontologisch
griech. Deon/ δέον = Pflicht
normative Vorgaben
teleologisch
griech. Telos/ τέλος = Ziel
zielorientiertes Handeln
Was soll ich tun?
Wie muss ich leben,
um glücklich zu werden?
nimmt Realität wahr
Anspruch des Unbedingten
Grundtypen ethischer Argumentation – normative Ethik
In der normativen Ethik bilden Werte (und Normen) den Ausgangspunkt von
Entscheidungen. Die normative Ethik kann in drei Richtungen unterteilt werden, die sich jeweils nach der Verfahrensweise rund um diesen Ausgangspunkt der Entscheidung differenzieren lassen.
Gesinnungsethik:
Der zentrale Wert ist in diesem Modell die richtige Gesinnung, die von Vernunft und Gewissen erkannt wird. Was der Handelnde als richtig erkennt,
muss er tun, ohne Rücksicht auf die Folgen zu nehmen – vielmehr geht es
um seine gute Absicht. Man kann die Gesinnungsethik mit der Pflichtethik
vergleichen, denn es ist die absolute Pflicht, gemäß der Überzeugung zu
handeln und das Gute zu tun. Das bedeutet also nicht, eine rein äußerliche
Pflichterfüllung zu betreiben oder in blinder Gesetzesmoral zu handeln,
stattdessen entscheidet die eigene Gesinnung bzw. das eigene Gewissen.
Erfolgsethik:
Wie der Begriff bereits verrät, ist der Erfolg eines Handelns in diesem Modell das Wesentliche; es geht um den Nutzen, den eine Handlung bewirkt.
Die Absicht muss erreicht werden, wobei die Methoden und Mittel möglichst
gut sein sollen, sie sind aber nicht das ausschlaggebende Kriterium für das
Handeln, denn der Erfolg legitimiert das Vorgehen. Was Erfolg ist, definiert
jeder für sich – für manchen mag es eine gute Gesellschaft sein, für manchen die Lust.
Verantwortungsethik:
Einen Ausgleich zwischen Erfolgsethik und Gesinnungsethik stellt die Verantwortungsethik dar. Einerseits sind die Folgen einer Handlung ein zentraler Wert, also ist die Handlung teilweise von Ziel und Zweck her zu beurteilen. Andererseits aber werden vor der eigentlichen Handlung deren zugrunde liegende Werte abgewogen. Dies führt dann zur Güterabwägung, d.h.
dass derjenige Wert durchgesetzt wird, der der höhere Wert, der Grundwert
oder der mehrere Menschen betreffende Wert ist. Die Verantwortungsethik
fordert vom Menschen ein freies Handeln, das gleichzeitig nicht überfordert
werden darf.
Ordne folgende Aussagen den drei Modellen zu:
„Ist mir doch egal, wo du dabei bleibst.“
„Jetzt muss ich aber gut überlegen!“
„Meine Absicht wenigstens war gut und dadurch stehe ich vor meinem
Gewissen gut da!“
„Der Zweck heiligt die Mittel!“
(Historische) Modelle der Normenbegründung
Naturrecht
Rechtspositivismus
Pflichtethik
Hedonismus
Utilitarismus
In der göttlichen
Schöpfung wird
ein Recht begründet, das von
Natur aus besteht. Das natürliche Sittengesetz
konkretisiert dies
als allgemein
anerkannte
Übereinkunft.
Das Naturrecht
steht über jedem
anderen vom
Menschen erlassenen Recht. Der
Mensch findet es
in seinem Gewissen eingeschrieben und er kann
es mit Vernunft
erkennen.
Positives Recht
bedeutet „gesetztes“, erlassenes, vom Menschen verabschiedetes Recht.
Ziel ist es, formal
und dem Gesetz
nach richtig zu
handeln. Gut ist
ein Gesetz, wenn
es formal richtig
erlassen und legitimiert ist. Der
Inhalt des Gesetzes spielt dabei
keine Rolle.
Ziel ist die rigorose Pflichterfüllung, d.h. das
Befolgen des
moralischen Sittengesetzes, das
nach dem Werk
„Die Kritik der
praktischen Vernunft“ jeder in
seinen inneren
Überzeugungen
findet. Als Richtlinie dient der
Kategorische Imperativ, aus dem
sich der gute
Wille und die
daraus abgeleiteten Pflichten ergeben.
Freude und Lust
sind Ziel und
Sinn des Lebens.
Unlust und
Schmerz sollen
vermieden werden durch vernunftgesteuertes
Handeln, das zu
einem umfassenden Gelingen
(das bedeutet
dann Freude und
Lust) des Lebensentwurfs
führt.
Ziel des Handelns ist der
größtmögliche
Nutzen, wobei
die Methoden
dazu vernachlässigt werden. Bestimmend ist das
Ergebnis einer
Handlung. Ursprünglich soll
mit dem Handeln
„das größte
Glück der größten Zahl“ hervorgebracht werden; es gibt aber
auch individuellen Utilitarismus.
Tafelbild
GRUNDTYPEN ETHISCHER ARGUMENTATION
Ausgangspunkt von Entscheidungen
Gesinnungsethik
Wert
Verantwortungsethik
Wert
Wert
Erfolgsethik
Wert
Der neue kategorische Imperativ?
Hans Jonas: Eine Ethik der (ökologischen) Verantwortung
Hintergrund: Ölpreisschock – Ökologische Krise etc.: Grenzen des Wachstums
Umdenken Hans Jonas 1979: Das Prinzip Verantwortung
Neuansatz: Verhalten des Menschen beeinflusst künftige Generationen
noch stimmlos, aber
betroffen
Konsequenz: Verantwortung für Zukunft: Aus Nahethik muss Fernethik werden!
Imperativ der Verantwortung: „Handle so, dass die Wirkungen Deiner Handlungen mit
der Permanenz (Fortdauer) menschenwürdigen Lebens verträglich sind!“
Blick aufs Ganze, auf den Erhalt der Menschheit steht vor allem anderen (Basis: Immanuel Kant)
Prinzipien
➢ sorgfältiges Abwägen aller denkbaren Folgen technischer Entwicklungen und menschlicher Verhaltensweisen
➢ Vorrang der Unheilsprognose vor der Heilsprognose (‚In dubio pro malo‘)
➢ Einbeziehung langfristiger Perspektiven (sog. „Fernethik“)
Oberste Zielsetzung: Bewahrung der Schöpfung als Lebensraum für Menschen und
Tiere (Mensch als „Wächter der Schöpfung“)
gewährleisten, dass
➢ es auch in Zukunft auf der Erde Menschen gibt,
➢ diese unter menschenwürdigen Bedingungen leben können,
➢ die Schöpfung insgesamt nicht der „technologischen Zivilisation“ geopfert wird.
WDH
Versuch einer
Verbindung von
deontologischer
und
teleologischer
Normenbegründung
normative Vorgaben
zielorientiertes Handeln
Was soll ich tun?
Wie muss ich leben, um glücklich zu werden?
Pflicht
Klugheit
Anspruch des Unbedingten
nimmt Realität wahr
Vermittlung beider Aspekte
in einer konkreten Situation
Gegenstück:
Gesinnungsethik
Max Weber: Verantwortungsethik
Normative Ethik
Ausgangspunkt von Entscheidungen
Situationsethik
je nach Situation
Normenwandel in der kirchlichen Ethik am Beispiel Organspende
Als 1954 erstmals Organtransplantation möglich war und eine Mutter eine ihrer
Nieren opferte, um dadurch das Leben ihres todkranken Kindes zu retten, reagierte die Kirche zunächst spontan von ihrer Tradition des Naturrechts her mit
Ablehnung: Dies sei eine „Selbstverstümmelung“, damit aber eine in sich
schlechte und immer unerlaubte Handlung, die auch durch die gute Absicht nicht
gerechtfertigt sei. Mit der Organspende hatte sich - so wurde damals argumentiert - die Mutter ein Verfügungsrecht über ihren Leib angemaßt, das allein Gott
als dem absoluten Herrn über Leib und Leben zukomme.
Im aktuellen deutschen Erwachsenenkatechismus heißt es:
„Die christlichen Kirchen sehen insgesamt in der Organspende eine Möglichkeit,
über den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren, treten aber zugleich für eine
sorgfältige Prüfung der Organverpflanzung im Einzelfall ein.“ (DEK, 316).
Benedikt XVI.: Organtransplantation - ein großer Fortschritt (Nov. 2008)
„Gewebe- und Organtransplantationen stellen einen großen Fortschritt der medizinischen Wissenschaft dar“, erklärte Papst Benedikt XVI, und „für viele Menschen seien sie ein Zeichen der Hoffnung“, fügte er hinzu. „Bedauerlicherweise
ist das Problem der Verfügbarkeit von lebenswichtigen Organen für die Transplantation nicht theoretisch, sondern dramatisch real“, so der Papst vor einer
Expertenrunde. Das bekundeten „die langen Wartelisten für viele kranke Menschen“, deren einzige Hoffnung auf Überleben Organspenden seien und die in
den Krankenhäusern oft äußerst schwere Augenblicke durchmachen müssten.
„Der Leib“, so mahnte der Papst, „darf nie nur als Objekt gesehen werden“,
sonst würde die Logik des Marktes siegen. Der Leib jedes Menschen bilde zusammen mit dem Geist, der jedem gegeben sei, ein unteilbares Ganzes, dem
das Bild Gottes selbst eingeprägt sei. „Es gilt also vor allem die Menschenwürde
und die personale Einheit des Menschen zu schützen“, bekräftigte Papst Benedikt. Das bedeute für die Technik der Organverpflanzung, dass man nur etwas
geben könne, wenn das keine ernste Gefahr für die eigene Gesundheit und
Identität mit sich bringe. „Eine Logik des Organverkaufs oder diskriminierende
Organspende-Kriterien … sind moralisch nicht erlaubt“, gab der Papst zu bedenken. Der Missbrauch beim Verpflanzen und beim Handel mit Organen treffe oft
Unschuldige. „Die Forschungs- und Ärzte-Gemeinschaft sollte zusammenhalten,
um diese inakzeptablen Praktiken zurückzuweisen“, so Benedikt XVI.
Der Papst äußerte sich auch zum Thema Hirntod: „Vitale Organe“ dürften nur
„ex cadavere“ entnommen werden. Wenn Sterbende Organe spendeten, dann
müsse „der Respekt vor dem Leben des Spenders“ das „Hauptkriterium“ sein.
Bildung und Information rund um diese Thematik sei wichtig, um Vorurteile und
Missverständnisse zu überwinden, „damit in allen Menschen ein immer stärkeres
Bewusstsein für das große Geschenk des Lebens“ geweckt werde, so Benedikt.
Erläutere den Normenwandel in der kirchlichen Ethik am Beispiel der Organspende.
Inwiefern ist eine Organspende bzw. die Bereitschaft dazu ein Dienst am Nächsten?
Weitere Modelle der Normenbegründung
Diskursethik
(Habermas)
Prinzip Verantwor- Gesetzesethik/ Gesinnungsethik
tung (Jonas)
Legalismus
In der Öffentlichkeit,
mit Aufrichtigkeit,
Gewaltlosigkeit und
gleichen Kommunikationsrechten für
alle sollen neue Regelungen ständig
diskutiert werden.
Am Ende des Gesprächsprozesses ist
der ethische Konsens die „Wahrheit“.
Dann kann die vereinbarte Norm auch
von allen akzeptiert
werden.
Alles Handeln muss
die Verantwortung
für die Folgen und
die Zukunft aller
Menschen im Blick
haben, insbesondere
in den Bereichen
Umwelt, Technik,
Fortschritt. Jede
mögliche negative
Auswirkung muss
eine neue Technologie stoppen. Furcht
vor kommendem
Übel soll bei Entscheidungen Anteil
haben.
Handeln ist
dann gut, wenn
das vom Gesetz
Geforderte (ohne Rücksicht auf
die Folgen)
strikt umgesetzt
wird.
Zentraler Wert ist
die richtige Gesinnung, die von Vernunft und Gewissen
erkannt wird. Was
der Handelnde als
richtig erkennt,
muss er tun, ohne
Rücksicht auf die
Folgen zu nehmen
– vielmehr geht es
um seine gute Absicht. Es entscheidet die eigene Gesinnung bzw. das
eigene Gewissen.
Situationsethik
Verantwortungsethik
Erfolgsethik
Verzicht auf
Handlungsvorgaben: Jede
Situation verlangt konkrete
Entscheidungen.
Sowohl die Folgen einer Handlung als auch die
der Handlung
zugrunde liegenden Werte sind
relevant. Dies
führt zu einer
Güterabwägung.
Die Verantwortungsethik fordert vom Menschen ein freies
Handeln, das
gleichzeitig nicht
überfordert werden darf.
Zentral ist der
Erfolg eines
Handelns. Es
geht um den
Nutzen, den eine
Handlung bewirkt. Die Absicht
muss erreicht
werden, wobei
die Methoden
und Mittel möglichst gut sein
sollen: Der Erfolg
legitimiert das
Vorgehen. Was
Erfolg ist, definiert jeder für
sich.
(Historische) Modelle der Normenbegründung
Naturrecht
Rechtspositivismus
Pflichtethik
Hedonismus
Utilitarismus
In der göttlichen Schöpfung wird ein Recht begründet, das von Natur
aus besteht. Das natürliche Sittengesetz konkretisiert dies als allgemein
anerkannte Übereinkunft. Das Naturrecht
steht über jedem anderen vom Menschen erlassenen Recht. Der
Mensch findet es in seinem Gewissen eingeschrieben und er kann es
mit Vernunft erkennen.
Positives Recht bedeutet
„gesetztes“, erlassenes,
vom Menschen verabschiedetes Recht. Ziel ist
es, formal und dem Gesetz nach richtig zu handeln. Gut ist ein Gesetz,
wenn es formal richtig
erlassen und legitimiert
ist. Der Inhalt des Gesetzes spielt dabei keine
Rolle.
Ziel ist die rigorose
Pflichterfüllung, d.h. das
Befolgen des moralischen Sittengesetzes,
das nach dem Werk „Die
Kritik der praktischen
Vernunft“ jeder in seinen
inneren Überzeugungen
findet. Als Richtlinie
dient der Kategorische
Imperativ, aus dem sich
der gute Wille und die
daraus abgeleiteten
Pflichten ergeben.
Freude und Lust sind Ziel
und Sinn des Lebens.
Unlust und Schmerz sollen vermieden werden
durch vernunftgesteuertes Handeln, das zu einem umfassenden Gelingen (das bedeutet dann
Freude und Lust) des
Lebensentwurfs führt.
Ziel des Handelns ist der
größtmögliche Nutzen,
wobei die Methoden dazu vernachlässigt werden. Bestimmend ist das
Ergebnis einer Handlung.
Ursprünglich soll mit
dem Handeln „das größte Glück der größten
Zahl“ hervorgebracht
werden; es gibt aber
auch individuellen Utilitarismus.
Die „Quellen“ der christlichen Moral
UND die entscheidende Rolle des Gewissens[ggf. nachträglich ergänzen]
Aufgabe:
Festlegung von Handlungsnormen durch das Kirchliche Lehramt
Nicht alleine Auslegung biblischer Weisungen!
Vorgehen: Beachtung der sog. „Quellen der Moral“
1. materiale Quelle:
2. materiale Quelle:
Heilige Schrift UND
Vernunft
Auslegungstradition
(Erfahrungen, Wissenschaft)
formale Quelle: Lehramt der Kirche
- Auswertung der materialen Quellen
- Entwicklung verbindlicher Handlungsrichtlinien
Letztverbind- Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten
lichkeit:
Handlungssituation
Gewissen des/der Einzelnen (Gaudium et spes 16)
Im Inneren: Gesetz = Thomas von Aquin (Lex aeterna)
Verborgenste Mitte – Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott
Rolle des „irrigen Gewissens“
Kirchliche Dokumente zur christlichen Ethik
Katechismus der Katholischen Kirche
I. Die Quellen der Sittlichkeit
1750 Der sittliche Charakter der menschlichen Handlungen hängt ab
- vom gewählten Objekt;
- vom angestrebten Ziel oder von der Absicht;
- von den Umständen der Handlung.
Das Objekt, die Absicht und die Umstände bilden die Quellen oder wesentlichen Elemente der Sittlichkeit menschlicher Handlungen.
1751 Das gewählte Objekt ist ein Gut, auf das sich der Wille bewusst richtet. Es ist der „Stoff“ einer
menschlichen Handlung. Das gewählte Objekt bestimmt den sittlichen Charakter des Willensaktes, je
nachdem, ob es gemäß dem Urteil der Vernunft dem wahren Gut entspricht oder nicht. Die objektiven
Regeln der Sittlichkeit drücken die vernunftgemäße Ordnung des Guten und des Bösen aus, die durch
das Gewissen bezeugt wird.
1753 Eine gute Absicht (z. B. die, dem Nächsten zu helfen) macht ein an sich falsches Verhalten (wie
Lüge oder Verleumdung) nicht zu etwas Gutem oder Richtigem. Der Zweck rechtfertigt die Mittel
nicht. Darum kann man etwa die Verurteilung eines Unschuldigen nicht als ein legitimes Mittel zur
Rettung des Volkes rechtfertigen. Hingegen wird eine an sich gute Handlung (z. B. Almosengeben)
[Vgl. Mt 6,2-4] zu etwas Schlechtem, wenn eine schlechte Absicht (z. B. Eitelkeit) hinzukommt.
1754 Die Umstände, einschließlich der Folgen, sind zweitrangige Elemente einer sittlichen Handlung.
Sie tragen dazu bei, die sittliche Güte oder Schlechtigkeit menschlicher Handlungen zu steigern oder
abzuschwächen (ein solcher Umstand ist z. B. die Höhe des Betrages eines Diebstahls). […]
II. Gute und schlechte Handlungen
1756 Somit ist es falsch, bei der Beurteilung des sittlichen Charakters der menschlichen Handlungen
einzig die ihr zugrunde liegende Absicht oder die sie begleitenden Umstände (wie Milieu, gesellschaftlicher Druck, Zwang oder Notwendigkeit zu handeln) zu beachten. Es gibt Handlungen, die wegen ihres Objekts in schwerwiegender Weise, unabhängig von den Umständen und den Absichten, aus
sich und in sich schlecht sind, z. B. Gotteslästerung und Meineid, Mord und Ehebruch. Es ist nicht
erlaubt, etwas Schlechtes zu tun, damit etwas Gutes daraus entsteht.
ARBEITSAUFTRAG: Ordnen Sie die Aussagen aus dem Katechismus der Katholischen Kirche in die
Ihnen bekannten ethischen Begriffssysteme ein!
Die Würde des sittlichen Gewissens: Gaudium et spes 16
„Im Inneren seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern
dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur
Unterlassung des Bösen aufruft und, wo nötig, in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes.
Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen
eben seine Würde ist, und gemäß dem er gerichtet wird. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und
das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu
hören ist. Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und
dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch die Treue zum Gewissen sind die Christen mit den übrigen
Menschen verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsmäßigen Lösung all der vielen
moralischen Probleme, die im Leben der Einzelnen wie im gesellschaftlichen Zusammenleben entstehen. Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt, desto mehr lassen die Personen und Gruppen
von der blinden Willkür ab und suchen sich nach den objektiven Normen der Sittlichkeit zu richten.
Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass
es dadurch seine Würde verliert. Das kann man aber nicht sagen, wenn der Mensch sich zuwenig darum müht, nach dem Wahren und Guten zu suchen, und das Gewissen durch Gewöhnung an die Sünde
allmählich fast blind wird.“ (GS 16)
ARBEITSAUFTRAG:
1. Womit wird das Gewissen verglichen und woher hat es seinen Ursprung?
2. Was ist die Aufgabe des Gewissens?
3. Was sind die Folgen von Gewissensentscheidungen?
4. Was passiert, wenn das Gewissen irrt und man eine falsche Entscheidung trifft?
Die „Quellen“ der christlichen Moral
UND die entscheidende Rolle des Gewissens II
Letztverbindlichkeit: Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten
Handlungssituation
Irriges Gewissen? GS 16: ein irrendes Gewissen verliert seine Würde nicht
Aber Aufgabe: ernsthaftes Bemühen um Gewissensbildung
Lehramt:
Recht und Pflicht: Gewissen über Sittennormen belehren
Zunehmende Schwierigkeit, für konkrete Situation zu benennen, was ‚objektiv’ richtig oder falsch ist
Das eigentlich Wichtige: Transzendentale (= den Menschen übersteigende) Erfahrung ermöglichen: Sittlichkeit soll Menschen zu Gott hinführen
Fazit:
Keine Menschendressur durch kirchliche Normen,
sondern Freiheit auf Gott hin!
Biblische Beiträge zur ethischen Urteilsbildung: Die zehn Weisungen als Gottes
Wort für die Freiheit der Menschen
Vorurteil:
Vermeintliche jüdische Gesetzeshörigkeit (dauernd Ge- und Verbote)
Zehn Gebote nicht mehr aktuell, im AT erfunden
Gegenteil: Zehn Gebote wörtlich eingegeben (Fundamentalismus)
große Frage: ethische Fundierung des Handelns der Christen durch die Bibel?
Neusituierung der biblischen Botschaften
Bibel: Gotteswort in Menschenwort!
Dekalog:
Prolog: „Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten herausgeführt
hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Ex 20,2)
Dreh- und Angelpunkt der gesamten Auslegung – Ziel des Dekalogs:
Gelingendes Leben in Freiheit!
„Gottes in Gebote des Lebens gefasste Liebe“
Übersetzung:
die zehn Weisungen
Der Dekalog (δέκα λόγος) -
zehn Weisungen als Gottes Wort für die Freiheit der Menschen
Prolog:
„Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten herausgeführt hat,
aus dem Sklavenhaus.“
zweifache, unterschiedliche Überlieferung: Ex 20, 2 –17 | Dtn 5,6 – 21
Unterschiede
Ex
Dtn
- theologische Begründung
z.B. Sabbatgebot:
schöpfungstheologisch
geschichtlich-sozial
- Milieu (nicht halbnomadisch):
handwerklich
bäuerlich (Rind als Zugtier!)
- Aufbaumuster: theologische & sozialethische Gebote
Komposition
lineare
zentral um Sabbatgebot
- Formulierung
- Inhalt
Ziel des Dekalogs: gelingendes, würdevolles Zusammenleben in Freiheit!
Bibel: Gotteswort in Menschenwort!
Ex 20,2-17
2
Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
3
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
4
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine
Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf
der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
5
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger
Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die
Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und
vierten Generation; 6 bei denen, die mich lieben und
auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden
meine Huld.
7
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht
mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft,
der seinen Namen mißbraucht.
8
Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs
Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 10 Der
siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott,
geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein
Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. 11 Denn in sechs Tagen hat
der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles,
was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat
der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig
erklärt.
Dtn 5,6-21
6
Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
7
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
8
Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgend
etwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten
oder im Wasser unter der Erde.
9
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger
Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die
Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten
und vierten Generation; 10 bei denen, die mich lieben
und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden
meine Huld.
11
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,
nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht.
12
Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir
der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. 13 Sechs
Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 14 Der
siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott,
geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein
Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und
der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht
hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. 15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave
warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand
und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum
hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den
Sabbat zu halten.
12
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange 16 Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der
lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du
13
Du sollst nicht morden.
lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der
14
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Herr, dein Gott, dir gibt. 17 Du sollst nicht morden, 18
15
du sollst nicht die Ehe brechen, 19 du sollst nicht
Du sollst nicht stehlen.
16
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten ausstehlen, 20 du sollst nicht Falsches gegen deinen
sagen.
Nächsten aussagen, 21 du sollst nicht nach der Frau
17
Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten
deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht das
verlangen.
Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seiDu sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlan- nen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen
gen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.
Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das
deinem Nächsten gehört.
Weisung
ursprünglich
1. Weisung
Es gab andere Götter, die Unterwerfung forderten: „Ich gebe Regen, gute Ernte usw.,
wenn du dich mir unterwirfst"; der ExodusGott will Freiheit des Volkes erhalten, keine
neuen Abhängigkeiten; das Fremdgötterverbot ist Götzenkritik, kein Götzendienst
Weisung
ursprünglich
2. Weisung
Wer den Namen eines ändern kennt, hat
Macht über ihn (vgl. Rumpelstilzchen; Fluch,
Zauber); deshalb ist der Gottesname „Jahwe“
eigentlich kein Name, sondern ein Versprechen: „Ich bin für euch da.“
Weisung
ursprünglich
3. Weisung
Zeit für Gott bedeutet Zeit für sich selbst und
für andere; betroffen sind auch die Sklaven
und Arbeitstiere (demokratisch);
in Ex: Ruhepflicht aufgrund der göttlichen
Schöpfungsruhe;
in Dtn: soziales Ruherecht, das besonders
den Sklaven zugutekommen soll
Weisung
ursprünglich
4. Weisung
an Erwachsene gerichtet; Generationenvertrag wegen fehlender Alterssicherung; Solidarität der Befreiten mit denen, die sich nicht
mehr selbst helfen können; es heißt aber
durchaus auch „ehren“, nicht nur „versorgen“
Weisung
ursprünglich
zu schützender
Wert
heute
zu schützender
Wert
heute
zu schützender
Wert
heute
zu schützender
Wert
heute
zu schützender
Wert
heute
5. Weisung
hebr. „rasach“ ist mit „töten“ nicht zutreffend
wiedergegeben: Es bezieht sich nie auf Tiere,
wird nie auf Töten im Krieg oder aus Notwehr
und auch nicht auf Selbsttötung bezogen,
sondern meint immer die Tötung eines Menschen durch einen Mitmenschen aus persönlichen Motiven, nicht im staatlichen Auftrag.
zu schütWeisung
zender
ursprünglich
Wert
7. Weisung
Es geht nicht um Kleinigkeiten; Mundraub z.B.
war erlaubt, da das Objekt fehlt => zwei
Thesen:
a) Menschenraub
b) jede illegale Aneignung von fremdem Besitz; Adressaten sind Besitzende, die anderen
die Lebensgrundlage entziehen können (hohe
Zinsen, Verschuldung, Versklavung)
zu schütWeisung
zender
ursprünglich
Wert
9. und 10. Weisung
öffentliche, gewaltsame Aneignung des gesamten fremden Besitzes; Frau aber nicht Besitz des Mannes, daher das 9. Gebot in der
späteren Fassung vorangestellt; statt „begehren“ sollte man lieber „trachten“ sagen, weil
damit das Element der Tat impliziert ist; es
sind konkrete Pläne und Machenschaften gemeint; im Unterschied zur 7. Weisung geht es
um die legale Aneignung fremden Besitzes;
insgesamt geht es also darum, im Inneren
des Menschen zu verhindern, dass er auf den
Besitz eines anderen aus ist.
heute
heute
DIE „QUELLEN“ DER CHRISTLICHEN MORAL &
DIE ENTSCHEIDENDE ROLLE DES GEWISSENS
1. materiale Quelle:
2. materiale Quelle:
Heilige Schrift UND
Vernunft
Auslegungstradition
(Erfahrungen, Wissenschaft)
formale Quelle: Lehramt der Kirche
- Auswertung der materialen Quellen
- Entwicklung verbindlicher Handlungsrichtlinien
Letztverbindlichkeit: Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten
Handlungssituation
Irriges Gewissen? GS 16: ein irrendes Gewissen verliert seine Würde nicht
ABER Aufgabe: ernsthaftes Bemühen um Gewissensbildung
Lehramt:
Recht und Pflicht: Gewissen über Sittennormen belehren
Zunehmende Schwierigkeit, für konkrete Situation zu benennen, was ‚objektiv’ richtig oder falsch ist.
Das eigentlich Wichtige: Transzendentale (= den Menschen übersteigende) Erfahrung ermöglichen: Sittlichkeit soll Menschen zu Gott hinführen
Fazit:
Keine ‚Menschendressur’ durch kirchliche Normen,
sondern Freiheit auf Gott hin!
DEKALOG (Ex 20,2-17 | Dtn 5,6-21)
1)
Welche Unterschiede stellen Sie
bzgl. Ex 20,8-11 | Dtn 5,12-15 fest?
2)
In welchem Milieu sind die Texte verortet
(Ex 20,17 | Dtn 5,21)?
3)
Entdecken Sie ein grobes Aufbaumuster in
der Ex- bzw. Dtn-Fassung?
4)
Welche Funktion nimmt die Selbstvorstellungsformel in Ex 20,2 | Dtn 5,6 ein?
Zehn Weisungen (nach Ex 20,2-17)
Weisung
zu schützender Wert
heute
Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus
1. Du sollst neben mir
keine anderen Götter haben.
2. Du sollst den Namen
des Herrn, deines Gottes,
nicht missbrauchen!
3. Gedenke des Sabbats:
Halte ihn heilig!
4. Du sollst Vater und
Mutter ehren!
5. Du sollst nicht morden!
6. Du sollst nicht ehebrechen!
7. Du sollst nicht stehlen!
8. Du sollst nicht falsch
aussagen!
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten
Frau!
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab
und Gut!
Regelungen der Schule
Der Unterricht in Pflichtfächern und in gewählten Fächern muss von allen
Schülerinnen und Schülern besucht werden, soweit nicht in Rechtsvorschriften Ausnahmen vorgesehen sind. [BayEUG Art. 50 Abs.1 Nr. 1]
Alle Schülerinnen und Schüler haben sich so zu verhalten, dass die Aufgabe
der Schule erfüllt und das Bildungsziel erreicht werden kann. [BayEUG Art. 56
Abs. 4 Nr. 1]
Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und
sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet
werden, auszuschalten. … Bei Zuwiderhandlung kann ein Mobilfunktelefon
oder ein sonstiges digitales Speichermedium vorübergehend einbehalten
werden. [BayEUG Art. 56 Abs. 5 Nr. 1 und 3]
An einem Tag darf nicht mehr als eine Schulaufgabe, in einer Woche sollen
nicht mehr als zwei Schulaufgaben abgehalten werden. [GSO § 54 Abs. 4
Satz 2]
Du wirst nicht töten!
DIE BERGPREDIGT NACH MATTHÄUS
Mt 4,25 Und es folgten ihm [Jesus] große Volksmengen von Galiläa und dem Zehnstädtegebiet
und Jerusalem und Judäa und von jenseits des Jordan.
Mt 5,1 Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte,
traten seine Jünger zu ihm.
2
Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3
Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
4
Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
5
Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
6
Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
7
Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.
8
Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
9
Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
10
Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
11
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen
euch reden werden um meinetwillen.
12
Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die
Propheten verfolgt, die vor euch waren.
13
Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen
werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu
werden.
14
Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein.
15
Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das
Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind.
16
So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.
17
Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin
nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.
18
Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein
Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
19
Wer nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, dieser wird groß heißen im
Reich der Himmel.
20
Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer
weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.
21
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird,
der wird dem Gericht verfallen sein.
22
Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird;
wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt:
Du Narr! der Hölle des Feuers verfallen sein wird.
23
Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder
etwas gegen dich hat,
24
so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar!
25
Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist! Damit
nicht etwa der Gegner dich dem Richter überliefert und der Richter dem Diener und du ins
Gefängnis geworfen wirst.
26
Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten
Pfennig bezahlt hast.
27
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen.
28
Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit
ihr begangen hat in seinem Herzen.
Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir!
Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die
Hölle geworfen wird.
30
Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir!
Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die
Hölle geworfen wird.
31
Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, gebe ihr einen Scheidebrief.
32
Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei,
macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene heiratet, begeht
Ehebruch.
33
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du
sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen.
34
Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht! Weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes
Thron;
35
noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des
großen Königs Stadt;
36
noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder
schwarz machen.
37
Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen.
38
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn.
39
Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine
rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar;
40
und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch
den Mantel!
41
Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei!
42
Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will!
43
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
44
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen,
45
damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46
Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner
dasselbe?
47
Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den
Nationen dasselbe?
48
Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Mt 6,1 Habt acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr sie nicht vor den Menschen übt, um von
ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist.
2
Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler
tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden.
Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
3
Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut;
4
damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir
vergelten.
5
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
6
Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen
hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen
sieht, wird dir vergelten.
7
Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen,
29
dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden.
Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
9
Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name;
10
dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!
11
Unser tägliches Brot gib uns heute;
12
und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben;
13
und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen! 14
Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater
auch euch vergeben;
15
wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch
nicht vergeben.
16
Wenn ihr aber fastet, so seht nicht düster aus wie die Heuchler! Denn sie verstellen ihre
Gesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie
haben ihren Lohn dahin.
17
Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht,
18
damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinst, sondern deinem Vater, der im
Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
19
Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß zerstören und wo Diebe
durchgraben und stehlen;
20
sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe
nicht durchgraben noch stehlen!
21
Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.
22
Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib
licht sein;
23
wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht,
das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!
24
Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht
Gott dienen und dem Mammon.
25
Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die
Speise und der Leib mehr als die Kleidung?
26
Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen
sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel wertvoller als
sie?
27
Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen?
28
Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht.
29
Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie
eine von diesen.
30
Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen
wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen ?
31
So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen?
32
Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr
dies alles benötigt.
33
Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles
wird euch hinzugefügt werden.
34
So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst
sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug.
Mt 7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
2
Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß
8
ihr messt, wird euch zugemessen werden.
Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem
Auge nimmst du nicht wahr?
4
Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge
ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge?
5
Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den
Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.
6
Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie
diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!
7
Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es
wird euch geöffnet werden!
8
Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden.
9
Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen
Stein geben wird?
10
Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?
11
Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr
wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!
12
Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Denn
darin besteht das Gesetz und die Propheten.
13
Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum
Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen.
14
Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die
ihn finden.
15
Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig
aber sind sie reißende Wölfe.
16
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von
Disteln Feigen?
17
So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte.
18
Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein fauler Baum gute
Früchte bringen.
19
Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
20
Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
21
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.
22
Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?
23
Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr
Übeltäter!
24
Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann
vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute;
25
und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten
gegen jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.
26
Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann
zu vergleichen sein, der sein Haus auf den Sand baute;
27
und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen
an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war groß.
28
Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen
sehr über seine Lehre;
29
denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.
Mt 8,1 Als er aber von dem Berg herabgestiegen war, folgten ihm große Volksmengen.
3
QUELLEN CHRISTLICHER ETHIK – NEUTESTAMENTLICHE TEXTE
z.B.
WDH: DIE ZWEI-QUELLEN-THEORIE
(1) Mk ist das älteste der drei synoptischen Evangelien.
(2) Mt und Lk haben unabhängig voneinander zwei Quellen benutzt:
(a) Markusevangelium
(b) „Spruchquelle Q“ (gemeinsame Stoffe des Mt & Lk über Mk hinaus)
(3) Zudem hat jeder Evangelist. „Sondergut-Material“ verwendet, d.h. Stoffe, die
sich nur jeweils in einem Evangelium finden.
Q
Mk
SMt
SLk
Mt
WDH: ZUM MATTHÄUSEVANGELIUM
Datierung
Lokalisierung
Ausrichtung
ZUR BERGPREDIGT
Lokalisierung/Setting
Rede-‚Komposition’
Inhalte, z.B.
Lk
Bergpredigt im Matthäusevangelium
Die Antithese von der Vergeltung
Zuhörer
Jude
Darstellung von
Jesus:
Prediger/Lehrer
Lokalisierung/
Setting
Berg / Volk
Parallelisierung
mit AT-Figur
MtEv: 1. Rede
Ethische Lehre
als Predigt
Mose
Literarische Gestaltung
durch Matthäus
Mose; Aufbau
Thema: Gerechtigkeit
Die Antithese von der Vergeltung
GESTALTEN SIE ZU DEN KERNAUSSAGEN DES TEXTVERGLEICHS EINE FOLIE. NUTZEN SIE ZUR TEXTERSCHLIEßUNG DIE ABGEDRUCKTEN LEITFRAGEN! PRÄSENTIEREN SIE IHRE ERGEBNISSE IM ANSCHLUSS VOR DER KLASSE
(CA. 2 MIN.). DIE ERSTELLTEN FOLIEN WERDEN IN DER NÄCHSTEN STUNDE ALS KOPIE AUSGETEILT.
GRUPPE 1: Mt 5,38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: „Auge für Auge“ und „Zahn für Zahn“.
Gen 4,23 (aus den 613 Weisungen der Tora – Datierung: vorstaatlich):
„… Fürwahr, einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Knaben für meine Strieme.“
Das ‚ius talionis’ ist ein im Orient verbreitetes Vergeltungsrecht; es ist allerdings nicht im Sinne von Rache,
sondern als Ausgleich bzw. Ausgleichszahlungen zu verstehen. In Ex 21,22-25 (aus den 613 Weisungen der
Tora – Datierung: frühe Königszeit) heißt es dazu:
„22 Wenn Männer sich raufen und dabei eine schwangere Frau stoßen, so dass ihr die Leibesfrucht
abgeht, aber kein weiterer Schaden entsteht, so muss dem Schuldigen eine Geldbuße auferlegt werden, je nachdem, wie viel ihm der Eheherr der Frau auferlegt, und er soll nach dem Ermessen von
Schiedsrichtern geben. 23 Falls aber ein weiterer Schaden entsteht, so sollst du geben Leben um Leben, 24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25 Brandmal um Brandmal,
Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.“
Leitfragen
Arbeiten Sie gegenüberstellend aus den beiden alttestamentlichen Texten den Umgang mit dem erlittenen Schaden heraus.
Erklären Sie das Missverständnis, das im heutigen Sprachgebrauch auf der Formulierung „Auge um Auge“
beruht!
GRUPPE 2: Mt 5,39 Ich [Jesus] aber sage euch: „Leiste dem Bösen keinen Widerstand! Sondern wer
dich auf die rechte Wange schlägt, wende ihm auch die andere hin!
Anmerkung: Das Schlagen auf die rechte Wange gilt im Judentum als ernsthafte Beleidigung.
Josephus Flavius ist ein jüdischer Geschichtsschreiber (1. Jh. n.Chr.)
Zur Situation (~ 26 n.Chr.): Pontius Pilatus, der römische Stellvertreter in Judäa, droht den im Stadion versammelten Juden – umstellt von römischen Soldaten –, mit dem Tod, wenn sie sich nicht mit den in die Stadt Jerusalem gebrachten Kaiserbildern abfinden, welche allerdings für einen religiösen Juden ein Sakrileg darstellen, da
dadurch die Stadt und der Tempel von Jerusalem entweiht wird.
„Die Juden aber warfen sich – wie auf ein verabredetes Zeichen – auf die Erde nieder, boten [den römischen Schwertern] ihren Nacken dar und schrieen, sie wollten sich lieber niedermetzeln lassen, als
das Gesetz zu übertreten. Zutiefst erstaunt über eine so feurige Religiosität und Frömmigkeit gab Pilatus den Befehl, die Bilder [des Kaisers] sofort aus Jerusalem zu entfernen.“ (Jüdischer Krieg 2,174)
Leitfragen
Arbeiten Sie aus beiden Texten vergleichend heraus (1) welcher Streitpunkt angesprochen wird, (2) welche Arten von Gewalt hierbei eine Rolle spielen und (3) wie die Juden damit umgehen. Beurteilen Sie jeweils die Umsetzbarkeit!
GRUPPE 3: Mt 5,40 Und dem, der mit dir vor Gericht streiten und dir dein Untergewand nehmen
will, lass ihm auch das Obergewand!
Die Tora-Weisung in Ex 22,26 betrifft die z.T. extreme Ausbeutung der Armen:
„Wenn du das Obergewand eines anderen zum Pfand nimmst, so sollst du ihm dasselbe zurückgeben
bevor die Sonne untergeht; es ist doch seine einzige Decke, die Hülle seines Leibes. Worauf sollte er
sonst schlafen?“
Leitfragen
Arbeiten Sie vergleichend heraus, wer welche Aufforderung bekommt.
Schildern Sie die Folgen, die dies für das Verhalten beider Gesellschaftsgruppen hat.
GRUPPE 4: Mt 5,41 Und wer dich zwingt zu einer Meile, geh mit ihm zwei!
Anmerkung: Der Text bezieht sich auf den Frondienst (Fachterminus: Aggareia), der für die römische Besatzungsmacht von der Bevölkerung zu leisten ist, z.B. als Träger (für schwere Waffen etc.), meist für eine Meile.
Der Philosoph Epiktet (50-130 n.Chr.) gibt auch diesbezüglich Lebensratschläge:
„Wenn Aggareia ist und ein Soldat deine Körperkraft in Anspruch nehmen will, lass es geschehen, widersetze dich nicht und murre nicht. Sonst bekommst du Schläge und kannst sogar deinen Körper (=
Leben) verlieren.“ (Lehrgespräch IV 1,79)
Leitfragen
Arbeiten Sie gegenüberstellend heraus, wie jeweils mit der Machtdemonstration der überlegenen römischen
Soldaten umgegangen werden soll. Führen Sie textbezogen Gründe für die Handlungsempfehlung an!
ARBEITSAUFTRAG FÜR SCHNELLE GRUPPEN: Beschreiben Sie zusammenfassend die Entwicklung vom alttestamentlichen Gesetz hin zu den ethischen Forderungen Jesu in der Bergpredigt!
Jesu Stellung zu den jüdischen Weisungen
Mt 5,17-18
Anmerkung:
17
Meint nicht, dass ich [Jesus] gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich
sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein
Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
Jota = kleinster Buchstabe im griechischen Alphabet
Strichlein = kleines Zeichen im hebräischen Alphabet
Mose
(Dekalog: 8.-6./
5-4. Jh. v.Chr.)
Mt 5,38
Mt 5,17-18
Jesus
~ 30 n.Chr.
Mt 5,39-41
Aktualisierung nach Jesu Antithese von der Vergeltung
Matthäusevangelium
~ 80 n.Chr.
Mt 5,42 Dem, der dich bittet, gib, und den, der von
dir leihen will, weise nicht ab!
Unterstreichen Sie Wesentliches!
Der Vers vom „Betteln und Borgen“ zeigt sich allgemeiner und
weniger radikal als die drei vorausgehenden Verse. Er steht bei
Matthäus im Kontext vom Verzicht auf Widerstand und Gewalt,
hat aber konkrete Gewalt nicht zum Inhalt. Zudem wird hier nicht
mehr die Perspektive des Armen oder Unterlegenen eingenommen, sondern des Besitzenden. Der persönliche Feind tritt in der
Rolle des Bettlers und Bittstellers auf. Matthäus nimmt hierbei
eine Aktualisierung als praktikable Anwendung für seine sesshafte Gemeinde vor mit einer allgemeinen Mahnung zur Freigebigkeit und Wohltätigkeit.
SETZEN SIE DEN FILMAUSSCHNITT IN EIN VERHÄLTNIS
MIT DEN BISHERIGEN POSITIONEN ZUR VERGELTUNG!
1
„... Jeder von uns hat gesiegt. Der weiße Südafrikaner ist nicht
länger unser Feind. Sie sind unsere südafrikanischen Landsleute, unsere Verbündeten in der Demokratie. Und sie schätzen das
Rugby-Spiel der Springboks. Wenn wir ihnen das wegnehmen,
5 verlieren wir sie.
Beweisen wir, dass wir genauso sind, wie sie es befürchtet haben. Wir müssen uns als besser erweisen. Wir müssen sie überraschen durch unser Mitgefühl, unsere Zurückhaltung und Großherzigkeit. Ich weiß, all jene Dinge, die sie uns verwehrt haben.
10 Aber das ist jetzt nicht der Augenblick für kleinliche Rache. Das
ist der Augenblick für den Aufbau unserer Nation …“
Zitat aus dem Film Invictus (2009)
HAUSAUFGABE: Finden Sie min. zwei weitere Beispiele, in denen die Handlungsoption „Gewaltverzicht“ praktiziert wurde/wird (Politik, Alltag etc.).
Das Doppelgebot der Liebe (Mk 12,28-34)
„Bergpredigt“ (bei Lk als „Feldrede“ bezeichnet)
Mt 5–7 // Lk 6,17/20–49
(= Logienquelle Q)
Kernpunkt: Feindesliebe
Hinzuziehung:
Mt 5,43–48: es wurde gesagt:
Mk 12,28–34:
liebe Nächsten – hasse Feind
Gottesliebe
Ich aber sage euch:
UND
SELBST- wie
liebt Feinde – betet für sie
NÄCHSTENliebe
Weg zu christlicher
Vollkommenheit
Weg zum Reich Gottes
Ansatz:
Verantwortungsethik
Streit:
Umsetzung – Lehramt und Leben
Die Frage nach dem wichtigsten Gebot
28 Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte,
wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
29 Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der
einzige Herr.
30 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und
ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
31 Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.
32 Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast
du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm,
33 und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle
Brandopfer und anderen Opfer.
34 Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm:
Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine
Frage zu stellen.
Augustus
Jesus
Kaiser
Kind
Weltstadt Rom
Davidstadt Bethlehem
Pax Romana
messinaischer Friede / Heil
Legionen
himmlisches Heer
Prunkvoll
einfach, niedrig (Krippe, Hirten)
Retter / Soter
Retter / Soter
Evangelium
Evangelium
Herrschen
Dienen
Mensch wird Gott
Gott wird Mensch
Lk 2,1-20: Geburt Jesu
1 Es geschah aber in jenen Tagen: Ein Erlass ging heraus von Kaiser Augustus, dass sich der ganze Erdkreis in Listen eintrage. 2 Diese erste Zählung
geschah, als Quirinius über Syrien herrschte. 3 Und es gingen alle sich in Listen einzutragen, ein jeder in seine Stadt. 4 Es stieg aber auch Josef von Galiläa, aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus (dem) Haus und dem Geschlecht Davids war, 5 um
sich einzutragen mit Maria, der ihm Verlobten, die schwanger war. 6 Es geschah aber, während sie dort waren, erfüllten sich die Tage ihrer Geburt, 7
und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, und sie wickelte ihn in Windeln, und
sie legte ihn nieder in eine Krippe, denn sie hatten keinen Ort in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend, die unter freiem Himmel lebten und des Nachts bei ihrer Herde Wache hielten. 9 Und ein Engel des Herrn
trat zu ihnen und Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten
eine große Furcht. 10 Und es sagte ihnen der Engel: „Fürchtet euch nicht,
siehe nämlich, ich verkündige [euangelizomai] euch eine große Freude, welche dem ganzen Volk sein wird, 11 dass euch heute geboren wurde ein Retter [soter], der ist (der) Messias [christos], (der) Herr [kyrios], in der Stadt
Davids. 12 Und dies (ist) euch das Zeichen: Ihr werdet einen Säugling finden,
der in Windeln eingewickelt ist und in einer Krippe liegt“. 13 Und plötzlich war
bei dem Engel eine Menge (des) himmlischen Heeres, die Gott lobten und
sprachen: 14 „Herrlichkeit in Höhen Gott, und auf (der) Erde Friede unter
Menschen guten Willens.“ 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen weg in
den Himmel gingen, sprachen die Hirten zueinander: „Lasst uns bis nach
Bethlehem gehen und das Wort sehen, das geschehen ist, welches der Herr
uns kundgetan hat.“ 16 Und sie kamen eilend und fanden Maria und Josef
und den Säugling liegend in der Krippe. 17 Als sie aber sahen, gaben sie das
Wort weiter, das ihnen über dieses Kind gesprochen worden war. 18 Und alle, die (es) hörten, wunderten sich über das, was von den Hirten zu ihnen
gesprochen wurde. 19 Maria aber bewahrte alle diese Worte, indem sie (sie)
in ihrem Herzen erwog. 20 Und die Hirten kehrten zurück, indem sie Gott
verherrlichten und priesen bezüglich allem, was sie hörten und sahen,
gleichwie zu ihnen gesprochen worden war.
Dieser Tag, der Geburtstag … hat der Welt ein anderes Gesicht gegeben. Sie
wäre dem Untergang verfallen, wenn nicht in dem heute Geborenen für alle
Menschen ein gemeinsames Heil aufgestrahlt wäre ... Wer richtig urteilt, wird
in diesem Geburtstag den Anfang des Lebens und der Lebenskräfte für sich
erkennen. Es ist unmöglich, in gebührender Weise für so große Wohltaten zu
danken, die dieser Tag uns gebracht hat. Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heile der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, dass er uns und den kommenden Geschlechtern als Retter [soter] gesandt ist. Jedem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich machen. In
seiner Erscheinung sind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt. Er hat nicht nur
die früheren Wohltäter der Menschheit allesamt übertroffen, es ist unmöglich,
dass ein Größerer käme, da für die Welt der Geburtstag des Gottes [theos]
den Anfang der ihm geltenden guten Nachrichten [euangelion] darstellte.
TA:
Diverse
Normenbegründungsmodelle
gegensätzliche Grundtypen
ethischer Argumentation
individuelle
Entscheidungen
(Mischformen)
????? oder
Frage nach dem ethischen Grundkonsens
Gewissen
Kategorischer Imperativ (Kant)/Goldene Regel (u.a. Bibel)
Menschenrechte und Menschenwürde
Gott
Ein Versuch: Projekt Weltethos (Küng)
FRAGE NACH EINEM ETHISCHEN GRUNDKONSENS: KATEGORISCHER IMPERATIV ETC.
1. Differenzieren Sie die exakte Aussage der drei Formulierungen!
2. Welche Kritik kann man jeweils den drei Formulierungen entgegenbringen, wenn man
auf der Suche nach dem ethischen Grundkonsens ist?
3. Lesen Sie weiterführend untenstehende ‚Leserbrief-Frage‘ samt Antwort. Klären Sie die
unterschiedlichen Begründungsansätze (Stärke/Schwäche)!
Sprichwort:
Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!
Mt 7,12: Goldene Regel
Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen
Kategorischer Imperativ (I. Kant):
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
BLITZ GESCHEIT?
„Jeder hat vermutlich schon einmal beim Autofahren erlebt, dass entgegenkommende Fahrzeuge
durch die Lichthupe auf eine Radarfalle aufmerksam machen. Genauso wird vermutlich jeder langsamer gefahren sein und sich darüber gefreut haben, nicht geblitzt worden zu sein. Nun die Frage:
Dürfen andere Autos gewarnt werden? Schließlich ist der Zweck einer Radarfalle, dass die Autofahrer langsamer fahren - was sie ja tun, wenn entgegenkommende Autofahrer ihnen ein Zeichen
geben. Muss ich sie, wenn man so argumentiert, nicht sogar warnen?“ (Johannes M., Brühl)
Ihre Frage ist aus allgemeinen ethischen Erwägungen heraus interessant. Sie haben nämlich zwei
bekannte ethische Grundsätze verwendet: die Goldene Regel und Kants Kategorischen Imperativ,
welche oft fälschlicherweise als inhaltsgleich angesehen werden. Sie sind es aber nicht und deshalb kommen Sie zu Recht zu widersprüchlichen Ergebnissen.
Die Goldene Regel lautet positiv formuliert: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt
werden willst!“ Sie ist ein guter, weil einfacher und praktikabler sittlicher Maßstab, der, würde er
stets befolgt, vieles im Zusammenleben verbessern könnte. Sie hat aber auch Schwächen: Sie
bleibt zum einen subjektiv an den eigenen Werten orientiert. So dürfte nach ihr beispielsweise, wer
zu stolz dazu ist, sich helfen zu lassen, auch niemandem anderen helfen. Dies ist hier kein Problem, denn jeder wünscht sich, rechtzeitig gewarnt zu werden, wenn er zu schnell fährt. Aber ob
dieser Wunsch richtig ist, kann die Goldene Regel nicht abschließend beantworten, denn sie hat
eine zweite Schwäche: Sie vernachlässigt die Pflichten, denen man auch gegenüber sich selbst
unterliegt. Mit anderen Worten, sie stellt keine absoluten Maßstäbe auf, wie sich jeder verhalten
soll.
Anders der Kategorische Imperativ, der die persönlichen Lebensgrundsätze überprüft. „Handle nur
nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz
werde.“ Ihr Grundsatz wäre ja, Schnellfahrer zu warnen und so aus Altruismus [Selbstlosigkeit] vor
Strafe zu bewahren. Dies als allgemeines Gesetz können Sie nicht wollen; Sie sehen ganz zu Recht
den Zweck der Radarfalle darin, das Rasen zu begrenzen. Gäbe es die Maxime, andere stets zu
warnen, als Gesetz, hätten die Kontrollen aber keine Wirkung mehr. Jeder könnte bedenkenlos Gas
geben: Er würde ja rechtzeitig gewarnt. Ohne den Überraschungseffekt verlören die Radarfallen
ihre allgemeine präventive Funktion, auf die es gerade ankommt: Viele fahren nur langsam, weil
sie nicht wissen, ob sie hinter der nächsten Kurve geblitzt, werden. Die Gewissheit, gewarnt zu
werden, käme einer faktischen Freigabe der Geschwindigkeit gleich. Das kann niemand wollen,
denn Raserei ist die Ursache für viele tödliche Verkehrsunfälle. Hält man sich an den Kategorischen
Imperativ, lässt sich das Warnen deshalb nicht vertreten; auch wenn es die Goldene Regel empfiehlt, weil man sich selbst freut, gewarnt zu werden. Aber eben pflichtwidrig.
Rainer Erlinger
A) Fassen Sie die Aussagen von Hans Küng thesenartig zusammen.
B) Beurteilen Sie, inwiefern Sie die Argumentation überzeugt/nicht überzeugt. Begründen Sie
Ihre Meinung auch anhand von Beispielen.
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