DIAGNOSTIK-INFORMATION 13 Infektionsserologie-Update Juni 2012 Anaplasmen-Antikörper positiv! Aber reicht das für eine Diagnose? In unserer DIAGNOSTIK-INFORMATION 3 zur ‚Infektionsserologie des Hundes’ von 1993 schrieben wir: „Die Gegenwart von Antikörpern im Serum/Plasma sind damit entscheidende Indizien für eine ablaufende oder abgelaufene Infektion, die jedoch nicht immer klinisch apparent sein muss.“ Auf diese Erkenntnis stützt sich die serologische Diagnostik nach wie vor. Insbesondere ermöglicht die differenzierte IgM-/IgG-Antikörper-Bestimmung aufgrund des unterschiedlichen zeitlichen Verlaufs der IgM- und IgG- Immunantwort eine genauere Erfassung des jeweiligen Infektionsstatus. Aber auch eine klinisch inapparente, stumme Infektion erzeugt in aller Regel Antikörper (AK) und eine zurückliegende‚ durchgemachte Infektion ‚hinterlässt’ Antikörper, weshalb man auch von einer Seronarbe spricht. Somit reicht der Antikörper-Nachweis also nicht für eine Diagnose! Er beweist den Kontakt, oder die Infektion, aber nicht eine durch den Erreger ausgelöste Infektionserkrankung. Zur weiteren diagnostischen Abklärung eines AK-positiven Hundes ist also die Frage zu klären: floride Infektion oder Seronarbe? Diese Frage ist heute durch die Verfügbarkeit und laufende Verbesserung moderner molekularbiologischer Nachweisverfahren wesentlich sicherer und schneller zu beantworten als noch vor 10 Jahren. Dies gilt insbesondere für Infektionserreger, die die Blutzellen befallen und deren Nukleinsäuren (DNA) damit im einfach zum gewinnenden Probenmaterial Blut nachweisbar sind. Schritt 1 Anaplasmen-DNA-Nachweis mittels PCR zum Nachweis/Ausschluss des Infektionserregers im Blut Untenstehende Abbildung zeigt den PCR-Nachweis von Anaplasma phagozytophilum-DNA aus dem EDTABlut eines Hundes (Real-Time-Sonden-PCR am LightCycler durch ALOMED). Dargestellt sind die Schmelzkurven der PCR-Amplifikate von 5 Proben und einer positiven Kontrolle. Die Schmelzkurve des positiven Hundes (inappetent, seit 3 Tagen Fieber) ist grün gepunktet dargestellt. Sie ist mit der positiven Kontrolle praktisch deckungsgleich mit einem Maximum bei 65°C. Die 4 restlichen Proben zeigen keinerlei Anstieg und sind negativ. Solch ein positives PCR-Resultat beweist den aktuellen Anaplasmen-Befall der Granulozyten und ist damit ein Beleg für diese Infektionserkrankung des Hundes. Ist bei positivem Anaplasmen-AK durch die PCR jedoch keine Anaplasmen-DNA nachweisbar, sind aktuell also keine Anaplasmen im Blut vorhanden. Der positive AK-Titer ist also in diesem Falle als Resttiter eines früheren Kontaktes/Infektion (=Seronarbe) einzustufen. Anhand der klinischen Symptomatik wird das weitere diagnostische Vorgehen festgelegt. Bei vorhandener Gelenksproblematik (Arthritis/Arthrose) sollte durch weiterführende Laboranalysen abgeklärt werden, ob es sich um eine primär entzündliche Erkrankung handelt. Schritt 2 Bestimmung des C-reaktiven Proteins (CRP) zum Nachweis/Ausschluß einer systemischen Entzündungsaktivität Das CRP ist, wie nebenstehende Abbildung aus unserer Vergleichsstudie beim Hund zeigt (siehe Rundschreiben 39), ein wesentlich sensitiverer Parameter der Entzündungsaktivität als die Leukozytenzahl. Der blau markierte Streifen zeigt den Referenzbereich der Leukozytenzahl in dem sich 53 Fälle mit erhöhtem CRP befinden. Bei negativem CRP kann eine Arthritis ausgeschlossen werden und es muss eine degenerative Gelenkserkrankung (z.B. Arthrose) angenommen werden. Bei erhöhtem CRP liegt eine entzündliche Gelenkerkrankung vor und es gibt die Möglichkeit, diese durch weitere Laboranalysen einzugrenzen. Schritt 3 Bestimmung von Rheumafaktor (RF) und Antinukleären Antikörpern (ANA) zum Nachweis/Ausschluss einer Erkrankung des rheumatischen Formenkreises Positiver ANA-Titer (nucleoläres Muster) bei einem Hund mit Arthritis und negativem RF Zur Erfassung/Ausschluss und Differenzierung eines autoimmunen Geschehens als Ursache einer arthritischen Symptomatik (beim Hund auch als Folge einer Anaplasmen-Infektion möglich, z.B. als „reaktive Arthritis“) stehen 2 Screening-Tests zur Verfügung: - Die Bestimmung des Rheumafaktors (WaalerRose-Test) - Die Bestimmung der antinukleären Antikörper Sofern Synovialflüssigkeitt als Probenmaterial zur Verfügung steht, kann daraus neben Zellzahl, Viskosität und Gesamteiweiß auch CRP, RF und ANA bestimmt werden und es ist ein Nachweis von potentieller Erreger-DNA mittels PCR möglich.