Einführung in die Topologie - Sommer 2012 Lösungen 4. (1) Wir brauchen eine Vorbereitung (vgl. Abs. 2 der Angabe): Sei (xn ) eine Folge in X. Sei x ein Punkt, dessen Umgebungen unendlich viele Folgenglieder enthalten. Wir konstruieren eine Teilfolge (xni ) von (xn ), die gegen x konvergiert. Sei Bx = {Ui }i∈N eine abzählbare Basis um x. O.B.d.A. sind die Teilmengen Uk ⊂ X offen und Ui+1 ⊂ Ui ∀ i ∈ N. Wir wählen Folgenglieder xni ∈ Ui mit ni+1 > ni , was möglich ist, weil jedes Ui unendlich viele Folgegliedern enthält. Diese Teilfolge (xni ) von (xn ) konvergiert gegen x, denn für alle Umgebungen U um x gibt es eines N ∈ N mit UN ⊂ U, also xni≥N ∈ Ui ⊂ UN ⊂ U. Zusammenfassung der Vorbereitung: Wenn jede offene Umgebung eines Punktes x unendlich viele Folgenglieder enthält, gibt es eine Teilfolge, die gegen x konvergiert. Das is dasselbe wie: Wenn eine Folge keine konvergente Teilfolge hat, hat jeder Punkt x eine offene Umgebung Vx mit nur endlich viele Folgengliedern. Wir benutzen diese letzte Aussage, um Übung 1 zu beweisen: Gäbe es eine Folge ohne konvergente Teilfolge, würden wir eine endliche Überdeckung erhalten: r [ X= Vxs , s=1 denn X ist kompakt. Dann wäre r [ | {xn } | = {xn } ∩ Vxr < ∞, s=1 sodass (xn ) eine konvergente Teilfolge haben muss. Schließlich zeigen wir, dass jeder kompakte metrische Raum vollständig ist. Ein metrischer Raum X erfüllt das erste Abzählbarkeitsaxiom, sodass er folgenkompakt ist. Sei nun (xn ) eine Cauchy-Folge in X. Sei (xni ) ⊂ (xn ) eine konvergente Teilfolge mit Grenzwerte x. Der Punkt x ist der Grenzwert der ursprünglichen Folge (xn ): Seien N , M ∈ N mit d(xni >M , x) < /2 1 2 und d(xn>N , xn0 >N ) < /2. Setze N := max {M , N } . Dann d(xn>N , x) ≤ d(xn>N , xni >N ) + d(xni >N , x) < (2) Es ist klar, dass jeder kompakte metrische Raum total beschränkt ist. Ausserdem ist jeder kompakte metrische Raum vollständig (Übung 1). Umgekehrt: (a) Sei (xn ) eine Folge in X. Wir suchen eine Cauchy-Teilfolge (xni ) von (xn ). Für jedes k > 0, gibt es endlich viele 1/k-Bälle, die eine 1/k-Überdeckung von X definieren. Also finden wir einen Ball B1 (y1 ) der unendlich viele Folgenglieder enthält. Induktiv gibt es Bälle B1/k (yk ), sodass jeder Schnitt n \ B1/i (yi ) i=1 unendlich viele Folgenglieder enthält. Wir definieren dann die Teilfolge (xni ) durch die Wahl eines Folgenglieds xni ∈ n \ B1/i (yi ) i=1 mit ni > nk , falls k < i. Die Folge (xni ) ist Cauchy, denn xni>k ∈ B1/k (yk ). (b) Die Teilfolge (xnk ) von Punkt (b) konvergiert, weil X vollständig ist. (c) Seien xk die Mittelpunkten der Anleitung. Wegen des Punktes (b), finden wir eine konvergente Teilfolge (xki ). Sei x ∈ U ihr Grenzwert, wobei U eine offene Menge der Überdeckung U ist. Die Teilmenge U is offen und damit existiert eines > 0 mit B (x) ⊂ U . Ebenso existiert N ∈ N mit xnk>N ∈ B (x), denn (xnk ) konvergiert gegen x. Wenn k groß genug ist, dann gilt: B1/nk (xnk ) ⊂ B (x) ⊂ U, was einen Widerspruch zur Wahl der Mittelpunkten xk ist. 3 (d) Sei die Lebesguezahl des Punktes (c). Da X total beschränkt ist, kann man Elemente x1 , ..., xn ∈ X finden mit n n [ [ X= B (xi ) ⊂ Ui i=1 i=1 (3) (a) Wir zeigen, dass ”∼” eine Äquivalenzrelation ist. Es ist klar, dass ”∼” symmetrisch und reflexiv ist. Gegeben drei Cauchy Folgen (xn ), (yn ) und (zn ), gilt lim d(xn , zn ) ≤ lim (d(xn , yn ) + d(yn , zn )) n→∞ n→∞ ≤ lim d(xn , yn ) + lim d(yn , zn ) n→∞ n→∞ = 0, sodass ”∼” eine Äquivalenzrelation ist. (b) Wir beweisen, dass d wohldefiniert ist. Wir zeigen zuerst, dass (d(xn , yn ))n∈N eine Cauchy-Folge in R ist: d(xn , yn ) − d(xm , ym ) ≤ d(xn , xm ) + d(xm , ym ) + d(ym , yn ) − d(xm , ym ) = d(xn , xm ) + d(ym , yn ) < , falls m und n groß genug sind. (Wir benutzen hier, dass (xn ) und (yn ) CauchyFolgen sind). Da R vollständig ist, existiert der Grenzwert lim d(xn , yn ) n→∞ Wir zeigen nun, dass d wohldefiniert bzgl. ”∼” ist: lim d(xn , yn ) ≤ lim (d(xn , x0n ) + d(x0n , yn )) n→∞ n→∞ = lim d(xn , x0n ) + lim d(x0n , yn ) n→∞ n→∞ = lim d(x0n , yn ) , n→∞ falls (xn ) ∼ (x0n ). Analog lim d(x0n , yn ) ≤ lim d(xn , yn ), n→∞ n→∞ 4 demnach lim d(x0n , yn ) = lim d(xn , yn ), n→∞ n→∞ falls (xn ) ∼ (x0n ). (c) Wir zeigen, dass d eine Metrik ist. Es ist klar, dass d symmetrisch ist und d([x] , [y]) = 0 ⇔ [x] = [y] . Gegeben drei Cauchy Folgen (xn ), (yn ) und (zn ), gilt d([xn ] , [zn ]) = lim d(xn , zn ) n→∞ ≤ lim (d(xn , yn ) + d(yn , zn )) n→∞ ≤ lim d(xn , yn ) + lim d(yn , zn ) n→∞ n→∞ = d([xn ] , [yn ]) + d([yn ] , [zn ]) , sodass d eine Metrik ist. (d) Wir zeigen, dass (Y, d) vollständig ist. Sei (xk ) eine Cauchy-Folge in Y . Wir konstruieren eine Cauchy-Folge in X, deren Äquivalenzklasse in Y der Grenzwert von (xk ) ist. Gegeben k ∈ N, wählen wir eine Cauchy Folge (x(k,n) )n∈N in X mit (x(k,n) )n∈N = xk . Sei Nk eine natürliche Zahl mit d(x(k,i≥Nk ) , x(k,j≥Nk ) ) < 1/k. Wir beweisen dass, die Folge (x(k,Nk ) )k∈N ⊂ X Cauchy ist und dass ihre Äquivalenzklasse in Y der Grenzwert von (xk ) ist. (i) Sei Mk ∈ N mit d(xi>Mk , xj>Mk ) = lim d(x(i,n) , x(j,n) ) < 1/k. n→∞ Wir wählen feste i, j > Mk mit 1/i < 1/k und 1/j < 1/k. Es gibt auch K ∈ N mit K > Ni , K > Nj und d(x(i,n≥K) , x(j,n≥K) ) < 1/k. 5 Deswegen d(x(i,Ni ) , x(j,Nj ) ) ≤ d(x(i,Ni ) , x(i,K) ) + d(x(i,K) , x(j,K) )+ + d(x(j,K) , x(j,Nj ) ) < 3/k , was bedeutet, dass (x(k,Nk ) )k∈N ⊂ X Cauchy ist. (ii) Aufgrund von (i), finden wir Lk mit d(x(i,Ni ) , x(j,Nj ) ) < 1/k, falls i, j ≥ Lk . Wir wählen ein festes i0 > Lk mit 1/i0 < 1/k, dann d(x(i0 ,n) , x(n,Nn ) ) ≤ d(x(i0 ,n) , x(i0 ,Ni0 ) ) + d(x(i0 ,Ni0 ) , x(n,Nn ) ) < 2/k , falls n groß genug ist. Das heißt, dass wir für jedes k eine i0 mit d(xi>i0 , (x(k,Nk ) )) < 1/k finden. Anders gesagt lim xi = (x(n,Nn ) ). i→∞ (e) Die Abbildung φ ist eine isometrische Einbettung: d(φ(x), φ(y)) = lim d(φ(x)n , φ(y)n ) n→∞ = lim d(x, y) n→∞ = d(x, y) . (f) Zuletzt zeigen wir, dass φ(X) = Y . Gemäss der Anleitung rechnen wir aus: d(φ(xn ), x) = lim d(xn , xk ) < , k→∞ falls n groß genug ist, weil x eine Cauchy Folge ist. Folglich: Für jedes x ∈ Y gibt es eine Folge (φ(xn ))n∈N in φ(X), deren Grenzwert x ist. Anders gesagt: φ(X) = Y .