300449 PP Ökologie und Verhalten von Insekten

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Projektpraktikum Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica
WS 08/09
300449 PP
Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica
13. Februar – 1. März 2009
Leitung:
Martin Wiemers, Johannes Spaethe, Isabell Riedl, Werner Huber
Tutoren:
Martin Streinzer, Anna Hikl
Studentische Teilnehmer:
CZERNOCH Daniel, ETL Florian, FREUDMANN Anita,
GATTRINGER Paul, GRABLECHNER Elke, KLONNER Günther,
LORENZ Christian, MAHR Katharina, MAYR Magdalena,
MOZSNER Judit, PAIL Markus, PALME Kirsten, PFABIGAN Sarah,
QUESTER Alexandra, REINDL Pia, SINGH Sondhi Simone,
SKOF Stefanie, STEJSKAL Kerstin, WILFING Katrin, WOTZI Petra
Blütenökologie
Magdalena Mayr, Markus Pail
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300449 Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica - Projektpraktikum:
Habitat- und Ressourcennutzung blütenbesuchender Insekten (wie Tagfalter und
Prachtbienen) & Vögeln in tropischen Ökosystemen, Wintersemester 08/09
Blütenökologie, Nektarkonzentrationen und Farben von
Blumen in La Gamba, Costa Rica
MARKUS PAIL 0502181, a437 & MAGDALENA MAYR 060070, a444
Abstract
Flowers come in different colours and shapes to attract specific pollinators and to ensure their
optimal pollination. Through evolution flowers have adapted their colours to the visual system
of the pollinator (CHITTKA et al. 1996). In our project we investigated this interaction in
Costa Rica, Regio Golfo Dulce. We used photospectrometry to obtain the spectral reflectance
pattern of the flowers. The results of the analysis clearly show that red non-UV reflecting
flowers are pollinated almost exclusively by hummingbirds; flowers pollinated by
hymenoptera or butterflies showed a variety of colours. Overall, flowers that reflect in the UV
region are disproportionately more often pollinated by hymenoptera compared to non-UV
reflecting flowers.
We plotted the measured flower colours in a bee colour space (CHITTKA, KEVAN 2005) to
find out which colours are clearly visible for the bee and which are not. The results showed
that hummingbird pollinated flowers got nearley the same shade, but hymenoptera and
butterfly pollinated flowers are spreaded over a larger area so bees are able to recognize a
difference easily.
Blüten haben unterschiedliche Farben und Formen ausgeprägt um verschiedene Bestäuber
anzulocken und um die Bestäubung optimal zu gewährleisten. Die verschiedenen
Bestäubergilden haben mitunter sehr verschiedene Farbsehsysteme ausgeprägt um sich zu
orientieren. Im Laufe der Evolution haben sich Blüten und Blütenbesucher aneinander
angepasst (CHITTKA et al. 1996).
Im Zuge unserer Arbeit haben wir die farblichen Anpassungen der Blüte an das
Farbsehsystem der Bestäuber untersucht und versucht herauszufinden, ob eine Korrelation
zwischen den Blütenfarben und den legitimen Blütenbesuchern besteht. Die Bestäubergruppe
der Bienen kann beispielsweise Rot kaum wahrnehmen, da ihnen die Rezeptoren hierzu
fehlen, daher sind Blüten die Bienen als unerwünschte Blütenbesucher betrachten sehr oft rot
ohne Reflexion im UV Bereich. (CHITTKA et al. 1997).
Die Messungen wurden im Regenwald in Costa Rica durchgeführt um herauszufinden ob dort
ähnliche Korrelationen zwischen Blütenfarbe und Bestäubergilden existieren wie in Europa.
Um dies festzustellen wurden 147 Blütenteile spektral vermessen um für die Untersuchungen
einen objektiven Wert zu erhalten und um die Bereiche, die das menschliche Auge nicht
wahrnehmen kann, zu erfassen. Jede der vermessenen Pflanzen wurde bestimmt und einer
bevorzugten Bestäubergruppe zugeordnet. 81 der Messungen wurden in einen
Bienenfarbraum geplottet um die Sichtbarkeit der Blüte für die Biene zu eruieren.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass von allen gesammelten Blüten die UV - reflektierenden
überwiegend von Hymenopteren bestäubt werden, wohingegen sich bei Blüten ohne
Reflexion im UV Bereich keine Tendenz zu einer Bestäubergruppe erkennen lässt. Rote nicht
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UV reflektierende Blüten wurden bei unseren Messungen fast ausschließlich von Kolibris
bestäubt. Blüten der Farbe lila ohne UV und gelb ohne UV wurden großteils von
Hymenopteren bestäubt. Bei der Bestäubergilde der Schmetterlinge ließ sich eine Tendenz zu
orangen und weißen Blüten erkennen.
Es wurden auch Zuckergehaltsmessungen des Nektars durchgeführt um herauszufinden ob
zwischen den legitimen Bestäubern und der Zuckerkonzentration des Nektars ein
Zusammenhang besteht. Kolibribestäubte Blüten wiesen einen höheren Zuckergehalt im
Nektar auf als schmetterlingsbestäubte Blüten.
Einleitung
Blüten haben unterschiedliche Farben und Formen ausgeprägt um verschiedene Bestäuber
anzulocken und um damit die eigene Bestäubung optimal zu gewährleisten. Die Formen der
Blüten sind meistens sehr unterschiedlich und auf spezifische Bestäuber abgestimmt. Durch
diese Anpassungen wird es der Blüte ermöglicht von Bestäubern erkannt und von Blüten
anderer Pflanzen unterschieden zu werden (GOULD et al. 1985). Durch die Anpassungen der
Blumen werden nicht nur spezifische Bestäuber angelockt, es kann auch unerwünschten
Blütenbesuchern erschwert werden Nektar, oder andere von der Blüte produzierte Stoffe, zu
rauben. Es gibt verschiedenste Strategien mit denen die Pflanze dies zu verhindern versucht.
Eine dieser Strategien verhindert zum Beispiel das unerwünschte Besucher auf der Blüte
landen können, weil entsprechende Strukturen fehlen oder aber der Nektar befindet sich zu
weit im Inneren der Blüte, sodass ihn nicht alle Blütenbesucher erreichen können (IRWIN et
al. 2004). Eine andere Strategie wiederum wäre, und darauf wurde in dieser Arbeit das
Hauptaugenmerk gelegt, dass die Blüte in einer Farbe gefärbt ist, die von den erwünschten
Blütenbesuchern sehr gut wahrgenommen werden kann, von ungewollten Besuchern
allerdings schlecht bis gar nicht. Ein Beispiel für diese Strategie wäre Heliconia wagneriana
welche nur im Bereich 550 bis 700nm reflektiert, der für das menschliche Auge als Rot
wahrgenommen wird und von den meisten Bienen nur schlecht vom Hintergrund
unterschieden werden kann, da ihnen die Rot - Rezeptoren fehlen (RODRÍGUEZ-GIRONÉS
et al. 2004). Kolibris, welche zu den von Heliconia wagneriana bevorzugten Blütenbesuchern
zählen können Rot sehr gut wahrnehmen da sie entsprechende Rezeptoren besitzen
(RODRÍGUEZ-GIRONÉS et al. 2004). In dieser Arbeit wurde von den vielen Faktoren
ausschließlich die Interaktion zwischen Blüte und Besucher über die Farbe untersucht. Es galt
herauszufinden ob es im Regenwald in Costa Rica, Region Golfo Dulce, zu einer ähnlichen
Korrelationen zwischen Blütenfarbe und Bestäuber kommt wie in Europa. Die
Verwandtschaft der untersuchten Blüten und die daraus resultierenden morphologischen
Zwänge in Bezug auf die Farbe wurden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.
Für die Blüte ist es mit keinen zusätzlichen Kosten verbunden ob sie Licht im UV Bereich
reflektiert oder nicht, allerdings können manche Blütenbesucher UV wahrnehmen und
manche nicht. Es wurde daher darauf geachtet ob eine Korrelation zwischen den bevorzugten
Blütenbesuchern und der Reflektion der Blüte im UV Bereich besteht.
Viele der Blütenbesucher haben mitunter sehr stark voneinander abweichende
Sehmechanismen, daher ist es nur schwer zu sagen wie sie die Blütenfarben tatsächlich
wahrnehmen. Sie unterscheiden sich im Farbensehen, ob Trichromaten oder Tetrachromaten,
und oft ist die maximale Empfindlichkeit der Rezeptoren auf ganz unterschiedliche
Wellenlängen optimiert (KIMBERLEY A. JAMSON et al. 2007).
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Die Farbwahrnehmung wurde daher im Bezug auf die Honigbiene Apis mellifera genauer
untersucht. Die Ergebnisse der spektralen Messungen wurden in einen Bienenfarbraum
geplottet um zu sehen wie gut die Biene die Blüten vom Hintergrund, und die einzelnen
Blütenfarben voneinander unterscheiden kann (CHITTKA, KEVAN 2005). Die
Farbsehmechanismen der Bienen in Costa Rica können sich durchaus von denen der
Honigbiene in Europa unterscheiden allerdings wurde auf Grund des Verwandtschaftsgrades
eine Ähnlichkeit des Sehsystems angenommen. Dieser Kompromiss musste eingegangen
werden da noch keine genauen Daten über die Sehrezeptoren von Bienen in Costa Rica
vorliegen.
Die meisten Blüten produzieren Nektar oder andere Lockstoffe um Bestäuber anzulocken
(DOUST 1990). Der Nektar setzt sich oft aus vielen verschiedenen Inhaltsstoffen zusammen,
wobei hier Zucker als Energiequelle für die Blütenbesucher oft eine wichtige Rolle spielt
(CHITTKA et al. 2005). Im Zuge dieser Arbeit wurde von 16 der spektral vermessenen
Pflanzenarten zusätzlich deren Zuckerkonzentration in Prozent gemessen. Es wurde
untersucht ob auch in Costa Rica eine Korrelation zwischen bevorzugtem Blütenbesucher und
dem Zuckergehaltes des Nektars besteht.
Material und Methoden
Die Blüten wurden in Costa Rica in der Region Dulce Golfo in La Gamba im Zeitraum vom
21.2.2009 bis zum 28.2.2009 gesammelt. Die frisch gepflückten Blüten wurden gleich Vorort
im Labor mit Hilfe eines Fotospektrometers auf ihre Lichtreflektion hin vermessen. Gemessen
wurden die Prozent und die Wellenlänge des von der Blüte reflektierten Lichtes. Dazu wurde
die Blüte unter das Fotospektrometer (USB 2000 spectrometer mit einer deuterium/halogen
Lampe, Ocean Optics B.V., Duiven, The Netherlands) gelegt oder gegebenenfalls ein Teil der
Blüte herausgeschnitten falls die gesamte Blüte zu groß oder zu uneben war. In manchen
Fällen war die Blütenoberfläche zu uneben und würde in die Messeinheit des
Fotospektrometers hineinragen und somit das Messergebnis verfälschen weshalb kleine Teile
der Blüte abgetrennt und auf einem Klebestreifen fixiert wurden. Bei den Auswertungen der
Ergebnisse wurde nur der Bereich zwischen 300 und 700nm berücksichtigt. Die Ergebnisse
der Messungen wurden mittels des Programms Spectral Suite 5 digital gespeichert.
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60,00
prozentuelle Reflektion
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
0,00
300
350
400
450
500
550
600
650
700
nm
Abb. 1 zeigt eine spektrale Reflexionskurve. Auf der x-Achse sind die Wellenlängen in nm
aufgetragen und auf der y-Achse die prozentuelle Reflektion der jeweiligen Wellenlänge. Die
gemessene Blüte dieses Beispiels stammt von Cassia reticulata.
Man erkennt, dass sich der erste Peak im Bereich 300 – 400 nm befindet daher wurde die
Blüte als UV reflektierend gewertet. Der nächste Peak erstreckt sich im Bereich von 550 –
700 nm. Licht mit dieser Wellenlänge regt beim Menschen Grün und Rot Rezeptoren an
wodurch die Blüte als Gelb wahrgenommen wird da das menschliche Auge UV nicht
wahrnehmen kann. Im Blaubereich von ca. 400 – 500 nm wird weniger als 10% reflektiert
welches sich daher auch kaum auf die Farbe auswirkt.
Es konnten im Zeitraum vom 21.2.2009 bis zum 28.2.2009 147 Messungen von 82
verschiedenen Arten durchgeführt werden. Manche der Blüten wiesen mehrere Farben auf
wobei bei der weiteren Verarbeitung der Ergebnisse die Einteilung immer nach der
dominantesten Farbe erfolgte. Alle gesammelten Pflanzen wurden auf Gattungs- und wenn
möglich auch auf Artniveau bestimmt. Die Messungen wurden nummeriert um sie eindeutig
den vermessenen Blüten zuordnen zu können. Es wurde eine Datenbank mit Excel erstellt in
der alle Messungen mit zusätzlichen Informationen zu der Blüte eingetragen wurden, wie
Farbe, UV Reflektion und Bestäuber.
Eine Blüte wurde als UV reflektierend gewertet wenn sie bei der Messung im Bereich von
300 bis 400nm einen Peak mit einer Intensität von mehr als 10% aufwies.
Die Informationen über die legitimen Blütenbesucher stammen aus Literaturangaben, wo
keine Angaben gefunden wurden, wurden die legitimen Blütenbesucher an Hand von
Blütensyndromen ermittelt.
Es wurden nur Blüten deren legitime Bestäuber in eine der drei folgenden Kategorien fallen
berücksichtigt.
 Schmetterlinge
 Hymenopteren
 Kolibris
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Blüten deren legitime Bestäuber in keine der drei Kategorien fielen wurden bei der weiteren
Ausarbeitung der Ergebnisse nicht berücksichtigt.
Es konnten von 81 verschiedenen Arten Blüten gesammelt werden.
Die Kopien der Rohdaten wurden anschließend mit Excel weiterverarbeitet. Die Messungen
wurden in ein und fünf Nanometerschritte umgerechnet um eine bessere grafische Darstellung
zu ermöglichen. Jede der Messungen wurde nachträglich erneut grafisch dargestellt um sie auf
Richtigkeit hin zu überprüfen. Es wurden auch 81 Messungen in einen Bienenfarbraum
geplottet. Da Bienen eine ganz andere Farbwahrnehmung haben als Menschen ist es nicht
möglich zu sagen wie die Biene ihre Umgebung sieht, aber es können die verschiedenen
Erregungen der drei Farbrezeptoren der Biene gemessen werden. Die Messergebnisse des
Fotospektrometers können auf die Erregungen der drei Rezeptortypen der Biene umgerechnet
werden und dadurch kann die Blütenfarbe in einem Bienenfarbraum grafisch dargestellt
werden. Auch hier wurde nur der Bereich zwischen 300 und 700nm der Messungen
berücksichtigt. Aus den Messungen wurde auch der Farbkontrast und der Grünkontrast der
Blütenfarbe aus der Sicht der Biene berechnet.
Für die Berechnung der Blütenfarbe um sie in den Bienenfarbraum zu plotten wurde zuerst
das Messergebnis in 5nm Schritte umgerechnet und dann können die Koordinaten der Farbe
im Bienenfarbraum berechnet werden in dem sie mit fünf anderen Tabellen verglichen
werden.
Diese fünf Tabellen sind:
 Die Intensität der Erregung der Grün-Rezeptoren der Biene bei der entsprechenden
Wellenlänge und Intensität des Lichtes
 Die Intensität der Erregung der Blau-Rezeptoren der Biene bei der entsprechenden
Wellenlänge und Intensität des Lichtes
 Die Intensität der Erregung der UV-Rezeptoren der Biene bei der entsprechenden
Wellenlänge und Intensität des Lichtes
 Die Wellenlänge und Intensität des normalen Tageslichtes wobei hier ein Standard
(D65) herangezogen wurde
 Die Hintergrundfarbe die in diesem Fall mit 30% Grau gewählt wurde
Aus dieser Berechnung ergeben sich folgende vier Werte:
 Der Wert auf der X-Achse bei der grafischen Darstellung des Bienenfarbraumes
 Der Wert auf der Y-Achse bei der grafischen Darstellung des Bienenfarbraumes
 Der Grünkontrast der Blütenfarbe
 Der Farbkontrast der Blütenfarbe
Durch die X und Y Werde jeder Farbe können diese in einem Koordinatensystem innerhalb
des Bienenfarbraumes eingetragen werden wobei der 0 Punkt genau in der Mitte des
Bienefarbraumes liegt.
Die drei Eckpunkte des Bienenfarbraumes (CHITTKA, KEVAN 2005) sind durch die
maximal mögliche Erregnung in jeder der drei Rezeptorfarben festgelegt, an diesen drei
Eckpunkten kann ein Hexagon fixiert werden das den Bienenfarbraum eingrenzt.
Durch die Lage der Blütenfarbe im Bienenfarbraum kann einiges über die Blütenfarbe
ausgesagt werden. Der Abstand des Punktes zum Mittelpunkt gibt an wie gut die Biene die
Farbe vom Hintergrund unterscheiden kann und wie sehr der Farbton gesättigt ist. Sollte der
Punkt innerhalb der 0,1 Grenze liegen so kann die Biene die Farbe nicht vom Hintergrund
unterscheiden. Die Abstände der Punkte zu den Eckpunkten geben die prozentuelle Erregung
der drei Farbrezeptoren bei der jeweiligen Farbe an. Die Abstände der Punkte zueinander
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geben an wie gut die Biene die Farben voneinander unterscheiden kann, je weiter die Punkte
auseinander liegen desto besser kann die Biene die Farben unterscheiden.
Die Zuckermessungen wurden mittels eines low Volumes Refraktometer von Bellingham &
Stanley durchgeführt. Der Nektar wurde mit Hilfe von Glasröhrchen mit einem
Innendurchmesser von 0,01mm und 0,1mm entnommen. Durch die Kapillarwirkung wurde
Nektar in die Röhrchen aufgesogen und dann mit Hilfe des Refraktometers die
Zuckerkonzentration des Nektars berechnet. Es konnten zu 29 der gesammelten Blüten
Zuckerkonzentrationsmessungen durchgeführt werden.
Alle Ergebnisse wurden in eine mit Excel erstellte Datenbank eingetragen. In der Datenbank
wurden folgende Punkte erfasst:
 Farbe: Die Blüten wurden einer der 16 Farbkategorien zugewiesen wobei hier die
Einteilung nach freiem Auge erfolgte. Die Farbkategorien sind: Rot, Orange, Gelb,
Grün, Hellblau, Dunkelblau, Violett und Weiß, und alle jeweils mit und ohne UV. Bei
mehrfarbigen Blüten wurde immer die dominanteste Farbe zur Einteilung gewählt.
 Gattung oder wenn möglich Art, wobei hier mittels Literatur die Art bestimmt wurde.
 Fotonummer: Jede Blüte wurde Fotografiert und dem Foto eine Nummer zugewiesen
 Familie der Pflanze
 Blütenteil der für die spektrale Vermessung verwendet wurde
 Wahrnehmung der Farbe für das menschliche Auge wobei die Einteilung nach der
dominantesten Farbe erfolgte
 UV Reflektion ja oder nein wobei hier ein Peak mit einer Intensität von mindestens
10% im Bereich zwischen 300nm und 400nm als Mindestvorrausetzung für UV
Reflektion gewertet wurde.
 Die Zuckerkonzentration des Nektars in Prozent
 Ob die Blüte duftete wobei hier nach eigenem Ermessen beurteilt wurde
 Der Standort an dem die Blüte gesammelt wurde.
 Legitimer Bestäuber welcher mittels Literatur bestimmt wurde
 Informationsquelle der legitimen Bestäuber
 Datum an dem die Blüte gesammelt und spektral vermessen wurde
 Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet sofern bekannt
 Sonstige Anmerkungen die in keine der obigen Kategorien fallen
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Ergebnisse
Analyse der Blumenfarben
Im Rahmen dieser Arbeit wurden 81 Blumen vermessen. Jeder dieser Arten wurde anhand
von Literatur oder Blütensyndrom eine Bestäuberkategorie zugeordnet. In 7 Fällen wurden
einer Art zwei Bestäubergruppen zugeordnet.
In der Umgebung der Tropenstation La Gamba fanden wir 67 Blumen ohne UV und 14 mit
UV. Es zeigte sich, dass von den vermessenen Blumen mit UV 72% von Hymenopteren
besucht werden (Abb.2). Jeweils 14% werden von Kolibris oder Schmetterlingen besucht.
Die drei Bestäubergruppen teilen sich gleichmäßig auf die Blumenfarben ohne UV auf.
Blumenfarben ohne UV (n=74)
Blumenfarben mit UV (n=14)
14%
28%
Schmetterling
38%
14%
Kolibri
Hymenoptera
72%
34%
Abb. 2 Verteilung der Blütenbesucher auf Blumen mit und ohne UV
Die drei Bestäubergruppen verteilen sich auf die 11 Farbkategorien (Abb. 3). In der Kategorie
rot ohne UV wird ein Großteil der Blüten von Kolibris besucht, 53,57% der vermessenen
kolibribesuchten Blüten waren rot ohne UV. Die Nullhypothese konnte abgelehnt werden
(p < 0,01), die Bestäubergruppe Kolibris verteilt sich nicht gleichmäßig auf die
Blumenfarben. Die Gruppe Hymenoptera verteilt sich hauptsächlich auf lila ohne UV
(28,95%) und gelb ohne UV (21,05%). Die Kategorie Schmetterlinge teilt sich Großteils auf
die Farben weiß ohne UV (27,27%) und orange ohne UV (27,27%) auf. Für diese beiden
Bestäubergruppen konnte die Nullhypothese jedoch nicht abgelehnt werden (p > 0,05).
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Verteilung der Blütenbesucher
Schmetterling (n=23)
Kolibri (n=27)
%Anteil der Besucherkategorien
60,00
Hymenoptera (n=38)
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
weiss
ohne
UV
weiss
mit UV
gelb
ohne
UV
gelb orange orange
mit UV ohne mit UV
UV
rot
ohne
UV
lila
ohne
UV
lila mit
UV
rosa
ohne
UV
rosa
mit UV
Blumenfarbe
Abb. 3 Verteilung der Blütenbesucher in der Umgebung der Tropenstation La Gamba (Golfo
Dulce, Costa Rica). Schmetterlingsblumen: schwarz, Kolibriblumen: schräg strichliert,
Hymenopterenblumen: Gitterlinien
Wie erwartet unterscheiden sich Kolibri -, Schmetterlings – und Hymenopterenblumen auch
in ihrer Verteilung im Bienenfarbraum (Abb. 4).
Die Unterteilung in die verschiedenen Bienenfarben soll zeigen, wie Hymenopteren diese
Farben wahrnehmen könnten.
Die Blumenfarben sind stark geklumpt im Blau- bis Grünbereich zu finden. Jedoch kann man
Unterschiede in ihrer Verteilung erkennen. Die Hymenopterenblumen sind gleichmäßig
verteilt. Kolibriblumen hingegen besitzen für Bienen den gleichen Farbton, sie unterscheiden
sich lediglich in der Farbsättigung. Bei den Schmetterlingsblumen sind kaum Tendenzen zu
erkennen.
Interessant ist auch der Grünkontrast (Abb. 5, Tab. 1), welcher für die Bienen zur
Unterscheidung eines Objekts vom Hintergrund wichtig ist. Blumen mit hohem Grün – und
Farbkontrast sind somit gut auffindbar (OLLERTON et al. 2009).
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Abb. 4 Die Messdaten der Blumenfarben (spektrale Reflexion Abb. 1) werden hier in einem
Bienenfarbraum dargestellt. Der Mittelpunkt (0/0) bildet den Hintergrund für die jeweiligen
Farben. Je weiter die Punkte vom Mittelpunkt entfernt liegen desto gesättigter erscheint die
Farbe. Kolibriblumen: gelb, Schmetterlingsblumen: blau, Hymenopterenblumen: rot;
Der Grün- und Farbkontrast (Abb.5 und Tab.1) wurde für die Honigbiene berechnet. Der
Grünkontrast ist bei den Hymenopterenblumen sehr gering und etwas größer bei
Schmetterlingsblumen. Den größten Grünkontrast fanden wir bei den kolibribesuchten
Blumen. Es wurde bestätigt, dass sich Schmetterlings -, Kolibri – und Hymenopterenblumen
signifikant in ihrem Grünkontrast unterscheiden (Kruskal – Wallis – Test: p = 0,006; Chi² =
10,29). Werden die Gruppen jedoch einzeln miteinander verglichen unterscheiden sich nur
Hymenopterenblumen und Kolibriblumen in ihrem Grünkontrast (Mann - Whitney U Test: Z
= -3,22; p = 0,001).
Der Farbkontrast wurde ebenfalls für die Augen der Honigbiene berechnet, hier zeigte sich,
dass Schmetterlingsblumen den größten Farbkontrast besitzen, an zweiter Stelle die
Hymenopterenblumen und den geringsten Farbkontrast weisen die Kolibriblumen auf.
Es konnte jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen gefunden werden
(Kruskal – Wallis – Test: Chi² = 3,58; p > 0,05).
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Grün - und Farbkontrast
Grünkontrast
Farbkontrast
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0
Schmetterlingsblumen
Hymenopterenblumen
Kolibriblumen
Abb. 5 Grün- und Farbkontrast der Schmetterlings - , Kolibri – und Hymenopterenblumen
mit Standardabweichung
Tab. 1 Werte Grün- und Farbkontrast
Schmetterlingsblumen
Kolibriblumen
Hymenopterenblumen
Grünkontrast Farbkontrast
0,19
0,34
0,25
0,26
0,15
0,32
Nektaranalyse
Die gemessenen Zuckergehalte im Nektar der Blumen (n=16) fielen zwischen den
Blütenbesucherkategorien sehr unterschiedlich aus (Abb. 6).
Der Nektar der Schmetterlingsblumen enthält im Mittel 11% (+/-7,5%) Zucker (n=4). Die
vermessenen Kolibriblüten waren ausschließlich Helikonien, welche eine mittlere
Zuckerkonzentration von 28% (+/-8,7%) im Nektar besitzen (n=10). Der Zuckergehalt in der
Kategorie Hymenoptera beträgt 6% (+/- 5,7%), wobei nur zwei Blüten untersucht wurden.
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Zuckerkonzentration Mittelwert
40%
Zuckergehalt
35%
28%
30%
25%
20%
15%
11%
10%
6%
5%
0%
Schmetterlinge (n=4)
Kolibri: (n=10)
Hymenoptera (n=2)
Abb. 6 Zuckerkonzentration im Nektar der Blumen mit Standardabweichung
Diskussion
Unsere Untersuchungen bezogen sich darauf, ob bestimmte Blumenfarben eventuell
spezifische Bestäubergruppen anlocken oder ausschließen sollen. Hier stellte sich heraus
(Abb. 3), dass einige Farbkategorien tatsächlich Tendenzen zu bestimmten Bestäubergruppen
aufweisen.
Was wir bestätigen konnten war, dass die Blumen mit der Farbe rot ohne UV hauptsächlich
Kolibris als Bestäuber aufweisen (OLLERTON et al. 2008). Besitzt also eine Blume diese
Farbe will sie meist Kolibris anlocken und, um Nektar- und Pollenraub zu vermindern, andere
Blütenbesucher ausschließen. Dies gelingt gerade mit rot ohne UV sehr gut, da Hymenopteren
diese Farbe etwas schlechter wahrnehmen können als Kolibris (ARNOLD et al. 2008).
Kolibris können jedoch sowohl blau als auch UV wahrnehmen (RODRÍGUEZ-GIRONÉS et
al. 2004).
Interessant ist, dass wir keine einzige Blüte mit der Farbe rot mit UV fanden, obwohl rote
Blumen in Europa relativ oft eine UV Reflektion aufweisen (z.B.: Papaver rhoeas)
(ARNOLD et al. 2008). Jedoch sind auch in Europa rote Blumen mit UV sehr selten im
Gegensatz zu anderen Farben (KEVAN et al. 1995).
17% unserer gemessenen Blumen (n=81) reflektieren UV, was im Vergleich mit anderen
Florenreichen relativ wenig ist (KEVAN et al. 1995).
Die am stärksten von Hymenopteren besuchten Blüten waren lila ohne UV. Dies kann
dadurch erklärt werden, dass Blüten mit hohem Blauanteil meist mit einer höheren Menge an
Belohnung ausgestattet sind, jedoch wurde dieser Zusammenhang für die Tropen nicht
bestätigt (RAINE et al. 2006).
Die zweite häufig von Hymenopteren besuchte Kategorie war gelb ohne UV. Dieses Ergebnis
deckt sich mit Untersuchungen von blumennaiven Honigbienen, welche als Farbpräferenzen
gelb ohne UV, blau mit UV und blau ohne UV aufwiesen (GUIRFA et al. 1995).
Unsere Hypothese war, dass schmetterlingsbesuchte Blumen keine offensichtlichen
Farbzuordnungen aufweisen, da Schmetterlinge sehr unterschiedliche Farbsehsysteme
besitzen (KINOSHITA et al. 1997).
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Jedoch wurde die Farbe weiß ohne UV relativ oft den Schmetterlingen zugeordnet. In der
Gruppe der Schmetterlinge waren auch einige Nachtfalter. Dieses Ergebnis deckt sich damit,
dass Blumen die von nachtaktiven Tieren bestäubt werden oft hell sind (KEVAN et al. 1995).
Weiters wurden sie häufig der Farbe orange ohne UV als Blütenbesucher zugewiesen. Für
Blütenbesucher spielt natürlich nicht nur die Farbe eine Rolle, sondern unter anderem auch
Duft und Form (ARNOLD et al. 2008).
Die Aufteilung in Blumenfarben mit UV und ohne UV (Abb. 3) zeigte uns wieder, dass nur
relativ wenige Blumen überhaupt im UV Bereich reflektieren (74 ohne UV, 14 mit UV).
Weiters besitzen Farben mit UV zu 72% Hymenopteren als Blütenbesucher. Hymenopteren
können UV gut wahrnehmen (ARNOLD et al. 2008). Bienen bevorzugen UV und Blau vor
anderen Farben, da diese wie oben erwähnt den Bienen oft mehr anzubieten haben, als andere,
jedoch ist nicht bekannt, ob dieses Phänomen auch in den Tropen auftritt (CHITTKA et al.
2005).
Auf die Blumenfarben ohne UV verteilen sich die drei Blütenbesuchergruppen ziemlich
gleichmäßig.
Die Einteilung der Blumen in die Farbkategorien erfolgte nach dem menschlichen Auge und
wurde nach der Messung noch in mit und ohne UV eingeteilt. Die Farbeinteilung der Blumen
war nicht immer ganz einfach und wurde subjektiv Beurteilt.
Wichtig ist die zusätzliche Information der UV Reflektion, da sie von den Blütenbesuchern
wahrgenommen wird, und sich so andere Farben für sie ergeben. So sind beispielsweise ein
Weiß mit UV und ein Weiß ohne UV für den Menschen nicht unterscheidbar, für die
Blütenbesucher ergeben sich jedoch zwei unterschiedliche Farben (CHITTKA et al. 2005).
Die Blütenbesucher nehmen die Farben also anders wahr, als wir Menschen (ARNOLD et al.
2008). Aus diesem Grund haben wir die gemessenen Spektrometerdaten in einen
Bienenfarbraum dargestellt, welcher zeigen soll wie Bienen die verschiedenen Farben
wahrnehmen. Der Bienefarbraum wurde jedoch für Honigbienen berechnet und es stellt sich
die Frage, ob und in wie weit die Hymenopteren in der Umgebung von La Gamba dieselbe
oder eine ähnliche Farbwahrnehmung besitzen wie die Honigbiene.
Die Blumenfarben der Hymenopterenblumen verteilen sich relativ gleichmäßig im
Bienenfarbhexagon (Abb. 4), was bedeutet, dass z.B. eine Biene diese Blumenfarben
unterscheiden kann (CHITTKA, KEVAN 2005). Sind die Farben sehr ähnlich kann es zu
Verwechslungen kommen und die Blütenstetigkeit wird unterbrochen. Dies wurde bei
Hummeln gezeigt (KEVAN et al. 2001).
Die meisten Werte der Kolibriblumen liegen auf einer Linie. Das bedeutet für die Honigbiene,
dass sich die Blumen nur in ihrer Farbintensität unterscheiden, nicht aber in ihrem Farbton.
Die Schmetterlingsblumenfarben verteilen sich unregelmäßig über das Bienenfarbhexagon.
Die Verteilung der Farben im Hexagon spiegelt sich nicht im Farbkontrast wider (Abb. 5,
Tab. 1). Den Farbkontrast betreffend konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den drei
Bestäubergruppen gefunden werden.
Für Bienen spielt der Grünkontrast eine wichtige Rolle, Farben mit hohem Grünkontrast
können von weiteren Distanzen aus erkannt werden, als Farben mit niedrigem Grünkontrast
(KEVAN et al. 1995). Entgegen unserer Erwartungen war der Grünkontrast bei den
Hymenopterenblumen am geringsten (Abb. 5, Tab.1). Schmetterlingsblumen wiesen einen
höheren und Kolibriblumen wiesen den höchsten Grünkontrast auf. Hierfür konnten wir keine
Erklärung finden, jedoch besitzen zumindest Hymenopteren- und Kolibriblumen einen
signifikant unterschiedlichen Grünkontrast.
Die Ergebnisse der Zuckerkonzentrationen im Nektar (Abb. 6) der Blüten entsprechen nicht
ganz unseren Erwartungen. Die Hypothese war, dass Schmetterlingsblumen eher geringe
Nektarkonzentrationen aufweisen, da sie durch ihren Rüssel nur begrenzt zähe Flüssigkeiten
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aufnehmen können. Bei einer mittleren Konzentration von 11% wäre die Konzentration für
Schmetterlinge nicht zu hoch (BORRELL et al. 2006).
Für Blüten, die von Kolibris und Hymenopteren besucht werden, wäre eine deutlich höhere
mittlere Zuckerkonzentration zu erwarten. Kolibriblumen enthalten im Schnitt 28% Zucker,
was wie erwartet über den Schmetterlingsblumen liegt. Frühere Untersuchungen fanden
vergleichbare Zuckerkonzentrationen bei Helikonien (Kolibriblumen) z.B.: H. wagneriana:
32,5%, H. imbricata: 22,25% und H. latispatha: 30,8% (STILES 1975).
Bei den Hymenopteren besuchten Blüten jedoch wäre eine viel höhere Konzentration zu
erwarten als 6%. Dieser Wert ist nicht besonders aussagekräftig, da nur zwei Blüten
vermessen wurden. Die Messung der Zuckerkonzentration im Nektar gestaltete sich als
schwierig, da man dafür frische, geöffnete Blüten benötigt, weil nur diese genügend Nektar
für die Vermessung enthalten. Die Nektarmenge ändert sich auch im Lauf des Tages
(CORBET 2003).
Im Allgemeinen liegen unsere Nektarwerte weit unter den optimalen Konzentrationen der drei
Bestäubergruppen. Vögel und schleckende Insekten, wie Hymenopteren haben ein mittleres
Aufnahmeoptimum bei 50,5 % Zucker. Schmetterlinge, also saugende Insekten haben ihr
Optimum bei ca. 36% Zucker (BORREL et al. 2006).
Ein Problem war die Bestimmung der Bestäuberkategorien der einzelnen Pflanzenarten. Wir
haben uns bemüht die legitime Bestäubergruppe herauszufinden, konnten aber nur zu einem
Bruchteil der Pflanzen den Bestäuber mit der Literatur bestätigen. Viele Pflanzen besitzen
nicht nur einen legitimen Bestäuber (AIGNER 2001). Die Pflanzen, zu denen wir in der
Literatur keine eindeutige Bestäuberkategorie finden konnten wurden mittels
Blütensyndromen einer Bestäuberkategorie zugeordnet. Da wir keine Sicherheit über die
Bestäuber gewinnen konnten, gingen wir dazu über sie „Blütenbesucher“ zu nennen. Jedoch
wurden nicht alle Blütenbesucher einer Blume herangezogen, sondern nur jenen, den wir als
Bestäuber vermuten.
Blütenökologie
Magdalena Mayr, Markus Pail
14
Literaturverzeichnis
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PP ÖKOLOGIE UND VERHALTEN VON INSEKTEN & VÖGELN IN COSTA
RICA - PROJEKTPRAKTIKUM:
HABITAT- UND RESSOURCENNUTZUNG BLÜTENBESUCHENDER
INSEKTEN (WIE TAGFALTER UND PRACHTBIENEN) & VÖGELN IN
TROPISCHEN ÖKOSYSTEMEN
WS 08/09
ERFASSUNG
DER
ARTENVIELFALT
TAGFALTERN IN LA GAMBA
VON
MOSZNER JUDITH
SKOF STEFANIE
WILFING KATRIN
WOTZI PETRA
BETREUER: MARTIN WIEMERS
ABSTRACT
Als Grundlage für unsere diesjährige Arbeit dienten uns die in den Jahren 2006 und 2007 durchgeführten
Kurzzeitstudien über die Tagfalterdiversität in der Nähe der Tropenstation La Gamba, im Esquinas Regenwald in
der Region Golfo Dulce, Costa Rica. Die Daten aus 2006 und 2007 wurden bereits von FIEDLER &WIEMERS
(2008) publiziert. Unser Ziel war eine Erfassung und Schätzung der Artenvielfalt, ein Vergleich der
Tagfalterdiversität zwischen Habitattypen, sowie ein Vergleich mit den Vorjahren. Durch diese Arbeit konnte
bestätigt werden, dass ein großer Diversitätsverlust in stark bewirtschafteten Gebieten entsteht, während die
größte Diversität in naturbelassenen Habitaten zu finden ist. Es konnte ebenfalls bestätigt werden, dass auch eine
geringe bzw. früher zurückliegende Landnutzung einen Einfluss auf die bestehende Tagfaltervielfalt hat. Die
Artenzusammensetzung von solchen gering genutzten Gebieten gleicht eher derjenigen in stark genutzten
Gebieten. Die stark und weniger stark bewirtschaften Gebiete sind durch einige wenige dominante Arten, die in
großer Individuenzahl auftreten, gekennzeichnet. Der Primärwald hingegen weist eine große Artendiversität von
Tagfaltern auf. Weiters konnten 19 neue Arten für die Region La Gamba nachgewiesen werden.
Einleitung
Bereits in den Jahren 2006 und 2007 wurden in der Nähe der Tropenstation La Gamba
Untersuchungen zur Diversität der Tagfalter im Piedras Blancas Nationalpark und seiner
Umgebung durchgeführt.
Die vorliegenden Untersuchungen befassen sich mit Tagfaltern der Familien der Papilionidae,
Nymphalidae, Riodinidae, Pieridae und Lycaenidae. In beiden Jahren wurde an mehreren
Standorten in verschiedenen Habitaten und Landnutzungstypen Tagfalter aufgenommen. In
den beiden Jahren wurden insgesamt 118 Spezies festgestellt und eine Abschätzung der
gesamten Artenvielfalt auf Basis der gesammelten Daten mit ICE und Chao2
(inzidenzbasierte Schätzer) ergab Werte von 150 bis 200 Tagfalterarten, die in La Gamba zu
erwarten sind. Auf Basis der Landnutzung ergaben sich Unterschiede in Artenvielfalt und
Artenzusammensetzung. (siehe FIEDLER &WIEMERS 2008)
Die Untersuchung 2009 sollte das Arteninventar weiter ergänzen und versuchen, die
vorliegenden Schätzungen zu präzisieren. Auch die Diversitätsunterschiede zwischen den
einzelnen Habitattypen wurden wiederum untersucht.
Material und Methoden
Die Untersuchung wurde durchgeführt vom 24. bis 27. Februar 2009 während der
Trockenzeit. Das untersuchte Gebiet befindet sich in der Nähe der Forschungsstation La
Gamba, im Esquinas Regenwald in der Region Golfo Dulce, Costa Rica.
Die Daten wurden an verschiedenen Standorten im Primär- und Sekundärwald, sowie im
Kulturland erhoben. Die Primärwaldstandorte befinden sich in der Nähe der Esquinas-Lodge
entlang von Trails: Waterfall-Trail, Ozelot-Trail, Riverbed-Trail, La Trocha-Trail und Teile
des Fila-Trails. Die Sekundärwald-Standorte befinden sich entlang des Bird-Trails und Teilen
des Fila-Trails, ebenfalls in der Nähe der Esquinas-Lodge, sowie im Galeriewald entlang des
Flusses La Gamba. Kulturland-Standorte befinden sich auf Ölpalmenplantagen und Weiden
gegenüber der Tropenstation, im Garten der Tropenstation und Esquinas-Lodge, als auch
entlang von Wegrändern in Richtung des Dorfes La Gamba.
Die Datenaufnahme wurde in Gruppen von 2 bis 4 Personen durchgeführt. Dabei wurden in
Zeitintervallen von 15 Minuten Tagfalter gefangen und entweder soweit möglich vor Ort
bestimmt, oder zur späteren Bestimmung gesammelt. Als Bestimmungsliteratur wurde
DEVRIES (1987 & 1997) verwendet.
Es wurden in den Samplingintervallen die am jeweiligen Standort gesichteten Arten, sowie
deren Individuenzahlen notiert. Somit wurden nicht nur Presence/Absence-Daten, sondern
auch Abundanz-Daten gesammelt.
Zur Auswertung der gesammelten Daten wurden die Programme EstimateS und Primer
verwendet.
Durch das Sammeln von Tagfaltern im Freiland kann immer nur ein Teil der tatsächlich
vorhandenen Arten erfasst werden. Insbesondere tritt dieses Problem im Primärwald auf, wo
die Artendiversität sehr hoch ist, aber die Individuenzahl pro Art gering ist. Zudem fliegen
sehr viele Tagfalter im Kronendach und sind somit schwer zu fangen. Das Programm
EstimateS erlaubt es, anhand der gesammelten Daten eine Schätzung der voraussichtlichen
Artenzahl vorzunehmen.
2/8
Um einen Vergleich der einzelnen Habitate und Landnutzungstypen zu erhalten, wurde mit
dem Programm Primer gearbeitet. Weiters wurden die Daten aus diesem Jahr mit den Daten
aus 2006 und 2007 verglichen.
Ergebnisse
2009 wurden 65 Tagfalterarten gezählt, gemeinsam mit den Ergebnissen aus 2006 und 2007
ergeben sich 141 in La Gamba festgestellte Arten, davon 18 neue Arten im Jahr 2009.
Ergebnis der Auswertung mit EstimateS
La Gamba 2009
160
Sobs (Mao
Tau)
140
ACE Mean
Artenzahl
120
100
ICE Mean
80
60
Chao 1 Mean
40
20
Chao 2 Mean
0
1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51 56 61 66 71 76 81 86 91 96
Samples
Graphik 1: Artenakkumulationskurven für La Gamba 2009
Jahr
Sobs
ACE
ICE
Chao 1
Chao1 SD
Chao 2
Kulturland
2009
24
47.2
46.3
84.5
71.1
87.8
Sekundärwald
2009
19
27.3
31.6
35
16.5
35.7
Primärwald
2009
37
65.5
71.9
67.1
19.3
70.3
La Gamba Gesamt
2006
2007
2009
83
83
65
133.4
124.3 143.1 129.1
138.1
38.8
113.6 179.8 147.5
2006+2007 2007+2009
118
109
179.6
190.2
180.5
28.7
182.5
Chao2 SD 38.6
14.8
21.0
13.6
43.4
43.1
23.9
28.7
Tabelle 1: Auswertungsergebnisse mit EstimateS: Sobs = Species Observed; ACE,Chao1 = abundanzbasierte Estimator; ICE,
Chao2 = inzidenzbasierte Estimator; SD = Standardabweichung (standard deviation)
Insgesamt wurden 2009 in La Gamba 65 Arten beobachtet, die Extrapolation mit den
inzidenzbasierten Schätzern ICE und Chao 2 ergibt Schätzwerte, die größenordnungsmäßig
mit denen von 2006 und 2007 vergleichbar sind. Zudem wurden auch die abundanzbasierten
Estimator ACE und Chao 1 benutzt. Beide Methoden liefern vergleichbare Ergebnisse.
3/8
Für das Kulturland ergeben sich mit Chao 1 und 2 sehr hohe Werte mit großer
Standardabweichung und Konfidenzintervall (CI Chao1 95% upperbound = 399,34), das
Ergebnis entspricht weder der Erwartung, noch ist es als zuverlässig zu betrachten.
Ergebnis der Auswertung mit Primer
Um einen Einblick in die Beta-Diversität zu erhalten wurde das Programm PRIMER
verwendet. Mit Hilfe dessen kann man die Artenzusammensetzung der einzelnen Habitate
sowie die Landnutzungstypen miteinander vergleichen.
Als erstes wurde mittels Excel eine Liste der Daten erstellt, und mittels PRIMER eine
standardisierte Bray-Curtis Similarity Matrix berechnet. Anschließend wurde eine Graphik
mittels Non-Metric Multidimensional Scaling (NMDS) erstellt.
Stress: 0
Kammwald
Galleriewald
Wegrand
Garten
Weide
Sekundärwald
Ölpalmenplantage
Schluchtwald
Graphik 2: NMDS der Habitattypen
Anhand dieser NMDS-Graphik lässt sich erkennen, dass die Habitat-Typen Galeriewald,
Ölpalmenplantage, Garten, Wegrand, Weide und Sekundärwald miteinander clustern. Da der
Hauptzusammenhang auf der x-Achse liegt und auf dieser ungenutzte bzw. genutzte
Habitattypen voneinander getrennte Cluster bilden, ist vermutlich eine Relation mit der
Nutzungsform gegeben. Kamm- und Schluchtwald sind nicht anthropogen beeinflusste
Habitate, während der Rest in irgendeiner Form unter dem Einfluss des Menschen steht.
Ölpalmenplantage, Garten, Wegrand und Weide sind offensichtlich stark genutzte
Habitattypen. Obwohl Galerie- und Sekundärwald mittlerweile ungenutzte Gebiete sind, die
jedoch einst vom Menschen bewirtschaftet wurden, ähneln diese Typen in der
Artenzusammensetzung den oben genannten. Diese hypothetische Auftrennung wurde nun
mit dem ANOSIM-Test auf Signifikanz überprüft. Dieser Test wurde mit den zwei folgenden
ausgewählten Faktoren durchgeführt: Nutzung und Jahr. Für den Vergleich der Jahre
untereinander werden nur die Daten aus 2007 und 2009 verwendet, da die Daten aus dem Jahr
2006 nicht in 15 Minuten Intervallen aufgenommen wurden, sondern tageweise. In diesem
Teil der Arbeit wollen wir die Daten 2006 außer Acht lassen, da wir die aktuellen Daten,
sonst transformieren müssten, was einen Verlust an Genauigkeit bewirken würde. Außerdem
wurden diese bereits in der Arbeit von Fiedler&Wiemers ausgewertet. Als Ergebnis erhält
man für den Vergleich der Nutzung ein Signifikanzlevel von 0,2% (Global R: 0,727), womit
die aufgestellte Hypothese bestätigt wird. Der Vergleich der beiden Jahre zeigt ein
Signifikanzlevel von 11,1% (Global R: 0,271). Somit ist es legitim, dass die beiden Jahre
4/8
verglichen werden.
Um die Ähnlichkeiten der Tagfalterdiversität in verschieden intensiv genutzten Habitattypen
zu vergleichen, wurde eine SIMPER-Analyse durchgeführt (Tab. 2).
Ähnlichkeiten nach der Landnutzung in Jahren getrennt
2007
intensive
geringe
keine
51,25
20,56
Average
similarity
intensive
46,34
2009
geringe
40,00
keine
18,00
Tabelle 2: Ähnlichkeiten nach der Landnutzung
Für geringe Nutzung 2007 konnte kein Wert berechnet werden, da für diese Methode der
Analyse zu wenige Stichproben vorhanden waren. Trotzdem lässt sich anhand dieser Tabelle
erkennen, dass sich intensiver genutzte Standorte in der Artenzusammensetzung ähnlicher
sind als weniger intensiv genutzte. Gering genutzte Standorte aus dem Jahr 2009 ähneln sich
in der Artenzusammensetzung ebenfalls mehr als ungenutzte Standorte. Dieses Ergebnis
spiegelt sich in beiden Jahren wider. Im direkten Vergleich der Nutzungstypen miteinander
kommt man zu folgendem Ergebnis:
Vergleich der Standorte miteinander 2007
Intensive / keine
Average dissimilarity 91,98
intensiv/ geringe
66,38
Geringe/Keine
82,59
intensiv/ geringe
53,02
Geringe/Keine
83,26
Tabelle 3: Vergleich der Standorte miteinander 2007
Vergleich der Standorte miteinander 2009
Intensive / keine
Average dissimilarity 90,36
Tabelle 4: Vergleich der Standorte miteinander 2009
Es zeigt sich, dass Habitattypen mit den größten Unterschieden in der Landnutzung auch die
größten Unterschiede in der Artenzusammensetzung aufweisen.
Mittels dieser Analyse lässt sich auch feststellen, dass eine Ähnlichkeit zwischen den
vorherrschenden Arten aus intensiv und weniger genutzten Gebieten besteht.
In den intensiv genutzten Landflächen zeigt sich eine deutliche Dominanz von einigen
wenigen Arten, die jedoch in großer Individuenzahl vorkommen.
Vergleich der Standorte miteinander 2007 und 2009
Intensive 07/09
Geringe 07/09
67,05
Average dissimilarity 53,98
Keine 07/09
69,78
Tabelle 5: Vergleich der Standorte der Jahre 2007 und 2009 nach Nutzung
Hierbei zeigt sich, dass in der Kategorie intensive Nutzung ein kleinerer Unterschied besteht,
als bei keiner Nutzung. Dies deutet auf eine geringere Diversität von Tagfalterarten in stark
genutzten Gebieten hin. Während ungestörte Habitate einen hohen Wert aufweisen. Dies liegt
vermutlich an der größeren Vielfalt, so dass in den beiden Vergleichsjahren eine größere
Vielfalt an Arten gefunden worden ist, während in intensiv genutzten Habitaten weniger, aber
dafür häufigere Arten gefunden worden sind.
5/8
Diskussion
Vom Menschen stark beeinflusste Habitate weisen relativ wenig Tagfalterarten auf, wie
bereits durch die Arbeit von FIEDLER & WIEMERS (2008), die Daten aus La Gamba der Jahre
2006 und 2007 untersucht haben, gezeigt wurde.
Die geschätzten Artenzahlen für Sekundärwaldstandorte liegen 2009 deutlich unter denen für
ungestörte Primärwaldstandorte. Im Sekundärwald wurden mit Chao 2 35,7 Arten geschätzt,
im Primärwald 70,3. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in den tatsächlich beobachteten
Arten wieder, je 19 bzw. 37 Arten wurden beobachtet. Im Primärwald liegen die Ergebnisse
unter den auf den Ergebnissen von 2006 und 2007 basierenden Erwartungen, es wurden 2009
auch weniger Arten im Primärwald nachgewiesen. Bei der gemeinsamen Auswertung der
Daten von 2007 und 2009 ergibt sich die bislang höchste Schätzung von 190 Tagfalterarten,
der Schätzwert nähert sich somit den auf der Literatur basierenden Erwartungen an.
Der Vergleich der häufigsten gefundenen Arten der einzelnen Jahre zeigt, dass 2009 ähnliche
Ergebnisse erzielt wurden:Für das Jahr 2007 Cissia hermes, Anartia jatrophe, Anartia fatima
und das Jahr 2009 Anartia jatrophe, Anartia fatima und. Cissia hermes Schon anhand dieses
einfachen Vergleichs sieht man, dass eine Ähnlichkeit der Daten besteht. Dieser Vergleich
sagt allerdings noch nichts über die tatsächliche Ähnlichkeit der Diversität der beiden Jahre
aus.
Der Grund für die große Häufigkeit von Anartia jatrophe, Anartia fatima und Cissia hermes
ist, dass sie Offenlandarten sind. Dieses Ergebnis war zu erwarten, da laut DEVRIES (1987 &
1997) diese drei Arten in großer Anzahl zu finden sind. Ebenso wurde dies bereits durch die
Studie von FIEDLER & WIEMERS (2008) belegt.
Die Diversität von Tagfaltern zwischen den anthropogen genutzten Gebieten ist ähnlich,
daher ähnelt die Artenzusammensetzung des Galerie- und Sekundärwaldes sehr derjenigen in
intensiv genutzten Gebieten, während im Kamm- und Schluchtwald eine andere Artengarnitur
dominiert.
Dominante Arten bei intensiver Nutzung sind Anartia jatrophae, Anartia fatima und Cissia
hermes bei geringer Nutzung ebenfalls Anartia jatrophae sowie Cissia hermes und in
ungenutzten Habitattypen sind Philaetria dido, Heliconius pachinus und Thecla galliena die
am häufigsten festgestellten Arten.
In den mehr oder weniger intensiv genutzten Gebieten besteht eine deutliche Ähnlichkeit der
Artenzusammensetzung, es gibt einige wenige dominante Arten, die aus dem Offenland
stammen und in großer Individuenzahl vorkommen. In den naturbelassenen Gebieten, Kammund Schluchtwald, ist die Artenzusammensetzung viel diverser, man findet eine Vielzahl an
verschiedenen Arten, jedoch nur wenige Individuen derselbigen. Obwohl der Sekundärwald
in unmittelbarer Nachbarschaft zum Primärwald steht und man dadurch eine Wanderung der
Arten aus Primärwald zu Sekundärwald vermuten könnte, besteht eine größere Ähnlichkeit
der Arten mit denjenigen aus intensiv genutzen Gebieten. Dies lässt sich aus den Daten der
SIMPER-Analyse ablesen. Daraus ergibt sich die Hypothese, dass wenige dominante Arten,
die in anthropogen beeinflussten Gebieten vorherrschen, mit den Bedingungen in den
sogenannten Sekundärwäldern besser zu Recht kommen, als diejenigen Arten des Kamm- und
Schluchtwaldes. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sekundärwaldstandorte offenbar
bessere Lebensbedingungen für Offenlandarten, also Arten, die in intensiv genutzten Gebieten
dominieren, bieten.
6/8
Vermutlich wird es noch einige Jahrzehnte oder länger dauern, bis sich Galerie- und
Sekundärwald komplett von der einstigen Nutzung erholen werden und dort wieder eine
ähnliche Artenvielvalt und –zusammensetzung wie im Primärwald gefunden werden kann.
Danksagung
Unser Dank gilt unserem Betreuer Dr. Martin Wiemers, der uns eine wissenschaftliche und
moralische Stütze war.☺☺☺
Literatur
FIEDLER K. & WIEMERS M. (2008): Butterfly Diversity of the Piedras Blancas National Park
and its vicinity – a preliminary assessment (Lepidoptera: Papilionoidea & Hesperioidea). - In:
WEISSENHOFER A. (2008): Natural and Cultural History of the Golfo Dulce Region, Costa
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Nymphalidae. – Princeton University Press, Chichester
DEVRIES P. J. (1997): The Butterflies of Costa Rica, Volume II: Riodinidae. – Princeton
University Press, Chichester
7/8
Anhang
Tabelle I: Neu beobachtete Arten 2009
Familie
Gattung
Lycaenidae Strymon
Nymphalidae Caligo
Cissia
Danaus
Dione
Heliconius
Historis
Hypothyris
Oleria
Papilionidae Parides
Parides
Pieridae
Ascia
Phoebis
Riodinidae
Anteros
Calospila
Esthemopsis
Phaenochitonia
Uraniidae
Alcides
Art
basilides
atreus
renata
gilippus
moneta
charitonius
odius
euclea
paula
erithalion
iphidamas
limona
arganthe
allectus
cilissa
clonia
ignicauda
fulgens
8/8
Blütenbesuch und Pollensammelverhalten von Heliconius
Faltern auf Gurania macoyana/Psiguria sp.
300449 PP Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica Projektpraktikum: Habitat- und Ressourcennutzung blütenbesuchender Insekten (wie
Tagfalter und Prachtbienen) & Vögeln in tropischen Ökosystemen (WS08/09)
© Moritz Katz
Anita Freudmann, Matrikelnummer 0700210, Studienkennzahl A033 630
[email protected]
Florian Etl, Matrikelnummer 0003423 , Studienkennzahl A437
[email protected]
-1-
300449 PP Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica, WS 08/09
Blütenbesuch & Pollensammelverhalten von Heliconius Faltern auf Gurania macoyana und Psiguria sp.
Anita Freudmann, 0700210 & Florian Etl, 0003423
Zusammenfassung
Im Rahmen dieses Projektpraktikums wurden das Blütenbesuchs- und
Pollensammelverhalten von Heliconius Faltern auf Gurania makoyana und Psigura sp.
verglichen. Die Untersuchungen erfolgten im Sekundärwald um die Tropenstation La
Gamba (Costa Rica), wo Besuche an G. makoyana Blüten im Freiland beobachtet und
gefilmt wurden, um sie mit Videoaufnahmen einer Glashauspopulation zu vergleichen.
Dadurch wurden Unterschiede im Verhalten beim Blütenbesuch auf Blüten mit und ohne
Pollen sowie zwischen den beiden Arten charakterisiert. Mit den Freilanddaten über Zeit
und Anzahl der Blütenbesuche sowie Art der Blütenbesucher wurde ein Aktivitätsmuster
erstellt und die Abundanzen verglichen. Beobachtete Blütenbesucher waren Heliconius
pachinus, H. hecale sowie männliche und weibliche Kolibris (Thalurania colombica).
Im Bewegungsmuster beim Blütenbesuch zeigte sich kein signifikanter Unterschied
zwischen Psiguria sp und Gurania makoyana ohne Pollen. Bei Psiguria sp. mit Pollen
zeigt sich jedoch eine höhere Frequenz einer Auf- und Abbewegung des Rüssels, die dem
typischen Pollensammelverhalten (Krenn 2008) entspricht. Das Aktivitätsmuster der
Blütenbesucher im Freiland zeigte eine Verschiebung der Hauptaktivitätszeiten, indem
blütenbesuchende Kolibris frühmorgens und Heliconius erst im Zeitraum von 7 bis 12 Uhr
auftreten. Generell sind an Gurania makoyana Kolibris an den Blüten beider Geschlechter
sehr dominant. Die Erklärung hierfür lieferte die untersuchte Blütenmorphologie, wobei
ein Vergleich mit der Psiguria sp. (schmetterlingsbestäubt) verdeutlichte, dass HeliconiusFalter auf männlichen Blüten von G. makoyana vermutlich oft durch die verlängerten
Calyxlappen am Blütenbesuch gehindert werden. Für Gurania typische Tetradenpollen,
die im Pollenpräparat eines gefangenen Freilandtieres gefunden wurden, weisen aber
darauf hin, dass trotz dieser evolvierten Abwehrstrategie der männlichen Blüten auch
erfolgreiche Pollensammelbesuche auftreten dürften.
Abstract
Within this project the behavior of Heliconius butterflies during flower visitation as well as
pollen collecting behaviour on Gurania makoyana und Psigura sp. were compared.
This study took place in a secondary forest surrounding the tropical research station of La
Gamba (Costa Rica), where flower visits were observed and filmed to make a comparison
with video recordings of a greenhouse population. Therefore the behaviour of butterflies
on flowers with and without pollen as well as differences between the species were
-2-
300449 PP Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica, WS 08/09
Blütenbesuch & Pollensammelverhalten von Heliconius Faltern auf Gurania macoyana und Psiguria sp.
Anita Freudmann, 0700210 & Florian Etl, 0003423
characterized and compared. An activity pattern was made with data collected in the field,
and abundances were compared. Observed flower visitors were Heliconius pachinus, H.
hecale as well as male and female hummingbirds (Thalurania colombica).
No significant difference was found between behavior during flower visits on Psiguria sp.
and Gurania makoyana without pollen. But on Psiguria sp. with pollen, a higher
frequency of up-and-down movements of the butterfly’s proboscis was observed, that is
described as a typical pollen feeding behaviour (Krenn 2008).
The activity pattern shows shiftings of main activity, as hummingbirds visit flowers in the
early morning hours and Heliconius only visits at later times between 7 and 12. Generally,
hummingbirds of both sexes are very dominant on Gurania makoyana. An explanation is
found in the flower morphology: a comparison with Psiguria sp. (butterfly pollinated)
shows that flower visits of Heliconius on male G. makoyana flowers will most likely fail
due to the elongated calyx lobes. Tetrad shaped pollen, characteristic for Gurania flowers,
which were found in a pollen sample of an outdoor individual suggest successful pollen
collecting visits despite the evolved resistance strategy of male flowers.
Keywords: Heliconius, Gurania, Psiguria, pollen processing, videoanalysis
Einleitung
Falter der Gattung Heliconius (Fam. Nymphalidae, Ufam. Heliconiinae, Tribus
Heliconiini) nutzen nicht nur Blütennektar als Nahrungsquelle, sondern sammeln auch
aktiv Pollen an verschiedenen Pflanzen und verwenden diesen als Quelle von Proteinen
und Aminosäuren. (Gilbert 1972, Boggs 1981, Estrada & Jiggins 2002). Bei dieser
einzigartigen Verhaltensweise wird der Pollen auf dem basalen Drittel des Rüssels
akkumuliert (Boggs et al. 1981). Im Vergleich zu anderen Heliconiinae ist der Rüssel dieser
pollensammelnden Schmetterlinge länger und der proximale Abschnitt besitzt lange
Sensillen, die vermutlich der Entnahme der Pollenkörner dienen und auch Information
über die Größe des Pollenpakets liefern könnten (Krenn & Penz 1998). Das
Blütenbesuchsverhalten dieser Arten unterscheidet sich in Bezug auf Zeit und Dauer von
den Suchbewegungen anderer Arten, da Heliconius Falter sich weitaus länger auf den
Blüten aufhalten und Stocherbewegungen mit dem Rüssel ausführen.
Durch diese Bewegungen akkumuliert sich der Pollen, der mithilfe einer speichelähnlichen
Flüssigkeit außen am Rüssel kleben bleibt (Penz & Krenn 2000). Es folgt eine spezielle
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Blütenbesuch & Pollensammelverhalten von Heliconius Faltern auf Gurania macoyana und Psiguria sp.
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Verhaltensweise der Pollenverarbeitung (pollen processing), die durch teilweise
stundenlang wiederholtes Ein- und Ausrollen des Rüssels charakterisiert ist (Gilbert 1972
und 1975, Boggs 1987). Dabei wird ebenfalls eine klare, speichelähnliche Flüssigkeit durch
die Rüsselspitze abgegeben und immer wieder erneut aufgenommen. Mithilfe dieser
proteasehaltigen Flüssigkeit (Eberhard et al. 2007) ist Heliconius wahrscheinlich
imstande, die Aminosäuren aus dem Pollen zu extrahieren (O’Brien et al. 2003), welche
unter anderem als Schlüssel für die erhöhte Eiproduktion und die verlängerte Lebensdauer
von bis zu 6-8 Monaten angesehen werden (Mallet et al., 1998). Während Blütenbesuchen,
die dem Pollensammeln dienen, kratzt der Schmetterling wiederholt mit der Rüsselspitze
mittels kurzen, ruckartigen Stocherbewegungen über die Antheren, wobei der Rüssel nur
selten tief in die Kronröhre eingeführt wird, um an den Nektar zu gelangen (Gilbert, 1972).
Nun stellt sich die Frage, ob dieses Verhaltensmuster durch die Anwesenheit von Pollen
ausgelöst wird oder auch bei reinen Nektarblüten durchgeführt wird. Um dies
herauszufinden, sollten die Besuche auf weiblichen und männlichen Blüten von Gurania
makoyana in der Tropenstation La Gamba im Piedras Blancas Nationalpark von Costa
Rica als auch auf Psiguria sp. untersucht werden, da diese tropischen Cucurbitaceae
wichtige Pollenquellen für Heliconius sind. Die Blütenbesuche sollten mittels Videoanalyse
ausgewertet und miteinander verglichen werden. Dadurch sollte ersichtlich werden, ob
beim Nektartrinken andere charakterisierbare Rüsselbewegungsmuster durchgeführt
werden als beim Pollensammeln.
Gurania und Psiguria (Familie Cucurbitaceae, Unterfamilie Cucurbitoideae, Tribus
Melothrieae) sind zwei nahe verwandte Arten, die primär durch die Calyxfarbe
unterschieden werden und lange für diözisch gehalten wurden.
Condon und Gilbert entdeckten 1988 , dass die Pflanzen beider Gattungen monözisch sind,
aber männliche und weibliche Blüten zu unterschiedlichen Zeiten produzieren, wobei bei
diesem Geschlechterwechsel ein intrasaisonaler sowie ein größenabhängiger Sex Change
unterschieden werden.
Diese nahverwandten Lianen haben sich jedoch in Bezug auf ihre Bestäuber in
unterschiedliche Richtungen entwickelt. Psiguria verfügt über zugängliche Ressourcen für
Heliconius Falter und wird von diesen auch häufig besucht.
Wie Murawski & Gilbert 1986 zeigten, wird bei Psiguria durch Schmetterlinge ein größerer
Bestäubungserfolg erzielt.
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Obwohl Kolibris nicht mechanisch ausgeschlossen werden, scheinen sie hier nicht gut mit
den Schmetterlingen konkurrieren zu können. Bei manchen Gurania ohne Vorrichtungen
zum Ausschluss von Heliconius scheint es, dass sowohl Kolibris als auch Schmetterlinge
wichtige Bestäuber sein können. Bei einer peruanischen Gurania wiederum werden
Schmetterlinge nicht nur mithilfe von Kelchlappen wie bei G. levyana syn. makoyana
ausgeschlossen, sondern die Blüte öffnet sich nicht einmal, so
dass nur die Vögel in die Blüte vordringen können und
Heliconius Falter auf diese Weise völlig an der Pollenentnahme
gehindert werden. (Gilbert 1983).
Obwohl die legitimen Bestäuber von G. makoyana vermutlich
Kolibris sind, und die männlichen Blüten durch die langen
Kelchlappen schwer für Schmetterlinge zugänglich zu sein
scheinen, werden die Blüten dieser Pflanze auch von Heliconius
Abb. 1) Männliche Infloreszenz von
G. makoyana © Anita Freudmann
besucht. Es galt herauszufinden, wie gut diese Abwehr funktioniert und welche Strategien
der Konkurrenzvermeidung auftreten. Um diese Fragen zu beantworten, sollte die
Blütenmorphologie verglichen sowie ein Aktivitätsmuster der Blütenbesucher erstellt
werden.
Material und Methoden
Untersuchungsgebiet:
Die Untersuchungen wurden im Esquinas-Wald (”Regenwald der Österreicher”), einem
Tieflandregenwald an der pazifischen Seite im Süden von Costa Rica, östlich des Golfo
Dulce, knapp an der Grenze zu Panama durchgeführt. Die Wälder um den Golfo Dulce
stellen die nördlichsten noch erhaltenen Tieflandregenwälder an der pazifischen Küste
Mittelamerikas dar. Die jährliche Niederschlagsmenge, wahrscheinlich mehr als 5.000
mm, ist relativ gleichmäßig über das Jahr verteilt. Nur in den Monaten Jänner bis März
kann von einer Trockenzeit gesprochen werden (Hubert, 1996).Die Datenerhebung
erfolgte im Zeitraum vom 24. – 27.02.2009 in der Tropenstation La Gamba (8°45’ N,
83°10’ W; 81 m asl.) in einem Sekundärwald des Bosque Esquinas (Nationalpark Piedras
Blancas).
Zu Beginn der Freilanduntersuchungen wurden die Beobachtungsstandorte festgelegt.
Dazu wurden blühende Individuen beider Geschlechter von Gurania makoyana in für
Videoaufnahmen geeigneter Sichthöhe gesucht.
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Folgende 3 Standorte wurden ausgewählt:
1) Waldrand (weibliche Blüte auf 2 m Höhe) am Gelände der Esquinas
Rainforest Lodge (ehemaliger Ocelot Trail)
2) Bachlauf im Wald (männliche Blüte auf 10 m Höhe) am Gelände der
Esquinas Rainforest Lodge (ehemaliger Ocelot Trail)
3) Schluchtwald (männliche Blüte auf 3 m Höhe), Riverbed Trail
Blütenmorphologie und Pollenpräparat
Um die morphologischen Besonderheiten von Gurania makoyana zu erfassen, wurden
Blüten beider Geschlechter untersucht, analysiert und ein Blütendiagramm sowie
Blütenformel erstellt. Weiters wurden die Kronblätter (Petalen) und Kelchblätter (Sepalen)
abfotografiert und mithilfe eines Spektrometers (USB 2000 mit Deuterium/Halogen
Lichtquelle, Ocean Optics B.V./Duiven, The Netherlands) die UV-Reflektion gemessen.
Um zu sehen, ob der Zuckeranteil eher im für Kolibris oder Tagfalter typischen Bereich
liegt, wurde eine Zuckergehaltsbestimmung des Nektars von G. makoyana durchgeführt,
indem aus der weiblichen Blüte mithilfe einer Glaskapillare Nektar entnommen und
mittels Refraktometer (Bellingham & Stanley) der Brechungsindex abgelesen wurde.
Psiguria sp. wurde im Untersuchungsgebiet nicht vorgefunden. Eine Recherche mithilfe
der INBio Datenbank „Atta“ ergab in der Region von Golfito nur folgende Vorkommen:
Search Results
Family
Species
Latitude Longitude
Site Description
Psiguria
Cucurbitaceae
warscewiczii
8:34
-83:31
Estacion Los Patos, Cerro de Oro. Vegetacion riparia.
Cucurbitaceae
Psiguria
warscewiczii
8:38
-83:28
La Palma. Centro del pueblo, a 50 msnm
Cucurbitaceae
Psiguria
warscewiczii
8:28
-83:35
Sirena. Monkey Woods, 10 msnm
Cucurbitaceae
Psiguria
warscewiczii
8:28
-83:35
Sirena. Sendero Skyway, sector a 100 msnm
Cucurbitaceae
Psiguria
warscewiczii
8:39
-83:26
Cerro de Oro. Albergue Unioro, sector entre 100 y 200 msn
Da vom ortskundigen Botaniker Dr. Werner Huber bestätigt wurde, dass noch nie Psiguria
sp. in der Umgebung gesichtet wurde, erfolgte mittels Bildmaterial (Anna Hikl sowie Roxi
Steele) & Literatur (Heywood, V.H. 1978; Krings, A., Braham R. R., 2005) ein Vergleich
mit Gurania makoyana auf morphologische Unterschiede, die tabellarisch dargestellt
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wurden. Um weitere Vergleichsdaten in Bezug auf das Pollensammelverhalten zu
gewinnen, wurde auf Videoaufnahmen von blütenbesuchenden Heliconius-Faltern auf
Psiguria sp. zurückgegriffen, die von Anna Hikl 2008 im Rahmen ihrer Diplomarbeit im
Brackenridge Field Laboratory (University of Texas, Austin) aufgenommen wurden. Die
Blüten der beiden Pflanzen wurden in Bezug auf morphologische Unterschiede verglichen
und tabellarisch dargestellt.
Um herauszufinden, ob männliche Blüten von G. makoyana trotz der langen Kelchlappen
von Heliconius erfolgreich besucht werden, wurde mittels Schmetterlingnetz im Freiland
ein Individuum von H. hecale mit Pollen am Rüssel zur Herstellung eines Pollenpräparats
gefangen, das mikroskopisch auf Pollen von Gurania
oder Psiguria untersucht wurde. Zur Herstellung des
Pollenpräparats wurde mithilfe einer Stecknadel der
Pollen vom Rüssel entnommen und mit Glycerin
vermengt. Die Suspension wurde auf einen
Objektträger aufgetragen, mit einem Deckglas
versiegelt und mit Lack abgedichtet.
Anschließend wurde das Präparat durch ein
Durchlichtmikroskop (Nikon Eclipse 100) mittels
Abb 2) Heliconius ismenius mit Pollenpaket
am Rüssel © Anita Freudmann
Digitalkamera (Canon PowerShot SX110 IS) abfotografiert.
Die Identifikation der enthaltenen Pollen erfolgte mittels im Internet veröffentlichter
Abbildungen aus dem BCI Pollenatlas (Roubik, D. W. & Moreno, J. E., 1991).
Blütenbesuchende Arten und Aktivitätsmuster
Über einen Zeitraum von insgesamt 3 Tagen wurden die Blüten an den oben angeführten
Standorten zur Bestimmung der besuchenden Heliconius Arten und der Beobachtung
einer möglichen Konkurrenz zu Kolibris von jeweils 06:00 – 12:30 an zwei Tagen
beobachtet, wobei bei jedem Blütenbesuch die Zeit notiert und der Besucher mittels
Bestimmungsliteratur (DeVries, P. 1987) und fachkundiger Unterstützung von Anna Hikl
und Isabell Riedl identifiziert wurde.
Alle gesammelten Daten wurden mithilfe von Microsoft Excel erfasst. Für jeden Standort
wurden die Blütenbesuche tabellarisch nach Zeit dargestellt. Zur Verdeutlichung der
Abundanzen wurde die Anzahl blütenbesuchender Kolibris und Falter für jede Blüte als
Balkendiagramm dargestellt.
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Zur Ermittlung des Aktivitätsmusters wurden die Besuche auf jeder Blüte in 30 minIntervalle umgerechnet und das arithmetische Mittel über den Beobachtungszeitraum
berechnet. Die Darstellung erfolgte als Liniendiagramm.
Zur Verdeutlichung der Abundanzen der besuchenden Arten von G. makoyana wurde das
arithmetische Mittel über den gesamten Beobachtungszeitraum berechnet, wobei hier
keine Trennung nach Blütengeschlecht erfolgte. Es erfolgte eine graphische Darstellung als
Balkendiagramm.
Vergleich der Unterschiede in der Frequenz der Auf-und Abbewegung des
Rüssels
An Standort 1 und 3 wurden die ausgewählten Blüten zusätzlich zur Beobachtung mit dem
freien Auge über den gesamten Beobachtungszeitraum durchgehend mit einer auf einem
Stativ angebrachten Videokamera (JVC GZ-MG37E Hard Disc Camcorder) gefilmt. Die
Blüte auf Standort 2 wurde aufgrund der Höhe mithilfe eines Fernglases (Minox 8x42)
beobachtet.
Das von Anna Hikl zur Verfügung gestellte Material von Glashauspopulationen von
Heliconius cydno und H. melpomene des Brackenridge Field Laboratory (University of
Texas, Austin) auf Psiguria sp. bestand aus mehreren im Glashaus aufgenommenen
Videoaufnahmen. Sowohl die Freilandaufnahmen als auch jene aus dem Glashaus wurden
auf die Blütenbesuche zusammengeschnitten (Adobe Premiere Pro).
Mit den einzelnen Sequenzen erfolgte eine Videoanalyse mittels “The Observer XT” (©
2005 Noldus Information Technology), einer Software zur Videoanalyse und zum
Beschreiben und Vergleichen von Verhaltensweisen (Noldus 1991). Für die im folgenden 3
angeführten Kategorien von Verhaltensweisen wurde ein Codierungsschema erstellt. Die
ausgewählten Verhaltensweisen wurden als State Events codiert, die jeweils einen
Anfangs- und Endzeitpunkt besitzen, um Information über die gesamte Verhaltensdauer
zu erlangen.
•
Als Landung und Abflug wurden die Zeitpunkte beschrieben, zu denen der
Schmetterling vollständig auf der Blüte zu sitzen kommt beziehungsweise an
denen er die Blüte verlässt. Der Zeitraum dazwischen wird nach Kunte
(2007) als Handling Time definiert.
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•
Explorationszeit (jegliche Verhaltensweisen im Zeitraum zwischen Landung
und Abflug, exklusive Pollensammeln oder Nektartrinken)
•
Auf/Ab-Bewegung des Rüssels (Rüssel befindet sich in der Kronröhre der
Blüte und wird auf- und ab bewegt; Für „auf“ und „ab“ wurde jeweils eine
eigene Marke gesetzt).
Mittels Aufenthaltsdauer und der Häufigkeit der ausgeführten Bewegungen wurden
Unterschiede im Blütenbesuchsverhalten in Bezug auf Pollensammeln oder Nektartrinken
untersucht, wobei die „Rate per minute“ die Frequenz der Auf- und Ab-Bewegungen
bezogen auf die Handling Time angibt. Die statistische Auswertung der Verhaltensweisen
erfolgte mittels Import der Datensätze aus dem Noldus Observer in die Statistiksoftware
SPSS 11.0. Es wurde ein U-Test nach Mann-Whitney durchgeführt, um auf Unterschiede
zwischen der Häufigkeit von Blütenbesuchen auf den beiden Pflanzen mit und ohne Pollen
sowie in der Frequenz der Auf- und Abbewegungen des Rüssels zu testen.
Ergebnisse
Blütenmorphologie und Pollenpräparat
Bei Gurania makoyana liegen die männlichen Blüten als Pseudanthium vor, indem auf
einer Infloreszenz alle Blüten durch die gestauchten Blütenteile scheinbar aus einem Punkt
entspringen. Die weiblichen Blüten hängen an einer traubenartigen Infloreszenz und
besitzen synsepale und synpetale Blüten. Calyx und Corolla sind ebenfalls miteinander
verwachsen. Die 5-zähligen radiärsymmetrischen Blüten besitzen rot-orange, zu einem
spitzen Sporn zusammenlaufende Sepalen. Die weniger als halb so großen Petalen sind
gelb.
Die Zuckergehaltsmessung des Nektars von Gurania makoyana ergab 13 % (w/w)
UV-Messung der Blüte: Keine Reflektion im Bereich von 1 – 380 nm.
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Blütenvergleich:
Parameter
G. makoyana ♂
Zugänglichkeit
für Heliconius
G. makoyana ♀
Psiguria sp. ♂
Psiguria sp. ♀
Erschwert durch lange Zugänglich
Calyx-Lappen
Zugänglich
Zugänglich
Pollen
Ja
Nein
Ja
Nein, mögliche
Pollenmimikry
durch gelbe
Fruchtblätter
Petalen
Synpetal
Synpetal,
Pollenmimikry
durch gelbe Petalen
Rötlich, orange
oder pink mit
gelben
Saftmalen.
Rötlich, orange oder
pink ohne Saftmale.
Sepalen
Synsepal, orange
Synsepal, orange
Synsepal, grün
Synsepal, grün
Corolla
Gelb, nur rudimentär
ausgebildet
Gelb,
möglicherweise
Pollenmimikry
Rötlich, orange oder
Rötlich, orange
pink mit auffälligem
oder pink mit
gelben Saftmalen Gynözium
Calyx
Rot-orange
Rot-Orange
Grün
Grün
Calyx-Lappen
Lange
Kelchlappen/Sporne
Ja, jedoch nicht so
lang wie bei der
männlichen Blüte
Nein
Nein
Abb 3) Habitus der Blüten, Blütenlängsschnitte sowie erstellte Blütendiagramme © Florian Etl:
Links ♀ Blüte, rechts ♂ Blüte von Gurania makoyana
Abb 4) Links: P. triphylla ♂, Mitte P. triphylla ♀, ©Roxi Steele.
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Rechts: G. makoyana ♀ und ♂ © Florian Etl
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Abb. 5) Mikroskopisches Pollenpräparat © Anita Freudmann
Links: Ausschnitt aus dem Gesamtpräparat mit verschiedenen Pollenkörnern ,
Rechts: Detailansicht der gefundenen Tetradenpollen (charakteristisch für Gurania und Psiguria)
Vergleichsbilder (aus Roubik, D. W., und Moreno, J. E. 1991. Pollen and Spores of Barro
Colorado Island):
Abb. 6)
Psiguria warscewiczi
Gurania coccinea syn. costaricensis
Gurania makoyana
Aufgrund der Auskunft von Dr. Werner Huber, nach der keine Psiguria im
Untersuchungsgebiet bekannt ist, dürfte es sich bei den im Präparat enthaltenen
Tetradenpollen um Gurania sp. handeln.
Blütenbesuchende Arten und Aktivitätsmuster
Beobachtete Blütenbesucher auf Gurania makoyana waren zwei verschiedene HeliconiusArten (H. pachinus, H. hecale) sowie männliche und weibliche Kolibris der Art Thalurania
colombica (Trochilidae).
Abb. 7) Heliconius pachinus
Abb. 8) Heliconius hecale
Abb. 9) Thalurania colombica
© Barry Zimmer
Abb. 7 und 8 beide aus DeVries, 1987.
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An der weiblichen Blüte dominieren frühmorgens Kolibris (T. colombica), ab 7 Uhr bis
Mittag erfolgen auch Blütenbesuche durch Heliconius, wie in Abb. 10 ersichtlich wird.
Abb. 10) Abundanzen der Blütenbesucher auf der weiblichen Blüte
von Gurania makoyana (Standort 1). Die Anzahl der Besuche pro 30’
Intervall (Y-Achse) wurde gegen die Besuchszeit (X-Achse) aufgetragen.
An einer der männlichen Blüten dominieren ebenfalls frühmorgens Kolibris (T.
colombica), ab 7 Uhr erfolgen bis Mittag auch hier Blütenbesuche durch Heliconius.
Abb. 11) Abundanzen der Blütenbesucher auf der männlichen Blüte von
Gurania makoyana (Standort 2). Die Anzahl der Besuche pro 30’ Intervall
(Y-Achse) wurde gegen die Besuchszeit (X-Achse) aufgetragen.
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Während an der zweiten männlichen Blüte wieder eindeutig die Kolibris dominieren,
wurde hier jedoch nur ein Falter über den zweitägigen Beobachtungszeitraum gesichtet.
Abb 12) Abundanzen der Blütenbesucher auf der männlichen Blüte von
Gurania makoyana (Standort 3). Die Anzahl der Besuche pro 30 min Intervall
(Y-Achse) wurde gegen die Besuchszeit (X-Achse) aufgetragen
Das Aktivitätsmuster in Abb. 13 zeigt die höhere Aktivität der Kolibris in den frühen
Morgenstunden, während Heliconius erst gegen 7 Uhr die Blüten anfliegt. Von 7:30 bis
etwa 9:30 überschneiden sich die Aktivitätszeiten, danach treten nur mehr einige Besuche
durch Heliconius auf.
Abb. 13) Aktivitätsmuster der blütenbesuchenden Arten auf weiblichen und
männlichen Blüten von G. makoyana, aufgetrennt nach Art sowie Blütengeschlecht.
Die Anzahl der Besuche pro 30 min Intervall (Y-Achse) wurde gegen die Besuchszeit (X-Achse) aufgetragen
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Die allgemeine Kolibridominanz an den Blüten von Gurania makoyana wird in Abb. 14
verdeutlicht. Im Beobachtungszeitraum von 6 Uhr morgens bis Mittags traten in Summe
durchschnittlich 13,6 Kolibribesuche auf, während Heliconius in Summe nur auf 5,5
Besuche kam.
Abb. 14) Abundanzen der blütenbesuchenden Arten auf G. makoyana
(ohne Miteinbeziehung des Blütengeschlechts). Die Anzahl der Besuche pro
30 min Intervall (Y-Achse) wurde gegen die Besuchszeit (X-Achse) aufgetragen.
Vergleich der Unterschiede in der Rüsselbewegungsfrequenz
Rate per minute of up-and-down proboscis movents
120
100
80
60
40
20
0
N=
8
3
Gurania sp. F NP
2
Psiguria sp. M P
Psiguria sp. M NP
Heliconius butterflies on observed plant species
Abb. 15) Frequenz von Rüsselbewegung (Auf und ab) auf den beiden untersuchten Pflanzenarten mit Pollen(P) und ohne
Pollen (NP). F/M bezeichnet das jeweilige Blütengeschlecht.
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Der U-Test nach Mann-Whitney ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen
Psiguria und Gurania ohne Pollen (Z-Wert= -1,429 und p=0,153). Bei Psiguria mit Pollen
zeigt sich jedoch, wie in Abb. 15) ersichtlich, eine erhöhte Frequenz der
Rüsselbewegungen, die auch anhand von der Screenshots aus der Videoanalyse-Software
(Abb. 16 und 17) verdeutlicht werden. Der U-Test von Psiguria mit Pollen gegen die
Gruppe ohne Pollen (Gurania und Psiguria zusammengefasst), ergab Z= -1,776 und
p=,076.
Abb. 16) Screenshot aus Noldus Observer, zeigt das codierte Verhalten an Blüten ohne Pollen
Der obige Screenshot zeigt die gesamte Aufenthaltsdauer auf der Blüte (orange), mit
kurzer Explorationsphase (pink) sowie Einführen des Rüssels in die Corolla, verweilen und
Herausziehen (violett). Es erfolgen keine Stocherbewegungen mit dem Rüssel.
Abb. 17) Screenshot aus Noldus Observer, zeigt das codierte Verhalten Blüten mit Pollen
Deutlicher Unterschied zur obigen Grafik in der Häufigkeit der Auf/Ab-Bewegungen:
Landung (oranger Balken), mit anschließender kurzer Explorationsphase (pink) und
häufigen Auf-/Ab-Bewegungen (häufig unterbrochener violetter Balken).
Diskussion
Blütenmorphologie und Pollenpräparat
Wie in den Abundanzgraphen der männlichen Blüten ersichtlich wird und auch von
Gilbert (1983) erwähnt, treten aufgrund der speziellen Blütenmorphologie von G.
makyoana nur wenige Besuche von Heliconius auf. Vermutlich hat Coevolution zwischen
Heliconius Faltern und diesen Kürbisgewächsen Merkmale in beiden geprägt (Gilbert
1986). Es scheint wahrscheinlich, dass diese Interaktion aus einem Kolibrisystem
evolvierte.
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Abb. 18) Idealisiertes Spezialisierungsschema von 6 verschiedenen Psiguria und Gurania Arten (aus Gilbert,
1986): Abbildung verdeutlicht die Entwicklung und Anpassung der Blüten an verschiedene Bestäuber.
Der Einfluss der Pollenentnahme scheint die Blütenevolution der Cucurbitaceae in
Richtung zweier verschiedener Bestäubungssyndrome geführt zu haben (siehe Abb. 18):
Einerseits gibt es einige Gurania Arten, die durch evolvierte Abwehrmerkmale gegen
Heliconius charakterisiert sind. Andererseits gibt es wiederum viele Psiguria und auch
einige Gurania, die sich auf Schmetterlinge spezialisiert haben. Diese
Schmetterlingsmerkmale inkludieren Anthese und Nektarproduktion am späteren
Morgen, sowie kleinere Blüten und Nektarmengen, die Vögel kaum noch belohnen, aber
für Schmetterlinge adequat sind (Gilbert 1986).
Psiguria hat sich offensichtlich hin zur Psychophilie entwickelt, da sie für Schmetterlinge
zugänglich ist und diesen auch eine Landefläche anbietet. Sie stellt Nektar sowie
aminosäurereichen Pollen zur Verfügung, während Heliconius erfolgreich die Bestäubung
übernimmt. Dieser Mutualismus resultiert in höherer Konstanz der adulten Populationen
aller beteiligten Arten (Gilbert 1977). Es wäre möglich, dass Gurania makoyana im Laufe
ihrer Evolution durch ihre besondere Blütenmorphologie einen Abwehrmechanismus
entwickelt hat, da sie ornithophil zu sein scheint und Schmetterlinge mithilfe der langen
Calyxlappen an der Pollenentnahme hindert, um die Sicherung einer erfolgreichen
Bestäubung durch Kolibris zu gewährleisten. Heliconius ist, sofern die Landung auf der
männlichen Blüte glückt, hier nur ein Pollendieb.
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Die Anflughäufigkeit von Heliconius auf G. makoyana ist gering, was durch persönlichem
Kommentar von Gilbert bestätigt wurde: Seiner Erfahrung nach nutzen Heliconius Falter
G. makoyana nicht im selben Ausmaß wie Psiguria oder auch die in Trinidad
vorkommende Gurania spinulosa, die durch kurze Calyxlappen einfacher zugänglich ist
(Kommentar in Bezug auf Populationsstudien im benachbarten Corcovado-Nationalpark).
Im Pollenpräparat wurden jedoch für Psiguria und Gurania typische Tetradenpollen
gefunden. Da jedoch im Untersuchungsgebiet keine Psiguria vorkommt, handelt es sich
bei dem im Präparat vorliegenden Pollen vermutlich um Gurania. Somit dürfte trotz der
Abwehrstrategie die Pollenentnahme durch Heliconius in einigen Fällen erfolgreich sein.
Es könnte sich hier allerdings auch um Gurania coccinea, syn. G. costaricensis, handeln,
die im Gegensatz zu G. makoyana keine langen Kelchlappen aufweist und somit für
Heliconius Falter leichter zugänglich ist. Jedoch war zum Zeitpunkt der Untersuchungen
auch kein Vorkommen dieser Art im näheren Umkreis bekannt.
Bei der weiblichen Blüte von G. makoyana ist weniger deutlich erkennbar, dass die Pflanze
eher auf Kolibris spezialisiert ist. Die weiblichen Blüten sind frei zugänglich und der
Zuckergehalt des Nektars von 13% ist für Schmetterlinge nutzbar. Laut Roberts (1996) liegt
die durchschnittliche Zuckerkonzentration im Nektar von Kolibriblüten bei 20-25%. G.
makoyana tendiert offensichtlich wie auch andere kolibribestäubte Pflanzen dazu, Nektar
mit relativ niedrigem Zuckergehalt anzubieten. Mögliche Ursachen dafür könnten die für
Kolibris einfachere Aufnahme von dünnflüssigem Nektar mit geringer
Zuckerkonzentration sein, oder Vermeidung der Nektarentnahme durch Bienen (Waser, N.
M. & Ollerton, J. 2006).
Durch den geringen Zuckergehalt des Nektars und der im Vergleich zur männlichen Blüte
vergleichsweise guten Zugänglichkeit für Schmetterlinge hat es den Anschein, dass der
Bestäubungserfolg durch den Besuch von Heliconius nicht negativ beeinträchtigt wird. Es
könnte sein, dass die Hauptproduktionszeit des Nektars bereits in den frühen
Morgenstunden stattfindet, aber auch zur Flugzeit von Heliconius noch geringe Mengen
vorhanden sind. Da es scheinbar bei der männlichen Blüte trotz der langen Kelchlappen
gelegentlich zur Pollenentnahme durch Heliconius kommt, wäre es denkbar, dass Gurania
es geschafft hat, von diesem Diebstahl noch zu profitieren und so in seltenen Fällen
vielleicht auch zusätzlich von Heliconius bestäubt wird, indem der Pollen doch noch auf
die Narbe der weiblichen Blüte gelangt.
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Bei den relativ auffälligen gelben Kronblättern könnte es sich ebenfalls wie bei Psiguria
um Pollenmimikry handeln. Da das Vorhandensein von Pollen für Kolibris nicht zur
Attraktivitätssteigerung der Blüte führt, wäre dies ein weiteres Indiz dafür, dass hier die
Spezialisierung auf eine einzige Bestäubergruppe nicht eindeutig definiert ist.
Dass die Blüte keine UV-Reflektion aufweist, spricht für eine Kolibriblüte, da diese
ultraviolettes Licht nicht wahrnehmen können (sie sehen allerdings nahe dem UVBereich).
Vergleich der Frequenz der Auf-und Abbewegung des Rüssels
Der durchgeführte U-Test kann aufgrund des geringen Stichprobenumfangs nicht als
zuverlässig gewertet werden, wurde aber durchgeführt, um Hinweise auf Unterschiede
beim Verhalten auf Blüten mit beziehungsweise ohne Pollen sowie zwischen den beiden
Arten zu erhalten. Die bei Psiguria mit Pollen auftretende hohe Frequenz der Auf- und AbBewegungen des Rüssels entspricht dem Pollensammelverhalten. Wie von Krenn (2008)
beschrieben, wird hier der Rüssel in die Blüte eingeführt und es folgen kurze
Stocherbewegungen, meist in Serien von 1-6 Bewegungen, wobei der Rüssel kurz gehoben
und sogleich wieder eingeführt wird, durch die der Pollen aus der Kronröhre geholt wird.
Die geringere Frequenzrate, die sowohl bei Gurania und Psiguria ohne Pollen auftrat,
verdeutlicht das Verhalten bei der Nektaraufnahme, während dieser der Schmetterling
mehr oder weniger still verharrt. Während der Nektar aus der Kronröhre gesaugt wird,
wird der Rüssel kurz ruhig gehalten. Sobald das Nektarangebot der Blüte erschöpft ist,
wird der Rüssel herausgezogen und der Schmetterling fliegt weiter zur nächsten Blüte
(Krenn 2008).
Die vielen kurzen Auf- Ab-Bewegungen konnten bei Blüten ohne Pollen nicht beobachtet
werden, allerdings war der Stichprobenumfang von n=2 hier sehr gering. Weitere
Datenerhebungen zur Erweiterung des Stichprobenumfangs wären wünschenswert, waren
aber aufgrund limitierender Faktoren, wie Zeit und Videomaterial von pollensammelnden
Faltern im Rahmen dieses Projektpraktikums nicht möglich.
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300449 PP Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica, WS 08/09
Blütenbesuch & Pollensammelverhalten von Heliconius Faltern auf Gurania macoyana und Psiguria sp.
Anita Freudmann, 0700210 & Florian Etl, 0003423
Aktivitätsmuster und Abundanzen
Wie in Abb. 14 ersichtlich, wird G. makoyana weitaus häufiger von Kolibris besucht als
von den Faltern. Offensichtlich wird bereits sehr früh morgens Nektar produziert, da die
Kolibris bereits vor Sonnenaufgang zu fliegen beginnen und bis zu 1,5 h vor den Faltern die
Blüten besuchen. Im Gegensatz dazu wird bei Psiguria Nektar erst später produziert
(Gilbert 1986).
Im Aktivitätsmuster der Blütenbesucher zeigt sich eine zeitliche Verschiebung der
Hauptaktivitätszeiten: Die Kolibris besuchen G. makoyana weitaus vor den
Schmetterlingen. Der Flugstart erfolgt bereits vor Sonnenaufgang ab Einsetzen der
Morgendämmerung (gegen 05:30, persönlicher Kommentar von Isabell Riedl),
wohingegen die ersten Anflüge von Heliconius erst gegen 07:15 erfolgen. Von 7 Uhr bis
etwa 10 Uhr erfolgen also zeitliche Überschneidungen der Blütenbesuche von Heliconius
als auch T. colombica. In diesem Zeitraum zeigte sich eine starke Territorialität seitens der
Kolibris, die blütenbesuchende Falter teilweise attackieren und von den Blüten vertreiben.
Die Blüte beider Geschlechter von G. makoyana werden von T. colombica besucht. Wie
bereits in der Diskussion der Blütenmorphologie in Bezug auf die Bestäuber erwähnt, wird
die weibliche Blüte aufgrund der kürzeren Calyxlappen auch von Heliconius besucht,
während Besuche auf den männlichen Blüten vermutlich an den verlängerten Calyxlappen
scheitern.
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Letzter Zugriff 20.04.2009
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300449 Projektpraktikum:
Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica Thema: Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln (Lepidoptera: Nymphalidae) Günther Klonner (0609271), Kirsten Palme (0706510) Praktikumsleitung/ Betreuung: Dipl.- Biol. Dr. Martin Wiemers
Dipl.- Biol. Dr. Johannes Spaethe
Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Summary Various butterflies possess polarizing wing patterns. Behavioural experiments have
shown that they are capable of sensing polarized reflectance in an image forming
way. As recently suggested, this visual modality might be used by butterflies as a
private communication channel within and between butterfly species (Cronin et al.,
2003). Our study is concerned with the question if the distribution of polarized wing
patterns varies between sexes. Furthermore we examine 3 different mimicry groups
in order to find out their polarizing patterns and if these differ within such a mimicry
complex. It can be considered that individuals of one group can tell themselves apart
from other species with a similar pattern which cannot be differentiated by predators.
A representative number of butterflies from a lower rainforest habitat in Costa Rica
was evaluated for this project.
For those individuals with polarization patterns we find that both male and female
show these equally. This conclusion is applicable to all pairs but one.
Distinctive differences in polarization patterns between species with otherwise similar
wing pattern were found. Further studies with a higher number of samples are
necessary to corroborate these results.
Einleitung Für eine reibungslose, sowohl intra- als auch interspezifische Kommunikation
zwischen Tieren bedarf es bestimmter Signale, welche klar und unmissverständlich
sein müssen. Diese basieren unter anderem auf dem visuellen Kanal wie
beispielsweise die Gefiederfärbung von Vögeln oder die Flügelmuster bei vielen
Schmetterlingen. Das Problem dieser an und für sich sehr effektiven Evolution ist,
dass andere Organismen diese Signale zwar nicht verstehen, aber durchaus optisch
wahrnehmen können. Dies kann für Individuen einer Art kritisch sein, wenn
Prädatoren diese nutzen, um ihre Beute leichter zu erkennen. Als Verteidigungs- und
Vorbeugemaßnahmen existieren beispielsweise Giftigkeit sowie deren Nachahmung
(Mimikry) und hohe Populationsdichte (Cronin et al., 2003). Es stellt sich die Frage
nach einem zusätzlichen, privaten Kommunikationskanal und wie dieser aussehen
könnte.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 2 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Seit relativ kurzer Zeit wird vermutet, dass es bei manchen Organismen diesen
anderen Kanal für die intra- und interspezifische Kommunikation gibt.(Cronin et al.,
2003) Sie besitzen sogenannte Polarisationsmuster, welche durch kontrollierte
Reflexion polarisierten Lichtes von verschiedenen Oberflächenstrukturen entstehen.
Fast alle uns bekannten Organismen können diese Polarisationsmuster nicht oder
nur rezeptorisch wahrnehmen. Dies unterscheidet sie klar von visuellen Signalen und
könnte einen Vorteil für die Fitness jener Spezies darstellen (Cronin et al., 2003).
Einzigartigerweise können Schmetterlinge Polarisation mit der ganzen Retina
wahrnehmen und somit Polarisationsmuster erkennen. Bisher gibt es erst wenige
Verhaltensbiologische Untersuchungen und über die Funktion der Muster ist wenig
bekannt.
Douglas & Cronin (2007) haben sich mit dieser Eigenheit bei Schmetterlingen der
Tropen, vor allem jener Costa Ricas, auseinandergesetzt. Ihren Ergebnissen zufolge
existieren Unterschiede im Auftreten von Polarisation bei Wald- und Offenlandarten.
Ziel dieser Arbeit war es Regelmäßigkeiten und Verteilungen von
Polarisationsmustern zwischen und innerhalb von Arten festzustellen, um die
Funktion dieser besser zu verstehen. Genauer betrachtet wurden zum einen
mögliche Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Individuen. Hypothese
ist, dass Polarisation innerhalb von Arten geschlechtsspezifisch auftritt. Weiters
wurden Polarisationsmuster verschiedener Arten gleicher Mimikryringe untersucht.
Hierbei versuchten wir zu belegen, dass Polarisationsmuster der Flügelflächen im
Gegensatz zu den für uns sichtbaren Flügelmustern signifikante Unterschiede
aufweisen. Durchgeführt wurde diese Arbeit im Rahmen eines zoologischen
Forschungspraktikums in der Tropenstation La Gamba im Einzugsgebiet des Piedras
Blancas Nationalparks im Südwesten von Costa Rica.
Polarisation Sonnenlicht besteht technisch gesehen aus Transversalwellen und ist unpolarisiert,
d.h. die Spins aller Photonen
zeigen in verschiedene Richtungen. Bei
zirkularpolarisiertem Licht zeigen die Spins aller Photonen in die gleiche Richtung.
Trifft Licht nun auf eine glatte Oberfläche mit beliebiger Struktur (ausgenommen
metallische Oberflächen), wird es in verschiedene Richtungen reflektiert und es
kommt zu Polarisation. Beispielsweise wird der Anteil der horizontalpolarisierten
Transversalwellen stärker reflektiert und vertikal polarisierte wiederum durch
Überlagerung ausgelöscht. Transversalwellen gibt es von 0 bis 180 Grad Richtung
(Schweitzer et al., 1998). Die Messung der Polarisationsebene von Licht erfolgt u.a.
durch einen Polarisationsfilter. Dieser hat eine feine Struktur von parallelen Linien
und filtert je nach Einstellung (0-180 Grad) den Anteil der jeweils vorhandenen
Wellen heraus. Für den Menschen ist dies nur durch Helligkeitsunterschiede der
Objekte zwischen den verschiedenen Filtereinstellungen bemerkbar.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 3 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Material & Methoden Hilfsmittel:
Polarisationsfilter
Spiegelreflexkamera Nikon D40 mit Makroobjektiv
Stativ
Fernauslöser (Multifunktionsfernbedienung)
schwarzer Samt
Lichtquelle: Leuchtstoffröhre ohne UV-Anteil im Labor
Software: Photoshop CS4, ImageJ, ScionImage
Ort:
Labor Tropenstation La Gamba/ Costa Rica
Zentrum für Biodiversität, Rennweg 14, 1030 Wien/ Österreich
Zu Beginn unserer Arbeit mussten zunächst geeignete Individuen verschiedenster
Schmetterlingsarten eingefangen, datiert und bestimmt (nach DeVries, 1987)
werden. Dabei wurde in La Gamba anfangs versucht, speziell Augenfalter (Satyrinae)
zu fangen. Dieser Rahmen wurde auf weitere möglicherweise interessante Arten
ausgeweitet, vor allem um Unterschiede in der Polarisation zu erkennen. Vor der
Auswertung wurden die Objekte gespannt und getrocknet. In Wien wurden zusätzlich
datierte, tiefgefrorene Tiere vermessen, um das Datenmaterial zu ergänzen bzw. zu
erweitern. Diese mussten zunächst in einem mit Wasser und Thymol gefüllten
Behälter aufgeweicht und anschließend gespannt werden.
Zur Messung der Polarisationsmuster mit Hilfe eines Polarisationsfilters wurde
eine Spiegelreflexkamera auf einem Stativ verwendet. Diese war mit einem MakroObjektiv und Polarisationsfilter ausgestattet. Die Kamera wurde in geringem Abstand
zum Objekt positioniert und dabei ein Neigungswinkel von 45 Grad fallend
eingestellt. Ausgelöst wurde über eine Fernbedienung, um Verwacklungen zu
minimieren. Als Lichtquelle diente sowohl in La Gamba als auch in Wien eine
Leuchtstoffröhre. Die Falter fixierten wir auf einem schwarzen Stück Samt. Die Oberund Unterseite der Flügelflächen wurden mit jeweils 4 Fotos und den
Filtereinstellungen 0, 45, 90 und 135 Grad dokumentiert. Wesentlich ist, dass alle
Fotos mit gleicher Einstellung, Beleuchtung und gleicher Schärfe gemacht werden.
Anschließend wurde jeweils eine 4er Serie in Photoshop deckungsgleich
geschnitten und die Farbinformation verworfen (Umwandlung in 8- Bit Graustufen).
Um die einzelnen Pixel vergleichen zu können mussten diese zuvor in ein Textimage
konvertiert werden. Ein Softwaretool berechnete die Graustufendifferenzen der
einzelnen Pixel (je Filtereinstellung). Die Basis des Softwaretools erhielten wir von
Josef Gokcezade, einem Komilitonen an der Universität, welches wir für unsere
Berechnungen anpassten. Mit Hilfe dieses Programms ließ sich wiederum ein
Graustufenbild erstellen, welches die Differenzen durch einen Polarisationsgrad
wiedergab.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 4 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Dieser
berechnet
sich
wie
folgt
(Horvàth,
Varjù,
(Maximaldifferenz – Minimaldifferenz)/ (Max.differenz + Min.differenz) * 255
2003):
Um den Grad der Polarisation gut zu veranschaulichen, wurden die Differenzbilder
weiters über Adobe Photoshop mit Falschfarben eingefärbt. Die Farbskala wurde
angepasst, um die Unterschiede deutlicher darzustellen. Je heller die Farbe desto
höher der Kontrast und umgekehrt.
Diese Arbeitsschritte ergeben in Summe mehrere Ansatzstellen für Fehler in der
Auswertung, welche in der Diskussion noch ausführlicher behandelt werden.
Parallel zum Projektablauf wurden die Ergebnisse, Abläufe und Probleme in einem
entsprechenden Datenblatt protokolliert und ausgewertet.
Ergebnisse Die Auswertung der Resultate gliedert sich in zwei Teilfragen. Die erste dieser
Fragen versucht eine Antwort darauf zu finden, ob es Regelmäßigkeiten bzw.
Gesetzmäßigkeiten der Verteilung von Polarisationsmustern zwischen Männchen
und Weibchen der gleichen Art gibt und ob diese auf Fortpflanzungstrategien
schließen lassen.
Die zweite Frage behandelt das Thema Nachahmung oder Vortäuschung von
Giftigkeit/ Ungenießbarkeit, sprich Mimikry und deren Polarisationsmuster. Da viele
Falter u.a.Tigermimikry aufweisen und so optisch auch für artverschiedene
Individuen schwer unterscheidbar sind, könnten auch hier artspezifische
Polarisationsmuster als privater Kanal zur Erkennung von Artgenossen dienen.
Insgesamt wurden ca. 50 Individuen untersucht. Für die angeführten Fragestellungen
hatten wir 12 verschiedene Arten und bei den meisten 1 oder mehrere
Kontrollindividuen (männlich und/oder weiblich) zur Verfügung.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 5 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Männchen
Familie
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Nymphalidae
Mimikryring
3
2
2
2
Subfamilie
Heliconiinae
Heliconiinae
Heliconiinae
Heliconiinae
Heliconiinae
Nymphalinae 3
Satyrinae
Satyrinae
Melitaeinae 1
Nymphalidae Melitaeinae
Nymphalidae Ithomiinae
Nymphalidae Ithomiinae
Tab.1.: Auflistung der 1
1
1
Genus species
Philaethria dido
Heliconius pachinus
Heliconius hewitsoni
Heliconius charitoneus
Heliconius doris
Siproeta stelenes
Cissia libye
Cissia confusa
Eresia eutropia
Eresia
eutropia
f.
melaina
Hypothyris euclea
Mechanitis polymnia
oben
1
1
1
1
1
0
?
1
1
unten
?
?
1
1
1
0
?
?
1
1
1
1
1
1
1
Weibchen
Douglas &
oben unten Cronin
1
?
+
1
1
1
1
1
0
0
0
1
?
1
1
-
untersuchten Nymphalidae und Ergebnis der Polarisationsanalyse der Flügelflächem; Legende: 1 = polarisierend, 0 = nicht polarisierend, ? = unklar ob Polarisation vorhanden, ­ = Ergebnis unterschiedlich, + = Ergebnis äquivalent Die Ergebnisse von Douglas & Cronin (2007) sind in der rechten Spalte von Tab.1
als Vergleich eingetragen. Daraus ist jedoch ersichtlich, dass eindeutige
Abweichungen bestehen. Die Divergenzen liegen unserer Meinung nach
hauptsächlich in der Methodik, vor allem beim Fotografieren der Falter. Hier könnten
der Neigungswinkel des Objektivs, die Positionierung der Falter (also der Winkel der
Flügelflächen zur Kamera) und die Lichtquelle für abweichende Ergebnisse
verantwortlich sein.
Geschlechtsspezifische Polarisation Bei der Ergebnisauswertung der Pärchen konnten wir insgesamt 6 verschiedene
Arten aus der Familie der Nymphalidae vergleichen (Tab.2).
Männchen
Weibchen
Familie
Subfamilie
oben
unten
oben
unten
Genus species
Nymphalidae Heliconiinae
1
?
1
?
Heliconius pachinus
Nymphalidae Heliconiinae
1
1
1
1
Heliconius hewitsoni
Nymphalidae Heliconiinae
1
1
1
1
Heliconius doris
Nymphalidae Nymphalinae
0
0
1
0
Siproeta stelenes
Nymphalidae Satyrinae
1
?
1
?
Cissia confusa
Nymphalidae Ithomiinae
1
1
1
1
Mechanitis polymnia
Tab.2.: Auflistung der untersuchten Nymphalidae und Ergebnis der Polarisationsanalyse der Flügelfläche; Legende: 1 = polarisierend, 0 = nicht polarisierend, ? = unklar ob Polarisation vorhanden Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 6 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Abb.1.: Häufigkeit des Vorkommens und Verteilung von Polarisation bei den Geschlechtern; “+“ = Polarisation nachgewiesen, “‐“ = keine Polarisation nachgewiesen Untersucht wurde, ob Polarisationsmuster bei beiden Geschlechtern gleichermaßen
zu finden sind und ob sich daraus Hinweise auf mögliche Paarungsverhalten
ergeben. Als Verhaltensweisen zogen wir einerseits Patrolling und andererseits
Perching in Betracht. Beim Patrolling sucht das männliche Tier oft über weite
Strecken das weibliche. Perching hingegen bedeutet, dass das Männchen auf einer
Stelle verharrt und auf eine passende Geschlechtspartnerin wartet.
Die Hypothese war, dass Polarisation gerade bei gut getarnten Arten als Mittel
eingesetzt werden könnte um potentielle Geschlechtspartner auf sich aufmerskam zu
machen und trotzdem für das Auge des Fressfeindes unsichtbar zu bleiben. Für die
erste Strategie würde dies bedeuten, dass die Muster vorwiegend bei weiblichen
Tieren zu finden sind und bei der zweiten hauptsächlich bei männlichen. Ein solcher
Zusammenhang konnte jedoch in unserer Arbeit nicht nachgewiesen werden.
Bei unseren Testobjekten trugen alle weiblichen Tiere ein Polarisationsmuster,
sowie fünf von sechs männlichen (siehe Abb.1). Somit konnten Polarisationsmuster
bis auf eine Ausnahme immer in beiden Geschlechtern nachgewiesen werden (siehe
Abb.2). Die Ausnahme bildet hierbei nur Siproeta stelenes, bei dem die Muster
ausschließlich beim Weibchen beobachtet wurden.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 7 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Abb.2.: Verteilung von Polarisationmustern bei Pärchen, N=5 Polarisation kommt sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen vor; N=1 Polarisation nur beim weiblichen Tier beobachtet (Siproeta stelenes) Eine weitere interessante Eigenheit wiesen die weiblichen Tiere von Siproeta
stelenes auf. Sie besitzen Polarisationsmuster nur auf der Flügeloberseite (Abb.3).
Siproeta stelenes weiblich/ oben
Siproeta stelenes weibliche/ unten
Abb.3: Polarisation der Flügelober‐ und –unterseite beim weiblichen Individuum von Siproeta stelenes. Unterschiede der Polarisation bei Mimikryringen Bei der Ergebnisauswertung wurden 3 verschiedene Mimikryringe und deren
Polarisationsmuster untersucht (siehe Abb.1). Aufgabenstellung war es zu testen, ob
sich optisch ähnlich erscheinende Arten, in ihrem Polarisationsmuster unterscheiden.
Es wurden Ober- und Unterseiten möglichst beider Geschlechter verglichen. Bei der
Auswertung wurde jedoch nur auf den Unterschied zwischen den Arten Wert gelegt
(bei gleichem Geschlecht).
In Gruppe 1 befinden sich Falter mit dem sogenannten Tigermimikry, welches in den
Tropen weit verbreitet ist. Es zeigte sich, dass sich die Polarisationsmuster zwischen
verschiedenen Arten unterscheiden. Objekte mit uneindeutig bestimmbarer
Polarisation wurden in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 8 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Folgende Beispiele zeigen die Oberseiten der Flügelflächen von Männchen aller vier
verglichenen Tigermimikry-Arten, welche alle Polarisation aufweisen:
Eresia eutropia/ Männchen
Eresia eutropia (f. melaina)/ Männchen
Hypothyris euclea/ Männchen
Mechanitis polymnia/ Männchen
Abb.4: Beispiel der Polarisationsmuster bei Tigermimikryarten. Interpretation der Skala: 0% von “blau” bis 100% Polarisation bei “weiß” Gruppe 2 befasst sich mit dem Mimikryring verschiedener Arten der Heliconiinae. Es
wurden drei verschiedene Arten verglichen, wobei im folgenden Beispiel alle
Oberseiten Polarisation zeigten:
Heliconius pachinus/ Männchen
Heliconius hewitsoni/ Männchen
Heliconius charitonius/ Männchen
Abb.5: Drei verschiedenene Heliconius‐Arten eines Mimikryringes. Interpretation der Skala: 0% von “blau” bis 100% Polarisation bei “weiß” Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 9 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Gruppe 3 beinhaltet den Mimikryring der Arten Philaethria dido und Siproeta
stelenes. Beide gehören unterschiedlichen Unterfamilien an: Philaethria dido den
Heliconiinae und Siproeta stelenes den Nymphalinae. Beide sind Arten der
Sukzessionsflächen in tropischen Wäldern und vor allem im Flug aufgrund ihrer
optischen
Ähnlichkeit
auch
nur
sehr
schwer
zu
unterscheiden.
Verglichen wurden wieder Ober- und Unterseiten von Männchen und Weibchen
wobei bei den Unterseiten die Polarisation nicht eindeutig bestimmt werden konnte.
Nachfolgend die Vergleiche der Oberseiten von Weibchen und Männchen:
Philaethria dido/ Männchen
Polarisation: ja
Siproeta stelenes/ Männchen
Polarisation: nein
Philaethria dido/ Weibchen
Polarisation: unklar
Siproeta stelenes/ Weibchen
Polarisation: ja
Abb.6: Polarisationsmuster von Philaethria dido Interpretation der Skala: 0% von “blau” bis 100% Polarisation bei “weiß” Günther Klonner, Kirsten Palme und Siproeta stelenes Seite 10 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Diskussion Zu Beginn sei angemerkt, dass die Ergebnisse aufgrund der geringen
Stichprobenmenge nicht aussagekräftig bzw. schwer zu interpretieren sind. Um klare
Aussagen treffen zu können, muss zum einen die Anzahl der getesteten Individuen
erhöht und zum anderen die Methodik der Datenanalyse verbessert werden.
Der erste Punkt gestaltete sich im zeitlichen Rahmen eines Praktikums äußerst
schwierig, da dessen Aufwand vor allem im zeitlichen sowie auch organisatorischen
Aspekt den Rahmen sprengt. Die Mitarbeiter dieses Projektes beschäftigten sich
nach dem Praktikum in Ihrer Freizeit weiter mit der Problemstellung unter ständiger
Hilfe Ihrer Betreuer am Institut für Biodiversität in Wien.
Die Methoden stellen ein weiteres Problem dar: Alter der Testobjekte, deren
Zustand, die Art des Spannens sowie das Fotografieren mit dem Polarisationsfilter
unter geeigneten Rahmenbedingungen (Licht, Winkel, Kameraeinstellungen,
Objektiv, etc.) beeinflussen die Ergebnisse.
Vor allem der Winkel der Flügelflächen zum Objektiv der Kamera und der
Einfallswinkel des Lichtes wirken sich auf die Ergebnisse maßgeblich aus. Manchmal
polarisierte nur eine Flügelfläche aufgrund eines unterschiedlichen Winkels zum
Objektiv. Auch die Wahl des schwarzen Samtes als Hintergrund beim Fotografieren
der Flügelflächen stellte sich während der Auswertung als fragwürdig heraus. Dies
erklärt sich aus der Tatsache, dass die Berechnungen im Softwaretool reinweiße und
schwarze Flächen als polarisierend darstellen. Hier sollte unbedingt noch mit
anderen Farben als Hintergrund experimentiert bzw. die Berechnung modifiziert
werden um die Daten wissenschaftlich vergleichbar zu machen.
Wenn auch nur gering zu bewerten muss die Arbeit im Photoshop erwähnt
werden, da durch ungenaue Überlagerung der Bilder „vorgetäuschte Reflexionen“ in
den nachfolgenden Berechnungen entstehen.
Zusätzlich zu obiger Fehleranalyse können folgende Schlüsse gezogen werden:
Die Ergebnisse zeigen keinerlei Hinweise für die von uns aufgestellte Theorie des
Perching bzw. Patrolling da im Großteil der Fälle beide Geschlechter Polarisation
zeigten. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Polarisationsmuster
bei den Paarungsstrategien eine Rolle spielen da eindeutig Polarisation
nachgewiesen werden kann.
Beim Vergleich der Mimikryringe zeigen die Resultate, dass im Gegensatz zum
schwer unterscheidbaren Farbmuster die Polarisationsmuster eine eindeutige
Unterscheidung der Art ermöglichen. Dies könnte ein Hinweis dafür sein, dass
Polarisation zur interspezifischen Erkennung genutzt wird.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Theorie „Polarisation als interund intraspezifischer Kanal zur Kommunikation“ weiterhin Bestand von
wissenschaftlichen Diskussionen sein sollte.
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 11 Polarisationsmuster auf der Oberfläche von Schmetterlingsflügeln Literatur
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SCHWEITZER, C., SVOBODA, P., TRIEB, L. (1998): Physik 1: Mechanik, Thermodynamik,
Optik – Oldenbourg, 250 - 265
HORVÀTH, G., VARJÚ, D. (2003): Polarized light in Animal vision – Springer Berlin
Günther Klonner, Kirsten Palme Seite 12 Morphometrie, Lichtempfindlichkeit und Farbpräferenz von Euglossini
(Apinae, Hymenoptera) in La Gamba, Costa Rica
Paul Gattringer & Sarah Pfabigan
Kurzfassung
Euglossinen (auch Pracht- oder Orchideenbienen) sind solitär lebende, meist metallisch
glänzende Apiden die ausschließlich in Süd- und Mittelamerika verbreitet sind und durch
eine lange Glossa gekennzeichnet sind. Als Langstreckenbestäuber von Orchideen
spielen Prachtbienen eine wichtige Rolle im Ökosystem des Regenwaldes. Die Männchen
besuchen die Blüten allerdings nicht des Nektars wegen, sondern zum Sammeln
verschiedene Duftstoffkomponenten an diesen. Die Aufbewahrung dieser Düfte wird
durch ein hochspezialisiertes Organ an den Hintertibien der Männchen gewährleistet. Die
Männchen der verschiedenen Euglossinen-Arten stellen mit Hilfe dieser ein ganz
bestimmtes Duftbouquet zusammen, welches höchstwahrscheinlich der Anlockung von
Weibchen dient und eventuell auch territoriale Zwecke erfüllt.
Im Rahmen unseres Projekt im Februar 2009 in La Gamba (Costa Rica) versuchten wir
aufzuklären, ab welcher Lichtintensitat Prachtbienen fliegen können, ob diese
Lichtschwelle in Zusammenhang mit Körpergröße, Ommatidiengröße und Augengröße
steht und ob die Tiere Farbpräferenzen beim Blütenbesuch aufweisen. Wir fanden dabei
heraus, dass sämtliche Augenparameter mit der Körpergröße korrelieren und die Tiere
bereits bei sehr geringen Lichtintensitäten fliegen können. Eine Korrelation zwischen
Lichtschwelle und Körpergröße konnten wir nicht feststellen. Im Farbwahlversuch
zeigten die Tiere eine deutliche Präferenz für die Farben Blau und Lila, welche in einem
Bienen-spezifischen Farbraum beinahe die selbe Position einnehmen und dadurch für die
Bienen als gleich wahrgenommen werden.
Abstract
Euglossini or orchid bees are usually bright- and iridescent-coloured, solitary
Hymenoptera which occur only in South and Central America. They belong to the family
Apidae and have a very long glossa. They act as important long-distance pollinators of
orchids and therefore play an important role in the ecosystem of rainforests. The male
euglossine bees collect several different scents in specialized organs on their hind tiba.
With these collecting organs they produce a typical fragrance, which is assumed to play
an important role in female attraction and territorial behaviour.
During our project in February 2009 in La Gamba (Costa Rica) we aimed to determine
light sensitivity thresholds of orchid bees, test the correlation between the thresholds and
body size and several eye parameters. Further, we tested for colour preferences in male
Euglossini. We found a positive correlation between body size and eye parameters (eye
length and width, eye area, ommatidia and ocelli diameter) but no correlation with the
light sensitivity thresholds. In the colour preference experiment male bees showed a
strong preference for UV-blue colours.
Key words: Euglossini, morphometry, light sensitivity threshold,, colour preference
1
Einleitung
Euglossini (Prachtbienen, Orchideenbienen) sind echte Bienen (Familie Apidae), sie
gehören der Unterfamilie der Apinae an. Es handelt sich um meist bunt-metallisch
glänzende Tiere (ausgenommen der Gattung Eulaema), die in der gesamten Neotropis
vorkommen und zumeist solitär leben (Gruber et al. 2008). Die ungefähr 200
beschriebenen Arten, von denen 76 in Mittelamerika vorkommen, werden in die fünf
Gattungen Eulaema, Euglossa, Exarete, Eufriesea und Aglae eingeteilt. Eines der
prominentesten und auch namensgebenden Merkmale dieser Tiere ist ihre bis über
körperlange Zunge (Glossa) (Roubik&Hanson 2004).
Der triviale Name „orchid bees“ (Orchideenbienen) rührt daher, dass die Männchen
Bestäuber für rund 700 Orchideenarten sind (Dressler 1982, Roubik&Hanson 2004). Die
Orchideen bieten in diesem Fall verschiedene Duftstoffe als Belohnung an, welche von
den Prachtbienenmännchen gesammelt und in speziellen Organen in den Hintertibien
gespeichert werden (Dressler 1993, Eltz et al. 2003). Diese Orchideenarten besitzen meist
keine Nektarien, sondern locken die Bienen nur mittels der Duftstoffe an und werden
daher zumeist nur von Prachtbienenmännchen bestäubt (Dressler 1993, Roubik&Hanson
2004). Allerdings nutzen die Männchen nicht nur Orchideen als Duftstoffquelle, sondern
auch andere Pflanzenarten, nichtpflanzliche Quellen und Kadaver toter Artgenossen
(Dressler 1982, Gruber et al. 2008, Roubik&Hanson 2004).
Prachtbienenweibchen fehlen diese spezialisierten Sammelstrukturen, welche bei den
Männchen als prominente verdickte Hintertibien zu erkennen sind (Roubik&Hanson
2004). Bei den Weibchen handelt es sich um Pollen- und Nektarsammlerinnen, die
verschiedenste Blüten besuchen (Dressler 1982). Diese Blüten werden auch von den
Männchen zur Deckung des Nahrungsbedarfs besucht (Dressler 1993).
Aus welchen Gründen Euglossini-Männchen die Düfte sammeln ist nicht restlos geklärt,
doch es wird angenommen, dass diese eine wichtige Rolle im Paarungsverhalten spielen
(Dodson et al. 1969, Dressler 1982). Weiters wird angenommen, dass die Duftstoffe im
Körper der Männchen modifiziert werden, um ein für Weibchen attraktives Pheromon zu
bilden (Dressler 1982). Es könnte aber auch sein, dass die gesammelten Düfte verwendet
werden um andere Männchen anzulocken und „Lecks“, Ansammlungen paarungswilliger
Männchen, zu bilden (Dodson et al. 1969, Roubik&Hanson 2004). Das Wissen um die
Attraktivität, welche die Duftstoffe auf die Bienenmännchen haben, ermöglicht eine
effiziente Anlockung zu verschiedensten Zwecken.
Sowohl für soziale als auch solitäre Bienen-Arten ist die Sammeleffizienz ein wichtiger
Faktor für den Reproduktionserfolg (Strohm et al. 2002, Wille et al. 1985). In vielen
2
Fällen ist es von Vorteil, bereits sehr früh am Morgen auf Nektarsuche zu gehen, da viele
Blüten während der Nacht Nektar produzieren und zu akkumulieren. Daher können durch
den Besuch weniger Blüten größere Nektarmengen in kürzerer Zeit gesammelt werden
(Corbet et al. 1995). Zudem kann eine Verschiebung der Sammelaktivität in die Morgenbeziehungsweise Abenddämmerung zu einer Verminderung der Konkurrenz mit anderen
Arten führen, welche nicht die Möglichkeit haben bei geringen Lichtintensitäten zu
fliegen (Kelber et al. 2006, Wcislo et al. 2004). Wie bereits erwähnt stellt die
Lichtintensität neben der Lufttemperatur einen limitierenden Faktor für die
Sammelaktivität, vor allem in der Dämmerung, dar (Kapustjanskij et al. 2007).
Kapustjanskij et al. (2007) fanden heraus, dass die Körpergröße von Hummeln (Gt.
Bombus) mit der Lichtintensität ab welcher die Tiere fliegen können, negativ korreliert.
Große Individuen, welche außerdem größere Augenoberflächen, Ocellen- und
Facettendurchmesser aufweisen, sind befähigt bei geringeren Lichtintensitäten zu fliegen
als kleinere Individuen. Zudem weisen Hummelmännchen größere Augenflächen,
Facetten- und Ocellendurchmesser als Arbeiterinnen bei gleicher Körpergröße auf,
sollten also auch fähig sein bei noch geringeren Lichtintensitäten als Weibchen gleicher
Größe zu fliegen (Kapustjanskij et al. 2007).
Geht man davon aus, dass auch die von den Euglossinen besammelten Pflanzen über die
Nacht Duftstoffe akkumulieren, so wäre es auch für diese Tiere sinnvoll, so früh wie
möglich zu fliegen bzw. Konkurrenz durch zeitliche Einnieschung zu vermeiden. Daher
ergab sich die Fragestellung, ob auch bei den Euglossinen die Körpergröße mit der
Augengröße korreliert und die Größenunterschiede in einer entsprechend
unterschiedlichen Lichtempfindlichkeit resultieren.
Zudem untersuchten wir, ob die Euglossinen-Männchen eine Farbpräferenz für eine
bestimmte Farbe aufweisen. Bei Honigbienen (Apis mellifera) und Hummeln (Bombus
terrestris) wurden solche Farbpräferenzen bereits gefunden (Giurfa et al. 1995, Gumbert
2000, Menzl 1967). Blumennaive Bienensammlerinnen bevorzugen Stimuli der
Farbkategorien (Bienen-) UV-Blau und Grün (Giurfa et al. 1995), was sich auch mit
Farbpräferenzen aus bekannten Lernstudien deckt (Menzl 1967) sowie mit der
Blütenfärbung und dem damit assoziierten Nektarertrag korreliert. Die Bienenspezifische Wahrnehmung einer Farbe wird dabei mit Hilfe eines spezifischen
Farbraumes bestimmt (Kevan&Chittka 2005). Diese Farbpräferenzen werden bei der
Honigbiene als angeboren angenommen (Giurfa et al. 1995). Zudem ist bekannt, dass
Bienen Farben aus der Kategorie UV-Blau schneller lernen (Menzl 1967). Auch bei
Hummeln gibt es eine angeborene Präferenz, welche das Wahlverhalten bei den ersten
Blütenbesuchen beeinflusst, bis sie gelernt haben die Farben mit einer Belohnung zu
3
verbinden (Gumbert 2000). Auch bei Euglossinen-Männchen könnte es eine generelle
Farbpräferenz geben, die ihnen einen Vorteil bei der Suche nach Düften verschafft.
Angelockt durch die zu sammelnden Duftstoffe müssen die Tiere die Blüte in der
Vegetation lokalisieren, um sie besammeln zu können. Das Absuchen aller möglichen
Blüten in der näheren Umgebung wäre uneffektiv und energieaufwendig. Daher würde
eine (angeborene) Farbpräferenz vor allem für Blüten naive Männchen durchaus Sinn
machen.
344/66 436/88 544/118 92 108
Material und Methoden
Die Versuche wurden in der österreichischen Tropenstation im Esquinas-Regenwald bei
La Gamba zwischen dem 20.2.2009 und dem 26.2.2009 durchgeführt.
1. Lichtschwellenmessung
Für die Anlockung der Männchen wurden 1.8-Cineol, Methylsalicylat, Eugenol und
Benzylacetat verwendet, welche auf ein Stück Stoff oder Papier (Serviette, Taschentuch)
aufgetragen wurden. Weibliche Tiere konnten an den Futterpflanzen mit einem
Insektennetz oder einem Drosogläschen abgefangen werden.
Direkt nach dem Fangen wurden die Tiere in ein lichtdichtes Behältnis (Kühlbox)
gegeben, damit eine Dunkeladaption der Augen erfolgen konnte. Innerhalb von 15
Minuten sollten die Tiere ins Labor transferiert und getestet werden. Dabei war darauf zu
achten, dass die Tiere nicht in direktem Kontakt mit den Lockstoffen stehen, da diese
stark beeinträchtigend, eventuell gar betäubend, wirken können.
Das Testen der Lichtempfindlichkeit der gefangenen Tiere erfolgte in einem
abgedunkelten Labor unter kontrollierten Bedingungen. Über einem Versuchstisch wurde
eine mit Graufolie abgedunkelte Neonröhre (Osram LUMILUX Daylight 865)
angebracht deren Flimmerfrequenz mittels eines elektronischen Vorschaltgerätes auf
1kHz angehoben wurde. Die Helligkeit der Röhre konnte in diskreten Schritten mit einem
Dimmer geregelt werden. Zusätzlich wurde eine Rotlichtlampe (für Bienen nicht
wahrnehmbares Licht) verwendet, um die Tiere richtig platzieren zu können. Da die Tiere
dazu neigten vom Versuchstisch zu springen, wurden sie in einem Plastikgefäß (12 cm
hoch, 9.5 cm Durchmesser) platziert. Nachdem das Individuum im Gefäß platziert war
wurde das Rotlicht abgeschaltet und die Intensität der Neonröhre langsam stufenweise
erhöht. Sobald das Tier aus dem Gefäß herausgeflogen war, wurde die Lichtintensität auf
Höhe des Versuchstisches mit einem Luxmeter (Typ AZ Instrument 8581) gemessen.
4
2. Morphometrie
Die Tiere wurden mittels Zyankali oder Einfrieren getötet, auf Insektennadeln gepinnt
und mit Individuennummer und Datum beschriftet. Mit einem Binokular (Typ Wild
Photo Makroskop M 400 1.25x) mit Kameraaufsatz (Nikon COOLPIX P 5100 mit
Tubulusaufsatz Nikon UR-E20) wurden die Bienen fotografiert, so dass die
verschiedenen Messparameter gut sichtbar waren. Dabei war auf scharfe Ränder und den
richtigen Winkel zu achten. Als Größenreferenz für die Vermessung wurde ein
Geodreieck (ARISTO 22.5cm) in den verwendeten Vergrößerungen unter demselben
Binokular abfotografiert.
Vermessen wurden folgende Parameter:
- Intertegulaespanne (als Maß für die Körpergröße)
- Kopfbreite
- Augenlänge
- Augenbreite
- Durchmesser des medianen und eines lateralen Ocellus
- Ommatidiendurchmesser.
Durchgeführt wurden die Messungen mit dem Programm Image J 1.40 (Wayne Rasband,
National Institutes of Health, USA). Um den Ommatidiendurchmesser zu bestimmen
wurden jeweils 10 Ommatidien in allen drei Achsenrichtungen vermessen und der
Durchschnitt der Messung durch 10 geteilt. Die Augenfläche wurde mit der Formel für
die Berechnung einer Ellipsenfläche (Kapustjanskij et al. 2007) wie folgt errechnet:
Augenfläche 
Augenlänge * Augenbreite * 
.
4
3. Farbpräferenz
Acht mit verschiedenfarbigen Stoffen (lila, rosa, rot, orange, gelb, grün, blau, grau, siehe
Abb. 3) überzogene Holzkugeln mit 5 cm Durchmesser wurden mit Küchenspagat
gleicher Länge (30 cm) in regelmäßigen Abständen von 20 cm an einem Holzstab
befestigt. Dieser Versuchsaufbau wurde in lockerer Vegetation ca. 1m (Höhe der Kugeln)
über dem Boden aufgehängt und der Stoff jeder Kugel mit einer Mikropipette mit dem
der gleichen Menge Benzylacetat beduftet. Die angelockten Bienen wurden beobachtet
und ihr Verhalten dokumentiert. Protokolliert wurde der Ankunftszeitpunkt, welche
Farbentscheidung das Individuum traf und wann das Individuum den Versuchsaufbau
wieder verließ. Als Farbentscheidung wurde gewertet, wenn das Tier auf der
5
entsprechenden Kugel landete. Mehrmaliges landen auf derselben Farbkugel wurde nur
als eine Landung bzw. Entscheidung gewertet.
Die spektrale Reflektion der Stoffe wurde mittels USB 2000 Photospektrometer (Abb. 3;
OceanOptics B.V., Duiven, Niederlande) gemessen. Die Beleuchtung erfolgte mit einer
Deuterium/Halogen-Lampe und die Kalibrierung mittels eines PTFE-Weißstandards
(Ocean Optics). Diese Spektraldaten wurden in das Farbhexagon des Farbraums der
Honigbiene Apis mellifera L., 1758 geplottet, als Hintergrund diente das Spektrum grüner
Vegetation (Abb. 3 und 4; Kevan and Chittka 2005). Es handelt sich dabei um eine
Projektion des dreidimensionalen Photorezeptor-Signal-Raumes, dessen Achsen sich mit
den Photorezeptorsignalen decken. Durch die Verwendung des Farbhexagons können
Farben, so wie sie von Bienen wahrgenommen werden, kategorisiert und quantifiziert
werden (Kevan and Chittka 2005).
Durch grafische Darstellung kann gezeigt werden, in welche Farbkategorie eine
bestimmte Farbort fällt. Chittka et al. (1994) legten die Farbkategorien UV, UV-Blau,
Blau, Blau-Grün, Grün, UV-Grün und farblos/achromatisch fest, wobei ein Objekt
farblos ist, wenn es eine geringere Distanz als 0.1 Hexagon Units zum Zentrum des
Hexagons hat. Im Zentrum fallen alle unbunten Reflektion zusammen, beispielsweise alle
Grautöne und auch Weiß. Die Farbdistanz D zweier Farbstimuli im Farbraum ist definiert
durch
D  (x1 - x 2 ) 2  (y1 - y 2 ) 2 ,
wobei x1, y1 und x2, y2 die Koordinaten der beiden Farbstimuli sind (Chittka 1992,
Chittka&Kevan 2005).
4. Statistik
Alle statistischen Tests wurden mit den Programmen Microsoft Excel (Version 2003) und
SPSS (Version 11.5) durchgeführt. Korrelationen zwischen dem Körpermaß
(Intertegulaespanne), der Kopfbreite und den Augenparametern (Augenlänge,
Augenbreite, Augenfläche, Ommatidiendurchmesser, Durchmesser des Medianocellus)
wurden mit Spearmans Rangkorrelation berechnet. Alle p-Werte über 0,05 wurden als
statistisch nicht signifikant gewertet.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 65 Tiere gefangen, davon waren 5 Individuen weiblich und 60
männlich. Mit 55 Individuen wurde die Lichtschwellenwertmessung durchgeführt, 15
männliche Tiere wurden aufgrund vom Flugunwilligkeit unmittelbar nach dem Versuch
6
freigelassen. Die morphometrischen Vermessungen erfolgten an 48 Individuen
verschiedener Arten, davon waren fünf weiblich.
1. Morphometrie
Das kleinste der vermessenen 48 Tiere hatte eine Intertegulaespanne von 2,49 mm und
das größte Individuum von 7,84 mm. Alle anderen Individuen lagen innerhalb dieser
Spanne von 5,35 mm. Alle vermessenen Parameter (Kopfbreite, Augenlänge,
Augenbreite, Augenfläche, Ommatidiendurchmesser und der Durchmesser der Ocelli)
korrelierten signifikant mit der Intertegulaespanne (Tab. 1, Abb. 1).
Tab. 1: Korrelation der gemessenen Körpermaße aller Tiere (n=48) mit der
Intertegulae-Spanne (Spearmans Rangkorrelation). Für die Berechnung von R²
wurde eine lineare Regressionsanalyse durchgeführt (n=48).
Körpermaß
Kopfbreite
Augenlänge
Augenbreite
Augenfläche
Ommatidiendurchmesser
Durchmesser des Medianocellus
A
p
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
<0,05
Rs
0,87
0,86
0,72
0,81
0,71
0,37
R²
0,89
0,91
0,76
0,91
0,85
0,47
14
12
R2 = 0,9054
2
eye area (mm )
10
8
6
4
2
0
2
3
4
5
6
inter-tegulae-span (mm)
7
8
female
9
male
7
B
40
R2 = 0,8455
ommatidia diameter
(µm)
35
30
25
20
0
1
2
3
4
5
6
inter-tegulae span (mm)
7
8
9
female
10
male
Abb. 1: Korrelation zwischen der Körpergröße (Intertegulaespanne, x-Achse) und (A) der Augenfläche und
(B) dem Ommatidendurchmesser (y-Achse). Die eingetragene Regressionsgerade gilt ausschließlich für die
Männchen (blaue Punkte, n=43).
1. Lichtschwellenmessung
Mit insgesamt 55 Individuen wurde die Lichtschwellenmessung durchgeführt, die Werte
von 38 Tieren konnten verwendet werden. Die anderen 17 Tiere zeigten keine
Bereitschaft zu Fliegen und wurden als „nicht flugwillig“ gewertet und frei gelassen.
Die geringste gemessene Lichtschwelle eines Euglossinenmännchens lag bei 0.26 lux
(Indiv.Nr. 37), die höchste bei 120 lux (Indiv.Nr. 14). Die durchschnittliche
Lichtintensität lag bei 18,1 lux (n=37, Standardabweichung=33.2). Acht Individuen
flogen bei unter 1 lux, 9 Individuen flogen zwischen 1-2 lux und weitere 9 Individuen bei
3-9.99 lux zur Lichtquelle. Elf Individuen flogen erst bei über 10lux aus dem
Versuchsgefäß, davon sechs zwischen 10-30l ux und 5 erst bei 30-120 lux (Tab. 2 im
Anhang). Eine Korrelation mit den Körpermaßen konnte dabei nicht gefunden werden
(Intertegulae-Spanne: p=0.38 Augenfläche: p=0.14; Ommatidiendurchmesser: p=0.48;
Medianocellus: p=0.66). Wegen der großen Streuung zwischen den gemessenen luxWerten (119.7 lux!) wurden sowohl für die Statistik als auch für die Grafiken nur jene
Tiere berücksichtigt, die unter 15lux geflogen sind (Abb. 2). Alle Tiere darüber wurden
nicht in die Statistik mit einbezogen. Diese Schwelle wurde willkürlich festgelegt.
8
A
14
12
light intensity (lux)
10
8
6
4
2
0
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
eye area (mm²)
B
5,0
female
male
14
light intensity (lux)
12
10
8
6
4
2
0
21
22
23
24
25
ommatidia diameter (µm)
26
27
female
28
male
Abb. 2: Ergebnisse der Lichtschwellenmessung bei Euglossinen, es ist keine Korrelation zwischen
Augenfläche (A) bzw. Ommatidiendurchmesser (B) mit der Lichtintensität (y-Achse), bei der das Tier
wegflog, vorhanden. Nur Individuen die bei Lichtintensitäten unter 15 lux wegflogen sind aufgetragen (28
der insgesamt 37 getesteten Tiere).
9
3. Versuch zur Farbpräferenz
Die Vermessung der Stoffe zeigte, dass alle Stoffe einen Peak im UV-Bereich aufweisen
(Abb. 3). Durch die Verrechnung der Spektren im Farbhexagon unter der Annahme, dass
die Bienenphotorezeptoren an einen mittleren grünen Hintergrund adaptieren (schwarze
Linie in Abb. 3), ergab sich die Lage der Farben im spezifischen Farbraum der
Honigbienen. Der spezifische Farbraum von Apis mellifera wurde verwendet, da es für
die Euglossini keine spezifischen Daten über die Photorezeptorempfindlichkeit gibt.
Unter der Annahme, dass die Fotorezeptorempfindlichkeit innerhalb der Apinae sehr
konserviert ist, kann dieses Modell vermutlich ohne gröbere Fehler auch für Euglossini
angewendet werden (Peitsch et al. 1992).
Die Farben Lila und Blau liegen beinahe übereinander und sind mit einer Farbdistanz von
0,01 Hexagon Units jene 2 Farben, die am nächsten beeinander liegen. Diese beiden
Farben sind daher für die Biene nicht zu unterscheiden. Der größte Unterschied besteht
zwischen den Farben Blau und Gelb, ihre Farbdistanz liegt bei 0.67 Hexagon Units (Abb.
4).
1,00
0,90
0,80
Reflexion (%)
0,70
0,60
0,50
0,40
Background
grün
gelb
blau
grau
orange
pink
rot
violett
0,30
0,20
0,10
0,00
300
350
400
450
500
550
600
650
700
Wellenlänge (nm)
Abb. 3: Spektrale Reflexion der beim Farbpräferenzversuch mit Euglossinen-Männchen verwendeten
Stoffe (Linien in den entsprechenden Farben) und der für das Farbhexagon verwendete grüne Hintergrund
(dünnere schwarze Linie) zwischen 300 und 700nm.
10
Abb. 4: Lage der Farbloci der verwendeten
Stoffe im Farbhexagon der Honigbiene. Der
angenommene grüne Hintergrund an den die
Photorezeptoren adaptieren liegt im Zentrum
(X). Der Kreis in der Mitte zeigt jenen Bereich
der als achromatisch bezeichnet wird
(Chittka&Kevan 2005).
Insgesamt wurden 29 Euglossinenmännchen im Rahmen des Farbversuches beobachtet,
von welchen sich 12 Individuen für eine oder mehrere Farben entschieden (insgesamt 19
Entscheidungen, 1.5 Farben pro Männchen; n=12). Ein Männchen setzte sich auf drei
Farbenkugeln (Indiv.Nr. 11), vier Männchen wählten zwei Farben und 7 Männchen
entschieden sich für eine Farbe (Tab. 3 im Anhang). Elf Männchen inspizierten die
Kugeln nur, entschieden sich aber für keine Farbe.
Am häufigsten fiel die Entscheidung auf die Farbe Lila (26% der Entscheidungen), je
16% fielen auf die Farben Blau, Rosa, Orange und Gelb, 5% der Entscheidungen
entfielen auf Rot und auf Grau wurde kein einziges Mal gelandet (Abb. 3).
Anzahl der Entscheidungen
6
5
4
3
2
1
0
blau
lila
rosa
rot
orange
gelb
grün
grau
Farbe
Abb. 3: Anzahl der Entscheidungen der am Farbversuch teilgenommenen
12 Individuen für eine oder mehrere Farben (19 Entscheidungen von 12
Männchen).
11
Diskussion
Der Zusammenhang zwischen der Körpergröße und den verschiedensten
Augenparametern wurde bereits bei verschiedenen Apinae untersucht (Jander & Jander
2002). Kapustjanskij et al. (2007) zeigten, dass es bei Bombus terrestris sowohl bei
Männchen als auch bei Weibchen einen positiven Zusammenhang zwischen Körpergröße
und Ocellen- und Facettendurchmesser gibt. Auch Kerfoot (1967) konnte zeigen, dass es
bei verschiedenen Apoidea einen Zusammenhang zwischen Kopfbreite und Augenlänge
gibt. Er zeigt allerdings auch, dass die Ocellen nicht direkt proportional mit der
Kopfgröße an Größe zunehmen. Wir konnten nun zeigen, dass es einen solchen positiven
linearen Zusammenhang zwischen Körpergröße (Intertegulae-Spanne) und Kopfbreite
und damit auch den Augenparametern wie Augenlänge, Augenbreite, Augenfläche,
Ommatidien- und Ocellendurchmesser auch bei Euglossini gibt. Dieses Ergebnis ist nicht
überraschend, da man solche Korrelationen auch bei anderen Apinaen findet (Jander &
Jander 2002, Kapustjanski et al. 2007, Keerfoot 1967). Wie stark die Korrelationen für
die einzelnen Arten, sind würde eine Artbestimmung der vermessenen Tiere erfordern,
die im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt wurde. Auch wenn es sich bei den
Euglossini nicht um soziale sondern solitäre Arten handelt, so hätte eine entsprechende
Aktivitätsverschiebung bzw. -verlängerung in die Dämmerung im Zusammenhang mit
größeren Körpermaßen (vor allem größerem Ommatidiendurchmesser) und daraus
resultierend höherer Lichtempfindlichkeit einen entsprechenden Vorteil für beide
Geschlechter. Die Weibchen könnten so mehr Nektar sammeln, da sich dieser über Nacht
in der Pflanze anreichert und ihnen damit mehr Energie für den Bau von Brutzellen und
eventuell sogar Brutpflege (pers. Beobachtung Florian Etl) zur Verfügung steht. Die
Männchen hätten den Vorteil, dass sie früher zu jenen Pflanzen kommen, die ihnen
Duftstoffe bieten, welche eventuell auch über Nacht akkumuliert werden. Wir versuchten
diesen Zusammenhang zwischen der Körper- bzw. Augengröße und der Lichtintensität zu
zeigen, erhielten allerdings keine eindeutige Korrelation. Die Lichtintensitäten bei denen
die Tiere in unserem Versuchsaufbau los fliegen konnten waren sehr stark gestreut, sie
lagen zwischen 0,26 und 120 lux. Allerdings lässt sich ein Trend dahingehend erkennen,
dass Tiere mit größeren Augen bei geringeren Lichtintensitäten fliegen können als
kleinere. Um hier eindeutigere Ergebnisse zu erhalten wäre eine Erhöhung der Stichprobe
notwendig. Tatsache ist auch, dass 17 Tiere bei Lichtintensitäten unter 2 lux wegfliegen
konnten. Grundsätzlich dürften die Prachtbienen also in der Lage sein, bei sehr geringen
Lichtintensitäten zu fliegen, wie es einige Individuen in unserem Versuch gezeigt haben.
Das liegt unter den Werten, die man beispielsweise für Hummeln in der Literatur findet.
12
Bei den vier von Kapustjanski et al. (2007) untersuchten Hummelarten lag die
Lichtschwelle zwischen 1,1 und 5,5 lux. Dabei korrelierte die Intensitätsschwelle negativ
mit der Körpergröße. Bei den von uns durchgeführten Versuchen wurde zwischen den
verschiedenen Euglossinen-Arten nicht unterschieden. Eine Bestimmung der Arten und
eine neuerliche Berechnung der Korrelationen für die einzelnen Arten wären hier
notwendig
um
einen
Zusammenhang
zwischen
Körpergröße
und
Lichtempfindlichkeitsschwelle eindeutig bestätigen oder verwerfen zu können.
Sehr wahrscheinlich waren Versuchsaufbau und Versuchsdurchführung ein Hauptgrund
dafür, dass die meisten Tiere erst bei wesentlich höheren Lichtintensitäten zu fliegen
begannen. Da das Abfangen der Männchen vor allem im Primärregenwald erfolgte,
vergingen zumeist mehr als 20 Minuten bis das erste Tier im Labor getestet wurde. Durch
die relativ lange Verweildauer in dem Drosoglas in der Kühlbox ließ wahrscheinlich die
Motivation der Männchen zu fliegen nach. So zeigten einige Männchen im Versuch
überhaupt kein Flugverhalten, nicht einmal Ansätze davon, wie beispielsweise
Flügelschlag. Eine weitere Möglichkeit dafür könnten Betäubungszustände sein, die
eventuell durch Spuren und Rückstande der Duftstoffe in den Transportgefäßen
verursacht wurden. Ein weiteres Problem stellte das Gefäß dar, aus dem die Männchen
starten mussten. Im Laufe des Versuchs zeigte sich, dass es einen zu geringen
Durchmesser hatte. Ein zwischenzeitlicher Wechsel auf eine Metallschüssel mit sehr
großem Durchmesser (ca. 40cm) zeigte, dass Tiere aus diesem bei Lichtintensitäten
starten können, bei denen sie zuvor nicht aus dem anderen Gefäß kamen. Durch den
Versuch los zu fliegen und dem ständigen Flügelschlag dabei verausgabten sich einige
Männchen offenbar so, dass sie anschließend auch bei normaler Laborbeleuchtung nicht
mehr flogen. Auch sie wurden als „flugunwillig“ gewertet und frei gelassen. So ist für
uns anzunehmen, dass Euglossini schon bei sehr geringen Lichtintensitäten fliegen
können, allerdings andere Startbedingungen benötigen als beispielsweise Hummeln,
welche so lange auf einer Plattform herumkrabbeln bis sie fliegen können (mündl.
Aussage Martin Streinzer), und auch nicht gut aus einem Gefäß mit zu engem
Durchmesser starten können. Zudem sollte die Zeitspanne zwischen Abfangen und
Versuch wesentlich verkürzt werden um die Motivation der Männchen nicht zu sehr zu
beeinflussen.
Dem Farbraummodell liegen die Photorezeptoren der Honigbiene zu Grunde. Da die
Absorptionsmaxima innerhalb der Hymenoptera offenbar sehr konserviert sind, kann man
allerdings davon ausgehen, dass das Modell auch für andere Apinae wie Euglossinae
zumindest annähernd stimmt (Peitsch et al. 1992). Die beiden Farben Blau und Lila
können wir als gleich annehmen, da sie im Farbraum beinahe deckungsgleich sind
13
(Farbdistanz 0,01 Hexagon Units). Somit sind 42% der Entscheidungen (26% Blau, 16%
Lila) auf diese Farbe gefallen. Es gibt demnach eine starke Präferenz für diese Farbe, im
weiteren „Blau“ genannt. Der nächste Schritt wäre nun, zu untersuchen ob sich dieses
Ergebnis mit den Blütenfarben jener Pflanzen deckt, für welche Euglossini eine wichtige
Rolle als Bestäuber spielen und ihnen als Duftstoffquelle zum Besammeln zur Verfügung
stehen. So müssten die meisten von Euglossini besuchten und bestäubten Blüten ebenfalls
Blau sein. Jedoch ist bis heut nicht gut untersucht für wie viele Pflanzenarten
Prachtbienen Bestäuber sind, wie spezifisch diese Verhältnisse sind und welche Rolle der
Duftstoff dabei genau spielt.
Außerdem sollte für weiterführende Versuche die Stofffarben besser gewählt werden. Die
Spektren aller in diesem Versuch verwendeten Stoffe zeigten einen deutlichen Peak im
UV-Bereich, der in den Blütenspektren zumindest einiger Farben in der Natur nicht
vorkommt. Dieser Peak ist zudem die Ursache dafür, dass die Farben im Farbhexagon
(Abb. 4) nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern nur im UV-Bereich liegen. Dies könnte
die Farbwahl der Tiere mit beeinflusst haben. Eine solche eventuelle Verfälschung des
Entscheidungsverhaltens sollte in zukünftigen Versuchen weitgehend ausgeschlossen
werden.
Die Ergebnisse des Farbpräferenzversuches decken sich zwar mit den Ergebnissen einer
Untersuchung von Giurfa et al. (1995), in der Honigbienen eine angeborene Präferenz für
die Farben UV-Blau und Grün zeigten und Farben aus der Kategorie UV-Blau am
schnellsten Lernen können. Allerdings können wir durch unsere Untersuchungen keine
Aussage darüber tätigen, ob es sich bei der Blau-Präferenz der Euglossini um eine
angeborene oder erlernte Präferenz handelt.
14
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214.
15
Anhang
Tab. 2: Vermessungsdaten und Lichtschwellen aller vermessenen männlichen und weiblichen Euglossini, f
female, m male.
Intertegulae
head
eye
eye
median
lateral
Ind.
span
width
length
width
eye area ocellus
ocellus
Nr. sex (mm)
(mm)
(mm)
(mm)
(mm²)
(mm)
(mm)
1
f
3,07
4,45
1,87
1,07
1,57
0,24
0,24
2
f
5,67
6,17
4,48
3,15
11,08
0,37
0,34
3
m
2,49
3,68
2,30
1,14
2,06
0,26
0,22
4
m
2,97
4,24
2,64
1,18
2,45
0,28
0,23
5
m
3,43
4,51
2,71
1,16
2,47
0,30
0,24
6
m
2,92
4,18
2,68
1,67
3,52
0,25
0,26
7
f
3,94
5,36
3,63
1,75
4,98
0,25
0,25
8
m
2,84
4,21
2,73
1,37
2,94
0,33
0,29
9
m
2,64
4,13
2,69
1,16
2,45
0,30
0,28
10 m
3,86
5,51
3,55
1,76
4,91
0,29
0,27
11 f
3,71
4,72
3,03
1,45
3,45
0,31
0,25
12 m
2,84
4,00
2,49
1,19
2,33
0,23
0,17
14 m
2,78
3,78
2,50
1,24
2,42
0,31
0,26
16 m
2,81
4,71
2,51
1,20
2,37
0,25
0,24
17 f
3,33
4,93
3,39
1,60
4,26
0,30
0,25
18 m
2,83
3,72
2,33
1,07
1,96
0,17
0,25
19 m
3,17
4,50
2,77
1,34
2,92
0,22
0,24
20 m
2,66
3,79
2,15
1,22
2,06
0,23
0,25
21 m
3,25
4,19
2,67
1,15
2,41
0,26
0,27
22 m
3,30
4,65
3,11
1,62
3,96
0,25
0,27
24 m
2,98
4,38
2,82
1,28
2,83
0,28
0,29
29 m
2,64
4,17
2,63
1,35
2,79
0,25
0,25
30 m
2,73
3,63
2,27
1,06
1,89
0,23
0,24
31 m
3,33
4,44
2,93
1,65
3,80
0,28
0,32
32 m
2,99
4,62
2,96
1,47
3,42
0,28
0,25
33 m
2,82
4,11
2,58
1,24
2,51
0,25
0,26
34 m
3,24
4,43
2,86
1,06
2,38
0,28
0,30
35 m
2,75
4,28
2,74
1,34
2,88
0,27
0,26
37 m
2,68
4,34
2,76
1,25
2,71
0,25
0,29
38 m
2,82
4,10
2,67
1,39
2,91
0,24
0,23
40 m
3,83
5,36
3,59
1,76
4,96
0,23
0,28
41 m
3,47
4,68
2,96
1,44
3,34
0,26
0,28
42 m
3,53
4,75
2,92
1,52
3,48
0,27
0,24
43 m
3,61
5,06
3,15
1,45
3,59
0,26
0,21
44 m
2,96
3,90
2,39
1,16
2,18
0,26
0,23
46 m
3,48
5,30
3,59
1,80
5,06
0,29
0,28
48 m
3,16
4,51
2,73
1,41
3,02
0,27
0,23
49 m
2,84
3,73
2,34
1,30
2,39
0,30
0,26
50 m
3,20
4,22
2,72
1,31
2,80
0,23
0,23
Ommatidia
light
diameter intensity
(µm)
(lux)
22,00
no data
27,00
no data
22,00
no data
23,17
no data
24,17
no data
22,17
no data
28,33
no data
23,33
1,60
22,33
5,38
27,00
0,65
24,50 not active
22,50
3,96
24,17
120,00
27,00
4,05
27,67
3,29
22,50
25,98
24,33
23,50
22,00
92,69
23,33
2,29
26,00
4,23
24,50
10,05
24,33
5,19
21,67
27,52
25,00
1,93
24,33
6,02
23,33
88,26
25,00
1,83
24,33
1,03
23,67
0,26
22,67
0,34
27,00
0,40
27,00
1,65
24,00
6,16
24,67
58,10
21,33
115,60
26,33
0,32
23,67
0,68
22,67
1,20
22,00
13,09
16
Intertegulae
head
eye
eye
median
lateral
span
Ind.
width
length
width
eye area ocellus
ocellus
(mm)
(mm)
(mm)
(mm)
(mm)
Nr. sex (mm)
(mm²)
51 m
2,51
3,87
2,04
1,09
1,75
0,22
0,23
52 m
3,26
4,61
2,92
1,50
3,44
0,25
0,23
53 m
3,31
4,74
2,96
1,40
3,25
0,31
0,28
54 m
3,30
4,94
3,13
1,57
3,86
0,31
0,26
56 m
4,43
5,43
3,50
1,52
4,18
0,27
0,22
57 m
6,07
6,92
4,96
2,50
9,74
0,36
0,34
58
4,48
5,61
4,23
1,49
4,95
0,24
0,26
59
6,84
7,28
5,15
2,69
10,88
0,46
0,37
60
7,84
7,30
5,44
2,40
10,23
0,38
0,38
Ommatidia
light
diameter intensity
(µm)
(lux)
20,83
21,46
23,50
1,29
23,33
0,56
25,67
1,68
27,17
1,40
33,67
0,43
25,00
no data
36,33
no data
36,00
no data
Tab. 3: Anzahl der Entscheidungen und die dabei gewählten Farben
jener Individuen, die im Farbpräferenzversuch eine Entscheidung für
mindestens eine Farbe getroffen haben (n=29, Männchen ohne
Entscheidung sind nicht angeführt).
Indiv.Nr.
1
6
7
8
11
12
15
16
18
25
26
27
Anzahl der Entscheidungen
1
2
1
2
3
1
1
2
2
1
1
1
gewählte Farbe(n)
blau
orange, grün
gelb
rot, orange
lila, rosa, blau
gelb
rosa
lila, rosa
lila, blau
lila
lila
orange
17
Morgen-
und
Abendaktivität
stachelloser
Bienen
(Meliponini) in Abhängigkeit von der Lichtintensität
Alexandra Quester, 0506616, A437, [email protected]
Kerstin Stejskal, 0501038, A439, [email protected]
PP Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica
Abstract
In this study six colonies from four different species (Partamona orizabaeinsis, Tetragona
dorsalis Paratrigona opaca and Trigona fulviventris) of stingless bees (Meliponini) were
observed in the field station La Gamba, Costa Rica. Our goal was, to find out how light
intensity restricts foraging activity at dusk and dawn. We measured eye surface and body size
of 10 workers of each colony and correlated these parameters with the lowest light intensity at
which the bees were able to fly. Our results show that thresholds nicely correlate with eyearea of the different species. Interestingly, body size did not correlate with eye-area,
indicating that eye size and body size does not isometrically change among different stingless
bee species. In general, flying during twilight or dawn has the advantage to avoid predators as
well as parasites. Also, possible competition with other flower visitors can be avoided. Our
data show that large stingless bee species may have an advantage since they can start their
foraging flights earlier in the morning and prolong their flight activity at dusk compared to
small species.
Keywords: Stingless bees, foraging activity, light intensity, eye size, scaling
1.Einführung
Stachellose Bienen (Meliponini) gehören wie Hummeln (Bombini), Honigbienen (Apini), und
Prachtbienen (Euglossini) zur Unterfamilie der Apinae. Darunter versteht man jene
Bienengruppen, welche Sammelbeine mit Pollenkörbchen an den Hintertibien besitzen. Im
Gegensatz zu den solitär lebenden Euglossini sind die anderen Vertreter dieser Gruppe
eusoziale Insekten. Die stachellosen Bienen bilden Kolonien mit einer Königin und bis zu
100.000 Arbeiterinnen und weisen eine für diese Lebensweise typische Arbeitsteilung auf
(Michener 2000). Man findet sie ausschließlich in den tropischen und subtropischen Gebieten,
wo sie als wichtige Bestäuber dienen. Ihre Pollensammelaktivität kann mit
jener der
1
Honigbienen in der temperaten Zone verglichen werden (Lindauer and Kerr 1958). Auch die
Produktion von Honig wurde beschrieben, allerdings mit geringerer Effizienz (Crane 1990).
Neben dieser wichtigen Aufgabe sammeln sie auch Pflanzenreste, Erde und Harz, welche sie
für den Nestbau benötigen.
Die tageszeitliche Sammelaktivität kann je nach Kolonie verschieden sein, was eventuell der
Konkurrenzvermeidung dient. So haben jene, welche die Möglichkeit haben schon sehr früh
zu fliegen, den Vorteil als erster bei der Blüte anzukommen und dadurch eine größere Menge
an Pollen in den Stock zu transportieren, ohne mit konkurrierenden Blütenbesuchern wie
andere Kolonien stachelloser Bienen, Prachtbienen, Tagfaltern oder Kolibris in Konflikt zu
geraten(Bohart und Youssef, 1976; Kelber et al 2005). Weiters ermöglicht es ihnen Räubern
und Parasiten zumindest während Sonnenauf- und Untergangs aus dem Weg zu gehen, da
diese größten Teils tagsüber
aktiv sind. Zusätzlich verringert das Fliegen bei kühleren
Temperaturen den Wasserverlust (Bohart und Youssef, 1976).
Aufgrund dieser potentiellen Vorteile sollte man erwarten, dass ein Selektionsdruck darauf
besteht, die tageszeitliche Sammelaktivität in die morgendliche bzw. abendliche Dämmerung
zu verschieben. Andererseits ist das Fliegen während dieser Tageszeiten durch die
Lichtintensität limitiert, d.h. bei Unterschreitung einer bestimmten Helligkeit ist das
räumliche und zeitliche Auflösungsvermögen der Augen für die Orientierung nicht mehr
ausreichend. Alle Bienen besitzen Appositionsaugen, die im Vergleich zu anderen
Augentypen eine eher geringe Lichtempfindlichkeit besitzen (Warrant, Porombka und
Kirchner 1996, Warrant et al 2004,). Die Lichtempfindlichkeit ist hauptsächlich durch die
Augengröße und den Ommatidiendurchmesser limitiert. In unserer Arbeit haben wir uns
daher gefragt, ob das Aktivitätsmuster durch die Lichtintensität beeinflusst wird und ob diese
in Korrelation mit der Körpergröße bzw. der Augenfläche steht. Es wäre zu erwarten, dass
größere Individuen besser an geringe Lichtmengen adaptiert sind, da sie vermutlich auch
größere Augenflächen besitzen und so zu früheren Zeitpunkten am Morgen bzw. bis zu
späteren am Abend fliegen können.
2
Material und Methoden
Diese Fragestellung wurde von 22. bis 27. Februar
2009 in der Tropenstation La Gamba, Costa Rica
bearbeitet.
Diese
Forschungsinstitution
der
Universität
Wien
befindet
der
Pazifikküste
im
Süd-Westen
sich
nahe
Costa
Ricas
(Geographische Koordinaten: N 8°42"61',
W 83°12'97"; Seehöhe: 70 m, siehe Abb. 1).
Wir sammelten Daten von sechs Kolonien / Nestern
mit vier verschiedenen Arten. Nest 1 war eine
Kolonie der Art Tetragona dorsalis. Nest 2 und
Nest 4 beinhalteten beide Vertreter der Art
Partamona orizabaeinsis. In Nest 3 und Nest 6
wurde Paratrigona opaca beobachtet, die Kolonie
http://www.lagamba.at
von Trigona fulviventris bezeichneten wir als Nest
5. In Abbildung 2 sind die Standorte der Nester im
Abbildung 1: Standort Tropenstation La Gamba
Garten der Tropenstation zu sehen.
3
http://www.lagamba.at
Abbildung 2: Standorte der Nester im Garten der Tropenstation
4
Die Arten unterscheiden sich sowohl in ihrer Größe, Verhalten und der Bauweise ihrer Nester.
Tetragona dorsalis (Abb.3)
Bei T. dorsalis handelt es sich um eine wenig aggressive Biene,
welche besonders auffällige Nester mit einer sehr langen Eingangsbzw. Ausgangsöffnung (bis zu 20 cm) bauen, welche aus sprödem
Harz bestehen. Wir haben sie an einem eigens errichteten
Abbildung 3: Tetragona dorsalis
Bienenstand beobachtet, normalerweise bauen sie ihre Nester jedoch in hohlen Baumstämmen
und Ästen.
Die Arbeiterinnen können eine Größe von 6mm erreichen und besitzen einen gestreckten,
auffällig orange gefärbten Körper, wobei Kopf und Thorax etwas dunkler sind. Ihre untere
Gesichtshälfte, Scapus und Mandibeln sind gelb gefärbt. Man findet sie von Nicaragua bis
Brasilien. (Jarau und Barth, 2008)
Partamona orizabaeinsis (Abb.4)
Hierbei handelt es sich um die größten, von uns untersuchten
Meliponini, mit etwa 6mm Körpergröße. Ihre massiven Nester
errichten sie an Bäumen, am Boden oder in Aushöhlungen. Die
Öffnung liegt im unteren Bereich des Nestes und ist aus Erde und
Harz gefertigt. Es sind sehr dunkle, bis schwarze, kompakte
Abbildung 4: Partamona orizabaeinsis
Tiere. Der Körper ist leicht glänzend und sie besitzen eine dünne gelblich- weiße Linie,
entlang der inneren Augenränder. Weiters erkennt man sie, an den orange bis rostfarbenen
Labrum, Mandibeln und Tarsen. Die Gattung Partamona erkennt man auch gut an den
typischen Körbchen der Hinterbeine. Sie sind im Vergleich zu anderen stachellosen Bienen
relativ groß und „löffelförmig“. Sie kommen von Süd-West Mexiko bis Nord-West Panama
vor. (Jarau und Barth, 2008)
Paratrigona opaca (Abb.5)
Sie zählen mit einer Länge von 4mm zu den kleineren
stachellosen Bienen. Auf ihrer einheitlich schwarzen Färbung
besitzen sie eine gelbe Zeichnung am Thorax, auf den Beinen
und im Gesicht. P.
opaca bauen ihre Nester ebenfalls an
Bäumen, wobei diese nicht so massiv und auffällig sind wie
Abbildung 5: Paratrigona opaca
die von Partamona orizabaeinsis. Ihre Behausung ist meist gut getarnt, durch kleine darauf
wachsende Farne und Moose. Die Nestöffnung ist zylindrisch, kurz und ebenfalls unauffällig
5
klein. Sie ist aus weichem Material gebaut und wird abends nach dem Einflug der letzten
Bienen verschlossen. Ihr Verbreitungsgebiet ist von Belize bis Kolumbien (Jarau und Barth,
2008).
Trigona fulviventris (Abb.6)
Diese Meliponini-Vertreter mit einer Größe von etwa 6-7mm,
sind besonders leicht zu bestimmen, da sie neben ihrem
schwarzen Kopf und Thorax, ein leuchtend orangenes Abdomen
besitzen. Ihre Nester besitzen ebenfalls eine große Öffnung und
Abbildung 6: Trigona fulviventris
werden bodennahe bzw. unterirdisch zwischen Wurzeln an der Basis von Bäumen gebaut.
Diese stachellosen Bienen findet man von Mexiko bis Brasilien (Jarau und Barth, 2008).
Die Beobachtungen wurden jeweils einen Tag pro Nest durchgeführt und fanden während der
Morgenstunden durchgehend von 5:00 bis 7:30 und in der Abenddämmerung ebenfalls
durchgehend von 16:30 bis 18:15 statt. Bei jeder Art wurde über den Tag verteilt einmal pro
Stunde für 10 Minuten beobachtet um einen Überblick über die Tagesaktivität zu erhalten.
Um die Aktivitäten zu messen wurden die Anzahl der Ein- und Ausflüge im Fünfminutentakt
mithilfe von mechanischen Handstückzählern ermittelt. Nach jeder Fünfminuteneinheit
wurden die Lichtintensität, die Temperatur und die Wetterbedingungen notiert. Die
Lichtintensität wurde mit einem Luxmeter gemessen und in der Einheit Lux angegeben. Die
Messung erfolge unmittelbar neben dem Nest und in der Ebene der Öffnung.
Aus diesen Daten wurden die Lichtschwellen für die jeweiligen Nester abgelesen. Hierbei
handelt es sich um jene Werte der Lichtintensität bei welchen die Tiere die erste Flugaktivität
am Morgen, bzw. die letzte am Abend zeigten. Um diese Zeitpunkte mit der Sonnenaufgangsund Untergangszeit zu vergleichen, wurden diese offiziellen Zeitpunkte für San Jose / Costa
Rica der Homepage http://www.timeanddate.com (vom 22.3.2009) entnommen.
Zur Feststellung der morphologischen Daten wurden pro Kolonie 10 Tiere (außer bei Nest 6,
da wurden nur 3 Tiere) gefangen, abgetötet
und
schließlich
(Heerbrugg
unter
dem
Binokular
Wild - Photomikroskop M400
1,25x) mit der Kamera Nikon Coolpix P5100
fotografiert.
Für
die
Messung
der
Thoraxbreite wurde mit 20facher, für die der
Abbildung 7 + 8: Vermessung Augenfläche und Thoraxbreite
Augenfläche mit 32facher Vergrößerung aufgenommen. Anhand der Fotos wurden die
jeweiligen
Strukturen
unter
Verwendung
des
Programmes
IMAGE
J
1.40
6
(http://rsb.info.nih.gov/) vermessen. Als Maß für die Körpergröße ermittelten wir die
Thoraxbreite zwischen den Tegulae und zur Bestimmung der Augenfläche jene Stelle mit der
größten Länge und der größten Breite. Die Augenfläche wurde mit der Formel für die
Ellipsenfläche (
) berechnet (Kapustjanskij et al 2007).
Zur statistischen Auswertung der Ergebnisse wurde eine nicht parametrische Spearman’sche
Rangkorrelation mithilfe des Programmes SPSS 11.0 durchgeführt. Dabei wurden getestet ob
Augenfläche und Thoraxbreite, Augenfläche und Lichtschwelle, bzw. Thoraxbreite und
Lichtschwelle (jeweils morgens und abends) miteinander korrelieren.
3. Ergebnisse
Die Zeitpunkte der Sonnenaufgänge lagen an den Tagen von 22. bis 24. 2. um 5:53 und von
25. bis 27. 2. um 5:52. Die Sonnenuntergänge fanden vom 22. bis 25.2. um 17:46 und am 26.
und 27. 2. um 17:47 statt.
Die Temperaturen schwankten in den Morgenstunden zwischen 21,4 °C und 24,3°C und
lagen an den Abenden zwischen 27,8°C und 29,1°C.
Nest 1:
Wie in Abb.8 ersichtlich zeigt dieses Nest von Tetragona dorsalis, eine mit der Lichtintensität
langsam ansteigende bzw. absinkende Aktivitätskurve. Am Morgen ist die Zahl der Abflüge
deutlich höher als jene der Anflüge. Gegen Abends kann man den genau umgekehrten Effekt
beobachten. Die Lichtschwellenwerte liegen morgens bei 12,2 lux und abends bei 9,17 lux.
Die Vermessung der Thoraxbreite ergab einen durchschnittlichen Wert von 1,19mm (s.d. =
0,04), die Augenfläche beträgt im Durchschnitt 0,62 mm²( s.d. = 0,00).
A
b
b
i
l
d
u
n
g
3
:
N
e
s
t
1
7
Abbildung 8: Tagesaktivität von Nest 1 / Tetragona dorsalis
: Nest
2:
Der Aktivitätsbeginn liegt bei Partamona orizabaeinsis bereits weit vor dem Sonnenaufgang
und auch abends fliegen sie noch bis 18:05. Die ersten Flüge am Morgen fanden bei einer
Lichtintensität von 0,1 lux, die letzten am Abend bei 0,23 lux statt. In der Abb. 12 (Appendix)
ist zu sehen ist, dass im Vergleich zu der vorher beschriebenen Art, die Aktivität wesentlich
schneller zunimmt.
Nest 3:
Die durchschnittliche Thoraxbreite von 10 Individuen beträgt 1,61mm (s.d. = 0,09), der
Mittelwert für die Augenfläche 0,85mm² (s.d. = 0,02).
Paratrigona opaca hat eine auffallend kleine Augenfläche mit 0,43mm² (s.d. = 0,01) und eine
Thoraxbreite von 1,25mm (s.d. = 0,03). Die Aktivität beginnt bei einer Lichtschwelle von
129,4 lux und endet bei 31,81.
Nest 4:
Da es sich bei dieser Kolonie wie bei Nest 2 ebenfalls um die Art Partamona orizabaeinsis
handelt kamen wir zu ähnlichen Ergebnissen. Die Flugzeiten lagen gleichfalls weit vor, bzw.
nach dem Sonnenauf- und Untergang. Die Lichtschwellenwerte liegen morgens bei 0,55 lux
und abends bei 2,00 lux. An morphologischen Daten ermittelten wir eine durchschnittliche
Augenfläche von 1,21mm² (s.d. = 0,04) und eine Thoraxbreite von 1,57mm (s.d. = 0,01).
Nest 5:
Für diese Kolonie mit der Art Trigona fulviventris ergab sich ein früher Start der Aktivität um
5:25, abends endete diese bei Sonnenuntergang. Die ersten Flüge am Morgen fanden bei einer
Lichtintensität von 0,17 lux statt, die letzten am Abend bei 3,17 lux. Für die mittlere
Thoraxbreite erhielten wir einen Wert von 1,41mm (s.d.= 0,07), die durchschnittliche
Augenfläche beträgt 0,75mm² (s.d. = 0,00).
Nest 6:
Hierbei handelt es sich um eine sehr kleine Kolonie der Art Paratrigona opaca mit auffallend
geringer Aktivität. Die Lichtschwelle am Morgen liegt bei 219,3lux, jene am Abend bei
25,16lux. Die Vermessungen ergaben 1,17mm (s.d.= 0,02) für die durchschnittliche
Thoraxbreite und einen Augenflächenmittelwert von 0,53mm² (s.d. = 0,00).
8
Vergleich:
Die Auswertung der morphologischen Daten ergab keine signifikante Korrelation zwischen
Thoraxbreite und Augenfläche auf dem 5%-Niveau (n=6, Rs=0,881, p=0,072; Abb. 10). Es
zeigt sich aber dahingehend ein „Trend“, dass größere Tiere (breiterer Thorax) auch größere
Augen besitzen. Bei dem Vergleich von Nest 6, Nest 1, Nest 5 und Nest 4 (hier geordnet von
der kleinsten bis zur größten Thoraxbreite), welche in Abbildung 9 dargestellt sind, zeigt sich
dieser Zusammenhang sehr gut. Bei Paratrigona opaca aus Nest 3, welche die kleinste
Augenfläche aufweisen, handelt es sich jedoch nicht, wie erwartet, um jene Bienen mit der
kleinsten Thoraxbreite. Bei Partamona orizabaeinsis aus Nest 2 ist die Augenfläche, trotz
ihrer großen Thoraxbreite, verhältnismäßig gering.
Abbildung 10: Vergleich Thoraxbreite-Augenfläche
Der Zusammenhang zwischen Lichtschwelle am Morgen und der Augenfläche ist auf dem
5%-Niveau nicht signifikant (N=12, Rs=-0,771, p=0,72). Für die Werte der Lichtschwelle
abends und der Augenfläche ergab sich dagegen eine signifikante Korrelation (n=12, Rs=0,943, p=0,005; Abb. 11), genauso wie zwischen Thoraxbreite und Lichtschwelle morgens
9
(n=12, Rs=-0,886, p=0,019; Abb. 11) und Thoraxbreite und Lichtschwelle am Abend (n=12,
Rs=-0,829, p=0,042).
Zusätzlich war die Korrelation der morgendlichen und abendlichen Lichtschwellen (n=12,
Rs=0,886, p=0,019) auf dem 5%-Niveau signifikant.
Abbildung 11: Vergleich Lichtschwelle-Augenfläche
4. Diskussion
Unsere Daten zeigen, dass ein deutlicher Unterschied bei denen von uns beobachteten Arten,
bezüglich des Aktivitätsmusters während des Sonnenaufgangs und der Dämmerung besteht.
Besonders gegensätzliche Ergebnisse lieferten die Nester 2 und 3 mit den Arten Partamona
orizabaeinsis und Paratrigona opaca. Bei Ersteren, die besonders durch ihre Körpergröße
auffallen, starten die ersten Individuen ihren morgendlichen Flug, wie in der Grafik in
Abbildung 12 ersichtlich, bereits 48 Minuten vor dem Sonnenaufgang, bei einer
Lichtintensität von 0,1 lux. Wobei zu beobachten ist, dass die erste halbe Stunde nur
vereinzelt Bienen zu ihrem Pollenflug aufbrechen. Ab 5:35 steigt die Anzahl der
ausfliegenden Arbeiterinnen plötzlich stark an und pendelt sich bei einem Mittelwert von 34
10
Bienen pro Minute ein. Extrem auffallend ist der enorme Aktivitätseinbruch von 9:25 bis
15:30,
welcher
möglicherweise
durch
die
hohen
Temperaturen
der
direkten
Sonneneinstrahlung auf das ungeschützte Nest zurückzuführen ist (Siehe Appendix,
Abbildung 13). Im Vergleich zu den Beobachtungen an den anderen Nestern waren die
erstaunlich hohen Anflugszahlen am Morgen hervorstechend. Unsere Vermutung betreffend
dieser Ergebnisse ist, dass eine beträchtliche Menge an Individuen die Nacht außerhalb des
Nestes verbringt. Ab 16:30 nimmt die Aktivität wieder zu, bleibt bis 17:50 relativ konstant
und endet um 18:00. Genau gegensätzlich verhält sich die Kolonie aus Nest 3 der Art
Paratrigona opaca. In Abbildung 12 ist zu sehen, dass bis zum tatsächlichen Aktivitätsbeginn
92 Minuten nach Sonnenaufgang bei einer Lichtintensität von 129,3 lux, nur vereinzelt
Individuen das Nest verlassen. Im Vergleich zum morgendlichen Verhalten der Art
Partamona orizabaeinsis steigt hier die Anzahl der Flüge nur langsam an und nimmt am
Abend, schon früh auch nur langsam ab.
Abbildung 12: Vergleich Nest der Morgenaktivitäten von Nest 2 (A) und Nest 3 (B).
Dieses unterschiedliche Aktivitätsmuster der verschiedenen Arten, lässt sich durch eine
ungleiche Lichtempfindlichkeit erklären. Diese Annahme wird durch die morphologischen
Daten bestätigt. So wurden unsere Erwartungen bezüglich der Korrelation der Augengröße
mit jenen Zeitpunkten der letzten Ausflüge bestätigt (Abb.11). Es besteht also tatsächlich der
Zusammenhang, dass Tiere mit geringerer Augenfläche eine geringere Lichtempfindlichkeit
aufweisen als jene mit größeren Augen. Betrachtet man erneut das Beispiel der Arten aus Nest
2 und 3, ist hier ein deutlicher Unterschied der Augenflächen erkennbar. Diese Resultate sind
in der Abbildung 11 ersichtlich. Der große Unterschied der morgendlichen und abendlichen
Lichtschwellen der Art Trigona fulviventris aus Nest 5 kam vermutlich durch technische
11
Probleme mit dem Luxmeter zustande. So ist es wahrscheinlich, dass die letzten Ausflüge am
Abend bei geringerer Lichtintensität stattfanden. Weiter wird in dieser Grafik deutlich, dass
Partamona orizabaeinsis aus Nest 4 sowohl mit der Augenfläche, als auch mit der
Lichtschwelle in der Mitte liegen, was ebenfalls für einen Zusammenhang dieser beiden
Größen spricht. Unsere Vermutung der Korrelation von Körpergröße und Augengröße wurde
aber nicht eindeutig bestätigt (p=0,072). Es ist jedoch ein „Trend“ dahingehend zu sehen, dass
die Daten diesbezüglich einen Zusammenhang aufweisen der vermutlich bei einem größeren
Stichprobenumfang klar gezeigt werden könnte. Lediglich die Arten aus Nest 3 und Nest 4
weichen von dieser Annahme ab (siehe Abbildung 10). Die Korrelation der beiden
Lichtschwellen miteinander weißt darauf hin, dass tatsächlich die Lichtintensität
ausschlaggebend für den Zeitpunkt der ersten und letzten Aktivitäten ist, und nicht etwa die
Temperatur, welche im tropischen Regenwald auf Grund der geringen Schwankungen keinen
limitierenden Faktor darstellt.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass unsere Vermutungen dahingehend bestätigt wurden,
dass Bienen mit größeren Augen eine geringere Lichtschwelle, also eine höhere
Lichtempfindlichkeit aufweisen, als Tiere mit kleineren Augen und dadurch die Möglichkeit
haben früher Fliegen zu können. Dies bildet wahrscheinlich, wie einführend schon erwähnt,
einen Konkurrenzvorteil beim Pollen- und Nektarsammeln.
In zukünftigen Arbeiten wäre es interessant zusätzlich auch die Anzahl und die Größe der
einzelnen Ommatidien zu messen, den Durchmesser der Ocellen, welche sehr wichtig für die
Lichtwahrnehmung sind, näher zu betrachten und mit einer größeren Anzahl von
verschiedener Nester mehr über den Zusammenhang der Körper- bzw. Augengröße und der
Lichtintensität zu erfahren.
12
5.Literatur
Barth F.G., Hrncir M., Jarau S. (2008), Signals and cues in the recruitment behavior of
stingless bees (Meliponini). J Comp Physiol A (2008) 194:313–327
Bohart GE, Youssef NN, 1976. The biology and behaviour of Evylaeus galpinsiae Cockerell
(Hymenoptera: Halictidae). Wasmann J Biol 34:185–234.
Crane E (1990) Bees and beekeeping: science, practice and world resources.
Comstock Publishing Associates (Cornell University Press), Ithaca, p 614
Kapustjanskij A., Streinzer M. Paulus H.F., Spaethe J., 2007. Bigger is better: implications of
body size for flight ability under different light conditions and the evolution of alloethism in
bumblebees. Functional Ecology, Volume 21, Issue 6 , Pages1130 – 1136
Jarau S., Barth F.G., 2008. Stingless bees of the Golfo Dulce region, Costa Rica
(Hymenoptera, Apidae, Apinae, Meliponini). In: Weissenhofer et al (eds) Natural and cultural
history of the Golfo Dulce region. Stapfia XX. Biologiezentrum des OÖ Landesmuseums,
Linz (in press)
Lindauer M, Kerr WE (1958) Die gegenseitige Verständigung bei den stachellosen Bienen.
Z vergl Physiol 41:405–434
Michener C.D. (2000). The bees of the world. John Hopkins University Press, Baltimore
Warrant E., Porombka T., Kirchner W.H. (1996), Neural Image Enhancement Allows
Honeybees to See at Night, Proceedings: Biological Sciences, Vol. 263, No. 1376 (Nov. 22,
1996), pp. 1521-1526
Warrant E et al (2004), Nocturnal Vision and Landmark Orientation in a Tropical Halictid
Bee, Current Biology, Volume 14, Issue 15, Pages 1309-1318
Webseiten:
http://www.lagamba.at, 22.3.2009
http://www.timeanddate.com , 22.3.2009
13
6. Appendix
Abbildung 13 : Tagesaktivitätsverlauf Nest 2
Abbildung 14: Tagesaktivitätsverlauf Nest 3
14
Abbildung 15 : Morgenaktivität Nest 4
Abbildung 16: Abendaktivität Nest 4
15
Abbildung 17: Morgenaktivität Nest 5
Abbildung 18: Abendaktivität Nest 5
16
Abbildung 19: Morgenaktivität Nest 6
Abbildung 20: Abendaktivität Nest 6
17
Morphologie und Verhalten
bei Ameisen der Gattung
Atta
Enthomologisches Projektpraktikum – Costa
Rica
Mai 2009
Elke Grablechner (0404586; A437)
Christian Lorenz (0202453; A437)
Fehlt : engl. Abstract, Literatur,
1
1. Einleitung
Ameisen sind soziale Insekten. Tiere der Gattung Atta sind Blattschneideameisen und
zeigen wie alle sozialen Ameisen eine geregelte Arbeitsteilung innerhalb eines bestimmten
Kastensystems. Unter anderem kann bei dieser Gattung zwischen Blattschneiderinnen,
Soldatinnen und Arbeiterinnen beziehungsweise Blattträgerinnen unterschieden werden. Im
Rahmen dieser Untersuchung wurden vor allem letztere beiden unter die Lupe genommen
und einander gegenübergestellt.
In der Regel sind die Blattträgerinnen kleiner als die Soldatinnen und von ihrer Anzahl weit
häufiger. Auf so genannten Straßen befördern die Trägerinnen die an einem bestimmen Ort,
welcher bis zu 100-150m vom Nest entfernt sein kann (Lewis et al. 2008; Röschard & Roces
2003), geschnittenen Blätter oder Gräser zu ihrem Bau. Entgegen der in der Bevölkerung
vorherrschenden Meinung werden die in den Bau beförderten Pflanzenstücke allerdings
nicht als Nahrungsvorrat verwendet sondern dienen vielmehr der Zucht eines Pilzes welcher
dann als Nahrungsquelle der Kolonie dient (Weber 1972).
Auf ihrem Weg werden die Trägerinnen von den größeren und stärkeren Soldatinnen
beschützt. Diese patrollieren entlang der gesamten Strecke und schützen unter anderem die
Kolonie vor Feinden und räumen etwaige Hindernisse wie Äste auf den Sammelstrassen
beiseite. Keinesfalls aber ist es so, dass die Aufgabenbereiche der Kasten zu 100% fixiert
sind. Immer wieder kann beobachtet werden, dass auch eine Soldatin ein Blatt in Richtung
Bau trägt oder aber die Blattschneiderin selbst das von ihr geschnittene Pflanzenstück trägt.
Hierzu gibt es Untersuchungen (Röschard & Roces 2003) die gezeigt haben, dass ein
solches Verhalten in Abhängigkeit der Entfernung des Baus vom Schneideort steht. Darüber
hinaus konnten Röschard und Roces (2003) auch zeigen, dass nicht eine einzige Trägerin
die gesamte Strecke vom Sammelort bis zum Bau zurücklegen muss sondern auch
Arbeitsketten, bei denen die Trägerinnen die Blattstücke immer ein bestimmtes Wegstück
tragen und dort einer anderen Trägerin übergeben, vorherrschend sein können. Ursachen für
diese verschiedenen Aufgabenteilungen und komplexen Verhaltensweisen sind jedoch oft
noch nicht bekannt und in ihrer Summe noch lange nicht restlos geklärt. Hierfür bedarf es
noch vieler weiterer Untersuchungen.
Ziel dieser Untersuchung war es morphometrische Vergleiche zwischen den Soldatinnen und
den Blattträgerinnen anzustellen. Insbesondere die Frage ob es sich bei den Soldatinnen
lediglich um große Trägerinnen oder aber um morphologisch distinkte Tiere handelt galt es
zu klären. Weiters sollten Zusammenhänge zwischen Blattgrößen und Trägerinnengrößen
untersucht werden. Tragen größere, stärkere Tiere auch größere Blätter?
Auch die Laufgeschwindigkeiten sind in diesem Zusammenhang von Interesse und wurden
sowohl von blatttragenden Tieren als auch von Tieren ohne Blatt gemessen und miteinander
2
verglichen. Neben der Frage ob große Tiere schneller laufen als kleine Tiere ist auch die
Frage, ob die Qualität der Strecke, senkrecht abwärts, wagrecht oder schräg aufwärts eine
Rolle spielt, interessant (Lewis et al. 2008l).
2. Material und Methode
2.1. Versuchstiere
Untersucht wurden Tiere der Gattung Atta. Anhand von Fotos der untersuchten Tiere wurde
versucht eine Artgenaue Bestimmung durchzuführen. Anhand dieser Fotos wurden die
Versuchstiere von den Autoren der, mit großer Wahrscheinlichkeit korrekten, Art Atta
colombica (Guerin-Meneville 1844) zugeordnet. Hierzu wurden während der Datenerhebung
zwei unterschiedliche Standorte welche wahrscheinlich zu zwei verschiedene Kolonien
gehörten betrachtet (Kolonie 1 = Bodenkolonie; Kolonie 2 = Baumstraßenkolonie). Die
Auswertung der Daten beziehungsweise die genaue morphometrische Vermessung der
Tiere erfolgte nur wenige Meter weiter im Labor der Tropenstation La Gamba.
2.2. Versuchsaufbau, Durchführung und Auswertung
Laufgeschwindigkeiten
Zur Messung der Laufgeschwindigkeiten wurden zunächst Streckenverläufe mit einer Länge
von 30cm abgemessen und mit Hilfe von Metallnägeln beziehungsweise dünnen
Holzstäbchen abgesteckt. Dies erfolgte sowohl für die Baumstraßenkolonie, senkrecht
entlang der Baumrinde, als auch für die Bodenkolonie, horizontal und schräg entlang der
„Straße“.
Mit Hilfe einer Stoppuhr (Suunto Vector) wurden die Laufzeiten verschiedener Tiere zur
Bewältigung der Messstrecke ermittelt. Gemessen wurden die Laufzeiten von unterschiedlich
großen Tieren, welche entlang der Fouragier-Straße mehr oder weniger direkt dem Verlauf
folgten ohne durch Stehen bleiben oder ähnlichen Verhaltensweisen die Laufzeiten zu
verfälschen. Im Gegensatz zu den Tieren der Baumstraßenkolonie wurden bei denen der
Bodenkolonie neben den blatttragenden Tieren auch die nicht blatttragenden Tiere gestoppt.
Nach Absolvierung der Laufstrecke wurden die Tiere eingefangen und mit Hilfe eines
Zyankaligläschens getötet.
Morphologie
Das Töten der beobachteten Tiere war im Bezug auf die im Anschluss erfolgte
morphometrische Vermessung notwendig. Bei den von uns gesammelten und im Anschluss
3
getöteten Tieren handelte es sich sowohl um Arbeiterinnen als auch um Soldatinnen. Eine
100% richtige Einteilung der untersuchten Tiere in diese beiden Karsten ist dabei nicht
garantieret. Die Tiere wurden lediglich optisch und im Feld auf Grund ihres Habitus, speziell
auf Grund Ihrer Körper- beziehungsweise Mandibelgröße unterschieden. Darüber hinaus
haben sich die beiden Autoren am Verhalten beziehungsweise an den Aufgaben der
jeweiligen Ameise orientiert. In Summe wurde beispielsweise ein großes Tier welches keine
Pflanzenstücke getragen hat und ein bestimmtes Wegstück mehr oder weniger auf und ab
gegangen ist als Soldatin behandelt. Auf der anderen Seite wurden kleine Tiere welche sich
zielstrebig nur in eine Richtung bewegten als Arbeiterinnen betrachtet.
Im Anschluss wurden die Tiere mit Hilfe dünner Präpariernadeln aufgepinnt und unter einem
Mikroskop (Heerbrugg Wild - Photomikroskop M400 1,25x) untersucht. Mit Hilfe eines
digitalen Fotoapparates (Nikon Coolpix P5100) welcher direkt mit dem Mikroskop gekoppelt
werden konnte und einer externen Lichtquelle (Volpoi - Intralux 4000) welche für die
notwenige Beleuchtung der untersuchten Strukturen sorgte, wurden Fotos von den für die
morphometrische Untersuchung wichtigen Körperstrukturen gemacht. Die Fotos wurden im
Anschluss auf einen PC übertragen und dort mit Hilfe eines Computerprogramms (Image J
1.40 – Wayne Rasband, National Institute of Health, USA) zur Vermessung der Körpermaße
herangezogen.
Mit
Hilfe
eines
fotografierten
Maßstabes
und
der
dazugehörigen
Vergrößerung, welche für jedes Foto festgehalten wurde, wurde das Programm kalibriert und
die Körperstrukturen exakt vermessen. Folgende Strukturen wurden fotografiert und
vermessen:
Kopfbreite,
Thoraxlänge,
Augengrundfläche,
Femurlänge
des
dritten
Beinpaares.
Blattgröße
Neben den Körpergrößen der Versuchstiere wurden auch die Größen der getragenen
Blattstücke vermessen. Nach Messung der Laufzeit der Tiere und dem Einfangen selbiger
wurden die von ihnen getragenen Blätter unter dem Photomikroskop fotografiert und deren
Fläche mit Hilfe von Image J errechnet. Neben der Blattfläche wurde bei einigen wenigen
Blättern auch das Gewicht bestimmt. Mit Hilfe einer Diamantwaage (Kern CM 50-C2N)
konnten die sehr geringen Massen ermittelt werden. Das Gewicht wurde auch von einigen
wenigen Tieren der Bodenkolonie ermittelt. Hierzu wurden die Tiere in einem kleinen
Behältnis für mindestens eine halbe Stunde in einen Tiefkühler gestellt um ein Weglaufen
der Tiere während der Messung zu unterbinden. Ein Ausfall der Waage nach nur wenigen
Messungen machte deren weiteren Gebrauch in dieser Untersuchung unmöglich.
4
3. Ergebnisse
3.1. Morphologie: Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb und zwischen den
Kasten
Bei den gemessenen Ameisen zeigte sich, dass die Korrelation zwischen Kopfbreite und
Augengrundfläche (Arbeiterinnen R²=0,848, pS=0,000; Soldatinnen R²=0,439, pS=0,007),
Kopfbreite und Thoraxlänge (Arbeiterinnen R²=0,963, pS=0,000; Soldatinnen R²=0,751,
pS=0,000), sowie Femurlänge und Thoraxlänge (Arbeiterinnen R²=0,947, pS=0,000;
Soldatinnen R²=0,559, pS=0,018) innerhalb der Kasten stark signifikant sind (Abb. 1&2).
Das Verhältnis zwischen Kopfbreite und Thoraxlänge (Students t-Test p= 0,6543) ist
zwischen den Kasten ähnlich. Unterschiede finden sich zwischen den beiden Kasten bei der
Kopfbreite zu Augengrundfläche (Students t-Test: p=0,026) sowie Femurlänge zu
Thoraxlänge (Students t-Test p=0,0022).
4
Arbeiter
3,5
Soldaten
y = 0,6664x + 0,4942
R2 = 0,7517
Kopfbreite
3
y = 0,7858x - 0,0798
R2 = 0,9635
2,5
2
1,5
1
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
5,5
Thoraxlaenge
Abb.1: In dieser Abbildung ist zu erkennen, dass mit zunehmender Thoraxlänge auch eine lineare Zunahme der
Kopfbreite einhergeht (Arbeiterinnen R²=0,963, pS=0,000; Soldatinnen R²=0,751, pS=0,000). Die Arbeiterinnen
unterscheiden sich von den Soldaten nur hinsichtlich der Größe.
5
6,5
Arbeiter
Femurlänge
5,5
Soldaten
4,5
y = 0,4455x + 3,3925
R2 = 0,5596
3,5
y = 1,4312x - 0,205
R2 = 0,9478
2,5
1,5
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
5,5
Thoraxlänge
Abb.2: Innerhalb der Kasten nimmt die Femurlänge mit größer werdender Thoraxlänge konstant zu, bei den
Soldatinnen sieht man aber im Vergleich mit den Arbeiterinnen deutlich, dass die Femurlänge konstant aber nicht
so stark zunimmt (Students t-Test p=0,0022).
3.2.
Laufgeschwindigkeiten
3.2.1. Abhängigkeit von der Qualität der Strecke
Im Durchschnitt waren die Tiere auf der horizontalen Strecke schneller als bergauf (KruskalWallis-Test: ohne Blatt: p=0,125, mit Blatt: p=0,019), die Blattträger waren auf der
horizontalen Strecke langsamer als die Arbeiterinnen ohne Blatt (Kruskal-Wallis-Test:
horizontal: p=0,117), und bergauf konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den
Blattträgern und den Tieren ohne Blatt festgestellt werden (Kruskal-Wallis-Test: bergauf
p=0,521). Die Ameisen, die mit Blatt baumabwärts gelaufen sind, waren nicht signifikant
schneller als die blatttragenden, horizontal laufenden Ameisen (Kruskal-Wallis-Test:
p=0,914) aber langsamer als die blattlosen, horizontal laufenden Ameisen (Kruskal-WallisTest: p=0,145).
6
0,08
Geschwindigkeit (m/sec.)
0,07
Ohne Blatt
Mit Blatt
0,06
0,05
0,04
0,03
0,02
0,01
0
Abb.3: Die Blattlosen Ameisen sind auf der horizontalen (die Laufrichtung wird durch die Symbole angezeigt)
Strecke langsamer als die Blattträger (Kruskal-Wallis-Test: p=0,117), bergauf gibt es keinen signifikanten
Unterschied (Kruskal-Wallis-Test: p=0,521) und die horizontal laufenden Ameisen sind schneller als die bergauf
laufenden (Kruskal-Wallis-Test: ohne Blatt: p=0,125, mit Blatt: p=0,019). Die baumabwärts laufenden Tiere sind
nicht signifikant schneller als die blattragenden horizontal laufenden Tiere (Kruskal-Wallis-Test: p=0,914).
3.2.2. Abhängigkeit von der Körpergröße – Tiere ohne Blätter
Sowohl bei den Arbeiterinnen als auch bei den Soldatinnen zeigte sich, dass die größeren
Tiere schneller waren, unabhängig von der Steigung der Strecke (Horizontal R²=0,522, n=21,
pS=0,001; Bergauf R²=0,424, n=21, pS=0,004; Abb. 4).
7
Blattlose
0,07
Horizontal
Bergauf
Geschwndigkeit (m/ sec.)
0,06
y = 0,0136x + 0,0048
2
R = 0,4878
0,05
0,04
0,03
y = 0,0155x - 0,0039
0,02
2
R = 0,3318
0,01
1,5
1,7
1,9
2,1
2,3
2,5
2,7
2,9
Thoraxlänge (mm)
Abb. 4: Bei den Blattlosen Tieren zeigt sich, dass die größeren Tiere sowohl auf horizontal als auch bergauf
schneller sind (n=21 horizontal pS=0,001, bergauf pS=0,004). Es gibt keine signifikanten Unterschiede zwischen
den Steigungen der beiden Trendlinien (Students-t-Test: p=0,5067).
3.2.3. Abhängigkeit von der Körpergröße - Blatttragende Tiere
Auch bei den Blattträgern zeigte sich, dass die größeren Tiere schneller waren (Horizontal
R²=0,185, n=34 pS=0,001; Bergauf R²=0,371, n=34 pS=0,000, Abb.5). Es zeigte sich aber
kein signifikanter Unterschied beim Vergleich der Zeitdifferenzen der beiden Strecken
zwischen großen und kleinen Tieren (Students-t-Test p=0,1843).
8
Blattträger
Geschwindigkeit (m/sec.)
0,06
Horizontal
Bergauf
0,05
R² = 0,185
p < 0,01
0,04
0,03
0,02
R² = 0,371
p < 0,01
0,01
1
1,5
2
2,5
3
Thoraxlaenge (mm)
3,5
4
4,5
Abb. 5: Größere Tiere sind auch bei den Blattträgern schneller als kleinere Tiere (n=34 horizontal pS=0,011,
bergauf pS=0,000). Es gibt keine signifikante Näherung der Steigung bei größeren Tieren (Student-t-Test
p=0,1843).
3.3.
Korrelation zwischen Blattgröße und Individuengröße
Bei dieser Untersuchung konnte festgestellt werden, dass größere Tiere der Straßenkolonie
auch die größeren Blätter getragen haben, bei den Tieren, die ihre Blätter am Baum
geschnitten haben, konnte dieser Effekt nicht gezeigt werden (Straßenkolonie R²=0,222
pS=0,003; Baumstraßenkolonie R²=0,159 pS=0,141; Abb. 6), es waren auch keine
Unterschiede bezüglich der Blattgröße zwischen den beiden Kolonien feststellbar (T-Test für
Mittelwertgleichheit p=0,085).
9
Abb. 6: Bei den Tieren an der Straße haben die größeren Tiere auch die größeren Blätter getragen. Bei den
Tieren, die am Baum geerntet haben, konnte kein vergleichbares Ergebnis gezeigt werden (Straßenkolonie
R²=0,222 pS=0,003; Baumstraßenkolonie R²=0,159 pS=0,141). Die Varianz ist bei beiden beobachteten Gruppen
relativ groß. Es konnte kein signifikanter Unterschied in der Größe der Blätter zwischen den beiden Gruppen
gezeigt werden (T-Test für Mittelwertgleichheit p=0,085).
4. Diskussion
Anhand der Daten kann man deutlich sehen, dass die kleineren Individuen innerhalb einer
Kaste den größeren Tieren morphologisch stark ähneln. Die Proportionen zwischen
Thoraxlänge, Kopfbreite, Augengrundfläche und Femurlänge innerhalb der Kasten verändern
sich allometrisch, die Streuung ist sehr gering.
Das Verhältnis Kopfbreite zu Thoraxlänge ist signifikant im Vergleich der Arbeiterinnen zu
den Soldaten. Bei der Augengrundfläche zur Kopfbreite und der Femurlänge zur
Thoraxlänge gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Kasten. Sowohl die
Augengrundfläche als auch die Femurlänge nehmen bei den Soldatinnen zwar auch
konstant, aber weniger stark zu als bei den Arbeiterinnen. Die kürzeren Femurlängen der
Soldatinnen könnten darin begründet sein, dass sie ab einer bestimmten Körpergröße
Schwierigkeiten haben, sich im Nest fortzubewegen.
Wie erwartet waren die gemessenen Ameisen bergauf langsamer als auf der horizontalen
Strecke, die blatttragenden Tiere waren auf der horizontalen Strecke langsamer als die Tiere
ohne Blatt, bergauf war kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen
festzustellen.
10
Auf den ersten Blick unerwartet war, dass die baumabwärts laufenden Ameisen (mit Blatt)
kaum schneller waren als die horizontal laufenden (mit Blatt). Durch den Schwerpunkt, der
durch die getragenen Blätter vom Baum weg verlagert wird und durch die Schwerkraft, die
die Tiere überwinden müssen, um sich am Baum festzuhalten, würden die Vorteile, die durch
den schnelleren Transport entstehen, vermutlich durch die Nachteile der abstürzenden Tiere
überwogen.
Nicht überraschend ist auch, dass die größeren Tiere schneller waren als die kleineren.
Außerdem zeigt sich bei den blatttragenden Ameisen eine Tendenz, dass die Zeitdifferenzen
zwischen der horizontalen und der diagonalen Strecke mit zunehmender Größe geringer und
bei manchen Tieren sogar negativ wurde, was bedeuten würde, dass diese bergauf schneller
waren. Die Hypothese, dass größere Tiere von der Steigung nicht so stark beeinflusst
werden, wurde allerdings widerlegt. Der Grund könnte hier auch im relativ kleinen
Stichprobenumfang liegen.
Eine weitere Hypothese, die durch die gesammelten Daten unterstützt wurde, ist, dass
größere Ameisen auch größere Blätter tragen. Allerdings gab es hier eine relativ hohe
Streuung, die möglicherweise darin begründet liegt, dass die Tiere die Blätter nicht immer
optimal zu ihrer Größe auswählten, bzw. der Pool an Blättern, der von den Schneiderinnen
bereitgestellt wurde, nicht alle passenden Blattgrößen enthalten hat. Tendenziell haben die
größeren Ameisen auch die größeren Blätter getragen, was Rudolph (1986) bereits zeigen
konnte. Jedoch war auch bei den großen Blättern eine gewisse Varianz festzustellen und die
Tiere variieren in der Wahl der Blattgröße auch in Abhängigkeit vom Gefälle und von der
Steigung der Strecke (Lewis et al 2008). Außerdem gab es ein paar große Tiere, die relativ
kleine Blätter und kleine Ameisen, die überdurchschnittlich große Blätter getragen haben.
Wir konnten auch beobachten, dass die Tiere oft nach kurzem herumlaufen, ein Blatt
aufnahmen und Richtung Nest liefen. Die Mechanismen, die für die Auswahl des passenden
Blattes zuständig sind, sind noch nicht ausreichend untersucht. In der Grafik zeigt sich eine
Tendenz, dass die am Baum schneidenden Tiere etwas größere Blätter getragen haben als
die Tiere, die im Gebüsch an der Straße arbeiteten. Diese Tendenz hat sich mithilfe einer
univariaten Varianzanalyse nicht bestätigt. Zwischen den beiden Standorten gibt es bei der
Größe der Blätter keine signifikanten Unterschiede.
Bei allen Daten kommt hinzu, dass es sich bei einigen wenigen der von uns gesammelten
Arbeiterinnen tatsächlich aber um Soldatinnen handelte, die von uns aber aufgrund ihrer
blatttragenden Tätigkeit zu den Arbeiterinnen gezählt worden sind. Dadurch könnten sich
etwas schlechtere Korrelationsmaße ergeben haben als wenn alle Tiere richtig zugeordnet
worden wären. Es erschien uns aber sinnvoller, diese Soldatinnen zu den Arbeiterinnen zu
zählen, da es eine nennenswerte Anzahl dieser „fleißigen“ Soldatinnen gab. Der Grund für
11
die niedrigeren R²-Werte bei den Soldatinnen im Vergleich mit den Arbeiterinnen liegt
vermutlich in der geringeren Zahl der vermessenen Individuen dieser Kaste.
5. Literatur
Bücher beziehungsweise Studien
Weber N. (1972). Gardening ants—the attines. The American Philosophical Society:
Philadelphia.
Röschard J. & Roces F. (2003). Cutters, carriers and transport chains: Distance-dependent
foraging strategies in the grass-cutting ant Atta vollenweideri. Insect. Soc. 50: 237–244.
Lewis O. T. et al. (2008). Effects of trail gradient on leaf tissue transport and load size
selection in leaf-cutter ants. Behav Ecol 19:805–809.
Rudolph, S. G. & C. Loudon. 1986. Load size selection by foraging leaf-cutter ants (Atta
cephalotes). Ecol. Entomol. 11: 401-410.
Internet
http://academic.evergreen.edu/projects/ants/genera/atta/Specieslist.html (20.05.2009)
12
Hummingbirds as Flower Visitors in the Field Station
“La Gamba”, Costa Rica
PP - Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica
Februar 2009
Czernoch Daniel, Mahr Katharina,
Reindl Pia, Singh Sondhi Simone
-1-
Abstract
Hummingbirds are important pollinators in the Neotropics. In the course of our research, we
aimed to assess resident hummingbird feeding behaviour in the garden of the Field Station
“La Gamba”, in the southern lowland rainforest of Costa Rica. We sighted 13 of 21 resident
hummingbird species and counted their flower visits on six chosen plant species (Calathea
sp., Erythrina gibbosa, Heliconia bihai, Heliconia rostrata, Heliconia wagneriana,
Stachytarpheta sp.). Aspects of species richness, activity, competition (with Hymenoptera and
Lepidoptera), specialization, and correlation of bill length and corolla length were considered
for data evaluation. Generally, bees were more active in the morning, while hummingbirds
and butterflies showed a higher activity in the late morning until late afternoon. On most
plants, bees and birds seemed to avoid each other. Respective specialization statistical
analyses showed a significant difference in visitation patterns on the feeding plants. Species
accumulation curves for Calathea sp., Stachytarpheta sp., and Heliconia rostrata were
saturated, indicating the capture of all flower visitors on these species. Erythrina gibbosa,
Heliconia bihai and Heliconia wagneriana should have been observed longer. Most of our
hypotheses were supported by data. With this study, we present a useful pilot study that
should arouse interest in further research in this respective field as well as region.
Keywords: Trochilidae, feeding patterns, bill length, corolla length, nectar competition,
species richness, day activity, specialization
-2-
1. Introduction
Many plant species in the tropical rainforest are zoophilous with diverse pollination systems
(BAWA, 1990). In the whole of neotropical rainforests Trochilidae provide a necessary part
of the ecosystem because they are, next to Hymenoptera, Lepidoptera, and Chiroptera, very
important pollinators.
This study was conducted at the Field Station “La Gamba”, in the southern lowland rainforest
of the “Piedras Blancas National park”, Costa Rica. The National park, including the
“Rainforest of the Austrians”, is known for its great biodiversity, as it is one of the most
species-rich areas of Central America (www.regenwald.at). There are 21 hummingbird
species resident in the surroundings of this area. Now, how many of these species are
noticeable in the Field Station “La Gamba”? To answer this question we elevated the species
richness in the biological station.
Various authors have shown that plants are adapted to their pollinators. According to
RODRIGUEZ et al. (2004), there is a strong selection pressure for the plants to advertise their
nectar to their pollinators but not to flower parasites, such as nectar robbers and seed
predators. One specific communication channel amongst plant and pollinator could be flower
colour (MELENDEZ-ACKERMAN et al., 1997). The ability of bees to distinguish red
flowers is reduced, due to the structure of their visual system (RODRIGUEZ et al., 2004), that
is why they visit red flowers less than other-coloured flowers. Hummingbirds take advantage
of this situation and therefore prefer red flowers, which could be the reason why most birdpollinated flowers are red (RODRÍGUEZ et al., 2004).
In this approach, we observed not exclusively typical bird-flowers, with the assumption that
animals feeding on a plant do not have to be pollinators of the respective plant, but can also be
just flower visitors. For this reason, we monitored bee-pollinated flowers, like Calathea sp. as
well. We wanted to know if nectar competition is observable. In previous field studies,
assaults of bees were recorded. ROUBIK (1982) has shown that nectar robbing bees
aggressively defended their feeding site from pollinating hummingbirds. Consequentially we
established the hypothesis that nectar competition between Trochilidae and Hymenoptera
exists.
Other common adaptations that confer advantages to both mutualists are the correlation of
corolla and calyx length and shape with bill morphology. One example provide TEMELES
and KRESS (2003) with their research on sexual dimorphism in bill morphology and body
size of Eulampis jugularis and the two Heliconia species H. caribaea and H. bihai. They
found coherence between flower use and bill morphology. STILES (1975) argued that
-3-
corresponding to the difference in bill morphology between hermits (long, curved bills) and
non-hermits (shorter, straight bills), flowers of Heliconia also divide into two groups: long
and/or curved corollas and short and/or straight corollas. Based on these results we raised the
hypothesis that correlation between effective corolla length, defined as the approximate
minimum distance between the entrance to the corolla tube and nectar chamber (STILES,
1975) and bill length exists. Consequentially this leads to the assumption that specific
hummingbird species prefer different plant species, and therefore a specialization should be
observable.
Yet not only bill morphology leads to forage crops selection. Pollinators are highly selective
in their floral visits and choose those flowers that best meet their energetic needs (DHARAM,
2005). LOPEZ-CALLEJA et al. (1997) postulated the effect of sugar concentration in nectar
on the feeding behaviour in the nectar-eating Chilean hummingbird Sephanoides sephanoides.
They found that birds feeding on flowers with nectar of low sugar concentration showed an
increase of feeding before dark. Birds feeding on higher concentrated nectar showed steadily
declining feeding activity throughout the day. Another objective of this survey is to examine
the day activity of the resident hummingbirds to make predictions on their feeding patterns.
2. Methods and Materials
Data Acquisition
This research is based on observation of flower visitors at six plant species (Calathea sp.,
Erythrina gibbosa, Heliconia bihai, Heliconia rostrata, Heliconia wagneriana, and
Stachytarpheta sp.). For data evaluation, the plants were scaled into five types: Calathea
(“C”), Erythrina (“E”), pendant Heliconia (“HH”) (Heliconia rostrata), erect Heliconia
(“HS”) (Heliconia bihai and Heliconia wagneriana) and Stachytarpheta (“S”).
A total of seven Calathea sp. plants, three Erythrina gibbosa, seven Heliconia rostrata, five
Heliconia bihai and Heliconia wagneriana and six Stachytarpheta sp. were observed at least
two whole days.
From 22 to 26 February 2009, flower visitors were observed during the time of their activity,
05:30 to 17:30 local time. In groups of two, we watched four patches within a radius of about
25 metres, so each day two of the patches were observed. Our project leader Mag. Isabell
Riedl was already familiar with the local birds and switched between the currently observed
patches, supporting us.
-4-
The focus was on hummingbirds as flower visitors, in addition we recorded further flower
visits by bees, butterflies and day-flying moths. Hummingbirds were identified by species,
while bees and butterflies were not determined further.
Flower visits of individuals were recorded in intervals of ten minutes. A visit was logged
when a hummingbird obviously fed on a plant. In butterflies and bees a visit was counted as
soon as an individual sat down on a flower staying there for a while, and therefore obviously
using the flower in some kind of way.
If within one ten-minute interval a flower was visited repeatedly by a butterfly or
hummingbird of the same species, or by the same individual, a further visit was logged as
soon as more than a minute passed between the single visits. Therefore each counted visit was
not necessarily a new individual. Whenever one bird left the plant and stayed away for at least
one minute the next visit was newly recorded. Usually bees were counted just once every ten
minutes because many individuals were sitting together on the same plant, which made
counting very difficult within the ten-minute interval.
Species Identification
Before observation started, all participants received an introduction how to identify local
hummingbirds by species, consisting of identifying characteristics by studying photographs
with the project leader as well as field practice.
References for identification were field guides (GARRIGUES & DEAN, 2007; STILES &
SKUTCH, 1989) and a classification list of resident species, created by the project leader
especially for the purpose of our research. Observations were done through binoculars.
Statistical analysis
Hummingbird Species Richness
Coverage of tropical hummingbird communities after four and a half days per plant was
expected to be incomplete. Therefore, we calculated species totals estimated from species
accumulation curves as proxies for local hummingbird species richness.
Estimates of total species richness were calculated with the software EstimateS Version 7.5.2
(COLWELL, 2006). For all plants total expected species numbers were estimated with Chao2
based on total flower visits on single plant types.
-5-
Specialisation of Hummingbirds on Feeding Plants
Based on relative flower visits on every single plant, each species was tested for significant
difference in selection of feeding plants. Due to non-gaussian data, a Kruskal-Wallis ANOVA
was performed with Statistica 7.1 (STATSOFT, 2005).
Species composition on plants
One-way ANOSIM was used to test differences of species composition between plant types
(CLARKE & GORLEY, 2001) and was done with the software Primer 5 (PRIMER-E Ltd,
2002). Moreover, we did Multidimensional scaling (NMDS) ordination – based on BrayCurtis – to visualize differences of species composition between plant types.
Daytime Dynamic of Hummingbirds, Bees, and Butterflies
For each plant type, we described the dynamic of hummingbirds, bees, and butterflies during
the day. To obtain enough flower visits per interval (for later analysis of nectar competition),
we first expanded always three 10-minutes-intervals up to one 30-minutes-interval by
summing up flower visits. Then for total flower visits of hummingbirds, bees, and butterflies
per interval relative values were calculated, and divided by their mean value for better
comparison, because of quite different amounts of flower visits between hummingbirds, bees,
and butterflies. Based on resulting values a characteristic curve for each plant type was plotted
that shows fluctuations around mean flower visits for hummingbirds, bees, and butterflies.
Competition between Hummingbirds, Bees and Butterflies
To evaluate competition between hummingbirds, bees, and butterflies we correlated relative
flower visits divided by their mean value with Statistica for each plant type.
Competition between two flower visitors was visualized by scatterplots.
Bill Length and Feeding Plants
In the course of our observations, thirteen species of hummingbirds were sighted in total. For
the following species, a mean bill length was assumed due to empirical values based on
(SEAMAN, 2008): Amazilia decora, Amazilia tzacatl, Florisuga mellivora, Glaucis aeneus,
Heliomaster longirostris, Heliothryx barroti, Phaeochroa cuvierii, Phaethornis longirostris,
Phaethornis striigularis and Threnetes ruckeri. The bill lengths of Anthracothorax
veraguensis, Campylopterus hemileucurus and Klais guimeti were determined by means of
ratio computation, using their mean body lengths and measurements of local taken pictures.
-6-
To test correlation between bill length and feeding plant we summed up bill lengths of visiting
species for each plant type. With mean bill length of visiting species, we performed a one way
ANOVA with Statistica to see if differences were significant.
Further, we did the same with the bill length of all visiting individuals for each plant type. The
single species’ bill lengths were multiplied by the number of their respective flower visits at
the considered plant type. Then all values of a plant type were summed up and divided by the
total number of flower visits. Because data were not Gaussian a Kruskal-Wallis ANOVA was
performed with Statistica to test significance.
Heliothryx barroti was not considered for both analyses, because it reached the nectar
chamber by piercing the calyx.
Results were visualized by box whisker plots.
Bill Length and Effective Corolla Length
“Effective corolla length” (STILES, 1975) of each plant type was measured at 20 flowers and
averaged. The correlation between effective corolla length and mean bill length (for
individuals weighted by number of visits as well as for species) was tested by a KruskalWallis ANOVA with Statistica. Results were visualized by box whisker plots.
3. Results
Species Richness
During our observation, we had a total of 2155 hummingbird visits representing 13 species.
Species accumulation curves, estimated with Chao2, are saturated for Calathea sp. with seven
estimated species (Fig.1) and for Heliconia rostrata with eight estimated species (Fig.2). Due
to the short observation time accumulation curves for Erythrina gibbosa, Heliconia
wagneriana and bihai and Stachytarpheta sp. do not provide solid results.
-7-
Chao 2 Mean
20
Chao 2 95% CI Lower
Bound
species richness
16
Chao 2 95% CI Upper
Bound
12
8
4
0
1
11
21
31
41
51
samples
Fig. 1: Mean species richness (Chao 2) on Calathea sp. with 95 % confidence intervals
Chao 2 Mean
species richness
20
16
Chao 2 95% CI Lower
Bound
12
Chao 2 95% CI Upper
Bound
8
4
0
1
11
21
31
41
51
samples
Fig. 2: Mean species richness (Chao 2) on Heliconia rostrata with 95 % confidence intervals
Flower Visiting Dynamics of Hummingbirds, Butterflies and Bees during the Day
Division of relative flower visits by their mean value allowed direct comparison of
hummingbirds, bees and butterflies during daytime for each plant type.
On Calathea sp. birds and butterflies are reaching a peak when the presence of bees
decreases. Between 05:30 and 11:30 many bees visited Calathea sp., during this time the
number of relative flower visits of butterflies and birds was very low (Fig.3).
-8-
relative flower vis its /M
5
B ees (M = 1.017)
4
B utterflies (M = 0.465)
3
H ummingbirds (M = 0,869)
2
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0 5 :3 0 7 :0 0 8 :3 1 0 :0 1 1 :3 1 3 :0 1 4 :3 1 6 :0 1 7 :3
time
Fig.3: Flower Visiting Dynamics of relative flower visits divided by their mean value of bees, butterflies and hummingbirds
on Calathea sp. during daytime
On Erythrina gibbosa a similar pattern can be observed, bees were highly active during 5:30
and 10:00, while the visits of hummingbirds increased after 10:00 (Fig. 4). Generally,
butterflies were seldom visitors on Erythrina gibbosa, this is why their amount is actually too
relative flower vis its /M
small for visualization or calculation.
5
4
B ees (M = 0.969)
B utterflies (M = 0.067)
H ummingbirds (M = 3.439)
3
2
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0 5 :3 0 7 :0 0 8 :3 1 0 :0 1 1 :3 1 3 :0 1 4 :3 1 6 :0 1 7 :3
time
Fig.4: Flower Visiting Dynamics of relative flower visits divided by their mean value of bees, butterflies and hummingbirds
on Erythrina gibbosa during daytime
-9-
On pendant Heliconia species the presence of bees reduced when relative flower visits of
hummingbirds increased, and other way around (Fig. 5). Hummingbirds approached flowers
more often in the morning, between 10:00 and 11:30 their flower visits decreased. In the
afternoon, relative abundance of bees was higher on Heliconia rostrata, than relative
relative flower vis its /M
abundance of hummingbirds (Fig. 5).
5
B ees (M = 1.560)
B utterflies (M = 0.015)
4
Hummingbirds (M = 0.721)
3
2
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0 5 :3 0 7 :0 0 8 :3 1 0 :0 1 1 :3 1 3 :0 1 4 :3 1 6 :0 1 7 :3
time
Fig.5: Flower Visiting Dynamics of relative flower visits divided by their mean value of bees, butterflies and hummingbirds
on pendant Heliconia species during daytime
On the other side, relative flower visits did not show a big difference between bird and bee
visits on the erect Heliconia species. Butterflies did not visit those plants very often (Fig.6).
- 10 -
relative flower vis its /M
5
B ees (M = 0.683)
4
B utterflies (M = 0.008)
H ummingbirds (M = 2.341)
3
2
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0 5 :3 0 7 :0 0 8 :3 1 0 :0 1 1 :3 1 3 :0 1 4 :3 1 6 :0 1 7 :3
time
Fig.6: Flower Visiting Dynamics of relative flower visits divided by their mean value of bees, butterflies and hummingbirds
on erect Heliconia species during daytime
On Stachytarpheta sp. bees have a peak of relative flower visits in the morning. When the
number of bee visits decreases, both, hummingbirds’ and butterflies’ flower visits increase. In
the evening hummingbirds show many relative flower visits in comparison to bees and
relative flower vis its /M
butterflies (Fig. 7).
5
Bees (M = 0.671)
4
3
Butterflies (M = 0.801)
Hummingbirds (M = 1.191)
2
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0 5 :3 0 7 :0 0 8 :3 1 0 :0 1 1 :3 1 3 :0 1 4 :3 1 6 :0 1 7 :3
time
Fig. 7: Flower Visiting Dynamics of relative flower visits divided by their mean value of bees, butterflies and hummingbirds
on Stachytarpheta sp. during daytime
- 11 -
Generally, bees were more active in the morning, while hummingbirds and butterflies visited
more regularly in the late morning until late afternoon. Only on Heliconia species, where
butterflies were hardly seen, bees and birds were seen during the same time or showed the
maximum of visits during other daytimes like on the other plants.
Competition between Bees, Birds an Butterflies on different Food Plants
The correlations between relative flower visits divided by mean value of bees and
hummingbirds (r=-0.56, p=0.004, R²=0.31) and between butterflies and bees (r=-0.83,
p<0.001, R²=0.68) are statistically significant and correlate negatively on Calathea sp.
(Fig.8).
b)
2,0
4,5
1,8
4,0
Lepidoptera Calathea (M=0.465)
Trochilidae Calathea (M=0.869)
a)
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
Hymenoptera Calathea (M=1.017)
Hymenoptera Calathea (M=1.017)
Fig.8: Correlation of relative flower visits divided by mean value on Calathea sp. visualized in a scatterplot for a)
competition between hummingbirds and bees and for b) competition between butterflies and bees
On Erythrina gibbosa, relative flower visits divided by mean value of bees and hummingbirds
correlate negatively with high significance (r = -0.91; p < 0.001; R2 = 0.82, Fig.9a). By
contrast, there is no significant correlation between relative visits of butterflies and bees
divided by mean values (r = -0.090; p = 0.682; R2 = 0.008, Fig.9b) on Erythrina gibbosa.
- 12 -
b)
1.8
9
1.6
8
1.4
7
Lepidoptera Erythrina
(M=0.067)
Trochilidae Erythrina (M=3.439)
a)
1.2
1.0
0.8
0.6
0.4
6
5
4
3
2
1
0.2
0
0.0
-0.5 0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5
3.0
3.5
-1
-0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0
4.0
Hymenoptera Erythrina (M=0.969)
Hymenoptera Erythrina (M=0.969)
Fig.9: Correlation of relative flower visits divided by mean value on Erythrina gibbosa visualized in a scatterplot for a)
competition between hummingbirds and bees and for b) competition between butterflies and bees
The correlation between relative flower visits divided by mean value of bees and
hummingbirds on pendant Heliconia species (r = -0.69; p < 0.001; R2 = 0.48, Fig.10 a) is
significantly negative, while bees and butterflies did not influence each other (r = -0.15; p =
0.474; R2 = 0.02, Fig.10 b).
a)
b)
12
Lepidoptera Heliconia r. (M=0.015)
8
Trochilidae Heliconia r.
(M=0.721)
10
8
6
4
2
0
-2
-0,2
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
Hymenoptera Heliconia r. (M=1.560)
7
6
5
4
3
2
1
0
-1
-0,2
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
Hymenoptera Heliconia r. (M=1.560)
Fig.10: Correlation of relative flower visits divided by mean value on Heliconia rostrata visualized in a scatterplot for a)
competition between hummingbirds and bees and for b) competition between butterflies and bees (r = -0.15; p = 0.47; R2 =
0.023)
At erect Heliconia species we found neither a significant negative correlation between
hummingbirds and bees (r = -0.23; p = 0.263, R2 = 0.05, Fig11a) nor between butterflies and
bees (r = -0.15; p = 0.484; R2 = 0.022, Fig11b).
- 13 -
b)
1,4
14
1,2
12
Lepidoptera Heliconia w.+b.
(M=0.008)
Trochilidae Heliconia w.+b. (M=2.341)
a)
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
10
8
6
4
2
0
-2
-0,5
3,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
Hymenoptera Heliconia w.+b.
(M=0.683)
Hymenoptera Heliconia w.+b.
(M=0.693)
Fig.11: Correlation of relative flower visits divided by mean value on Heliconia wagneriana and bihai visualized in a
scatterplot for a) competition between hummingbirds and bees and for b) competition between butterflies and bees.
On Stachytarpheta sp. there is a significant negative correlation of relative flower visits
divided by mean value of bees and hummingbirds (r = - 0.51; p = 0.009; R² = 0.26, Fig.12a)
Relative visits divides by mean values on Stachytarpheta sp. of bees and butterflies do not
correlate significantly, neither in a positive nor a negative way (r = - 0.35; p = 0.083; R² =
0.12, Fig.12 b).
b)
2,0
2.2
Lepidoptera Stachytarpheta (M=0.
801)
Trochilidae Stachytarpheta (M=1.191)
a)
2.0
1.8
1.6
1.4
1.2
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
-0.2
-0.5
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,5
0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5
3.0
3.5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
Hymenoptera Stachytarpheta
(M=0.671)
Hymenoptera Stachytarpheta (M=0.671)
Fig.12: Correlation of relative flower visits divided by mean value on Stachytarpheta sp. visualized in a scatterplot for a)
competition between hummingbirds and bees and for b) competition between butterflies and bees
Mean Bill Length of Species compared to their preferred feeding Plants
Mean bill length of hummingbird species on each plant type differs significantly (one-way
ANOVA: F4,22 = 14.19, p < 0.001). Mean bill length of species was highest on Erythrina
- 14 -
gibbosa (Fig. 13a). Mean bill length of hummingbird individuals on each plant type differs
significantly as well (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 = 18.00, p = 0.001), mean bill length of
individuals was highest on Erythrina gibbosa (Fig. 13a).
b)
36
34
34
32
mean bill length of individuals
mean bill length of species
a)
32
30
28
26
24
22
20
30
28
26
24
22
20
18
16
14
18
C
E
HH
HS
C
S
E
HH
HS
S
plant species
plant species
Fig.13:Mean bill length ± standard error (box) and 95% confidence intervals (whiskers) on Calathea sp. (C),
Erythrina gibbosa (E), Heliconia rostrata (HH), Heliconia wagneriana and Heliconia bihai (HS) and
Stachytarpheta sp. (S) for species (n=6-11; a) and individuals (n=131-774; b).
Correlation between mean bill length of species and effective corolla length is statistically
significant and correlates positively (r= 0.92, p= 0.027, R²=0.85; Fig. 14a) and we found a
similar pattern for mean bill length of individuals (r=0.96, p= 0.011, R²=0.91; Fig. 14b).
34
32
mean bill length/individuals
b) 34
mean bill length/species
a) 36
32
30
28
26
24
22
30
28
26
24
22
20
18
20
16
18
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34
14
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34
effective corolla length
effective corolla length
Fig.14: Mean bill length ± standard error (box) and 95% confidence intervals (whiskers) for species (a) and for
individuals (b).
- 15 -
Plant Preference
Multidimensional scaling (NMDS) ordination – based on Bray-Curtis– was used to visualize
differences of species composition between plant types. All plants form groups and no
overlap can be found, with the only exception in Heliconia plants (Fig.15).
Fig. 15: Similarity of species composition between plants belonging to five different plant types Calathea sp. (C), Erythrina
gibbosa (E), Heliconia rostrata (HH), Heliconia wagneriana and Heliconia bihai (HS) and Stachytarpheta sp. (S) visualized
by multidimensional scaling ordinations based on flower visit similarity measures. Similarity of species composition was
quantified by Bray-Curtis
We tested differences between relative flower visits and plant types for the 13 hummingbird
species. Flower visits of 10 species were significantly affected by plant type (Amazilia tzacatl,
Amazilia decora, Anthracothorax veraguensis, Florisuga mellivora, Glaucis aeneus,
Heliomaster longirostris, Heliothryx barroti, Klais guimeti, Phaethornis striigularis,
Threnetes ruckeri).
Amazilia decora and Amazilia tzacatl show similarity in body size and bill morphology. But
comparison between relative flower visits of these two species reveals varieties in their forage
crops. A. tzacatl mainly visits Heliconia species (Kruskal-Wallis ANOVA: H4=15.81, p
=0.003), whereas A. decora prefers Calathea sp. (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 =14.42, p
=0.006) (Fig.16).
- 16 -
18
100
16
80
14
Amazilia tzacatl
Amazilia decora
12
10
8
6
4
60
40
20
2
0
0
-2
-4
-20
C
E
HH
HS
S
C
E
plant species
HH
HS
S
plant species
Fig.16: Relative flower visits of Amazilia decora and Amazilia tzacatl ± standard error (box) and 95% confidence interval
(whiskers) on the five flower types C (Calathea sp.), E (Erythrina gibbosa), HH (pendant Heliconia types), HS (Helicania
rostrata) and S (Stachytarpheta sp.).
Another example of niched species is Threnetes ruckeri and Glaucis aeneus. Both species
conform in body size and bill morphology. T. ruckeri shows significant preference for
Calathea sp. (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 =10.96, p =0.027), G. aeneus was mainly visiting
60
70
50
60
50
40
Glaucis aeneus
Threnetes ruckeri
Heliconia species (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 =14.13 p =0.007) (Fig. 17).
30
20
10
40
30
20
10
0
0
-10
-10
C
E
HH
HS
S
C
plant species
E
HH
HS
S
plant species
Fig. 17: Relative flower visits of Threnetes ruckeri and Glaucis aeneus ± standard error (box) and 95% confidence interval
(whiskers) on the five flower types C (Calathea sp.), E (Erythrina gibbosa), HH (pendant Heliconia types), HS (Helicania
rostrata) and S (Stachytarpheta sp.).
Two species, Amazilia tzacatl and Klais guimeti (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 =15.80, p
=0.003), fed on all observed plant types, and therefore can be considered as generalists. On
the other side three species, Anthracothorax veraguensis (Kruskal-Wallis ANOVA: H4
=16.62, p =0.002), Heliomaster longirostris (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 =25.89, p <0.001)
- 17 -
and Heliothryx barroti (Kruskal-Wallis ANOVA: H4 =25.89, p <0.001), were restricted to
Erythrina gibbosa as their only forage crop.
Seven of the 13 observed species were feeding on the bee-pollinated Calathea sp. (Glaucis
aeneus, Amazilia decora, Amazilia tzacatl, Phaethornis striigularis, Phaeochroa cuvierii,
Threnetes ruckeri, Klais guimeti).
4. Discussion
Unusual Observations and Species Richness
Our first aim of the study was to detect the species richness in Trochilidae on five different
plant types Calathea sp., Erythrina gibbosa, Heliconia rostrata, Heliconia wagneriana and
Heliconia bihai and Stachytarpheta sp. at the surroundings of the Field Station “La Gamba”.
In conclusion, we recorded 13 of 21 hummingbird species known for this area.
We registered some surprising appearances of species with very rare reported sightings in this
region so far. For example Anthracothorax veraguensis is currently immigrating from Panama
and still does not have an official status in Costa Rica. Campylopterus hemileucurus is also
unusual in the low elevation of 70 m sea level at the Field Station “La Gamba”, although it is
known, that this species seasonally comes down to lower elevations, but usually not that low.
Furthermore, Heliomaster longirostris and Klais guimeti are no common species in this area
as well.
For Calathea, pendant Heliconia (H. rostrata) and Stachytarpheta species-accumulation
curves show that we have observed the entire estimated hummingbird species richness
occurring in this area. Regarding Erythrina gibbosa and both erect Heliconia species (H.
wagneriana, H. bihai) we would have needed more data and therefore a longer observation
period would have been necessary to cover the whole spectrum (Figures 1-7).
Some observed species seemed to be territorial, for example, Amazilia tzacatl,
Anthracothorax veraguensis, and Campylopterus hemileucurus defended “their foragingplant” against any other hummingbird, and once we witnessed a hummingbird trying to chase
away a sphingid moth, namely Macroglossum sp..
Intraday Feeding Activity Dynamics
The second aim of this study was to observe intraday dynamic of resident Trochilidae.
Trochilidae showed increasing relative flower visits until evening at Calathea sp., Erythrina
gibbosa and Stachytarpheta sp. unlike at pendant Heliconia, where we found higher relative
- 18 -
visitation rates in the morning as well as a decrease in flower visits until evening, and erect
Heliconia, with similar relative visits throughout the day. Hymenoptera in general visited
plants more often in the morning with Heliconia species as only exception. The drop of
flower visits by bees at 12:00 on Heliconia rostrata might be caused by the fact that the two
teams changed observation sites at midday. For the time of changing, only one person was at
the observation site and maybe was more concentrated on hummingbirds.
The only plant, which was regularly visited by Lepidoptera was Stachytarpheta sp.. The
outliers in flower visits by Lepidoptera at Calathea sp., Erythrina gibbosa, and all Heliconiae
are due to the low number of observed visits, because we used relative values. Compared to
other plants the flower visits on Calathea sp. were rare. One reason might be that Calathea sp.
was not in good bloom at the time of observation. An interesting fact though is, that seven out
of 13 observed species visited Calathea sp., which is a plant usually pollinated by bees.
At this point, we have to mention that one possible explanation for the increasing number of
bees every time the flower visits of hummingbirds decline could be a little observer bias. We
perhaps were more attentive to bees and counted them more accurate whenever there were no
hummingbirds around, which we had to classify at species level. Although all observers tried
to avoid this, so bias might not be grave.
The exact classification of Trochilidae is only possible as long as they are feeding at flowers
and therefore we were intensely concentrating on them. For future investigations it might be
useful if every observer concentrates on only one pollinator group.
Nectar-Competition
Our third question was whether we could observe nectar competition between Trochilidae and
other flower visitors, such as Hymenoptera and Lepidoptera, due to adaptations of plants and
their pollinators to each other (RODRIGUEZ et al., 2004) and recorded aggressive
interactions among nectar-robbing bees and pollinating hummingbirds (ROUBIK, 1982).
LAVERTY & PLOWRIGHT (1985) noticed resource partitioning between ruby-throated
hummingbirds and two bumblebee species. Therefore, we expected bees and hummingbirds to
avoid each other at forage plants. We found a significant negative correlation between bees
and hummingbirds at Stachytarpheta sp., Calathea sp., pendant Heliconia and Erythrina
gibbosa respectively (see Results, Figures 8-12).
On pendant Heliconia competition between bees and hummingbirds seemed to occur which is
quite unusual as Heliconiae are typical hummingbird flowers. Bees on Heliconia sp. actually
even cannot use nectar, as the corolla is much too long for them. Maybe bees were licking
- 19 -
nectar that was dropping out of flowers. One reason could be an aggressive behaviour of those
bees as in a study in Costa Rica, which observed aggressive stingless bees preventing a hermit
from feeding on flowers (GILL et al 1982). However, we could not notice any behavior like
this.
Of course, the possibility of a little observer bias as mentioned above is given here as well.
We observed a possible competition in two similar hummingbird species, which belong to the
same genera (Amazilia decora and Amazilia tzacatl). Amazilia decora hardly visited
Heliconia species whereas Amazilia tzacatl seemed to prefer those. Further, something similar
was observed in Threnetes ruckeri and Glaucis aeneus, two species comparable in body size
and bill morphology. Threnetes ruckeri prefers Calathea sp., whereas Glaucis aeneus visited
Heliconia species. This could be a classical example for niche adaptation.
Specialization
Multidimensional scaling (NMDS) ordination – based on Bray-Curtis– showed that species
composition is very different on each plant type except on Heliconia species. This result
indicates a specialization of hummingbird species on plants. However, specialization can
appear in color, shape, and nectar (LOPEZ et al., 1997, MELÉNDEZ-ACKERMAN et al.
1997, LOTZ & SCHONDUBE, 2006).
Nearly all hummingbird species in our study showed a significant specialization in their
feeding plants. Exceptions were Campylopterus hemileucurus, Phaeochroa cuvierii and
Phaethornis longirostris. Phaethornis longirostris was seen too infrequently for proper
interpretation of the result. However, adaptation and specialization seem to take place in 10 of
13 observed species.
The issue of adaptations between Trochilidae as specialized nectar-eaters and important
pollinators in the humid tropics and their forage plants, regarding shape and colour of flowers
as well as shape and lengths of bills, have already been issues of many studies (TEMELES &
KRESS 2003, RODRIGUEZ et al. 2004).
Our fourth hypothesis, that there is a correlation between effective corolla length, (definition
after STILES 1975) and bill length of noted species of Trochilidae, is supported by data.
We found significant correlation between effective corolla lengths of observed flowers and
bill lengths of correspondent visiting hummingbirds. Species with shorter bills preferred
feeding on the nectar of flowers with shorter effective corolla length, namely Calathea sp. and
Stachytarpheta sp. and species with longer bills preferred feeding at Erythrina gibbosa and
- 20 -
Heliconia species. Furthermore, behavioural flower preferences might be due to differences in
sugar composition and concentration of the respective nectars (LOPEZ et al. 1997).
LOTZ and SCHONDUBE (2006) discuss the possibility of behavioural flower preferences
based on differences in sugar composition and concentration of floral nectars due to
physiological causes and point out the ecological and evolutionary significance of sugar
preferences in birds. Many experimental studies about sugar preferences have been carried out
(LOTZ & SCHONDUBE 2006), but behavioural field observation-studies about nectar
preferences in Trochilidae in connection with sugar composition of the respective forage
plants are scarce.
Therefore, as our data supports the fact that there actually are species-specific preferences, a
suggestion for future research would be to carry out observation for a longer period and
analyse nectar composition of observed plants.
- 21 -
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- 23 -
PROTOKOLL vom Samstag 14.2.2009
Kerstin, Sarah und Paul
Costa Rica ist ein Staat in Mittelamerika zwischen Nicaragua im Norden und Panama im Süden. Begrenzt wird Costa Rica östlich vom Karibischen Meer (Atlantik) und im Westen vom
Pazifik. Süd- und Nordamerika waren bis vor 5 Millionen Jahren getrennt. Die Mittelamerikanische Landbrücke entstand durch Inselbildung aufgrund vulkanischer Aktivität/Absinken
des Meeresspiegels und deren Verschmelzung.
Das Land lässt sich in 5 Großräume unterteilen, unter anderem das Valle Central, in dem die
Hauptstadt San José liegt und die vulkanische Gebirgskette der Cordilleras. Die Cordillera de
Talamanca enthält mehrere erloschene und noch aktive Vulkane, wie die Vulkane Arenal,
Irazu und Poas.
Kaffee-Plantage
Auf den Hängen des Vulkan Poas befinden sich etliche Kaffeeplantagen, die meisten in Privatbesitz. Wir besuchten im Rahmen der Exkursion die „Plantage der drei Generationen“.
Aufgrund des nährstoffreichen vulkanischen Bodens gedeihen die Kaffeepflanzen hier sehr
gut.
Costa Rica wurde vor allem durch den Kaffeeexport reich. Hier ist nur der Anbau von Coffea
arabica gestattet, Coffea robusta ist wegen seiner vielen Gerbstoffe verboten. Beide Arten
gehören zu der Familie der Rubiaceaen und sind zweikarpellig. Typisch für diese Familie sind
die gegenständigen Blätter mit Nebenblättern. In den Tropen wird Kaffee meist im Hochland
angebaut, er benötigt einen diurnalen Rhythmus und mindestens 1000mm Niederschlag pro
Jahr. Neuartige Züchtungen benötigen keine besondere Beschattung mehr, früher wurden
zwischen die Kaffeepflanzen andere schattenspendende Gewächse, hier untypischerweise
Bananenstauden, gepflanzt.
Bei Kaffee handelt es sich um einen Selbstbestäuber, die Blüten blühen in drei Etappen, welche von der Basis bis zur Spitze von November bis Ende Jänner blühen. Die eigentliche
Frucht, die Kaffeebeere, enthält unter der roten Schale und dem Fruchtfleisch die vom Pergamenthäutchen umgebenden Kaffeebohnen (2 Samen pro Beere).
Die Kaffebeeren müssen händisch geerntet werden. Anschließend wird das Fruchtfleisch und
das Pergamenthäutchen entfernt. Der so gewonnene grüne Kaffee ist Costa Ricas Hauptexportprodukt. Dieser muss anschließend noch in einem aufwendigen mehrstufigen Verfahren
geröstet und dann gemahlen werden um Kaffee zubereiten zu können.
Weitere gefundene Pflanzen:
- Cypressus lucitalica
- Maxillaria (Epiphytische Orichdeen)
- Casaurina
1
Vulkan Poas
Der Vulkan Poas ist seit ca. 25.000 Jahren aktiv, 2700 Meter hoch und hat in seinem Krater
einen Säuresee (pH 0-1, durchschnittlich 40°C). Der Durchmesser dieses nicht Sees beträgt
300m und die Tiefe 15m.
Auf den Hängen des Vulkanes kann man aufgrund der besonderen Bodenbeschaffenheit
(Rohhumusbedingungen durch sauren Regen) und des Klimas, welches relativ feucht ist, eine
ganz eigene Vegetation finden. Auffällig ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die
Vielzahl der am Boden wachsenden Ericaceen, welche unter Normalbedingungen als Epiphyten auftreten. Tragischerweise wird die autochtone Vegetation am Vulkan Poas zunehmend
durch Neophyten verdrängt.
Hier auch zu finden ist Monochaetum vulcanicum, welche zu dem Melastomaceae gehört und
eine Täuschblüte ist. Sie täuscht Pollen vor, aber nur ein Pollensack ist als fertiles Pollinium
ausgebildet. Dadurch lockt die Blüte Bienen an und wir von diesen bestäubt, ohne dafür "bezahlen" zu müssen, denn echte Pollenproduktion wäre teurer als die Täuschung.
Die bei weitem auffälligste Pflanze im Nationalpark war der sogenannte "Regenschirm des
armen Mannes" (Gunnera insignis). Dieses Gewächs zeichnet sich besonders durch seine
großen Blätter aus. Durch eine Symbiose, welche dieses Gewächs mit Luftstickstoff fixierenden Blaualgen eingeht, ist es diesem Gewächs möglich auch an Standorten mit extrem nährstoffarmen Bedingungen zu gedeihen. Es handelt sich um eine diözische Pflanze, was bedeutet, dass sich die männliche und weiblichen Blütenstände auf verschiedenen Pflanzenindividuen befinden.
Eine weitere uns vorgestellte Pflanze war aus der Gattung Clusia aus der Familie der Clusiaceaen. Diese Gattung umfasst ungefähr 150 Arten und kommt ausschließlich in Amerika vor.
Diese Pflanze hat sukkulente Blätter und weist als einzige verholzte Pflanze CAMMetabolismus auf, da sie epiphytisch lebt und daher immer unter Wasserstress steht. In der
Gattung Clusia treten drei verschiedene Bestäubersyndrome auf. Das interessanteste ist jenes,
bei dem die Blüte den Bestäubern Harz anbietet, welches die Bienen für die Nestverkleidung
der Eingänge nützen.
Mit zunehmender Höhe war auffällig, dass die Zahl der roten Blüten zunahm. Das rührt daher,
dass in höheren Lagen eher Vögel (vor allem Kolobris) als Bestäuber fungieren, da Insekten
durch die gegebenen klimatischen Bedingungen hier kaum noch vertreten sind. Das Syndrom
der Orinithophilie ist oft mit roten Blüten gekoppelt, da Vögel diese Farbe gut wahrnehmen
können, Insekten jedoch nicht, was diese wiederum als Bestäuber weitgehend ausschließt.
Da dieses Gebiet auch berühmt für seinen Käse ist, gibt es hier notwendigerweise zahlreiche
Kuhweiden. Das friedliche Treiben der Kühe immer begleitend, pickten Kuhreiher Insekten
auf. Die Art Bubulcus ibis kam bis vor ungefähr 100 Jahren nur in der alten Welt vor. Dann
verschlug es die Kuhreiher durch Verdriftung nach Brasilien, von wo aus sie sich immer weiter gen Norden ausbreiteten. Aus dem Jahre 1954 gibt es die ersten Nachweise von Kuhreihern auch in Costa Rica. Die starke Entwaldung, wodurch viele freie Flächen enstehen, begünstigt die Ausbreitung dieser Tiere zusätzlich.
2
Weitere gefundene Arten:
- Julanum
- Bromelien (Bromeliaceaen)
- stinker Mannstreu (Myriodendron sp.)
- Araliaceaen
- Bugainvillea
- Manjok esculenta (Yuca-Knolle wird verspeißt)
- Piurus poasensis (Pos-Hörnchen, endemisch)
- Alnus acuaminata
- Bubulcus ibis (Kuhreiher)
Zuckerrohr-Feld
Ein weiteres wichtiges costaricanisches Produkt ist Zucker. Der Halm von Saccharum officinarum wird bei der Ernte entweder zuerst von den Blättern durch Abbrennen befreit und anschließend geschlägert oder zuerst umgehackt und dann geschält. Durch anschließendes Pressen des Rohres wird der Saft gewonnen aus dem schlussendlich der Zucker extrahiert wird.
Monteverde
Alouatta pallicatta (Brüllaffen) aus der Gattung der Primates gehören zur Gruppe der Neuwelt- bzw. Schmalnasenaffen. Diese sich vegetarisch ernährenden Tiere, welche bevorzugt
junge Leguminosenblätter fressen, können sich mit Hilfe ihres Greifschwanzes, welcher wie
eine fünfte Extremität fungiert, sehr geschickt durch das Geäst bewegen.
Die Gruppen von bis zu 45 Individuen werden von einem dominaten Männchen geleitet, bei
den anderen Tieren handelt es sich vor allem um Weibchen mit ihren Jungtieren. Die Rufe des
Männchens dienen der Revierabgrenzung und sind mehrere Kilometer weit hörbar.
Die Quäker
Die Religiöse Gesellschaft der Freunde, so die offizielle Bezeichnung der Quäker, ist eine
christliche Religionsgemeinschaft, die vor allem in den englischsprachigen Teilen der Welt
sowie in einigen Staaten Lateinamerikas und Afrikas verbreitet ist. Sie entstand in der Mitte
des 17. Jahrhunderts im Nordwesten Englands.
Die Quäkerkommune in Monteverde wurde 1951 von einer Gruppe von 44 Wehrdienstverweigerern aus Alabama in den USA gegründet. Man wählte dieses Land wegen seiner Abgeschiedenheit und weil in Costa Rica kein Bundesheer vorhanden ist. Die Quäker von Monteverde existieren bis heute und leben hauptsächlich von der Käseherstellung. Dem Bedarf an
Weideflächen fielen große Teile des Primärwaldes von Monteverde zum Opfer.
3
Tagesprotokoll vom 15.2.2009
von
Stefanie Skof, Magdalena Mayr, Petra Wotzi, Katrin Wilfing
MONTEVERDE – DER GRÜNE BERG
Monteverde ist kein Nationalpark, sondern ein privates Schutzgebiet, welches als
Wasserreservoir für die Stadt Santa Elena dient. Die Station, in der wir gewohnt haben, ist im
Privatbesitz.
Der tropische Regenwald von Monteverde ist ein sogenannter Bergregenwald. Er liegt auf
einer Höhe von 1580m in der Cordillera Tileran.
Generell gilt, dass pro 100 Höhenmeter die Jahresdurchschnittstemperatur um 0,5 bis 0,8°C
fällt. Am Tag hat es in Monteverde durchschnittlich 18°C, während es in der Nacht auf bis zu
10°C abkühlen kann. Pflanzen und Tiere müssen sich an diese täglichen
Temperaturschwankungen anpassen. Die größte Artendiversität herrscht daher im Tiefland,
wo es keine Trockenzeit und Kälte gibt. In den Gebieten, wo Trockenheit ein Thema ist,
kommen laubwerfende Elemente hinzu.
Monteverde kann als Melting Pot bezeichnet werden, da diese Region vom karibischen und
pazifischen Klima geprägt wird. Daher kommen hier auch einige endemische Arten vor, da
die Cordillera Tileran von anderen Cordilleren isoliert wird.
Der Wald selbst wird von Bäumen dominiert. Auf den Bäumen sind Epiphyten zu finden, sie
sind in diesem Gebiet am arten- und individuenreichsten. Für Epiphyten herrschen in dieser
Region ideale Lebensbedingungen, da sich die mit Wasser getränkten Luftmassen der
Karibik- sowie der Pazifikküste am Berg vermischen und dort schließlich abregnen. Die
Zusammensetzung der Pflanzen teilt sich in 30% Bäume, 30% Epiphyten und andere auf. Als
Beispiel für eine epiphytisch lebende Pflanze soll an dieser Stelle eine Leguminosae-Liane
erwähnt werden: Der Lianen-Samen keimt am Boden aus und klettert dann im Verlauf seines
Wachstums auf einen Baum. Nach einiger Zeit verholzt die Liane, daher ist es für sie nicht
notwendig eine Trägerstruktur auszubilden, sie ist demzufolge ein Strukturparasit. Die
Leguminosae gehören zu einer der artenreichsten Familien der Tropen. Kennzeichnend für
diese Lianenart sind ihre Fiederblätter, die zygomorphe Blüte, die aus einem Schiffchen, einer
Fahne und Flügeln besteht, sowie ihre Frucht, welche auch Ochsenauge genannt wird. Sie
findet einerseits in der Schmuckherstellung Verwendung, wie auch in der Medizin, da diese
Frucht Inhaltsstoffe gegen Alzheimer enthält.
Mucuna urens:
Diese zoophile Pflanze wird von Fledermäusen bestäubt. Durch diese Art der Bestäubung
können ihre Blüten bis zu einem Meter nach unten hängen, da sie exponiert sein müssen,
damit ihre Bestäuber sie leichter finden und ihnen Halt gewähren.
Zur weiteren Anlockung der Fledermäuse besitzen die Blüten einen schweren Duft, den sie
mit ihrem Sonarsystem orten können. Weiters ist die Blüte zygomorph, die Fahne schützt den
Griffel und die Staubblätter, zusammen bilden diese Fortpflanzungsorgane eine Art
Parabolspiegel, der es der Fledermaus noch zusätzlich erleichtert die Blüten zu finden.
Die caulifloren Blüten, die direkt aus dem Stamm herauswachsen, haben die Besonderheit,
dass sie nur eine einzige Nacht in Anthese sind.
1
In der neuen Welt sind Fledermäuse die artenreichste Säugerfamilie. Nach ihren
Ernährungsgewohnheiten kann man zwischen Vampiren, Fruchtfressern, Blütenbesuchern,
Insektenfressern und fischenden Fledermäusen unterscheiden.
Monteverde befindet sich in einer Windscheite, der bodennahe Wind hat lediglich eine
geringe Relevanz, während er im Kronendach das Höhenwachstum der Bäume stark reduziert.
Eine Höhe von 20m ist in dieser Region ist keine Seltenheit. Dominierende Pflanzen sind
neben den sogenannten Treelags oder Kleinbäume auch Epiphyten.
Generell ist der Wald sehr gut strukturiert und bildet so ideale Bedingungen für die
Einnischung diverser Pflanzen.
Tillandsia:
Diese Pflanzengattung gehört mit über 500 Arten zur artenreichsten in der Familie der
Bromeliaceae. Die Tillandsia ist hapaxanth, blüht und fruchtet demzufolge nur ein einziges
Mal im Verlauf ihres gesamten Lebens, danach stirbt sie sofort ab. Im Gegensatz zu dieser
generativen Fortpflanzung können sie sich auch vegetativ durch Ableger vermehren. Sie wird
vorwiegend mittels Bienen und Kolibris bestäubt, bildet Flugsamen, die dann anemochor
verbreitet werden.
Orchideen:
Die Orchidaceae ist mit etwa 20 000 Arten weltweit die artenreichste Familie im
Pflanzenreich. Orchideen können auf verschiedene Art und Weise wachsen. Man
unterscheidet dabei eine epiphytische, terrestrische und lithophytische Form. Mehr als die
Hälfte aller tropischen Arten wachsen als Epiphyten auf Bäumen. Aus diesem Grund besitzen
sie spezielle morphologische und physiologische Besonderheiten um mit den widrigen
Bedingungen wie Trockenheit und Nährstoffmangel im Kronenbereich zurechtzukommen.
Orchideen können zudem auf unterschiedliche Weise vermehrt werden. Es gibt die
Vermehrung durch Samen als auch die vegetative Vermehrung.
Der Großteil dieser Familie verbreitet sich mittels Kapselfrüchte anemochor, in denen sich
Millionen von winzig kleinen Samen ohne Endosperm befinden. (Anemochorie stellt eine
Seltenheit in tropischen Regenwäldern dar, da 70% der Diasporen von Tieren verbreitet
werden.) Nur bei wenigen Gattungen ist dieses Nährgewebe, das für eine erfolgreiche
Keimung nötig ist, noch vorhanden. Aus diesem Grund sind Orchideen auf eine Symbiose mit
Pilzen angewiesen. Bei diesem als Mykorrhiza bezeichneten Zusammenleben wird der mit der
Keimung beginnende Embryo durch das Eindringen vom Mycel in den Samen „infiziert“.
Dadurch bezieht der Embryo wichtige Nährstoffe, in dem er Teile des Pilzkörpers oder
Ausscheidungen des Pilzes verdaut.
Sobald der Sämling zur Photosynthese fähig ist, übernimmt diese die Versorgung der Pflanze
mit Nährstoffen und die Mykorrhiza ist zur weiteren Entwicklung nicht mehr notwendig. Es
gibt jedoch auch einige Orchideenarten, die aufgrund des fehlenden oder nur mäßig
vorhandenen Chlorophylls zeitlebens auf diese Symbiose angewiesen sind.
Im Idealfall werden die Samen durch den Wind auf ein Substrat, wie beispielsweise die
Achsel einer Bromelie, getragen, wo der Samen, mithilfe des Pilzes, schließlich keimen kann.
Pilze:
Im Regenwald sind kaum Pilze zu finden, da Pilze meist sehr artspezifisch mit einem Baum
eine Mykorrhiza eingehen. Auf einem Hektar Regenwald wachsen ungefähr 100 Baumarten,
das bedeutet, dass für einen Pilz meist nur ein Baum in unmittelbarer Umgebung steht.
2
Sapotaceae:
Die Pflanzenfamilie der Sapotengewächse gehört zur Ordnung der Ericales, der
Heidekrautartigen.
Gesichtet wurde ein Baum voller Epiphytenbewuchs, unter anderem mit Philodendren, einem
sekundären Epiphyt, der im Boden wurzelt. Auf ihm sitzend, konnte ein Kleintukan, Emerald
Toucanet, Aulacorhynchus prasinus, beobacht werden, einer der häufigen Vögel dieser
Umgebung.
Ein Regenwald befindet sich nie in einem Klimaxzustand. Wenn ein Baum umfällt, entsteht
ein Gap, indem ein vollkommen anderes Mikroklima herrscht. Licht kann bis zum Boden
vordringen und diesen auch erwärmen. Dadurch ist ein deutlicher Temperaturunterschied zum
restlichen Regenwald bemerkbar. Dies begünstigt ein Aufkommen von Lichtkeimern, vor
allem von Pionierpflanzen. Sie bilden die erste Sukzessionsstufe, wachsen rasant und bilden
den ersten Schatten. Dieses ständige Enstehen und wieder Zuwachsen von Gaps bildet die
Grundlage für die Heterogenität und Diversität eines Waldes.
Ein seltener Waldbewohner, der Quetzal, Pharomachrus mocinno, konnte ebenfalls gesichtet
werden. Er kommt jedes Jahr um diese Jahreszeit nach Monteverde um dort die wilde
Avocado zu fressen. Wegen ihrer prachtvollen langen Schwanzfedern, die als Kopfschmuck
für die Priester dienten, wurden die Vögel von den präkolumbischen Kulturen gejagt. Da die
Azteken die Quetzals als Gottheiten verehrten, wurden sie jedoch nicht getötet. Sie wurden
gefangen und die langen Oberschwanzdecken wurden ausgerissen. Wer einen Quetzal tötete,
wurde mit dem Tode bestraft.
Bis vor kurzem galt es als unmöglich einen Quetzal in Gefangenschaft zu halten, da er sich in
einer Gefangenschaft nach kurzer Zeit selbst tötet. Aus diesem Grund gilt er als ein Symbol
der Freiheit.
Die Würgefeige, eine Ficusart, ist ein Hemiepiphyt. Die Samen werden von Vögeln oder
Fledermäusen gefressen und schließlich mit dem Kot ausgeschieden. Trifft dieser
zufälligerweise auf einen Baum und herrschen dort optimale Keimbedingungen, keimt der
Samen und die ersten Haftwurzeln werden gebildet. Die Feigenpflanzen sind also zuerst
Epiphyten. Nachdem die Pflanze an Größe zugenommen hat, wandern Senkwurzeln langsam
den Baum hinunter und umklammern diesen. Wenn diese den Boden erreichen, entsteht eine
konstante Verbindung zu diesem und eine maximale Nährstoffversorgung ist gewährleistet.
Ein explosionsartiges Wachstum der Wurzeln ist die Folge. Die Luft- und Senkwurzeln
umklammern den Trägerbaum immer mehr, so lange, bis dieser sich selbst durch sein
sekundäres Dickenwachstum erwürgt. Wenn die Würgefeige stabil genug ist, kann diese
sobald der Wirt tot ist, alleine überleben. Die bei der Zersetzung des abgestorbenen
Wirtsbaumes freiwerdenden Nährstoffe dienen der Würgefeige als zusätzliche Nahrung.
Auf diesem Baum wächst ebenfalls eine Schefflera, sie gehört zur Familie der Araliaceae.
Diese bildet aufgrund ihrer Trichter, die meist ständig mit Wasser gefüllt sind, einen idealen
Lebensraum für viele andere Lebewesen, wie beispielsweise für Pfeilgiftfrösche oder als
idealer Keimort für andere Pflanzen.
Psychotria:
Diese Pflanzengattung der Familie der Rubiaceae ist in pantropischen Gebieten verbreitet und
zählt einige Arten. Sie ist eine zoochore Pflanze und bildet daher stahlblaue Früchte aus, da
Vögel die Farbe blau sehr gut wahrnehmen können.
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Eine andere Pflanze, die ebenso blaue Früchte trägt, ist die Cavendishia, eine Ericaceae. Ihre
Blüte ist kolibribestäubt: Die Blüten bestehen aus einer weißen Kronröhre und einem
rosafarbenen Tragblatt und sind somit gut für Vögel zu erkennen.
Der Philodendron bildet eine Kesselfallenblüte aus. Die Hüllblätter bilden, wie der Name
bereit verrät, einen Kessel, welcher durch einen speziellen Duft Käfer anlockt. Da es im
Kessel um 4 bis 5°C wärmer ist halten die Käfer darin ihren Hochzeitstanz ab und bestäuben
somit die Blüte.
In der Nähe der Station Monteverde konnten wir dann folgende Pflanzen und Tiere
beobachten:
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Blue-crowned Motmot, Momotus momota
Wespen: Polistes sp.
Raupe eines Monarchfalters, Danaus plexippus auf einem Hundsgiftgewächse,
Apocynaceae: Sie fressen die Pflanze, nehmen dadurch ihr Gift auf und sind somit
resistent gegen einige Fressfeinde. Raupen besitzen generell 3 Beinpaare, maximal 4, und
eventuelle noch Nachschieberbeine.
Coconia frutescens, Papaveraceae: botanisches Element, welcher aus der nördlichen
Region eingewandert ist
Cecropia sp.: jedoch ohne Ameisen, da die Temperaturen zu niedrig sind
Lulo- Frucht, Solanum quitoense, gehört zu den Nachtschattengewächsen. Die Schale der
Frucht besitzt kleine Widerhaken. Aus ihr lässt sich ein schmackhafter Saft herstellen.
Araliaceae: wirtelige Blattstellung, Stiel wird von oben immer kürzer
Baumstachler, Mexican Hairy Porcupine, Erethizontidae: gehört zu den Stachelschweinen
Vogelspinne
Mimosaceae - Calliandra: Sie wird von Schwärmern bestäubt. Daher bilden sie eine
weiße, duftende Röhre aus, wobei der Kelch reduziert ist und die Krone grün, die
Antheren jedoch weiß sind.
Rutaceae, Rautengewächse: stachelig, verwandt mit Citrus
Urticaceae, Brennesselgewächse (bilden Bäumchen)
Orange-coloured Trogon, ein mit dem Quetzal verwandter Vogel
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Tagesprotokoll
Vögel und Schmetterlinge in Costa Rica
Praktikum Febr. 2009
Monteverde 3. Tag
1. Rundgang zum Sendemasten um 07:30 in der Früh
am Cari Blanco Weg (benannt nach Weißschulterkapuzineraffen) –
von 1500 auf 1840m;
Weißchulterkapuzineraffen gesichtet neben Weg in 2 Baumkronen;
eine von fünf Affenarten in Costa Rica;
fressen neben pflanzlicher Kost auch fleischliche (Insekten);
Problematik in Costa Rica dass diese sich teilweise an den Menschen gewöhnt haben, u.a.
an Stränden (rauben Rucksäcke aus);
Größte Affenart Costa Ricas sind die Brüllaffen und Klammeraffen welche in den 90er
Jahren aufgrund von TBC stark dezimiert wurden und heute im Gebiet um La Gamba nur
sehr vereinzelt mehr vorkommen;
Kleinste Affenart Costa Ricas Totenkopfäffchen;
Struktur einer Affengruppe: 1 dominantes Männchen (sehr aggressiv), 20-30 Weibchen
und Jungmännchen;
Ficus sp.--> Würgefeige
sehr bekannt vor allem in Ruinen u.a. Ankor Wat in Indien;
Schlingen sich am Baum hinauf, Geflechtbildung --> Phänomen Anastomosen (nur bei
Ficus) – Wurzelgeflechtbildung; ist selbsttragend, das heißt wenn der tote Baum innen
abstirbt, bleibt das Geflecht trotzdem stehen;
rote Blätter in den Baumkronen: zum einen Indikatoren für die Pflanzenzuordnung;
u.a. Lauraceaen (Lorbeergewächse), Ericaceaen, Sapindaceae; Identifikation der
Laubschütte welche ein typisches Element in den tropischen Großlebensräumen darstellt;
Pflanze investiert dabei alle Energie in die Blätter und bildet alle gleichzeitig aus; dabei
wird zuerst in die Wachsschicht und Gerbstoffe investiert und danach erst Chlorophyll
eingelagert --> Schutzmechanismus, da ansonsten zu hoher Herbivorenbefall;
zum anderen ist die rote Farbe auch ein Indikator für eingelagertes Anticyan -> UVSchutz;
Oskarphänomen in Gaps --> viele Pflanzen bleiben klein und warten darauf dass z.B.
durch Umfallen eines Emergenten viel Licht vorherrscht --> schießen dann in die Höhe;
im Regenwald 90% der Biomasse in lebender Substanz, 10% in toter; in unseren Breiten
(winterkalte Gebiete mit laubwerfenden Wäldern) genau umgekehrt;
Im Regenwald herrscht ein Kampf um Nährstoffe vor (dünner A-Horizont, dünne
Humusschicht dann Latosole – Fe- haltige Böden); durch Mineralienabziehung aus dem
Boden bleibt ein roter Boden durch Fe- Oxidation zurück --> daher kaum
Horizontschichtung; 600 Mio. t/Jahr verliert Costa Rica an Sediment – kommt ins Meer,
Zerstörung von Riffen, Mündungsgebiete verändern sich, Inselbildung durch Verlandung;
Gallen --> Wespeninduzierte Wucherungen bei Pflanzen;
stahlblaue Früchte einer Rubicae (Gattung Psychotria) für Anlockung von Vögel;
Gap --> direkte UV-Einstrahlung, geringere Feuchte, Hitzestandort (extrem); u.a. wachsen
Astaraceae dort --> selten in Tropen, da keine Windverbreitung in Tropen bzw. nur in
Gaps; Astaraceae haben Anemochore Diasporen (u.a. bei uns Löwenzahn,...);
Kermesbeere (Phytolacaceae) --> reife Beeren ganz schwarz, früher zur Rotweinfärbung
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Kirsten Palme, Alexandra Quester, Günther Klonner
17.02.09
Tagesprotokoll
Vögel und Schmetterlinge in Costa Rica
Praktikum Febr. 2009
in Europa verwendet; fliegenbestäubt;
Bemerkung Martin Wiemers: Schmetterlinge im Februar in Monteverde so gut wie nicht
vorhanden, da in Trockenzeit diese an die Karibikseite ziehen;
Vogel Red stut gesehen; Gelbschwarze Gefiederfärbung und rotes Mal am Hinterkopf;
Epiphyllie – Zeichen extremer Feuchte; nur niedere Pflanzen – Moose und Flechten,
Algen; die Epiphyllen geben Nährstoffe ans Blatt ab; Blatt durch diese Beschattung nur 4
Jahre alt;
tropisches Blatt allgemeines Merkmal die Träufelspitze; dadurch Oberfläche vom Blatt
schneller trocken; weniger Chance für Besiedelung durch Epiphylle;
Gap am Kamm:
Laurophyllengewächse (u.a. auch Avocado)
allgemein Lauraceaen und Fagaceaen (Eichen u.a.) in Höhenlagen der alten und neuen
Welt wichtig;
charakteristischer Geruch der Laurophyllen;
Melastomataceae – Schwarzmundgewächs; 2 Gattungen: Blacea und Topolea; bestäubt
hauptsächlich durch Säugetiere vor allem dem Olingo;
Lobeliaceaen hier krautig; Blüten von Kolibris besucht; unterschiedliche Blüten: 1 dick,
weil Griffel duch Staubblattröhre bricht und die Pollen an der Narbe mitnimmt und
präsentiert --> sekundäre Pollenpräsentation (Verhinderung der Selbstbestäubung); gibt es
bei uns auch (u.a. Glockenblumengewächse); andere dünner;
Black Guan gesichtet kurz vorm Sendemasten (Truthahnartiger Vogel);
Beim Sendemasten Aussicht auf Pazifik- und Karibikseite. Freie Sicht auf den nicht
wolkenverdeckten Vulkan Arenal;
2. Jardin de Mariposas (Schmetterlingshaus in St. Elena) 14:30
allgemein: 50 verschiedene Spezies an Schmetterlingen
10 000 Ameisen (Blattschneideameisen)
Taranteln, Skorpione, etc.,...
Ziel: Menschen die Welt der Insekten näherzubringen und vor allem ein Bewusstsein
gegenüber der Natur; alles im Schmetterlingshaus nur aus Costa Rica; vor 20 Jahren
gegründet;
Geißelspinne --> an Wänden von Toiletten in tropischen Gebieten;
eigentlich keine Spinne, auch kein Gift (keine Arachnida)
Hundertfüßer: giftig (teilweise enorm!!), bis zu 30cm (Fledermausjagende
Hundertfüßer); 2 Beine/Segment; Centipedes
Tausendfüßer: ungiftig; 4 Beine/ Segment; Millipedes
Elephant beetle: 10cm lang, lebt im Käferstadium nur 3 Monate, im Larvalstadium
über ein Jahr; Flugfähig, schwerste flugfähige Coleoptera überhaupt;
Hercules beetle: ebenfalls flugfähig; stärkste Käfer im Verhältnis zur Körpergröße;
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Kirsten Palme, Alexandra Quester, Günther Klonner
17.02.09
Tagesprotokoll
Vögel und Schmetterlinge in Costa Rica
Praktikum Febr. 2009
meisten Käfer nicht sozial; außer Zuckerkäfer
jorges desease: durch Kissing Bug; überträgt Protozoa welche Blutparasiten sind;
ernährt sich von Blut; infiziert auch Menschen; Krankheit unheilbar bis jetzt und im
Jahr 100 000 Todesfälle in Amerika (mehr als bei Malaria!!)
Blattschneideameisenkolonie: Schaukasten wie Bau von Innen aussieht:
Blattschneideameisen bringen zerkleinerte Blattreste in den Bau, zersetzten diese und
züchten dadurch einen Pilz an, von diesem ernähren sie sich dann andererseits wieder;
sind sowohl tag- und nachtaktiv;
Schmetterlingshäuser:
1) Schmetterlinge der Küstenregionen bis ca. 500m Seehöhe; u.a. Blue Morpho,
Monarch, Owl Butterfly, Cracker Butterfly,... Adulte leben 2-3 Wochen;
Monarch fliegen nicht von der USA nach Costa Rica, da sie nicht Nord-Süd
sondern Ost-West ziehen; während Trockenzeit an Karibikküste;
2) sonnigen Gebiete mittlerer Höhe: nur Heliconius; Stichwort Mimikry: Müllersche
vs. Baitesche Mimikry;
3) Schmetterlinge aus dem Unterholz der tropischen Wälder:
viele transparente Flügel; spezifische Schuppen bei Males zur Pheromonproduktion:
Sequestrierung sekundärer Pflanzenmetabolite; Females suchen Males bei
Ithiominie;
4) Lokale Schmetterlinge von Monteverde
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Kirsten Palme, Alexandra Quester, Günther Klonner
17.02.09
Czernoch Daniel, 0701467, A033 630
Reindl Pia, 0501566, A442
Protokoll 17.02.09
Tagesprogramm: Fahrt von der biologischen Station Monteverde zur Hacienda Barú
Während wir die Cordillera Tilleran auf der Pazifikseite hinab fuhren bemerkten wir bald, dass sich
die Vegetation, die tiefer am Hang vorherrscht, stark von dem Bergregenwald unterscheidet, den wir
in den Tagen zuvor kennengelernt hatten. Aufgrund der geographischen Gegebenheiten ist das
Klima hier sehr trocken (1000-2000mm Jahresniederschlag): Der aus NO kommende Passatwind
bringt Feuchtigkeit. Diese wird hauptsächlich am karibikseitig gelegenen Osthang bzw. in den
höheren Lagen auch am pazifikseitigen Westhang abgeregnet.
Die Vegetationsform die sich ursprünglich in dieser trockenen Region entwickelte ist der so
genannte „Trockenwald“. Dazu gehören nur wenige immergrüne Arten, weshalb zumindest
temporär sehr viel Licht den Boden bzw. die tiefer gelegenen Vegetationsschichten erreicht. Lianen
konnten sich aufgrund der für sie günstigeren Lichtverhältnisse im Trockenwald besser etablieren
als im Regenwald.
Das angenehm trockene Klima in diesem Gebiet, führte dazu, dass sich der Mensch vermehrt
ansiedelte. Die Trockenwaldvegetation wurde anthropogen zerstört und in Grasland zur Viehzucht
umgewandelt. Nur vereinzelte Trockenwaldelemente sind erhalten geblieben.
Zwischenstop 1+2: ca. 700 Höhenmeter; typische Trockenwaldelemente:
o Cordia alliodora: aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae); kommt von
Mexiko bis Südamerika bis zu 1500m Höhe vor und wird ca. 30m hoch; boraginoider
Blütenstand; lebt in Symbiose mit Ameisen (Azteca longiceps), indem sie den Ameisen
Habitat bietet. An Verzweigungen werden hohle Knollen mit perforierten Öffnungen
ausgebildet. Diese werden von den Ameisen geöffnet und besiedelt. In jedem dieser Knoten
lebt eine Königin. Außerdem bringen die Ameisen Coccidae u. Pseudococcidae von denen
sie Nektar und Proteine erhalten in die Knollen. Im Gegenzug halten die Ameisen
Schädlinge von der Pflanze fern und ihr Abfall dient der Pflanze als Nährstoffquelle. Ohne
Ameisen hat Cordia alliodora nur geringe Überlebenschancen.
o Cecropia insignis: lebt auch in Symbiose mit Ameisen, bietet ihnen sowohl Habitat als auch
Nahrung: innen hohl und nur durch Müller’sche Körperchen in Segmente unterteilt. Diese
enthalten Glycogen und sind als Nahrung perfekt auf die Bedürfnisse der Ameisen
angepasst.
o Bombacopsis quinata: bestachelter Stamm, damit keine Tiere raufklettern können und
gleichzeitig Verdunstungsschutz; Pinselblüten werden von Fledermäusen bestäubt (öffnen
sich erst nach Berührung). Nach der Bestäubung fallen Kron- u. Staubblätter der Blüte ab.
Fruchtknoten und Griffel bleiben am Baum. Frucht ist sapoteähnlich? Flugsamen von Wolle
umgeben;
o Enterolobium cyclocarpum („Guanacaste-Baum“): Nationalbaum Costa Ricas; die
Pferdeart, die ursprünglich für die Verbreitung der Pflanze verantwortlich war starb aus. Erst
als die Spanier wieder Pferde nach Mittelamerika brachten fand wurde die Verbreitung
fortgesetzt.
o Bursera simaruba: Weihrauchgewächs; heißt im Volksmund auch „der nackte Indianer“
oder „die Haut des Touristen“ da sich die Rinde des Baumes abschält, so dass dieser im
laublosen Zustand über den Stamm Photosynthese betreiben kann, durch eine
chlorophyllreiche Schicht unter der äußerer Borke; Korkzellen als Öffnungen für den
Gasaustausch
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Czernoch Daniel, 0701467, A033 630
Reindl Pia, 0501566, A442
Zwischenstop 3: Zur Mittagszeit hielten wir an einem Verkaufsstand um Früchte zu verkosten.
Folgende Früchte wurden gekostet:
o Anacardium occidentale („marañon“ / „cashew“):
roter essbarer Fruchtstiel; nierenförmige Frucht; Verbreitung durch Vögel;
o Chryosophyllum cinito (Fam. Sapotaceae)
o Passiflora caerulea („grenadilla“)
o Carica papaya (Papaya): zweihäusig, pro 50♀ ein♂; Milchsaft ist verdauungsfördernd
(Papain)
o Manilkara achras (“sapodilla”)
o Ananas comosus Blütenstand: Sammelbeere
o Annona muricata („guanabana“ oder „Sauersack“):
viele Fruchtknoten mit sitzender Narbe Æ eine Blüte
o Tamarindus indica
o Mangifera indica (Mango): mit Cashew verwandt, aus Indien, 2000 Mangosorten sind
erhältlich
o Bananen (Fam. Musacea)
o Citrullus lanatus (Wassermelone)
Außerdem:
o chicharrónes (gebackene Schweineschwarte)
Zwischenstop 4: „Faultierpark“: gesichtet wurden zwei Eulen und ein Faultier
Zweifinger-Faultiere (Megalonychidae) und Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae) gehören zur
Ordnung der Edentaten (Zahnarme). Die heutigen Faultierarten sind:
Dreifinger-Faultiere
o
o
o
o
Kragenfaultier (Bradypus torquatus)
Braunkehl-Faultier (B. variegatus)
Weißkehl-Faultier oder Ai (B. tridactylus)
Bradypus pygmaeus
Zweifinger-Faultiere
o
o
Eigentliches Zweifingerfaultier (Choloepus didactylus)
Hoffmann-Zweifingerfaultier (C. hoffmanni)
Merkmale: keine Milchzähne; ausschließlich Laubfresser; nachtaktiv; solitär lebend; 6-9 Monate
bleibt Junges bei der Mutter; baumlebend, nur Kot wird im Boden vergraben (ist ein
verhaltensbiologisches Rudiment); Algen und Motten im Fell; Scheitel auf den Bauch verlegt,
aufgrund der hängenden Lebensweise; in Argentinien wurden Skelette von bodenlebenden
Riesenfaultieren gefunden, die jedoch mittlerweile ausgestorben sind;
Auch Ameisenbären und Gürteltiere zählen zu dieser Ordnung.
Zwischenstop 5: Rio Tarkoles um Krokodile zu besichtigen: Caiman crocodilus; Crocodylus acutus
Während unserer Fahrt sahen wir außerdem:
•die Nationalparks Carara und Manuel Antonio
•Puntarenas: bedeutendster Hafen der Pazifikküste Costa Ricas
•Teakholzplantagen
•Ölpalmen Elaeis guineensis (Sumpfpalme aus Westafrika; 30% Fettanteil der Frucht; Öl für
Kosmetik, Speiseindustire und Biodiesel) bzw. Elaeis oleifera(einheimisch)
•Shrimp-Zuchtbecken: im Brackwasser, viele Mangrovenbestände werden durch Shrimp-Anbau
zerstört
2
Katharina Mahr, Elke Grablechner Mi, 18.02.2009 Hacienda Baru Die Hacienda Baru befindet sich nördlich von Dominical an der pazifischen Küste. Das Gebiet war seit 100 v. Chr. von den Tichinas belebt, die um 1500 n. Chr. wahrscheinlich durch Krankheiten ausgerottet wurden. Ab dem 18. Jh. wurde das Gebiet wieder verstärkt genutzt. Vor über 30 Jahren siedelte sich der Amerikaner Jack Ewing hier an, der das Land zur Viehzucht nutzen wollte. Das Grundstück umfasst 330ha und war bis auf wenige isolierte Inseln komplett entwaldet. Auf den Inseln lebten noch kleine Gruppen von Kapuziner Affen (Cebus capucinus). Um den nächsten Baum zu erreichen, mussten sie mindestens 200m am Boden zurücklegen, wo sie eines Tages von Jack´s Hund Lobo gejagt wurden. Dieses Erlebnis veranlasste Jack dazu, Korridore zu pflanzen, um die Restwaldbestände miteinander zu verbinden. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Bäume gepflanzt, die sich nach und nach zu einem Sekundärwald entwickelten. Durch die Entwaldung siedelten sich viele Farne an, die die Aufforstung erschweren, da die Farne weite Ausläufer haben und viele andere Arten überwuchern. Ein Stück landeinwärts findet man ältere Waldbestände, einen Primärwald. Charakteristisch für den Primärwald ist die Ausbildung eines Canopys, einem dichten Baumkronendach mit bis zu 50m hohen Überstehern, durch das nur wenig Licht zum Boden dringt. Dadurch ist auch der Unterwuchs nicht so stark wie beim Sekundärwald. Man findet hier etwa 108 Baumarten pro ha. Von Mai bis Dezember herrscht in Baru Trockenzeit. Auch in dieser Zeit regnet es ca. 112mm/Monat, 4000mm/Jahr. Im Vergleich dazu Wien, wo es nur 700mm/Jahr regnet. Im Februar war gerade der Peak der Trockenheit und trotzdem gab es kaum laublose Bäume. Epiphytische Farne waren stark ausgetrocknet, beim nächsten Regen werden sie aber wieder grün. In diesem Wald kommen wenige Epiphyten vor, weil es zu trocken ist. Der Bereich wird vor allem von Hemiepiphyten, wie Clusia und einigen Ficus‐ Arten dominiert. Die Humusschicht ist nicht sehr dick, gleich nach der Streuschicht trifft man auf Lateritboden. Somit ist das Nähstoffangebot der Pflanzen sehr begrenzt. Deshalb bilden sich bei einigen Arten extrem lange (bis 42 m) Fahnenwurzeln aus, die eine möglichst große Oberfläche zur Nährstoffaufnahme bieten und andere Pflanzenarten verdrängen, z.B. Käsebaum. Eine andere Möglichkeit, um an Nährstoffe zu gelangen, haben die „litter‐ trapping‐plants“ gefunden, die viele verschiedene Familie umfassen. Es handelt sich dabei um eine konvergente Entwicklung. Diese Pflanzen sammeln in Trichtern (z.B. durch Blätter gebildet) Blätter und andere organische Materialien, die kompostiert und so zu Humus werden. Die Exkursion startete um 6.00 in der Früh, wir gingen den Pizote‐Weg, der seinen Namen aufgrund der häufigen Nasenbärsichtungen trägt. Der Nasenbär (Nasua) zählt zusammen mit den Waschbären zu den Kleinbären (Procyonidae). Um diese Zeit hat man gute Chancen Vögel zu beobachten. Es gibt in Costa Rica 820 Vogelarten und allein in diesem Gebiet findet man 320 Arten aufgrund einer hohen Habitatsdiversität. Allerdings sieht man relativ wenige Vögel direkt im Wald, die größte Arten‐ und Individuendichte findet man in den sogenannten Gaps, die man dort findet, wo z.B. Bäume 1
umgefallen sind und mehr Licht zum Boden gelangt. Die Vögel treten häufig in sogenannten Flocks auf, hierbei handelt es sich um Jagdgemeinschaften verschiedener Arten. Während einige Tiere nach Prädatoren Ausschau halten, können die restlichen ungestört nach Futter suchen. Beizeiten lösen die Wächter einen Fehleralarm aus, um selbst an die Futterquellen zu gelangen. Eine der Arten, die sehr häufig vorkommt, ist der Cherry Tanager (Ramphocelus costaricensis), der in der Baru‐Golfo Dulce Region endemisch ist. Der Sexualdimorphismus ist bei dieser Art stark ausgeprägt: die Männchen sind schwarz mit leuchtend rotem Rücken und bläulichem Schnabel, die Weibchen tarnfarben. Meistens sind sie in Paaren unterwegs. An der Karibikküste gibt es eine ähnliche Art (Scarlet rumped Tanager), die beiden Arten kann man durch die Weibchen unterscheiden. Desweiteren sahen wir noch viele Kolibris, die wir aber nicht weiter bestimmt haben. In Baru findet man viele Erythrina Arten (Fabaceae), eine davon war Erythrina fusca (span. Boró), die sehr häufig vorkommt und die einzige fledermausbestäubte Erythrina‐Art in dieser Region ist. Die Blüten sind nur eine Nacht aktiv und so robust gebaut, dass sich die Fledermäuse daran festhalten können. Die rote Farbe der Blüten ist reduziert, da sie für die Bestäubung keine Rolle spielt. Die Nektarproduktion beginnt bereits am späten Nachmittag/Abend, was auch von vielen Vögeln, v.a. Kolibris genutzt wird, die die Pflanze bereits um 5 Uhr in der Früh aufsuchen. Scheela rostrata ist eine große Palme mit bis zu 10m langen Blättern, deren Früchten früher zur Öl‐ und Fettgewinnung verwendet wurden. Einige Ficus‐Arten sind sogenannte Würgefeigen. Die Samen werden von Vögeln gefressen und passieren unbeschädigt den Verdauungstrakt. Wenn sie im Kot der Vögel auf einem Ast eines Baumes ausgeschieden werden, keimen die Samen dort. In diesem Fall ist der Same der Würgefeige in den Blatttrichter einer Palme gelangt, als diese erst etwa 2m hoch war. Da sich in den Blatttrichtern der Palmen meist Humus und Wasser sammeln, können hier Samen gut keimen. Es handelt sich um Hemiepiphyten, die Feige schickt ihre Wurzeln zum Boden, somit kann sie sich selbst ernähren. Die Pflanze bildet neue Wurzeln, die dicker werden und ein festes Korsett um den Baum bilden. Da die Palme kein sekundäres Dickenwachstum hat, wird sie nicht erdrückt, sondern tritt mit der Feige in Licht‐ und Nährstoffkonkurrenz. Ein Charakteristikum aller Inga Arten (Fabaceae)sind extraflorale Nektarien, die auf den jungen Trieben sitzen und symbiotischen Ameisen Nahrung bieten. Pflanzen, die mit Ameisen vergesellschaftet sind nennt man Myrmekophyten. Myrmekophylaxis ist der Schutz der Pflanze durch Ameisen, wobei die Pflanze den Ameisen im Gegenzug Nahrung anbietet. Bei den jungen Blättern sind die extrafloralen Nektarien stark ausgeprägt, die alten Blätter sind cutinisiert und enthalten Gerbstoffe zum Schutz. Guayaba, die Echte Guave (Psidium guajava) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Guaven (Psidium) aus der Familie der Myrtaceae. Anwendung findet sie vor allem als Nutz‐, aber auch als Medizinalpflanze In Mittelamerika kommt sie sehr häufig vor und wird v.a. von Rindern verbreitet. Clusia peninsulae (Clusiceae) ist ein Hemiepiphyt, die Wurzeln wachsen zum Boden, die Pflanze schädigt den Baum aber nicht. Die Blüten öffnen sich bereits sehr früh am Morgen und präsentieren einen Harzring. Während des Vormittags kommen verschiedene Insekten, u.a. auch stachellose Bienen, die das Harz einsammeln. Am Nachmittag ist das Harz ausgehärtet, dadurch öffnen sich die Antheren und der Pollen wird präsentiert. Die Tiere versuchen auch am Nachmittag das Harz zu sammeln, dadurch kommen sie in Kontakt mit dem Pollen, den sie dann verbreiten. Die Blüten blühen 2
nur einen Tag, aber nicht alle zur gleichen Zeit, so blüht über mehrere Monate immer zumindest eine Blüte. Die Früchte werden von Vögeln gefressen, sie öffnen sich mit einer Klappe, der Samenmantel (Testa) ist sehr weich und klebrig und wird zerstört, wenn die Vögel den Samen fressen. Es bleiben aber genug Samen am Schnabel kleben und fallen irgendwann hinab und keimen. Die Blüten sind mono‐, di‐ oder hermaphroözisch. Ein ähnliches Phänomen findet man nur noch bei Delicanthia. Die Wasserhyazinthe (Eichornia, Tronthitheriaceae) kommt ursprünglich aus Amazonien. Als eingeschleppte Art verursacht sie große Probleme v.a. in Afrika, wo ihre natürlichen Feinde fehlen. Sie ist nicht bodenwurzelnd, hat aber Wurzeln zur Aufnahme von Nährstoffen und bildet einen Schwimmkörper, daher ist sie sehr leicht. Crescentia cujete (Bignoniaceae) ist der Kalabassenbaum. Es gibt 2 Arten in Mittelamerika. Das Innere der Frucht wird als Schweinefutter verwendet, aus dem Samen kann man Saft machen und aus dem Äußeren machte man Schalen, … Die Blüten sind cauliflor, weil sie von Fledermäusen bestäubt werden und die Frucht sehr schwer ist. Schwiegermutterzunge (Sansavieria) gehört zu den Ruscaceae. Mangobäume (Mangifera indica) gehört zu de Anacardiaceae und kommt ursprünglich aus Indien/Myanmar. Brosimum utile gehört zu den Moraceae und kann sehr groß werden. Sie hat sehr viel Milchsaft, außer bei länger anhaltender Trockenheit. In Venezuela wird daraus ein Käse gemacht, daher nennt man ihn auch Käsebaum. Passiflora vitifolia ist eine Liane, die ins Kronendach wächst aber auf Augenhöhe blüht. In der Trockenzeit findet man schöne, große rote Blüte. Die Pflanze wird von Kolibris und stachellosen Bienen bestäubt. Sie lebt in loser Verbindung mit Ameisen. Innerhalb der Passiflora gibt es alle Bestäubungstypen, sie sind weltweit verbreitet. ?? Erdbromelien e. magdalena Carludowica drudei (Cyclanthaceae) ist die Panamahutpflanze. Die jungen Blätter werden v.a. in Ecuador zur Herstellung von Panamahüte verwendet. Caryocar costaricense gehört zu den Caryocaraceae und wird auch Knoblauchbaum genannt, weil es stark nach Knoblauch riecht. Diese Pflanze wird von Fledermäusen bestäubt. Quassia amara (Simaroubaceae): Aus der Borke wird ein Medikament gewonnen, dass bei Verdauungsproblemen eingesetzt wird. Bixa orellana (Bixaceae) ist der Lippenstiftbaum. Der Samen enthält einen natürlichen orangen Farbstoff, Bixin+ Norbixin, der eine fett‐ und wasserlösliche Komponente besitzt und sowohl als Lebensmittelfarbe als auch zu kosmetischen Zwecken verwendet wird. Außerdem sollen Insekten ferngehalten werden. Polystachia????Früchte mit präformierter Trennlinie…. 3
Insekten: Holzbienen (Xylocopa) haben sehr starke Mandibeln, mit denen sie ihre Brut im Totholz ablegen können. In der Hacienda Baru gibt es auch einen Schmetterlingsgarten. Bei den Schmetterlingen gibt es 3 Mimikrytypen: 1)
Glasflügelige Schmetterlinge mit durchsichtigen/orangen Flügeln → halten sich eher im Bodenbereich auf 2)
Tigergestreifte Schmetterlinge → auf 2‐3m Höhe zu finden 3)
schwarz‐rot/gelbe Schmetterlinge → eher im Kronendach und in Gaps zu finden; Männchen und Weibchen sehen meist gleich aus Morphidae – sind eine eigene Familie. ?? Iteridae Pieridae (Weißlinge): Die Tiere sind sonnen‐ und wärmeliebend, deshalb findet man sie oft in Offenlandhabitaten. Rhiodinidae kommen fast nur in Neotropen vor, sind unscheinbar und sitzen unter den Blättern. Sie sind eine Schwesterngruppe der Bläulinge. Es gibt nur wenige Arten auf anderen Kontinenten, die einzige europäische Art ist der Scheckenfalter. Sie betreiben Mimikry. Es gibt keine richtig große Art. Hesperidae sind schwer zu bestimmen, da es viele Mimikry‐Arten gibt. Sie sind schlecht untersucht und es gab lange Zweifel, ob man sie überhaupt zu den Tagfaltern zählen kann. Viele leben an Gräsern, sie sind meist klein und braun und breiten die Flügel im Sitzen auf. Es gibt eine größere Gattung, die auch in den Tropen lebt, aber meist unscheinbar ist. Tagfalter sind an den Fühlerkeulen zu erkennen. Hauptsächlich findet man Heliconidae, Nymphalidae und Papilionidae. Die Heliconidae findet man meist an der Passiflora (Passionsfrucht). Laufkäfer (Carabidae) sind Räuber und haben normalerweise keine Hafttarsen. Eine Ausnahme ist _ , der ausgeprägte Hafttarsen hat. Er schabt Blätter ab und lebt nur an der Calathea. Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) kommt zur Eiablage, die zwischen Mai und November stattfindet, an den Strand der Hacienda. Um die Überlebenschancen der kleinen Schildkröten zu verbessern, wurde eine Schutzstation eingerichtet. Die Eier werden am Strand eingesammelt und in Hatcheries (eingezäuntes Sandstück) gegeben, wo sie kontrolliert schlüpfen können. Zu den größten Feinden gehören der Mensch, Katzen, Geier, Hunde, Nasenbären, Möwen, … Für die Entwicklung des Geschlechts ist die Temperatur ausschlaggebend, die allerdings nicht kontrolliert wird. Nach dem Schlüpfen werden die Tiere zum Strand gebracht und freigelassen. Schwarzer Leguan (Ctenosaura similis): Die männlichen Tiere können 120 cm groß werden. Der gemeine Schwarzleguan bevorzugt trockene Lebensräume und sucht die Nähe zu Bäumen, in deren Höhlen er sich zurückzieht. Er hält sich auch am Strand auf. Die Nahrung besteht aus Früchten, Insekten, Krebsen, Kleinsäugern, sowie kleineren Vögeln und deren Eiern. Ältere, große Tiere ernähren sich fast ausschließlich vegetarisch. 4
Bei Feldwespen (Polistinae ) kann man die Gattung oft anhand der Nestform bestimmen. Wespennester sind Papiernester, die aus Holz gemacht werden. Außen sind sie geschlossen, aber Innen besteht das Nest aus einem Stiel und Tellern, die in mehreren Ebenen angeordnet sind. Die Waben sind nach unten offen. Durch diese spezielle Bauweise sind die Nester für Ameisen schwer zugänglich. Eine Kolonie kann mehrere Königinnen haben. Die Eier sind omnipotent, das heißt, sie können sich in alle Richtungen entwickeln. Die Adulten ernähren sich von Nektar und im Gegensatz zu den Honigbienen werden bei den Wespen die Larven mit Fleisch gefüttert. Wenn eine Königin schlüpfen soll, wird die Larve stärker gefüttert. Bei der Honigbiene entscheiden ebenfalls die Arbeiter, ob aus dem Ei eine Königin oder eine Arbeiterin schlüpfen soll. Bei den stachellosen Bienen entscheiden das die Tiere selbst. Immer wieder werden in dem Gebiet um die Hacienda auch Jaguare gesichtet, die Chance einer solchen Begegnung ist allerdings sehr gering. Die Tiere kommen sowohl in den Bergen als auch im Tiefland vor, allerdings eher im Primärwald. Abhängig von der verfügbaren Fläche kann das Revier eines Jaguars von 20 – 120km² groß sein. Die Seidenspinne (Nephila) gehört zu den Araneidae. Sie können bis zu 6cm groß werden und haben relativ groß und sehr stabile Netze. 2‐Finger Faultier (Megalonychidae) gehören zur Unterordnung der Folivora. Mangroven: Der Name steht sowohl für ein Ökosystem als auch für Bäume. Mangrovenwälder werden im Gezeitenbereich tropischer Küsten und Flussmündungen gebildet, wo es zu regelmäßigen Überschwemmungen mit Salz‐ und Süßwasser (=Brackwasser) kommt. Die dominierenden Baumarten sind: -
rote Mangrove (Rhizophora mangle L.) -
weiße Mangrove (Laguncularia racemosa) -
schwarze Mangrove (Avicennia germinans) Die Farbe hängt mit dem Holz zusammen. Weiters gibt es noch 6‐8 Baumarten, die relativ häufig vorkommen. Die häufigsten Pflanzenarten gehören zu den Rhizophora. Es gibt auch 2 Palmenarten: Pactri guanensis (?) – im vorderen Bereich (hat Stacheln….) Elaees elaiphera(?) ‐ im hinteren Bereich Die ersten Mangroven sind vermutlich im indopazifischen Raum entstanden. Die nördlichsten Mangroven findet man heute im Golf von Alaska. Die größten Mangroven sind die Sundarbans in Indien, aber auch in Australien gibt es relativ große Mangrovenwälder. 5
Es gibt 3 Typen von Mangrovenwäldern -
Flussmünungsmangrove (hohe Diversität) -
Küstenmangrove -
Inselmangrove Die Mangroven sind Halophyten= salzwassertolerante Pflanzen. Dieser Lebensraum verlangt spezielle Anpassungen: An das Wasser: -
Pneumatophoren, Luftwurzeln, lenticellen zur Aufnahme von Sauerstoff -
Rhizophora , Baum mit Früchten, die bis zu einem halben Jahr im Meer schwimmen können, bevor sie einen Platz finden. Die Jungpflanze keimt bereits an der Mutterpflanze vor, das nennt man Viviparie bezeichnet. An das Salz: -
Salzdrüsen -
Verlagern des Salzes in alte Blätter Innerhalb der Mangroven sind die Salzgehalte verschieden. Im hinteren (landnahen) Teil ist der Salzgehalt im Boden bedingt durch Verdunstung höher. Manche Mangroven bilden imposante Stelzwurzeln aus, die der Verankerung dienen. z.B. Rhizophora razumasa Mangroven sind stark gefährdet. Das Holz wird verwendet um Holzkohle herzustellen, da das Holz viele Gerbstoffe enthält. Ihm hinteren Bereich werden häufig Schrimps gezüchtet (Antibiotika, Platz, Verschmutzung). 6
Florian Etl
Tagesprotokoll 20.2.2009
Wanderung in der und um die Tropenstation La Gamba
Stop 1 – Brotfruchtbaum:
Gefährliches La Gamba:
Gefahr droht nicht nur durch Giftschlangen und Skorpione, sondern auch von oben...nein,
keine Faultiere...Früchte.
Ein Weg musste verlegt werden, weil er unter einer Kokospalme und einem Brotfruchtbaum
durchführte. Die Früchte beider Pflanzen können erhebliche Kopfschmerzen verursachen wenn nicht sogar tödlich sein.
- Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis)
- Clusia osaensis: hier endemisch; Blätter bleiben bis zu 4 Jahre am Baum
Stop 2 – Karte von Costa Rica:
Wir befinden uns im bzw. beim Piedras blancas Nationalpark und sind 37km von der
Grenze entfernt; Heute steht uns eine kleine Runde von 3 bis maximal 4 km bevor; Wir
werden den Wasserfallweg gehen;
Klimaaufzeichnungen: Über das Wetter wird Buch geführt. Der letzte Regen fiel laut
Aufzeichnungen am 20.1.2009 im Ausmaß von 20 mm. Heuer ist ein sehr trockenes Jahr, fast
ein Katastrophenjahr. 2008 gab es viel mehr Regen. Die Trockenheit ist nicht gut...die
Tümpel trocknen aus.
Hier fällt im Durchschnitt normalerweise 6000 mm Regen pro Jahr, was viel für
Tieflandregenwald ist (normal ca. 4000 mm/Jahr). Der Grund dafür ist im Golfo Dulce zu
suchen. Er erwärmt sich normal und das Wasser verdunstet und wird vom Wind Richtung
Villa Costena transportiert.
Die Biodiversität korreliert direkt mit der Niederschlagsmenge, was das Gebiet des Piedras
Blancas Nationalpark so besonders macht. Es herrscht hier Perhumides Klima, das heißt das
ganze Jahr über liegt die Niederschlagsmenge über 100 mm. Man findet hauptsächlich
immergrüne Arten, ganz wenige laubwerfende.
Stop 3 – Fredericos Flying Circus:
Fredericos Flying Circus wurde nach Friedrich Barth benannt, welcher diesen „Zirkus“ mit
seinen Dissertanden eingerichtet hat.
In Boxen wohnten sehr viele Stachellose Bienen. Die Stöcke haben großteils nicht überlebt,
weil sie von Ameisen überfallen wurden. Aus diesem Grunde haben die Tische mit den Boxen
zum Schutz gegen Ameisen „Patschen“ bekommen, die normal mit Wasser oder Altöl gefüllt
sein sollten. Das noch existierende Stachellose Bienen-Nest ist jetzt 5-6 Jahre alt.
Besonders gefährliche Schlangenarten:
1) Buschmeister: sehr starkes Gift, das binnen 1 Stunde zum Tod führt. Die Schlange warnt
durch Klopfen mit dem Schwanz auf den Boden oder gegen einen Baumstamm.
2) Lanzenotter: häufigste Giftschlange in La Gamba. Es gibt schon weniger, weil die
Schlangen von Einheimischen erschlagen wird. Die Lanzenotter ist am häufigsten in der Nähe
des Baches zu finden.
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Florian Etl
3) Klapperschlange: gibt es direkt hier nicht. Giftig. Die Schlange warnt mit Hilfe ihrer
„Hornrassel“ am Schwanzende...typisches Klappern.
Verhalten bei Schlangenbiss: Ruhe bewahren, das Gewebe vor fortschreitender Schwellung
bewahren (fest mit Fasche umwickeln) und ins nächste Krankenhaus fahren.
An der Station selbst gibt es kein Antiserum, da die meisten Menschen an falsch
verabreichten Antiseren sterben.
Faustregel: die Schlangen, die liegenbleiben sind giftig....die Schlangen, die
„herumschwirren“ sind ungiftig.
Es gibt unangenehme Tierchen im Gras, die Coleradillas. Das sind Milben, die ihr
Larvenstadium in den Lymphen von Warmblütern verbringen. Sie werden vom Körper
abgetötet, aber es ist lästig und juckt höllisch.
Wunden müssen hier sofort versorgt werden, da sich selbst kleine Wunden stark entzünden
können und die Wundheilung in den Tropen verlangsamt ist.
Stop 4 – Viva...Vivar...Viverium:
Hier werden einheimische Pflanzen für das Wiederbewaldungsprojekt, das von Antonella
geleitet wird, angebaut.
Dario, der Auslandsdiener der Station, stellt sich vor bzw. wird vorgestellt.
Stop 5
- Wir hören einen Trogon, das ist ein Vogel der mit dem Quezal verwandt ist.
- Wir sehen weiße Schmetterlinge. Es handelt sich um keine Weißlinge, sondern Anatia
iatrophae....verwandt mit Anatia fatima...die zu den Nymphaliden zählen. Sie sind
häufig am Gelände zu sehen.
Stop 6 – Blattloser Baum:
Der Baum ist kahl, weil er von Schmetterlingsraupen einer Art kahl gefressen wurde.
Beispiel für den großen Herbivorendruck, der hier herrscht. Aus diesem Grund versuchen sich
Pflanzen z.B. durch Zusammenarbeit mit Ameisen zu schützen.
Stop 7 – falscher Koriander:
„Das grüne, das ihr so liebt im Essen“ ist stinkender Mannstreu Heryndium phoetitum. Die
Blätter werden klein geschnitten und zum Würzen ins Pinto oder in Ceviche gegeben.
Stop 8 – Tümpel:
In der Nacht kann man hier Rotaugenfrösche (...beim ficken) sehen.
- Laich von Rotaugenfrosch an Blattunterseite
- Laich von Ochsenfrosch Leptodactylus pentadactylus: Schaumnest. Der Ochsenfrosch wird
auch „come pollo“ (Hühnerfresser) genannt. Er ist sehr groß. Normal laichen sie in der
Regenzeit, aber einer hat vor 2 Wochen gelaicht.
Stop 9 – Titibulia (?)
- Liane mit Bienenblüte; Umlaufblüte, d.h. Bienen werden von der Pflanze dazu gedrängt in
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Florian Etl
der Blüte herumzulaufen.
- Passiflora quadrangularis: heißt „vierflügelig“, weil der Stamm geflügelt ist. Die Frucht ist
nutzbar, schmeckt gut und wird zu Fruchtsaft verarbeitet.
- An größerem Gap, Dicranopteris pectinatus: Farn der Familie der Gleichiniaceen; v.a.
Gattung Gleichenia; Dieser Farn ist schwer wieder wegzukriegen. Er braucht viel
Licht, daher kann eine Wiederbesiedelung von Außen (Gap-Ränder) durch
Beschattung des Farns von umliegender Vegetation erfolgen. Wiederbesiedelung
dauert aber dann sehr lange.
- Fiery bellied Toucanet – Vogel
Stop 10 – Ameisenpflanze:
- Zegropia optusifolia:
Die Pflanze bildet Müller´sche Körperchen, die Glykogen ...einen tierischen
Speicherstoff...enthalten, an den jungen Basen der Blattstiele. Sie wird von AztekaAmeisen besiedelt. Die Körperchen dienen den Ameisen als Nahrung. Die Pflanze
bietet Kost & Logis und wird dafür von ihren Ameisen vor Befraß und Bewuchs
geschützt. Eine Ameisenkolonie pro Pflanze. Die Ameisen wohnen im Stamm, dessen
Kammern sie durch Löcher, die sie aktiv in die Zwischenwände fressen, verbinden.
Wenn die Pflanze in die Höhe wächst werden die weiter unten liegenden Kammern
immer weniger genutzt und die Ameisen ziehen immer weiter nach oben.
Zegropien, die nicht von Ameisen besiedelt wurden haben kaum eine
Überlebenschance.
Zegropien sind großteils Primärbesiedler von Gaps.
Stop 11
- Melastomatacee, Citonia capitata (?)
- Banane: ursprünglich aus Asien und Fledermaus-bestäubt. Hier aber kommen die
Stachellosen Bienen und holen sich Nektar, der aus den männlichen Teilen der Blüte
tropft. an der Basis des Blütenstandes sind die weiblichen Teile der Blüte, die die
Früchte bilden. Diese hier sind Quadrados. Der männliche Blütenstand ist eigentlich
nutzlos, da es sich um eine parthenocarpe Zuchtform handelt. In den Plantagen wird
der männliche Blütenteil abgeschlagen, da er kraftraubend für die Pflanze ist, damit
die Früchte sich besser entwickeln können.
Parthenocarpie = Jungfernzeugung; d.h. die Pflanze geht in die Fruchtbildung über
ohne bestäubt worden zu sein.
Stop 12 – Teich:
Hier leben etwa 7 Schnappschildkröten, und Kaimane.
- Basilisk und Kaimane gesichtet
Zwischeninfo:
- Urania: ein Uranide gesichtet; Wanderfalter, der von Mexiko nach Südamerika wandert.
Das Wanderverhalten ist noch nicht gut untersucht. Es gibt die Vermutung, dass die Falter
wandern, weil die Futterpflanze in Mexiko irgendwie nicht mehr attraktiv ist oder bei
übermäßigem Befraß irgendwie Giftstoffe entwickelt.
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Florian Etl
Urania ist ein Nachtfalter. Der Unterschied zwischen Tag- und Nachtfalter hat nichts mit ihrer
Aktivität zu tun. Der Name kommt daher, weil die meisten Nachtfalter nachtaktiv sind....aber
die Nachtaktivität ist kein Kennzeichen.
Stop 13 – Teich Lodge:
- Jesusechse gesichtet
- Ruf von Flycatcher gehört
- Kaiman
Im Teich der Lodge wohnt Lorenzo, ein großer dicker Kaiman.
Die Lodge entstand 1993. Als Anton und Werner das erste Mal hier waren, war hier Sumpf.
Sie haben gemeinsam mit Michael Schnitzler das Gelände besichtigt um festzustellen ob es
für eine Hotelanlage geeignet ist.
Die alte Station war zuvor ein Bauernhaus in dem Roman, seine Frau und seine 3 Kinder
wohnten.
Ende 1993 war Baubeginn für die Lodge. Eine Straße wurde angelegt und der Sumpf
trockengelegt. Jetzt stehen hier 6 Hütten mit je 2 Zimmern mit je 2 Betten.
In der Lodge gibt es, zu bestimmten Bedingungen, die Möglichkeit Internet zu nutzen.
- Social Flycatcher , ein Fliegenschnäpper (Vogel) beim Nestbau gesichtet.
- Lemna, ein Aronstabgewächs, Araceae
Stop 14 – Fledermausbar:
Direkt neben der Bar der Lodge sind in einer Nische beim Küchendurchgang Fledermäuse.
Sie hängen über dem Kühlschrank an der Wand und quieken.
Schild „Bat-Crossing“
- Murciélagos listados / Two-lined bats
Zwischeninfo
- beim Weggehen lässt sich Lorenzo blicken
Stop 15 – Wegekarte:
Erklärung wo die Station ist und welchen Weg wir heute gehen.
Wir werden den Wasserfallweg hinauf gehen und dann entscheiden welchen wieder runter.
Der Fila Trail führt am Bergkamm um das Tal herum.
Stop 16 – am Bach:
Es gibt hier Süßwasserkrebse, die die Einheimischen sehr gerne wollen. Deshalb vergiften sie
die Bäche mit Insektiziden und sammeln dann die Krebse und Langusten ein.
Hier sind wir quasi am Eingang zum Nationalpark.
Das Bachbett ist ein sehr dynamisches Gebiet. Hier fließt der Quebrada Negra (schwarzer
Bach), der auch Teil des Stationsgartens ist.
Der Bach führt Wasser obwohl es so wenig regnet. Der Wald ist also immer noch feucht.
Wir haben 27°C und die Luftfeuchtigkeit ist hoch.
Der Wald selbst ist hier sehr Artenreich. Es gibt hier 320 von allen 820 Costa Ricanischen
Vogelarten.
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Florian Etl
Der botanische Artenreichtum gründet auf: -> Niederschlag
-> geomorphologische Struktur des Gebiets
-> das Gebiet war vermutlich ein eiszeitlicher
Reliktstandort
Piedras Blancas Nationalpark:
Geomorphologie:
Es ist ein gut strukturiertes Gebiet...“es gibt Schluchten, Hänge, Kämme, Südhänge und
Westhänge“. Auch vom Boden her ist dieses Gebiet sehr divers.
Geologisch gesehen ist das Gebiet relativ jung. Kalkboden („Piedras blancas“ = weiße
Steine). Es gibt Kalksteinhöhlen mit Massen von Fledermäusen in der Nähe.
Hebung dieses Teils durch Subduktion der Kokosplatte unter die Karibische Platte...dieser
Prozess passiert nach wie vor.
Es gibt viele Erdbeben in Costa Rica. Für „Erdbeben“ haben die Einheimischen mehrere
Bezeichnungen. Es gibt sehr häufig kleine Rüttler, seltener mittlere, und ganz selten große
Erdbeben.
Die Wälder hier sind sehr viel nährstoffreicher als die amazonischen Wälder, dieses Gebiet
hat nur leichten Phosphormangel.
Reliktstandort:
Eiszeit wirkte sich in Europa durch Vergletscherung aus. Es gab 5 große Eiszeiten und
dazwischen Zwischeneiszeiten.
Beginn der Eiszeiten, also des Pleistozän vor 1,5 Millionen Jahren. Die letzte Eiszeit hörte vor
10.000 Jahren auf. Jetzt ist entweder Zwischeneiszeit, oder die letzte Eiszeit ist überhaupt zu
Ende.
Auswirkung der letzten Eiszeit (=Würm) in Europa: der Großteil der Alpen und Voralpen war
vergletschert. Nur Nuna Takas, aus dem Eis ragende Bergspitzen, waren eisfrei.
Auswirkung Eiszeit in den Tropen: - Es war trockener.
- Der Meeresspiegel wurde um hunderte Meter
gesenkt, was die Besiedelung Südamerikas
ermöglichte.
- Es war kühler.
Meeresspiegelsenkung:
-> Malaysien mit Indonesien, mit Borneo, verbunden.
-> Wallace Linie
-> Beringstraße (war vermutlich vergletschert)
Über die Beringstraße konnten Einwanderer aus Asien nach Südamerika kommen =>
Besiedelung Südamerikas.
kühleres Klima:
Die Vegetation wurde von oben nach unten, auf tiefere Seehöhe, gedrängt...die Vegetation
„zusammengestaucht“. Der Tieflandregenwald war auf wenige hundert Höhenmeter (von
damaligem Meeresniveau) „komprimiert“. Bei besseren klimatischen Bedingungen konnte
sich die Vegetation wieder Ausbreiten.
Heute spricht man von 0-600 m Seehöhe von Tieflandregenwald und von 600 – 2500 m von
Mountain Rainforest (unterteilbar in Lower Mountain Rainforest, Upper Mountain
Rainforest).
Auch Costa Rica war vergletschert. z.B. Chiripo war vergletschert. Es gibt jetzt noch
eiszeitliche Reliquien, wie z.B. Gletscherseen.
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Florian Etl
Trockenheit:
Vermutlich reichte trockener laubwerfender Wald bis vor die Tore des Piedras Blancas
Nationalparks. Die Karibikseite war vermutlich auch ganz trocken.
Ausgedehnter Trockenwald war vermutlich der Grund warum Savannentiere aus Nordamerika
nach Südamerika einwandern konnten und dieses so erfolgreich besiedeln konnten. Die Tiere
Südamerikas waren bei weitem nicht so erfolgreich bei der Besiedelung Nordamerikas.
Heute bestehen 50 % der Säugetierfauna Südamerikas aus nordamerikanischen Elementen,
jedoch nur 30% der Fauna Nordamerikas aus südamerikanischen Elementen.
Der Karibikteil war Savannenteil, wo Pflanzen und Tiere wandern konnten.
Es gab aber während den Eiszeiten immer wieder Refugien, in denen Pflanzen und Tiere
überleben konnten.
Das hiesige Gebiet war wahrscheinlich ein Immergrünes Refugium.
Theorie stammt von Jürgen Haffer, ein deutscher Erdölgeologe, der sich in Brasilien mit
Tukanen beschäftigt hat. Ihm fiel auf, dass es bei Tukanen interessante Verbreitungsmuster
gibt. Er hat diese Verbreitungsmuster mit der rezenten Niederschlagsmenge zusammengelegt
und fand Zusammenhänge. Seine Schlussfolgerung: Amazonien war während der Eiszeit kein
einheitlicher zusammenhängender Regenwald, sondern es gab nur kleine Regenwald-Inseln.
Diese Inseln waren Refugien, in denen die Regenwaldarten überleben konnten und sich
wieder ausbreiteten als es feuchter wurde, wodurch die Gebiete zusammenwuchsen.
Jetzt gibt es zusammenhängenden Amazonischen Regenwald, der aber geschichtlich nicht
einheitlich war.
In Afrika gibt es ähnliches Phänomen.
Heutiger Artenreichtum:
Das Gebiet des Piedras Blancas Nationalparks ist das artenreichste ganz Mittelamerikas.
Hektarplot-Untersuchungen von Anton und Werner:
Pro Hektar Wald wurde die Baumartendiversität untersucht. Im Schluchtwald fanden sie 108
Baumarten pro Hektar. In ganz Europa gibt es 50 Baumarten. Am Kamm gibt es 179
Baumarten pro Hektar mit über 10 cm Durchmesser in Brusthöhe. Baum-Individuen gibt es
im Schluchtwald etwa 480 pro ha, oben auf der Fila standen etwa 840.
Von 50% der gezählten Arten pro ha gab es nur ein Individuum. Es gibt eigentlich keine
Dominanz hier. Die meisten Baumarten sind sehr verstreut verbreitet – ein Individuum pro ha.
Auf die Pflanzen wirkt daher ein extremer Bestäubungsstress. Wenn die Fremdbestäubung
funktionieren soll, muss die Bestäubung zeitlich koordiniert sein (alle Individuen einer Art
blühen zur gleichen Zeit).
Unsere derzeitigen Antworten auf die Frage „Warum ist der Artenreichtum hier so hoch“ sind
die drei schon zuvor genannten Gründe: Geschichte, Geomorphologie und der Niederschlag.
Die Diversität in Tropischen Regenwäldern ist bei weitem noch nicht geklärt. Viele
Wissenschaftler sind noch dabei die Diversität aufzudecken und die Gründe dafür zu suchen.
Stop 17 – Prachtbienen:
Prachtbienen werden mit Duftstoffen, wie z.B. Cinniol oder Methylsalicylat, angelockt. Die
angelockten Bienen können nicht stechen, da sie alle Männchen sind und keinen Stachel
besitzen.
Die Duftstoffe, die normal z.B. auf Orchideen zu finden sind, werden von den Männchen
gesammelt um auf die Weibchen attraktiv zu wirken.
Manche Bienen haben sogar Pollinien mit.
Die Pollinien von Orchideen haften oft an verschiedenen Körperstellen der männlichen
Euglossinen um die korrekte Bestäubung zu gewährleisten.
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Florian Etl
Euglossinen sind eine von vier Gruppen der Apinae (eigentliche Bienen), deren Weibchen
eine art „Körbchen“ haben in das sie den Pollen sammeln.
Apinae: - Apis (Honigbienen)
- Bombus (Hummeln)
- Meliponini (Stachellose Bienen)
- Euglossini (Prachtbienen)
Im Unterschied zu den anderen drei Gruppen leben die Euglossinen als einzige solitär.
Deshalb ist man auch immer davon ausgegangen, dass die Euglossinen die basale Gruppe
darstellen. Sicher ist das allerdings noch nicht.
Die Idee ist, dass die Stachellosen Bienen mit den Honigbienen nah verwandt und diese
beiden Gruppen stark abgeleitet sind. Dann kommen die, auch eusozialen, Hummeln und die
Euglossinen stehen an der Basis.
Über die Biologie der Euglossinen ist wenig bekannt. Es gibt die Vermutung, dass die
Männchen ein ganz bestimmtes Duftbuket and Duftstoffen sammeln und dass sich das
Männchen mit dem besten Buket für die Paarung qualifiziert. Man glaubt, dass es
Versammlungen gibt bei denen sich die Weibchen ein Männchen aussuchen. Paarungen
wurden erst sehr selten beobachtet.
Die Männchen haben verdickte Hinterbeine mit schwammartiger innerer Struktur als
Duftstoffspeicher.
Euglossinen sind ganz wichtige Orchideenbestäuber. Viele Orchideenblüten sind
„betrügerblüten“, andere bieten Nektar und dann gibt es ein paar die wirklich Duftstoff bieten.
Es gibt etwas über 20 (ca. 23 od. 25) Arten mit großer Größenvariation, die sehr schwer
unterscheidbar sind.
Die Düfte, bzw. bestimmte Duftmischungen, dürften auch artspezifisch sein.
Vorstellung der geplanten Praktikumsversuche zum Thema Euglossinen.
Stop 18 – Nordosthang/Nordwesthang
- Helikonie: Heliconia impricata: Gehört zur Familie der Heliconiaceae. Ist verwandt mit
Ingwer und Banane. Heliconia impricata hat eine imprikate (dachziegelartige)
Blattstellung. Der Blütenstand besteht aus einem Tragblatt mit vielen Blüten. Es
öffnen immer nur eine oder 2 Blüten gleichzeitig. Ein Blütenstand blüht bis zu acht
Monate lang und Kolibris merken sich diesen Blütenstand. Mit dieser langen
Blühphase sieht man das Gegenteil zur „Big Bang“-Strategie. Helikonien sind
Riesenstauden und kommen vor allem in leicht gestörten Gebieten, wie Gaps, vor.
Hier im Wald sind etwa 10 Helikonienarten zu finden.
Die Früchte sind blau und werden dann auch von Vögeln genutzt.
- Kleine Lanzenotter:
Lanzenottern gehören zu den Grubenottern. Sie haben ein paariges Grubenorgan
zwischen Augen und Nasenlöchern mit Thermosensoren. Das Gift von jungen
Schlangen ist höher konzentriert. Alte Schlangen machen oft trockene Abwehrbisse
(ohne Gift) weil die Giftproduktion so teuer ist. Der Schwanz ist hell, gelb und dient
dazu Beutetiere anzulocken (sieht wie ein Wurm aus). Jungschlangen fressen eher
Frösche und Echsen, ältere Schlangen dann größere Tiere wie z.B. Opossum. Alle
Schlangen können schwimmen.
Stop 19:
Im eher Nordhang herrschen andere Bedingungen als am Südhang. Hier wachsen nicht die
gleichen Pflanzen
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Florian Etl
Es gibt viele Generalisten, die eine relativ hohe ökologische Amplitude aufweisen, und im
ganzen Bereich wachsen, aber es gibt sehr viele Spezialisten, Pflanzen die z.B. ausschließlich
am Ost-Hang wachsen, und da nur ein Hang, der gut drainiert ist, an dem das Wasser gut
abläuft. Es gibt spezielle Anpassungen an Untergrund und Klimatische Bedingungen, die ein
Mitgrund für den Artenreichtum des hiesingen Waldes sind. Von 108 im Schluchtwald
vorkommenden Arten sind etwa 50 Arten ausschließlich im Schluchtwald zu finden.
- Zegropia-Blatt: Zegropien sind Indikatoren für ehemalige Gaps und können sehr groß
werden. Der Wald hatte hier einmal eine Lücke. Je größer die Zegropia, diese hier ist
ca. 20 Jahre alt, desto länger ist es her, dass hier ein Gap war. Hier war also vor 20
Jahren ein Gap. Vermutlich war ein Baum umgefallen.
-Veilchenbaum: Gehört zur Familie der Violaceae und ist typisch für Schluchtwald.
- Castilea tunu: Eine reine Schluchtart, die zu den Moraceae gehört. Ihre Schwesterart an der
Karibikseite ist die Castilea elastica. Aus der Castilea elastica wurde der
Mittelamerikanische Kautschuk gewonnen. Die beiden sind mit dem Ficus verwandt.
Der Kautschuk, den wir heute kennen, kommt von Hewea brasiliensis – dem
Kautschukbaum. Der Kautschukbaum ist ein Wolfsmilchgewächs und kommt
ursprünglich aus Amazonien.
- Episcia lilacina: Ist eine Verwandte vom Usambara-Veilchen und einer der wenigen
Bodendecker. Die Blätter haben manchmal eine deutliche Zeichnung, sind stark
bandagiert, und manchmal sind sie ganz dunkel. Iris Rauch, eine Diplomandin, hat mit
dieser Pflanze gearbeitet und versucht Gründe für die unterschiedliche Bandagierung
der Blätter herauszufinden, und sieht sich auch die Bestäubungsbiologie näher an.
Episcia lilacina ist ein Gesneriengewächs. Die Blüte ist eine typische
Euglossinenblüte, bietet Duftstoff und trägt, wie jede Euglossinenlüte, eine Zähnung
an der Unterlippe. Iris konnte allerdings keine Bestäuber beobachten.
Stop 20:
- viel Pflanzenjungwuchs, viele Riesenstauden, Kleinbäume wie Psychotria, eine Pentagona,
eine Ficus-Art Ficus tanducii; alles eher niedrigerwüchsige Pflanzen.
Der Schluchtwald ist eher gedrungen und wird maximal 30 m hoch, im Gegensatzt zu Kammund Hangwald die bis zu 50 m hoch werden.
- Billia colombiana: Gehört zu den Hippocastanaceae und ist mit der Rosskastanie verwandt.
Dieser Baum ist vor 4 Jahren umgefallen. Sein HolzJetzt wachsen hier typische GapPflanzen wie Zegropia.
- wilde Papaya: Diese monözische Pflanze (d.h. männliche und weibliche Blüten sitzen auf
einer Pflanze) heißt Carica montana und wird vor allem von Nachtschwärmern
besucht. Im Gegensatz dazu ist die Carica papaya, die Papaya die wir essen, diözisch
(d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen).
Hier im Wald sind viele Palmen: Es gibt über 40 Palmenarten. Große, wie Welfia regia und
Schelia rostrata (gestern und vorgestern häufig gesehen), und Kleinpalmen wie Asterogyne
martiana. Asterogyne martiana zeigt das Phänomen des „littor-trapping“ (Müll- oder
Kompostsammeln).
Untersuchungen in Amazonien haben gezeigt, dass es desto mehr Palmenarten gibt je feuchter
es ist. Im Osten ist Amazonien sehr trocken, es gibt dort sogar wüstenähnliche Gebiete, und
wird in Richtung Anden immer feuchter. Die Palmendiversität nimmt mit zunehmender
Seehöhe ebenfalls ab, da es kühler wird. Ein Maximum an Palmenarten findet man in einem
feuchten, immergrünen heißen Regenwald, wie hier. Palmen sind ein Typisches Kennzeichen
für amerikanischen feuchten, immergrünen Regenwald. Die Vielfalt an Palmen ist ein
typisches Merkmal für feuchten immergrünen Regenwald. Das gilt allerdings nur für
Amerika. In Amerika und Asien gibt es etwa 400 Palmenarten. Afrika hat eine verarmte
Palmenflora, es gibt dort maximal 20 Palmenarten. Auch das hängt mit der Eiszeit zusammen.
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Florian Etl
- Stabheuschrecke
Stop 21:
Martin Wiemers stellt sein Projekt über die Mineralienaufnahme von Tagfaltern vor.
Stop 22:
Im Tieflandregenwald gibt es viel mehr Epiphyten und auch mit Epiphylen (Moose, Flechten,
Farne, Grünalgen) als in Barú. Aber nicht so viel wie in Monteverde.
Typisch Primärwald – wenig Unterholz und Bodenbewuchs. Viele Bodenpflanzen gibt es nur
dort wo viel Licht zum Boden kann, also an Gaps und in Sekundärwald. Eine Machete
braucht man nur in einem Wald der gestört wurde und daher lichter ist. Ein Charakteristikum
für Primärwald ist, dass es kaum dichteren Wald gibt.
Stop 23:
- Chrysifolia: Heliconia nigripraefixa lebt zusammen mit Ameisen. Die Pflanze bietet
Körperchen in den Blattscheiden an.
1998 war ein schlimmes Jahr für Mittelamerika. Es gab sehr wenig Regen, und es war das
Jahr von Hurricane Mitch, der in Honduras und Nicaragua die gesamte Infrastruktur zerstörte,
woraufhin diesen beiden Ländern sämtliche Schulden erlassen wurden.
Hier ist im Mai 1998 von Golfito ein Hurricane durchgesaust. Eine Stunde lang gab es Regen
wie aus der Dusche und der Taxifahrer musste mit einer Motorsäge umgefallene Bäume aus
dem Weg räumen.
Im Wald wurde eine Schneise vom Kamm herunter geschlagen. Dieser Gap ist 10 Jahre alt
und die Pflanzengesellschaft ist immer noch anders. Der Wald braucht sehr lange um sich zu
regenerieren.
Stop 24: Wanderpalme:
- Wanderpalme, Socratia exoriza: Die Wanderpalme hat Stelzwurzeln um den Stamm in die
Richtung des Lichts zu ziehen. Da die Palme keine Seitenverzweigungen, sondern nur
einen geraden Stamm hat, kann sie nicht schräg wachsen. Es gibt nur eine Palme in
Indien, die Seitenverzweigungen hat. Dieses Exemplar ist im Laufe ihres Lebens ca.
einen halben Meter gewandert und ist ca. 10 m hoch und kann noch höher werden. Wir
sehen auch die Schwester der Wanderpalme, Iriater deltoidea, die ebenfalls
Stelzwurzeln besitzt, nur kleinere.
- Fliegen: Melípona: Wenn man diese Fliegen zerdrückt geben sie einen angenehmen Duft ab,
wodurch andere Fliegen angelockt werden. Die Fliegen versuchen dann in Augen,
Mund und Nase zu kriechen.
- Angeschnittener Baum, der gelbes Harz hat: Simbolia globulifora (?), eine Clusiaceae, der
gelben Milchsaft hat. Vor zwei Wochen wurde der Baum angeschnitten und die
geringe ausgetretene Harzmenge zeugt von der derzeitigen Trockenheit.
Stop 25: La trocha (Waldweg) - Kreuzung Kamm – Wasserfallweg
Es gibt einen Baum, der ausschließlich am Kamm wächst und dessen Holz rot ist: das
Purpurherz, Peltogyne purpurea, eine Leguminose. Dieser Baum kommt nur in Costa Rica
und Panama vor. Der Weg „La trocha“ entstand durch Caterpillars, die noch vor einigen
Jahrzehnten vor allem ebendiese Purpurherz-Bäume aus dem Wald geholt haben.
Hier sieht man wieder ganz andere Bäume. Es ist hier trockener, der Wald ist lichter, die
Bäume sind höher und stehen dichter.
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Florian Etl
- „Huberbaum“: Huberodendron eleni, ist ein Endemit dieser Region, der zu den
Bombacaceae gehört. Der Huberbaum gehört zu den Kapokbaumgewächsen und
wurde nach Paul Elen, einem Botaniker, der hier gearbeitet hat, benannt.
- Rubiaceen (Kaffeegewächse): Viele Pflanzen in Augenhöhe sind Rubiaceen. Sie haben
ganzrandige, gegenständige Blätter und Nebenblätter, zum Schutz des jungen Blattes,
welche bald abfallen und Narben hinterlassen.
- Melastomataceae (Schwarzmundgewächse): Ist eine wichtige tropische Familie, die vor
allem im Unterwuchs in Asien, Afrika und Amerika vorkommt. Typisch ist, dass
immer zwei Blätter gegenständig, an einem Knoten, wachsen, die ungleich groß sind.
Dieses Phänomen nennt sich Anisophyllie. Melastomataceae zeigen auch sehr stark
Brachitromie, das heißt die Adern gehen bis in die Blattspitze
Stop 26:
- Kissing lips „labio de mujer“: Psychotria elata ist eine Rubiacee mit roten Hochblättern,
welche wie ein roter Kussmund geformt sind. Die Rubiaceen sind die Artenreichste
Gruppe Mittelamerikas. Zu dieser Pflanze kommen Kolibris und Schmetterlinge. Hier
in diesem Wald hat sonst nur Psychotria poepigiana auch solche „Kissing
Lips“.
Anna stellt ihr Projekt zum Pollensammelverhalten von Schmetterlingen vor.
- Kleinbaum Euphorbia elata: ist ein kleiner Baum, der zu den Wolfsmilchgewächsen zählt
und giftigen weißen Milchsaft hat.
- Heliconia danielsiana: eine in dieser Region endemische, behaarte Helikonie.
- Apeiber tiborbo: Landseeigel; schaut aus als würden lauter Seeigel am Weg liegen.
Stop 27:
- Diplopoda (Hundertfüßer) die Cyanidverbindungen zur Verteidigung nutzen. Wenn man sie
ärgert riechen sie nach Mandeln.
- Philodendron: Schaut aus wie der „Nackte Indianer“, ist aber belaubt.
---------------------------------------- Ende der Wanderung -------------------------------------------
Rundgang auf der Station
Die Station war ursprünglich eine Finca (ein Bauernhof) mit rindern und umgebendem
Farnfeld (als Weide).
Die Küche war damals außen, wo jetzt dieVeranda ist, und es wurde mit Holz auf einer
Feuerstelle gekocht.
Der Vorbesitzer der Finca war Ronald. Manche Bäume auf der Station stammen noch von
ihm.
Z.B.:
- Rambutan, eine behaarte Litschi, die alle zwei Jahre im Juli/August Früchte trägt.
- Mangobaum, der allerdings keine Früchte trägt, weil ein Pilz die Blüte zerstört, da es in der
Regenzeit zu feucht ist.
- Caz Baum: Psidium friedrichsthalianum, gehört zu den Myrtaceae und ist mit der Guave
verwandt.
Das Haupthaus ist 30-40 Jahre alt und der Dachstuhl ist kaputt. Es müssen Stützen eingebaut
werden, da die Gefahr besteht, dass das Dach bei starkem Regen einbricht.
10
Florian Etl
Das Dach des Haupthauses wird derzeit renoviert, warum dieses für 3 Monate geschlossen ist.
Auch Innen werden einige Renovierungen (z.B. Boden) vorgenommen. Eduardo leitet und
überwacht die Bauarbeiten. Die Kosten werden sich auf etwa 26.000 $ (ca. 20.000 Euro)
belaufen. 12.000 $ für Material, 3 Arbeiter für 3 Monate (ca. 2.000 $ pro Person) an die
Baufirma, sowie die Bezahlung von Eduardo.
Das Geld kommt teilweise vom Ministerium, der Rest vom Verein. Der Verein hält ein Mal
pro Jahr eine Generalversammlung ab bei der es Vorträge und ein Buffet gibt. Heuer wird
diese Versammlung am 23.Mai stattfinden. Mit dem Abschluss des Geschäftsjahres hat die
Station derzeit 4.000 $ Verlust. Wenn man auf der Station wohnen will kostet das, z.B. für
Studenten, 19 $ pro Nacht und Person.
Die Lebensmittel sind um einiges teurer geworden...und zwar von 2008 auf 2009 um 15%
(2007 auf 2008 um 12%).
Die Station muss keinen Gewinn machen, sondern soll gut durchkommen.
Vor zwei Jahren wurde das neue Labor errichtet und die Verlängerung der Matula (3,4,5)
sowie das Bad gebaut.
Das alte Labor:
Es gibt hier einen Trockenschrank für Pflanzen. Etwa 4.000 Arten sind herbarisiert und, für
ein Fotoherbar, kopiert. Die Originale liegen in Wien, Linz und San José. Es ist ein
digitalisiertes Fotoherbarium im Internet oder zum Selbstkostenpreis erwerbbar.
Weiters sieht man hier einen Arthropodenschaukasten und Schlangen in Alkohol.
Hier gibt es Skorpione, also sollte man die Schuhe anschauen bevor man sie anzieht.
Neben dem alten Labor befinden sich auch 3 Zimmer.
Es gibt beleuchtete Kisten, deren Lampen immer leuchten, für alles was trockener bleiben soll
(Kameras, etc.).
Man kann T-Shirts, Kappen, Publikationen und Fototafeln von der Station zu kaufen.
Wer Mitglied im Verein werden will, kann gleich hier ein Anmeldeformular ausfüllen und ist
als Student für 15 Euro pro Jahr dabei.
In jedem Zimmer gibt es Info-Mappen, die wir lesen sollen.
In der Lodge gibt es Internet: nur einen Stand-PC und freies Wireless Lan für 2 Laptops.
Tamara:
Wir treffen Tamara, eine Diplomandin von Prof. Grabherr, die von Anton mitbetreut wird.
Sie arbeitet über Landnutzung. Es gibt hauptsächlich Weiden und Ölpalmen. Besonders
Ölpalmen werden jetzt viel stärker angebaut. Mais und Reis gibt es kaum, und wenn dann auf
kleinen Flächen. Tamara hat Luftbilder gemacht und sich angeschaut wo was (welche
Plantagen usw.) ist. Zusätzlich hat sie sich die Übergänge zwischen den genutzten Flächen
angesehen, die als lebende Zäune dienen. Isabell arbeitet über diese Korridore im Bezug auf
Vögel. Tamara will für das Korridor-Projekt eine Planungsgrundlage schaffen.
Für Ölpalmen gibt es derzeit das meiste Geld. Früher wurde Mellina arborea als Grundlage
für die Papier- und Bleistiftproduktion angebaut. Hier in der Station ist es zu feucht für Teak.
Die Firma Faber Castell hat eine Bleistiftfabrik nahe der Grenze, die Mellina benutzt.
In La Gamba gab es eine Ausstellung über die Station. Die Station wurde vorgestellt,
Österreich wurde von Marie mit Poster über ihre Österreichaufenthalte vorgestellt und La
Gamba wurde mit Weibern verglichen.
Die Poster hängen in der Station.
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Florian Etl
Die Zimmer sind klar. Die Matula-Cabina hat ihren Namen von Günther Matula, der neun
Kinder hat. Günther kam eines Tages überraschend mit drei Kindern und hat Zimmer
gebraucht. Sie haben mit Klappbetten und Matratze übernachtet. Daraufhin hat Günther Geld
gespendet um Zimmer daraus zu machen. Damals waren das 12.000 Schilling. Ursprünglich
war eine Botega geplant.
Neues Labor:
Das neue Labor ist das einzige klimatisierte Gebäude. Es wird entfeuchtet und bei etwa 45%
Luftfeuchte konstant gehalten damit die Geräte nicht kaputt werden. Für die Entfeuchtung ist
Strom notwendig. Hier befinden sich Geräte der Uni Wien im Wert von 30.000 Euro.
Für das Labor gibt es keine Vereinbarung mit der Uni Wien, obwohl es theoretisch
Nutzungsgebühren geben sollte.
Letztes Jahr fanden hier ökophysiologische Praktika statt. Es wurden hier schon Arbeiten
durchgeführt, z.B. eine über die Pflanzeninhaltsstoffe von Psychotria. Das Labor ist oft
verschlossen, aber Roj hat einen Schlüssel.
Es gibt eine Wasseraufbereitungsanlage, die kaputt ist und seit eineinhalb Jahren da steht und
nicht repariert werden kann. In Costa Rica gibt es sowas nicht und keiner kennt sich damit
aus. Wenn hier etwas kaputt wird ist das problematisch, da man vieles nicht bekommt oder
die Beschaffung sehr lange dauert. Z.B. die Trockeneisbeschaffung ist hier eine Mission von
zwei Tagen.
Hinten ist der alte Garten und uns wird ein Gartenrundgang um 18:00 empfohlen.
Es gibt Fahrräder zum ausborgen, die allerdings nur dafür geeignet sind nach La Gamba zu
fahren. Wir sollen gut darauf aufpassen, da alles gestohlen wird, wenn man nicht
ununterbrochen drauf schaut. Sogar im Wald ist schon mal ein Rucksack verschwunden. Es
gibt Leute, die Crack rauchen und regelmäßig Geld brauchen.
Hier herrscht US-Amerikanische Gesetzgebung. [Anm.: ich glaub da war ein Gschichtl mit
jemandem der auf seinem Grund jemanden erschossen hat.]
Orchideen“haus“:
Das Richard Weichsler Orchideenhaus beherbergt viele Orchideen. Die Orchideen sind die
artenreichste Familie der Welt. Sie blühen derzeit nicht und wenn doch,dann meistens klein
und unscheinbar.
- Zwei Stachellose Bienen-Nester sind direkt in den Orchideen und ein weiteres in deren
Nähe.
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Florian Etl
Anhang:
Hundestory:
Werner:
„Unser Hund is einmal gebissen worden, nämlich da am Weg. Genau dort vorne, also 20
Meter dort vorne ist unser Hund von so einer Riesenlanzenotter gebissen worden. Wir haben
vor zehn Jahren einmal an Hund ghabt, so a Boxer-Mischung. Ganz a grauslicher Hund,
schiach wor a, und gstunken hot er, aber er hat uns geliebt. Der hat uns echt geliebt. Und der
wollt immer mit uns in den Wald gehen. Immer wollt er mit uns in den Wald gehn und wir
wollten nicht mit ihm in Wald gehen. Und wenn der gwusst hat, dass wir in den Wald gehen,
dann in der Früh, ist er schon so mit der hängenden Zunge dogstandn, der hat sich schon so
gefreut. Und eines Tages, meistens hat er sich immer zwischen Anton und mich gedrängt, er
wollt umbedingt immer in der Mitte gehn.
Der Hund is dann eines Tages do vor uns gegangen und hat plötzlich an Salto rückwärts
gmocht vor uns, gö. Hamma si docht: ‚Wieso mocht der Hund an Salto rückwärts? Wos is do
los? Des hot er no nie gmocht.’, gö. Und wir ham si angschaut, und hobn eigentlich zum
lochn angfangt, gö, so ‚is der jetz völlig durchdraht?’ Und sind do higaungen und ham gesehn
dass so eine riesige Lanzenotter durt is, gö. Hamma si docht: ‚Ah! Gaunz kloa! Der hat do de
Lanzenotter gesehn, hat sich geschreckt und is Rückwärtssalto gmocht.’ Dann haumman
angebunden aun ana Wurzl, do haumman angebunden, hobn de Lanzenotter fotografiert und
irgendwann haumma gsogt : ‚Uh!Bäh! Der kunnt jo a gebissen worden sein!’ Nachgeschaut,
tatsächlich! Is er da gebissen worden. Do unten hot er, an der Brust, hot er zwei Bisswunden
ghobt. Wir, Panik, sofort den Hund gschnappt, getragen, rein in die Station, damals haumma
no a Auto ghobt, den Schlüssel nicht gefunden, Tür aufbrochn, Tür aufgetreten, rein,
Autoschlüssel, und sofort, Tierarzt. Tierarzt, is nicht gekommen, nicht gekommen, wir san
durt gsessn, schon seit ana halben Stund, noch ana Stund, der is nicht gekommen der Tierarzt.
Dann haumman angrufen, die Sekretärin wor do, angrufen, die hat dann gsagt: ‚Wann is er
gebissen worden? Wie groß war die Schlange?’ Dann hat sie gsagt: ‚ Ja, kein Problem. Denn
wenn, wenn er jetzt noch lebt, der Hund, dann is der ganz sicher nur von einem Scheinbiss
erwischt worden.’ Und der ist wirklich nur so von einem Scheinbiss, also Verteidigungsbiss,
erwischt worden. Ohne Gift, und, äh, die Heilung dieser Wunde hat Monate gedauert. Hat
ewig gedauert. Man muss sich ja vorstellen, dieses, diese Lanzenottern die haum ja irrsinnig
viel Bakterien do drin im Maul. Also, ziemliche Infektion, do bei diesen, dieser Wundheilung
so.“
Sarah: „Aber, obwohl ihr den Hund nicht gemocht habt, habts ihr ihn doch recht schnell..“
Werner:“ Wir ham ihn eh geliebt! Er wor nur schiach.“
13
Tagesprotokoll 21.02.2009 – Anita Freudmann [0700210], Magdalena Mayr [0600750]
300449 PP Ökologie und Verhalten von Insekten & Vögeln in Costa Rica
Exkursionsprotokoll 21.02.2009 – Durchwanderung des
Esquinaswaldes von der Tropenstation La Gamba bis zum Golfo
Dulce
Route:
Erstes 1/5: Hügel, Sekundärwald
Zweites 1/5: Flussüberquerung, Valle Bonito bzw Rio Bonito (Flussbett)
Drittes 1/5: Rangerstation des Nationalparks, danach Sekundärwald (~ 20 Jahre)
Viertes 1/5: Aufstieg (längstes Stück), Primärwald
Letztes 1/5: Abstieg zur Küste, Strand: Golfo Dulce + Botanischer Garten „Casa Orquideas“.
Rückfahrt mit dem Boot nach Golfito, von dort per Bus nach La Gamba
Erstes 1/5: Hügel, Sekundärwald
Vor 30-40 Jahren Caterpillar-befahrener Weg im Primärwald (früher). Lateritboden
(Rotlehm), Färbung aufgrund von enthaltenem Eisen. Bei jedem Regen wird der Rotlehmweg
abgetragen, die Brücke verschwindet langsam.
Zum Abtransport umgefallener Bäume ist die Genehmigung von MINAE (Umweltbehörde
Costa Ricas) nötig. 1 Brett vom tropischen Hartholz Cocobolo (Dalbergia sp.) = $ 60.
Transportholzhandel wird ähnlich geahndet wie Kokainhandel.
Ausblick: Korridorstudie von Neuseeland
Flora:
Vochysia ferruginea (Vochysiaceae): Blüht im Mai (gelb) – spanischer Trivialname
deshalb „Mayo“. Endemisch, kommt in späterer Sukzessionsstufe und wächst fast
monokulturartig. Astabwerfend: An präformierten Stellen werden die alten Äste abgeworfen,
da in diesen Giftstoffe & Schwermetalle (zB Aluminium) gespeichert werden.
Scleria secans (Cyperaceae, Sauergrasgewächse): Spreizklimmer, der sich mit
winzigen Widerhaken (schneiden die Haut auf) zum Klettern nach oben spreizt.
Elais guianensis – Afrikanische Ölpalme (Arecaceae, Palmengewächse):
Fruchtstände an ~ 6 Jahre altem Baum, noch unreif (schwarz), reife Früchte sind orange.
Monözisch.
Eudocimus albus (Threskiornithidae): White Ibis, „Schneesichler“
Bubulcus ibis (Ardeidae): Kuhreiher
Valle Bonito/Rio Bonito:
Das Flussbett ist während der Regenzeit komplett gefüllt und nicht mehr begehbar - der
Fluss tritt über die Ufer und die Sümpfe werden komplett berschwemmt. Schutz der
Flussläufe nötig, da viel Schwemmmaterial verloren geht (Jährlich 2-3 m), weswegen die
Ufer mit bestimmten Pflanzen befestigt und fixiert werden um keine Anbauflächen zu
verlieren.
Gynerium sagittatum - Caña Brava (Poaceae, Süßgräser): Wildes Zuckerrohr,
wächst schilfähnlich am Ufer und ist ein perfekter Uferbefestiger. Wurde u.a. früher in der
Station auch als Deckenverkleidung verwendet (vergleichbar mit Bambus). Mittlerweile
geschützt und nicht mehr käuflich erwerbbar.
Dimerocostus guiyenensis (Costaceae): Relativ große, weiße Blüte. D. guiyenensis
wurde vor 10 Jahren in Costa Rica neu entdeckt, war aber vorher schon aus Panama bekannt.
Einzige in Costa Rica heimische Costaceae.
1
Tagesprotokoll 21.02.2009 – Anita Freudmann [0700210], Magdalena Mayr [0600750]
Cassia alata, syn. Senna alata (Fabaceae): Hymenopterenbestäubte Pionierart.
Ceryle sp. (Alcedinidae) – Eisvogel, Kingfisher: Beobachtet durchgehend das Wasser
und taucht erst ein, wenn ein Fisch vorbeischwimmt. 5 verschiedene Arten in Costa Rica.
Der Kingfisher ist übrigens der Nationalvogel Indiens, nach ihm sind dort eine Fluglinie und
ein Bier benannt.
Phoebis sennae (Pieridae) Raupe auf Cassia sp. (Fabaceae): Phoebis ist ein
Wanderfalter, dessen Imago dem Zitronenfalter ähnelt. Die Raupe weist das
Gegenschattierungsphänomen auf: Schatten werden durch das helle Band ausgeglichen.
Findet sich oft im Offenland, Futterpflanze Cassia (Caesalpinaceae).
Neben dem Fluss: Wald mit laubwerfenden Elementen: Nackter Indianer - Indio
desnudo: Bursera simaruba (Burseraceae).
Lantana camara – „Wanderröschen“ (Verbenaceae): Neophyt aus anderen Teilen
Mittelamerikas. Invasiv, wächst an offenen, sonnigen Stellen.
Senna spinescens (Fabaceae): Gelbe Bienenblüte
Mimosa pudica (Mimosaceae): Neophyt aus anderen Teilen Mittelamerikas.
Nastien:Zusammenfaltung der Blätter zum Fraßschutz, bei intensivem Regen und als
Schlafstellung (Nyktinastie). Viele Mimosaceae mit Klappblättern, v.a. Schlafstellungen,
Ad Neophyta: Auch Kokospalme (ursprünglich aus dem pazifischen Bereich, arachaeophyt),
Strandmandel etc sind Neophyta.
Ochroma lagopus syn. Ochroma pyramidale (Bombacaceae): Balsa-Baum.
Pionierart (Lichtkeimer -> wichtig für Gaps). Sehr leichtes Holz da schnellwüchsig, Blätter
gelappt.
Dicraspidia donnel-smithii (Elaeocarpaceae): Gelbblühend, mit auffälligen
Nebenblättern (Funktion unbekannt).
Rangerstation:
Byrsonima crispa – Nance-Baum (Malpighiaceae): „Nance de montaña“, bietet
ätherische Öle an (Phänomen erkannt von Prof. Vogel), produziert von Öldrüsen am Kelch.
Vor allem Bienen nutzen die Öle als Zusatzfutter für ihre Larven. Die Früchte sehen aus wie
„Kriacherl“ (Prunus sp.), riechen nach Buttersäure und werden von Einheimischen gern
gegessen.
Acacia allenii (Mimosaceae): Endemit, vergesellschaftet mit Ameisen (Pseudomyrmex,
Azteca). Besitzt auffällige Nebenblätter: Hohle Nebenblattdornen mit eigenen Eingängen
dienen als Behausung für Ameisen. Als Nahrung fungieren Belt’sche Körperchen, die
umgewandelte Fortsätze der Fiederblätter sind (während die bei Cecropia als Nahrungsquelle
angebotenen Müller’schen Körperchen Glykogene enthalten und es sich um Emergentien der
Blattbasen/-stiele handelt).
Während die Pflanze als Behausung und Nahrungsquelle fungiert, bieten die Ameisen
Reinigungsdienste (räumen die Umgebung frei, damit der Wirtsbaum ins Licht wachsen
kann) und Fraßschutz/Verteidigung: Die Ameisen bewachen den Baum intensivst. Wird die
Jungpflanze nicht innerhalb kürzester Zeit von Ameisen besiedelt, stirbt sie ab.
Calathea sp. (Marantaceae): Blattunterseite durch Anthocyane rot gefärbt -> optimale
Lichtnutzung als Anpassung an lichtarmes Milieu.
2
Tagesprotokoll 21.02.2009 – Anita Freudmann [0700210], Magdalena Mayr [0600750]
Calathea insignis (Marantaceae): Bienenbestäubt, die Blüte ist nur 1 einziges Mal
funktionsfähig: Anthere steht unter Druck – schnappt ein, Pollen wird in 1 Bewegung von
Griffel abgeschabt und von den Pollensäcken auf die Biene appliziert (auch Orchideen
können nur einmal besucht werden).
Aufgelassene Finca (vor ~ 30 Jahren) -> Sekundärwald
Anthurium (Araceae)
Phytelephas accuatorialis: Tagua-Nuss, aus dem Samen wird Schmuck hergestellt
(„Pflanzliches Elfenbein“). Zweihäusig.
Vanilla planifolia (Orchideaceae): Gewürzvanille
Gallesia integrifolia (Phytolaccaceaee): Knoblauchbaum (Blüten mit
Knoblauchgeruch)
Codonanthe (Gesneriaceae): mit Ameisengärten um die Wurzeln
Ameisengärten: Bestimmte Samen werden aus dem Bau geworfen, diese wachsen um das
Nest herum, sehr häufig in Amazonien.
Tillandsia sp. (Bromeliaceae) : Epiphytisch, verschiedente Arten auf Bäumen gesichtet
Golfo Dulce Lodge/Bachbett:
Ceiba pentandra/Kapokbaum (Bombacaceae): Pantropisch, auch in Asien. Größter
Baum („Himmelsleiter“), auch „Heiliger Baum“ in Honduras (Nationalbaum). Besitzt
Flugsamen. Vielleicht 800 Jahre. Fasern werden als Polsterfüllungen etc genutzt.
Durchmesser ~ 4 m, an der Basis ~ 8 m (Brettwurzeln! -> Schlafplatz für Fledermäuse)
Matisia cordata bzw syn. Quararibea cordata: Chupa-Chupa (Bombacaceae):
Südamerikanische Sapote
Ericaceae: Epiphytisch, Primärwald
Coccoloba sp. (Polygonaceae): (C. uvifera?) „Cocobolo“, Hohle Zweigenden, große
Blütenstände
Protium sp. (Burseraceae): Kerosinbaum -> Kerosingeruch beim Anritzen der Rinde
(Terpene), kann entzündet werden. Auch vielfach in der Medizin verwendet.
Hura crepitans (Euphorbiaceae): Stehen meist in Flussläufen, die unterirdisch Wasser
führen. Klarer Milchsaft, der als Pfeilgift Verwendung findet. Wegen den Früchte auch
„Sandbüchsenbaum“ genannt. Früchte explodieren: innen sitzt eine Spange (trocknet nicht)
Rest trocknet Æ Spannung, es erfolgt eine Explosion, die die Samen wegschleudert – laut
Literatur bis zu 7m. Autochorie, vermutlich sekundär über Wasser verbreitet. Bedornt, giftig.
Epiphytischer Kaktus
Crescentia sp – Calebassenbaum (Bignoniaceae): mit epiphytischer Orchidee
(Lockhartia sp.): Früchte des Calebassenbaums als Gefäße verwendet. Blüten chiropterophil.
Cecropia peltata (Cecropiaceae)
Pionierart. Von Ameisen bewohnt, innen hohl.
Strand:
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Tagesprotokoll 21.02.2009 – Anita Freudmann [0700210], Magdalena Mayr [0600750]
Terminalia catappa (Combretaceae): Strandmandel
Etagenartige Astanordnung
Cocos nucifera – Kokosnuss (Arecaceae): 3-karpellig, aber nur 1 Keimling wird
angelegt.
Fauna: Boa constrictor (Boidae): „Abgottschlange“, beim Verschlingen einer nicht
identifizierten Eidechse
Casa Orquidea - Botanischer Garten, Golfito:
Agave sisalana (Agavaceae): Sisalagave , “Textilgewächs”: Verwendung für
Seile/Schnüre, …
Etlingera elatior (Zingiberaceae): Fackelingwer. Asiatische Zierpflanze mit Sitzfläche
für Vögel
Couroupita guianensis (Lecythidaceae): Kanonenkugelbaum
Zingiber spectabilis (Zingiberaceae): „Prächtiger Ingwer/Bienenstockingwer“
Cananga odorata (Annonaceae): Ylang-Ylang, „Chanel No. 5-Baum“, aus Asien.
Ätherische Öle, für Parfums etc.
Synsepalum dulciferum (Sapotaceae): Zauberfrucht, Wunderbeere. Aus Afrika.
Inhaltsstoff Miraculin (Glycoprotein), schaltet Geschmackspapillen im Mund für sauer aus
Chrysophyllum cainito (Sapotaceae): „Caimito“ =Lila Früchte (Verkostet am Markt in
Orotina).
Averrhoa bilimbi (Oxalidaceae): Gurkenbaum. Kauliflorie, saure Frucht (->”Pickle
Tree”)
Carica papaya (Caricaceae): Papaya
Beaucarnea recurvata (Ruscaceae): Flaschenbaum, Elefantenfuß
Washingtonia sp. (Arecaeceae): Petticoat-Palme
Dracontium pittieri (Araceae): Endemisch in Costa Rica, bis zu 3 m. Kesselfallenblüten,
lockt durch Gestank Aasfliegen an; unterirdischer Speicher treibt immer neu aus
Stanhopea ecornuta (Orchidaceae): Prachtbienenblüte, Orchidee. Biene muss in die
Blüte -> Staubblätter klappen von oben auf sie herab.
Capsicum annuum (Solanaceae): „Spanischer Pfeffer“ – Chilli, Paprika
Hibiscus sabdariffa (Malvaceae): “Roselle”
Averrhoa carambola (Oxalidaceae): Sternfrucht, Karambole
Heimweg von Golfito nach La Gamba:
Bothrops asper (Viperidae): Terciopelo-Lanzenotter, auf der Straße gefunden
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Protokoll vom 28.2.2009
Abreise aus La Gamba, Zuckerrohrfabrik, Ananasplantage und La Georgina
Sarah Pfabigan und Christian Lorenz
Nachtrag zum Vortag, 27. Februar 2009: Es hat 2,5mm geregnet in La Gamba! Das war der einzige
Regen während unserem Aufenthalt in der Tropenstation. Eigentlich ist es hier auch in der Trockenzeit
wesentlich feuchter, als wir es erlebten.
8:30 Busabfahrt aus der Tropenstation La Gamba (Flo und Anna bleiben zurück)
Werner erzählt uns auf der Fahrt von der Station in den Ort La Gamba, dass eine Weide auf der linken
Straßenseite von einer Hotelgesellschaft aufgekauft wurde, welche vor hat, auf dem ehemaligen
Reisfeld einen Golfplatz anzulegen bzw. eine Wohnstätte für die Mitarbeiter zu bauen. Das Hotel
befindet sich in Golfito und ist über eine 8km lange Schotterstraße relativ schnell zu erreichen.
Kurz danach hielten wir an einem Stand, an dem Quadrados verkauft wurden. Diese Art von
Kochbananen ist ein typisches costaricanisches Gericht und wird meist für das Frühstück in Fett
herausgebacken. Eine Verkostung einer solchen Quadrado ließ uns erkennen, dass sie sich
geschmacklich nur leicht von normalen Bananen unterscheiden. Zu ihrem Namen kam diese Sorte
durch ihre viereckige Form. Zudem ist zu dieser Zeit die Frucht der Pfirsichpalme reif. Aus dieser
wird eine typische Suppe zubereitet. Darüber hinaus stellte diese Frucht in der präkolumbianischen
Zeit eine Hauptnahrungsquelle dar.
Wenig später überquerten wir den Rio Esquinas. Dieser fließt um den Piedras Blancas Nationalpark,
welcher 150km² groß ist, herum und mündet in den Golfo Dulce. Der dortige Wald ist nach dem Fluß
benannt.
Der Rio Ternebas/Tenaba fließt durch ein schönes trockenes Tal, dieses Tal liegt im Regenschatten der
Fila Casteña. Die Bevölkerung wehrt sich aus Naturschutzgründen standhaft gegen ein geplantes
Wasserkraftwerk in diesem Tal, welches für den Stromexport nach Kalifornien dienen soll. Ein
weiterer Grund weshalb sich die Menschen gegen das Kraftwerk wehren ist ein Mangrovenwald und
Indianerschutzgebiete, welche erhalten bleiben sollen. In Costa Rica ist man auf das Thema Umwelt
sehr sensibilisiert, so dass illegaler Baumschlag ähnlich geahndet wird wie Drogendelikte.
Die Urbevölkerung dieses Tales lebt hauptsächlich von Landwirtschaft (Reis, Schwarze Bohnen und
Kochbananen). In dieser Gegend kommt eine bestimmte Palme (Schelia rostrata?) sehr häufig vor,
welche zum decken von Dächern benützt wird. Auch die Frucht dieser Palme wird von den Indigines
genützt.
Die Vegetation besteht hier aus merklich weniger Epiphyten, da es hier schon wesentlich trockener ist.
Hier kommen viele Dilleniaceae vor. Auch Crescentia cujete (Kalabassebaum, Bignoniaceae) und
Hylocereus costaricensis (Cactaceae) kommen in dieser Gegend häufig vor.
Kurzer Stopp bei einem indianischen Souvenierstand:
Hier wird selbst hergestellter Kalabasseschmuck verkauft. Die Kalabasserasseln sind mit Samen von
Cana indica (?) gefüllt.
Bei der Weiterfahrt passierten wir eine Savanne. Es ist nicht geklärt, ob dieses Savannengebiet
antropogen oder natürlich entstanden ist. Es könnte sein, dass ein durch einen Blitz verursachtes Feuer
Platz für eine ganz neue Art von Vegetation schaffte. Hier findet man die Curatella americana 1
(Dilleniaceae), eine feueradaptierte Pflanze, welche von Nicaragua bis ins nördliche Südamerika
überall in Savannengebieten vorkommt. Diese Savannengebiete sind überall sehr ähnlich
zusammengesetzt. Das ist ein Hinweis darauf, dass es in der Eiszeit ein zusammenhängender
Savannengürtel von Nicaragua bis ins nördliche Südamerika gab. Heute bestehen davon in Costa Rica
nur mehr zwei Inselsavannen. Eine im von uns durchfahrenen Gebiet des Valla Grande und eine Nahe
der Grenze Nicaragua. Auch in Nicaragua und Panama bestehen heute nur noch Inseln dieses
ehemaligen Savannenstreifens.
Die Cordillera Talamanca ist nicht vulkanischen Ursprungs sondern besteht aus Tiefengestein. Sie
beginnt im Valla Zentral und Ausläufer ziehen sich bis zum Panamakanal. Hier im Valle Zentral gibt
es schon deutlich mehr Trockengebiete, es kommen hier auch laubwerfende Bäume vor.
Zwischenstopp bei einer Zuckerfabrik:
Aus dem geschnittenen und ausgepressten Zuckerrohr erhält man einen grauen Saft der 30% Zucker
enthält. Dieser wird mit Hilfe eines Ofens, welcher mit den Abfällen der Zuckerrohrgewinnung
angetrieben wird, eingedickt, dann in Tappas (brauner Zucker) gepresst und getrocknet.
Cachaça kommt ursprünglich aus Brasilien und wird aus unreifem Zuckerrohr gewonnen. Der Saft
wird vergoren und zu Alkohol gebrannt und zum Beispiel für eine Caipirinha verwendet.
Zwischenstopp bei einer Ananasplantage- Ananas komosus:
Ananas heißt auf spanisch Piña, was sich vom englischen Wort Pinapple ableitet. Das wiederum heißt
übersetzt „Kiefernapfel“ und weist auf die optische Ähnlichkeit der ursprünglichen Ananasfrucht mit
Nadelbaumzapfen hin. Die Die Ananas gehört zur Familie der Bromeliaceaen und ist ein
Rosettenpflanze mit CAM-Stoffwechsel. Die Ananas kann sich sowohl generativ als auch vegetativ
vermehren. Allerdings ist die Ananas hapaxant, wodurch sexuelle Vermehrung immer auch den Tod
der Pflanze bedeutet. „Ananasfrucht“ setzt sich aus den Beeren-Früchten des ganzen Fruchtstandes
sowie der Fruchtstandsachse und dem Blattschopf an der Spitze zusammen, ist also ein Fruchtverband.
m Inneren des Fruchtstandes befindet sich die verdickte, fleischige, aber auch faserige
Blütenstandsachse. Nach außen folgt das „Fruchtfleisch“, das aus den Beeren und den unteren Teilen
der Tragblätter besteht, die alle verwachsen sind. Die „Rinde“ besteht aus den Kelch- und
Blütenblättern, dem obersten Teil der Fruchtknoten und den braunen, häutigen Enden der Tragblätter.
In der Ananas befindet sich das Enzym Bromelin, welches verdauungsfördernd wirkt und darüber
hinaus Fleisch weich macht.
Im Valla Grande befinden sich fast ausschließlich Ananasanbaugebiete. Hier wird die auch in
Österreich bekannte Hawaii-Ananas gezüchtet. Diese kommt ursprünglich aus Zentralbrasilien, wurde
schon in präkolumbianischer Zeit in Costa Rica verbreitet und wurde von den Amerikanern auf der
Hawaiiinsel zu ihrer heutigen Form gezüchtet. Denn ursprünglich war es fast unmöglich die Frucht der
Ananas zu ernten, da die Ränder der Blätter wie Sägeblätter gezähnt sind und die Haut sehr leicht
verletzen können. Auch bei der heutigen domestizierten Form kommen rudimentär immer noch
vereinzelt solche Stacheln vor, wodurch die Arbeiter bei der Ernte auch heute noch mit vermummten
Gesichtern und Kettenbekleidung arbeiten müssen.
Für die Plantagen werden die Ausläufer der Pflanzen gesammelt und in Pflanzenschulen auf die Felder
aufgebracht. Sie werden mit Insektiziden und Herbiziden behandelt und kräftig gegossen. Der
Fruchtansatz wird nach ca. 18 Monaten gebildet, die Fruchtbildung erfolgt so wie bei den Bananen
durch Züchtung mittlerweile ohne Bestäubung. Die Ernte erfolgt nach wie vor händisch. Der
Hauptanteil der Früchte wird ins Ausland exportiert, Früchte die für den Export nicht geeignet sind
werden lokal angeboten. Nach der Ernte werden die Pflanzen mit Wachstumshormonen behandelt und
nicht mehr gegossen. Dadurch wächst die Pflanze und verhungert dabei. Die abgestorbenen Pflanzen
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werden dann meist abgebrannt und das Feld neu bepflanzt. Die Plantagen in dieser Talregion sind 20
Jahre alt und werden jährlich größer.
Die Ananas, die in Österreich gekauft werden kann, schmeckt nicht so süß wie jene in Costa Rica, da
sie nicht sonnengereift sind. Die für den Export bestimmten Früchte werden noch unreif geerntet und
am Bestimmungsort einige Tage vor dem Verkauf mit Reifungshormon Ethylen bedampft. Dieses
gasförmige Hormon löst die Reifung aus, zur Bildung von reichlich Fruchtzucker ist Sonnenlicht
allerdings unerlässlich.
Nächster Stopp La Georgina (3000m Seehöhe):
Den Ort La Georgina gibt es seit 1948. Wir befinden uns im Amistad-Nationalpark. „Amistad“ ist
spanisch und bedeutet übersetzt Freundschaft und ist in diesem Fall auf die Freundschaft Costa Ricas
mit Panama bezogen, jene beiden Länder über deren Grenzen hinweg sich dieser Nationalpark
erstreckt. Es handelt sich zudem um den größten Nationalpark Costa Ricas. Bis in die 1950er Jahre
gab es hier keine Interamericana sondern lediglich eine einfache Passstraße, auf welcher Rinderzüchter
gemeinsam mit ihrem Vieh den Pass überquerten. Da die Temperatur hier in der Nacht oftmals
drastisch absinkt und die Einheimischen diese geringen Temperaturen nicht gewohnt bzw. nicht darauf
vorbereitet waren, erfroren hier immer wieder Menschen.
Vorherrschender Vegetationstyp in dieser Höhenlage ist der Páramo, welcher die Vegetation oberhalb
der Waldgrenze beschreibt. Hier herrschen niedriger Sauerstoffpartialdruck, niedrige Temperaturen
und intensive Sonneneinstrahlung. Der Begriff Páramo stammt ursprünglich aus dem Katalanischen
und bedeutet „schlechtes, unfruchtbares Land“. Auch in Asien gibt es einige Páramo-Gebiete, zudem
zahlreiche in Afrika. In Mittelamerika kommt der Páramo von Costa Rica (nördlichster Punkt) bis
Ecuador vor. Páramo kommen somit hauptsächlich in der Neotropis vor. Im Gegensatz dazu steht die
Puna (Höhenstufe), welche trockene Hochgebirgslagen umfasst.
Da es sich hier um einen Bergregenwald handelt, findet man hier reiches Epiphytenwachstum. Dieses
ist allerdings aufgrund der trockeneren Lage nicht so. Es gibt hier immergrüne Bäume, wenngleich
nicht so divers wie im Tiefland. Tieflandpflanzen haben eine Temperaturtoleranz bis ungefähr +15°C
und sind dadurch in höheren Lagen nicht lebensfähig. Die Pflanzen dieser Vegetationsstufen
benötigen spezielle Adaptationen wie beispielsweise Wärme- und Frostschutz die nächtlichen Fröste
zu überleben (zum Beispiel Schopfkerzen). Hier wechseln Sommer und Winter täglich. Bei unserer
Fahrt vom Tiefland ins Hochland ist deutlich sichtbar, dass die Tieflandelemente mit zunehmender
Höhenlage immer mehr abnehmen und die Hochlandelemente immer mehr zunehmen. Im Hochland
ist hier Eichenwald anzutreffen. Auch die Fauna hält hier ein paar Besonderheiten parat, wie
beispielsweise den Berglöwen und Tapire.
Durch die Höhenlage kommen kaum mehr Palmen, dafür aber zunehmend Bambus vor. Der Bambus
verdrängt durch sein Wachstum immer mehr Pflanzen aus der Vegetation. Nachdem er synchronisiert
geblüht hat, stirbt die Pflanze ab. So ist wieder genug Platz für die verdrängten Arten vorhanden,
welche anschließend wieder sukzessive vom Bambus verdrängt werden. Dieser Kreislauf wiederholt
sich immer und immer wieder. Generell geht die Anzahl an Pflanzen- und Tierarten mit zunehmender
Höhe ab.
Bei unserer Wanderung durch den Hochlandwald konnten wir einige typische Pflanzenarten finden:
‐ Quercus costaricensis, eine von sieben costaricanischen Eichenarten. Es handelt sich dabei um
das südlichste Vorkommen von Eichen, denn in Südamerika gibt es keine einzige Eichenart.
‐ Fingerhut (Digitalis)
‐ Geranien
‐ Rubus
‐ Senecio
‐ Hieracium
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‐
‐
‐
Solanum (Nachtschattengewächse)
Fuchsien (Fuchsia)
Pantoffelblumengewächse (Calceolariaceae): diese Pflanzen bieten ihren bestäubenden Bienen
Öl, welches diese für die Brut benötigen. Konvergent dazu gibt es in Österreich die Gattung
Lysimachia.
‐ Phytolacca (Kermesbeeren)
‐ Cirsium subcoriaceum
‐ Psychotria (Brechsträucher)
‐ Bromelien: sie bieten Tieren Phytothelmata als Lebensraum an
‐ Flamingoblumen (Anthurium)
‐ Loasa speciosa
‐ Tropaeolum sp. (Kapuzinerkressen)
‐ Gesneriengewächse (Gesneriaceae)
Hier kommen zudem viele Baumfarne und Bartflechten (Usnea). Ein großes Problem stellen in diesem
Hochlandregenwaldgebiet die Invasiven Pflanzenarten, wie beispielsweise Trifolium repens, dar.
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Protokoll vom 1.3.2009
Abreise nach San Jose
Sarah Pfabigan und Christia Lorenz
Auf 3140 Höhenmetern sind kaum noch Bäume anzutreffen. Bambus, Ericaceen, Solanum und
Hybericum sind einige Pflanzenelemente dieser Flora. Sie sind jener in Europa sehr ähnlich und
teilweise mit diesen verwandt, wie zum Beispiel Primeln und Rachenblütler. Die meisten Elemente
sind aus der Holarktis und der Nordhemisphäre stammend. Nur wenige Elemente stammen aus der
Antarktis. Zudem sind hier sehr viele fossile Arten zu finden.
Die Anden entstanden vor 60 Millionen Jahren, Mittelamerika jedoch existiert erst seit 5 Millionen
Jahren. Einige Pflanzenelemente der Arktis schafften es, von den Anden über die Inseln nach
Mittelamerika einzuwandern. Von einigen dieser Elemente ist bekannt, wann sie eingewandert sind.
Für Tiere sind solche Wanderungen sehr viel schwierige bis nahezu unmöglich. Die Hauptbestäuber
dieser Höhenlage sind Kolibris, sie sind somit die wichtigsten Blütenbesucher. Aber auch Insekten
zählen zu den blütenbesuchenden Gruppen.
Nach dem Besteigen des hohen Berges, gefährlichen Klettertouren auf hohen Felsen und dem
gemütlichen Abstieg zurück zum Bus, fuhren wir zurück Richtung San Jose und Flughafen. Wehmütig
und mit Tränen in den Augen ließen wir La Gamba und La Georgina hinter uns. Nur einigen von uns
war es vergönnt, hier in diesem schönen Land zu verweilen.
Gustl, Kirsten, Simone und ….wie hieß er noch schnell, ach ja der Christian, wurden in Cartago
feierlich verabschiedet, bevor wir Richtung Flughafen fuhren. Christian wurde eigentlich eher mehr
aus dem fahrenden Bus geworfen, weil wir für ihn nicht bremsen wollten! ;-)
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