Rückzug der Grünen – Beobachtungen und Schutz der Grünen Mosaikjungfer Wir danken Frau Hinz für ihre engagierte fachliche und Herrn Hinz für seine tatkräftige Unterstützung. Stefanie Schindler und Antje Kilias 2004 1 Gliederung: 1. Einleitung, Zielstellung 2. Das Umweltproblem 2.1. Untersuchungsgebiet 2.1.1. 2.1.2. 2.1.3. 2.1.4. Soll Tiere Pflanzen Auswertung 2.2. Libellen 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.2.4. 2.2.5. Allgemeines Körperbau Lebensweise Methoden der Libellenerfassung Libellenerfassung der Arten des Kreuzkruger Solls 2.2.5.1. Arten, Messpunkte, Anzahlen 2.2.5.2. Kurzbeschreibung 2.2.6. Auswertung der Libellenerfassung 2.2.6.1. Allgemein 2.2.6.2. Leucorrhinia pectoralis 2.2.6.3. Aeshna viridis 2.2.6.4. Flugverhalten 2.2.6.5. Zusammenfassung 2.3. Wasserstand 2.3.1. Messdaten 2.3.2. Auswertung der Pegelstände in Verbindung mit den Klimadaten 2.4. Das Problem 3. Lösungsvorschläge 3.1. Biotopschutz 3.1.1. Rodungen 3.1.2. Staudämme 3.2.3. Schilfentfernung 3.2. Libellenschutz 3.2.1. Schutzgebiet 3.3. weitere Aspekte 3.3.1. Amphibien 3.3.2. Öffentlichkeitsarbeit 4. Umsetzung 4.1. praktische Maßnahmen 4.2. öffentliche Maßnahmen 4.3. Maßnahmen zur Datengewinnung 5. Zusammenfassung, Prognosen 5.1. Zusammenfassung 5.2. Prognosen 2 1. Einleitung: Brütende Hitze, Windstille, flimmernde Luft. Es ist Hochsommer und das ideale Wetter, um Libellen zu beobachten. Seit fünf Jahren greifen wir bei solchen Bedingungen zu den Käschern und machen uns auf den Weg zu unserem Untersuchungsgebiet. Der Startschuss für das Projekt fiel eigentlich schon im Frühling 1998, als Frau Hinz, AGLeiterin und Lehrerin des Gymnasiums Templin, uns in das alljährliche Bio-Lager einlud. Hier haben biointeressierte Schüler aller Klassenstuten am Ende jedes Schuljahres die Möglichkeit eine Woche lang Biologie hautnah zu erleben. So trafen auch wir dort das erste mal mit den imposanten Fliegern zusammen. Von den farbenprächtigen Tieren mit den gläsernen Schwingen waren wir schnell begeistert und beschlossen, zusammen mit Frau Hinz, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. In den restlichen Sommermonaten suchten wir verschiedene Lebensräume auf, um erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Als wir uns dann während der Wintermonate mit der Theorie vertraut machten, stießen wir auf eine sehr seltene Libelle, die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis). Die Besonderheit dieser Art liegt in ihrem Eiablagesubstrat, der Krebsschere. Uns war ein kleines Soll kurz vor dem Dorf Kreuzkrug bekannt, dass mit seinem großflächig geschlossenen Krebsschererasen ideal schien. Da es noch nicht untersucht worden war, beschlossen wir heraus zu finde, ob diese Art dort bodenständig ist und sie gegebenenfalls genauer zu untersuchen. Also setzten wir uns mit dem Besitzer des Grundstückes in Verbindung und überzeugten ihn davon, uns den Tümpel für langfristige Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Wir hatten Glück, fanden die Art und konnten so in den letzten fünf Jahren Informationen sammeln. Als Ziel steckten wir uns einen Beitrag zum Schutz dieser Art zu leisten und ihr Verschwinden zu verhindern. Wir fanden z. B. heraus, dass unser Soll zu den drei Gewässern in der Uckermark gehört, mit der höchsten Reproduktion an Individuen. Damit haben wir eine feste Grundlage auf der man den Schutzstatus dieses Gewässers erreichen kann. Außerdem wollen wir den Bekanntheitsgrad der Libelle steigern und so breites Interesse auf sie lenken, was ihren Schutz wesentlich vereinfachen würde. Da die Grüne Mosaikjungfer, die in Süddeutschland bereits ausgestorben ist, so spezifische Bedingungen benötigt, ist ihr Bestand in Brandenburg schon stark gefährdet und darf nicht weiter zurück gehen. Um bei der Arbeit Libellen schneller und sicherer zu bestimmen, besuchten wir ein dreitägiges Seminar (Anlage 1. a), dass von dem ebenfalls in Templin lebenden Libellenexperten Herrn Dr. Mauersberger geleitet wurde und uns damit die Möglichkeit gab, mit ihm in Kontakt zu treten. Er lud uns ein, an der jährlichen Exkursion der Libellenfachgruppe teilzunehmen. Weiterhin gaben wir unsere erzielten Daten an ihn weiter, die somit in einen im Sommer erscheinenden Fachartikel der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftspflege“ einfließen konnten. 3 Das folgende Kapitel beinhaltet Auszüge aus unserer Klausurersatzleistung, die am Ende der theoretischen Arbeit stand. Wir haben im Rahmen dieses Wettbewerbes auf einige dokumentarische Anlagen und einen ergänzenden Amphibienteil verzichtet. Somit sind nicht alle erwähnten Anlagen dem Text beigefügt. Die Klausurersatzleistung soll, zusammen mit dem für die Schule angefertigten Schaukasten, die Grundlage für weitere Untersuchungen bilden. So arbeiten wir in diesem Jahr mit Schülern der siebenten Klasse zusammen, die diese Projekt übernehmen und unsere Bemühungen fortsetzen werden. Außerhalb unseres eigenen Projektes konnten wir unsere Kenntnisse in einem Gesamtprojekt der Bio-AG unserer Schule (Ökologische Bedeutung der Öffnung der Schleuse und der engen West-Umfahrung) anwenden. Im Zusammenhang damit versuchten wir, Grundschüler an einem Projekttag für dieses Biotop und die dort vorkommenden Libellen zu begeistern. 2. Das Umweltproblem 2.1. Untersuchungsgebiet: • 2.1.1. Allgemeines und Soll: Der von uns untersuchte Tümpel, mit einer Länge von 133 m und einer Breite von max. 90 m, liegt 250 m von der Landstraße L 21 und etwa 500 m von Kreuzkrug entfernt. Entstanden ist dieser Tümpel während der letzten Eiszeit, dem Jungpleistozän. Als sich vor 12000 – 10000 Jahren die Gletscher von den Mittelgebirgen zurückzogen und in Norddeutschland eine Tieflandschaft mit glazialer Serie hinterließen, entstanden durch Toteisblöcke viele Sölle. Templin liegt in einer Endmoränenlandschaft der norddeutschen glazialen Serie, die mit dem Eberswalder-Urstromtal beginnt und bis nach Mecklenburg-Vorpommern hineinreicht. Sölle findet man sowohl in der Endmoräne als auch in der Grundmoräne. Sie sind kreisrunde Vertiefungen, die durch abgebrochene Toteisblöcke entstanden sind. Während des Abtauens der glazialen Gletscher wurden unter diesen von Schmelzwasser, das durch Risse im Gletschereis drang, größere Vertiefungen ausgespült, die sich dann mit abgebrochenen Eisblöcken füllten und damit immer größer wurden. Der eigentliche Gletscher bedeckte die gefüllten Mulden danach mit Moränenmaterial. Durch diese allseitige Isolierung waren die Eisdepos nun klimatisch abgeschlossen und schmolzen nicht gemeinsam mit dem Gletschern ab. Erst dreitausend Jahre nach dem Verschwinden der Gletscher schmolzen auch diese Reservoire und hinterließen ein Kleingewässer mit hoher Lebensdauer. Das Wasser versickerte nicht, da das bedeckende Moränenmaterial, das Ton enthält, auf den Grund sank und dort eine weitestgehend wasserundurchlässige Schicht bildete. Heute, 7000 Jahre nach dem Abschmelzen, hält die Bodenabdichtung immer noch. Typisch für Sölle ist weiterhin eine Torf- bzw. Muddeschicht über dem Geschiebemergel. Man unterscheidet heute aber noch eine zweite Sollart. Im Mittelalter wurden im Zuge von großflächigen Waldrodungen Senken, die entstanden, da das Regenwasser nun nicht mehr im Waldboden gespeichert wurde, in der Bewirtschaftung umgangen. Diese Senken dienten als natürlicher Wasserspeicher und wurden später teilweise 4 landwirtschaftlich genutzt. Im Laufe der Zeit entstanden auch in diesen künstlichen Söllen Torfschichten. Zu welchen der beiden Typen unser Untersuchungsgebiet (Abb. 1 und 2) zählt ist schwer zu bestimmen. Einerseits ist es gut möglich, dass es sich um ein natürlich entstandenes aber entwässertes Soll handelt, da die gesamte Region um Templin eine Endmoränenlandschaft ist und es in dieser Gegend weitere natürlich entstandenen Sölle gibt. Andererseits hat dieser Soll zwei Abflüsse, er ist fast vollständig von landwirtschaftlich nutzbaren Flurstücken umgeben und liegt in einer Senke, in der sich Wasser sammeln könnte ohne eine zusätzliche Vertiefung durch Gletschereis. Diese Differenzierung ist aber für die dort lebenden Organismen weitestgehend unerheblich. Der Soll ist U-förmig. Die Wassertiefe schwankt mit klimatischen Veränderungen und den Jahreszeiten, sie übersteigt aber niemals die 2 m Marke. Bei der Betrachtung des Ufers, fällt vor allem im Südosten ein höheres Gefälle auf als in der übrigen Umgebung. Dies lässt die Vermutung zu, dass der Tümpel früher wesentlich mehr Wasser geführt hat. Unter diesen Umständen wäre dann die Form des Solls rund gewesen und die heute sichtbare mittige Landfläche nur Anzeichen einer fortgeschrittenen Verlandung. Teile solcher Landschaftszonen wurden bereits als „Geoparks“ geschützt (Müritzumgebung). Aber nicht nur auf Grund ihrer Entstehung sind solche Gebiete wertvoll. Sie weisen ein breites Artenspektrum und seltene anspruchsvolle Tiergattungen auf. Abb.2: Profil im Winter Abb.1: Profil im Sommer 5 2.1.2. Tiere: An dem von uns untersuchten Soll fanden wir folgende Tiere: Deutsch Blindschleiche Blutzikade Fischreiher/Graureiher Gelbrandkäfer Gemeines Bluttröpfchen Goldammer Kranich Neuntöter Posthornschnecke Ringelnatter Rollegel Rothirsch Schwarzer Schnegel Stockente urtümliche Krebse Wasserratte Wasserspitzmaus Weidenschaumzikade Wespenspinne Wildschwein Zauneidechse Zwergtaucher BAVO Latein X Anguis fragilis Cercopis vulnerata Ardea cinerea Dytiscus marginalis X Zygaena filipendulae Emberiza citrinella Grus grus Lanius collurio Planorbarius corneus Natrix natrix Erobdella octoculata Cervus elaphus Limax cinereoniger Anas platyrhynchos Eubranchipus grubii Rattus norvegicus X Neomys fodiens Aphophora salicina Argiope bruennichi Sus scrofa Lacerta agilis Tachybaptus ruficollis RLD gefährdet bis stark gefährdet gefährdet bis stark gefährdet Auswertung: Die Arten unseres Untersuchungsgebietes sind (abgesehen von den Libellen) breit gefächert, aber größtenteils Besucher oder Bewohner, die sich an vielen Gewässern einfinden, bis auf die kleinen Bewohner der umliegenden Wiesen: Wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt und sich in kleinen Senken sammelt, schlüpfen dort Urzeitkrebse aus ihren Eiern. Sie sind wahrscheinlich im Meer entstanden und vor 200 Millionen Jahren in Binnengewässer übergesiedelt. Heute trifft man sie in Salzseen oder in temporären (astatischen) Gewässern, wie den Senken der umschließenden Wiese. Es werden drei große Ordnungen unterschieden: Die Muschelschaler (Conchostraca), die Rückenschaler (Notostraca) und die Feenkrebse (Anostraca). Die hier vorkommende Art, Eubranchipus (Siphonophanes) grubii, gehört zu den Feenkrebsen. Die gestielten Komplexaugen, die durchsichtige Haut und die Tatsache, dass sie Rückenschwimmer sind, erinnert eher an Bewohner des Mariannengrabens, als an norddeutsche Wiesen. In diesem kurzzeitigen Lebensraum haben sie aber den Vorteil, dass Feinde, wie Fische und andere Wasserbewohner, ihn nicht in so kurzer Zeit besiedeln können und deren Eier meist nicht so widerstandsfähig sind. Urzeitkrebse haben sich speziell an diese widrigen Verhältnisse angepasst. Nach ca. einer Woche sind die geschlüpften Tiere geschlechtsreif und legen nach der Paarung Eier, die nach wenigen Tagen mit dem Erreichen des Gastrulstadiums dauerhaft keimfähig 6 sind, Temperaturen zwischen 100°C und –180°C, sowie Säure ertragen und vermutlich Jahrtausende lang (zumindest jahrelang) auf Wasser und damit den Schlupf warten können. Mit steigenden Temperaturen verkürzt sich die Lebensdauer der 3 cm langen Partikelfresser deutlich und die adulten Tiere sterben. Ganz im Gegensatz zu den Rückenschalern (Schildkrebsen) besitzen Feenkrebse keinen bedeckenden Schild oder Panzer. Die dritte Ordnung der Muschlekrebse (Muschelschaler), ist in Deutschland die seltenste und ähnelt im Erscheinungsbild zu großen Wasserflöhen. Wir fanden die Frühjahrsart Eubranchipus grubii am 03.03.02 und am 08.03.02 in einer mit Wasser gefüllten Senke südlich unseres Tümpels. Insgesamt fanden wir zweiundzwanzig Tierarten, von denen zwei Rote-Liste-Arten sind und drei Arten der Bundesartenschutzverordnung (BAVO) unterliegen. Deutlich wird der Status, den solche Gewässer einnehmen, meist erst in der Flora. Hier kann man neben der Roten-Liste und der BAVO Pflanzen noch auf ihre Zeigereigenschaften hin untersuchen. Diese Zeigereigenschaften verweisen auf Merkmale des Gewässers und lassen Rückschlüsse auf Entstehung, Qualität und zukünftige Entwicklung zu. 7 Deutsch Latein BAVO RLD Stickstoffzahl Feuchte Gemeiner Froschlöffel Alisma plantago-aquatica 7 Blattsegge Carex acutitiformis 7 0 8 10 1 7 5 9 X Schwarzschopfsegge Carex appropinquate 8 9 Steife Segge Carex elata 8 0 3 9 1 4 10 Rispen-Segge carex paniculata 7 9 1 4 9 1 Scheinzypersegge Carex pseudecyperus 7 Schnabelsegge Carex rostrata 3 9 6 5 10 1 3 3 10 1,5 Blasen-Segge Carex versicaria 3 Teich-Schachtelhalm Equisetum fluviatile 3 7 6 5 9 1,5 8 0 5 10 Wasserdost 1,5 Eupatorium cannabinum 7 7 8 7 3,5 Bachnelkenwurz Geum rivale 6 0 4 8 5,4 Wasserfeder Hottonia palustris 7 5 4 11 1,3 Froschbiss Hydrocharis morsus-ranae 7 6 5 11 1,1 Sumpf (Gelbe) -Schwertlilie Iris pseudacorus 7 0 7 10 1,5 Flatterbinse Juncus effusus 8 3 4 7 5,4 Kleine Wasserlinse Lemna minor 7 0 0 11 1,1 Uferwolfstrapp/Gew. Wolfstr. Lycopus europaeus 7 0 7 9 1,5 Straussblütiger Gilbwederich Lysimachia thyrsiflora 7 0 3 9 1,5 Wasserfenchel Oenanthe aquatica 7 7 6 10 1,5 Rohr-Glanzgras Phalaris arundinacea 7 7 7 8 1,5 Schilf Phragmites communis 7 7 5 10 1,5 Wasser-Knöterich Polygonum amphibium 7 0 7 11 1,3 Sumpf-Fingerkraut (Blutauge) Potentilla (Comarum) palustris 7 3 2 10 1,7 Echte Schlüsselblume Primula veris 7 8 3 4 5,3 Knolliger Hahnenfuß Ranunculus bulbosus 8 7 3 3 5,3 Echtes Pfeilkraut Sagittaria sagittifolia 7 7 6 10 1,5 bittersüßer Nachtschatten Solanum dulcamara 7 0 8 8 X Ästiger Igelkolben Sparganium erectum 7 0 5 10 1,5 Krebsschere Stratiotes aloides 7 7 6 12 1,1 Wiesen-Bochsbart Tragopogon pratensis 7 7 6 4 5,4 Schmalblättriger Rohrkolben Typha angustifolia 8 0 7 10 1,5 Gemeiner Wasserschlauch Utricularia vulagaris 7 6 6 12 1,1 2 RLB 3 3 X 3 3 X 2 3 (X = keine Angabe, RLD 3 = gefährdet, RLD 2 = stak gefährdet) 8 Licht Reaktionszahl soz. Verhalten Auswertung: Sechs der neununddreißig von uns gefundenen Pflanzen haben den Status gefährdet und eine wurde sogar als stark gefährdet eingestuft. Hierbei handelt es sich um die Krebsschere, ein weißblühendes Froschbissgewächs. Es wird zu den Schwimmpflanzen gezählt und kann eine Höhe von 15 – 40 cm erreichen. Die stachligen (gesägten) Blätter sind rosettig. Langsam fließende oder stehende Gewässer (Sölle) bevorzugt sie als Lebensraum. Bei günstigen Bedingungen bildet sie eine Population die so dicht ist, dass sie die gesamte Wasserfläche bedeckt (Abb. 3 und 4). Über Winter (außerhalb der Fortpflanzungszeit) sinken die Pflanzen auf den humusreichen Grund und überwintern dort. Die Vermehrung vollzieht sich sowohl geschlechtlich (Kapselfrüchte, die im Frühjahr durch Gas aus der Photosynthese an die Oberfläche treiben und dort befruchtet werden) als auch ungeschlechtlich (Triebe unterhalb der Wasseroberfläche). Abb.3: Krebsschererasen im Frühjahr Abb.4: Krebsschererasen im Sommer Die Krebsschere ist in ihrer Standortbesiedlung relativ anspruchsvoll und lässt somit an sie gebundene Libellen bzw. andere Organismen ebenfalls hohe Ansprüche an die Umwelt stellen. In unserem Untersuchungsgebiet reagiert diese Pflanze am deutlichsten und vor allem als erste auf veränderte Gegebenheiten. So verkraftet sie z.B. die zunehmenden Wasserstandsschwankungen am schlechtesten. Dies äußert sich in Farbe (leicht bräunlich), Häufigkeit (kein geschlossener Rasen) und in der Zeitspanne in der sie aufgetaucht ist (bleibt bei verschlechterten Bedingungen länger unter Wasser). Eine streng an sie gebundene Libellenart ist die Grüne-Mosaikjungfer (Aeshna viridis, siehe Kapitel 2.2.6.3.). Wie bereits beschrieben geben einige der Pflanzen weitere Auskünfte über den Standort, da sie für bestimmte Bedingungen einen engen Toleranzbereich besitzen und damit stenöke Arten sind. Ihr Vorkommen lässt damit eindeutige Rückschlüsse auf das Gewässer zu. Von den neununddreißig von uns untersuchten Pflanzen, sind dreiunddreißig Pflanzen, Arten mit stenöken Eigenschaften. Die Temperaturen an einem Tümpel unterscheiden sich nur geringfügig, die Kontinentalität gar nicht und auch die Reaktionszahlen, sowie die Stickstoffwerte variieren geringfügig. 9 Daher ist es möglich hier durchschnittliche Werte zu berechnen. Sonneneinstrahlung (Licht), Feuchtigkeit und das soziale Verhalten hängen vom Standort und der Art an sich ab, aber für Pflanzen eines Vegetationsgürtels geltend weitestgehend ähnliche Bedingungen. Den Aufbau und die Anordnung der einzelnen Pflanzen an unserem Tümpel soll die Abbildung 5 verdeutlichen. Durchschnittswerte: Temperatur 5,38 Kontinentalität 3,7 Temperaturzahl 5 – 6: Kontinentalitätszahl 3 – 4: Reaktionszahl 6 – 7 : Stickstoffzahl 5: Reaktionszahl 6,35 Stickstoffzahl 5,19 Mäßigwärmezeiger (tiefe bis hochmontane Lagen, meist submontanertemperaten Bereichen) bis Wärmezeiger (nördliches Mitteleuropa) subozeanisch (Mitteleuropa) Schwachsäurezeiger bis Schwachbasenzeiger mäßig stickstoffreiche Standort 10 Abb.5: Skizze des Untersuchungsgebiets. 11 Bruchwaldgürtel: Lichtzahl 7: Halblichtpflanze, meist bei vollem Licht, aber auch im Schatten Feuchtezahl 8: Nässezeiger, auf gut durchnässtem Boden Sozialverhalten: Röhrichte und Seggenrieder, Kleinseggenrieder, pflanzen, Kalkmagerrasen (5.3 ; 1.5 x 2 ; 1.7 ; 3.5) Stickstoffkraut- Röhrichtgürtel: Lichtzahl 7: Halblichtpflanze, meist bei vollem Licht, aber auch im Schatten Feuchtezahl 9: Nässezeiger, auf gut durchnässtem Boden Sozialverhalten: Süßwasser- und Moorvegetation, Röhrichte und Seggenrieder Grünlandgewächse (1.5 x 8 ; 5.4 x 2 ; 1 x 5) Schwimmblattzone: Feuchtezahl 7: Halblichtpflanze, meist bei vollem Licht, aber auch im Schatten Feuchtezahl 11: Schwimmblattpflanze Sozialverhalten: Wasserlinsendecken, Laichkräuter, Röhrichte und Seggenrieder (3 x 1.1 ; 1.5 x 2 ; 1.3) Tauchblattzone: Lichtzahl 7 – 8: Halblichtpflanze (meist bei vollem Licht, aber auch im Schatten) bis Lichtpflanze mit selten weniger als 40% Licht Feuchtezahl 12: Unterwasserpflanze Sozialverhalten: Wasserlinsendecken, Laichkräuter (1.1 ; 1.3) Aus diesen Zahlen geht deutlich hervor, dass die Grenzen der Vegetationszonen fließend ineinander übergehen. Es ist kaum bzw. gar keine freie Wasserfläche vorhanden, die Vegetation ist also dicht geschlossen. Sie deuten außerdem auf den moorigen Charakter des Gewässers hin. Die Tabelle aus Anlage 2.1.3. e zeigt unsere Messungen zu den Wasserwerten in verschiedenen Jahren. Sie lässt erkennen, dass die Werte stabil sind und den Normalwerten entsprechen. Die Einschwemmung der Nährstoffe von der Schafwiese kann also nicht übermäßig starken Einfluss haben. Auszuschließen ist es aber dennoch nicht, da die Messmethoden ungenau sind und kleine Mengen, wie bei Phosphor nötig, nicht anzeigen können. Aus Anlage 2.1.2. f lässt die ablesen, dass das Gewässer eutroph ist die Eutrophierung voranschreitet. 12 • 2.1.4. Auswertung: Die Betrachtungen über das Untersuchungsgebiet lassen uns zu dem Schluss kommen, dass es sich um ein ertrunkenes Soll, mit der Tendenz zu einem typischen Soll, handelt (Solltypen siehe unten). Auch die typischen Pflanzen (Wasserfeder, Froschlöffel, Bittersüßer Nachtschatten) und Tiere (Rotbauchunke, Erdkröte, Teichfrosch) fanden wir vor. Dieser ungenutzte Ackersoll eutrophiert zunehmend und unterliegt starken Wasserschwankungen, da er sein Wasser hauptsächlich aus Regen- und Schmelzwasser bezieht. Die Schichtung des Wassers ist unerheblich und kaum wahrnehmbar. Auch erfüllt der Soll seine Funktion als Laich- und Refugialhabitat. Sölle sind heutzutage sehr selten geworden. Sie werden im Zuge der Landwirtschaft entweder zugeschüttet oder durch Torfstich zerstört. Um diesen seltenen Lebensraum zu erhalten müssen schnellstens Maßnahmen ergriffen werden, denn sonst ist die Verlandung und damit das Verschwinden des im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Artenreichtums, nicht mehr zu stoppen. 2.2. Libellen: • 2.2.1. Allgemeines: Teufelsnadeln, Teufelsbolzen, Augenstecher, Wasserjungfern oder Drachenfliege (engl. dragonfly), das alles sind Namen für eine der imposantesten Insektenordnungen, den Libellen. Die Bezeichnung „Libelle“ trat 1552 erstmals auf. Damals gab der Wissenschaftler Guillaume Rondelet den Tieren auf Grund der Ähnlichkeit zwischen Kleinlibellenlarven und Hammerhaien (lat. Libella) ihren Namen. Aber bis heute sind die alten volkstümlichen Bezeichnungen erhalten geblieben, denn ihre Schnelligkeit und Wendigkeit flößt heute noch vielen Respekt ein. Die Insektenordnung „Ordonata“ (Libellen) umfasst weltweit 6000 bisher bekannte Arten, doch wissen wir nicht wieviel weitere noch in den unerforschten Teilen der Welt beheimatet sind. Mit dieser Artenbreite nehmen die Libellen in der Klasse der Insekten eine relativ kleine Gruppe ein. In Deutschland kommen ca. 80 Arten vor, davon 66 in den Ländern Berlin-Brandenburg. Die ersten Libellennachweise stammen aus dem Karbon (Steinkohlezeit) und sind 250 Millionen Jahre alt. Zu dieser Zeit hatten Libellen eine Körperlänge von 40 cm, einen Körperdurchmesser von 2 cm und eine Flügelspannweite von rund 75 cm und beherrschten damit den Luftraum über den Schachtelhalmsümpfen. Eine Urlibelle bzw. ein Urnetzflügler war die „Meganeura monyi“ mit einer Spannweite von 60 cm. Die größte evolutionäre Entwicklung verlief bis zum Jura. Die Spannweite der Libellen verringerte sich auf 6 – 20 cm und auch der restliche Körper verlor an Größe. In den letzten 150 Millionen Jahren haben sie sich kaum noch verändert. 13 Heute unterscheidet man drei große Unterordnungen: Die Kleinlibellen (Zygoptera), die Großlibellen (Anisoptera) und einer dritten Art, die eine Mittelform aus Zygoptera und Anisoptera bildet, die Anisozygoptera. Die dritte Unterordnung war die beherrschende im Jura, ist heute aber bis auf zwei Familien in Japan und im Himalaya ausgestorben. In Europa und damit auch in Deutschland findet man nur Zygoptera und Anisoptera. Daher wird die dritte Unterordnung in den folgenden Ausführungen vernachlässigt. An Hand von morphologischen Unterschieden lassen sich Groß- und Kleinlibellen gut von einander trennen. Im Altkreis Templin wurden insgesamt von den neun verschiedenen deutschlandweit vorkommenden Familien acht nachgewiesen, die Quelljungfern (Cordulegaster) sind hier nicht beheimatet. Libellen Großlibellen Flussjungfern Segellibellen Falklibellen Quelljungfern Edellibellen • Kleinlibellen Prachtlibellen Teichjungfern Ferderlibelle Schlanklibellen 2.2.2. Körperbau: Beim Körperbau unterscheidet man in morphologische und anatomische Merkmale. Der grundlegende Aufbau der Imagines (ausgewachsene, geschlechtsreife, flugfähige Tiere) unterscheidet sich bei Groß- und Kleinlibellen nicht. Der Körper ist morphologisch in drei grobe Abschnitte gegliedert: Der Kopfteil, der Brustteil (Thorax) und der Hinterleib (Abdomen). Am Kopf befinden sich zwei große Komplexaugen, die sich wiederum aus 10000 – 30000 wabenförmigen Einzelaugen zusammensetzen. Die Libelle erhält aus jedem dieser Sehkeile (Ommatidien) ein einzelnes Bild und setzt diese Bildpunkte mosaikartig zu einem umfassenden Bild zusammen. Sie haben aber mit Hilfe dieser Augen nicht nur die Möglichkeit vieles gleichzeitig wahrzunehmen, außerdem können sie die empfangenen Bilder sehr schnell verarbeiten (175 je Sek.). Damit haben sie die Möglichkeit schnell vor Feinden auszuweichen oder es erleichtert ihnen den Beutefang erheblich. Die oberen Augen dienen der Fernsicht, die Unteren der Nahsicht. Zwischen den beiden Komplexaugen liegen drei weitere wesentlich kleinere Augen. Diese Punktaugen können hell-dunkel-Unterschiede wahrnehmen. Ein dritter wesentlicher Vorteil liegt bei der Fähigkeit, ultraviolette Strahlung zu sehen. Damit haben die Tiere die Möglichkeit, unter die Wasseroberfläche auf den Bewuchs eines Gewässers zu sehen und so seine Tauglichkeit als Fortpflanzungsgewässer zu überprüfen. Unterhalb der Facettenaugen befinden sich die Mundwerkzeuge. Diese setzen sich aus der Oberlippe (Labrum), der zweilappigen Unterlippe (Labium), dem Oberkiefer (Mandipeln) und dem Unterkiefer (Maxillen) zusammen. Sie töten und zerteilen die Beute. Die Bisse einiger größerer Libellenarten kann man sogar wie feine Nadelstiche spüren. Der letzte Bestandteil des Kopfes sind zwei hochsensible Fühler, durch deren Verformung die Wind- und Fluggeschwindigkeit gemessen wird. Ohne die achtgliedrigen Fühler könnten Libellen nicht fliegen, denn das Ausbalancieren der äußeren Bedingungen und die Einschätzung der Geschwindigkeit für z. B. Wendemanöver oder Landungen ist entscheidend. Insek14 ten haben dafür ein spezielles Sinnesorgan, das Johnston-Organ (sitzt im zweiten Glied der Antennen). Es erkennt neben Luftströmen auch Erschütterungen und dient als Gehör- und Gleichgewichtsorgan. Die Vorderbrust (Prothorax) bildet ein Verbindungsstück zwischen dem Thorax und dem Kopf. Das mit einem Hals vergleichbare Körperteil, ist wie alle folgenden Körperteile und Teile des Kopfes (Stirnplatte, Post- und Anteclypeus) von Chitin umgeben. Chitin, ein geradkettiges Polysaccharid, bildet bei vielen Insekten eine stabile Außenhülle. Es ist relativ steif und erfordert daher während der Wachstumsphase mehrere Häutungen. Beweglichkeit, trotz dieses panzerartigen Stoffes, gewährleistet eine Körperunterteilung in viele Einzelsegmente. Der Prothorax ist besonders wichtig für die Fortpflanzung, denn er hat bei den Weibchen eine artspezifische Form, die nur zu den Appendices des gleichartigen Männchens passt. Weiterhin entspringt hier das erste der drei Beinpaare. Es ist etwas kürzer als die anderen zwei, die sich an der Flügelbrust (Thorax) befinden. Die Vorderbrust muss zu dem sehr beweglich sein, da sie auch als Trägheitsnavigator fungiert. Viele feine Tasthaare geben Informationen an das Gehirn weiter, das dann die Haltung korrigiert. Dem Prothorax folgt der Thorax. Er ist zweiteilig und besteht aus Mesothorax und Metathorax (Brustringe), an denen jeweils ein Beinpaar hängt. Alle Beine sind mit vielen kleinen Borsten besetzt, die ihnen das Festklammern an Halmen und das Festhalten der Beuten erleichtert. Sie dienen nicht dem Laufen. Die achtgliedrigen Beine bilden zusammen mit der Unterseite des Thorax einen Fangkorb, der ihnen das Beutefangen während des Fluges ermöglicht. Aber nicht nur Beine, sondern auch die Flügel gehen von hier aus. Libellen haben zwei Flügelpaare, die unabhängig von einander bewegt werden können. Der Aufbau der Flügel ist von Art zu Art unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen der netzartige Aufbau mit stärkeren Längsadern und dünnen feinen Queradern mit der dazwischen aufgespannte dünnen, durchsichtigen Membran. Sie kann gefärbt sein und verleiht den Libellen das glitzernde Erscheinungsbild während des Fluges. Die Stabilität erhält der Flügel durch die verschieden angeordneten Längsadern. Die dazwischen liegende Membran hat nicht einen Winkel von 180° zueinander, sondern ist unterschiedlich angewinkelt (Zickzack-Struktur). Außerdem liegt in der Mitte des Flügels, zwischen den oberen vier Längsadern, eine kräftige Querader. Sie bildet den Nodus (Knoten), er auch zum stabilen Flug beiträgt. Die von den Adern eingeschlossene Membran bezeichnet man als Flügelzellen. Nahe der Flügelspitze befindet sich meist eine größere chitinisierte Zelle (bei manchen Arten auch mehrere kleinere Zellen), die eingefärbt ist. Sie wird als Flügelmal oder Pterostigma bezeichnet und erfüllt verschiedene Funktionen. Einerseits soll sie der Flügelspitze mehr Stabilität geben und ihr Zerreißen verhindern, andererseits können einige Libellenarten an diesem Flügelmal ihre Weibchen erkennen (z. B. Lestesarten). Vermutlich erfüllt das Flügelmal noch einen dritten Zweck: Da es im Gesichtsfeld der Tiere liegt und nahe der Flügelspitze, könnte es als Markierung und Orientierungspunkt dienen. Besonders bei schnellen engen Flugmanövern würde es den Tieren helfen, Situationen einzuschätzen. Der dritte und letzte große Körperabschnitt ist der Hinterleib (Abdomen). Er besteht aus 11 röhrenförmigen Gliedern, deren letztes zu den Hinterleibsanhängen (Appendices) verkümmert ist. Die ersten 10 Ringe dienen als Flugstabilisatoren und zur Wärmeaufnahme (Insekten sind wechselwarme Tiere). Die einzelnen Segmente sind durch dünne Membranen verbunden und machen den Hinterleib so sehr beweglich (trotz des Chitins). Diese Gelenkigkeit ist beim Putzen und während der Paarung (Geschlechtsorgane am Abdomen)von Nutzen. Die Appendices ermöglichen den Männchen das Ergreifen und Festhalten der Weibchen während der Paarung am Prothorax oder Kopf. Die Form der Hinterleibsanhänge und die dazu passenden Muster der Weibchen (an der Anlagerungsstelle) sind artspezifisch (Schlüssel-Schloss-Prinzip) und verhindert Artmischungen. 15 Diesen morphologischen Bau haben sowohl Anisoptera, als auch Zygoptera gemeinsam. Sie lassen sich aber in einigen spezielleren Merkmalen gut von einander unterscheiden. Merkmal Anisoptera Körpergestalt Flügelform der Vorderund Hinterflügel Ruhestellung der Flügel kräftig Flügelpaare nicht gleich, Hinterflügel an Basis verbreitert Winkel von mindestens 180° Kopf Flug Augen halbkugelförmig schnell, wendig berühren sich min. in einem Pkt. (Außnahme Flussjungfern) Zygoptera zierlich, schlank Flügelpaar fast gleich zusammengefaltet bis leicht geöffnet walzenförmig langsamer, flatternd weit von einander getrennt Aber nicht nur morphologisch, sondern auch anatomisch haben sich Libellen perfekt an ihren Lebensraum Luft angepasst. Der Chitinpanzer steht an Stelle eines Knochengerüstes und bildet die stabile Grundlage. Libellen besitzen, wie alle Insekten, ein Strickleiternervensystem auf der Bauchseite des Körpers, das aus dem Gehirn im Kopf entspringt. Zu diesem Gehirn verlaufen die Nerven von den Antennen und die vielen Nerven aus den Komplexaugen. Dem Gehirn schließt sich ein Unterschlundganglion an, dem dann wiederum durch Konnektive verbundene Bauchmarkganglien folgen. Der Thorax besteht größtenteils aus Flugmuskulatur. Hier entspringt das Röhrenherz, das aber hauptsächlich im Abdomen liegt. Die wichtigsten Organe der Tiere befinden sich dort (bis auf das Gehirn): Das Verdauungssystem mit dem Ausscheidungsorgan, die Geschlechtsorgane, die bei dem Weibchen aus dem am 8. und 9. Segment befindlichen Legerohr mit dem Legestachel (nicht bei allen Arten angelegt) und bei den Männchen aus den dort ebenfalls befindlichen Geschlechtsteil und zusätzlich aus dem Kopulationsorgan am 2. Segment bestehen, das Röhrenherz und die Muskeln die zur Beweglichkeit nötig sind. Libellen setzen ihre Organe beim Flug einer Belastung von bis zu 30 G (G = einfache Erdbeschleunigung) aus. Normalerweise würde das den Tod des Tieres bedeuten, doch mit der Evolution haben die Tiere eine effektive Strategie entwickelt. Sie schützen ihre wichtigsten Organe durch mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen, die den Druckunterschied ausgleichen. Diese Ausgleichsmöglichkeit wird neuerdings auch technisch nachempfunden und der Luftfahrt mit dem sogenannten „Libellenanzug“ zugänglich gemacht. Die Atmung der Libellen verläuft über Tracheen. Diese werden durch von der Muskulatur im Abdomen gesteuerten Pumpbewegungen mit Luft gefüllt und verzweigen sich dann in alle Körperbereiche. In den Flügeln sind die Tracheen als Adern erkennbar. Ein Blutsystem mit Adern haben Libellen nicht, größtenteils umspült das Blut die Organe frei. Der Aufbau der aquatisch lebenden Larven ähnelt sehr dem der terrestrisch lebenden Imagines, aber insgesamt etwas kleiner und gedrungener. Die späteren Mundwerkzeuge sind teilweise als Fangmaske umgebildet. Neben dem Labrum, den Mandipeln und den Maxillen ist die Unterlippe, das Labium, zur Fangmaske umgeformt. Sie besteht aus den Labialpalpen (Fanghaken mit einem beweglichen Zahn), dem Praementum und dem Submentum. Die Flügel liegen in den Flügelanlagen, den Flügelscheiden, vor. Das Abdomen ist stark verkürzt, hat aber die gleiche Anzahl an Segmenten und auch die Geschlechtsanlagen der Weibchen sind sichtbar. Auf dem Abdomen sind seitliche Lateraldornen und auf dem Rücken gelegene Dorsaldornen zu erkennen, die bei den Imagines nicht mehr sichtbar sind. 16 Die Abdominalspitzen unterscheiden sich bei den Groß- und Kleinlibellenlarven deutlich von einander. Großlibellen haben eine Analpyramide aus fünf Stacheln (zwei Paraprocte, zwei Cerci und ein Epiproct mit dem Supraanalblättchen). Kleinlibellenlarven atmen ebenso wie Großlibellenlarven durch Darmkiemen, haben aber im Gegenzug keine Kiemenblättchen in dem sackartig erweiterten Enddarm. Sie besitzen statt einer Analpyramide drei von Tracheen durchzogene Kiemenblättchen, die neben der Atmung auch der Fortbewegung dienen. Diese Blättchen (über ihre gesamte Oberfläche erfolgt ein Ionenaustausch) können bis zur vorletzten Häutung ohne späteren Schaden abgeworfen werden, da sie bei jeder Häutung bedarfsweise nachwachsen. Großlibellenlarven bewegen sich mit Hilfe eines Rückstoßes des Atemwassers vorwärts. Dieser Rückstoß wird durch eine Kontraktion des Darmes erreicht. Das Merkmal, welches wohl die meisten Libellenbeobachter anlockt, ist die außergewöhnlich bunte Färbung. Von rot, grün, braun über bronzen und blau bis hin zu gelb ist alles möglich. Eine Färbung der Flügel ist im Gegensatz zu tropischen Arten eher selten. Sie sind außer bei der braunen Mosaikjungfer (Aeshna grandis) nur partiell gefärbt (z.B. Sympetrum flaveolum). Die verschiedenen Farben dienen der Fortpflanzung (zur Unterscheidung der Geschlechter) und als Tarnung, da sie bei manchen Arten wie z. B. der Weidenjungfer (Lestes viridis) die Körperform auflösen. Diese Tiere sind so grün gefärbt, dass es schwer ist, sie von Weidenblättern zu unterscheiden. Eine dritte und letzte Funktion besteht in der Wärmeaufnahme. Einerseits isolieren die Farbstoffe vor ungewollter Wärmeabgabe, andererseits reflektieren sie die schädliche UV-Strahlung. Nach dem Schlupf sind die Tiere meist farblos und von milchigem Erscheinungsbild. Erst während der Reifungsphase, also in der Zeit, in der sich die Keimdrüsen entwickeln, prägen sich nach und nach die Farben deutlicher aus. Als erstes erscheint die schwarze Zeichnung. Die Farben können auf drei unterschiedlichen Wegen entstehen. Das metallische Grün der Smaragdlibellen, die Bronzefärbung der südlichen Binsenjungfer (Lestes barbarus) und die blaue Wachsbereifung des Plattbauchs (Libellula depressa) liegen in der Struktur des Chitinpanzers begründet. Trübkörper in den Hautzellen bewirken eine Grün-, Blau- und Braunfärbung. Die Trübkörper sind in die Hautzellen eingelagert und bewirken dort eine Streuung des Lichtes, den sogenannten „Tyndall-Effekt“. Das Resultat ist eine Blaufärbung. Befinden sich außerdem noch gelbe Pigmente in der Haut so wird aus dem Blau ein Grün. Bei Tieren die mit Hilfe von Streukörpern (Trübkörpern) ihre Farben ausbilden, ist sogar ein Farbwechsel möglich. Sinken die Außentemperaturen und verringert sich die Sonneneinstrahlung, wandern dunkle Farbkörnchen, die sich unter den Streukörpern befinden, an die Hautoberfläche und bieten damit den Tieren mit einer dunkleren Färbung die Möglichkeit mehr Wärme aufzunehmen (dunkle Farben resorbieren mehr Licht). Die bereits angesprochenen, in die Haut eingelagerten Pigmente, können auch allein zur Farbausprägung beitragen. Sie verursachen Gelb-, Rot-, Braun- und Schwarzfärbungen. Diese Farbstoffe gehören zu den Melaninen, Omminen, Ommochromen und den Pterinen. Da sie in die Haut eingelagert sind, gehen sie nach dem Tod der Tiere verloren. 17 • 2.2.3. Lebensweise: Entwicklungszyklus: hier am Beispiel einer Mosaikjungfer (Aeshnidae) Anders als die meisten Insekten vollziehen Libellen eine unvollständige Metamorphose (Hemimetabola). Libellen haben kein Puppenstadium. (1) Ihr Dasein beginnt als Ei, das entweder im Wasser oder in dessen Nähe liegt, fern von den Eltern. Die Eier sind lang und zylindrisch oder rund. Die Form hängt von der Art ab und damit von dem bevorzugtem Ablageort. Die Eier der Arten, die sie endophytisch, also in Pflanzenteile eingestochen, ablegen sind länglich und die der Arten, die sie exophytisch, also einfach nur ins Wasser abgeworfen bzw. in den Schlamm gestochen, ablegen, sind rund. (Ausnahme: Epitheca bimaculata) Im Ei vollzieht der Organismus eine Embryonalentwicklung, deren Dauer von Umgebungstemperatur, Libellenart, Jahreszeit und Lebensraum abhängt. In der Regel dauert sie aber zwischen zwei oder drei Woche bis hin zu sechs Monaten bei den Herbstarten. Außer beim Zweifleck (Epitheca bimaculata), der Eiklumpen legt, die sich dann später zu Laichschnüren aufwinden, werden die Eier einzeln abgelegt. (2) Nach dem die Embryonalentwicklung abgeschlossen ist, schlüpft aus dem Ei eine Prolarve. Ihr Körper ist von länglicher Gestalt und ihre unbeweglichen Beine sind an die Bauchseite des Körpers gepresst. Die Körperoberfläche ist wasserabweisend, da die Eier einiger Arten außerhalb des Wassers ihre Embryonalentwicklung vollzogen haben und sich nun von den Pflanzen aus ins Wasser fallen lassen müssen. Die Prolarven mancher Arten können sogar springen. Das ist überlebenswichtig, da z. B. die Weidenjungfer (Lestes viridis) ihre Eier in 18 die Rinde von Weidenzweigen, die übers Wasser hängen, einstechen. Beim ersten Schlupf fallen die Prolarven aber häufig ans Ufer und versuchen dann über Sprünge, das rettende Wasser zu erreichen. (3,4) Nach wenigen Sekunden bis hin zu einigen Stunden häutet sich die Prolarve zur endgültigen Larve. Ganz im Gegensatz zu den späteren lichtliebenden beweglichen Imagines, sind die Larven lichtscheu und eher träge. Ihr Ziel ist es, zu fressen, zu wachsen und sich zu häuten. Die Larven sind sehr gefräßige kleine Wasserbewohner, die auch vor Artgenossen keinen Halt machen. Sie liegen ständig auf der Lauer nach Beute. Je nach Art, Entwicklungsstadium und Größe jagen sie kleine Fische, Einzeller, kleine Krebse, Würmer, anderen Insektenlarven, Amphibienlarven und alle anderen aquatischen Lebewesen, die kleiner sind als sie. Während der Jagd sind sie durch ihre braunschwarze bis graue Färbung gut getarnt. Auch ihre Körperform hat sich ideal angepasst, so dass sie von Feinden und Beutetieren nicht bemerkt werden. Klein- und Edellibellenlarven halten sich zwischen Wasserpflanzen auf. Sie bewegen sich hauptsächlich schwimmend vorwärts. Wie bereits in 2.2.2. beschrieben,, können Großlibellenlarven das Atemwasser nutzen um sich fortzubewegen. Die Larven der Edellibellen (Aeshnidae) haben zur Optimierung dieser Eigenschaft noch einen stromlinienförmigen Körper, der auf der Flucht erstaunlich schnell davon schießen kann. Die restlichen Anisopteraarten leben auf dem Boden oder im Schlamm eingegraben. Sie sind wie der Schlamm grau gefärbt. Aber auch sie haben ihre Körperform angepasst. Besonders deutlich wird dies bei den Gomphiden (Flussjungfern). Um sich einzugraben ist ihr Körper abgeflacht und sind ihre Gliedmaßen wesentlich kräftiger als die der anderen Arten. Die Facettenaugen ermöglichen ein genaues Abschätzen der Entfernung zum Opfer. Sie fangen ihre Beute nach einem festgelegten Schema: Da sie fast ausschließlich auf Nahrungssuche sind (Motivation); liegen sie auch permanent auf der Lauer (ungerichtete Appetenz). Erregt nun ein Beutetier durch seine Bewegungen (Schlüsselreiz) die Aufmerksamkeit der Larve, so schleicht sie sich an (gerichtete Appetenz) und sobald sie nahe genug ist; schleudert sie ihre Fangmaske nach vorn und bohrt ihre Endhaken in den Körper der Beute (erbkoordinierte Endhandlung). Um die Fangmaske hervorschnellen zu lassen; erhöhen die Tiere durch Kontraktion des Hinterleibs ihren Blutdruck. Neben dem Fressen müssen die Tiere noch atmen (siehe 2.2.2.). Gibt, vor allem im Hochsommer, das Gewässer nicht genügend im Wasser gelösten Sauerstoff her, so tauchen die Tiere auf und stecken ihr Abdomen aus dem Wasser um atmosphärischen Sauerstoff zu atmen. Die Larve verbringt zwischen einigen Monaten und sieben Jahren im Wasser. Während dieser Zeit häutet sie sich sieben bis fünfzehn Mal. Mit jeder Häutung treten die Flügelscheiden deutlicher hervor. Nach jeder Häutung wächst die Larve, solange die Haut noch weich und elastisch ist, ein Stückchen. Auch dieser Prozess wird wieder von Umweltfaktoren beeinflusst: Wassertemperatur und Nahrungsangebot sind entscheidend für die Entwicklung. (5) Ist die Larve ausgewachsen (Nymphe), stellt sie das Fressen ein und klettert bei gutem Wetter an einem Pflanzenstengel hinauf. Für die meisten Arten ist es sehr wichtig, dass solche vertikal wachsenden Pflanzen (Vertikalstruktur) zum Schlupf vorhanden sind, da nur wenige in vertikaler Lage schlüpfen können (Gomphiden). Neben der Vertikalstruktur ist auch das Wetter entscheidend. Regentropfen bedeuten für noch nicht voll unausgehärtete Tiere das Todesurteil. Außerdem kann es den Schlupf stark verzögern. Daher haben die Tiere die Fähigkeit; auf gutes Wetter zu warten. Tritt dieses dann ein, machen sich in den frühen Morgenstunden gleich hunderte Larven auf zum Schlupf. Solch ein Massenschlupf bietet den Vorteil, dass die Vögel in der Zeit nicht alle Libellen auffressen können und so die Überlebenschancen steigen. die Nymphen klettern bis zum ersten Hinterleibssegment aus dem Wasser und atmen durch die vorgefertigten Atemlöcher im Thorax atmosphärischen Sauerstoff. Dies bewirkt ein anschwellen des Brustkorbes und die Haut wird straff gespannt. 19 (6) Nun verlässt die Larve das Wasser endgültig und klettert die Pflanzenunterlage weiter hinauf. Dort verankert sie ihre Krallen fest in der Pflanze, so dass sie während des Schlupfes den Imago trägt, der sich aus der alten Haut (Exuvie) befreit. Libellen machen nicht wie die meisten Insekten nach dem Larvenstadium noch ein Puppenstadium durch, sondern verwandeln sich gleich aus der aquatisch lebenden Larve zum terrestrisch lebenden flugfähigen Imago. Hat die Larve nun ihre ideale Position eingenommen, beginnt sie durch den Wechsel von Kontraktion und Erschlaffen das messerartige Gebilde auf der Oberseite des Thorax hin und her zu bewegen. Die stark gespannte Haut platzt oberhalb der Flügelscheiden auf und die Libelle schiebt ihren Kopf und Brustkorb aus der Exuvie. Nun pumpt die Libelle Körperflüssigkeit in die beiden Regionen und formt sie so zur endgültigen Größe aus. Der Körper bewegt sich in dieser Ruhephase nicht weiter aus der Exuvie, er verharrt bei den Großlibellen meist in einer kopfüber gekrümmten Haltung und bei den Kleinlibellen in einer aufrechten Haltung, denn ihre Beine härten während dessen aus und die Libelle kann sich anschließend an der Pflanze oder an der Exuvie festklammern und das Abdomen ebenfalls aus der Hülle ziehen. Wären die Beine nicht ausgehärtet, würde sie abstürzen oder Verkrüppelungen davontragen und so wahrscheinlich nicht überleben. Ist das Abdomen befreit, wird auch dieses mit Körperflüssigkeit aufgepumpt. Gleichzeitig entfaltet die Libelle mit der gleichen Technik die noch milchigen Flügelstummel zu imposanten Schwingen. Nachdem alle Teile des Körpers die endgültige Größe erreicht haben, wartet die Libelle bis das Chitingerüst ausgehärtet ist und scheidet währenddessen die überschüssige Körperflüssigkeit über den After nach und nach aus. (7) Der Schlupf ist beendet, wenn die Libelle sich zu ihrem Jungfernflug aufschwingt und die alte Exuvie zurücklässt. Auf dem Jungfernflug verlässt sie das Schlupfgewässer. Der Flug ist gleich beim ersten Versuch der Perfektion nahe (Instinktverhalten). Libellen sind unter den Insekten mit bis zu 50 km/h die schnellsten Flieger. Sie können fast bewegungslos durch die Luft segeln, im Rüttelflug an einer Stelle verweilen, rasend schnell auf Beute hinab schießen und viele Arten sogar rückwärts fliegen. Dies wird von den unabhängig von einander beweglichen Flügelpaaren gewährleistet, die durch den an der Flügelbasis ansetzenden Senkermuskel, den an der Rückenplatte ansetzenden Hebermuskel und einzelne Stell- und Spannmuskeln bewegt werden. Wie alle Insekten sind die Nervenbahnen der Libellen ohne Markscheide und daher von der Informationsleitung langsamer als bei höher entwickelten Tieren. Sie erreichen eine maximale Schlagfrequenz von dreißig Schlägen pro Sekunde. Der bereits benannte Jungfernflug hat als oberstes Ziel die Nahrungssuche. Die Tiere suchen meist an Waldrändern oder auf Wiesen nach Beute. Dort können sie auch Ruhephasen in den Bäumen einlegen. So verstecken sich auch alle Libellen nachts in Bäumen und größeren Sträuchern. Dem Jungfernflug folgt die Reifeflugphase, in der die Keimzellen der geschlüpften Imagines reifen und so auch die Farben zur endgültigen Ausfärbung kommen. Für den Flug und bei kaltem Wetter benötigen die Tiere viel Energie. Mit Nahrung versorgen sie sich vor allem in dieser Entwicklungsphase. Sie nehmen durch ständiges Jagen (da noch nicht geschlechtsreif, wenden sie diese Zeit ausschließlich für die Nahrungssuche auf) deutlich an Gewicht zu. Sie jagen während des Fliegens kleine Spinnen, kleine Fluginsekten, Schmetterlinge, genauso wie auch die Larven, artfremde oder arteigene Libellen, sitzende Kleintiere, Eintagsfliegen, Blattläuse, Stechmücken, Fliegen, Bremsen und selten sogar Honigbienen. Für sie trifft prinzipiell das Gleiche zu, wie für die Larven: Alles was kleiner ist, kann gefressen werden. 20 Mit den leistungsstarken Facettenaugen sollen sie ihre Beute sogar auf eine Entfernung von 30 bis 40 m anvisieren können. Ist ein Opfer gefunden, fliegt das Tier mit rasender Geschwindigkeit auf dieses zu und ergreift es schließlich mit dem Fangkorb. Anisopteraarten verzehren den überwiegenden Teil ihrer Nahrung während des Fluges. Zygopteraarten tun dies hingegen fast ausschließlich im Sitzen. Mit Erreichen der Geschlechtsreife fliegen die adulten Tiere zu den Gewässern zurück um sich zu paaren. Dort sind überwiegend Männchen zu beobachten. Das liegt einerseits daran, dass sie schneller geschlechtsreif werden. Spermen haben eine kürzere Reifungszeit als Eizellen. Andererseits halten sich die Weibchen länger bei der Jagd auf, weil sie zur Massenproduktion von Eizellen mehr Energie benötigen. Sie kommen nur zur Paarung und zur Eiablage an die Gewässer. Außerdem würden die Weibchen an den Gewässern ständig von den paarungsbereiten Männchen bedrängt. Die Arten Aeshna viridis und Anax parthenope sind Dämmerungsjäger. Sie sind am Tage in geringerer Anzahl zu sehen. Die paarungsbereiten Männchen zeigen ein Revierverhalten, das unter den Arten aber unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Besonders deutlich ist es bei den Männchen der Großen Königslibelle (Anax imperator) zu erkennen. Die Tiere dieser Art verteidigen ihr Revier hartnäckig gegen Artgenossen. Somit findet sich diese Art auch nur an Gewässern mit einem großen Platzangebot ein. Die Reviere werden im Flug durch Patrouillen kontrolliert. Sie verwenden dabei meist wiederkehrend die gleiche Flugroute. (8) Haben sich dann Männchen und Weibchen an einem Gewässer eingefunden, so beginnt die Paarung. Die Männchen ergreifen die Weibchen mit den Beinen und umklammern deren Thorax, um dann am Prothorax oder hinter den Augen die Appendices einzuhaken. Die Weibchen erkennen mit Hilfe von Tasthaaren, ob die Männchen artgleich sind und verhalten sich dementsprechend entweder aktiv oder passiv bzw. wehrhaft. Mischungen der Arten werden dadurch größtenteils vermieden. Zwei so miteinander verkoppelte Tiere werden als Tandem bezeichnet. Wie bei allen Insektenarten befinden sich die Fortpflanzungsorgane an der Bauchseite des achten und neunten Hinterleibssegments. Im Laufe evolutionärer Prozesse hat sich bei den Männchen neben dem eigentlichen Geschlechtsorgan noch ein Kopulationsorgan gebildet. Es liegt am zweiten Hinterleibssegment und muß kurz vor der Paarung durch Verbindung der beiden Geschlechtsteile mit Samen gefüllt werden. Bei Kleinlibellen ist dies gut zu beobachten, da sie eine längere Zeit zur Paarung benötigen (Ischnura elegans: bis zu drei Stunden) und dies deshalb nicht ausschließlich im Flug tun. Einige Großlibellen benötigen nur Minuten bis hin zu wenigen Sekunden (Libellula quadrimaculata, Libellula depressa)und verbleiben daher in der Luft. Hat das Männchen dann seine Samenblase gefüllt und sich wieder gestreckt, biegt das Weibchen ihr Abdomen nach unten, zum Kopulationsorgan des Männchens und hält sich an dessen Abdomen fest. Das Kopulationsorgan des Männchens besteht aus zwei Chitinschuppen, die wie eine Klammer fungieren und dem Legeapparat Halt geben. Diese herzförmige Figur wird als Paarungsrad bezeichnet. Sind beide nun verbunden, so pumpt das Männchen die Samen aus der Samenblase in die Samentasche des Weibchens, denn die Eier werden erst während der Eiablage befruchtet. Der Flug der Tiere, die sich fliegend paaren, ist nur geringfügig beeinflusst. Manche Weibchen lassen sich im Tandem und im Paarungsrad tragen, manch andere beteiligen sich aktiv am Flug. (9) Nach der Paarung folgt die Eiablage. Zygoptera und Aeshniden bohren mit der Hilfe ihres Legebohrers/Legestachels die Eier in Pflanzenteile (endophytisch). Alle restlichen Arten legen die Eier exophytisch ab. Die Segellibellen werfen sie durch wippende Bewegungen auf die Wasseroberfläch, die Quelljungfern stechen sie im Rüttelflug in den Schlamm ein. Besonders zu beachten ist hierbei die Weidenjungfer (Lestes viridis). Wie bereits bei den Prolarven 21 erläutert, stechen die Weibchen dieser Art ihre Eier in die Rinde von Weiden, also außerhalb des Wassers. Die restlichen Lestesarten, sowie einige andere Kleinlibellen, können zur Eiablage völlig unter Wasser tauchen. Sie werden während dieser Minuten von einer Lufthülle umgeben. Auch das Verhalten der Männchen ist unterschiedlich, so bleiben sie bei den Arten die untertauchen und anderen Zygopteraarten im Tandem mit den Weibchen verbunden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass sich die Männchen von den Weibchen trennen und entweder über diesen patrouillieren und somit die Eiablage überwachen, oder sie verlassen sofort nach der Paarung die Weibchen und diese legen die Eier allein ab. Der Kreislauf schließt sich damit. Bevor sich ein anderes Männchen mit einem Weibchen paart, entleert es erst das Sperma des vorhergehenden Männchens aus dem Samensack des Weibchens. Die Spermen stehen also in Konkurrenz zueinander. Die Eiablage ist auch eines der entscheidenden Merkmale der Rote-Liste-Arten, denn viele von ihnen sind auf ein bestimmtes Ablagesubstrat oder eine geringe Auswahl an Substraten beschränkt (stenöke Arten). So findet man die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) auch nur an Gewässern mit Krebsscherenbewuchs (Stratiotes aloides). Die Krebsschere ist Ablagesubstrat und gleichzeitig Lebensraum der Larven. Arten wie der Vierfleck (Libellula quadrimaculata) und die Hufeisenazurjungfer (Coenagrion puella) hingegen sind weniger anspruchsvoll und daher an fast allen Gewässertypen zu finden. Sie zählen auch meist zu den Erstbesiedlern an neu entstandenen Gewässern. Außerhalb dieses direkten Entwicklungszyklus gibt es noch zwei weitere Verhaltensweisen, die typisch für Libellen sind: Das Sonnen und das Putzen. Da Libellen wechselwarme Tiere sind haben sie normalerweise nur die Temperatur ihrer Außenwelt. Aber je höher die Temperatur (je näher sie dem Optimum kommt), desto schneller und aktiver werden die Tiere, da viele Stoffwechselprozesse bei Temperaturen um die 35 °C schneller ablaufen. Um die natürliche Sonnenenergie so gut wie möglich zu nutzten, verwenden die Tiere vor allem in den Morgenstunden viel Zeit darauf, sich zu sonnen. Sie setzen sich auf leicht erwärmbare Unterlagen, wie Steine und Baumrinden, und richten ihr Abdomen so aus, dass die Sonne ihn im Zenit trifft. Außerdem pressen Libellen ihre Körper gegen diese Unterlage, um die Wärme von ihr zu übernehmen (so ist wahrscheinlich der Name „Sympetrum“ entstanden: griech. „syn“: zusammen und „petra“: Fels, Stein). Die Flügel sind dabei leicht geöffnet um einen nachteiligen Schatten zu vermeiden. Bei schlechteren Witterungsbedingungen erhöhen sie unter hohem Energieaufwand ihre Körpertemperatur durch das Schwirren (schnelle angedeutete Flügelschläge) der Flügel bevor sie davonfliegen. Im Gegensatz dazu machen sie bei zu heißem Wetter einen sogenannten „Kopfstand“. Sie strecken ihr Abdomen in die Höhe, so dass so wenig Sonne wie möglich im rechten Winkel auftrifft und die zusätzliche Erwärmung damit in Grenzen gehalten wird. Libellen putzen sich je nach Bedarf den entsprechenden Körperbereich. Verunreinigungen erfolgen meist durch Staub, Spinnwebe, Pflanzenreste und durch Wasser verklebte Flügel der Kleinlibellen. Kopf und Augen werden von dem vordersten Beinpaar übernommen, der Hinterleib eventuell mit dem Legeapparat von dem hintersten Beinpaar. Um verklebte Flügel zu befreien, schwingen die Tiere ihre biegsamen Abdomen nach oben und schieben sie zwischen den Flügeln an der Basis beginnend hindurch. Man trifft an Gewässern aber auch Arten, die nicht bodenständig sind, dass heißt, sie pflanzen sich dort nicht fort, sie sind Gäste. Einerseits kommen vor allem von anderen Gewässern Libellen auf der Jagd nach Nahrung, andererseits unternehmen die Schabrakenlibelle, die Feuerlibelle und die Südliche Mosaikjungfer Wanderflüge, die sie bei günstigen Bedingungen aus südlicheren Breiten bis nach Norddeutschland führen. Der Vierfleck bildet mit Artgenossen Schwärme, deren Bewegung bereits über mehrere hundert Kilometer verfolgt wurde. Die Lebensdauer einer adulten Libelle liegt zwischen wenigen Tagen bis zu einigen Wochen. Selten findet man mehrere Monate alte Tiere, die an ihrer verblassenden Farbe gut zu erken22 nen sind. Nur bei den Winterlibellen (Sympecma) ist dieses Alter nichts besonderes. Sie werden in der Regel zehn Monate alt (überwintern als Imago), da sie im Winter in eine Winterstarre verfallen, in der sie Temperaturen bis zu –17°C ertragen. Die Lebensdauer der Libellen wird entscheidend durch ihre Feinde beeinflusst. Während der Eiablage stehen die Weibchen auf dem Speiseplan von Fröschen, Wasser- und Singvögeln. Spinnen fangen in ihren Netzten viel Tiere. Während des Schlupfes gefährden Ameisen, Wespen, Schnecken und Vögel ihr Dasein. Auch die Witterung macht ihnen in dieser Phase stark zu schaffen (Verzögerungen, Verkrüppelungen). Die Larven haben mit Parasiten wie roten oder braunen Wassermilben zu kämpfen, die bei jeder Häutung auf das Tier zurück wechseln, auch nach dem Schlupf. Sie fallen erst ab, wenn sie ausgereift sind. Fisch, Wasserinsekten, Wasserskorpione, Stabwanzen, Rückenschwimmer, Gelbrandkäfer und andere Wasserbewohner fressen die Larven. Während des Eistadiums sterben bereits viele durch Austrocknen oder durch parasitäre Wespen. Der größte Widersacher ist und bleibt aber der Mensch. • 2.2.4. Methoden der Libellenerfassung: Die Methoden der Libellenerfassung sind verschiedenartig. Man kann sowohl die Imagines als auch die Exuvien bestimmen. Es besteht die Möglichkeit, die adulten Tiere zu fangen, und sie dann zu bestimmen oder sie an Hand ihres Flugverhaltens zu unterscheiden. Lebende Larven zu fangen wäre ungünstig, da sie sich während ihrer Entwicklung stark verändern und nicht deutlich differenzierbar ist, in welchem Stadium sie sich befinden. Die gängigste Methode Imagines zu fangen, ist der Kescherfang. Hierzu positioniert man sich an einer möglichst unbeschatteten Stelle, an der bereits Tiere gesichtet wurden, denn es handelt sich bei den Tieren meist um Männchen. Wie bereits in 2.2.3. beschrieben, patrouilleren sie in wiederkehrenden Routen durch ihr Revier. Die Männchen zu fangen hat außerdem den Vorteil, dass sie auf Grund ihrer markanteren Ausfärbung leichter zu bestimmen sind. Vor allem die Bestimmungsbücher mit Fotos bilden meist die Männchen ab. Um die Tiere möglichst wenig zu stören, sollte darauf verzichtet werden, Paarungsräder und Tandems einzufangen. Es gibt weitere Methoden um die adulten Tiere zu fangen, so z. B. eine Köder-Wurf-Methode, die von uns aber nicht angewendet wurden. Die Sichtbeobachtung ist für die Tiere die stressfreieste Methode. Geübten Beobachtern geben Flügelschlagfrequenz, Flughöhe, Wendigkeit, Geschwindigkeit und andere Flug- sowie Körpermerkmale Auskunft, um welche Art es sich handelt. So sind die Aeshniden durch ihre Größe und die Federlibellen an ihrem propellerartigem Flugstil zu klassifizieren. Beide Methoden haben aber entscheidende Nachteile: Sie geben keine Auskunft über Bodenständigkeit (ob diese Art sich an diesem Gewässer fortpflanzt) und über Populationsdichte. Sammelt man aber die Exuvien, so können nur Tiere die ihr Larvenstadium in dem betreffenden Lebensraum verbrachten, ihre Hüllen hinterlassen haben. Außerdem entspricht bei gründlichem Sammeln die Anzahl der gefundenen Exuvien weitestgehend der Population. Ein dritter Vorteil liegt in der Arbeitsweise. Es ist nicht nötig Exuvien sofort zu bestimmen, da sich weder Form noch Pigmentierung mit der Zeit verändert. Wie auch für die Imagines, gibt es zur Determination Bestimmungsschlüssel. 23 An unserem Gewässer begannen wir im März des Jahres 1999 mit der Bestandsaufnahme. An jedem Untersuchungstag wurden zur späteren Auswertung Temperatur, Beleuchtung und die Windverhältnisse notiert. Begonnen haben wir damit, die Imagines zu fangen und zu bestimmen. Da im Zuge dieser Arbeit für die Schule und nachfolgende Schüler ein Schaukasten angefertigt werden sollte, präparierten wir einige der Tiere. Außerdem dokumentierten wir gefangene Tiere mit Hilfe von Fotos. Später ergänzten wir unsere Untersuchungsmethode durch das Sammeln von Exuvien, die auch in den Schaukasten aufgenommen wurden, und die Sichtbestimmung. Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, führten wir unsere Zählungen und Beobachtungen immer von den gleichen Standorten aus durch und dokumentierten sie mit Hilfe von Erfassungsbögen. • 2.2.5. Erfassung der Libellen des Kreuzkruger Solls: 2.2.5.1. Arten, Messpunkte, Anzahlen: Die Daten gewannen wir in dem Zeitraum vom 07.05.1999 bis zum 19.09.2003. 2.2.5.2. Kurzbeschreibung der nachgewiesenen Arten: Lestes sponsa: Sie lebt vorwiegend an stehenden Kleingewässern und verlangt (Gemeine Binsenjungfer) eine geringe Ausprägung derVertikalstruktur (Eiablage) und ist damit relativ anspruchslos. Eine hohe Populationsdichte findet man häufiger an Moorgewässern. Sie überwintert als Ei und erträgt kurzzeitiges winterliches Austrocknen. Flugzeit: Mitte Juni bis Mitte September Lestes dryas: (Glänzende Binsenjungfer) Ihr Verhalten ähnelt sehr dem der Lestes sponsa, sie bevorzugt aber kleine, flachere und dichter bewachsenere Gewässer. Die Flugzeit reicht auch nur bis zum Ende August. Da sie in der Lage ist auch Trockenperioden im Sommer (im Eistadium zu überstehen und eine kurze Entwicklungszeit hat, gilt sie als Indikatorart für sommertrockene Gewässer. Sie ist sowohl in Brandenburg als auch in ganz Deutschland gefährdet. Lestes viridis: (Weidenjungfer) Die von Ende Juni bis Anfang September fliegende Weidenjungfer benötigt zur Eiablage (siehe 2.2.3.) Bäume oder Sträucher die über die Wasseroberfläche ragen. An unserem Tümpel gewährleisten das viele verschieden große Weiden. Die Eier wechseln nach der Überwinterung ins Wasser. Sympecma fusca: Auch wie die drei bisher beschriebenen Arten lebt die (Gemeine Winterlibelle) Winterlibelle an stehenden Kleingewässern. Die namensgebende Besonderheit ist ihre Fähigkeit zu überwintern (siehe 2.2.2.). Die Winterquartiere sind Bäume oder Sträucher, die windgeschützte Plätze bieten. Das ist auch der Grund für eine zweigeteilte Flugzeit: nach dem Schlupf (Juli bis Oktober) und 24 nach dem Winter (April bis Juni). Die Rote Liste deklariert sie deutschlandweit als gefährdet. Platycnemis pennipes: (Blaue Federlibelle) Sie ist ähnlich anpassungsfähig wie Lestes sponsa. Die Imagines sind größtenteils zwischen Juni und August zu sehen. Den Namen („penna“: lat. Feder) trugen ihr ihre federförmigen Beinschienen ein. Coenagrion puella: (Hufeisen-Azurjungfer) Die Hufeisen-Azurjungfer ist an fast allen Gewässern zu Hause, verlangt aber eine grundlegende Vegetation zur Eiablage. Ihre Flugzeit erstreckt sich vom Mai bis in den August. Coenagrion pulchellum: (Fledermaus-Azurjungfer) An eutrophen Stillgewässern findet man sie oft zusammen mit der C. puella. Diese Art versuchen die Männchen der C. pulchellum von den Fortpflanzungsgewässern zu vertreiben. Zwischen Mai und Juli fliegen die meisten Imagines. Coenagrion hastulatum: Die Speer-Azurjungfer kommt meist zusammen mit Leucorrhinia pectoralis an Gewässern mit moorigem Charakter vor. Die Art findet man dort zwischen Mai und Anfang Juli. (Speer-Azurjungfer) Coenagrion lunulatum: (Mond-Azurjungfer) Die Mond-Azurjungfer ist von allen an unserem Soll nachgewiesenen Arten, die einzige, die nicht in ganz Deutschland verbreitet ist (nicht im Südwesten). Auch sie bevorzugt moorige Standorte. Sie verträgt weder gefrorene noch trockene Bedingungen. Die Flugzeit liegt zwischen Mai und Juni. In Brandenburg ist sie als stark gefährdet in die Rote Liste aufgenommen worden. Brachytron pratense: (Kleine Mosaikjungfer oder Schilfjäger) Diese Art fühlt sich vorwiegend an stehenden Gewässern mit breiten Schilfgürteln wohl, da dies der Lebensraum der Larven ist. Der zunehmende Schilfgürtel bietet den Tieren an dem Kreuzkruger Soll einen idealen Lebensraum. Mit ihrem Flugbeginn im Mai, gehört sie zu den ersten Großlibellen. Ende Juni verschwindet sie größtenteils. (RLD: gefährdet) Aeshna mixta: (Herbst-Mosaikjungfer) Diese Art ist gegenüber widrigen Umweltbedigungen relativ resistent und auch bei der Vegetation variabel. Wie der Name bereits sagt erstreckt sich ihre Flugzeit über den Herbst (August bis Oktober). Sie konkurriert sehr wenig mit den anderen Arten und legt viele Eier. Letzteres macht sie zu einem r-Strategen, der so gut neue Lebensräume erschließen kann. Aeshna cyanea: Blaugrüne Mosaikjungfern, die vom Juni bis in den Oktober (Blaugrüne-Mosaikjungfer) häufig zu beobachten sind, konkurrieren stark mit anderen Arten. Eine Gewässerspezifität ist praktisch nicht vorhanden. Die in 2.2.2. beschriebenen Patrouillenflüge sind bei dieser Art besonders auffällig in konstanter Höhe von 30 m zu beobachten. Aeshna isosceles: (Keilflecklibelle) Die Keilflecklibelle zeichnet neben ihren keilförmigen gelben Fleck auf dem ersten und zweiten Abdominalsegment noch eine 25 sehr kurze Flugzeit zwischen Juni und Juli aus. An stillen Kleingewässern, wie dem unseren, ist sie eher selten anzutreffen. In Brandenburg wird sie als gefährdet angesehen. Anax imperator: (Große Königslibelle) Sie bevorzugt größere Gewässer mit offener Wasseroberfläche. Die Männchen zeigen eine starke Territorialität. Daher sind auch Kämpfe und Verfolgungsjagden nicht selten. Ihre Hauptflugzeit erstreckt sich von Juni bis August. Anax parthenope: (Kleine Königslibelle) Wie ihr großer Bruder, der „Imperator“, liebt auch diese Art größere Gewässer mit freier Wasseroberfläche. Sie zeigt aber im Gegensatz zu ihm kein solches Territorialverhalten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt eigentlich im Mittelmeerraum. In Deutschland ist sie daher auch nur in der Jahresmitte (Juni, Juli, August) anzutreffen. Sowohl in Brandenburg, als auch in ganz Deutschland gilt diese Art als stark gefährdet. Somatochlora flavomaculata: Von Ende Juni bis Ende August zieht eine Falkenlibelle ihre (Gefleckte Smaragdlibelle) Kreise über den Gewässern. Sie ist die einzige ihrer Gattung die nachgewiesen werden konnte. Dichte Seggen- und Röhrichtbestände kommen ihr entgegen. Wie auch die Larven einiger Kleinlibellen, überstehen die dieser Art eine vierwöchige Trockenphase. Libellula quadrimaculata: (Vierfleck) Sein Lebensraum erstreckt sich auf stehende Gewässer mit weit entwickelter Vegetation. Vor allem beim pH-Wert ist diese Art sehr anpassungsfähig und hat damit in den sauren Moorgebieten eine ökologische Nische geschlossen. Zwischen Mai und Anfang August sind die meisten Tiere zu beobachten. Libellula fulva: (Spitzenfleck) Die dunkel gefärbten Flügelspitzen brachten ihr den deutschen Namen ein. Deutschlandweit wurde sie als gefährdet eingestuft, da sie aber in Brandenburg die stehenden Gewässer mit ausgeprägter Röhrichtzone vorfindet, ist sie hier recht häufig. Vor allem im Juni und Juli sind die Tiere zu sehen. Orthetrum cancellatum: (Großer Blaupfeil) Diese von Juni bis August fliegende Art bevorzugt bei der Besiedlung mittelgroße bis große Stillgewässer. Sie entfernt sich auf der Jagd oder während der Reifezeit häufig weiter von den Fortpflanzungsgewässern. Vor allem auf sandigen Feldwegen trifft man sie an. Sympetrum vulgatum: (Gemeine Heidelibelle) Die Tiere halten sich zeitweise etwas entfernt von den Gewässern auf. Ende Juni bis Anfang Oktober erreicht diese Art die höchste Individuendichte. Auch diese Art ist hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der Larven gut angepasst. Sie überstehen Trockenheit und starken Frost ohne Probleme. Sympetrum sanguineum: (Blutrote Heidelibelle) Wie bereits der Name sagt, trifft man diese Tiere oft auf Wiesen und Heiden bei der Jagd an. Ihre Larven sind ähnlich resistent wie die der S. vulgatum. Die Imagines haben aber im Vergleich 26 zu den gelb gestreiften Beinen der Gemeinen Heidelibelle, gänzlich schwarze Beine. Diese Art kann bei günstigen Bedingungen noch bis in den Oktober beobachtet werden, hauptsächlich ist sie aber zwischen Juli und September anzutreffen. Sympetrum danae: (Schwarze Heidelibelle) Diese Art findet man vorwiegend an Hoch- und Übergangsmooren. Mit spärlicher Vegetation kommt sie gut zurecht. Ihre Flugzeit liegt zwischen Juli und September. Leucorrhinia dubia: (Kleine Moosjungfer) Sie findet sich häufig in den Mooren der Norddeutschen Tiefebene ein, da sie gut an saure Gewässer angepasst ist. Sie zählt an jenen Gewässern zu den Pionierbesiedlern. Von Ende Mai bis Anfang August kann sie beobachtet werden. Leucorrhinia rubicunda: (Nordische Moosjungfer) Im Mai und Juni sieht man eine weitere Moosjungfer, die Nordische Moosjungfer. Wie ihr Name bereits andeutet, ist sie in den nördlichen Breiten zu Hause. Vor allem in Norddeutschland ist sie häufiger vertreten als im Süden des Landes. Wie alle anderen nachgewiesenen Arten, besiedelt auch sie vorwiegend stehende Gewässer. Der Charakter des Fortpflanzungsraums sollte moorig sein und an Wälder grenzen. Leucorrhinia pectoralis: (Große Moosjungfer) siehe 2.2.6. Aeshna viridis: (Grüne-Mosaikjungfer) siehe 2.2.6. • 2.2.6. Auswertung der Libellenerfassung: 2.2.6.1. Allgemein: Insgesamt konnten wir an unserem Untersuchungsgewässer sechsundzwanzig Libellenarten nachweisen, die sich auf sechs verschiedene Gattungen verteilen. Von zwei im Kreis Templin nachgewiesenen Gattungen konnten wir keine Vertreter finden: Den Prachtlibellen (Calopterygidae) und den Flussjungfern (Gomphidae). Drei der Zygopteraarten wurden als schützenswert ausgewiesen, da sie gefährdet oder stark gefährdet sind. Von den Anisopteraarten sind sogar acht in der Roten-Liste angeführt. Man muss bei der Auswertung dieser Daten aber die Bodenständigkeit beachten. Ob eine Art bodenständig ist, kann nur durch einen Exuvienfund mit Sicherheit nachgewiesen werden. Da wir auf die Bestimmung der Kleinlibellenexuvien verzichtet haben, aber alle gefundenen Tiere in den Gewässertypus passen, und wir die meisten auch bei der Eiablage beobachtet haben, können wir davon ausgehen, dass alle nachgewiesenen Kleinlibellen an dem Soll bodenständig sind. Bei den Großlibellen konnten wir aber nur acht der siebzehn Arten als Exuvien finden. Zusätzlich haben wir Libellula quadrimaculata bei der Eiablage beobachtet. Die Bodenständigkeit von Aeshna mixta und Somatochlora flavomaculata ist zwar nicht erwiesen, aber den- 27 noch höchst wahrscheinlich, da sowohl Gewässer als auch Vegetation den Ansprüchen der beiden Arten gerecht werden. Die Bodenständigkeit der gesichteten Königslibellen konnte nicht nachgewiesen werden. Dies war auf Grund der Gewässergröße (zu klein), der mangelnden freien Wasserfläche und dem starken Bewuchs aber auch nicht zu erwarten. Sie sind höchstwahrscheinlich Gäste und kommen von dem nahen, nordöstlich gelegenen Petznicksee oder dem südwestlich lokalisierten Fährsee, die ihren Ansprüchen entsprechen. Die frühen Funde der Schwarzen Heidelibelle und der Kleinen Moosjungfer in den Jahren 1999 und 2000 sind fraglich, da wir einerseits weder weitere Nachweise in den folgenden Jahren erbringen konnten und auch keine Exuvien fanden. Andererseits ist hierbei zu beachten, dass wir zu diesem Zeitpunkt, am Beginn unserer Arbeit, mit der Bestimmung noch nicht genügend Erfahrung hatten, um diese Daten als gesichert anzusehen. Prinzipiell kann, ausgehend von der Verbreitung und der Gewässerstruktur, keine der beiden Arten ausgeschlossen werden. Allerdings findet man die Kleine Moosjungfer vorwiegend an sauren Gewässern, zu denen unser Soll nicht zählt. Vergleicht man aber die Funddaten mit den Flugzeiten, so stimmen diese überein. Die beiden Daten der Leucorrhinia dubia stammen aus dem Mai und der Fund der Sympetrum danae aus dem September (zum Vergleich siehe 2.2.5. Kurzbeschreibungen). Drei der Arten prägen dieses Gewässer aber besonders. Die bereits beschriebene MondAzurjungfer, die Große Moosjungfer und im besonderen Maße die Grüne Mosaikjungfer. Diese sind in Brandenburg gefährdet (L. pectoralis) oder stark gefährdet (A. viridis, C. lunulatum). Deutschlandweit wurde die Große Moosjungfer als stark gefährdet und die Grüne Mosaikjungfer sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Weiterhin sind beide als Flora Fauna - Habitat aufgeführt (L. pectoralis = Anhang II, A. viridis = Anhang IV). Dies zeigt, dass die beiden Arten konkrete Ansprüche stellen und wenig flexibel sind, sie also zu den stenöken Arten gehören Wie Libellen von Umwelteinflüssen geprägt sind, sollen folgende Untersuchungen zeigen. Vorab sollten aber diese beiden Arten genauer betrachtet werden. 2.2.6.2. Leucorrhinia pectoralis: Zwischen Anfang Mai und Ende Juli fliegt sie durch Europa. In Deutschland liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt hier in Norddeutschland. Sie ist von ihren Familienangehörigen gut durch mindestens einen gelben Fleck auf der Oberseite der Abdominalsegmente zu erkennen. Der moorige Charakter unseres Untersuchungsgebietes kommt ihr sehr entgegen. Auch der starke Weidenbewuchs, sowie der ausgeprägte Röhrichtgürtel, den sie als Schlafplatz nutzt, fördern ihre Stetigkeit an diesem Fortpflanzungsgewässer. Die Fischfreiheit kommt ihr entgegen. Allerdings meidet sie zu dicht bewachsene Gewässer. Bis jetzt konnten wir weder bei den Imagines, noch bei den Exuvien einen Rückgang erkennen, trotz zunehmender Vegetation. Im Vergleich zu den anderen Arten ihrer Gattung ist bei dieser Art ein höherer Wärmebedarf wichtig. Wir konnten sie häufig auf Totholz oder, nach dem Anbringen der Messlatte, auf dieser (Bild siehe Anlage 2.2.3. e) beim Sonnen beobachten. Dies ist auch der Grund, warum sie nach Sonnenuntergang ihre Aktivität einstellt. Auch für diese Art typische Verfolgungsjagden und Territorialkämpfe untereinander und mit dem Vierfleck waren zu beobachten. Der Vierfleck ist die überlegenere Art und vertreibt die Moosjungfern kurzzeitig aus ihrem Territorium. Diese Beobachtungen stammen größtenteils aus dem Jahr 2003, in dem wir auch vor allem im Frühjahr, im Vergleich zum Vorjahr, eine beträchtliche Zahl an Exuvien fanden. Als Schlupfvegetation nutzten die Tiere an unserem Untersuchungsgewässer die aufgetauchten Krebsschererosetten, Seggenrieder, Blätter der Rohrkolben und Schwertlilien. Die 28 Exuvien konnten hauptsächlich vom Boot aus gesammelt werden, denn die Mehrzahl der Tiere sind mit einem bis zwei Meter Abstand vom Gewässerrand geschlüpft. Die Paarung der Leucorrhinia pectoralis erfolgt größtenteils und die Eiablage vollständig im Flug. Normalerweise legen die Tiere ihre Eier auf die Wasseroberfläche ab. Da an unserem Soll aber fast keine solche zu finden ist und im Frühjahr bereits ein geschlossener Krebsschererasen das Gewässer bedeckt, können wir davon ausgehen, dass die Tiere ihre Eier in die teilweise im Wasser gelegenen Rosetten der Krebsschere abwerfen. Über Winter tauchen die Eier dann mit der Krebsschere auf den Grund ab. Dies ist möglich, da das Gewässer nicht sehr tief ist, denn sonst würden die adulten Tiere ihre Eier in der flacheren Uferregion ablegen, da die Larven an Plätzen mit geringer Wassertiefe leben. Der Grund dafür liegt in der schnelleren Erwärmung solcher Plätze. Im Frühjahr (zwei Jahre später) tauchen die Nymphen dann mit Hilfe der Krebsschere auf und könnten sofort mit dem Schlupf beginnen. Die Exuvien dieser Art haben eine Länge von ca. 2,5 cm. An fünf verschiedenen Tagen fanden wir Exuvien der Großen Moosjungfer. Die höchste Anzahl an Hüllen fanden wir am 16.05.03, dem kältesten aller Untersuchungstage und dem Tag mit der meisten Bewölkung. Die niedrigeren Schlupfzahlen im Verlaufe des Junis sind durch die fortgeschrittene Flugzeit zu erklären. Mit dem 17.05.02 und dem 16.05.03 erhält man zwei vergleichbare Daten. Die Temperaturen sind weitestgehend gleich, sie lagen sowohl im Jahr 2002 als auch 2003 die Temperaturen deutlich über dem Normalwert. Es ist also 2003 nicht der einzig Maitag für die Libellenlarven gewesen an dem sie hätten schlüpfen können, so dass ein Massenschlupf entstanden wäre. Es gibt für diesen Unterschied von 43 Exuvien zwei Erklärungen. Erstens haben wir im Jahr 2002 nur die Uferbereiche abgesammelt. Dadurch verschwinden diese Unterschiede aber nicht gänzlich, denn auch im darauffolgenden Jahr sammelten wir dort und fanden bedeutend mehr (etwa 10 Exuvien). Die zweite Erklärungsmöglichkeit liegt in der Entwicklung der Larven. Da die Larven zweijährig sind, müssen immer zwei Jahre zur Betrachtung der Entwicklung herangezogen werden. Die Entwicklungsphase der am 17.05.02 geschlüpften Tiere begann im Sommer 2000. Das Jahr 2000 war zwar insgesamt sehr warm, aber die entscheidenden Temperaturüberschreitungen liegen in der ersten Hälfte des Jahres und haben damit die Entwicklung der Larven nicht beeinflusst. Die darauffolgenden Jahre waren ebenfalls wärmer, aber bei den im Jahre 2003 geschlüpften Tieren liegen die deutlichen Temperaturüberschreitungen nicht wie bei der 2002 Population weiter hinten in der Entwicklung, sondern gleich am Anfang (siehe Diagramme Anlage 2.4.). Dies könnte ihnen einen entscheidenden Entwicklungsvorsprung verschafft haben, da die Entwicklung stark Temperatur abhängig ist. Die Population von 2002 konnte diesen Vorsprung nicht mehr aufholen, weil sich die Temperaturen der restlichen Monate im Vergleich beider Populationen ausgleichen. Bessere Lichtverhältnisse fördern normalerweise den Schlupf, da wir aber alle Sammlungen nachmittags durchführten, können sich die Verhältnisse seit dem Schlupf am Morgen geändert haben und müssen daher nicht zwangsläufig eine geringere Schlupfdichte bedeuten. Entscheidend jedoch sind Wind und Niederschlag. Beide verzögern bzw. verhindern (je nach Stärke) den Schlupf. Deshalb ist an allen Untersuchungstagen kaum Wind aufgekommen und gar kein Niederschlag gefallen. Dies zeigt, dass sowohl Schlupf als auch Entwicklung stark von den Umweltbedingungen (Wetter) und den inneren Bedingungen der Tiere (genetische Entwicklungsdauer, Schlupfbzw. Flugzeit) abhängen. 29 2.2.6.3. Aeshna viridis: In den folgenden Abschnitt sind Informationen aus dem bereits in der Einleitung erwähnten Artikel, den uns Hr. Dr. Mauersberger zur Verfügung stellte, eingeflossen. Abb.6: Aeshna viridis Für unser Gewässer ist dies wohl die bedeutendste Art. Deutschlandweit ist sie von Aussterben bedroht. Ihre letzten Massenpopulationen finden sich in Norddeutschland, vor allem in Brandenburg. Bei diesem Untersuchungsgebiet hatten wir das Glück, ein Fortpflanzungsgewässer zu finden, das die optimalen Bedingungen schafft. Die hohen Ansprüche, die dieses Tier an seine Umwelt stellt, rühren eigentlich aus einer Pflanze, der Krebsschere. Sie bildet die Grundlage der Eiablage und der weiteren Entwicklung. Auf keiner anderen Pflanze konnte bisher eine erfolgreiche Reproduktion der Libelle nachgewiesen werden. Die Tiere sind aber an anderen Gewässern häufiger als Gäste anzutreffen. Die Ansprüche der stratiotes aloides übertragen sich damit automatisch auf die der Tiere. Stratiotes aloides wächst in ruhigen, windgeschützten und nährstoffreichen flache Seebuchten, Altwässern, Seichtseen, Kleingewässer im Wald, breite Randlaggs, Restkolken von Mooren oder Torfstichen. Sie bevorzugt humiden Boden und fördert die Verlandung eines Gewässers. Sie meidet zu stark eutrophierte Gewässer. Sie kommt zwar auch in oligothrophen und mesotrophen Gewässern vor, dort kann aber die Aeshna viridis nicht bodenständig werden, da die Pflanze am Grund eines solchen Gewässers genügend Licht erhält und somit im Sommers (Mai bis Oktober) der obere Teil der Pflanze nicht mehr auftaucht. Wird dies verhindert, so werden die Nymphen nicht mehr zum Schlupf an die Wasseroberfläche befördert. Flache Gewässer mit einer Braunfärbung des Wassers werden bevorzugt. Für die Libelle ist eine durchgängige Wasserführung unerlässlich, denn bei längerem völligen Austrocknen sterben die Larven und eine Neubesiedlung ist unter diesen Umständen fraglich. Ab Juli findet man dann die Grünen Mosaikjungfern an den norddeutschen Schlupfgewässern. Sie verbringen zwei bis drei Jahre als Larve im Schutz der Krebsschererosetten und können während dieser Zeit die Rosetten unter Wasser wechseln. Im Sommer legen die adulten Tiere Eier in die Rosetten, die den Larven ein sicheres Versteck und einen thermisch idealen Sitzplatz bieten. Im Winter fungiert die Pflanze ähnlich wie ein Fahrstuhl und befördert die Larven in tiefere frostsichere Schichten. Schließlich klettern die Nymphen in den ersten beiden Juliwochen aus dem Wasser an den Blättern empor, in die Sonne. Dort angekommen haken sie ihre Beine in die gezahnten steifen Blätter und schlüpfen. Anders als die Larven der Leucorrhinia pectoralis, ist diese Art darauf angewiesen, an der Pflanze zu schlüpfen und an ihr ihre Eier endophytisch abzulegen. Die Krebsschere (siehe 2.1.3.) gehört zur Schwimmblattblattzone. Auf Grund dessen konnten wir nur mit einem Boot oder Watstiefeln an den größten Teil der zurückbleibenden Exuvien gelangen. Imagines, deren Flugzeit im Hochsommer liegt, trafen wir seltener an, da diese Art zu den Dämmerungsjägern zählt und sich in der Nachmittagssonne selten zeigt. Ihre 4 cm großen Exuvien sind hingegen gut zu sehen und von den Blattspitzen leicht abzusammeln. Mittels jener Methode verfolgten wir die Population über drei aufeinander folgende Jahre. 30 Die größte Anzahl an geschlüpften Tieren an einem Tag (begrenzt auf die in Anlage 2.2.5. b markierte Fläche) fanden wir am 13.07.01 mit 125 Tieren. Bei einer Temperatur von 23 °C schlüpften deutlich mehr Weibchen als Männchen (etwa doppelt so viele). Zwei Jahre später, am 13.06.03, verhielt es sich umgekehrt. Wie an allen Schlupftagen herrschten auch an diesem Tag hohe Temperaturen (26 °C). Die Aufteilung von Männchen und Weibchen ist stark abhängig von der Schlupfzeit. Am Ende des Sommers dürften etwas mehr Weibchen als Männchen geschlüpft sein. Dass in den folgenden Jahren keine solch hohe Individuenzahlen nachgewiesen werden konnten, liegt höchstwahrscheinlich an den Untersuchungsdaten. Die Flugzeit der Tiere beginnt eigentlich erst im Juli und der Massenschlupf lag zwei Monate nach den Auftauchen der Krebsschere. Bis auf den Spitzenwert von 125 geschlüpften Tieren wurden alle weiteren Zählungen im Juni durchgeführt, also ungefähr einen Monat vor Flugbeginn und erst einen Monat nach Auftauchen der Krebsschere. Kein Tier vollzog das letzte Metamorphosestadium vor dem endgültigen Auftauchen der Pflanze. An den Daten ist daher aber gut der Beginn des Schlupfes der einzelnen Jahre zu erkennen. So könnten die hohen Zahlen vom Juni 2003 im ersten Augenblick verwundern, aber wegen des heißen Sommers des betreffenden Jahres und der damit verbundenen früheren Entwicklung der Organismen schlüpften bereits Mitte des Monats an einem günstigen Tag 33 Tiere. Solch eine Entwicklung gab es bereits im Jahr 2000, das, wie in dem folgenden Kapitel zu sehen, sehr heiß war und damit hatte der Schlupf bereits Ende Juni seinen Höhepunkt. Aus diesem Jahr (2000) liegen uns leider keine vergleichbaren Daten vor, aber es ist sehr wahrscheinlich, das es sich im vergangenen Jahr (2003) ähnlich vollzog. Wie alle Libellen meidet auch die Grüne Mosaikjungfer regnerische und windige Tage in Bezug auf den Schlupf, die ihren sicheren Tod bedeuten würden. Insgesamt zählt unser Untersuchungsgewässer zu einem der drei Gewässer in der Uckermark mit Schlupfzahlen über 200 Imagines jährlich und zu den 55 Schlupfgewässern. Das liegt an den nahezu idealen Bedingungen. Die Krebsschere ragt 15-30 cm über die Wasseroberfläche und die Rosetten sind dicht geschlossen. Auch der Eutrophierungsgrad und die Wasserfärbung sind nahezu ideal. Günstig an unserem Gewässer ist außerdem neben dem Anschluss an Waldgebiete die Fischfreiheit. Für Fische sind die dicht über der Wasseroberfläche schlüpfenden Libellen leichte Beute. Aber nicht nur durch solche natürlichen Feine wird die Art weiter verdrängt. Auch die Menschen schaden ihr erheblich. Ihre Existenzgrundlage, die Krebsschere, wurde auf Drängen des Angelsportes oder zur Viehfuttergewinnung vielerorts großflächig gemäht. Dank solcher Maßnahmen findet man die Aeshna viridis in Deutschland nur noch selten. Weltweit trifft man die Art zwischen den Niederlanden und dem Ob an. In Süddeutschland ist sie bereits ausgestorben. Über die Bestände in Mecklemburg-Vorpommern sind noch nicht genügend Daten gesammelt worden um die Bestandssituation sicher zu werten, es ist aber mit größeren Vorkommen, auf Grund der geographischen Lage, zu rechnen. Da die Art soweit zurückgedrängt worden ist, sollten wir gerade hier in Norddeutschland, wo sie noch in größeren Populationen auftritt, darauf achten, dass sie nicht gänzlich verschwindet. Für unser Soll ist diese Bestrebung von erheblicher Bedeutung, denn die hohen Individuenzahlen verleihen ihm eine überregionale Bedeutung. 31 2.2.6.4. Flugverhalten aller Arten: Aber nicht nur auf den Schlupf, sondern auch auf das Flugverhalten haben die abiotischen Umweltfaktoren Einfluss. An sieben verschiedenen Tagen, zwischen Anfang Juni und Ende September der Jahre 1999, 2000, 2002 und 2003, konnten wir besonders hohe Individuenzahlen beobachten. Die Daten beinhalten günstiger Weise, bis auf die Falkenlibellen, alle nachgewiesenen Gattungen. Vergleicht man nun die Zahlen mit den Wetterdaten des jeweiligen Tages, so kommt man zu folgendem Ergebnis: An keinem der Tage war es kälter als 20 °C. Der 16.06.02 und der 19.09.03 zeigen, dass vor allem die Kleinlibellen bei günstigen Temperaturen, trotz Wind, hohe Flugaktivitäten zeigen. Die Gemeine Heidelibelle hingegen zeigt deutlich Präverenz für wärmere (23,5 °C – 28 °C), sonnige und windstille Tage im Herbst. Wie die Individuen der Kleinlibellen ist auch die Nordische Moosjungfer in der Lage, bei nicht ganz optimalen Bedingungen (Wind) große Aktivität zu zeigen. Erstaunlich ist die Resistenz der Herbst-Moasikjungfer. Am 12.09.03 konnten wir bei leichtem Regen und etwas Wind sogar 50 Tiere beobachten. Wahrscheinlich ist diese Edellibelle auf Grund der späten Flugzeit an die im Herbst häufig wechselnden Wetterbedingungen gewöhnt und angepasst. Dies könnte auch der Grund für ihren, im Vergleich zu den anderen Edellibellen, kleineren Körper sein. Weniger Sonnenstunden ermöglichen nur das Erwärmen von kleineren Körpern und die kleineren Flügel und der kleinere Körper könnten für den Wind eine geringere Angriffsfläche bieten. Zusammenfassend bedeutet das, dass niedrige Temperaturen und extreme Wind-, Licht- und Regenverhältnisse das Flugverhalten negativ beeinflussen und eine hohe Individuendichte nicht sichtbar wird. Der Toleranzbereich der Tiere hinsichtlich nicht ganz optimaler Bedingungen ist artspezifisch. 2.2.6.5. Zusammenfassung der Libellenerfassung: Aus allen aufgeführten Messdaten geht deutlich der Einfluss von Umweltfaktoren hervor. Libellen sind während ihres gesamten Lebens auf gute Bedingungen angewiesen. Die Reaktion der Tiere auf jene erfolgt jedoch nicht bewusst, sondern nach einem festen, genetisch programmierten Verhaltensschema. Unterschiede zwischen den Arten werden am Beispiel des Revierverhaltens oder der Habitatspezifität deutlich. Auch die Fortpflanzung ist eine innerartig immer gleich ablaufende Handlungskette, an deren Beginn das Auftauchen des Weibchens (Schlüsselreiz für das Männchen) steht. Platz für Lernverhalten findet sich höchstens in Bezug auf die Orte der Nahrungsaufnahme oder Gefahren, also im Appetenzverhalten. Wir konnten beobachten, dass kurzeitig gefangene Tiere danach für eine Viertelstunde die Ufernähe mieden. Insgesamt betrachtet weist unser Soll für seine recht geringe Größe und seine erheblichen Wasserschwankungen doch ein sehr breites Artenspektrum auf. Zwischen vielen euryöken Arten findet man auch die eine oder andere kleine Besonderheit. Den Kern dieses labilen Systems bildet die Krebsschere, die vielen der gefundenen Arten die Existenz ermöglicht. 32 2.3. Wasserstand: • 2.3.1. Messdaten: Seit Anfang des Jahres 2000 führen wir in unserem Untersuchungsgebiet regelmäßige Wasserstandsmessungen durch, denn uns ist der stark schwankende Pegel aufgefallen. Um diesen konkreter bestimmen zu können, brachten wir eine Messlatte im Wasser an (Abb. 7). Abb. 7: Messlatte für den Wasserstand Mit dem Ablesen der Daten begannen wir im März 2000.Trotz eines deutlich zu warmen und zu trockenen Jahres 1999 fiel über die Wintermonate genügend Wasser, um das Defizit wieder auszugleichen. Nach sechs folgenden zu trockenen Monaten, überstiegen die Niederschläge im Dezember den Normalwert um 194 %, die des Februars überstiegen ihn um 156 % und die des März um sogar 230 %. Somit lässt sich im Vergleich zu den folgenden Jahren der doch sehr hohe Einstiegswert vom 10.03.00 erklären. Auffallend ist aber, dass trotz ausbleibender Schneeschmelze, da die Wintermonate sehr schneearm waren, dieser Wert erreicht werden konnte. Der Folgemonat April war sehr niederschlagsreich und ließ den Wasserpegel auf den Jahreshöchststand von 39 cm steigen. Ab Mai fielen die Werte dann wieder, da der Monat vor allem am Anfang sehr trocken war. Ebenso verhielt es sich mit den übrigen Sommermonaten. Die natürliche Abnahme der Niederschläge im Sommer ließ den Wasserspiegel auf –10 cm sinken. Mit dem Mai begann eine relativ warme, sonnenreiche und etwas zu trockene Periode, die bis Ende August anhielt. Da die Trockenheit von höherer Verdunstung begleitet war und die warmen Temperaturen einen höheren Wasserbedarf der Pflanzen nach sich zogen, fiel der Pegel in den Sommermonaten trotz eines kalten und regnerischen Julis, der die Wärme- und Trockenperiode unterbrach, so stark ab, dass bei der Differenz der extremen Pegelstände (aus September und April) eine Jahresschwankung von fast 50 cm ergibt. Markant ist, dass der Hochpunkt des Pegels in allen Jahren immer in den Monaten März bis Mai zu finden ist und der Tiefpunkt konstant im September bzw. Oktober erreicht wird. Der folgende Herbst war mit zu milden Temperaturen und zu wenig Niederschlag insgesamt zu trocken. Das Jahr 2000 war seit 1965 das trockenste. Diese Trockenheit ist durch sehr viele warme Monate bedingt und hatte Auswirkungen auf Flora und Fauna, so begann die Vegetationsperiode mindestens zwei Wochen vor dem Normaldatum. Es waren bereits im Februar erste Ansätze der Vegetation zu beobachten. Erst im Februar hatten die milden Temperaturen und deutlich zu wenig Niederschläge kurzzeitig ein Ende. Aber auch im März konnte das Defizit des Winters nicht ausgeglichen werden. So ist auch der Anfangswert des Jahres 2001 recht niedrig und steigt erst im April auf sein Maximum von 10 an. Aber auch in diesem Monat wird der Winterrückstand nicht aufgeholt. Nach einem durchschnittlichen Mai folgt ein zu trockener Sommer. Dazu kommen 33 sehr warme und heiße Sommertage mit vielen Sonnenstunden, die die Verdunstung noch zusätzlich begünstigen. Anfang September erreicht der Pegel dann seinen Tiefstand mit –25 cm. Daraus ergibt sich eine Schwankung des Wasserspiegels von 35 cm. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem der Pegel mit einer Differenz von fast 50 cm stark schwankte, sind die Unterschiede eher gering, aber auf deutlich geringerem Niveau. Ein nasser September ließ den Pegel steigen. Diese Entwicklung wird aber sofort wieder durch den warmen und trockenen Oktober gestoppt. Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Rückstand des Winters 200/01 eine schlechte Ausgangsposition geschaffen hat. Drei zu feuchte und vier zu fechte Monate scheinen relativ ausgeglichen, aber viele Sonnenstunden und viele zu warme Monate bewirkten eine hohe Verdunstung und großen Wasserbedarf in der gesamten Region. Die Vegetationsperiode wurde dadurch um zwei Wochen nach hinten verschoben. Der folgende Winter 2001/02 kann als sehr durchschnittlich beschrieben werden. Erst gegen Ende, im Februar zeigten sich deutliche Veränderungen. Die 2,5-fache Niederschlagsmenge des Normalwertes ließ den Pegel sprunghaft steigen. Im März, zur alljährlichen ersten Messung des Jahres waren wir doch sehr erstaunt, einen solch hohen Pegel vorzufinden, zumal wir im November noch einen Jahresendstand von –15 verzeichnet hatten. Diese Entwicklung setzte sich im März fort und ließ trotz etwas zu warmer Temperaturen den Wasserspiegel weiter ansteigen. Ab Ende Mai setzte dann eine 20-tägige Trockenperiode ein, die die Entwicklung der Wassermenge stagnieren ließ. Zum Ende des vierten Monats fiel dann aber eine solche Menge von Regen, dass der Monatsdurchschnittswert noch leicht überboten werden konnte. Bis zu den ersten Maitagen stieg der Pegel noch an und erreichte am 05.05.02 den Höchststand der gesamten vier Messjahre. Ein recht trockener warmer Mai verursachte den Wasserrückgang. Auch Juni, Juli, August und September waren etwas zu warm. Erst Ende September kühlte es merklich ab. Zusätzlich gab es im September viele Sonnenstunden und die Monate Mai, Juni und Juli waren etwas zu trocken. Die Folge war ein sommerlicher Pegelabfall um ca. 32 cm. Da das Frühjahr aber sehr feucht war, blieb der jährliche Tiefstand mit 10 cm am 25.10.02 über der Nullmarke. Der Oktober fiel deutlich zu kalt aus. Es wurde mit dem 13. 10. ein Rekord aufgestellt, die früheste Schneedecke der Uckermark. Aber auch Regen ging reichlich in diesem Monat nieder und ließ den Messwert zum Ende des Jahres auf den letzten Stand von 14 cm steigen. Der Dezember war auffällig trocken und extrem kalt. Die Tagestemperaturen stiegen nur an sieben Tagen über 1°C. Insgesamt waren die ersten neun Monate des Jahres zu warm, der Dezember dagegen deutlich zu kalt. Die Niederschlagsmenge bewegte sich nahe unter dem Normalwert. Die Niederschläge waren aber ungleichmäßig verteilt und so waren vor allem die Sommermonate (Mai bis Juli) und der Dezember viel zu trocken. Januar bis März und Oktober hingegen deutlich zu nass. Es fehlten ungefähr 200 Sonnenstunden um das Jahressoll zu erfüllen. Die Trockenperiode des Vorjahres, die im Dezember begann, waren Anfang Januar des Jahres 2003 fortgesetzt. Mitte des Monats stieg dann plötzlich die Temperaturen und die Reste des wenigen Schnees schmolzen nicht, sondern sublimierten sofort in die Luft. Der gesamte Januar war etwas zu trocken. Wurden in diesem Monat noch 90 % der langjährigen Niederschlagsmittel erreicht, so folgte der Februar, der mit gerade mal 10 % der normalen Wassermenge ebenfalls deutlich zu trocken ausfiel. Aber auch der folgende März brachte nicht den erhofften Niederschlag, sondern blieb 47 % unter den zu erwartenden Niederschlägen. Der erste Messwert dieses Jahres ließ dies sehr deutlich werden. Nach einer sehr positiven Bilanz des Jahres 2002 war der Wasserstand zwischen November und März nur um 6 cm gestiegen. Das nötige Polster für die heißen Monate konnte in diesem sehr trockenen Winter nicht geschaffen werden. Die Trockenperiode setzte der April fort. Auch in diesem Monat 34 konnte nur 28 % der Durchschnittsmenge an Niederschlägen gemessen werden. Zusätzlich schien ab dem 12.04.03 tagsüber fast ununterbrochen die Sonne. Die damit steigenden Temperaturen begünstigen zusätzlich die Verdunstung. Im Mai und Juni blieben die Niederschläge ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Diese Dürreperiode dauerte bereits sieben Monate an. Ähnlich wie im Jahr 2000, das mit sechs Dürremonaten eines der wärmsten war und die Niederschläge erst in den Herbst- und Wintermonaten die Auswirkungen für das folgende Jahr in Grenzen hielten. Der im März erreichte Wasserstand mit 20 cm war deutlich zu niedrig für das Frühjahrshochwasser und stagnierte bis in den Mai. Letztlich wurde in den nicht so sehr trockenen Jahren der Höchststand erst Ende April erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war keine Veränderung des Wasserspiegels zu beobachten. Erst Ende Mai regte er sich, aber nicht zum Positiven, sondern begann drastisch zu sinken. Am 13.06.03 hatte er bereits einen beunruhigenden Stand von Null erreicht, von dem der Tiefstand des Oktobers des vorhergehenden Jahres noch 10 cm entfernt war. Die wenigen Schauer Ende Juni und im Juli konnten diese Entwicklung nicht aufhalten, denn beide Monate waren deutlich zu warm und die Verdunstung tat wieder ihr Übriges, um den Wasserspiegel zu senken. Spätestens im August wurden dann endgültig alle Hoffnungen auf Regen zerschlagen. Bis zum 27.08.03 fiel fast kein Tropfen Regen in der Uckermark. Dazu kamen tropische Tagestemperaturen, die am 13.08.03 sogar bis auf 34 °C stiegen. Die Niederschläge Ende August und in der ersten Septemberwoche änderten am Wasserstand von -50 cm nichts mehr. Während der drei Sommermonate war der Wasserstand um 50 cm gesunken und im Vergleich zum Jahresanfang sogar um 70 cm. Die Folgen waren deutlich sichtbar, das Soll glich eher einer Schlammgrube mit vereinzelten Pfützen als einem stehenden Kleingewässer. An den Randbereichen lagen weite Teile, die stark morastig waren, so trocken, dass man den Tümpel an seiner engsten Stelle überqueren konnte. Dies wäre in allen vorhergehenden Jahren nicht denkbar gewesen. Hatte das Jahr 2002 noch mit dem Höchststand der gesamten vier Jahre aufwarten können, so stellte das folgende Jahr gleich den Negativrekord von -50 cm auf. Erst im September konnte der Wetterdienst überdurchschnittliche Niederschläge vermelden. Oktober, November und Dezember blieben wieder leicht unter den Normalwerten und ließen das Jahr mit dem Pegelendstand von –40 cm im Dezember ausklingen. Zusammenfassend war das Jahr extrem trocken und dazu auch noch zu warm. 77% des zu erreichenden Normalniederschlags fiel im vergangenen Jahr nur in der Uckermark. Gleichzeitig konnten im ganzen Jahr 2000 Sonnenstunden verzeichnet werden. Das sind 300 über dem Durchschnitt. Das Jahr 2004 beginnt mit 35 % Niederschlag über dem Normalwert vielversprechend und lässt auf ein erfreulicheres Jahr hoffen. Aber wie im vergangenen Jahre wird wohl auch in diesem Jahr die grundsätzlich geringe Schneeschmelze völlig ausbleiben. 35 • 3.3.2. Auswertung der Pegelstände in Verbindung mit den Klimadaten: Grundsätzlich sind starke Wasserschwankungen in Söllen durchaus normal und werden mit zunehmender Eutrophierung drastischer. Der durchschnittliche Wasserstand von 1,6 cm wurde jedes Jahr deutlich überschritten und meist auch genauso deutlich unterschritten. Die von uns angebrachte Messlatte hat ihren Null - Punkt ungefähr bei dem jährlichen Durchschnittswert. Die Unterschreitungen bedeuten also nicht zwangsläufig ein Trockenfallen. An den letzten vier Jahren lassen sich die jahreszeitlichen Schwankungen gut erkennen. Wie stark die Amplitude ausfällt, hängt vorwiegend von zwei Faktoren ab. Einerseits von dem Ausgangswasserstand, der vom Vorjahr übergeben wird und andererseits von den klimatischen Bedingungen (Niederschlag, Temperaturen) des jeweiligen Jahres. Relevant für die Entwicklung sind hauptsächlich die Tiefpunkte. Überschwemmungen beeinflussen das Biotop eher geringfügig. Trockenperioden, vor allem über längere Zeit, haben hingegen drastische Auswirkungen. Besonders sind die Auswirkungen auf den Krebsscherebestand, damit auch auf den Libellenbestand zu beobachten (siehe Gesamtauswertung). Die Ursachen für solche starken Schwankungen wie die der Jahre 2000 (mit 50 cm Schwankung) und 2003 (mit 70 cm Schwankungen) können verschiedenartig sein. Der Grund des starken Wasserverlustes liegt im Jahre 2000 an den hohen Temperaturen. Die Voraussetzungen des Vorjahres waren doch nahezu ideal. Viele Sonnenstunden und hohe Temperaturen ließen der Verdunstung ihren Lauf. Warum wir solche warmen Jahre im kürzerer Abfolge erleben ist noch nicht mit Sicherheit geklärt. An sich sind Ausnahmetemperaturen nicht bedenklich, solange sie nicht in kürzere Zeit hintereinander auftreten. Diese Abstände allerdings sind in letzter Zeit immer kürzer geworden und dies fordert Erklärungen. Grundsätzlich gibt es hierzu zwei Theorien. Auf der einen Seite besteht der dringende Verdacht, dass der Treibhauseffekt die Temperaturen steigen lässt, denn die in die Atmosphäre eindringende Strahlung kann nach der Reflexion von der Erde nicht mehr entweichen, da eine Gasglocke in höheren atmosphärischen Schichten jenes größtenteils verhindert, und so treffen die Strahlen mehrmals auf die Erdoberfläche auf. Die Mehrfachreflexion bewirkt ein stärkeres Steigen der Boden- und der Lufttemperaturen. Gleichzeitig wird durch Schadstoffbelastung und höheren CO2-Ausstoß die Ozonschicht zerstört, die teilweise die energiereiche Strahlung durch Reflexion und Absorption filtert. Eine dünnere Ozonschicht lässt also folglich mehr energiereiche Strahlung auf die Erde, die damit stärker erhitzt wird. Die zweite Möglichkeit basiert auf den natürlichen Zyklen der Erdgeschichte. Die Geologie und Paläontologie haben gezeigt, dass sich in der Erdgeschichte immer Erdwarm- und Erdkaltzeiten (Eiszeiten) abwechselten. Fest steht, dass wir uns in einer Warmzeit befinden, wann und mit welchen Temperaturen diese Warmzeit ihren Höhepunkt erreicht hat, wissen wir nicht. Daher nehmen einige Experten an, dass sich die globale Erwärmung nur geringfügig auf den Treibhauseffekt zurückführen lässt und vielmehr durch natürliche Veränderungen begründet ist. Einig sind sie sich allerdings in der Ansicht darüber, dass der Treibhauseffekt daran beteiligt ist. Die Frage ist nur, wie groß sein Anteil ist. Eine weitere Entwicklung die sich in dieser Gegend abzeichnet, ist das Absinken des Grundwasserspiegels. Wie stark die Auswirkungen auf unseren Tümpel dabei sind, lässt sich aus Messdaten von vier Jahren nicht entnehmen. Die Schüler, die dieses Projekt weiterführen werden, können in fünf Jahren (mit dann insgesamt 9 Messjahren) eine sichere These diesbezüglich formulieren. Außerdem muss man hier zwischen einem natürlich entstandenen Soll und einem künstlich geschaffenen unterscheiden. 36 Sollte es sich um ein natürliches Soll handeln, so dürfte der Einfluss des Grundwasserspiegels eher gering sein, da das Soll auf Grund seiner Entstehungsgeschichte (vgl. 2.1.) von den unteren Bodenhorizonten durch einen Lehmboden hermetisch abgeriegelt ist und das Wasser nur sehr langsam diese Bodenschicht durchdringt. Ist der Soll jedoch künstlich geschaffen, so fehlt diese isolierende Bodenschicht und mit sinkendem Grundwasserspiegel sinkt auch der Wasserpegel, da der vom Grundwasser ausgehende Druck einem Absinken des Wassers des Tümpels entgegenwirkt. 2.4. Das Problem: Den Ansatzpunkt für das Umweltproblem liefert die Grüne Mosaikjungfer. Ihr Erhalt ist das zentrale Ziel. Es gibt verschiedenste Richtungen, aus der ihr Bestand bedroht ist. Die Libelle wird immer weiter zurückgedrängt. Die letzten großen Vorposten müssen demnach verteidigt werden. Unser Gewässer bildet einen solchen „Vorposten“. Das Problem besteht also in dessen Schutz und Bewahrung. Grundlegend gilt: „Libellenschutz ist Biotopschutz“. Hierin liegt wohl auch die größte Schwierigkeit. Natürliche Kleingewässer verlanden schnell und können über die Sommermonate völlig trocken fallen. Weiterhin trägt die zunehmende Eutrophierung zur Verschlechterung der Bedingungen und letztlich zur Verlandung des Tümpels bei. Eine zunehmende Verlandung hat eine Verringerung der Wasserfläche, auf der die Krebsschere einen geschlossenen Rasen ausbilden kann, zur Folge. Das bedeutet wiederum, dass mit der Verringerung der Krebsscherepflanzen auch die Individuendichte der Aeshna viridis zurück geht und genau jenes gilt es zu verhindern. Außerdem endet dieser Prozess in der völligen Verlandung, also mit der Ausrottung aller Libellen an diesem Standort. Das gänzliche Austrocknen hat ähnliche Folgen. Obwohl die Grüne Mosaikjungfer in den Rosetten der stratiotes aloides gut geschützt ist, kann sie dort nicht langfristig einer Austrocknung entgehen. Die Pflanzen sinken während längerer Dürreperioden in den Schlamm, der für eine gewisse Zeit sowohl die Pflanzen als auch die Tiere mit Wasser versorgt. Beginnt aber ebenso der Schlamm auszutrocknen oder stirbt die Krebsscherepflanze ab, so sind auch alle in ihr lebenden Libellenlarven zum Tode verurteilt. Solche Trockenperioden zeigen erst in den späten Sommermonaten (Ende Juli und im August) ihre Wirkung. Bis dahin konnten ein Großteil der Libellen der Vorjahre schlüpfen und sind somit unbetroffen. Jedoch legen sie in die trocken fallenden Pflanzen ihre Eier, welche darauf angewiesen sind, dass die Pflanze sie mit genügend Feuchtigkeit versorgt. Stirbt die Pflanze nun ab, dann sterben die Eier bzw. Larven ebenfalls oder sie überdauern die Periode und können dann aber nicht im nächsten Frühjahr, wenn der Wasserspiegel wieder gestiegen ist, mit der Pflanze in die höheren Wasserschichten aufsteigen. Einerseits werden sie so am Schlupf gehindert, andererseits ist fraglich, ob sie überhaupt diese Entwicklungsstufe erreichen, da die Larve auf dem Grund verbleibt und ihr so die für die Entwicklung notwendigen thermischen Verhältnisse fehlen. Ein weiteres Problem liegt in der zunehmenden Ausbreitung der Schilfbestände und der Weiden. Die Weiden entziehen ihm Wasser und begünstigen damit die Verlandung des Gewässers. Gleichzeitig drängen beide Pflanzen die Krebsschere zurück. Ein das Problem verstärkender Faktor ist der Abfluss von Wasser nach der Schneeschmelze. Dieses Wasser ist für den Verlauf der Pegelschwankungen von großer Bedeutung. Je mehr Wasser im Frühjahr gesammelt wird und je weniger davon abfließt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Gewässer trocken fällt. Das gesammelte Wasser fungiert ähnlich 37 eines Puffers, der bei Trockenheit die hohen Verdunstungen (direkt oder durch Pflanzen) abfedert und somit die fatalen Auswirkungen mildert. Den Schutz dieses Gewässers erleichtert uns ein sehr wichtiger Aspekt. Die Fläche ist in den Naturpark „Uckermärkische Seenlandschaft“ eingegliedert. Für den Besitzer bedeutet dies eine eingeschränkt Nutzung der Flächen. Es besteht also keine Gefahr, dass von der angrenzenden Schaafweide Nährstoffe in zu hoher Konzentration eingetragen werden. Das dies nicht der Fall ist konnten wir in unseren drei Messungen der Wasserwerte (siehe 2.1.) nachweisen. Auch eine übermäßige Nutzung der restliche in den vergangenen fünf Jahren brachliegenden Flächen kann damit ausgeschlossen werden. Der Einfluss der angrenzenden Straße hat für die Libellenpopulation keine Bedeutung, allerdings wurde bei den Beobachtungen der Amphibien klar, dass eine starke Migration im Frühjahr zu unserem Tümpel stattfindet, die davon beeinflusst wird. Neben den bereits genannten Faktoren, die kritisch zu sehen sind, gilt es die anderen Einflüsse, die für diese Art unerlässlich sind zu sichern . So darf z.B. das angrenzende Waldgebiet nicht verschwinden, da es Ruheplätze und Schutz bietet. 3. Lösungsvorschläge 3.1. Biotopschutz • 3.1.1. Rodung: Um dem Absinken des Wasserstandes entgegen zu wirken, gibt es die Möglichkeit die sich stark ausbreitenden Weiden einzugrenzen und größere Bestände zu entfernen. Diese Maßnahme muss allerdings regelmäßig oder zumindest mehrmals durchgeführt werden, da die Weiden bereits weite Uferbereiche bewachsen haben und nach einer Rodung die Stümpfe wieder ausschlagen. Ein Entfernen der Stümpfe würde bei dem durchwucherten Boden nicht sinnvoll sein. Regelmäßiges Roden ist daher effektiver. • 3.1.2. Staudämme: Die beiden Abflüsse des Tümpels führen im Frühjahr Wasser in benachbarte Gewässer. Einerseits in einen kleinen Tümpel, der bis auf die Frühjahrsmonate, in denen er die Dolgenseekette mit Wasser speist, trocken fällt und daher ökologisch von geringerem Wert ist. Außerdem sammelt sich dort trotzdem Regen- und Schmelzwasser. Der andere Abfluss führt über weitere kleine Tümpel in Richtung Grenzwasser-Fährsee. Dieser Abfluss ist aber fast ständig ausgetrocknet und ein Staudamm würde hier ebenfalls das Frühjahrswasser zurückhalten. Die Stauung des ersten Abflusses ist letztlich von entscheidenderer Bedeutung. Hierbei erhoffen wir uns den Wasserverlust zu verringern um das Schmelzwasser, sowie die Niederschläge effektiver als Puffer für trockene Sommermonate nutzen zu können. • 3.1.3. Schilfentfernung: Der stark auswuchernde Schilfgürtel könnte gemäht und abgetragen werden und würde der Krebsschere dadurch wieder neuen Raum zur Besiedlung frei geben. 38 3.2. Libellenschutz • 3.2.1. Schutzgebiet: „Libellenschutz ist Biotopschutz!“ Die oben erwähnten Maßnahmen sind nur kurzfristige Initiativen. Um langfristig den Bestand der Grünen Mosaikjungfer zu sichern, müssen weitreichendere Maßnahmen ergriffen werden. Der Schutz, der von dem Naturpark ausgeht ist ein Anfang, kann aber nicht ausreichen für ein solches Gewässer mit zahlreichen Bewohnern, die auf der Roten Liste erwähnt werden und zwei Libellen für die die FFH Richtlinien gelten. Das Gebiet muss in ein stärkeres Schutzprogramm eingebunden werden, das seine zukünftige Existenz gewährleistet. Außerdem gelten für die Tiere der Roten Liste und die, die in die FFH Bestimmung eingebunden sind, spezielle Richtlinien, die es durchzusetzen gilt. Wir sind verpflichtet ihr Bestehen zu sichern. 3.3. Weitere Aspekte • 3.3.1. Amphibien: Da sich jährlich eine große Anzahl von Moorfröschen an unserem Tümpel einfinden und gleichzeitig die Bundesstraße B109 seit kurzem durch Kreuzkrug führt, wäre das Aufstellen von Lurchzäunen denkbar. • 3.3.2. Öffentlichkeitsarbeit: Viel solcher Kleinbiotope, wie das unsere werden nur im Vorbeifahren aus dem Auto heraus wahrgenommen. Dass sie aber eine viel wichtigere Aufgabe haben, als die ebene Ackerlandschaft zu unterbrechen, wissen die meisten nicht. Deshalb wollen wir mit der Veröffentlichung dieser Arbeit im Zuge ihres Wettbewerbs und durch die Weiterleitung zu Fachleuten, eine allgemeine Aufklärung erreichen. Breites Verständnis für die Probleme der Natur erleichtert grundsätzlich auch den Erhalt und den Schutz. 39 4. Umsetzung 4.1. praktische Maßnahmen Nach dem wir im März 2000 eine Messlatte angebracht hatten, konnten wir die Pegelveränderungen verfolgen. Daraufhin entschieden wir uns im Dezember den beobachteten Schwankungen mit einem Staudamm entgegen zu wirken. Wir stauten beide Abflüsse noch vor dem Frühjahrs-Hochwasser, um die Auswirkungen im darauf folgenden Jahr beobachten zu können (Abb. 8). Abb.8: Bau eines Staudammes. Die vorgeschlagenen Rodungen nahmen wir in zwei Jahren vor. Im Januar des Jahres 2001 die erste auf der in Anlage 2.1.3. b gekennzeichneten Fläche. Da der Bestand aber auch nach dieser ersten Rodung noch viel zu dicht war entschieden wir uns zu einer weiteren Rodung am 11.01.02 und am 18.01.02. An jenen zwei Tagen räumten wir zusammen mit einigen anderen Schülern die wir für diese Aktion gewinnen konnten, eine größere Fläche frei (Abb.9) Abb. 9: Bei der Rodung. Beide Rodungen fanden im Winter statt und zu einem Zeitpunkt, zu dem das Soll gefroren war und wir demnach auch die von Wasser umgebenen Bereiche roden konnten. Einerseits ist der Erfolg dieser Maßnahmen sehr schwer einzuschätzen. Aus den vier Jahren die uns Daten zu den Wasserpegelveränderungen liefern, können z.B. für das vergangene Jahr keine vergleichbaren Daten benutzt werden und damit wissen wir nicht, in wie fern unsere Maßnahmen erfolgreich waren. Obwohl wir 2000 den Staudamm bauten, war der Einstiegswert des Jahres der niedrigste der gesamten 4 Jahre. Hier fehlt uns leider der Vergleich zu einem klimatisch ähnlich verlaufenden Jahres. Solche vergleichbaren Jahre finden sich höchstens mit 2000 und 2003. Ersteres war extrem warm und letzteres ausgesprochen trocken. Die Auswirkungen der Trockenheit haben den Pegel trotz aller Maßnahmen in Addition 2003 stärker fallen lassen, als in allen vorhergehenden Jahren. Andererseits könnten die Maßnahmen immer noch nicht weitreichend genug gewesen sein. Obwohl wir entlang der stark bewucherten Uferseite einen breiten Streifen entfernt haben. Für 40 unsere Nachfolger gilt es nun herauszufinden ob sich durch die Maht von Teilen des breiten Schilfgürtels Verbesserungen erreichen lassen. Wir denken, dass der Staudamm im Frühjahr seine Wirkung nicht verfehlt. Trotzdem am Staudamm 1 nach der Schneeschmelze beide Seiten geflutet sind, verhindert er doch ein Abfließen des Wassers in den tiefer gelegenen Nachbartümpel. Nicht nur die Grauweiden breiteten sich großflächig aus, ebenso wucherte die Himbeersträucher, so dass der Zugang zum Tümpel versperrt wurde. Daraufhin rodeten wir in zwei Jahren (2000, 2002) und machten den Tümpel damit wieder zugänglich. Alle von uns getroffenen Maßnahmen wurden unter Absprache mit dem Besitzer Reinhardt Köpping getätigt. 4.2. Öffentliche Maßnahmen Die Eingliederung eines solchen Gewässers in den Naturpark kann wie bereits erwähnt nur eine vorläufige Alternative sein. Für den ernsthaften Artenschutz reicht dies jedoch nicht. Daher haben wir einen Antrag, auf Aufnahme des Solls bei Kreuzkrug in die Liste der geschützten Biotope des Landkreises Uckermark, beim Landwirtschafts- und Umweltamt gestellt. Weiterhin leiteten wir diesen Antrag an den Leiter des Naturparks, Herrn Resch, und den Vorsitzenden des Fördervereins Feldberg – Uckermärkische Seenlandschaft e.V. weiter. Für den Besitzer zieht der Antrag kaum Veränderungen nach sich, da bereits Auflagen für die Nutzung des Grundstückes bestehen. Der Erfolg dieser Initiative ist noch abzuwarten. Wir konnten den Antrag erst nach Abschluss unserer theoretischen Arbeit einreichen, da wir wissenschaftlich begründete Zweifel an dem jetzigen Schutzstatus angeben mussten und gleichzeitig belegte Argumente vorweisen mussten. Fest steht allerdings, das unser Soll mit der Veröffentlichung den Sprung aus der Kreisklasse heraus geschafft hat. In wie fern dies den Schutzstatus beeinflusst bleibt abzuwarten. Anmerkung: Seit dem 7.10.04 gehört das Untersuchungsgebiet zu den geschützten Biotopen. Sehr geehrte Frau Kilias, leider hatte ich aus dem Gebiet noch nicht alle Biotopdaten verfügbar und konnte erst jetzt die Daten prüfen. Tatsächlich wurde das von ihnen gemeldete Kleingewässer bislang nicht als geschützter Biotop erfasst, obwohl für den Naturpark Uckermärkische Seen alle geschützten Biotope erfasst sein sollten. Da die Fläche direkt im Randbereich des Naturparks zum angrenzenden Biospärenreservat liegt, scheint die Fläche übersehen worden zu sein, denn interessanterweise enden alle kartierten Biotope nördlich der Bahnlinie. Ich habe die Fläche zunächst unter der Nummer 0609-312/1001 im Verzeichnis der geschützten Biotope des Landesumweltamtes registriert und nachgetragen, im Zuge der Einarbeitung in das Kataster wird sich die Nummer voraussichtlich nochmal ändern. Demnächst werden sie die Daten im Internet sehen können. Vielen dank für ihre Angaben Kasten 1: Bestätigungsschreiben: Aufnahme des Untersuchungsgebietes zu den geschützten Biotopen. Da das Gebiet bereits Teil des Naturparks „Uckermärkische Seenlandschaft“ ist und der Leiter des Fördervereins Feldberg – Uckermärkische Seenlandschaft e.V. der Libellenexperte Hr. Dr. Mauersberger ist, setzten wir uns mit ihm in Verbindung und luden ihr zu einer Besichtigung des Gewässers ein. Zweimal folgt er unserer Einladung. Letztlich ließ er unsere Daten in den bereits in der Einleitung benannten Artikel mit einfließen und eröffnete uns im Gegenzug die Möglichkeit unsere Arbeit bei der jährlichen Tagung und Exkursion der Libellenfachgruppe vorzustellen. 41 Zur Veröffentlichung der Arbeit hielten wir in unserem Leistungskurs ein Referat über unsere Aktivitäten. Der im Zuge der Arbeit entstandene Schaukasten dient nachfolgenden Schülern als Anschauungsmaterial und repräsentierte unsere Aktivitäten noch vor deren Abschluss auf mehreren Tagen der offenen Tür in unserer Schule. In dem bereits in der Einleitung benannten Schulprojekt „Kanal“ brachten wir unsere Kenntnisse ein. Es erschienen mehrere Zeitungsartikel, in denen auch unsere Beteiligung Erwähnung fad. Der Artikel (Kasten 2) wurde von uns verfasst und in der Templiner Zeitung veröffentlicht. Kasten 2: Artikel aus der Templiner Zeitung am 23. Mai 2004. 4.3. Maßnahmen zur Datengewinnung: Bei der Bestimmung von Libellen, kommt es vor allem anfänglich häufiger zu Fehlern. Um dem entgegenzuwirken, besuchten wir ein Seminar, das sich unter anderem mit der Bestimmung von Exuvien beschäftigte und wir nahmen an zwei Exkursionen der Libellenfachgruppe teil. Damit waren wir in der Lage die eine Informationsquelle zu sichern, die Exuvien. Eine andere Methode Libellendaten zu belegen, ist die Tiere zu fotografieren. Wir arbeiteten eng mit der Foto-AG unserer Schule zusammen, die uns nützliche Tipps zur Verbesserung unserer Dokumentationsfähigkeiten gab. 42 5. Zusammenfassung 5.1. Zusammenfassung: Die Bilanz, die wir aus unseren Untersuchungen ziehen können fällt sehr positiv aus. Als wir mit den Beobachtungen begannen, hätten wir nicht gedacht, dass wir dort eine solche Artenvielfalt vorfinden werden. Neben den Bewohnern, die häufig in solchen Kleinoden anzutreffen sind stießen wir auf zwei Tierarten, die in der Roten Liste vermerkt sind. Vor allem die insgesamt acht Pflanzen, die ebenfalls dort aufgeführt sind, beeindruckten. Hinsichtlich der Libellen trafen wir an dem Gewässer 26 Arten an. Unter den bodenständigen sind 9 Rote Liste-Arten und zwei FFH-Arten. Alle typischen Libellenarten eines optimalen Krebsscheregewässers, wie dem unseren, beobachteten wir (Aeshna mixta, Sympetrum sanguineum, Lestes sponsa, Coenagrion puella, Coenagrion pulchellum, Aeshna isocelis, Somatochlora flavumaculata, Leucorrhinia pectoralis). In der Zeit der praktischen Problemerörterung zeigten sich uns alle Entwicklungsstufen der Tiere. Die Amphibienbeobachtungen untermauern das Problem, da die Individuendichte der BioIndikatorart Moorfrosch zurückgegangen ist und insgesamt drei stark gefährdete (Kammmolch, Rotbauchunke, europ. Laubfrosch), sowie zwei gefährdete Arten (Moorfrosch, Teichfrosch) von uns nachgewiesen wurden. Die umliegende Wiese weist Senken auf, in denen sich nach der Schneeschmelze Wasser sammelt, das wiederum von Urzeitkrebsen besiedelt wird. Geologisch betrachtet gehören Sölle zu den Überresten der letzten Eiszeit und sind so Zeitzeugen längst vergangener Tage. Große Schwierigkeiten ergaben sich aus den starken Pegelschwankungen und der direkten Abhängigkeit des Solls von den äußeren Bedingungen. Der Wasserstand bildet im Rückblick das größte Problem, dessen Behebung uns in den letzten Jahren öfter Kopfschmerzen bereitete. Das von uns erkannte Problem versuchten wir auf verschiedenste Weisen zu bewältigen. Hinsichtlich der Minderung der Wasserpegelschwankungen erlebten wir größtenteils Rückschläge, aus denen wir gelernt haben, in dem wir unsere Bemühungen ausweiteten, wiederholten und neue Lösungsansätze suchten. In Bezug auf die Veröffentlichung und Aufklärungsarbeit, sind wir erfolgreicher gewesen. Der erwähnte Zeitungsartikel, die Libellenfachgruppe und Schulveranstaltungen ermöglichten dies. In wie weit unsere Maßnahmen hinsichtlich des öffentlichen Schutzstatus erfolgreich sind, lässt sich noch nicht beantworten, da der gestellte Antrag weder bewilligt, noch abgelehnt wurde. 5.2. Prognosen: Die Zukunft des kleinen Solls ist ungewiss. Bis zum Ende unserer Schulzeit in diesem Sommer werden wir das Projekt noch leiten und in dieser Zeit unseren Nachfolgern so viele Hinweise wie möglich mit auf den Weg geben. Dann werden sie es übernehmen. Bis dahin allerdings werden wir selbst den öffentlichen Schutz vorantreiben. Wir hoffen, dass die nachfolgenden Generationen, die Populationsüberwachung weiterführen und ausbauen. Sie sollten auch die von uns erwägten Lösungsvorschläge, die als Resultat des letzten Jahres entstanden sind umsetzen (z. B. die Verkleinerung des Schilfgürtels). 43 Zur endgültigen Klärung der Frage ob es sich um ein natürliches oder künstliches Soll handelt schlagen wir eine Bodenuntersuchung (Bohrung) vor. Hierbei könnte gleichzeitig der Staudamm in Richtung Fährsee auf seine Dichtheit überprüft werden und bei Bedarf eine Sohlschwelle errichtet werden. Potential liegt in der Untersuchung der Amphibienpopulation. Es stehen noch Fragen offen, die vielleicht eine andere Schülergruppe klären könnte, so z. B. die Verfolgung der Migrationsbewegungen und damit verbunden die Notwendigkeit von Lurchzäunen. Hinsichtlich der Libellenentwicklung sind die folgenden zwei Jahre von höchstem Interesse. Da die Grüne Mosaikjungfer mehrjährig ist werden sich die direkten Auswirkungen des feuchten und des darauffolgenden trockenen Jahres erst in den nächsten beiden Jahren zeigen. Letztlich bleibt uns jetzt nur noch die Hoffnung etwas zum Schutz der Grünen Mosaikjungfer und ihrer Heimat beigetragen zu haben. Für die Art wäre es ein Schritt in die richtige Richtung. 44