Elektrooptische Eigenschaften von InAs/(GaIn)Sb Übergittern

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Elektrooptische Eigenschaften von InAs/(GaIn)Sb
Übergittern
Lutz Bürkle
Elektrooptische Eigenschaften von InAs/(GaIn)Sb
Übergittern
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades
der
Fakultät für Physik
der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
vorgelegt von
Lutz Bürkle
aus Stuttgart
Mai 2001
Dekan:
Leiter der Arbeit:
Referent:
Korreferent:
Prof.
Prof.
Prof.
Prof.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
K. Königsmann
J. Wagner
J. Wagner
R. Brenn
Tag der Verkündigung des Prüfungsergebnisses:
10. Juli 2001
Teilergebnisse dieser Arbeit waren Gegenstand verschiedener Veröffentlichungen und Vorträge. Eine Liste befindet sich am Ende der Arbeit auf Seite 119.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 III-V Halbleiter . . . . . . . . . .
2.2 Heterostrukturen . . . . . . . . .
2.2.1 Elastische Verspannung .
2.2.2 Relative Bandanordnung .
2.2.3 Quantisierungseffekte . .
2.3
2.4
2.5
2.6
1
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5
5
7
7
9
10
2.2.4 Übergitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2.5 Zustandsdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
InAs/(GaIn)Sb Übergitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
12
13
Bandstruktur von InAs/(GaIn)Sb Übergittern . . . . . . .
Probencharakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.1 Röntgenbeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.2 Photolumineszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.3 Rasterkraftmikroskopie . . . . . . . . . . . . . . .
Probenherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.6.1 Probenherstellung mit der Molekularstrahlepitaxie
2.6.2 Grenzflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.6.3 Schichthomogenität . . . . . . . . . . . . . . . . .
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15
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21
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28
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31
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33
33
34
35
35
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3 Magnetotransportuntersuchungen
3.1 Experimentelle Vorgehensweise . . . . . . . .
3.1.1 Probenwachstum . . . . . . . . . . . .
3.1.2 Probenprozessierung . . . . . . . . . .
3.1.3 Supraleitender Magnet . . . . . . . . .
3.1.4 Meßdatenerfassung . . . . . . . . . . .
3.2 Theoretische Betrachtungen . . . . . . . . . .
3.2.1 Klassische Beschreibung . . . . . . . .
3.2.1.1 Energieunabhängiges Modell
3.2.1.2 Energieabhängiges Modell . .
3.3 Auswertung der Meßdaten . . . . . . . . . . .
3.3.1 Konventionelle Hall-Messung . . . . .
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ii
INHALTSVERZEICHNIS
3.4
3.3.2 Mehrladungsträgeranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.3 Beweglichkeitsspektralanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.4 Auswertung der Meßdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Experimentelle Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.1 Temperaturabhängigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.2 Einfluß der Einzelschichtdicken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.3 Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.4 Einfluß der Wachstumstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.4.1 Magnetotransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.4.2 Korrelation der Hintergrunddotierung mit der PL Intensität
4 Übergitterdioden
4.1
37
38
41
44
44
45
46
48
48
51
53
Der p-n Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
4.1.1
53
Der p-n Übergang im thermischen Gleichgewicht . . . . . . . . . . . .
4.1.2
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54
55
58
60
60
62
64
64
66
68
72
74
74
75
77
77
79
5 Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
5.1 Heterostrukturen im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1.1 Magnetfeld senkrecht zur Schichtebene . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1.2 Magnetfeld parallel zur Schichtebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
83
83
83
84
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
5.2
5.3
Der p-n Übergang bei anliegender Spannung . . .
4.1.2.1 Diffusionsstrom . . . . . . . . . . . . . .
4.1.2.2 Generations-Rekombinationsstrom . . . .
4.1.2.3 Zener-Tunnelstrom . . . . . . . . . . . . .
Diodenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diodenprozessierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dunkelstrommessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.4.1 Diodenkennlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.4.2 Temperatur- und Bandlückenabhängigkeit des R0 A
4.4.3 Oberflächenleckströme . . . . . . . . . . . . . . . .
C-V Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Messung der Minoritätsladungsträgerlebensdauer . . . . .
4.6.1 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.6.2 Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Detektorrauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.7.1 Rauschmechanismen und Detektivität . . . . . . .
4.7.2 Rauschmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1.3 Magnetische Quantisierung in Übergittern . . . . .
Magnetooptische Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . .
5.2.1 Experimentelle Ergebnisse in Faraday-Orientierung
5.2.2 Auswertung der Meßergebnisse . . . . . . . . . . .
5.2.3 Experimentelle Ergebnisse in Voigt-Orientierung .
Wannier-Stark-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Produkts
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86
87
88
90
91
93
INHALTSVERZEICHNIS
5.3.1
5.3.2
5.3.3
5.3.4
5.4
.
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94
95
95
97
Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden . . . . . . .
99
5.4.1
5.4.2
5.4.3
Optische Übergänge zwischen Stark-Niveaus . . . . . . .
Stark-Effekt im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . .
Tunnelstrom bei Stark-Quantisierung . . . . . . . . . .
Quantitative Beschreibung der Tunnelstromoszillationen
iii
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Optische Übergänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tunnelstrom bei Stark-Quantisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tunnelstromoszillationen im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . .
99
101
104
6 Zusammenfassung
109
Literaturverzeichnis
113
Veröffentlichungen und Vorträge
119
Danksagung
123
Kapitel 1
Einleitung
Mittels moderner epitaktischer Kristallwachstumsverfahren ist es heute möglich,
Halbleiterschichten mit atomarer Präzision
auf ein geeignetes einkristallines Trägermaterial abzuscheiden. Die Bandlücke und die
Dotierung lassen sich dabei durch eine Änderung der chemischen Zusammensetzung in
Wachstumsrichtung gezielt verändern. Eine solche Struktur, die aus verschiedenen
Halbleiterschichten besteht, wird als Heterostruktur bezeichnet. Heterostrukturen bilden die Grundlage einer Vielzahl von neuartigen Halbleiterbauelementen, deren Funktionsweise auf Quantisierungseffekten beruht.
Abb. 1.1: Wärmebild des Autors im Spektralbereich
Prominente Beispiele für solche Bauelemente zwischen 8 und 12 µm.
sind der modulationsdotierte Feldeffekttransistor (Modulation Doped Field-Effect Transistor, MODFET) oder der Quantenfilmlaser [59].
Eine besondere Bedeutung unter den Heterostrukturen kommt den sogenannten Übergittern
zu. Der Begriff Übergitter wurde von L. Esaki und R. Tsu im Jahre 1970 für Strukturen
eingeführt, die aus einer periodischen Abfolge von Quantentöpfen bestehen [18]. Sind die Barriereschichten im Übergitter hinreichend dünn, führt die resonante Kopplung zwischen den
quantisierten Energieniveaus der einzelnen Quantentöpfe zur Ausbildung von sogenannten
Minibändern. Durch eine geeignete Wahl der Schichtmaterialien und der Einzelschichtdicken
im Übergitterstapel lassen sich die energetische Lage und die Breite der Minibänder nahezu
beliebig einstellen. Diese Möglichkeit wird im englischen Sprachraum als band gap enginee”
ring“ bezeichnet. Auf der Basis von Übergittern ist es somit möglich, künstliche Halbleitermaterialien mit gezielt einstellbaren anisotropen elektronischen und optischen Eigenschaften
herzustellen, die in dieser Form als Volumenhalbleiter in der Natur nicht vorkommen.
Das in dieser Arbeit betrachtete Materialsystem InAs/Ga1−x Inx Sb weist eine relative Bandanordnung auf, bei der das Leitungsband von InAs energetisch unterhalb des Valenzbandes
von (GaIn)Sb liegt. Aufgrund dieser besonderen Bandanordnung eignen sich InAs/(GaIn)Sb
Übergitter insbesondere für die Herstellung optoelektronischer Bauelemente wie Laser für das
mittlere [12, 46] und Photodetektoren für das ferne Infrarot [24, 35]. Durch eine gezielte Wahl
1
2
Einleitung
der Einzelschichtdicken und der Indiumkonzentration ist es möglich die Bandlücke der InAs/
(GaIn)Sb Übergitter kontinuierlich im Bereich zwischen 0 und etwa 0.3 eV einzustellen. Die
Bandlücke des Übergitters ist dabei durch die Energiedifferenz zwischen dem ersten schweren
Lochniveau HH1 und dem Elektronenminiband C1 gegeben. Optische Übergänge zwischen
diesen beiden Subbändern erfolgen räumlich indirekt [58].
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden die elektrischen und optischen Eigenschaften
von InAs/(GaIn)Sb Übergittern insbesondere im Hinblick auf eine Realisierung von Photodioden für den infraroten Spektralbereich zwischen 8 und 12 µm untersucht. In Kapitel 2 werden
zunächst die Grundlagen des Materialsystems InAs/Ga1−x Inx Sb betrachtet und die grundlegenden Eigenschaften von InAs/(GaIn)Sb Übergittern dargestellt. Daran schließt sich ein
Beschreibung des Wachstums der Übergitter mit der Molekularstrahlepitaxie und ein kurzer
Überblick über die zur Charakterisierung der hergestellten Übergitterstrukturen eingesetzten
Meßverfahren an.
Für die Entwicklung von Übergitterdioden ist die Kenntnis der elektrischen Transporteigenschaften der hergestellten InAs/(GaIn)Sb Übergitter von entscheidender Bedeutung. So
richtet sich die Fremddotierung der einzelnen Diodenbereiche nach der im nominell undotierten Übergitter vorhandenen Hintergrunddotierung, die entweder kompensiert oder noch
weiter erhöht werden muß. Mit Hilfe von Hall-Messungen lassen sich die beiden für die elektrische Leitfähigkeit σ = enµ eines Halbleiters relevanten Größen Ladungsträgerkonzentration
n und Ladungsträgerbeweglichkeit µ unabhängig voneinander bestimmen. In der Praxis stellt
sich jedoch heraus, daß in InAs/(GaIn)Sb Übergittern häufig mehrere Ladungsträgerarten mit
unterschiedlichen Beweglichkeiten am elektrischen Transport beteiligt sind, so daß gewöhnliche Hall-Messungen bei einem konstanten Magnetfeld nicht aussagekräftig sind. Magnetfeldabhängige Transportuntersuchungen ermöglichen dagegen sowohl die Bestimmung aller
vorhandenen Ladungsträgerarten als auch deren Konzentrationen und Beweglichkeiten. In
Kapitel 3 werden die experimentellen Ergebnisse solcher magnetfeldabhängige Transportuntersuchungen an InAs/(GaIn)Sb Übergittern vorgestellt. Dabei wird einerseits der Einfluß der
Übergitterstruktur auf das Transportverhalten, sowie andererseits der Zusammenhang zwischen der Wachstumstemperatur und der Hintergrunddotierung der InAs/(GaIn)Sb Übergitter untersucht.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Entwicklung von Photodioden für den infraroten Spektralbereich zwischen 8 und 12 µm auf Basis von InAs/(GaIn)Sb Übergittern. Photodioden
werden üblicherweise photovoltaisch, d.h. also ohne extern anliegende Spannung betrieben.
In diesem Fall ist das Detektorrauschen, und damit die kleinste von der Photodiode noch detektierbare Strahlungsleistung, durch das thermische Rauschen (Johnson-Rauschen) des differentiellen Widerstands der Diode bei 0 V bestimmt. Um das Detektorrauschen zu minimieren
ist also insbesondere eine Optimierung der Dioden hinsichtlich ihres Dunkelstromverhaltens
von Bedeutung. Zur Charakterisierung der entwickelten Übergitterphotodioden werden unterschiedliche Meßverfahren eingesetzt. Zum einen geben spannungsabhängige Kapazitätsmessungen Aufschluß über das Dotierprofil in den hergestellten Dioden. Andererseits lassen sich
anhand von Strom-Spannungs Kennlinien wichtige Erkenntnisse über die Strommechanismen
gewinnen, die das Dunkelstromverhalten der Übergitterdioden begrenzen. Bei den geringen
Abmessungen der Mesaphotodioden in einem zweidimensionalen Detektorfeld (Focal Plane
Array, FPA) kommt dabei insbesondere der Untersuchung von Oberflächenleckströmen eine
wichtige Bedeutung zu.
In einem Übergitter führt die resonante Kopplung zwischen benachbarten Quantentopfzuständen zur Ausbildung von Minibändern. Durch Anlegen eines elektrischen Felds in Wachstumsrichtung kann die anisotrope dreidimensionale Zustandsdichte des Übergitters kontinu-
3
ierlich in eine quasi-zweidimensionale Zustandsdichte überführt werden. Dieser Vorgang wird
als Wannier-Stark Lokalisierung bezeichnet. Dagegen hat ein Magnetfeld eine Lokalisierung
der Ladungsträgerbewegung in einer Ebene senkrecht zur Magnetfeldrichtung zur Folge. In
Kapitel 5 wird der Einfluß elektrischer und magnetischer Felder auf die Quantisierung in
InAs/(GaIn)Sb Übergittern untersucht. Dies geschieht einerseits mit Hilfe von magnetooptischen Messungen, die unter anderem eine Bestimmung der effektiven Massen im Übergitter
ermöglichen. Andererseits wird die Ausbildung lokalisierter Wannier-Stark Zustände in der
Verarmungszone von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden anhand spektral aufgelöster Photostrommessungen belegt. In den Strom-Spannungs Kennlinien von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden läßt sich ein oszillatorisches Verhalten im Bereich des Zener-Tunnelstroms nachweisen, das auf eine resonante Verstärkung des Tunnelstroms durch Wannier-Stark Zustände
zurückzuführen ist. Mit Hilfe eines im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Modells lassen
sich diese Tunnelstromoszillationen quantitativ beschreiben. Darüber hinaus wird der Einfluß eines parallel oder senkrecht zur Übergitterschichtebene orientierten Magnetfelds auf die
Tunnelstromoszillationen untersucht.
Die vorliegende Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse in
Kapitel 6.
Kapitel 2
Grundlagen
2.1
III-V Halbleiter
Halbleiter sind Festkörper, deren elektrische Leitfähigkeit zwischen derjenigen von Isolatoren und Metallen liegt. Die wichtigste Eigenschaft eines Halbleiters ist die Energiebandlücke
zwischen dem obersten mit Elektronen besetzten Valenzband und dem untersten unbesetzten Leitungsband. Die Bandlücke der meisten Halbleiter liegt etwa zwischen 100 meV und
3 eV. Viele charakteristische Halbleitereigenschaften beruhen auf der Tatsache, daß Elektronen erst durch Wärme, elektromagnetische Strahlung oder andere Energieeinwirkung über
die Bandlücke hinweg vom Valenz- ins Leitungsband angeregt werden müssen, bevor sie zum
elektrischen Transport beitragen können. Die technische Bedeutung von Halbleitern liegt in
der Möglichkeit begründet, ihre Leitfähigkeit durch Dotierung mit Donatoren und Akzeptoren
in einem weiten Bereich kontrolliert einstellen zu können.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Element- und Verbindungshalbleitern.
Während Elementhalbleiter ausschließlich aus einem Element bestehen (z.B. Silizium, Germanium), setzen sich Verbindungshalbleiter aus verschiedenen Elementen zusammen. Eine
zunehmend wichtige Rolle spielen die III-V Verbindungshalbleiter, die sich aus Elementen
der dritten und fünften Hauptgruppe des Periodensystems zusammensetzen (z.B. Galliumarsenid) in der Optoelektronik und Hochfrequenztechnik. Sowohl Anionen als auch Kationen
der Verbindungshalbleiter lassen sich durch andere Elemente aus derselben Hauptgruppe substituieren, so daß ternäre oder auch quaternäre Legierungen entstehen. Auf diese Weise lassen
sich Halbleitereigenschaften wie Bandlücke und Gitterkonstante in weiten Bereichen variieren.
Die Substituenten sind im Kristall statistisch verteilt und nehmen dort jeweils einen Anionenbzw. Kationengitterplatz ein. Man spricht bei solchen Legierungen auch von festen Lösungen.
Die in dieser Arbeit betrachteten Verbindungshalbleiter Indiumarsenid (InAs) und
Galliumantimonid (GaSb) kristallisieren wie die meisten anderen III-V Halbleiter in der
Zinkblende-Struktur. Diese besteht aus zwei um ein Viertel der Raumdiagonalen zueinander
verschobenen kubisch flächenzentrierten (face-centered cubic, fcc) Gittern, wobei die Gitterplätze des einen Gitters mit Atomen der Gruppe III und die des anderen mit Atomen der
Gruppe V besetzt sind (Abb. 2.1). Die Gitterkonstante der Einheitszelle ist eine für kubische
III-V Halbleiter charakteristische Größe und liegt im Bereich zwischen 5.65 Å für Galliumarsenid (GaAs) und 6.48 Å für Indiumantimonid (InSb).
5
6
Grundlagen
Die Periodizität des Kristallgitters im Ortsraum überträgt sich im Impulsraum auf das
reziproke Gitter. Als Brillouin-Zone bezeichnet man die Wigner-Seitz Zelle des reziproken
Gitters (Abb. 2.2). Punkte im reziproken Gitter, die sich durch eine besondere Symmetrie
auszeichnen, werden mit den Buchstaben Γ, K, L, X, und die zugehörigen Achsen mit Σ, Λ
und ∆ bezeichnet.
Die Bewegung von Elektronen im periodischen Gitterpotential läßt sich durch einen Impuls
aus der ersten Brillouin-Zone beschreiben. Dabei bestimmt die Dispersionsrelation En (k) die
Energiewerte, die Elektronen mit Gitterimpuls k annehmen können [5]. En (k) wird auch als
Bandstruktur des Halbleiters bezeichnet. Abb. 2.3 zeigt die Bandstruktur von GaSb innerhalb
der ersten Brillouin-Zone. Sowohl bei InAs als auch bei GaSb liegen das Leitungsbandminimum und das Valenzbandmaximum im k-Raum an derselben Stelle, nämlich am Γ-Punkt im
Zentrum der Brillouin-Zone. Man bezeichnet solche Halbleiter als direkt, da Elektronen die
Bandlücke ohne Änderung ihres Impulses, d.h. ohne zusätzliche (zum Beispiel phononische)
Streuprozesse überwinden können. Direkte Halbleiter eignen sich aus diesem Grund besonders
für optoelektronische Anwendungen.
Die elektronischen Eigenschaften von Halbleitern werden im wesentlichen von Elektronen
in der Nähe des Leitungsbandminimums und Löchern in der Nähe des Valenzbandmaximums
bestimmt. Bei direkten III-V Halbleitern liegen diese Bandextrema am Γ-Punkt. Es genügt
daher häufig den Bandverlauf nur in einer Umgebung der Bandextrema zu bestimmen. Diesen Ansatz verfolgt die k · p Theorie. Sie ermöglicht die Berechnung des Bandverlaufs in der
Umgebung eines ausgezeichneten Punkts im reziproken Raum durch eine störungstheoretische Behandlung [7]. Die Lösungen der Ein-Elektron-Schrödingergleichung für das periodische
Gitterpotential sind Bloch-Funktionen der Form
ψnk (r) = unk (r) eik·r
,
(2.1)
wobei unk (r) die Periodizität des Kristallgitters besitzt und n den Bandindex bezeichnet. Die
von k abhängigen Glieder der Schrödingergleichung lassen sich zu einem Störoperator Ŝ(k)
zusammenfassen, der als Störung des Kristall-Hamiltonoperators Ĥ(k) bei k = 0 aufgefaßt
werden kann
h
i
Ĥ(k = 0) + Ŝ(k) unk (r) = En (k) unk (r) .
(2.2)
kz
/
ky
K
X
kx
Abb. 2.1: Das Zinkblendegitter besteht aus zwei um
ein Viertel der Raumdiagonalen zueinander verschobenen kubisch flächenzentrierten Gittern.
L
Abb. 2.2: Erste Brillouin-Zone eines kubisch
flächenzentrierten Gitters. Symmetriepunkte sind
mit Γ, K, L und X bezeichnet.
2.2 Heterostrukturen
7
Bei der Bandberechnung im Kane-Modell werden zunächst nur die unterste Leitungsund die obersten drei Valenzbandkanten einschließlich der Spinentartung berücksichtigt (sogenannte 8-Band k · p Rechnung). Der Störoperator Ŝ(k) läßt sich dann diagonalisieren und
in Form einer 8 × 8 Matrix darstellen, welche die Wechselwirkung zwischen den beteiligten
Bändern beschreibt. Wechselwirkungen mit höher und tiefer liegenden Bändern können nun
mit Hilfe der Störungstheorie behandelt werden [36].
Abb. 2.4 zeigt die obersten drei Valenzbänder und das unterste Leitungsband eines direkten III-V Halbleiters in der Nähe des Γ-Punktes. Das leichte Lochband (Light Hole, LH)
und das schwere Lochband (Heavy Hole, HH) sind am Γ-Punkt entartet. Das Spin-Bahnabgespaltene Band (Split-off, SO) ist durch die Spin-Bahn Wechselwirkung um die Energie
∆0 gegenüber den anderen beiden Valenzbändern verschoben.
2.2
Heterostrukturen
In der modernen Halbleiterphysik spielen in immer stärkerem Maße dünne kristalline Schichten eine wichtige Rolle. Zur Herstellung solcher Schichten werden epitaktische Kristallwachstumsverfahren wie die Molekularstrahlepitaxie (Molecular Beam Epitaxy, MBE) oder die
metallorganische Gasphasenepitaxie (Metal-Organic Chemical Vapor Deposition, MOCVD)
verwendet. Sie ermöglichen es, dünne Schichten verschiedener Halbleiter mit atomarer Präzision auf einem geeigneten Substrat aufzuwachsen. Eine Struktur, die aus Schichten verschiedener Halbleitermaterialien besteht, wird als Heterostruktur bezeichnet. Dabei müssen die
Ausgangsmaterialien, aus denen die Heterostruktur zusammengesetzt ist, zwar dieselbe Kristallstruktur, jedoch nicht notwendigerweise dieselbe Gitterkonstante haben.
2.2.1
Elastische Verspannung
Besitzt der epitaktische Film eine andere Gitterkonstante als das Substrat, wächst er unter
elastischer Verspannung auf das Substrat auf. Dabei paßt sich die Gitterkonstante des Films
in der Schichtebene elastisch an die des Substrats an (Abb. 2.5). Man spricht von pseudomor-
1.5
C
Energie E [eV]
1.0
0.5
Eg
0.0
HH
LH
∆0
-0.5
SO
-1.0
-0.10
-0.05
0.00
0.05
0.10
k [× 2π/a0]
Abb. 2.3: Bandstruktur von GaSb in der ersten
Brillouin-Zone [43].
Abb. 2.4: Bandverlauf von GaSb in der Nähe des
Γ-Punkts.
8
Grundlagen
(a) Epischicht unter Zugspannung (a < a0 )
a
a
a^ = a0
a||
a0
a0
a0
a0
(b) Epischicht unter Druckspannung (a > a0 )
a
a^ = a0
a
a||
a0
a0
a0
a0
Abb. 2.5: Schematische Darstellung von pseudomorphem Schichtwachstum. Die Gitterkonstante der epitaktischen Schicht paßt sich in der Schichtebene elastisch an die
Gitterkonstante des Substrats an und wird dadurch in Wachstumsrichtung (a) gestaucht
(a < a0 ) bzw. (b) gedehnt (a > a0 ).
phem Wachstum. Ist die intrinsische Gitterkonstante a der epitaktischen Schicht größer als
die des Substrats a0 , wächst die Schicht druckverspannt (a > a0 ), andernfalls zugverspannt
(a < a0 ) auf das Substrat auf. Für die Verspannung in auf Substraten in (100) Orientierung
gewachsenen Schichten gilt [69]
k =
ak
a0
−1 =
−1
a
a
⊥ =
a⊥
C12
− 1 = −2
a
C11 k
(2.3)
.
(2.4)
Dabei sind k und ⊥ die Verspannungen parallel und senkrecht zur Substratoberfläche, a0
ist die Gitterkonstante des Substrats, a die intrinsische Gitterkonstante des Films, a⊥ die
Gitterkonstante des verspannten Films in Wachstumsrichtung und ak die Gitterkonstante des
verspannten Films in der Schichtebene. Die elastischen Konstanten des Films sind mit C11
und C12 bezeichnet.
Pseudomorph verspannte Filme können nur bis zu einer bestimmten Schichtdicke auf ein
Substrat abgeschieden werden. Oberhalb der sogenannten kritischen Schichtdicke beginnt der
Film durch Bildung von Versetzungen zu relaxieren um die innere Spannung zu verringern.
2.2 Heterostrukturen
9
Bei genügend großer Dicke nimmt solch eine relaxierte Schicht wieder ihre intrinsische Gitterkonstante an. Diese Einschränkung bezüglich der Herstellung von Heterostrukturen kann man
durch das Wachsen von gitterangepaßten oder verspannungskompensierten Strukturen umgehen. Bei gitterangepaßtem Wachstum wird die Zusammensetzung der einzelnen Schichten der
Heterostruktur so gewählt, daß sie ohne Verspannung auf das Substrat aufwachsen. Ein Beispiel hierfür ist das Ga0.47 In0.53 As/In0.52 Al0.48 As Materialsystem auf InP-Substrat. Dagegen
sind bei verspannungskompensierten Heterostrukturen die Einzelschichten zwar bezüglich des
Substrats verspannt, die Verspannungen dieser Schichten kompensieren sich im Mittel aber
gerade. Auf diese Weise ist es zum Beispiel auch möglich, dicke InAs/Ga1−x Inx Sb Übergitterschichten auf GaSb-Substrat herzustellen, obwohl InAs bezüglich GaSb mit einer relativen
Gitterfehlanpassung von ∆a/a = −0.62 % stark zugverspannt wächst, und nur eine kritische
Schichtdicke von etwa 20 nm aufweist. Die druckverspannten Ga1−x Inx Sb-Schichten können in
diesem Fall die Zugspannung der InAs-Schichten kompensieren. Bei einem gegebenen Schichtdickenverhältnis lassen sich durch eine geeignete Wahl der Indiumkonzentration x mehrere µm
dicke, gitterangepaßte Übergitterschichten auf GaSb-Substrat herstellen. Die mittlere relative
Gitterfehlanpassung eines Übergitters ist durch [61]
∆a
2 dSL
=
−1 ,
(2.5)
a ⊥ a0 nML
gegeben, wobei nML die Anzahl der Monolagen einer Periode angibt, und dSL die Übergitterperiode ist. Ist ∆a/a positiv, steht das Übergitter unter Druckverspannung, ansonsten ist
es zugverspannt. Die mittlere Gitterfehlanpassung eines Übergitters bezüglich des Substrats
läßt sich mit Hilfe von Röntgenbeugungsuntersuchungen experimentell bestimmen.
2.2.2
Relative Bandanordnung
Neben der Gitterkonstante ist in einer Heterostruktur auch der Bandverlauf in Wachstumsrichtung modifiziert. An der Grenzfläche zweier Halbleiter erhält man einen idealerweise abrupten Potentialsprung. Abhängig von der relativen Bandanordnung der Halbleiter unterscheidet man die drei in Abb. 2.6 gezeigten Arten von Heterostrukturen.
(a) Typ-I
B
(b) Typ-IIa
A
B
B
(c) Typ-IIb
A
B
B
A
B
A
B
A
Abb. 2.6: Mögliche relative Bandanordnungen in Halbleiterheterostrukturen. Schematisch dargestellt ist die Bandanordnung in einer (a) Typ-I Struktur, (b) Typ-IIa
Struktur mit überlappenden Bandlücken und (c) Typ-IIb Struktur mit unterbrochenen
Bandlücken.
10
Grundlagen
Bei einer Typ-I Bandanordnung (Abb. 2.6a) überlappen die Bandlückenenergien der Halbleiter vollständig. In einer Quantentopfstruktur sind sowohl Elektronen als auch Löcher in
der Halbleiterschicht mit der kleineren Bandlücke lokalisiert, so daß ein optischer Übergang
zwischen den quantisierten Zuständen räumlich direkt erfolgen kann. Ein Materialsystem
mit Typ-I Bandanordnung ist GaAs/AlGaAs. Dagegen sind bei Typ-II Heterostrukturen
die Bandkanten der Einzelschichten so angeordnet, daß die Schicht, die im Valenzband als
Potentialbarriere wirkt, gleichzeitig im Leitungsband einen Potentialtopf bildet. Unter Vernachlässigung von Quantisierungseffekten ist die effektive Bandlücke von Typ-II Strukturen
daher kleiner als die ihrer Komponenten. Elektronen und Löcher sind in räumlich aneinander
angrenzenden Schichten lokalisiert, und ein optischer Übergang erfolgt räumlich indirekt. Mit
Typ-IIa bezeichnet man Heterostrukturen bei denen ein partieller energetischer Überlapp
der Bandlücken vorliegt (Abb. 2.6b). Ein typisches Beispiel hierfür sind GaInAs/GaAsSb
Heterostrukturen auf InP-Substrat. Dagegen überlappen bei der Typ-IIb Bandanordnung
die Bandlücken nicht. Die Leitungsbandkante der einen Schicht liegt hier energetisch unterhalb der Valenzbandkante der anderen (Abb. 2.6c). Sind die Schichtdicken erheblich größer
als die de Broglie-Wellenlänge der Ladungsträger im Halbleiter, so sind Quantisierungseffekte vernachlässigbar, und Typ-IIb Heterostrukturen zeigen halbmetallischen Charakter. Das
Materialsystem InAs/GaSb ist ein typisches Beispiel für eine Typ-IIb Bandanordnung. Mit
Typ-IIb Heterostrukturen ist es im Prinzip möglich, durch geeignete Wahl der Einzelschichtdicken beliebig kleine effektive Bandlückenenergien einzustellen und auf diese Weise einen
kontinuierlichen Übergang vom Halbmetall zum Halbleiter zu erzielen. Sie eignen sich daher
insbesondere für optoelektronische Anwendungen im mittleren und fernen Infrarot.
2.2.3
Quantisierungseffekte
Bei Heterostrukturen, deren Schichtdicken in der Größenordnung der De Broglie Wellenlänge
der freien Ladungsträger, also weniger Nanometer, liegen machen sich Quantisierungseffekte
bemerkbar, die sich durch Lösen der Ein-Elektron-Schrödingergleichung für den gegebenen
Potentialverlauf berechnen lassen. Geht man von einem parabolischen Bandverlauf im Halbleiter aus und vernachlässigt exzitonische Wechselwirkungen, dann ist
2
1 ∂2
1 ∂2
1 ∂2
~
+
+
− V (r) ψ(r) = E ψ(r) ,
(2.6)
−
2 m∗x ∂x2 m∗y ∂y 2 m∗z ∂z 2
wobei V (r) den Potentialverlauf der Heterostruktur beschreibt. Für zweidimensionale Schichtsysteme findet die Quantisierung lediglich in Wachstumsrichtung z statt, so daß die Bewegung der Elektronen in der Schichtebene weiterhin die eines freien Teilchens mit parabolischer
Energiedispersion ist. Dagegen ist die Energie der Bewegung in Wachstumsrichtung in diskrete
Energieniveaus En quantisiert
~2 ky2
~2 kx2
E(k) =
+
+ En
2m∗x
2m∗y
.
(2.7)
Im Falle eines Potentialtopfs mit unendlich hohen Wänden lassen sich die Energieniveaus der
gebundenen Zustände in analytischer Form angeben. Die Quantisierungsenergie [34]
~2 π 2 n2
(2.8)
2m∗ L2
nimmt quadratisch mit der Hauptquantenzahl n zu, und ist umgekehrt proportional zur effektiven Masse m∗ und zum Quadrat der Topfbreite L.
En =
2.2 Heterostrukturen
11
Die Energieniveaus eines Quantentopfs mit endlicher Barrierenhöhe lassen sich dagegen
nur numerisch bestimmen. In diesem Falle dringen die Wellenfunktionen der gebundenen
Zustände in das Barrierenmaterial ein, und fallen dort exponentiell ab. An den Grenzflächen
der beiden Materialien A und B müssen die Wellenfunktionen die folgenden Randbedingungen
erfüllen:
1. Stetigkeit der Wellenfunktion ψA = ψB und
2. Stetigkeit der Ableitung der Wellenfunktion
1 ∂ψA
m∗A ∂z
=
1 ∂ψB
m∗B ∂z .
Die erste Bedingung gewährleistet dabei den Erhalt der Wahrscheinlichkeitsdichte |ψ|2 über
die Grenzfläche hinweg, während die zweite für den Erhalt der Wahrscheinlichkeitsstromdichte
~
∂ ∗
∗ ∂
2im∗ (ψ ∂z ψ − ψ ∂z ψ ) sorgt. Unabhängig von der Tiefe des Potentialtopfs existiert immer
mindestens ein gebundener Zustand mit einer von null verschiedenen Quantisierungsenergie.
2.2.4
Übergitter
Energie [eV]
Der Begriff Übergitter wurde von L. Esaki
1.0
und R. Tsu im Jahre 1970 für Strukturen
eingeführt, die aus einer periodischen Abfol0.8
ge von Quantentöpfen bestehen [18]. Ist der
E3
Abstand zwischen den Quantentöpfen groß
0.6
(d.h. die Barriereschichten dick), so beeinE2
flussen sich benachbarte Potentialtöpfe weE1
gen des exponentiellen Abfallens ihrer Wel0.4
lenfunktionen im Barrierenmaterial gegenseitig nicht. Mit abnehmender Dicke der
0.2
Barriereschichten überlappen die WellenHH1
funktionen der Quantentöpfe jedoch zunehHH2
LH1
0.0
mend, und es kommt zu einer Aufspaltung der ursprünglich diskreten EnergieniHH3
LH2
veaus. Ist die Zahl der Potentialtöpfe hin-0.2
reichend groß, bildet sich ein quasikontinuLH3
ierliches Miniband aus, und die zweidimen-0.4
sionale Zustandsdichte der isolierten Poten0
50
100
150
200
250
tialtöpfe geht in die dreidimensionale ZuPeriode [Å]
standsdichte des Übergitters über [18]. Die
Entstehung von Minibändern aus den diskre- Abb. 2.7: Entstehung der Bandstruktur eines InAs/
GaSb Übergitters mit abnehmender Periode. Die InAs
ten Energieniveaus isolierter Quantentöpfe und GaSb Schichtdicken sind hier identisch. Als Enerist in Abb. 2.7 am Beispiel eines InAs/GaSb gienullpunkt wurde die Leitungsbandkante von InAs
Übergitters verdeutlicht. Umso stärker die gewählt (aus [7]).
Kopplung zwischen den Quantentöpfen ist,
desto größer wird die Minibandbreite ∆E. Der Vorgang ist dabei im Prinzip mit der Entstehung von quasikontinuierlichen Energiebändern im Festkörper vergleichbar. Der Aufspaltung
diskreter atomarer Energieniveaus der im Kristallgitter periodisch angeordneten Atome in
quasikontinuierliche Energiebänder entspricht im Falle des Übergitters die Aufspaltung diskreter Quantentopfenergieniveaus in Minibänder.
12
2.2.5
Grundlagen
Zustandsdichte
Als Zustandsdichte D(E) in einem Festkörper bezeichnet man die Anzahl der erlaubten
Zustände pro Energieeinheit, die im Energiebereich zwischen E und E + δE liegen. Hat ein
System die Energieniveaus Ek , dann ist die Zustandsdichte durch
X
D(E) =
δ(E − Ek )
(2.9)
k
gegeben [77], wobei die Summation über alle Zustände des Systems erfolgt, und δ(x) die
Diracsche Deltafunktion bezeichnet. Für die Zustandsdichte eines dreidimensionalen Systems
folgt aus der parabolischen Dispersionsrelation eine Proportionalität gemäß [73]
√
D3D (E) ∝ E .
(2.10)
Dagegen wird die Zustandsdichte in niederdimensionalen Systemen durch
D2D (E) ∝ Θ(E)
(2.11)
D1D (E) ∝ E −1/2
(2.12)
D0D (E) ∝ δ(E)
(2.13)
beschrieben [73]. Θ(x) bezeichnet hierbei eine Stufenfunktion, die abhängig von x die Werte 0 oder 1 annimmt. Die Zustandsdichte eines Übergitters ist gegenüber der stufenartigen
Zustandsdichte eines zweidimensionalen Systems durch die Ausbildung der Minibänder aufgeweicht. Im Bereich der Minibänder gilt
DSL (E) ∝
1
∆E arccos(E) .
2
Abb. 2.8: Zustandsdichte im Festkörper für die Dimensionen 0D bis 3D. Zusätzlich ist
die Zustandsdichte eines Übergitters (SL) eingezeichnet.
(2.14)
2.3 InAs/(GaIn)Sb Übergitter
13
In Abb. 2.8 ist die Zustandsdichte D(E) im Festkörper für unterschiedliche Systeme dargestellt. Die Zustandsdichte in einem Volumenhalbleiter wächst in der Umgebung des Γ-Punkts
gemäß (2.10) proportional zur Wurzel der Energie an. In einem Quantenfilm bildet sich ein
zweidimensionales elektronisches System aus, dessen Zustandsdichte für jedes Energieniveau
durch (2.11) beschrieben wird.
2.3
InAs/(GaIn)Sb Übergitter
In Abb. 2.9 sind die Bandlückenenergien der wichtigsten Element- und Verbindungshalbleiter
als Funktion ihrer Gitterkonstante aufgetragen. Durchgezogene Linien kennzeichnen Halbleiterlegierungen mit direkter Bandlücke, während indirekte Halbleiterverbindungen mit einer gestrichelten Linie gekennzeichnet sind. Auf der rechten Koordinatenachse sind die den
Bandlückenenergien entsprechenden Wellenlängen aufgetragen.
3.0
ZnS e
C dS
2.5
0.5
B andlücke [eV ]
G aP
2.0
A lS b
1.5
C dTe
G aA s
Si
1
InP
1.0
G aS b
Ge
0.5
InS b
InA s
0.0
H gTe
5.4
5.6
5.8
6.0
6.2
6.4
W ellenlänge [µ m ]
A lA s
5
10
6.6
G itterkonstante [Å ]
Abb. 2.9: Bandlücke der wichtigsten Halbleiter bei 300 K aufgetragen über ihre Gitterkonstante. Durchgezogenen Linien kennzeichnen Legierungen mit direkter Bandlücke,
gestrichelte Linien mit indirekter Bandlücke.
InAs und Ga1−x Inx Sb bilden ein geeignetes Materialsystem für Heterostrukturen, da sie
nur geringe Unterschiede in ihrer Gitterkonstante aufweisen und so bei geringer Gitterfehlanpassung auf GaSb-Substrate abgeschieden werden können. Während Ga1−x Inx Sb bei einer
Indiumkonzentration von 15 % mit einer relativen Gitterfehlanpassung von ∆a/a = 0.94 %
druckverspannt auf GaSb-Substrat wächst, ist InAs mit ∆a/a = −0.62 % zugverspannt.
In einem Übergitter können die druckverspannten Ga1−x Inx Sb-Schichten die Zugspannung
der InAs-Schichten kompensieren, so daß sich bei einem gegebenen Schichtdickenverhältnis
durch einen geeignete Wahl der Indiumkonzentration x gitterangepaßte Übergitterschichten
auf GaSb-Substrat herstellen lassen.
InAs und Ga1−x Inx Sb zeigen eine Typ-IIb Bandanordnung. Das Leitungsband von InAs
liegt energetisch unterhalb des Valenzbandes von (GaIn)Sb. In Abb. 2.10a ist die relative Lage
der Bandkanten dargestellt. Beim Übergang von InAs zu GaSb beträgt der Bandüberlapp
140 meV [67]. Für die ternäre Verbindung Ga1−x Inx Sb hängt der Bandüberlapp mit InAs vom
14
Grundlagen
Indiumgehalt x ab. Nach der Model-Solid-Theorie von van de Walle [69] ist die Bandlücke
der ternären Verbindung Ga1−x Inx Sb durch
Eg (x) = 813.3 − 991.3x + 413x2
[meV]
(2.15)
und die Valenzbanddiskontinuität zu binärem GaSb durch
∆EV (x) = 234.7x − 78.7x2
[meV]
(2.16)
gegeben. Aufgrund der Typ-IIb Bandanordnung ist die effektive Bandlücke des InAs/(GaIn)Sb
Übergitters kleiner als die seiner Komponenten. Insbesondere kann bei großen Schichtdicken
der halbmetallische Fall mit einer verschwindenden Energielücke auftreten. Durch Verändern
der Schichtdicken und der Indiumkonzentration läßt sich die Bandlücke eines InAs/(GaIn)Sb
Übergitters kontinuierlich im Bereich zwischen 0 und etwa 0.3 eV einstellen. Da sich die
Elektronen vorzugsweise in den InAs-Schichten aufhalten, während die Löcher in den GaSbSchichten lokalisiert sind, erfolgt der optische Übergang räumlich indirekt. Daher ist der Überlapp der Elektronen- und Lochwellenfunktionen, und somit auch das optische Matrixelement,
prinzipiell geringer als in einem Typ-I Übergitter. Zudem nimmt der Wellenfunktionsüberlapp
stark mit zunehmender Übergitterperiode ab, was insbesondere im Hinblick auf Detektionsanwendungen im fernen Infrarot ungünstig ist.
+6 7.4
E nergie [m eV ]
800
81 3.3
71 2.1
67 3.9
23 5
400
29 6
173 .4
14 0
+2 9.2
-4 0.3
2 31 .4
0
HH
LH
-28.8
3 49 .5
41 0
LH
-400
G aSb
InA s
InS b
G a 0 .85 In 0 .15 Sb
(a) unverspannt
HH
InA s
+31.7
-17.7
G a 0 .85 In 0 .15 Sb
(b) verspannt
Abb. 2.10: Relative Bandanordnung im (a) unverspannten und (b) auf GaSb verspannten Fall. Die Leitungsbandkante von InAs wurde als Energienullpunkt gewählt.
Um mit dem binären InAs/GaSb Übergittersystem zu Bandlückenenergien für Wellenlängen größer als 10 µm zu gelangen benötigt man große Übergitterperioden mit Einzelschichtdicken über 50 Å. Dies hat jedoch eine starke Verringerung des optischen Matrixelements und damit auch der optischen Absorption zur Folge. Um den Nachteil der räumlichen
Trennung von Elektronen und Löchern auszugleichen, verwendet man anstatt der binären
GaSb-Schichten im Übergitter ternäre Ga1−x Inx Sb-Schichten. Gegenüber GaSb weist ternäres
Ga1−x Inx Sb eine größere Gitterkonstante auf, so daß solche Schichten im Übergitter druckverspannt sind. Die Verspannung führt zu einer Modifikation der Bandanordnung im Übergitter
2.4 Bandstruktur von InAs/(GaIn)Sb Übergittern
15
(Abb 2.10b). Zum einen wird die Entartung von schweren und leichten Lochzuständen am ΓPunkt aufgehoben. Im druckverspannten (GaIn)Sb sind die schweren Lochzustände (HH) zu
größeren Energien, die leichten Lochzustände (LH) zu kleineren Energien verschoben. In den
zugverspannten InAs-Schichten liegt der umgekehrte Fall vor: hier sind die schweren Lochzustände zu kleineren Energien verschoben. Zum anderen erniedrigt sich die Energie der Leitungsbandkante unter Zugspannung (InAs) und erhöht sich unter Druckspannung (GaInSb).
Die Verspannung der Übergitterschichten bewirkt also eine gleichzeitige Absenkung des InAs
Leitungsbands und eine Anhebung des schweren Lochbandes von (GaIn)Sb, und damit eine
Verkleinerung der effektiven Übergitterbandlücke, die sich aus der Energiedifferenz zwischen
den im InAs Leitungsband quantisierten Elektronenniveaus und den im (GaIn)Sb quantisierten schweren Lochniveaus ergibt. Durch die Verwendung von ternärem (GaIn)Sb kann
somit die gleiche Bandlücke mit dünneren Übergitterschichten, also auch größerem optischen
Matrixelement, als mit binärem GaSb erzielt werden.
Im Hinblick auf Detektionsanwendungen im mittleren und fernen Infrarot weisen InAs/
(GaIn)Sb Übergitter gegenüber einem Volumenhalbleiter mit vergleichbarer Bandlückenenergie, wie zum Beispiel Hg1−x Cdx Te, eine Reihe von Vorteilen auf. So sind die effektiven Massen
im Übergitter nicht, wie im Falle des Volumenhalbleiters mit der Bandlückenenergie verknüpft [7]. Im Volumenhalbleiter hat eine kleine Bandlückenenergie kleine effektive Massen,
und damit eine geringe Zustandsdichte zur Folge. Im Übergitter lassen sich die effektiven Massen dagegen im gewissen Umfang unabhängig von der Bandlückenenergie maßschneidern, und
liegen über denen eines Volumenhalbleiters mit vergleichbarer Bandlückenenergie. So gleicht
die größere Zustandsdichte in den Übergittern einerseits den geringeren Wellenfunktionsüberlapp aus, so daß insgesamt ein dem Volumenhalbleiter vergleichbare Absorption erreicht wird.
Andererseits hat die größere effektive Masse in Übergitterdioden eine Verringerung von Tunnelströmen zur Folge.
Eine für die Leistungsfähigkeit von Photodioden wesentliche Größe ist die Lebensdauer der Minoritätsladungsträger in den dotierten Bereichen. Für Photodioden mit einer hohen
Empfindlichkeit sind lange Minoritätsladungsträgerlebensdauern, also kleine Rekombinationsraten erforderlich. Während die Rekombinationsrate von Shockley-Read-Hall Prozessen [60]
mit der Anzahl der Defektzentren im Halbleiter anwächst, und sich daher durch ein optimiertes Schichtwachstum reduzieren läßt, ist die Auger-Rekombinationsrate eine intrinsische
Materialeigenschaft. Im Falle des HgCdTe, das seit langem sehr intensiv erforscht wird, ist
es gelungen, die Kristallqualität so weit zu optimieren, daß die Lebensdauern durch AugerProzesse begrenzt sind. Aufgrund ihrer besonderen Bandstruktur wurde für InAs/(GaIn)Sb
Übergitter weitaus geringere Auger-Rekombinationsraten als bei HgCdTe theoretisch vorhergesagt [25, 26] und auch experimentell bestätigt [76], so daß für optimierte ÜbergitterPhotodetektoren insgesamt bessere Detektoreigenschaften und höhere Betriebstemperaturen
als bei HgCdTe-Detektoren zu erwarten sind.
2.4
Bandstruktur von InAs/(GaIn)Sb Übergittern
Durch Verändern der Schichtdicken und der Indiumkonzentration läßt sich die Bandlücke
eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters kontinuierlich im Bereich zwischen 0 und etwa 0.3 eV einstellen. Die Bandlücke des Übergitters ist dabei durch die Energiedifferenz zwischen dem
Elektronenminiband C1 und dem ersten schweren Lochniveau HH1 am Γ-Punkt gegeben [58].
InAs/(GaIn)Sb Übergitter weisen eine starke Anisotropie in der Dispersion der schweren
16
Grundlagen
InAs
(GaIn)Sb
CB
E1
HH1
HH2
Eg
VB
LH1
13 ML
8 ML
Abb. 2.11: Bandverlauf in einem aus 13 Monolagen InAs und 8 Monolagen
Ga0.85 In0.15 Sb bestehenden Übergitter.
Lochzustände auf, während die übrigen Subbänder weitgehend isotrop sind. In Abb. 2.11
ist der Bandverlauf in einem InAs/(GaIn)Sb Übergitter schematisch dargestellt. Bei Übergittern mit Bandlückenenergien für das mittleren und fernen Infrarot liegen die Dicken der
Übergitterschichten üblicherweise im Bereich zwischen 5 und 10 atomaren Monolagen. Dies
führt zu einer starken Kopplung zwischen den Elektronenwellenfunktionen benachbarter Potentialtöpfe, so daß die Breite des Elektronenminibands typischerweise Werte von 100 meV
deutlich übersteigt. Während die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen in den InAsSchichten maximal ist, sind die Wellenfunktionen der schweren Löcher in der (GaIn)Sb-Schicht
lokalisiert (Abb. 2.12). Demnach bleibt der Typ-II Charakter der Heterostruktur für optische
Übergänge zwischen Energieniveaus der schweren Löcher und dem Elektronenminiband des
Übergitters erhalten. Die Übergänge erfolgen also räumlich indirekt [30, 63].
Band
Zonenzentrum
q = 0 [meV]
C1
242.3
HH1
95.6
LH1
−67.2
HH2 −205.3
(+3)
(+5)
(+42)
(+18)
Zonenrand
qz = π/dSL [meV]
386.1
95.6
−174.6
−203.7
(+7)
(+5)
(+36)
(+17)
Minibandbreite
∆E [meV]
143.8
0.04
107.4
1.6
effektive Masse
m∗z
(+4)
0.026
(−0.01) −96.5
(−16)
−0.032
(−1)
2.4
(−0.002)
(+16.7)
(+0.002)
(+0.61)
Tab. 2.1: Mit der Dreiband EFA berechnete Bandparameter eines 13 ML InAs/8 ML
Ga0.85 In0.15 Sb Übergitters auf GaSb-Substrat. Die InAs-Schichtdicke beträgt 39.33 Å,
die (GaIn)Sb-Schichtdicke 24.62 Å. Die Bandparameter wurden mit einer Dreiband EFA
berechnet. Alle Energien sind relativ zur Energie der Leitungsbandkante von unverspanntem InAs angegeben. Die Werte in Klammern geben die absoluten Abweichungen zum
Ergebnis einer 8 × 8 k · p EFA [61] an.
2.5 Probencharakterisierung
17
Wellenfunktion ψ2 [1/nm]
InAs
(GaIn)Sb
InAs
(GaIn)Sb
0.6
0.4
HH1
C1
0.2
0.0
0
2
4
6
8
10
12
z [nm]
Abb. 2.12: Mit der Dreiband EFA berechnete Aufenthaltswahrscheinlichkeiten in einem
13 ML InAs/8 ML Ga0.85 In0.15 Sb Übergitter.
Für verschiedene Aspekte der in den späteren Kapiteln folgenden Überlegungen ist die
Kenntnis der Bandparameter des Übergitters von Bedeutung. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher ein Algorithmus zur Bandstrukturberechnung von InAs/(GaIn)Sb Übergittern nach
dem Dreiband-Einhüllendenfunktionsnäherungsverfahren (Envelope Function Approximation,
EFA) [63] entwickelt und in ein Mathematica-Programm umgesetzt. Die für die Bandberechnung verwendeten Materialparameter sind in [30] zusammengefaßt.
In Tab. 2.1 sind die mit dem Dreibandmodell berechneten Bandparameter eines aus
13 Monolagen InAs und 8 Monolagen Ga0.85 In0.15 Sb bestehenden Übergitters aufgeführt.
Das Übergitter ist auf GaSb-Substrat verspannt und weist eine mittlere Gitterfehlanpassung
von ∆a/a = −0.89 × 10−3 auf. Alle Energiewerte sind relativ zur Leitungsbandkante von
unverspanntem InAs angegeben. Die Werte in Klammern geben die Abweichungen zum Ergebnis einer 8 × 8 k · p EFA [61] wieder. Für das Elektronenminiband C1 und das erste
schwere Lochniveau HH1 liegen die mit der Dreiband EFA berechneten Energien nur um
einige Millielektronenvolt über dem Ergebnis der Achtband EFA. Die Abweichung bei der
Bandlückenenergie des Übergitters beträgt nur 2 meV und liegt damit im Bereich von 1 bis
2 %. Das Dreibandmodell ermöglicht demnach eine recht genaue Berechnung der Bandparameter des Elektronenminibands C1 und des ersten schweren Lochniveaus HH1 . Dagegen sind
die Abweichungen bei den Bandparametern der übrigen Subbänder vergleichsweise groß.
2.5
Probencharakterisierung
Zur Beurteilung der strukturellen und elektrooptischen Eigenschaften der Übergitterschichten
wurden wachstumsbegleitend verschiedene Charakterisierungsmethoden eingesetzt. Zur Bestimmung der Übergitterperiode und der Gitterfehlanpassung, sowie zur generellen Beurteilung der strukturellen Qualität der Übergitterschichten wurden hochauflösende Röntgenbeugungsuntersuchungen (High Resolution X-Ray Diffraction, HRXRD) durchgeführt. Mit Hilfe
von Photolumineszenzmessungen wurde die effektive Bandlücke der Übergitter bestimmen.
18
Grundlagen
Die Oberflächenbeschaffenheit der gewachsenen Schichten wurde mit Lichtmikroskopie und
Rasterkraftmikroskopie (Atomic Force Microscopy, AFM) untersucht. Schließlich gaben Sekundärionen-Massenspektroskopieuntersuchungen (Secondary Ion Mass Spectroscopy, SIMS)
Aufschluß über die chemische Zusammensetzung und das Dotierprofil in den gewachsenen
Schichten.
2.5.1
Röntgenbeugung
Hochauflösende Röntgenbeugungsuntersuchungen sind ein wichtiges Hilfsmittel bei der strukturellen Charakterisierung der gewachsenen Übergitterschichten. Eine genaue Beschreibung
der hierzu verwendete Meßanordnung findet sich in [32]. Abb. 2.13 zeigt das Röntgendiffraktogramm eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters in der Umgebung des (004) Reflexes des GaSbSubstrats. Neben dem Reflex des Substrats sind Übergitterreflexe bis zur siebten Ordnung zu
sehen. Dabei gibt die Anzahl der auflösbaren Beugungsordnungen Aufschluß über die strukturelle Qualität der Übergitterschichten. Aus dem Winkelabstand zwischen zwei benachbarten
Beugungsordnungen läßt sich mit
dSL =
λ
2∆ω cos Θ
(2.17)
die Übergitterperiode ermitteln [31]. Dabei bezeichnet ∆ω den Winkelabstand zwischen zwei
benachbarten Beugungsordnungen, Θ den Mittelwert ihrer Beugungswinkel und λ die Wellenlänge der verwendeten Röntgenstrahlung. Die mittlere Gitterfehlanpassung läßt sich dagegen aus der relativen Lage des Übergitterreflexes nullter Ordnung zum (004) Reflex des
106
Intensität [counts/s]
106
GaSb
105
+1
103
102
104
101
3
10
-4
102
100
22
GaSb
104
-1
-2
101
SL-0
105
SL-0
+2
-3
30.2
30.3
+3
+4
-5
-7
30.4
+5
-6
+6
24
26
28
30
32
34
36
38
Einfallswinkel ω [°]
Abb. 2.13: Θ/2Θ Röntgendiffraktogramm eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters in der Umgebung des (004) Reflexes des GaSb-Substrats. Das Übergitter hat eine Periode von
(4.56 ± 0.02) nm und eine Gitterfehlanpassung von (0.88 ± 0.02) × 10−3 .
2.5 Probencharakterisierung
19
GaSb-Substrats ermitteln [31]
∆a
a
=
⊥
sin ωGaSb
−1 .
sin ωSL
(2.18)
Ist der Übergitterreflex nullter Ordnung gegenüber dem Reflex des GaSb-Substrats zu größeren Winkeln verschoben (ωSL > ωGaSb ), ist das Übergitter zugverspannt. Erscheint der Übergitterreflex dagegen bei kleineren Winkeln (ωSL < ωGaSb ), so steht das Übergitter unter
Druckspannung.
In der Vergrößerung von Abb. 2.13 sind im Bereich zwischen den Beugungsreflexen Oszillationen zu erkennen. Dabei handelt es sich um Schichtdickeninterferenzen der Übergitterschicht, aus deren Winkelabstand sich mit (2.17) die Gesamtschichtdicke des Übergitters
bestimmen läßt. Das Auftreten solcher Schichtdickeninterferenzen setzt äußerst homogene
strukturelle Eigenschaften der Probe in lateraler und vertikaler Richtung voraus. Bereits bei
Schichtdickeninhomogenitäten von |∆t/t| > 3 × 10−3 oder Inhomogenität in der Gitterfehlanpassung von |∆a/a| > 10−5 ist die Sichtbarkeit solcher Schichtdickeninterferenzen deutlich
reduziert [22].
Bei der Interpretation der Ergebnisse der Röntgenuntersuchungen besteht die Schwierigkeit darin, daß die beiden experimentell zugänglichen Größen Übergitterperiode dSL und
Gitterfehlanpassung ∆a/a von drei strukturellen Parametern des Übergitters, nämlich der
InAs-Schichtdicke, der Ga1−x Inx Sb-Schichtdicke und der Indiumkonzentration x, abhängen.
Um diese Mehrdeutigkeit zu beseitigen, verwendet man die mit Hilfe der Photolumineszenzspektroskopie ermittelte Bandlückenenergie als dritten Größe bei der Bestimmung der strukturellen Übergitterparameter [21].
2.5.2
Photolumineszenz
Zur Bestimmung der effektiven Bandlücke werden an den gewachsenen Übergitterschichten
epitaxiebegleitende Photolumineszenzmessungen mit einem Fourierspektrometer [9] durchgeführt. Die Proben werden hierzu in einem Durchflußkryostaten mit flüssigem Helium auf
10 K abgekühlt und mit einem Nd:YAG (Yttrium-Aluminum-Garnet, YAG) Laser bei einer
Wellenlänge von 1.06 µm angeregt. Als Detektor wird ein Ge:Cu Photoleitungsdetektor verwendet. Da die Intensität der Photolumineszenz im langwelligen Infrarot prinzipiell sehr gering ist, ist eine modulierte Anregung der Probe erforderlich, um das Photolumineszenzsignal
von der dominanten thermischen Hintergrundstrahlung abtrennen zu können. Der anregende
Laserstrahl wird hierzu mit etwa 10 kHz moduliert. Die Demodulation des Detektorsignals erfolgt in einem Lock-in Verstärker, dessen Ausgangssignal schließlich auf den Signaleingang des
Fourierspektrometers gegeben wird. Dabei ist zu beachten, daß die Demodulationsstufe des
Lock-in Verstärkers mit einer Zeitkonstante τ wie ein Tiefpaßfilter mit einer 3 dB Grenzfre1
quenz fG ≈ 3τ
wirkt. Bei der verwendeten Zeitkonstante von τ = 1 ms liegt die Grenzfrequenz
des Lock-in Verstärkers also bei etwa 300 Hz. Um eine Dämpfung des demodulierten Signals
zu vermeiden, wird das Spektrometer mit einer ausreichend langsamen Scangeschwindigkeit
von 0.05 cm/s betrieben, mit der sich ein spektraler Arbeitsbereich bis zu einer Wellenzahl
von etwa 3000 cm−1 (entspricht etwa 0.4 eV) ergibt [19]. Abb. 2.14 zeigt das Photolumineszenzspektrum eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters und zum Vergleich das Photostromspektrum
der fertig prozessierten Übergitterdiode. Die Photolumineszenz setzt zusammen mit der Photostrom bei 117 meV ein und erreicht ihr Maximum bei 131 meV.
20
Grundlagen
Wellenlänge [µm]
12
10
8
6
2.5
2000
2.0
1500
1.5
1000
1.0
500
0.5
0
0.0
0.10
0.15
0.20
Responsivität [A/W]
PL Intensität [w.E.]
16 14
2500
0.25
Energie [eV]
Abb. 2.14: Photolumineszenzspektrum eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters und zum Vergleich das Photostromspektrum der fertig prozessierten Übergitterphotodiode. Die rechte
Skala gibt die Responsivität der Photodiode für doppelten Strahlendurchgang an.
Die Photolumineszenzintensität gibt darüber hinaus auch Aufschluß über die Qualität
der gewachsenen Übergitterschichten. Dies liegt einerseits daran, daß Wachstumsdefekte als
Zentren für nichtstrahlende Rekombination wirken, mit deren Zunahme auch die Photolumineszenzausbeute sinkt. Andererseits besteht zwischen Photolumineszenzintensität und Hintergrunddotierung der Übergitter ein direkter Zusammenhang (siehe Abschnitt 3.4.4.2). Da
Wachstumsdefekte zum einen zu einer Verringerung der Minoritätsladungsträgerlebensdauer im Übergitter führen, zum anderen auch defektassistierte Tunnelströme ermöglichen, was
beides einen erhöhten Dunkelstrom zur Folge hat, lassen sich mit der Photolumineszenzintensität schon vor der Prozessierung direkte Rückschlüsse auf die zu erwartenden elektrischen
Eigenschaften der Übergitterphotodioden ziehen [71].
2.5.3
Rasterkraftmikroskopie
Die Oberflächenbeschaffenheit der Übergitterschichten wurde wachstumsbegleitend mit dem
Rasterkraftmikroskop (Atomic Force Microscopy, AFM) untersucht. Abb. 2.15 zeigt die AFMAufnahme einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterprobe mit makroskopischen Epitaxiedefekten mit
einem Durchmesser zwischen 1 und 5 µm. Die Ursache für ihr Auftreten sind vermutlich kleinste Rückstände auf der Oberfläche des GaSb-Substrats, die von der Oberflächenpräparation
bei der Waferherstellung herrühren. Solche Rückstände führen zu lokalem dreidimensionalen
Schichtwachstum und somit zu einer Störung der Übergitterschichtstruktur.
Durch eine geeignete Oberflächenpräparation des GaSb-Wafers läßt sich das Auftreten
solcher Defekte verhindern. Abb. 2.16 zeigt die AFM-Aufnahme einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterprobe ohne Defekte mit einer Höhenauflösung von 4 nm. Auf dem 2 µm × 2 µm großen
Ausschnitt lassen sich deutlich 20 atomare Wachstumsstufen erkennen. Der Höhenunterschied
zwischen zwei benachbarten Wachstumsstufen beträgt eine Monolage. Die Stufen sind etwa
140 nm breit. Die Ausbildung solcher Wachstumsstufen läßt auf eine hohe Qualität der ge-
2.6 Probenherstellung
Abb. 2.15: Rasterkraftmikroskopieaufnahme einer
InAs/(GaIn)Sb Übergitterprobe mit makroskopischen Epitaxiedefekten. Solche Defekte haben typischerweise einen Durchmesser zwischen 1 und 5 µm.
21
Abb. 2.16: Rasterkraftmikroskopieaufnahme einer
InAs/(GaIn)Sb Übergitterschicht ohne Defekte. Es
sind deutlich atomare Wachstumsstufen zu erkennen.
wachsenen Übergitterschicht schließen (Monolagen-Wachstum). Die Ausrichtung der Wachstumsstufen ist dabei auf eine geringe, bei der Substratherstellung technisch bedingte Fehlorientierung bezüglich der (001) Kristallrichtung zurückzuführen. Für den in Abb. 2.16 dargestellten Fall läßt sich aus dem Abstand der atomaren Stufen eine Fehlorientierung um 0.1◦
ermitteln.
2.6
2.6.1
Probenherstellung
Probenherstellung mit der Molekularstrahlepitaxie
Die Molekularstrahlepitaxie ermöglicht das Wachstum dünner, kristalliner Halbleiterschichten
mit atomarer Präzision. Sie beruht auf der Reaktion eines oder mehrerer thermischer, nicht
ionisierter Molekularstrahlen mit einer geheizten kristallinen Substratoberfläche im Ultrahochvakuum. Der schematische Aufbau einer Molekularstrahlepitaxieanlage ist in Abb. 2.17
dargestellt.
Die in dieser Arbeit untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitter wurden in einer Molekularstrahlepitaxieanlage vom Typ Intervac GEN II hergestellt, mit der auf Substraten bis zu einer
Größe von 3 Zoll epitaxiert werden kann. Das Ultrahochvakuum in der Wachstumskammer
(um 10−10 mbar) wird von Ionengetter- und Kryopumpen aufrechterhalten. Die abzuscheidenden Materialien (Ga, In, Al, As und Sb, sowie Si und Be zur Dotierung) werden in Effusionszellen, die radial um den Substrathalter angeordnet sind, verdampft, und die Moleküle
treten durch eine kleine Öffnung aus der Effusionszelle ins Ultrahochvakuum aus. Da ihre
mittlere freie Weglänge dort in der Größenordnung mehrerer Meter liegt, bilden die Moleküle
einen kollimierten Strahl, der auf das Substrat gerichtet ist.
Beim Verdampfen der Gruppe V Elemente As und Sb entstehen überwiegend die Tetramere As4 und Sb4 . Diese können in sogenannten Crackerstufen, die den Effusionszellen nachgeschaltet sind, in Dimere oder Monomere zerlegt werden. Der Dissoziationsprozeß beruht auf
Atomkollisionen und läßt sich über die Betriebstemperatur der Crackerstufe einstellen. Für
22
Grundlagen
die im Rahmen dieser Arbeit hergestellten Übergitterschichten wurde die Crackerstufe bei
einer Temperatur von 800◦ C betrieben. Bei dieser Temperatur liegen die Gruppe V Elemente
für das Schichtwachstum überwiegend als Dimere vor.
Die Wachstumsgeschwindigkeit der Epitaxieschicht wird durch den Teilchenfluß im Molekularstrahl, d.h. also durch die Temperatur der Effusionszellen gesteuert. Typische Wachstumsgeschwindigkeiten beim MBE-Wachstum liegen zwischen 0.5 und 1 µm/h, was etwa
einer Monolage pro Sekunde entspricht. Das Ein- und Ausschalten der Molekularstrahlen erfolgt über mechanische Verschlüsse, den sogenannten Shuttern. Zur zusätzlichen Kontrolle
des Gruppe V Flusses sind sowohl die Arsen- als auch die Antimonzelle mit einem regelbaren
Ventil ausgestattet. Da die verwendete Intervac GEN II mit nur einer Indiumzelle ausgerüstet
ist, und die Temperatur der Effusionszelle während des Wachstums kurzperiodischer Übergitter nicht verfahren werden kann, bestimmt der Indiumfluß sowohl die Wachstumsrate der
InAs- als auch die der Ga1−x Inx Sb Übergitterschichten. Um definierte Schichtfolgen mit atomarer Präzision abscheiden zu können, erfolgt das Öffnen und Schließen der Shutter und die
Temperaturregelung der Effusionszellen rechnergesteuert.
Bei der Molekularstrahlepitaxie erfolgt das Schichtwachstum fern vom thermodynamischen Gleichgewicht, so daß das Wachstum im wesentlichen von der Kinetik der Oberflächenprozesse bestimmt wird. Um eine genügend hohe Oberflächenbeweglichkeit der auf das Substrat auftreffenden Moleküle zu erzielen wird das Substrat geheizt. Beim Wachstum der InAs/
(GaIn)Sb Übergitterschicht liegt die Substrattemperatur typischerweise zwischen 380 und
420◦ C. Die Substrattemperatur wird während des Wachstums mit einem Pyrometer und mit
Thermoelementen, die auf der Substratrückseite angebracht sind, gemessen.
Der Teilchenfluß kann mit Hilfe einer Ionisationsmeßröhre, die sich auf der Rückseite der
Substrathalterung befindet, vor und nach der Epitaxie bestimmt werden. Das Wachstum der
(GaIn)Sb-Übergitterschichten erfolgt mit einem V/III-Strahldruckverhältnis zwischen 2 und
4.5, während das V/III-Verhältnis beim Wachstum der InAs-Schichten bei etwa 6 liegt [21]. Da
die Molekularstrahlen aus unterschiedlichen Richtungen kommen, ist die Flußverteilung auf
der Substratoberfläche inhomogen. Um eine homogene Schichtabscheidung zu gewährleisten,
muß das Substrat während der Epitaxie rotiert werden.
Abb. 2.17: Schematische Darstellung einer Molekularstrahlepitaxieanlage [34].
2.6 Probenherstellung
23
(a) InSb-artige Grenzfläche
In
As
In
As
In
As
In
In
Sb
Sb
Sb
Sb
Sb
Sb
Sb
As
Ga
Sb
Ga
Sb
Ga
In
Ga
Ga
As
As
Sb
Sb
In
In
Ga
As
As
As
Sb
Ga
In
In
Sb
As
As
As
Ga
Ga
In
As
Sb
As
As
In
Ga
Ga
As
As
Sb
As
In
In
Ga
Sb
As
As
Sb
In
(b) GaAs-artige Grenzfläche
Sb
Ga
Sb
Ga
Sb
Ga
Abb. 2.18: Veranschaulichung der möglichen Grenzflächenbindungen beim Übergang
von GaSb zu InAs.
Um das Schichtwachstum in situ kontrollieren zu können, ist die MBE-Anlage mit einer
Elektronenkanone und einem Fluoreszenzschirm zur Beobachtung von Elektronenbeugungsbildern (Reflection High Energy Electron Diffraction, RHEED) ausgestattet. Die emittierten
Elektronen werden unter streifendem Einfall von 1 bis 3◦ an der Substratoberfläche gebeugt,
und die für die gegebene Oberflächenrekonstruktion charakteristischen Beugungsreflexe auf
dem Leuchtschirm abgebildet.
Für das Wachstum der InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten werden (100) orientierte GaSbSubstrate der Firma Wafer Technology mit einem Durchmesser von 2 Zoll eingesetzt. Die
verwendeten Substrate sind residuär p-leitend und weisen eine Hintergrunddotierung zwischen
1 und 2 × 1017 cm−3 auf. Die GaSb-Wafer sind von einer etwa 10 nm dicken natürlichen
Oxidschicht bedeckt. Um das Oxid zu entfernen werden die Wafer vor dem Einschleusen in die
Wachstumskammer der MBE kurz in verdünnter Salzsäure geätzt und anschließend sorgfältig
in Wasser gespült. Auf diese Weise erreicht man, daß sich auf dem Wafer reproduzierbar eine
vergleichsweise dünne Oxidschicht bildet, die sich vor dem Schichtwachstum gut thermisch
desorbieren läßt. Direkt nach der Präparation werden die Substrate in die Schleusenkammer
der MBE eingeschleust. Das Abheizen des restlichen Oxids erfolgt in der Wachstumskammer
der MBE unter Sb-Stabilisierung [71].
2.6.2
Grenzflächen
Da beim Übergang zwischen den Schichten eines InAs/GaSb Übergitters sowohl das Gruppe
III als auch das Gruppe V Element wechseln, lassen sich prinzipiell Grenzflächen mit Ga–
As oder mit In–Sb Bindungen realisieren. So kann man beim Übergang von GaSb zu InAs
beispielsweise die GaSb-Schicht mit Sb abschließen und die folgende InAs-Schicht mit einer
Lage In beginnen, so daß als Grenzfläche eine Monolage InSb entsteht (Abb. 2.18a). Im
umgekehrten Fall wird das Wachstum der GaSb-Schicht mit einer Lage Ga abgeschlossen und
24
Grundlagen
die folgende InAs-Schicht mit As begonnen, so daß man zu einer GaAs-artigen Grenzfläche
gelangt (Abb. 2.18b). Dabei werden auch bei Übergittern mit ternären (GaIn)Sb Schichten
die Grenzflächen immer rein binär gewachsen. Der Indium-Shutter der MBE ist also während
des Wachstums einer GaAs-artigen Grenzfläche geschlossen.
Die Art und Qualität der Grenzflächen von InAs/GaSb Übergittern läßt sich mit Hilfe der
Raman-Spektroskopie untersuchen. InSb- und GaAs-Bindungen zeigen im Raman-Spektrum
typische Moden anhand der sich die unterschiedlichen Grenzflächentypen identifizieren lassen [32]. Darüber hinaus kann man GaAs-Grenzflächenmoden, die von den oberen und unteren Grenzfläche der InAs-Schichten ausgehen anhand ihrer Polarisationsrichtung unterscheiden. Grund hierfür ist die unterschiedliche Orientierung der GaAs-Bindungen an den Grenzflächen [40]. Bei Übergittern mit ternären (GaIn)Sb-Schichten wird die InSb-Grenzflächenmode allerdings von der Mode der InSb Bindungen in der (GaIn)Sb Schicht überdeckt und
läßt sich nicht mehr nachweisen.
Da sich die Bindungslängen von In–Sb und Ga–As Bindung erheblich unterscheiden, hat
die Art der Grenzflächenbindung einen wesentlichen Einfluß auf die Gitterfehlanpassung eines
Übergitters. Aufgrund der gegenüber GaSb größeren Gitterkonstante von InSb haben InSbartige Grenzflächen eine stärkere Druckverspannung der Übergitterschicht zur Folge. Dagegen wird durch die Verwendung GaAs-artiger Grenzflächen die mittlere Gitterkonstante des
Übergitters verringert, und die Übergitterschicht somit stärker zugverspannt. Beim Wachstum von binären InAs/GaSb Übergittern auf GaSb-Substrat macht man sich dies zunutze um
105
0
100 Perioden:
GaSb
∆a/a = +4.1 × 10-3
2 × InSb-artige GF
dSL = 5.8 nm
Intensität [counts/s]
-1
103
+1
-2
+2
101
105
GaSb
50 Perioden:
3 × InSb-artige GF
1 × GaAs-artige GF
-3
103
-1
∆a/a = -0.4 × 10-3
0
dSL = 11.1 nm
+1
-2
+2
+3
-4
101
29
30
31
32
Einfallswinkel ω [°]
Abb. 2.19: Röntgen-Diffraktogramm zweier InAs/GaSb Übergitter in der Umgebung
des (004) Reflexes des GaSb-Substrats. Durch das Ersetzen jeder vierten InSb-artige
durch eine GaAs-artige Grenzfläche verringert sich die Gitterfehlanpassung von +4.1 ×
10−3 auf −0.4 × 10−3 .
2.6 Probenherstellung
25
die Zugspannung in den InAs-Schichten durch das Wachstum von InSb-artigen Grenzflächen
zu kompensieren, so daß insgesamt eine bessere Gitteranpassung erreicht werden kann.
Um den Einfluß der Grenzflächen auf die Gitterfehlanpassung der Übergitter zu verdeutlichen, sind in Abb. 2.19 die Röntgendiffraktogramme zweier InAs/GaSb Übergitterschichten
gegenübergestellt. Das obere Diffraktogramm stammt von einem aus 8 Monolagen InAs und
10 Monolagen GaSb bestehenden Übergitter, das ausschließlich mit InSb-artigen Grenzflächen
gewachsen wurde. Die Periode des Übergitters beträgt 5.8 nm, und die mittlere Gitterfehlanpassung liegt bei +4.1 × 10−3 . Das Übergitter ist also stark druckverspannt. Ersetzt man jede
vierte InSb-artige durch eine GaAs-artige Grenzfläche (Abb. 2.19 unten), verringert sich die
Gitterfehlanpassung der Übergitterschicht auf −0.4 × 10−3 . Außerdem wird durch den Austausch nur jeder zweiten Grenzfläche die Periodizität der Struktur verdoppelt, was sich im
Röntgendiffraktogramm durch eine Halbierung des Winkelabstands zwischen benachbarten
Übergitter-Beugungsordnungen bemerkbar macht.
Bei ternären InAs/(GaIn)Sb Übergittern kann Gitteranpassung an das GaSb-Substrat
am besten durch das Wachstum alternierender Grenzflächen erreicht werden, da die druckverspannten InSb-artigen Grenzfläche die Zugspannung der GaAs-artigen Grenzflächen dann
fast vollständig kompensieren. Für die Qualität der alternierenden Grenzflächen erweist es
sich darüber hinaus als günstig, das Wachstum einer Schicht jeweils mit dem Gruppe V Element abzuschließen, und die neue Schicht mit dem entsprechenden Gruppe III Element zu
beginnen [68].
2.6.3
Schichthomogenität
Für die Herstellung von großflächigen zweidimensionalen Detektorfeldern (Focal Plane Array,
FPA), wie zum Beispiel einem 256×256 FPA mit einer aktiven Fläche von etwa 1.5 cm2 , ist die
Homogenität der Epitaxieschichten über den Wafer von großer Bedeutung. Abb. 2.20 zeigt die
radiale Abhängigkeit der Periode und der mittleren Gitterfehlanpassung eines InAs/(GaIn)Sb
Übergitters (Probe S1539). Die x-Achse gibt dabei den Abstand der Meßpunkte vom Wafermittelpunkt an. Die Übergitterperiode ist am Rand des 2 Zoll Wafers gerade um 3 % kleiner
als in der Wafermitte. Die mittlere Gitterfehlanpassung ändert sich von −1.3 auf −0.95×10−3 .
Um den Einfluß dieser äußerst geringen Schichtinhomogenität auf die Bandlücke des Übergitters zu bestimmen wurde auch die Photolumineszenz radial über die Probe gemessen. In
Abb. 2.21 ist die spektrale Lage des Maximums der PL über den Abstand des Meßpunkts
vom Wafermittelpunkt aufgetragen. Mit Abnahme der Übergitterperiode zum Rand des Wafers hin nimmt die Quantisierung in den Übergitterschichten und damit auch die effektive
Bandlücke zu. In einem Radius von 15 mm um den Mittelpunkt ist die Bandlückenenergie
sehr homogen und weicht nur um 2 meV vom Wert in der Mitte ab. Dagegen nimmt die Abweichung zum Rand hin zu. Die Bandlückenenergie des Übergitters am Rand liegt mit 141 meV
um 13 meV über der Bandlücke in der Mitte des Wafers. Die in Abb. 2.21 eingezeichneten
Kurven zeigen das Ergebnis von Bandberechnungen mit dem Dreibandmodell unter Verwendung der gemessenen Radialabhängigkeit der Übergitterperiode und der Gitterfehlanpassung.
Für die gestrichelte Kurve wurde angenommen, daß die Abnahme der Periode zum Waferrand ausschließlich durch eine Abnahme der InAs-Schichtdicke hervorgerufen wird, und die
Dicke der (GaIn)Sb-Schicht über den Wafer konstant ist. Um konsistent mit der gemessenen
Radialabhängigkeit der Gitterfehlanpassung zu sein muß dann von einer Abnahme der Indiumkonzentration zum Waferrand von 26.4 auf 24 % in der (GaIn)Sb-Schicht ausgegangen
werden. In diesem Fall würde die Bandlückenenergie am Waferrand 149 meV betragen, was
26
Grundlagen
-1.25
Periode [nm ]
5.04
-1.20
5.02
-1.15
5.00
-1.10
4.98
-1.05
4.96
4.94
-1.00
4.92
-0.95
0
5
10
15
20
25
Abstand [m m ]
Abb. 2.20: Radiale Abhängigkeit der Periode und
der Gitterfehlanpassung eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters über einen 2 Zoll Wafer. Die x-Achse gibt
dabei den Abstand der Meßpunkte vom Wafermittelpunkt an.
140
P L M axim um [m eV ]
-1.30
5.06
G itterfehlanpassung [ × 10 -3 ]
5.08
138
136
134
132
130
128
0
5
10
15
20
25
A bstand [m m ]
Abb. 2.21: Radiale Abhängigkeit der effektiven
Bandlücke eines InAs/(GaIn)Sb Übergitters über
einen 2 Zoll Wafer. Die eingezeichneten Kurven zeigen das Ergebnis von EFA Bandberechnungen.
erheblich über dem gemessenen Wert liegt. Die gepunktete Kurve zeigt dagegen das Ergebnis
der Bandberechnung für den umgekehrten Fall: hier ändert sich nur die Dicke der (GaIn)SbSchicht über den Wafer und die InAs-Schichtdicke bleibt konstant. Entsprechend muß hier
von einer starken Zunahme der Indiumkonzentration in der (GaIn)Sb-Schicht zum Waferrand
ausgegangen werden. Die Bandlücke am Rand würde mit 134 meV deutlich unter dem gemessenen Wert liegen. Eine gute Annäherung an die gemessene Radialabhängigkeit der Bandlücke
erhält man wenn man die Abnahme der Übergitterperiode gleichmäßig auf beide Übergitterschichten aufteilt. Dies entspricht nur einer geringen Zunahme der Indiumkonzentration von
26.4 auf 26.6 % in der (GaIn)Sb-Schicht. Die durchgezogene Kurve zeigt das Ergebnis einer
solchen Bandberechnung.
Kapitel 3
Magnetotransportuntersuchungen
Für die Entwicklung von Übergitterdioden ist die Kenntnis der elektrischen Transporteigenschaften der hergestellten InAs/(GaIn)Sb Übergitter von entscheidender Bedeutung. So richtet sich die Fremddotierung der einzelnen Diodenbereiche nach der im nominell undotierten
Übergitter vorhandenen Hintergrunddotierung, die entweder kompensiert oder noch weiter
erhöht werden muß.
6
VH
z
1
x
5
y
Ix
B
n
d
l
2
3
w
VM
4
Abb. 3.1: Anordnung bei einer Magnetotransportmessung.
Mit Hilfe von Magnetotransportuntersuchungen lassen sich die beiden für die elektrische
Leitfähigkeit σ = enµ eines Halbleiters relevanten Größen Ladungsträgerkonzentration n und
Ladungsträgerbeweglichkeit µ unabhängig voneinander bestimmen. Hierzu wird neben der
Leitfähigkeit der Probe auch die Hall-Spannung in Abhängigkeit eines Magnetfelds gemessen. In Abb. 3.1 ist die typische Anordnung einer solchen Magnetotransportmessung gezeigt.
Längs der zu untersuchenden Probe wird mit einer Stromquelle ein konstanter Strom Ix
eingeprägt. Tritt ein Magnetfeld B senkrecht durch die Probe hindurch, werden Elektronen
durch die Lorentz-Kraft in negativer y-Richtung abgelenkt und reichern sich am Rand der
Hall-Struktur an. Gleichzeitig baut sich in y-Richtung ein elektrisches Feld Fy auf, das der
Bewegung der Elektronen, und somit ihrer weiteren Anreicherung am Probenrand, entge27
28
Magnetotransportuntersuchungen
gengerichtet ist. Zur Bestimmung der elektrischen Transporteigenschaften der Probe werden
quer zur Hall-Struktur die Hall-Spannung VH und längs der Struktur die Magnetospannung
VM in Abhängigkeit des Magnetfelds bestimmt. Dabei wird die Hall-Spannung VH stromlos
(d.h. mit Iy = 0) gemessen, so daß sich die Wirkung des transversalen Hall-Felds Fy und der
Lorentz-Kraft auf die Elektronen in der Probe gerade kompensieren. Trägt nur eine Ladungsträgerart zum Stromfluß bei, kann man bei bekanntem Magnetfeld B aus der Hall-Spannung
die Ladungsträgerkonzentration
B Ix
n=
(3.1)
ed VH
in der Probe ermitteln. Die Polarität der Hall-Spannung gibt außerdem darüber Aufschluß,
ob Elektronen oder Löcher den elektrischen Transport tragen1 . Zusammen mit der aus (3.1)
ermittelten Ladungsträgerkonzentration läßt sich nun aus der Magnetospannung die Beweglichkeit
1 l Ix
µ=
(3.2)
en wd VM
der am elektrischen Transport beteiligten Ladungsträger bestimmen.
In der Praxis sind in einer Probe jedoch häufig mehrere Ladungsträgerarten mit unterschiedlichen Beweglichkeiten am elektrischen Transport beteiligt. In einem solchen Fall können
gewöhnliche Hall-Messungen bei einem konstanten Magnetfeld nur unzureichende Ergebnisse
liefern. Dagegen ermöglichen magnetfeldabhängige Magnetotransportuntersuchungen sowohl
die Bestimmung der vorhandenen Ladungsträgerarten als auch deren Konzentrationen und
Beweglichkeiten. Die Auswertung solcher magnetfeldabhängigen Magnetotransportmessungen, die erheblich aufwendiger als die gewöhnlicher Hall-Messungen ist, wird in Kapitel 3.3
näher beschrieben.
3.1
3.1.1
Experimentelle Vorgehensweise
Probenwachstum
Magnetotransportmessungen an Schichten, die auf leitende Substrate gewachsenen wurden,
sind wegen der Parallelleitung des Substrats problematisch. Da derzeit noch keine semiisolierenden GaSb-Wafer erhältlich sind, waren verläßliche Transportmessungen bisher nur
an InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten möglich, die auf semi-isolierende GaAs-Substrate gewachsen wurden. Trotz der Verwendung von Pufferschichten weisen solche Übergitter wegen
der großen Gitterfehlanpassung gegenüber GaAs jedoch hohe Defekt- und Versetzungsdichten
auf, so daß die bei solchen Messungen gewonnenen Ergebnisse nicht direkt auf Übergitter, die
auf GaSb gewachsen wurden, übertragen werden können.
Die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitter wurden auf nominell undotierte GaSb-Substrate gewachsen. Die verwendeten Substrate sind residuär p-leitend
und mit einer Hintergrunddotierung zwischen 1 und 2 × 1017 cm−3 spezifiziert. Um parasitäre Ströme durch das Substrat zu unterdrücken wurde zwischen der Übergitterschicht und
1
Nach der in diesem Kapitel verwendeten Vorzeichenkonvention ist die von einem Elektronenstrom bei
einem positiven Magnetfeld B hervorgerufene Hall-Spannung VH negativ. Die Ladungsträgerkonzentrationen
n und die Beweglichkeiten µ von Elektronen werden dementsprechend mit einem negativen, die der Löcher mit
positivem Vorzeichen gekennzeichnet.
3.1 Experimentelle Vorgehensweise
250 200
Flächenw iderstand R
[ Ω/ ]
o
29
Tem peratur
T
150
100
[K ]
75
100k
Ü bergitter
P uffer
o
10k
1k
100
4
6
8
Inverse Tem peratur
10
12
1000/T
[K -1 ]
14
Abb. 3.2: Flächenwiderstand der AlGaAsSb-Pufferschicht und einer nominell undotierten InAs/(GaIn)Sb Übergitterschicht als Funktion der Probentemperatur.
dem Substrat eine auf GaSb gitterangepaßte, nominell undotierte quaternäre AlGaAsSbPufferschicht gewachsen. Diese Pufferschicht, mit einer wesentlich größeren Bandlückenenergie als das GaSb-Substrat, hat eine sehr geringe spezifische Leitfähigkeit und dient dazu die
Übergitterschicht vom elektrisch leitenden Substrat zu isolieren. In Abb. 3.2 ist der Flächenwiderstand einer nominell undotierten InAs/(GaIn)Sb Übergitterschicht und der quaternären
Pufferschicht als Funktion der Probentemperatur aufgetragen. Bei 77 K ist der Flächenwiderstand der Pufferschicht um einen Faktor 300 größer als der des Übergitters. Dies reicht aus,
um parasitäre Ströme durch die Pufferschicht weitgehend zu unterdrücken. Selbst bei einer
Probentemperatur von 200 K beträgt das Widerstandsverhältnis zwischen Übergitter- und
Pufferschicht noch etwa 1 zu 10.
In Abb. 3.3 ist die Struktur der in diesem Kapitel untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitter
Hall-Proben im Querschnitt dargestellt. Auf das GaSb-Substrat wird bei 600◦ C zunächst eine
500 nm dicke Al0.5 Ga0.5 As0.045 Sb0.955 -Pufferschicht aufgewachsen. Daran schließen sich 150
Perioden des InAs/(GaIn)Sb Übergitters an. Die Wachstumstemperatur für die Übergitterschicht liegt typischerweise zwischen 360 und 440◦ C. Das Schichtwachstum schließt mit einer
zusätzliche (GaIn)Sb Schicht ab.
3.1.2
Probenprozessierung
Für Magnetotransportuntersuchungen an InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten wurden ausschließlich lithographisch hergestellte Hall-Strukturen verwendet. Die Mesastrukturen bestehen aus einem 2 mm langen und zwischen 50 und 200 µm breiten Streifen der zu untersuchenden Übergitterschicht mit großen Kontaktflächen an beiden Enden, über die der Meßstrom
eingeprägt wird. An den Längsseiten der Struktur befinden sich jeweils drei Kontaktflächen
an denen die Hall- und die Magnetospannung abgegriffen werden können (vgl. Abb. 3.1).
30
Magnetotransportuntersuchungen
Ti / Au / Pt / Au - Kontakt
5 ML Ga0.75In0.25Sb
380 °C
150 Perioden 10 ML InAs / 5 ML Ga0.75In0.25Sb 380 °C
500 nm
50 nm
Al0.5Ga0.5As0.045Sb0.955
600 °C
GaSb
520 °C
GaSb-Substrat
Abb. 3.3: Struktur der untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitter Hall-Proben.
Die Herstellung der Hall-Strukturen erfordert zwei Maskenschritte. Im ersten Prozeßabschnitt erfolgt die Definition der Kontaktflächen im sogenannten Lift-off Verfahren. Hierzu
wird die Probe mit Negativ-Photolack beschichtet, und die Maskenstruktur durch Kontaktbelichtung in den Photolack übertragen. Beim anschließenden Entwickeln lösen sich die unbelichteten Bereiche der Lackschicht auf, während die belichteten Bereiche stehenbleiben. Um
eine ohmsche Kontaktierung und eine gute Haftung der Metallisierung auf der Halbleiteroberfläche zu erreichen, muß vor dem Bedampfen der Probe die auf der Halbleiteroberfläche
vorhandene dünne Oxidschicht mit konzentrierter Salzsäure entfernt werden. Nun wird eine
insgesamt 500 nm dicke Kontaktmetallisierung (bestehend aus 50 nm Titan, 200 nm Gold,
50 nm Platin und 200 nm Gold) ganzflächig auf die Probe aufgedampft, wobei nur die freien, vom Photolack nicht abgedeckten Bereiche der Halbleiteroberfläche beschichtet werden.
Schließlich kann der Lack mitsamt der unerwünschten Bereiche der Metallschicht in einem
Acetonbad wieder entfernt werden.
Im zweiten Prozeßschritt werden die Hall-Mesa geätzt. Hierzu wird die Mesastruktur durch
Kontaktbelichtung in einen Positiv-Photolack übertragen. Beim Entwickeln lösen sich die belichteten Bereiche auf, und nur die unbelichteten Bereiche des Photolacks bleiben stehen. Dann
wird die Probe in einer Zitronensäurelösung geätzt. Dabei kann die Ätzlösung die Halbleiteroberfläche nur an den nicht vom Photolack bedeckten Stellen angreifen, so daß sich der
belichtete Umriß in die Halbleiterschicht überträgt, und eine Mesastruktur entsteht. Die Zitronensäurelösung ätzt die InAs/(GaIn)Sb Übergitterschicht selektiv gegenüber der darunterliegenden AlGaAsSb-Schicht. Der Ätzvorgang stoppt, sobald die Grenzfläche zur quaternären
Pufferschicht erreicht ist. Nach dem Ätzen wird der zurückbleibende Photolack in einem Acetonbad wieder entfernt. Bei Bedarf werden schließlich die Kontakte der Hall-Probe in einem
RTA-Ofen (Rapid Thermal Annealing, RTA) bei 350◦ C in einer Wasserstoffatmosphäre einlegiert.
Nach erfolgter Prozessierung werden die Hall-Proben vereinzelt und mit Leitsilber auf
einen Probenträger geklebt. Mit Hilfe eines Bondgeräts lassen sich nun die Kontaktflächen
der Hall-Struktur mit den Anschlüssen des Probenträgers mit dünnen Golddrähten verbinden.
Der Probenträger wird dann in den Probenhalter eingebaut und dieser in die Probenkammer
des supraleitenden Magneten eingebracht.
3.1 Experimentelle Vorgehensweise
3.1.3
31
Supraleitender Magnet
Das Hochfeld-Meßlabor, in dem die vorliegenden Magnetotransportuntersuchungen durchgeführt wurden, verfügt über supraleitende Magneten von Cryomagnetics und Oxford Instruments mit denen eine maximale Feldstärke von 8 bzw. 12 T erreicht werden kann. Bei
Messungen, die keine besonders hohen Magnetfelder erfordern, kommt der kleinere Magnet
von Cryomagnetics zum Einsatz, da dieser einen erheblich geringeren Flüssig-Helium Verbrauch aufweist.
Ein kryomagnetisches System besteht aus drei voneinander unabhängigen Kammern –
dem Probenraum (auch Variable Temperature Insert, VTI), dem Hauptbad und der LambdaStufe – und ist durch ein Isoliervakuum thermisch von seiner Umgebung abgekoppelt. Alle drei
Kammern sind über ein fest installiertes Gasleitungssystem mit einer regelbaren Stickstoffund Heliumzufuhr verbunden und können mit Drehschieberpumpen evakuiert werden. Die aus
supraleitendem Draht (NbTi oder Nb3 Sn) gewickelte Magnetspule taucht in das Hauptbad
ein, das während des Magnetbetriebs mit flüssigem Helium als Kühlmittel für den Supraleiter
gefüllt ist. Die Probenkammer, die durch ein weiteres Isoliervakuum thermisch vom Hauptbad
abgetrennt ist, befindet sich im Zentrum des von der Spule erzeugt vertikalen Magnetfelds.
Zum Herunterkühlen des Magneten von Raumtemperatur wird das Hauptbad zunächst
langsam mit flüssigem Stickstoff befüllt. Ist das Hauptbad samt Magnet vorgekühlt kann
der Stickstoff wieder entfernt und das Hauptbad mit flüssigem Helium gefüllt werden. Um
im Magneten einen supraleitenden Stromfluß zu gewährleisten, muß das Hauptbad immer
mindestens bis zur Oberkante der Magnetspule mit flüssigem Helium gefüllt sein.
Der Probenraum ist über eine Kapillare direkt mit dem Reservoir des Hauptbads verbunden, so daß das zur Probenkühlung benötigte flüssige Helium dem Hauptbad entnommen
werden kann und die Probenkammer von einem kontinuierlichen Gasfluß durchströmt wird.
Der Heliumfluß läßt sich dabei mit einem Nadelventil regulieren. Das dem Hauptbad entnommene Helium tritt aus einer im Boden angebrachten Düse gasförmig in den Probenraum
aus, strömt an der Probe vorbei nach oben und wird schließlich abgepumpt. Die Pumpkapazität der Vakuumpumpe wird dabei mit einem Membranregler so eingestellt, daß sich im
Probenraum ein Druck zwischen etwa 600 und 800 mbar einstellt.
Die Temperaturregelung im Probenraum erfolgt über an der Austrittsdüse angebrachte
Heizwindungen. Die Temperatur des Verdampfers wird mit einem Kohle-Glas-Widerstand
(Carbon-Glass-Resistor, CGR) gemessen. Ein pid-Regler vergleicht die gemessene Temperatur mit einem Sollwert und regelt die Leistung am Heizwiderstand entsprechend nach. In der
Praxis stellt sich im Probenraum ein Temperaturgradient ein, so daß die Probentemperatur
meist nicht mit der am Verdampfer übereinstimmt. Daher wird die Probentemperatur mit
einem weiteren unmittelbar neben der Probe angebrachten CGR gemessen. Durch geeignete Wahl der Verdampfertemperatur ist es möglich die Probentemperatur in einem Bereich
zwischen 1.5 und etwa 150 K einzustellen.
Mit den supraleitende Magneten von Cryomagnetics und Oxford Instruments kann im
Normalbetrieb bei Flüssig-Heliumtemperatur (4.2 K) eine maximale Feldstärke von 8 bzw.
12 T erreicht werden. Bei noch höheren Feldern würde das kritische Magnetfeld Bc des supraleitenden Materials überschritten und die Supraleitung zusammenbrechen [5]. Möchte man
die Magneten bei noch höheren Feldern betreiben, kann man das kritische Magnetfeld des
Supraleiters erhöhen, indem man die Badtemperatur des Magneten mit der Lambda-Stufe
noch weiter absenkt.
32
Magnetotransportuntersuchungen
Der Strom durch den Magneten (und damit die magnetische Feldstärke) läßt sich mittels
einer Konstantstromquelle in einem Bereich zwischen 0 und 120 A in Stufen von 10 mA einstellen. Hierzu erlaubt die Stromquelle das Verfahren des Magnetstroms mit Rampen zwischen
0.01 und 200 A/min.
Die Probe selbst ist in horizontaler Ausrichtung in einem Probenhalter befestigt, so daß die
Magnetfeldlinien senkrecht zur Übergitterschichtebene verlaufen. Die elektrischen Zuführungen sind auf gesamter Länge des Probenhalters durch eine Metallummantelung gegen Störeinflüsse abgeschirmt. Die elektrischen Verbindungen am Probenhalterkopf sind als BNC-Stecker
ausgeführt.
3.1.4
Meßdatenerfassung
Bei den durchgeführten Magnetotransportuntersuchungen wurden die Komponenten des Widerstandstensors in Abhängigkeit eines senkrecht zur Übergitterschichtebene durch die Probe
tretenden Magnetfelds gemessen. Das Magnetfeld wurde dabei üblicherweise zwischen 0 und
6 T in 0.1 T Schritten variiert. Nach dem Einbau des Probenhalters in den supraleitenden
Magneten und dem Herunterkühlen der Probe wurde mit einer Keithley 224 Konstantstromquelle längs der Hall-Struktur (zwischen den Kontakten 1 und 2 in Abb. 3.1) ein konstanter
Strom Ix zwischen 1 und 100 µA eingeprägt. In Abhängigkeit des Magnetfelds wurde dann
die Magnetospannung VM längs der Hall-Struktur (zwischen den Kontakten 3 und 4) und die
Hall-Spannung VH senkrecht zur Struktur (zwischen den Kontakten 5 und 6) bestimmt. Zur
Spannungsmessung wurde ein hochohmiges Voltmeter vom Typ Hewlett Packard 3458A mit
einem Innenwiderstand größer 10 GΩ eingesetzt. Ein Multiplexer ermöglichte das computergesteuerte Umschalten zwischen verschiedenen Probenkontakten, so daß sowohl die Magneto- als
auch die Hall-Spannung in direkter zeitlicher Abfolge gemessen werden konnte. Um störende Einflüsse bei der Bestimmung der beiden Spannungen zu minimieren, wurde bei jeder
Messung jeweils die Stromrichtung umgepolt und mehrfach über die abgegriffene Spannung
gemittelt. Die gesamte Steuerung des Meßablaufs und die Meßdatenerfassung erfolgte mit
einem selbsterstellten Computerprogramm.
Die Komponenten des spezifischen Widerstandstensors ρ lassen sich aus den gemessenen
Spannung VM und VH mittels der Gleichungen
ρxx =
wd VM
l Ix
(3.3)
VH
Ix
(3.4)
ρxy = −d
bestimmen, wobei d die Dicke der stromführenden Halbleiterschicht ist. Mit w ist die Breite
des stromführenden Kanals der Hall-Struktur und mit l der longitudinale Abstand der Kontakte, zwischen denen die Magnetospannung gemessen wird, bezeichnet. Das Verhältnis w/l
liegt bei den verwendeten Hall-Strukturen zwischen 1/5 und 1/30. Da sich aus Magnetotransportmessungen prinzipiell keine Informationen über die räumliche Verteilung von Ladungsträgern in der stromführenden Halbleiterschicht ableiten, sondern nur Flächenladungsdichten
bestimmen lassen, kann man den spezifischen Widerstand statt auf das Einheitsvolumen auch
auf die Einheitsfläche normieren, indem man in den obigen Gleichungen d = 1 setzt.
3.2 Theoretische Betrachtungen
33
Bei den durchgeführten Magnetotransportuntersuchungen sind verschiedene meßtechnisch
bedingte Fehlereinflüsse zu berücksichtigen. Die Ungenauigkeit der Stromquelle liegt bei 0.1 %,
die Meßungenauigkeit des Spannungsmeßgeräts ist typischerweise in derselben Größenordnung. Das Magnetfeld weicht bei kleineren Feldern stärker als bei großen vom nominellen
Wert ab [2]. Die prozentuale Abweichung liegt im Mittel bei etwa 2 %. Die Homogenität des
Magnetfeldes im Probenbereich ist besser als 1 %.
Wegen der geringen Bandlücke der untersuchten Übergitterproben können bereits kleine
Temperaturschwankungen während eines Meßvorgangs zu relativ großen Änderungen bei der
Ladungsträgerkonzentration und damit zu großen systematischen Meßfehlern führen. Daher
war während der Messung eine detaillierte Protokollierung der Probentemperatur erforderlich.
Die meisten anderen systematische Fehlereinflüsse lassen sich durch Mittelung der gemessenen Spannungswerte über verschiedene Polungen des Meßstroms eliminieren [39]. Solange
kein Magnetfeld anliegt, verschwindet die Hall-Spannung VH und damit auch der spezifische
Hall-Widerstand ρxy . In der Praxis wird jedoch ohne anliegendes Magnetfeld trotz des Mittelungsprozesses oft eine geringe Spannung quer zur Stromrichtung gemessen. In einem solchen Fall wurde der beobachtete Nullfeldwert bei der Berechnung der Tensorkomponente ρxy
von der gemessenen Hall-Spannung abgezogen. Ein durch Asymmetrien in der Hall-Struktur
hervorgerufener Fehler kann wegen der hervorragenden Qualität der photolithographisch hergestellten Proben vernachlässigt werden, so daß ein Umpolen der Magnetfeldrichtung, durch
das sich dieser Fehler eliminieren ließe, nicht erfolgen muß.
3.2
3.2.1
Theoretische Betrachtungen
Klassische Beschreibung
Die Wirkung eines elektrischen Feldes F auf freie Ladungsträger in einem Festkörper wird mit
Hilfe des Leitfähigkeitstensors σ beschrieben. Die vom elektrische Feld induzierte Stromdichte
ist
j =σ·F .
(3.5)
Der Leitfähigkeitstensor σ ist diagonal, wobei die Diagonalelemente im Falle eines Halbleiters
mit isotropen Energiebändern durch σ0 = enµ bestimmt sind. Dabei ist mit µ die Beweglichkeit der Ladungsträger bezeichnet.
Wirkt zusätzlich zum elektrischen Feld ein Magnetfeld B auf die Ladungsträger, dann
enthält der Leitfähigkeitstensor σ zusätzliche Nichtdiagonalelemente, die vom Magnetfeld
abhängen. Der Magnetoleitfähigkeitstensor, der die Grundlage für die Beschreibung des HallEffekts bildet, soll im folgenden Abschnitt im Drude-Modell abgeleitet werden [77].
3.2.1.1
Energieunabhängiges Modell
Die Bewegung eines Elektrons in einem elektrischen Feld F und dem Magnetfeld B wird
durch die klassische Bewegungsgleichung
m∗
d2 r m∗ dr
+
= −e [F + (v × B)]
dt2
τ dt
(3.6)
beschrieben, wobei die Ladungsträgerstreuung durch den Reibungsterm m∗ v/τ berücksichtigt
wird, und τ die mittlere Stoßzeit des Elektrons angibt (Drude-Modell). Im stationären Zustand
34
Magnetotransportuntersuchungen
(d2 r/dt2 = 0) heben sich die Reibungskraft und die Lorentz-Kraft auf das Elektron gerade
auf, und es folgt
m∗
v d = −e [F + (v d × B)] ,
(3.7)
τ
wobei v d die Driftgeschwindigkeit des Elektrons ist. Unter der Annahme, daß im Festkörper
alle Elektronen dieselbe Energie haben, gilt für den elektrische Strom
j = env d
.
(3.8)
Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann im folgenden das Magnetfeld in Richtung der
z-Achse des kartesischen Koordinatensystems angenommen werden. Unter Verwendung von
(3.8) und der Beweglichkeit µ = −eτ /m∗ kann (3.7) in ein lineares Gleichungssystem
jx = σ0 Fx + µBz jy
(3.9)
jy = σ0 Fy − µBz jx
(3.10)
jz = σ0 Fz
(3.11)
umgeformt werden. Löst man dieses Gleichungssystem nach den Komponenten von j auf, ergibt sich der Definition des Leitfähigkeitstensors (3.5) gemäß der Magnetoleitfähigkeitstensor


1
µB
0
σ0
 −µB 1

0
σ(B) =
(3.12)
1 + (µB)2
2
0
0 1 + (µB)
für den Ladungsträgertransport in einem elektrischen und einem magnetischen Feld.
Der Magnetoleitfähigkeitstensor σ läßt sich als Summe eines diagonalen und eines antisymmetrischen Tensors schreiben. Das Magnetfeld hat demnach zweierlei Auswirkungen auf
den Ladungsträgertransport. Einerseits verringert sich die Leitfähigkeit senkrecht zur Richtung des Magnetfelds um den Faktor 1/[1 + (µB)2 ]. Andererseits erzeugt das Magnetfeld
einen Strom quer zum elektrischen Feld, dessen Richtung von der Polarität der Ladungsträger abhängt. Dieser Strom wird durch die Nichtdiagonalelemente von σ beschrieben.
Die bei Magnetotransportmessungen experimentell zugänglichen Größen sind die Komponenten des spezifischen Magnetowiderstandstensors ρ, die sich mit Hilfe der Beziehungen
(3.3) und (3.4) aus der Magnetospannung VM und der Hall-Spannung VH berechnen lassen.
Der Magnetoleitfähigkeitstensor geht durch Tensorinversion
σ = ρ−1
(3.13)
aus dem Magnetowiderstandstensor hervor. Da die Driftbewegung der Ladungsträger bei einem elektrischen Feld in x-Richtung nur in der Ebene senkrecht zum Magnetfeld erfolgen kann
(d.h. jz = 0), müssen für Magnetotransportuntersuchungen nur die x- und y-Komponenten
des Magnetoleitfähigkeitstensors betrachtet werden.
3.2.1.2
Energieabhängiges Modell
Geht man anders als bei der Herleitung im vorigen Abschnitt von einem Ensemble von Elektronen mit einer Energie, die gemäß der Funktion f (E) verteilt ist aus, so ist der energetische
Mittelwert einer energieabhängigen Größe a(E) durch
R
a(E)f (E) dE
hai = R
.
(3.14)
f (E) dE
3.3 Auswertung der Meßdaten
35
gegeben [77]. Wendet man diesen Mittelungsprozeß auf die Stromdichte in (3.8) an, dann folgt
für die Komponenten des Leitfähigkeitstensors [39]
ne2
τ
σxx = − ∗
(3.15)
m
1 + ωc2 τ 2
ne2
ωc τ 2
σxy =
,
(3.16)
m∗ 1 + ωc2 τ 2
wobei ωc = eB/m∗ die Zyklotronfrequenz bezeichnet. Für den Grenzfall eines kleinen Magnetfelds (ωc τ )2 1 kann der Nenner in (3.15) und (3.16) durch Eins genähert werden, so
daß für den spezifischen Hall-Widerstand
2
τ
B
rH
ρxy = −
(3.17)
2 en = − en B
hτ i
folgt. Der Faktor rH = τ 2 / hτ i2 wird als Hall-Faktor bezeichnet und hängt von der Art der
zur Impulsrelaxationszeit τ beitragenden Streuprozesse im Halbleiter ab. Für die meisten in
der Praxis relevanten Fälle gilt jedoch rH ≈ 1.
Setzt man in (3.15) die Zyklotronfrequenz ωc = 0, dann folgt aus σ0 = enµ die Definition
der Beweglichkeit
e hτ i
µ=− ∗ .
(3.18)
m
Da in der Praxis die Ladungsträgerbeweglichkeit durch eine Messung der Leitfähigkeit σ0 und
des Hall-Widerstands ρxy bestimmt wird, weicht die daraus berechnete Hall-Beweglichkeit
µH = rH µ
(3.19)
meist geringfügig von der in (3.18) definierten Beweglichkeit ab.
3.3
Auswertung der Meßdaten
Mit Hilfe von Magnetotransportuntersuchungen lassen sich die beiden für die elektrische
Leitfähigkeit eines Halbleiters relevanten Größen Ladungsträgerkonzentration n und Ladungsträgerbeweglichkeit µ ermitteln. Ausgangspunkt hierfür sind die Komponenten des
Widerstandstensors ρ, die sich aus den beiden Meßgrößen Magnetospannung VM und HallSpannungen VH mittels (3.3) und (3.4) bestimmen lassen. Der Einfachheit halber wird bei den
hier gemachten Überlegungen von einer energieunabhängigen Impulsrelaxationszeit τ ausgegangen.
3.3.1
Konventionelle Hall-Messung
Die einfachste Möglichkeit der Auswertung von Magnetotransportmessungen gründet auf der
Annahme, daß am elektrische Transport in der Probe nur eine Ladungsträgerspezies beteiligt
ist. In diesem Fall genügt es, den Nullfeldwert der Magnetospannung und die Hall-Spannung
bei einem Magnetfeldwert B zu messen. Die Ladungsträgerkonzentration und Beweglichkeit
lassen sich dann mit Hilfe der Beziehungen
n=−
B
eρxy (B)
(3.20)
36
Magnetotransportuntersuchungen
und
µ=
1
(3.21)
enρxx (0)
berechnen [45].
In der Praxis hat man es jedoch oft mit Materialien zu tun, die eine Parallelleitung mehrerer Ladungsträger mit unterschiedlichen Polaritäten und Beweglichkeiten aufweisen. Solange die Gesamtleitfähigkeit der Probe vom Beitrag einer Ladungsträgerspezies dominiert
wird, liefert eine konventionelle Hall-Messung für den dominanten Ladungsträger nach wie
vor recht genaue Ergebnisse. Dies wird in Abb. 3.4 veranschaulicht. Die Abbildung zeigt
eine Simulation des Hall- und des Magnetowiderstands im Zwei-Ladungsträger-Modell, wobei für die Berechnung jeweils ein konstanter Elektronenbeitrag mit ne = 1 × 1016 cm−3
und µe = 10000 cm2 /Vs angenommen, und für den Lochbeitrag mit der Beweglichkeit
µh = 1000 cm2 /Vs die Ladungsträgerkonzentration variiert wurde. Die durchgezogenen Kurven in Abb. 3.4 zeigen die Komponenten des Widerstandstensors alleine für den Elektronenbeitrag. Der Hall-Widerstand weist in diesem Fall die erwartete lineare Abhängigkeit vom Magnetfeld auf, während der Magnetowiderstand unabhängig vom Magnetfeld ist. Mit steigender
Löcherkonzentration krümmt sich der magnetfeldabhängige Verlauf des Hall-Widerstands ρxy
zunehmend zu kleineren Widerstandswerten. Dagegen zeigt der Magnetowiderstand ρxx bei
kleinen Löcherkonzentration einen parabelförmigen Kurvenverlauf, der bei hohen Konzentrationen in einen S-förmigen Verlauf übergeht. Dabei sinkt der Nullfeldwert des Magnetowiderstands ρxx (0) aufgrund des zusätzlichen Ladungsträgertransports.
0.4
nh = 0
0.3
nh = 1 × 1016 cm-3
nh = 2 × 1016 cm-3
0.3
nh = 5 × 1016 cm-3
0.2
0.2
0.1
0.1
Hall-Widerstand ρxy [Ω cm]
Magnetowiderstand ρxx [Ω cm]
Bei einer Löcherkonzentration von nh = 1 × 1016 cm−3 (gestrichelte Kurven) ist der
Beitrag der Löcher zur Gesamtleitfähigkeit zehnmal kleiner als der Elektronenbeitrag. Der
Hall-Widerstand weicht nur geringfügig von der durchgezogenen Kurve, die den Fall reiner
Elektronenleitung darstellt, ab. Der mit der konventionellen Hall-Messung ermittelte Wert für
0.0
0.0
0
1
2
3
4
5
6
0
1
2
3
4
5
6
Magnetfeld B [T]
Abb. 3.4: Simulation des Hall- und des Magnetowiderstands im Zwei-LadungsträgerModell. Bei konstanter Elektronenkonzentration (ne = 1 × 1016 cm−3 ) und konstanter
Beweglichkeit (µe = 10000 cm2 /Vs und µh = 1000 cm2 /Vs) wurde die Lochkonzentration
nh variiert.
3.3 Auswertung der Meßdaten
37
die Elektronenkonzentration läge in diesem Fall um 20 % über, die Beweglichkeit um 10 %
unter dem tatsächlichen Wert. Bei einem noch größeren Leitfähigkeitsbeitrag der Löcher ist
die Abweichung noch erheblich größer. Außerdem weisen die ermittelten Werte eine starke
Abhängigkeit vom Magnetfeld auf, bei dem die Messung durchgeführt wird, so daß gewöhnliche Hall-Messungen bei einem konstanten Magnetfeld keine zuverlässigen Ergebnisse für die
Konzentration und Beweglichkeit des dominanten Ladungsträgerbeitrags mehr liefern können.
Dagegen ermöglichen magnetfeldabhängige Magnetotransportmessungen sowohl die Bestimmung der in der Probe vorhandenen Ladungsträgerarten, als auch deren Konzentrationen und
Beweglichkeiten.
3.3.2
Mehrladungsträgeranalyse
Bei Materialien, die eine Parallelleitung mehrerer Ladungsträger mit unterschiedlichen Polaritäten und Beweglichkeiten aufweisen, läßt sich die Gesamtleitfähigkeit der Probe
σ=
n
X
(3.22)
σi
i=1
als Summe der Einzelleitfähigkeitsbeiträge σ i der verschiedenen Ladungsträger schreiben. Die
Komponenten des Leitfähigkeitstensors sind also durch
σxx (B) =
n
X
eni µi
1 + µ2i B 2
(3.23)
n
X
eni µ2i B
1 + µ2i B 2
i=1
(3.24)
i=1
σxy (B) =
bestimmt [45], wobei für die Ladungsträgerkonzentrationen ni und Beweglichkeiten µi die
bereits erwähnte Vorzeichenkonvention gilt.
Für die Mehrladungsträgeranalyse (Multiple Carrier Analysis, MCA) werden die magnetfeldabhängigen Meßdaten ρxx (Bj ) und ρxy (Bj ) mit j = 1, . . . , N zunächst in die Komponenten
des Leitfähigkeitstensors
exp
σxx
=
ρxx
ρ2xx + ρ2xy
exp
σxy
= −
(3.25)
ρxy
+ ρ2xy
(3.26)
ρ2xx
umgerechnet. Die Konzentrationen ni und Beweglichkeiten µi der Ladungsträger in der untersuchten Probe lassen sich nun durch eine Anpassung der theoretischen Leitfähigkeiten (3.23)
und (3.24) an die Meßdaten bestimmen. Hierzu wird die mittlere quadratische Abweichung
der Meßdaten von den theoretischen Leitfähigkeiten
χ2 =
N h
X
j=1
exp
σxx
(Bj ) − σxx (Bj )
i2
+
N h
X
exp
σxy
(Bj ) − σxy (Bj )
j=1
mit einem Levenberg-Marquardt Algorithmus minimiert.
i2
(3.27)
38
Magnetotransportuntersuchungen
Zur Auswertung von magnetfeldabhängigen Magnetotransportmessungen wurde die Mehrladungsträgeranalyse in ein FORTRAN-Programm umgesetzt. Zu Beginn der Auswertung
müssen dem Programm sowohl die Anzahl der anzupassenden Ladungsträger n, als auch
Startwerte für deren Beweglichkeiten übergeben werden. Als Ergebnis der Auswertung werden die optimierten Anpassungsparameter ni und µi , sowie χ2 als Maß für die Güte der
erreichten Anpassung ausgegeben.
3.3.3
Beweglichkeitsspektralanalyse
Die soeben beschriebene Verfahren der Mehrladungsträgeranalyse hat den inhärenten Nachteil, daß zu Beginn der Auswertung sowohl die Anzahl der Anpassungsparameter, als auch
Startwerte für die Ladungsträgerbeweglichkeit willkürlich festgelegt werden müssen. Die Wahl
der verwendeten Parameter hat dabei meist einen entscheidenden Einfluß auf das Ergebnis der
Anpassungsprozedur. Um diese Willkür bei der Auswertung von Magnetotransportmeßdaten
zu umgehen, wurde von Beck und Anderson das Verfahren der Beweglichkeitsspektralanalyse
(Mobility Spectrum Analysis, MSA) entwickelt [8].
Verallgemeinert man in (3.23) und (3.24) die Summation über mehrere Ladungsträger zu
einer Integration über positive und negative Beweglichkeiten, kann man die Komponenten
des Leitfähigkeitstensors
Z
∞
σxx (B) =
−∞
Z
∞
σxy (B) =
−∞
s(µ)
dµ
1 + µ2 B 2
(3.28)
s(µ) µB
dµ
1 + µ2 B 2
(3.29)
in Form einer Integraltransformation schreiben, wobei s(µ) eine Leitfähigkeitsdichtefunktion
in Abhängigkeit der Beweglichkeit µ darstellt. Der Grenzfall von n am elektrischen Transport
beteiligten Ladungsträgern mit den diskreten Beweglichkeiten µi und Ladungsträgerkonzentrationen ni wird dann durch die Leitfähigkeitsdichte
s(µ) =
n
X
eni µi δ(µ − µi )
(3.30)
i=1
beschrieben.
Die Formulierung des Leitfähigkeitstensors in Form einer Integraltransformation ist so allgemein, daß nicht nur Ladungsträger in verschiedenen Energiebändern oder Halbleiterschichten berücksichtigt werden, sondern daß mit diesem Modell prinzipiell auch eine Abhängigkeit
der Impulsrelaxationszeit und der effektiven Masse vom Wellenvektor, sowie eine Masseanisotropie in der Ebene senkrecht zum Magnetfeld beschrieben werden kann [8, 45].
Eine wesentliche Einschränkung besteht jedoch darin, daß eine endlichen Anzahl von
feldabhängigen Meßdaten keine eindeutige Bestimmung der zugehörigen Leitfähigkeitsdichte
s(µ) zuläßt. Es läßt sich bestenfalls eine eindeutige Einhüllende S(µ) all der Leitfähigkeitsdichten s(µ) finden, die mit den Meßdaten vereinbar sind. Diese Einschränkung ist nicht
durch das Auswerteverfahren an sich, sondern ausschließlich durch den begrenzten Informationsgehalt der Hall-Meßdaten bedingt. Die Einhüllende S(µ) wird als Beweglichkeitsspektrum
bezeichnet.
3.3 Auswertung der Meßdaten
39
Der mathematische Formalismus zur Bestimmung des Beweglichkeitsspektrums ist äußerst
komplex. Aus diesem Grund soll das von Beck und Anderson entwickelte Verfahren hier nur
kurz umrissen werden. Eine mathematische Behandlung findet sich in [8]. Als Grundlage
für die Bestimmung des Beweglichkeitsspektrums S(µ) dient ein Test, mit dem festgestellt
werden kann, ob ein gegebener Satz magnetfeldabhängiger Meßdaten physikalisch“ ist oder
”
nicht. Als physikalisch“ wird in diesem Zusammenhang ein Datensatz bezeichnet, für den
”
mindestens eine für alle µ positiv definite Leitfähigkeitsdichtefunktion s(µ) existiert, die die
Meßdaten erzeugt. Ein solcher Test läßt sich in der Form eines Eigenwertproblems einer N ×N
Matrix formulieren, wobei N die Anzahl der Meßwerte bezeichnet. Natürlich sind Meßdaten
nicht per se unphysikalisch, sondern nur in Bezug auf das der Beweglichkeitsspektralanalyse
zugrundeliegende physikalische Modell. In diesem Sinne sind z.B. Meßdaten die Shubnikov–
de Haas Oszillationen aufweisen unphysikalisch“.
”
Ausgangspunkt bei der Bestimmung des Beweglichkeitsspektrums ist ein physikalischer
exp
exp
Satz magnetfeldabhängiger Meßdaten σxx
(Bj ) und σxy
(Bj ), mit j = 1, . . . , N . Ladungs0
träger mit einer Leitfähigkeit s und einer diskreten Beweglichkeit µ0 sind mit diesen Meßdaten konsistent, wenn der aus einer Subtraktion ihrer Leitfähigkeitsbeiträge hervorgehende
Datensatz
0
exp
σxx
(Bj ) = σxx
(Bj ) −
s0
1 + (µ0 Bj )2
(3.31)
0
exp
σxy
(Bj ) = σxy
(Bj ) −
s0 µ0 Bj
1 + (µ0 Bj )2
(3.32)
physikalisch ist. Dies heißt allerdings nicht, daß die zu s0 gehörenden Ladungsträger tatsächlich
in der Probe vorhanden sind, sondern nur, daß die Meßdaten ihre Existenz nicht ausschließen.
Dagegen kann man von Ladungsträgern mit einer Leitfähigkeit s0 , bei der das Ergebnis der
Subtraktion unphysikalisch ist mit Sicherheit sagen, daß sie nicht in der Probe vorhanden sein
können. Das Beweglichkeitsspektrum S(µ), also eine Einhüllende aller Leitfähigkeitsdichtefunktionen s(µ), die die Meßdaten erzeugen, läßt sich dann bestimmen, indem man für jedes
µ0 die Leitfähigkeit s0 findet bei der das Ergebnis der Subtraktion von physikalisch auf un-
S pektrum S [1/ Ωm ]
1k
100
10
1
100m
-20000
-10000
0
10000
20000
2
Bew eglichkeit µ [cm /Vs]
Abb. 3.5: Beweglichkeitsspektrum von synthetisch erzeugten Meßdaten.
40
Magnetotransportuntersuchungen
physikalisch umschlägt. Dies ist möglich, ohne daß eines der s(µ) explizit berechnet werden
muß. Die durch Meßfehler und andere Einflüsse verursachten experimentellen Unsicherheiten
können im beschriebenen Formalismus berücksichtigt werden, indem man bei der Bestimmung
des Beweglichkeitsspektrums auch in einem geringen Maße unphysikalische Daten zuläßt. Ein
Monte Carlo Verfahren ermöglicht eine Abschätzung der daraus resultierenden Unsicherheit
im ermittelten Beweglichkeitsspektrum.
Der beschriebene Algorithmus zur Bestimmung des Beweglichkeitsspektrums S(µ) wurde in ein FORTRAN-Programm umgesetzt und zunächst anhand berechneter magnetfeldabhängiger Meßdaten überprüft. Hierzu wurde ein beliebiges s(µ) gewählt und mit den
Integraltransformationen (3.28) und (3.29) ein zugehöriger Meßdatensatz erzeugt. Experimentelle Unsicherheiten wurden dadurch simuliert, daß den erzeugten Meßdaten ein innerhalb der
Fehlergrenzen normalverteiltes Rauschen überlagert wurde.
Bei der durchgeführten Untersuchung wurden in einem Magnetfeldbereich zwischen 0 und
6 T Meßdaten einer Probe mit drei diskrete Ladungsträgern simuliert. Dabei handelte es sich
(2)
2
2
um Elektronen mit den Beweglichkeiten µ(1)
e = 10000 cm /Vs und µe = 5000 cm /Vs und
(1)
(2)
den Konzentrationen ne = 1 × 1015 cm−3 und ne = 1 × 1016 cm−3 , sowie um Löcher mit
einer Beweglichkeit von µh = 1000 cm2 /Vs und der Konzentration nh = 5 × 1014 cm−3 . Als
relativer Fehler für die simulierten Meßdaten wurde ein Wert von 10−4 angenommen.
Abb. 3.5 zeigt das aus den simulierten Meßdaten errechnete Beweglichkeitsspektrum. Die
gestrichelten Kurven geben die durch Meßfehler hervorgerufene Unsicherheit im ermittelten
Spektrum von plus und minus einer Standardabweichung an. Im Beweglichkeitsspektrum ist
jedem der drei Ladungsträger ein Peak bei der jeweiligen Beweglichkeit zugeordnet. Dabei
bezeichnen negative Vorzeichen bei den Beweglichkeiten Elektronen und positive Vorzeichen
Löcher. Selbst der Peak der Minoritätslöcher ist im Spektrum deutlich ausgeprägt, obwohl
ihr Beitrag zur Gesamtleitfähigkeit der Probe nur sehr gering ist. Die kleinste im Spektrum
auflösbare Beweglichkeit liegt bei ungefähr µmin ≈ 1/Bmax , wobei Bmax das bei der Magne-
0.0
1.0
-0.1
0.9
-0.2
0.8
-0.3
-0.4
0.7
-0.5
0.6
0
1
2
3
4
5
6
0
1
2
3
4
5
H all-W iderstand ρxy [ Ω cm ]
M agnetow iderstand ρxx [ Ω cm ]
1.1
6
M agnetfeld B [T]
Abb. 3.6: Magnetfeldabhängiger Verlauf des Hall- und des Magnetowiderstands der
Probe S1429 bei T = 28 K.
3.3 Auswertung der Meßdaten
41
totransportmessung verwendete maximale Magnetfeld bezeichnet [8]. Mit abnehmender Meßgenauigkeit beobachtet man beim ermittelte Beweglichkeitsspektrum einerseits eine Zunahme
der Standardabweichung, andererseits erscheinen die Peaks der diskreten Ladungsträger im
Spektrum zunehmend verbreitert.
Obwohl das Beweglichkeitsspektrum S(µ) die bei der Beweglichkeit µ maximal mögliche
Leitfähigkeit wiedergibt, entsprechen die Ladungsträgerkonzentrationen, die sich aus einer
Division der Peakwerte im Spektrum durch eµ ergeben, in etwa den tatsächlichen Werten.
Die Abweichung beträgt bei den Elektronen rund −10 % und bei den Löchern +20 %.
Aufgrund dieser Abweichungen kann die Beweglichkeitsspektralanalyse die konventionelle
Mehrladungsträgeranalyse nicht vollständig ersetzen. Vielmehr ergänzen sich beide Verfahren
bei der Auswertung von Magnetotransportmessungen. Während die Beweglichkeitsspektralanalyse für die Bestimmung der in einer Probe vorhandenen Ladungsträgertypen und deren
ungefähren Beweglichkeiten nützliche Anhaltspunkte liefert, lassen sich exakte quantitative
Ergebnisse mit der Mehrladungsträgeranalyse erzielen.
3.3.4
Auswertung der Meßdaten
Um das Zusammenspiel der beiden Auswerteverfahren zu verdeutlichen soll nun beispielhaft
eine Magnetotransportmessung an einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterschicht betrachtet werden. Abb. 3.6 zeigt den Verlauf des Hall- und des Magnetowiderstand der Übergitterprobe
in Abhängigkeit des Magnetfelds bei einer Probentemperatur von T = 28 K. Die starke
Magnetfeldabhängigkeit des Magnetowiderstands und die leichte Krümmung im Verlauf des
Hall-Widerstands deuten bereits auf das Vorhandensein mehrerer Ladungsträgerarten in der
Probe hin. Darüber hinaus läßt der negative Hall-Widerstand auf einen dominanten Lochbeitrag schließen.
S pektrum S [1/ Ωm ]
100
10
1
-10000
-5000
0
5000
10000
2
B ew eglichkeit µ [cm /Vs]
Abb. 3.7: Beweglichkeitsspektrum der Probe S1429 bei einer Temperatur von T =
28 K. Die gestrichelten Kurven geben die durch Meßfehler hervorgerufene Unsicherheit
im Spektrum von plus und minus einer Standardabweichung an.
42
Magnetotransportuntersuchungen
1.50
0.3
1.25
0.2
1.00
0.1
0.75
Leitfähigkeit σxy [1/ Ω cm ]
Leitfähigkeit σxx [1/ Ω cm ]
0.4
0.0
0
1
2
3
4
5
6
0
1
2
3
4
5
6
M agnetfeld B [T]
Abb. 3.8: Anpassung der Meßdaten in einem Zwei-Ladungsträger-Modell. In der Abbildung sind die experimentellen Daten durch Kreise, und das Ergebnis der Anpassung als
durchgezogene Kurven darstellt.
Aus einer konventionellen Auswertung der Hall-Daten mit (3.20) und (3.21) ergibt sich für
die Probe eine Löcherkonzentration von nh = (0.77−1.17)×1016 cm−3 und eine Beweglichkeit
von µh = (810 − 1240) cm2 /Vs, abhängig davon bei welchem Magnetfeld die Auswertung
durchgeführt wird.
Eine genauere Aussage über die in der Probe vorhandenen Ladungsträgerarten, sowie
Richtgrößen für deren Konzentrationen und Beweglichkeiten lassen sich aus dem Beweglichkeitsspektrum in Abb. 3.7 ableiten. Neben dem dominanten Lochbeitrag bei der Beweglichkeit µh = 2220 cm2 /Vs zeigt das Beweglichkeitsspektrum einen Elektronenbeitrag bei
µe = 2120 cm2 /Vs mit fast derselben Beweglichkeit. Darüber hinaus ist ein schwacher Lochbeitrag bei µh ≈ 1000 cm2 /Vs zu erkennen, der vermutlich auf eine geringe Parallelleitung
durch die quaternäre AlGaAsSb-Pufferschicht zurückzuführen ist. Die gestrichelten Kurven
in Abb. 3.7 geben die durch Meßfehler hervorgerufene Unsicherheit im Spektrum von plus
und minus einer Standardabweichung an.
Verfahren
Hall
MSA
MCA
ne
Elektronen
µe [cm2 /Vs]
[cm−3 ]
–
(6 ± 2) × 1014
1.70 × 1015
–
2120
1570
Löcher
nh
[cm−3 ]
(0.77 − 1.17) × 1016
(1.3 ± 0.5) × 1015
3.94 × 1015
µh [cm2 /Vs]
810 − 1240
2220
1780
Tab. 3.1: Vergleich der Ergebnisse unterschiedlicher Auswerteverfahren für Magnetotransportmessungen.
3.3 Auswertung der Meßdaten
43
Aus der Beweglichkeitsspektralanalyse lassen sich also sowohl die Anzahl der am Transport beteiligten Ladungsträger als auch deren ungefähren Beweglichkeiten ermitteln und
nun als Ausgangswerte für eine Anpassung der Meßdaten in einem Mehrladungsträgermodell verwenden. Das Ergebnis einer solchen Datenanpassung im Zwei-Ladungsträger-Modell
ist in Abb. 3.8 gezeigt. Die Meßdaten sind in der Abbildung durch Kreise und das Anpassungsergebnis durch durchgezogene Kurven darstellt. Da die Beweglichkeiten der beiden
Lochbeiträge sehr dicht beieinander liegen, lassen sie sich bei der Mehrladungsträgeranalyse
nicht voneinander trennen. Der aus der AlGaAsSb-Pufferschicht stammende Lochbeitrag bei
µh ≈ 1000 cm2 /Vs wurde bei der Datenanpassung deswegen nicht berücksichtigt.
In Tab. 3.1 sind die Ergebnisse der Datenauswertung zusammengefaßt. Die mit der Mehrladungsträgeranalyse ermittelten Ladungsträgerkonzentrationen liegen etwa um einen Faktor
3 über den Werten aus der Beweglichkeitsspektralanalyse, während die ermittelten Beweglichkeiten um etwa 25 % darunter liegen. Die ungewöhnlich große Diskrepanz ist vermutlich
auf die Vernachlässigung des Lochbeitrags (bei µh ≈ 1000 cm2 /Vs) der Pufferschicht bei der
Datenanpassung zurückzuführen.
Wie die Auswertung der Probe S1429 deutlich zeigt, ist eine Parallelleitung mehrerer Ladungsträgerspezies bei InAs/(GaIn)Sb Übergittern die Regel. Für die Aufklärung der Transporteigenschaften von InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten sind magnetfeldabhängige Transportuntersuchungen daher unerläßlich.
Probe
Probentemp. [K]
Elektronen
ne [cm−3 ] µe [cm2 /Vs]
S1318
75
2.48 × 1016
1.71 × 1016
9140
2470
–
–
S1323
76
1.58 × 1016
2.44 × 1016
9900
2950
–
–
S1326
76
8.75 × 1015
1.12 × 1016
10690
4690
5.18 × 1015
700
S1328
73
1.52 × 1016
7230
9.06 × 1015
690
S1337
74
2.97 × 1015
10660
6.38 × 1016
450
S1338
72
1.97 × 1015
9810
7.69 × 1016
370
S1421
67
1.80 × 1016
14040
–
–
S1423
67
5.63 ×
1015
7920
–
–
S1424
67
–
–
5.90 × 1015
610
S1425
70
–
–
6.68 × 1015
1240
S1426
74
–
–
9.06 × 1017
350
1017
6550
–
–
2550
3.14 × 1016
1000
S1427
74
1.71 ×
S1429
71
6.38 × 1015
Löcher
nh [cm−3 ] µh [cm2 /Vs]
Tab. 3.2: Zusammenstellung der Ergebnisse der durchgeführten Magnetotransportmessungen.
44
Magnetotransportuntersuchungen
3.4
Experimentelle Ergebnisse
Im nun folgenden Abschnitt werden die experimentellen Ergebnisse der Magnetotransportuntersuchungen dargestellt. Insgesamt wurden 13 verschiedene InAs/(GaIn)Sb Übergitterproben
untersucht. Abgesehen von den Proben S1427 und S1429, die n- bzw. p-dotiert sind, handelt
es sich bei allen Proben um nominell undotierte Übergitterschichten. Die Auswertung der
magnetfeldabhängigen Meßdaten erfolgte dem im vorigen Abschnitt beschriebenen Verfahren entsprechend zunächst mit der Beweglichkeitsspektralanalyse. Das Ergebnis der Spektralanalyse wurde dann als Ausgangspunkt für eine Mehrladungsträgeranalyse verwendet. In
Tab. 3.2 sind die mit der Mehrladungsträgeranalyse ermittelten Ladungsträgerkonzentrationen und Beweglichkeiten aller untersuchten Übergitterschichten bei Probentemperaturen um
77 K zusammengefaßt.
3.4.1
Temperaturabhängigkeit
Die Temperaturabhängigkeit der Ladungsträgerkonzentration und der Beweglichkeit in einem
nominell undotierten InAs/(GaIn)Sb Übergitter (Probe S1328) ist in Abb. 3.9 und 3.10 gezeigt. Die untersuchte Übergitterprobe zeigt residuär n-leitendes Verhalten. Bei Temperaturen
unterhalb von 100 K ist die Elektronenkonzentration nahezu konstant ne ≈ 1.5 × 1016 cm−3 .
Dies läßt darauf schließen, daß nahezu alle Donatoren ionisiert sind. Oberhalb von 150 K
steigt die Elektronenkonzentration wegen der zunehmenden Anregung von Elektronen vom
Valenz- ins Leitungsband des Übergitters rasch mit der Temperatur an.
10000
4x10
16
B ew eglichkeit µ [cm 2 /V s]
E lektronenkonzentration n [cm -3 ]
Unterhalb von 80 K liegt die Beweglichkeit der Elektronen in der untersuchten Übergitterprobe bei µe ≈ 7300 cm2 /Vs und ist weitgehend unabhängig von der Probentemperatur. Wie
im nächsten Abschnitt gezeigt wird, läßt sich dieses Temperaturverhalten damit erklären, daß
die Beweglichkeit durch Streuung der Ladungsträger an den Übergittergrenzflächen begrenzt
ist. Erst bei Temperaturen oberhalb von 120 K ist ein starkes Abfallen der Elektronenbeweglichkeit zu beobachten. Dies ist möglicherweise auf eine Begrenzung des Elektronentransports
durch Phononenstreuung zurückzuführen, da dieser Effekt mit der Temperatur stark zunimmt.
Die gestrichelte Kurve in Abb. 3.10 zeigt einen Temperaturverlauf gemäß µ ∝ T −3/2 , der sich
im Falle einer Limitierung der Elektronenbeweglichkeit durch Phononenstreuung ergäbe.
3x10 16
2x10 16
1x10 16
~ T
9000
-3/2
8000
7000
6000
5000
4000
3000
0
25
50
75
100
125
150
175
200
Tem peratur T [K ]
Abb. 3.9: Elektronenkonzentration im InAs/
(GaIn)Sb Übergitter (Probe S1328) in Abhängigkeit
der Temperatur.
10
100
Tem peratur T [K ]
Abb. 3.10: Elektronenbeweglichkeit im InAs/
(GaIn)Sb Übergitter (Probe S1328) in Abhängigkeit
der Temperatur.
3.4 Experimentelle Ergebnisse
3.4.2
45
Einfluß der Einzelschichtdicken
Die Ladungsträgerbeweglichkeit der untersuchten Übergitterproben ist unterhalb von 80 K
weitgehend unabhängig von der Probentemperatur. Diese Beobachtung legt nahe, daß die
Impulsrelaxationszeit τ bei tiefen Temperaturen nicht durch Streuung der Ladungsträger an
ionisierten Störstellen2 , sondern durch Grenzflächenstreuung begrenzt ist. Die Streuung der
Ladungsträger wird in diesem Fall durch die Rauhigkeit der Übergittergrenzflächen verursacht, die zu einer räumlichen Fluktuation der Potentialtopfbreite dT und damit auch der
Quantisierungsenergie En im Potentialtopf führt. Die durch Grenzflächenstreuung bestimmte
Impulsrelaxationszeit τGS ist im Falle eines Übergitters durch
∂En 2
2
−1
τGS ∝ ∆
(3.33)
∂dT
gegeben [33], wobei ∆ die Rauhigkeit der Übergittergrenzflächen bezeichnet. Bei mit der MBE
gewachsenen Heterostrukturen wird für ∆ üblicherweise ein Wert zwischen 1 und 2 Monolagen
angenommen [47].
Bei Heterostrukturen mit hohen und breiten Barriereschichten lassen sich die Quantisierungsenergien in guter Näherung im Modell eines unendlichen Rechteckpotentials (vgl.
Abschnitt 2.2.3) beschreiben. In diesem Fall ergibt sich aus (3.33) eine Abhängigkeit der
Elektronenbeweglichkeit µn von der Topfbreite dT gemäß µn ∝ d6T . Eine solche Abhängigkeit
wurde experimentell u.a. bei GaAs/Alx Ga1−x As- [57] und InAs/AlSb-Quantentöpfen [13] beobachtet. Die Barriereschichten der untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitter sind dagegen nur
zwischen 15 und 30 Å breit, so daß wegen der starken Kopplung zwischen den Wellenfunktionen der einzelnen Quantentöpfe die Energie des Elektronenminibands EE1 im Übergitter
erheblicher weniger von der Topfbreite dT abhängt als die Quantisierungsenergien beim isolierten Quantentopf. Entsprechendes gilt nach (3.33) somit auch für die Beweglichkeit. Darüber
hinaus wird die Beweglichkeit der Elektronen im Übergitter nicht nur von Fluktuationen der
Topf- sondern auch der Barrierenbreite beeinflußt, so daß gilt [33]
"
µn (dT , dB ) ∝
∂EE1 (dT , dB )
∂dT
2
+
∂EE1 (dT , dB )
∂dB
2 #−1
.
(3.34)
Um den Einfluß der Übergitterschichtdicken auf die Elektronenbeweglichkeit zu untersuchen, wurden zunächst die Transporteigenschaften von Übergittern mit einer identischen
Ga1−x Inx Sb-Schichtdicke von 6 Monolagen und unterschiedlichen InAs-Schichtdicken (8 und
10 Monolagen) miteinander verglichen. Alle Schichten wurden nahezu gitterangepaßt auf (001)
GaSb-Substrate gewachsen. Die mittlere Gitterfehlanpassung ∆a/a liegt bei allen Proben
deutlich unterhalb von 1 × 10−3 . In Abb. 3.11 sind die experimentell ermittelten Beweglichkeiten bei T = 45 K als Funktion der InAs-Schichtdicke aufgetragen. Wie erwartet ist die
Veränderung der Beweglichkeit mit der InAs-Schichtdicke erheblich kleiner als die sonst bei
Grenzflächenstreuung beobachtete d6 Abhängigkeit, die im Schaubild durch eine gestrichelte
Kurve gekennzeichnet ist. Stattdessen wird die Schichtdickenabhängigkeit recht gut von der
durchgezogenen Kurve beschrieben, die explizit mit (3.34) berechnet wurde. Dabei wurde die
Lage der Bandkante EE1 des Elektronenminibands mit einer Dreiband EFA in Abhängigkeit
2
Bei Limitierung durch Streuung an ionisierten Störstellen zeigt die Beweglichkeit ein Temperaturverhalten
gemäß µ ∝ T 3/2 [34].
46
Magnetotransportuntersuchungen
InA s-S chichtdicke [M L]
B ew eglichkeit µn [cm 2 /V s]
10 5
6
8
10
(G aIn)S b-S chichtdicke [M L]
12
14
10 4
6 M L (G aIn)S b
10
20
30
40
InA s-S chichtdicke [Å ]
Abb. 3.11: Experimentelle und theoretische Elektronenbeweglichkeit in Abhängigkeit der InAsSchichtdicke. Die gestrichelte Kurve stellt die für
Grenzflächenstreuung üblicherweise beobachtete d6
Abhängigkeit dar. Die durchgezogene Kurve wurde
mit (3.34) unter Verwendung einer Dreiband EFA
berechnet.
4
B ew eglichkeit µn [cm 2 /V s]
4
6
8
10
12
10000
9000
8000
7000
6000
5000
8 M L InA s
10
20
30
40
(G aIn)S b-S chichtdicke [Å ]
Abb. 3.12: Experimentelle und theoretische Elektronenbeweglichkeit als Funktion der (GaIn)SbSchichtdicke. Die durchgezogene Kurve wurde unter Verwendung einer Dreiband EFA berechnet.
Die Beweglichkeit µn ist über einen weiten Bereich
praktisch unabhängig von der Dicke der (GaIn)SbSchicht.
der Schichtdicken dT und dB bestimmt. Paßt man eine Potenzfunktion im Bereich zwischen 20
und 40 Å an diese theoretische Kurve an, ergibt sich eine Proportionalität gemäß µn ∝ d2.0 .
Der Einfluß der Dicke der (GaIn)Sb-Schicht auf den Elektronentransport im Übergitter wurde anhand einer Probenserie mit identischer InAs-Schichtdicke (8 Monolagen) untersucht. In Abb. 3.12 sind die Elektronenbeweglichkeiten dieser Proben in Abhängigkeit ihrer (GaIn)Sb-Schichtdicke aufgetragen. Die durchgezogene Kurve wurde ebenfalls unter Verwendung der Dreiband EFA berechnet. Die untersuchten Proben zeigen keine signifikante
Abhängigkeit der Beweglichkeit von der (GaIn)Sb-Schichtdicke. Dies liegt daran, daß trotz
der starken Kopplung zwischen den Wellenfunktionen benachbarter Quantentöpfe die energetische Lage des Elektronenminibands weitgehend unabhängig von der (GaIn)Sb-Schichtdicke
ist, und die Elektronenbeweglichkeit damit im wesentlichen von den Schichtdickenfluktuationen der InAs-Schicht bestimmt ist. Erst unterhalb einer (GaIn)Sb-Schichtdicke von 6 Monolagen, d.h. wenn die Dicke der Barriereschichten kleiner als die Potentialtopfbreite ist, fällt
die Elektronenbeweglichkeit im Übergitter merklich ab.
3.4.3
Dotierung
Aufgrund von Wachstumsdefekten oder des Einbaus residuärer Verunreinigungen weisen nominell undotierte Halbleiterschichten eine Hintergrunddotierung auf. So zeigt nominell undotiertes GaSb ein residuär p-leitendes Verhalten, was vermutlich auf den Einbau von Galliumatomen auf Antimongitterplätzen3 zurückzuführen ist [51]. Bei Raumtemperatur liegt die
Hintergrunddotierung von mit der Molekularstrahlepitaxie gewachsenen GaSb-Schichten typischerweise in einem Bereich zwischen 5 × 1015 und einigen 1016 cm−3 [6]. Dagegen sind InAs
und InSb residuär n-leitend. Die Hintergrunddotierung der ternären Verbindung Ga1−x Inx Sb
3
Solche Wachstumsdefekte werden in der englischsprachigen Literatur als ’Ga-on-Sb antisite’ Defekte bezeichnet.
3.4 Experimentelle Ergebnisse
47
hängt demzufolge von der Indiumkonzentration x ab. Während (GaIn)Sb mit nur geringer
Indiumkonzentration residuär p-leitendes Verhalten zeigt, wird es für Werte oberhalb von
etwa x ≈ 0.55 residuär n-leitend [55].
Eine wesentliche Voraussetzung für die Herstellung von Dioden ist die Möglichkeit einer
kontrollierten n- und p-Dotierung. Für die Dotierung der Übergitterschichten werden Beryllium und Silizium als Dotierstoffe eingesetzt. Aufgrund seines amphoteren Charakters kann Si
in III-V Halbleitern sowohl auf Gitterplätzen der Gruppe III als auch der Gruppe V Elemente eingebaut werden. In Ga1−x Inx Sb ist Si bis zu einer Indiumkonzentration von etwa x ≈
0.85 ein Akzeptor [55], während es in Arseniden als Donator wirkt [43]. Be bildet sowohl in
Arseniden als auch in Antimoniden Akzeptorniveaus aus.
Für eine n-Dotierung des Übergitters werden die InAs-Schichten mit Si dotiert, wobei die
(GaIn)Sb-Übergitterschichten undotiert bleiben. Umgekehrt erfolgt die p-Dotierung durch
Dotierung der (GaIn)Sb-Schichten mit Be. Dabei muß die Dotierung der Übergitterschichten
jeweils so hoch gewählt werden, daß die Hintergrunddotierung des Übergitters, die sowohl
n- als auch p-Typ sein kann, kompensiert wird. Die Regelung des Dotierpegels in der MBE
erfolgt durch Einstellen der Temperatur der Dotierstoffeffusionszellen.
In Tab. 3.3 sind die Ergebnisse von Hall-Messungen an n- und p-dotierten Übergittern
bei einer Probentemperatur von T = 77 K zusammengefaßt. Als Vergleichsprobe diente die
identisch gewachsene, aber nominell undotierte Probe S1425. Die Vergleichsprobe ist residuär
p-leitend, und weist eine Hintergrunddotierung von 6.7 × 1015 cm−3 auf. Bei der Probe S1426
wurden die (GaIn)Sb-Schichten nominell mit 5×1018 cm−3 Be-Atomen dotiert. Berücksichtigt
man das Schichtdickenverhältnis zwischen den InAs- und den (GaIn)Sb-Schichten von 1.92,
dann ergibt sich für die nominelle Dotierung im Übergitter eine Volumenkonzentration von
1.71 × 1018 cm−3 . Gemessen wurde bei einer Probentemperatur von T = 77 K eine Löcherkonzentration, die mit 9.06 × 1017 cm−3 etwa um einen Faktor 2 unter diesem Wert liegt.
Hingegen wurden die InAs-Schichten der Probe S1427 nominell mit 5 × 1017 cm−3 Si-Atomen
dotiert. Rechnet man dies auf eine Volumenkonzentration im Übergitter um, so ergibt sich
der Wert 3.29 × 1017 cm−3 . Die bei T = 77 K gemessen Elektronenkonzentration liegt mit
1.71 × 1017 cm−3 ebenfalls um etwa einen Faktor zwei unter der nominellen Dotierung.
Probe
Dotierung
nominelle Dotierung
N [cm−3 ]
Ladungsträgerkonz.
n [cm−3 ]
Beweglichkeit
µ [cm2 /Vs]
S1425
S1426
S1427
nid (p-Typ)
Be (p-Typ)
Si (n-Typ)
–
1.71 × 1018
3.29 × 1017
6.68 × 1015
9.06 × 1017
1.71 × 1017
1240
350
6550
Tab. 3.3: Ergebnisse von Hall-Messungen bei einer Probentemperatur von T = 77 K an
n- und p-dotierten Übergittern.
48
Magnetotransportuntersuchungen
3.4.4
Einfluß der Wachstumstemperatur
Bei der Optimierung der Diodeneigenschaften ist die Hintergrunddotierung der InAs/
(GaIn)Sb Übergitterschichten eine entscheidende Größe. Aus diesem Grund wurde der Einfluß
der Wachstumstemperatur auf die Hintergrunddotierung anhand einer Probenserie untersucht, bei der die Substrattemperatur zwischen 360 und 440◦ C variiert, die jedoch ansonsten
bei identischen Wachstumsbedingungen epitaxiert wurde. Bei den untersuchten Proben handelt es sich um aus 10 Monolagen InAs und 5 Monolagen Ga0.75 In0.25 Sb bestehende, jeweils
150 Perioden dicke Übergitterschichten. Alle Schichten wurden auf undotierte (001) GaSbSubstrate gewachsen. Um eine ausreichende elektrischen Trennung der Übergitterschichten
vom Substrat zu gewährleisten, wurde zwischen Substrat und Übergitter eine 500 nm dicke,
auf GaSb gitterangepaßte AlGaAsSb-Pufferschicht gewachsen. Die Gitterfehlanpassung ∆a/a
der Proben lag deutlich unterhalb von 1 × 10−3 . Der Einfluß der Wachstumstemperatur auf
die Transporteigenschaften der Übergitter wurden eingehend anhand von Photolumineszenzund Magnetotransportmessungen untersucht [16].
3.4.4.1
Magnetotransport
36 0 °C
B ew eglichkeitsspektrum S [1/Ωm ]
1000
100
=
1000
38 0 °C
100
=
10
40 0 °C
10
1
=
42 0 °C
100
10
44 0 °C
100
10
-20000
-10000
0
10000
20000
B ew eglichkeit µ [cm 2 /V s]
Abb. 3.13: Beweglichkeitsspektren von InAs/(GaIn)Sb
Übergitterschichten, die bei Substrattemperaturen zwischen
360 und 440◦ C gewachsenen wurden.
Bei den Transportuntersuchungen wurden der Magnetowiderstand ρxx und der
Hall-Widerstand ρxy der Übergitterproben bei unterschiedlichen Probentemperaturen in Abhängigkeit des Magnetfelds (B = 0 . . . 6 T) gemessen, und
die Meßdaten dann mit Hilfe der Beweglichkeitsspektralanalyse (MSA) ausgewertet. Das Ergebnis dieser Auswertung ist in Abb. 3.13 für die bei einer
Probentemperatur von T = 70 K durchgeführten Messungen gezeigt.
Vergleicht man die Beweglichkeitsspektren der bei unterschiedlichen Temperaturen gewachsenen Proben miteinander, dann fällt zunächst der Elektronenpeak auf, der sich mit zunehmender
Wachstumstemperatur zu immer kleineren Beweglichkeiten verschiebt. Die
Elektronenkonzentration nimmt dabei
mit zunehmender Wachstumstemperatur ab und erreicht bei 400◦ C ein Minimum. Gleichzeitig nimmt ab einer
Wachstumstemperatur von 400◦ C die
Konzentration der Löcher bei einer Beweglichkeit µp ≈ 1000 cm2 /Vs stetig zu.
Im vorigen Abschnitt wurde gezeigt, daß die Impulsrelaxationszeit τ beim Paralleltransport in InAs/(GaIn)Sb Übergittern durch Streuung der Ladungsträger an den Übergittergrenzflächen limitiert wird, und die Beweglichkeit der Übergitterproben somit weitgehend un-
3.4 Experimentelle Ergebnisse
49
abhängig von der Probentemperatur ist. Aus (3.33) ergibt sich für diesen Fall eine Abhängigkeit der Ladungsträgerbeweglichkeit µ von der Rauhigkeit der Übergittergrenzflächen ∆
gemäß µ ∝ ∆−2 . Die mit zunehmender Wachstumstemperatur beobachtete Verringerung der
Elektronenbeweglichkeit läßt sich also auf eine größere Rauhigkeit der Übergittergrenzflächen
∆ zurückführen. Der Rückgang der Elektronenbeweglichkeit von 15000 auf etwa 4000 cm2 /Vs
bei einer Erhöhung der Wachstumstemperatur von 360 auf 440◦ C entspricht in etwa einer Verdoppelung der Grenzflächenrauhigkeit.
Ladungsträgerkonz. [cm -3 ]
In Abb. 3.14 sind die mit Hilfe der Mehrladungsträgeranalyse (MCA) ermittelten Ladungsträgerkonzentrationen als Funktion der Wachstumstemperatur aufgetragen. Dabei liegen die
mit der MCA bestimmten Ladungsträgerkonzentrationen generell um etwa 20% über den
mit der Beweglichkeitsspektralanalyse ermittelten Werten. Bei Wachstumstemperaturen bis
380◦ C zeigen die Übergitter ein residuär n-leitendes Verhalten mit einer Elektronenkonzentration von 1.8 × 1016 cm−3 für die bei 360◦ C gewachsene und 5.6 × 1015 cm−3 für die bei
380◦ C gewachsene Übergitterschicht. Bei einer Wachstumstemperatur von 400◦ C schlägt die
Hintergrunddotierung der Übergitter von n- auf p-Leitung um. Dabei beträgt die Löcherkonzentration 5.9 × 1015 cm−3 . Wird die Wachstumstemperatur weiter erhöht, steigt auch
die Löcherkonzentration rasch weiter an. Innerhalb eines 40◦ C breiten Wachstumsfensters
zwischen 380 und 420◦ C ist die residuäre Ladungsträgerkonzentration in den gewachsenen
Übergitterschichten bei Werten um 6 × 1015 cm−3 minimal.
4x10 16
E lektronen
Löcher
2x10 16
T = 70 K
1x10 16
8x10 15
6x10 15
4x10 15
360
380
400
420
440
W achstum stem peratur [°C ]
Abb. 3.14: Ladungsträgerkonzentration von InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten, die
bei Substrattemperaturen zwischen 360 und 440◦ C gewachsenen wurden.
Als Hauptursache der Hintergrunddotierung in epitaktischen InAs- und GaSbVolumenschichten werden Eigendefekte angesehen. Während InAs residuär n-leitendes Verhalten zeigt, ist GaSb vermutlich aufgrund von Gallium-Antisitedefekten residuär p-leitend [51].
Die Hintergrunddotierung in einem Übergitter ergibt sich aus der Kompensation von Majoritätsladungsträger aus den einzelnen Übergitterschichten. Die Hintergrunddotierung von
InAs/(GaIn)Sb Übergittern ist somit durch die Kompensation von Donatoren in den InAsSchichten und Akzeptoren in den (GaIn)Sb-Schichten bestimmt.
50
Magnetotransportuntersuchungen
Dadurch daß die InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten bei deutlich tieferen Wachstumstemperaturen epitaxiert werden müssen als die zugehörigen Volumenmaterialien, ist der Einbau
von residuären Verunreinigungen wie z.B. Silizium oder Kohlenstoff in die Epitaxieschicht
begünstigt. Wegen seines amphoteren Charakters kann Silizium in III-V Halbleitern sowohl
auf Gitterplätzen der Gruppe III, als auch der Gruppe V Elemente eingebaut werden. In
Arseniden ist Silizium üblicherweise ein Donator, während es in Ga1−x Inx Sb bis zu einer
Indiumkonzentration von x ≈ 0.85 als Akzeptor wirkt [55].
Vor diesem Hintergrund kann man das Umschlagen der Hintergrunddotierung der Übergitter mit zunehmender Wachstumstemperatur von n- auf p-Leitung wie folgt erklären: bei
niedrigen Wachstumstemperaturen führt der effektive Überschuß an Gruppe V Atomen zu einem verstärkten Einbau von residuärem Silizium auf Gitterplätzen der Gruppe III Elemente,
wodurch die InAs-Schichten der Übergitter verstärkt n-dotiert werden. Die Magnetotransportuntersuchungen zeigen, daß in diesem Fall die Majoritätselektronen aus den InAs-Schichten
die Löcher in den (GaIn)Sb-Schichten überkompensieren, so daß die Übergitter residuär nleitend sind. Dagegen wird residuäres Silizium wegen des zunehmenden Mangels an Gruppe
V Atomen bei höheren Wachstumstemperaturen vermehrt auf Gruppe V Gitterplätzen eingebaut. Die (GaIn)Sb-Schichten der Übergitter sind dadurch zunehmend p-dotiert, so daß die
Elektronen in der InAs-Schicht immer stärker von den Majoritätslöchern aus den (GaIn)SbSchichten kompensiert, und die Übergitter somit residuär p-leitend werden.
Andererseits legen die experimentellen Ergebnisse aber auch nahe, daß die Grenzflächen
der Übergitter eine signifikante Quelle elektrisch aktiver Defekte sein könnte. Diese Behauptung wird einerseits von der Beobachtung gestützt, daß die Art der Grenzflächenbindung einen
wesentlichen Einfluß auf die Hintergrunddotierung der Übergitter hat [2]. Andererseits wird
mit zunehmender Wachstumstemperatur als Folge des verstärkten As–Sb Austauschs [74]
eine größere Grenzflächenrauhigkeit beobachtet, die sich sowohl in der Rotverschiebung der
Photolumineszenz als Folge des Verschmierens der Übergittergrenzflächen, als auch in einem Rückgang der Elektronenbeweglichkeit von 15000 auf etwa 4000 cm2 /Vs aufgrund der
verstärkten Grenzflächenstreuung äußert.
Wellenlänge [µm]
11
PL Intensität [w.E.]
3x104
10
9
8
7
360 °C
380 °C
400 °C
420 °C
440 °C
2x104
T = 10 K
1x104
0
125
150
175
Photonenenergie [meV]
Abb. 3.15: Photolumineszenzspektren der bei verschiedenen Temperaturen gewachsenen InAs/(GaIn)Sb Übergitter.
3.4 Experimentelle Ergebnisse
3.4.4.2
51
Korrelation der Hintergrunddotierung mit der PL Intensität
Der in den Magnetotransportmessungen mit zunehmender Wachstumstemperatur beobachtete Übergang von n- nach p-Leitung in der Hintergrunddotierung der Übergitter zeigt sich auch
in der Photolumineszenzintensität der Proben. Für die Photolumineszenzmessungen wurden
die Übergitterproben mit einem Nd:YAG Laser bei 1.06 µm angeregt, und die Photolumineszenz bei einer Probentemperatur von 10 K gemessen (vgl. Abschnitt 2.5.2). Abb. 3.15 zeigt
die Photolumineszenzspektren der bei 360 und 440◦ C gewachsenen InAs/(GaIn)Sb Übergitter. Die Maxima der Photolumineszenz zeigen mit zunehmender Wachstumstemperatur eine
Rotverschiebung von 158 nach 147 meV. Diese Rotverschiebung der PL-Maxima kann mit
einem Verschmieren der Übergittergrenzflächen aufgrund des mit der Wachstumstemperatur zunehmenden As–Sb Austauschs [74], und einer daraus resultierenden Verringerung der
Quantisierungsenergie der Übergitter, erklärt werden.
In Abb. 3.16 ist die PL Intensität der Übergitterproben als Funktion ihrer Wachstumstemperatur aufgetragen. Solange die Übergitter residuär n-leitend sind steigt die PL Intensität der Proben exponentiell mit der Wachstumstemperatur an. Die PL Intensität erreicht
ihr Maximum bei einer Wachstumstemperatur von 400◦ C, also genau dann, wenn die Hintergrunddotierung der Übergitter von n- auf p-Leitung umschlägt. Nach einem solchen Übergang
wirkt sich eine noch höhere Wachstumstemperatur dagegen nicht weiter auf die PL Intensität
aus. Beim Übergang der Hintergrunddotierung von n- auf p-Leitung beobachtet man in der
PL Intensität der Übergitter als Funktion ihrer Wachstumstemperatur also ein Maximum und
die anschließende Ausbildung eines Plateaus.
Dieses Verhalten kann man wie folgt verstehen: die Intensität der Photolumineszenz wird
von der nichtstrahlenden Lebensdauer der Minoritätsladungsträger bestimmt. Werden die
Übergitter bei einer zu niedrigen Temperatur gewachsen, führt dies zur Ausbildung von
Fehlstellen und anderer Kristalldefekte. Solche Defekte wirken als nichtstrahlende Rekombinationszentren und verringern die nichtstrahlende Ladungsträgerlebensdauer. Im Falle der
residuär n-leitenden Übergitterproben kann die mit der Wachstumstemperatur zunehmende
PL Intensität also einerseits auf die geringere Konzentration an nichtstrahlenden Rekombi-
P L Intensität [w .E .]
P L Intensität [w .E .]
T = 10 K
1000
Laserleistung ( λ = 1.06 µm )
100
130 m W
7.3 m W
360
390
420
450
W achstum stem peratur [°C ]
Abb. 3.16: Photolumineszenzintensität von InAs/
(GaIn)Sb Übergitterschichten die bei unterschiedlichen Wachstumstemperaturen hergestellt wurden.
1000
*
*
100
n-le ite nde P rob en
p-le ite nde P rob en
10 16
*
10 1 7
10 1 8
Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]
Abb. 3.17: Photolumineszenzintensität von InAs/
(GaIn)Sb Übergittern als Funktion der Majoritätsladungsträgerkonzentration. Bei den mit einem Sternchen gekennzeichneten Datenpunkten handelt es sich
um gezielt n- bzw. p-dotierte Proben.
52
Magnetotransportuntersuchungen
nationszentren zurückgeführt werden. Andererseits ist sie aber auch eine Folge der geringeren
Majoritätselektronenkonzentration der heißer gewachsenen Proben. Sind die Übergitter dagegen residuär p-leitend, wird die PL Intensität von der nichtstrahlenden Lebensdauer der
Minoritätselektronen bestimmt. Wegen ihrer großen Beweglichkeit liegt die Diffusionslänge
der Elektronen in der Größenordnung mehrerer Mikrometer und übersteigt somit die Dicke
der Übergitterschicht um ein Vielfaches. Die nichtstrahlende Lebensdauer der Minoritätselektronen und damit auch die PL Intensität wird also nicht durch die Majoritätslöcherkonzentration, sondern von der nichtstrahlende Rekombination der Elektronen an der Oberfläche
des Übergitterstapels bestimmt und ist somit unabhängig von der Wachstumstemperatur.
In Abb. 3.17 ist die PL Intensität von InAs/(GaIn)Sb Übergitterschichten als Funktion ihrer Majoritätsladungsträgerkonzentration aufgetragen. Die mit einem Sternchen gekennzeichneten Proben wurden bei 420◦ C gewachsen und gezielt n- bzw. p-dotiert. Bei den übrigen
Proben handelt es sich um die bei unterschiedlichen Wachstumstemperaturen gewachsenen
nominell undotierten Übergitterschichten. Bei den n-leitenden Proben ist die PL Intensität ein
relatives Maß für die Elektronenkonzentration im Übergitter. Dagegen ist die PL Intensität
bei p-leitende Proben unterhalb einer Ladungsträgerkonzentration von ∼ 1 × 1017 unabhängig
von der Majoritätslöcherkonzentration.
Kapitel 4
Übergitterdioden
4.1
4.1.1
Der p-n Übergang
Der p-n Übergang im thermischen Gleichgewicht
Werden ein n- und ein p-dotierter Halbleiter zu einem p-n Übergang zusammengefügt,
diffundieren aufgrund des großen Konzentrationsgefälles an freien Ladungsträgern Elektronen vom n- ins p-dotierte Halbleitergebiet
und Löcher vom p- ins n-Gebiet. Die zurückbleibenden unkompensierten Akzeptor- und
Donatorionen bilden im Übergangsbereich
zwischen n- und p-Gebiet eine Raumladungszone aus (Abb. 4.1a), deren elektrisches Feld den Diffusionsströmen entgegengerichtet ist (Abb. 4.1b). Im thermischen Gleichgewicht kompensieren sich die
Feld- und Diffusionsströme im p-n Übergang, und der Gesamtstrom durch die Diode verschwindet. Auf diese Weise stellt sich
im ganzen Halbleiter ein konstantes FermiNiveau ein (Abb. 4.1d).
Als Folge des sich einstellenden elektrischen Feldes kommt es in der Raumladungszone zu einer Verbiegung des Bandverlaufs.
Das Diffusionspotential des p-n Übergangs
Vbi = φn −φp ergibt sich aus der Differenz der
elektrostatischen Potentiale in den neutralen
Halbleitergebieten (Abb. 4.1c). Nimmt man
den Übergang zwischen Raumladungszone
und neutralem Gebiet als abrupt an und vernachlässigt freie Ladungsträger in der Verarmungszone (Shockley-Näherung), dann ist
p-Gebiet
Verarmungszone
n-Gebiet
ND
+ + + +
+ + + +
+ + + +
-NA
-
-
(a)
-
x
F
-dp
dn
x
(b)
-F0
B
B
n
(c)
Vbi
x
B
p
EL
eVbi
(d)
EF
EV
Abb. 4.1: p-n Übergang im thermischen Gleichgewicht.
Die Abbildung zeigt (a) die Verteilung der Raumladung, (b) den Verlauf des elektrischen Feldes, (c) den
Potentialverlauf und (d) den Bandverlauf in der Diode.
53
54
Übergitterdioden
die Ausdehnung der Raumladungszone durch
s
d=
2Vbi
e
1
1
+
NA ND
(4.1)
bestimmt. Dabei bezeichnen NA und ND die Akzeptor- und Donatorkonzentrationen und
die Dielektrizitätskonstante des Halbleiters. Das elektrischen Feld in der Verarmungszone
wächst im n- und p-Gebiet linear von den Rändern der Verarmungszone zum p-n Übergang
hin an (Abb. 4.1b) und erreicht dort den Maximalwert
F0 = −
2Vbi
d
.
(4.2)
Da das elektrische Feld im neutralen Gebiet, außerhalb der Raumladungszone verschwindet
gilt dn ND = dp NA , wobei dn und dp die Ausdehnung der Verarmungszone ins n bzw. p-Gebiet
bezeichnen. Daraus folgt
4.1.2
dn =
dNA
=
NA + ND
dp =
dND
=
NA + ND
s
s
2Vbi NA /ND
e NA + ND
2Vbi ND /NA
e NA + ND
(4.3)
.
(4.4)
Der p-n Übergang bei anliegender Spannung
Im thermischen Gleichgewicht sind Feld- und Diffusionsstrom der Elektronen entgegengesetzt gerichtet und gleich groß. Entsprechendes gilt auch für die Löcherströme. Legt man
an die Diode eine zeitlich konstante elektrische Spannung V an, dann wird dieses Gleichgewicht gestört und es stellt sich stattdessen ein stationärer Zustand nahe am thermischen
Gleichgewicht ein [34]. Durch das Anlegen einer externen Spannung V fällt statt des Diffusionspotentials Vbi über die Verarmungszone nun insgesamt die Spannung Vbi − V ab. Hierbei
hat V ein positives Vorzeichen, wenn das Potential des p-Gebiets gegenüber dem der n-Seite
angehoben wird. Die anliegende Spannung ändert sowohl das maximale elektrische Feld
r
1−
V
Vbi
(4.5)
1−
V
Vbi
(4.6)
1−
V
Vbi
F0 (V ) = F0
als auch die Ausdehnung der Verarmungszone
r
dn (V ) = dn
r
dp (V ) = dp
.
(4.7)
4.1 Der p-n Übergang
4.1.2.1
55
Diffusionsstrom
Betrachten wir der Einfachheit halber nur die Strombilanz der Elektronen: diffundieren Minoritätselektronen aus dem p-Gebiet in den Bereich der Verarmungszone, dann werden sie vom
elektrischen Feld in das n-Gebiet hinübergezogen. Dieser Effekt ist sowohl von der äußeren
Spannung V als auch vom Diffusionspotential Vbi weitgehend unabhängig. Weil die fehlenden
Minoritätselektronen im p-Gebiet fortwährend durch thermische Generation ersetzt werden,
bezeichnet man diesen Strom auch als Generationsstrom.
Anders verhält es sich mit dem Diffusionsstrom der Majoritätselektronen aus dem n- ins
angrenzende p-Gebiet. Auf ihrem Weg müssen die Elektronen im Bereich der Verarmungszone
gegen eine Potentialschwelle der Höhe Vbi − V anlaufen. Der Anteil der Elektronen, der die
Potentialbarriere überwindet, ist dabei durch den Boltzmann-Faktor exp[−e(Vbi − V )/kT ]
bestimmt und hängt somit stark von der an der Diode anliegenden Spannung V ab. Legt
man eine negative Rückwärtsspannung an, erhöht sich die Potentialschwelle und nur sehr
wenige Elektronen können die Barriere überwinden. Dagegen wird die Potentialschwelle durch
eine positive Vorwärtsspannung erniedrigt und es können sehr viele Elektronen vom n- ins pGebiet diffundieren. Dies führt im p-Gebiet zu einer verstärkten Rekombination der injizierten
Elektronen mit den Majoritätslöchern, die wiederum durch Löcher vom p-Kontakt her ersetzt
werden. Man bezeichnet diesen Strombeitrag daher auch als Rekombinationsstrom. Demnach
muß für den durch eine Diode fließenden Strom
eV
J(V ) = J0 exp
−1
(4.8)
kT
gelten, wobei J0 die Sättigungsstromdichte ist.
Um die Sättigungsstromdichte J0 = J0e + J0h der Elektronen und Löcher quantitativ zu
bestimmen ist eine genauere Betrachtung des stationären Zustands, der sich beim Anlegen
einer Gleichspannung V einstellt, erforderlich. Da für die Störung des thermischen Gleichgewichts vor allem eine Änderung der Diffusionsströme verantwortlich ist, während der Einfluß
einer äußeren Spannung auf die Feldströme weitgehend vernachlässigt werden kann, genügt
es im Rahmen der sogenannten Diffusionsnäherung nur die Diffusionsströme unter dem Einfluß der Spannung V zu betrachten [34]. Dies soll im folgenden für den Diffusionsstrom der
Elektronen im p-Gebiet der Diode geschehen. Die Behandlung des Löcherdiffusionsstroms
kann jedoch ganz analog hierzu erfolgen. Des weiteren gelte die Shockley-Näherung [60]. Die
Elektronenstromdichte berechnet sich dann aus
∂∆n Je = −eDe
,
(4.9)
∂x x=0
wobei De die Diffusionskonstante und ∆n(x) = np (x) − n(0)
p der Überschuß an Elektronen
bezogen auf die Gleichgewichtskonzentration im p-Gebiet ist.
Die Elektronenkonzentration bei einer anliegenden Spannung V am Rand der Verarmungszone bei x = 0 ist durch die Boltzmann-Beziehung
eV
(0)
∆n(0) = np exp
− n(0)
(4.10)
p
kT
bestimmt. Die erhöhte Elektronenkonzentration im p-Gebiet führt zu einer verstärkten Rekombination mit Majoritätslöchern, was wiederum einen Zustrom von Löchern vom p-Kontakt
56
Übergitterdioden
her zur Folge hat. Der sich für die ins p-Gebiet injizierten Nichtgleichgewichtselektronen einstellende stationäre Zustand wird dabei von der Kontinuitätsgleichung
d2 ∆n
∆n
−
=0
2
dx
De τe
(4.11)
beschrieben, wobei τe die Lebensdauer der Minoritätselektronen im p-Gebiet ist. Im folgenden
soll die Kontinuitätsgleichung für zwei verschiedene Randbedingungen gelöst werden:
1. Diode mit breiter Basiszone (wp Le ):
√
Die Dicke des neutralen p-Gebiets wp sei groß gegen die Diffusionslänge Le = De τe
der Minoritätselektronen. Die Begrenzung des p-Gebiets hat dann keinen Einfluß auf
den Diffusionsstrom, und es gilt die Randbedingung
lim ∆n(x) = 0
x→∞
.
(4.12)
Berücksichtigt man als weitere Randbedingung die durch die Boltzmann-Beziehung
(4.10) bestimmte Elektronenkonzentration an der Kante der Verarmungszone, dann
folgt
eV
x
∆n(x) = n(0)
exp
−
1
exp
−
(4.13)
p
kT
Le
als Lösung der Kontinuitätsgleichung (4.11). Setzt man diesen Ausdruck in die Diffusionsgleichung (4.9) ein, und berücksichtigt außer dem Elektronendiffusionsstrom auch
den Diffusionsstrom der Löcher im n-Gebiet, erhält man
eV
J(V ) = J0 exp
−1
(4.14)
kT
mit der Sättigungsstromdichte
J0 = e
De (0) Dh (0)
n +
p
Le p
Lh n
.
(4.15)
Dies ist die bekannte Shockley-Beziehung, die die Strom-Spannungs Charakteristik einer Diode beschreibt. Unter der Annahme, daß Akzeptoren und Donatoren vollständig
(0)
ionisiert sind, d.h. p(0)
p = NA bzw. nn = ND gilt, läßt sich der Ausdruck für die
Sättigungsstromdichte (4.15) mit Hilfe des Massenwirkungsgesetzes für die Ladungsträgerkonzentration
n2i = n(0) p(0)
(4.16)
Eg
= NC NV exp −
kT
Eg
kT p ∗ ∗ 3
= 4
me mh exp −
2π~2
kT
(4.17)
,
(4.18)
in einem nichtentarteten Halbleiter der sich im thermischen Gleichgewicht befindet, auf
die gebräuchlichere Form
Lh
Le
2
J0 = eni
+
(4.19)
τe N A τh N D
bringen. Demnach wird das Temperaturverhalten der Sättigungsstromdichte von n2i
bestimmt, so daß J0 ∝ exp(−Eg /kT ) gilt.
4.1 Der p-n Übergang
57
2. Diode mit schmaler Basiszone (wp < Le ):
Ist die Diffusionslänge Le dagegen größer als das neutrale p-Gebiet, so wird die Art der
Begrenzung einen Einfluß auf den Diffusionsstrom haben. Die Randbedingung an der
Begrenzung des p-Gebiets läßt sich dabei mit Hilfe der Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit Sp formulieren [53]
∂∆n Je (wp ) = −eDe
= eSp ∆n(wp ) .
(4.20)
∂x x=wp
Berücksichtigt man die Boltzmann-Beziehung (4.10) als weitere Randbedingung, dann
erhält man


cosh x−w − γ sinh x−w
Le
Le
eV

(4.21)
∆n(x) = n(0)
exp
−1 
p
w
w
kT
cosh
+ γ sinh
Le
Le
als Lösung der Kontinuitätsgleichung (4.11), wobei
γ=
Sp Le
De
(4.22)
als das Verhältnis von Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit Sp zu Diffusionsgeschwindigkeit Le /τe definiert wurde. Setzt man (4.21) in die Diffusionsgleichung (4.9)
ein, ergibt sich


w
tanh Lpe + γ eV
e

Je (V ) = J0
exp
−1
(4.23)
w
kT
γ tanh p + 1
Le
als Elektronendiffusionsstrom der Diode.
Die Art der Begrenzung der dotierten n- bzw p-Gebiete kann das Sperrverhalten einer
Diode wesentlich beeinflussen. Dies wird in Abb. 4.2 am Beispiel des p-Gebiets verdeutlicht. In der Abbildung ist das Verhältnis der dynamischen Impedanz einer kurzen
Diode (R0 A)p zu jenem einer langen Diode (R0 A)p∞ für verschieden Werte von γ darstellt. Für Begrenzungen mit γ > 1 liegt die dynamische Impedanz der kurzen Diode
unter dem einer langen Diode. Für γ < 1 liegt der umgekehrte Fall vor. Der Einfluß auf
das Sperrverhalten der Diode ist dabei umso größer je mehr die Diffusionslänge Le,h der
jeweiligen Minoritätsladungsträger die Größe des p- bzw n-Gebiets wp,n übersteigt.
Geht man bei den InAs/(GaIn)Sb Übergittern von einer Elektronenbeweglichkeit von
µe = 1000 cm2 /Vs senkrecht zur Schichtebene aus [15], dann ergibt sich aus der EinsteinBeziehung
kT
D=
µ
(4.24)
e
bei 77 K eine Diffusionskonstante von De = 6.6 cm2 /s. Bei einer angenommenen Minoritätselektronenlebensdauer von τe = 10 ns im p-Gebiet einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode übersteigt die Diffusionslänge der Elektronen mit Le = 2.6 µm die Dicke des Übergitterbereichs
der in dieser Arbeit untersuchten Dioden um ein vielfaches. Für die Löcher, deren Beweglichkeit typischerweise um eine Größenordnung unter derjenigen der Elektronen liegt, ergibt sich
bei derselben Minoritätsladungsträgerlebensdauer einen Diffusionslänge von Lh = 0.8 µm.
58
Übergitterdioden
10
γ = 0 (elektrisch reflektierend)
0.05
(R0A)p / (R0A)p∞
0.2
0.5
1
1 (elektrisch neutral)
2
5
20
∞ (ohmsch)
0.1
0.1
1
10
wp / Le
Abb. 4.2: Einfluß der Grenzfläche am Rande des neutralen p-Gebiets auf die dynamische
Impedanz R0 A einer Diode.
Dieser Wert liegt aber immer noch deutlich über der Dicke des neutralen p-Gebiets wp der
untersuchten Übergitterdioden. Geht man stattdessen von einer Minoritätsladungsträgerlebensdauer von nur τe,h = 1 ns, so verringern sich die angegebenen Werte um den Faktor 3.2.
Sowohl für den Elektronen- also auch den Löcherdiffusionsstrom liegt bei den in dieser
Arbeit untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden der Fall einer kurzen Diode vor, so
daß der Einfluß der Begrenzungen der Übergitterbereiche berücksichtigt werden muß. Um
eine besonders hohe dynamische Impedanz zu erzielen, wären elektrisch reflektierende Grenzflächen (γ = 0) mit einer verschwindend kleinen Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit
wünschenswert. Geht man außerdem von großen Diffusionslängen Le wp bzw. Lh wn
aus, dann ist die Strom-Spannungs Charakteristik einer solchen Diode durch
wp
wn
eV
2
J(V ) = eni
+
exp
−1
(4.25)
τe N A τh N D
kT
gegeben.
4.1.2.2
Generations-Rekombinationsstrom
Bei den bisher gemachten Überlegungen wurde davon ausgegangen, daß sich die Rekombination und thermische Generation von Ladungsträgern vornehmlich in den neutralen n- und
p-Gebieten der Diode ereignen. Zur vollständigen Beschreibung der Strom-Spannungs Charakteristik einer Diode müssen jedoch auch Emissions- und Einfangprozesse in der Verarmungszone berücksichtigt werden. Die Generation oder Rekombination von Ladungsträgern erfolgt
dabei vorwiegend über lokalisierte Zustände in der Energiebandlücke des Halbleiters, die
von Verunreinigungen oder Defekten im Halbleitermaterial herrühren und als Shockley-ReadHall Zentren bezeichnet werden. Der auf diese Weise hervorgerufene sogenannte GenerationsRekombinationsstrom läßt sich durch eine Integration der Generationsrate G in der Verarmungszone
4.1 Der p-n Übergang
59
Z
dn (V )
JGR = −e
G dx
(4.26)
−dp (V )
ermitteln [56].
Wird eine Diode in Rückwärtsrichtung betrieben, so liegt die Ladungsträgerkonzentration
in der Verarmungszone unter dem Gleichgewichtsniveau, und der dominierende GenerationsRekombinationsmechanismus ist die abwechselnde Emission von Elektronen und Löchern aus
Shockley-Read-Hall Zentren in der Halbleiterbandlücke. Einfangprozesse spielen aufgrund
der geringen freien Ladungsträgerkonzentration dagegen keine Rolle. Im Falle einer großen
Rückwärtsspannung V −kT /e ist die Generationsrate für Elektronen-Loch Paare in der
Verarmungszone nahezu konstant und kann mit G = ni /τG angegeben werden, wobei τG die
effektive Generationslebensdauer bezeichnet. Aus (4.26) folgt dann
edni
.
(4.27)
τG
Der Generations-Rekombinationsstrom verhält sich in Rückwärtsrichtung also proportional
zur Ausdehnung d der Verarmungszone, und es gilt JGR ∝ (1 − V /Vbi )1/2 .
JGR = −
Dagegen wird die Verarmungszone bei einer in Vorwärtsrichtung gepolten Diode von Majoritätsladungsträgern aus den neutralen Halbleitergebieten durchquert, so daß die Ladungsträgerkonzentration das Gleichgewichtsniveau übersteigt. Die Ladungsträger werden also versuchen die Gleichgewichtskonzentration in der Verarmungszone durch Rekombination wiederherzustellen. Der sich daraus ergebende Generations-Rekombinationsstrom läßt sich für große
Vorwärtsspannungen V ≥ 3kT /e durch
edni
eV
JGR =
exp
(4.28)
2τR
2kT
angeben, wobei τR die effektive Rekombinationslebensdauer bezeichnet.
Bei sehr geringen Diodenspannungen |V | < kT /e verhält sich der GenerationsRekombinationsstrom im wesentlichen linear zur anliegenden Spannung, wobei dynamische
Impedanz bei einer Spannung von 0 V von durch
τGR Vbi
(4.29)
edni
bezeichnet hier die effektive Generations-Rekombinationslebensdauer.
(R0 A)GR =
gegeben ist. τGR
Da die Generationsrate G exponentiell mit zunehmendem energetischen Abstand Et − Ei
des Defektniveaus vom intrinsischen Fermi-Niveau abnimmt, tragen Defektzentren, deren
Energie Et ungefähr der Energie Ei des intrinsischen Fermi-Niveaus entspricht, am effektivsten zur Generation oder Rekombination von Ladungsträgern bei. Für diesen Fall ist die
effektive Generations-Rekombinationslebensdauer τGR praktisch temperaturunabhängig, und
der Generations-Rekombinationsstrom zeigt ein Temperaturverhalten proportional zu ni .
Im allgemeinen lassen sich experimentell ermittelten Strom-Spannungs Kennlinien in
Vorwärtsrichtung durch die empirische Beziehung
eV
J(V ) ∝ exp
(4.30)
βkT
beschreiben. Dabei wird der Faktor β als Idealität der Kennlinie bezeichnet. Wird der
Vorwärtsbereich der Kennlinie von Diffusionsströmen dominiert, dann ist β = 1. Überwiegen
dagegen die Generations-Rekombinationsströme, so ist β = 2. Sind beide Strommechanismen
vergleichbar, nimmt β Werte zwischen 1 und 2 an.
60
4.1.2.3
Übergitterdioden
Zener-Tunnelstrom
Legt man an einen p-n Übergang eine ausreichend große Rückwärtsspannung, so kommt die
Leitungsbandkante des n-Gebiets auf die energetisch gleiche Lage wie die Valenzbandkante
des p-Gebiets. Ist die Barriere, die beide Bänder trennt hinreichend schmal, können Elektronen aus dem Valenzband im p-Gebiet der Diode die Barriere zum ins Leitungsband des
n-Gebiets durchtunneln, und man beobachtet ein exponentielles Anwachsen der Stromstärke
mit der anliegenden Rückwärtsspannung. Solche Tunnelströme werden als Band-zu-Band oder
auch Zener-Tunnelströme bezeichnet. Bei großen Rückwärtsspannungen ist der Bandverlauf
im p-n Übergang näherungsweise linear, so daß sich die Tunnelbarriere durch ein Dreieckspotential mit einer der Bandlückenenergie entsprechenden Höhe beschreiben läßt. Für den
Zener-Tunnelstrom folgt dann die Beziehung [60]
 q

s
4 2mT Eg3
3
2mT
e F (V )V
 ,
exp−
JT =
(4.31)
Eg
4π 2 ~2
3e~F (V )
wobei F das elektrische Feld in der Verarmungszone und mT die effektive Tunnelmasse bezeichnen.
4.2
Diodenstruktur
Im Rahmen dieser Arbeit wurden InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden experimentell untersucht.
Abb. 4.3 zeigt am Beispiel der Probe S1433 den Querschnitt durch ein Diodenmesa. Die Diodenstruktur wird mittels MBE auf ein in (001) Richtung orientiertes GaSb-Substrat aufgewachsen. Eine 500 nm dicke, mit 3×1018 cm−3 Be dotierte GaSb-Schicht bildet den p-Kontakt
der Diode. Der sich daran anschließende 10 Monolagen InAs/5 Monolagen Ga0.25 In0.75 Sb
Übergitterbereich umfaßt 150 Perioden und ist etwa 750 nm dick. Dabei sind die ersten 60
Perioden des InAs/(GaIn)Sb Übergitters p-dotiert (NA ∼ 5.7×1016 cm−3 ). Der p-n Übergang
der Diode bildet sich zwischen den folgenden 30 schwächer p-dotierten (NA ∼ 2.3×1016 cm−3 )
n-Kontakt
20 nm
InAs:Si Kontaktschicht
20 x
n+
10 ML InAs:Si / 5 ML (GaIn)Sb
40 x
n (nid)
10 ML InAs / 5 ML (GaIn)Sb
30 x
p
10 ML InAs / 5 ML (GaIn)Sb:Be
60 x
p+
10 ML InAs / 5 ML (GaIn)Sb:Be
p-Kontakt
500 nm
GaSb:Be Kontaktschicht
100 nm
GaSb Pufferschicht
GaSb-Substrat
Abb. 4.3: Querschnitt durch das Mesa einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1433).
4.2 Diodenstruktur
61
und den 40 nominell undotierten, aber residuär n-leitenden (ND ∼ 1 × 1016 cm−3 ) Perioden
aus. Den Abschluß bilden 20 hoch n-dotierten (ND ∼ 1.8 × 1017 cm−3 ) Übergitterperioden
und eine 20 nm dicke, mit 2×1018 cm−3 Si dotierte InAs-Schicht als n-Kontakt. Für die Dotierung der Übergitterschichten werden Be und Si als Dotierstoffe eingesetzt. Bei der n-Dotierung
werden die InAs-Schichten mit Si dotiert, während die (GaIn)Sb-Schichten undotiert bleiben.
Umgekehrt erfolgt die p-Dotierung durch Dotierung der (GaIn)Sb Übergitterschichten mit Be.
Die Kontaktmetallisierungen der Diode sind jeweils 500 nm dick. Sie bestehen im Falle des
p-Kontakts aus Ti/Pt/Au, während für den n-Kontakt eine Ti/Au/Pt/Au-Schichtenfolge verwendet wird. Zum Schutz vor Umgebungseinflüssen ist die Übergitterdiode mit einer 200 nm
dicken SiN-Schicht passiviert.
E nergie [eV ]
G aS b
E lektrisches Feld
F [kV /cm ]
InA s/(G aIn)S b Ü b ergitte r
InA s
0.5
0.0
-0.5
konz. n [cm -3 ]
Der Verlauf des elektrischen Felds in
der Diode ist in Abb. 4.4b gezeigt. Neben dem elektrischen Feld am p-n Übergang, der in der Abbildung durch eine gestrichelte Linie markiert ist, treten auch an den Dotierstufen elektrische
Felder auf. Das maximale elektrische
Feld am p-n Übergang im thermischen
Gleichgewicht beträgt F0 = 13 kV/cm
und das Diffusionspotential ist Vbi =
124 mV. Nach (4.2) ergibt sich hierfür
eine Ausdehnung der Verarmungszone
von d = 191 nm.
1.0
Ladunksträger-
In Abb. 4.4a ist der simulierte Bandverlauf der beschriebenen Diode im
thermischen Gleichgewicht bei T =
77 K dargestellt. Die Lage des FermiNiveaus ist durch eine gestrichelte Linie gekennzeichnet. Für die Simulation des Bandverlaufs wurde die eindimensionalen Poisson-Gleichung entlang
der Wachstumsrichtung des Übergitters mit einem numerischen Verfahren
gelöst. Das InAs/(GaIn)Sb Übergitter
wurde dabei als Volumenhalbleiter behandelt [71], wobei die Übergittereigenschaften, wie Bandlücke, relative Bandanordnung oder effektive Massen, mit
Hilfe einer Dreiband EFA ermittelt wurden.
(a)
p -G e biet
15
n -G ebiet
10
5
0
(b)
10 18
10 16
(c)
10 14
0.0
0.2
0.4
0.6
0.8
P osition z [µ m ]
Abb. 4.4: Simulation einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode
mit einer Bandlücke von 143 meV (Probe S1433) im thermischen Gleichgewicht bei T = 77 K. Die Abbildung zeigt den
(a) Bandverlauf, (b) Verlauf des elektrischen Feldes und (c)
der Ladungsträgerkonzentration in der Diode.
Die Diffusionsbarrieren für die Minoritätsladungsträger an den Grenzen des n- und pdotierten Übergitterbereichs zu den Kontaktschichten sind in Abb. 4.4a gut zu erkennen.
Für den p-Bereich wirkt der große Leitungsbandsprung vom Übergitter zu GaSb als Barriere
für die Elektronen. Entsprechend verhält es sich für die Löcher mit dem Valenzbandsprung
vom Übergitter zum InAs. Die Bedeutung elektrisch reflektierender Grenzflächen für das R0 A
Produkt von diffusionslimitierten Dioden wurde im vorigen Abschnitt dargelegt. Aufgrund der
großen Diffusionslängen der Minoritätsladungsträger im Übergitter und der reflektierenden
Barrieren läßt die realisierte Diodenstruktur im Diffusionslimit große R0 A Produkte erwarten.
62
4.3
Übergitterdioden
Diodenprozessierung
Die Herstellung der Mesaphotodioden erfordert vier Maskenschritte. Die einzelnen Prozeßschritte sind in Abb. 4.5 veranschaulicht. Im ersten Prozeßabschnitt erfolgt die Definition
der oberen Kontaktflächen (n-Kontakt) im Lift-off Verfahren (Abb. 4.5a). Hierzu wird der
Photolack AZ 5214 als Umkehrlack verwendet. Nach dem Belacken der Probe wird die Maskenstruktur durch Kontaktbelichtung in den Photolack übertragen. In einem Umkehrschritt
erfolgt nun die Invertierung der belichteten Maskenstruktur, so daß sich beim anschließenden Entwickeln die unbelichteten Bereiche der Lackschicht auflösen, während die belichteten
Bereiche resistent gegenüber dem Entwickler sind und stehenbleiben. Vor dem Aufdampfen der Metallisierung wird die auf der Halbleiteroberfläche haftende dünne Oxidschicht mit
verdünnter Salzsäure entfernt, um eine ohmsche Kontaktierung und eine gute Haftung zu
gewährleisten. Anschließend wird eine insgesamt 500 nm dicke Kontaktmetallisierung (bestehend aus Titan, Gold, Platin und Gold) ganzflächig auf die Probe aufgedampft. Dabei wird
die Halbleiteroberfläche nur an den nicht vom Photolack bedeckten Bereiche beschichtet. In
einem Acetonbad wird nun der Photolack mitsamt den unerwünschten Bereichen der Metallschicht wieder entfernt. Dabei sind die nach innen geneigten Flanken des Negativlacks von
Vorteil, da das Lösungsmittel so den Photolack besser angreifen kann.
(a) Strukturieren der n-Metallisierung
(d) Abscheiden der Passivierung
(b) Ätzen der Diodenmesa
(e) Öffnen der Passivierung
(c) Strukturieren der p-Metallisierung
Abb. 4.5: Schematische Darstellung der einzelnen Prozeßschritte bei der Herstellung
der InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden.
Im zweiten Prozeßschritt erfolgt die Definition der Diodenmesa (Abb. 4.5b). Als Photolack
wird hierzu der Positivlack AZ 1518 eingesetzt. Beim Entwickeln lösen sich nur die belichteten
Bereiche des Photolacks auf, während die unbelichteten Bereiche stehenbleiben. Das Ätzen der
Übergitterschicht erfolgt naßchemisch in einer Zitronensäurelösung. Dabei kann die Ätzlösung
die Halbleiteroberfläche nur an den nicht vom Photolack bedeckten Stellen angreifen, so daß
sich der belichtete Umriß in die Übergitterschicht überträgt und eine Mesastruktur entsteht.
Da die Zitronensäurelösung nur indiumhaltige Materialien ätzt, stoppt der Ätzvorgang sobald
4.3 Diodenprozessierung
Abb. 4.6: REM-Aufnahme der Mesaflanke einer
InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode.
63
Abb. 4.7: Lichtmikroskop-Aufnahme einer InAs/
(GaIn)Sb Übergitterdiode.
die p-GaSb Kontaktschicht erreicht ist. Daran anschließend wird der zurückbleibende Photolack in einem Acetonbad wieder entfernt. Abb. 4.6 zeigt eine RasterelektronenmikroskopieAufnahme einer naßchemisch geätzten Mesaflanke.
Im dritten Prozeßschritt (Abb. 4.5c) erfolgt die Definition der unteren Kontaktschicht
(p-Kontakt). Auch hier muß vor dem Bedampfen der Probe zunächst die auf der Halbleiteroberfläche vorhandene dünne Oxidschicht mit konzentrierter Salzsäure entfernt werden. Daran
anschließend wird eine insgesamt 500 nm dicke Metallisierung (bestehend aus Titan, Platin
und Gold) auf die GaSb-Kontaktschicht aufgedampft und im Lift-off Verfahren strukturiert.
Zum Schutz der empfindlichen Mesaflanken vor störenden Umgebungseinflüssen werden
die Übergitterdioden mit einer Siliziumnitridschicht passiviert (Abb. 4.5d). Die Beschichtung kann dabei entweder durch plasmaunterstützte Gasphasenabscheidung (Plasma Enhanced Chemical Vapor Deposition, PECVD) oder auch durch Sputtern erfolgen. Das Öffnen
der Kontaktflächen (Abb. 4.5e) erfolgt in einem trockenchemischen Ätzprozeß (Reactive Ion
Etching, RIE).
Auf dem verwendeten Maskensatz sind zahlreiche Diodenstrukturen unterschiedlicher
Größe vorgesehen, deren Abmessungen zwischen 110 × 110 µm2 und 600 × 270 µm2 liegen.
Für die elektrische und optische Charakterisierung der Übergitterdioden werden aus dem
prozessierten Wafer quadratische Probenstücke mit einer Kantenlänge von 5 mm herausgespalten und mit Leitsilber auf einen Probenträger aufgebracht. Die elektrische Kontaktierung
der Diodenmesa erfolgte mit einem Ultraschall-Bondgerät. Auf dem verwendete Probenträger
stehen auf jeder Seite 11 Bondpads zur Verfügung. Dabei wird ein Pin für den alle Dioden
gemeinsamen Rückkontakt (p-Kontakt) verwendet.
Abb. 4.7 zeigt eine Lichtmikroskop-Aufnahme einer prozessierten InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode. In der Abbildung lassen sich das Diodenmesa, sowie die beiden Kontaktflächen
der Diode gut erkennen. Zur Beleuchtung der Photodiode bei optischen Untersuchungen ist
in der oberen Kontaktmetallisierung ein quadratisches Fenster ausgespart.
64
4.4
Übergitterdioden
Dunkelstrommessungen
Photodioden werden üblicherweise photovoltaisch, d.h. ohne extern angelegte Spannung betrieben. In diesem Fall läßt sich das Detektorrauschen als thermisches Rauschen (JohnsonRauschen) des differentiellen Widerstands
dI −1
(4.32)
R0 =
dV V =0
der Diode bei einer Spannung von 0 V auffassen (vgl. Abschnitt 4.7). Dies gilt unabhängig
davon, durch welchen Strommechanismus das Dunkelstromverhalten der Diode begrenzt wird
[53]. Häufig verwendet man jedoch nicht den differentiellen Widerstand R0 , sondern das von
der Diodenfläche unabhängige R0 A Produkt
dJ −1
(R0 A) =
(4.33)
dV V =0
mit der Stromdichte J = I/A, um das Sperrverhalten einer Diode zu charakterisieren.
Durch Messungen der Strom-Spannungs Kennlinien lassen sich wichtige Erkenntnisse über
die das Dunkelstromverhalten der InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden begrenzenden Strommechanismen gewinnen. Generell lassen sich dabei Leckströme unterscheiden, die am p-n Übergang im Volumen der Diode oder nur an der Diodenoberfläche entstehen. Solchen Oberflächenleckströmen kommt mit abnehmenden Diodenabmessungen eine verstärkte Bedeutung
zu.
Die spannungsabhängigen Dunkelstrommessungen an den InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden wurden in einem Durchflußkryostaten durchgeführt. Die Kühlung erfolgte dabei entweder mit flüssigem Stickstoff, mit dem Temperaturen bis 65 K erreicht werden können, oder mit
flüssigem Helium, falls noch tiefere Temperaturen (bis 1.5 K) erforderlich sind. Hierzu werden
die Proben in einen hierfür vorgesehenen Probenhalter eingebaut und dieser mit einer metallenen Dunkelkappe versehen. Die auf die Probentemperatur gekühlte Dunkelkappe verhindert
dabei, daß die Probe von Wärmestrahlung der Umgebung beleuchtet wird. Für die Messungen der Strom-Spannungs Kennlinie wird der Parameteranalysator HP 4145B eingesetzt, der
eine Strommessung bis in den pA-Bereich erlaubt. Die Messung erfolgt rechnergesteuert über
eine IEEE-Schnittstelle. Der differentielle Widerstand läßt sich aus den gemessenen StromSpannungs Kennlinie durch numerisches Differenzieren bestimmen.
4.4.1
Diodenkennlinie
Die unterschiedlichen Strommechanismen in einem p-n Übergang lassen sich anhand ihres
charakteristisches Temperaturverhaltens unterscheiden. Der Diffusionsstrom ändert sich mit
der Temperatur ungefähr wie n2i , der Generations-Rekombinationsstrom hingegen verhält sich
proportional zu ni . Bei hohen Temperaturen dominieren also Diffusionsströme, während bei
tieferen Temperaturen Generations-Rekombinationsströme das Dunkelstromverhalten einer
Diode limitieren können.
Abb. 4.8 zeigt die Strom-Spannungs Kennlinie einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode mit
einer Bandlücke von 143 meV bei Probentemperaturen zwischen 20 und 200 K. Bei 77 K weist
der Vorwärtsast der Kennlinie eine Idealität von β = 1.34 auf. Oberhalb einer Spannung von
4.4 Dunkelstrommessungen
65
Stromdichte J [A/cm2]
10
1
100m
10m
1m
100µ
10µ
1µ
100n
200 K
175 K
150 K
125 K
100 K
90 K
77 K
70 K
60 K
50 K
40 K
30 K
20 K
10n
-1.5
-1.0
-0.5
0.0
Spannung V [V]
Abb. 4.8: Strom-Spannungs Kennlinien bei Temperaturen T = 20 . . . 200 K einer InAs/
(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1432) mit einer Bandlücke von 143 meV.
etwa 0.13 V flacht der Verlauf der Kennlinie stark ab, da der Strom hier durch den Serienwiderstand RS = 2.26 × 10−3 Ω cm2 der Diode begrenzt wird. Zu höheren Probentemperaturen hin
setzt sich der Diffusionsstrom immer mehr gegenüber dem Generations-Rekombinationsstrom
durch, so daß die Idealität der Kennlinie weiter abnimmt und bei 150 K den Wert β = 1.18
erreicht. Dagegen überwiegt bei tiefen Temperaturen der G–R Strom deutlich, was sich in
einer Idealität von β = 2 bei 20 K niederschlägt.
Der Rückwärtsbereich der Diodenkennlinien läßt sich in zwei Abschnitte unterteilen. Bei
kleinen Rückwärtsspannungen bis etwa −0.4 V zeigt der Diodenleckstrom eine starke Temperaturabhängigkeit. So ändert sich die Stromdichte der Diode zwischen 20 und 200 K bei einer
Spannung von V = −0.15 V um mehr als neun Größenordnungen. Bei hohen Temperaturen
dominieren Diffusionsströme das Sperrverhalten der Übergitterdiode, was auch am nahezu
konstanten Verlauf der Strom-Spannungs Kennlinie im Bereich kleiner Rückwärtsspannungen zu erkennen ist. Unterhalb von 100 K gewinnen aber immer mehr die GenerationsRekombinationsströme die Oberhand, und die flache Strom-Spannungs Charakteristik der
Diffusionsströme mit der Sättigungsstromdichte J0 wird durch die leicht mit der Rückwärtsspannung ansteigende Charakteristik der G–R Ströme abgelöst. Bei Temperaturen unterhalb
von 50 K gewinnen dann zunehmend defektassistierte Tunnelströme an Einfluß auf das Sperrverhalten der Diode.
Bei Spannungen unterhalb von etwa −0.4 V beobachtet man ein starkes Anwachsen des
Diodenstroms mit zunehmender Rückwärtsspannung, und die Strom-Spannungs Kennlinie
weist in diesem Bereich nur eine sehr gering Abhängigkeit von der Probentemperatur auf.
Hierbei handelt es sich um Zener-Tunnelströme von Elektronen aus dem Valenzband im pGebiet der Diode, die die Übergitterbandlücke ins Leitungsband des n-Gebiets durchtunneln
[72].
66
4.4.2
Übergitterdioden
Temperatur- und Bandlückenabhängigkeit des R0 A Produkts
Um weiteren Aufschluß über die in den InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode auftretenden Strommechanismen zu bekommen, soll im folgenden das Temperaturverhalten des dynamischen
Widerstands R0 A anhand zweier Dioden genauer untersucht werden. Die Dioden weisen eine Übergitterbandlücke von 143 meV auf und stammen beide vom selben Probenchip. In
Abb. 4.9 ist ihre dynamische Impedanz als Funktion der reziproken Temperatur aufgetragen.
Während die eine Diode keine Defekte aufweist, zeigt die andere an der Oberfläche makroskopische Epitaxiedefekte mit einem Durchmesser zwischen 1 und 5 µm. Die Ursache für das
Auftreten dieser Defekte sind vermutlich kleinste Rückstände auf der Oberfläche des GaSbSubstrats, wie sie bei der Oberflächenpräparation während der Waferherstellung entstehen
können. Solche Rückstände führen zu lokalem dreidimensionalen Schichtwachstum und somit
zu einer Störung der Übergitterschichtstruktur.
Die Diode ohne Epitaxiedefekte zeigt bei Temperaturen oberhalb von 120 K diffusionslimitiertes Verhalten gemäß R0 A ∝ exp(Eg /kT ). Unterhalb von etwa 75 K weist die dynamische
Impedanz dagegen eine Temperaturabhängigkeit gemäß R0 A ∝ exp(Eg /2kT ) auf, was eine
Limitierung des Sperrverhaltens der Diode durch G–R Ströme nahe legt. Die Abweichung
der Meßdaten von der G–R Limitierung bei Temperaturen unterhalb von 50 K ist vermutlich
auf den Einfluß defektvermittelter Tunnelströme zurückzuführen. Die weitgehende Unterdrückung solcher Tunnelströme ist einerseits auf eine geringe Dichte an Defektzentren in der
Übergitterbandlücke, andererseits aber auch auf die verglichen mit Volumenhalbleitern derselben Bandlücke große reduzierte effektive Masse von 0.026 m0 des InAs/(GaIn)Sb Übergitters
senkrecht zur Schichtebene zurückzuführen.
Temperatur T [K]
Dyn. Impedanz R0A [Ωcm2]
150
106
100
50
Diffusionslimit
25
G-R Limit
104
Eg = 143 meV
102
100
Diode ohne Epitaxiedefekte
Diode mit Epitaxiedefekten
10-2
10
20
30
40
-1
Reziproke Temperatur 1000/T [K ]
Abb. 4.9: Abhängigkeit des dynamischen Widerstands R0 A von der Temperatur bei
zwei InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden (Probe S1432) mit einer Bandlücke von 143 meV.
4.4 Dunkelstrommessungen
67
Die durchgezogene Kurve in Abb. 4.9 zeigt das Ergebnis einer Meßdatenanpassung der
Beziehungen für die durch Generations-Rekombinationsströme [53]
(R0 A)GR =
τGR Vbi
edni
(4.34)
und Diffusionsströme bei reflektierenden Grenzflächen
wp
kT
wn −1
(R0 A)dif = 2 2
+
e n i τe N A τh N D
(4.35)
limitierten dynamische Impedanz. Dabei wurden die Minoritätsladungsträgerlebensdauern τe
und τh und die Generations-Rekombinationslebensdauer in der Verarmungszone τGR als Parameter für die Datenanpassung verwendet, während die aus einer Messung der spektralen
Photoresponsivität bekannte Übergitterbandlücke von Eg = 143 meV vorgegeben wurde. Der
Einfachheit halber wurden bei der Datenanpassung für Elektronen und Löcher identische
Minoritätsladungsträgerlebensdauern τe = τh angenommen. Die gestrichelten Linien geben
jeweils die Beiträge des Diffusionsstroms und des G–R Stroms zum dynamischen Widerstand
der Diode wieder. Aus der Datenanpassung ergibt für die Minoritätsladungsträgerlebensdauern der Wert τe = τh = 10 ns und für die Generations-Rekombinationslebensdauer in der
Verarmungszone der Wert τGR = 28 ns. Zum Vergleich sei hier angemerkt, daß Grein et al.
für ein InAs/Ga0.75 In0.25 Sb Übergitter mit einer Bandlücke von 140 meV bei einer Löcherkonzentration von nh = 3 × 1016 cm−3 eine durch Auger-Prozesse limitierte Minoritätselektronenlebensdauer von τe = 700 ns theoretisch vorhersagten [25].
Abb. 4.9 zeigt deutlich, daß makroskopische Epitaxiedefekte das Sperrverhalten der InAs/
(GaIn)Sb Übergitterdioden erheblich verschlechtern. Die Diode mit Epitaxiedefekten weist
Wellenlänge λc [µm]
Dyn. Impedanz R0A [Ωcm2]
104
16
14
12
T = 77 K
10
8
Diffusionslimit
103
G-R Limit
102
101
100
10-1
75
100
125
150
Bandlücke Eg [meV]
Abb. 4.10: Abhängigkeit des dynamischen Widerstands R0 A von der Übergitterbandlücke. Das grau hinterlegte Gebiet markiert den mit HgCdTe Dioden erreichten
dynamischen Widerstandsbereich [54].
68
Übergitterdioden
erst bei Temperaturen oberhalb von 130 K diffusionslimitiertes Verhalten auf. Unterhalb von
77 K ist die dynamische Impedanz R0 A dieser Diode dagegen weitgehend temperaturunabhängig, was auf eine Limitierung des Sperrverhaltens durch Tunnelströme hinweist, die
durch die makroskopischen Defekte in der Epitaxieschicht verursacht werden.
In Abb. 4.10 ist die dynamische Impedanz R0 A bei 77 K aller im Rahmen dieser Arbeit
untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden als Funktion ihrer Bandlücke aufgetragen. Die
Bandlückenenergien der hergestellten Dioden decken dabei den gesamten Bereich des atmosphärischen Transmissionsfensters zwischen 8 und 12 µm ab. Die durchgezogene Kurve zeigt
die mit (4.35) und (4.34) berechnete dynamische Impedanz der Übergitterdioden, wobei der
Simulation die zuvor ermittelten Lebensdauern zugrunde liegen. Die gestrichelten Linien geben jeweils die Beiträge des Diffusionsstroms und des G–R Stroms zum dynamischen Widerstand wieder. Beide Beiträge hängen exponentiell von der Übergitterbandlücke ab. Der
Übergang von diffusionslimitiertem zu G–R limitiertem Verhalten erfolgt bei 77 K bei einer
Übergitterbandlücke zwischen 75 und 100 meV. Während die dynamische Impedanz R0 A von
Dioden mit einer Übergitterbandlücke kleiner als 75 meV bei 77 K also diffusionslimitiert
ist, ist jenes von Dioden mit Bandlücken über 100 meV vollständig durch G–R Ströme limitiert. Eine Übergitterdiode mit der Bandlücke 143 meV (langwellige Detektionsgrenze bei
λc = 8.7 µm) weist bei 77 K eine dynamische Impedanz von R0 A = 1.5 kΩ cm2 auf. Dagegen erreicht eine Diode mit einer Bandlücke von 100 meV (langwellige Detektionsgrenze bei
λc = 12.4 µm) ein R0 A von 10 Ω cm2 . Damit sind die dynamischen Impedanzen der hergestellten InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden mit denen von HgCdTe Photodioden vergleichbar [54].
4.4.3
Oberflächenleckströme
Ein wesentlicher Aspekt bei der Entwicklung photovoltaischer Detektoren für das mittlere
und ferne Infrarot stellt die Entwicklung eines geeigneten Passivierungsverfahrens dar. Eine
ideale Passivierung soll die Photodiode vor Umgebungseinflüssen schützen, ohne dabei ihre
elektrischen und optischen Eigenschaften zu beeinträchtigen. Insbesondere bei den sehr kleinen
Photodioden in einem zweidimensionalen Detektorfeld (Focal Plane Array, FPA) kommt der
Passivierung eine entscheidende Bedeutung zu, da mit kleiner werdenden Abmessungen der
Beitrag von Oberflächenleckströmen zum Sperrstrom steigt.
Unter der Annahme, daß der Oberflächenleckstrom proportional zum Umfang U einer
Diode ist, gilt
I(V ) = I A (V ) + j U (V ) · U ,
(4.36)
wobei I A den zur Querschnittsfläche A der Diode proportionalen Volumenbeitrag zum Diodenstrom und die Proportionalitätskonstante j U den Oberflächenleckstrom pro Längeneinheit bezeichnet. Für die dynamische Impedanz bei einer Spannung von 0 V folgt dann [15]
1
1
1
U
=
+
·
.
(4.37)
R0 A
(R0 A)A r0U
A
Dabei legt der erste Summand den Volumenbeitrag und der zweite Summand den Oberflächenbeitrag zur dynamischen Impedanz der Diode fest. Der Parameter
U −1
dj U
r0 =
(4.38)
dV V =0
ist der differentielle Widerstand der Oberflächenleckstromdichte j U bei einer Spannung von
0 V und beschreibt somit das Oberflächenleckstromverhalten der Diode. Der Wert von r0U
4.4 Dunkelstrommessungen
69
hängt u.a. von der Passivierung der Diode, der Bandlücke und der Temperatur ab. Umso
größer r0U ist, desto geringer ist der Beitrag des Oberflächenleckstroms zum Sperrstrom der
Diode. Da sich der zweite Term in (4.37) reziprok zu den Abmessungen des Diodenmesas
verhält, dominieren Oberflächenleckströme insbesondere das Sperrverhalten von kleinen Dioden.
kΩ
10
=
200
r0
U
-3
T = 77 K
4x1 0 -3
U
r0
3x1 0 -3
2x1 0 -3
0
=3
Ω
5k
cm
m
4 3 k Ωc
U
r0 = 8
5 00
25 6 × 25 6 FP A
1x1 0 -3
0.00
R 0 A [Ωcm 2 ]
(R 0 A) -1 [ Ω-1 cm -2 ]
(R 0 A) A = 14 60 Ωcm 2
5x1 0
P assivierung A
P assivierung B
P assivierung C
4
6x1 0 -3
cm
150
E g = 14 3 m eV
0.0 2
0.0 4
0.06
0 .08
0 .10
1 000
2 000
0.12
U /A [µ m -1 ]
Abb. 4.11: Einfluß verschiedener Passivierungen auf den Oberflächenleckstrom von
InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden.
Im Rahmen der Prozeßentwicklung wurden eine Vielzahl von unterschiedlichen Beschichtungen auf ihre Tauglichkeit zur Passivierung der Mesaflanken von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden untersucht. Um den Einfluß des Oberflächenleckstroms auf die Sperreigenschaften
der Übergitterdioden zu bestimmen, wurden Strom-Spannungs (I-V ) Messungen an einer
Diodenserie mit unterschiedlichem Umfang-zu-Fläche Verhältnis U/A durchgeführt. Hierzu
sind auf dem verwendeten Maskensatz Diodenmesa unterschiedlicher Größe vorgesehen. Ihr
Umfang-zu-Fläche Verhältnis reicht von 0.011 µm−1 bis 0.048 µm−1 . Messungen an Dioden
mit noch größerem U/A-Verhältnis sind dagegen problematisch, weil sie von ihren Abmessungen her (Mesa kleiner als 80 × 80 µm2 ) nicht mehr ohne weiteres mit einem Bondgerät
kontaktiert werden können.
Trägt man die reziproke dynamische Impedanz (R0 A)−1 einer solchen Diodenserie als
Funktion ihres Umfang-zu-Fläche Verhältnisses U/A auf, läßt sich mit (4.37) der Beitrag
des Oberflächenleckstroms vom Volumenbeitrag abtrennen. In Abb. 4.11 ist dies beispielhaft
für Dioden mit einer Übergitterbandlücke von Eg = 143 meV gezeigt, die jeweils mit drei
unterschiedlichen Passivierungen beschichtet wurden. Die Passivierungen sind dabei mit den
Buchstaben A, B und C bezeichnet. Der Volumenbeitrag zur gesamten dynamischen Impedanz
der Diode läßt sich aus dem Schnittpunkt der Ausgleichsgeraden mit der y-Achse ermitteln.
Er beträgt in allen drei Fällen (R0 A)A = 1460 Ω cm2 , hängt also tatsächlich nur von den Volumeneigenschaften der Dioden ab. Dagegen unterscheiden sich die Steigungen der Ausgleichsgeraden, aus denen sich der Beitrag des Oberflächenleckstroms ableitet erheblich. Dioden die
mit Passivierung A beschichtet wurden, weisen das schlechteste Oberflächenleckstromverhalten mit einem r0U von 104 kΩ cm auf. Die geringste Degradation durch Oberflächenleckströme
(r0U = 843 kΩ cm) wird dagegen mit Passivierung C erreicht.
70
Übergitterdioden
Den Einfluß einer Passivierung auf den
Oberflächenleckstrom noch kleinerer Dioden, wie sie z.B. in einem FPA vorkommen,
läßt sich nun abschätzen, indem man die
Ausgleichsgerade zu größeren U/A-Werten
hin extrapoliert. Die Abmessungen der Photodioden im 256×256 FPA beträgt im vorliegenden Fall 38×38 µm2 , was einem Umfangzu-Fläche Verhältnis von 0.105 µm−1 entspricht. Für solche Dioden ist zu erwarten, daß sich das R0 A Produkt bei Verwendung der Passivierung A durch Oberflächenleckströme um mehr als eine Größenordnung
Abb. 4.12: REM-Aufnahme einer InAs/(GaIn)Sb gegenüber dem Volumenwert (R0 A)A verÜbergitterdiode, bei der der obere Kontakt seitlich über
schlechtert, während die Degradation mit
die Mesaflanke hinweg auf die Ebene des unteren KonPassivierung C nur etwa einen Faktor 3 betakts gezogen ist.
trägt. Um trotz der geschilderten Kontaktierungsproblematik Messungen an sehr kleinen Dioden durchführen zu können, sind auf dem
Maskensatz verschiedene quadratische Diodenmesa mit Abmessungen zwischen 26 × 26 µm2
und 70 × 70 µm2 vorgesehen, bei denen der obere Kontakt seitlich über die Mesaflanke hinweg
auf die Ebene des unteren Kontakts gezogen ist (Abb. 4.12). Auch das Sperrverhalten solcher
Übergitterdioden wurde untersucht. Dabei stellte sich allerdings heraus, daß die Kontaktstreifen auf die Mesaflanken der Übergitterdioden die Wirkung einer Steuerelektrode (engl. Gate)
ähnlich wie bei einer Metall-Isolator-Halbleiter Struktur ausüben. Abhängig von der anliegenden Spannung kommt es dadurch im Bereich des Kontaktstreifens zu einer erheblichen
Verschlechterung des Sperrverhaltens [23, 71]. Dies ist in Abb. 4.13 beispielhaft für Übergitterdioden der Abmessungen 38 × 38 µm2 und 70 × 70 µm2 gezeigt. Deutlich ist eine lineare
Abhängigkeit der reziproken dynamischen Impedanz von der Breite des Kontaktstreifens zu
120
(R 0 A) A = 10 Ωcm 2
100
(E g = 101 m eV)
0.01
M esa 70 × 70 µ m 2
80
60
0.02
T = 77 K
40
20
R 0 A [ Ωcm 2 ]
(R 0 A ) -1 [ Ω-1 cm -2 ]
M esa 38 × 38 µ m 2
0.05
0.1
(R 0 A) A
0
2
4
6
8
10
12
14
16
B reite des K ontaktstreifens b [µ m ]
Abb. 4.13: Sperrverhalten von Übergitterdioden bei denen der obere Kontakt seitlich
über die Mesaflanke hinweg auf die Ebene des unteren Kontakts gezogen ist. Deutlich
ist eine Abhängigkeit der dynamischen Impedanz von der Breite des Kontaktstreifens zu
erkennen.
4.4 Dunkelstrommessungen
71
erkennen. Die Verschlechterung des Sperrverhaltens der Dioden ist dabei umso stärker, je
größer der vom Kontaktstreifen bedeckte Anteil am Umfang der Dioden ist. Schon bei einem
Verhältnis von Kontaktstreifenbreite zu Umfang von nur 0.02 verringert sich der dynamische
Widerstand der Dioden um den Faktor 50. Die Ausgleichsgeraden in Abb. 4.13 erreichen
den erwarteten Volumenwert der dynamischen Impedanz von (R0 A)A = 10 Ω cm2 bei einer
Kontaktstreifenbreite von etwa 2.5 µm. Dies läßt darauf schließen, daß Kontaktstreifen einer
Breite von unter 2 µm einen zu vernachlässigenden Einfluß auf den Oberflächenleckstrom
haben. Solch schmale Kontaktstreifen sind jedoch technologisch nur schwer zu realisieren, da
zwischen dem Niveau des oberen Kontakts und der unteren Kontaktflächen über die nahezu
senkrechten Mesaflanken eine Höhendifferenz von etwa 1 µm zu überwinden ist.
Aufgrund der erheblichen Beeinflussung des Sperrverhaltens eignet sich die Kontaktierung
mittels seitlich heruntergeführter Kontaktstreifen also nicht zur Ermittlung der Oberflächenleckströme besonders kleiner Dioden. Deswegen wurden alternativ hierzu Messungen an den
Pixeln eines 256 × 256 Detektorfeldes durchgeführt, das mittels der sogenannten Flip-Chip
Technik auf einen Silizium-Ausleseschaltkreis hybridisiert wurde. Der elektrische Kontakt zwischen Photodiode und Siliziumschaltkreis wird dabei über Indiumlötsäulen hergestellt. Das
Ergebnis dieser Messungen ist in Abb. 4.14 dargestellt. Die untersuchten Dioden weisen eine
Übergitterbandlücke von 120 meV auf. Bei 77 K beträgt der Volumenbeitrag zur dynamischen
Impedanz (R0 A)A = 57 Ω cm2 . Durch extrapolieren der Ausgleichsgerade kann man für ein
Pixel in einem 256 × 256 FPA mit der verwendeten Passivierung eine dynamische Impedanz
von R0 A = 33 Ω cm2 erwarten. Der tatsächlich gemessene Wert liegt mit 27 Ω cm2 zwar etwas
schlechter, die Verschlechterung gegenüber Volumenwert beträgt jedoch trotzdem nur etwa
einen Faktor 2.
Bei 67 K verbessert sich der Volumenbeitrag zur dynamischen Impedanz der Dioden gegenüber 77 K um eine Größenordnung auf (R0 A)A = 549 Ω cm2 . Gegenüber dem Volumenwert
liegt die dynamische Impedanz des FPA-Pixels mit 108 Ω cm2 um etwa einen Faktor 5 schlechter. Durch das Abkühlen der Dioden von 77 auf 67 K hat sich also zwar der Volumensperrstrom
um eine Größenordnung verringert, der Oberflächenleckstrom jedoch nur halbiert, so daß der
Beitrag des Oberflächenleckstroms zum Sperrstrom der Diode nun insgesamt größer ist.
77 K
(R 0 A ) A = 57 Ωcm 2
67 K
(R 0 A ) A = 549 Ωcm 2
30
0.03
Ωc m
81 k
40
256 × 256 FPA
0.02
60
E g = 120 m eV
80
100
0.01
m
1 6 0 k Ωc
0.00
0.02
0.04
R 0 A [ Ωcm 2 ]
(R 0 A) -1 [ Ω-1 cm -2 ]
0.04
0.06
0.08
0.10
200
500
0.12
-1
U /A [µ m ]
Abb. 4.14: Einfluß einer Passivierung auf den Oberflächenleckstrom von InAs/(GaIn)Sb
Übergitterdioden.
72
Übergitterdioden
4.5
C-V Messungen
In einer Diode lassen sich im wesentlichen zwei Kapazitätsbeiträge unterscheiden. Die Raumladungskapazität resultiert aus der Dipolschicht von unkompensierten Akzeptor- und Donatorionen in der Verarmungszone und dominiert, wenn eine Diode in Rückwärtsrichtung
betrieben wird. Dagegen entsteht die Diffusionskapazität durch Umladevorgänge in den neutralen Gebieten der Diode bei einer Änderung des Diodenstroms. Dieser Beitrag überwiegt,
wenn eine Diode in Vorwärtsrichtung gepolt ist.
Die Raumladungskapazität einer Diode ist durch
dQ = A
CR (V ) = dV d(V )
(4.39)
definiert. Sie ist also proportional zur Querschnittsfläche A des p-n Übergangs und hängt
reziprok von der Ausdehnung der Verarmungszone d ab. Aus einer spannungsabhängige Messung der Kapazität einer in Rückwärtsrichtung geschalteten Diode lassen sich somit direkte
Rückschlüsse auf deren Dotierprofil ziehen. Trägt man das Quadrat der auf die Diodenfläche
normierten Raumladungskapazität reziprok gegen die Spannung auf, so ergibt sich für eine
Diode mit räumlich konstanter Dotierung der Halbleitergebiete aus (4.39) ein linearer Zusammenhang gemäß [60]
A 2 2 (Vbi − V )
=
= M (Vbi − V ) .
(4.40)
CR
eNred
Demnach kann aus der Geradensteigung M die reduzierte Dotierung
1
1
1
1
=
+
= eM
Nred
NA ND
2
(4.41)
der Diode berechnet werden. Das Diffusionspotential Vbi ergibt sich aus dem Schnittpunkt
der Gerade mit der x-Achse.
Für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten spannungsabhängigen Kapazitätsmessung an InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden wurde ein HP 4192A Impedanzanalysator eingesetzt. Die Kapazitätsmessung basiert auf einer Messung der Wechselspannungsimpedanz.
Hierzu wird an die Diode eine Gleichspannung V angelegt, der ein kleines Wechselspannungssignal aufmoduliert ist. Aus der Amplitude und der Phasenverschiebung des resultierenden
Wechselstromsignals läßt sich dann die Wechselspannungsimpedanz bestimmen. Die Kapazität und der differentielle Widerstand der Diode bei der Spannung V ergeben sich schließlich
aus dem Real- und dem Imaginärteil der Wechselspannungsimpedanz.
In Abb. 4.15 ist die bei einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1540) gemessene
reziproke quadratische Kapazität als Funktion der Spannung aufgetragen. Die Messung wurde bei einer Frequenz von 200 kHz und mit einer Wechselspannungsamplitude von 20 mV
durchgeführt. In der Abbildung lassen sich zwei Spannungsbereiche unterscheiden. Bei kleinen Rückwärtsspannungen bis etwa −0.25 V steigt die Meßkurve zunächst relativ steil an.
Eine lineare Datenanpassung nach (4.40) ergibt für diesen Spannungsbereich eine reduzierte
Dotierung von Nred = 1.33×1016 cm−3 und ein Diffusionspotential von Vbi = 0.041 V. Die bei
Spannungen um 0 V beobachtete Abweichung der Meßkurve vom linearen Verhalten ist vermutlich auf den verstärkten Einfluß der Diffusionskapazität zurückzuführen. Bei Rückwärtsspannungen oberhalb −0.25 V verläuft die Meßkurve dagegen etwas flacher, so daß hier die
reduzierte Dotierung mit Nred = 1.92×1016 cm−3 etwas höher liegt. Das Auftreten der beiden
4.5 C-V Messungen
73
A2/C2 [m4/F2]
4x106
Nred = 1.92 × 1016 cm-3
3x106
2x106
T = 90 K
1x106
Nred = 1.33 × 1016 cm-3
f = 200 kHz
0
-0.6
-0.4
-0.2
0.0
Spannung V [V]
Abb. 4.15: C-V Messung an einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1540) bei
T = 90 K.
Spannungsbereichen läßt sich anhand des Dotierprofils der Diode erklären. Das n-Gebiet der
Diode besteht nämlich aus einem niedrig dotierten Bereich am p-n Übergang (20 Übergitterperioden) und einem höher dotierten Gebiet im Bereich des Kontakts (20 Perioden), sowie einem
recht großen residuär p-leitenden Bereich (70 Perioden). Bei kleinen Rückwärtsspannungen
erstreckt sich die Verarmungszone im n-Gebiet zunächst nur in den nieder dotierten Bereich.
Aufgrund der geringen n-Dotierung dehnt sich die Verarmungszone rasch mit zunehmender
Rückwärtsspannung aus, was nach (4.39) einer großen Geradensteigung M entspricht. Bei
einer Spannung von etwa −0.25 V erreicht die Verarmungszone das hoch dotierten n-Gebiet
und dehnt sich von diesem Zeitpunkt an langsamer mit zunehmender Rückwärtsspannung
aus, was sich entsprechend in einem flacheren Verlauf der Meßkurve äußert. Aufgrund der
hohen n-Dotierung ND NA gilt für diesen Spannungsbereich NA ≈ Nred .
Für eine exakte Ermittlung der Dotierpegel der Diode muß berücksichtigt werden,
nom teilweise von der pdaß in den n-dotierten Gebieten die nominelle n-Dotierung ND
nom
Hintergrunddotierung NA kompensiert wird, also ND = ND − NA gilt. Weiterhin ist für die
vermessene Diode bekannt, daß die nominelle n-Dotierung im hoch n-dotierten Halbleitergenom (2)
nom (1)
biet um einen Faktor 10 über der im niedrig dotierten Bereich liegt, also ND
= 10 ND
gilt. Mit diesen Informationen und den beiden aus der C-V Messung ermittelten reduzierten
(1)
(2)
Dotierungen lassen sich die Dotierniveaus NA , ND
und ND
in der Diode bestimmen.
Dabei ergibt sich für die p-Hintergrunddotierung ein Wert von NA = 1.99 × 1016 cm−3
nom (1)
nom (2)
und für die nominelle Dotierung der n-Gebiete von ND
= 6.01 × 1016 bzw. ND
=
(1)
6.01 × 1017 . Für die effektive Dotierung im n-Gebiet läßt sich daraus eine Wert von ND
=
(2)
4.02 × 1016 cm−3 für den nieder dotierten Bereich und von ND
= 5.81 × 1017 cm−3 für den
hoch dotierten Bereich ermitteln.
74
4.6
Übergitterdioden
Messung der Minoritätsladungsträgerlebensdauer
Wie im vorigen Abschnitt gezeigt wurde, ist die Kapazität eines in Sperrichtung gepolten p-n
Übergangs von der Raumladungskapazität der Verarmungszone bestimmt. Dagegen kommt
bei einer in Vorwärtsrichtung gepolten Diode ein wesentlicher Beitrag zur Kapazität durch
eine Änderung der Minoritätsladungsträgerkonzentration in den neutralen n- und p-Gebieten
zustande. Dieser Beitrag wird als Diffusionskapazität bezeichnet [60] und kann zur Bestimmung der Lebensdauer der Minoritätsladungsträger genutzt werden [50].
4.6.1
Theorie
Legt man an eine in Vorwärtsrichtung mit der Spannung Va und der Stromdichte Ja betriebene
Diode zusätzlich eine kleine Wechselspannung mit der Amplitude Vb an, so sind die Spannung
und die Stromdichte am p-n Übergang durch
V (t) = Va + Vb exp(iωt)
(4.42)
J(t) = Ja + Jb exp(iωt)
(4.43)
gegeben. Entsprechend läßt sich die Minoritätsladungsträgerkonzentration in den neutralen
Gebieten formulieren. Für den Überschuß an Minoritätselektronen bezogen auf die Gleichgewichtskonzentration im p-Gebiet gilt dann
∆n(x, t) = na (x) + nb (x) exp(iωt) ,
(4.44)
wobei na die Gleichstrom- und nb die Wechselstromkomponente bezeichnen. Setzt man (4.44)
in die Kontinuitätsgleichung (4.11) ein, ergeben sich Differentialgleichungen der Form
d 2 na
na
−
2
dx
De τe
= 0
d2 nb nb (1 + iωτe )
−
dx2
De τe
= 0
(4.45)
.
(4.46)
Die Kontinuitätsgleichung für den Wechselstromanteil (4.46) geht also durch die Substitutionen
τe
τe →
(4.47)
1 + iωτe
na → nb
(4.48)
aus der Kontinuitätsgleichung des Gleichstromanteils (4.45) hervor. Die Minoritätsladungsträgerkonzentrationen an den Rändern der Verarmungszone erhält man, wenn man die Spannung V in der Boltzmann-Beziehung (4.10) durch Va +Vb exp(iωt) ersetzt. Für die Minoritätselektronenüberschuß im p-Gebiet ergibt sich also
∆n(0, t) = na (0) + nb (0) exp(iωt)
e [Va + Vb exp(iωt)]
= np exp
− n(0)
p
kT
eVa
eVa
(0)
(0) eVb
≈ np exp
− 1 + np
exp
exp(iωt) ,
kT
kT
kT
(4.49)
(0)
(4.50)
(4.51)
4.6 Messung der Minoritätsladungsträgerlebensdauer
75
wobei die in (4.51) gemachte Näherung für kleine Spannungsamplituden Vb kT /e gilt. Die
Gleichspannungskomponente na ist dann durch den ersten Summanden und die Wechselspannungskomponente nb exp(iωt) durch den zweiten Summanden in (4.51) gegeben.
Im folgenden soll eine InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode betrachtet werden. In diesem Fall
können die Diffusionslängen der Minoritätsladungsträger als groß gegenüber den Dicken der
neutralen Gebiete (Le,h wp,n ), und die Grenzflächen, die die neutralen Gebiete begrenzen,
als elektrisch reflektierend (Sn,p = 0) angenommen werden. Die diffusionslimitierte StromSpannungs Charakteristik der Übergitterdioden ist dann durch (4.25) gegeben. Führt man in
(4.25) die oben angeführten Substitutionen für τe,h und na durch, ergibt sich für die Amplitude
der Wechselstromdichte
e2 n2i Vb wp (1 + iωτe ) wn (1 + iωτh )
eVa
Jb (ω) =
+
exp
.
(4.52)
kT
τe N A
τh N A
kT
Setzt man der Einfachheit halber τ = τe = τh , dann läßt sich die durch den Diffusionsstrom
der Diode verursachte Impedanz in der Form
Zdiff (ω, Va ) =
Vb
rd (Va )
=
AJb
1 + iωτ
(4.53)
schreiben, wobei rd (Va ) den differentiellen Widerstand der Diode bei der Spannung Va bezeichnet. Die Diffusionsimpedanz Zdiff setzt sich also aus dem differentiellen Widerstand und
einem kapazitiven Beitrag zusammen, der durch Umladevorgänge bei den Minoritätsladungsträgern im neutralen Gebiet der Diode verursacht wird, und deshalb von der Lebensdauer τ
abhängt.
4.6.2
Messung
Die Diffusionskapazität kann zur Bestimmung der Minoritätsladungsträgerlebensdauer in einer Diode herangezogen werden. Das hierzu eingesetzte Verfahren beruht auf einer frequenzabhängigen Messung der Diodenimpedanz. Dabei wird die Diode in Vorwärtsrichtung bei der
Spannung Va betriebenen. Für die Impedanzmessung wird dieser Gleichspannung eine kleine
Wechselspannung der Amplitude Vb und Frequenz ω aufgeprägt, und Betrag und Phase des
resultierenden Wechselstroms in Abhängigkeit der Frequenz bestimmt.
Neben der Diffusionsimpedanz tragen sowohl die Kapazität der Verarmungszone als auch
der Basiswiderstand zur Impedanz einer Diode bei. Dabei sind die Diffusionsimpedanz Zdiff
und die Raumladungskapazität CR parallelgeschaltet, bilden also einen Tiefpaß, während sich
der Serienwiderstand RS in Serie zu dieser Anordnung befindet. Insgesamt ist die Impedanz
einer Diode im diffusionslimitierten Betrieb also durch
−1
1
rd
Z(ω) =
+ iωCR (Va )
+ RS =
+ RS
(4.54)
Zdiff (ω, Va )
1 + iω(τ + rd CR )
bestimmt. Im Falle der InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden kann der Serienwiderstand RS gegenüber dem ersten Summand in (4.54) jedoch vernachlässigt werden. Definiert man eine
kritische Frequenz ωc , bei der die Diodenimpedanz auf die Hälfte ihres Gleichspannungswerts
abgefallen ist
|Z(0) − Rs |
=2 ,
(4.55)
|Z(ωc ) − Rs |
76
Übergitterdioden
dann läßt sich bei bekanntem differentiellen Widerstand rd (Va ) und Kapazität der Verarmungszone CR (Va ) die Minoritätsladungsträgerlebensdauer τ mit Hilfe der Beziehung
√
3
τ=
− rd CR
(4.56)
ωc
berechnen. Die kritische Frequenz ωc , bei der die Diodenimpedanz auf die Hälfte ihres Gleichspannungswerts abgefallen ist stellt also ein Maß für die Minoritätsladungsträgerlebensdauer
τ in einer Diode dar. Bei einer kleinen Minoritätsladungsträgerlebensdauer
ist die Abweichung
√
der kritischen Frequenz von der Grenzfrequenz 3/rd CR des RC-Gliedes aus differentiellem
Widerstand rd und Raumladungskapazität CR allerdings nur sehr gering.
Das beschriebene Verfahren zur Lebensdauerbestimmung wurde an einer Diode der Probe S1432 durchgeführt. Dabei wurde für die frequenzabhängigen Impedanzmessungen ein
HP 4192A Impedanzanalysator eingesetzt. In Abb. 4.16 sind Betrag und Phase der Diodenimpedanz in Abhängigkeit der Frequenz aufgetragen. Für die Messung wurde die Diode bei einer Spannung von Va = 35 mV betrieben, und eine Wechselspannungsamplitude
von Vb = 5 mV verwendet. Um sicherzustellen, daß die Übergitterdiode diffusionslimitiert
arbeitet wurde die Messung bei einer Temperatur von 100 K durchgeführt. Für Frequenzen
unterhalb von 100 kHz zeigt die Übergitterdiode eine nahezu konstant Impedanz von 833 Ω.
Dagegen fällt die Impedanz oberhalb einer Frequenz von etwa 1.7 MHz mit 6 dB/Oktave ab.
Dies ist das typische Verhalten eines RC-Tiefpasses [64]. Die kritische Frequenz, bei der die
Diodenimpedanz die Hälfte des Gleichspannungswerts erreicht, beträgt fc = (2016 ± 5) kHz.
-90
800
600
-60
400
-30
200
Phase ϕ [°]
Impedanz |Z| [Ω]
T = 100 K
fc = 2.016 MHz
τ = 8 ns
0
0
1
10
100
1000
10000
Frequenz f [kHz]
Abb. 4.16: Betrag der Diodenimpedanz einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe
S1432) in Abhängigkeit der Frequenz. Bei der kritischen Frequenz fc = 2016 kHz ist die
Diodenimpedanz auf die Hälfte ihres Gleichspannungswerts abgefallen.
Während sich der differentielle Widerstand rd und die kritische Frequenz ωc = 2πfc mit
Hilfe der Impedanzmessung sehr genau bestimmen lassen, ist eine vom kapazitiven Beitrag der
Diffusionsimpedanz unabhängige Messung der Raumladungskapazität CR kritisch. Bei dem
hier verwendeten Ansatz wurde die Kapazität der Diode mit dem Impedanzmeßgerät bei kleinen Rückwärtsspannungen bestimmt, da in diesem Fall die Kapazität der Verarmungszone
dominiert und der Beitrag der Diffusionskapazität vernachlässigt werden kann. Die Raumladungskapazität bei der Spannung Va wurde dann aus einer Extrapolation der Meßwerte
ermittelt. Für die untersuchte Diode ergab sich hierbei eine Kapazität von CR = (155 ± 7) pF.
4.7 Detektorrauschen
77
Setzt man die für den differentiellen Widerstand, die Raumladungskapazität und die kritische Frequenz ermittelten Werte in (4.56) ein ergibt sich eine Minoritätsladungsträgerlebensdauer von τ = (8 ± 6) ns. Damit liegt dieser Wert in derselben Größenordnung wie der
aus der Temperaturabhängigkeit des R0 A Produkts in Abschnitt 4.4.2 ermittelte Wert von
τ = 10 ns. Aufgrund der großen Unsicherheit bei der Bestimmung der Raumladungskapazität
ist die Meßungenauigkeit beim Impedanzverfahren jedoch recht groß.
4.7
Detektorrauschen
Der Begriff Rauschen bezeichnet eine in allen Halbleitermaterialien und -bauelementen auftretende statistische Fluktuation des Stroms oder der Spannung. Die Existenz des Rauschens
beruht dabei auf der Tatsache, daß Ladung nicht räumlich kontinuierlich, sondern quantisiert in Einheiten einer Elementarladung transportiert wird. In Photodetektoren stellt das
Detektorrauschen eine fundamentale untere Grenze für die kleinste noch detektierbare Strahlungsleistung dar, und ist somit von entscheidender Bedeutung. Im Falle der InAs/(GaIn)Sb
Übergitterphotodioden sind drei verschiedene Rauschmechanismen von Bedeutung, nämlich
das Schrotrauschen, das Johnson-Rauschen und das 1/f -Rauschen.
4.7.1
Rauschmechanismen und Detektivität
Schrotrauschen entsteht dann, wenn sich ein Signal aus zufällig über die Zeitachse verteilten
gleichartigen Einzelimpulsen mit einer bestimmten mittleren Rate zusammensetzt. Dies ist
zum Beispiel der Fall, wenn Photonen auf einen Detektor treffen oder Ladungsträger aufgrund
ihrer kinetischen Energie die Potentialbarriere eines p-n Übergangs überwinden. Das mittlere
quadratische Schrotrauschen eines elektrischen Stromes I ist durch die Beziehung
In2 = 2eI∆f
(4.57)
gegeben, wobei ∆f die Bandbreite der Rauschmessung angibt. Johnson-Rauschen (Thermisches Rauschen) beruht dagegen auf der in jedem Leiter stattfindenden thermischen Bewegung
der Ladungsträger, die zu statistischen Fluktuationen der Ladungsverteilung im Leiter und
damit zu Spannungsfluktuationen an dessen Kontakten führen. Im Gegensatz zu Schrotrauschen tritt Johnson-Rauschen
4kT
In2 =
∆f
(4.58)
R
an einem Widerstand R unabhängig davon auf, ob der Widerstand von einem Strom durchflossen wird oder nicht. Zusätzlich zu diesen Rauschmechanismen findet sich in elektronischen Bauelementen ein vom fließenden Strom I abhängiger Rauschbeitrag, dessen spektrale
Leistungsdichte mit f −α variiert, wobei α in der Regel Werte nahe bei Eins annimmt. Dieser Rauschprozeß wird aufgrund seiner spektralen Charakteristik als 1/f -Rauschen bezeichnet [28].
Das Rauschen einer Photodiode, die sich nicht im thermischen Gleichgewicht befindet,
läßt sich also durch Schrotrauschen charakterisieren. Allerdings kann (4.57) nicht direkt auf
den in der Diode fließende Gesamtstrom angewendet werden. Dieser setzt sich (wie in Abschnitt 4.1.2.1 erläutert) vielmehr aus den entgegengesetzt fließenden Generations- und Rekombinationsströmen zusammen, die unabhängig voneinander zum Schrotrauschen beitragen.
Der mittlere quadratische Rauschstrom einer idealen Photodiode, deren Strom sich nur aus
78
Übergitterdioden
dem Diffusionsstrom und dem von der thermischen Hintergrundstrahlung hervorgerufenen
Photostrom IB zusammensetzt, ist also durch
eV
In2 = 2e I0 exp
+ 1 + IB ∆f
(4.59)
kT
gegeben.
Für Photodioden ist insbesondere der photovoltaische Betrieb bei einer äußeren Spannung
von 0 V von Bedeutung. Das Detektorrauschen (4.59) läßt sich dann in der Form
4kT
In2 =
+ 2eIB ∆f
(4.60)
R0
schreiben, wobei R0 den differentiellen Widerstand der Diode bei 0 V bezeichnet. Das Rauschen einer Diode im thermischen Gleichgewicht (d.h. ohne anliegende Spannung und Photonenfluß) läßt sich also auch als Johnson-Rauschen ihres differentiellen Widerstands interpretieren. Dies gilt unabhängig davon welcher Strommechanismus das Sperrverhalten der Diode
bestimmt [53].
Eine wichtige Kenngröße, die die Empfindlichkeit eines Photodetektors charakterisiert, ist
die sogenannte rauschäquivalente Strahlungsleistung (Noise Equivalent Power, NEP). Sie gibt
Strahlungsleistung an, bei der ein Photodetektor, der mit monochromatischer Strahlung der
Wellenlänge λ beleuchtet wird, gerade ein Signal-Rausch-Verhältnis von Eins aufweist. Es ist
s
1
In2
NEPλ =
,
(4.61)
Rλ ∆f
wobei Rλ die Responsivität und In2 das Detektorrauschen in der Frequenzbandbreite ∆f
bezeichnet. Die Detektivität eines Photodetektors
s
√
A
A∆f
.
(4.62)
D∗ =
= Rλ
NEPλ
In2
ergibt sich durch eine Normalisierung der rauschäquivalente Strahlungsleistung auf die Detektorfläche A.
Die Detektivität einer Photodiode im photovoltaischen Betrieb läßt sich bestimmen, wenn
man (4.60) in (4.62) einsetzt. Sie beträgt
D∗ = q
Rλ
4kT
R0 A
+
2eIb
A
,
(4.63)
wobei IB den durch die thermische Hintergrundstrahlung verursachten Photostrom bezeichnet. Wird das Detektorrauschen von thermischem Rauschen dominiert (R0 2kT /eIB ),
dann ist die Detektivität des Photodetektors durch die dynamische Impedanz R0 A bestimmt,
und es gilt
r
R0 A
∗
Dth = Rλ
.
(4.64)
4kT
Dominiert dagegen das Schrotrauschen des von der thermischen Hintergrundstrahlung hervorgerufenen Photostroms (R0 2kT /eIB ), spricht man von hintergrundlimitiertem Betrieb
(Background Limited Performance, BLIP), und die Detektivität der Photodiode ist durch
r
A
∗
DBLIP = Rλ
.
(4.65)
2eIB
gegeben.
4.7 Detektorrauschen
4.7.2
79
Rauschmessungen
Der für die Rauschuntersuchungen verwendete Meßaufbau ist in [52] detailliert beschrieben.
Kernstück des Aufbaus ist ein Spektrumanalysator, der eine frequenzaufgelöste Messung des
Rauschstroms ermöglicht. Während der Messung ist die Probe in eine Isolierkanne mit flüssigem Stickstoff eingetaucht. Um den Einfluß von elektromagnetischen Störsignalen so gering
wie möglich zu halten, wird das Meßsignal direkt am Probenhalter vorverstärkt. Dabei sind
der Vorverstärker und die verwendete Spannungsquelle batteriebetrieben, um unerwünschte
Einstreuungen durch die Netzspannung zu verhindern.
Die Datenpunkte in Abb. 4.17 zeigen den Rauschstrom einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode mit einer langwelligen Detektionsgrenze von λc = 8.7 µm als Funktion der anliegenden
Spannung bei 77 K. Die Abmessungen der untersuchten Diode betragen 300 × 150 µm2 . Das
Detektorrauschen wurde im Frequenzintervall zwischen 1000 und 1195 Hz gemessenen. Da es
sich beim Rauschen um einen statistischen Prozeß handelt, wurde bei der Bestimmung des
Rauschstroms über 2048 Einzelmessungen gemittelt. Die Standardabweichung der Meßwerte
lag typischerweise bei 15 %.
Die durchgezogene Kurve in Abb. 4.17 gibt zum Vergleich das mit (4.59) berechneten
Schrotrauschen der Diode an. Im Vorwärtsbereich und bei kleinen Rückwärtsspannungen
bis etwa −0.13 V ist das Rauschverhalten der Übergitterdiode im untersuchten Frequenzintervall durch das Schrotrauschen des Diodenstroms limitiert. Dagegen treten mit weiter
zunehmender Rückwärtsspannung Abweichungen vom idealen Verhalten auf. Trägt man den
Rauschstrom frequenzabhängig auf (Abb. 4.18), so ergibt sich für diesen Spannungsbereich
die für 1/f -Rauschen typische Frequenzabhängigkeit. Bei großen Rückwärtsspannungen wird
das Rauschverhalten der untersuchten Diode also von 1/f -Rauschen dominiert. Tobin et al.
stellten fest, daß 1/f -Rauschen bei HgCdTe Dioden eng mit dem Auftreten von Oberflächenleckströmen in Verbindung gebracht werden kann [65]. Ein ähnlicher Zusammenhang konnte aber auch für InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden nachgewiesen werden [71]. Demnach läßt
sich das Auftreten von 1/f -Rauschen in der untersuchten InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode
mit dem Vorhandensein von Oberflächenleckströmen erklären. Wie in Abb. 4.18 durch die
beiden gestrichelten Linien angedeutet ist, lassen sich im 1/f -Rauschen der InAs/(GaIn)Sb
Rauschstrom In [A/Hz1/2]
Rauschstrom In [A/Hz1/2]
10-10
Gemessenes Diodenrauschen
Schrot-Rauschen
10-10
10-11
T = 77 K
10-12
10
-13
-0.5 V
10-11
-0.4 V
-0.3 V
-0.25 V
10-12
-0.2 V
-0.15 V
-0.1 V
10-13
0V
f = 1000...1195 Hz
10-14
-0.5
-0.4
-0.3
-0.2
-0.1
0.0
0.1
Spannung V [V]
Abb. 4.17: Experimentell bestimmter Rauschstrom
einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1434)
mit einer langwelligen Detektionsgrenze von λc =
8.7 µm als Funktion der anliegenden Spannung.
100
1000
Frequenz f [Hz]
Abb. 4.18: Frequenzabhängigkeit des Rauschstroms
einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1434)
mit einer langwelligen Detektionsgrenze von λc =
8.7 µm bei unterschiedlichen Diodenspannungen.
80
Übergitterdioden
Detektivität D* [cm Hz1/2/W]
1012
T = 77 K
Rλ = 2 A/W
1011
D*BLIP
1010
-0.5
D*th
-0.4
-0.3
-0.2
-0.1
0.0
Spannung V [V]
Abb. 4.19: Experimentell ermittelte Detektivität einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode
(Probe S1434) mit einer langwelligen Detektionsgrenze von λc = 8.7 µm als Funktion
der anliegenden Spannung.
Übergitterdiode zwei Frequenzbereiche unterscheiden. Während bei niederen Frequenzen der
Rauschstrom In proportional zu f −0.69 abfällt, verhält er sich bei hohen Frequenzen gemäß
In ∝ f −0.34 . Das Übergangsgebiet zwischen diesen beiden Rauschbeiträgen verschiebt sich
dabei mit zunehmender Rückwärtsspannung zu höheren Frequenzen. Ein solches Frequenzverhalten deutet darauf hin, daß zwei unterschiedliche Strommechanismen für das 1/f -Rauschen
verantwortlich sind.
Die thermisch limitierte Detektivität der Photodiode kann mit (4.62) aus dem gemessenen
Rauschstrom berechnet werden. In Abb. 4.19 ist die gemessene Detektivität in Abhängigkeit
der Diodenspannung aufgetragen. Der Berechnung wurde eine Responsivität
von 2 A/W zu√
grundegelegt [71]. Das Detektivitätsmaximum von 1.4 × 1012 cm Hz/W wird im photovoltaischen Betrieb bei einer Spannung von 0 V erreicht, und entspricht gerade dem Wert, der
sich mit (4.64) aus der dynamischen Impedanz R0 A der Diode errechnet.
∗
Um die Detektivität der Diode bei hintergrundlimitiertem Betrieb DBLIP
bestimmen zu
können, muß zunächst der von der thermischen Hintergrundstrahlung verursachten Photostrom [38]
Z
dE
2 Ω
IB = ATF (1 − RHL ) sin 2
R(E)ρ(E)
(4.66)
h
berechnet werden. Dieser ergibt sich im wesentlichen durch Integration des Produkts aus spektraler Responsivität R der Photodiode und der auf die Detektorfläche A treffende Strahlungsleistung ρ, wobei für die Hintergrundstrahlung die spektrale Charakteristik eines schwarzen
Körpers [29]
2π
E3
ρ(E) = 2 2
(4.67)
h c exp(E/kT ) − 1
mit der Temperatur T = 300 K angenommen wird. Darüber hinaus gehen noch der Transmissionskoeffizienten TF der verwendeten Optik, der Reflexionskoeffizienten RHL zwischen
der Halbleiteroberfläche und Luft sowie der Raumwinkel Ω, unter dem die Strahlung auf den
Detektor trifft, in die Berechnung ein.
4.7 Detektorrauschen
81
Bei senkrechter Einstrahlung ist der Reflexionskoeffizient RHL zwischen einer Halbleiteroberfläche mit dem Brechungsindex nHL und Luft durch
RHL =
nHL − 1
nHL + 1
2
(4.68)
gegeben [29]. Bei einer Beleuchtung der Detektoren durch das abgedünnte GaSb-Substrat,
wie sie bei einem auf den Ausleseschaltkreis hybridisierten FPA erfolgt, ergibt sich hieraus
der Wert RHL = 33.2 %. Nimmt man außerdem an, daß ein Kantenfilter eine Einstrahlung
auf den Detektor für Wellenlängen λ ≤ 7.8 µm verhindert, wie es in einem realen System der
Fall wäre, und setzt TF = 1 und Ω = 60◦ , dann beträgt der bei einem Detektor mit einer
Responsivität von 2 A/W von der thermischen Hintergrundstrahlung verursachte Photostrom
JB = 850 µA/cm2 . Mit √
(4.65) ergibt sich hieraus eine hintergrundlimitierte Detektivität von
∗
11
DBLIP = 1.21 × 10 cm Hz/W. In Abb. 4.19 ist dieser Wert als gestrichelte Linie eingezeich∗ der untersuchten Photodiode
net. Die durch thermisches Rauschen begrenzte Detektivität Dth
bei 77 K liegt im Spannungsbereich zwischen −175 und 50 mV über dem Hintergrundlimit.
Dies ist insbesondere deswegen interessant, da der Ausleseschaltkreis die Photodioden in einem FPA bei einer kleinen Rückwärtsspannung von V ≈ −50 mV betreibt.
Nachdem mit Hilfe der Rauschmessungen gezeigt werden konnte, daß das Rauschverhalten
der InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden im photovoltaischen Betrieb durch Johnson-Rauschen
begrenzt ist, kann die Detektivität der Photodioden ohne Einstrahlung mit (4.64) direkt
aus der dynamischen Impedanz R0 A berechnet werden. Abb. 4.20 zeigt die Detektivität
einer Übergitterdiode mit λc = 8.7 µm im photovoltaischen Betrieb in Abhängigkeit von
der Temperatur für die Fälle von Hintergrundlimitierung und Limitierung durch thermisches
Rauschen. Die Photodiode arbeitet bereits unterhalb einer Temperatur von 90 K hintergrundlimitiert. Bei einer Temperatur von 77 K weist diese Diode eine dynamische Impedanz
2
von R0 A = 1.5 kΩ cm
√ auf, was einer durch Johnson-Rauschen begrenzten Detektivität von
∗
12
Dth = 1.2×10 cm Hz/W entspricht. Dieser Wert liegt bereits um eine Größenordnung über
∗
dem Hintergrundlimit DBLIP
. In Abb. 4.21 sind Detektivitäten bei 77 K von InAs/(GaIn)Sb
Wellenlänge λc [µm]
Temperatur T [K]
1014
100
12
50
Detektivität D* [cm Hz1/2/W]
Eg = 143 meV
D*th
Rλ = 2 A/W
1013
1012
D*BLIP
1011
1010
11
10
9
8
T = 77 K
1012
103
Rλ = 2 A/W
D* th
102
IP
D* BL
1011
101
100
Dyn. Impedanz R0A [Ωcm2]
Detektivität D* [cm Hz1/2/W]
200 150
109
5
10
15
20
25
-1
Reziproke Temperatur 1000/T [K ]
Abb. 4.20: Detektivität einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe S1432) mit λc = 8.7 µm in
Abhängigkeit von der Temperatur für die Fälle von
Hintergrundlimitierung und Limitierung durch thermisches Rauschen.
100
125
150
Bandlücke Eg [meV]
Abb. 4.21: Detektivität von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden unterschiedlicher Bandlücken für die
Fälle von Hintergrundlimitierung und Limitierung
durch thermisches Rauschen.
82
Übergitterdioden
Übergitterdioden mit unterschiedlichen Bandlücken im Bereich des atmosphärischen Fensters
zwischen 8 und 12 µm aufgetragen. Übergitterdioden mit einer langwelligen Detektionsgrenze
von λc = 12.4 µm erreichen ein R0 A von 10 Ω cm2 , was√einer durch thermisches Rauschen
∗ = 9.7 × 1010 cm Hz/W entspricht. Damit arbeiten
limitierten Detektivität von etwa Dth
auch diese Dioden bei 77 K noch hintergrundlimitiert. Die dynamische Impedanz von InAs/
(GaIn)Sb Übergitterdioden ist damit mit der von HgCdTe Dioden mit derselben Bandlücke
vergleichbar [54]. Allerdings läßt sich mit HgCdTe Photodioden eine etwa doppelt so hohe
Responsivität wie mit den demonstrierten Übergitterphotodioden erzielen [71], so daß auch
deren Detektivitäten um etwa einen Faktor zwei über denen der Übergitterdioden liegen. Es
ist jedoch zu erwarten, daß durch das Wachstum noch dickerer Übergitterstapel in Zukunft
dieselben Responsivitäten wie mit MCT erreicht werden können.
Kapitel 5
Übergitter im elektrischen und
magnetischen Feld
Ein Übergitter besteht aus einer periodischen Abfolge von Quantentöpfen, wobei die resonante Kopplung zwischen den einzelnen Quantentopfzuständen zur Ausbildung von Minibändern
führt. Durch Anlegen eines elektrischen Felds in Wachstumsrichtung kann die anisotrope dreidimensionale Zustandsdichte des Übergitters kontinuierlich in eine quasi-zweidimensionale
Zustandsdichte überführt werden. Dieser Vorgang wird als Wannier-Stark Lokalisierung bezeichnet. Dagegen hat ein Magnetfeld eine Lokalisierung der Ladungsträgerbewegung in einer
Ebene senkrecht zur Magnetfeldrichtung zur Folge. Im nun folgenden Kapitel soll der Einfluß
eines elektrischen und eines magnetischen Feldes auf die Quantisierung im Übergitter genauer
untersucht werden. Im ersten Abschnitt geschieht dies mit Hilfe magnetooptischer Messungen. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich dagegen mit der Wannier-Stark Lokalisierung in
InAs/(GaIn)Sb Übergittern.
5.1
Heterostrukturen im Magnetfeld
Die Wirkung eines Magnetfelds auf Quantisierungseffekte in einer Heterostruktur hängt wesentlich von der Orientierung des Feldes relativ zur Richtung der Raumquantisierung z ab.
Geht man von einem parabolischen Bandverlauf im Halbleiter aus und vernachlässigt exzitonische Wechselwirkungen, dann ist der Hamilton-Operator eines Elektrons unter dem Einfluß
des Magnetfelds B = rot A durch
Ĥ =
1
(p̂ + eA)2 + V (z)
2m∗
(5.1)
gegeben [42], wobei p̂ den Impulsoperator und A das Vektorpotential bezeichnen, und V (z)
den Potentialverlauf der Heterostruktur beschreibt.
5.1.1
Magnetfeld senkrecht zur Schichtebene
Ein Magnetfeld in z-Richtung, senkrecht zur Schichtebene der Heterostruktur (B k z), läßt
sich durch ein Vektorpotential A = (0, Bx, 0) beschreiben. Die Bewegung des Elektrons ist
durch das Magnetfeld in der Schichtebene der Heterostruktur lokalisiert, während die räumliche Quantisierung parallel zur Wachstumsrichtung erfolgt. Die Schrödinger-Gleichung zerfällt
83
84
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
dann in zwei voneinander unabhängige Terme. Dabei charakterisiert der erste die Bewegung
des Elektrons entlang der Wachstumsrichtung z unter dem Einfluß des Potentialverlaufs der
Heterostruktur
~2 ∂ 2
+ V (z) ψz (z) = En ψz (z) ,
(5.2)
− ∗
2m ∂z 2
und der andere
1 ∗ 2
~2 ∂ 2
2
+ m ωc (x − X0 ) ψx (x) = Em ψx (x)
− ∗
2m ∂x2 2
(5.3)
die Bewegung in der Schichtebene unter dem Einfluß des Magnetfelds [42]. Die Bewegung im
Magnetfeld wird durch die Schrödinger-Gleichung eines harmonischen Oszillators (5.3) mit
der Zyklotronfrequenz ωc = eB/m∗ und dem Zentrum der Zyklotronbahn X0 = −~ky /eB
beschrieben. Da die Zyklotronbewegung in der Schichtebene der Heterostruktur erfolgt, ist sie
von der räumlichen Quantisierung entkoppelt. Die Energien der räumlichen und magnetischen
Quantisierung addieren sich also, und es ist
Em,n = Em + En
.
Die Energieeigenwerte der Zyklotronbewegung sind durch
1
Em = m +
~ωc mit den Landau-Quantenzahlen m = 0, 1, 2, 3, . . .
2
(5.4)
(5.5)
bestimmt, und werden als Landau-Energien bezeichnet. In Abb. 5.1a ist die Abhängigkeit
der Energieeigenwerte eines Quantentopfs von einem Magnetfeld senkrecht zur Schichtebene
dargestellt. Der quasiklassische Radius der Zyklotronbahnen im Magnetfeld ist dabei durch
√
Rm = lM 2m + 1
(5.6)
gegeben, wobei mit lM = (~/eB)1/2 die magnetische Länge bezeichnet ist. Bei einem Magnetfeld von 10 T beträgt die magnetische Länge gerade 8 nm und ist damit um einen Faktor
1.3 bis 1.7 größer als die Periode der im Rahmen dieser Arbeit untersuchten InAs/(GaIn)Sb
Übergitter.
5.1.2
Magnetfeld parallel zur Schichtebene
Ein Magnetfeld in y-Richtung, parallel zur Schichtebene der Heterostruktur (B ⊥ z), wird
durch das Vektorpotential A = (Bz, 0, 0) beschrieben. Wegen der Translationsinvarianz der
Schrödinger-Gleichung in x- und y-Richtung, läßt sich die Wellenfunktion in der Form ψ(r) =
exp(ikx x + iky y) ψz (z) schreiben, und es folgt
~2 ∂ 2
1 ∗ 2
2
− ∗
+ m ωc (z − Z0 ) + V (z) ψz (z) = En,m ψz (z) ,
(5.7)
2m ∂z 2 2
wobei ωc die Zyklotronfrequenz und Z0 = −~kx /eB das Zentrum der Zyklotronbewegung
bezeichnen. Die Eigenenergien des Elektrons sind durch
E=
~2 ky2
+ En,m
2m∗
(5.8)
gegeben [41]. Die Lokalisierung der Elektronenbewegung durch das Magnetfeld erfolgt also in
derselben Richtung wie die Raumquantisierung der Heterostruktur. Für V (z) = 0 geht (5.7)
5.1 Heterostrukturen im Magnetfeld
85
120
120
G aA s/A lA s Q uantentopf (d = 18 nm )
B || z
B ⊥z
2
1
80
m = 0
60
2
n = 2
40
1
m =0
20
3
80
2
60
n =5
40
0
1
4
3
20
m = 0
2
n = 1
0
5
10
4
G aA s/A lA s Q uantentopf (d = 50 nm )
100
E nergie E [m eV ]
E nergie E [m eV ]
100
15
0
0
M agnetfeld B [T ]
5
10
15
M agnetfeld B [T ]
(a)
(b)
Abb. 5.1: Räumliche und magnetische Quantisierung im Quantentopf bei einer Magnetfeldorientierung (a) senkrecht zur Schichtebene (B k z): räumliche und magnetische Quantisierung
sind unabhängig voneinander und ihre Quantisierungsenergien addieren sich. (b) parallel zur
Schichtebene (B ⊥ z): bei kleinen magnetischen Feldern liegt räumliche, bei großen Feldern
magnetische Quantisierung vor (nach [75]).
in die gewöhnliche Schrödinger-Gleichung eines Elektrons im Magnetfeld mit den Energieeigenwerten Em = ~ωc (m+1/2) über, und die Landau-Zustände sind wegen der Translationsinvarianz in z-Richtung für alle kx entartet. Ist dagegen V (z) 6= 0, so sind die Landau-Niveaus
nicht mehr von vornherein entartet, sondern zeigen eine Dispersion nach kx . Es lassen sich
folgende Grenzfälle unterscheiden:
1. Kleines Magnetfeld:
Ist die magnetische Energie klein gegen die räumliche Quantisierungsenergie, kann das
Magnetfeld als Störung behandelt werden. Für ein symmetrisches Potential ist dann
En,m = En +
e2 B 2
Z02 + z 2 n
∗
2m
,
(5.9)
wobei z 2 n der Erwartungswert von z 2 und En die Quantisierungsenergie des n. Subbands ohne Magnetfeld ist. Betrachtet man einen Quantentopf der Breite d, dann ist
bei kleinen Magnetfeldern die magnetische Länge lM groß gegenüber den Abmessungen
des Quantentopfs (lM d), und die Elektronen werden auf ihrer Zyklotronbahn an
den Barrieren reflektiert. Die Energieeigenwerte von (5.7) sind dann durch die räumliche Quantisierung bestimmt und um den Energiebetrag in der Klammer von (5.9)
verschoben. Beim ersten Term in der Klammer handelt es sich um die von der Lage der
Zyklotronbahn abhängige Dispersion nach kx , während der zweite Term als diamagneti2
sche
2 Verschiebung bezeichnet wird und von B und der Ausdehnung der Wellenfunktion
z n abhängt.
2. Großes Magnetfeld:
Ist dagegen das Potential V (z) klein und ändert sich nur wenig über eine magnetische
Länge lM , kann man V (z) als Störung behandeln, und es ist
1
En,m = m +
~ωc + hV (z)i .
(5.10)
2
86
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
In einem Quantentopf der Breite d ist bei großen Magnetfeldern die magnetische Länge
lM klein gegenüber den Abmessungen des Quantentopfs (lM d) und die Zyklotronbahn hat vollständig im Potentialtopf Platz. Im Zentrum des Quantentopfs weit von
den Potentialbarrieren entfernt ist hV (z)i ≈ 0, und die Energiewerte sind allein durch
die magnetische Quantisierung bestimmt. Dagegen liegen die Energien für Werte von
kx , die einem Bahnzentrum Z0 in der Nähe der Potentialbarriere entsprechen, um den
Energiebetrag hV (z)i höher.
Abb. 5.1b zeigt die Abhängigkeit der Energieeigenwerte eines Quantenfilms vom Magnetfeld parallel zur Schichtebene bei Z0 = 0. Für B = 0 liegt gewöhnliche Raumquantisierung vor. Mit zunehmendem Magnetfeld B werden die Subbandenergien um die diamagnetische Verschiebung angehoben, so daß die Quantisierungsenergien eine quadratische Magnetfeldabhängigkeit zeigen, bis schließlich bei sehr hohen Magnetfeldern die reine LandauQuantisierung dominiert.
5.1.3
Magnetische Quantisierung in Übergittern
Belle et al. untersuchten die magnetische
Quantisierung in GaAs/AlGaAs Übergittern
mit Hilfe der Anregungsspektroskopie und
konnten Landau-Übergänge sowohl in paralleler als auch senkrechter Orientierungen
des Magnetfelds zu den Übergitterschichten
experimentell nachweisen [10, 11]. Im Gegensatz zur senkrechten Orientierung werden jedoch bei einer Orientierung des Magnetfelds parallel zu den Übergitterschichten oberhalb einer bestimmten Energie, die
durch die Elektronen- und Lochminibandbreite des Übergitters bestimmt ist, keine Übergänge mehr beobachtet. LandauÜbergänge am Rand des zulässigen Energiebereichs erscheinen stark verbreitert und
verschwinden zu noch größeren Energien
schließlich ganz.
Dieses Verhalten kann man qualitativ
folgendermaßen verstehen: das Valenz- und
Leitungsband eines Volumenhalbleiters spalten im Magnetfeld in diskrete LandauAbb. 5.2: Landau-Niveaus in einem Kronig-Penney Niveaus auf. Für parabolische Bänder sind
Potential (gestrichelte Linie) für ein Magnetfeld mit diese Niveaus durch (5.5) gegeben, sind alB = 19 T parallel zur Übergitterschichtebene (B ⊥ z).
so linear vom Magnetfeld abhängig und lieDie Minibänder sind in der Abbildung als schraffierte
gen äquidistant. In einem Übergitter findet
Bereiche gekennzeichnet (aus [11]).
die Zyklotronbewegung bei einer senkrechten Orientierung des Magnetfelds in der Schichtebene statt, und man beobachtet wie im Falle
des Volumenhalbleiters ein Aufspalten der Minibänder in Landau-Niveaus. Bei parallelem
Magnetfeld beobachtet man dagegen nur Landau-Übergänge, die energetisch in den Bereich
5.2 Magnetooptische Untersuchungen
87
der Elektronen- und Lochminibandbreite fallen (Abb. 5.2). Dies liegt daran, daß die Ladungsträger nur im Energiebereich des Minibands die Übergitterbarrieren durchtunneln und sich
im Magnetfeld auf geschlossenen Kreisbahnen bewegen können, so daß die Landau-Niveaus
hier dispersionslos sind. In der Übergitterbandlücke werden die Ladungsträger dagegen an
den Barrieren reflektiert, und es bildet sich eine Dispersion nach kx aus [41]. Aufgrund der
einsetzenden Dispersion erscheinen die Übergänge an der Minibandoberkante zunächst stark
verbreitert und verschwinden zu größeren Energien schließlich ganz.
5.2
Magnetooptische Untersuchungen
Magnetfeldabhängige Messungen der spektralen Photoresponsivität stellen eine wesentliche
Ergänzung zu den durchgeführten Transportuntersuchungen dar, da aus der Feldabhängigkeit der Bandlücke die reduzierte effektive Masse im InAs/(GaIn)Sb Übergitter bestimmt
werden kann. Die im folgenden beschriebenen magnetooptischen Untersuchungen an einer
InAs/Ga0.66 In0.34 Sb Übergitterdiode (Probe S1433) wurden in einem supraleitenden Magneten, mit dem eine maximale Feldstärke von 12 T erreicht werden kann. Die Bandparameter
der Probe wurden von F. Szmulowicz mit einer 8 × 8 k · p EFA berechnet [62], und sind in
Tab. 5.1 zusammengefaßt. Das Übergitter hat eine Bandlücke von 148.2 meV und weist eine
starke Anisotropie in der Dispersion der schweren Lochzustände HH1 und HH2 auf, während
die übrigen Subbänder weitgehend isotrop sind.
Die Photostromspektren der Übergitterdiode wurden mit einem Fourier-Spektrometer bei
einer Probentemperatur von T = 4.2 K sowohl in Faraday- als auch in Voigt-Orientierung,
d.h. bei einem Magnetfeld senkrecht und parallel zur Übergitterschichtebene, gemessen. Hierbei wurde die Übergitterprobe als Detektor für die vom Fourier-Spektrometer modulierten
Strahlung eines Globars verwendet. Die Lichteinkoppelung vom Spektrometer in den Magneten erfolgte dabei über einen im Probenhalter angebrachten Hohlleiter.
Band
Zonenzentrum
q = 0 [meV]
Zonenrand
qz = π/dSL [meV]
Minibandbreite
∆E [meV]
effektive Masse
m∗q
m∗z
C2
C1
HH1
LH1
HH2
1047.6
196.3
48.1
−171.0
−489.4
687.6
472.2
47.6
−330.4
−428.7
360.0
275.9
0.5
159.4
60.7
–
–
0.018
0.026
−0.027 −12.6
−0.090 −0.032
–
–
Tab. 5.1: Bandparameter des untersuchten InAs/Ga0.66 In0.34 Sb Übergitters (Probe
S1433). Die InAs-Schichtdicke beträgt 33.9 Å, die (GaIn)Sb-Schichtdicke 14.1 Å. Die
Bandparameter wurden von F. Szmulowicz mit einer 8 × 8 k · p EFA berechnet [61].
Alle Energien sind relativ zur Energie der Leitungsbandkante von unverspanntem InAs
angegeben.
88
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
5.2.1
Experimentelle Ergebnisse in Faraday-Orientierung
Abb. 5.3 zeigt die in Faraday-Orientierung (B k z) gemessenen Photostromspektren der Probe S1433 für Magnetfelder zischen 0 und 12 T. Den gemessenen Spektren sind die Absorptionslinien des in der Luft vorhandenen Kohlendioxids (bei etwa 0.29 eV) und Wasserdampfs
(um 0.2 und 0.46 eV) überlagert. Anhand der gestrichelten Linie ist gut zu erkennen, daß
sich die Bandlücke des Übergitters mit zunehmender Magnetfeldstärke zu größeren Energien
verschiebt. Bei 12 T liegt die Bandlücke um fast 30 meV über dem Nullfeldwert. Für Magnetfelder oberhalb 2 T treten in den Spektren zusätzliche Maxima auf, deren energetische Lage
mit zunehmender Stärke des Magnetfelds zu höheren Photonenenergien verschoben ist. Die
magnetfeldabhängige Struktur tritt besonders deutlich zutage, wenn man die feldabhängigen
Photostromspektren mit dem Nullfeldspektrum normiert. In Abb. 5.4 sind die normierten
Spektren für Magnetfelder zischen 1 und 12 T gezeigt. Bei den beobachteten Maxima handelt
es sich um Übergänge zwischen Landau-Niveaus aus unterschiedlichen Valenz- und Leitungssubbändern des Übergitters. Eine Spinaufspaltung der Landau-Übergänge wird dabei nicht
beobachtet.
B || z
12 T
Photoresponsivität [w.E.]
11 T
10 T
9T
8T
7T
6T
5T
4T
3T
2T
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
B || z
T = 4.2 K
Normierte Photoresponsivität [w.E.]
T = 4.2 K
12 T
11 T
10 T
9T
8T
7T
6T
5T
4T
3T
1T
2T
0T
1T
0.7
Energie E [eV]
Abb. 5.3: Feldabhängige Photostromspektren einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode in FaradayOrientierung (B k z) für Magnetfelder zwischen 0
und 12 T.
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
Energie E [eV]
Abb. 5.4: Auf das Nullfeldspektrum normierte Photostromspektren in Faraday-Orientierung (B k z)
für Magnetfelder zwischen 1 und 12 T.
5.2 Magnetooptische Untersuchungen
89
1
0.7
m =0
H H 1 -C 2
0.6
m =0
3
LH 1 -C 1
0.5
0.4
2
m =4
1
0.3
m =0
0.2
E nergie E [eV ]
1
H H 1 -C 1
0
2
4
6
8
10
12
M agnetfeld B [T ]
Abb. 5.5: Energetische Lage der Maxima in den Photostromspektren als Funktion des
Magnetfelds. Die Punktstärke repräsentiert die Intensität der jeweiligen Maxima. Die
durchgezogenen Kurven zeigen das Ergebnis der durchgeführten Datenanpassung.
Für optische Dipolübergänge zwischen Landau-Niveaus finden in Faraday-Orientierung die
Auswahlregeln ∆m = 0, −2 (Landau-Index) und ∆s = 0 (Spin-Index) Anwendung [37, 48].
Darüber hinaus gelten die optischen Auswahlregeln für Intersubbandübergänge in einem TypII Übergitter. Demnach sind im Zentrum der Brillouin-Zone bei q = 0 Übergänge zwischen
Subbändern mit dem Bandindizes n1 und n2 möglich, für die n1 +n2 gerade ist. Für Übergänge
am Zonenrand bei q = π/dSL fordern die Auswahlregeln dagegen, daß n1 + n2 ungerade
ist [20, 66].
Abhängig vom Magnetfeld sind in den normierten Photostromspektren insgesamt bis zu
acht Landau-Übergänge unterschiedlicher Intensität zu erkennen, deren energetische Lage in
Abb. 5.5 als Funktion der Magnetfeldstärke aufgetragen ist. Die Punktgröße gibt dabei die
Intensität der Übergänge in den Spektren wider. Die Maxima lassen sich in drei Gruppen
bei unterschiedlichen Energien unterteilen. Die ausgeprägtesten Übergänge sind bei Energien
direkt oberhalb der Übergitterbandkante zu erkennen. Die Energien dieser Übergänge lassen
sich bei verschwindendem Magnetfeld zur fundamentalen Übergitterbandlücke bei 0.149 eV
hin extrapolieren. Dabei handelt es sich um Übergänge zwischen Landau-Niveaus gleicher
Quantenzahl m des HH1 und des C1 Subbands. Dieser Gruppe können fünf Maxima entsprechend den Landau-Indizes m = 0, 1, . . . , 4 zugeordnet werden. Dabei nimmt die Intensität der
jeweiligen Übergänge mit zunehmendem Landau-Index m schnell ab. Eine weitere Gruppe aus
zwei Maxima findet sich bei Energien zwischen 0.39 und 0.48 eV. Bei Magnetfeldern oberhalb etwa 10 T überlagern sich diese Maxima mit dem Maximum des Übergangs mit m = 4
der ersten Gruppe. Aus einer Extrapolation der Übergangsenergien zu B = 0 ergibt sich für
den fundamentalen Intersubbandübergang eine Energie von 0.36 eV. Vergleicht man diesen
Wert mit den theoretisch berechneten Übergangsenergien in Tab. 5.2, so muß es sich bei den
Maxima der zweiten Gruppe um Übergänge zwischen Landau-Niveaus des LH1 und des C1
Subbands handeln. Die dritte Gruppe bilden zwei Maxima im Energiebereich zwischen 0.63
und 0.68 eV, die sich zu einer Übergangsenergie 0.625 eV extrapolieren lassen. Diese Maxima können Landau-Übergängen vom HH1 ins C2 Subband am Rand der Brillouin-Zone bei
q = π/dSL zugeordnet werden.
90
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
700
m
7
B || z
1
H H 1 -C 2
6
C2
800
0
600
B = 12 T
T = 4 .2 K
600
7
500
5
2
L H 1 -C 1
400
1
4
400
0
C1
200
1
3
300
2
H H 1 -C 1
2
3
4
5
HH1
0
1
E nergie E [m eV ]
E nergie E [m eV ]
6
0
2
200
1
LH 1
0
1
-200
Abb. 5.6: Zuordnung der in den normierten Photostromspektren beobachteten Maxima
zu Übergängen zwischen Landau-Niveaus verschiedener Subbänder. Links ist das bei 12 T
in Faraday-Orientierung gemessene normierte Photostromspektrum in logarithmischer
Auftragung dargestellt. Die Abbildung rechts zeigt das zugehörige Übergangsschema.
Die Lage der Bandkanten der einzelnen Subbänder im Nullfeld wurde jeweils durch eine
gestrichelte Linie gekennzeichnet. Die beobachteten Landau-Übergänge sind als Pfeile in
das Übergangsschema eingezeichnet.
In Abb. 5.6 ist die Zuordnung der in den Spektren beobachteten Maxima zu Übergängen
zwischen Landau-Niveaus verschiedener Subbänder noch einmal veranschaulicht. Links ist das
bei 12 T in Faraday-Orientierung gemessene normierte Photostromspektrum in logarithmischer Auftragung dargestellt. Die Abbildung rechts zeigt das zugehörige Übergangsschema,
wobei die Energien der eingezeichneten Landau-Niveaus auf Basis der Bandparameter in
Tab. 5.1 berechnet wurden. Die Lage der Bandkanten der einzelnen Subbänder im Nullfeld ist
jeweils durch eine gestrichelte Linie markiert, und die beobachteten Landau-Übergänge sind
als Pfeile in das Übergangsschema eingezeichnet.
5.2.2
Auswertung der Meßergebnisse
Die quantitative Auswertung der Meßdaten soll hier entsprechend des von Omaggio et al.
[48,49] verfolgten Ansatzes erfolgen. Danach werden die Dispersionsrelationen der Elektronenund Lochminibänder in der Schichtebene des Übergitters im Kane-Modell [36] beschrieben.
Da die effektiven Massen von Elektronen und Löchern in der Schichtebene vergleichbar sind
(siehe Tab. 5.1), wird hierzu in beiden Fällen die Dispersionsrelation der leichten Löcher des
Kane-Modells benutzt. In Anlehnung an Kane ergeben sich dann die Dispersionsrelationen
des HH1 und C1 Subbands in der Schichtebene des Übergitters als
2P 2
4P 4
~2
+ a kq2 − a3 kq4 + . . .
2m 3Ea
9Ea
2
2Pb2
4P 4
~
EHH1 (kq ) =
−
kq2 + b3 kq4 − . . . .
2m 3Eb
9Eb
EC1 (kq ) = Eg +
(5.11)
(5.12)
5.2 Magnetooptische Untersuchungen
91
Dabei bezeichnet Eg die Übergitterbandlücke, Ea die Bandlücke von InAs einschließlich der
Quantisierungsenergie der Elektronen im Übergitter, Eb die Bandlücke von (GaIn)Sb einschließlich der Quantisierungsenergie der Löcher und Pa und Pb die Impulsmatrixelemente
von InAs und (GaIn)Sb. Führt man nun durch die Substitution kq2 → 2eB/~ (m + 1/2)
die Landau-Quantisierung ein, so lassen sich die Energien für Übergänge zwischen den m.
Landau-Niveaus des HH1 und des C1 Subbands durch
2
Pb4
2e Pa2 Pb2
1
4e2 Pa4
1
∆E ' Eg +
+
2 m+
B − 2
+
B
(5.13)
2
m
+
3~ Ea
Eb
2
9~
Ea3 Eb3
2
beschreiben. Dann ist in der Nähe der Bandkanten die reduzierte effektive Masse durch
2
Pb2
1
1
1
4
Pa
= ∗+ ∗ ' 2
+
(5.14)
mred
me
mh
3~
Ea
Eb
gegeben. Führt man also eine Anpassung der experimentell ermittelten HH1 –C1 LandauÜbergangsenergien an das Polynom
2
1
1
∆E = c1 + c2 2 m +
B + c3 2 m +
B
(5.15)
2
2
durch, so lassen sich aus c1 die Bandlücke und aus c2 die reduzierte effektive Masse bestimmen. Der Koeffizient c3 beschreibt die Nichtparabolizität der beiden am Übergang beteiligten
Bänder. Ganz analog hierzu können mit (5.15) auch die Übergangsenergien und reduzierte effektiven Massen anderer Intersubbandübergänge bestimmt werden. Die durchgezogenen
Kurven in Abb. 5.5 zeigen das Ergebnis einer solchen Datenanpassung an die Übergangsenergien der beobachteten Landau-Übergänge. In Tab. 5.2 sind die in Faraday-Orientierung
experimentell ermittelten Übergangsenergien und reduzierten effektiven Massen den Ergebnissen aus der 8 × 8 Band EFA gegenübergestellt. Sowohl für die Übergangsenergien als auch
die reduzierten effektiven Massen ergibt sich innerhalb der Meßgenauigkeit eine hervorragende
Übereinstimmung zwischen den theoretischen und experimentellen Werten.
Übergang
HH1 –C1
LH1 –C1
HH1 –C2
Theoretische Werte
Übergangsenergie red. eff. Masse
∆E [meV]
m∗red,q
148
367
640
0.011
0.015
–
Experimentelle Werte
Übergangsenergie red. eff. Masse
∆E [meV]
m∗red,q
149 ± 1
360 ± 20
625 ± 10
0.012 ± 0.001
0.013 ± 0.005
0.04 ± 0.02
Tab. 5.2: Übersicht der beobachteten Stark Übergänge in Faraday-Orientierung.
5.2.3
Experimentelle Ergebnisse in Voigt-Orientierung
Abb. 5.7 zeigt die normierten Photostromspektren der Probe S1433 in Voigt-Orientierung
(B ⊥ z) für Magnetfelder zwischen 4 und 12 T. Die gestrichelten Linie markiert dabei die Lage
der fundamentalen Übergitterbandlücke im Nullfeld. Abhängig vom Magnetfeld sind in den
normierten Photostromspektren insgesamt bis zu acht Landau-Übergänge unterschiedlicher
Intensität zu erkennen. Wie im Falle der Faraday-Orientierung lassen sich die beobachteten
Maxima drei Gruppen zuordnen. Die meisten Maxima werden wiederum direkt oberhalb der
92
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
Normierte Photoresponsivität [w.E.]
Übergitterbandlücke beobachtet. Da für
optische Übergänge in Voigt-Orientierung
B⊥z
dieselben Auswahlregeln wie in FaradayT = 4.2 K
Orientierung gelten [37], handelt sich bei
diesen Maxima um Übergänge zwischen
Landau-Niveaus gleicher Quantenzahl m
12 T
zwischen dem HH1 und dem C1 Subband.
Die Intensität der beobachteten Maxima
ist jedoch insbesondere bei Übergängen mit
höherem Landau-Index erheblich geringer
10 T
als in Faraday-Orientierung. Extrapoliert
man die Übergangsenergien zu B = 0
erhält man für den fundamentalen Inter8T
subbandübergang wie bereits in FaradayOrientierung einen Energie von 149 meV.
Im Gegensatz zur Faraday-Orientierung wer6T
den jedoch bei einer Orientierung des Magnetfelds parallel zu den Übergitterschichten
4T
oberhalb einer Energie von etwa 280 meV
keine Landau-Übergänge mehr zwischen
dem HH1 und dem C1 Subband beobach0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7
tet. Am Rand des zulässigen Energiebereichs
haben die Landau-Übergänge nur noch eiEnergie E [eV]
ne sehr geringe Intensität und erscheinen zuAbb. 5.7: Normierte Photostromspektren einer InAs/ dem stark verbreitert. Mit weiter zunehmen(GaIn)Sb Übergitterdiode in Voigt-Orientierung (B ⊥ dem Magnetfeld treten die Landau-Niveaus
z) für Magnetfelder zischen 4 und 12 T.
aus dem Energiebereich der Minibänder heraus, und die zugehörigen Übergänge verschwinden ganz. Führt man analog zur Meßdatenauswertung in Faraday-Orientierung eine Anpassung der Übergangsenergien an (5.15) durch,
so ergibt sich für den HH1 –C1 Intersubbandübergang eine reduzierte effektive Masse von
m∗red,z = (0.025 ± 0.005) m0 . Auch dieser Wert ist in guter Übereinstimmung mit der theoretisch ermittelten reduzierten effektiven Masse des InAs/(GaIn)Sb Übergitters. Wegen der
hohen effektiven Masse der schweren Lochzustände HH1 (vgl. Tab 5.1) ist das Verschieben
der Landau-Übergänge zu höheren Energien mit steigendem Magnetfeld fast ausschließlich auf
ein Anwachsen der Landau-Niveaus des C1 Minibands zurückzuführen, so daß m∗C1 ,z ≈ m∗red,z
gilt. Neben den HH1 –C1 Landau-Übergängen im Bereich zwischen 0.15 und 0.28 eV finden
sich weitere Übergänge um 0.39 und 0.64 eV. Wie im Falle der Faraday-Orientierung handelt es dich dabei jeweils um Landau-Übergänge zwischen dem LH1 und dem C1 Subband
Übergang
HH1 –C1
LH1 –C1
Theoretische Werte
Übergangsenergie red. eff. Masse
∆E [meV]
m∗red,z
148
367
0.026
0.014
Experimentelle Werte
Übergangsenergie red. eff. Masse
∆E [meV]
m∗red,z
149 ± 5
364 ± 5
0.025 ± 0.005
0.021 ± 0.005
Tab. 5.3: Übersicht der beobachteten Stark Übergänge in Voigt-Orientierung.
5.3 Wannier-Stark-Effekt
93
bzw. dem HH1 und dem C2 Subband des Übergitters. In beiden Fällen wird aber nur der
fundamentale Übergang mit dem Landau-Index m = 0 beobachtet. In Tab. 5.3 sind die in
Voigt-Orientierung experimentell ermittelten Übergangsenergien und reduzierten effektiven
Massen zusammengefaßt und den theoretischen Ergebnissen der 8 × 8 Band EFA gegenübergestellt.
5.3
Wannier-Stark-Effekt
Die Lösungen der Ein-Elektron-Schrödingergleichung für ein periodisches Kristallpotential
sind Bloch-Wellen. Dabei handelt es sich um räumlich modulierte, unendlich ausgedehnte
Wellen mit dem Wellenvektor k (vgl. Gleichung 2.1). Ein räumlich lokalisiertes Kristallelektron läßt sich durch die Superposition von Bloch-Wellen zu einem Wellenpaket beschreiben.
Die Ortsunschärfe des Wellenpakets ist dabei gemäß der Heisenbergschen Unschärferelation
mit einer gewissen Impulsunschärfe verknüpft. Für die Bewegung eines solchen Wellenpakets im Kristallgitter unter dem Einfluß eines konstanten elektrischen Feldes F gelten die
semiklassischen Bewegungsgleichungen
v(k) =
1
∇k E(k)
~
~k̇(t) = −eF
(5.16)
.
(5.17)
Demnach ändert sich der Impuls des Elektrons k(t) = k(0) + eF t/~ linear mit der Zeit
und seine Energie entsprechend der Dispersionsrelation E(k). Im reduzierten Zonenschema
wird ein Elektron an der Grenze der Brillouin-Zone in die entgegengesetzte Richtung Braggreflektiert, d.h. es erscheint wieder an der gegenüberliegenden Zonengrenze. Dabei ändert sich
k um den reziproken Gittervektor G.
Die Elektronenbewegung ist somit auf einen Raumbereich mit der Ausdehnung lW =
∆/eF lokalisiert. Die Geschwindigkeit des Elektrons v(t) zeigt ein oszillatorisches Verhalten
mit der Bloch-Frequenz ωB = eF d/~, wobei d die Gitterperiode und ∆ die Breite des Energiebandes ist. Solche Oszillationen bezeichnet man als Bloch-Oszillationen. Das Energiespektrum
der Bloch-Oszillationen ist ein Abfolge äquidistanter Energieniveaus
En = Ek0 + neF d
; n = 0, ±1, ±2, . . .
,
(5.18)
die oft auch als Stark-Leiter bezeichnet wird [70]. Damit Bloch-Oszillationen beobachtet werden können, muß jedoch die Oszillationsperiode kürzer als die mittlere Stoßzeit τ der Ladungsträger im Kristall sein, also ~/eF d < τ gelten. In einem Volumenhalbleiter mit d in der
Größenordnung weniger Ångström konnten Bloch-Oszillationen jedoch bisher nicht beobachtet werden, und ihre Beobachtbarkeit wurde zum Teil sogar generell angezweifelt. Dagegen
wurde bei Übergittern [18] mit ihrer relativ großen Periode dSL die Ausbildung von StarkNiveaus beobachtet [44]. Durch Anlegen eines elektrischen Felds F parallel zur Wachstumsrichtung werden im Übergitter benachbarte Quantentöpfe um die Energie eF dSL gegeneinander verkippt, und die Kopplung zwischen den Wellenfunktionen der einzelnen Quantentöpfe ist
reduziert. Aus dem Miniband bildet sich eine Stark-Leiter. Durch Vergrößern des elektrischen
Feldes läßt sich die Kohärenzlänge der zunächst über viele Übergitterperioden delokalisierten
Elektronen immer weiter einschränken, bis sie schließlich für F > ∆/edSL in einem einzigen
Quantentopf lokalisiert sind.
94
5.3.1
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
Optische Übergänge zwischen Stark-Niveaus
Abb. 5.8 zeigt die Ausbildung von Stark-Niveaus am Beispiel eines Typ-I Übergitters. Ohne
elektrisches Feld (Abb. 5.8a) sind die Elektronen delokalisiert, und ihre Wellenfunktionen erstrecken sich über das gesamte Übergitter. Optische Übergänge sind zwischen dem schweren
bzw. leichten Lochminiband und dem Leitungsminiband möglich. Die Übergangsenergien ergeben sich als Differenz zwischen der Unterkante des Elektronenminibands und der Oberkante
der Lochminibänder.
Bei moderaten elektrischen Feldern F <
∆/ed ist die Kohärenzlänge der Elektronen im Übergitter bereits stark eingeschränkt [1], und die Wellenfunktionen sind
nur über einige wenige Quantentöpfe delokalisiert (Abb. 5.8b). Da der Wellenfunktionsüberlapp benachbarter Stark-Niveaus
groß genug ist, sind neben den optischen
Übergängen innerhalb eines Quantentopfs
auch Übergänge zu anderen Niveaus der
Stark-Leiter, die ihr Wellenfunktionsmaximum in einem anderen Quantentopf haben,
möglich. In einem Typ-I Übergitter sind
die Übergangsenergien der Stark-Übergänge
durch
; n = 0, ±1, ±2, . . .
(5.19)
gegeben [44], wobei n den Stark-Index und
E0 die Energie des räumlich direkten Interbandübergangs bezeichnen. Anders als in
Typ-I Systemen erfolgen optische Übergänge
im Typ-II Übergitter dagegen immer räumlich indirekt, so daß die Stark-Indizes hier die
Werte n = ±1/2, ±3/2, ±5/2, . . . annehmen.
En = E0 + neF dSL
Bei sehr großen elektrischen Feldern F >
∆/ed hat der Überlapp zwischen den Wellenfunktionen benachbarter Quantentöpfe so
stark abgenommen, daß die Wellenfunktionen in ihren jeweiligen Quantentöpfen lokalisiert sind (Abb. 5.8c). Daher sind optische Übergänge im Typ-I Übergitter nur noch innerhalb eines Quantentopfs möglich. Da die Energieniveaus der isolierten Quantentöpfe in erster
Näherung in der Mitte der Übergitterminibänder liegen, sind die Übergangsenergien nun um
den Betrag (∆e + ∆h )/2 größer als ohne elektrisches Feld. Dabei bezeichnen ∆e und ∆h die
Bandbreiten des Elektronen- und Lochminibandes. Dagegen sind im Typ-II System im Grenzfall großer elektrischer Felder überhaupt keine Intersubbandübergänge mehr beobachtbar.
Abb. 5.8: Ausbildung von Stark-Niveaus in einem TypI Übergitter. (a) ohne elektrisches Feld, (b) moderates elektrisches Feld und (c) starkes elektrisches Feld.
Mögliche Interbandübergänge sind durch Pfeile angedeutet.
5.3 Wannier-Stark-Effekt
5.3.2
95
Stark-Effekt im Magnetfeld
Durch Anlegen eines elektrischen Felds F an ein Übergitter in Wachstumsrichtung werden
benachbarte Quantentöpfe gegeneinander verkippt und die Kopplung zwischen den Wellenfunktionen einzelner Quantentöpfe reduziert. Durch Vergrößern der elektrischen Feldstärke
lassen sich die Ladungsträger im Übergitter zunehmend lokalisieren und die 3D Zustandsdichte der Minibänder kontinuierlich in quasi-2D Stark-Niveaus überführen. Legt man zusätzlich
parallel zum elektrischen Feld ein Magnetfeld an (B k F ), wird aufgrund der Quantisierung
der Zyklotronbewegung in der Schichtebene die Dimensionalität des Systems weiter bis auf
quasi-0D reduziert. Jeder Stark-Übergang spaltet dann in eine Reihe von Landau-Übergängen
auf, und es ist
1
~ωc + neF dSL ,
(5.20)
En,m = E0 + m +
2
wobei n = 0, ±1, ±2, . . . den Stark-Index und m = 0, 1, 2, . . . den Landau-Index bezeichnet [4].
Bei einer Magnetfeldorientierung senkrecht zum elektrischen Feld (B ⊥ F ) wirken dagegen
elektrische und magnetische Quantisierung in dieselbe Richtung. In der Schrödingergleichung
~2 ∂ 2
1 ∗ 2
2
− ∗
+ m ωc (z − Z0 ) + eF z + V (z) ψz (z) = En,m ψz (z) ,
2m ∂z 2 2
(5.21)
die die Bewegung der Elektronen in Wachstumsrichtung beschreibt, kommt dies durch den
zusätzlichen Potentialterm m∗ ωc2 z 2 /2 zum Ausdruck. Abhängig von der Größe des elektrischen
und des magnetischen Feldes beobachteten Alexandrou et al. einen Wettstreit von elektrischen
und magnetischen Quantisierungseffekten [3].
Bei kleinem Magnetfeld dominiert zunächst die Stark-Quantisierung. Aufgrund der diamagnetische Verschiebung erfahren die Stark-Übergänge mit zunehmender Magnetfeldstärke
eine Blauverschiebung proportional zu B 2 n2 d2SL . Darüber hinaus wird als Folge der mit dem
Magnetfeld zunehmenden Energiedispersion nach Z0 eine Verbreiterung und Abnahme der
Intensität der Stark-Übergänge beobachtet. Bei sehr hohen Magnetfeldern dominiert dagegen
die magnetische Quantisierung, und die Energien der Landau-Übergänge verhalten sich linear
zum Magnetfeld.
5.3.3
Tunnelstrom bei Stark-Quantisierung
Legt man eine ausreichend große Rückwärtsspannung an einen p-n Übergang, kommt die Leitungsbandkante des n-Gebiets auf die energetisch gleiche Lage wie die Valenzbandkante des
p-Gebiets. Ist die Barriere, die beide Bänder trennt ausreichend schmal, können Elektronen
aus dem p-Gebiet die Barriere ins n-Gebiet durchtunneln, und man beobachtet ein exponentielles Anwachsen der Stromstärke mit der anliegenden Rückwärtsspannung [60]. Solche
Tunnelströme werden als Band-zu-Band oder auch Zener-Tunnelströme bezeichnet.
Bei großen Rückwärtsspannungen bilden sich in der Verarmungszone von Übergitterdioden
lokalisierte Wannier-Stark Zustände aus. Als Folge von Resonanzen des Zener-Tunnelstroms
an solchen lokalisierten Wannier-Stark Zuständen ist bei großen Rückwärtsspannungen in den
Strom-Spannungs Kennlinien von Übergitterdioden ein oszillatorisches Verhalten beobachtbar
[17, 27]. Als Voraussetzung für die Beobachtbarkeit solcher Wannier-Stark Oszillationen im
Zener-Tunnelstrom von Übergitterdioden gelten dabei folgende Kriterien:
96
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
p-Gebiet
Tunnelstrom
(GaIn)Sb
InAs
g
n-Gebiet
E1
xs
HH1
d
Abb. 5.9: Schematische Erklärung für das Auftreten von Wannier-Stark Oszillationen
im Zener-Tunnelstrom von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden.
1. Die Diodenspannung muß groß genug sein, damit sich in der Verarmungszone lokalisierte
Stark-Zustände ausbilden können.
2. Oszillatorisches Verhalten bildet sich nur aus, wenn mindestens drei unterschiedliche
Energiebänder am Tunnelvorgang beteiligt sind: durch das erste Band (Emitterband)
werden Elektronen in die Feldregion emittiert, in ein weiteres Band (Kollektorband)
tunneln die Elektronen und fließen zum Kontakt der Diode ab. Ein drittes Band bildet
Wannier-Stark Niveaus aus, die den Tunnelvorgang vom Emitter- ins Kollektorband
resonant verstärken.
Abb. 5.9 zeigt eine schematische Erklärung für das Auftreten von Wannier-Stark Oszillationen im Zener-Tunnelstrom am Beispiel einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode. Wenn eine
großen Rückwärtsspannungen am p-n Übergang anliegt, bilden sich als Folge des großen elektrischen Felds in der Verarmungszone aus dem Miniband lokalisierte Wannier-Stark Zustände
aus. Der von der HH1 Valenzbandkante am Rand der Verarmungszone im p-Gebiet ausgehende Tunnelstrom wird auf seinem Weg zu den Kontinuumszuständen des Übergitters
im n-Gebiet immer dann resonant verstärkt, wenn ein Stark-Niveau die gleiche Energie wie
die Valenzbandkante besitzt. Mit zunehmender Rückwärtsspannung nimmt auch das elektrische Feld in der Verarmungszone zu, so daß energetisch höher gelegene Stark-Niveaus, deren
Wellenfunktionen in angrenzenden Quantentöpfen lokalisiert sind, von den tunnelnden Elektronen erreicht werden. Dies führt zu einem oszillatorischen Verhalten des Tunnelstroms in
der Strom-Spannungs Kennlinie [14]. Die Stark-Oszillationen im Zener-Tunnelstrom setzen
erst ein, wenn das elektrische Feld in der Verarmungszone so groß ist, daß der energetische
Abstand zwischen lokalisierten Stark-Zuständen größer als ihre Stoßverbreiterung ist. Als Folge des linear mit dem elektrischen Feld in der Verarmungszone ansteigenden energetischen
Abstands der Stark-Niveaus beobachtet man ein Anwachsen der Oszillationsperiode mit der
Spannung [27].
5.3 Wannier-Stark-Effekt
5.3.4
97
Quantitative Beschreibung der Tunnelstromoszillationen
Auf der Basis des Schottky-Modells der Verarmungszone wird nun ein quantitatives Modell
zur Beschreibung der Tunnelstromoszillationen bei Übergitterdioden entwickelt. Hierzu wird
im folgenden ein p-n Übergang an der Stelle x = 0 betrachtet, wobei sich das p-Gebiet
in den negativen und das n-Gebiet in den positiven x-Bereich erstreckt. Das ortsabhängige
elektrische Feld in der Verarmungszone ist dann

q
q
x

V

−F
+
1
−
;
−d
1 − VVbi < x ≤ 0

p
0
Vbi

d

p



q
q
x
,
(5.22)
F (V, x) =
V
+
1
−
−F
−
;
0
<
x
<
d
1 − VVbi

0
n
Vbi


d
n





0
; sonst
wobei
s
dn =
und
s
dp =
2Vbi NA /ND
e NA + ND
(5.23)
2Vbi ND /NA
e NA + ND
(5.24)
die Ausdehnung der Verarmungszone ins n bzw. p-Gebiet im thermischen Gleichgewicht
bezeichnen. Der Betrag des elektrischen Feldes in der Verarmungszone wächst im p- und
n-Gebiet linear zum p-n Übergang hin an und erreicht dort bei x = 0 sein Maximum
F0 = 2 Vbi /(dp + dn ). Der Feldverlauf ist dabei im allgemeinen asymmetrisch. Mit Anlegen einer Spannung V ändert sich sowohl das maximale Feld als auch die Ausdehnung der
Verarmungszone um den Faktor (1 − V /Vbi )1/2 , so daß der Feldgradient ∂F/∂x von der Spannung unbeeinflußt bleibt. Durch Integration von F (V, x) nach x unter Berücksichtigung der
Randbedingungen (Stetigkeit von φ) ergibt sich der Potentialverlauf

q
F0 d p
V


−
1−
; x ≤ −dp 1 − VVbi



2
Vbi




2

q
q


x
V


; −dp 1 − VVbi < x ≤ 0
F0
+ x 1 − Vbi


2 dp
,
(5.25)
φ(V, x) =
q
q

2

x

 F0 −
; 0 < x < dn 1 − VVbi
+ x 1 − VVbi


2
d

n




q


F
d
V
0
n


1−
; x ≥ dn 1 − VVbi

2
Vbi
und der Bandverlauf in der Diode ist durch
EC (V, x) = EC − eφ(V, x)
(5.26)
EV (V, x) = EV − eφ(V, x) = EC − Eg − eφ(V, x)
(5.27)
bestimmt. Legt man eine ausreichend große Rückwärtsspannung an den p-n Übergang,
liegt die Leitungsbandkante des n-Gebiets energetisch unterhalb der Valenzbandkante des pGebiets und Elektronen tunneln unter Energieerhaltung von der Valenzbandkante am Rand
98
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
der Verarmungszone ins Leitungsband. Im elektrischen Feld der Verarmungszone ist das Leitungsminiband des Übergitters in Stark-Niveaus quantisiert. Gegenüber der Leitungsminibandkante sind diese Stark-Niveaus jeweils um eine Energie δe verschoben. Kommt ein solches Stark-Niveau auf die gleiche Energie wie die Valenzbandkante, wird der Band-zu-Band
Tunnelstrom resonant verstärkt. Die Position im Ortsraum
s
r
2 (Eg + δe ) dp
V
xS (V ) =
− dp 1 −
(5.28)
e F0
Vbi
innerhalb der Verarmungszone, bei der sich eine Resonanz zwischen den tunnelnden Elektronen und einem Stark-Niveau einstellt, entfernt sich dabei mit zunehmender Rückwärtsspannung immer weiter vom p-n Übergang, so daß auch benachbarte Stark-Niveaus von den
tunnelnden Elektronen erreicht werden können. Bemerkenswert ist dabei, daß xS (V ) eine von
der Diodenspannung unabhängige Distanz dT , die durch den ersten Term in (5.28) bestimmt
ist, vom Verarmungszonenrand im p-Gebiet entfernt liegt.
Für zwei aufeinanderfolgende Stark-Resonanzen im Zener-Tunnelstrom gilt
(i)
(i−1)
xS VS
= xS VS
− dSL ,
(5.29)
(i)
wobei die Spannung, bei der die i. Stark-Resonanz auftritt mit VS bezeichnet ist. Setzt man
(i)
(5.28) in (5.29) ein und löst nach der Spannung VS auf, ergibt sich für die Spannungswerte,
bei denen resonantes Tunneln möglich ist, eine von den Energien Eg und δe unabhängige
rekursive Beziehung
s


(i−1)
2
V
d
2 dSL
(i)
(i−1)
 .
VS = VS
− Vbi  SL
+
1− S
(5.30)
d2p
dp
Vbi
(i)
(i−1)
Die Oszillationsperiode ∆VS = VS − VS
nimmt in (5.30) mit zunehmender Rückwärtsspannung zu. Dieses Verhalten ist eine Folge des linear mit dem elektrischen Feld in der Verarmungszone ansteigenden energetischen Abstands der Stark-Niveaus. Darüber hinaus hängt
∆VS auch von der Übergitterperiode dSL und über dp von der Dotierung in der Diode ab.
Da dSL dp ist, dominiert in der Klammer von (5.30) der zweite Term. Die Oszillationsperiode ∆VS nimmt also fast linear mit Übergitterperiode dSL zu, während sie reziprok von dp
abhängt. Bemerkenswert ist, daß die Oszillationsperiode ∆VS unabhängig von δe , also der
Lage der Stark-Niveaus relativ zur Minibandkante ist. Nur die absolute Lage der Oszillationsmaxima und -minima wird von δe bestimmt.
5.4 Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden
5.4
99
Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden
In diesem Abschnitt soll die Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergittern experimentell untersucht werden. Hierzu werden zunächst die Photostromspektren von Übergitterdioden in Abhängigkeit einer am p-n Übergang anliegenden Gleichspannung gemessen.
Dabei treten Peaks in den Spektren auf, deren Position vom elektrischen Feld in der Verarmungszone der Diode abhängt, und die sich durch Interbandübergänge zwischen lokalisierten
Wannier-Stark Zuständen quantitativ erklären lassen. Die beobachteten Übergänge sind somit
ein eindeutiges Indiz für die Ausbildung lokalisierter Wannier-Stark Zustände in der Verarmungszone der Übergitterdioden. Im zweiten Teil dieses Abschnitts folgt eine genauere Untersuchung der Strom-Spannungs Kennlinien der Übergitterdioden. Diese weisen im Bereich des
Zener-Tunnelstroms ein oszillatorisches Verhalten auf, das durch eine resonante Verstärkung
des Tunnelstroms an Wannier-Stark Zuständen in der Verarmungszone der Dioden erklärt
werden kann. Mit Hilfe des in Abschnitt 5.3.4 hergeleiteten Modells lassen sich solche Tunnelstromoszillationen quantitativ beschreiben. Schließlich wird im dritten Teil dieses Abschnitts
der Einfluß eines parallel und senkrecht zur Übergitterschichtebene orientierten Magnetfelds
auf die Tunnelstromoszillationen untersucht [14]. Die hier beschriebenen Messungen wurden
an Übergitterdioden zweier unterschiedlicher Proben durchgeführt, die im folgenden mit den
Buchstaben A (Probe Rib401) und B (Probe S1433) bezeichnet sind. Die Eigenschaften der
untersuchten Übergitterdioden sind in Tab. 5.4 aufgeführt.
Probe A
Probe B
Übergitterperiode
Bandlücke
dSL [nm]
Eg [meV]
NA [cm−3 ]
ND [cm−3 ]
dp [nm]
dn [nm]
155
140
6 × 1016
2.3 × 1016
2 × 1016
1.0 × 1016
33
56
98
128
6.51
4.8
Akzeptorkonz. Donatorkonz.
am p-n Übergang
Verarmungszone
Tab. 5.4: Eigenschaften der untersuchten Übergitterdioden.
5.4.1
Optische Übergänge
Um die Ausbildung von Wannier-Stark Zuständen in der Verarmungszone von InAs/(GaIn)Sb
Übergitterdioden experimentell zu bestätigen, wurden zunächst Photostromspektren der Dioden in Abhängigkeit einer am p-n Übergang anliegenden Gleichspannung gemessen. Hierzu
wurden die Proben in einem Kryostaten auf 10 K abgekühlt, und die Photostromspektren
mit einem Fourier-Spektrometer aufgenommen. Da sich das elektrische Feld in den Dioden
nur über den relativ kleinen Bereich der Verarmungszone erstreckt, jedoch das gesamte Übergitter zum Photostrom beiträgt, haben Stark-Übergänge nur einen sehr geringen Anteil am
Photosignal. Aus diesem Grund wurden die Photostromspektren auf ein bei einer Spannung
V ≈ Vbi gemessenes Referenzspektrum normiert, da bei dieser Spannung das elektrische Feld
in der Verarmungszone verschwindet und sich keine Stark-Niveaus ausbilden können.
+1/2 LH
-1/2 LH
-3/2 LH
+3/2 H H
+1/2 H H
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
N orm . R esponsivität [w .E .]
100
-0.7 V
-0.6 V
-0.5 V
-0.4 V
-0.3 V
-0.2 V
-0.1 V
-0.0 5 V
0 V
+0 .0 5 V
+0 .1 V
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
E nergie E [eV ]
Abb. 5.10: Normierte Photostromspektren einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe A) in Abhängigkeit einer anliegenden Gleichspannung.
Abb. 5.10 zeigt die so normierten Photostromspektren einer InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode (Probe A) im Spektralbereich zwischen 165 und 600 meV. Die Spektren wurden bei
Spannungen zwischen −0.7 und +0.1 V gemessen und auf ein bei V = +0.12 V aufgenommenes Referenzspektrum normiert. Die normierten Photostromspektren weisen eine Anzahl von
Maxima auf, deren energetische Lage sich, wie durch die gestrichelten Linien angedeutet, in
Abhängigkeit der angelegten Spannung zu größeren oder kleineren Energien verschiebt. Solche Maxima entstehen durch optische Übergänge zwischen Zuständen, die jeweils in aneinander angrenzenden Quantentöpfen des Übergitters lokalisiert sind, und deren Energiedifferenz
durch das elektrische Feld in der Verarmungszone bestimmt ist.
Basierend auf den Ergebnissen einer 8 × 8 EFA Bandberechnung [20] können die beobachteten Maxima sowohl Übergängen aus dem schweren Lochminiband HH1 als auch dem
leichten Lochminiband LH1 in Stark-Niveaus des Leitungsminibands C1 zugeordnet werden.
Die Beobachtbarkeit solcher Stark-Übergänge ist ein eindeutiges Indiz für die Ausbildung
von lokalisierten Wannier-Stark Zuständen in der Verarmungszone der InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden. Neben den Stark-Übergängen weisen die normierten Photostromspektren eine
Signatur bei 572 meV auf, deren spektrale Lage von der Diodenspannung unabhängig ist. Dabei handelt es sich um einen Übergang im feldfreien Bereich des Übergitters, dessen Energie
mit einem HH1 –C2 Interbandübergang an der Brillouin-Zonengrenze bei qz = π/dSL identifiziert werden kann [20].
Das maximale elektrische Feld F in der Verarmungszone der Übergitterdioden kann mit
Hilfe der Beziehung
r
V
F = F0 1 −
(5.31)
Vbi
aus der Diodenspannung V bestimmt werden, wobei Vbi das Diffusionspotential des p-n Übergangs und F0 das maximale elektrische Feld in der Verarmungszone im thermischen Gleichgewicht ist.
5.4 Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden
101
400
+1/2 LH
Energie E [meV]
350
LH1-C1
-1/2 LH
300
-3/2 LH
-5/2 LH
250
+3/2 HH
200
+1/2 HH
HH1-C1
0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5
Norm. elektrisches Feld F/F0
Abb. 5.11: Spektrale Position der Stark-Übergänge in Abhängigkeit des elektrischen
Feldes in der Verarmungszone (Probe A). Übergänge aus dem schweren Lochminiband
(HH) sind mit gefüllten Rechtecken und Übergänge aus dem leichten Lochminiband (LH)
mit offenen Kreisen gekennzeichnet.
In Abb. 5.11 ist die spektrale Position der beobachteten Stark-Übergänge in Abhängigkeit
des normierten elektrischen Felds F/F0 in der Verarmungszone aufgetragen. Dabei wurden
Übergänge aus dem schweren Lochminiband durch gefüllte Rechtecke und Übergänge aus
dem leichten Lochband mit offenen Kreisen gekennzeichnet. Die Übergänge sind jeweils mit
den zugehörigen Stark-Indizes beschriftet. Zur Umrechnung der Diodenspannungen in das
normierte elektrischen Feld F/F0 mit (5.31) wurde der aus einer Simulation des Bandverlaufs
für Probe A ermittelte Wert Vbi = 0.148 V als Diffusionspotential angenommen. Wie erwartet
zeigt die spektrale Position der Stark-Übergänge eine lineare Abhängigkeit vom normierten
elektrischen Feld F/F0 in der Verarmungszone der Diode. Anders als in Typ-I Systemen
erfolgen optische Übergänge im Typ-II Übergitter jedoch immer räumlich indirekt, so daß für
die Übergangsenergien
E = E0 + neF d
mit den Stark-Indizes
n = ±1/2, ±3/2, ±5/2, . . .
(5.32)
gilt, wobei E0 für Stark-Übergänge aus dem schweren Lochband 169 meV und aus dem leichten Lochband 340 meV beträgt. In Tab. 5.5 sind die zu den jeweiligen Stark-Übergängen
gehörenden Geradensteigungen neF0 dSL zusammengefaßt. Daraus läßt sich zusammen mit der
Übergitterperiode dSL = 6.51 nm ein maximales elektrische Feld von F0 = (50 ± 10) kV/cm
in der Verarmungszone ermitteln.
5.4.2
Tunnelstrom bei Stark-Quantisierung
Nachdem mit Hilfe der Photostromspektroskopie die Ausbildung von lokalisierten WannierStark Zuständen in der Verarmungszone von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden experimentell
bestätigt werden konnte, sollen nun die Strom-Spannungs Kennlinien der Übergitterdioden
genauer untersucht werden. Aufgrund der in Abschnitt 5.3.3 gemachten Überlegungen sollte
102
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
Stark-Übergang
Energie
E0 [meV]
Stark-Index
n
Steigung
neF0 dSL [meV]
HH1 –C1
167
171
+1/2
+3/2
+18.7
+42.5
340
−5/2
−3/2
−1/2
+1/2
−72.9
−42.9
−18.7
+18.7
LH1 –C1
Tab. 5.5: Übersicht der beobachteten Stark Übergänge.
in den Kennlinien der Übergitterdioden als Folge von Resonanzen des Zener-Tunnelstroms
an lokalisierten Wannier-Stark Zuständen ein oszillatorisches Verhalten beobachtbar sein.
Da solche Tunnelstromoszillationen jedoch nur relativ schwach ausgeprägt sind, eignet sich
eine Auftragung des differentiellen Widerstand als Funktion der angelegten Spannung für
deren Beobachtung erheblich besser. Dieser läßt sich durch numerisches Differenzieren aus
den gemessenen I-V Kennlinien bestimmen.
Abb. 5.12 zeigt den differentiellen Widerstand jeweils einer Übergitterdiode der Proben A
und B bei 77 K. In beiden Fällen sind deutliche Wannier-Stark Oszillationen im Tunnelstrom
zu erkennen. Sie setzen im Bereich des Zener-Tunnelstroms bei einer Rückwärtsspannung
von etwa −0.6 V ein, und ihre Amplitude und Periode nimmt mit zunehmender Rückwärtsspannung rasch zu. Mit abnehmender Probentemperatur beobachtet man ein geringfügiges
verschieben der Oszillationen zu größeren Rückwärtsspannungen, wobei die Oszillationsperi-
Diff. Widerstand RA [Ω cm2]
1
T = 77 K
100m
100m
10m
10m
Probe A
Probe B
1m
-2.0
-1.5
-1.0
-0.5
Spannung V [V]
Abb. 5.12: Differentieller Widerstand von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdiode im Bereich
des Zener-Tunnelstroms zwischen −2 und −0.5 V. Amplitude und Periode der Tunnelstromoszillationen nehmen stark mit der Rückwärtsspannung zu.
5.4 Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden
103
ode aber unverändert bleibt. Darüber hinaus sind bei tiefen Temperaturen die Maxima im
differentiellen Widerstand etwas schärfer ausgeprägt. Die Tunnelstromoszillationen der beiden untersuchten Dioden unterscheiden sich jedoch erheblich in der Oszillationsperiode. Die
Diode von Probe A weist ein Periode auf, die jene von Probe B um etwa einen Faktor 2.5
übersteigt.
Während die mit der Rückwärtsspannung zunehmende Oszillationsperiode eine Folge des
linear mit dem elektrischen Feld in der Verarmungszone ansteigenden energetischen Abstands
der Stark-Niveaus ist, läßt sich die Zunahme der Oszillationsamplitude auf deren verstärkte
Lokalisierung zurückführen. In Abb. 5.13 sind die Spannungswerte der Oszillationsextrema im
differentiellen Widerstand von Probe B aufgetragen. Da bei großen Strömen der Einfluß des
Serienwiderstands RS auf die Strom-Spannungs Charakteristik der Diode nicht unerheblich
ist, wurden die ins Schaubild eingetragenen Spannungswerte um die am Serienwiderstand
abfallende Spannung RS J korrigiert. Der hierfür verwendete Serienwiderstand RS = 5.25 ×
10−4 Ω cm2 wurde aus dem Vorwärtsast der Diodenkennlinie ermittelt .
In Abb. 5.13 lassen sich zwei Spannungsbereiche unterscheiden. Bei kleinen Rückwärtsspannungen bis etwa −0.8 V ist die Spannungsdifferenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Extrema ∆VS mit Werten zwischen 60 und 80 mV relativ gering. Dagegen liegt der Abstand
zwischen den Extrema ∆VS bei Rückwärtsspannungen oberhalb etwa −1.0 V zwischen 140
und 180 mV. Das Auftreten der beiden Spannungsbereichen läßt sich anhand des Dotierprofils der Diode erklären. Das p-Gebiet der Diode besteht nämlich aus einem niedrig dotierten
Bereich am p-n Übergang und einem höher dotierten Gebiet im Bereich des Kontakts. Bei
kleinen Rückwärtsspannungen erstreckt sich die Verarmungszone im p-Gebiet zunächst nur
in den niedrig dotierten Bereich. Aufgrund der geringen p-Dotierung ist dp groß, und die Verarmungszone dehnt sich mit zunehmender Rückwärtsspannung rasch in das niedrig dotierte
10
9
dp = 29 nm
8
Peaknummer
7
6
5
4
3
Maximum
Minimum
2
1
dp = 55 nm
Rechnung
0
-1.6
-1.4
-1.2
-1.0
-0.8
-0.6
pé~ååìåÖ=~ã=éJå=§ÄÉêÖ~åÖ==séå==xsz
Abb. 5.13: Spannungswerte bei denen Oszillationsextrema im Tunnelstrom der Diode
von Probe B auftreten. Im Schaubild lassen sich zwei Spannungsbereiche unterscheiden.
Bei kleinen Spannungen bis etwa −0.8 V liegt der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Extrema ∆VS zwischen 60 und 80 mV, während zu größeren Rückwärtsspannungen oberhalb etwa −1.0 V der Abstand zwischen 140 und 180 mV liegt.
104
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
p-Gebiet aus. Nach (5.30) entspricht dem großen Wert für dp ein kleiner Abstand zwischen
den Oszillationsextrema. Bei einer Spannung von etwa −0.9 V erreicht die Verarmungszone
das hoch dotierten p-Gebiet und dehnt sich von diesem Zeitpunkt an langsamer mit zunehmender Rückwärtsspannung aus. Dies läßt sich durch einen kleineren, effektiven Wert für dp
beschreiben. Aufgrund der langsameren Ausdehnung der Verarmungszone werden auch folgende Stark-Niveaus von den tunnelnden Elektronen entsprechend langsamer erreicht, so daß
der Abstand zwischen aufeinanderfolgenden Oszillationsextrema nun größer als im Bereich
kleiner Rückwärtsspannungen ist.
Die durchgezogene Kurve in Abb. 5.13 verbindet die aus der rekursiven Beziehung (5.30)
berechneten Spannungswerte. Dabei wurden die Größe der Verarmungszone im p-Gebiet im
thermischen Gleichgewicht dp und der erste Spannungswert der Rekursion VS(1) als Anpassungsparameter verwendet. Insgesamt ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung zwischen
den experimentellen und theoretischen Werten mit einer maximalen Abweichung von unter
0.5 %. Die beiden Spannungsbereiche wurden mit jeweils unterschiedlichen Werten für dp
angepaßt. Für den unteren Spannungsbereich ergab sich ein Wert von dp = 55 nm, während
für oberen Spannungsbereich der Wert dp = 29 nm ermittelt wurde. Dabei ist der mit Hilfe
der Datenanpassung für den unteren Spannungsbereich ermittelte Wert dp = 55 nm in guter
Übereinstimmung mit der Größe der Verarmungszone dp = 56 nm, die sich aus (5.24) und
den Werten in Tab. 5.4 ergibt.
Die gegenüber Probe B größere Oszillationsperiode bei Dioden von Probe A läßt sich
nach (5.30) nicht allein durch die größere Übergitterperiode erklären, da sich hierdurch der
Abstand zwischen den Oszillationen nur um den Faktor 1.5 vergrößern würde. Vielmehr ist
die Vergrößerung der Oszillationsperiode sowohl auf die größere Übergitterperiode von Probe
A als auch auf das unterschiedliche Dotierprofil der Proben zurückzuführen. Nach (5.30) ist
die Oszillationsperiode ∆VS proportional zum Verhältnis dSL /dp . Aus (5.24) läßt sich für
Probe A der Wert dp = 33 nm als Größe der Verarmungszone im p-Gebiet ermitteln. Mit
diesem Wert ergibt sich ein dSL /dp Verhältnis, das jenes der Probe B um den Faktor 2.3
übersteigt. Dies kommt der experimentell beobachteten Zunahme in der Oszillationsperiode
um den Faktor 2.5 sehr nahe.
5.4.3
Tunnelstromoszillationen im Magnetfeld
Im dritten Teil dieses Kapitels soll nun der Einfluß eines parallel und senkrecht zur Übergitterschichtebene orientierten Magnetfelds auf die Wannier-Stark Oszillationen im Tunnelstrom
von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden untersucht werden. Abb. 5.14a und b zeigen den differentiellen Widerstand einer Übergitterdiode (Probe B) als Funktion der angelegten Spannung
und in Abhängigkeit eines parallel und senkrecht zum elektrischen Feld in der Verarmungszone
orientierten Magnetfelds. Dabei wurde in beiden Fällen die Feldstärke in Ein-Tesla-Schritten
zwischen B = 0 . . . 8 T variiert.
Bei einer Orientierung des Magnetfelds parallel zum elektrischen Feld in der Verarmungszone der Diode (B k F , d.h. senkrecht zur Übergitterschichtebene) beobachtet man mit zunehmender Feldstärke ein geringfügiges Verschieben der Tunnelstromoszillationen zu größeren Rückwärtsspannungen (Abb. 5.14a). Dabei bleiben sowohl die Amplitude als auch die
Oszillationsperiode vom Magnetfeld unbeeinflußt. Die Maxima im differentiellen Widerstand
erscheinen jedoch mit zunehmendem Magnetfeld schärfer ausgeprägt. Wegen der durch die
Landau-Quantisierung vergrößerten effektiven Bandlücke des Übergitters nimmt der ZenerTunnelstrom mit zunehmendem Magnetfeld ab [72,78], was einer Zunahme beim differentiellen
Widerstand RA in Abb. 5.14a entspricht.
10m
0T
1T
2T
3T
4T
5T
6T
7T
8T
Diff. Widerstand RA [Ωcm2]
100m
8T
a
Zun
hme
B
Diff. Widerstand RA [Ωcm2]
5.4 Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden
B || F
T = 78 K
0T
1m
-1.75
-1.50
-1.25
Spannung V [V]
(a)
-1.00
-0.75
0T
1T
2T
3T
4T
5T
6T
7T
8T
100m
10m
105
8T
Zu
na
hm
eB
0T
B⊥F
T = 77 K
1m
-2.0
-1.5
-1.0
Spannung V [V]
(b)
Abb. 5.14: Tunnelstromoszillationen (Probe B) im Magnetfeld bei (a) parallelen und (b) gekreuzten Feldern.
In Abb. 5.15 ist die Verschiebung ∆V im differentiellen Widerstand als Funktion des
Magnetfelds für das Oszillationsmaximum bei V = −1.07 V aufgetragen (gefüllte Quadrate).
Bis zu einer Feldstärke von ∼ 2 T beobachtet man zunächst ein Verschieben des Maximums
um etwa 2 mV zu kleineren Rückwärtsspannungen. Dieser Effekt ist für Maxima bei größeren
Rückwärtsspannungen noch etwas stärker ausgeprägt und ist vermutlich auf einen Einfluß des
Serienwiderstands der Übergitterdiode zurückführen. Bei Feldstärken oberhalb von 2 T kehrt
sich die Richtung der Verschiebung um, und das Oszillationsmaximum wird mit zunehmendem
Magnetfeld nahezu linear mit etwa 6 mV/T zu größeren Rückwärtsspannungen verschoben.
Die absolute Verschiebung des Maximums gegenüber dem Nullfeldwert beträgt bei 8 T etwa
30 mV.
Bei gekreuzten Feldern (B ⊥ F ) beobachtet man ein erheblich stärkeres Verschieben der
Tunnelstromoszillationen zu größeren Rückwärtsspannungen (Abb. 5.14b). Bereits bei 4 T beträgt die Verschiebung der Maxima gegenüber dem Nullfeldwert etwa 290 mV. In Abb. 5.15 ist
wiederum die Verschiebung ∆V im differentiellen Widerstand für das Oszillationsmaximum
bei V = −1.07 V als Funktion des Magnetfelds aufgetragen (offene Kreise). Im Gegensatz zur
parallelen Feldorientierung zeigt die Verschiebung der Oszillationsmaxima eine Proportionalität gemäß ∆V ∝ B 2.3 . Wie im Falle der parallelen Felder bleibt die Oszillationsperiode auch
hier vom Magnetfeld weitgehend unbeeinflußt. Die Amplitude der Tunnelstromoszillationen
nimmt jedoch so stark mit dem Magnetfeld ab, daß oberhalb von etwa 4 T keine Oszillationen mehr beobachtet werden können. Die ebenfalls zu beobachtende starke Abnahme des
Zener-Tunnelstroms (Zunahme des RA Produkts in Abb. 5.14b) mit zunehmendem Magnetfeld hat ihre Ursache in einer durch das zusätzliche magnetische Potential m∗ ωc2 z 2 /2 stark
vergrößerten effektiven Tunnelbarriere [72, 78].
Die experimentell beobachtete Verschiebung der Oszillationsmaxima im Magnetfeld zu
größeren Rückwärtsspannungen läßt sich mit einer Verschiebung der Stark-Niveaus zu größeren Energien erklären. Werden die Stark-Niveaus durch das Magnetfeld um eine Energie ∆E
angehoben, benötigt man eine um ∆V größere Rückwärtsspannung um sie wieder auf die
Energie der Valenzbandkante zu bekommen. Unter den in Abschnitt 5.3.4 gemachten Annahmen läßt sich zeigen, daß eine kleine energetische Verschiebung ∆E der Stark-Niveaus eine
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
Spannungsänderung ∆V [mV]
106
V = −1.07 V
0
0
-10
-100
-20
-200
-30
B || F
B⊥F
-300
-40
0
2
4
6
8
Magnetfeld B [T]
Abb. 5.15: Verschiebung des Oszillationsmaximums bei V = −1.07 V zu größeren
Rückwärtsspannungen bei parallelen und gekreuzten Feldern (Probe B).
Verschiebung der Tunnelstromoszillationen um
s
∆E e (Vbi − V )
dn
∆V = −
1+
e
Eg + δ e
dp
(5.33)
in der I-V Kennlinie zur Folge hat. Die Verschiebung der Extrema im differentiellen Widerstand ist also direkt proportional zur Anhebung der Energie der Stark-Niveaus durch das
Magnetfeld, und es gilt ∆V = −γ ∆E.
Bei einer Orientierung des Magnetfelds parallel zum elektrischen Feld (B k F ) findet die
Zyklotronbewegung der Ladungsträger in der Schichtebene des Übergitters statt, während der
elektrische Transport senkrecht zu den Übergitterschichten erfolgt. Magnetische und elektrische Quantisierung sind unabhängig voneinander und ihre Quantisierungsenergien addieren
sich auf. Durch Anlegen des Magnetfelds spalten die Stark-Zustände in der Verarmungszone
der Diode in Landau-Niveaus auf und sind damit um ∆E = ~ωc (m + 1/2) mit m = 0, 1, 2, . . .
zu größeren Energien verschoben. Bei einer effektiven Elektronenmasse von m∗e = 0.026 m0
in der Schichtebene (vgl. Tab. 5.1) werden die Stark-Niveaus durch ein paralleles Magnetfeld um ∆E = ~e/2m∗ = 2.2 meV/T angehoben. Aus der beobachteten Verschiebung der
Oszillationsmaxima von −6 mV/T kann man somit auf eine Proportionalitätskonstante von
γ = 2.7 V/eV schließen. Geht man hingegen von den Werten in Tab. 5.4 aus, und nimmt weiterhin an, daß sich die Stark-Niveaus in erster Näherung in der Mitte des Leitungsminibands
bei δe = ∆/2 = 138 meV ausbilden (vgl. Tab. 5.1), dann errechnet sich aus (5.33) bei einer
Spannung von V = −1.07 V eine Proportionalitätskonstante von γ = 3.8 V/eV.
Bei einer Magnetfeldorientierung senkrecht zum elektrischen Feld (B ⊥ F ) wirken elektrische und magnetische Quantisierung in dieselbe Richtung, so daß es abhängig von der
elektrischen und magnetischen Feldstärke zu einem Wettstreit beider Quantisierungseffekte
kommt. Bei einem kleinen Magnetfeld liegt Stark-Quantisierung vor, und die Stark-Niveaus
werden durch die diamagnetische Verschiebung des Magnetfelds in ihrer Energie angehoben. Allerdings ist die diamagnetische Verschiebung zu klein, als daß sie eine Verschiebung
5.4 Wannier-Stark Lokalisierung in InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden
107
HH1
HH1
E1 - Stark
E1 - Stark
(a)
(b)
Abb. 5.16: Schematische Erklärung für das Verschwinden der Wannier-Stark Oszillationen im Zener-Tunnelstrom oberhalb eines kritischen Magnetfeldes Bc . Die Energieniveaus sind durch die Dispersion nach Z0 , dem Zentrum der Zyklotronbewegung, verbreitert. (a) Liegt das Magnetfeld unterhalb eines kritischen Wertes (B < Bc ), so werden
Tunnelstromoszillationen beobachtet. (b) Übersteigt das Magnetfeld den kritischen Wert
(B > Bc ), dann ist die Verbreiterung der Zustände durch die Dispersion so groß, daß
unabhängig von der angelegten Spannung immer mindestens ein Stark-Zustand mit dem
Ausgangszustand des Tunnelvorgangs energetisch überlappt. In diesem Fall wird der
Zener-Tunnelstrom unabhängig von der angelegten Rückwärtsspannung immer resonant
verstärkt, und es werden keine Tunnelstromoszillationen mehr beobachtet.
der Tunnelstromoszillationen in der beobachten Größe verursachen könnte. Vielmehr wird die
Energiezunahme der Stark-Niveaus im wesentlichen vom magnetischen Potential e2 B 2 z 2 /2m∗
verursacht. Wie bereits erwähnt, hat das magnetische Potential eine Erhöhung der effektiven
Tunnelbarriere zur Folge, wodurch der Zener-Tunnelstrom in der Diode mit wachsendem Magnetfeld stark abnimmt [72,78]. Außerdem ist es aber auch für eine energetische Anhebung der
Stark-Niveaus relativ zum Ausgangszustand des Tunnelvorgangs verantwortlich. Dabei hängt
die Energiezunahme ∆E ∝ d2T B 2 einerseits von der Distanz dT zwischen dem Ausgangszustand und dem Stark-Zustand, der den Tunnelstrom resonant verstärkt, und andererseits vom
Magnetfeld B ab.
Da die Verschiebung der Tunnelstromoszillationen durch das Magnetfeld proportional zur
Anhebung der Energie ∆E der Stark-Niveaus ist, übertragen sich also sowohl die lineare
Magnetfeldabhängigkeit ∆E ∝ B bei paralleler (B k F ) Magnetfeldorientierung, als auch
die quadratische Abhängigkeit ∆E ∝ B 2 bei senkrechter Orientierung (B ⊥ F ) direkt auf
die Position der Tunnelstromoszillationen in den Kennlinien. Darüber hinaus ergibt sich aus
(5.30), daß die Periode der Tunnelstromoszillationen ∆VS = VS(i) − VS(i−1) von einer kleinen
Verschiebung der Stark-Niveaus im Quantentopf in erster Näherung unabhängig ist. Damit
ist verständlich warum die Oszillationsperiode von der energetischen Verschiebung ∆E der
Stark-Niveaus durch das Magnetfeld in beiden Feldorientierungen unbeeinflußt bleibt. Nur die
absolute Lage der Oszillationsmaxima und -minima wird von der Energie der Stark-Niveaus
bestimmt.
Wie zu Beginn dieses Kapitels bereits ausgeführt, zeigen sowohl die Stark- als auch die
HH1 Valenzbandzustände bei einer Magnetfeldorientierung senkrecht zum elektrischen Feld
(B ⊥ F ) eine Dispersion nach Z0 , dem Zentrum der Zyklotronbewegung, die quadratisch vom
Magnetfeld abhängt. Beide Zustände sind also durch das Magnetfeld in ihrer Energie verbreitert. In diesem Zusammenhang kann man das Verschwinden der Wannier-Stark Oszillationen
im Zener-Tunnelstrom unter dem Einfluß eines senkrechten Magnetfelds wie folgt erklären.
Liegt das Magnetfeld unterhalb eines kritischen Wertes, so werden Tunnelstromoszillationen
beobachtet (Abb. 5.16a). Dann durchlaufen die Dispersionskurven der Stark-Zustände mit
108
Übergitter im elektrischen und magnetischen Feld
zunehmender Rückwärtsspannung eine nach der anderen die Dispersionskurve des HH1 Ausgangszustands. Jedesmal wenn die Dispersionskurve eines Stark-Zustands energetisch mit der
des Ausgangszustands überlappt, wird der Zener-Tunnelstrom resonant verstärkt. Liegt die
Dispersionskurve des Ausgangszustands dagegen energetisch zwischen den Dispersionskurven
zweier benachbarter Stark-Niveaus, dann ist keine resonante Verstärkung möglich, und der
Tunnelstrom erreicht ein Minimum (Maximum im RA Produkt). Die Oszillationen im ZenerTunnelstrom kommen also dadurch zustande, daß sich mit zunehmender Rückwärtsspannung
ständig Spannungsbereiche, bei denen resonates Tunneln möglich ist mit solchen abwechseln,
bei denen resonantes Tunneln nicht erlaubt ist.
Übersteigt das Magnetfeld jedoch einen kritischen Wert, dann ist die Verbreiterung der
Zustände durch die Dispersion so groß, daß unabhängig von der angelegten Spannung immer mindestens ein Stark-Zustand mit dem Ausgangszustand des Tunnelvorgangs energetisch überlappt (Abb. 5.16b). In diesem Fall wird der Zener-Tunnelstrom unabhängig von der
angelegten Rückwärtsspannung immer resonant verstärkt, und es werden keine Tunnelstromoszillationen mehr beobachtet. Das kritische Magnetfeld Bc , bei dem die Tunnelstromoszillationen verschwinden, hängt von der Energiedifferenz eF dSL zwischen Stark-Niveaus aus
benachbarten Quantentöpfen und damit vom elektrischen Feld in der Verarmungszone ab.
Damit erklärt sich auch, warum die Tunnelstromoszillationen bei kleineren Rückwärtsspannungen (d.h. kleinerem elektrischen Feld) bereits bei kleineren Magnetfeldern verschwinden.
Kapitel 6
Zusammenfassung
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die elektrischen und optischen Eigenschaften von
InAs/(GaIn)Sb Übergittern untersucht. Die hierfür verwendeten Übergitterschichten wurden
mittels Molekularstrahlepitaxie auf GaSb-Substrat gewachsen. Zur Beurteilung ihrer strukturellen und elektrooptischen Eigenschaften kamen wachstumsbegleitend verschiedene Charakterisierungsmethoden zum Einsatz. Die Periode und die relative Gitterfehlanpassung der
Übergitter wurde mit hochauflösenden Röntgenbeugungsmessungen bestimmt. Eine morphologische Bewertung der Schichtoberfläche erfolgte anhand von Rasterkraftmikroskopieaufnahmen. Die Bandlücke der Übergitterproben wurde mit Hilfe der Photolumineszenzspektroskopie bestimmt. Da Wachstumsdefekte als Zentren für nichtstrahlende Rekombination wirken,
mit deren Zunahme die Photolumineszenzausbeute sinkt, wurde die Photolumineszenzintensität zudem zur Beurteilung der Materialqualität der gewachsenen Übergitter herangezogen.
Für die Entwicklung von Übergitterphotodioden für den infraroten Spektralbereich zwischen 8 und 12 µm ist die Kenntnis der elektrischen Transporteigenschaften der InAs/
(GaIn)Sb Übergitter von entscheidender Bedeutung. Daher wurden an zahlreichen Übergitterproben magnetfeldabhängige Transportmessungen durchgeführt. Die untersuchten Übergitterproben wiesen dabei sowohl residuär n- als auch p-leitendes Verhalten mit typischen
Hintergrunddotierungen zwischen 0.5 und 3 × 1016 cm−3 auf. Die Elektronenbeweglichkeiten
beim elektrischen Transport in der Übergitterschichtebene lagen im Bereich zwischen 6000
und 12000 cm2 /Vs, während die Löcher Beweglichkeiten um 1000 cm2 /Vs aufwiesen. Durch
eine Untersuchung von Übergittern mit unterschiedlichen InAs-Schichtdicken konnte gezeigt
werden, daß die Elektronenbeweglichkeit beim elektrischen Transport in der Übergitterschichtebene durch Grenzflächenstreuung limitiert ist. Die mit der InAs-Schichtdicke beobachtete
Abnahme der Elektronenbeweglichkeit ließ sich dabei in guter Übereinstimmung mit einem
theoretischen Modell beschreiben. Darüber hinaus wurde der Zusammenhang zwischen der
Wachstumstemperatur und der Hintergrunddotierung der InAs/(GaIn)Sb Übergitter mit einer Probenserie untersucht. Mit zunehmender Wachstumstemperatur konnte hierbei einerseits eine Verringerung der Elektronenbeweglichkeit beobachtet werden, die auf eine größere Rauhigkeit der Übergittergrenzflächen zurückführen ist. Der beobachtete Rückgang der
Elektronenbeweglichkeit von 15000 auf etwa 4000 cm2 /Vs bei einer Erhöhung der Wachstumstemperatur von 360 auf 440◦ C entspricht dabei in etwa einer Verdoppelung der Grenzflächenrauhigkeit. Andererseits wurde mit zunehmender Wachstumstemperatur ein Umschlagen der Hintergrunddotierung der Übergitter von n- auf p-Leitung festgestellt. Dabei korreliert
das Umschlagen der Hintergrunddotierung mit der Photolumineszenzintensität der Proben.
109
110
Zusammenfassung
Während die Photolumineszenzintensität von n-leitenden Proben ein direktes Maß für die
Elektronenkonzentration darstellt, ist sie bei p-leitenden Proben weitgehend unabhängig von
der Löcherkonzentration im Übergitter.
Neben einer Optimierung der Schichtqualität anhand von Messungen an nominell undotierten Übergitterproben wurden im Rahmen dieser Arbeit auch dotierte InAs/(GaIn)Sb
Übergitterdioden experimentell untersucht. In Ergänzung zu den Magnetotransportmessungen wurden an den InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden magnetooptische Untersuchungen sowohl in Faraday- als auch in Voigt-Orientierung durchgeführt. Dabei konnten in
den magnetfeldabhängigen Photostromspektren Landau-Übergänge zwischen verschiedenen
Subbändern des Übergitters nachgewiesen werden. Die Übergangsenergien der LandauÜbergänge ermöglichten eine Bestimmung sowohl der effektiven Massen als auch der Energien
der verschiedenen Intersubbandübergänge im Übergitter. Die experimentell ermittelten Werte
zeigten dabei eine sehr gute Übereinstimmung mit den theoretisch berechnet Übergangsenergien und effektiven Massen.
Darüber hinaus wurde der Einfluß elektrischer Felder auf die Quantisierung in den InAs/
(GaIn)Sb Übergitterdioden untersucht. Dabei konnte die Ausbildung lokalisierter WannierStark Zustände in der Verarmungszone solcher Übergitterdioden anhand spektral aufgelöster Photostrommessungen belegt werden. Das in den Strom-Spannungs Kennlinien von
InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden im Bereich des Zener-Tunnelstroms beobachtete oszillatorische Verhalten konnte durch eine resonante Verstärkung des Tunnelstroms an lokalisierten
Wannier-Stark Zuständen in der Verarmungszone der Dioden erklärt und im Rahmen eines
theoretischen Modells quantitativ beschrieben werden. Darüber hinaus wurde der Einfluß eines parallel oder senkrecht zur Übergitterschichtebene orientierten Magnetfelds auf die Tunnelstromoszillationen untersucht. Die dabei beobachtete Verschiebung der Oszillationen in
den Strom-Spannungs Kennlinien reflektiert die energetische Anhebung der Wannier-Stark
Zustände durch das Magnetfeld und hängt dementsprechend stark von dessen Orientierung
bezüglich der Übergitterschichtebene ab.
Zur Charakterisierung von InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden kamen unterschiedliche Meßverfahren zum Einsatz. Das Dotierprofil der Dioden wurde mit Hilfe von spannungsabhängigen Kapazitätsmessungen untersucht. Die so ermittelten Hintergrunddotierungen stimmten
dabei gut mit den Ergebnissen der Transportuntersuchungen überein. Anhand von Messungen
der Strom-Spannungs Charakteristik konnten die InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden hinsichtlich ihres Sperrverhaltens bewertet werden. Dabei erreichten die hergestellten InAs/(GaIn)Sb
Übergitterdioden eine dynamischen Impedanz R0 A vergleichbar zu HgCdTe Photodioden
derselben Bandlücke. Die unterschiedlichen Strommechanismen im p-n Übergang ließen sich
anhand ihres charakteristischen Temperaturverhaltens unterscheiden. Dioden mit einer langwelligen Detektionsgrenze bei λc = 8.7 µm zeigten bei Temperaturen oberhalb von 120 K
diffusionslimitiertes Verhalten gemäß R0 A ∝ exp(Eg /kT ), während unterhalb von etwa 75 K
eine Limitierung des Sperrverhaltens durch Generations-Rekombinationsströme entsprechend
R0 A ∝ exp(Eg /2kT ) vorlag. Aus der Temperaturabhängigkeit des diffusionslimitierten R0 A
Produkts konnte eine Minoritätsladungsträgerlebensdauer von τ ≈ 10 ns abgeschätzt werden.
Dieser Wert wurde durch eine frequenzabhängige Messung der Diffusionskapazität bestätigt.
Mit Hilfe von Rauschmessungen konnte gezeigt werden, daß das Rauschverhalten der
InAs/(GaIn)Sb Übergitterdioden im Vorwärtsbereich und für kleine Rückwärtsspannungen
durch Schrotrauschen limitiert ist. Bei größeren Rückwärtsspannungen dominiert dagegen
1/f -Rauschen. Die Detektivität der Photodioden konnte aus dem experimentell ermittelten
Rauschstrom ermittelt werden. Dabei ergab sich für eine Übergitterphotodiode mit einer
111
langwelligen Detektionsgrenze von λc √
= 8.7 µm eine durch thermisches Rauschen begrenzte
∗ = 1.4 × 1012 cm Hz/W im photovoltaischen Betrieb bei 77 K. Dieser
Detektivität von Dth
Wert liegt um etwa eine Größenordnung über der von der thermischen Hintergrundstrah∗
lung limitierten Detektivität DBLIP
. Übergitterdioden mit einer langwelligen Detektionsgrenze von λc = 12.4 µm √
erreichten bei 77 K dagegen eine thermisch begrenzte Detektivität von
∗ = 9.7 × 1010 cm Hz/W. Auch dieser Wert liegt noch deutlich über dem HintergrundDth
√
∗
limit von DBLIP
= 5.2 × 1010 cm Hz/W, so daß die Photodioden auch in diesem Fall noch
hintergrundlimitiert arbeiten.
Insgesamt ist es mit der vorliegenden Arbeit gelungen, wesentliche Eigenschaften von
InAs/(GaIn)Sb Übergittern sowie den darauf basierenden Übergitterphotodioden zu untersuchen und zu derem physikalischen Verständnis beizutragen.
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InAs/(GaIn)Sb Superlattice Photodiodes for Infrared Detection.
3rd Int. Conf. Mid-infrared Optoelectronic Materials and Devices (MIOMD III), Aachen,
5. – 7.9.1999 (eingeladen)
F. Fuchs, L. Bürkle, W. Pletschen, N. Herres, H. Güllich, J. Schmitz und M. Walther
Electrical and Optical properties of InAs/(GaIn)Sb Superlattice Infrared Photodiodes.
9th Int. Conference on Narrow Gap Semiconductors, Berlin, 28.9.1999 (eingeladen)
Veröffentlichungen und Vorträge
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F. Fuchs, L. Bürkle, W. Pletschen und J. Schmitz
InAs/GaInSb Übergitterdetektoren für den 8-12 µm-Bereich: Status und Potential.
30. IR-Kolloquium, Freiburg, 11. und 12.4.2000
F. Fuchs, L. Bürkle, J. Schmitz und W. Pletschen
Dependence of the Background Doping of InAs/(GaIn)Sb IR-Superlattices on MBE Growth
Conditions.
Electronic Materials Conference, Denver (USA), 21.6.2000
F. Fuchs, L. Bürkle, R. Hamid, N. Herres, W. Pletschen, R. E. Sah, R. Kiefer und J. Schmitz
Optoelectronic properties of photodiodes for the mid- and far-infrared based on the
InAs/GaSb/AlSb materials family.
Photonics West, San Jose (USA), 23.1.2001 (eingeladen)
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich all denen danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen
haben. Mein besonderer Dank gilt...
... Herrn Prof. Dr. G. Weimann, für die Möglichkeit, diese Arbeit am Fraunhofer-Institut
für Angewandte Festkörperphysik durchführen zu können.
... Herrn Prof. Dr. J. Wagner für die Vergabe des sowohl physikalisch als auch technologisch interessanten Themas und sein persönliches Engagement für diese Arbeit.
... Herrn Dr. F. Fuchs für die freundschaftliche Betreuung und die stete Gesprächsbereitschaft.
... Herrn Dr. J. Schmitz für die Herstellung der Übergitterschichten.
... der Technologiegruppe um Herrn Dr. W. Pletschen für die Prozessierung der Übergitterproben.
... Herrn Dr. N. Herres und Herrn H. Güllich für Röntgenstrukturanalysen.
... Herrn K. Schwarz für die tatkräftige Unterstützung bei allen meßtechnischen Fragen
und die freundschaftliche Zusammenarbeit.
... den Mitdiplomanden und -doktoranden für die freundschaftliche Arbeitsatmosphäre und
die hervorragende Zusammenarbeit.
... allen nicht namentlich genannten Mitarbeitern des IAF, insbesondere der Abteilung OM
für die angenehme Arbeitsatmosphäre.
... meinen Eltern, die mir das Physikstudium ermöglicht und mich in jeder Hinsicht unterstützt haben.
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