Spermiogramm - Andrologische Infertilitätsdiagnostik Ebenso häufig wie beim weiblichen Partner können beim männlichen Partner Faktoren zum Ausbleiben einer gewünschten Schwangerschaft beitragen. Ein zentraler Stellenwert bei der Untersuchung der männlichen Zeugungsfähigkeit nimmt das Spermiogramm (Ejakulatanalyse) ein, in dem die Anzahl, die Beweglichkeit und die Form der Samenfäden (Spermien) im Samenerguss beurteilt werden. Die Diagnostik von Störungen der männlichen Zeugungsfähigkeit sollte jedoch nicht ausschliesslich auf der Erstellung eines Spermiogrammes beruhen, da auch bei gestörter Spermienqualität Schwangerschaften auftreten können. Ebenso können bei offensichtlich normaler Spermienqualität Schwangerschaften ausbleiben. Es ist daher viel genauer, die Fertilität des Mannes im Rahmen eines ausführlichen Gespräches und einer medizinischen Untersuchung zu beurteilen. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Beurteilung der männlichen Genitalorgane mittels Ultraschall. Dadurch werden genaue Informationen über das Volumen der Hoden gewonnen. Dieses kann dann mit der Anzahl Spermien im Ejakulat sowie auch mit der Beweglichkeit und Form der Spermien und mit den Ergebnissen der Hormonuntersuchung im Blut verglichen werden. Bei der körperlichen Untersuchung wird auf folgende Besonderheiten geachtet: Hodenvolumen und Hodenkonsistenz (ob fest oder weich), auf das Vorhandensein von Krampfadern neben dem linken Hoden (Varikozele), auf die Form des Penis (besonders auf die Lokalisation der Harnröhre) und auf mögliche Zysten im Hodensack (Skrotum) oder am Nebenhoden (Epididymis). Die Ergebnisse dieser klinischen Untersuchung können dann mit den Ergebnissen nachfolgender Laboruntersuchungen verglichen und besser beurteilt werden. Das Spermiogramm widerspiegelt stets nur den momentanen Zustand der männlichen Zeugungs-fähigkeit. Die im Spermiogramm erhobenen Eigenschaften können im Laufe der Zeit sehr schwanken. Daher wird empfohlen, die medizinische Entscheidung nicht nur auf eine einzelne Untersuchung zu beschränken, sondern in gewissen Zeitabständen zu wiederholen. Ratsam ist es, eine Ejakulatuntersuchung nach einem Intervall von etwa zwei bis drei Monaten zu wiederholen. Die Ergebnisse des Spermiogrammes sind in einem hohen Mass von den Bedingungen der Abgabe der Samenprobe sowie der Durchführung der Analysen im andrologischen Labor abhängig. Indem gewisse Richtlinien und Verhaltensmassnahmen befolgt werden, kann die Qualität Ihrer Untersuchung verbessert werden. Wichtig ist, dass das Zeitintervall zwischen Samenabgabe und Analyse des Samenergusses im andrologischen Labor möglichst kurz ist (maximal sechzig Minuten). Nach dem Samenerguss befinden sich die Samenzellen zunächst in einer alkalischen Flüssigkeit, die schon nach wenigen Minuten einen giftigen Einfluss ausübt. Gerade bei jenen Samenproben, die eine Störung der Spermienqualität aufweisen, wird durch eine lange Wartezeit zwischen Probeabgabe und Analyse die Beweglichkeit der Samenzellen erheblich rasch verschlechtert. Daher wurde in der Nähe des andrologischen Labors, wo die Samenuntersuchung durchgeführt wird, ein neuer Raum eingerichtet, in dem Sie ungestört und in Ruhe Ihren Samen gewinnen können. Für die Samengewinnung stellen wir Ihnen ein steriles Gefäss zur Verfügung. Dieses Gefäss ist deshalb keimfrei, weil nicht nur die Samenqualität untersucht werden sollte, sondern auch nach Bakterien und Erreger (Mycoplasmen, Chlamydien) analysiert werden soll, die Ihre Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen können. Beachten Sie bei der Samengewinnung folgendes: 1. 2. 3. 4. 5. Sie sollten zwei Wochen vor diesem Termin keine Medikamente einnehmen. Falls Sie dennoch aus gesundheitlichen Gründen Medikamente einnehmen müssen, teilen Sie uns bitte Präparat und Einnahmedosis mit. Vor dem Untersuchungstermin sollten Sie zwei bis sieben Tage keinen Geschlechtsverkehr oder Samenerguss haben, also eine Karenzzeit (Enthaltsamkeit) von minimal zwei, maximal sieben Tagen einhalten. Optimal ist hier eine Karenzzeit von fünf Tagen zwischen dem letzten Samenerguss und dem Zeitpunkt der Abgabe der Samenprobe für das Spermiogramm. urinieren und anschliessend Hände und Penis mit Seife waschen und gründlich mit Wasser abspülen. Durch das Urinieren wird die Harnröhre mit dem sterilen Urin gespült und von Hautbakterien befreit. Da die Samenprobe auch auf den Befall mit Bakterien untersucht werden sollte, verringert diese Vorbereitung eine mögliche Verunreinigung mit Hautbakterien. So können unnötige antibiotische Behandlungen vermieden werden. Achten Sie darauf, dass der gesamte Samenerguss in dem Gefäss aufgefangen wird. Falls dies nicht gelungen ist, bitten wir Sie um eine Mitteilung. Diese Zusatzinformation ermöglicht es uns, die Situation richtig einzuschätzen und Fehldiagnosen zu vermeiden. Verschliessen Sie das Gefäss nach dem Samenerguss mit dem Deckel und bringen Sie es sofort zur Untersuchung ins andrologische Labor. 14.06.2007 Diese Hinweise dienen der optimalen Standardisierung der Laboruntersuchung. Diese Hinweise sollten jedoch nicht als Einflussnahme auf Ihr Sexualleben verstanden werden. Ihre Zeugungsfähigkeit wird nicht dadurch verbessert, in dem Sie stets eine Karenzzeit von fünf Tagen vor dem Geschlechtsverkehr einhalten. Im Gegenteil, wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit der Intensität und Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs zunimmt. Eigenschaft... Volumen des Samenergusses: Spermienkonzentration: Vorwärtsbeweglichkeit WHO A+B: Form der Spermien: ist normal, wenn 2 ml oder mehr mind. 20 Millionen pro Milliliter mind. die Hälfte der Spermien (50%) mind. 30% der Spermien sind normal Tabelle: Für die wichtigsten Eigenschaften des menschlichen Samens wurden Normalwerte aufgelistet. Diese Normwerte wurden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt. Die Analyse Ihrer Samenprobe im andrologischen Labor umfasst die Beurteilung einer Vielzahl von Eigenschaften, die in ihrer Gesamtheit für die Begutachtung der Samenqualität herangezogen werden. Die drei wichtigsten Faktoren sind hier: die Spermienkonzentration (die Anzahl Spermien pro ml Samenerguss), die Beweglichkeit der Spermien in der Samenflüssigkeit und die Formbeurteilung der Spermien. Neben diesen drei Faktoren werden im Rahmen der Ejakulatanalyse viele andere Messdaten erhoben, die es uns ermöglichen, die Spermienqualität in allen Einzelheiten zu beurteilen und auch seltenere Formen der männlichen Infertilität zu erfassen. Neben dem Gespräch, der körperlichen Untersuchung und der mikroskopischen Untersuchung der Samenqualität wird auch ein Hormontest vorgenommen. Hierzu werden wir Ihnen eine Blutprobe entnehmen, in der die Konzentration von drei für die Beurteilung Ihrer Zeugungsfähigkeit wichtigen Hormonen bestimmt wird: LH, FSH und Testosteron. Wichtig ist, dass die Entnahme der Blutprobe morgens zwischen 7.00 und 9.00 Uhr erfolgt, da beim Mann tageszeitliche Schwankungen in der Konzentration einiger dieser Hormone auftreten. Wenn wir bei der Blutentnahme diese tageszeitlichen Schwankungen nicht berücksichtigen würden, wären Fehldiagnosen möglich. Folgende Begriffe werden bei der Beurteilung der männlichen Infertilität häufig verwendet: Asthenozoospermie Die Beweglichkeit der Spermien ist gestört: weniger als die Hälfte der Spermien bewegen sich in der Samenflüssigkeit vorwärts. Oligozoospermie Die Anzahl der Spermien im Samenerguss ist erniedrigt: in einem Milliliter Samenflüssigkeit befinden sich weniger als zwanzig Millionen Samenzellen. Oligoasthenozoospermie (OAT-Syndrom) Die Beweglichkeit der Spermien ist gestört: weniger als die Hälfte der Spermien bewegen sich in der Samenflüssigkeit vorwärts. Die Anzahl der Spermien im Samenerguss ist erniedrigt: in einem Milliliter Samenflüssigkeit befinden sich weniger als zwanzig Millionen Samenzellen. Teratozoospermie Weniger als 30% der Samenzellen in der Samenflüssigkeit sind normal geformt. Hierbei kommen sowohl Fehlformen des Spermienschwanzes, des Mittelstückes und des Spermienkopfes vor. Azoospermie Im Samenerguss können keine Spermien aufgefunden werden. Um ganz sicher zu gehen, dass im Samenerguss keine Spermien vorhanden sind, wird dieser durch Zentrifugieren konzentriert. Das Konzentrat wird dann sorgfältig unter dem Mikroskop betrachtet. Eine Azoospermie tritt auf, wenn im Hoden keine Spermien produziert werden oder wenn ein vollständiger Verschluss der ableitenden Samenwege vorliegt. Parvisemie Das Volumen des Samenergusses umfasst weniger als zwei Milliliter. Eine Parvisemie kann auf eine Stauung in der Prostata oder in den Samenblasen hindeuten. Selbst wenn sehr viele Spermien vorhanden sind, geht eine Parvisemie mit einer verringerten Zeugungsfähigkeit einher, da weniger Spermien in die Gebärmutter oder in den Eileiter gelangen. Es ist sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass die vollständige Diagnostik und anschliessend, falls möglich, die Infertilitätsbehandlung des Mannes nur in Zusammenarbeit mit einem Urologen erfolgen kann. 14.06.2007 Spermiogramm nach WHO 1999 Wegen den möglichen physiologischen Schwankungen soll gemäss WHO jedes pathologische Spermiogramm wiederholt werden. Parameter Zahl, Motilität, Morphologie Volumen Spermienzahl Leukozyten Erythrozyten Motilität Progressive Motilität Wert Diagnose Normal Normozoospermie < 1mL Hochgradige Parvisemie 1.0 – 1.5 mL Parvisemie 1.5 – 2.0 mL Leichte Parvisemie 0 G/L Azoospermie < 1 G/L Kryptozoospermie < 3 G/L Hochgradige Oligozoospermie < 5 G/L Hochgradige Oligozoospermie Oligozoospermie Leichte Oligozoospermie Leukospermie 5 – 15 G/L 15 – 20 G/L > 1.5 G/L Erythrozytennachweis 0% Akinesie 20 – 40 % Hochgradige Asthenozoospermie Asthenozoospermie Vitalität Mar-Test IgG 40 – 50 % 0% > 50 % Leichte Asthenozoospermie Nekrozoospermie IgG gegen Spermatozoen Mar-Test IgA > 50 % IgA gegen Spermatozoen Normalformen 0–4% Hochgradige Teratozoospermie Fertilität stark eingeschränkt, unabhängig von Zahl und Motilität Teratozoospermie Fertilität abhängig von Zahl und Motilität Fertilität normal Partielle Globozoospermie Morphologie nach «Kruger strict criteria» < 20 % Hämospermie 5 – 14 % Akrosomlose Spermien > 14 % 20 – 90 % > 90 % Globozoospermie Folgeanalysen Biochemie des Seminalplasmas, urologische Abklärung, Probenaufbereitung mit Survivaltest im Hinblick auf eine evtl. intrauterine Insemination Biochemie des Seminalplasmas, urologische Abklärung, Probenaufbereitung mit Survivaltest im Hinblick auf eine evtl. intrauterine Insemination Probenaufbereitung mit Survivaltest im Hinblick auf eine evtl. intrauterine Insemination Zink, a-Glucosidase und Fruktose, um einen evtl. Verschluss zu lokalisieren Zink, a-Glucosidase und Fruktose um einen evtl. Verschluss zu lokalisieren Zink, a-Glucosidase und Fruktose um einen evtl. Verschluss zu lokalisieren Bakteriologische Abklärung des Ejakulates inklusive Mykoplasmen, Chlamydia trachomatis und Gonokokken Urologische Abklärung Probenaufbereitung im Hinblick auf eine evtl. ICSI mit hypoosmotischem Schwellungstest Probenaufbereitung mit Survivaltest Probenaufbereitung mit Spermagewinnung im Nährmedium, um die Ak herauszuwaschen, MAR-Test IgG nach Aufbereitung, Survivaltest Probenaufbereitung mit Spermagewinnung im Nährmedium, um die Ak herauszuwaschen, MAR-Test IgA nach Aufbereitung, Survivaltest Y-chromosomale Mikrodeletionen Y-chromosomale Mikrodeletionen Y-chromosomale Mikrodeletionen 14.06.2007