„Zahlentheorie und Algebra“ im SoSe16 Prof. Dr. W. Lempken Übungsgruppe 2 (Metin) Test Lösungsskizze 24. Juni 2016 Problem 1 Wahr oder falsch? (a) Zyklische Gruppen sind kommutativ. WAHR - Zyklische Gruppen unendlicher Ordnung sind isomorph zu (Z, +), zyklische Gruppen endlicher Ordnung m sind isomorph zu (Z/(m), +); also sind zyklische Gruppen stets kommutativ. (b) Es gibt Gruppen, die keine Normalteiler haben. FALSCH - die trivialen Untergruppen einer Gruppe G sind trivialerweise normal in G. (c) Der Satz von Lagrange besagt, dass es zu jedem Teiler d der Ordnung einer endlichen Gruppe eine Untergruppe der Ordnung d gibt. FALSCH - Die Logik dieses Satzes ist eine andere: er ist bloß ein notwendiges Kritierium für die Existenz einer Untergruppe der Ordnung d. Beispielsweise kann eine Gruppe G der Ordnung 8 keine Untergruppe der Ordnung 6 haben; andererseits muss G auch keine Untergruppe der Ordnung 4 haben. (d) Ein Körper K hat neben dem Nullideal und dem Einsideal noch mindestens ein weiteres Ideal. FALSCH - Jedes Ideal eines Körpers abgesehen vom Nullideal enthielte wegen „(K ∗ −0, ·) Gruppe“ auf jeden Fall eine Einheit und wäre somit das Einsideal. (e) Der Nullring ist ein Körper. FALSCH - Im Nullring gilt 1 = 0, aber für einen Körper muss notwendigerweise 1 6= 0 gelten. 1 Problem 2 Bezeichne Sn , n ∈ N(n < ∞), die Permutationsgruppe einer n-Menge. (a) Zeige: Sn ist nur für n ∈ {1, 2} kommutativ. Der Fall n = 1 ist eine Trivialität. Den Fall n = 2 rechnet man entweder nach oder bemerkt die Primzahlordnung dieser Gruppe: Gruppen von Primzahlordnung sind zyklisch und somit kommutativ. Für den Fall n = 3 sucht man ein Gegenbeispiel. Dieses Gegenbeispiel lässt sich in den Fall n > 3 einbetten, so dass die Aussage gezeigt ist. (b) Zeige, dass bis auf S3 alle Untergruppen von S3 zyklisch sind. Es ist ord(S3 ) = 3! = 6; also gibt es nach Lagrange möglicherweise Untergruppen der Ordnung d ∈ {1, 2, 3, 6}. S3 selbst kann nicht zyklisch sein, weil jede zyklische Gruppe kommutativ ist, während es S3 nicht ist. Der Fall d = 1 ist trivial. Die Fälle d = 2 und d = 3 rechnet man entweder nach oder beruft sich wiederum auf die Primzahlordnung: Gruppen von Primzahlordnung sind zyklisch. (c) Untersuche S5 und (Z/(120), +) auf Isomorphie. Diese Gruppen sind nicht isomorph, man bemerke den Unterschied „nicht-kommutativ vs. kommutativ“. 2 Problem 3 Erinnerung: Für jede nichtleere Teilmenge X einer Gruppe G nennen wir NG (X) := {a ∈ G | aX = Xa} den Normalisator von X in G. Zeige: Für jede nichtleere Teilmenge X einer Gruppe G gilt: (a) NG (X) ≤ G. (b) |{aXa−1 |a ∈ G}| = [G : NG (X)], d.h. die Anzahl der Konjugierten von X ⊆ G ist gleich der Anzahl der Nebenklassen von NG (X) in G. LÖSUNGSSKIZZE: siehe „Ergänzendes Material“: „Normalisator“ 3 Problem 4 Sei (R, +, 0, ·, 1) ein Ring. Sei R∗ ⊂ R die Menge der Einheiten in R. (a) Zeige: (R∗ , ·) ist eine Gruppe. Wegen 1 ∈ R∗ ist R∗ 6= ∅. Die Assoziativität vererbt sich von (R, ·) auf (R∗ , ·). Das neutrale Element ist sicherlich 1. Ansonsten fehlt nur noch die Abgeschlossenheit: mit a, b ∈ R∗ ist zu zeigen, dass a · b ∈ R∗ ist. (b) Bestimme R∗ für den Ring R der (2 × 2)-Matrizen über Z. Die Einheiten in Z sind 1 und −1. Also ist R∗ = {M ∈ R, det(M ) ∈ {−1, 1}}. (c) Untersuche den Ring aus Teilaufgabe (b) auf Kommutativität und Nullteilerfreiheit. Dass R weder kommutativ noch nullteilerfrei ist, kann man zeigen, indem man jeweils ein entsprechendes Beispiel findet. 4 Problem 5 Sei K ein Körper und sei K [x] der Polynomring über K. (a) Zeige, dass das von x2 ∈ K [x] erzeugte Ideal kein Primideal ist. (b) Zeige, dass K [x] /(x2 ) kein Integritätsring ist. Wegen „R/I Integritätsring <=> I Primideal“ erledigen wir (a) und (b) gleichzeitig: In dem Ring aus (b) hat man offensichtlich nichttriviale Nullteiler: x2 = x · x ≡ 0(mod x2 ). (c) Finde ein Ideal I in K [x], so dass K [x] /I ein Körper ist. Wir wählen das von (x) erzeugte Ideal; dann bestehen die Elemente von K [x] /(x) genau aus den Polynomen von Grad 0 und dem Nullpolynom; wir können diesen Ring also mit K identifizieren. Alternativ kann man zeigen, dass (x) ein Primideal ist. Weil K [x] ein Hauptidealring ist, ist (x) auch ein maximales Ideal. Aus „R/I Körper <=> I maximal“ folgt dann das Gewünschte. 5