Österr. Impfplan Univ.Prof.Dr.Herwig Kollaritsch Facharzt f. Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin Facharzt f. Hygiene und Mikrobiologie Leitender Arzt, Zentrum f.Reisemedizin, Wien Die Neuerungen im Impfplan 2016 • • • • • • • • • • • Masern: Immunsuppression nach Erkrankung als wichtige Impfindikation Pneumokokken: Präzisierung der Empfehlung für alle Altersgruppen Pertussis: Evidenzbasierte Empfehlung für Schwangere Rotavirus: Empfehlung f. Frühgeborene Meningokokken B: überarbeitetes Impfschema, Aufnahme der Impfung in die Tabelle der empfohlenen Impfungen Hep A und B geringfügige Änderungen Rötelinimpfung: Präzisierung der Interpretation der AK-Befunde Tetanus: Aktualisierung der Empfehlungen nach Verletzung Hilfsstoffe in Impfstoffen: Bewertung Aluminium Postexpositionelle Prophylaxemöglichkeiten: Auflistung FSME: Unklarheiten zur Auffrischung präzisiert, Impfung nach Zeckenstich vereinfacht MASERN Masern im öst.Impfplan und in der Reisemedizin 1.Problemkreis: Flüchtlinge und Migranten ohne oder nur mit unvollständiger Impfung, Impfgegner 2. Problemkreis: Generation 15-30 Jährige: wurden empfehlungsbedingt als Kinder nur maximal 1x geimpft Eingeschleppte Infektionen als Risiko für diese Personen selbst und für Umwelt Keine präventivmedizinische Massnahme durch Gesundheitsbehörde primär vorgesehen (!) Zahl der Impfgegner nimmt zu Sind heute in Ö die meistbetroffene Altersgruppe 84% der europäischen Masernfälle werden bei Ungeimpften beobachtet IN EUROPA 2013 Masern 2015 ECDC measles&rubella report 2015 Altersverteilung 2015 ECDC measles&rubella report 2015 AT: Masern Fälle nach Kalenderwoche (KW) und Bundesland (N=308) 16.12.2014-16.09.2015 Daten: AGES AT: Masern Fälle nach KW und „Health-Care (HC)-Assoziation” (N=308) 16.12.2014-16.09.2015 22/308= 7% Daten: AGES Masern-Altersverteilung Deutschland Masern und Immunsuppression Zielzellen: dendritische Zellen, T- und B-Lymphozyten – Leukopenie in der Frühphase CD8+ zytotoxische T-Zellen: Schlüsselrolle bei spezifischer zellulärer Immunantwort für Ausheilen der Infektion-starke Proliferation (Lkn-Schwellung) Masernvirus befällt ganz bestimmte Gedächtniszellen (CD150Rezeptor), fast ausschliesslich diese memory-Zellen gehen verloren – VERLUST DER ABWEHR GEGEN BEREITS FRÜHER DURCHGEMACHTE INFEKTIONEN „Immunanmnesie“: erhöht Infektanfälligkeit weil memory fehlt Geamtzahl der T-Zellen bleibt unverändert Mina et al, Science, 2015 Masern schwächen das Immunsystem über mehrere Jahre! Michael J Mina et al. Pertussis Pertussis JAPAN Cherry, N Engl J Med. 2012;367(9):785-7 Takeuchi,M. Epidemiol. Infect 2012, 140. >20 Jahre USA DEUTSCHLAND 1-9 Jahre www.hpa.org.uk/hpr/archives/2013/news0513.htm#prtsss Hellenbrand W. The epidemiology of pertussis in Germany: past and present.,BMC Infect Dis. 2009 UK Pertussis Deutschland 1970-2008 PERTUSSIS niedrige/fehlende Durchimpfung ⇓ hohe Inzidenz im Kindesalter ⇓ häufige natürliche Booster ⇓ verstärkte Immunitätsbildung ⇓ niedrige Inzidenz bei Älteren und gute Herdenimmunität Empfehlung zur Fortführung der Pertussis-Impfung bei Kindern u. Erwachsenen in Österreich bis 2002 Pertussis-Impfung für Säuglinge, in andeen Altersgruppen keine Empf. zur Auffrischungsimpfung 2003 „wenn verfügbar“ ab 2004 offizielle Empfehlung: 7. Lebensjahr und 14./15. Lebensjahr Auffrischung mit Pert-Komponente 2006 bis 2009 7. Lebensjahr Di-Tet-IPV 13.-16. Lebensjahr : Di-Tet-PEA Ab 2010 1. Auffrischung im 7.-9. Lebensjahr, ab dann alle 10 Jahre; Ab dem 60. LJ im Fünfjahresabstand Besondere Indikation zur Pertussisimpfung: Personen … … im Gesundheitswesen: http://bmg.gv.at Prävention) … in Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Betreuung in Spitälern, Altersheimen, Pflegeheimen … > 60 Jahre, … mit Grunderkrankungen (chron. Lungen-, Herz-, Kreislauferkrankung, Immunsuppression) … die rauchen … mit Kinderwunsch (vor Eintritt einer Schwangerschaft, bzw. nicht immune Schwangere in der 27-36. SSW) … im Umfeld von Neugeborenen … als Reiseimpfung Österreichischer Impfplan 2016 Erstimmunisierung bei unbekanntem Impfstatus (PEI/STIKO 3/2016) FSME FSME Impfung postexpositionell Impfanamnese Keine Impfung Abstand zwischen letzter Abstand zwischen Impfung und Zeckenstich und Zeckenstich Arztbesuch2 FSME - Nur 1. Teilimpfung ≤ 14 Tage danach - Start Grundimmunisierung 4 Wochen nach Zeckenstich beliebig 2. Teilimpfung 4 Wochen nach Zeckenstich ab 15. Tag bis 1 Jahr bis 48 h nach Zeckenstich danach > 1 Jahr danach 2 oder mehr Teilimpfungen 1 Serologische Kontrolle empfohlen. Falls dies 2 Empfohlene Vorgangsweise 2. Teilimpfung sofort > 48 h nach Zeckenstich 2. Teilimpfung 4 Wochen nach Zeckenstich bis 48 h nach Zeckenstich Impfung sofort1 > 48 h nach Zeckenstich Impfung 4 Wochen nach Zeckenstich1 Impfung wenn nach Impfschema fällig oder sogar überfällig nicht möglich ist, gilt diese Impfung als 1. Teilimpfung der Grundimmunisierung. Bei unklarem Abstand zum Zeckenstich Vorgehen wie bei > 48 Stunden nach Zeckenstich Meningokokken Jährliche Anzahl der Fälle laborbestätigter invasiver Meningokokken-Erkrankung ÖSTERREICH 2012 • • 59 IME, fünf Todesfälle Inzidenz: 0,71/100.000 • • • Letalität: 8,5% Mortalität: 0,06/100.000 SEROGRUPPENVERTEIL UNG • 50,9% Meningitis, 25,4% Sepsis 23,7% Sepsis mit Meningitis 28,2% Gruppe C 3,4% Gruppe Y 1,7 % Gruppe W135 1,7 % non groupable 15,2 % unbekannt ALTERSVERTEILUNG 21,2% bei 15-19-Jährigen Nationale Referenzzentrale für Meningokokken: Jahresbericht 2012 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Graz Österreichischer Impfplan 2015: MENINGOKOKKEN • • • • Start 1. Lebensjahr 2 Impfungen im Abstand von 8 Wochen mit MenC, 3. Impfung im 2. Lebensjahr mit MenC, Auffrischung im In Österreich wurde mitImpfung dem 11.-13. Lebensjahr mit quadrivalenter Start kostenlosen im 2. Lebensjahr mit MenC, 1 Impfkonzept Impfung; öffentlichen Auffrischung im 11.-13. Lebensjahr mit 2012 eine Meningokokken-Impfung im quadrivalenter Impfung Ansonsten Impfung im 11.-13. Lebensjahr 12. Lebensjahr in das mit quadrivalenter Impfung - soll zweiten Kinderimpfkonzept aufgenommen Erkrankungsgipfel zwischen 14-16 Jahren abdecken (konjugierte, quadrivalente Impfung). Zusätzlich: Indikationsimpfung Meningokokken B: Impfplan 2016 Die Impfung ist nicht im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Aufgrund der epidemiologischen Situation ist zur Erreichung eines Individualschutzes gegen invasive Meningokokken B Infektionen die Impfung für alle Kinder und Jugendliche möglichst früh ab dem vollendeten 2. Lebensmonat nach sorgfältiger Aufklärung über Nutzen und Risiko empfohlen. Aufgrund des gehäuften Auftretens von Fieber bei der Kombination der Impfung mit anderen Kinderimpfungen (6-fach, Pneumokokkenund MMR-Impfung) kann bei gleichzeitiger Gabe mit anderen Kinderimpfstoffen entsprechend der Fachinformation eine prophylaktische Durchführung antipyretischer Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. BEXSERO® (4CMENB-Impfstoff) • Problematik: • potentielle Kreuzreaktivität von Polysaccharid-Antigenen mit menschlichen Antigenen • schlechte Immunogenität von Polysaccharid-Antigenen • hohe Variabilität weitere möglicher Antigene ↓ neuer Zugang mit Identifizierung von Proteinantigenen mit hohem Potential zur Induktion von bakteriziden Antikörpern • • • • 4 Vakzine-Komponenten: Rekombinantes NHBA-Fusionsprotein v. N. meningitidis Gruppe B 1, 2,3 Rekombinantes NadA-Protein von N. meningitidis Gruppe B 1, 2 Rekombinantes fHbp-Fusionsprotein von N. meningitidis Gruppe B 1, 2 Vesikel der äußeren Membran (Outer Membrane Vesicle, OMV) von N. meningitidis Gruppe B Stamm NZ98/254, gemessen als Menge des Gesamtproteins mit PorA P1.4 2 in E. coli-Zellen mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt an Aluminiumhydroxid (0,5 mg Al³+) adsorbiert ³ NHBA (Neisseria-Heparin-bindendes Antigen), NadA (Neisseria-Adhäsin A), fHbp (Faktor-H-bindendes Protein) 1 2 Bexsero MATS - errechnete Stammabdeckung (Land, Zeitraum, Stämme, Abdeckung ± CI) Deutschland 2007-2008 (222): 82% [69, 92] 8 England, Wales 2007-2008 (535): 73% [57, 87] 8 Kanada 2006–2009 (157): 66% [46, 78]1 Frankreich 2007-2008 (200): 85% [69, 93] 8 Griechenland 2008–2010 (52): 88% [60, 96]5 USA 2000–2008† (442): 91% [72, 96]2 Italien 2007-2008 (54): 87% [70, 93] 8 Norwegen 2007-2008 (41): 85% [76, 98]8 Österreich 2008-2011 (118): 68% [56, 73]7 Spanien 2008–2010 (300): 69% [48, 85]4 Brasilien 2010‡ (99): 81% [71, 95]3 Tschechien 2007–2010 (108): 74% [58, 87]4 Australien 2007–2011 (373): 76% [63, 87]6 *All invasive capsular group B isolates tested. †Down weighted with respect to outbreak strains from Oregon. ‡Represents about 53% of capsular group B cases. 1. Bettinger J, et al, IMPACT Investigators. Poster presented at: 5th Vaccine and International Society for Vaccines (ISV) Annual Global Congress; October 2-4, 2011; Seattle, WA; 2. Kim E, et al. Poster presented at: 18th International Pathogenic Neisseria Conference (IPNC); September 9-14, 2012; Würzburg, Germany. Poster P270; 3. Lemos AP, et al. Poster presented at: 18th International Pathogenic Neisseria Conference (IPNC); September 9-14, 2012; Würzburg, Germany. Poster P272; 4. Vogel U, et al. Lancet Infect Dis. 2013 [in press]; 5. Data on file, Novartis Vaccines and Diagnostics; 6. Nissen M, et al. Poster presented at: 18th International Pathogenic Neisseria Conference (IPNC); September 9-14, 2012. Würzburg, Germany. Poster P269. 7. Novartis (internal); Boccadifuoco G, et al. Presented at: Meningitis and Septicaemia in Children and Adults 2011 (Organized by Meningitis Research Foundation); 8–9 November 2011; London, UK. Poster V36. Men B Impfschema Altersgruppe Grundimmunisierung Mindestabstand Auffrischungsimpfung Säuglinge, 2-5 Monate Drei Dosen zu je 0,5 ml, die erste Dosis verabreicht im Alter von 2 Monaten Nicht weniger als 1 Monat Eine Dosis im Alter von 12-15 Monaten Zwei Dosen zu je 0,5ml Nicht weniger als 2 Monate Eine Dosis im zweiten Lebensjahr, mit Mindestabstand von 2 Monaten zwischen Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung Nicht geimpfte Kinder, 12-23 Monate Zwei Dosen zu je 0,5 ml Nicht weniger als 2 Monate Eine Dosis mit Abstand von 12-23 Monaten zwischen Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung Kinder, 2-10 Jahre Zwei Dosen zu je 0,5 ml Nicht weniger als 2 Monate Notwendigkeit ist derzeit nicht bekannt Jugendliche (ab 11 Jahren) und Erwachsene Zwei Dosen zu je 0,5 ml Nicht weniger als 1 Monat Notwendigkeit ist derzeit nicht bekannt Nicht geimpfte Säuglinge, 6-11 Monate Fazit Wirksamkeit Bexsero® Insgesamt noch geringe Zahl von geimpften Studienteilnehmern Keine klinischen Endpunkte (d.h. effektiver Schutz) Schwierig zu interpretierende Immunogenitätsdaten Persistenzstudien Nur bei (kleinem) Teil der primär eingeschlossenen Probanden Potential für Bias Nur für begrenzten Zeitraum Weitere Limitationen Noch keine Daten zum Effekt auf Trägertum verfügbar 1 Studie abgeschlossen, wenig Effekt nachweisbar Keine Daten bei älteren Erwachsenen >50 Jahre Keine Daten bei chronisch Kranken/Immunsupprimierten Studie geplant bei Personen mit terminalen Komplementdefekten BEXSERO zeigt eine gute Verträglichkeit Häufigste Nebenwirkungen BEXSERO alleine BEXSERO gemeinsam mit Routineimpfstoffen* Verhärtungen und Erytheme an der Injektionsstelle, Fieber und Reizbarkeit Fieberrate vergleichbar mitetablierten Kinderimpfstoffen* die in den klinischen Studien verwendet wurden Höhere Fieberraten und systemische Reaktionen (Reizbarkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Verhärtungen an der Injektionsstelle) Babys Jugendliche Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen sind Schmerz an der Injektionsstelle, Übelkeit und Kopfschmerzen – Fieberraten waren vergleichbar zu Placebo *Routineimpfstoffe: PCV7 und DTaP-HBV-IPV/Hib BEXSERO [summary of product characteristics]. Siena, Italy: Novartis Vaccines and Diagnostics S.r.l.; 2013. RÖTELN Überprüfung der Rötelimmunität • • • Bisher: beweisend für die Rötelnimmunität war ein Titer im HHT von 1: 32 und größer, niedrigere Titer waren nicht eindeutig interpretierbar Neu: Der ELISA wird als Standardtest im MuKiPa festgelegt. Die Interpretation „positiv“ oder „negativ“ MUSS VOM DURCHFÜHRENDEN LABOR je nach verwendetem Testsystem FESTGELEGT WERDEN. Seronegative werden noch im Wochenbett MMR geimpft Ausnahme: im Falle einer notwendigen Anti-D-Prophylaxe (Immunglobulin) wird die Impfung auf 3 Monate nach der IgGabe verschoben Polio Wild Poliovirus & cVDPV Cases1, Previous 12 Months2 Wild poliovirus Country Total WPV1 Onset of most recent case Total cVDPV Guinea NA Nigeria NA 0 14-Dec-15 7 0 16-May-15 1 Madagascar NA 0 22-Aug-15 10 0 14-Dec-15 18 Pakistan 12-Feb-16 39 NA 0 Afghanistan 20-Dec-15 19 NA 0 EMR 12-Feb-16 58 NA 0 07-Jul-15 2 0 07-Jul-15 2 0 11-Jan-16 9 0 11-Jan-16 9 0 05-Oct-15 2 0 05-Oct-15 2 58 11-Jan-16 31 AFR Wild poliovirus type 1 cVDPV type 1 cVDPV type 2 Endemic country 1Excludes viruses detected from environmental surveillance. 2Onset of paralysis 02 March 2015 – 01 March 2016 cVDPV Onset of most recent case Ukraine EUR Lao People's Democratic Republic NA WPR Myanmar NA SEAR Global 12-Feb-16 0 Data in WHO HQ as of 01 March 2016 cVDPV Entsteht in unterimmunisierten Bevölkerungsgruppen durch langanhaltende Zirkulation (meist über 1 Jahr!) eines OPV-Virus in nicht ausreichend geimpften Personen „remutiert“ durch die mehrfachen Humanpassagen zu einem (voll) pathogenen Poliovirus Kann durch Nachimmunisierung mit OPV rasch gestoppt werden Importe denkbar Polio-Gefährdung Europas durch Importe Seit Polio-free declaration 2002 sinkt Die Überwachungsqualität Die Durchimpfung Gleichzeitig ist Europa durch den Ausbruch in Nahost stärkere gefährdet Durch die geografische Nähe Durch humanitäre Aktionen Durch verstärkte Schlepperaktivität Durch Flüchtlingsproblematik allgemein Butler, D, Nature 29.10.2013 HEPATITIS B Hepatitis B Endemizität 1957-2013 A.Schweitzer et al, Lancet, 2015 Hepatitis-B-Impfprogramme INDIVIDUALSCHUTZ Impfung (kleiner) Risikogruppen Gefährdung überdurchschnittlich permanent aufrechter Impfschutz nötig verifiziert durch Antikörpertest KOLLEKTIVSCHUTZ Massenimpfung im Kindesalter Unterdrückung der Viruszirkulation Individualschutz daher langfristig nicht entscheidend AK-Tests unnötig Die Hepatitis-B-Impfempfehlung des OSR,2001 Anti-HBs-Wert Auffrischungsimpfung in mIE/ml ≥ 100 20 - 100 < 20 in 10 Jahren* innerhalb von 1 Jahr innerhalb von 3 – 6 Monaten** und Fortführung von wiederholten Impfungen entsprechend der Serologie *ausgenommen Personen, die bei der ersten Impfung bereits älter als 50 Jahre sind. In diesem Fall sollte eine Antikörperkontrolle oder Auffrischungsimpfung bereits nach 5 Jahren durchgeführt werden. ** da jetzt keine serologische Vortestung vor der Impfung mehr durchgeführt wird, sollten Personen, die keine nachweisbaren Antikörper nach der Grundimmunisierung gebildet haben zusätzlich auf HBs-Antigen und HBc-Antikörper untersucht werden, um eine vorliegende HBV Infektion auszuschließen. Besteht eine HBV Infektion, sind weitere Impfungen unnötig. Gilt für gesunde und imunkompetente Personen, Test etwa 4-6 Wochen nach Impfung Pneumokokken Wichtige klinische Formen von Pneumokokken-Erkrankungen (PD)1,2 Invasive PneumokokkenErkrankungen (IPD) PNEUMOKOKKENERKRANKUNGEN CAP Nicht-invasive PneumokokkenErkrankungen (mukosal) * Akute Otitis Media ** Empyem inkludiert 1. WHO. Acute Respiratory Infections (Update September 2009). 2. Centers for Disease Control and Prevention. Epidemiology and Prevention of Vaccine Preventable Diseases. The Pink Book. 11th Edition. May 2009. Die klaren Indikationen Die aktive Immunisierung gegen Pneumokokken im Rahmen des Kinderimpfprogrammes Die Immunisierung von Risikopersonen, für die jedenfalls eine Impfempfehlung gegeben ist (auch wenn nicht immer evidenzbasiert…) Z.B. Immunsuppression, Asplenie Ausser Streit gestellt… Die aktive Immunisierung gegen Pneumokokken im Rahmen des Kinderimpfprogrammes Die Immunisierung von Risikopersonen, für die jedenfalls eine Impfempfehlung gegeben ist (auch wenn nicht immer evidenzbasiert…) Z.B. Immunsuppression, Asplenie Impfempfehlung 2016 allgemein Deaths/100,000 in children <5 years of age with invasive pneumococcal disease Number of paediatric deaths Source:http://www.who.int/immunization_monitoring/burden/Pneumo_deaths_map.JPG Ausser Streit gestellt… Die aktive Immunisierung gegen Pneumokokken im Rahmen des Kinderimpfprogrammes Die Immunisierung von Risikopersonen, für die jedenfalls eine Impfempfehlung gegeben ist (auch wenn nicht immer evidenzbasiert…) Z.B. Immunsuppression, Asplenie Pneumokokken-Impfschema für Personen ohne vorangegangene Pneumokokkenimpfung mit erhöhtem Risiko in Abhängigkeit vom Alter bei der Erstimpfung [PNC…konjugierte Pneumokokkenvakzine (10- oder 13-valent), PPV23…23-valente Polysaccharidvakzine]: Alter bei Erstimpfung: Im 1. Lebensjahr1 Personen mit erhöhtem Risiko2 0/nach 8 Wochen/9-12 Erstimpfung PNC Monate Empfohlene Auffrischungen4 nach 1xPPV23 im 6.-19. Lebensjahr Im 2. Lebensjahr 0/nach 8 Wochen PNC 1xPPV23 im 6.-19. Lebensjahr Im 3.-5. Lebensjahr 0/nach 8 Wochen PNC 1xPPV23 im 6.-19. Lebensjahr Im 6.-50. Lebensjahr PNC13/nach 8 Wochen PPV23 Weitere Vorgehensweise bzgl. Auffrischungen ist derzeit nicht entscheidbar und wird von laufenden Untersuchungen abhängen. ab dem 51. Lebensjahr PNC13/nach 8 Wochen PPV233 Weitere Vorgehensweise bzgl. Auffrischungen ist derzeit nicht entscheidbar und wird von laufenden Untersuchungen abhängen. Beginn ehestmöglich ab dem vollendeten 2. Lebensmonat. Im Rahmen des Kinderimpfprogramms wird PNC10 für Kinder mit erhöhtem Risiko bis zum vollendeten 5. Lebensjahr kostenfrei zur Verfügung gestellt. 2 So früh wie möglich nach Feststellung des erhöhten Risikos mit der Impfserie beginnen (Mindestabstand 8 Wochen zwischen Impfungen), bei elektiver Splenektomie oder Cochlearimplantation und bei Planung einer immunkompromittierenden Therapie sollte die Impfung spätestens 2 Wochen vorher abgeschlossen sein. Eine weitere PNC Impfung sollte nach Splenektomie (vor Krankenhausentlassung) erfolgen. 3 Entsprechend der Empfehlung der ACIP (MMWR 2012; 61(40):816-819) 4 Für Personen mit Erstimpfung nach dem vollendeten 5. Lebensjahr ist die Frage, ob und in welchem Abstand weitere Impfungen notwendig sind. Gegenstand laufender Untersuchungen. 1 Abdeckung der Erwachsenenserotypen Inzidenz von IPD nach Altersgruppe und Komorbiditäten (chronische Erkrankungen), England 2008/09 3,9 5,2 Keine Risikogruppe 2-15 Jahre 17,9 15 Diabetes 16-64 Jahre 24 41 50 chronische Lungenerkrankung 91 91 16 chronische Herzerkrankung 36 54 46 chronische Nierenerkrankung 34 16 117 chronische Lebererkrankung 172 129 0 50 100 150 Inzidenz von IPD (pro 100.000) bei Personen ≥2 Jahren Van Hoek, Journal of Infection 2012;65:17-24 200 Pneumokokkenimpfung Wirksamkeit der Pneumokokkenimpfung 2 Impfstoffe PPV 23 als unkonjugiertes Polysaccharid Mit allen damit verbundenen Nachteilen PNC 13 Mit immunologischen Vorteilen, aber eingeschränktem Spektrum, da Impfstoff primär für Kinder „designt“ ist Pneumokokkenimpfung und CAP bei Personen 50+ …und Wirksamkeit gegen IPD Impfempfehlung 2016 allgemein Wirkt prevenar gegen „community acquired pneumonia (CAP)“: Eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie in den Niederlanden mit über 84.000 Studienteilnehmern Placebo Screening und Rekrutierung R 84,496 freiwillige Alter ≥ 65 Jahre Start Einschluss September 2008 Prevenar 13 Ende Einschluss Januar 2010 EU Einreichung Q3 2014 Eine festgelegte Anzahl an Vakzine-Serotypen CAP musste erreicht werden, um im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikante Vakzine-Effektivität von Prevenar 13 bestimmen zu können („event driven“). Hak (Netherlands J Med 2008). CAPiTA Protocol 57 CAPiTA - teilResultate (primäre und sekundäre Endpunkte, Per Protocol Population) Efficacy Endpoint VE (%) P-value 45.56 0.0006 2°: First episode of confirmed NB/NI VT pneumococcal CAP 45.00 0.0067 2°: First episode of VT-IPD 75.00 0.0005 1°: First episode of confirmed VT pneumococcal CAP VT = vaccine-type CAP = community-acquired pneumonia NB/NI – nonbacteremic/noninvasive IPD = invasive pneumococcal disease Bonten, M. et al., NEJM 201512, 2014 58 Zusammenfassung Prevenar 13 demonstrated efficacy in adults aged 65 years and older 45.56% (95.2% CI 21.82%-62.49%; p=0.0006) for preventing the first episode of VT-CAP 45.00% (95.2% CI 14.21%-65.31%; p=0.0067) for preventing the first episode of NB/NI VT-CAP 75.00% (95% CI 41.43%-90.78%; p=0.0005) for preventing VT-IPD Comparable to pediatric experience All 13 vaccine serotypes were circulating Efficacy most evident for serotypes 3, 7F, 19A Prevenar in Dutch children from 2006 (3+1), Synflorix (10-valent) introduced in March 2011 (3+1) mITT population results support per protocol population results Durability of vaccine efficacy through 4 years of follow up Mean duration of follow up was 3.97 years The safety profile of Prevenar 13 in this study was consistent with that observed in previous studies of Prevenar 13 in adults Aber: Insgesamt waren in dieser Studie von rd. 1.500 CAP Fällen bei rd. 84.000 Studienteilnehmern nur 139 VT-CAP d.h. die Gesamtrisikoreduktion für ALLE CAP durch Prevenar lag bei 5%Relevanz? Influenza Influenza Influenza bedingt regelmäßig Epidemien und selten Pandemien Saisonale Influenza • 5 -15 % der Population infiziert1 • 3 - 5 Millionen Fälle schwerer Erkrankung; mit bis zu 500.000 Todesfällen1 Influenza Epidemien treten alle 1 - 3 Jahre auf2 • 10 - 20 % Attack Rate; bis zu 50% in bestimmten Populationen3 Influenza Pandemien treten selten auf • 1918: ‘Spanische Grippe’ (A/H1N1) ~ 50 Millionen Tote4,5 • 1957: ‘Asiatische Grippe’ (A/H2N2) > 1 Million Tote5 • 1968 - 1969: ‘Hong Kong Grippe’ (A/H3N2) ~ 700.000 Tote5 • bis zu 35 % der Population kann betroffen sein6 • letzte Pandemie: H1N1 2009 . WHO 2003; 2. Betts and Douglas 1990; 3. Cox and Subbarao 2000, 4. Rajagopal and Treanor 2007; 5. Taubenberger and Morens 2006; 6. Meltzer et al. 1999; 7. WHO 2007 Problem: Impfstoffproduktion und Antigen-mismatch • Die Herstellungsmethode im bebrüteten Hühnerei entspricht nicht mehr den heutigen Bedürfnissen und Ansprüchen (GMP); sie erfordert die Verwendung von u.a. Antibiotika während der Produktion • Für die Herstellung im bebrüteten Ei werden sogenannte High Growth Reassortanten benötigt, deren Herstellung zeitintensiv und die nicht immer stabil sind (Folge: Impfstoff-Knappheit z. B. 1997 und 2000 in den USA) • Die Vermehrung in bebrüteten Hühnereiern führt zur Selektion von Ei-adaptierten Varianten, die nicht die volle Immunogenität des kursierenden Wildtypvirus haben können („antigenic mismatch) • Die Impfung ist nur eingeschränkt empfohlen für Personen mit Hühnereiweiß-Allergien oder Antibiotika-Unverträglichkeit • Spalt- und Untereinheit-Impfstoffe mit einer höheren Verträglichkeit durch die Reduktion / Entfernung reaktogener Ei-Lipide sind weniger immunogen als Ganzvirus-Impfstoffe und können somit eine verminderte Wirksamkeit in kranken oder immunschwachen Patienten haben Antigen-Match und VE (error in prediction or antigen drift) Kelly H et al, 2009 Plos One Vaccine effectiveness: saisonale Influenza - Metaanalyse Osterholm, M et al, Lancet Infect Dis 2012 5707 Artikel -> 31 eligible (1967-2011) 17 Random. Studien: Inclusion criteria: Lab confirmed influenza (PCR; oder Kultur) Pooled eff: 59% 18-65 J Pooled eff: 83% 6Mo-7J Keine Analysen entsprechend Inclusion Criteria: 8-17 J. und > 65 J http://www.bmgf.gv.at/ bzw. http://www.meduniwien.ac.at/hp/tropenmedizin/ Unser Problem: Durchimpfungsraten Seasonal influenza vaccination in Europe, 07/08, Th. Szucs, Univ. Zürich Andere machens besser…. MMWR 6337 (2014): Vaccination coverage among HCP was 75,29%. It was highest among physicians… Nebenwirkungen nach saisonaler Influenzaimpfung Guillain-Barré-Syndrom: ca. 1x10-6 ZIKA Das neue Dengue?? Zika: Grundlagen Arthropodenübertragenes Flavivirus 1947 erstisoliert, Uganda (Zika forest) Überträger: Aedes-Arten (auch Ae.aegypti, Ae.albopictus (!)), Übertragung auch transplazentar oder perinatal möglich Reservoir: zahlreiche Säugetierarten (inapparente Infektionen) Zwei genetisch distinkte Linien: afrikanische und asiatische (dzt. epidemiologisch aktiv) Vor 2007 umschriebene Einzelausbrüche in Afrika und SO-Asien Nach 2007 mehrere Ausbrüche auf pazifischen Inseln 2015 Erstauftreten in S-Amerika ZIKA-Übertragung Weitere Übertragungsmöglichkeiten: • Sexuelle Übertragung (Virus in der Samenflüssigkeit Rekonvaleszenter) • Blutkonserven (nur theoretisch) Petersen et al., NEJM, April 13 2016 Sexuelle Übertragung ZIKA Virus aus Samenflüssigkeit (?bis max 10 Wochen nach KH?) Aus Urin (?Dauer?) ähnlich anderen Flaviviren Unklar: Übertragung durch asymptomatisch Infizierte Empfehlungen bei ensprechender Reiseanamnese und/oder klinischer Erkrankung nicht einheitlich; z.B. Frauen: 2 Menstruationszyklen abwarten bevor Gravidität geplant Männer: Verwendung von Kondomen bei Sexualkontakten mit (potentiell) graviden Partnerinnen für mindestens 4 Wochen CDC, MMWR 2016 ZIKA-Chronologie (NEJM,März 2016) Petersen et al., NEJM, April 13 2016 Zika: Klinik IKZ 3-12 Tage 60-80% asymptomatisch (!!) Milde fieberhafte, selbstlimitierende Erkrankung von 4-7 Tagen Dauer, keine Komplikationen, kaum Todesfälle Makulärer oder papulärer Hautausschlag Konjunktivitis Arthralgien, Myalgien Seltener GI Symptome oder retrobulbäre Schmerzen Zika: Diagnose und Behandlung Diagnostik: Therapie: PCR Diagnostik ausgereift, bis 10 Tage p.i. positiv im Harn IgM Nachweis ab 5.KH-Tag möglich DD: CHIK, DEN, MAL (Koinfektionen bedenken!) Symptomatisch, wie bei DEN keine Salicylate und keine NSAR Prophylaxe: keine Vakzine, nur IPM möglich ZIKA Komplikationen Mikrozephalie Guillain Barré Syndrom ZIKA-Mikrozephalie Petersen et al., NEJM, April 13 2016 Zika: Mikrozephalie ZIKA und Mikrozephalie (MM6509e2er) Mikrozephalieinzidenz in Bundesstaaten Brasiliens (SINASC-Erfassung), MIT Zika Übertragung: 2,8x10-4 OHNE Zika Übertragung: 0,6x10-4 Analyse von 574 Fällen von Mikrozephalie zeigt direkten Zusammenhang von ZIKAtypischer Erkrankung im ersten Trimenon und der Missbildung ZIKA und Mikrozephalie (MM6509e2er) ZIKA-RÖTELN: Vergleich Missbildungsrisiko inkl. Mikrozephalierisiko bei ZIKA-Infektion in der Gravidität Nach NEJM Studie bis 18% Auch andere Missbildungen gefunden Unabhängig von Zeitpunkt in der Gravidität mit Schwerpunkt 1.Trimester Experimentell: ZIKA infiziert human neural progenitor cells und zerstört sie Hintergrundmorbidität unberücksichtigt Fetales Missbildungsrisiko bei RÖTELN in der Grav. >70% bei Infektion in der 1.-4.SSW Abnehmend auf < 10% Ende 12.SSW ZIKA: Guillain Barre Syndrom GBS nach zahlreichen infektiösen Erkrankungen (Campylobacter, EBV, CMV, VZV) als postinfektiöses autoimmunologisches Geschehen beobachtet GBS auch als postinfektiöse Erkrankung nach ZIKA Infektion unter Verdacht Brasilien, Venezuela, El Salvador, Kolumbien und Martinique melden GBS Fälle in engem Zusammenhang mit ZIKA GBS Häufung auch in Franz.Polynesien zuvor beobachtet Guillain Barre und ZIKA: Frz.Polynesien Lormeau et al, Lancet, 2016 Zum nachlesen… Bestellbar über den Apothekerverlag: http://www3.apoverlag.at/dynasite.cfm?dssid=5480&dsmid=98771#dsarticle_1031638