Mag. Simone Pfandl-Pichler LKH-Univ. Klinikum Graz Auenbruggerplatz 19, 8036 Graz [email protected] Tel.Nr.: + 43 (316) 385-87791 Presseinformation zur sofortigen Veröffentlichung Graz, 20. Dezember 2013 Kalt, kälter, zu kalt Temperaturen unter dem Nullpunkt können zu Erfrierungen führen. Im besten Fall helfen Decken, um Körperteile wieder auf Betriebstemperatur zu bringen. Im schlimmsten Fall müssen sich die Betroffenen einer Operation unterziehen. Beim Schi fahren. Beim Bergsteigen. Oder bei Schneeballschlachten. Wenn die Kälte durch die Kleidung kriecht und es sich dort bequem macht, ist das für die Betroffenen nicht nur unangenehm. Temperaturen unter null Grad Celsius können zu Erfrierungen führen oder sogar lebensgefährlich werden. Eines der schlimmsten Szenarios bei schweren Erfrierungen: eine notwendige Amputation. Regelmäßig müssen die Ärzte der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz diese Patienten plastischchirurgisch versorgen. Ursachen und Auftreten Eine Erfrierung ist die Schädigung des Gewebes durch Kälteeinwirkung. Es ist bitterkalt, Gewebe wird zerstört. Besonders häufig sind kälteexponierte Körperstellen (Ohrmuschel, Nase) betroffen. Auch ungenügend kältegeschützte Gliedmaßen (Finger, Zehen) sind anfällig für Erfrierungen – die im Übrigen zugleich mit einer allgemeinen Unterkühlung (Körpertemperatur unter 35 Grad Celsius) auftreten können. Wer ein „Frostgefühl“ in Händen und Füßen spürt oder gar blaurote Flecken am Körper entdeckt, hat erste Anzeichen von Erfrierungen. Erfrorene Körperteile sind zunächst weiß-grau, weich und schmerzhaft – wie Nadelstiche. Später werden sie hart und gefühllos, bis hin zur Brüchigkeit. Verbringt man im Winter viel Zeit im frostigen Freien, sollte man daher in eine ordentliche Ausrüstung investieren. Dicke Socken, warme Handschuhe, ein Schal und eine Wollhaube sind das mindeste. Hauptursache für Erfrierungen – insbesondere dritten Grades – ist nämlich eine unangepasste Kleidung bei langanhaltend tiefen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Immer wieder stellen die Spezialisten der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie auch fest, dass hoher Alkoholkonsum und seine Folgen nach wie vor unterschätzt werden. Akute Alkoholvergiftungen begünstigen Erfrierungen, weil nach einiger Zeit erhöhter Hautdurchblutung die Wärmezufuhr aus dem Körperinnern erschöpft ist. Es kommt zu einer Unterkühlung. Und: Weil der Betroffene zumeist in Folge von Müdigkeit und Benommenheit auch keine Hilfe sucht. Die Kombination von ungenutzter Zeit und Kälte wird zur Gefahr. Ähnliches gilt für Bergsteiger. Sie sind eine Risikogruppe für Erfrierungen. Bergsteiger kommen häufig und unerwartet in Notsituationen, ohne sich selbst daraus befreien zu können oder sich im unwegsamen Gelände selbst zu helfen und etwa warm zu halten. Eine andere Gefahrenquelle Windgeschwindigkeiten können ist auch der Windchill-Effekt. Lufttemperaturen Bei knapp hohen unter dem Gefrierpunkt zu Erfrierungen führen. Davon besonders betroffen sind oft unbedeckte Hautpartien wie das (Fahrtgeschwindigkeit) Gesicht. und Gerade Bergsteiger Wintersportler, (Bergwind) Motorschlittenfahrer müssen aufpassen. Bei Gegenwind am besten den Schal über die Nase ziehen. Klassifikation und Therapie Die Abläufe in Erfrierungswunden gleichen den Verbrennungswunden, sodass die Klassifikation nahezu gleich ist. Erfrierungen werden je nach Schwere in vier Grade eingeteilt: - Erfrierung 1. Grades: blasse Hautfarbe, Schwellung der Hautpartie, Schmerzen - Erfrierung 2. Grades: blau-rote Hautfarbe, Blasenbildung - Erfrierung 3. Grades: beinahe schmerzfreies Absterben des Gewebes - Erfrierung 4. Grades: Vereisung und völlige Gewebezerstörung Hausmittelchen gibt es bei Erfrierungen keine. Während Erfrierungen 1. Grades prinzipiell von alleine heilen, sollte man bei Erfrierungen 2. Grades eventuell den Hausarzt aufsuchen. Die Behandlung ist grundsätzlich vom Ausmaß der betroffenen Körperpartien abhängig. Im Zweifelsfall ist der Gang zum Arzt immer zu empfehlen. Wichtig ist eine schnelle Behandlung der Erfrierungen. Die betroffenen Körperteile werden dazu in 40 Grad warmen Wasser gebadet. Von eiskalt zu heiß in wenigen Momenten. Ein Schock für Zehen, Finger und Nase. Und: sehr schmerzhaft für den Patienten. Oft bilden sich bei dieser Behandlung sogar Ödeme. Um weitere Gewebeschäden zu vermeiden, sollten gleichzeitige mechanische Traumen (Reiben, Massieren) unterlassen werden. Stecken die betroffenen Bereiche im warmen Wasserbad, kann die Körpertemperatur unterstützend gehoben werden. Warme Getränke helfen, Tee und Kakao wärmen von innen. Auch Decken helfen beim Aufwärmen. Ob nach einer Erfrierung eine Operation notwendig ist, stellt sich erst verzögert, nach zwei bis drei Wochen heraus. Ein altes Sprichwort sagt: „Frozen in January, amputate in July“. Die Grenze zwischen lebensfähigem und totem Gewebe ist bei Erfrierungen schwer vorauszusagen. Nur wenn etwa beide Beine schon bei der Einlieferung ins Krankenhaus Erfrierungen 4. Grades aufweisen, muss akut operiert werden. Das Team der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie greift ein. Die Erstversorgung der Patienten erfolgt üblicherweise in den Schiorten, wo Erfrierungen gehäuft auftreten. Zur Nachbehandlung kommen Patienten an das LKHUniv. Klinikum Graz – vor allem auch wenn es darum geht, plastisch-chirurgische Eingriffe durchzuführen.