Lipofuszinose beim Tibet Terrier - Internationaler Club für Lhasa

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Molekulargenetische Untersuchungen zur
Aufklärung der caninen CeroidLipofuszinose beim Tibet Terrier
A. Wöhlke1, R. Brahm2 und O. Distl1
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Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, 30559 Hannover
Tierärztliche Klinik Dr. Brahm, 44137 Dortmund
Einleitung
• Canine Ceroid Lipofuszinose, CCL (neuronale CeroidLipofuszinose, neuronal ceroid lipofuscinosis, NCL)
– erbliche, fortschreitend und tödlich verlaufende
neurodegenerative Speicherkrankheit (lysosomale
Speicherkrankheit)
– charakterisiert durch Ablagerung von fluoreszierendem
Lipopigment in den Lysosomen (Zellorganellen)
• in Nervenzellen
• in vielen weiteren Zellen des Körpers
– eine der am häufigsten beschriebenen neurodegenerativen
Erkrankungen beim Mensch (Kind), außerdem bei der Maus und
vielen weiteren Haustierarten (Hund, Rind, Schaf, Ziege, Pferd,
Katze)
Einleitung
• bei den lysosomalen Speicherkrankheiten handelt es
sich um ein sehr heterogene Gruppe von
Erkrankungen (z.B. Manifestationsalter, Symptome)
• unabhängig von der Spezies werden die
Speicherkrankheiten monogen autosomal rezessiv
vererbt
• aufgrund der Heterogenität der Symptome wird diese
Form der Erkrankung häufig nicht erkannt
Erbgang
• was bedeutet monogen autosomal rezessiv
– monogen: das Merkmal wird nur von einem
einzelnen Gen beeinflusst
– autosomal: bedeutet das Gen befindet sich nicht
auf den Geschlechtschromsomen
(76 Chromsomen (Autosomen) plus X+Y)
– rezessiv: das Merkmal (die Krankheit) wird nur
ausgeprägt, wenn das Individuum die
(veränderte) Anlage sowohl von Vater als auch
Mutter bekommt
Krankheitsbild Tibet Terrier
• Manifestation im Alter von 4-6 Jahren (späte
Form der CCL)
• letal mit 7-10 Jahren
•
Symptome:
– sind beim Tibet Terrier unterschiedlich
(kein Leitsymptom), beschrieben wurden
unter anderem:
• Abnahme des Sehvermögens in der
Dämmerung (deshalb anfänglich häufig von
DOK Tierärzten diagnostiziert (PRA))
Krankheitsbild Tibet Terrier
• Symptome (Fortsetzung):
• Nervosität, Angst, verändertes Fressverhalten
• verändertes Verhalten gegenüber Menschen
und Artgenossen
• unkoordinierter Gang, Probleme beim Springen
und Treppen gehen
• leichte bis schwere epileptiforme Anfälle
Krankheitsbild Tibet Terrier
• Pathologie:
- langsame fortschreitende Netzhautdegeneration
- Anhäufung von Abbaustoffen (Lipopigment) im
Gehirn, in Ganglienzellen der Netzhaut und in der
Konjunktiva
Krankheitsbild Tibet Terrier
• Diagnose bisher nur mittels klinischer
Verdachtsdiagnose in Verbindung mit einer
Konjunktivabiopsie
• endgültige Diagnose nur nach dem Tod des Hundes
mittels Pathologie möglich
• Gentest beim Hund bisher nur für English Setter,
Border Collie, American Bulldog und Langhaardackel
möglich
Vorgehen
• Auswahl der Hunde
– Auswahl von an CCL erkrankten Hunden (Verwandtschaft,
Diagnose) und nicht betroffenen Tibet Terriern (Alter,
Verwandtschaft, Nachkommen)
– mit Hilfe dieser Hunde konnte eine mit CCL beim Tibet
Terrier gekoppelte Region auf einem Chromosom lokalisiert
werden
– daraufhin wurden in dieser Region weitere Marker
ausgewählt und die Zahl der untersuchten Hunde erweitert
– nach Bestätigung dieser Region auch an der größeren
Tiergruppe wurde in der Region nach Kandidatengenen
gesucht
Vorgehen
• insgesamt wurden in dieser Region acht Gene
untersucht
• es wurden 10 neue Mutationen in diesen
Genen gefunden
• davon stellte sich eine Mutation als hoch
assoziiert mit CCL beim Tibet Terrier dar
• diese wurde daraufhin an einer größeren
Tierzahl untersucht (376 Tibet Terrier)
Ergebnisse
• alle als betroffen geltenden Tibet Terrier
zeigten das Allel 2 reinerbig (2/2)
• die bekannten Anlageträger waren mischerbig
(2/4)
sicherer Anlageträger:
entweder
oder
Ergebnisse
• der überwiegende Teil der als frei geltenden
Hunde zeigte das Allel 4 reinerbig (4/4)
• in der untersuchten Stichprobe von 376 Tibet
Terriern kommt das mit CCL assoziierte Allel 2
zu 25,5% und das mit CCL-frei assoziierte
Allel 4 zu 74,5% vor
• bei 144 Hunden verschiedener anderer
Rassen konnte das Allel 2 nicht nachgewiesen
werden
Ergebnisse
• bisher insgesamt untersucht 983 (376+603 weitere)
Tibet Terrier
• davon zeigen 539 (55%) Tibet Terrier den nicht mit
CCL assoziierten Genotyp 4/4
• 381 (39%) sind mischerbig 2/4 (davon 24 bekannte
Träger)
• 63 (6%) Tibet Terrier zeigen den mit CCL
assoziierten Genotyp 2/2 (davon 24 bekannte CCLFälle)
Ausblick
• verwendbar als Marker zur Abschätzung des Risikos
für den einzelnen Hund an CCL zu erkranken
• Tiere mit dem Genotyp 2/2 tragen ein wesentlich
höheres Risiko an CCL zu erkranken als Tiere mit
dem Genotyp 2/4 oder 4/4
• Gefahr hierbei ca. 10% falsch positive Hunde
Ausblick
• Gene in Proben von Konjunktiva nachweisbar
• Problem: bisher nur Proben von betroffenen Tibet
Terriern
• Vergleich mit Proben von Hunden anderer Rassen
(nicht optimal)
Primäre Linsenluxation beim
Tibet Terrier
• monogen autosomal
rezessiver Erbgang
• Manifestationsalter
2-3 Jahre
• seit Oktober Gentest
in England/USA
Primäre Linsenluxation beim Tibet
Terrier
• zu erwartende Anlageträger laut
statistischer Berechnung: 13-15%
• bisherige Ergebnisse aus England:
– 135 Tibet Terrier frei
– 30 Tibet Terrier Anlageträger
– 1 Tibet Terrier betroffen (Kontrolltier)
• entspricht 18% Anlageträger
Danke für die Aufmerksamkeit!
Danke für die Unterstützung:
der Gesellschaft für Kynologische Forschung (GKF), dem Dortmunder Kreis (DOK), dem
Internationalen Klub für Tibetische Hunderassen e.V. (KTR), dem Internationalen Club
für Lhasa Apso und Tibet Terrier e.V. (ILT) und allen beteiligten Tierärzten
Erbgang
Anpaarung: frei x frei
Erbgang
Anpaarung: frei x betroffen
Erbgang
Anpaarung: Träger x Träger
Erbgang
Anpaarung: betroffen x Träger
Anpaarung: betroffen x betroffen
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