Spezial Naturkosmetikmarken

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Naturkosmetikmarken
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Foto: Marc Doradzillo/Alnatura
Foto: dm-Drogeriemarkt
MUM Oktober 2013 sentativen Zahlen hoch. Danach hat 2012
jeder Vierte zumindest einmal einen Naturkosmetikartikel eingekauft. 55 Prozent aller
gekauften Naturkosmetikprodukte gehören
dabei zu den preiswerten Handelsmarken.
Deren Absatz steigt seit Jahren stetig – und
zwar stärker als der Gesamtmarkt. Weil Handelsmarken billiger sind als Markenprodukte,
machen sie aber trotz hoher Verkaufszahlen
nicht so viel vom gesamten Umsatz aus. Ihr
Anteil am Naturkosmetikumsatz lag 2012 bei
29 Prozent. „Das ist aber deutlich mehr als
bei konventioneller Kosmetik“, betont Denise
Nordbeck von der GfK.
Zurückzuführen sei das auf die besondere
Stellung der dm-Eigenmarke Alverde. Sie ist
laut GfK auf den Absatz bezogen die meistverkaufte Naturkosmetikmarke Deutschlands. Ihr
ist es auch zu verdanken, dass sich die Drogeriemärkte zur wichtigsten Vertriebsschiene für
Naturkosmetik entwickelt haben (siehe Grafik). Im Naturkosthandel hingegen geht der
Umsatz mit Naturkosmetik seit 2010 zurück.
Branchenexpertin Elfriede Dambacher von
der Firma Naturkosmetik-Konzepte sieht die
Handelsmarken als einen Einstiegsmarkt, der
gut funktioniert. Damit die so gewonnenen
Kundinnen und Kunden auf ein Markenprodukt umsteigen, müssten die Hersteller dessen
Mehrwert herausstellen. „Sie müssen heute
deutlicher denn je machen, was sie besser können als eine preisgünstige Handelsmarke“, sagt
Dambacher.
Qualität als Argument für
Markenprodukte
Die Naturkosmetikpioniere können auf Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung und
Produktion verweisen. Sie waren es, die Rezepturen erfanden, eigene Herstellungsverfahren entwickelten, Projekte für Bio-Rohstoffe
gründeten und immer neue Sortimente in Naturkosmetikqualität auf den Markt brachten.
So wirbt Laverana-Sprecherin Sabine Kästner
für Dinge, die sie als „gelebte Selbstverständlichkeiten“ bezeichnet. Zum Beispiel, dass das
Unternehmen über 300 Bio-Inhaltsstoffe verwendet, 200 Zutaten selbst herstellt und mit
ökologischen Anbauprojekten in aller Welt
zusammenarbeitet.
Die Wala Heilmittel GmbH stellt die Pflanzenauszüge ihrer Dr.-Hauschka-Kosmetik
in einem aufwendigen, mehrtägigen Verfahren her, bei dem sie nach einem festgelegten
Rhythmus mit der Hand gerührt werden. Um
Zutaten wie Rosenöl oder Sheabutter in BioQualität zu bekommen, hat das Unternehmen
mehrere Anbauprojekte initiiert, zuletzt eine
Rosenölproduktion in Äthiopien. Auch Weleda und Primavera haben zahlreiche Projekte
in jahrelanger mühsamer Kleinarbeit aufgebaut. Einige dieser Projekte sind inzwischen
so erfolgreich, dass sie ihre Rohstoffe auch an
andere Hersteller verkaufen.
Ein Beispiel für die wegweisende Entwicklungsarbeit der Hersteller sind die Pflanzenhaarfarben, die Logona als Erstes auf den
Was die Deklaration verrät
Für den Blick auf die qualitativen Unterschiede, die sich dann auch im Preis niederschlagen, braucht man in der Regel
eine Brille oder gar eine Lupe: Die klein gedruckte Liste der Kosmetikinhaltsstoffe, kurz INCI-Liste, offenbart, welche
Rohstoffe ein Kosmetikprodukt enthält. Und die Reihenfolge der Zutaten verrät auch einiges über die enthaltene Menge
des Stoffes: Die Hauptbestandteile müssen am Anfang stehen. Je weiter hinten die Zutat aufgelistet wird, umso weniger
steckt davon im Produkt. Die beiden folgenden Beispiele verdeutlichen diese Praxis:
Aloive
Santaverde
INCI
Aqua, Alcohol denat., Glycine Soja: Oil*, Olea
Europaea: Fruit Oil*, Polyglyceryl-3 Dicitrate/Stearate, Vitis Viniferia: Seed Oil,
Glycerin, Cetearyl Alcohol, Butyrospermum Parkii: Butter*, Aloe
Barbadensis: Leaf Juice*, Distarch
Phosphate, Isoamyl Laurate, Argania Spinosa: Kernel Oil*, Prunus
Amygdalus Sylvia: Oil*, Caprylic/
Capric Triglyceride, Rhus Verniciflua: Peel Wax, Xanthan Gum, Aloe
Barbadensis: Leaf Juice Powder*,
Alaria Esculenta: Extract, Sodium
Stearoyl Glutamate, Sodium Lactate,
Tocopherol, Lactic Acid, Sodium Hyaluronate, PCA Ethyl Cocoyl Arginate,
Helianthus Annuus: Seed Oil*, Parfum,
Geraniol, Linalool, Citronellol
INCI
Aloe Barbadensis*,
Caprylic Capric Triglyceride, Sesamum Indicum
Oil*, Vitis Vinifera Seed
Oil, Persea Gratissima
Oil*, Cetearyl Alcohol,
Glycerin, Butyrospermum
Parkii Butter*, Hippophae
Rhamnoides Extract*,
Alcohol, Sodium Lactate, Myristyl Alcohol,
Glyceryl Stearate,
Verbena Officinalis Extract*,
Aleurites Moluccana Nut Oil, Sodium Cetearyl Sulfate, Sodium
Hyaluronate, Tocopherol, Ascorbyl Palmitate, Sodium Phytate,
Parfum, Limonene, Linalool, Geraniol, Citronellol, Citral, Coumarin
Preis: 4,95 für 50 ml
Herstellermarke vor allem für den Fachhandel.
Wird als Eigenmarke hergestellt für 11.500 Edeka-Verbrauchermärkte und 4.000 Netto-Discounter.
Zur Rezeptur: Bei der Aloe-vera-Creme Medium von Santaverde steht der Bio-Aloe-Saft an erster Stelle. Er bildet – statt
Wasser – zusammen mit Sesam-, Traubenkern- und Avocadoölen (Ersteres und Letzteres aus ökologischem Anbau) die
Grundlage der Creme, allerdings zusammen mit preiswerten
Trigylceriden. Die Creme enthält mit Sheabutter, Sanddorn- und
Eisenkrautextrakt zusätzliche pflanzliche Wirkstoffe in BioQualität. Ökologisch angebaute Zutaten werden
mit * gekennzeichnet.
Zur Rezeptur: Bei der Aloive straffende Tagescreme Bio Aloe
Vera & Olive steht die namensgebende Zutat Aloe vera an zehnter Stelle. In der Tube ist also nur ein Spritzer Aloe-vera-Saft. Die
wichtigsten Zutaten sind Wasser und konventioneller Alkohol.
Das ebenfalls namensgebende Olivenöl kommt bei den Ölen erst
an zweiter Stelle, nach dem preiswerteren Sojaöl. Die weiteren
ausgelobten Zutaten wie Arganöl tauchen in noch kleineren
Mengen auf.
Markt brachte und mit denen sie die Palette
der Naturfarben weit über das bis dahin vorherrschende Hennarot hinaus erweiterte. Von
Lavera kam die erste Sonnencreme mit 100
Prozent mineralischem Lichtschutz. Auch
waren es Naturkosmetikhersteller, die manche Zutaten so bekannt machten, dass auch
konventionelle Firmen sie verwendeten – von
Aloe vera bis zum Teebaumöl.
Ein weiterer Kostenpunkt sind Marketing
und Werbung. Eine Eigenmarke braucht keine Werbung. Es reicht, den Kunden in den
Filialen auf das Angebot aufmerksam zu machen. Sogar die dm-Drogeriemärkte weisen
für ihre Eigenmarke Alverde ein Team von
gerade mal fünf Personen aus. Ein Hersteller
hingegen, der sich im Fachhandel gegen Mitbewerber durchsetzen muss, braucht neben
einer starken Marketing- und Vertriebsabteilung noch einen Außendienst, der die Kunden
betreut, sowie eine Hotline für Verbraucher
und vieles mehr.
Preis: 24,90 für 30 ml
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Sparfaktor: Rezepturen
und Zutaten
Neben Handelsstrukturen und Eigenmarken
spielen die Rezepturen eine wichtige Rolle
bei den Kosten. Namensgebende Zutaten in
homöopathischen Dosen zu verwenden, spart
natürlich Kosten. Der Blick auf die klein gedruckte Inhaltsstoffliste verrät einiges: Wenn
der Granatapfelextrakt erst an 24. Stelle auftaucht, kann nur eine geringe Menge davon in
der Creme stecken. Denn je weiter hinten die
Zutat aufgelistet wird, umso weniger ist davon
enthalten. Ob die pflanzliche Zutat biologisch
angebaut ist, spielt angesichts der verschwindend kleinen Zugabe dann auch keine Rolle
mehr. Bei Zutaten, die in größeren Mengen ins
Produkt eingehen, beeinflusst die Bio-Qualität
dagegen sehr wohl den Preis. Viele Hersteller kennzeichnen die Bio-Zutaten mit einem
Sternchen. Ausnahmen sind ausgerechnet die
Marktführer Dr. Hauschka und Weleda, die bis
heute ihre Bio-Zutaten nicht ausloben.
Handelsmarken sparen an teuren Zutaten.
Preisgünstige Öle wie Oliven- oder Sojaöl werden eher eingesetzt als teure Öle aus Samen
und Kernen wie Sesam-, Aprikosenkern- oder
Mandelöl. Und es gibt noch weitere Spielräume: Ein Öl aus erster Pressung ist teurer als
eines aus zweiter, ein natives Öl kostet mehr
als ein raffiniertes. Besonders teure Wirkstoff­
öle, etwa Granatapfelkernöl, Argan- oder Rosenöl sind in preiswerten Produkten nicht
enthalten.
Apropos Rose: Fast jeder Naturkosmetikhersteller hat eine Pflegeserie, die Wildrose oder
Rose heißt und entsprechend duftet. Doch
echtes Rosenöl ist nur selten in diesen Produkten. Sattdessen kommen zum Beispiel Rosenblütenwasser oder Rosa Moschata Seed Oil
zum Einsatz. Letzteres wird manchmal wahrheitsgemäß als Hagebuttensamenöl deklariert
– es ist zwar gut für die Haut, duftet aber nicht.
MUM
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