Dr. med. vet. Otto Egbering Fachtierarzt für Schweine Tierarzt für Bestandsbetreuung und Qualitätssicherung im Erzeugerbetrieb–Schweine– Tierarztpraxis für Großtiere Praxisinfo für Schweinehalter Wie sieht eine strategisch richtige Entwurmung aus ? Folgekrankheiten, was einen höheren Aufwand an Arzneimitteln zur Folge hat. Der Grund hierfür liegt darin, dass bei der Wurmbekämpfung Fehler gemacht werden. Es wird häufig nicht bedacht, dass die Würmer in verschiedenen Parasitenstadien im Tier vorkommen und dass dies bei der Bekämpfung berücksichtigt werden muss. Es muss strategisch vorgegangen werden. Bild 1: Acaris suum = Spulwurm. Dieser Wurm verursacht die Wurmknoten in der Leber. Trotz regelmäßiger Entwurmung bleibt das Problem des Parasitenbefalls in den schweinehaltenden Betrieben bestehen. Es entstehen erhebliche wirtschaftliche Schäden durch niedrigere Schlachterlöse aufgrund verringerter Fleisch- und Schlachtkörperqualität. Weiter entsteht eine Erlösreduktion durch Leberverwürfe (Leberverwürfe bis zu 50% sind keine Seltenheit). Außerdem entsteht ein höherer Bild 2: Spulwurmeier, mikroskopisch vergrößert: Spulwurmeier haben eine sehr dicke, harte Schale. Kostenaufwand wegen schlechterer Futterverwertung, steigender Verlustraten und ein vermehrtes Auftreten von Der Spulwurm spielt beim Mastschwein die größte Rolle! Bei unseren Zucht- und Mastschweinen spielt vor allem der Spulwurm (Bild 1) eine große Rolle. Das dickschalige Spulwurmei (Bild 2) wird über das Maul aufgenommen (siehe Entwicklungskreislauf des Spulwurms in Bild 3/ gelber Punkt Nr.1). Im Darm schlüpfen die Larven aus den Eihüllen, bohren sich in das Blutgefäßsystem und gelangen über den Blutstrom in die Leber (Bild 3/ gelber Punkt Nr.2). Hier verursachen sie bindegewebige Veränderungen, die sogenannten „milk spots“ (Bild 4), der Grund, weshalb die Leber verworfen wird. Von der Leber aus gelangen sie mit dem Blut über das Herz in die Lunge. Hier bohren sie sich durch das Lungengewebe in die Bronchien und werden dann hochgehustet und wieder abgeschluckt (Bild 3/gelber Punkt Nr. 2). Auf diesem Wege gelangen sie dann weiter in den Darm und entwickeln sich hier zum erwachsenen Wurm. Dieser scheidet dann wieder infektiöse Spulwurmeier aus (Bild 3/gelber Punkt Nr.3 und gelber Punkt Nr. 4). Seite 1 von 4 Strategische Vorgehensweise bei der Entwurmung Bild 3: Entwicklungskreislauf des Spulwurms (sieh gelbe Punkte) Achtung!! Bei chronischem Husten soll man wegen der Lungenwanderung des Spulwurms und der damit verbundenen Lungenschädigung immer auch Spulwurmbefall denken und diesen eventuell mit bekämpfen! Bei der Entwurmung muss man unbedingt berücksichtigen, dass Würmer stets in verschiedenen Parasitenstadien (Ei, Larve, erwachsener Wurm) im Wirtstier vorkommen. Die Dauer der Entwicklung vom infektiösen Parasitenei über verschiedene Larvenstadien bis hin zum erwachsenen Wurm, der wieder infektiöse Eier produzieren kann, wird Präpatenzzeit genannt. Die heute verwendeten Universalentwurmer erfassen aber nicht alle Parasitenstadien. Es werden z.B. die Wurmeier bei einer Wurmkur nicht abgetötet. Aus diesem Grund muss man diese sogenannte Präpatenzzeit der Würmer bei der Wurmbehandlung berücksichtigen. Weitere Wurmarten, die beim Schwein eine Rolle spielen. Zu den sogenannten Magen-DarmStrongyliden zählen der Rote Magenwurm und die weißlichen Knötchenwürmer. Letztere Wurmart ist besonders bei Zuchtschweinen wichtig und ihr Infektionsdruck nimmt mit dem Alter der Tiere zu. Eine weitere wichtige Wurmart bei den Schweinen ist der Zwergfadenwurm. Er ist ein Darmparasit, der besonders bei jungen Saugferkeln vorkommt. Die Larven des Parasiten gelangen auf zwei Wegen in das Ferkel. Einerseits dringen die Larven durch die Haut in das Ferkel ein. Andererseits werden die Larven, die bei den Zuchtsauen auch in einem Ruhestadium im Gesäuge vorkommen, über die Sauenmilch ausgeschieden und gelangen beim Säugen ins Ferkel. Der Peitschenwurm und der Lungenwurm spielen beim Schwein eine nicht so große Rolle. Bild 4: Schweineleber mit extrem viel Wurmknoten (milk-spots). Diese Wurmknoten entstehen bei sogenannten Leberwanderung der Spulwurmlarven. Sie bohren sich regelrecht durch die Leber und hinterlassen hierbei Narbengewebe in der Leber, welches sich weißlich als sogenannter milk-spot darstellt. Seite 2 von 4 Plan für eine strategische Vorgehensweise bei der Parasitenbekämpfung: Von der Infektion, das heißt, von der Aufnahme bzw. vom Eindringen infektionsfähiger Parasitenstadien bis hin zum erneuten Ausscheiden von infektiösen Parasiteneiern benötigt der Parasit einen gewissen Zeitraum. Man nennt diesen Zeitraum „Präpatenzzeit“! Bei einer strategischen Vorgehensweise sollte diese Zeit abgedeckt sein, um eine möglichst große Sicherheit bei der Entwurmung zu bekommen. Dieser Zeitraum beträgt bei den oben erwähnten Wurmarten zwischen 36 und 42 Tage. Eine dreimalige Entwurmung der Mastschweine mit einem Universalentwurmer in der 9., 15. und 21. Woche beginnend am Ende der Flat-Deck-Phase wird die Zahl der infektionsfähigen Eier in der Umwelt der Schweine und das Risiko einer Neuinfektion minimieren. Die letzte Wurmkur sollte jedoch mindestens 5 bis 6 Wochen vor der Schlachtung abgeschlossen sein, da die narbigen Veränderungen an der Leber (milk-spots) eine gewisse Zeit zur Ausheilung benötigen. Dieses strategische Entwurmungsmanagement muss zwingend durch eine sorgfältige Reinigung und mit einer gegen Wurmeier wirksamen Desinfektion ergänzt werden, damit Neuinfektionen vermieden werden. Seit einiger Zeit sind auch Kombimittel mit bakterizider, viruzider und antiparasitärer Wirkung auf dem Markt. Auswahl der Entwurmungsmtittels: Zur Entwurmung kommen in unserer Praxis verschiedene Universalentwurmungsmittel zur Anwendung. Dies ist abhängig von der Art der Verabreichung (Trinkwasser- oder Futtermedikamentierung bzw. Injektionsbehandlung). Bei gleichzeitigem Endo- und Ektoparasitenbefall verwenden wir Kombi-Mittel. Lassen sie sich diesbezüglich von unseren Tierärzten beraten. Im Rahmen dieser Beratung erhalten sie von uns eine Liste der in unserer Praxis verwendeten Entwurmungspräparate. Karl Heinritzi / Hans Rudolf Gindele / Gerald Reiner und Ute Schnurrbusch: „Schweinekrankheiten“ Manfred Stein - animal health: „Schweineparasiten“ S. Kurze und H.-H. Wesemeier: „Spulwurmbefall und Leberverwürfe bei Schweinen - Erhebungsdaten aus der Praxis und wirtschaftliche Folgen“ Zeitschrift - Praktischer Tierarzt Literaturstellen: Heinz Mehlhorn, Dieter Düwel und Wolfgang Raether: „Diagnose und Therapie der Parasitosen von Haus-, Nutz- und Heimtiere Seite 3 von 4 Autor: Dr. Otto Egbering Fachtierarzt für Schweine Kalksbecker Weg 122 48653 Coesfeld Tel.: 02541 / 81488 E.mail: [email protected] Seite 4 von 4