Anti-Müller-Hormon

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Info 5/2012
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Anti-Müller-Hormon
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Differenzierung: kastriert, unkastriert oder krytorchid
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Diagnostik von Granulosa-Zell-Tumoren bei der Stute
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) ist ein Glykoprotein, welches während der Embryonalentwicklung
eine wichtige Rolle bei der sexuellen Differenzierung spielt.
Beim männlichen Tier bewirkt Testosteron die
Entwicklung der Wolffschen Gänge, während
AMH für die Regression der Müllerschen Gänge
benötigt wird.
Beim weiblichen Tier wird AMH während der
sexuellen Differenzierung nicht exprimiert, so
dass eine normale Entwicklung des weiblichen
Genitaltraktes möglich ist. Nach der Geburt wird
AMH beim weiblichen Tier von den Granulosazellen preantraler und kleiner antraler Follikel
sezerniert. AMH inhibiert dabei die Weiterentwicklung primordialer Follikel und vermindert die
Ansprechbarkeit wachsender Follikel auf FSH.
Pferd
In der Humanmedizin wird die AMH-Bestimmung zur Diagnose von Granulosa-Zell-Tumoren (GZT) eingesetzt. Da bei der Stute der GZT
(Abb.1) der am häufigsten diagnostizierte Tumor
des Genitaltraktes ist (ca. 85% der Tumoren der
Fortpflanzungs-organe), lag es nahe, diesen diagnostischen Ansatz auch für die Stute zu verfolgen. Aufgegriffen wurde dieser Gedanke von
B. A. Ball et al., die erstmals auf der AAEP Annual Convention im November 2011 Ergebnisse
von Untersuchungen an Pferden vortrugen. Der
Arbeitsgruppe gelang es, einen Test für Pferde
zu etablieren und zu validieren.
Abb.1: Granulosazelltumor einer 9-Jahre alten Stute
AMH blieb über den Zyklus unverändert, zeigte aber individuelle Unterschiede zwischen den
Stuten (0,22–2,94 ng/mL).
Die AMH-Konzentrationen lagen bei nicht-tragenden Stuten geringfügig über denen der tragenden Stuten.
Ovarektomierte Stuten wiesen deutlich niedrigere AMH-Spiegel (<0,1 ng/mL) und Stuten mit
GZT deutlich höhere Hormon-Konzentrationen (>
14,0 ng/mL) als normale Stuten auf.
Bezüglich der Diagnose von GZT erzielte der
Test eine Sensitivität von 95%, was deutlich über
den bis dahin verwendeten Tests auf andere
Hormone lag. Bei der Untersuchung von Inhibinkonzentrationen rechnet man mit einer Sensitivität von 85%, bei Einsatz der TestosteronBestimmung liegt die Sensitivität bei 55%. Andere
Ovartumoren (Karzinome, Adenome etc.) werden durch die AMH-Bestimmung nicht erfasst.
LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG
Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68548 • www. laboklin.com
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Beim Hengst wird AMH in den Sertolizellen exprimiert; es bleibt bis zur Pubertät hoch und fällt
dann mit steigender Testosteronproduktion ab.
Dennoch lassen sich Hengste und Kryptorchiden
über AMH-Bestimmung eindeutig von kastrierten
Tieren unterscheiden (Tab. 1). Die AMH-Konzentration ist beim männlichen Tier ein nützlicher
Biomarker für das Vorhandensein testikulären
Gewebes und kann so zur Kryptorchismus-Diagnostik eingesetzt werden. Dieser Test ist dabei
auch bei jungen kastrierten Tieren einsetzbar –
im Gegensatz z.B. zur Östronsulfat-Bestimmung.
Hund & Katze
Die Diagnose kastriert versus nicht kastriert stellt
beim weiblichen Tier, gerade bei Tieren mit unklarer Vorgeschichte, wie z.B. bei Fundtieren,
eine Herausforderung dar. Auch hier kann mittels
der AMH-Bestimmung sowohl bei Hündinnen als
auch bei Katzen eine Diagnose herbeigeführt
werden. Die Hündinnen sollten zum Zeitpunkt
der Untersuchung mindestens 6 Monate alt sein.
Der Zyklusstand -auch Anöstrus- hat dagegen
keinen Einfluss auf die Interpretierbarkeit. Die
Notwendigkeit, einen dynamischen Test durchzuführen, entfällt!
Entsprechendes gilt für Rüden und Kater: hier
kann die AMH-Bestimmung zur Kryptorchismusdiagnostik herangezogen werden. Da die AMHSekretion in den Sertolizellen erfolgt, weisen
AMH-Konzentrationen über dem vorgegebenen
Grenzwert auf das Vorhandensein von Hodengewebe hin (Tab. 1).
Testablauf
Bei dem Test handelt es sich um einen ELISA,
der einmal wöchentlich bei uns im Labor durchgeführt wird. Als Material wird Serum oder Lithium-Heparin- Plasma benötigt. Die Probe sollte
zeitnah abzentrifugiert und, zellfrei abpipettiert
werden. Eine Kühlung wird empfohlen.
Tab. 1: Grenzwerte der AMH-Konzentrationen im
Serum verschiedener Spezies
AMH-Konzentrationen (ng/ml)
kastriert
nicht kastriert
Hund
- weiblich
- männlich
< 0,02
< 0,1
> 0,5
> 2,0
Katze
- weiblich
< 0,1
> 2,0
Pferd
- männlich
< 0,1
> 2,0
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