Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Romanische Philologie Wintersemester 2009/2010 Hauptseminar: Sprachkontakt Französisch-Deutsch Dozentin: Dr. Barbara Schäfer-Prieß Referentinnen: Caroline König, Marina Betzl, Martina Plank 14. 12. 09 Germanische Entlehnungen ins Galloromanische I. Die erste Periode germanisch-römischer Beziehungen Die Berührungen zwischen Römern und Germanen lassen sich bis in das zweite Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Die Handelsbeziehungen der Römer mit den Germanen gehen ebenso in die Zeit vor Caesar zurück (Fellhandel und Handel mit germanischen Flaumfedern). 1. Chronologische Einordnung - 122 – 118 v. Chr.: Begründung der Gallia Narbonensis durch die Römer - 113 – 100 v. Chr.: Zug der Zimbern und Teutonen durch Gallien, Italien und Spanien von entscheidender Bedeutung für die Geschichte der germanisch-römischen Beziehungen Die Zimbern und Teutonen gingen zwar auf ihrem Kriegszug selbst unter, waren aber der Anlass, dass keltische Stämme in Süddeutschland neue Wohnsitze aufsuchten und germanische Stämme aus Innerdeutschland an ihre Stelle nachrückten. - 72 v. Chr.: Ariovist zieht gegen Westen, überschreitet den Oberrhein und besetzt die Pfalz und das Elsass. Germanen werden unmittelbare Nachbarn der Römer - 59 - 51 v. Chr.: Caesar unterwirft das übrige Gallien. - Rhein als Grenze zwischen Rom und dem selbständigen Germanien nach missglückten Versuchen der Römer, das Gebiet zwischen Rhein und Elbe zu unterwerfen - 14 – 37 n . Chr.: Germanische Bezirke links des Rheins werden unter Tiberius in die römischen Militärbezirke von Mainz (Germania superior) und Köln (Germania inferior) zusammengefasst. Rhein und (gegen Süden) Donau bleiben Grenzen, bis die Römer um die Mitte des 1. Jh. die die südlichen Landstriche Badens und Württembergs besetzen. - ca. 50 n. Chr.: Römer besetzen die südlichen Landstriche Badens und Württembergs - 81 – 96 n. Chr.: Die Vorrückung in Südwestdeutschland wird unter Domitian fortgesetzt und führt nach wechselvollem Geschick bis zu der bekannten Grenzlinie des Limes Germanicus und Limes Raeticus, der bis ca. 350 n. Chr. die Reichsgrenze bleibt. - ca. 90 n. Chr.: Gleichzeitig mit dem Vordringen der Römer zwischen Rhein und Donau werden die beiden westrheinischen Militärbezirke zu römischen Provinzen erhoben. Die beiden westrheinischen Militärbezirke bilden nun das germanisch-römische Hinterland für neuerworbenes und kulturell noch zu gewinnendes Zehentland = Gebiet der Agri Decumates in Südwestdeutschland - 234 – 260 n. Chr.: Aufgabe der römischen Erwerbungen jenseits des Rheins. - bis ≈ 400 n . Chr.: linkes Rheinufer bleibt in römischen Besitz - 403 n. Chr.: Stilicho zieht die römische Rheinarmee zum Schutze Italiens zurück. - ab 450 n. Chr.: Fränkische Volksmassen ziehen über den Rhein und besetzen die Hauptmittelpunkte des römischen Lebens in den Rheinprovinzen wie Köln und Trier. - zu dieser Zeit fällt auch die Donaugrenze Schritt für Schritt - Unter Odoaker zieht ein Teil der römischen Provinzialen nach Italien ab, ein anderer Teil läßt sich in den rätischen und norischen Hochalpen nieder. Beitrag zur endgültigen Romanisierung der Bevölkerung 450 n. Chr.: Abschluss der ersten Periode germanisch-römischer Beziehungen (Gamillscheg. Romania Germanica Bd.1, S. 3 -33) 2. Sprachkontakt zwischen Römern und Germanen In den Grenzländern des römischen Reiches standen Jahrhunderte lang Römer und Germanen miteinander in Berührung. Auf römischer Seite: Verwaltungsbeamte, Soldaten und Kaufleute, in den späteren Jahrhunderten auch die romanisierte keltische Restbevölkerung Auf germanischer Seite: Stämme, die im zweiten Teil der Völkerwanderung zum Teil untergegangen sind und Germanen, die als Soldaten oder Sklaven ins römische Reich kamen (Gamillscheg. Romania Germanica Bd.1, S. 22 f.). 2. 1 Substrateinflüsse des Germanischen auf die lateinische Sprache - Berührungspunkte zwischen Germanen und Galloromanen Einflüsse von Kontaktsprachen auf Latein und frühes Galloromanisch - Fehlt bei einem alt belegten Wort eine überzeugende lateinische oder germanische Etymologie, liegt ein Substratansatz nahe. Die Plausibilität dafür wird erhöht durch die Zugehörigkeit zu einem onomasiologischen Bereich, bei dem das Überleben von Reliktwörtern besonders wahrscheinlich ist, z. B. Landwirtschaft, bestimmte Bodenformen. Beispiele für germanische Substratwörter: *buskum, frz. la bûche («Holzscheit») *spelt/spelz («Dinkel, Spelz»), frz. épeautre; ital. spelta *braca/ broca («Beinkleid»), lat. bracae (Geckeler. Einführung in die französische Sprachwissenschaft, S. 594 ff.; Kolboom. Handbuch Französisch, S. 216 – 221; Gamillscheg. Romania Germanica Bd. 1, S. 22 ff.) 2. 2. Geringe Auswirkung des Germanischen auf das Römische (bis ins 4. Jh.) - Geringer Einfluss des Germanischen auf die römische Sprache und Kultur (Gamillscheg, Romania Germanica Bd.1. S. 22 f.) Nur sehr wenige germanische Wörter, die bei römischen Schriftstellern erwähnt werden: Zum Teil Handelsbezeichnungen, zum Teil sprachliche Curiosa, die von den Schriftstellern für Beschreibungen des Germanischen gebraucht werden. Nur von den wenigsten kann man annehmen, dass sie wirklich dem römischen Wortschatz angehörten. Beispiele (aus der ersten Schicht: alces Elch carrago drungus framea glaesum melca reno sapo vanga Wagenburg Kriegsschar Speer Bernstein saure Milch Pelzwerk Seife Hacke ganta bei Plinius in der Bedeutung von Wildgans: Ausdruck, der mit dem Handel von Flaumfedern zusammenhängt. - taxoninus bei Marcellus Empiricus, 4 Jh. (westgermanisch Þahsu «Dachs») Romanisierung zu taxus; lebt in dieser Form im Italienischen und Alpenromanischen weiter taxo, das sich aus der Ableitung taxoninus und aus dem franz. taisson erschließen lässt, ist eine typisch galloromanische Weiterbildung gehört der römischen Vulgärsprache des 4. Jh. an - vanga «Hacke» (4. Jh.) bei Palladius in seinem Buch „De re rustica“ belegt: Eine Aufzählung der ländlichen Arbeiten, nach Monaten geordnet. volkstümlich, lebt im Italienischen weiter (Gamillscheg. Romania Germanica Bd.1, S. 23 f.) - II. Germanische Entlehnungen ins Galloromanische ab dem 5. Jhd. 1. Datierung: (Alt)fränkische Lehnwörter im Galloromanischen sind oft nicht datierbar, da man sich des Ursprungs nicht gewiss sein kann. Da (laut Gamillscheg, S152ff) bei in mehrfach belegten Wörtern der Ort des Erstbelegs zur Datierung genutzt werden muss, ist keine Gewissheit über den Ursprung und eventuell vorangegangene Entlehnungen oder Veränderungen aufgrund von Sprachkontakt möglich. 2.Wege des Germanischen ins Romanische 2.1. Historische Entwicklung Bereits vor der Zeit der Eroberung der Reste des römischen Imperiums befinden sich viele Germanen in den römischen Gebieten. Sie dienen dort meist in den Heeren oder als Sklaven. Dadurch stoßen die erobernden Franken vielerorts auf Sprachverwandte. Die Franken breiten sich nach dem sukzessiven Zusammenbruch des römischen Imperiums (406 Germania Inferior) in ganz Nordbelgien aus (Grenze: Linie Arras-Marck-FamarsTongern-Andernach a. Rh.) und dann in Nordwestfrankreich. 455 rücken die Franken unter „Chlodio“ bis an die Somme vor. 460 nehmen die Franken Köln gänzlich ein und rücken von dort nach Westen und SW vor. Frankenkönig Childerik (460-482) war des Lat. mächtig 480 Anschluss der Champagne 487 Ausdehnung der (fränk.) Reichsgrenze bis an die Loiregrenze (Gotisches Reich) 507 Vernichtung des Gotenreichs Frankenkönig Childebert (511-558) sprach fließend Latein 520 -560 die Franken erobern das vernichtete Gotenreich (vor dieser Zeit ins Romanische eingedrungene gotische Ausdrücke werden durch die fränkisch-mittellateinischen ersetzt) Ende des 6.Jahrhunderts Aufhebung das Eheschließungsverbot zwischen Romanen und „Barbaren“ -> starke Sprachvermischung und Romanisierung ab 600 ist das westliche Gallien vom rheinländischen Fränkisch bereits durch einen „romanisierten Gürtel“ getrennt (Neuerungen wie die neuhochdeutsche Lautverschiebung erreichen Gallien nicht mehr.) um 800 ist nur noch der Bereich um St.Omer bis Lille und das Küstengebiet der Boulogne bis ans Normannenreich fränkisch im Mittelalter sind nur noch einzelne Sprachinseln fränkisch, zuletzt die Gegend um St.Omer Latein war die Sprache des Hofes und der Diplomatie mit Rom und den anderen germanischen Stämmen -> das Vulgärlateinisch-Galloromanische breitet sich über die ganze Galloromania aus. Diese neue Form „Mittellateinisch“ trägt Ausdrücke germanischer Herkunft bis über die Alpen nach Italien (ab 539 unter Theudebert bis 843) 2.2. Auswirkungen des Sprachkontakts: Besetzungsstrategie der Franken und Folgen für die Sprachlichkeit: Tongern, Tournai, Cambrai, Arras (salische Franken): Versuch der Ausrottung des romanischen Volkstums -> starke, intensive fränkische Zeugnisse Deutsche Rheingegend (ripuarische Franken): nur schwach besiedelt, unter Anerkennung galloromanischen Grundbesitzes -> schwächere Ausprägung von Siedlungsnamen Gebiet Seine-Loire: nur militärisch besetzt, keine Siedlungen -> keine Siedlungsnamen 2.3.Zeugnisse: • Ortsnamen auf –iacum, deren Anfang nun fränkisch ist 1.) älteste Schicht: auf -iacum -> germ. Name + roman. Endung 2.) 6./7. Jhd. (mehrsprachige Zeit): -iacum wird zu –courte; -villa -> germ. Sprachform+ roman. Wortmaterial 3.) jüngere Schicht (nach Rückgang d. fränk. Einflusses): rein romanische Zusammensetzung ->Bsp: 1.) Baudiacum 2.)Baudoni-courte 3.)Courtomer • Ortsnamen auf fränk. Eigennamen oft auf –a, wegen des idg. Lokativs auf õĩ: fränk. akker -> Deux-Acren alvi (~Fluss) ->Auve; ard (~Ackerland) -> Chaudardes Germanische Wörter bei röm. Schriftstellern im 5/6. Jhd.: -Vegetius (5.Jhd.): got. tufa (~Helmbusch), nur noch in der Ostgalloromania -Palladius, De re rustica (4.Jhd.): germ.: vanga (heute noch in Italien) -bei Procopius βάνδον ~got.Fahne -bei Sidonius Apollinaris (Fränk. ins Gallorom.) vargus (~Strolch) III. Wirkungen der Ad- und Superstrate auf die Galloromania 1.Verbreitung der Germanismen in den verschiedenen Jahrhunderten (Thesen von Gamillscheg): Wörter ab dem 5.Jahrhundert (Unterschied Ost-/Westromania): • Abtrennung der Ostromania von der Westromania um 400 -> Wörter, die nach 400 bezeugt sind, die eine dem Westgermanischen gleichende Lautform haben, müssen über eine vorherige Entlehnung ins VL in die Ostromania eingedrungen sein. Bsp.: wgerm. marrjan -> ahd. marren, prov. marrir (betrüben) -> ital. smarrire (verirren), aber rum. amarî mit lat. Präfix, wie in aspan. amarrido • Romanisierung ursprünglich germanischer Wörter im 5./6. Jhd: 1. Gamillschegs These der Wortverschmelzung: in vielen Fällen kann man das germanische Wort nicht mehr zweifelsfrei identifizieren, da es im Laufe der Zeit zu Verschmelzungen kam. Bsp.: frz.robe, it.roba, prov. rauba, span. ropa aus westgerm. rauba und got.roђa -> Deutung nicht sicher. 2. Kollektiva-Ableitung: Nach Gamillscheg werden viele ins Romanische gelangte germanische Wörter in Form eines Kollektivums mit der Endung –a übernommen. Z.b.: fränk. bord (~Balken), als gallorom. borda (~Hütte, als Kollektiv vieler Balken) • Im 7. Jahrhundert: Verbreitung durch Rechtstexte: Im 7. Jhd. sind die wichtigsten Zeugnisse die Pro- und Epiloge der Lex Salica (fränkisches Strafrecht), die sicher nicht vor dieser Zeit entstanden sind. Da das Fränkische im 6.Jhd. in Nordfrankreich eine lebende Sprache war, hat man es mit garantiert fränkischem Sprachgut zu tun. Wichtige Wörter sind zum Beispiel ђingôn (Gericht halten), skapîn (Schöffe), die zwar in dieser Form aus dem Wortschatz verschwunden sind, sich aber in den Familiennamen fortgesetzt haben (Tincry in Lothringen, im Fall von ђing-). • 8.Jhd. „späte Wortwanderung“: Die weite Verbreitung germanischer Lehnwörter über die ganze westliche Romania fand oft durch „späte Wortwanderung“ statt: Im 5./6. Jhd. dringen romanisierte ursprünglich germanische Wörter durch das Mittellateinische so weit in die Galloromania ein, wie der fränkisch-galloromanische Kultureinfluss. Z.B. germ. (com)marka (~Grenzgebiet) ->mlat. marca ->af. marche, prov. marca; Ort in Frankreich (Comarque) reicht. Bsp.2: fränk. skapîn -> gallorom. scapinus -> (8.Jhd.) nordfranz. skjavin -> mittellat. sclavinus -> it. schiavino. vs. span. esclabín (kein Lautwandel im Italienischen! 9.Jhd.: l wird zu j nach k) • Bedeutungsübertragung ab dem 8. Jhd finden sich vermehrt Wortbelege aus dem Bereich Waffen, die verglichen mit seit frühester Zeit belegten Waffen, (wie fränk. dard ->span./port./ital. dardo frz. dard ~ Wurfspieß) neuere Technologien, wie Bolzengeschoße bezeichnen, (fränk. bulђjo ->afrz. boujon ~ großer Pfeil -> frz. boujon ~ Zeugstempel, wall.~Eiszapfen) und die sich oft bis in die heutige Zeit mit ihrer eigenen, oder einer sehr ähnlichen übertragenen Bedeutung erhalten haben. • Ausblick: Je stärker das Germanische/Fränkische im Laufe der Jahrhunderte vom Romanischen zurückgedrängt wird, desto weniger neu entlehnte Germanismen sind logischerweise belegt. Bei bereits belegten Wörtern und nun mit bis dahin unbekannter Bedeutung erhalten sind, handelt es sich dann oft nicht um neu entlehnte Wörter, sondern um durch Bedeutungserweiterung entstandene Ausdrücke. Bsp.1: fränk.bûr (~Hütte, Haus), das im 9.Jhd als „Wirtschaftsgebäude (eines Klosters)“ überliefert ist. Bsp.2: fränk. dungjo (~Haus in der Erde, wo Frauen Hausarbeiten verrichten) wird im 10. Jhd. erweitert zu dognon (~Unterbau, auf dem die Wachtürme ruhen) und ist im klassischen Französisch bereits auf den Verteidigungsturm übergegangen unter der Form donjon; jedoch ist diese Etymologie heute unzutreffend. 2. Einfluss des germanischen Superstrats auf die französische Sprache Epoche der Zweisprachigkeit (Galloromanisch/Germanisch) Koexistenz verschiedener Ausprägungen des Sprechlateins und der Sprache der germanischen Eroberer (Westgoten, Sachsen, Burgunder, Alemannen, Franken) , von denen die Franken den nachhaltigsten Einfluss auf das Französische hatten. Fränkische Lehnwörter: a) Lexik: Der Einfluss des Fränkischen beschränkte sich im Wesentlichen auf den Wortschatz. Die Bände 15-17 des FEW (Französisches Etymologisches Wörterbuch) verzeichnen ca. 725 altgermanische Etyma: - Kriegswesen und Rittertum: baron, gagner, guider, marcher, héraut Rechtswesen: gage, ban, saisir, garantir Wald und Holz(-verarbeitung): bois, fauteuil (frk. faldistol) Handwerk: salle, halle, loge, bâtir Kleidung: robe, froc, écharpe, feutre Landwirtschaft: blé, gerbe, fourrage Pflanzenwelt: hêtre, houx, saule, osier, cresson Tierwelt: héron, chouette, hanneton, frelon Farben: blanc (frk.. blank), bleu ( frk. blao), brun, gris, blond (germ. blund), fauve Körperteile: échine, hanche b) Onomastik (Namen und Namensbedeutung): Eigennamen wie Gérard<Gerhard, Charles<Karl, Bernard<Berinhard → Familiennamen: Thierry, Aubert, Garnier c) Toponomastik (Ortsnamenkunde): - fränkischer Personenname + frk. Suffix –ingas (vgl. deutsch –ingen), dessen Bedeutung mit “Zugehörigkeit“ angegeben wird: z.B. Fulko + -ingas → Fouchanges - frk. Personnenname + court (<lat.cohorte) oder ville (<lat. villa) oder villier(s) (lat. villare): z.B. Faronville (zu Faro) d) Phonetik/Phonologie: - fränk. w: wurde zu gu adaptiert und dann zu g vereinfacht: wardon ( alfrz. guarder, nfrz. garder oder frk. werra> frz. guerre - h aspiré: h-, das in lat. Wörtern längst verstummt war, wurde in fränkischen Wörtern übernommen und behielt seine Aspiration in der Ile-de-France bis zu Beginn der Neuzeit. e) Morphosyntax: - Präfixe: bei den Präfixen mé(s)- und altfrz. for- wird sowohl germanische (dt. missund ver-) als auch lateinische Herkunft (minus bzw. foris) angenommen: Beispiele: méfait, méchant) - Suffixe: -ard, -aud und altfrz. –enc (dt. – ing) - Möglicherweise auch Verwendung des indefiniten Pronomens –on (lat. homo) - Voranstellung des distinktiven Adjektivs: z.B. Rolandslied: afrz: tanz blancs osbercs nfrz: tant de hauberts blancs - Lehnbildungen: Parallelen im semantischen Bereich, insbesondere Polysemien: verre “Glas (Material und Trinkgefäß)“ jouer “spielen (Instrument und Spielzeug)“ 3. Germanische Adstrateinflüsse a) Einfluss des Deutschen im15. Jahrhundert - Wörter, die über deutsche und schweizerische Söldner vermittelt werden: butin, trinquer, cible erste mineralogische Termini: bismuth, zinc familiäre Ausdrücke: faire la bringue, loustic sekundäre Übernahmen von Lexemen germanischer Herkunft durch Entlehnung aus einer anderen romanischen Sprache als Kulturadstrat, z.B. aus dem Italienischen loggia, banque b) Einfluss des Deutschen seit dem 18.Jahrhundert (vor allem durch den deutschen Fachwortschatz) - Geologie: cobalt, nickel, quartz - andere Bereiche: accordéon, aspirine, leitmotiv, nazi c) Anglizismen in der französischen Sprache (gegenseitige Beeinflussung durch kulturelle, wirtschaftliche, politische und sonstige Kontakte) Beispiele: le jogging, le building, le gangster Literatur - Gamillscheg, Ernst (²1969): Etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache, 2 Bde, Heidelberg: Winter. - Gamillscheg, Ernst (1934-1936). Romania Germanica. Sprach- und Siedlungsgeschichte der Germanen auf dem Boden des alten Römerreichs. 2 Bde. Berlin: de Gruyter. - Geckeler, Horst / Dietrich, Wolf (³2003): Einführung in die französische Sprachwissenschaft: ein Lehr- und Arbeitsbuch, Berlin: Schmidt. - Haubrichs, Wolfgang/ Pfister, Max (1998). „Germanisch und Romanisch“. In: Holtus, Günter; Metzeltin, Michael; Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik. Tübingen: Niemeyer, Bd. 7, S. 245 - 266. - Kolboom, Ingo/ Kotschi, Thomas/ Reichel, Edward (²2008). Handbuch Französisch: Sprache – Literatur – Kultur – Gesellschaft. Berlin: Schmidt, S. 217 – 221. - Stein, Achim (²2005): Einführung in die französische Sprachwissenschaft, Stuttgart/Weimar: Metzler. - Wartburg, Walther von (1928): Französisches etymologisches Wörterbuch (FEW). Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. Bd.15-17, Bonn: Klopp / Basel: Zbinden.