Litanei in Stein - Glaube gelebt auf angewandter Geologie1

Werbung
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
Litanei in Stein ‐ Glaube gelebt auf angewandter Geologie1 Meinrad Josef Tomann, OCist 2532 Heiligenkreuz im Wienerwald, Zisterzienserabtei; [email protected] Wenn hier von Litanei2 in Stein die Rede ist, geht es natürlich nicht um eine „Steinverehrung“, sondern um die Verwendung von Stein als Baustoff, allerdings mit dem Bewusstsein im Hintergrund, dass wir dabei ein wertvolles Material gebrauchen, das uns die Natur anbietet. Als gläubige Menschen sehen wir die Natur als die Schöpfung eines persönlichen und uns liebenden Gottes, und so können wir diese Materialien auch voll Bewunderung und Dankbarkeit diesem Schöpfer gegenüber verwenden. Diese Bewunderung wird umso größer, je mehr wir bedenken, dass die Gesteine vor Jahrmillionen entstanden sind, die wir nun aus dem Felsen gehauen, zersägt und gestaltet haben ‐ und auf denen wir tagtäglich gehen und stehen ‐ und vor uns schon unzählige Mönche im Laufe der 883‐jährigen Geschichte des Stiftes Heiligenkreuz. Heiligenkreuzer Mönche, umgeben von Stein 1. Geistliche Lesung und Gebet a. Biblische Grundlagen zum Thema Nora Molnar‐Hidvegi (URL 1) gibt einen Überblick („Stein“, April 2010). b. Einige Bibelzitate Weisheit 11, 4 Als sie dürsteten und dich anriefen, wurde ihnen Wasser aus schroffem Fels gegeben, sodass sie ihren Durst stillen konnten aus hartem Gestein. Psalm 78, 16 Er ließ Bäche aus dem Gestein entspringen, ließ Wasser fließen gleich Strömen. Hiob 28 Die Erhabenheit der Weisheit 1 Wohl gibt es einen Fundort für das Silber, eine Stätte für das Gold, wo man es läutert. 2 Eisen holt man aus der Erde, Gestein wird zu Kupfer geschmolzen. 3 Es setzt der Mensch dem Finstern eine Grenze; er forscht hinein bis in das Letzte, ins düstere, dunkle Gestein. 4 Stollen gräbt ein fremdes Volk; vergessen, ohne Halt für den Fuß, hängt es, schwebt es, den Menschen fern. 5 Die Erde, daraus das Brotkorn kommt, wird in den Tiefen wie mit Feuer zerstört. 6 Fundort des Saphirs ist ihr Gestein und Goldstaub findet sich darin. 9 An harte Kiesel legt er die Hand, von Grund auf wühlt er Berge um. 10 In Felsen haut er Stollen ein und lauter Kostbarkeiten erblickt sein Auge. 11 Sickerbäche dämmt er ein, Verborgenes bringt er ans Licht. 12 Die Weisheit aber, wo ist sie zu finden und wo ist der Ort der Einsicht? 13 Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt; sie findet sich nicht in der Lebenden Land. 14 Die Urflut sagt: Bei mir ist sie nicht. Der Ozean sagt: Bei mir weilt sie nicht. 15 Man kann nicht Feingold für sie geben, nicht Silber als Preis für sie wägen. 16 Nicht wiegt sie Gold aus Ofir auf, kein kostbarer Karneol, kein Saphir. 17 Gold und Glas stehen ihr nicht gleich, kein Tausch für sie ist Goldgerät, 18 nicht zu reden von Korallen und Kristall; weit über Perlen geht der Weisheit Besitz. 19 Der Topas von Kusch kommt ihr nicht gleich und reinstes Gold wiegt sie nicht auf. Geologie (griechisch γῆ gē̂ ‚Erde‘ und λόγος lógos ‚Lehre‘) ist die Wissenschaft vom Aufbau, von der Zusammensetzung und Struktur der Erdkruste, ihren physikalischen Eigenschaften und ihrer Entwicklungsgeschichte sowie der Prozesse, die sie formten und auch heute noch formen. 2 Litanei (altgr. λιτή litḗ ‚Bitte‘, ‚Flehen‘) ist eine Form des gemeinschaftlichen Gebets; ein Vorbeter macht eine Anrufung, alle antworten kurz. 1 106
Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
2. Feier der Liturgie a. Altäre ‐ Alland, Pfarrkirche: Altar aus Engelsberger Marmor Die Pfarre Alland gehört seit 1280 zum Stift Heiligenkreuz, der Steinbruch in Muthmannsdorf seit der Übernahme des Neuklosters 1880. ‐ Mönchhof, Pfarrkirche: Altar aus Engelsberger Marmor b. Kelche mit Edelsteinen ‐ Als Beispiel für einige Kirchengeräte: Kelch von 1693 mit Türkisen und facettierten Granaten (Abb. 1a) c. Sakristei ‐ Lavabobrunnen aus 1668 (Abb. 1b): Grauer „Privatonmarmor“ (siehe unten: → vorkommende Gesteinsarten), Adneter Marmor (Wimberger und Rotscheck), Kalktuff aus dem Konventgarten ‐ Fußboden: Kehlheimer Platten und roter Kalkstein aus Sittendorf, beim Schloss Wildegg ‐ Portal: „Ungarisch Rot“ vielleicht von Süttö im Gerecse‐Gebirge (karbonathaltige Gesteinsschichten, Trias) 3. Gebäude a. Kirchenfassade Westwand (Abb. 1c): Heutal, Siegenfelder Muschelkalk, Atzgersdorfer Stein (farbiger Aufriss mit genauer Gesteinszuordnung in Thome, 2007, S. 315) b. Kirchenaußenwand Friedhof: Fossilien bei Brandstelle Heutal, Siegenfelder Muschelkalk, Atzgersdorfer Stein 4. Kreuzgang a. Säulen: Adneter Marmor, restaurierte Säulen auch aus Verona b. Fensterbänke: Adneter Marmor, Veroneser Marmor? c. Fußbodenplatten: Roter Kalkstein aus Sittendorf‐Wildegg (rotbraun und rot mit weißen Adern) d. Grabplatten: Adneter Marmor, Roter Kalkstein aus Sittendorf‐Wildegg (rotbraun mit weißen Adern) e. Annenkapelle: Grabplatte Weichselberger, Privatonmarmor f. Totenkapelle: Grabplatte Leeb, Privatonmarmor 5. Kircheninnenraum a. Hochaltar, Baldachin: je 4 Marmorsäulen, hell und rötlich b. Dormitoriumsstiege: Privatonmarmor c. Hochaltar und Seitenaltäre Mensa: noch unbestimmt d. Verkündigungsgruppe: Carrara‐Marmor e. Stufen zum Presbyterium: Veroneser Marmor f. Weihwasserbecken mit Statuen aus 1676: Privatonmarmor g. Grabsteine: Schäffer: Adneter Marmor, Pöck: Untersberger „Forellenmarmor“ h. Fußboden: Mittelschiff und nördl. Seitenschiff aus Sandstein von Füllenberg; südliches Seitenschiff roter Kalkstein aus Sittendorf‐Wildegg 6. Konventgebäude a. Freigang: Sandstein, Ratschin oder Füllenberg, Gruber‐Steinbruch b. Fraterie: Sandstein, Ratschin oder Füllenberg, Gruber‐Steinbruch c. Konventgang, oben: polierte Kehlheimer (Solnhofener) Platten d. Konventgang, unten: Solnhofener Plattenkalk mit Dendriten 15. Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
107
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
e. Priorhof: Solnhofener Plattenkalk mit Dendriten f. Festsaal: polierte Kehlheimer (Solnhofener) Platten g. Refektorium: Portal Privatonmarmor, Mitteltür und Brunnen Gutensteiner Kalk, Rosenthal Nord h. Alte Pforte (Abb. 1d): Portale und Stufen Privatonmarmor i. Pestsäule und Josefsbrunnen: Kaiserstein j. Klerikatsgebäude: Bruchsteinmauern Sandstein aus Füllenberg k. „Grottenstiege“: Muschelkalk, Kaisersteinbruch l. Gartenbänke Basis: Ternitzer Konglomerat (Rohrbacher Konglomerat) 7. Museum a. Altärchen (Abb. 1e): Ebenholz und div. Schmucksteine (Lapis‐Lazuli, sizilianische Jaspisarten von Giuliana, „Bohnerzjaspis“ aus dem Gebiet von Kandern und Schliengen südl. Freiburg im Breisgau), florentinisch, 17. Jahrhundert b. Relief vom Hl. Land: Syenit c. Steinbilder: teilweise unbestimmt 8. Prälatur a. Große Monstranz b. Pektorale (mit Smaragden, Rauchquarz und Citrin etc.) 9. Sammlungen a. P. Gerhard Raser (1772–1838): Pfarrer in Alland bis 1825, Watzl, 1898, S. 206: „… er kehrte dann ins Stift zurück, wo er … sich ganz seinem Lieblingsstudium, dem der Mineralogie, hingab.“ b. Mineraliensammlung, z. T. von P. Dominik Bilimek: 2013 abgegeben an das Institut für Angewandte Geologie der Universität für Bodenkultur Wien c. P. Meinrad Tomann: Mineralien und Gesteine, Steine der Bibel, Buchkassetten d. Gesteinssammlung Kern: Schulrat Kern war Heimatforscher aus Altenmarkt, seine persönliche Steinsammlung kam teilweise an den Bezirksmuseumsverein Mödling. e. Lapidarium: im Schüttkasten und Garten. 10. Bibliothek im Stichwortkatalog umfangreiche Einträge unter „Geologie“: 81 „geologische“: 8 „Gesteine“: 4 „Mineralogie“: 49 „Mineralien“: 32 Vorkommende Gesteinsarten (Mit dem Handelsnamen „Marmor“ sind i. a. ‐ ausgenommen Carrara‐Marmor ‐ polierfähige Kalksteine gemeint) Adneter Marmor (URL 2, 3) Adnet Wimberger: Kreuzgang, Fensterbänke, Säulen Sakristei, Brunnen Innensäulen aus Adneter Rotscheck Atzgersdorfer Stein (URL 4) Carrara‐Marmor (vgl. URL 5) 108
Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
Engelsberger Marmor (URL 6) Im Jahr 1989 wurde der Fußboden der Pfarrkirche St. Peter im Moos (zu Heiligenkreuz gehörig) im Winzendorfer Ortsteil Muthmannsdorf mit diesem Kalkstein ausgestaltet. Gutensteiner Dolomit (URL 7) Gutensteiner Kalk (URL 8) Kaiserstein (ein widerstandsfähiger Leithakalk) (URL 9) Leithakalk (URL 10) Privatonmarmor (ehemaliger Steinbruch NW von Heiligenkreuz, heutiger Flurname Priefamtann), dunkelgrauer Kalkstein mit weißen Calcitadern Veroneser Marmor, Rosso di Verona (URL 11) Die Steinbrüche des Klosters Insgesamt betrieb das Stift 46 Steinbrüche, 15 davon von 1133–1156 auf dem Fundationsgebiet und weitere 31 nach erfolgten Schenkungen ab 1156. Heutal bei Siegenfeld luckige Breccie mit Leithakalklagen ‐ Kirche Kreuzgang, Regularräume, Arkaden im Stiftshof, bedeutendster Steinbruch! Medelrahm Gaadnerstraße Gutensteiner Dolomit Rastelbinderhöhle Gaadnerstrasse schwarzer „Marmor“ Schüttkasten, Höhle Gutensteiner Dolomit ‐ ältester Steinbruch (Abb. 1f)! Schießwiese Gutensteiner Dolomit ‐ Bruchsteine, alte Mauern, Marmorarbeiten Ungarsteinbruch, Schwechattal für Kalköfen Gruberstraße beim Sägewerk Gosaumergel und Gosausandsteine ‐ Bodenplatten Langhaus, Dormitorium, Totenkapelle Privatonbruch bei Gruber Wehr grauschwarzer Kalkstein mit weißen Adern ‐ Portale, Brunnen, Grabplatten Füllenberg, nordwestlich der Ortsrotte Kalkstein plattig ‐ Bodenplatten im Stift Schöckelrahm, Ebenberg‐Ost an der Teichwiesenstraße luckige Breccie mit Leithakalklagen ‐ Stiftskirche, Kreuzgang, Regularräume Rosenthal Nord Gutensteiner Dolomit ‐ Brunnen im Refektorium, Seitenportal im Refektorium Schloss Wildegg unterhalb der Burg roter Knollenkalk ‐ Grabplatten, Bodenplatten Eichkogel, Wartberg bei Thallern Atzgersdorfer Sandstein ‐ Langhaus, Hallenchor, Brunnenhaus, Fassade Steinmetzarbeiten im Lauf der Geschichte (Die Angaben sind aus Richter 2011 entnommen) 1653 Kaisersteinbrucher Steinmetze liefern 2 Steinportale und polierte Platten für den Fußboden der Kirche. 1667 Pflasterung des vorderen Teiles der Klosterkirche mit rotem Marmor 15. Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
109
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
1668 Lavabobrunnen aus grauem Privatonmarmor und rotem Adneter Marmor sowie die beiden Portale der Sakristei aus rotem Marmor werden errichtet. 1676 Zwei Weihwasserbecken aus Privatonmarmor 1692 Für den Fußboden des Kaisersaales werden 1000 neue Steinplatten gekauft. 1707 Marmorstiege zum Dormitorium 1712 Drei Marmorportale für das Refektorium vom stiftlichen Steinmetzen 1728 Brunnen für das Refektorium aus Privatonmarmor 1729 Marmorvorkommen im Rosenthal aufgeschlossen ‐ Kamineinfassung Heiligenkreuzerhof 1729 Giulianifiguren der ehemaligen Brücke aus Eggenburger Sandstein 1731 Marmorstiege vom Dormitorium zur Kirche 1731 Sandsteinstatuen des Kreuzweges 1736 Dreifaltigkeitssäule aus Kaiserstein (Elias Hügel) 1739 Josefsbrunnen, detto. 1748 Wienertor, detto. 1766 Steinkohleabbau im Helenental bei Sattelbach (L. Kober, 1926, S. 131: „Schürfe auf Kohle zeigen die Lunzer Schichten, z. B. im Schwechattale bei Sattelbach“) 1791 Gipsabbau in Preinsfeld (nachgewiesen am Hühnerkogel) 1807 Aufschließung eines Gipsbruches bei Füllenberg 1809 Neuer Versuch von Steinkohleabbau am Schaberriegel bei Sattelbach (bis 1817; ebenso 1832–1834; endgültige Aufgabe 1879) 1818 Kehlheimer Platten im Gartensaal 1846 Grabmal für Abt Xaver Seidemann, grauer Marmor, Büste aus Carraramarmor 1892 Der Privatonsteinbruch wird dem Missionshaus St. Gabriel zum Bau der Kirche zur Verfügung gestellt. 1903 10 Marmorsäulen werden im Kreuzgang ausgewechselt (angeblich aus Veroneser Marmor) 1904 11 neue Säulen aus Adnet in der NW‐Ecke des Kreuzgangs 1936 4 Steinvasen und Kreuz aus Siegenfelder Stein auf der Bibliotheksfassade 1940 Kirche Herz‐Jesu‐Statue aus Sandstein, Säule aus Siegenfelder Muschelkalk 1949 Grabstein aus „Forellenmarmor“ (Untersberg) für Abt Gregor Pöck 1951 Reliefs beim Josefsbrunnen neu gemacht aus Zogelsdorfer Sandstein, ebenso 1954 (der stillgelegte Steinbruch in Zogelsdorf wird wieder aktiviert). 1959 W. Richter, 2011, S.163: „Der Geologe Professor Kieslinger glaubt, dass die Steine vom Brunnenhaus aus der Gegend um Thallern stammen und zwar von heute nicht mehr bekannten Steinbrüchen am Eichkogel.“ Geologen der Univ. für Bodenkultur bezeichnen ihn als „Atzgersdorfer Stein“. Südlichstes Vorkommen ist der Eichkogel, an dessen Hängen Thallern liegt. 1960 Wienertor von 1748 abgetragen und aus Stein neu errichtet. 1971 Im Brunnenhaus Steinplatten aus Kaiserstein (vom Priorhof) 1972 Steinplatten im Kreuzgang, Kaiserstein vom Priorhof (und aus Wimpassing). 1972 Einmal im Monat Kalkbrand in Sattelbach (vom Ungarstein) 1972 Rastelbinderhöhle (schwarzer „Marmor“, Ortsausgang von Heiligenkreuz Richtung Gaaden) heute zugeschüttet 1973 Verlegung von roten Porphyrplatten aus Südtirol im Priorgarten 1976 In Sattelbach erfolgreiche Bohrversuche nach Erdöl, aber abgebrochen 1976 Bei Bohrversuchen am Schulmeisterkogel werden Gips und grau/weiß gesprenkelter Marmor gefunden. 1977 Neuer Fußboden im Lesegang (Material vom Steinmetzbetrieb Opferkuh gekauft) 110
Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
1977 Äußerer Stiftshof gepflastert mit Granitwürfeln aus dem Waldviertel 1978 Zwei Römerbüsten auf dem Hornturm aus St. Margarethener Sandstein 1982 Sprengung des Probepfeilers der seinerzeit geplanten Reichsautobahn aus Ternitzer (Rohrbacher) Konglomerat 2002 Die Gesteinssammlung Kern, gesammelt im Wienerwald und seit 1979 in 90 Kisten im Schüttkasten gelagert, wird dem Bezirksmuseumsverein Mödling übergeben. 2006 Restaurierung des Kreuzganges, Sohlbänke aus rotem Marmor 2013 Die alte Mineralien‐ und Fossiliensammlung (ungefähr 8000 Exponate) wird dem Institut für Angewandte Geologie der Universität für Bodenkultur geschenkt. Abb. 1. (a) Kelch von 1693 mit gemugelten Türkisen und facettierten Granaten; (b) Lavabobrunnen aus 1668 mit grauem „Privatonmarmor“, Adneter Marmor (z. T. „Rotscheck“) sowie Kalktuff aus dem Konventgarten; (c) Westfassade der Heiligenkreuzer Stiftskirche (romanisch), oben vorwiegend Atzgersdorfer Sandstein, unten hauptsächlich Siegenfelder Konglomerat; (d) Portal zum Kreuzgang (Alte Pforte) aus grauem „Privatonmarmor“ mit weißen Calcitadern; (e) Altärchen aus Ebenholz und div. Schmucksteinen (Lapis‐Lazuli, sizilianischen Jaspisarten sowie „Bohnerzjaspis“ aus dem Oberrheingebiet), florentinisch, 17. Jahrhundert; (f) Steinbruch beim Schüttkasten (ältester Steinbruch im Stiftsbesitz), Gutensteiner Dolomit, ursprünglich für Bruchsteinmauern verwendet (alles Fotos: P. Huber). Literatur Kober, L. (1926): Geologie der Landschaft um Wien. – Wien (Springer), 150 S. Richter, W. (2011): Historia Sanctae Crucis / Beiträge zur Geschichte von Heiligenkreuz im Wienerwald 1133 ‐ 2008. – Heiligenkreuz (Be&Be‐Verl.), 708 S. Thome, M. (2007): Kirche und Klosteranlage der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz / Die Bauteile des 12. und 13. Jahrhunderts. – Petersberg (Imhof), 366 S. 15. Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
111
Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 118, Wien 2016
BEITRÄGE
Watzl, F. (1898): Die Cistercienser von Heiligenkreuz / In chronologischer Reihenfolge nach den Quellen dargestellt. – Graz (In Commission der Verlagsbuchhandlung Styria), 300 S. Wessely, G. (2006): Geologie der österreichischen Bundesländer / Niederösterreich. – Geologische Bundesanstalt, Wien, 416 S. Uniform Resource Locators (URLs) (Alle zuletzt abgerufen am 21.10.2016) URL 1: Molnar‐Hidvegi, Nora: „Stein“, unter: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/30406/ URL 2: Wikipedia: „Adneter Marmor“, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Adneter_Marmor URL 3: Salzburg Wiki: „Adneter Marmor”, unter: http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Adneter_Marmor URL 4: Austria‐Forum: „Atzgersdorfer Stein“, unter: http://austria‐forum.org/af/AEIOU/Atzgersdorfer_Stein URL 5: Wikipedia: „Carrara‐Marmor“, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Carrara‐Marmor URL 6: Wikipedia: „Engelsberger Marmor“, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Engelsberger_Marmor URL 7: Chemie.de: „Gutensteiner Dolomit“, unter: http://www.chemie.de/lexikon/Gutensteiner_Dolomit.html URL 8: Geopal.at: „Gutenstein‐Formation“, unter: http://www.geopal.at/index.php/gutensteinformation.html URL 9: Wikipedia: „Kaiserstein (Gestein)“, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserstein_(Gestein) URL 10: Wikipedia: „Leithakalk“, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Leithakalk URL 11: Wikipedia: „Veroneser Marmor“, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Veroneser_Marmor Wilhelm Gabriel Wegener und das Religionsedikt Ulrich Wutzke 16356 Ahrensfelde, Rebhuhnwinkel 42; [email protected] Wilhelm Gabriel Wegener (10.3.1767–16.11.1837) war ein Urgroßonkel von Alfred (1880–1930) und Kurt (1878–1964) Wegener. Wie sein älterer Bruder Georg Jacob Ludwig (1757–1840, Urgroßvater beider), sein jüngerer Bruder August Daniel (1769–1829), seine Schwestern Georgine Friederike (1754–1784), Dorethea Elisabeth (1759–1817), Sophie Elisabeth (*1763) und seine weiteren drei, früh verstorbenen Geschwister, verbrachte er die Kindheit in Hohenlübbichow in der Neumark im Hause des Pfarrers Balthasar Friedrich Wegener (1731–1800) und dessen Gattin Georgine Marie Catharine, geb. Fröhlich (1728–1793). Wilhelm Gabriel wurde teils vom Vater, teils von Hauslehrern unterrichtet, deren letzter volle vier Jahre lang der zehn Jahre ältere Bruder Georg Jacob Ludwig war. Ab Oktober 1782 besuchte er dann das bekannte Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Drei Jahre später folgte ihm August Daniel dorthin nach. Beide wohnten beim ältesten Bruder G. J. Ludwig, der seit 1782 das Amt des Feldpredigers beim Regiment Gens d’armes innehatte und in diesem Amt 1790 auch den Königlich Preußischen Marsch nach Schlesien mitmachte,1 der nach vier Monaten mit dem Reichenbacher Traktat endete, ohne dass es zu Kampfhandlungen gekommen war. Im Herbst 1785 bezog Wilhelm Gabriel die Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), der 1506 gegründeten 1. brandenburgischen Landesuniversität. Unter seinen Studienfreunden der engste wurde, wie er in einer 1 112
Im Feldlager lernte er Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) kennen, der seinen Dienstherrn Herzog Carl August (1757–
1828) begleiten musste und der bei Tisch aus seinem soeben im Druck erschienenen Schauspiel „Torquato Tasso“ vortrug (Hermann, 2008: 404, 467). Treffen der Österreichischen Arbeitsgruppe „Geschichte der Erdwissenschaften“: GEOLOGIE UND GLAUBE
18. November 2016, Stift Heiligenkreuz
Herunterladen