Fünfter Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) – ein Fazit Prof. Dr. Wolfgang Honnen Hochschule Reutlingen 11.12.2015 Prof. Dr. Wolfgang Honnen, Prodekan, Fakultät AC, Hochschule Reutlingen, Alteburgstraße 150, 72762 Reutlingen, www.reutlingen-university.de, T. +49 (0)7121 271-2018, F. +49 (0)7121 271-90-2018, [email protected] 1 Inhalt 1 IPCC 2 Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 3 Folgen des Klimawandels – WG 2 4 Klimaschutz – WG 3 5 Fazit ? 2 Inhalt 1 IPCC 2 Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 3 Folgen des Klimawandels – WG 2 4 Klimaschutz – WG 3 5 Fazit ? 3 IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change Organisation: 195 Mitgliedsstaaten IPCC 4 IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change Aufgaben: • Sammlung aktueller wissenschaftlicher, technischer und sozioökonomischer Literatur, die weltweit zu dem Thema Klimawandel publiziert wird • Umfassende, objektive, offene und transparente Bewertung • Gewährleistung hoher wissenschaftlicher und technischer Standards • Widerspiegelung einer Vielzahl an Meinungen und Fachkenntnissen sowie einer breiten geographischen Verteilung IPCC 5 IPCC Assessment Reports: Ca. 4500 Seiten > 830 Autoren aus 80 Ländern IPCC 6 Inhalt 1 IPCC 2 Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 3 Folgen des Klimawandels – WG 2 4 Klimaschutz – WG 3 5 Fazit ? 7 Beobachteter Klimawandel • Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig • Äußerst wahrscheinlich (P > 95%) ist der menschliche Einfluss die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts • Die bereits heute eingetreten Klimaänderungen haben weitverbreitete Auswirkungen auf Mensch und Natur. Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 8 Beobachteter Klimawandel Viele der seit den 1950er Jahren beobachteten Veränderungen sind zum ersten Mal seit Jahrzehnten bis Jahrtausenden aufgetreten, z.B.: • extreme Wetter- und Klimaereignisse • Rückgang von kalten Temperaturextremen • Zunahme von heißen Temperaturextremen • Häufigkeit von extremen Niederschlägen in einigen Regionen. Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 9 Ursachen des Klimawandels • Anthropogene Treibhausgasemissionen sind seit der vorindustriellen Zeit angestiegen; sie befinden sich gegenwärtig auf dem absolut höchsten Stand. Dies wurde weitgehend durch Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum verursacht. Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 10 Ursachen des Klimawandels • Menschliche Aktivitäten haben die atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Lachgas auf Werte ansteigen lassen, die in mindestens in den letzten 800 000 Jahren noch nie vorgekommen sind. Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 11 Inhalt 1 IPCC 2 Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 3 Folgen des Klimawandels – WG 2 4 Klimaschutz – WG 3 5 Fazit ? 12 Bisherige Folgen des Klimawandels In den letzten Jahrzehnten haben Klimaänderungen weitverbreitete Folgen für natürliche und menschliche Systeme auf allen Kontinenten und in den Ozeanen gehabt. • Einige einzigartige und empfindliche Ökosysteme, z.B. in der Arktis oder Warmwasser-Korallenriffe, sind schon heute vom Klimawandel bedroht. • Die geographische Verbreitung von Arten und ihre Interaktion untereinander haben sich verändert. • Die Erträge von Weizen und Mais werden überwiegend negativ beeinflusst. • In vielen Regionen haben geänderte Niederschläge oder Schnee- und Eisschmelzen die Wasserressourcen beeinträchtigt. Diese vielfältigen Veränderungen deuten darauf hin, dass natürliche und menschliche Systeme empfindlich gegenüber einem sich wandelnden Klima reagieren, unabhängig von der Ursache des Wandels. Folgen des Klimawandels – WG 2 13 Bisherige Folgen Folgen des Klimawandels – WG 2 14 Bisherige Folgen Folgen des Klimawandels – WG 2 15 Klima der Zukunft ppm CO2-eq Representative Concentration Pathways Watt/m² Radiative Forcing Folgen des Klimawandels – WG 2 16 Klima der Zukunft Folgen des Klimawandels – WG 2 17 Klima der Zukunft Folgen des Klimawandels – WG 2 18 Risiken und Folgen Fünf Schlüsselrisiken: 1. Unique and threatened systems (einzigartige und bedrohte Systeme) Ökosysteme, Kulturen, arktisches Meereis, Korallenriffe 2. Extreme weather events (Extreme Wetterereignisse) Hitzewellen, extreme Niederschläge, Küstenüberschwemmungen 3. Distribution of impacts (Verteilung der Auswirkungen) Risiken sind ungleich verteilt und für benachteiligte Menschen und Gemeinschaften in der Regel größer (Ernteerträge, Wasser) 4. Global aggregate impacts (Global aggregierte Auswirkungen) Biodiversität, gesamte Weltwirtschaft. Verlust von Ökosystemgütern und -dienstleistungen 5. Large-scale singular events (Große singuläre Ereignisse) abrupte irreversible Veränderungen physikalischer oder Ökosysteme, z.B. Warmwasser-Korallenriffe, vollständiger Verlust des grönländischen Eisschildes. Folgen des Klimawandels – WG 2 19 Risiken und Folgen Folgen des Klimawandels – WG 2 20 Risiken und Folgen bis 2100 • Wahrscheinlicher Anstieg der mittleren globalen Erdoberflächentemperatur um 0,9 bis 5,4 °C gegenüber vorindustriellen Bedingungen. • Mittlerer globaler Meeresspiegel wahrscheinlich im Bereich von 26 bis 82 cm gegenüber dem Ende des vorigen Jahrhunderts. • Meeresspiegelanstieg und viele andere Aspekte des Klimawandels und seiner Folgen werden über Jahrhunderte bestehen bleiben, selbst falls anthropogene Treibhausgasemissionen gestoppt werden. • Kumulative CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung bestimmen weitgehend die mittlere globale Erwärmung der Erdoberfläche bis ins späte 21. Jahrhundert und darüber hinaus. • Wenn Begrenzung der mittleren globalen Erwärmung auf < 2 °C mit P > 66 % gelingen soll: kumulative CO2-Emissionen seit 1870 muss auf ca. 2900 Gt CO2 begrenzt werden. Aber: ca. zwei Drittel davon sind bis 2011 bereits emittiert worden. Nur noch ca. 1000 Gt CO2 sind übrig! Folgen des Klimawandels – WG 2 21 Inhalt 1 IPCC 2 Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 3 Folgen des Klimawandels – WG 2 4 Klimaschutz – WG 3 5 Fazit ? 22 Minderungs- und Anpassungsoptionen sind… … zwei komplementäre Strategien zur Reduktion der Risiken des Klimawandels A) Minderung von Treibhausgasemissionen Optionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen sind in allen relevanten Sektoren verfügbar, z.B. durch: • Reduktion des Energieverbrauchs und der Treibhausgasintensität (Energieeffizienz) • Dekarbonisierung der Energieversorgung (Erneuerbare Energien, Atomenergie) • Reduktion der Netto-Emissionen (Kohlenstoffabtrennung und -speicherung (CCS) bzw. Bioenergie mit CCS (BECCS)) • Stärkung der Kohlenstoffsenken landgebundener Sektoren Klimaschutz – WG 3 23 Minderungs- und Anpassungsoptionen sind… … zwei komplementäre Strategien zur Reduktion der Risiken des Klimawandels B) Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel Z.B. Deutsche Anpassungsstrategie (DAS), Förderprogramm Anpassung an den Klimawandel mit drei Schwerpunkten (31.10.2015 war Einreichungsfrist): • Erstellung von Klimaanpassungskonzepten für Unternehmen, insbes. KMU und kommunale Unternehmen • Entwicklung von Bildungsangeboten und deren pilothafte Umsetzung • Vorhaben mit Modellcharakter im städtischen und ländlichen Raum mit kommunaler Beteiligung, welche innovative Formen der Kooperation zur Anpassung an den Klimawandel erproben. Klimaschutz – WG 3 24 IPCC-Erkenntnisse zu Minderung und Anpassung • Maßnahmen zur Minderung von Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an den Klimawandel werden durch die gleichen Faktoren begünstigt. Dazu gehören geeignete Institutionen und Regierungsführung, Innovation und Investitionen in umweltfreundliche Technologien und Infrastruktur sowie Nachhaltigkeit von Existenzgrundlagen, Verhalten und Lebensstilen. • Der Klimawandel bedroht eine gerechte und nachhaltige Entwicklung. Minderung, Anpassung und nachhaltige Entwicklung sind eng miteinander verbunden, wobei sowohl Synergieeffekte als auch Zielkonflikte möglich sind. • Der Klimawandel hat die Eigenschaften eines „Problems kollektiven Handelns“ auf globaler Ebene: Wirksamer Klimaschutz erfordert gemeinsame Lösungen. Er kann nicht erreicht werden, wenn einzelne Akteure ihre eigenen Interessen unabhängig verfolgen. Klimaschutz – WG 3 25 Inhalt 1 IPCC 2 Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 3 Folgen des Klimawandels – WG 2 4 Klimaschutz – WG 3 5 Fazit ? 26 Was ist neu am AR5? Neue Szenarien (RCP - Repräsentative Konzentrationspfade): aktualisierte, konsistente Annahmen zur zukünftigen Entwicklung von Treibhausgasen, Landnutzungsänderungen, ökonomische, soziale und politische Entwicklung der Menschheit (erstmals auch Klimapolitik) Regionale Aspekte: Informationen zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung für neun ausgewählte Regionen (umfangreicher Atlas mit Karten von regionalen Klimaprojektionen) Integrierte Betrachtungsweise: Sozioökonomische Aspekte des Klimawandels und seiner Folgen sowie von Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung werden verstärkt im Kontext der nachhaltigen Entwicklung betrachtet. Fazit ? 27 Was ist neu am AR5? Gefährlichkeit des Klimawandels: Untersuchung des Zusammenwirkens mehrerer Stressfaktoren (z.B. Umweltschäden oder Armut), die durch den Klimawandel verstärkt werden können. bessere Risikoabschätzung. Transferpfade: Wissenschaftliche Bewertung von politischen, institutionellen und finanziellen Ansätzen, die für die Erreichung unterschiedlicher Temperaturziele notwendig sind. Fazit ? 28 Aber: Fazit ? 29 Und: Fazit ? 30 Und: Fazit ? 31 Und jetzt: Fazit ? 32 Und noch? SWP 28.11.2015 Fazit ? 33 Und weiter mit Kollege Hauffe: DIE WELT 28.11.2015 Fazit ? 34 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Quellen: IPCC, 2013: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Stocker, T.F., D. Qin, G.-K. Plattner, M. Tignor, S.K. Allen, J. Boschung, A. Nauels, Y. Xia, V. Bex and P.M. Midgley (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, 1535 pp. IPCC, 2014: Summary for policymakers. In: Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part A: Global and Sectoral Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Field, C.B., V.R. Barros, D.J. Dokken, K.J. Mach, M.D. Mastrandrea, T.E. Bilir, M. Chatterjee, K.L. Ebi, Y.O. Estrada, R.C. Genova, B. Girma, E.S. Kissel, A.N. Levy, S. MacCracken, P.R. Mastrandrea, and L.L. White (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 1-32. IPCC, 2014: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Edenhofer, O., R. PichsMadruga, Y. Sokona, E. Farahani, S. Kadner, K. Seyboth, A. Adler, I. Baum, S. Brunner, P. Eickemeier, B. Kriemann, J. Savolainen, S. Schlömer, C. von Stechow, T. Zwickel and J.C. Minx (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. IPCC, 2014: Climate Change 2014: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, R.K. Pachauri and L.A. Meyer (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 151 pp. 35 36 Beobachteter Klimawandel 37 Beobachteter Klimawandel Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 38 Ursachen des Klimawandels • Dies führte zu einer Aufnahme von Energie in das Klimasystem. Davon wurde in den vergangenen 40 Jahren mehr als 90 % durch die Ozeane gespeichert, so dass diese erwärmt wurden. • Der von Menschen verursachte Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen, zusammen mit anderen menschlichen Einflussfaktoren, ist äußerst wahrscheinlich (P > 95%) die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Grundlagen – WG 1 39 Radiative Forcing 40 Klima - Strahlungsbilanz 41