Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Department F + F EML-Labor Versuch 4: Messungen von Kapazitäten und Induktivitäten 1 Versuchsdurchführung 1.1 Messen des Blindwiderstands eines Kondensators Der Blindwiderstand XC eines Kondensators unbekannter Kapazität soll durch spannungsrichtige Messung (vergleiche Versuch 1) bei verschiedenen Messfrequenzen bestimmt werden. Dazu sollte bei jeder Messfrequenz die Spannung UC am Kondensator sowie der Strom IC durch den Kondensator gemessen werden. Führen Sie die Messung mit zwei Digitalmultimeter unter den folgenden Bedingungen durch: UC = 3 V und f = 250 Hz, 500 Hz und 1000 Hz Als Signalquelle dient der Funktionsgenerator. Der verwendete Kondensator ist als ideal anzusehen, d.h. er ist eine reine Kapazität und hat keinen o ohmschen Anteil. Damit beträgt der Phasenwinkel zwischen Spannung und Strom -90 und es gilt für den Blindwiderstand: XC = UC I = 1 ωC Berechnen Sie für alle Messfrequenzen Blindwiderstände sowie die Kapazität C und diskutieren Sie die Änderung des Blindwiderständes. Messen Sie die Kapazität mit einer automatischen Messbrücke bei f = 1000 Hz und vergleichen Sie diesen Wert mit Ihren Messungen. Als automatische Messeinrichtung ist eine LRC-Messbrücke der Fa. Hewlett - Packard zu verwenden, die sich im Laborraum an einem separaten Messplatz befindet. 1.2 Messen des Scheinwiderstands einer Induktivität Der Scheinwiderstand ZL einer Spule unbekannter Induktivität soll mit und ohne Eisenkern durch spannungsrichtige Messung bei verschiedenen Messfrequenzen bestimmt werden. Führen Sie die Messung an der Spule mit N = 900 Windungen zünächste ohne Eisenkern durch. Es sollte bei jeder Messfrequenz die Spannung UL an der Spule, sowie der Strom IL durch die Spule gemessen werden. Verwenden Sie für die Messung zwei Digitalmultimeter. Messen Sie unter folgenden Bedingungen: UZ = 3 V und f = 250 Hz, 500 Hz und 1000 Hz Die verwendete Induktivität ist als real anzusehen, d.h. als Reihenschaltung aus Induktivität und o Widerstand. Der Phasenwinkel zwischen Spannung und Strom ist damit ungleich 90 . Für den Scheinwiderstand gilt: ZL = UL IL Zur Bestimmung des Blindwiderstands XL und damit der Induktivität L der Spule müssen Sie zunächste den ohmschen Widerstand RL des Spulendrahtes bestimmen. Führen Sie diese Messung mit einem digitalen Multimeter durch. Bedenken Sie, dass die induktive Blindwiderstand XL bei der Gleichstrommessung wegfällt und dementsprechend nur der ohmsche Widerstand RX in Erscheinung Seite 1 Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Department F + F EML-Labor Versuch 4: Messungen von Kapazitäten und Induktivitäten tritt. Den Blindwiderstand XL und die Induktivität LX kann mit Hilfe von Z, RX, f bestimmt werden: Z = RX 2 + ( ω LX )2 = UZ I und X L LX Berechnen Sie für alle Messfrequenzen die Scheinwiderstände, die Blindwiderstände sowie die Induktivität LX und diskutieren Sie die Änderung des Blindwiderständes. Messen Sie die Induktivität mit einer automatischen Messeinrichtung bei f = 1000 Hz und vergleichen Sie diesen Wert mit Ihren Messungen. 1.3 Messen des Scheinwiderstands einer Spule mit Eisenkern Wiederholen Sie die Messung aus 1.2 bei f = 1 kHz, nachdem Sie die Luftspule mit einem geschlossenen Eisenkern versehen haben. Schätzen Sie die relative Permeabilität des verwendeten Kernmaterial ab, behandeln Sie dazu die Spule wie eine lange Zylinderspule. 1.4 Messen des Scheinwiderstands einer Induktivität und des Phasenwinkels nach der "Drei Spannungsmessermethode" Mit Hilfe der "Drei Spannungsmessermethode" ist der Scheinwiderstand der Luftspule N = 900 und der Phasenwinkel zwischen Spannung und Strom zu bestimmen. Der mit der "Drei Spannungsmessermethode" ermittelte Phasenwinkel ist zusätzlich mit Hilfe eines Oszilloskops zu kontrollieren. Die Drei Spannungsmessermethode beruht auf folgender Messanordnung, wobei die Induktivität durch ihre Ersatzschaltung aus idealer Induktivität und ohmschen Widerstand dargestellt ist: Die Spannungen UGen an der Wechselspannungsquelle, UZ an der Induktivität und UR an dem in Reihe Seite 2 Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Department F + F EML-Labor Versuch 4: Messungen von Kapazitäten und Induktivitäten geschalteten Widerstand werden gemessen. Erzeugen Sie mit dem Frequenzgenerator eine sinusförmige Spannung der Frequenz f = 500 Hz und stellen Sie die Ausgangspannung so ein, dass die Amplitudeanzeige des Generators 20 V anzeigt. Der Abgleichwiderstand R ist so einzustellen, dass UR = UZ wird. Für diesen Abgleichfall gilt das folgende Zeigerdiagramm. φ z UR und UZ addieren sich geometrisch zu UGen. Wenn nun UR = UZ ist, ergibt sich ein gleichschenkliges Dreieck. Errichtet man die Mittelsenkrechte von UGen, so entsteht ein rechtwinkliges Dreieck, dessen Ankathete UGen / 2 und dessen Hypothenose UR ist. Der Winkel φ entspricht in diesem Fall dem Phasenwinkel zwischen UGen und UZ bzw. UGen und UR , er beträgt = arc cos ( UGen ) 2 UR Zur Kontrolle des mit der "Drei-Spannungsmessermethode" ermittelten Phasenwinkels wird der Phasenwinkel mit dem Oszilloskop nachgemessen. Die Generatorspannung UGen wird auf Kanal 2 und UR auf Kanal 1 des Oszilloskops gelegt. Die Zeitdifferenz der Signale beim Nulldurchgang entspricht dem Phasenwinkel φ, unter der Voraussetzung, dass UR = UZ ist. Durch Rechnung, d.h. ohne Grafik sind zu bestimmen: Scheinwiderstand Blindwiderstand Ohmsche Widerstand Induktivität ZL XL RX LX Da der Widerstand R so eingestellt wird, dass UR gleich UZ ist, wird auch R gleich Z sein, da der Strom überall die gleiche Größe hat. Ferner gilt für die Beträge der Spannungen 2 2 UZ2 URx ULx 2 2 und UGen (URx UR ) 2 ULx UZ, UR und UGen sind bekannt, so dass man zwei Gleichungen mit den zwei Unbekannten URx und ULx hat, die man lösen kann. Mit diesen Werten und dem berechneten Strom (Ohmsches Gesetz) können RX und LX bestimmt werden und aus letzterem wiederum XL. Seite 3 Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Department F + F EML-Labor Versuch 4: Messungen von Kapazitäten und Induktivitäten Überprüfen Sie die errechnete Induktivität LX mit der LRC – Brücke. 1.5 Blindstromkompensation Bauen Sie zunächst die folgende Schaltung auf, verwenden Sie dazu die Spule N = 300 mit Eisenkern und die Kapazitätsdekade als enstellbaren Kondensator. Messen Sie bei f = 500 Hz und ULx = 3 V den Strom IGen = f(C) für C = 0; 0,1 μF; 0,2 μF; ..... ; 1 μF und tragen Sie die Werte in ein Diagramm ein. Diskutieren Sie den Kurvenverlauf und berechnen Sie den Wert der Induktivität LX. Zur Berechnung der unbekannten Induktivität LX ist davon auszugehen, dass im Minimum des Stromverlaufs die Blindwiderstände der Induktivität und der Kapazität gleich groß sind, d.h. 1 CI , Gen, min LX Vergleichen Sie den berechneten Wert von LX mit einer Messung an der LRC Messbrücke. Kontrollieren Sie mit dem Oszilloskop, ob bei Resonanzbedingung der Phasenwinkel φ = 0° wird. Um die Phasenlage des Stroms mit dem Oszilloskop messen zu können, müssen Sie diesen durch einen Widerstand fließen lassen, den Spannungsabfall am Widerstand können Sie am Oszilloskop darstellen. Schalten Sie dazu einen 10 Ω Widerstand zwischen Generator und Spule. Da die Spannung über dem Widerstand und über der Spule nicht den gleichen Bezugspunkt (Masse) haben, müssen Sie eine der beiden Spannungen mit dem Differentialtastkopf messen. Seite 4