Sauerstoff - nydahl.de

Werbung
Sauerstoff
Zitat N. Schwabbauer, Atmungstherapeut DGP
„Mit Sauerstoff könnte man heute keine Studie mehr
machen, weil die Nebenwirkungen dermaßen gravierend
sind, dass die Studie keine Ethikkommission passieren
könnte“ (Schwabbauer 2011).
Wirkung
Wir atmen nicht primär, um Sauerstoff aufzunehmen,
sondern um CO2 abzuatmen und den pH stabil zu halten. Erst bei einem Abfall des paO2 auf 50–60 mm Hg
wird die Atmung gesteigert (Larsen 2008). Dennoch benötigen wir O2 für die Energiegewinnung in den Zellen
durch Oxydation der Nahrungsstoffe mittels Sauerstoff
(O2) zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O).
Nebenwirkungen
Inspiratorische Sauerstoffkonzentrationen >60% (FIO2
>0,6) über einen längeren Zeitraum (d. h. ≥ 24 Stunden)
können aufgrund der „O2-Toxizität“ zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen (Oczenski 2008, Larsen
2009)
Sauerstofftoxizität (Oczenski 2008, Larsen 2009)
▪ Dämpfung des Atemantriebs, Hyperkapnie
▪ Pulmonale Vasodilatation, Störungen des Belüftungs-Durchblutungs-Verhältnisses
▪ Resorptionsatelektasen
▪ Tracheobronchitis,
▪ Beeinträchtigung der mukoziliären Clearance
▪ Diffuse alveoläre Schädigung, ARDS
▪ Bronchopulmonale Dysplasie bei Neugeborenen mit
ARDS (Larsen 2009)
▪ Cerebrale Vasokonstriktion
▪ Kardiale Vasokonstriktion und geringeres Herzzeitvolumen, geringere renale Perfusion (British Thorax
Society 2008)
▪ Vereinzelt: Schwindel, Übelkeit, Krampfanfälle (Patel
2003).
Die Nebenwirkungen können auch in geringeren Dosierungen auftreten, z.B. ab 40% O2 gehen die Zilien zugrunde (Schwabbauer 2012).
O2-Sat für kritisch Kranke: 94-98%
O2-Sat für COPDler: 88-92% (British Thoracic Society
2008) und 94-98% bei normalem CO2 zu erwägen bei
Adipositas BMI >40 bestehenden und neuromuskulären
Erkrankungen)
Schlaganfall: Patienten mit kleinem und mittleren
Schlaganfall haben eine geringere 1-Jahresmortalität,
wenn sie mit Raumluft versorgt werden (9%) im Gegensatz zu denen, die initial Sauerstoff (18%) erhielten OR
0.45; 95% CI 0.23 bis 0.90, p = 0.023
Leitlinie DGN 2009 zum Sauerstoff bei Schlaganfall
„Obwohl hierzu keine gesicherten Daten aus prospektiven klinischen Studien vorliegen, ist bei ausgeprägten
neurologischen Symptomen die Sauerstoffgabe (2 – 4 l
O2 pro Minute) über eine Nasensonde zu empfehlen («).
Eine generelle Empfehlung zur routinemäßigen Versorgung aller Infarktpatienten mit Sauerstoff kann derzeit
nicht gegeben werden (Ronning u. Guldvog 1997)“
Ronning & Guldvog haben Patienten randomisiert 3l O2
(n=159) oder Raumluft (n=151)gegeben. Es gab unter
den Überlebenden keinen Unterschied im Barthelindex.
Werte für leichten und mittleren Schlaganfall (Scandinavian Stroke Scale < 40)
Mortalität
O2
18,2%
Ø O2
9,3%
Sign
0,02
Anordnung & Kontrolle
Es werden nicht allg. O2-Gaben empfohlen („alle erhalten 4l O2“), sondern die O2-Gabe nach Orientierung an
einer Zielvorgabe der O2-Sättigung, bzw. des pO2.
Ein kont. Monitoring wird bei Patienten mit Sauerstofftherapie empfohlen
Ein O2-Sat Abfall um 3% bedarf der kritischen Evaluation
Zielwerte
• PaO2 (mmHg) = 100 – (Lebensalter : 2) (Oczenski
2008)
• Altersabhängig: 20-29J: 94mmHg, 40-49: 88, 60-69:
81 (Larsen 2009)
• N1-Regel: 140-Alter (min. 70 mmHg, Ausnahme bei
vorbestehender COPD, neuromusk. Erkrankung)
Hypoxie wird konventionell als pO2 < 60 mmHg, bzw.
O2Sat < 90% definiert
Hyperoxämie wird als pO2 > 120 mmHg definiert
Eine Sauerstoffgabe, die über dem physiologischen Level liegt, wird auch bei kritisch Kranken nicht empfohlen
(BTS 2008)
Die kleine Kurzfortbildung Februar 2012. www.nydahl.de > Skripte
Sauerstoff ist ein Medikament, das Wirkungen und Nebenwirkungen hat und das nicht wahllos und unreflektiert verabreicht werden darf.
Herunterladen