Institut für Meteorologie und Physik Universität für Bodenkultur Auswirkungen einer Klimaveränderung in Österreich: Was aus bisherigen Untersuchungen ableitbar ist Herbert Formayer Sepp Eitzinger Helga Nefzger Stana Simic und Helga Kromp-Kolb Wien, September 2001 1 Einleitung Klimaänderungen wirken sich am stärksten auf ökologische oder wirtschaftliche Systeme aus, die sich nahe der Grenze ihrer Überlebensfähigkeit befinden. Da sich im Gebirge die klimatischen Verhältnisse auf sehr engem Raum ändern, befinden sich jeweils viele ökologische Systeme in Kampfzonen und reagieren daher sehr empfindlich auf klimatische Veränderungen – im positiven, wie im negativen Sinn. Auch bedeutende Wirtschaftszweige Österreichs wie Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Fremdenverkehr oder Bauwesen sind aufgrund der Topographie Österreichs stärker von den klimatischen Bedingungen abhängig, als in manch anderem Gebiet. Da es zugleich Hinweise gibt, dass der Klimawandel der letzten Dekaden im Alpinen Raum stärker ausgeprägt ist, als in anderen Teilen Europas, erscheint es besonders wichtig, sich in diesem Gebiet mit dem Klimawandel und seinen Folgen auseinander zu setzen, um durch möglichst frühzeitiges Verständnis der möglicherweise zu erwartenden Änderungen nachteilige Entwicklungen so weit wie möglich rechtzeitig abfangen zu können. Die Schweiz, Deutschland und Bayern haben dieser Situation durch mehrere langjährige und umfassende Forschungsprojekte Rechnung getragen. Obwohl die Bestandsaufnahme der Akademie der Wissenschaften „Anthropogene Klimaänderungen: Mögliche Auswirkungen auf Österreich – mögliche Maßnahmen in Österreich“, die im Wesentlichen das damals vorhandene Wissen zusammengetragen und in bescheidenem Rahmen ergänzt hat, schon im Jahr 1992 zu dem Ergebnis kam, dass für das betrachtete Klimaänderungsszenarium beträchtliche Auswirkungen in Österreich zu erwarten wären und Forschung von Nöten sei, wurde bis heute kein umfassendes Forschungsprojekt zur Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels in Österreich durchgeführt. Im Jahre 1998 trug das Institut für Meteorologie und Physik auf Anregung und in Zusammenarbeit mit Greenpeace die seit der ÖAW Studie gewonnenen Forschungsergebnisse für Österreich in einem internen Bericht zusammen. Angesichts der Fülle von einschlägigen Publikationen im Ausland, insbesondere des Third Assessment Reports des IPCC, und angesichts der raschen Entwicklung der Klimaänderungen in den letzten Jahren, die zunehmend auch in der Praxis spürbar werden, erscheint es jedoch gerechtfertigt und sinnvoll, jetzt, drei Jahre später, nochmals die Situation in Österreich zu erheben1 um einen Überblick zu gewinnen. Es braucht wohl nicht betont zu werden, dass Studien dieser Art ein umfassendes, interdisziplinäres Forschungsprojekt zu diesem Thema nicht ersetzen können. Im Folgenden wird zuerst die zeitliche Entwicklung in beobachteten Klimagrößen, Temperatur, Niederschlag etc. und deren Auswirkung auf belebte und unbelebte Natur behandelt. Danach wird die Frage nach den Ursachen des beobachteten Klimawandels diskutiert. Die letzten Abschnitte sind der Projektion in die Zukunft gewidmet, wiederum gegliedert nach direkten Klimagrößen und Folgeerscheinungen. 1 Da keine zentrale Forschungsdatenbank für Österreich geführt wird, die Aufschluß über alle einschlägigen Arbeiten gibt, waren die Autoren jetzt wie 1998 bei der Literatursuche auf die Kooperation der Forschenden angewiesen. Viele stellten ihre Arbeiten zur Verfügung oder übermittelten Zusammenfassungen. Ihnen sei herzlich gedankt. 1 Wo dies möglich ist wird auch auf gesundheitliche oder wirtschaftliche Folgen eingegangen. Dabei werden jene Bereiche etwas ausführlicher behandelt, die auf weniger leicht zugänglichen Informationen beruhen, während etwa bei den extensiv publizierten IPCC Ergebnissen2 Vollständigkeit nicht angestrebt wurde. 2 Die Zusammenfassungen der drei IPCC-Berichte sind über das Internet unter http.:/www.IPCC.ch/ erhältlich. Die gemeinsame Executive Summary wird dieser Tage offiziell verabschiedet. 2 2 Ändert sich das Klima? Globale und Österreichische Beobachtungen 2.1 Einleitung Das Klima ist ein komplexes System, das durch das zeitliche und räumliche Verhalten einer Vielzahl von Größen bestimmt wird. Wenn in der Öffentlichkeit in Zusammenhang mit anthropogenen Klimaänderungen in der Regel von der globalen Mitteltemperatur gesprochen wird, so ist dies eine extreme Vereinfachung, wie sie der heutigen verkürzten Informationsvermittlung entspricht. Tatsächlich wirkt sich eine Klimaänderung jedoch nie in nur einer Größe aus, sondern in vielen. Diese Änderungen können mittlere Werte betreffen, Schwankungsbreiten, Extremwerte, die Häufigkeit von deren Eintreffen, die Andauer bestimmter Bedingungen usw.. Für die meisten Öko- und Wirtschaftssysteme sind die mittleren Werte von weit geringerer Bedeutung als z.B. die Extremwerte. Da Änderungen und Trends für seltene Ereignisse aber schwerer zu erfassen sind als für mittlere Verhältnisse, gibt es gerade diesbezüglich wenig verlässliche Informationen. Entsprechend vorsichtig müssen die Aussagen ausfallen. 2.2 Die Entwicklung der mittleren Zustandsgrößen Einleitung Die Analyse langer meteorologischer Reihen zeigt neben stets auftretenden Schwankungen deutliche Änderungen in den letzten Jahrzehnten (IPCC 2001): ?? Die Temperaturzunahme im letzten Jahrhundert ist die stärkste in 1000 Jahren, die letzte Dekade ist die Wärmste des Jahrhunderts. ?? In mittleren und hohen Breiten der Nordhemisphäre nimmt der Niederschlag - vor allem durch Starkniederschläge - zu, in tropischen Gebieten ab. ?? Mit wenigen Ausnahmen gehen Gletscher und Vereisung zurück. ?? Der Meeresspiegel ist im letzten Jahrhundert um 10 bis 20 cm gestiegen, und der Anstieg scheint sich zu beschleunigen. ?? El Nino-Ereignisse treten länger und anhaltender auf. Temperatur Besonders einprägsam sind die Änderungen bei der Temperatur, die im letzten Jahrhundert im globalen Mittel um etwa 0,6 °C gestiegen ist, wobei dieser Anstieg der rascheste der letzten 1000 Jahre ist, und die erreichten Temperaturen die höchsten in diesem Zeitraum sind (Abb. 2-1). Selbst unter Berücksichtigung der großen Unsicherheiten in den ersten 600 bis 900 Jahren, liegen die derzeit beobachteten Temperaturen deutlich über den bisherigen. Zugleich geht aus dieser Abbildung hervor, dass große regionale Unterschiede auftreten können – das in Mitteleuropa stark ausgeprägte mittelalterliche „Klimaoptimum“ kommt z.B. in dieser globalen Kurve kaum zum Vorschein, war also vermutlich doch eher ein regionales Ereignis. Die Temperatur in Europa stieg in dem in der Abbildung dargestellten Zeitraum um etwa 0,8 °C. 3 Abb. 2-1: Globaler Temperaturanstieg seit 1850 und in den letzten 1000 Jahren (nach Münchner Re, 2000). Die blauen Balken geben die Spannbreite der zugrundeliegenden Proxidaten vor der instrumentellen Periode an. In Österreich ist man in der glücklichen Lage über sehr lange meteorologische Zeitreihen, sowohl im Flachland als auch im Gebirge (in Kremsmünster seit 1767, am Sonnblick auf über 3100 m seit 1887) zu verfügen. Da sich über lange Zeiträume jedoch die Meßmethoden, Messzeiten und Aufstellungsorte der Geräte bzw. deren Umgebung ändern, müssen die Einflüsse derartiger Veränderungen aus den Reihen entfernt werden, bevor man tatsächliche Klimatrends daraus ableiten kann. Auer et. al. (2001) haben in dem EU-Projekt „ALOCLIM“ alle österreichischen langen Messreihen (inkl. den angrenzenden Alpenländern) für neun verschiedene meteorologische Parameter in diesem Sinne homogenisiert. Betrachtet man die homogenisierten Reihen, so ergibt sich bei der Temperatur ein Anstieg um 1,8 °C seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (Abb.2-2). Schon in einer früheren Arbeit konnte Böhm zeigen, dass der Temperaturtrend in ganz Österreich ziemlich einheitlich ist, d.h. dass die Trends nördlich der Alpen und südlich der Alpen, im Osten oder Westen, in Städten und am Land, usw. sich nicht signifikant unterscheiden. Es sind auch alle Höhenlagen betroffen, wobei der Temperaturanstieg in höheren Lagen sogar geringfügig über jenem in den Niederungen liegt (Abb. 2-3). Dennoch können kleinräumige Abweichungen von diesem Trend nicht ausgeschlossen werden. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur wurden im Bereich des Marchfeldes ein deutlich geringerer Temperaturanstieg festgestellt als dem österreichischen Mittel entspricht. Eine Verifikation dieses Ergebnisses steht allerdings noch aus. Niederschlag Auch die Niederschlagssummen haben sich verändert – die räumliche und zeitliche Variabilität sind aber noch größer als bei der Temperatur. Die Trends sind erst in den letzten Jahrzehnten deutlicher geworden. Vor allem im Winter wird eine Zunahme der Niederschläge in den mittleren und hohen Breiten der Nordhemisphäre festgestellt. Im Alpinen Raum trifft dies vor allem für den westlichen Teil zu (Abb.2-4) – in der West- und Nordschweiz wurden z.B. bis zu 40% Niederschlagszunahme im Winter 4 analysiert (Widmann und Schär 1997). Im südalpinen Raum und im Osten Österreichs ist hingegen eher ein Rückgang der Niederschlagsmengen festzustellen (Auer und Böhm 1994). deg C, relative to average 1961-1990 mean air temperature, year: low elevation mean 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 -2,5 2000 1990 1980 1970 1960 1950 1940 1930 1920 1910 1900 1890 1880 1870 1860 1850 1840 1830 1820 1810 1800 1790 1780 1770 1760 single values Gauss Filter 30y Abb. 2-2: Jahresmitteltemperatur der letzten 240 Jahre für österreichische Flachlandstationen (einzelne Jahre und 30 jähriger Filter). Der Temperaturanstieg seit Mitte des 19. Jahrhunderts beträgt rund 1.8 °C. (Auer et. al 2001) deg C, relative to average 1961-1990 mean air temperature, year: high elevation mean 2,5 2 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 -1,5 -2 -2,5 2000 1990 1980 1970 1960 1950 1940 1930 1920 1910 1900 1890 1880 1870 1860 1850 1840 1830 1820 1810 1800 1790 1780 1770 1760 single values Gauss Filter 30y Abb. 2-3: Jahresmitteltemperatur der letzten 150 Jahre für alpine Bergstationen (einzelne Jahre und 30 jähriger Filter). Der Temperaturanstieg seit Mitte des 19. Jahrhunderts beträgt rund 1.8 °C. (Auer et. al 2001) 5 Niederschlag (Abweichung in %) 40 1,00 30 0,75 20 0,50 10 0,25 0 0,00 -10 -0,25 -20 -0,50 -30 -0,75 -40 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 Niederschlag (Abweichung in mm/d) IPCC-DDC (1999) PFISTER (1998) -1,00 2000 Abb. 2-4: Vergleich der Winterniederschlagszeitreihen über dem Schweizer Alpenraum nach PFISTER (1998) und über den Großraum nach dem IPCC-DDC (1999) (Baumgartner et. al. 2000) Für die Anzahl der Tage mit Schneedecke und den Neuschneemengen können für Österreich keine einheitlichen Trends angegeben werden. Mohnl (1996) untersuchte 88 Stationen an denen seit mindestens 1930 Daten vorlagen. Bei rund der Hälfte der Stationen konnte kein signifikanter Trend festgestellt werden. Signifikante Trends ergaben sich meist bei der Neuschneemenge, wobei es hier immer zu einer Zunahme kam. Besonders starke Zunahmen der Neuschneesummen wurden hierbei in den höhergelegenen Stationen in Westösterreich und den Zentralalpen festgestellt. UV-Strahlung Die Intensität der den Erdboden erreichenden UV-Strahlung hängt von verschiedenen Einflussgrößen ab. Die Faktoren sind beispielsweise die Sonnenhöhe als Funktion der geographischen Breite, die Jahres- und Tageszeit, die Seehöhe, der Albedo (Reflexion), die Bewölkung, sowie die Zusammensetzung der Atmosphäre einschließlich Aerosolgehalt und -verteilung. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei das in der Atmosphäre enthaltene Ozon, das die lebensbedrohende kurzwellige UVB-Strahlung weitgehend absorbiert und so eine Schutzschildfunktion für die gesamte Biosphäre ausübt (Madronich, et al., 1991; Tevini und Teramura, 1989; Stamnes et al., 1992). Wegen der biologischen Wirkung der UV-B-Strahlung und unter dem Eindruck einer abnehmenden stratosphärischen Ozonkonzentration wurden in den letzten Jahren zahlreiche Messungen der UV-Strahlung durchgeführt. Da im Gegensatz zu Ozonmessungen keine langjährigen Datenreihen über die UV-Strahlung existieren, sind direkte Analysen der langjährigen Änderungen nicht möglich. An vielen Bodenstationen wird jedoch seit Jahrzehnten die Ozonschichtdicke gemessen. Da die Ozonschichtdicke wesentlichen Einfluß auf die Intensität der UV-B-Strahlung hat, 6 können daraus indirekt Rückschlüsse auch auf Trends der UV-B-Strahlung gezogen werden. An allen Stationen zeigt sich eine Abnahme der Gesamtozonmenge. Die nachstehende Abbildung 2-5 zeigt Jahresmittelwerte der Ozonschichtdicke in Arosa seit 1926. Die hier dargestellte Messreihe von 1972 bis 1997 zeigt einen Trend von 2.9 % in zehn Jahren. Abb. 2-5: Jahresmittelwerte der in Arosa (Schweiz) gemessenen Höhe der Ozonsäule Am Hohen Sonnblick (47°0´3`N, 12°57`E, 3106 m) werden seit 1994 die einzigen kontinuierlichen Messung der Ozonschicht in Österreich und zugleich auch kontinuierliche UV-Messungen durchgeführt. 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 500 Gesamtozon (DU) 450 400 350 300 250 200 25 50 75 100 125 150 175 200 225 250 275 300 325 350 Julianischer Tag Abb. 2-6: Tagesmittel des stratosphärischen Ozons im Jahresverlauf für die Jahre (19942001) am Hohen Sonnblick 7 Neben dem inzwischen signifikant nachweisbaren Langzeittrend der Gesamtozonmenge weist die Ozonsäule eine jahreszeitliche Variabilität (von etwa 200 DU) auf. In Abbildung 2-6 ist der Jahresgang für den Sonnblick anhand von Tageswerten beispielhaft gezeigt. Man erkennt daraus auch, daß sich die Ozonmenge aufgrund der atmosphärische Zirkulation innerhalb weniger Tage um mehr als 100 DU ändern kann. Die folgende Abbildung 2-7 zeigt die jahreszeitlichen Abweichungen des Gesamtozons am Hohen Sonnblick vom langjährigen Mittel (1926-78) gemessen in Arosa. Die größten Abnahmen (im Vergleich zum langjährigen Mittel) sind im Winter und Frühling zu erkennen. Sie erreichen bis zu 15 %. 0 -2 -4 -6 (%) -8 -10 -12 -14 -16 Winter 94/95 Winter 95/96 Winter 96/97 Winter 97/98 S1 Winter 98/99 Winter 99/00 Winter 00/01 4 Frühjahr Sommer Herbst 2 0 -2 -4 (%) -6 -8 -10 -12 -14 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Abb. 2-7: Abweichung des Gesamtozons am Sonnblick zum langjährigen Mittel (1926-78) gemessen in Arosa. Die obere Abbildung zeigt die Verhältnisse im Winter (Zeitperiode 1994/95 bis 2000/01) und die untere Abbildung im Frühjahr, Sommer und Herbst. 8 Der beobachtete Abbau der Ozonschicht ist unmittelbar mit einem Anstieg der UV-BStrahlung verbunden, sofern die anderen Einflussparameter unverändert bleiben. Dies kann man anhand von Messungen bei wolkenlosem Himmel und klarer Atmosphäre zeigen (Abb. 2-8). Man sieht auch, dass an der langwelligen Grenze des UV-B die Ozonschichtdicke so gut wie keinen Einfluss mehr auf die Bestrahlungsstärke hat. Hingegen ändert sich die UV-B Bestrahlungsstärke bei einer Wellenlänge von 300 nm zwischen 240 und 420 DU um eine Größenordnung. 100 10 1 300 nm 310 nm 320 nm 0,1 0,01 240 260 280 300 320 340 360 380 400 420 Total ozone (DU) Abb. 2-8: Bestrahlungsstärke (logarithmische Skala) für verschiedene Wellenlängen in Abhängigkeit vom Ozongehalt, bei einer Zenitdistanz von 70 Grad. Teilweise belegen die direkten UV-Messungen auch eine Zunahme der Intensität in den letzten Jahren (Blumthaler und Ambach 1990, Bais et al, 1993, Kerr und McElroy 1993. Seckmayer et al. 1994, Zerefos et al. 1995), andere jedoch weisen keinen oder einen gegenteiligen Trend auf (Scotto et al. 1998). Die Schwierigkeit bei der Interpretation derartiger Messungen ist, dass die UV-Strahlung nicht nur vom Ozon sondern auch von weiteren Atmosphärenparametern, wie der Bewölkung, der Aerosolkonzentration, den Reflexionseigenschaften des Bodens und dem troposphärischen Ozon abhängt. Die beobachtete Zunahme der Bewölkung kann jedenfalls den durch die rückläufige Ozonkonzentration verursachten Anstieg der UVB-Strahlung dämpfen. Die durch die Bewölkung zusätzlich verursachte große Variabilität der UV-Strahlung erschwert die statistisch signifikante Bestimmung ozonbedingter Trends in den kurzen vorliegenden Meßreihen. 2.3 Extremereignisse Wie eingangs erwähnt ist eine historische Entwicklung der Extremereignisse ist nicht so leicht zu erkennen wie die der mittleren Zustände. Um die statistische Signifikanz von Änderungen in der Häufigkeit von seltenen Ereignissen nachweisen zu können, sind viel längere Datenreihen erforderlich, als für häufige Ereignisse. Zudem tritt bei manchen Ereignissen auch das Problem der zuverlässigen Erfassung auf: so werden z.B. Lawinen in der Regel nur dann verzeichnet, wenn sie Schaden anrichten, oder mindestens in Bereichen niedergehen, wo sie potentiell Schaden hätten anrichten können. Lawinen in unbesiedelter Bergwelt werden in der Regel nicht erfasst. Die Statistiken sind daher unvollständig und enthalten ein Bias in bestimmte Richtungen. 9 Österreich ist wegen seiner geo- und topographischen Lage besonders durch folgende Extremereignisse gefährdet: ??Stürme ??Starkniederschläge ??Hagel ??Trockenheit (hauptsächlich das östliche Flachland) Stürme Der Begriff „Sturm“ wird in der Meteorologie sowohl auf Ereignisse starker Winde angewendet, als auch auf ganze Tiefdruckgebiete, die mit hohen Windgeschwindigkeiten und häufig auch intensiven Niederschlägen verbunden sind. Die Häufigkeit letzterer hat an der europäischen Nordatlantikküste deutlich zugenommen, und Hafenstädte wie Hamburg haben eine Serie von Überschwemmungen mit beträchtlichem Sachschaden erlebt. Man geht davon aus, dass diese Zunahme – auf die gesamte Küstenregion bezogen – statistisch signifikant ist. Auch über Mitteleuropa fegten in den letzten Jahren einige solcher Stürme, die vor allem in Frankreich beträchtlichen Sachschaden verursachten. Für dieses Gebiet ist es derzeit nicht möglich anzugeben, ob es sich bei den Ereignissen der letzten Jahre um eine zufällige Häufung handelt, oder den Beginn eines signifikanten Trends. Verlässlichere Aussagen sind auf der Basis von Analysen langjähriger Windregistrierungen möglich. Die Aussagen sind jedoch nicht einheitlich: Otte (2000) konnte z.B. für Düsseldorf (Deutschland) zeigen, dass die Anzahl der Tage mit Windspitzen von mindestens 8 Beaufort (~ 60 km/h) seit Ende der 60er Jahre zugenommen hat. Dies stimmt mit den Erfahrungen der Versicherungen überein, die einen Anstieg der Zahl der Fälle von Sturmschäden registrieren. Abb. 2-9: Mittlere Windgeschwindigkeit und Häufigkeit von Tagen mit Windspitzen über 8 Beaufort in Darmstadt, Deutschland (Nach Otte, 2000). Eine Studie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für Wien zeigt jedoch ein anderes Ergebnis (Abbildung 2-10). Der Verlauf ist durch starke 10 Schwankungen gekennzeichnet, seit Ende der 70er Jahre ist eher eine Abnahme der Häufigkeit hoher Windgeschwindigkeiten festzustellen. Abb. 2-10: Jährliche Anzahl der Tage mit Windspitzen über 60 km/h (~ 8 Beaufort) in Wien seit 1951. (ZAMG 2001) Zu den Stürmen wären auch die in Österreich sehr seltenen Windhosen oder Tornados zu zählen. Untersuchungen der letzten Jahre haben zwar gezeigt, dass Tornados keineswegs auf die USA beschränkt sind, sondern in durchaus nennenswerter Zahl auch in Europa vorkommen, aber ein Trend in der Häufigkeit ihres Auftretens kann nicht nachgewiesen werden (Abbildung 2-11). Nachdem während der Periode 1950 bis 1970 eine erhöhte Tornadohäufigkeit beobachtet wurde, ist sie seither wieder stark zurückgegangen. Abb. 2-11: Jährliche Anzahl der Tornados in Österreich seit 1910 (Holzer 2001). Starkniederschläge 11 Starkniederschläge sind nicht nur als Klimaparameter von Interesse, sondern auch als potentielle Auslöser von Überschwemmungen, Lawinen- und Murenabgängen. Weltweit nehmen Starkniederschläge überall stärker zu als die mittleren Niederschlagssummen , vor allem in Gebieten, in welchen die Niederschläge an sich zunehmen. Gleichzeitig verringert sich der Wiederkehrzeitraum für 20 jährige Extremereignisse von Tagesniederschlagssummen (Kharin und Zwiers, 2000). Starkniederschläge treten im alpinen Raum entweder als räumlich begrenzte, sehr intensive Schauer oder Gewitter auf, d.h. infolge konvektiver Prozesse auf, oder als anhaltende, ergiebige Niederschläge in Zusammenhang mit Tiefdruckgebieten, Trögen oder Fronten, d.h. durch zyklonale Prozesse ausgelöst. Konvektive Niederschläge treten vor allem im Sommer auf, halten bis zu einigen Stunden an und sind im Zentralalpinen Bereich meist weniger intensiv als in den alpinen Randzonen (Grebner, 1996; Frei und Schär, 1998). Es tritt zusätzlich das Risiko von Hagel, Blitzschlag und starken Winden auf (Schiesser et al., 1997). Bei zyklonal bedingten Niederschlägen sind die betroffenen Gebiete großräumiger, und die Ereignisse halten länger an (bis zu 3 Tagen). Die Niederschlagsintensität (Niederschlagsmenge pro Stunde) liegt nur bei etwa 20% jener der konvektiven Starkregen. Am häufigsten treten derartige Ereignisse im Winterhalbjahr auf. Wie in Abbildung 2-12 dargestellt, wurde für den gesamten Alpenraum eine Zunahme beobachtet (Baumgartner et. al. 2000) Wie schon erwähnt ist in Österreich die Entwicklung der Niederschlagstätigkeit sehr inhomogen, und auch bezüglich der Häufigkeit von Starkniederschlägen ergibt sich kein einheitliches Bild. 8 Anzahl der Ereignisse 7 6 5 4 3 2 1 0 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 Abb. 2-12: Häufigkeit der Starkniederschläge (mit mehr als 70 Millimeter an einem Tag auf eine Mindestfläche von 500 Quadratkilometer) auf der Alpennordseite und in den inneren Alpen der Schweiz für die Periode von 1901 bis 1996 (gesamtes Jahr) und im Alpinen Raum (Baumgartner et. al. 2000) Hagel 12 Ein weiteres für Österreich wichtiges Extremereignis, das zwar meist nur lokale bis regionale Auswirkungen hat, stellt Hagelschlag dar. Hagel entseht in Gewitterwolken, in denen besonders starke Aufwindschläuche fallende Hagelkörner immer wieder erfassen und in große Höhen transportieren. Das wiederholte Steigen und Fallen der Körner führt zum Anwachsen durch schichtweises Anlagern von Eis. Je größer die Körner, desto größer der potentielle Schaden. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hagel ist regional sehr verschieden. In Österreich gilt vor allem die südöstliche Steiermark und das Donautal als hagelgefährdet. Eine Langzeituntersuchung hinsichtlich der Eintrittshäufigkeit von Hagelunwettern liegt für Österreich nicht vor. Das Datenmaterial der Österreichischen Hagelversicherung reicht nur bis in das Jahr 1990 zurück (Abb. 213). Schon aus der Tatsache, dass die Wirksamkeit von lokalen Hagelbekämpfungsmaßnahmen bis heute nicht als eindeutig nachgewiesen gilt, ist ersichtlich, dass es schwierig ist, signifikante Trends zu bestimmen. 900 Hagelschäden [Mio. ATS] 100 E n ts c h ä d igungen in Mio. ATS 90 H a g e lereignis s e 800 80 700 70 600 60 500 50 400 40 300 30 200 20 100 10 0 20 00 19 99 19 98 19 97 19 96 19 95 19 94 19 93 19 92 19 91 0 19 90 Anzahl der Hagelereignisse pro Jahr 1000 Abb. 2-13: Jährliche Anzahl an Hagelereignissen in Österreich in den letzten elf Jahren (Österreichische Hagelversicherung 2001) In der Schweiz wird eine Ansteigen der Häufigkeit jener Großwetterlagen festgestellt, die Hagelunwetter auslösen können (Abb. 2-14). Abb. 2-14: Häufigkeit des Auftretens von Großwetterlagen, die in der Schweiz zu Hagelunwettern führen können. 13 Trockenheit Trockenheit ist ein Sammelbegriff für Perioden mit geringem Niederschlag, die vor allem im Bereich der Landwirtschaft, aber auch der Forst- oder Energiewirtschaft Schaden verursachen. Da jedoch die Bedingungen, unter denen Schaden auftritt, je nach landwirtschaftlichem Produkt oder energiewirtschaftlicher Situation sehr verschieden sein können, gibt es eine Vielzahl von Parametern zur Definition von Trockenheit. Die in der Meteorologie mitunter verwendeten Maße, die ausschließlich auf den Niederschlagssummen innerhalb gewisser Zeiträume beruhen sind zur Beschreibung möglicher Schadensrisiken nicht ausreichend. Viel aussagekräftiger sind z.B. Angaben zur akkumulierten nettopotentiellen Verdunstung (nPet), d.h. zu den Wassermengen, welche die Pflanzen aufgrund der Verdunstung (Temperaturabhängig) potentiell verloren haben können. Trockenheit stellt nicht für ganz Österreich ein Problem dar. An den Nord- und Südhängen des Alpenzuges in Österreich fällt normalerweise genügend Niederschlag, so daß es dort nur in ungünstigen Lagen (seichte Böden, kein Grundwasseranschluß) zu Trockenstress bei Pflanzen kommen kann. In Abbildung 2-15 ist die Wiederkehrdauer für Trockenperioden mit einer akkumulierten nettopotentiellen Verdunstung (nPet) von mehr als 100 mm (mm = Liter pro Quadratmeter) dargestellt. Hierbei wurden alle Tage, an denen die potentielle Verdunstung größer als der gefallene Niederschlag ist, aufsummiert. Im Hochsommer kann man davon ausgehen, daß für die Akkumulation von 100 mm nPet rund drei Wochen ohne nennenswerten Niederschlag notwendig sind. Je nach jahreszeitlichem Auftreten einer solchen Trockenperiode können hierbei bereits gravierende Schäden in der Landwirtschaft entstehen. Abb. 2-15: Wiederkehrzeitraum für Trockenperioden mit einer nettopotentiellen Verdunstung von mehr als 100 mm (Formayer 2001). akkumulierten in Österreich In der Abbildung 2-15 erkennt man sehr gut, dass vor allem der landwirtschaftlich intensiv genutzte Osten und Südosten Österreichs trockengefährdet ist. In dem am stärksten gefährdeten Gebiet, dem Marchfeld, kommen Trockenperioden mit nPet 100 mm rund alle zwei Jahre vor. In diesem Gebiet ist intensive Landwirtschaft 14 großteils nur noch durch Bewässerung aufrecht zu erhalten. Speziell in den letzten beiden Jahren wurde der gesamte Osten Österreich von noch stärkeren Trockenperioden betroffen. 2.4 Beobachtete Auswirkungen auf Gletscher, Permafrost, etc. Der Einfluß der Veränderungen der klimatischen Bedingungen wirkt sich merklich auf die unbelebte und belebte Natur aus. Im global Maßstab ist z.B. der deutliche Rückgang der winterlichen Packeisgrenze im nördlichen Polarmeer zu nennen. Auch sehr viele Gletscher, vor allem jene Gletscher, deren Bilanz stärker von den Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen während des Sommerhalbjahres als von den Niederschlägen im Winter abhängt (das sind in Europa praktisch alle, außer jenen an der skandinavischen Westküste) weisen starke Rückgänge auf (Abb. 2-16). Abb. 2-16: Veränderung europäischer Gletscher bezogen auf das Jahr 1962. Auer et. al. 1995 Längen- und Flächenänderung von Gletschern sind oft die ersten Anzeichen von Veränderungen, können aber auch zeitlich verzögert auf Änderungen reagieren. Lange, schmale Gletscherzungen reagieren schnell und können sich sehr rasch zurückziehen (bzw. abschmelzen), wenn der Nachschub an Eis von den Nährgebieten (Akkumulationsgebieten) nachlässt. Der Rückzug von Gletschern kann Konsequenzen hinsichtlich des Risikos von Muren und des Auftauens von Permafrostböden haben. Die letzten großen Gletschervorstöße waren um 1850 und 1880. Seit damals befinden sich die Alpengletscher auf dem Rückzug; dies jedoch nicht kontinuierlich, sondern in Schüben. Seit dem Höchststand von 1850 haben die alpinen Gletscher zirka die Hälfte ihrer Masse verloren (Haeberli, 1994). In den Ostalpen verlor zum Beispiel die Goldbergruppe in den Hohen Tauern zwischen 1850 und 1992 drei Viertel ihrer Gletscherfläche (Auer et al., 1995). In den Ötztaler Alpen verlor der 15 Hintereisferner zwischen 1982 und 1994, also in nur 13 Jahren, im Mittel 10 m an Eisdicke (Kuhn M., 1994) und im Nationalpark Hohe Tauern ging die Gletscherfläche von 1969 bis 1990 trotz des dazwischenliegenden leichten Gletschervorstoßes in den 70er Jahren um rund 10 % zurück (Slupetzky, 1997). Die seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Österreich an rund 100 Gletschern durchgeführten kontinuierlichen Längenänderungsbeobachtungen zeigen auf, dass in den letzten Jahren praktisch kein Gletscher in Österreich mehr vorstößt und die meisten sich zurückziehen. Längenmessungen sind relativ leicht durchzuführen und liegen daher in größerer Zahl vor, als die aufwendigeren Daten zur Charakterisierung des Gletschers, wie Volumen oder Massenbilanz. Interessiert jedoch die im Gletscher gespeicherte Wassermenge, oder die sommerliche Wasserspende des Gletschers, müssen diese Größen erhoben werden. Die Massenbilanz der alpinen Gletscher wird hauptsächlich durch die Temperatur und das Strahlungsverhalten während des Sommers geprägt. Die akkumulierte Schneemenge während des Winterhalbjahres spielt nur eine untergeordnete Rolle. Dies erklärt auch die starke Reaktion der Gletscher auf die beobachtete Erwärmung. Die Massenbilanz eines Gletschers kann am einfachsten durch die mittlere Gleichgewichtslinie veranschaulicht werden. Die Gleichgewichtslinie stellt die Schneegrenze auf einem Gletscher dar und trennt damit die Gebiete welche über den Sommer Masse verlieren (Ablationsgebiete) und jener, wo Schnee liegen bleibt (Akkumulationsgebiete). Diese Gleichgewichtslinie schwankt von Jahr zu Jahr und ist auch abhängig von der Ausrichtung des Gletschers, aber man kann eine mittlere Gleichgewichtslinie definieren. Um ein besseres Verständnis der Gletscherfluktuationen zu bekommen, werden seit 1952 an einigen Gletschern Massenbilanzbestimmungen mittels der direkten glaziologischen Methode durchgeführt. In Abbildung 2-17 sind die Ergebnisse dieser Messungen für die Ötztaler Alpen, die Silvretta und die Hohen Tauern zusammengefasst. Die Jahresnettomassenbilanz in mm gibt den über die gesamte Gletscherfläche gemittelten Massengewinn bzw. Verlust in mm Wasseräquivalent pro m² an. Hierbei entspricht eine Änderung von ± 1000 mm einem Zuwachs bzw. einem Abschmelzen von 1,1 m Gletschereis. Man erkennt sehr deutlich, dass in allen drei Gebirgszügen seit Beginn der 80er Jahre fast nur noch negative Massenbilanzen beobachtet worden sind. Derzeit wird gerade die Auswertung der zweiten österreichischen Gletscherinventur durchgeführt. Genau 30 Jahre nach der ersten Gletscherinventur wird hierbei flächendeckend für ganz Österreich mittels digitalem Höhenmodell und Luftbildaufnahmen die Gesamtfläche der österreichischen Gletscher bestimmt. Die Analysen der Ergebnisse werden interessante, flächendeckende Informationen über die Auswirkungen der beobachteten Klimaschwankungen während der letzen 30 Jahre auf Österreichs Gletscher liefern. Der Rückzug der Gletscher hat vielfältige Auswirkungen - unter anderem werden unverfestigte Böden freigelegt, der Strahlungshaushalt des Gebietes wird durch die verminderte Albedo verändert und die ausgleichende Wirkung der Gletscher auf das Abflußverhalten alpiner Flüsse geht verloren. Durch das Abschmelzen der Gletscher und den Rückgang des Permafrostes werden in den Alpen unverfestigte Gebiete freigelegt (Meier, 1998). Permafrostböden (d.h. ständig gefrorene Böden, die im Sommer nur oberflächlich auftauen) sind in den Alpen ab etwa 2400 m Höhe möglich und über 3000 m ziemlich sicher vorhanden. 16 Die Untergrenze dieses Permafrostbereiches ist in den letzten 100 Jahren in der Schweiz um ca. 150 bis 250 m gestiegen (NFP31 1998). Am Corvatsch, in der Schweiz, ist die Bodentemperatur sogar noch in 11 m Tiefe seit 1987 jährlich um ca. 0,1 °C angestiegen und die Temperaturzunahme ist bis in 80 m Tiefe erkennbar. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Massenbewegungen wie Murengänge, Bergstürze oder Gletscherhochwasser. So ging rund die Hälfte aller im gesamte Alpengebiet verzeichneten Gerinnemurgänge im Jahr 1987 von Permafrostgebieten oder Gletscherrückzugszonen aus (vgl. Abb. 5-2). Skilifte oder Lawinenverbauungen, die in diesen Böden verankert sind, verlieren an Stabilität. Ötztaler Alpen 2000 Spec. mass balance (mm) 1500 1000 500 0 -500 -1000 -1500 -2000 1950 1960 1970 Hintereisferner 1980 Kesselw Yearandferner 1990 2000 Vernagtferner Silvretta 2000 Spec. mass balance (mm) 1500 1000 500 0 -500 -1000 -1500 -2000 1950 Jamtalferner 1960 1970 Ochsentaler Gletscher 1980 1990 Vermuntgletscher 17 2000 Silvretta Hohe Tauern 2000 Spec. mass balance (mm) 1500 1000 500 0 -500 -1000 -1500 -2000 1950 1960 1970 Sonnblickkees 1980 Pasterze Year 1990 2000 Wurtenkees Abb. 2-17: Verlauf der Nettomassenbilanz von Gletschern in den letzten 50 Jahren in drei Gebirgszügen Österreichs. 2.5 Beobachtete Auswirkungen auf Ökosysteme Zugvögel galten seit jeher als Indikatoren für den Wechsel der Jahreszeiten. Vögel beobachten ist in manchen, vor allem nördlichen Ländern, ein Volkssport und das erste Eintreffen einer Art, die Zahl der Vögel etc. werden sorgfältig registriert. Daher gibt es sehr gutes Datenmaterial über das Verhalten der Vögel, das eindeutig zeigt, dass sich die Schlüpfzeiten, das Migrationsverhalten und die Zahl der Bruten europäischer Vogelarten verändern (Abb.2-20). Selbstverständlich gibt es auch hier Störfaktoren, wie etwa den zunehmenden Mangel an Rastplätzen für Zugvögel, aber insgesamt muß doch von starkem Einfluß der klimatischen Änderungen ausgegangen werden. Abb.2-20: Verschiebung des Schlüpfdatums von Blaumeise und Kleiber um rund 10 Tage in den letzten 30 Jahren (Bairlein & Winkel in Grassl 1998) Die Beobachtung der Pflanzenwelt zeigt Verschiebungen der phänologischen Phasen auf: Wie Abbildung 2-21 zeigt, setzen in der letzten Dekade Frühjahr und Sommer in Deutschland deutlich früher ein, als in den letzten 30 Jahren. 18 Phänologische Uhr langjährig letzte Dekade Frühling setzt früher ein Sommer setzt früher ein Abb. 2-21: Verschiebung der phänologischen Phasen in Deutschland In der Forstwirtschaft führte die Erwärmung der letzten Jahrzehnte zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode um rund 11 Tage zwischen 1961 und 1990 (Hasenauer 1999). Im gleichen Zeitraum wurde auch ein Volumenszuwachs von rund 24 Prozent beobachtet (Schadauer 1996). Dieser Anstieg ist jedoch nicht nur auf die verlängerte Wachstumsphase, sondern auch auf die Altersentwicklung der Bestände und die Wiederaufforstung hochproduktiver Grünlandflächen zurückzuführen. Daß eine Erwärmung jedoch nicht automatisch zu mehr Ertrag in den Wäldern führt zeigt die letzte Forstinventurperiode 1992-1996 in der die Produktivität von 9,4 auf 8,2 m³/ha und Jahr zurückgegangen ist (Büchsenmeister et. al. 1997). In Skandinavien leidet das Wild unter der tiefen winterlichen Schneedecke: Die Zahl der Muttertiere, die den Winter nicht überlebt, steigt, und die Jungtiere sind wegen der kräfteraubenden winterlichen Nahrungssuche der Muttertiere bei der Geburt deutlich schwächer als früher (Türk 1999). Der Vergleich der derzeitigen Artenzusammensetzung der hochalpinen Vegetation auf Alpengipfeln mit historischen Aufzeichnungen zeigt sowohl eine Zunahme der Artenvielfalt als auch die Wanderung von Arten in höhere Regionen. Einige Arten weisen Migrationsraten bis zu 4 m pro Dekade auf. Die meisten Werte liegen jedoch unter 1,5 m pro Dekade (Grabherr et al., 1995). Glogger (1998) zieht aus diesen Ergebnissen den Schluß, daß durch dieses Nachrücken von Pflanzenarten aus tieferen Höhenschichten die weniger resistenten zum Ausweichen nach oben und bei Erreichen des Gipfels schließlich zum Aussterben gezwungen werden. Die Tatsache, dass sich das Klima im letzten Jahrhundert in Richtung Erwärmung geändert hat, ist auch über diese Beispiele hinaus weltweit hinreichend belegt und unumstritten. Der 2001 vorgestellte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) faßt zusammen: An increasing body of observations gives a collective picture of a warming world and other changes in the climate system (IPCC 2001). 19 3 Die Ursachen des Klimawandels Die Tatsache, daß derzeit eine bemerkenswerte Klimaänderung stattfindet, wird praktisch nicht mehr in Frage gestellt. Die Frage, an der sich die Diskussion entzündet, ist worauf diese Änderung zurückzuführen ist: ob sie eine Folge natürlicher Prozesse ist, oder ob sie von Aktivitäten der Menschen ausgelöst wird. Für die Wissenschaft ist die Frage der Ursache entscheidend, will man verstehen, wie die Entwicklung weiter gehen wird. Aus politischer Sicht ist die Frage wichtig, weil im Falle anthropogen verursachter Änderungen Maßnahmen mit vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen zu setzen sind, um diese Eingriffe zu minimieren. Klimawandel ist an sich ein natürlicher Vorgang. Das Klima ändert sich seit jeher und Moränen, Sedimente und Funde, wie etwa der „Mann im Eis“ vom Hauslabjoch, sind sichtbare Zeichen dafür. Ursachen für diese Änderungen können außerhalb oder innerhalb des Klimasystems liegen. Innere Ursachen sind in der komplexen Dynamik des Klimasystems selbst zu suchen, die solche Ereignisse wie El-Nino oder die Nordatlantik Oszillation hervorruft. Äußere Ursachen sind etwa Änderungen der Strahlungsintensität der Sonne, Schwankungen in der Geometrie des Erde-Sonne Systems oder Vulkanismus. Auch die Eingriffe des Menschen – sei es die Anreicherung der Atmosphäre mit treibhauswirksamen Gasen, die Zerstörung der stratosphärischen Ozonschicht oder die Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit der Erde durch Landnutzungsänderungen – zählen zu den äußeren Ursachen. Die entscheidende Frage ist, welchen Beitrag die einzelnen Faktoren zur derzeit beobachteten Änderung leisten. Jeder der klimabeeinflussenden Prozesse entspricht ein bestimmter Zeitscale: Einflüsse von Vulkanausbrüchen halten z.B. bis zu einigen Jahren an. Die Störung durch den Abbau der Ozonschicht bewegt sich in der Größenordnung von 10 bis 100 Jahren. Schwankungen der Achsenneigung der Erde oder Modifikationen der Erdbahn spielen sich in Jahrzehntausenden bis Jahrmillionen ab. Wenn es daher darum geht, die beobachteten raschen Änderungen im Zeitrahmen von Jahrzehnten bis Jahrhunderten zu erklären, kommen gewisse Einflussgrößen zur Erklärung gar nicht erst in Frage. Dies gilt z.B. für die geometrischen Schwankungen der Erdachse und Erdbahn, durch deren Analyse Milankowitsch die Eiszeiten, die sich in einem viel größeren Zeitrahmen abspielen, weitgehend erklären konnte. Aus dieser Sicht müssen an natürlichen Ursachen Vulkanismus und Sonnenaktivität, an anthropogenen Ursachen Veränderungen der Zusammensetzung der Atmosphäre (Treibhausgase, Aerosole, stratosphärisches Ozon) und Veränderungen der Erdoberfläche (Landnutzungsänderungen) betrachtet werden. Obwohl dies verlockend ist, genügt es nicht, den zeitlichen Verlauf einzelner dieser Einflussgrößen zu vergleichen: Zum einen können ähnliche Verläufe ganz unterschiedliche, von einander unabhängige Ursachen haben, zum anderen muss es darum gehen, möglichst viele der Beobachtungen weltweit für möglichst lange Zeiträume zu erklären. Aus philosophischer Sicht kann man nach Popper Hypothesen grundsätzlich nur falsifizieren, nicht beweisen. Es gilt aber jene Hypothese zu finden und beizubehalten, welche die meisten Beobachtungen erklärt. Sie bleibt gültig bis sie durch eine neuere, bessere ersetzt wird, die noch mehr erklären kann. 20 In der naturwissenschaftlichen Praxis werden Hypothesen (Theorien) häufig daran gemessen, wie gut sie die Ergebnisse von kontrollierten Experimenten vorhersagen können. Dies ist in der Klimaforschung nicht möglich, da keine kontrollierten Experimente (mit bekannten Rand- und Anfangsbedingungen) durchgeführt werden können. Man kann jedoch die Hypothesen – formuliert als Modelle - an ihrer Fähigkeit die Vergangenheit zu rekonstruieren testen. Globale Zirkulationsmodelle stellen die mathematische Zusammenfassung des derzeitigen Verständnisses der Klimaprozesse dar. Berechnet man nun den globalen Temperaturverlauf der letzten 150 Jahre mit einem solchen GCM unter ausschließlicher Berücksichtigung der natürlichen externen und internen Einflussgrößen so steigt die Temperatur in den letzten 30 Jahren nicht (Abb. 3-1 links oben). Nur wenn die menschengemachten Veränderungen berücksichtigt werden, ergibt sich auch aus den Berechnungen der beobachtete starke Temperaturanstieg (Abb. 3-1 rechts oben) und die beste Übereinstimmung über den gesamten Zeitraum erhält man, wenn beiden – natürlichen und anthropogenen Einflussgrößen Rechnung getragen wird (Abb. 3-1 unten). Das bedeutet, dass – nach den derzeit besten Hypothesen - die starke Erwärmung der letzten Jahrzehnte anthropogen verursacht ist und ohne die menschlichen Aktivitäten, insbesondere ohne die Treibhausgasemissionen, die globale Temperatur heute um etwa 1 Grad niedriger läge, mit leicht fallender Tendenz. Die Kurven zeigen aber auch, dass nicht alle Schwankungen von dem Modell erfasst werden – es bleibt eine Restunsicherheit. Abb. 3-1: Vergleich beobachteter (rote Kurve) und modellierter (graue Kurven) globaler Temperaturverläufe bei Berücksichtigung natürlicher (links oben), anthropogener (rechts oben) und natürlicher und anthropogener Einflussfaktoren (unten). (IPCC 2001) In einem anschaulichen Bild vergleicht Schönwiese den Vorgang der Klimaforschung mit einem Strafprozess: Wenn kein glaubhaftes Geständnis vorliegt, müssen Indizien gesammelt werden, auf deren Basis das Gericht seinen Spruch fällt. Absolute Sicherheit gibt es sehr häufig nicht. So auch bei der Klimaforschung - die Indizien sprechen in ihrer Gesamtheit eine sehr klare Sprache, aber einen strengen Beweis 21 gibt es nicht und kann es derzeit auch nicht geben. Das IPCC drückt dies folgendermaßen aus: Es gibt neue und stärkere Belege dafür, daß der Großteil der beobachteten Erwärmung der letzten 50 Jahre menschlichen Aktivitäten zuschreibbar ist (IPCC 2001). Die Globalen Zirkulationsmodelle ermöglichen es aber auch, die relative Bedeutung der einzelnen Einflussgrößen zu ermitteln (Abb. 3-2). Den größten Beitrag zur beobachteten Erwärmung liefert mit über 2 W/m2 demnach die gestiegene Konzentration der Treibhausgase, wobei CO2 etwa die Hälfte beiträgt und Methan ein Viertel. Ähnlich wirksam wie Methan wird die Zunahme des bodennahen Ozons bewertet, während der Abbau des stratosphärischen Ozons zu einer geringfügigen Abschwächung der Erwärmung führt. Aerosole könne sowohl erwärmend als auch abkühlend wirken, wobei die Unsicherheiten vor allem beim mineralischen Staub und den indirekten Effekten, z.B. über die Wolkenbildung, sehr groß sind. Durch Flugverkehr verursachte Kondensstreifen und dadurch ausgelöste Cirrenbildung spielen keine große Rolle – die wesentliche Auswirkung des Flugverkehrs liegt in der Erhöhung der Treibhausgaskonzentration. Der viel diskutierte Beitrag der Schwankungen der Solaraktivität liegt im Bereich von 0,3 W/m2 , d.h. deutlich unter der Wirkung der Treibhausgase. Allerdings muß man hinzufügen, dass das wissenschaftliche Verständnis der zuletzt genannten Einflussgrößen vergleichsweise gering ist. Überraschungen sind daher im Klimasystem nach wie vor nicht ausgeschlossen. Abb. 3-2: Strahlungsantrieb der verschiedenen Klimafaktoren berechnet aus Globalen Zirkulationsmodellen. Die Fehlerbalken stellen ein Maß für die Ungenauigkeit der Abschätzung dar. Das Maß an wissenschaftlichem Verständnis für die maßgebenden Vorgänge nimmt von links nach rechts ab (IPCC 2001). Zu ähnlichen Ergebnissen führen auch Abschätzungen mit einer ganz anderen Art von Modellen, sogenannten neuronalen Netzen (Tabelle 3-1). Mit diesen statistischempirischen Modellen lassen sich auch die kurzfristigen Jahr-zu-Jahr Variationen gut reproduzieren. Auch bei dieser Methode ergibt sich eine Erwärmung um rund 1°C 22 aufgrund der Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen, und eine Abkühlung um ca. 0,4°C durch anthropogene Aerosole. Tabelle 3-1: Störung des Strahlungsgleichgewichtes (sogenannte Strahlungsantriebe) durch bestimmte Klimafaktoren, vorindustriell bis heute global gemittelt und zugehörige Temperatureffekte nach statistischen Modellabschätzungen (neuronale Netze) für die bodennhae globale bzw. deutsche Mitteltemperatur (Schönwiese 2001) Klimafaktor Strahlungsantrieb Globales Signal Deutschl. Signal Signalstruktur (+)2,1-2,8 Wm-2 0,9-1,3°C ca. 1,5 °C Progressiver Trend (+) -2 0,2-0,4°C ca. 0,6 °C Variabler Trend (-) ** Vulkanismus*** (-)max. 3 Wm -2 0,1-0,2°C ca. 0,2 °C Episodisch, 1-3 Jahre (-) Sonnenaktivität (+)0,1-0,5 Wm-2 0,1-0,2°C ca. 0,6 °C Fluktuativ (+) El Nino (ENSO) - 0,2-0,3°C insignifikant Episodisch, Monate Treibhausgase* Sulfatpartikel* (-)0,4-1,5 Wm *) anthropogen **) insbesondere 1945-1970 ausgeprägt -2 -2 -2 ***) beim Pinatobo-Ausbruch 1991: 2,4 Wm ;1992: 3,2 Wm ; 1993: 0,9 Wm Während bei der 2. Weltklimakonferenz in Genf im Jahr 1990 noch die Meinung vorherrschte, dass man den anthropogenen Beitrag zur Klimaänderung statistisch in den nächsten 15 Jahren nicht würde nachweisen können, konnten Hegerl et al. schon 1997 mit Hilfe der sogenannten „Fingerprint-Methode“, einer aus der Kommunikationstechnik entlehnte Methodik zur Stärkung des Signals gegenüber dem Rauschen, das anthropogene Signal mit 95%-iger Wahrscheinlichkeit nachweisen. Die Übereinstimmung der Ergebnisse ganz verschiedener Modellansätze erhöht das Vertrauen in das wissenschaftliche Verständnis des Klimasystems. Es handelt sich bei der Klimaforschung um ein Wissensgebiet, das im Fluß ist, bei dem ständig neue Erkenntnisse gewonnen werden. Viele Fragen sind noch offen, in vielen Bereichen müssen erst Methoden entwickelt werden, um die Fragen erfolgversprechend behandeln zu können. Immer wieder betonen die einschlägig Forschenden, daß Überraschungen immer noch möglich sind. Dennoch kann man zusammenfassend sagen, dass es mit dem derzeitigen Stand des Wissens gelingt, das globale Klima zumindestens der letzten 150 Jahre mit Globalen Zirkulationsmodellen weitgehend nachzuvollziehen. Es ist anzunehmen, dass ein derartig komplexes System wie das Klimasystem nur dann befriedigend simuliert werden kann, wenn die wesentlichen Prozesse verstanden und von den Modellen erfasst werden. Die Modellberechnungen ergeben, dass der Klimawandel der letzten ca. fünfzig Jahre wesentlich von anthropogenen Einflüssen geprägt ist. 23 4 Klimaänderungs-Szenarien für Österreich Die relative Klarheit bezüglich der Klimaentwicklung im globalen Maßstab darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß im regionalen Maßstab die Aussagen noch sehr unsicher sind. Und doch sind die Auswirkungen in erster Linie regional und auch die Betroffenheit der Öffentlichkeit hängt wesentlich davon ab, daß belastbare regionale Szenarien entwickelt werden können. Dazu muß das Problem der Regionalisierung (auch „down- und upscaling“, bzw „Übergang vom Punkt zur Fläche“ und umgekehrt) gelöst werden. Dies bedeutet z.B., daß man auf der Basis von Beobachtungs- oder Berechnungsdaten für jedes Gebiet / jeden Ort in Österreich Klimaparameter ermitteln kann. Diese Aufgabe spielt eine zentrale Rolle in der Klimatologie, da das Klima das Resultat der Interaktion einer Vielzahl von Prozessen mit sehr verschiedenen Raum- und Zeitmaßstäben darstellt. Der Übergang vom globalen Maßstab zum regionalen, und von diesem zum lokalen bedeutet gleichzeitig eine Verschiebung der relativen Bedeutung der verschiedenen Prozesse und kann daher nicht durch triviale lineare Interpolation erreicht werden. Regionale und lokale Wetter- und Klimaentwicklungen können nur mittel physikalisch sinnvoller Koppelung aus den globalen Werten abgeleitet werden. 4.1 Regionale Klimamodellierung Die derzeitigen gekoppelten Globalen Zirkulations Modelle (GCM) sind recht gut in der Lage, das Klima in globalem bis kontinentalem Maßstab (Scale) zu reproduzieren. Die Berechnungen erfolgen dabei auf einem dreidimensionalen Gitter mit horizontalen Gitterpunktsweiten von einigen 100 km. Aufgrund dieser groben räumlichen Auflösung sind sie jedoch nicht in der Lage, regionale Informationen direkt zu liefern (IPCC, 1996). Nach Stott (Stott et al. 1999) sind die heutigen GCM’s in der Lage, Phänomene mit einer räumlichen Ausdehnung von größer als 5000 km und einer zeitlichen Periode von mindestens 30 Jahren, sowohl in ihrem mittleren Zustand als auch in ihrer Variabilität zu reproduzieren. Diese Größenordnung wird auch als „skillful scale“ eines GCM’s bezeichnet. Speziell in dem topographisch sehr stark gegliederten Gelände der Alpen wirkt sich die geringe räumliche Auflösung der GCM’s besonders stark aus, da alle orographisch verursachten oder verstärkten Wettererscheinungen (z. B. Lee-Zyklogenese, konvektiver Niederschlag), nur grob parametrisiert oder gar nicht berücksichtigt werden (Giorgi et al., 1991). Globale Modelle mit einer besseren Auflösung zu rechnen ist derzeit wegen der begrenzten Computerkapazität nicht möglich. Um dennoch zu regionalen Aussagen aus den GCM - Szenarios zu gelangen, wurden und werden seit Beginn der 90er Jahre verschiedene Regionalisierungs(Downscaling-) Verfahren entwickelt. Hierbei unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Ansätzen, dem „dynamischen Downscaling“ und dem „statistischen Downscaling“ (Hewitson et al., 1996) Bei den dynamischen Downscaling Verfahren wird ein physikalisches Modell (ähnlich oder gleich einem GCM) mit einer höheren räumlichen Auflösung für ein kleineres Gebiet betrieben. Dabei dienen die Ergebnisse des GCM - Laufes als Anfangs- bzw. Randbedingungen. Ziel dabei ist, alle regional relevanten Faktoren (z. B. Gebirge, Landnutzung, aber auch konvektive Prozesse) räumlich besser auflösen zu können. Statistische Downscaling Verfahren sind in der Klimafolgenforschung weit verbreitet, da sie meist weit geringere Ansprüche an die Infrastruktur stellen als dynamische 24 Verfahren und relativ einfach an die jeweiligen Ansprüche der Forscher angepaßt werden können (Hewitson et al., 1996). Bei diesen Verfahren wird ein statistischer Zusammenhang zwischen real gemessenen meteorologischen Stationsdaten und großräumigen Verhältnissen (einige GCM Gitterpunktswerte bis hin zu großräumigen Strukturen) abgeleitet. Unter der Voraussetzung, daß dieser statistische Zusammenhang nach einer Klimaänderung erhalten bleibt, können dann die globalen Projektionen der GCM auf den regionalen Maßstab übertragen werden (Von Storch, 1993). Bis heute wurden in Österreich nur statistische Downscaling Verfahren zur Produktion von regionalen Klimaszenarien verwendet. Eine Forschergruppe aus Seibersdorf ist derzeit jedoch dabei, eine dynamische Berechnung regionaler Klimaszenarien mittels eines Limited Area Model (LAM) durchzuführen. Erste Ergebnisse werden jedoch erst für nächstes Jahr erwartet. Wichtig für die Ergebnisse des Downscalings ist auch, welches GCM verwendet wird, da unterschiedliche GCMs zwar global recht ähnliche Ergebnisse liefern, regional jedoch größere Unterschiede auftreten können. Natürlich spielt auch das verwendete Emissionsszenario und ob Aerosole berücksichtigt werden eine Rolle. In Abbildung 4-1 sind die Ergebnisse verschiedener neuer GCMs zusammengefasst. Weiters ist auch das Alter der Modellläufe wichtig. Kam das IPCC 1996 noch zu dem Schluß, das die globale Erwärmung bis 2100 zwischen 1,0 und 3,5 °C betragen wird, so geht man heute (IPCC 2001) von einer Erwärmung um 1,4 bis 5,8 °C aus. Die wesentlich höhere obere Schranke beruht aber weniger auf Änderungen in den Modellen als auf veränderten Annahmen bezüglich der zu erwartenden anthropogenen Sulfatkonzentrationen als Folge von SO2 Emissionen – vor allem in der 3. Welt. Abb. 4-1: Szenarienberechnungen von verschiedenen Klimamodellen für das nächste Jahrhundert. Obwohl Unterschiede zwischen den Modellen auftreten, ist der Trend doch bei allen eindeutig. (IPCC-DDC 2001) 25 4.2 Ergebnisse österreichischer Klimaszenarien Erste flächendeckende Ergebnisse einer Regionalisierung eines GCM-Szenariums für ganz Österreich (Mattulla et al. 2001) zeigen Temperaturerhöhungen von 2 °C bis 3.5 °C bis zum Jahr 2035 (Abb.4-2), bei globaler Erwärmung von 1 bis 2 °C (einmal unter Berücksichtigung der dämpfenden Wirkung der Aerosole, einmal ohne diese). Hinsichtlich des Niederschlages (Abb.4-3) ergibt sich ein differenzierteres Bild, das vor allem Niederschlagsabnahmen erwarten lässt. Da bekannt ist, dass die regionalen Szenarien derzeit noch stark abhängig sind von der angewandten Methodik, können diese Ergebnisse mit Fortschritten in der Methodik noch stärkeren Veränderungen unterliegen. Ihre Bedeutung ist im Lichte dieses Wissens zu bewerten. Abb.4-2a: Temperaturänderungen in Österreich gegenüber dem Mittelwert 1961 – 1995 für das GCM-Szenarium IS92a. ohne Berücksichtigung der Aerosole für die 30er Jahre des 21. Jahrhunderts (Matulla et. al. 2001) Abb.4-2b: Temperaturänderungen in Österreich gegenüber dem Mittelwert 1961 – 1995 für das GCM-Szenarium IS92a. mit Berücksichtigung der Sulfataerosole für die 30er Jahre des 21. Jahrhunderts (Matulla et. al. 2001) 26 Abb.4-3a: Niederschlagsänderungen in Österreich gegenüber dem Mittelwert 1961 – 1995 für das GCM-Szenarium IS92a ohne Berücksichtigung der Aerosole, für die 30er Jahre des 21. Jahrhunderts (Matulla et. al. 2001) Abb.4-3b: Niederschlagsänderungen in Österreich gegenüber dem Mittelwert 1961 – 1995 für das GCM-Szenarium IS92a mit Berücksichtigung der Aerosole, für die 30er Jahre des 21. Jahrhunderts (Matulla et. al. 2001) Nachtnebel et. al. 2001 verwendeten eine etwas andere Downscalingmethode und kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Sie untersuchen auch wie stark der Einfluss des verwendeten GCMs auf das Ergebnis ist (Abbildung 4-4). Der Vergleich der älteren ECHAM3-Daten mit den aktuellen Ergebnissen der Modelle ECHAM4 (Max Planck Institut, Hamburg, D) und HadCM3 (Hadley Centre, GB), welche ab Mitte 2000 zur Verfügung standen, zeigen, daß die systematischen Fehler dieser neuen 27 Modellgenerationen deutlich geringer sind. Blau und Lila sind in der Darstellung der beobachtete und der im „Controlrun“ simulierte Jahresgang der Temperatur für das Leibnitzer Feld (Steiermark). Die punktierte Linie jene für das Jahr 2100. Die Erwärmung ist in den neuen Modellen stärker ausgeprägt als in den Alten und beträgt rund 3 °C bis 4 °C, wobei in dieser Studie kein Jahresgang bei der Erwärmung festgestellt wird. J a h r e s g a n g d e r T e m p e r a tu r - E C H A M 3 25 Temperatur [°C] 20 15 B E O B E C 31 10 E C 32 5 362 343 324 305 286 267 248 229 210 191 172 153 134 115 96 77 58 39 20 1 0 -5 J a h r e s g a n g d e r T e m p e r a tu r - E C H A M 4 35 30 Temperatur [°C] 25 20 B E O B E C 41 15 E C 42 10 5 362 343 324 305 286 267 248 229 210 191 172 153 134 -5 115 96 77 58 39 20 1 0 J a h r e s g a n g d e r T e m p e r a tu r - H a d C M 3 30 Temperatur [°C] 25 20 15 B E O B 10 H A D 1 H A D 2 5 362 343 324 305 286 267 248 229 210 191 172 153 134 96 77 58 39 115 -5 20 1 0 Abb.4-5: Jahresgang der Temperatur im Leibnitzer Feld (beobachtet, 1xCO2 und 2xCO2) abgeleitet aus den Ergebnissen verschiedener GCMs (Nachtnebel et. al. 2001). Wichtig für die Bewertung der nachfolgenden Ergebnisse aus der Klimafolgenforschung ist, das alle beschriebenen Studien die sich auf GCM – Daten beziehen, die auf die älteren Modelle zurückgehen und damit die weniger ausgeprägte Erwärmung in ihren Arbeiten einfließen ließen. 28 4.3 Das nächste Jahrzehnt Die Wetterlagen in Europa werden primär durch persistente Druckgebilde – z.B. Islandtief und Azorenhoch über dem Atlantik - gesteuert. Die relative Lage dieser beiden Druckzentren unterliegt quasi-zyklischen, etwa dekadischen Schwankungen, die als Nordatlantische Oszillation (NAO) bezeichnet werden. Die Nordatlantische Oszillation (NAO) ist der hauptbeeinflussende Faktor der Häufigkeitsverteilung europäischen Großwetterlagen (der großräumigen Hoch- und Tiefdruckgebiete), und damit der Klima- und Wettersituation in den Alpen (Abb. 4-6). Sie erklärt im Winter rund einen Drittel der Temperaturschwankungen der Nordhemisphäre (HURRELL 1996). Die Nordatlantische Oszillation beschreibt Schwankungen des großräumigen Druckunterschiedes zwischen Islandtief und Azorenhoch, welcher klimatische Schwankungen im Bereich von Jahren und Jahrzehnten erzeugt. Quantifiziert wird die NAO durch den NAO Index, dem standardisierten monatlichen Druckunterschied zwischen Ponta Delgada (Azoren) und Akureyri (Island). Abb. 4-6: Schematische Darstellung der Nordatlantischen Oszillation (links positive Phase, rechts negative). Seit 1980 befindet sich die NAO in einer extremen Positivphase und zeichnet für einen substantiellen Anteil des beobachteten Temperaturanstieges über Europa verantwortlich (HURRELL und Van LOON 1997). Befindet sich die NAO in einer positiven Phase, bedeutet das einen kühlen Nordwestatlantik, was ein ausgeprägtes Islandtief und ein ausgeprägtes Azorenhoch nach sich zieht. Die resultierenden starken Westwinde dringen vom Atlantik nach Europa ein und blocken die arktische Nordströmung ab. Im Alpenraum führt diese Situation zu höherem Luftdruck mit relativer Trockenheit und höheren Temperaturen. Es treten geringere Niederschläge in den Alpen auf. Eine negative NAO Phase beschreibt warme Wassermassen im Nordwestatlantik ein schwach ausgeprägtes Islandtief und ein schwach ausgeprägtes Azorenhoch, und als Folge auch schwache Westwinde. Die von Norden nach Europa eindringenden arktischen Luftmassen bringen niedrigere Temperaturen, aber erhöhte Niederschläge in den Alpenraum. In 29 so einer Phase befindet sich über den Alpen ein Tiefdruckgebiet (BADER und KUNZ 1998, WANNER et al. 1997, PFISTER 1998). Die Erwartungen der verschiedenen Experten für die zukünftige Entwicklung sind sehr schwierig zusammenzufassen und zum Teil auch widersprüchlich, daher kann für die Druckverhältnisse in den Alpen bzw. für den NAO Index keine Prognose abgegeben werden. Falls die anthropogenen Treibhausgasemissionen keinen Einfluß auf die NAO Phasen haben - und Gegenteiliges ist nicht bewiesen - könnte der NAO Index in den nächsten Jahren nach seinem allgemeinen Schwankungsmuster wieder in eine negative Phase zurückspringen. Dafür spricht, daß es - solange Meßdaten und Proxydaten zur Verfügung stehen - noch keine so starke und lang andauernde positive NAO Phase wie jene seit 1970 gegeben hat. Manche meinen bereits erste Anzeichen für ein Zurückspringen der NAO in eine negative Phase wahrnehmen zu können. Das würde in Europa zu tieferen Temperaturen, geringerem Druck und zu vermehrtem Eindringen von feuchten arktischen Luftmassen aus dem Norden führen. Die Niederschläge, wie auch die Starkniederschläge, werden sich in einer negativen NAO Phase aller Voraussicht nach weiter verstärken. Auch die Sturmbahnen sind in einem negativen NAO Szenario wieder verstärkt über (bzw. näher) dem Alpenraum, was eine Zunahme der Windgeschwindigkeiten und der Sturmaktivität in den Alpen bedeutet. Dem widerspricht die theoretische Verringerung des Druckgradienten zwischen dem Äquator und den Polen als Folge der anthropogen erhöhten Temperaturen. Wenn sich die nördlichen Breiten tatsächlich stärker als die Tropen erwärmen, wird sich das Temperaturgefälle zwischen dem Äquator und den Polen verringern und dadurch die Westwindzirkulation abschwächen. Die Bewegung der Tiefdruckgebiete und Tröge wird langsamer und es ergeben sich längere Einwirkungszeiten der Hoch- und Tiefdruckgebiete auf eine Region, was zu höheren Wahrscheinlichkeiten von Schönwetterperioden und Unwetterereignissen führt. Wenn die NAO weiterhin in einer positiven Phase verharrt könnten die Niederschläge im Alpenraum entgegen der grundsätzlich Dynamik einer positiven NAO Phase (höhere Temperatur- und Druckverhältnisse, aber geringere Niederschläge in den Alpen) dennoch weiterhin leicht ansteigen. Die erhöhte Meeresverdunstung aufgrund der erhöhten Meerestemperatur verursacht die Aufnahme von mehr Feuchte auf als in vergleichbaren früheren Phasen, ein Effekt, der sich den erwarteten Veränderungen überlagert. Temperatur, Druck und Niederschläge können durch diesen Überlagerungseffekt im Alpenraum auch in einem positiven NAO Szenario weiter ansteigen. Falls die NAO in den nächsten 10 Jahren nicht in eine negativen Phase zurückspringt, kann man, auch ohne direkten Beleg und ohne die genaue Wirkungsweise zu kennen, annehmen, daß die NAO von der Klimaänderung beeinflußt wird, was bedeuten würde, daß die anthropogenen Treibhausgase das regionale Klima- und Wettergeschehen über Europa direkt und nicht nur über die allgemeine Erwärmung mitbestimmen (Baumgartner et al. 2000). 30 5 Potentielle Auswirkungen der zu erwartenden Klimaänderung in Österreich 5.1 Vorbemerkungung Die im Folgenden beschriebenen möglichen Auswirkungen von Klimaänderungen in Österreich beruhen nicht auf den im vorigen Abschnitt beschriebenen Klimaänderungsszenarien für Österreich. Zum einen beziehen sich die meisten Ergebnisse nicht direkt auf Österreich, weil hier die entsprechenden Untersuchungen noch fehlen, zum anderen gibt es für Österreich keine allgemein gültigen oder für Untersuchungszwecke anerkannte regionalisierte Klimaszenarien. Es ist daher wichtig, die jeweils projizierten Änderungen mit den zugrundegelegten Klimaannahmen zu verknüpfen. 5.2 Gletscherschwund und Rückgang der Permafrostgebiete Man kann versuchen aus der Entwicklung während der letzten 150 Jahre die Folgen einer Erwärmung für die österreichischen Gletscher abzuschätzen. Dabei sind verschiedene Ansätze denkbar: Bei der ersten Gletscherinventur im Jahre 1969 gab es in Österreich rund 500 km² vergletscherte Flächen und damit nur mehr die Hälfte der Fläche, die bei dem letzten großen Gletschervorstoß in der Mitte des 19. Jahrhunderts vergletschert war. Gleichzeitig wurde in diesem Zeitraum eine Temperaturerhöhung von zirka 1 °C beobachtet. Seit der letzten Inventur wurde eine weitere Erwärmung von rund 0.8 °C beobachtet. Daraus würde bei linearen Annahmen folgen, daß die Gletscher schon jetzt weitgehend verschwunden sein müßten. Dies zeigt, dass einfache, lineare Extrapolationen hier nicht sinnvoll sind: zum einen, weil die Geometrie und Höhenlage der Gletscher berücksichtigt werden muß, zum anderen, weil alpine Gletscher je nach Größe erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 1 bis 30 Jahren auf Klimaänderungen reagieren. Exemplarisch dafür ist die Flächenentwicklung des Wurtenkees in der Goldberggruppe in Abbildung 5-1 dargestellt. In der Periode 1871 bis 1991 haben die Gletscher dieser Berggruppe rund ¾ ihrer Fläche verloren (Auer et. al. 1995), seit 1967 etwa 1/3. Längen- oder Flächenänderungen zu extrapolieren ist daher nicht zielführend. Bei der ersten Gletscherinventur lag die Höhe der Gleichgewichtslinie in Österreich bei 2700 m. Studien in der Schweiz (NFP31, 1998) fanden für die Westalpen, dass ein Temperaturanstieg um rund 0.6 bis 0.7 °C die Höhe der Gleichgewichtslinie um 100 m nach oben verschiebt. Gemessen an der seither beobachteten Erwärmung bedeutet dies, dass heute die Gleichgewichtslinie bereits bei 2800 m liegen müßte. Eine Bestätigung dafür kann erst die Auswertung der laufenden Gletscherinventur liefern. Verwendet man die Klimaänderungsszenarien aus Kapitel 3 um in die Zukunft zu extrapolieren, so würde dies bedeuten, daß im Jahre 2035 die Gleichgewichtslinie bei rund 3000 m und im Jahre 2100 bei 3100 m liegen wird. Dies hätte für die meisten ostalpinen Gletscher wegen ihrer eher geringen Höhenlage letale Folgen. Untersuchungen in der Schweiz (NFP 31 1998) haben ergeben, dass in den Westalpen bei einer Erwärmung um 2 °C bis zum Jahre 2100 ¾ aller Gletscher verschwunden sein werden. In den Ostalpen müssten die Auswirkungen noch 31 gravierender sein, da die Gletscher hier doch um einiges niedriger liegen als in den Westalpen. Abb. 5-1: Die Flächenentwicklung am Wurtenkees in der Goldberggruppe zwischen 1871 und 1991 (Auer et. al. 1995). Der Rückgang oder gar das Verschwinden der alpinen Gletscher stellt nicht nur einen ästhetischen Verlust dar. Gletscher spielen eine wichtige ausgleichende Rolle im Abflussverhalten von Flüssen in alpinen Einzugsgebieten (Kuhn 1994). Speziell bei länger andauernden Schönwetterperioden im Sommer tragen die Schmelzwässer der Gletscher nicht unwesentlich zum Gesamtabfluß bei. Fällt dieser Anteil weg, so wird die Schwankungsbreite der Wasserführung in den Flüssen erhöht, da die Niederwässer während der Trockenperioden extremer ausfallen. Einen wichtigen Aspekt stellt auch die Fixierung losen Gesteinsmaterials dar. Wo sich die Gletscher zurückziehen und der Permafrost schmilzt, wächst die Gefahr von Murenabgängen, da es sich meist um heterogen aus Blöcken, Sanden und Kies zusammengesetzte Böden, Moränenablagerungen oder Hangschutt handelt (vgl. Abb. 5-2). Es wurde geschätzt, dass im Hochwasserjahr 1987 in den gesamten Alpen etwa 50% aller Gerinnenmurengänge von ehemaligen Permafrost- und Gletschergebieten ausgegangen sind (NFP 31, 1998). Minstiger Gletscher Ort Münster Gletscherstand 1950 Gletscherstand 1987 Start und Ablagerung Murgang 1987 NFB 31 32 Abb. 5-2: Ausgangsgebiet des katastrophalen Murganges 1987 in den Ort Münster im Rückzugsgebiet des Minstiger Gletschers Untersuchungen in der Schweiz (NFP 31, 1998) haben gezeigt, dass die Permafrostfläche zwischen 1885 und 1990 um 10 Prozent geschrumpft ist, und bei einer Erwärmung um 3 °C diese bis 2100 um weitere 70 Prozent abnehmen wird. Das Problem der Massenbewegungen in Gebieten des Gletscher- und Permafrostrückzuges wird ´dadurch verstärkt, dass die Häufigkeit von Starkniederschlägen, die bei einer Erwärmung selbst im Hochgebirge immer öfter in Form von Regen fallen werden, zunimmt. Durch das verstärkte Angebot an losem Material wird außerdem der Geschiebeanteil des abfliesenden Wassers stark erhöht. Dies betrifft besonders die Elektrizitätswirtschaft mit den hochgelegenen Speicherseen, da diese Stauseen das Geschiebe abfangen und dadurch öfter ausgebaggert werden müssen (Wagner et al., 1996). 5.3 Schneebedeckung und Auswirkung auf den Winterfremdenverkehr Die erste Abschätzung der Auswirkung einer Klimaänderung auf die Andauer der Schneedecke in Österreich wurde im Rahmen einer umfassenden Studie der ÖAW zu Klimaänderungen und möglichen Auswirkungen dieser (ÖAW, 1993) durchgeführt, wobei die zugrundeliegende klimatische Statistik später noch verbessert wurde. Sie zeigte auf, dass in ca. 90 % aller Österreichischen Wintersportorte eine Erwärmung um 2°C im Winter die Wirtschaftlichkeit des Wintertourismus in Frage stellen würde. Da die Sommersaison in den meisten dieser Gemeinden nur zusammen mit der Wintersaison rentabel ist, müssten diese Orte alternative Lösungen suchen. Die Fortführung dieser Arbeit (Hantel et al., 2000) diente der Weiterentwicklung der statistischen Methodik. Für alle österreichischen Stationen (einzeln und zusammen) wurde die Anzahl der Tage mit einer Schneedecke grösser als 5 cm in einen statistischen Zusammenhang mit der europäischen Mitteltemperatur, definiert nach Jones, gebracht. Unter der Annahme einer europäischen Temperaturerhöhung von 1°C ergibt sich für ganz Österreich für den Winter (Dez., Jan., Feb.) eine maximale Reduktion von 31 Tagen und zwar für die Höhenlagen um 550 m. Für das Frühjahr (März, April, Mai) sogar 42 Tage, und das in den Höhenlagen um 1350 m. Durch die eingradige Erwärmung wandern diese sensibelsten Gebiete nach oben und zwar im Winter auf 900 m Seehöhe und im Frühjahr auf 1900 m Seehöhe. Eine vom meteorologischen Ansatz einfachere Studie von Breiling et al. (1998), die aber auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Änderungen einschließt ergibt bei 2°C Erwärmung eine Verschiebung der Schneeverhältnisse um 100 bis 200 m nach oben. Dies läßt schwere Instabilitäten im Wirtschaftsgefüge mancher Wintertourismusgebiete erwarten. Eine Temperaturerhöhung um 2° C beurteilt diese Studie als wirtschaftlich verkraftbar, ein weiterer Anstieg um 1°C jedoch bewirkt den Ausfall der wichtigsten Skigebiete. In einer Studie von Kromp-Kolb und Formayer (2001) wurden die Klimadaten vom Bundesland Salzburg analysiert. Hierbei zeigte sich, dass in den um rund 1 °C wärmeren 90er Jahren (verglichen mit der Standardperiode 1961-1990) ein Rückgang der Tage mit einer Schneedecke größer als 20 cm um rund eine Woche auftrat. Dies auch nur in Gebieten bis rund 1000 m Seehöhe. Untersucht man hingegen die 10 wärmsten Jahre aus der Periode 1948 bis 1999, die rund 1.5 °C wärmer waren als die Standardperiode geht die Anzahl der Tage um rund drei 33 Wochen zurück und der Rückgang ist selbst auf der Schmittenhöhe in 1964 m Seehöhe noch bemerkbar (siehe Abbildung 5-3). Mittlere Anzahl der Tage mit einer Schneedecke größer als 5 cm im klimatologischen Mittel und in den 10 wärmsten Saisonen (Nov-Apr) 200 150 Mittelwert 10Tmax Mittelwert 61-90 Delta 10Tmax Tage 100 50 4.3 0.4 0 -11.6 -24.8 -15.8 -27.7 -21.8 -50 Salzburg FH Zell am See Radstadt Bad Gastein Schmittenhoehe Rudolfshütte Sonnblick Abb. 5-3: : Anzahl der Tage mit Schneehöhen größer als 5 cm während der Wintersaison (November bis April) im 30 jährigen Mittel und die 10 wärmsten Jahre. In vielen Skigebieten wird versucht, durch Einsatz von Schneekanonen die Schneesicherheit zu garantieren; infolge dessen hat sich die künstlich beschneite Fläche in Salzburg zwischen 1997 und 2000 verdoppelt. Eine Erwärmung führt natürlich auch zu einer Einschränkung der Einsatzzeiten von Beschneiungsanlagen, da diese (ohne chemische Zusätze) nur bei negativen Temperaturen arbeiten können. In derselben Studie wurde die Einsatzmöglichkeiten von Schneekanonen heute und nach einer ein- bzw. zweigradigen Erwärmung untersucht. Für Zell am See ergibt sich, dass für jedes Grad Temperaturerhöhung die Unterschreitungswahrscheinlichkeit für die Schwellenwerte um rund 10 % sinkt, wobei heute die Wahrscheinlichkeit im Saisonmittel bei 70 % (Schwellenwert 0°C) bzw. 50 % (Schwellenwert –2°C) liegt. Die Schmittenhöhe reagiert nicht so stark. Hier beträgt die Reduktion nur rund 5 % pro Grad Temperaturerhöhung, wobei die momentanen Wahrscheinlichkeiten bei 85 % (Schwellwert 0°C) und 75 % (Schwellwert –2°C) liegen. Dies bedeutet, dass mit zunehmendem Bedarf an künstlicher Beschneiung, die Möglichkeit dazu abnimmt. Technologische Fortschritte mögen hier etwas Spielraum schaffen, doch werden Wasser- und Energiebedarf ebenso wie Umweltschonung den Möglichkeiten immer Grenzen setzen. 5.4 Veränderung der Niederschläge und damit einhergehende Veränderungen des Wasserkörpers. Der Niederschlag kann von Globalen Zirkulationsmodellen aufgrund ihrer groben räumlichen Auflösung nur sehr schlecht reproduziert werden. Durch die verschiedenen Downscalingverfahren versucht man zwar die regionalen Effekte mit einzubeziehen, dennoch sind die Niederschlagsszenarien mit mehr Unsicherheiten 34 behaftet als die der Temperatur. Die meisten österreichischen Szenarien für den Niederschlag gehen von einer Zunahme des Niederschlags in den Wintermonaten, und einem gleich bleiben oder geringen Rückgang während der Sommermonate aus, wobei die Gesamtsumme des Jahresniederschlages einigermaßen konstant bleibt. Nachtnebel et. al. (2000) verwendeten solch ein Szenario um das Abflussverhalten einiger österreichischer Einzugsgebiete zu untersuchen. Hierbei zeigte sich eine deutliche Veränderung des Abflussverhaltens. Treten heute die Niederwässer im Winter auf, so verschieben sie sich in Zukunft, bedingt durch den höheren Regenanteil am Niederschlag im Winter, in den Spätsommer und Herbst. Die Schneeschmelze setzt früher ein und ist aufgrund der geringeren Schneeakkumulation nicht mehr so ausgeprägt. Sowohl die potentielle als auch die tatsächliche Verdunstung steigen aufgrund der höheren Temperaturen. Dies führt in den Flachlandregionen zu einer deutlichen Reduzierung der Bodenfeuchte und der Grundwasserneubildung. Für die Abschätzung einer künftigen Hochwassergefahr im alpinen Raum wird es jedoch ganz wesentlich sein, wie sich die atmosphärischen Strömungsmuster ( u.a. auch die NAO) über der Nordhemisphäre entwickeln (Glogger, 1998). Kommen zukünftige Tiefdrucktröge vermehrt über den Alpen zu liegen, so würde das auch eine Zunahme der Winterregen bedeuten. Dann wäre vermehrt mit extremen Hochwasserereignissen zu rechnen. 5.5 Extremereignisse Wie bereits in Kapitel 4.1 dargestellt, sind GCMs nicht in der Lage so kurzfristige und regionale Phänomene, wie es Extremereignisse darstellen, richtig zu reproduzieren. Diese nachträglich durch Regionalisierungsansätze aufzulösen ist kaum möglich. Grundsätzliche statistische Überlegungen können jedoch etwas Einblick in die zu erwartenden Änderungen geben. Bei einer Klimaänderung kann sich einerseits der Mittelwert eines Parameters ändern aber auch dessen Varianz. In Abbildung 5-4 ist anhand der Temperatur veranschaulicht, welche Konsequenzen daraus folgen. In Graphik A wird bei einer Normalverteilung (was bei der Temperatur einigermaßen zutrifft) nur der Mittelwert erhöht. Dies führt zu einer deutlichen Zuname der Hitzeperioden und auch neue Temperaturrekorde treten auf. Kältewellen nehmen hingegen ab. In Graphik B wird nur die Varianz erhöht. Dies hat zur Folge, dass sowohl die Hitze- als auch Kälteperioden zunehmen und in beide Richtungen hin Rekorde auftreten können. In Graphik C werden nun beide Vorgänge überlagert; also der Mittelwert steigt und die Varianz nimmt zu. Dies führt zu einen starken Anstieg der extremen Hitzeereignisse aber auch Kälteperioden sind nicht ganz auszuschließen. Man geht davon aus, dass diese letzte Darstellung den realen, zu erwartenden Verhältnissen am nächsten kommt. Explizit für Österreich gibt es keine Abschätzungen, wie sich eine Klimaänderung auf die Extremereignisse auswirken wird. Auf europäischer Ebene wurde jedoch in dem ACACIA-Projekt (A Concerted Action Towards a Comprehensive Climate Impacts and Adaptations Assessment for the European Union) versucht, auch die Entwicklung der Extremereignisse abzuschätzen. Die Studie kommt zu folgenden für Österreich relevanten Schlüssen: ?? Hitzewellen werden in Zukunft häufiger 35 ?? Dürreperioden werden in Süd- und Zentraleuropa im Sommer zunehmen ?? Starkniederschläge werden generell, aber speziell im Wintern zunehmen ?? Die Sturmhäufigkeit nimmt möglicherweise zu Nach der ACACIA-Studie ist damit zu rechnen, dass etwa im Jahre 2080 die Sommer in der Regel so heiß sein werden, wie derzeit die heißesten 10%. Dies kann schon beträchtliche Auswirkungen auf die Mortalität haben, wie eine Untersuchung für Braunschweig zeigt (Abb. 5-5). Abb.5-4: Zunahme von Extremwerten bei Klimaverschiebungen am Beispiel der Temperatur (IPCC 2001) 36 Abb. 5-5: Abweichung der Mortalitätsrate vom langjährigen Hitzewellen in Braunschweig (nach Jendritzky, 2001). Durchschnitt während Trockenperioden werden demnach in Österreich besonders in den östlichen Teilen, wo bereits jetzt zeitweise Probleme mit der Wasserversorgung auftreten, zunehmen. Dies wird sich speziell in der Landwirtschaft stark auswirken. Wie aus einer Studie von Nachtnebel et. al. 2000 bekannt, sinkt im östlichen Flachland die Bodenfeuchtigkeit bereits wegen der gesteigerten Verdunstung ab. Kommt es dazu noch zu häufigeren regenfreien Perioden kann dies sehr großen Schaden verursachen. Die letzten beiden Jahre könnten ein Vorgeschmack darauf sein, womit man in Zukunft häufiger rechnen muß. GCM Simulationen deuten darauf hin, daß die erwartete Niederschlagszunahme in den mittleren und hohen nördlichen Breiten hauptsächlich aufgrund einer Zunahme der Starkniederschlagsereignisse eintreten wird (WHETTON et al. 1993 in FREI und SCHÄR 2000, HENNESSY et al. 1997, ZWIERS and KHARIN 1998, FOWLER und HENNESSY 1995, GREGORY and MITCHELL 1995 in FREI et al. 1997). Auch in regionalen Klimamodellen konnte für den Winter eine Zunahme der Starkniederschlagsereignisse über Europa gefunden werden (SCHÄR et al. 1996, JONES et al. 1997 in FREI et al. 1998), wobei das Ausmaß der Zunahme mit der Intensität des Ereignisses steigt; die leichten Regenfälle bleiben unverändert (FREI et al. 1998). Für Österreich kann die Zunahme der Starkniederschlagsereignisse besonders folgewirksam sein, da dies in einem gebirgigen Land wie Österreich nicht nur zu einer Zunahme der Überschwemmungen führen, sondern auch schwerwiegende Auswirkungen auf alle geomorphologischen Prozesse wie Steinschläge, Murenabgänge und Hanginstabilitäten haben kann. In Kombination mit dem Gletscher- und Permafrostrückgang führt dies speziell im Gebirge zu einer Erhöhung des Gefährdungspotentials, für welche die schutzbaulichen Maßnamen im Wildbachund Lawinenverbau möglicherweise nicht ausreichend ausgelegt sind. Lawinen und vor allem große Schadlawinen sind die Folge von extremen Wetterverhältnissen, insbesondere intensiven und langanhaltenden Schneefällen 37 verbunden mit starken Schneeverfrachtungen oder rasche markante Erwärmung und Regen bis in große Höhen. Bei weitem nicht alle extremen Verhältnisse führen zu Lawinen. Lawinenereignisse sind nur in geringem Maße durch das mittlere Klima bestimmt. Eine Beurteilung der Änderung der Lawinenaktivität auf der Basis durchschnittlicher Änderungen bestimmter klimatologischer Parameter ist daher grundsätzlich schwierig. Lawinen sind im Gegensatz zu Gletschern keine Klimaindikatoren. Unter der Annahme eines positiven Temperaturtrends und einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Steigerung des mittleren Niederschlages können aber doch einige Schlussfolgerungen gezogen werden (Baumgartner et al. 2000): ?? Die räumliche und zeitliche Ausdehnung der Schneedecke könnte sich vor allem in den tieferen Lagen verringern. Das heißt, dass der lawinenträchtige Zeitraum sich hier verkürzt, aber nicht zwangsläufig, dass sich weniger Schadenlawinen ereignen, da extreme Wetterverhältnisse in dem verfügbaren Zeitfenster trotzdem auftreten können. ?? Eine frühere Durchfeuchtung der Schneedecke aufgrund wärmerer Temperaturen könnte früher als bisher zu Nassschneegrundlawinen führen. Es besteht aber kein Grund anzunehmen, dass sich die Anzahl der schadenverursachenden Naßschneelawinen übers ganze Jahr gesehen erhöhen wird. ?? Durchschnittlich höhere Temperaturen während der Niederschlagsperiode könnten aber auch bewirken, dass die Setzungen der Schneedecke deutlicher ausfallen und so kritische Situationen früher und öfter entschärft werden. Dies gilt vor allem in tiefen und mittleren Lagen. ?? Da mit der Zunahme des Niederschlags zugleich auch der Anteil an Starkschneefällen zunimmt, kann eine Steigerung der 3-Tages Starkniederschlagsereignisse vermutet werden. Dies könnte zu einer Steigerung der Lawinentätigkeit vor allem in den höheren Lagen führen. Entscheidend zur Lawinengefährdung wird jedenfalls das Verhalten der Menschen beitragen – ob die alpinen Regionen vom Einzelnen und von der Gesellschaft verantwortungsbewusst oder sorglos genutzt werden. Was extratropische Stürme betrifft, so zeigen die GCMs kein einheitliches Bild, sowohl was die Intensität als auch die Häufigkeit betrifft. In der Studie von ACACIA (2000) geht man aber von einer möglichen Zunahme der Stürme über Europa, speziell im Winter und Frühjahr aus. Die Lage der Sturmbahnen hängt jedoch sehr stark von der NAO ab. Da - wie bereits in Kapitel 4.3 beschrieben - über die Entwicklung der NAO derzeit noch keine verlässlichen Angaben gemacht werden können, kann auch nicht gesagt werden, ob Österreich von dieser Zunahme betroffen sein wird. 38 5.6 Potentielle Auswirkungen auf die Landwirtschaft Die potentiellen Auswirkungen einer Klimaänderung auf die Landwirtschaft sind vielfältig und komplex. Zum einen geht der Klimawandel sowohl mit Änderungen der physikalischen Klimagrößen (Temperatur, Niederschlag, Strahlung, etc.) als auch chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre einher, zum anderen betrifft er die Landwirtschaft über mehrere Wege: Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion, auf die Böden, auf Schädlinge und Pflanzenkrankheiten und auf die Tierproduktion. In einigen dieser Bereiche spielt die Häufigkeit des Auftretens von Extremereignissen, wie z.B. Dürreperioden, eine besondere Rolle. Von einer verlässlichen quantitativen Abschätzung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft unter Berücksichtigung all dieser Effekte ist die Wissenschaft noch weit entfernt. Viele Studien beschränken sich wegen der Komplexität des Problems und der Unsicherheit über zukünftige nicht-klimatische Einflussfaktoren (z.B. sozioökonomische) auf Teilbereiche der landwirtschaftlichen Produktion, wie z.B. den direkt betroffenen Bereich der Pflanzenproduktion. Dazu gibt es auch bereits Ergebnisse eines detaillierten Projektes in Österreich (Eitzinger et al., 2001; Alexandrov et al., 2001), die hier beispielhaft näher vorgestellt werden sollen. Für drei wichtige landwirtschaftliche Produktionsregionen - im Nordosten (in Niederösterreich), Nordwesten (in Oberösterreich) und Südosten (in der Steiermark) Österreichs - wurden für Winterweizen und Sommergerste die Auswirkungen der Klimaänderungsszenarien in Anlehnung an vier GCM Läufe mittels Pflanzensimulationsmodellen untersucht. In den ausgewählten Gebieten steigen die Jahresdurchschnittstemperaturen nach den GCM-Szenarien um 0,9° bis 1,8°C in den 2020er Jahren, zwischen 1,6° und 3,2°C in den 2050er Jahren und zwischen 2,9°C und 4,9°C in den 2080er Jahren. Der Niederschlag wird demnach in den 2020er Jahren leicht zunehmen, in den 2050er Jahren und 2080er Jahren nur im kalten Halbjahr zunehmen und in den 2080er Jahren im warmen Halbjahr leicht abnehmen (vgl. Abb. 5-6). o ? T ( C) 5 4 3 45 2020s o o 0.9 -1.8 C 30 ? P (%) ECHAM4 HadCM2 CGCM1 CSIRO-Mk2b GFDL-R15 6 15 0 2 1 -15 0 -30 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 2020s 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 39 45 6 2080s o o 3.0 -4.9 C 5 ? T (oC) ? P (%) 30 2080s 15 0 4 3 2 -15 1 -30 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Month 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Month Abb. 5-6: Ergebnisse der regionalisierten Klimamodelle für Temperatur (T) und Niederschlag (P) in den 2020ern, und 2080ern in Oberösterreich Die Ergebnisse zeigen generell eine Verkürzung der Entwicklungsphase (Zeitraum bis zur Reife) um 6-15 Tage durch die Erwärmung. Die damit verbundene Ertragsminderung konnte durch die leichte Zunahme der Niederschläge nicht wett gemacht werden. Nur auf den leichten Böden hatte die Zunahme des Niederschlags einen positiven Ertragseffekt, da die Pflanzen weniger Wasserstress ausgesetzt waren. Alle Klimaänderungsszenarien verursachten eine Reduktion im simulierten Ertrag, wenn der direkte Effekt eines erhöhten CO2-Gehaltes nicht berücksichtigt wird, hauptsächlich durch die verkürzte Dauer der simulierten Entwicklungsphasen. Bei Berücksichtigung des direkten Effektes eines erhöhten CO2-Gehaltes auf die Photosynthese jedoch wurde unter den meisten Klimaszenarien und an den meisten Standorten eine Steigerung des Ertrages bei beiden Getreidearten in ähnlicher Größenordnung erzielt (vgl. z.B. Abb. 5-7) Wheat yield changes (%) 20 ECHAM4 HadCM2 a) CGCM1 CSIRO-Mk2b 10 GFDL-R15 2020s 2050s 2080s 0 2020s 2050s 2080s -10 indirect CO2 eff ect direct CO2 ef fect -20 Abb. 5-7: Erträge von Winterweizen im Vergleich zu den gegenwärtigen Erträgen für die Szenarien der 2020er, 2050er und 2080er Jahre in Niederösterreich (Laa/Thaya, Braunerde, hohe (337 mm) Bodenwasserspeicherfähigkeit) mit und ohne direkten 40 Effekt eines erhöhten Kohlendioxidgehaltes auf das Pflanzenwachstum; CERES Modell Nicht für alle Kulturpflanzen kann die CO2 -Zunahme die Klimaeffekte kompensieren. Im Falle von Mais und den weltweit gesehen sehr wichtigen Reis ergeben Modellberechnungen auch unter Berücksichtigung des Düngungseffektes Ertragsminderungen, bei Soja und Weizen hängt das Vorzeichen der Ertragsänderung vom verwendeten Szenarium ab (Weigel 2001). Bei der Interpretation und Verallgemeinerung dieser Ergebnisse ist auch aus anderen Gründen Vorsicht geboten: Der Boden spielt eine sehr wichtige Rolle, wie aus den Ergebnissen vergleichender Sensitivitätsstudien hervorgeht: Bei Winterweizen führte eine Erhöhung um 0.5°C und 2°C (ohne Berücksichtigung des direkten CO2-Effektes) jeweils zu einem niedrigeren simulierten Ertrag von 1-7 % und 7-26 %. Eine Erhöhung des Niederschlags führte bei den meisten mittleren und schweren Böden zu einer simulierten leichten Ertragsreduktion, wie z.B. in Hohenau, Niederösterreich (Abb. 5-8a). Bei leichten Böden mit sehr niedriger Bodenwasserspeicherfähigkeit zeigte sich jedoch eine simulierte starke positive Ertragsentwicklung bei erhöhten Niederschlägen und eine sehr starke Abnahme bei abnehmender Wasserversorgung (Abb. 5-8a). Ähnliche Ergebnisse wurden auch für die Sommergerste erzielt. 0 0.5 1 1.5 2 a) 20 20 0 3 0.5 1 1.5 2 b) 20 20 10 10 4 2 0 Precipitation changes (%) -1 0 0 -2 -3 -4 -10 -10 -5 -4 -8 0 0 -12 -16 -10 -10 -20 -6 -7 -20 -20 0 0.5 1 1.5 2 -8 Grain yield changes (%) 0 Grain yield changes (%) 10 Precipitation changes (%) 1 10 -24 -20 -20 0 Air temperature changes (oC) 0.5 1 1.5 2 Air temperature changes (oC) Abb. 5-8: Änderungen beim Ertrag von Winterweizen (%) in Abhängigkeit von Temperaturund Niederschlagsänderung in a) Hohenau (Niederösterreich, kalkhaltiger Kulturrohboden, 318 mm Bodenwasserspeicherkapazität) und b) Rohrbach (Oberösterreich, kalkfreie Felsbraunerde, 100 mm BWSK); CERES Modell Diese Berechnungen gelten für ideale Bedingungen, d.h. dass z.B. Schadeinflüsse aus dem Boden (z.B. Bodenversalzung) nicht enthalten sind. Potentielle limitierende Faktoren wie Nährstoffversorgung, Unkräuter, Krankheiten oder Schädlinge sind ebenfalls nicht berücksichtigt. Es ist auch zu beachten, dass es sich bei diesen Ergebnissen um Berechnungen mittels Pflanzenwachstumsmodellen handelt, die allgemein einen sehr hohen empirisch-statistischen Anteil haben, der für die gegenwärtige Klimasituation abgeleitet und validiert wurde. Die Aussagekraft für zukünftige Klimate ist daher begrenzt. 41 Es ist auch bekannt, dass die Auswirkungen von CO2-Konzentrationserhöhungen geringer ausfallen bei schlechter Stickstoffversorgung, und stärker bei schlechter Wasserversorgung und höheren Temperaturen (Weigel 2001). Da es jedoch bei weitem nicht für alle Kulturpflanzen entsprechende Feldversuche gibt, fehlen in vielen Fällen die nötigen empirischen Grundlagen und Daten. Die Auswirkungen möglicherweise erhöhten Auftretens von Extremereignissen, wie Dürre, Hagel, Frost sind in den Modellen nicht enthalten, weil auch die GCMs dazu noch wenig Information liefern. Grundsätzlich nimmt der negative Effekt von Trockenperioden auf die Wasserbilanz von Kulturpflanzen (inklusive der Bodenwasserbilanz) wegen des bei höherer Temperatur grösseren Verdunstungspotentials bei einer Klimaerwärmung zu. Es ist zu erwarten, dass vor allem in sensiblen Gebieten, wie etwa im relativ niederschlagsarmen Osten und Südosten Österreichs, auf Böden mit niedriger Bodenwasserspeicherkapazität (z.B. Sandböden, Schotterböden) und während der wasserstressempfindlichen Wachstumsperioden der verschiedenen Kulturpflanzen (meist während der Blütezeit und frühen Reifephase) der Einfluß von Dürre regional die möglichen Ertragssteigerungen durch CO2 bei weitem überwiegt. Für die Landwirtschaft gilt jedenfalls, dass die klimatischen Entwicklungen zeitgerechte Anpassungsmaßnahmen erfordern. Zu den kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen zählen zum Beispiel Änderungen im Anbauzeitpunkt, Wechsel zu besser adaptierten Pflanzensorten, Änderungen in der Düngung oder Wechsel zu bodenwassersparenden Bodenbearbeitungsverfahren oder Mulchsystemen. Durch Vorverlegung des Anbauzeitpunktes können z.B. die beschleunigte phänologische Entwicklung und deren negative Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion zu einem großen Teil vermieden werden. Außerdem erfolgt eine bessere Nutzung des über den Winter gespeicherten Bodenwassers durch den Pflanzenbestand und eine Verminderung unproduktiver Evaporation vom freiliegenden Boden im Frühjahr. Ergebnisse dieser Art finden sich in einer Reihen von Untersuchungen über potentielle Auswirkungen einer Klimaänderung auf die landwirtschaftliche Produktion in Europa (z.B. Alexandrov and Hoogenboom, 2000; Downing et al., 2000; Harrison et al., 1995; Parry, 2000; Nonhebel, 1996; Semenov et al., 1996). Etwas längerfristig können pflanzenzüchterische Maßnahmen positive Änderungen im Ertragspotential der Kulturpflanzen bewirken. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass die klimabedingten mittleren Änderungen wesentlich geringeren Einfluß auf die Landwirtschaft und den landwirtschaftlichen Ertrag haben, als technische, ökonomische oder sozioökonomische Entwicklungen haben können. 5.7 Potentielle Auswirkungen auf die Forstwirtschaft Es ist unumstritten, daß eine enge Kopplung zwischen Klimaänderungen und dem Verhalten von Waldökosystemen besteht. Sowohl ihre Zusammensetzung, ihre Dynamik als auch ihre Stabilität sind betroffen (BayForklim, 1999). Wie bei der Landwirtschaft sind auch hier sowohl die physikalischen als auch die chemischen Änderungen, die mit dem Klimawandel verbunden sind zu berücksichtigen. Die Auswirkungen des CO2-Anstiegs in der Troposphäre, des Erwärmungsvorgangs und weiterer damit zusammenhängender Veränderungen klimatischer Parameter 42 (z.B. Niederschlagsmenge und -verteilung, phänologische Termine, Frostrisiko) auf die Waldökosysteme des Alpenraumes, ihre Lebensgemeinschaften, ihren Wasserund Nährstoffhaushalt sowie ihre ökonomischen und ökologischen Funktionen sind jedoch in ihrem Zusammenspiel noch weitgehend unbekannt. Großes Wissensdefizit besteht in der Erfassung und Modellierung der zahlreichen Rückkopplungseffekte zwischen den relevanten Mechanismen. Niemand kann zur Zeit mit Sicherheit sagen, ob sich die Strukturen und Funktionen dieser langlebigen Systeme den Klimaverschiebungen anpassen können oder ob krisenhafte Phasen der Instabilität drohen (BayForklim, 1999). Aufgrund der geographischen Nähe und ähnlicher Klima- und Vegetationsbedingungen kann ein Großteil der Forschungsergebnisse aus Bayern und der Schweiz auf österreichische Regionen übertragen werden. Besonders interessant sind hierfür die Ergebnisse des 1999 abgeschlossenen bayerischen Klimaforschungsprogrammes BayForklim und des 1998 beendeten Nationalen Forschungsprogrammes NFP 31 aus der Schweiz. Obwohl seit dem Ende dieser Programme bis heute etwa 3 Jahre vergangen sind, repräsentieren diese Arbeiten den aktuellen Wissensstand in vielen Bereichen der alpinen Klimaänderungsforschung. Dies resultiert zum einen aus der Tatsache, daß Impaktstudien dieser Art längere Projektlaufzeiten erfordern, zum anderen aus der ausgezeichneten Koordination dieser Programme, die die Zusammenfassung und gemeinsame Interpretation der Ergebnisse vieler Einzeluntersuchungen ermöglichte und somit einen enormen Wissensgewinn zur Folge hatte. Die ermittelten Folgen des Klimawandels können je nach verwendetem Klimaszenario – global, vor allem aber auch regional und lokal – von einander abweichen. Während bei den meisten Studien ziemlich übereinstimmend mit einem Temperaturanstieg im kommenden Jahrhundert um 1-2 K gerechnet wird, gehen die Erwartungen bezüglich des Niederschlagsregimes auseinander; teils wird mit einer Abnahme, teils mit einer Zunahme während der Vegetationszeit gerechnet. Je nachdem sind die Auswirkungen der Klimaänderung auf die Wälder ganz verschieden. Als auch auf österreichische Regionen übertragbare Ergebnisse der Projektgruppe "Wald" in BayForklim können die folgenden Ergebnisse zusammengefasst werden: Die Erwärmung als solche wird mit einiger Sicherheit zu einer - unregelmäßigen Verschiebung der heutigen Obergrenze charakteristischer Waldgesellschaften um ca. 50-100 m nach oben führen und dabei insbesondere die Buche begünstigen (vgl. Kienast et al. 1995, 1998, Fischlin und Gyalistras 1997). Die Verlängerung der Vegetationszeit und der Anstieg der Mitteltemperatur werden die Mineralisation von Streu und Humus fördern, was zu einer vermehrten Freisetzung von CO2, NH4+ und NO3- in die Bodenlösung führen dürfte, sofern nicht eine stärkere sommerliche Austrocknung entgegen wirkt (vgl. Powers 1990, van Cleve et al. 1990). Falls im Verein mit dem Temperaturanstieg die sommerlichen Niederschläge zurückgehen, wird die Wasserversorgung der trockenen Bergmischwälder und Schneeheide-Kiefernwälder in steiler Südhanglage mit flachgründigen, skelettreichen Böden generell verschlechtert. Episodisch auftretende, besonders niederschlagsarme Perioden werden ein stärkeres Gewicht bekommen. Deshalb dürfte der Kiefernanteil hier im Vergleich zur Buche, Fichte und Tanne ansteigen, obwohl die CO2-Zunahme zu Anpassungsreaktionen von Fichte und Buche (Kiefer) führen wird. Ein flächenmäßiges Zusammenbrechen der Wälder mit Ersatz durch Strauch- und 43 Rasengesellschaften ist jedoch auch hier eher unwahrscheinlich, da die Bedingungen für den Wald angesichts der Höhenlage und des allgemeinen Niederschlagsniveaus noch immer relativ günstig bleiben. Diese Erwartung gilt für die geprüften künftigen Klimaverhältnisse und unter der Voraussetzung, daß die Naturverjüngung nicht durch überhöhte Schalenwildbestände behindert wird. Sollten indessen die Niederschläge in der Vegetationszeit und die Bodendurchfeuchtung im Sommer zunehmen, dürfte die Biomasseproduktion der Bergmischwälder und der subalpinen Fichtenwälder unter stärkerer Beteiligung der Buche generell ansteigen. Eine unter diesen Bedingungen zu erwartende vermehrte Mineralisation des Humus im Boden mit verstärkter Freisetzung von Nitrat in die Bodenlösung wird im Kalkalpenbereich wahrscheinlich zumindest teilweise durch gesteigerte Stickstoffeinlagerung in die Bestandesbiomasse aufgefangen, vor allem in jene der Buche mit ihren Begleitbaumarten Bergahorn, Esche und Linde (vgl. Rothe 1996, Heitz 1998). Abb. 5-9 : Laufender jährlicher Holzvolumenzuwachs (oben) und Zuwachsanteile (unten) von Fichte, Tanne und Buche im 1xCO2- (links) und 2xCO2- (rechts) Szenario für Tallagen. Berechnet mit dem Waldwachstumssimulator SILVA für die Tallagen der Region des Werdenfelser Landes (BayForklim, 1999). Unter 2xCO2-Bedingungen bildet sich in Tallagen besonders im fortgeschrittenen Alter ein wesentlicher buchenreicherer und fichtenärmerer Bestand aus als im 1xCO2-Szenario. Vergleiche dazu auch Abbildung 5-12 für österreichische Tieflandfichtenbestände. Der aus der Wuchsbeschleunigung resultierende verstärkte Streufall wird einem Schwund der Humus- und Stickstoffvorräte der Böden entgegenwirken, und die Gefahr einer vermehrten Nitratausspülung bleibt begrenzt. 44 Anders ist die Situation in den Flysch-Voralpen, wo bei größeren Stickstoffeinträgen aus der Atmosphäre die hochmontanen Fichtenbestände heute bereits teilweise Stickstoffsättigung erreicht haben. Die Ergebnisse der waldgeschichtlichen und waldwachstumskundlichen Studien und eines Gaswechselprojekts lassen sich dahingehend interpretieren, daß ein Klimawandel zwar unzweifelhaft wichtige Standortparameter und das Wuchsverhalten der Baumarten verändern wird, die Wälder jedoch auch ein Anpassungs- oder Beharrungsvermögen und damit eine gewisse Stabilität gegenüber Klimaveränderungen in der geprüften Größenordung besitzen. Wäre dies nicht der Fall, hätten sich z.B. die postglazialen Klimaschwankungen stärker auf die Zusammensetzung der Wälder auswirken müssen. Diese relative Stabilität ist zum einen darin begründet, daß in den Szenarien für das Untersuchungsgebiet heute wie in der Zukunft relativ günstige klimatische Bedingungen für die beteiligten Baumarten herrschen, andererseits aber Fichte, Buche und Kiefer offensichtlich auf einen CO2Anstieg mit einer Einschränkung der stomatären Leitfähigkeit und damit auch der Transpiration reagieren. Schließlich besteht in Mischbeständen eine Risikoverteilung auf mehrere Baumarten, die je nach den klimatischen Voraussetzungen unterschiedlich vital sind, aber insgesamt stabile und leistungsfähige Bestände aufbauen. Die Kernaussagen des schweizerischen NFP 31 bezüglich Klimaänderungsfolgen für Waldökosysteme sind auf den besonders sensiblen Gebirgswald fokussiert und können folgendermaßen zusammengefasst werden (NFP 31, 1998): ?? Mehr Wärme läßt Bäume in die Höhe wandern ?? Sträucher und Kräuter sind im Vormarsch ?? Fichten wachsen nicht schneller Trotz einer etwas anderen Herangehensweise, kommt also auch dieses Forschungsprojekt zu ähnlichen Ergebnissen. Aber auch einige der Detailergebnisse sind für Österreich von Interesse: Eine Klimaänderung bewirkt an einem bestimmten Standort eine Änderung der Lebensbedingungen. Diese sind bestimmend für die dort vorkommende, typische natürliche Pflanzengesellschaft. Da der Mensch im Laufe der Jahrhunderte sehr stark in die Waldentwicklung eingegriffen hat, muß die natürliche heutige Vegetation erst wieder rekonstruiert werden. Durch den Vergleich mit der beobachteten Waldvegetation wird ersichtlich, wie groß der Anteil der Waldfläche mit naturferner Baumartenzusammensetzung ist. Naturferne Waldflächen können eine schlechte Anpassungsfähigkeit im Zusammenhang mit Veränderungen der Umweltbedingungen haben. Solche Waldflächen sind deshalb grundsätzlich mit höherem Risiko behaftet als naturnahe Flächen. Bei einem mäßigen Temperaturanstieg (Zunahme der Jahresmitteltemperatur zwischen +1,0°C und +1,4°C beziehungsweise der Julitemperatur um +1,5°C) bleiben rund 50% der waldfähigen Punkte der Schweiz in der gleichen Waldgesellschaft. Der Anteil schlecht angepasster Bestände steigt um 5% bis 10%. Ein starker Temperaturanstieg (Zunahme der Jahresmitteltemperatur je nach Region zwischen +2,0°C und +2,8°C, beziehungsweise der Julitemperatur regionsunabhängig um +3,0°C belässt nur noch an 11 % der waldfähigen Punkte der Schweiz den heutigen potentiell naturnahen Waldtyp. Die schlecht angepassten Bestände nehmen um 10 % bis 30 % zu. Die empfindlichsten Wälder liegen offenbar in niederschlagsarmen Gebieten auf Böden mit geringem Wasserspeichervermögen. 45 In den inneralpinen Tälern ist deshalb bei starkem Temperaturanstieg mit einer Versteppung zu rechnen, wenn keine trockenheitsresistenten Arten einwandern. Die verschiedenen Modellsimulationen zeigen übereinstimmend ein Vorrücken des Laubwaldgürtels in höhere Lagen. Da die Waldgrenze im Gebirge nicht ebenso schnell in die Höhe steigt, werden die typischen Gebirgswaldgürtel räumlich zusammengedrängt. Eigentliche Gewinner der simulierten Vegetationsverschiebung sind die Eichen-Hainbuchenwälder. Hauptverlierer sind die Nadelwälder der Gebirge, welche einer Invasion von Laubbäumen gegenüber stehen. Die Strauch- und Krautschicht im Wald ist ökologisch von großer Bedeutung. So nehmen krautige Unterwuchspflanzen weit stärker Einfluß auf die Bodenmikroorganismen und den Nährstoffkreislauf im Wald als ihr Massenanteil vermuten ließe. Ein hoher Krautanteil kann bei Bäumen zu Zuwachseinbußen führen. Atmosphärische Veränderungen können deshalb über die Strauch- und Krautschicht das Ökosystem Wald nachhaltig beeinflussen. In den letzten Jahren häufen sich denn auch Hinweise auf eine Zunahme krautiger Unterwuchspflanzen in den Wäldern verschiedener Länder. Da diese Zunahme vor allem «stickstoffliebende» Arten betrifft und die Artenvielfalt gleichzeitig abnimmt, werden diese Veränderungen in erster Linie dem steigenden, menschlich bedingten Stickstoffeintrag aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft zugeschrieben. Stickstoff gilt im allgemeinen als der wichtigste Pflanzennährstoff da die Pflanze relativ viel davon braucht und er in der Natur meistens eher knapp vorhanden ist. Dadurch vermag knapp vorhandener Stickstoff das Pflanzenwachstum am stärksten zu hemmen. Die gemeinsame Wirkung von erhöhtem atmosphärischem CO2 und von erhöhtem Stickstoffeintrag ist deshalb für das Ökosystem Wald von zentraler Bedeutung. Mehr CO2 erhöht bei einigen schnellwüchsigen Unterwuchspflanzen die Anzahl der Blätter, falls zunehmend mehr Stickstoff zur Verfügung steht. Das weist auf eine CO2 bedingte Verschärfung der Konkurrenz um mineralischen Stickstoff in der Bodenlösung hin. Mehr CO2 ohne Stickstofferhöhung bringt bei diesen Arten hingegen keine relevante Biomassenzunahme. Speziell lichtbedürftige Arten scheinen jedoch durchaus Nutzen allein aus einer CO2Erhöhung zu ziehen. So benötigen dickblättrige Pfanzen (z.B. Alpenlattich) viel Licht damit auch die tieferen Zellschichten bei der heutigen CO2-Verfügbarkeit noch Photosynthese betreiben können. Mehr CO2 bringt hier auch ohne Stickstoffzunahme eine deutlich erhöhte Biomasse. Komplexer werden die Zusammenhänge bei Unterwuchspflanzen, wie z.B. Waldwachtelweizen, die vom Stoffwechsel ihrer Wirte abhängig sind. Waldwachtelweizen gedeiht nur eng zusammen mit der Fichte. Das Wachstum solcher Pflanzen scheint indirekt dadurch stimuliert zu werden, daß der Wirt unter erhöhtem CO2 wächst und damit in seinem Wurzelsystem und im Boden offenbar eine größere Verfügbarkeit von Kohlenstoffverbindungen schafft. Die Pflanzen werden gewissermaßen unabhängiger von den Lebensbedingungen im Unterwuchs und können mehr Samen produzieren. Damit wird deutlich, daß der Boden in der Gesamtreaktion des Ökosystems eine wichtige Rolle innehat. Nicht nur die veränderten Reaktionen der Pflanzen, auch direkte Depositionen aus der Atmosphäre, wie eben Stickstoff, lösen Bodenveränderungen aus. Nach den Resultaten von Feldbeobachtungen zu schließen, reagieren Böden im Vergleich zu den Pflanzen aber verzögert auf Umweltveränderungen. Die Reaktionszeiten liegen im Bereich von Jahrzehnten. Nicht alle Teile des Ökosystems reagieren also notwendigerweise zeitgleich auf eine 46 Klima- oder CO2-Änderung. Aus der nacheiszeitlichen Vegetationsgeschichte ist bekannt dass bei Klimaänderungen in der Vergangenheit die verzögerte Bodenreaktion für die verzögerte Reaktion der Vegetation mitverantwortlich sein kann. Die träge Reaktion der Böden gibt also auch heute zur Befürchtung Anlaß, daß erst in 10 Jahren oder mehr die entsprechende Reaktion der Pflanzendecke folgt. Zugleich ist zu bedenken, dass sich solche Zeithorizonte aber auch mit mehrjährigen Versuchen nicht abdecken lassen. Unter diesem Aspekt müssen auch die folgende Schlußfolgerungen gesehen werden: Eine steigende CO2-Konzentrationen bietet Unterwuchspflanzen unter schlechten Lichtbedingungen bessere Überlebensmöglichkeiten. Das bedeutet, daß die Bodenflora der betroffenen Wälder bisher zu dunkle und deshalb unbewachsene Stellen des Waldbodens vermehrt besiedeln kann. Von Wirten abhängige Pflanzen profitieren vom höheren Kohlenstoffangebot ihrer Wirte. An weniger lichtlimitierten Standorten bewirken erhöhte Stickstoffeinträge ein verstärktes Wachstum der Krautschicht. Besonders schnell-wachsende Arten könnten zunehmend überhand nehmen und sich allenfalls negativ auf das Aufkommen von Baumjungwuchs auswirken. Abb. 5-10 : Änderung der Fichtenbiomasse unter verschiedenen CO2-Konzentrationen nach drei Versuchsjahren. Der CO2-Einfluß ist nur für die Wurzelbiomasse signifikant. Die Gesamtbiomasse wird durch die unterschiedlichen CO2-Konzentrationen nicht beeinflußt (NFP 31, 1998). Nadelbäume sind eine Hauptkomponente des Bergwaldes. Die Nadeln haben wie die Blätter der Unterwuchspflanzen die Aufgabe, CO2 aufzunehmen und für den Stoffwechsel und das Wachstum zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen von NFP 31 wurden auch Langzeitversuche mit Fichten durchgeführt, die zeigten, daß Fichten auf erhöhtes CO2-Angebot nur anfänglich mit erhöhter Photosynthesrate reagieren. Schon am Ende des dritten Versuchsjahres konnten keine Effekte mehr festgestellt werden. Offenbar führt mehr CO2 vorerst zu einer erhöhten CO2-Aufnahme der Fichtennadeln. Die Fichten scheinen diese Mehrleistung ihrer Nadeln aber nicht 47 nutzen zu können. Entweder kann der zusätzlich gewonnene Kohlenstoff nicht in ein verstärktes Wachstum investiert werden, weil andere Faktoren das nicht zulassen, oder die Abtransport-Kapazität aus den Nadeln in andere Pflanzenorgane ist erschöpft. Auf jeden Fall antwortet die Fichte auf den Kohlenstoffüberschuß in den Nadeln mit einer Reduktion der Photosyntheseleistung. Im Gegensatz zu CO2 vermochte ein erhöhter Stickstoffeintrag die Gesamtbiomasse deutlich zu steigern. Die Biomassezunahme betraf nun vor allem die oberirdischen Teile wie die Ast- und die Nadelbiomasse. Die Wurzelbiomasse veränderte sich hingegen kaum, tendenziell eher abnehmend. Offensichtlich bewirkt eine erhöhte atmosphärische CO2-Konzentration eine verstärkte Abgabe der Photosyntheseprodukte in die Wurzel auf Kosten der Ast- und Nadelbiomasse. Bei zunehmendem Stickstoff-Eintrag wird dieser positive CO2-Effekt auf die Wurzel weitgehend wieder aufgehoben. Abb. 5-11: Änderung der Fichtenbiomasse unter verschiedenen Stickstoffeinträgen nach drei Versuchsjahren. Deutlich wirkt sich der erhöhte Stickstoffeintrag auf Ast- und Nadelbiomasse aus. Kaum eine Reaktion zeigt dagegen die Wurzelbiomasse (NFP 31, 1998) Die gegensätzliche Wirkung einer CO2- und einer Stickstofferhöhung macht es sehr schwierig, einen ökologischen Gesamteffekt zuverlässig abzuschätzen. Dominiert der CO2-Effekt, lichten sich wegen des reduzierten Ast- und Nadelwachstums die Baumkronen auf. Das verändert die Lichtverteilung im Bestand und insbesondere erreicht mehr Licht den Waldboden. Davon profitiert dann der Unterwuchs, welcher von einer erhöhten CO2-Konzentration bereits ohne diesen zusätzlichen Lichtgewinn eher begünstigt wird. Um so stärker wird bei einer Kronenauflichtung die dort schon erwähnte Konkurrenz des Unterwuchses gegenüber dem Baumjungwuchs. Dominiert der Stickstoffeffekt, wird das Ast- und Nadelwachstum begünstigt und entsprechend reduziert sich diese Konkurrenz. 48 Weitere Untersuchen bestätigen Klimaeinflüsse auf die mechanische Stabilität der Nadelbäume, indem sie Veränderungen in der Früh- und Spätholzbildung verursachen (die Spätholzanteile fungieren als Stützelemente des Baumes, die Frühholzzellen dienen der Wasserleitung). Darüber hinaus reagiert die Frühholzdichte stärker auf erhöhtes CO2 und mehr Stickstoffeintrag auf die Spätholzdichte. Die Versuche zeigten im dritten Versuchsjahr signifikant dichteres Frühholz bei höheren CO2-Konzentrationen, während sich die Spätholzdichte kaum veränderte. Bei mehr CO2 vermochten die Bäume aber breitere Spätholzabschnitte zu bilden. Die Frühholzbreite nahm hingegen nicht wesentlich zu. Insgesamt könnten Nadelbäume widerstandsfähiger gegen mechanische Belastung wie Wind- und Schneedruck werden, wenn der erhöhte Stickstoffeintrag nicht wäre. Mehr Stickstoff verringert nämlich die Frühholzdichte. Diese entgegengesetzte Wirkung liegt in genau derselben Größenordnung wie die CO2-Wirkung. Vereinfacht kann gesagt werden, daß die CO2-bedingte Zunahme der Holzdichte von Waldbäumen durch regionale Stickstoffeinträge zum Teil oder vollständig aufgehoben wird. Abb. 5-: Sensitivität eines Tieflandfichtenbestandes bezüglich eines Klimaänderungsszenarios (IPCC, 1990), daß eine Erhöhung der Mitteltemperatur im Sommerhalbjahr um 2.5 °C und im Winterhalbjahr um 1.5 °C bis zu Jahr 2050 annimmt. Für die Niederschlagssummen wird im Sommerhalbjahr eine Verringerung um 15 % veranschlagt. Links: Simulierte Vegetationsentwicklung unter aktuellen Klimabedingungen. Rechts: Simulation unter dem gewählten Änderungsszenario. Auch in Österreich hat man sich mit Simulationen der Waldentwicklung unter veränderten Klimabedingungen befaßt (Formayer et al., 1998). Unter Zugrundelegung eines IPCC Szenarios (IPCC, 1990) wurde die Bestandesentwicklung für unterschiedliche Baumarten simuliert Hönninger und Lexer, 1997). Das gewählte IPCC Szenario geht von einer Erhöhung der Mitteltemperatur im Sommerhalbjahr von 2.5°C und im Winterhalbjahr von 1.5°C bis zum Jahr 2050 aus. Für die Niederschlagssummen wird im Sommerhalbjahr eine Verringerung um 15% angenommen. Die Ergebnisse der Simulation zeigen, ähnlich den Ergebnissen aus der Schweiz, daß es unter diesem Szenario zu starker Mortalität und schließlich gänzlichem Verschwinden von Tieflandfichtenbeständen 49 kommen könnte (Abbildung 5-12). Anstelle der Fichtenbestände wird die Ausbildung eines Mischbestandes mit Buche, Kiefer, Hainbuche und Spitzahorn erwartet. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht als ,,Wachstumsprognose" für einen konkreten Bestand zu betrachten. Viele für die Entwicklung eines konkreten Bestandes wichtige Einzelfaktoren konnten im Modell nur in vereinfachter Parameterisierung oder gar nicht berücksichtigt werden. Das Modell ist jedoch durchaus dazu geeignet, allgemeine Entwicklungstrends unter veränderten Klimabedingungen aufzuzeigen. In einer neueren Studie (Lexer et al. 2000) wurde ein Waldentwicklungsmodell für alle Punkte der österreichischen Forstinventur für drei verschiedene Klimaszenarien berechnet. Daraus geht hervor, dass eine Klimaänderung von etwa 1°C und +/- 7% Niederschlagsänderung eine Art Schwellenwert darstellt, jenseits dessen die Auswirkungen der Klimaänderungen auf den Wald erheblich ansteigen. Jedoch nicht nur die Verschiebung von Vegetationszonen kann für Österreichs Wälder Probleme bedeuten. Auch die Schädlingsverbreitung bzw. -vermehrung zeigt Klimaabhängigkeiten. Als wechselwarme Tiere sind Insekten nur in beschränktem Ausmaß imstande ihre Körpertemperatur und damit ihren Stoffwechsel unabhängig von der Außentemperatur zu halten (Schopf, 1997). Wie aus paläontologischen Untersuchungen bekannt ist, reagierten Insekten auf die relativ rasch wechselnden glacial/interglacialen Klimabedingungen hauptsächlich durch Migration und kaum durch spezielle morphologische Anpassung. Hinsichtlich der Immigration wärmeliebender Arten gibt es bereits seit längerem Berichte, daß die seit der Jahrhundertwende nachzuweisende Erwärmung Nordeuropas ein intensives Einwandern von verschiedenen Schädlingsarten aus südlicheren Regionen ermöglichte. Zikadenarten begannen Anfang der 30er Jahre nord- und ostwärts zu wandern und wurden bereits auf der Nordseeinsel Borkum sowie in Rußland gefunden. Im Fall einer Klimaerwärmung ist auch mit einer rascheren Entwicklung der Schädlinge zu rechnen. Daraus resultierende Folgen sind beispielsweise aus Modellrechnungen ersichtlich, welche die Entwicklung des Buchdruckers in einem besonders ,,warmen" (1992) und einem ,,kalten" Jahr (1989) nachvollziehen. 1992 konnten sich aufgrund des Witterungsverlaufes drei Schädlingsgenerationen bis ins überwinterungsfähige Jungkäferstadium entwickeln, 1989 nur zwei (Schopf, 1997). Wird dieses Ergebnis auf den Schädlingsbefall durch die überwinternden Tiere im nächsten Frühjahr, ausgedrückt in m² befallener Rindenfläche, umgerechnet, so ergibt sich ein Verhältnis von 8.000 zu 20. Aus all diesen Untersuchungen wird die Komplexität des Ökosystems "Wald" mit all seinen Einflussfaktoren, Kopplungs- und Rückkopplungsmechanismen deutlich. Die Modellierung dieses Systems steht noch am Anfang und viele Prozesse und Zusammenhänge sind noch unverstanden. Ein großes Problem liegt auch im oftmaligen Fehlen geeigneter regionaler Klimaänderungsszenarien für die Verwendung in Waldentwicklungsmodellen. Nicht uninteressant ist auch ein Blick auf die derzeitige Waldentwicklung. Waldzunahmen konnte für Österreich, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Slowenien, Schweden und die Schweiz nachgewiesen werden (European Commision, 2000). Auch für Portugal und Spanien wird erhöhtes Waldwachstum angenommen. Diese positive Entwicklung darf aber nicht darüber hinweg täuschen, daß die nahezu einheitlich prognostizierten Veränderungen in der Artenzusammensetzung in einzelnen Waldregionen merkliche Folgen für Stabilität und Entwicklung der dort vorkommenden Ökosysteme haben könnten. Darüber 50 hinaus muß bei einer Zunahme klimatischer Extremereignisse mit erhöhten Produktionskosten, Ertragseinbußen und damit mit empfindlichen Störungen am Holzmarkt gerechnet werden. 5.8 Veränderungen der UV-Strahlung Aufgrund der in den letzten 25 Jahren aufgetretenen dramatischen Veränderungen der Ozonschicht in der Stratosphäre und der damit verbundenen Erhöhung der UVStrahlung an der Erdoberfläche wurden verstärkt Untersuchungen über mögliche Auswirkungen dieser Veränderungen, vor allem auf das Leben auf der Erde durchgeführt (Farman et al., 1985; Tevini und Teramura., 1989; Madronich et al., 1991; Stamnes et al., 1993; WHO 1994; Harris et al., 1995; McKenzie et al., 1994; Koepke et al., 1997). Zunehmende UV-B-Strahlungsintensität wirkt sich auf das Klima über direkte Prozesse, wie z.B. über die Verteilung von Aerosol und treibhauswirksamen Gasen, aber auch über indirekte Prozesse (Wolkenphysik und Änderungen in der räumlichen Verteilung von Wolken) aus. Trotz der Bedeutung der genannten Prozesse bestehen noch Kenntnisdefizite, die z.B. eine eindeutige Aussage über den Beitrag dieser Prozesse zur Klimänderungen nicht zulassen. Die UV-Strahlung hat auch großen Einfluss auf die chemische Zusammensetzung der Troposphäre. Erhöhte UV-B-Strahlung führt zur Erhöhung bestimmter Photolysenreaktionen und bestimmt damit den Abbau der flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und die Bildung von Ozon in bodennahen Luftschichten (Jacob et al., 1986, Forkel et al., 1995, Crutzen P. J., 1992, Madronich et al., 1992, Fluglestvedt et al., 1994). Da Ozon auch ein treibhauswirksames Gas ist, ergeben sich auch auf diesem Weg Auswirkungen auf die Lufttemperatur in der Troposphäre. Neben der Photochemie sind die Veränderungen in der UV-Strahlungsintensität wegen ihren biologischen Wirkungen besonders wichtig. Die UV-B-Strahlung beeinflusst beispielsweise das Immunsystem und die Bildung von Vitamin D beim Menschen, tötet Bakterien ab und beeinflusst die Sauerstoffproduktion der Pflanzen (Tevini M, 1993). Andererseits kann UV-B-Strahlung zu einer Zellschädigung führen und so Hautkrebs verursachen (Fryer M.J. 1993, Slaper et al., 1996). Auch Mikroorganismen und Pflanzen können geschädigt werden (Tevini. M.,1996, Björn. L.O., 1996, Caldwell et al., 1994). Da der Ozonabbau in der Stratosphäre viel besser dokumentiert ist als die Veränderungen der UV-Strahlung, wird versucht, den Ozonabbau direkt mit der Wirkung der UV-Strahlung auf biologische Systeme zu koppeln. Dazu wird ein „radiation amplification factor“ (RAF) definiert. Er beschreibt die Änderung der biologisch gewichteten UV-Strahlung, die sich aus einer Änderung der Ozonsäule ergibt. Ein RAF von 1,2 Erythem (Hautrötung) bedeutet beispielsweise, dass eine einprozentige Reduzierung der Ozonsäule zur einer 1,2-prozentigen Zunahme der erythemwirksame Strahlung führt. In einem geringen Ausmaß hängt der RAF auch von der Sonnenhöhe ab. Bei 30° Sonnenhöhe beträgt für eine Wellenlänge von 310 nm der RAF 2,6 und für 300 nm gilt bereits RAF=10 (Frederick et al. 1989). Dies verdeutlicht, wie stark der Ozoneinfluss bei kürzeren Wellenlängen zunimmt. Für denjenigen UV-B-Bereich, der für die Schädigung der DNA verantwortlich ist, beträgt RAF 1,9, während für die Erythemempfindlichkeit, bei der auch Wellenlängen größer 320 nm eine Bedeutung haben, der Wert RAF 1,1 beträgt. 51 In Abbildung 5-13 sind die Monatsmittelwerte der erythem-gewichteten Bestrahlungsstärke für die Jahre 1998 bis 2001 dargestellt. Wegen der unterschiedlichen meteorologischen Gegebenheiten weisen die Monatsmittelwerte gleicher Monate in den verschiedenen Jahren deutlich unterschiedliche Werte auf. Im April 2001 waren die Monatsmittelwerte der erythem-gewichteten Bestrahlungsstärke um 14 % höher als im selben Monat des Jahres 2000. Die Unterschiede können von Jahr zur Jahr über 20 % betragen. Die Zunahme der UV-Strahlung bei reduziertem Ozon ist in den Bergen höher als im Flachland. Von größter Bedeutung sind Reflexionsprozesse an der Schneedecke. Die hohe Albedo am Sonnblick führt auch zu einer vermehrten Rückstreuung durch die Atmosphäre und damit zu einer Erhöhung der ultravioletten Bestrahlungsstärke. 1998 1999 2000 2001 Monatsmittelwerte (kJ/m2) 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 Jan Feb Marz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Monat Abbildung 5-13: Monatsmittelwerte der erythem-gewichteten Bestrahlungsstärke für die Jahre 1998 bis 2001, gemessen am Sonnblick Aufgrund der hohen natürlichen Variabilität der Bestrahlungsstärke ist zu erwarten, dass ein Trend der UV-Strahlung erst nach jahrzehntelangen Messreihen zu erkennen sein wird. Eine Alternative, um den Einfluss der verschiedenen Prozesse auf die UV-Strahlung zu studieren und eine mögliche zukünftige Entwicklung der UVStrahlung vorherzusagen, stellen Modelle dar. Die Modelle wurden entwickelt, um den Strahlungstransfer durch die Atmosphäre zu simulieren und die UV-Strahlung am Boden zu berechnen. Dabei beschränken sich die meisten Modelle auf den Fall eines wolkenlosen Himmels. Gegenstand aktueller Forschung ist eine Erweiterung auf den bewölkten Himmel. Aus langen Messreihen der Ozonschichtdicke am Hohenpeissenberg lässt sich mittels eines Modells der langzeitliche Verlauf der UV-Bestrahlungsstärke 52 abschätzen. Dies ist in Abbildung 5-14 für klaren Himmel, 30° Zenitwinkel der Sonne (etwa Mittagszeit) und eine Wellenlänge von 305 nm gezeigt. Die so ermittelten Monatswerte der Bestrahlungsstärke zeigen eine hohe Variabilität, die von etwa 42 bis 54 mW/m2/nm im Juni 2000 reicht. Die Monatsmittelwerte der UVBestrahlungsstärke erreichten bis Ende der achtziger Jahre kaum einmal den Wert von 48 mW/m2/nm. 1993 und 2000 erreichten die Werte ca. 54 mW/m2/nm, was einer Steigerung von etwa 12 % entspricht. Abbildung 5-14: Langzeitliche Entwicklung von Gesamtozon und berechnete UVIntensität im Juni am Hohenpeissenberg (Korrelationsrechnung für klaren Himmel, 305nm Wellenlänge und 30° Sonnenzenitwinkel) (Ozonbulletin DWD, 2001) Im Rahmen vom Bayerischen Klimaforschungsprogramm wurden Arbeiten über die zukünftigen UV-Szenarien für Bayern durchgeführt. Abbildung 5-15 zeigt die zukünftigen UV-Szenarien anhand der erythem-gewichteten Strahlung in Form der prozentualen Änderungen, die sich gegenüber dem Jahr 1992 ergeben. Sie gelten für den Sonnhöchststand am 15. jeden Monats für wolkenlose mittlere Atmosphärenbedingungen in Bayern. Bis zum Erreichen des Ozonminimums um das Jahr 2015 ist für Winter und Frühling noch eine weitere Zunahme der UV-Globalstrahlung um rund 3 % zu erwarten, während die Werte im Sommer und Herbst schon wieder leicht zurückgehen. Dies gilt nicht für das pessimistische Szenario, für das sich in allen Monaten noch eine weitere Zunahme der UV-Strahlung ergibt. Selbst beim optimistischen Szenario ist in den ersten Monaten des Jahres nicht mit einem Rückgang der derzeitigen hohen Werte der UV-Strahlung zu rechnen. Die Mittelwerte des Zeitraumes 1967-72 werden bis 2015 bestenfalls erreicht und auch 2060 nur im optimistischen Fall deutlich unterschritten. 53 Abbildung 5-15: Änderung der erythem-gewichteten UV-Strahlung (in %) gegenüber 1992 (Quelle: Abschlussbericht des Bayerischen Klimaforschungsverbundes, 1999). 54 5.9 Abschätzung der Schäden Schäden durch Klimaänderungen können sehr unterschiedlichen Charakter haben: sie können schleichend auftreten infolge allmählicher Änderungen oder sie können – vor allem in Zusammenhang mit Extremereignissen – schlagartig auftreten und möglicherweise zu wiederholten Malen. Die Schäden können in direkter Folgen oder indirekter Folge von Klimaänderungen auftreten, sie können offenkundig oder versteckt sein, sie können finanziell bewertbar sein oder nicht quantifizierbare Qualitäten oder Werte betreffen. Am meisten Information liegt über direkte, plötzlich aufgetretene, finanziell bewertbare Schäden vor, wie sie in Folge von Extremereignissen auftreten können. Orientiert man sich an den durch Naturkatastrophen verursachten Schäden, wie sie von den Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften erfasst werden, so zeigt sich ein eindeutiger Trend (siehe Tabelle 5-1 und Abb. 5-16): die Anzahl an großen Naturkatastrophen in den 90er Jahren war rund dreimal so hoch wie in den 60er Jahren. Der dabei verursachte wirtschaftliche Schaden ist um das 9-fache und der Versicherungsschaden sogar um das 16-fache gestiegen (Münchner Rückversicherung, 2000). Tabelle 5-1: Große Naturkatastrophen weltweit. Dekadenvergleich von 1960 bis 1999. Schadensfälle Wirtschaftlicher Schaden Versicherungsschaden 1960-69 27 71.1 1970-79 47 127.8 1980-89 63 198.6 1990-99 87 608.5 90s : 60s 3.2 8.6 6.8 11.7 24.7 109.3 16.1 Schadensangaben in Millionen US$ (1999) Quelle: Topics 1999 - Annual review of natural catastrophes 1999, p.19 Die Auswirkungen von Starkniederschlagsereignissen sind statistisch noch schwieriger zu bearbeiten als die Niederschlagsereignisse selbst, da dabei nicht nur meteorologische Ursachen ausschlaggebend sind, sondern auch z.B. Infrastrukturmaßnahmen und Bodennutzungsänderungen stark einfließen. In Österreich sind heute schutzbauliche Konstruktionen in der Wildbach- und Lawinenverbauung im Werte von rund 130 Milliarden Schilling installiert (Weinmeister 2000). Dies veranschaulicht, dass Starkniederschlagsereignisse heutzutage unterschiedliche Auswirkungen haben als vor 20 oder gar 100 Jahren. 55 Abb.5-16: Anzahl der Naturkatastrophen weltweit (Münchner RE 2000) In diesem Lichte muß auch die Abbildung 5-17 der Lawinenstatistik interpretiert werden. Speziell wenn man die Lawinenaktivität anhand der Anzahl an Lawinentoten veranschaulichen will, muß man sich bewusst sein, dass sich das Freizeitverhalten in den letzen 50 Jahren grundsätzlich verändert hat. Eine zunehmende Anzahl an Skitourengehern und Variantenfahrern geht oft unbewusst oder bewusst sehr hohe Risiken ein. Die Lawinenkatastrophe von Galtür 1999 hat jedoch verdeutlicht, dass selbst die in Österreich sehr intensiv ausgebaute Sicherheitsinfrastruktur keinen absoluten Schutz vor Extremereignissen innerhalb des Siedlungsgebietes bieten kann. 150 100 50 1998/99 1994/95 1974/75 0 1950/51 Zahl der Toten Lawinentote in Österreich Abb. 5-17: Lawinentote in Österreich (nach GAYL und BAUER, Jahrbücher des Kuratoriums für Alpine Sicherheit, Institut für Lawinen- und Wildbachforschung / LAWINENHANDBUCH, 2000). 56 Hagelunwetter können in der Landwirtschaft, aber auch an Gebäuden oder durch Blechschäden bei Autos verheerende Schäden verursachen. In Abbildung 2-13 ist neben dem Verlauf der Anzahl der Hagelereignisse mit wirtschaftlichem Schaden in der Landwirtschaft auch der entstandene Versicherungsschaden während der letzten elf Jahre dargestellt. Man erkennt eine weit stärkere Zunahme des Versicherungsschadens als der Zahl der Hagelereignisse. Die Trocknisschäden des heurigen Jahres waren besonders ausgeprägt in der Südsteiermark und im südlichen Burgenland. Der verursachte landwirtschaftliche Schaden wurde Anfang September 2001 bereits mit 1.3 Milliarden ATS beziffert (Landwirtschaftskammer Steiermark). Eine längere Reihe der Trocknisschäden ist noch nicht verfügbar, da die Österreichische Hagelversicherung erst vor kurzem auch Trocknisschäden versichert und sich daher noch kein Datenmaterial gesammelt hat. Gemessen an dem Interesse, das sowohl seitens der Versicherung als auch seitens des Landwirtschaftsministerium dieser Frage entgegengebracht wird, muß man davon ausgehen, daß die Trocknisschäden zumindestens für die einzelnen Landwirte ein ernstes wirtschaftliches Problem darstellen. 5.10 Zusammenfassende Bewertung Die für global und für den alpinen Raum vorliegenden Untersuchungen zeigen eine Fülle von beobachteten Änderungen sowie von möglichen weiteren Entwicklungen auf. Ein Vielzahl meteorologischer Elemente zeigt in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Tendenz auf (vgl. Tabelle 5-2). Insgesamt ergibt sich daraus ein recht konsistentes Bild, das zu den von den Modellen berechneten Entwicklungen infolge des verstärkten Treibhauseffektes passt. Ausnahme bildet die fehlende Tendenz bei den Tagesamplituden der Temperatur, die global betrachtet abnimmt – ein Folge der zunehmenden Aerosolverunreinigung. Im Sinne der Simulationsexperimente im IPCC 2001 Bericht und der daraus gezogenen Schlussfolgerung ist davon auszugehen, dass auch diese in Österreich beobachteten Änderungen weitgehend eine Folge der anthropogenen Verstärkung des Treibhauseffektes sind. Betrachtet man darüber hinaus auch Veränderungen komplexerer Größen, und versucht man diese zu bewerten, in Hinblick auf Ursache, Verlässlichkeit der Aussagen zu den Änderungen – vergangen und zukünftig - und Genauigkeit eventueller Szenarienberechnungen, so ergibt sich das in Tabelle 5-3 zusammengestellte, zugegebenermaßen subjektive Bild. Dabei wird noch einmal deutlich, dass sowohl Sicherheit als auch Genauigkeit der Aussagen, insbesondere letztere, zu wünschen übrig lassen. Dies hängt zum Teil damit zusammen, dass es noch an der wissenschaftlichen Methodik fehlt, sehr stark aber auch damit, dass speziell für Österreich keine einschlägigen Untersuchungen vorliegen. Dabei sind in die Tabelle nur jene Veränderungen aufgenommen, zu denen überhaupt etwas gesagt werden kann. Eine Fülle anderer Fragen, wie etwa Einflüsse der Klimaänderung auf Hitzestress, Krankheitsvektoren, Schadstoffbelastung, Weinbau, Grünland, Sommertourismus, Temperaturen der Badesseen, Elektrizitäts- und Bauwirtschaft, usw. können mangels einschlägiger Studien derzeit gar nicht behandelt werden. 57 Tabelle 5-2: Tendenzen meteorologischer Elemente nach den ÖKLIM-Daten der ZAMG (2001). Die angegebenen Tendenzen gelten nicht immer für jede Station und nicht für jede Station in gleichen Maße. Sie sollen lediglich einen Überblick über das dominante Verhalten geben. Element Temperatur (Max, Min, Mittel) Tagesschwankung Temperatur Luftdruck Dampfdruck Relative Feuchte Bewölkung Sommer Bewölkung Winter Berg Bewölkung Winter Tal Sonnescheindauer Sommer Sonnescheindauer – Sommer - Berg Sonnescheindauer Winter Niederschlag – Süd Niederschlag – West Neuschneesummen Neuschneesummen Berg Tage mit Schneedecke Tage mit Schneedecke Berg Tendenz + Ausprägung Sehr deutlich 0 Deutlich + + + + +, - Deutlich Schwach + Deutlich + Deutlich + + Deutlich + Deutlich Sehr deutlich Deutlich Deutlich Deutlich Deutlich Schwach Deutlich Schwach Schwach Bei der Interpretation der Tabelle 5-3 ist darauf zu achten, daß sich die letzten beiden Spalten immer auf Österreich beziehen. Im allgemeinen hebt die Tatsache, dass eine Änderung bereits beobachtet wird (Spalte 4), die Sicherheit der Aussage, dass mit dem Treibhauseffekt eine Änderung verbunden ist, nicht aber unbedingt die Genauigkeit, mit der diese Änderung in Szenarien quantifiziert werden kann. Wenn beim untersuchten Gebiet Österreich und ein zweites Gebiet angeführt sind, bedeutet das in der Regel, dass für Österreich keine Zukunftsszenarien berechnet wurden und von Ergebnissen für andere Gebiete auf Österreich geschlossen werden muß. Im Falle der landwirtschaftliche Produktion liegen zwar Modellberechnungen vor, die angewandte Downscalingmethode, die Vernachlässigungen in den Pflanzenwachstumsmodellen und die Qualität der Modelle selbst lassen die Ergebnisse jedoch als wenig abgesichert erscheinen. Statistiken zur Untermauerung der Ergebnisse liegen wegen der zahlreichen anderen, das mögliche Klimasignal verfälschenden Einflussfaktoren nicht vor. 58 Tabelle 5-2: Elemente des Klimawandels, Ursache, Sicherheit der Aussage und Genauigkeit angegebener Szenarien. In den letzten beiden Spalten entspricht 1 großer Sicherheit bzw. Genauigkeit, 5 sehr geringer Sicherheit bzw. Genauigkeit. Element/ Phänomen Temperatur Gletscher UV-Strahlung (bis 2015, nach 2015) Andauer der Schneedecke Starkregen Bio-Migration Waldwachstum Änderung + Anthropogener Treibhauseffekt als Ursache? Wahrscheinlich - Wahrscheinlich Aussagen SzenarienSicherheit Genauigkeit Österreich 1 2 Österreich/ Schweiz Österreich/ Bayern Österreich 1 3 2 2 2 3 Alpenraum 2 4 Österreich 2 5 - Wahrscheinlich, aber nur teilweise Wahrscheinlich + Wahrscheinlich + + Wahrscheinlich Beobachtung, Downscaling Beobachtung, Modellierung Beobachtung, Modellierung Beobachtung, Modellierung Beobachtung, GCM-Interpretation Beobachtung Wahrscheinlich Beobachtung Österreich 3 4 Österreich Ostösterreich/ ACACIA Österreich/ Schweiz Österreich 3 3 4 4 3 4 3 5 Möglich Modelle Beobachtung, GCM-Interpretation Beobachtung, GCM-Interpretation Beobachtung, Downscaling GCM-Interpretation 4 4 Möglich Modellierung Österreich 4 4 Denkbar Denkbar Plausibilitätsüberlegung Beobachtung Österreich Europa 4 5 4 +,- Waldzusammensetzung Dürre + Wahrscheinlich Möglich Hagelhäufigkeit + Möglich Niederschlag (West, Süd) Stürmhäufigkeit +, - Landwirtschaftliche Produktion Schadlawinen NAO-Beeinflussung Abgesichert durch Untersuchtes Gebiet + + Wahrscheinlich 55 6 Schlußwort Österreich ist ein alpines Land, dessen Bewohnbarkeit in weiten Bereichen von der Stabilität der Vegetation, insbesondere der Wälder an den Gebirgshängen abhängt. Auch die Mobilität innerhalb des Landes ist an die Klimaverhältnisse gebunden. Ein wesentlicher Teil der Energieversorgung und der Wirtschaft (Tourismus, Landwirtschaft, etc.) sind stark klimaabhängig. Angesichts der Tatsache, daß eventuelle globale Klimaänderungen in Österreich sehr spezifische Ausprägungen erfahren können ist es unabdingbar, daß das Klima, seine Änderungen und die Folgen dieser in Österreich untersucht werden. 7 Literatur Alexandrov V, Hoogenboom G (2000) The impact of climate variability and change on crop yield in Bulgaria. Agricultural and Forest Meteorology, 104(4), 315-327. Alexandrov, V., J. Eitzinger, E. Klaghofer und M. Oberforster (2001) Auswirkungen einer Klimaänderung auf auf Agrarökosysteme in ausgewählten landwirtschaftlichen Produktionsgebieten in Österreich. Proceedings, Deutsch - Österreichisch Schweizerische Meteorologen - Tagung, 18. bis 21. September 2001, Wien, Österreich. Auer I., Böhm R., Hammer N., Schöner. 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