LSC Applikationsnote 26 Überarbeitet von Dr. Ronald Edler Juni 2005 Detektion der Heliobacter Pylori Infektion über einen 14CHarnstoff Atemtest Dr. Nigel Bird, Universität Sheffield, Abteilung Surgical and Anaesthetic Sciences, Royal Hallamshire Krankenhaus, Sheffield, UK S102JF Einleitung Für den größten Teil dieses Jahrhunderts galt die medizinische Meinung, vertreten durch den kroatischen Physiker Karl Schwarz, dass ohne Säure kein Magengeschwür auftritt. Daher konzentrierte sich bislang die Therapie auf die Reduktion, Entfernung oder Unterdrückung unerwünschter Magensäure Sekretion, allerdings oft mit begrenztem Erfolg. Doch 1984 konnten Marshall und Mitarbeiter1,2) zeigen, dass ein Organismus der sich als Heliobacter entpuppte zumindest teilweise wenn nicht sogar vollständig für die Entwicklung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren verantwortlich war. Der Organismus wurde Heliobacter pylori genannt. Aus diesem Grund wurde daraufhin eine Therapie auf der Basis von Antibiotika (allein oder in Kombination mit Säurehemmern) mit spektakulärem Erfolg eingesetzt.3,4) häufig mehrere Biopsien erforderlich. Es wurde eine einfachere Biopsie entwickelt, der CLO (Campylobacter Like Organism) Test, wobei die Probe auf einem Glasträger gehalten wird. Auf dem Glasträger befindet sich ein immobilisiertes Gel mit Harnstoff und einem Indikator. Die Harnstoffaktivität des Organismus baut den Harnstoff ab und bewirkt eine Verschiebung des pH-Wertes, welcher durch eine Farbänderung des Indikators detektiert wird. Abgesehen von der Einfachheit des Tests leidet dieser Test unter den Nachteilen die mit allen Biopsien verbunden sind. Daneben kann Magensäureunterdrückung, Magen Atrophie und Kontamination mit Gallenflüssigkeit zu falsch Positiven führen. Die Messung von 14CO2 in der ausgeatmeten Luft nach der Einnahme einer mit 14C markierten Mahlzeit wurde seit vielen Jahren für die Diagnose verschiedener Krankheiten verwendet. Die Entwicklung eines Atemtests für H. pylori nach diesem Prinzip war deshalb eine logische Folge und signifikante Verbesserung gegenüber anderen Tests. Das Prinzip dieses Tests wird in Abbildung 1 auf der folgenden Seite gezeigt. Die infizierte Person erhält ein Getränk mit 14 C-markiertem Harnstoff. Die ausgeatmete Luft der Person wird gesammelt und im Szintillationszähler auf den Gehalt an 14C untersucht. Bei infizierten Personen wird der Harnstoff zu Ammoniak und Kohlendioxid abgebaut und das entstehende markierte Kohlendioxid sollte im Szintillationszähler gemessen werden können. Methoden zur Detektion der H. Pylori Infektion Das Anlegen von Kulturen dieses Organismus über Biopsien am Magen erwies sich als außergewöhnlich schwierig und war deshalb für die Routine nicht geeignet. Deshalb wurde der Nachweis einer H. pylori Infektion ursprünglich mit konventionellen histologischen Techniken über Biospien, erhalten während der Endoskopie von Magen und Zwölffingerdarm, durchgeführt. Allerdings wurde von Simor und Mitarbeitern berichtet, dass die Empfindlichkeit dieser Methode gering sei.5) und da H. pylori dazu tendiert ungleichmäßige Kolonien auf der Magenschleimhaut zu bilden, sind 1 14 14 C-Harnstoff H2N H2N 14 C=O CO2 Urease 2 NH3 + 14 CO2 Abb. 1: Prinzip des Harnstoff Atemtests in der Flüssigkeit absorbiert wird. Der Schlauch enthält Silicagel um Wasser in der Atemluft zu absorbieren und um versehentliche Aufnahme von Szintillationscocktail aus dem Glasvial zu vermeiden. Wenn das Hyamin neutralisiert ist, wird dies durch einen Farbumschlag des Phenolphthaleins angezeigt. Dies ist der Fall, wenn 2 mmol ausgeatmetes CO2 gesammelt wurden. Die Sammlung von CO2 wird jetzt gestoppt. Nun wird dem Patienten eine flüssige Mahlzeit (150ml) mit 250 Kcal, die acht Gramm Fett enthält, gegeben. Nach fünf Minuten wird dem Patienten 37 KBq von 14 C markiertem Harnstoff in der gleichen flüssigen Mahlzeit gegeben. Das erste Getränk wird mit dem Ziel gegeben, die Entleerung des Mageninhaltes zu verzögern, damit die markierte Probe im zweiten Getränk für mindestens fünf Minuten in Kontakt mit der Magenschleimhaut und vorhandenen H. pylori Organismen bleibt. Atemproben werden 15, 20, 30, 40, 50 und 60 Minuten nach der Mahlzeit genommen. Zu den Proben wird 20ml Emulsifier Safe gegeben und die Proben eine Stunde im Dunkeln aufbewahrt. Bei nicht infizierten Personen kommt es zu keinem Abbau des Harnstoffs und da dieser in keinen wesentlichen biochemischen Systemen vorkommt, wird er über den Urin ausgeschieden. Der wesentliche Vorteil von diesem Test ist die Tatsache, dass er nicht nur einfach und preiswert durchzuführen ist, sondern dass eine Infektion in jedem beliebigen Teil des Magens zu einem positiven Resultat führt. Andere Urease produzierende Organismen wie Proteus und Klebsiella bilden vergleichsweise sehr kleine Mengen an Urease und werden nur selten im Magen gefunden, weshalb keine ernsthafte Gefahr für falsch positive Resultate besteht. Materialien und Methoden Nach einer sechs Stunden Fastenzeit wird eine Basislinie der ausgeatmeten Luft gezählt. Die Probe wird gesammelt, indem gleichmäßig in einen Schlauch ausgeatmet wird. Der Schlauch endet in einem 20 ml Glasvial für Szintillationsmessungen, welches 4ml 0,5M Hyamin (Benzethoniumhydroxid) und 0,5 ml 0,04M Phenolphthalein als Indikator enthält. Die Spitze des Schlauches befindet sich unterhalb der Flüssigkeitsoberfläche im Glasvial, damit alles ausgeatmete 14CO2 2 Danach erfolgt eine Messung im PerkinElmer LAS TriCarb 2100TR für 10 Minuten, vergleichbar mit dem TriCarb 2800TR der aktuellen TriCarb Serie. zeigen, dass der Test extrem empfindlich ist. Eine Infektion kann bereits 15 Minuten nach der Einnahme der 14C markierten Harnstoffprobe nachgewiesen werden. Therapierte Patienten zeigen nach kurzer Behandlung Messwerte die nur noch geringfügig oberhalb der Basislinie liegen. Resultate und Diskussion Tabelle 1 zeigt die Mittelwerte in einem 99% Vertrauensbereich sowohl für positive als auch negative Patienten. Die Daten Positiver Harnstoff Atemtest DPM Mittel Standardabweichung des Mittelwertes 99% Vertrauensbereich 15 477,7 91,1 Probennahmezeit (Minuten) 20 30 40 50 683,2 903,9 980,5 1100,9 122,2 212,6 198,1 233,5 283,0 379,6 660,4 596,6 703,3 60 1133,1 236,4 712,3 Negativer Harnstoff Atemtest DPM Mittel Standardabweichung des Mittelwertes 99% Vertrauensbereich 15 47,5 11,5 20 43,3 7,5 37,4 24,4 Probennahmezeit (Minuten) 30 40 50 39,9 35,0 38,2 3,8 4,4 4,8 12,5 12,9 14,0 60 38,3 4,3 12,6 Tabelle 1: Messergebnisse von positiven und negativen Patienten absorbiert ist. Dies wurde auch angezeigt durch eine Rückkehr zu einer blauen Farbe des Indikators nach längerem stehen der Probe. Andere getestete Cocktails führten teilweise zu einer stark gelblichen Färbung mit entsprechend großen Quencheffekten. Emulsifier Safe zeigte keine dieser Probleme und brauchte wenige Zeit um die Lumineszenz abklingen zu lassen. Es wurden drei Szintillationscocktails von verschiedenen Anbietern (zwei davon jetzt zu PerkinElmer LAS gehörig) getestet. Dabei zeigte sich, dass nur wenige Cocktails in dem basischen Medium keine oder nur geinge Lumineszenz zeigen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in Tabelle 2 und 3 auf der nächsten Seite gezeigt. Optiphase Safe zeigte recht hohe Chemilumineszenz und Verluste an gelöstem CO2. Ein gleiches Verhalten würden auch Ultima Gold Cocktails zeigen. Diese Cocktails sind im leicht sauren gepuffert um Chemilumineszenz in basischen Proben zu unterdrücken und können daher zu Verlusten von CO2 führen, wenn dieses in basischen Lösungen 3 Nur Cocktail Optiphase Safe Anderer Cocktail Emulsifier Safe Blanks Optiphase Safe Anderer Cocktail Emulsifier Safe 370 KBq Standard Optiphase Safe Anderer Cocktail Emulsifier Safe tSIE 392 594 404 CPM 32 26 21 DPM 34 27 22 Lumineszenz 50 4 0 297 236 191 176 19 24 191 21 27 80 7 0 363 237 193 10078 21247 21205 10780 20205 20449 21 0 0 Tabelle 2: Performance verschiedener Cocktails 1 Stunde 4 Stunden 12 Stunden 24 Stunden 48 Stunden 72 Stunden 96 Stunden E E E E E E E Zeit nach der Zugabe des Cocktails DPM Lum % DPM 113 15 A 157 111 8 A 138 108 3 A 127 104 1 A 118 103 0 A 115 104 1 A 108 103 0 A 101 Lum % 51 47 38 23 18 2 0 Tabelle 3: Abklingen der Chemilumineszenz in Emulsifier Safe (E) und einem anderen (A) Cocktail Zusammenfassung Der 14C markierte Harnstoff Atemtest ist eine kostengünstige, zuverlässige und empfindliche Methode als Test auf eine H. pylori Infektion. Durch Verwendung geringerer Dosen (zum Beispiel 37 KBq) und einer längeren Sammlung des ausgeatmeten CO2 kann die Empfindlichkeit beibehalten aber die Exposition durch radioaktive Isotope auf ein Minimum beschränkt werden. Stubbs und Marshall6) berechneten dass die maximale effektive Äquivalentdosis für den 37 KBq 14CO2 Atemtest bei 0,08 mSv/MBq liegt, was einer elfstündigen Belastung mit der natürlichen Backgroundstrahlung gleichzusetzen ist. Der Umfang von Patientenuntersuchungen bleibt zur Zeit unklar. Während Tests vor einer Behandlung empfohlen werden, ist noch unklar in welchem Umfang auch Tests nach einer Behandlung sinnvoll sind. Die Ergebnisse bei einigen Patienten zeigten nach einmaliger Behandlung mit Antibiotika, dass die Werte bei den Atemtests noch über den Werten von H. pylori negativen Patienten liegen können. In diesen Fällen muss von der Möglichkeit einer noch vorhandenen Restinfektion ausgegangen werden. Die Konsequenzen daraus sind noch unklar und die ökonomischen Konsequenzen einer nochmaligen Antibiotika Behandlung oder einem erneuten Geschwür mit erforderlicher Endoskopie und weiterer Behandlung sind ungelöst. 4 Heliobacter pylori, NEJM 332, 139-142 (1995). 4.) M. A. Mendall, T. C. Northfield; Transmission of Heliobacter pilori, Gut 37, 30-34 (1995). 5.) A. E. Simor, N. B. Cooter, D. E. Low; Comparison of four stains and a urease test for rapid detection of Heliobacter pylori in gastric biopsies. Eur. J. Microbiol. & Infect. Dis. 9, 350-352 (1990). 6.) J. B. Stubbs, B. J. Marshall; Radiation dose estimates for the 14Carbon-labeled urea breath test, J. Nuclear Med, 34, 5 (1993). Literatur 1.) B. J. Marshall, H. Royce, D. I. Annear et al.; Original isolation of Campylobacter pyloridis from human gastric mucosa. Microbiol. Lett. 25, 83-88 (1984). 2.) B. J. Marshall, J. R. Warren; Unidentified curved bacilli in the stomach of patients with gastritis and peptic ulceration. Lancet i, 1311-1314 (1984). 3.) J. J. Sung, S. C. Chung, T. K. W. Ling et al.; Antibacterial treatment of gastric ulcers associated with Weltweites Hauptquartier: PerkinElmer Life Sciences, Inc., 549 Albany Street, Boston, MA 02118-2512 USA (800) 551-2121 Europäisches Hauptquartier: PerkinElmer Life Sciences, Imperiastraat 8, B-1930 Zaventem Belgien Technischer Support: In Europe: [email protected] in US und im Rest der Welt: [email protected] Deutschland: Tel: 0800-1810032 5