Kanton Bern Informationsveranstaltung Seedorf Tausendfüsser 24. Januar 2013 Claudia Maurer-Troxler Biologin Fachstelle Bodenschutz Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Inhalt § Biologie: Systematik, Körperbau, Verbreitung und Lebensräume, Lebensweise, Nahrung, Fortpflanzung, Abwehr und Feinde, Bodenökologie § Massenwanderung, Massenvermehrung § Bekämpfungsversuche § Schlussfolgerungen 2 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser (Arthropoda) Klasse Spinnentiere Milben 3 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser Klasse Krebse Asseln 4 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser Klasse Insekten Springschwanz 5 Käfer Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser Klasse Vielfüsser (Myriapoda) (Tausendfüsser i.w.S.) Unterklasse Hundertfüsser (Chilopoda) Steinläufer 6 Erdläufer Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser Klasse Vielfüsser (Tausendfüsser i.w.S.) Unterklasse Doppelfüsser (Diplopoda) (Tausendfüsser i.e.S.) Familie Saftkugler 7 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser Klasse Vielfüsser (Tausendfüsser i.w.S.) Unterklasse Doppelfüsser Familie Pinselfüsser 8 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Systematik § Stamm Gliederfüsser Klasse Vielfüsser (Tausendfüsser i.w.S.) Unterklasse Doppelfüsser Familie Schnurfüsser 9 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Allgemeines zu Vielfüsser (Tausendfüsser i.w.S.) § seit 410 Mio. Jahre § erste Landbewohner bis 2 m lang und 50 cm breit § ca. 80‘000 Arten § 1 mm bis 30 cm 10 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Allgemeines zu Doppelfüsser (Tausendfüsser i.e.S.) § pro Körpersegment 2 Beinpaare § ca. 10‘000 Arten, v.a. in Tropen § in Mitteleuropa ca. 700 Arten 11 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Körperbau § Kopf - Thorax - Abdomen: verschmolzene Doppelsegmente mit 2 Beinpaaren und doppelten Organen wie Tracheen (Atmung) und Abwehrdrüsen § nach jeder Häutung ein neuer Körperring mit 2 Beinpaaren: max. 750 Beine (Tropenart), 30-500 Beine (einheimische Arten) § harter Kalkpanzer: Stabilität beim Graben, Schutz vor Austrocknung und Feinden 12 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Verbreitung und Lebensräume § auf allen Kontinenten (Ausnahmen: N-/S-Pole) § unterschiedlichste Lebensräume: Wald: Laubstreu, Humus, Rinde, Holz Feld: ausserhalb des Waldes in Gärten, an Wegen, auf Schuttplätzen, unter Steinen Höhlen Hochalpen Wüsten, Steppen und Savannen 13 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Lebensweise § träge, lichtscheu, dämmerungs-/nachtaktiv § enge Feuchtigkeitsgrenzen => an feuchte Orte gebunden (Unterschlupf, Boden); einrollen; Feuchtigkeitsrezeptoren an Antennen § Temperaturoptima: 4-10oC (feucht, Waldarten), 26-32oC (trocken, Feldarten); letal: -5 bis -7oC, 36-42oC => aktiv im Frühling und Herbst; spez. Sommerarten, Winter bis Gefrierpunkt 14 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Nahrung § Erstzersetzer: abgestorbenes pflanzliches § § § § 15 Material mit Mikroorgansimenbesiedelung bevorzugen leicht abbaubare Blätter (Linde, Esche, Erle, Holunder) vor schwer abbaubaren (Buche, Eiche) und Holz Larven: Pilz- /Algenrasen von faulendem Holz bis zu 50 % des Bestandesabfalls im Wald z. T. Schädlinge in Gärten oder an Kulturen Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Fortpflanzung § je nach Gruppe untersch. Wachstum/Entwicklung § Parthenogenese (unbefruchtete Eier), Spermatophoren (indirekte Samenübertragung) Paarung; Eiablage einzeln, in Eikammer oder mit Schutzhülle aus Bodenteilchen und Sekret § Larven nach 2-4 Wochen; Wachstum mit zahlreichen Häutungen bis zur § Geschlechtsreife: 6-7 Mte, 2-4 Jahre; Schnurfüsser 1-3 Jahre; oft keine Häutung mehr nach Geschlechtsreife; sterben nach Eiablage; Schaltstadien (geschlechtsuntätiges Stadium ♂) 16 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Abwehr und Feinde § Abwehrsekret aus seitlichen Körperdrüsen, übler Geruch (z.T. Blausäure), Abwehr gegen Bakterien, Pilze und Feinde § Fressfeinde: Vögel, Skorpione, Reptilien, Haselmaus, Wanzenarten, Ameisenarten, Fliegenarten § Milben an Eiern und Larven § Fadenwürmer, Einzeller, div. Bakterien als Darmparasiten 17 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Bodenökologie: Bedeutung für uns § wichtig für unsere Böden – Bodenfruchtbarkeit: sie düngen den Boden: bauen Laub ab – Nährstoffe werden frei; sie verbessern die Bodenstruktur: vermischen organisches und mineralisches Material zu stabilen, nährstoffreichen Krümeln; sie graben den Boden um: organisches Material nach unten - mineralisches nach oben; sie durchlüften den Boden; => ähnliche Bedeutung wie Regenwürmer 18 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Massenwanderung § Aufsuchen neuer Gebiete wegen hoher § § § § § 19 Bevölkerungsdichten (v.a. ausgewachsene Weibchen) Aufsuchen besserer = feuchterer Standorte bei Trockenheit bei Hochwasser/hohem Grundwasserspiegel meist gradlinig und in dieselbe Richtung meist nachts oder nachmittags (bei trockenheitsresistenten Arten) bis über 45 m/Tag Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Massenvermehrung § Deutschland (1900), Österreich, Schweiz, Japan, USA => Phänomen ist bekannt, tritt immer wieder auf, ist wissenschaftlich nicht erklärbar § mögliche Gründe: optimale Bedingungen bezüglich Klima (hohe Feuchtigkeit, wenig Frost) und Nahrungsangebot (organisches Material, Rinden-/Holzschnitzel); Ruderalflächen sind stärker besiedelt als Wiesen oder Äcker § kein nachgewiesener Einfluss: Gartenabfälle, Boden schonende Anbausysteme 20 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Massenvermehrung: Beispiele § Gemeinde Röns (Vorarlberg, A): Megaphyllum unilineatum, seit ca. 2000, ca. 20 Häuser, jeden Frühling und Herbst § Gemeinde Holdorf (Westniedersachsen, D): Schizophyllum sabulosus Sandschnurfüsser, ab 1999, breitere Untersuchungen 2003 § Gemeinde Flims, CH: Cylindroiulus caeruleocinctus Gemeiner Feldschnurfüsser, seit einigen Jahren, befallene Häuser auf „Wanderroute“ 21 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Bekämpfungsversuche § rel. resistent gegen Insektizide (Chitinpanzer) § Labor: infizieren mit Rhabditis (Fadenwurm) § Kultivierung von Brachland § Kieselalgen § Raubmilben § Doppelseitiges Klebeband § Schutzwand § Salz, Feuer § Kammerjäger 22 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Bekämpfungsversuche § Röns, A: 2008/09 Schutzzaun (Schneckenzaun) beschichtet mit Kieselerde (Tiere trocknen aus), natürliches Ende der Plage ? (vor 10 Jahren beste Lebensbedingungen, 2009 keine Jungtiere mehr, Lebensdauer bis 10 Jahre). Situation heute? § Flims, CH: www.gemeindeflims.ch/go/ GesetzeundReglemente „Merkblatt Schnurfüsser“ Hauseigentümer haben Wartungsvertrag mit Schädlingsbekämpfer, spritzt im Frühling und Herbst einen Häutungshemmer, Problem ist reduziert aber nicht verschwunden 23 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Schlussfolgerungen § wissenschaftlich (noch) nicht erklärbar – § § § § § § 24 wissenschaftliche Forschung (D)? bekanntes Phänomen weltweit nützliche Bodenlebewesen für Betroffene ein Ärgernis kein von Gesetzes wegen zu bekämpfender Organismus Bekämpfung schwierig – Teilerfolge Massenvermehrung/-wanderung natürliches Phänomen - natürliches Ende Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz Kanton Bern Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Sie erreichen mich unter 031 633 53 33 Fachstelle Bodenschutz [email protected] Photos: V. Maurer, J. Zettel, Internet 25 Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Fachstelle Bodenschutz