Brunner: Sinfonien mit Ratsche und Kanonen

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30 THEMA: UNGEWÖHNLICHE KLÄNGE
Die Nachfolger des
Panharmonicums aus
Beethovens Wellingtons Sieg:
Ein Jahrmarktsorchestrion aus
Beekbergen, Niederlande
Sinfonien mit
Ratsche und
Kanonen
Mit etwas anderem Instrumentarium:
Die „Kindersinfonie“ und Beethovens „Wellingtons Sieg“
georg brunner
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HB 7: Kindersinfonie: Finale. Presto
HB 8: Beethoven: Wellingtons Sieg,
Schlacht – Beginn
HB 9: Wellingtons Sieg, Schlacht –
Kanonen
HB 10: Wellingtons Sieg, Siegessinfonie – Beginn
Dateien – DVD
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Kindersinfonie, 3. Satz – Partitur
Wellingtons Sieg – Partitur bis zum
Beginn der „Siegessinfonie“
zusätzliches Arbeitsblatt „Hörpartitur“
HÖR-Bibliothek
Diese Unterrichtseinheit kann noch mit
folgenden Hörbeispielen erweitert werden (bei iTunes für 99 Cent zu erwerben)
(iTunes > Musik > iMix, Stichwort
„MuB 4_09“):
▲ ▲
Kindersinfonie – alle Sätze
Beethoven: Wellingtons Sieg – ganz
FILM-Bibliothek
Wir haben für Sie interessante Filme zum
Thema auf Youtube.de zusammengestellt. Geben Sie im Suchfeld „MuB
4_09“ ein und wählen Sie „Playlists“
aus.
▲
Ein Orchestrion spielt
LINK-Bibliothek
Als Linkliste beim Beitrag auf musikpaedagogik-online.de
▲
▲
Kindersinfonie spielen
Für den Mitspielsatz (Arbeitsblatt „Mitspielsatz:
Kindersinfonie“) sollten zumindest Ratsche und
Trommel (evtl. für die Trompete eine Spielzeugtrompete, Melodika oder Akkordeon) zur Verfügung stehen. Die anderen „Kinderinstrumente“
können durch folgende Instrumente ersetzt werden: Kuckuck durch Blockflöte (g’-e’), Windmühle durch Regenmacher, Orgelhenne durch
Pfeiferl (leise Trillerpfeife). Der Satz erklingt insgesamt dreimal, jeweils in einem schnelleren
Tempo.
Das Anhören weiterer Sätze sowie eine Diskussion
über die ästhetische Bedeutung bzw. die Gründe
für den Popularitätsgrad dieses Werks können die
Unterrichtseinheit abrunden.
Kindersinfonie – S. 33
Mitspielsatz: Kindersinfonie – S. 34
Wellingtons Sieg – S. 35
Hörbeispiele – CD
▲
Kindersinfonie entdecken
Für den Umgang im Unterricht bieten sich verschiedene Zugangsweisen an. Nach einer Erstbegegnung mit dem letzten Satz (HB 7, Partitur in
der Haydn zugeschriebenen Fassung auf der
Heft-DVD) werden Vermutungen (Aktivierung der
Vorerfahrungen) über die Instrumente angestellt.
Durch Bild- und Textinformationen (Arbeitsblatt
„Kindersinfonie“, evtl. eigene Recherchen der
Lerngruppe) erfolgt eine genauere Betrachtung.
Dazu wird auf den Titel und die ungeklärte Autorschaft eingegangen sowie der Notentext einbezogen (Notation der Instrumente, formbildende
Verwendung, z. B. Verstärkung anderer Instrumente wie Violinen, solistischer Einsatz).
Arbeitsblätter
▲
Von dem heute als Kindersinfonie bekannten
Werk liegen verschiedene Quellen und Urheberschaften vor. Um das Jahr 1790 galt dieses Werk
allgemein als Joseph Haydns Schöpfung, wie
z. B. aus einer Nachricht über eine Aufführung
vom 13. April 1791 im Schikaneder-Theater auf der
Wieden in Wien hervorging: „Joseph Haydn […]
verfasste […] einst eine Symphonie mit allen erdenklichen Berchtesgadner Instrumenten.“1 Diese
dreisätzige Haydn-Version in C-Dur (früheste
Überlieferung 1786) trug deshalb auch den Titel
Berchtesgaden-Musik. 1951 fand sich in der
Bayerischen Staatsbibliothek ein Manuskript mit
dem Titel Cassatio ex G,2 das Leopold Mozart zugeschrieben wird; das Werk umfasst sieben Sätze
(Marche, Menuetto, Allegro, Menuetto, Allegretto, Menuetto, Presto) und enthält die drei
Haydn-Sätze (allerdings in G-Dur!). Den Titel
Kindersinfonie erhielt das Werk in einer Notenausgabe von 1813 durch den Musikverlag Hofmeister, auch hier in der dreisätzigen Fassung
([3.] Allegro – [4.] Menuetto – Finale. Presto).
Die Autorschaft ist bis heute umstritten. Ob nun
Leopold Mozart oder dessen Schüler Johann
Rainprechter, wie andere Musikwissenschaftler
glauben, Joseph oder Michael Haydn oder, wie
neuere Forschungen zu belegen versuchen, der
Tiroler Benediktinerpater Edmund Angerer (bereits um 1770) der Autor dieses Werks ist, harrt einer endgültigen Klärung.3
Bekannt und beliebt wurde das Werk durch die
Verwendung von sieben Instrumenten, die im
normalen klassischen Orchester nicht zum Einsatz
kommen. Bei den Instrumenten handelt es sich
5 6 7 8 9 10 11 12 13
▲ ▲
kindersinfonie
um Kinderinstrumente der „Berchtesgadener
War“. Das sind typische Holzprodukte der Berchtesgadener Handwerkskunst. Im Berchtesgadener
Land gab es um 1780 eine große Spielzeugmanufaktur, weshalb vermutet wird, dass dieses Werk
quasi als Werbestück entstanden sein könnte,4
also nicht ursprünglich für Kinder verfasst wurde
(Abbildung siehe Arbeitsblatt „Kindersinfonie“).
Noch heute gibt es im Berchtesgadener Land eine
traditionsreiche Holzerzeugungsindustrie.5 Andererseits war gegen Ende des 18. Jahrhunderts
Berchtesgadener Musik ein Genretyp beliebter
Unterhaltungsmusik.6 Zu Violine, Viola und Kontrabass traten die im Berchtesgadener Land
verfertigten Instrumente Kuckuck, Wachtel, Trompete, Trommel, Ratsche, Orgelhenne und Windmühle. In der Partitur sind diese Instrumente
genau benannt und mit Noten notiert. Sie beleben den Satz als klangliches Kolorit, werden aber
durchaus thematisch und formbildend eingesetzt
(Noten siehe PDF-Datei auf der Heft-DVD).
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Aus der Hörpsychologie weiß man, dass für
die Hörmotivation ein ausgewogenes Verhältnis
zwischen Vertrautheit und Fremdheit vorhanden
sein muss. Es müssen einerseits bereits vorhandene Hörmuster „bedient“ werden, andererseits
sollten genügend andersartige musikalische Elemente enthalten sein, die aufhorchen lassen und
das Interesse anziehen.
Das wussten schon Komponisten früherer Generationen. In vielen Kompositionen finden sich
ungewöhnliche Klänge. Klänge, die man aus anderen Kontexten bereits kennt, die aber im Rahmen einer Komposition ganz neue Qualitäten
entfalten können. Vertrautes aus verschiedenen
Bereichen wird kreativ zu einem Neuen zusammengefügt.
Im Folgenden wird in zwei Modulen der Fokus auf
solche fremdartigen „Zusammenstellungen“ gelegt.
http://www.musikland-tirol.at > auf
Abbildung des Angerer-Covers klicken
http://www.line-of-battle.de >
Geschichte/Lexikon > „Schlacht von
Vitoria (auch: Vittoria, Victoria)“
32 THEMA: UNGEWÖHNLICHE KLÄNGE
beethoven
bei seiner Vorstellung in Wien einhelligen Anklang gefunden.
Beethoven war begeistert von diesen Ideen.
Allerdings kam die Fassung für Orchestrion nie
zustande. Zwar berücksichtigte Beethoven die
Möglichkeiten der Maschine, allerdings verzögerten Schwierigkeiten bei der Montage des Apparats
die Premiere. So scheiterte alsbald die Idee, mit
diesem „Instrument“ nach England zu reisen, die
patriotische Stimmung dort zu nutzen und aus
dem Sieg Wellingtons Kapital zu schlagen. So
überarbeitete Beethoven die Komposition für
konventionelles Orchester (HB 8-10). Am 13. Dezember 1813 fand zusammen mit Beethovens
Siebter Sinfonie und zwei zuvor für eine frühere
Mälzel-Maschine komponierten Märschen die
Uraufführung in Wien statt. Bei der Uraufführung
standen die „angesehensten Musiker, die sich
damals in der Stadt aufhielten, unentgeltlich zur
Verfügung: Hofkapellmeister Salieri, Beethovens
einstiger Lehrer, fungierte als Dirigent für die
Trommeln und Kanonaden, Weigl als weiterer
Unterdirigent, der junge Meyerbeer schlug die
große Trommel, Moscheles die Becken usw.“7
Schlachten in der Kunst darzustellen findet seit
jeher enorme Faszination unter Künstlern. Auch
Komponisten versuchten seit dem 16. Jahrhundert Schlachten und den Sieg einer Partei über
die andere musikalisch darzustellen. Sogar eine
eigene musikalische Bezeichnung hat sich hierfür
entwickelt: Battaille, Battaglia. Hierzu gehören
Kompositionen des Österreichers Ignaz Franz von
Biber, La Battell des Engländers William Byrd oder
aber auch die Biblischen (Cembalo) Sonaten von
Johann Kuhnau, wo etwa der Kampf zwischen
David und Goliath dargestellt wird. Besonders
beliebt war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Pianofortekomposition Die Prager
Schlacht des heute kaum mehr bekannten böhmischen Komponisten Ranz Kotzwara. Sicherlich
war dieses Werk auch Ludwig van Beethoven bekannt, als der Erfinder und Werbeagent Johann
Nepomuk Mälzel an ihn herantrat, 1813 nach dem
Sieg der Engländer über die Franzosen bei Vitoria
eine Siegessinfonie (Wellingtons Sieg oder die
Schlacht bei Vittoria) für sein „Panharmonicon“
zu schreiben. Mälzel gab Beethoven sogar einige
genaue Vorgaben für die geplante Komposition
(s. Arbeitsblatt „Wellingtons Sieg“, Partitur bis
Beginn der ,Siegessinfonie’ auf der Heft-DVD).
Mälzel, der in Zusammenhang mit der Optimierung des Metronoms Weltruhm erlangte, hatte
mit dem Panharmonicon ein eher primitives „Orchestrion“ geschaffen, das mit Luftdruck Klänge
von Flöten, Klarinetten, Trompeten, Violinen,
Celli, verschiedenen Schlaginstrumenten etc.
nachahmte. Mit diesem Instrument hatte Mälzel
Hintergrund erforschen
Die Komposition kann unter folgenden Aspekten
betrachtet werden:
Beschäftigung mit dem Orchestrion (Material
siehe FILM-Bibliothek),
Beschäftigung mit der Ideengeschichte des
Werks in Zusammenhang mit Mälzel und der
Schlacht bei Vitoria (siehe LINK-Bibliothek),
Beschäftigung mit der kompositorischen An-
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lage des Werks, die es für die Ausführung durch
ein mechanisches Instrument geeignet macht:
z. B. große Bläser- und Schlagzeugbesetzung,
Triangel, Becken, große Trommel, Ratsche, Märsche, Fanfaren. Eine wichtige Rolle spielen die
militärischen Effekte: Musketen und Kanonen
sind in der Partitur peinlichst genau notiert, wobei schwarze Punkte für die britischen, Kreise für
die französischen Kanonen stehen. In der beigefügten Aufnahme (HB 9) hört man die britischen
Truppen aus dem linken Kanal der Stereoanlage,
die Franzosen von der rechten Seite; gegen Ende
dieses Tonkriegs bemerkt man das Verstummen
der Kanonenschläge von der rechten Seite, womit
Beethoven den Sieg der Briten einkomponiert
hat. Dies erfolgt am besten durch Einbeziehung
von Ausschnitten der Partitur (teilweise als PDFDatei auf der Heft-DVD).
„Wellingtons Sieg“ hören
Das Werk sollte auf jeden Fall ganz gehört werden. Als Orientierung dienen die Satzabfolge
bzw. die zu ergänzende „Hörpartitur“ (s. Arbeitsblatt auf der Heft-DVD). Weiterhin kann als Aufgabe eine Geschichte zur „Schlacht“ verfasst
werden, welche dann mit den Ausführungen zur
Uraufführung verglichen wird (s. Arbeitsblatt
„Wellingtons Sieg“).
Schließlich sollte darüber diskutiert werden, inwieweit Schlachtenmusiken überhaupt sinnvoll
bzw. moralisch-ethisch vertretbar sind. Ein Bezug
zu heute bietet sich an. (Gibt es heute noch
Schlachtenmusiken?)
Als weiteres Beispiel kann Peter I. Tschaikowskys
Ouverture 1812 herangezogen werden. Dort werden
Kirchenglocken und ebenfalls Kanonen als Instrumente eingesetzt. Außerdem gibt es Verwendungen dieses Stücks in aktuellen Produktionen.
1 H. C. Robbins Landon (Hg.): Leopold Mozart: Cassatio ex G,
(Diletto musicale Nr. 300), Wien und München 1974.
2 ebd.
3 vgl. Hildegard Herrmann-Schneider: „Edmund Angerer OSB
(1740-1794) aus Stift Fiecht/Tirol: Der Komponist der Kindersinfonie?“, in: Mozart-Jahrbuch 1996, S. 23-38; Robert Illing:
Berchtolds gaden musick: a study of the early texts of the
piece popularly known in England as Haydn’s Toy Symphony
and in Germany as Haydns Kindersinfonie, and of a cassation attributed to Leopold Mozart which embodies the Kindersinfonie, Melbourne 1994.
4 Karsten Bartels: Booklet-Text zur CD Leopold Mozart. Kindersinfonie. Die Bauernhochzeit. Die musikalische Schlittenfahrt (Berlin Classics, Eterna Collection), Berlin 2002.
5 https://berchtesgadener-handwerkskunst.de/.
6 Herrmann-Schneider, a. a. O., S. 32.
7 Ernst Simon: Mechanische Musikinstrumente früherer Zeiten
und ihre Musik, Wiesbaden 1980, S. 95.
ARBEITSBLATT
33
Kindersinfonie
In der sogenannten Kindersinfonie werden verschiedene Instrumente aus dem
Berchtesgadener Land verwendet („Berchtesgadener War“). Die Urheberschaft des
Werks ist umstritten. Verschiedene Quellen weisen das Stück u. a. Joseph Haydn,
Leopold Mozart (Cassatio ex G) oder Edmund Angerer zu. Komponiert wurde das
Werk in den 1770/80er-Jahren. Den Beinamen Kindersinfonie erhielt es erst durch
eine Notenausgabe von 1813. Es gilt als eines der populärsten Werke der klassischen Musik für Kinder.
Eine Kuckuckspfeife, wie man sie
im Spielzeugladen kaufen kann:
Der erste Ton der Kuckucksterz ertönt, wenn man in das Mundstück
bläst, der zweite, wenn man zusätzlich ein kleines Loch zuhält.
Titelblatt der Fassung
von Edmund Angerer
Kinderinstrumente
aus Berchtesgaden
(Foto: Rupert Larl)
Partitur der Kindersinfonie in der Fassung,
die Joseph Haydn zugeschrieben wird
!
1.
2.
3.
4.
Informiert euch genauer über die Autorenschaft dieser Sinfonie! Versucht die Bedeutung der verschiedenen Titel (Kindersinfonie,
Berchtesgadener Musik, Cassation) genauer zu klären!
Welche „ungewöhnlichen“ Instrumente finden Verwendung? Wie werden diese in den Noten notiert und musikalisch eingesetzt?
Musiziert unter Verwendung des Mitspielsatzes den letzten Satz! Sucht geeignete Instrumente!
Diskutiert die Frage, warum dieses Werk gerade bei Kindern so populär wurde?
34 ARBEITSBLATT
Mitspielsatz: Kindersinfonie
Trommel
Ratsche
Windmühle
Orgelhenne
Kuckuck
Trompete
Tr.
Rat.
Windm.
Orgelh.
Kuck.
Tromp.
Tr.
Rat.
Windm.
Orgelh.
Kuck.
Tromp.
ARBEITSBLATT
35
Wellingtons Sieg
Im Taumel des Sieges Wellingtons bei Vitoria über die Franzosen im Jahre 1813 sollte Beethoven für ein mechanisches Instrument, das so genannte Panharmonicon (ein einfaches
Orchestrion, wie man es heute oftmals noch auf Volksfesten sieht), eine Siegessinfonie
schreiben. Das Instrument wurde von Johann Nepomuk Mälzel, der in Verbindung mit
dem Metronom in die Musikgeschichte einging, konstruiert.
Ignaz Moscheles, ein Schüler Beethovens, schrieb: Mälzel hatte „Beethoven nicht nur dazu
überredet, das Stück zu schreiben, sondern hatte ihm sogar dessen Plan dargelegt; wobei
er selbst alle Trommelmärsche und die Fanfaren der französischen und englischen Armee
schrieb; gab er dem Komponisten einige Hinweise, wie er ,Malbrook’ mit schaurigen
Klängen vorstellen solle, wie er den Schrecken der Schlacht darstellen und ,God Save the
King’ arrangieren solle, sogar mit Effekten, welche die Hurrahs einer Menschenmenge widerspiegeln sollten. Sogar die missglückte Idee, die Melodie zu ,God Save the King’ in eine
schnell-bewegte Fuge umzusetzen, kommt von Maelzel.“*
Oben: die Nachbildung
einer Schlachtenszene bei
Vitoria (Museo de Armería
de Álava, Vitoria-Gasteiz/
España);
links: Duke of Wellington
© 2009 Tim Trager
* zit. nach: Albert Petrak: Booklet-Text zur TELARC CD 80079, 1983, S. 7
Die Aufführung für Panharmonicon kam nie zustande. Beethoven überarbeitete
das Werk für großes Sinfonieorchester. Zeitgenössische Berichte über die
Uraufführung am 13. Dezember 1813 geben einen Eindruck von der enthusiastischen Aufnahme dieser Komposition:
„Eines ist sicher, dass Beethovens Komposition wirklich herrlich und triumphierend in ihren Effekten war, die die Zuhörer durch die lebhaftesten Charakterisierungen beeindruckte […]. Wir hören den Anmarsch der französischen und
englischen Armeen; der ersteren mit Marlboroughs ,s’en va-t-en guerre-’ der
letzteren mit dem wunderbaren ,Brittania rule the waves’ usw. Die Schlachtenflut steigt näher an, unter dem Gerassel der Musketen und dem Donnern der
Kanonenschüsse; die Schlacht wird immer gewaltsamer, bis sie einen Höhepunkt erreicht und der Sieg gewonnen ist, wonach das Getöse langsam
abklingt und die geschlagenen Franzosen den Rückzug antreten. Die abgeänderte Wiederholung der ,Marlborough’ Melodie ist höchst signifikant. Der zweite Teil stelle die Siegesfeier der Truppen Wellingtons dar, wobei das Einbeziehen
von ,God Save the King’ den unwiderstehlichsten Effekt erzielt.“ (Wiener Allgemeine Musikalische Zeitung 1813, S. 747 ff.)
Die Nachfolger des Panharmonicums:
Orchestrions, wie sie teilweise noch
heute auf Jahrmärkten zu sehen sind.
Rechts: Orchestrion der Firma Wilhelm
Bruder; oben links: Innenleben eines
Seeburg-Orchestrions
!
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Informiere dich über die Funktionsweise eines Orchestrions!
Recherchiert im Geschichtsbuch oder Internet zu der Schlacht bei Vitoria 1813!
Hört euch einen Abschnitt aus dem ersten Teil der „Schlacht“ von Beethoven an. Schreibt eine Geschichte hierzu und vergleicht diese
mit den Äußerungen zur Uraufführung! In dieser Aufnahme hört man die Kanonen der Briten von der linken, die der Franzosen von
der rechten Seite. Beschreibt den „Tonkrieg“ der beiden Parteien!
Hört das ganze Stück an! Orientiert euch an der Hörpartitur.
Wie notiert Beethoven die Musketen und Kanonen in der Partitur?
Diskutiert die Frage, inwieweit es legitim ist, Schlachtenmusiken zu schreiben! Gibt es heute vergleichbare Stücke?
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