2016-11 StarInvest – 16-11

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Ausgabe November 2016
„Eine Krise ist das Beste, was einem Volk passieren kann. Denn es ist die Krise selbst,
die den Fortschritt bringt.“ (Albert Einstein, 1931)
Quo vadis EZB?
Sehr geehrte Anlegerinnen,
sehr geehrte Anleger,
nach dem Kollaps von Lehman Brothers im Herbst 2008
stand das globale Finanzsystem vor dem Zusammenbruch.
Es wurde von den Notenbanken gerettet. In einer koordinierten Aktion haben sie den Banken unbegrenzt Liquidität zur Verfügung gestellt und damit den Regierungen
Zeit für dringend notwendige Reformen erkauft. Doch
diese Zeit wurde nicht genutzt. Im Gegenteil haben die
traditionellen Industriestaaten sich seit der Krise weiter in
einem gigantischen Ausmaß neu verschuldet. 2017 wird
die Verschuldung in der Euro-Zone über 10 Billionen Euro
erreichen, nach circa 6 Billionen Euro vor der Krise – ein
Anstieg von über 60 Prozent.
Anstieg der Staatsverschuldung in der Eurozone
10.000
Staatsverschuldung in Mrd. Euro.
9.000
8.000
7.000
6.000
5.000
4.000
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quelle: Eurozone 16, Quarterly Government Finance Statistics (ESA2010), Quarterly Government Debt, Government Consolidated Gross Debt,
General Government, Current Prices, Euro, Thomson Reuters Datastream, 15.11.2016
Kontakt:
Für Fragen stehen
wir Ihnen gerne
zur Verfügung.
StarCapital
Aktiengesellschaft
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Tel.: +49 6171 69419 - 0
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Doch anstatt diesem Missbrauch über höhere Zinsen
einen Riegel vorzuschieben, haben die Zentralbanken diese Entwicklung noch unterstützt. Über QE-Programme
und heiß laufende Notenpressen wurden die Zinsen nach
unten gedrückt. Über den Ankauf von Anleihen in vierstelliger Milliardenhöhe stieg man direkt oder indirekt
in die Staatsfinanzierung ein, auch wenn dies öffentlich
natürlich immer dementiert wurde. Jeder Anreiz für die
Durchführung von Reformen blieb zwangsläufig auf der
Strecke.
Die Notenbanken wollten damit die Konjunktur ankurbeln. Die Verbraucher sollten dank der niedrigen Zinsen
mehr konsumieren, die Unternehmen mehr investieren
und die Inflationsrate sollte auf zwei Prozent steigen, um
den Staaten die schrittweise Entwertung ihrer Schulden
zu ermöglichen. Dafür nahm man sogar die Einführung
von Negativzinsen in Kauf, ein beispielloses Experiment
in der Finanzgeschichte. Doch keines dieser Ziele wurde erreicht. Die Konsumenten müssen mehr sparen, um
ihre Altersvorsorge zu gewährleisten, die Unternehmen
– insbesondere in den USA – nehmen zwar zinsgünstige
Kredite auf, aber nicht um zu investieren, sondern um
eigene Aktien zurückzukaufen und so wertvolles Eigenkapital zu vernichten. Und die wirtschaftliche Entwicklung ist geprägt durch „null Zinsen, null Inflation und
null Wachstum“, wie wir schon vor Jahren prognostiziert
haben.
Heute stehen die Notenbanken vor dem Offenbarungseid, auch wenn sie dies natürlich nie zugeben würden,
sondern weiter unverdrossen Erfolgsmeldungen verbreiten. Immer deutlicher werden sich in nächster Zeit die verheerenden Auswirkungen der Negativzinsen zeigen. Die
Sparer, die Versicherungen und die Pensionskassen wissen nicht mehr, wie die drohende Altersarmut verhindert
werden kann. Am schlimmsten trifft es aber die Banken,
denen eh die Geschäftsmodelle abhanden kommen. Dazu wuchert eine beispiellose Regulierungswut (Basel I,
II, III, IV etc.). Die Negativzinsen sind der letzte Sargnagel, der das klassische Kreditgeschäft eliminiert. In ihrer
Verzweiflung fordern die Notenbanker jetzt, dass die
Staaten Fiskalprogramme auflegen sollen, um Investitionen in Infrastruktur zu finanzieren – natürlich über die
Aufnahme weiterer Schulden. Ein völlig untaugliches Mittel, zumal entsprechende Projekte bei der heutigen Bürokratie eine Planungsphase von mehr als zehn Jahren
benötigen.
Was ist zu tun? Die EZB sollte ihre Negativzinspolitik sofort beenden und das Tapering einleiten. Und statt in zins-
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lose Anleihen zu investieren, sollte sie lieber in großem
Stil Aktien kaufen und damit in Sachwerte und Produktivkapital investieren. Wie Sie wissen, eine alte Forderung von uns. Dieser Vorschlag findet inzwischen immer
mehr Anhänger. So hat jüngst Giacomo Corneo, Finanzprofessor an der Freien Universität Berlin, seine „eigene“
Idee gegen die drohende Altersarmut entwickelt (siehe
Welt am Sonntag vom 6. November 2016). Ein milliardenschwerer Staatsfonds soll her, der in Aktien investiert und
von der politisch unabhängigen Bundesbank gemanagt
wird.
Um wirklich erfolgreich zu sein, müsse der Fonds eine
Größenordnung von einer Billion Euro erreichen und
schrittweise aufgebaut werden. Zu etwa drei Vierteln
soll der Fonds mit neuen Schulden finanziert werden, zu
einem Viertel mit den Einnahmen aus einer reformierten
Erbschaftssteuer. Alle Bürger sollen von den Gewinnen
des Fonds profitieren, da diese ihrer individuellen Altersvorsorge gutgeschrieben würden.
In anderen Ländern ist man schon weiter. So hat die Bank
of Japan in den letzten dreieinhalb Jahren 38% aller
Staatsschulden aufgekauft. Unter anderem von Pensionskassen, damit diese Aktien kaufen können. Wohl wissend,
dass mit zinslosen Staatsanleihen keine solide Altersvorsorge mehr gewährleistet werden kann. Der norwegische Staatsfonds, der zur Altersvorsorge gegründet wurde, legt sein Vermögen von 880 Mrd. $ zu 60% in Aktien
und zu 40% in Anleihen an. Eine Regierungskommission
hat jetzt vorgeschlagen, die Aktienquote auf 70% zu erhöhen, zulasten der Bonds. Sie hält das damit verbundene
Risiko für langfristige Anleger für völlig überschaubar.
Das progressivste Konzept verfolgt die Schweizer Notenbank. Sie druckt Geld und kauft damit ausländische
Währungen, um den Franken stabil zu halten. Ein Teil
dieser Devisen legt sie in Aktien an. Der Bestand an
US-Aktien liegt inzwischen bei 62 Mrd. $ (!). Insgesamt
hat sie bereits für über 130 Mrd. $ Aktien erworben und
kauft weiter zu. Ein einfacheres System der Vermögensbildung kennen wir nicht.
Von einer solchen pragmatischen Lösung ist die EZB noch
meilenweit entfernt. Im Gegenteil hat sie sich in eine ganz
prekäre Sackgasse manövriert. Durch entsprechende Regulierungsmaßnahmen hat sie Banken und Versicherungen quasi gezwungen, in die Staatsfinanzierung einzusteigen. Es ist schon fragwürdig, warum Staatsanleihen
weiterhin als risikolos eingestuft werden und kein Kapital
zu hinterlegen ist, während für Aktien 35% fällig werden.
Ausgabe November 2016
Als Folge haben zum Beispiel deutsche Versicherungen
80% ihrer Anlagen in Anleihen investiert. Die Deutschen
haben ein Drittel ihrer Ersparnisse den Versicherungen zur
Geldanlage anvertraut.
17% (!) zur Folge. Ein Crash an den Rentenmärkten wäre
die Folge. Na dann, viel Spaß!
Mit freundlichen Grüßen
Vor diesem Hintergrund kann die EZB eine Zinswende
nur ganz behutsam einleiten, um eine Katastrophe zu
ver-meiden. Denn wenn die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in den nächsten zwölf Monaten nur leicht um
zwei Prozent steigen würde, hätte dies Kursverluste von
Peter E. Huber
([email protected])
Ihr Kontakt zu StarCapital
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als Sales Manager für die Beratung und
Betreuung institutioneller Kunden (Family
Offices, Dachfondsmanager, Banken) sowie
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Holger Gachot (im Team seit 2006) leitet
als Vorstand die Fonds-Vermögensverwaltung unserer Gesellschaft und ist auf die
Betreuung vermögender Privatpersonen
spezialisiert.
Adam Volbracht (im Team seit 2012) ist
als Sales Manager für unser Neukundengeschäft im institutionellen Bereich mitverantwortlich.
Norbert Keimling (im Team seit 2004) ist als
Leiter der Kapitalmarktforschung für quantitative Strategien verantwortlich. Er berät
unsere Kunden in Fragen der Allokation, der
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So erreichen Sie uns
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Das Ganze sehen, die Chancen nutzen.
Impressum
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Redaktion:Dipl.-Kfm. Peter E. Huber
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Erscheinungsort:Oberursel
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