349 NOTIZEN Über Pentacarbonylo-jodo-chrom Cr(CO)5J Von H elm ut B e h r e n s u n d H a n s Z iz l sp e r g e r Anorganisch-Chemisches Laboratorium der TH. München blaue, hydrophobe Verbindung anfällt: [Cr (CO) 5 J] © + U 2 -> Cr (CO) 5 J + J ©. gelb (II) tiefblau unlöslich in H20 (Z. Naturforschg. 16 b, 349 [1961] ; eingegangen am 29. März 1961) Bekanntlich sind die im Ammonosystem durch Re­ duktion von Cr (CO) 6 mit metallischem N atriu m 1 bzw. NaBH 4 2 darstellbaren Carbonylchromate Na 2[Cr(CO)5] und Na 2[Cr2(CO) 10] starke Reduktionsmittel. Sie set­ zen sich unter H 2-Entwicklung mit wäßrigen Lösungen von Aminen (z. B. NH 3 , pyr) 3’ 4 zu Pentacarbonylochrom(O)-Verbindungen [z. B. C r(C O ) 5NH 3 bzw. Cr (CO) 5 pyr] um. Bei der Einwirkung wäßriger Alkalicyanidlösungen auf die genannten Carbonylchromate bei 0 ° bildet sich gem äß: [Cr-11 (CO) 5]20 + CN e -f 2 H20 - > [Cr(CO)5CN]© + H2+ 2 OH© farbloses Pentacarbonylo-cyano-chromat(O) 5, das sich vom Cr (CO) 6 durch Substitution einer CO-Molekel durch das isoelektronische CNe -Ion ableitet. Die gleiche Verbindung kann auch durch unm ittelbare Oxydation von Na 2[C r(C O )5] mit Dicyan oder Jodcyan in abs. Äther oder Tetrahydrofuran gewonnen werden: bzw. [Cr (CO) 5] 20 + (CN) 2 - > [Cr (CO) 5CN] © + CN 0 [Cr (CO) 5] 2© + JCN -► [Cr (CO) 5CN] © + J ©. In Fortführung dieser Versuche lag es nun nahe, Na 2[Cr(C O )5] bzw. Na 2[Cr 2(CO )10] mit Jod zu oxy­ dieren. Hierbei zeigte sich, daß für solche Versuche be­ sonders das zweikernige Carbonylchromat geeignet ist. Setzt man dieses unter Eiskühlung in essigsaurem Me­ dium mit einer konz. wäßrigen J 2-KJ-Lösung um, so erfolgt unter Entfärbung Oxydation zu [C r(C O ) 5J ] e : [Cr2(CO) 10]20 + J2 2 [Cr (CO) 5J] ©. (I) Dieses läßt sich aus der gelben wäßrigen Lösung mit [N (CH 3) 4] J als [N (CH 3) 4][C r(C O ) 5J] ausfällen. Pentacarbonylo-jodo-chromatanionen konnten bereits von F isch e r und Ö fe l e 6 auf einem grundsätzlich ande­ ren Weg bei der Umsetzung von iV-Methylpyridiniumjodid mit Cr(CO ) 6 als [C 5H 5 —NCH3] [C r(C O ) 5J] er­ halten werden. IR-Spektren der beiden Verbindungen [N (CH3) 4] [Cr (CO) 5J] und [C 5H 5-N C H 3] [C r(C O ) 5J] zeigen im übrigen eindeutig das Vorliegen des gleichen Pentacarbonylo-jodochromatanions. Läßt man auf die gelbe wäßrige Lösung von Na [Cr (CO) 5J] weiteres Jod einwirken, so erfolgt nochmalige Oxydation zu C r(C O ) 5J , das als intensiv 1 H. B e h r e n s u. R. W e b e r , Z. anorg. allg. Chem. 291, 122 [1957]. u. W . H a a g , Z. Naturforschg. 14 b, 600 [1959]; Chem. Ber. 94, 312 [1961]. 3 H. B e h r e n s u . W . K l e k , Z. anorg. allg. Chem. 292, 151 [1957]. 2 H . B e h re n s Der Gesamtvorgang der Oxydation des N a2[Cr2(CO )10] mit Jod läßt sich somit durch die folgende Gesamtglei­ chung wiedergeben: [Cr2 (CO) 10] 2© + 2 J2 2 Cr (CO) 5J + 2 J ©. (III) Der Übergang des [C r(C O )5J ] e in C r(C O )5J kann außer durch Jod auch durch andere Oxydationsmittel, wie Fe30 oder sogar verd. H20 2 in schwach saurer Lö­ sung, bewirkt werden. Bei der schrittweisen Oxydation von Na2[Cr2(CO) 10] mit Jod zu Cr (CO) 5J tritt außer dem gelben wasser­ löslichen [C r(C O )5J ] e noch eine leuchtend rote, hydro­ phobe Verbindung auf, deren analytische Zusammen­ setzung noch nicht genau feststeht. Indessen unterliegt es keinem Zweifel, daß es sich auch hier um eine, ver­ mutlich mehrkernige, Carbonylo-jodo-chromverbindung handelt. Sie läßt sich wie [C r(C O )5J ] e mit weiterem Jod in blaues C r(C O )5J überführen. C r(C O )5J , dessen analytische Zusammensetzung sichergestellt ist, kann als Derivat des C r(C O )6 auf­ gefaßt werden, in dem 1 CO durch J ersetzt ist. Da die V erbindung 1 ungepaartes Elektron aufweist, ist sie paramagnetisch, was durch entsprechende Messungen bestätigt werden konnte. Der monomolekulare Bau geht auch eindeutig aus dem IR-Spektrum 7 hervor. Eine für Brücken-CO charakteristische Frequenz ist nicht festzu­ stellen; vielmehr treten in Übereinstimmung mit der oktaedrischen Anordnung der Liganden (C4V) 3 Valenz­ schwingungen endständiger CO-Gruppen auf. Cr (CO) 5J ist wenig luftempfindlich, unterliegt aber bei Raum tem peratur einem langsamen thermischen Zer­ fall; bei —40° dagegen ist die Substanz stabil. Sie läßt sich unter erheblichen Verlusten oberhalb 30° im Hoch­ vakuum sublimieren, wobei sie in schönen, tiefvioletten K ristallen gewonnen wird. Die Verbindung ist mit grün­ blauer Farbe in polaren und unpolaren organischen Lösungsmitteln löslich; allerdings sind solche Lösungen wenig beständig, so daß eine kryoskopische Mol.-Gew.Bestimmung nicht gelingt. Über die chemischen Reaktionen sowie über die Um­ setzungen von Na2[Mo2(CO)10] und Na2[W2(CO) 10] mit Jod wird demnächst berichtet. Der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t und dem Ver­ band der Chemischen Industrie, „ F o n d s d e r C h e m i e “, danken wir verbindlichst für die großzügige Unterstützung dieser Untersuchungen. 4 H. B e h r e n s u . J. K ö h l e r , Z. anorg. allg. Chem. 300, 51 [1959]. 5 H. B e h r e n s u . J. K ö h l e r , Z. Naturforschg. 14 b, 463 [1959]; Z. anorg. allg. Chem. 306, 94 [I960]. 6 E. O. F is c h e r u . K . Ö f e l e , Chem. Ber. 93, 1156 [I960], 7 Herrn Dr. W. B e c k vom hiesigen Institut danken wir für die Aufnahme der IR-Spektren. Unauthenticated Download Date | 2/13/17 5:04 PM