3/2006 Onkologisch Weichteilsarkome E ditorial Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Hamburg Weichteilsarkome – zielgerichtete Therapiekonzepte W [ eichteilsarkome sind maligne Tumoren mesodermalen Ursprungs und mit etwa 1% aller Malignome im Erwachsenenalter selten. Für das pathohistologische und klinische Verständnis kommt erschwerend hinzu, dass zu den Weichteilsarkomen mehr als 50 verschiedene Subtypen gehören. Am häufigsten treten im Erwachsenenalter das Liposarkom, das Fibrosarkom, das maligne fibröse Histiozytom, das Synovialsarkom und das Leiomyosarkom auf. Die genaue pathohisto„Die genaue pathohistologische logische Klassifikation maligner WeichteiltuKlassifikation maligner moren setzt aufgrund Weichteiltumoren setzt aufgrund der relativen Seltenheit der einzelnen Entitäten der relativen Seltenheit der viel Erfahrung voraus. einzelnen Entitäten Daher wurde am Institut viel Erfahrung voraus.“ für Pathologie in Jena ein internationales Referenzzentrum für die Diagnose von Weichteiltumoren aufgebaut. Die größte Problematik bei der Diagnosestellung der Weichteilsarkome ist, bei einer Gewebeschwellung diese Tumorentität in Betracht zu ziehen und Probebiopsien bzw. Operationen bereits initial genau zu planen, um die Chance eines organerhaltenden Vorgehens oder einer optimalen Resektion nicht zu beeinträchtigen. Viele Patienten mit zunächst „ausgeschältem Weichteiltumor“ oder nicht ausreichend weiter Resektion werden erst sekundär an entsprechend spezialisierte Zentren weitergeleitet. Das therapeutische Konzept bei Weichteil­sarkomen ist interdisziplinär und multimodal, sowohl die Operation als auch die Strahlentherapie und die systemische Chemotherapie sind von Bedeutung. Die postoperative Bestrahlung nach Resektion der meistens an den Extremitäten gelegenen Tumoren mit entdifferenzierten Zellen und entsprechendem Grading ist die Standardbehandlung. Die adjuvante Chemotherapie ist zumindest für hoch maligne (G3) Tumoren bei entsprechender Primärtumorgröße (>5cm) mittlerweile ebenfalls eine etablierte Behandlungsstrategie, mit der die Heilungsraten um 5% bis 10% erhöht werden können. Besonders komplex ist das Management von Patienten mit primär irresektablen Weichteilsarkomen. Durch eine präoperative Therapie, d.h. durch eine Radiotherapie oder eine kombinierte Radio-Chemotherapie, muss eine Tumorremission induziert werden, um eine sekundäre Resektabilität zu erreichen. In diesem Zusammenhang werden insbesondere auch intensivierte Chemotherapiekon­zepte mit Wachstumsfaktoren und hoch dosierte Chemotherapieprotokolle mit autologem Stammzellersatz untersucht. Die Anzahl chemotherapeutisch wirksamer Sub­ stanzen bei Weichteilsarkomen ist begrenzt; wichtigste Chemotherapeutika sind Doxorubicin und Ifosfamid, von begrenzter Aktivität sind Gemcitabin und Dacarbazin/Temozolomid. Bei einzelnen Subentitäten der Weichteilsarkome sind auch Taxane wirksam. Mit der Substanz Ecteinascidin (ET-743) kann bei einigen Patienten mit metastasierter Erkrankung eine Krankheitsstabilisierung erreicht werden. Onkologisch | 3/2006 Inhalt I n halt [ „Die Wirksamkeit einer präoperativen intensivierten Chemotherapie mit Wachstumsfaktoren sowie hoch dosierter Chemo­therapieprotokolle mit autologem Stammzellersatz werden untersucht.“ Mit der pathohistologischen Klassifikation der gastro­ intestinalen Stromatumoren (GIST-Tumoren) und dem Einsatz von Imatinib wurden Fortschritte in der Therapie der Weichteilsarkome erreicht. Die Behandlung CD117-positiver GIST-Tumoren, die möglicherweise aus den Cajal-Zellen des Gastrointestinaltrakts entstehen, ist mittlerweile das Paradigma einer molekular basierten Therapie der Sarkome: Abhängig von der Art der zugrundeliegenden Muta­tion im C-KIT-Gen kann das Ansprechen auf eine molekulare Therapie mit Imatinib vorhergesagt werden. Weitere aktive Second-line-Präparate wie z.B. Sunitinib sind ebenfalls bereits klinisch verfügbar. Wie die molekularbiologische Untersuchung verschiedener Weichteilsarkome zeigt, können zielgerichtete Therapien auch bei anderen Entitäten wie beispielsweise bei Dermatofibrosarcoma protuberans oder beim AIDS-assoziierten Kaposi-Sarkom wirksam sein. Darüber hinaus werden neue molekulare Targets wie z.B. mTOR (Mammalian Target of Rapamycin) bei Weichteilsarkomen untersucht. Weitere Fortschritte in der Behandlung der Patienten mit malignen Weichteil­ tumoren werden erwartet. Wichtig ist, dass diese Patienten an Zentren behandelt werden, die in interdisziplinären Tumorboards die entsprechenden multimodalen Therapiekonzepte festlegen. Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg Onkologisch | 3/2006 04 Chemotherapie der Weichteilsarkome PD Dr. Peter Reichardt, Berlin 08 Behandlungsstrategien bei Weichteilsarkomen Dr. Bernd Kasper und Dr. Gerlinde Egerer, Heidelberg 10 Ambulante Maximalversorgung Im Gespräch mit Dr. Markus Thalheimer, Heidelberg 12 Literatur G-CSF-Schema beeinflusst Thrombozytopenie 14 Aktuelles Lenograstim in der supportiven Therapie 15 Service Chugai Science Award 2006 – Frühzeitige allogene Transplantation 15 Impressum ÜbersichtsB E I T R A G Chemotherapie der Weichteilsarkome PD Dr. Peter Reichardt, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Robert-Rössle-Klinik, Charité Campus Buch, Berlin Das histologische Grading (G1 bis G3) klassifiziert die Aggressivität des Tumors und ist von entscheidender Bedeutung für die Prognose und die Therapiestrategie bei Weichteilsarkomen. Etwa die Hälfte aller Patienten mit einem Weichteilsarkom verstirbt innerhalb von 5 Jahren – meist an Metastasen. Die 5-Jahres-Überlebensraten betragen stadienabhängig 80%, 65%, 45% und 10% (Stadium I bis IV). Die mediane Überlebenszeit ab dem Zeitpunkt der Diagnose der Metastasen liegt bei etwa 12 Monaten. Zur chemotherapeutischen Behandlung von Patienten mit Weichteilsarkomen sind nur wenige Medikamente verfügbar. D ie wirksamsten Substanzen bei der Therapie der Weichteilsarkome sind die Anthrazykline Doxorubicin und Epirubicin sowie Ifosfamid. Unter diesen Therapieregimen können Remissionsraten von 18% bis 29% in der First-lineTherapie erreicht werden. Dacarbazin und Doxorubicin Es gibt nur wenige randomisierte Studien zum Vergleich verschiedener Monotherapien bei Patienten mit Weichteilsarkomen (Tabelle 1). Dacarbazin wurde in verschiedenen Studien sowohl als Monotherapie als auch in Kombinationstherapieprotokollen untersucht. Die Ansprechraten in 3 Monotherapiestudien betrugen 17% bis 27%. Den Ergebnissen randomisierter Studien zufolge ist die Kombinationstherapie mit Doxorubicin und Dacarbazin der Monotherapie mit Doxorubicin überlegen. Der Stellenwert von Dacarbazin in komplexeren Therapieregimen – insbesondere in Kombination mit Ifosfamid – ist aufgrund fehlender randomisierter Studien bisher nicht geklärt. Hinsichtlich einer reduzierten Toxizität wurden liposomale Anthrazykline als Alternative zu Doxo­ rubicin untersucht. Pegyliertes liposomales Doxo­ rubicin war in einer randomisierten Phase-II-Studie der EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) im Vergleich zu konventionellem Doxorubicin mit einer Ansprechrate von 10% versus 9% wirkungsäquivalent bei deutlich reduzierter Toxizität. Die Rate an Grad-3/4-Neutro­ penien betrug 6% unter pegyliertem liposomalen Doxo­rubicin im Vergleich zu 77% unter konventionellem Doxorubicin. Auch die Alopezierate war mit 6% versus 86% deutlich geringer. Die geringere Hämatotoxizität und damit die höhere Sicherheit der Kombinationstherapie mit pegyliertem liposomalen Doxorubicin und Ifosfamid wurde in einer Phase-I-Studie belegt. Für weitere Studien beträgt die empfohlene Dosierung 30mg/m² pegyliertes liposomales Doxo­ rubicin und 9g/m² Ifosfamid. Trofosfamid und Ifosfamid Trofosfamid, ein oral verfügbares Oxazaphosphorinderivat, das hauptsächlich in 4-Hydroxy-Ifosfamid metabolisiert wird, wurde in 3 klinischen Studien untersucht. In der ersten Studie erreichten 3 von 12 nicht vorbehandelten Patienten eine partielle Remission. In den beiden anderen Studien wurden nur chemotherapeutisch vorbehandelte Patienten eingeschlossen. Die Ansprechrate betrug 18% bzw. 0%. In den Studien konnten unter Trofosfamid z.T. länger anhaltende stabile Erkrankungsverläufe beobachtet werden. Für Patienten, die nach einer Behandlung mit Anthrazyklinen und Ifosfamid in der Standarddosierung eine Progression der Erkrankung oder ein Rezidiv haben, ist keine etablierte Therapie verfügbar. Aufgrund einer ausgeprägten Dosis-Wirkungs-Beziehung und der Möglichkeit, Ifosfamid in Kombination mit hämatopoetischen Wachstumsfaktoren in sehr hoher Dosierung einzusetzen, ist dies eine Behandlungsoption. Selbst nach einer Vorbehandlung mit Ifosfamid (5g/m²–6g/m²) sind unter hoch dosiertem Ifosfamid (12g/m²–14g/m²) Ansprechraten von etwa 30% zu erreichen. Onkologisch | 3/2006 Taxane Unter Paclitaxel konnten in 3 Studien bei Patienten mit Weichteilsarkomen Ansprechraten von 7% bis 12% erreicht werden. Patienten mit Angiosarkomen hatten hingegen Ansprechraten von 89%. Unter Docetaxel wurden in 3 Phase-II-Studien Ansprechraten von 0% bis 17% nachgewiesen. In einer größeren randomisierten Phase-II-Studie wurde unter Docetaxel im Vergleich zu Doxorubicin sowohl bei nicht vorbehandelten als auch bei vorbehandelten Patienten keine Aktivität festgestellt. Gemcitabin Gemcitabin wurde ebenfalls in mehreren Studien untersucht. Die Ergebnisse sind mit Ansprechraten von 3% bis 18% sehr unterschiedlich. Topotecan Aufgrund einer Ansprechrate von 10% und einer Stabilisierung der Tumorerkrankung bei 41% der Patienten in einer Studie des National Cancer Instituts (NCI) Kanada wurde Topotecan in 3 weiteren Studien untersucht: In 2 Studien wurden keine objektiven Remissionen beobachtet. In einer Untersuchung bei nicht vorbehandelten Patientinnen mit Uterus-Leiomyosarkomen hatten 11% der Patientinnen eine partielle Remission. Bei pädiatrischen Patienten mit chemotherapeutisch vorbehandelten Rhabdomyosarkomen war Topotecan in Kombination mit Cyclophosphamid wirksam. 10 von 15 Patienten erreichten eine partielle Remission. Bei pädiatrischen Patienten mit therapierefraktären Ewing-Tumoren sprachen 6 von 17 Patienten auf eine Topotecan/CyclophosphamidKombinationstherapie an. Ecteinascidin Die Wirksamkeit und die Verträglichkeit des Zytostatikums Ecteinascidin (ET-743) wurde in 3 multizentrischen Phase-II-Studien bei chemotherapeutisch vorbehandelten Patienten evaluiert. 8% der behandelten Patienten sprachen auf die Therapie an (gepoolte Analyse). Die progressionsfreie Überlebensrate betrug nach 6 Monaten 18% und die 1-Jahres-Überlebensrate lag – je nach Vorbehandlung – für die Second- und Third-line-Therapie bei 49% bis 55%. Nach 2 Jahren lebten noch 29% der Patienten. In einer Studie mit nicht vorbehandelten Patienten betrug die Ansprechrate 17%. Onkologisch | 3/2006 Ü bersichtsbeitrag Studiengruppe/ Substanzen Autoren Dosierungen (mg/m²) Ansprechrate (%) EORTC Cyclophosphamid Ifosfamid 1.500 5.000 8 18 EORTC Ifosfamid Ifosfamid 5.000 9.000 10 25 EORTC Doxorubicin Epirubicin 75 75 25 18 EORTC Doxorubicin Epirubicin Epirubicin 75 150 3 x 50 15 17 17 EORTC Doxorubicin liposomales Doxorubicin 75 (alle 3 Wochen) 9 50 (alle 4 Wochen) 10 EORTC Doxorubicin Docetaxel 75 100 30 0 Borden et al. Doxorubicin 70 18 Doxorubicin 20 (Tag 1–3), 15 (wöchentlich) 16 Tabelle 1 ÿ Monotherapien bei Patienten mit Weichteilsarkomen – randomisierte Studien Polychemotherapie Die Kombinationschemotherapie wurde in vielen Phase-II-Studien, aber nur in wenigen randomisierten Phase-III-Studien untersucht (Tabelle 2). Den Ergebnissen der Phase-II-Studien zufolge lagen die Ansprechraten bei 40% bis mehr als 50%. Etwa 10% der Patienten erreichten eine komplette Remission, die einer Analyse der EORTC zufolge mit einer verlängerten Überlebenszeit korreliert. Jedoch sind diese Therapieregime mit einer höheren Toxizität, insbesondere einer höheren Hämatotoxizität, assoziiert. Daher ist der routinemäßige Einsatz hämatopoetischer Wachstumsfaktoren erforderlich. In einer Phase-III-Studie wurde eine Gemcitabin-Monotherapie mit einer Gemcitabin/DocetaxelKombinationstherapie bei Patienten mit Weichteil­ sarkomen verglichen. Aufgrund bekannter Daten erfolgte eine Stratifikation hinsichtlich der Leiomyosarkome und anderer Histologien. Die Ansprechrate lag unter der Kombinationstherapie bei 16% und unter der Monotherapie bei 8%. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug in der Intention-toTreat-Analyse 3 Monate bei den Patienten unter der Monotherapie und 6,2 Monate bei den Patienten unter der Kombinationstherapie. Bei den mit Gemcitabin/Docetaxel behandelten Patienten wur- Übersichts B E I T R A G Autoren Therapieregime Dosierungen Ansprechrate (%) Überleben (mg/m²) gesamt komplette (Monate) Remission Schoenfeld et al. Doxorubicin Doxorubicin/Vincristin/Cyclophosphamid Actinomycin D/Vincristin/Cyclophosphamid 70 50/1,4/750 0,4/1,4/750 27 19 11 Omura et al. Doxorubicin Doxorubicin/Dacarbazin 60 60/1.250 16 24 6 11 Borden et al. Doxorubicin Doxorubicin/Dacarbazin 70 60/1.250 18 30 5 6 8 8 Borden et al. Doxorubicin Doxorubicin/Vindesin 70 70/3 17 18 4 6 9,4 9,9 80 60/7.500 40/60/8 20 34 32 2 3 7 9 12 12 12,8 11,8 Edmonson et al. Doxorubicin Doxorubicin/Ifosfamid Doxorubicin/Cisplatin/Mitomycin Santoro et al. Doxorubicin 75 Doxorubicin/Ifosfamid 50/5.000 Cyclophosphamid/Vincristin/Doxorubicin/Dacarbazin 500/1,4/50/750 23 28 28 2 3 4 Tursz et al. Doxorubicin/Ifosfamid Doxorubicin/Ifosfamid 50/5.000 75/5.000 20 21 4 2 Antman et al. Doxorubicin/Dacarbazin Doxorubicin/Dacarbazin/ Ifosfamid 60/1.000 60/1.000/7.500 17 32 2 2 Jelic et al. Epirubicin Epirubicin/Cisplatin 180 180/120 29 54 2 13 9,2 8,5 10,2 7,7 7,3 13,3 11,9 0% (3 Jahre) 11% (3 Jahre) Tabelle 2 ÿ Polychemotherapien bei Patienten mit Weichteilsarkomen – Phase-III-Studien de ein Gesamtüberleben von 17,9 Monaten und bei den mit Gemcitabin therapierten Patienten von 11,5 Monaten beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit einer Überlegenheit der Kombinationstherapie liegt dabei bei 0,98 (Bayesisches Modell). In einer retrospektiven Analyse der französischen Sarkom-Studiengruppe wurde bei Patienten mit Leiomyosarkomen unter Gemcitabin/Docetaxel eine Ansprechrate von 24% festgestellt. Nur 10% der Patienten mit Weichteilsarkomen anderer Histologien sprachen auf die Therapie an. Hochdosischemotherapie Zur Hochdosischemotherapie mit Blutstammzelloder Knochenmarksupport liegen bislang nur wenige Phase-I- und -II-Studienergebnisse vor. Es wurden meist sehr inhomogene Patientenkollektive in die Studien eingeschlossen und unterschiedliche Therapieregime eingesetzt. Da bislang keine Daten randomisierter Studien vorliegen, kann der Stellen- wert dieser Therapieverfahren nicht abschließend beurteilt werden. Die Hochdosischemotherapie bei Patienten mit Weichteilsarkomen ist ein experimentelles Therapiekonzept, das außerhalb von klinischen Studien nicht indiziert ist. Adjuvante Chemotherapie Bei etwa 10% der Patienten mit Weichteil­sarkomen liegen bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose Metastasen vor. Bei 40% bis 60% der Patienten mit undifferenzierten (G2/3) Tumoren, die tief sitzend und größer als 5cm sind (Stadium III B), treten trotz lokaler Tumorkontrolle Metastasen, insbesondere in der Lunge (seltener Knochen und Leber), auf. Daher könnte eine adjuvante Chemotherapie von Bedeutung sein. Die Ergebnisse der bislang publizierten Studien zur adjuvanten Therapie bei Patienten mit Weichteilsarkomen, die unterschiedliche Einschlusskriterien hatten und in denen sowohl eine Doxorubicin-Monotherapie als auch verschiedene Onkologisch | 3/2006 Ü bersichtsbeitrag Kombinationstherapien eingesetzt wurden, sind unterschiedlich. Deshalb wurde eine Metaanalyse aller 14 publizierten Studien basierend auf den Daten einzelner Patienten durchgeführt. Den Ergebnissen dieser Metaanalyse zufolge, beeinflusst die adjuvante Chemotherapie das rezidiv- und metastasenfreie Überleben, nicht aber das Gesamtüberleben. Patienten mit Extremitätensarkomen haben jedoch auch einen Vorteil hinsichtlich des Gesamt­ überlebens. Dieses Ergebnis wird durch die Daten einer randomisierten Studie der italienischen Sarkom-Studiengruppe bestätigt, die bei Patienten mit Extremitätensarkomen (G3) unter einer aggressiven Kombinationstherapie mit Epirubicin und Ifosfamid einen Überlebensvorteil dokumentieren. Ein genereller Einsatz einer adjuvanten Chemotherapie nach einer potenziell kurativen Resektion Monotherapie, nur eine geringe Effektivität bei Weichteilsarkomen haben. Bei 34 behandelten Patienten – einschließlich 29 Patientinnen mit Leiomyo­sarkomen des Uterus – wurde eine Ansprechrate von 53% nachgewiesen. Diese unterschied sich dabei nicht wesentlich zwischen vorbehandelten und nicht vortherapierten Patienten. Die mediane Zeit bis zur Tumorprogression lag bei 5,6 Monaten, die mediane Überlebenszeit bei 72 Wochen. Alveoläre Weichteilsarkome wurden erst 1952 als eigenständige Tumorentität beschrieben und sind mit einem Anteil von etwa 1% aller Weichteilsarkome sehr selten. Besondere Merkmale sind die weitgehende Resistenz gegenüber einer Chemotherapie und das häufige Auftreten von Metastasen im zentralen Nervensystem. eines Weichteilsarkoms kann derzeit nicht empfohlen werden. Patienten mit Rhabdomyosarkomen in jüngerem Lebensalter und Patienten mit so genannten klein-, rund- und blauzelligen Sarkomen aus der Gruppe der Ewing-Tumoren sollten hingegen grundsätzlich eine adjuvante Chemotherapie erhalten. Endometriale Stromasarkome mit einem niedrigen Grading sind fast immer hormonrezeptorpositiv. Die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit von Aromatasehemmern bei Patienten mit dieser Tumorerkrankung. In mehr als 90% der Dermatofibrosarcoma protuberans – einem extrem seltenen, meist kutanen Weichteilsarkom – liegt eine t(17;22) Translokation vor, die zu einem Fusionsonkogen unter Beteiligung von PDGFB (Platelet-Derived Growth Factor Beta) führt. Studienergebnissen zufolge ist die zielgerichtete Therapie mit Imatinib bei dieser Tumorentität wirksam. Derzeit werden molekulare Therapieansätze in Studien evaluiert, um die Behandlungsstrategien bei Patienten mit fortgeschrittenen Weichteilsarkomen zu verbessern. ■❚ Identifikation therapierelevanter Subgruppen Obwohl zu den Weichteilsarkomen mehr als 50 Subtypen gehören, wurden diese bislang meist als einheitliche Tumorentität angesehen und entsprechend therapiert. Die molekulare Charakterisierung von gastrointestinalen Stromatumoren und die da­raus abgeleitete zielgerichtete Therapie führte zu einer Identifizierung spezieller Subgruppen hinsichtlich klinischer Besonderheiten und Unterschiede im Ansprechen auf bestimmte Therapieverfahren. Patienten mit Angiosarkomen sprechen gut auf Paclitaxel an, obwohl die Substanz bei Weichteilsarkomen im Allgemeinen unwirksam ist. Nachdem in einer Phase-II-Studie bei 28 Patienten mit Weichteilsarkomen nur bei 2 Patienten ein Ansprechen auf Paclitaxel beobachtet wurde – einschließlich einer kompletten Remission bei einem Patienten mit einem Angiosarkom der Kopfhaut – wurden in einer weiteren Studie 9 Patienten mit Angiosarkomen der Kopfhaut und des Gesichts mit Paclitaxel behandelt. 8 der 9 Patienten sprachen auf die Therapie an. Eigene, unpublizierte Daten bestätigen die spezifische Aktivität von Paclitaxel auch bei Angiosarkomen anderer Lokalisationen. Bei Patientinnen mit Leiomyosarkomen des Uterus war die Kombination Gemcitabin/Docetaxel wirksam, obwohl beide Substanzen, zumindest als Onkologisch | 3/2006 Literatur beim Verfasser S tudien Beitrag Behandlungsstrategien bei Weichteilsarkomen Dr. Bernd Kasper und Dr. Gerlinde Egerer, Medizinische Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg Weichteilsarkome – maligne Tumoren des nicht epithelialen Gewebes – sind mit etwa 1% aller Malignome im Erwachsenenalter selten. Die 5-Jahres-Überlebensrate der Patienten mit Weichteilsarkomen beträgt 50% bis 60%. Die wichtigsten prognostischen Faktoren sind die Größe, der Malignitätsgrad sowie die Lokalisation des Tumors. Doxorubicin als Monotherapie oder in Kombination mit Ifosfamid ist seit mehr als 30 Jahren der therapeutische Standard in der First-line-Therapie. Es werden Ansprechraten zwischen 20% und 30% erreicht. Unter Kombinationstherapien und dosisintensivierten Regimen konnten zwar höhere Ansprechraten, aber keine Verlängerung des Gesamt­überlebens nachgewiesen werden. D urch genetische Untersuchungen wurden bei Subtypen von Sarkomen spezifische chromosomale Veränderungen festgestellt, beispielsweise bei Ewing-Sarkomen (EWS-FLI-1), bei myxoiden Liposarkomen (TLS-CHOP) oder bei Synovialsarkomen (SYT-SSX). Diese genetischen Alterationen führen zur Aktivierung spezifischer Tyrosinkinasen, die wiederum gezielt durch neue Medikamente inhibiert werden können. Die Klassifizierung der Weichteilsarkome anhand bio­logischer Eigenschaften wird neue therapeutische Strategien ermöglichen. Neue Therapiekonzepte und aktuelle Studien Der Standard in der First-line-Therapie bei fortgeschrittenen und/oder metastasierten Weichteil­sarkomen im Erwachsenenalter ist Doxorubicin als Monotherapie oder in Kombination mit Ifosfamid. Der Stellenwert der neoadjuvanten und der adjuvanten Chemotherapie konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Die Ergebnisse der Studie EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) 62931 zur adjuvanten Therapie, in der randomisiert die Kombina­tionsbehandlung Ifosfamid/Doxorubicin versus keine adjuvante Therapie untersucht wird, sind noch nicht publiziert. In der neoadjuvanten Weichteilsarkom-Studie (NeoWTS) zur Therapieoptimierung werden Patienten mit hohem Risiko (Weichteilsarkom ≥5cm, G 2/3) mit einer neoadjuvanten Chemotherapie, gefolgt von einer Operation und einer intraoperativen Bestrahlung, einer lokalen Nachbestrahlung sowie einer anschließenden adjuvanten Chemotherapie behandelt. Zur Beurteilung des Ansprechens auf die Chemotherapie werden in dieser Studie Positronen­ emissionstomographie-Untersuchungen durchgeführt (Abbildung 1). Um neue chemotherapeutische Ansätze zu evaluieren, wurden 122 Patienten mit fortgeschrittenen Weichteilsarkomen in einer multizentrischen SARC (Sarcoma Alliance through Research and Collaboration)-Phase-III-Studie mit Gemcitabin bzw. mit der Kombination Gemcitabin/Docetaxel behandelt [1]. Die Randomisierung erfolgte dynamisch je nach Therapieansprechen in den entsprechenden Studienarmen. Die Studienergebnisse zeigen einen Vorteil für die Kombinationstherapie bezüglich der Ansprechrate, des krankheitsfreien Überlebens (6,2 Monate versus 3 Monate) sowie des Gesamtüberlebens (17,9 Monate versus 11,5 Monate); allerdings wurde unter der Kombinationstherapie eine höhere Toxizität beobachtet [1]. Bei refraktären Weichteil­ sarkomen kann demzufolge eine Behandlung mit Gemcitabin plus Docetaxel in Betracht gezogen werden. Der selektive Inhibitor des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors (VEGFR) GW786034 wird in der Phase-II-EORTC-62043-Studie bei 78 Patienten mit refraktären Weichteil­sarkomen untersucht; Ergebnisse werden in Kürze erwartet. Gefitinib, ein oral applizierbarer TyrosinkinaseInhibitor des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR), wurde in der EORTC-62022-Phase-IIStudie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen und/oder metastasierten, synovialen, EGFR1-exprimierenden Weichteilsarkomen untersucht [2]. Jedoch konnte unter Gefitinib bei keinem Patienten ein objektives Ansprechen beobachtet werden, Onkologisch | 3/2006 bei 7 Patienten kam es zu einer Krankheitsstabilisierung. Da RAF-Proteine die Zellproliferation, -teilung und -differenzierung regulieren, ist die Anwendung von Substanzen, die wie Sorafenib (BAY 43-9006) Inhibitoren von B-RAF und C-RAF sind, ein viel versprechender Therapieansatz bei Patienten mit Weichteil­sarkomen. Derzeit werden in 3 Phase-IIStudien mehr als 200 Patienten rekrutiert, um die Wirksamkeit von Sorafenib zu evaluieren. Mammalian Target of Rapamycin (mTOR) ist eine Serin-/Threoninkinase, die bei vielen zellulären Funktionen, wie beispielsweise Translation und Zellteilung, von Bedeutung ist. In einer multizentrischen PhaseII-Studie wurden 213 Patienten mit Weichteilsarkomen und Knochensarkomen mit dem gut verträglichen mTOR-Inhibitor AP23573 behandelt [3]. Den Studien­ergebnissen zufolge konnte bei 5 Patienten eine partielle Remission erreicht werden; bei 49 Patienten stabilisierte sich die Erkrankung. Ecteinascidin-743 (ET-743) ist ein SeescheidenToxin, das durch eine Blockade des Zellzyklus das Tumorzellwachstum verlangsamen oder inhibieren kann. In Phase-II-Studien wurden Ansprechraten von 10% bei vorbehandelten sowie von 18% bei nicht vorbehandelten Patienten mit Weichteilsarkomen dokumentiert. Die mittlere Ansprechdauer betrug 10 Monate. Die Wirksamkeit konnte besonders bei Patienten mit Leiomyosarkomen und Liposarkomen nachgewiesen werden. Bei myxoiden Liposarkomen, die durch die Transloka­tionen t(12;16) (q13;p11) oder t(12;22)(q13;q12) mit dem Fusionsprodukt TLS-CHOP oder EWS-CHOP gekennzeichnet sind, wurde eine Ansprechrate von 50% erreicht; der Wirkmechanismus ist allerdings noch unklar [4]. Dermatofibrosarkome sind Weichteilsarkome niedrigen Grades und betreffen etwa 0,1% aller Tumoren der Haut. Sie sind zu 90% durch die Translokation t(17;22) charakterisiert, die zu einer Aktivierung des Platelet-Derived Growth Factor Receptor Beta (PDGFRB) führt, der ein mögliches therapeutisches Ziel für Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Imatinib ist. In einer Phase-II-Studie konnten bei 10 Patienten mit Dermatofibrosarkomen durch eine Therapie mit Imatinib (800mg/Tag) 4 komplette und 5 partielle Remissionen sowie eine Krankheitsstabilisierung erreicht werden [5]. Weitere Studienergebnisse belegen die Aktivität dieser Sub­stanz bei diesen Patienten [6]. S tudie nB eitrag 3RVLWURQHQHPLVVLRQV WRPRJUDSKLH (,$ 3RVLWURQHQHPLVVLRQV WRPRJUDSKLH (,$ EHLNRPSOHWWHU 5HPLVVLRQ SDUWLHOOHU5HPLVVLRQ RGHUVWDELOHU (UNUDQNXQJQDFKGHQ &KHPRWKHUDSLH]\NOHQ XQG (,$ (,$ 2SHUDWLRQLQWUDRSHUDWLYH%HVWUDKOXQJ ORNDOH1DFKEHVWUDKOXQJ (,$ (,$ (,$ (,$ (,$ (WRSRVLGPJP7DJí ,IRVIDPLGPJP7DJí 'R[RUXELFLQPJP7DJ *UDQXOR]\WHQ.RORQLH VWLPXOLHUHQGHU)DNWRU7DJ :LHGHUKROXQJ7DJ Abbildung 1 ÿ Design der neoadjuvanten Weichteilsarkom-Studie (Neo-WTS-Studie) suchung und den Einsatz spezifischer therapeutischer Maßnahmen. In zukünftigen Studien werden gezielt Patienten mit bestimmten Subtypen der Weichteilsarkome behandelt werden, um die Wirksamkeit entsprechender Sub­stanzen zu überprüfen. Wenn es auch derzeit noch zu früh ist, den tatsächlichen Benefit spezifischer zielgerichteter Substanzen zu beurteilen, könnten diese Therapieergebnisse in Zukunft die Standardbehandlung der Patienten mit Weichteilsarkomen beeinflussen, sodass das Über■❚ leben der Patienten verbessert wird. Weitere Informationen: Dr. Bernd Kasper, Tel. 06221/568008 oder unter www.sarkome.de/eortc bzw. www.sarcomaca.asco.org Literatur [1] Maki RG et al. (2006) Proc Am Soc Clin Oncol 24: 523s, # 9514 [2] Blay J et al. (2006) Proc Am Soc Clin Oncol 24: 524s, # 9517 [3] Chawla SP et al. (2006) Proc Am Soc Clin Oncol 24: 521s, # 9505 Zusammenfassung [4] Grosso F et al. (2006) Proc Am Soc Clin Oncol 24: 522s, # 9511 [5] McArthur GA et al. (2005) J Clin Oncol 23: 866–873 Fortschritte in der Erforschung molekularer Charakteris­tika der Weichteilsarkome erlauben die Unter- Onkologisch | 3/2006 [6] Ugurel S et al. (2006) Proc Am Soc Clin Oncol 24: 535s, # 9561 10 I nterview Ambulante Maximalversorgung Interview mit Dr. Markus Thalheimer, Medizinische Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg Immer mehr medizinische Leistungen, die in der Vergangenheit ambulant nicht durchführbar waren, werden heute in der so genannten ambulanten Maximalversorgung in Spezialambulanzen erbracht. Ein Beispiel aus der Hämatologie/Onkologie ist die autologe Stammzellgewinnung, die seit etwa zwei Jahren in der hämatologischen Spezialambulanz der Heidelberger Universitätsklinik erfolgreich durchgeführt wird. ■ Warum findet die Umstellung auf eine ambulante Maximalversorgung gerade jetzt statt? Thalheimer: Die Verlagerung aufwändiger medizinischer Leistungen in den ambulanten Bereich erfolgt im Rahmen der multimodalen Therapie. Der Tumorpatient wechselt im Verlauf der Behandlung zwischen den verschiedenen Sektoren – in bestimmten Behandlungsphasen wird er ambulant, in anderen stationär oder teilstationär behandelt. In diesem ständigen Wechsel gibt es immer mehr medizinische Leistungen, die ambulant durchführbar sind, ohne den Patienten einem erhöhten Risiko auszusetzen. Zudem wird die Krankengeschichte jedes Patienten in einem interdisziplinär zusammengesetzten Tumorboard besprochen. Darüber hinaus sind der Kostendruck und die zunehmende Öffnung der Krankenhäuser für den ambulanten Bereich von Bedeutung. In der Vergangenheit gab es beispielsweise für bestimmte ambulante Leistungen keine Abrechnungsmöglichkeit. In diesem Bereich wurden jedoch einige Regelungen liberalisiert. Die Krankenhäuser haben mittlerweile einen größeren Verhandlungsspielraum mit den Krankenkassen, um Leistungen der ambulanten Maximalversorgung kostendeckend abzurechnen. Ein weiterer Grund für die zunehmende ambulante Behandlung ist das DRG (Diag­ nosis Related Groups)-System, das deutlich mehr Transparenz in die stationäre Behandlung gebracht hat und damit die Entscheidung, ob eine medizinische Leistung auch ambulant durchgeführt werden kann, erleichtert. Außerdem ist eine ambulante Behandlung für viele Patienten angenehmer als eine stationäre Therapie. ■ Welche medizinischen Leistungen in der Hämatologie/Onkologie werden zunehmend ambulant durchgeführt? Thalheimer: Ein Beispiel in der Hämatologie/Onkologie ist die autologe Stammzellgewinnung, die in Heidelberg seit etwa zwei Jahren erfolgreich ambulant durchgeführt wird. Mittlerweile können auch autologe Stammzelltransplantationen ambulant erfolgen. Dies erfordert allerdings eine gut funktionierende Logistik, um die Patienten keinem erhöhten Risiko auszusetzen. Die Patienten müssen beispielsweise in den ersten 14 Tagen nach der Transplantation intensiv ambulant betreut werden. Weitere Indikationen für eine ambulante Maximalversorgung sind komplexe Antikörpertherapien, aggressive Chemotherapien oder die Gabe von Spender-Lymphozyten bei allogen transplantierten Patienten. Wichtig ist, dass in kritischen Behandlungsphasen jederzeit die Möglichkeit besteht, den Patienten unverzüglich stationär aufzunehmen. ■ Was bedeutet die zunehmende ambulante Behandlung für den Patienten? Thalheimer: Wir ersparen vielen Patienten lange stationäre Behandlungsphasen. Die Patienten müssen nicht mehr sechs Wochen ununterbrochen stationär therapiert werden, sondern können Onkologisch | 3/2006 zwischenzeitlich – abhängig von der Behandlungsphase – einige Wochen ambulant betreut werden. Jedoch muss der Patient während einer ambulanten Betreuung selbstständig erkennen, wann er medizinische Unterstützung benötigt, und an die Kontrolluntersuchungen denken. Die meisten Patienten akzeptieren dies – nach unseren Erfahrungen – gerne zugunsten einer verkürzten stationären Behandlung. Ein ambulant behandelter Patient fühlt sich meist gesünder, was sich positiv auf seine psychische und meist auch physische Verfassung auswirkt. ■ Welche Anforderungen muss der betroffene Patient erfüllen, um ambulant behandelt zu werden? Thalheimer: Der medizinische Zustand des Patienten muss bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Für Patienten mit schweren Begleiterkrankungen, z.B. einer schweren Niereninsuffizienz, ist das medizinische Risiko einer ambulanten Behandlung zu hoch. Die Patienten müssen zudem nicht nur zur Eigenverantwortung bereit sein, sondern auch in der Lage sein, diese umzusetzen. Des Weiteren sollte der Patient nicht zu weit entfernt von der Spezialambulanz wohnen, um gegebenenfalls schnell vorstellig zu werden. Bei allein lebenden Patienten muss sicher gestellt sein, dass ihnen eine Vertrauensperson zur Seite steht, beispielsweise ein niedergelassener Arzt. Das Alter des Patienten ist für eine ambulante Maximalversorgung nicht entscheidend. In terview Thalheimer: Verschiedene Voruntersuchungen oder Nachkontrollen, die mit der ambulanten Maximalversorgung verbunden sind, können von einem niedergelassenen Arzt übernommen werden. Dies erleichtert die ambulante Behandlung, da der Patient nicht zwingend in die Spezialambulanz kommen muss. Eine wichtige Funktion hat der niedergelassene Arzt auch als Ansprechpartner bei möglichen Komplikationen; er kann eine erste Risiko-Einschätzung vornehmen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen einleiten, notfalls kann er auch die Erstversorgung übernehmen. Solche Modelle sind zum Teil schon Realität. Mit einem kompetenten niedergelassenen Kooperations- bzw. Ansprechpartner können auch Patienten ambulant versorgt werden, die weiter entfernt wohnen. Potenzielle Kooperationspartner für die Spezialambulanz sind nicht nur Schwerpunktpraxen für Onkologie/Hämatologie, sondern im Einzelfall auch Hausarztpraxen. [ „Eine ambulante Behandlung ist für viele Patienten angenehmer als eine stationäre Therapie.“ ■ In Heidelberg haben Sie bereits Erfahrung mit ■ Welche Voraussetzungen müssen in den Ambulanzen erfüllt sein, um eine qualitätsgesicherte ambulante Maximalversorgung zu gewährleisten? Thalheimer: In den Spezialambulanzen werden entsprechend qualifiziertes Personal – einschließlich eines Pflegeteams – eine umfangreiche Logistik und geeignete apparative Einrichtungen benötigt. Es sollte eine 24-Stunden-Erreichbarkeit gewährleistet sein, sodass der Patient gegebenenfalls sofort medizinische Unterstützung erhält. Damit sich eine solche Spezialambulanz trägt, müssen bestimmte Patientenzahlen erreicht werden. Außerdem sollte ein leistungsfähiges Krankenhaus mit entsprechenden stationären Versorgungsmöglichkeiten in unmittelbarer räumlicher Nähe sein. Welche weiteren Standards im Einzelfall erfüllt sein müssen, ergeben sich aus den Qualitätskriterien der Fachgesellschaften und der Ärztekammer. ■ Wie sollte zukünftig die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten aussehen? Onkologisch | 3/2006 der ambulanten Maximalversorgung. Wie sieht das Heidelberger Modell aus? Thalheimer: In Heidelberg gibt es verschiedene Spezialambulanzen. Einige sind auf bestimmte Abläufe, z.B. auf die Stammzellgewinnung spezialisiert. Für die autologen Stammzelltransplantationen hat Heidelberg bundesweit das größte Zentrum. Andere Spezialambulanzen sind auf bestimmte Krankheiten spezialisiert. In diesen erfolgen die notwendigen diag­nostischen Maßnahmen und die entsprechenden Therapien werden eingeleitet. Zusätzlich gibt es eine zentrale Tagesklinik. Die Spezialambulanzen, die Tagesklinik und der stationäre Bereich sind in einem Gebäude, sodass wir kurze Wege haben. Unsere Erfahrungen mit diesem Modell zur ambulanten Maximalversorgung sind gut, und die Akzeptanz bei den Patienten ist groß. Wir haben ein bundesweites Einzugsgebiet und im ersten Halbjahr 2006 ungefähr 13.000 Patienten in unseren Spezial­ ambulanzen behandelt. ■❚ 11 12 Literatur G-CSF-Schema beeinflusst Thrombozytopenie Eine prophylaktische Gabe von G-CSF (Granulozyten-Koloniestimulierender Faktor) nach einer Chemotherapie reduziert die Neutropenie. Nach Beendigung der G-CSF-Applikation haben die Progenitorzellen für weitere 2 bis 4 Tage eine erhöhte Proliferationsrate, sodass eine Chemotherapie in diesem Zeitintervall zu einer stärkeren Myelosuppression – insbesondere zu einer Thrombozytopenie – führen kann. Vor allem bei dosisdichten Chemotherapien könnte die rechtzeitige Beendigung der G-CSF-Gabe von Bedeutung sein. I n verschiedenen Studien wurde bei Patienten unter dosisdichter Chemotherapie eine erhöhte Myelotoxizität – insbesondere Thrombozytopenie – beobachtet. In diesen Studien erhielten die Patienten prophylaktisch G-CSF an etwa 10 Tagen, d.h. bis *&6)6FKHPD$ *&6)6FKHPD% &0) 7DJ ± 7DJH 7DJ ± &0) 7DJ ± 7DJ ± 7DJH &0) &0) 7DJH 7DJ ± 7DJ ± 7DJH 7DJH 7DJ ± 7DJ 7DJ± ± 7DJH 7DJH &0) 7DJ ± 7DJH 7DJ ± ZLUG*&6)DQ7DJ ±YHUDEUHLFKWEHWUlJWGDV*&6)IUHLH,QWHUYDOOELV ]XPQlFKVWHQ=\NOXV7DJH ZLUG*&6)DQ7DJ ±YHUDEUHLFKWEHWUlJWGDV*&6)IUHLH,QWHUYDOOELV ]XPQlFKVWHQ=\NOXV7DJH *&6) *UDQXOR]\WHQ.RORQLHVWLPXOLHUHQGHU)DNWRU &0) &\FORSKRVSKDPLGPJPð0HWKRWUH[DWPJPð )OXRURXUDFLOPJPð7DJ Abbildung 1 ÿ Studiendesign (modifiziert nach [1]) kurz vor dem nächsten Chemotherapiezyklus. Da die hämatopoetischen Progenitorzellen nach Gabe von G-CSF noch für einige Tage vermehrt in der S-Phase des Zellzyklus sind, kann ein kurzes G-CSF-freies Intervall vor dem nächsten Chemotherapiezyklus die Ursache für die gesteigerte Myelotoxizität bei dosis­intensivierten Chemotherapien sein. Ein kurzes G-CSF-freies Intervall vor dem nächsten Chemotherapiezyklus kann somit auch als G-CSF-Priming für den Folgezyklus interpretiert werden. Timmer-Bonte et al. untersuchten den Einfluss von zwei verschiedenen G-CSF-Regimen auf die Thrombozytenwerte bei einer dosisdichten Chemotherapie [1]. Das Studiendesign schloss ein intraindividuelles Crossover ein, wodurch jeder Patient seine eigene Kontrolle war. Diese Studienplanung ist bei Therapien geeignet, bei denen zwischen einzelnen Patienten Differenzen hinsichtlich des Ansprechens bestehen. Bei der Therapie mit G-CSF werden große interindividuelle Unterschiede beobachtet. Insbesondere bei der Mobilisierung peripherer Blutstammzellen mit G-CSF können diese Abweichungen festgestellt werden. Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom wurden mit einem intervallverkürzten, 2-wöchigen CMF-Schema (Cyclophosphamid 700mg/m2/Methotrexat 40mg/m2/5-Fluoro­uracil 600mg/m2; jeweils Tag 1+2) behandelt. G-CSF wurde entweder an den Tagen 3 bis 10 oder an den Tagen 3 bis 13 appliziert (Abbildung 1). Bei der Gabe von G-CSF bis Tag 10 beträgt das G-CSF-freie Intervall bis zum nächsten Chemotherapiezyklus 5 Tage, bei der Applikation bis Tag 13 nur 2 Tage. Patientinnen der Gruppe A bekamen im ersten Chemotherapiezyklus G-CSF an den Tagen 3 bis 10, Patientinnen der Gruppe B erhielten zunächst die längere G-CSF-Prophylaxe. Aufgrund dieser Aufteilung kann im Ergebnis ein kumulativer Toxizitäts­effekt bedingt durch die Anzahl vorangegangener Chemotherapiezyklen ausgeschlossen werden. Es konnten 40 Chemotherapiezyklen ausgewertet werden. Die absoluten Neutrophilenwerte (ANC) Onkologisch | 3/2006 Literatur Schema Vergleich von Zyklus II versus III Vergleich von Zyklus IV versus V G-CSF- Zyklus II G-CSF- Zyklus III frei frei (Tage) (Tage) G-CSF- Zyklus IV G-CSF- Zyklus V frei frei (Tage) (Tage) A 5 133,0 2 38,6 2 63,2 5 96,4 B 2 68,7 5 81,0 5 91,3 2 54,7 Tabelle 1 ÿ Durchschnittlicher Thrombozytenwert x 109/l nach einem 2- bzw. 5-tägigen G-CSF-freien Intervall (modifiziert nach [1]) bzw. der WBC (White Blood Cell Count) unterschieden sich nicht zwischen den beiden G-CSF-Schemata. Bei der Applikation von G-CSF an 8 Tagen (Tag 3 bis 10) wurde ein ANC-Nadirwert von 0,87 x 109/l im Vergleich zu 0,81 x 109/l bei der 11-tägigen G-CSF-Gabe be­obachtet. Der Nadir wurde bei allen Patientinnen im Median an Tag 10 gemessen. Die Hämoglobin (Hb)-Werte wurden nicht von den unterschiedlichen G-CSF-Regimen beeinflusst, sanken jedoch im Verlauf der Chemotherapie. G-CSF-freies Intervall vor Chemotherapie wichtig Die Thrombozytenwerte waren bei Patientinnen, die vor der Chemotherapie ein 2-tägiges G-CSF-freies Intervall hatten deutlich niedriger als bei Patientinnen, die einen 5-tägigen Abstand zwischen G-CSF und Chemotherapie hatten (Tabelle 1). Der Unterschied der Nadirwerte der Thrombozyten zwischen einem 2-tägigen und einem 5-tägigen G-CSFfreien Intervall betrug durchschnittlich 45,7 x 109/l (p=0,0001). Zusätzlich wurde bestätigt, dass die Thrombozytenwerte mit der Anzahl der applizierten Chemotherapiezyklen abnehmen. Die Differenz zwischen den Thrombozytenwerten in Zyklus 2 versus Zyklus 5 lag bei 33,8 x 109/l (p=0,0003), war jedoch kleiner als der Unterschied in Abhängigkeit des G-CSF-Regimes. Die Thrombozytopenie wird hauptsächlich durch das jeweilige G-CSF-Schema und das damit assoziierte G-CSF-freie Intervall vor dem nächsten Chemotherapiezyklus beeinflusst. Ein Thrombozytenwert von <100 x 109/l wurde nach 20 Zyklen mit einem vorausgehenden 2-tägigen G-CSF-freien Intervall beobachtet und nach 11 Zyklen mit einem 5-tägigen Intervall. Werte von <25 x 109/l Thrombozyten wurden nach 4 Zyklen gemessen. Diesen Zyk­len gingen 2-tägige G-CSFfreie Intervalle voraus. Auch die thrombozytenbedingten Intervallverlängerungen wurden mehrheitlich nach dem kürzeren G-CSF-freien Intervall festgestellt. Onkologisch | 3/2006 Eine erhöhte Thrombozytentoxizität wurde bereits in mehreren Studien mit intervallverkürzter Therapie und langer G-CSF-Gabe beobachtet. Die Intervallverkürzung auf 2 Wochen bei dem ACE (Doxorubicin/Cyclophosphamid/Etoposid)-Regime mit G-CSF (1 Ampulle Granocyte® 34 pro Tag) an den Tagen 4 bis 14 verbesserte bei Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom die Rate der Komplettremissionen und die Überlebensraten [2]. Die intervallverkürzte Therapie führte jedoch bei 36% der Patienten zu einer Thrombozytopenie im Vergleich zu 25% bei Patienten unter dem 3-wöchigen Regime. Die Neutropenierate war bei Patienten unter dem 2-wöchigen Therapie­ regime mit G-CSF-Gabe deutlich geringer als bei Patienten unter dem 3-wöchigen Vergleichsregime (21% versus 83%). Eine modifizierte G-CSF-Gabe könnte die Thrombozytopenie vermindern und so bei dosisintensivierten Therapien die Nebenwirkungen reduzieren. Fazit Eine intervallverkürzte Therapie verbessert in verschiedenen Therapiesituationen das Behandlungsergebnis für die Patienten. Diese Therapieregime können nur mit einer G-CSF-Gabe durchgeführt werden. Die Thrombozytopenie wird häufig als wichtige Nebenwirkung bei diesen Chemotherapien diagnostiziert. Meist wird die kumulative Chemotherapiedosis als Ursache der Thrombozytopenie angesehen. Den aktuellen Studienergebnissen zufolge ist der Einfluss des G-CSF-Schemas jedoch höher als der Einfluss der kumulativen Toxizität. Timmer-Bonte et al. zufolge muss bei 2-wöchigen Chemotherapieregimen die G-CSF-Applikation rechtzeitig beendet werden, um die Thrombozytopenie zu reduzieren, und um die geplante Dosisintensität einhalten zu können. ■❚ Literatur [1] Timmer-Bonte JNH et al. (2005) Breast Cancer Res Treat 93: 117–123 [2] Thatcher N et al. (2000) J Clin Oncol 18: 395–404 13 14 Aktuelles Lenograstim in der supportiven Therapie Der Wachstumsfaktor G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimu­ lierender Faktor) hat in der Therapie hämatologischer Neoplasien und solider Tumoren einen wichtigen Stellenwert. Nach einer zytostatischen Therapie kann die Dauer der Neutropenie durch den Einsatz des Wachstumsfaktors verkürzt und das Risiko infektionsbedingter Komplikationen reduziert werden. Aktuellen Empfehlungen zufolge sollte G-CSF bei einem individuellen Risiko von ≥20% für eine febrile Neutropenie prophylaktisch appliziert werden. Die häufigsten Grunderkrankungen dieser Patienten waren Mammakarzinome mit 31,6% und Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) mit 30,1%. Das mediane Alter der Patienten lag bei 60 Jahren, 33% der Patienten waren älter als 65 Jahre. Das durchschnittliche Körpergewicht betrug 70kg und die durchschnittliche Körperoberfläche 1,8m2 (Tabelle 1). Bei 96,1% der Behandlungszyklen wurden 263µg Lenograstim (1 Ampulle Granocyte® 34 pro Tag) eingesetzt. Beginn der G-CSF-Prophylaxe A nlässlich des Dresdner Symposiums für Hämatologie und Onkologie stellte Hans-Heinrich Wolf, Halle, eine aktualisierte Auswertung des Post Marketing Surveillance von Lenograstim (Granocyte®) vor. Analysiert wurden die Daten von 1.595 Patienten, die in 117 Zentren behandelt wurden. Die Beobachtungsstudie spiegelt die derzeit übliche Praxis der Lenograstim-Verordnung in Deutschland wider. Mamma- NHL/ Bronchial- andere gesamt karzinom/ Morbus karzinom MaligOvarial- Hodgkin nome karzinom Patienten Die Dauer der Zytostatikaapplikation beeinflusste den Beginn der G-CSF-Prophylaxe. Ein 1-tägiges Chemotherapieregime erhielten 65,6% der Patienten und ein 2- bis 4-tägiges Chemotherapieregime 22,5% der Patienten. 11,9% der Patienten wurden mit Therapieschemata behandelt, die für 5 oder mehr Tage appliziert wurden. Einer vorausgegangenen Analyse der Daten von 1.043 Patienten zufolge, wurde bei 15% der Chemotherapiezyklen Lenograstim bereits ab Tag 1 bis 3 nach Beginn der Chemotherapie verabreicht (Zahner J, Kasper C, 2004, J Cancer Res Clin Oncol 130, Suppl 1: #PO843). Bei etwa der Hälfte der Patienten (49%) wurde die Lenograstim-Behandlung an den Tagen 4 bis 8 und bei 36% der Patienten mehr als 8 Tage nach Beginn der Chemotherapie initiiert. 629 559 127 280 1.595 Körperoberfläche (m ) 1,73 1,84 1,80 1,85 1,80 Körpergewicht (kg) 68,0 73,8 73,8 72,0 70,0 Dauer der G-CSF-Prophylaxe Therapiezyklen mit Lenograstim 2.864 3.099 542 1.041 7.546 durchschnittliche Dauer der LenograstimBehandlung (Tage) 4,6 5,8 5,1 5,7 ≤ 5 Tage (%) 75,8 60,6 72,5 66,2 68,3 > 5 Tage (%) 24,1 39,5 27,5 31,7 31,7 Die durchschnittliche Dauer der Lenograstim-Gabe pro Chemotherapiezyklus war bei Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren mit 4,6 Tagen im Vergleich zu Patienten mit anderen Tumor­entitäten am kürzesten. Die längste durchschnittliche G-CSF-Behandlung erhielten Patienten mit NHL oder Morbus Hodgkin (5,8 Tage). 68,3% der Patienten erhielten Lenograstim bis zu 5 Tagen und 31,7% der Patienten mehr als 5 Tage. Die mediane Dauer der Lenograstim-Gabe lag bei allen Patienten – unabhängig von der Tumorerkrankung – bei 5 Tagen. ■❚ 2 Tabelle 1 ÿ Post Marketing Surveillance – Patientencharakteristika und Lenograstim-Gabe (modifiziert nach Wolf H-H, Vortrag anlässlich des Dresdner Symposiums für Hämatologie und Onkologie, September 2006) Onkologisch | 3/2006 SERVICE / IMPRE SSUM 15 Editorial Board Chugai Science Award 2006 Frühzeitige allogene Transplantation Basara, Nadežda, Abteilung Hämatologie und Internistische Onkologie, Universitätsklinikum Leipzig Ehninger, Gerhard, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden Ho, Anthony D., Medizinische Klinik und Poliklinik V, Universitätsklinikum Heidelberg Uwe Platzbecker, Dresden, wurde für seine Arbeit zum Stellenwert einer frühzeitigen allogenen Transplantation bei Hochrisikopatienten mit akuter myeloischer Leukämie mit dem Chugai Science Award 2006 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich für herausragende wissen­ schaftliche Leistungen auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Knochenmarkund Stammzelltransplantation verliehen. Gesamtüberleben Das Gesamt­überleben und das krankheitsfreie Überleben betrugen 73% bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 22 Monaten. Der Karnofsky-Index dieser Patienten lag bei der jeweils letzten Untersuchung im Median bei 80% (70%–100%). Die frühzeitige allogene Stammzelltransplantation bei AML-Hochriskopatienten wird derzeit in einer multizentrischen Onkologisch | 3/2006 Schmitz, Norbert, Abteilung Hämatologie, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg Straka, Christian, Medizinische Klinik – Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München Impressum Herausgeber: Chugai Pharma Marketing Ltd., Frankfurt am Main D er mit 5.000 Euro dotierte Chugai Science Award wurde von Gerhard Ehninger anlässlich des Dresdner Symposiums für Hämatologie und Onkologie am 23. September 2006 überreicht. Uwe Platzbecker untersuchte den Stellenwert einer frühzeitigen allogenen Stammzelltransplantation bei Hochrisikopatienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) [1]. 26 Patienten erhielten nach median 40 Tagen seit Diagnosestellung eine allogene Stammzelltransplantation. Die Konditionierung mit reduzierter Intensität zur Vorbereitung der Transplantation erfolgte in der Aplasiephase nach der Induktionschemotherapie. Link, Hartmut, Medizinische Klinik I, Westpfalz-Klinikum GmbH, Kaiserslautern Springer Medizin Verlag GmbH Wissenschaftliche Kommunikation Tiergartenstraße 17 69121 Heidelberg Abbildung ÿ Preisverleihung – Gerhard Ehninger (links) und Uwe Platzbecker (rechts) Corporate Publishing: PD Dr. Beate Fruhstorfer (Leitung), Ulrike Hafner (verantwortlich), Katharina Finis, Dr. Friederike Holthausen, Sabine Jost, Dr. Ingeborg König, Dr. Claudia Krekeler, Dr. Christine Leist, ­ Dr. Sabine Lohrengel, Katrin Stobbe Redaktionelle Mitarbeit: Birgit-Kristin Pohlmann, Nordkirchen © Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006 Studie der deutschen Studieninitiative Leukämie (DSIL, AML 2003) weiter untersucht. Bewerbungsfrist für den Chugai Science Award 2007 ist der 31. Mai 2007. Wei­tere Informationen: www.chugaiphar­ma.de ■❚ Literatur [1] Platzbecker U et al. (2006) Reduced intensity conditioning allows for up-front allogeneic hematopoietic stem cell transplantation after cytoreductive induction therapy in newly-diagnosed high-risk acute myeloid leukemia. Leukemia 20: 707–714 Grafische Konzeption & Design: Künkel+Lopka Medienentwicklung Layout: buske-grafik, Heidelberg Druck: Wörmann & Partner, Mannheim Titelbild: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Sarkomzellen, Steve Gschmeissner/SPL/Agentur Focus online: www.chugaipharma.de www.onkodin.de Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Han­­dels­namen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Zeit­schrift berechtigt auch ohne besondere Kenn­zeich­nung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichenund Marken­schutzgesetz­gebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.