1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS GLYPRESSIN 1 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Durchstechflasche mit Pulver: der Wirkstoff ist Terlipressinacetat (INN), vorhanden in Form von Terlipressinacetat (1 mg) entsprechend 0,86 mg Terlipressin freie Base. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung nach Rekonstitution. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Terlipressin ist bei der Behandlung blutender Ösophagusvarizen indiziert. 4.2 Dosierung und Art der Anwendung GLYPRESSIN wird unter aseptischen Bedingungen in der sterilen physiologischen Salzlösung (5 ml) rekonstituiert. Auf diese Weise erhält man eine Terlipressin-Lösung à 0,2 mg/ml. Die Initialdosierung beträgt 2 mg Terlipressin als intravenöse Bolusinjektion, gefolgt von Injektionen à 2 mg alle 4 Stunden. Die Behandlung wird über 24 aufeinanderfolgende Stunden oder bis maximal 48 Stunden fortgesetzt, bis die Blutung unter Kontrolle ist. Nach der initialen Injektion können die nachfolgenden Injektionen für Patienten mit einem Körpergewicht < 50 kg, oder falls die Nebenwirkungen es erfordern, bis auf 1 mg reduziert werden. Man kann GLYPRESSIN ebenfalls durch eine Infusion à 20 µg/kg Körpergewicht über 20 – 30 Minuten verabreichen. Die berechnete Dosis wird in 100 ml einer isotonischen NatriumchloridLösung verdünnt. Eine höhere Dosierung, beschrieben als bis 100 µg/kg Körpergewicht hinreichend, ergibt keinen klinischen Nutzen, kann jedoch nur die Schwere der Nebenwirkungen, die bei einer Dosierung über 50 µg/kg Körpergewicht auftreten, erhöhen. Die Dauer der Behandlung scheint wichtiger als die Dosierung zu sein. Die maximale Tagesdosierung beträgt 6 x 20 µg pro kg Körpergewicht. Eine Blutdruck- und EKG-Kontrolle ist erforderlich. GLYPRESSIN kann sowohl als Monotherapie als auch zusammen mit einer ösophagealen LintonSonde oder Sengstaken-Blakemore-Sonde angewendet werden. 4.3 Gegenanzeigen Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Besondere Vorsicht ist in folgenden Fällen geboten: bronchiales Asthma, arterielle Hypertonie, fortgeschrittene Arteriosklerose, koronare Insuffizienz, Herzrhythmusstörungen und epileptiforme Spasmen. Eine Blutdruck-, Herzschlag-, Flüssigkeitshaushalts-Kontrolle ist immer erforderlich. Es muss berücksichtigt werden, dass die Wirkung von GLYPRESSIN eine bestimmte Zeit anhält. Terlipressin wirkt nicht bei arteriellen Blutungen. Wenn eine Wirkung nicht eintritt oder falls sich die Blutung verschlimmert, kann ein chirurgischer Eingriff wünschenswert sein. Eine Verlangsamung der Herzfrequenz und der Herzleistung, die durch die Behandlung hervorgerufen wird, kann auf eine reflexogene Inhibition der Herzaktivität auf der Nervus-vagus-Ebene als Folge eines erhöhten Blutdruckes zurückzuführen sein. Bei Patienten mit einer aus der Anamnese bekannten arteriellen Hypertonie oder bekannter Herzerkrankung ist Vorsicht geboten. Um den Blutdruck bei diesen Patienten unter Kontrolle zu halten, wurden 150 µg Clonidin intravenös verabreicht. Bei pulmonaler Problematik, wie zum Beispiel bei bronchialem Asthma, kann eine künstliche Beatmung erforderlich sein. Während der Behandlung mit Terlipressin kann eine geringe Wasserretention auftreten. Falls der Flüssigkeitsverlust durch die Blutung zum Stillstand gebracht wird, kann der Flüssigkeitshaushalt durch Diurese oder Serumosmolalität im Gleichgewicht gehalten werden. Da GLYPRESSIN eine schwache antidiuretische Aktivität ausübt, ist bei renaler Insuffizienz im Endstadium Vorsicht geboten. Bei Anfälligkeit für Spasmen zerebralen Ursprungs und bei Patienten mit koronarer Sklerose muss die Dosierung genau bestimmt werden. Um eine lokale Nekrose zu vermeiden, darf das Arzneimittel ausschließlich intravenös verabreicht werden. Da mit der Verabreichung bei Kindern und älteren Personen wenig Erfahrung vorhanden ist, ist bei diesen Patientengruppen Vorsicht geboten. Es gibt keine Daten über Dosisanpassungen bei diesen Patientengruppen verfügbar. Bei der Dosierung der Behandlung von Patienten mit septischem Schock ist Vorsicht geboten. Wenn diese mit einer niedrigen Herzleistung (< 5 l/Minute) verbunden ist, ist die Behandlung mit Terlipressin nicht angezeigt. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Die hypotensive Wirkung von nicht-selektiven Betablockern auf die Vena porta wird durch Terlipressin erhöht. Die gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie Bradykardie induzieren (z.B. Propofol – Sufentanil), kann zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz und des kardialen Outputs führen. Diese Wirkungen können der reflexogenen Hemmung der Herzaktivität aus dem Nervus vagus als Folge des erhöhten Blutdruckes zugeschrieben werden. 4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Auf Grund der Erfahrung beim Menschen sollte GLYPRESSIN vermutlich Reproduktions- und Entwicklungstoxizität hervorrufen können, wenn es während der Schwangerschaft verabreicht wird. Es ist nachgewiesen, dass GLYPRESSIN uterine Kontraktionen und einen erhöhten intrauterinen Druck in der Frühschwangerschaft hervorruft und dass es die uterine Durchblutung vermindern kann. Studien bei Tieren haben Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). GLYPRESSIN darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der klinische Zustand der Frau erfordert eine Behandlung mit Terlipressin. Stillzeit Es ist nicht bekannt, ob Terlipressin in die Muttermilch übergeht. Die Ausscheidung von Terlipressin in die Muttermilch wurde an Tieren nicht untersucht. Ein Risiko für den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Es ist zu entscheiden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Terlipressin verzichtet werden soll. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden. Fertilität Eine Studie bei männlichen Ratten suggerierte eine Wirkung von Terlipressin auf die männliche Fertilität. Die Fruchtbarkeit bei der Frau wurde nicht in nicht-klinischen Studien untersucht. Daten über den Einfluss auf die männliche und weibliche Fertilität beim Menschen sind nicht verfügbar. Frauen im gebärfähigen Alter Auf Grund einer möglichen Entwicklungstoxizität bei der Anwendung von GLYPRESSIN während der Schwangerschaft müssen Frau im gebärfähigen Alter nach der Behandlung mit GLYPRESSIN 1 Tag eine zuverlässige Verhütungsmethode verwenden. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Nicht zutreffend auf Grund des medizinischen Zustandes des Patienten. Es wurden keine Studien über die Wirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, durchgeführt. 4.8 Nebenwirkungen Wenn es bei Ösophagusblutungen varikösen Ursprunges zu einer Dosis gleich oder höher als 1 mg i.v. verabreicht wird, kann das Produkt folgende Reaktionen fördern: Systemorganklasse gemäß MedDRADatenbank Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen Häufig (≥ 1/100, < 1/10) Erkrankungen des Nervensystems Herzerkrankungen Kopfschmerzen Gefäßerkrankungen Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Gelegentlich (≥ 1/1000, < 1/100) Selten (≥ 1/10 000, < 1/1000) Hyponatriämie falls der Flüssigkeitshaushalt nicht kontrolliert wird Bradykardie Atriumfibrillation, Ventrikuläre Extrasystolen, Tachykardie, Schmerzen in der Brust, Myokardinfarkt, Flüssigkeitsansammlung mit pulmonalem Ödem, Torsade de pointes, Herzinsuffizienz Periphere Vasokonstriktion, Intestinale Ischämie, Periphere Periphere Ischämie, Zyanose, Hitzewallungen Gesichtsblässe, Hypertonie Atemnot, Ateminsuffizienz Dyspnoe Vorübergehende abdominale Krämpfe, Vorübergehender Durchfall Vorübergehende Übelkeit, Vorübergehendes Erbrechen Hautnekrose Uterine Kontraktionen, Uterine Ischämie Nekrose an der Injektionsstelle Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung anzuzeigen über: Föderalagentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte, Abteilung Vigilanz Eurostation II, Victor Hortaplein 40/40, B-1060 Brüssel Website: www.fagg.be - E-mail: [email protected] 4.9 Überdosierung Die empfohlene Dosis (2 mg/4 Stunden) darf nicht überschritten werden, da das Risiko auf schwere Störungen des Blutkreislaufs dosisabhängig ist. Bei Überdosierung können folgende Symptome beobachtet werden: abdominale Schmerzen, Blutdruckanstieg und Bradykardie. Bei Überdosierung ist die Dialyse in Erwägung zu ziehen. Um den Blutdruck unter Kontrolle zu halten, kann Clonidin, 150 µg i.v., verabreicht werden. Schwere Bradykardie kann mit Atropin behandelt werden. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Neurohypophyse-Hormone (Vasopressin und Analoga). ATC-Code: H01BA04. GLYPRESSIN enthält eine hormonogene Substanz, Terlipressin (N-α-Triglycyl-8-Lysin-Vasopressin oder TGLVP), die zur Gruppe der Neurohypophyse-Hormone gehört. Terlipressin hat anfänglich eine Wirkung auf sich selbst, aber durch enzymatische Spaltung in LysinVasopressin (Lypressin oder LVP) bewirkt es eine Kontraktion der kleinen gastrointestinalen und uterinen Blutgefäße und wirkt auf die glatte Muskulatur des Gastrointestinaltraktes. Es verstärkt den Tonus und stimuliert die Darmperistaltik. Im Pfortadersystem beobachtet man einen Blutdruckabfall durch die verminderte arterielle Blutzufuhr. Dosen à 1 und 2 mg vermindern auf wirksame Weise den portalen venösen Druck und verursachen eine ausgesprochene Vasokonstriktion. Die Reduzierung des portalen Druckes und der ungepaarten Durchblutung ist dosisabhängig. Die Wirkung der niedrigen Dosis ist nach 3 Stunden aufgehoben, obwohl hämodynamische Daten zeigen, dass 2 mg wirksamer sind als 1 mg, da die höhere Dosis eine zuverlässige Wirkung im Laufe der Behandlungsperiode (4 Stunden) hat. Zu der üblichen Dosierung hält die hämodynamische Wirkung von GLYPRESSIN 8 Stunden an. Im Vergleich dazu wirkt eine äquivalente Dosis Lysin-Vasopressin oder Arginin-Vasopressin nur einige Minuten. Im Gegensatz zu Vasopressin ruft das Produkt keine ACTH-Abgabe hervor, hat keinen Einfluss auf die Fibrinolyse und besitzt eine geringe antidiuretische Aktivität. GLYPRESSIN ruft keine Veränderungen des EKG und keine Arrhythmien hervor. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Die drei Glycylreste der biologisch inaktiven Form von TGLVP werden in den Nieren enzymatisch abgespalten; so wird die biologisch aktive Form LVP sehr allmählich und in geringen Mengen freigesetzt. Die maximale Lysin-Vasopressinkonzentration wird 60-120 Minuten nach der Injektion von Terlipressin erreicht. Eine Injektion von TGLVP bewirkt eine kontinuierliche Freisetzung von LVP, die mehrere Stunden anhält. Dies resultiert in einer pharmakologischen Wirkung auf die glatte Muskulatur, die 2 bis 10 Stunden anhält, während eine gleich starke Dosis Lysin-Vasopressin nur 20 Minuten wirksam ist. Über Angaben über eine Placentapassage oder Penetration in den Liquor wurde nicht berichtet. Die Plasma-Halbwertzeit von Terlipressin beträgt 40 Minuten. Weniger als 1% der verabreichten Dosis wird unverändert mit dem Urin ausgeschieden. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Auf Basis von konventionellen Studien von einfacher und wiederholter Dosistoxizität und Genotoxizität zeigen präklinische Daten zeigen keine besonderen Risiken für den Menschen. Eine embryofötale Studie bei Ratten hat keine nachteiligen Folgen von Terlipressin gezeigt. Bei Kaninchen kamen Fehlgeburten vor, wahrscheinlich verbunden mit der maternalen Toxizität, und es gab Anomalien der Ossifikation bei einer kleinen Anzahl Feten und einen einzigen Einzelfall von Gaumenspalte. Eine männliche Fertilitätsstudie bei Ratten zeigte keine Wirkungen auf die Paarungsleistungen, aber in den behandelten Gruppen wurde ein niedrigerer Schwangerschaftsgrad und eine kleinere Wurfgröße beobachtet, wodurch angenommen werden kann, dass Terlipressin eine Wirkung auf die Fruchtbarkeit hat. Karzinogenizitätsstudien mit Terlipressin wurden nicht durchgeführt. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Durchstechflasche mit Pulver: Mannitol 10 mg. Ampulle mit 5 ml Lösungsmittel: Natriumchlorid 45 mg – verdünntes Wasserstoffchlorid – Wasser für Injektionszwecke bis 5 ml. 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre. Das Verfalldatum ist auf der Verpackung angegeben nach EXP. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des angegebenen Monats. Die chemische und physikalische Stabilität des rekonstituierten Produktes wurde für 7 Tage bei 25°C nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht ist das Produkt sofort nach Zubereitung anzuwenden. Wenn das Produkt nicht sofort angewendet wird, liegen die Aufbewahrungszeiten und Lagerbedingungen vor der Verabreichung in der Verantwortung des Anwenders und sollten normalerweise nicht länger als 24 Stunden bei 2-8°C betragen, es sei denn, die Rekonstitution hat unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen stattgefunden. 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Packung mit 1 Durchstechflasche mit Pulver und 1 Ampulle mit Lösungsmittel. Packung mit 5 Durchstechfläschchen mit Pulver und 5 Ampullen mit Lösungsmittel. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung Keine besonderen Anforderungen. 7. INHABER DER ZULASSUNG Ferring N.V., Capucienenlaan 93C, B-9300 Aalst 8. ZULASSUNGSNUMMER(N) BE150717 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 11/04/1990 10. STAND DER INFORMATION Datum der Genehmigung: 12/2016 11. ART DER ABGABE Verschreibungspflichtig